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Jahrgang 13 5,00 Euro

MAGAZIN FÜR

POLITIK UND GESUNDHEIT Jürgen Zurheide Dr. med. oder Dr. Google? S. 4

TAUWETTER

Der Politische Frühling beginnt

Johannes Steiniger Anreize für mehr Bewegung S. 12

Florian Graf Wahlen in der Hauptstadt S. 20


Caring and Curing Leben retten und Gesundheit verbessern – das ist unser Ziel Die Entwicklung bahnbrechender neuer Medikamente steht für Novartis an erster Stelle. Sie schaffen neue Behandlungsmöglichkeiten für bislang unerfüllte medizinische Bedürfnisse der Patienten. Patienten und ihre Bedürfnisse können jedoch sehr unterschiedlich sein. Deshalb bietet Novartis neben innovativen Medikamenten auch Möglichkeiten zur Krankheitsvorbeugung sowie Generika an und verbessert den Zugang zu medizinischer Versorgung.

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EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser,

seit Monaten beschäftigt uns in Deutschland kein Thema mehr als das der Flüchtlinge. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den vielen Menschen, die auf der Suche nach Schutz und Sicherheit zu uns gekommen sind, steht momentan an vorderster Stelle. In den Erstaufnahmeeinrichtungen werden die Flüchtlinge registriert und medizinisch versorgt. Das deutsche Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt. Das Niveau und die Verlässlichkeit in der Behandlung von Krankheiten sind vorbildlich. Der Zugang von über 1,1 Millionen Flüchtlingen im Jahr 2015 stellt uns aber auch hier vor eine Herausforderung: Es liegt auf der Hand, dass die deutschen Versorgungsstrukturen auf einen so unerwarteten und hohen Zuwachs an Patienten kaum vorbereitet sein konnten. Die medizinische Behandlung der Flüchtlinge regelt das Asylbewerberleistungsgesetzt von 1993. Im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung der privat und gesetzlich versicherten Patienten besteht ein verminderter Leistungsanspruch: Flüchtlinge erhalten nur eine

INHALT medizinische Minimalversorgung. Sie sind zudem verpflichtet, eine ärztliche Untersuchung auf übertragbare Krankheiten einschließlich einer Röntgenaufnahme ihrer Atmungsorgane zu gestatten. Die Erstuntersuchung umfasst die Befragung nach möglichen Krankheiten und bereits vorgenommenen Impfungen. Nach einer körperlichen Inaugenscheinnahme, bei der beispielsweise der Befall von Krätzmilben oder Läusen ausgeschlossen werden soll, folgt das Angebot über zusätzliche Impfungen. Operationen und die Behandlung aller medizinischen Probleme, die keine akute Lebensgefahr darstellen oder sofort zu kurieren sind, werden hinausgeschoben. Leider fehlt es in Deutschland nach wie vor an einer transparenten und einheitlichen Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge. Jedes Bundesland regelt seine Verfahren selbst und auf teilweise sehr unterschiedliche Weise. Unbestritten ist auch ein eklatanter Mangel an Psychotherapeuten: Nach konservativen Schätzungen leidet mindestens die Hälfte aller nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge unter traumatischen Erlebnissen. Besonders Kinder erhalten zu wenig Aufmerksamkeit und entwickeln posttraumatische Belastungsstörungen. Hier brauchen wir dringend bessere und praktikable Beratungsangebote für Familien.

Serap Güler (38) Seit 2012 Mitglied des Landtages in NRW

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Dr. Google oder Dr. med.? Unser Autor Jürgen Zurheide macht sich Gedanken über die unaufhaltsame Digitalisierung auch der medizinischen Praxis

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Telemedizin und Telekonsile Zwei wesentliche Faktoren sieht Peter Preuß in der Zukunft: die Digitalisierung und die Berücksichtigung gesellschaftlicher Veränderungen

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eHealth und Volkskrankheiten Vorrang haben in der Gesundheitspolitik künftig Bewusstseinsschärfung und Impulssetzung meint unser Autor und Politiker Tino Sorge

10 AMD – die unbekannte Krankheit AMD ist eine der am weitesten verbreiteten Augenerkrankungen in Deutschland. Autor Klaus-Dieter Lemmen erläutert das AMD-Netz 12 Das Präventionsgesetz Vielschichtige Interessen musste es überwinden, bis es endlich Wirklichkeit wurde. MdB Johannes Steiniger erläutert das neue Präventionsgesetz 14 Wirksame Krisenintervention Die Bundesärztekammer und ihr Präsident Frank Ulrich Montgomery setzen sich für eine verbesserte Krisenintervention und mehr Fürsorge für eingesetzte Helfer ein 16 Prognose trifft Wirklichkeit Noch nie wollten so viele junge Menschen ein Medizinstudium beginnen, was vor zehn Jahren kaum jemand prognostiziert hätte, schreibt Maria Michalk 18 Schwarz-Grün in Hessen Michael Boddenberg, Chef der CDULandtagsfraktion in Hessen, bilanziert zwei Jahre Schwarz-Grün in seinem Bundesland 20 Wahlen in Berlin Am 18. September wählt auch die Hauptstadt ihr neues Parlament, das Abgeordnetenhaus. Wir haben den CDUFraktionsvorsitzenden Florian Graf gebeten, die Lage zu beschreiben 22 Kolumne Hier schreibt unser Kolumnist Gottfried Ludewig 22 Impressum

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Foto: Alexander Klaus/ pixelio.de

GESUNDHEITSKARTE

Dr. Google oder Sie? Inzwischen darf man feststellen: die elektronische Gesundheitskarte wird kommen, selbst wenn es länger gedauert haben wird, als alle Prognosen vorausgesagt haben

Von Jürgen Zurheide

Man könnte fast nostalgisch werden. Ich habe noch im Ohr, wie erbittert auf verschiedenen Ärztetagen über die elektronische Gesundheitskarte gestritten wurde. Für die einen war sie der Schlüssel zu einer neuen, besseren Welt; für die Anderen das Symbol für den Niedergang der Profession, der finale Versuch, die Mediziner unter Kuratel der Feinde aus den Krankenkassen oder Ministerien zu stellen und ihnen jede Freiheit zu nehmen. Mit großen Worten und noch mehr Emotionen wurde diese Debatte befeuert, der rationale Diskurs blieb nicht selten auf der Strecke und – ehrlich gesagt – ich habe diesen Streit nie ganz verstanden. Denn die elektronische Gesundheitskarte ist selten das alleinige Heilsversprechen für bekannte Schwächen im System gewesen, auf gar keinen Fall war sie der Versuch, die Herrschaftsverhältnisse umzukehren. Manche Argumente vom Ende der ärztlichen Selbstbestim-

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mung, dem bewussten Eingriff in die Therapiefreiheit oder dem größten anzunehmenden Unfall für den Datenschutz habe ich immer für völlig überzogen gehalten; sie wurden nicht selten von jenen vorgebracht, die kein Problem damit haben, die ärztliche Fortbildung für nebensächlich zu halten und Befunde per Fax zu verschicken. Nein, die Schärfe dieses Streits war immer unangemessen. Für mich stand immer fest, dass der Datenschutz das höchste Gut bei all den Versuchen sein muss, das Gesundheitssystem ins 21. Jahrhundert zu befördern und dass die elektronische Gesundheitskarte nicht mehr und nicht weniger als der erste Schlüssel für eine bessere Zusammenarbeit der Akteure ist.

Die Karte kommt Inzwischen darf man feststellen: die elektronische Gesundheitskarte wird kommen, selbst wenn es länger gedauert haben wird, als alle Prognosen vorausgesagt haben; sie wird weniger dür-

fen, als sie sollte und – ja, auch das – sie wird teurer sein, als ursprünglich geplant. Aber, und das ist meine erste These: Die Karawane ist längst vorbei gezogen. Nicht wenige Ärzte sind weiter, als ihre Funktionäre, der Strukturwandel der Branche läuft und zeigt, dass viele kreativer sind, als jene, die nur bewahren wollen. Das Bild des Einzelkämpfers in der Praxis ist zwar noch Realität und die Verteidigung dieses Bildes offenbar Leitmotiv vieler Standesvertreter, aber hinter dieser Folie entwickeln sich neue Strukturen, die eher geeignet sind, die künftigen Aufgaben zu schultern. Unsere Gesellschaft wird älter, der Bedarf an medizinischer und pflegerischer Unterstützung wird sich entsprechend wandeln, wie die Versorgung auf dem Lande sicher gestellt werden kann, wird immerhin schon diskutiert; das ist ein Fortschritt. Damit einher geht die Frage, wie sich Mediziner zusammenschließen, um die Arbeit zu bewältigen; wie sie Behandlungsketten mit anderen Professionen aus den Heilberufen abstimmen und koordinieren. All das sind die Herausforderungen unserer Zeit. Damit kommen wir zum dritten Punkt. Die verfasste Ärzteschaft kann weiter gegen all diese Szenarien kämpfen, sie wird sich verkämpfen. Natürlich reicht die Kraft, um hier und da etwas Sand ins Getriebe zu werfen, Entwicklungen zu verzögern, aufzuhalten sein werden sie nicht. Ich erinnere mich an eine Konferenz, bei der es vor einiger Zeit um das Überleben der Ärzte in ihrer Einzelpraxis ging. Obwohl damals Honorarzuwächse verabredet waren, die weit über dem lagen, was in anderen Teilen der Wirtschaft realisiert wurde, war die Stimmung im Saal katastrophal. Es gab kaum jemanden, der die realen Verbesserungen anerkannt hat, ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie es zu einer derart verzerrten Wahrnehmung der Realität kommen konnte und habe auch versucht, das offen anzusprechen, blieb aber im öffentlichen Teil der Einzige, der diesen Blick wagte. Erst später, in der Tiefgarage, kam ein junger Arzt auf mich zu und sagte: ich hätte mit meiner Bemerkung absolut Recht gehabt und viele Mediziner seien längst weiter, als jene,


GESUNDHEITSKARTE die das Lamento über die katastrophalen Arbeitsbedingungen zum alleinigen Imperativ ihres Daseins erklärten. Er fügte noch hinzu: die Gruppe derjenigen, die die Konsequenzen ziehen, sich zusammenschließen und vernetzen, nimmt zu! Ich konnte ihm einen Hinweis dann nicht ersparen: “Warum sagen Sie das nicht laut“?

Konkurrenz durch Dr. Google Damit komme ich zu meiner vierten These. All diese Entwicklungen laufen längst und verändern das System schleichend, wir stehen inzwischen aber vor einer weit größeren Herausforderung: Wenn die Heilberufler nicht schneller und besser zusammenarbeiten wird Dr. Google zur unheilvollen Konkurrenz! Wer keinen Termin beim Facharzt bekommt, wird froh darüber sein, wenn ihm ein Teledoktor die Diagnose bei Hautveränderungen stellt; wer 40 Kilometer bis zur nächsten Arztpraxis fahren muss, freut sich über ein Telekonsil. Inzwischen entdecken immer mehr Menschen die Vorzüge der einen oder anderen Gesundheits-App. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet viel rascher voran, als sich das jene gedacht haben, die noch im Schützengraben des Kampfes gegen die Gesundheitskarte sitzen.

Behandlungspfade über Sektorgrenzen hinweg zu organisieren, dafür jenes Maß an Daten und Fakten elektronisch bereit zu stellen, die man wirklich braucht. Wenn sie das schaffen wird Dr. Google das Hirngespinst einiger Freaks in Silikon Valley bleiben. Wenn nicht, wird er sie, die Ärzte, ersetzen!

Ob es uns passt oder nicht: Selbst unter den über 65jährigen nutzen schon 20 Prozent das Smartphone; allein zwischen 2013 und 2014 hat sich diese Quote mehr als verdoppelt. Nicht wenige unter ihnen probieren mal diese und dann wieder jene Anwendung im Gesundheitsbereich aus. Man muss kein Experte sein, um vorherzusagen, dass diese Zahl drastisch steigen wird. Der Google Konzern hat das Feld Gesundheit als strategisch zu entwickelnden Markt entdeckt; das Wort „Markt“ sagt, was da auf uns zukommt: Markt heißt Geschäft und Gewinn. Diabetiker können ihren Blutzuckerspiegel permanent messen lassen, das Smartphone alarmiert sie, wenn sie reagieren müssen. Ärzte braucht dieses System nur noch als Randfiguren.

JÜRGEN ZURHEIDE

Ja, diese These ist provozierend, aber sie beschreibt eine Wirklichkeit, die näher ist, als viele heute denken oder ahnen. Welchen Anteil diese neue Welt haben wird, hängt ganz entscheidend davon ab, wie sich die verfasste Ärzteschaft weiter entwickelt. Wenn sie ihren Platz im Bremserhäuschen aufgibt und mutig neue Konzepte entwickelt, wird sie sich eher behaupten können. Dann gibt es künftig mehr Ärzte, die zusammenarbeiten, die es für normal halten, mit anderen Heilberuflern zu kooperieren,

Jürgen Zurheide beobachtet seit mehr als 20 Jahren die politische Landschaft in Nordrhein-Westfalen. Er schreibt für Zeitungen und berichtet im WDR-Hörfunk über Land und Leute. Der gelernte Volkswirt hat einen besonderen Blick für den Wandel der wirtschaftlichen Strukturen und die Veränderungen in dem einstigen Kohle- und Stahlland, das längst viel mehr bietet, als der erste Blick verrät

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Foto: Paulwip/pixelio.de

DIGITALISIERUNG um die Nutzung der heute bereits vorhandenen technischen Möglichkeiten in der Medizin, um die vielbeschworene Digitalisierung. So technisch die Umsetzung ist, so sehr wird sie aber auch zum Nutzen des Patienten sein, der stets im Mittelpunkt aller Vorhaben stehen muss. So ist die Vernetzung der Akteure technisch und datenschutzrechtlich eine große Herausforderung. Am Ende steht aber zum Beispiel die Elektronische Gesundheitskarte mit der Speicherung von Daten wie einem Medikationsplan oder Angaben zu Allergien, die helfen werden, falsche Behandlungen und die Folgen zu verhindern. Elektronische Arztbriefe, Telemedizin, Telekonsile und weitere Nutzungsmöglichkeiten werden zu einer Beschleunigung von Abläufen und einer besseren Abstimmung aller Beteiligten führen. Besonders in ländlichen Räumen oder bei einer Unterversorgung vor Ort aufgrund eines Ärztemangels wird dies den Patienten Vorteile bringen und auch in Zukunft eine bestmögliche Versorgung sichern.

Digital und mit Herz

in die Zukunft der medizinischen Versorgung Aufgrund der Einbindung des Telenotarztes kann die Versorgung durch konventionelle Notärzte zielgerichtet erfolgen und der Notarzt dort eingesetzt werden, wo er gebraucht wird

Von Peter Preuß, MdL

Die Zukunft und Sicherung der medizinischen Versorgung in Deutschland wird unter anderem von zwei maßgeblichen Faktoren bestimmt werden: der Digitalisierung und der Berücksichtigung der derzeitigen gesellschaftlichen Veränderungen.

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Die Nutzung digitaler Technologien gehört in der Arbeitswelt wie auch privaten Lebensbereichen bereits zum Alltag. Mit der Verabschiedung des EHealth-Gesetzes steht fest, in welche Richtung die Entwicklung der Infrastruktur der medizinischen Versorgung in Deutschland in den kommenden Jahren gehen wird. Es geht

Ein konkretes Beispiel für die Vorzüge der Nutzung moderne Technologien ist die Telemedizin in der Notfallmedizin. Seit 1957 gibt es in Deutschland den Notarztdienst mit Notarztwagen. Doch veraltete Kommunikationsmittel, steigende Einsatzzahlen und Notärztemangel sind Probleme, mit denen sich der Rettungsdienst wie auch die Patienten konfrontiert sehen. Besonders schwer für Patienten in einer Notsituation wiegen verlängerte Eintreffzeiten und damit einhergehende Verzögerungen in der Behandlung. In 17 Prozent der Fälle dauert es mehr als 20 Minuten bis zum Eintreffen eines Notarztes. Nach Jahren der Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist in Aachen der Telenotarzt seit 2014 im Regelrettungsdienst im Einsatz. Der Telenotarzt fährt nicht mehr mit dem Rettungswagen mit, sondern steht in der Telenotarzt-Zentrale unmittel-


DIGITALISIERUNG bar den Rettungsassis- In Aachen ist der Telenotarzt Finanzierbarkeit, tenten im Einsatz zur seit 2014 im Regelrettungs- schaffen. Denn bei Seite. Anhand direkter den Mehrkosten, Kommunikation mit dienst im Einsatz. Der Telenot- die sich aus Ausden Kollegen vor Ort arzt fährt nicht mehr mit dem bildung und Aussowie Bildern, medizi- Rettungswagen mit, sondern rüstung ergeben, nischen Daten, die in steht in der Telenotarzt-Zentra- ermöglicht der Echtzeit übermittelt le unmittelbar den Rettungsas- Telenotarzt auch werden und der Einsistenten im Einsatz zur Seite. Einsparungen. Es bindung über eine Kaist notwendig, auf mera im Rettungswagen, kann der kommunaler Ebene über diese techTelenotarzt sofort Maßnahmen einnischen Möglichkeiten zu informieleiten. Dies bringt mehrere Vorteile ren und die Akzeptanz in das System mit sich. Das therapiefreie Intervall zu stärken. Letztendlich muss auch verkürzt sich. Bei Notfällen wie zum die Einführung besonders im ländBeispiel Schlaganfällen oder auch im lichen Raum forciert werden. ländlichen Raum bei einer längeren Anfahrt zu einem Krankenhaus wird Ebenso notwendig wie die Nutzung so im Sinne des Patienten wertvolder technischen Möglichkeiten und le Zeit gespart. Weiterhin wird die die Umsetzung der Digitalisierung rechtliche Sicherheit für Notfallasist die Weiterentwicklung der medisistenten durch das System erhöht, zinischen Versorgung im Hinblick da der Telenotarzt die Gesamtverantauf die Veränderungen in der Gesellwortung trägt, sobald er eingebunden schaft. Lebensbedingungen, die sich ist. Die Durchführungsverantwortung aus dem demographischen Wandel liegt bei den Rettungsassistenten vor und sich ändernden gesellschaftliOrt. Die unterschiedlichen Kommuchen Strukturen ergeben, muss ebennikationswege sowie die mediziniso Rechnung getragen werden. Eine sche Dokumentation und das Vorgeimmer älter werdende Gesellschaft hen nach Checklisten beschleunigen mit einer hohen Lebenserwartung, nicht nur die Abläufe, sondern sind der zunehmende Verlust familiärer auch wichtig für eine stetige QualiBindungen und die Anforderungen tätsverbesserung. Weiterhin ergeben an Angehörige pflegebedürftiger und sich Möglichkeiten der Unterstützung schwer kranker Menschen sind Kriund Kontrolle gerade junger Notärzterien, die in der Ausgestaltung der te. Auch Sekundärverlegungen von medizinischen Versorgung BeachPatienten werden vereinfacht, da der tung finden müssen. Eine bestmögTransport und die Überwachung über liche Versorgung kranker Menschen den Telenotarzt erfolgen. gründet nicht ausschließlich auf dem Einsatz hervorragender GesundheitsDie Erfahrungen sind durchweg positechnik, sondern auch auf einer ganztiv und zeigen die großen Vorteile der heitlichen Behandlung, die nicht nur Telemedizin im Rettungswesen auf. den Kranken, sondern den ganzen Aufgrund der Einbindung des TeleMenschen im Fokus hat. Als wichtinotarztes kann die Versorgung durch ges Beispiel ist hier die Palliativmekonventionelle Notärzte zielgerichtet dizin zu nennen. erfolgen und der Notarzt dort eingesetzt werden, wo er gebraucht wird. Die Versorgung unheilbar erkrankDer Telenotarzt soll den Notarzt vor ter Menschen stellt die GesundheitsOrt nicht ersetzen, ermöglicht jedoch politik und die Gesellschaft vor große eine Optimierung des Einsatzes der Herausforderungen. Bislang sind die knappen Ressource „Arzt“. Möglichkeiten schwerkranke Menschen in einer angemessenen UmgePolitik muss diese Erfahrungen konbung und ihren besonderen Bedürfsequent aufgreifen und die Rahmennissen entsprechend zu versorgen bedingungen, zum Beispiel für die noch begrenzt. Mit der Verabschie-

dung des Gesetzes zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung im Bundestag im vergangenen November wird die Palliativversorgung maßgeblich gestärkt und ausdrücklicher Bestandteil der Regelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Ebenso werden die Rahmenbedingungen für Hospize verbessert und die Sterbebegleitung ist ausdrücklicher Bestandteil der sozialen Pflegeversicherung. Losgelöst von Paragraphen geht es darum, Menschen in ihrer letzten Lebensphase mit medizinischer, pflegerischer, psychologischer und seelsorgerischer Hilfe zu begleiten. Im Umgang mit unheilbar kranken Menschen, Pflegebedürftigen und Sterbenden zeigt sich die Humanität einer Gesellschaft, zeigt sich wie christliche Werte gelebt werden. An den Beispielen Telenotarzt und Palliativmedizin wird deutlich, dass moderne medizinische Versorgung und Gesundheitspolitik sich in einem Spannungsfeld zwischen technischen Möglichkeiten und humanen Notwendigkeiten bewegen. Darin, beiden Bereichen gleichermaßen gerecht zu werden, besteht die große Herausforderung.

PETER PREUSS

Peter Preuß, 63, ist Rechtsanwalt in Düsseldorf. Er gehört dem Landtag von Nordrhein-Westfalen seit 2005 an. Preuß ist Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Arbeit, Gesundheit und Soziales

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eHEALTH die Entstehung und die Folgen von Diabetes ist ein bewusster und intelligenter Einsatz digitaler Anwendungen. Dieser Zukunftsbereich hat dabei sowohl Auswirkungen auf das „alltägliche“ Leben als auch auf die regionale Ärzteversorgung und die konkrete Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten, Ärzten und Apotheken sowie innerhalb der Ärztegemeinschaft.

Tino Sorge, MdB (CDU) Mitglied des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages und Berichterstatter für Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsforschung

Volkskrankheiten und eHealth in einem modernen Gesundheitswesen Von Tino Sorge, MdB

Deutschland und Europa sind auch durch großen Wohlstand geprägt. Doch dieser eigentlich durchweg positive Zustand hat auch zur Entstehung und Verfestigung von „Wohlstandkrankheiten“ geführt. Dazu gehören Diabetes und Adipositas sowie weitere Begleiterscheinungen des metabolischen Syndroms. Nicht nur die Erkrankungen selbst sondern auch deren Auswirkungen, verursachen aktuell ca. 61 Mrd. EUR volkswirtschaftliche Kosten. Zudem haben sie Einfluss auf gesellschaftliche Strukturen und Aktivitäten, bspw. Sportangebote oder gemeinschaftliche Veranstaltungen. Daher handelt es sich beim Ziel der Verringerung der Anzahl Diabeteserkrankter (derzeit ca. 7,0 Mio. bei ca. 300.000 Neuerkrankungen jährlich), um weit mehr als „nur“ um die Beobachtung irgendeiner Krank-

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heit. Es geht um eine der Volkskrankheiten, die in der Mitte unserer Gesellschaft verhaftet ist und eng mit zunehmendem Bewegungsmangel verknüpft ist (bspw. ist im Vergleich zu den 80er- und 90erJahren der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 % gestiegen). Der Gesundheitspolitik geht es vor allem um eine nachhaltige Bewusstseinsschärfung und intensive Impulssetzung (sog. „Nudging“), allerdings nicht um Bevormundung und Gängelung. Gerade auch, weil Essen und Trinken Ausdruck kultureller und geschichtlicher Prozesse sind, können Menschen auch nur langfristig erfolgreich zu einem Umdenken und der tatsächlichen Umsetzung anderer (gesünderer) Gewohnheiten bewogen werden. Ein Hauptansatzpunkt („als Klammer der Aktivitäten“) für einen zeitgemäßen Umgang mit dem Wissen über

Es geht um die Optimierung von Krankenversorgung, Therapieansätzen und der Gesundheitsforschung. Aktuellen Erhebungen zufolge wollen rund 52% der Patienten online mit ihrem Arzt kommunizieren, davon 98% wegen einer Terminvereinbarung. 81% möchten wiederkehrende Rezepte online bestellen und zugeschickt bekommen und 68% wollen zuhause selbst ermittelte Werte an den Arzt übermitteln. Diese Bereitschaft ist ein großes Potenzial für die digitale Gesundheitsversorgung und daher müssen wir diese Offenheit für eine bessere Qualität der Versorgung durch intelligente Digitalanwendungen noch stärker nutzen. Als Gesundheitspolitiker haben wir dazu ein innovatives eHealth-Gesetz auf den Weg gebracht, das den unterschiedlichen Geschwindigkeiten und der Frage der Diskussionskultur zwischen Jung und Alt gerecht wird. Vielen Patienten aber auch Anwendern (Ärzten, Apothekern, Laboren) sind die Vorteile des eHealth-Gesetzes noch nicht ausreichend bewusst. Aus meiner Sicht ist dies erst der Anfang der digitalen Gesundheitsversorgung in Deutschland. Dabei können eine bessere Vernetzung und telematische Anwendungen vor allem für die Versorgung ländlicher Gebiete wichtige Impulse setzen: eine schnellere Kontaktaufnahme und genauere Diagnosen werden ermöglicht, Fehlbehandlungen werden vermieden und die digitalisierten und zugleich individualisierten Kommunikationswege und Behandlungsmethoden führen zu wirtschaftlichem Mehrwert und ermöglichen auch eine gute medizinische Versorgung in schwach besiedelten Gebieten. Die Digitalisierung macht auch deutlich, dass wir mit einem modernen Ansatz an die Herausforderungen der Diabetesbehandlung herangehen müssen, Forschungsanstrengun-


eHEALTH

gen und –kooperationen intensivieren und Diabetes nicht einseitig als Krankheit von „Alten“ betrachten dürfen. Die digitale Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben ist für viele Menschen heutzutage der Normalfall – fördert zugleich aber auch körperliche Passivität und Bequemlichkeit. Gerade die Attraktivität digitaler Geräte könnte ein eleganter Weg sein, um die Hemmschwelle für bewegungsfördernde Maßnahmen zu senken und dadurch eine regelmäßige Einbindung in den Lebensalltag zu erleichtern. Moderne Uhren mit Messvorrichtungen des Blutzuckerspiegels oder Apps zur Prüfung der Bewegung und zugeführter Kalorien sind entsprechende Beispiele. Die integrierte und dadurch bequeme Überwachung von Körperwerten ist gerade für junge Menschen sehr interessant und kann den Rückfall in alte (ungesunde) Lebensgewohnheiten vermeiden helfen. Im Sinne eines „digitalen Gesundheitscoachings“ sind aktuell mehr als 400.000 verschiedene GesundheitsApps auf dem Markt. Immer mehr Krankenkassen kooperieren mit Start-ups, z.B. auch mit Einbindung in die Bonussysteme. Daran wird auch die entscheidende Frage verdeutlicht: Wie schaffen wir es, dass der Nutzen der Digitalisierung für die Menschen langfristig, individuell und wirkungsvoll sicht- und spürbar wird? Valide Daten bilden dafür eine entschei-

dende Grundlage, um einerseits die Ursachen und Verbreitung von Volkskrankheiten besser verstehen, vermeiden und bekämpfen, andererseits auch, um verlässliche Aussagen über Krankheitsverläufe und effektivere Therapieansätze treffen zu können. Nicht verwunderlich ist daher, dass durch die Bundesregierung mit großer Anstrengung der Aufbau von Registern (bspw. Krebsregister) und der Nationalen Diabetes-Surveillance am Robert Koch-Institut vorangetrieben wird. Wir sollten darüber hinaus über die Nutzung ärztlich erhobener anonymisierter Routinedaten nachdenken. Warum soll es im Sinne einer besseren Versorgung nicht auch den z.B. Kassenärztlichen Vereinigungen erlaubt sein, diese Daten zusammenzuführen? Es handelt sich dabei um anonyme Daten, die unter strengen datenschutzrechtlichen Voraussetzungen bei jedem Arztbesuch bereits heute erhoben werden. Dazu ein konkretes Beispiel: Insgesamt 14 Jahre führte ein Onkologe der Uniklinik Magdeburg, in Kooperation mit 250 weiteren Ärzten, Daten von Krebspatienten zusammen. Die Ärzte wollten sich austauschen und mehr über den Therapieverlauf bei Patienten wissen. Welches Medikament schlägt in welcher Kombination an. Über die Jahre sind dadurch Daten von knapp 20.000 Patientinnen und Patienten angefallen. Daten, die helfen, den Verlauf von Krebserkrankungen besser zu verstehen. Nach aktueller Rechtslage ist eine Einbeziehung in die wissenschaftliche Evaluierung schwierig, da unterschiedliche Auffassungen zu den wissenschaftlichen Maßgaben bestehen. Wir könnten mehr für die Versorgung der Patienten erreichen, würden solche bürokratischen Hürden abgebaut werden. Daten, anonymisiert, valide erhoben und evaluiert, sollten im Sinne der Pa-

tienten für eine verbesserte Versorgung genutzt werden. Dabei würden auch die weltweit anerkannten und hohen Standards gerade in Bezug auf das Recht der Patienten auf persönliche Daten natürlich eingehalten werden. Politik darf wirtschaftliche Entwicklungspotenziale nicht von vornherein einschränken. Ich wünsche mir daher mehr pragmatische Wagnisfreude, Vertrauen in Forschung und Entwicklung sowie mehr Lust auf Innovationen. Das betrifft auch die Ausbildungsinhalte im Bereich Pflege (Pflegeberufsgesetz) und Medizin („Masterplan Medizinstudium 2020“), die den heutigen Anforderungen angepasst werden müssen. Individualisierte digitale Gesundheitsinstrumente sind eine generationenübergreifende Antwort auf ganz unterschiedliche Versorgungsanforderungen und den Umgang mit Gesundheitsthemen. Die Digitalisierung wird den persönlichen Kontakt zu einem Vertrauensarzt, z. B. zum Diabetologen (den wir noch stärker benötigen) dabei nicht ersetzen vielmehr sinnvoll intensivieren bzw. begleiten können - und schafft mehr Behandlungs- und Betreuungsoptionen, sichert innovative Therapieansätze und ermöglicht leicht handhabbare und intuitiv verständliche Anwendungen gerade auch für Volkskrankheiten.

TINO SORGE, MdB

Tino Sorge, Jahrgang 1975, ist verheiratet. Der Volljurist war Mitarbeiter im Wirtschaftsministerium von SachsenAnhalt und gehört dem Deutschen Bundestag seit 2013 als Abgeordneter für Magdeburg an

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AMD-NETZ

Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) – die unbekannte Volkskrankheit Von Dr. Klaus-Dieter Lemmen Die AMD ist eine der am weitesten verbreiteten Augenerkrankungen in Deutschland und eine der häufigsten Ursachen für schwere Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung. Dennoch ist die Krankheit nicht einmal jedem zehnten Deutschen bekannt, wie eine Umfrage von TNS Emnid gezeigt hat und aktuelle Studien bestätigen. Erstaunlich, denn fast jeder fünfte Bundesbürger über 65 Jahren zeigt Frühformen einer AMD. „Damit müssen wir die AMD zu den großen Volkskrankheiten zählen“, sagt Vizepräsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), Professor Dr. med. Karl Ulrich Bartz-Schmidt aus Tübingen. Studien zufolge soll die Zahl der Betroffenen von aktuell etwa 4,5 Millionen auf über 6 Millionen im Jahr 2030 steigen, da der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung in Deutschland wächst. Die geburtenstarken Jahrgänge werden älter und die Lebenserwartung für ältere Menschen steigt.

Das AMD-Netz unterstützt Betroffene in ganz Deutschland Wie kann man die Versorgung von AMD-

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Patienten verbessern, wie Betroffene und ihre Angehörige unterstützen und begleiten? Mit diesen Fragen befasst sich das AMD-Netz seit fast fünf Jahren. Ende 2013 berichtete „am puls“ zuletzt über das AMD-Netz, seitdem hat sich viel getan. Der Plan, das AMD-Netz bundesweit aufzustellen, wurde erfolgreich in die Tat umgesetzt. Mit Beginn des Jahres 2014 hat das AMD-Netz seinen Wirkungskreis auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet. Die bundesweite Expansion ist besonders deutlich über die Website zu erkennen. Die Statistiken zeigen hier einen signifikanten Anstieg der Nutzung außerhalb Nordrhein-Westfalens. Während 2013 noch über 50 Prozent der Nutzer aus NRW kamen, kommen mittlerweile zwei Drittel aus dem übrigen Bundesgebiet - Tendenz steigend. Das Patientenhandout, ein Tool, welches den Patienten und seine Angehörigen bedarfsgerecht informiert und auch die Kommunikation zwischen Augenarzt und Patient nachhaltig verbessert, wird über die Website ebenfalls zunehmend aus ganz Deutschland nachgefragt. Das Team des

AMD-Netzes verbessert es auf Anregung von Augenärzten stetig und passt an die aktuellen Behandlungsempfehlungen der Fachverbände an. In Kürze ist auch eine türkische Fassung des Patientenhandouts erhältlich, weitere Übersetzungen sind in Planung. Der Anstieg des bundesweiten Bekanntheitsgrades lässt sich auch an der Auswertung der Hotline-Statistik deutlich ablesen. Über die Hälfte der Anrufe der kostenpflichtigen Nummer 01805 / 774 778 kommen nicht mehr aus NRW. Im Frühjahr 2013 lag der Anteil noch bei unter 20 Prozent. Der Film „Selbstständig bleiben mit Seheinschränkung“, den das AMD-Netz mit Unterstützung von Bayer HealthCare produziert hat, wird vom AMD-Netz allen Interessenten kostenlos zur Verfügung gestellt. Er bietet einen Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten, die helfen, den Alltag mit einer Seheinschränkung zu meistern und die Lebensqualität zu erhalten. Das AMD-Netz bietet weiterhin Fortbildungen für Medizinische Fachangestellte an und dies sowohl in Augenarztpraxen vor


AMD-NETZ

Ort als auch auf Messen und Kongressen, wie dem Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC) in Nürnberg. Die Schulungen werden stetig weiterentwickelt und an aktuelle Gegebenheiten angepasst. Um die Angebote des AMD-Netz einem noch größeren Personenkreis zugänglich zu machen und die Kooperation mit Augenärzten, Augenoptikern und weiteren Versorgern zu intensivieren, hat das AMDNetz verschiedene Partnerschaftsmodelle entwickelt und sucht weiterhin Botschafter, die das AMD-Netz stärken und bundesweit etablieren.

Forschungsprojekte Neben den Angeboten für Patienten und Versorger engagiert sich das AMD-Netz auch in der begleitenden Versorgungsforschung. Ein Projekt, das sich mit der Rolle der Angehörigen im Versorgungsprozess befasst, befindet sich gerade in der Abschlussphase. Darüber hinaus hat das AMD-Netz Ende 2015 das Forschungsprojekt „Analyse der IVOM-Durchführung im klinischen Alltag“ erfolgreich abgeschlossen,

das gemeinsam mit der Firma Novartis durchgeführt wurde und in dem wichtige Fragen rund um die Therapie von Patienten, die an einer feuchten Forum der AMD leiden, beantwortet werden. Die IVOM (Intravitreale Operative Maßnahme)-Therapie wird umgangssprachlich auch als „Spritzentherapie“ bezeichnet und meint die Injektion von sogenannten VEGF-Hemmern ins Auge. VEGF-Hemmer sind Stoffe, die sich gegen Wachstumsfaktoren richten, die die Neubildung von Blutgefäßen regulieren. Diese Therapie ist die einzige, deren Wirksamkeit bei der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration und bestimmten anderen Makula-Erkrankungen durch große Studien abgesichert ist. Durch die große Fallzahl und dadurch weil es sich vergleichsweise noch um eine realtiv neue Therapieform handelt, sind Studien zur praktischen Durchführung der Therapie in Klinik und Praxisklinik von großer Relevanz.

Zunächst Workshops, nun Foren – so gelingt Vernetzung in der Versorgung Das AMD-Netz richtet seit seiner Gründung regelmäßig Veranstaltungen aus, um alle am Versorgungsprozess Beteiligten zusammenzubringen und so den interdisziplinären und interprofessionellen Austausch zu fördern. Im Rahmen der Ausdehnung der Tätigkeit auf das gesamte Bundesgebiet wurde das Workshop-Konzept abgelöst und ein neues Veranstaltungskonzept vorgestellt: Das AMD-Netz-Forum. Foren finden seither zweimal jährlich und seit 2015 im

Wechsel in und außerhalb NRWs statt. In den Foren werden aktuelle Projekte vorgestellt sowie die Weiterentwicklung von Angeboten diskutiert. Ebenfalls werden aktuell relevante Themen, z. B. die Einführung der EBM-Abrechnungs-Ziffern bei der Behandlung der exsudativen AMD, aufgegriffen. Zu den Foren werden die Partner des AMD-Netz eingeladen und je nach Thematik und Veranstaltungsort weitere Versorger. Interessierte können sich gerne an das AMD-Netz wenden, auch für inhaltliche Vorschläge ist das AMD-Netz offen.

KLAUS-DIETER LEMMEN

PD Dr. Klaus-Dieter Lemmen übernahm am 1. Oktober 2014 den Vorsitz des Vereins AMD-Netz NRW e.V. von Prof. Dr. Heribert Meffert. Bis zum 1. Juli 2014 war Lemmen Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde im St. Martinus-Krankenhaus Düsseldorf. Er hat sich auf die Behandlung von Netzhaut- und Glaskörpererkrankungen spezialisiert und wurde 2010 - 2014 vom Nachrichtenmagazin Focus als Netzhautspezialist und Top-Mediziner im Bereich Augenheilkunde geführt. Seit 2014 ist er als niedergelassener Augenarzt in Düsseldorf tätig

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PRÄVENTION – neben der Ernährung – die einzige effektive Möglichkeit ist, um die sogenannten Volkskrankheiten, wie HerzKreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck zu bekämpfen. Vier von fünf Diabetesfällen wären beispielsweise bei gesunder Lebensführung vermeidbar. Und genau für diese Krankheitsbilder werden die Krankenkassen in 2020 nach Schätzungen bundesweit etwa 20 Milliarden Euro ausgeben müssen – noch einmal fünf Milliarden Euro mehr als heute. Insgesamt geht es im Präventionsgesetz um die Förderung eines gesunden Lebensstils mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung. Ziel ist es, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Deutschland nachhaltig zu verbessern. Die Bundesregierung will so erreichen, dass Erwachsene gesünder leben, Kinder gesünder aufwachsen und alle von einer höheren Lebensqualität und einer gesteigerten Leistungsfähigkeit profitieren.

Bewegung – neben der Ernährung – ist die einzige effektive Möglichkeit, um die sogenannten Volkskrankheiten zu bekämpfen

Das ist der richtige Ansatz zur richtigen Zeit. Denn in Deutschland zeigt sich ein auffälliger und besorgniserregender Trend. Lediglich die Hälfte aller Kinder kann noch schwimmen. Mittlerweile ist fast jeder zweite Deutsche übergewichtig.

Das Präventionsgesetz Ein nachhaltiger Anreiz für mehr Sport und Bewegung Deutschland verordnet sich mehr Bewegung, eine gesündere Ernährung und eine verbesserte Gesundheitsvorsorge. Was sich nach einem ambitionierten Neujahrsvorsatz anhört, ist tatsächlich zum Start des neuen Jahres mit dem Präventionsgesetz nunmehr vollständig in Kraft getreten. Das Gesetz und die Initiative von Bundesgesundheitsminister Gröhe schaffen in der großen Koalition dieser Legislaturperiode, was vorher bereits mehrmals scheiterte. Aber auch dieser neuerliche Anlauf hatte es in sich: Von der Festlegung der Eckpunkte in 2014 über die Lesungen in Bundestag und Bundesrat bis zu der endgültigen Verabschiedung Mitte des vergangenen Jahres im Parlament

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war es ein langer Weg. Die vielschichtigen Interessen unseres komplexen Gesundheitssystems machten auch dieses gesundheitspolitische Gesetz nicht einfach. Erfreulicherweise war der organisierte Sport, vertreten durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), von Beginn an eng in die Gesetzgebung eingebunden. Diese konstruktive und fachliche Analyse der Sportwelt hat erfolgreich ihre Spuren hinterlassen. Für den Sport in Deutschland steht nunmehr ein insgesamt sehr gutes Ergebnis. Es sind vor allem die Vereine, die mit ihren Angeboten von dieser jüngsten Novellierung in den Sozialgesetzbüchern profitieren können. Das hat seinen guten Grund: Es ist hinlänglich bekannt, dass Bewegung

Die flächendeckenden Sportangebote der Vereine in ganz Deutschland sind besonders für die Kinder und Jugendlichen, die Woche für Woche trainieren, Foto: Fotolia

Von Johannes Steiniger, MdB


PRÄVENTION ohnehin für unsere Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Nirgendwo erfolgt Integration besser als auf dem Sportplatz. Nirgendwo wird Fairplay und Chancengleichheit besser eingeübt als im sportlichen Wettbewerb. Nirgendwo erfahren junge Leute die Werte von Zusammenhalt und Miteinander besser als in einer Mannschaft in ihrem Verein. Hinzu kommt eben noch die enorme Bedeutung von Sport für die Gesundheit. Dies wurde richtigerweise im Präventionsgesetz erkannt. Über 27 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind in einem Verein aktiv – über alle Altersgruppen hinweg sind Vereine attraktiv.

Rezept für Bewegung So haben der DOSB und die Bundesärztekammer für Bewegungsangebote gemeinsam für die Sportvereine ein eigenes Qualitätssiegel entwickelt. „Sport pro Gesundheit“ heißt das Zertifikat, welches diese gesundheitsorientierten Sportprogramme auszeichnet. Diese zertifizierten Angebote in den Sportvereinen reichen von Kursen zur besseren Entspannung und Stressbewältigung bis zum Training zur Steigerung von Koordination und Motorik. Mit dem sogenannten „Rezept für Bewegung“ können Ärzte ihren Patienten nunmehr eine Empfehlung für ein individualisiertes Sportangebot geben. Sport wird somit im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene die erste Wahl bei der Prävention.

Der Weg muss aber nicht immer über den Arzt gehen. Im Präventionsgesetz ist ebenso geregelt, dass derjenige, der selbst aktiv wird, von den Krankenkassen Boni erhält. Das geht dann ganz klassisch etwa beim Ablegen des Deutschen Sportabzeichens, aber auch beispielsweise verstärkt über Bewegungsangebote in vereinseigenen Fitnessstudios. Im Fazit werden die über 90.000 Sportvereine in Deutschland somit anerkannte Partner und wichtige Akteure im Gesundheitssystem. Aus meiner Sicht eine tragfähige Allianz. Zumal es eine wesentliche Kritik der Wohlfahrtsverbände am Gesetz war, dass es nicht hinreichend diejenigen erreicht, die ohnehin am wenigsten gesundheitsorientiert leben. Es ist richtig: besonders in bildungsferneren Schichten braucht es ein stärkeres Bewusstsein über die Bedeutsamkeit von regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung. Die Gesundheitsförderung im Präventionsgesetz geschieht unter dem Stichwort, die Menschen dort abzuholen, wo sie ihren Alltag leben. Mit der Bundezentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist ein starker Partner für eine zielgenaue Ansprache gefunden. Ab diesem Jahr stehen der BZgA etwa 35 Millionen Euro jährlich zur Verfügung, um wirksam die Präventionskampagnen zu unterstützen. Angebote im Alltag, die durch das Präventionsgesetz nunmehr bezuschusst werden, bedeuten beispielsweise Entspannungsübungen im Berufsleben innerhalb der Firmen oder auch Sturzprävention in Pflegeheimen. Unterricht und Bewegung draußen in der Natur kann in den Schulen eine Idee sein. Das Gesetz bietet Möglichkeiten zu spezifischen spielerischen Angeboten in den Kindertagesstätten. Insofern greift hier ein ganzheitlicher Ansatz, welcher der Ermunterung für Sport und Bewegung zugutekommt. Mittel- bis langfristig sind erhebliche Einsparungen durch die Vermeidung von Krankheits- und Krankheitsfolgekosten zu erwarten. Die Präventionsanstrengungen heute werden sich dann

auszahlen: Leute leben gesünder, werden weniger krank und müssen so kurative Gesundheitsleistungen nicht in Anspruch nehmen. Das heißt, heute in Prävention zu investieren, spart morgen bares Geld und entlastet die Krankenkassen. Und es darf in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen werden, dass Beitragszahler, die sich entscheiden, eines der Präventionsangebote ihrer Kasse oder eben in den Vereinen anzunehmen, unmittelbar – also heute schon – profitieren. Das Thema Prävention durch Sport und Bewegung ist nicht mit dem Präventionsgesetz erfunden worden. Es geht immer auch ein Stück um Motivation – darum den inneren Schweinhund zu überwinden. Und hier bilden die Sportvereine, wo man gemeinsam etwas tun kann, ein geradezu ideales Umfeld. Das Präventionsgesetz wird in gewisser Weise zum Sportermunterungsgesetz. Der Sport und diejenigen, die sich überwinden, mehr zu tun, werden profitieren.

JOHANNES STEINIGER

Johannes Steiniger, MdB, ist Mitglied im Sportausschuss und stellvertretendes Mitglied des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag. Sport und Bewegung sowie die Stärkung und Anerkennung der Arbeit der Sportvereine sind dabei für Steiniger, auch für seine Arbeit im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt, ein fortwährendes Thema im Parlament

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Foto: Carola Langer/ pixelio.de

KRISENINTERVENTION „Ebola hat Deutschland und der Weltgemeinschaft vor Augen geführt, dass wir bei der nächsten Pandemie besser vorbereitet sein müssen. Wir müssen jetzt die Strukturen schaffen, damit wir im Ernstfall schnell und unbürokratisch helfen können.“ Das sagte Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), bei einem Treffen der BÄK mit Hilfsorganisationen und ärztlichen Verbänden in Berlin. Die Beratungen waren der Auftakt für eine engere Zusammenarbeit der Organisationen bei der Entwicklung von Strategien für eine effizientere Krisenintervention. Montgomery begrüßte ausdrücklich die Einrichtung eines medizinischen Notfall-Korps der Europäischen Union gegen weltweite Epidemien. Ein staatlich organisiertes medizinisches Hilfswerk sei eine notwendige Ergänzung, um die gesundheitliche Versorgung in Krisengebieten gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Deutschland wird sich an dem Projekt mit der Bereitstellung eines mobilen Isolationskrankenhauses des Deutschen Roten Kreuzes, mit einem mobilen Labor sowie mit logistischer Unterstützung beteiligen.

Es muss sichergestellt sein, dass Helfer im Schadensfall sicher in ihre Heimat zurückgebracht werden

BUNDESÄRZTEKAMMER und HILFSORGANISATIONEN setzen sich für wirksame KRISENINTERVENTION ein 14

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„Dies allein wird aber nicht reichen. Wir müssen dringend administrative Hindernisse für Helfer beseitigen“, forderte der BÄK-Präsident. Es müsse sichergestellt sein, dass Helfer im Schadensfall sicher in ihre Heimat zurückgebracht werden. Zudem seien sozialversicherungsrechtliche Probleme zu lösen, damit keine Lücken etwa bei der Altersvorsorge der Freiwilligen entstehen. Nötig seien auch arbeitsrechtliche, beziehungsweise tarifvertragliche Regelungen, die eine begrenzte Freistellung von Arbeitnehmern ermöglichen. Rudolf Henke, 1. Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, konstatierte, dass es im deutschen Recht bislang keine Freistellungsregelung gebe. Bestehende Gesetze, wie das Arbeitsplatzschutzgesetz oder die


KRISENINTERVENTION tarifvertraglichen Regelungen für Sonderurlaub müssten nachjustiert werden. Dr. Volker Westerbarkey, Vorstandsvorsitzender von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf. Seine Organisation war bei der Ebola-Epidemie in Westafrika im Einsatz, lange bevor die Weltgesundheitsorganisation den Pandemiefall ausrief. Westerbakey forderte für Ärzte in Einsatzgebieten eine Statusanerkennung als humanitärer Helfer, was ihnen eine soziale Absicherung wie zum Beispiel durch Berufsgenossenschaften deutlich erleichtern würde. An die Ärztekammern richtete sich seine Forderung, Einsätze in Krisengebieten als Weiterbildungszeit anzuerkennen. Die Bundesärztekammer sicherte zu, hierfür alle Möglichkeiten im Rahmen der Novelle der (Muster)-Weiterbildungsordnung zu prüfen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zeigte die hohen, aber unbedingt notwendigen Qualifikationsanforderungen für Helfer bei Auslandseinsätzen auf. „Wichtig ist es, dass die Helfer langfristig an die Organisationen gebunden werden, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Von den mehr als 4000 Menschen, die sich nach einem Aufruf des Deutschen Roten Kreuzes, des Bundesgesundheitsministeriums und der Bundesärztekammer während der Ebola-Krise als Helfer zur Verfügung stellen wollten, konnten letztlich aufgrund unzureichender Eignung, falscher Vorstellungen und Motivationen sowie mangelnder zeitlicher Flexibilität nur rund 100 in die Krisengebiete geschickt werden“, sagte Thomas Schade vom DRK. Hilfsorganisationen müssten deshalb kontinuierlich potentielle Helfer rekrutieren. Deshalb müsse auch in Nicht-Krisenzeiten für das Thema sensibilisiert werden.

Dass weiterhin Handlungsbedarf besteht, selbst wenn eine Pandemie abgeklungen ist oder die akuten Folgen einer humanitären Katastrophe überwunden sind, betonte auch Bettina Rademacher von Ärzte der Welt. Ihre Organisation unterstützt die betroffenen Länder insbesondere beim Aufbau beziehungsweise Wiederaufbau von Gesundheitseinrichtungen. „Funktionierende Gesundheitssysteme sind die beste Pandemieprävention“, sagte sie. In Liberia beispielsweise müssten Ambulanzen, Labordienste und Isolationsräume aufgebaut werden. Nötig sei zudem eine funktionierende Logistik für die Lieferung medizinischer Hilfsmittel. Rademacher kritisierte, dass für den Wiederaufbau der von Ebola betroffenen Gesundheitssysteme nur unzureichend Geld für Nichtregierungsorganisationen zur Verfügung gestellt werde. „Als die Pandemie ihren Anfang nahm, war die Weltgemeinschaft mit medizinischer Hilfe zu spät. Heute müssen wir aufpassen, dass wir beim Wiederaufbau von Gesundheitsstrukturen in den betroffenen Ländern nicht zu spät sind.“

FRANK ULRICH MONTGOMERY

Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK)

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Foto: Martin Büdenbender/ pixelio.de

PROGNOSEN

Von Prognosen zur Wirklichkeit Von Maria Michalk, MdB

Auf der „Kritischen Webseite Gesundheitspolitik“ stieß ich neulich auf einen Artikel aus dem Jahr 2008, in dem die Frage „Was geschieht bis 2020 mit den niedergelassenen Ärzten in Deutschland?“ aufgeworfen wurde. Die Antwort kam prompt: Sie sterben aus! Als Ursache wurde die schlechte Honorierung im ambulanten Sektor ausgemacht. Ebenso das Risiko der Selbstständigkeit mit einem Regress- und Haftungsausmaß, dem sich junge Mediziner nicht mehr aussetzen wollen. Alle Gesundheitsreformen der letzten Jahre hätten nur ein Ziel, nämlich die gesamten Leistungserbringer in finanzielle Misslage zu bringen. Kein Wort zur demografischen Entwicklung und kein Wort zu steigen-

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den Gesundheitskosten und dem Erfordernis, unser hochqualifiziertes, modernes Gesundheitswesen bei veränderten versorgungsrelevanten Konstellationen ausgeglichen und innovativ zu gestalten. Inzwischen sind acht Jahre vergangen und bis 2020 sind es noch vier. Wenn also die Prognose damals stimmig war, müsste der Prozess des Aussterbens niedergelassener Ärzte den Zenith bereits überschritten haben. Dem ist nicht so! Das belegen viele Fakten. Berufswunsch Mediziner Noch nie wollten so viele junge Menschen ein Medizinstudium beginnen. Bund und Länder beraten derzeit die Weiterentwicklung des Medizinstu-

diums. Die einen wollen die Studienplätze erweitern, die anderen nicht. Manche sprechen sich für die Landarztquote aus, andere lehnen diese ab. Einigkeit besteht darin, die Allgemeinmedizin als Prüfungsfach zu etablieren, um so mehr Interesse für die Berufsausübung als Hausarzt zu wecken. Und Hausärzte sind in der Regel nach wie vor niedergelassene Ärzte. Form Medizinischer Versorgungszentren In mehreren Stufen wurde das Gründen und Betreiben von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) aus Versorgungsgründen gesetzlich vorangetrieben. Einerseits kann die Anstellung eines jungen Mediziners im MVZ den Übergang in die Nieder-


PROGNOSEN lassung erleichtern, und zwar wirtschaftlich und fachlich. Andererseits haben Patienten kürzere Wege bzw. in ländlichen Räumen überhaupt eine Versorgung. Unerlaubt ist nach wie vor der Besitz von MVZ in Händen von privaten Konzernen. Die Zulassung facharztgruppengleicher MVZ macht vor allem in großen unterversorgten Bedarfsplanungsregionen Sinn. Wenn sich allerdings ausgerechnet in überversorgten Ballungszentren mehrere Zahnärzte, die keiner Bedarfsplanung unterworfen sind, zu einem Zahnarzt-MVZ zusammenschließen und jungen Zahnärzten durch lukrative Anstellungsverträge den Schritt in die Niederlassung im ländlichen Raum vergraulen, ist das politisch zu hinterfragen. Die Diskussion um MVZ trägt kaum noch der Differenzierung zwischen Freiberuflichkeit und Selbständigkeit Rechnung. Das Wesen des freien Berufes Arzt ist stärker herauszustellen, denn sie ist ein Grundprinzip der ärztlichen Berufsausübung, gleich ob im MVZ oder in der eigenen Praxis. Gebührenordnung Für jeden freien Beruf ist eine eigenständige Gebührenordnung unerlässlich. Seit über 20 Jahren ist diese für Ärzte nicht mehr angepasst worden, obwohl sich gerade im medizinischen Bereich komplexe Behandlungsoptionen entwickelt haben. Deshalb muss deren Abbildung in der Gebührenordnung angepasst werden, statt mit nicht nachvollziehbaren Analog-Ziffern weiter zu arbeiten. Es wäre ein echter Fortschritt, wenn die Selbstverwaltung es aktuell schafft, die für das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient notwendige Transparenz in Vergütungsfragen zu beschließen. Ambulant vor stationär Dieser Grundsatz setzt sich mehr und mehr sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der

Pflege durch. Notwendige Operationen, erst recht nach Einführung der Zweitmeinungsverfahren, werden nicht nur in Krankenhäusern durchgeführt. Bundesweit zählen wir bereits rund 6 Millionen ambulante Operationen. Grundlage ist ein nach § 115 b Abs. 1 SGB V zwischen dem GKV-Spitzenverband, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Kassenärztlichen Bundesvereinbarung vereinbarter Katalog. Er regelt die ambulant durchführbaren Operationen und sonstigen stationsersetzenden Eingriffe und die damit einhergehenden einheitlichen Vergütungen für Krankenhäuser und Vertragsärzte. So werden nicht nur Operationskapazitäten optimal genutzt, sondern auch für Patienten Vorteile sichtbar. Das Infektionsrisiko reduziert sich, der Zeitgewinn für alle Beteiligten ist erheblich und es kann immer auf die individuelle Situation Rücksicht genommen werden. Immer stehen der behandelnde ambulante Arzt und die jeweilige Krankenkasse beratend zur Seite. Auch gibt es Online-Angebote als Navigator zur optimalen Entscheidung. Nicht zu unterschätzen sind veröffentlichte Befragungen zur Patientenzufriedenheit für die Abwägung in der jeweils persönlichen Situation. Qualitätsnachweise sind sowohl im stationären, als auch im ambulanten Bereich erforderlich. Allerdings sind die Qualitätsberichte der Krankenhäuser viel bekannter und damit transparenter, als die der ambulanten Operationen. Deshalb setzen Versicherte u. a. auf Empfehlungen ihres Arztes. Nur darf für diese Empfehlung in keinem Fall irgendeine Gegenleistung fließen. Das ist nicht nur berufsrechtlich bedenklich, sondern wird nun auch durch das im Gesetzgebungsverfahren befindliche Gesetz zur Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen direkt adressiert. Dieses Beispiel zeigt, wie eng das Spannungsfeld zwischen notwendiger optimaler medizinischer Versorgung und dem Verdacht einer zu en-

gen Kooperationsbeziehung zwischen den Leistungserbringern ist. Vor 30 Jahren war für die Operation des Grauen Stars noch eine Woche Krankenhausaufenthalt erforderlich. Heute wird das in aller Regel an einem Tag ambulant gemacht. Allein dieses Beispiel verdeutlicht den medizinischen Fortschritt und seine Chancen. Er bedeutet nicht zwangsweise immer nur mehr und zusätzliche Ausgaben durch ambulantes Operieren, sondern Effizienzvorteile für alle Beteiligten. Fazit Politik hat Zukunftsszenarien permanent im Blick. Rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen, damit medizinische Versorgung unter gesellschaftlich veränderten Bedingungen weiterhin auf hohem Niveau erfolgen kann, ist und bleibt Tagesaufgabe. Die Zunahme an chronischen und Mehrfacherkrankungen bekräftigt die Notwendigkeit einer besseren Versorgungsforschung. Es geht in erster Linie immer um den Versicherten, bzw. den Patienten. Deshalb macht es Sinn, wenn Leistungserbringer gemeinsam die Potentiale des von 2016 bis 2019 aufgelegten Innovationsfonds nutzen und für die Zukunft neue Sektor übergreifende Versorgungsformen erproben. Das objektiviert Prognosen!

MARIA MICHALK, MdB

Maria Michalk ist Vorsitzende der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion und vertritt den Wahlkreis Bautzen in Berlin

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HESSEN geist aufgegriffen. Die Welt ist nicht mehr nur schwarz-weiß. Die Finanzkrise im Jahr 2008, die Energiewende nach Fukushima, die Kriege im Nahem Osten und der Ukraine oder die großen Herausforderungen um den Euro und die Flüchtlinge in Europa sind Beispiele dafür. Die Welt war vor zehn, fünfzehn Jahren vermeintlich einfacher sortiert: In ein linkes und ein rechtes Lager in der Politik. In vermeintliche Gegensätze von Ökonomie und Ökologie, Marktwirtschaft und Sozialer Gerechtigkeit. Dies hat sich verändert. Eine traditionell wirtschaftsfreundliche Partei wie die CDU greift jetzt durchaus auch neue ökologische oder soziale Themen auf. Wir geben keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen. Deshalb haben wir Erfolg bei den Wählern.

Die Koalition von CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Hessen

Kluge Kompromisse und dauerhafter Erfolg Von Michael Boddenberg, MdL

In Hessen haben wir seit nunmehr zwei Jahren eine stabile erfolgreiche Zusammenarbeit in der Koalition zwischen CDU und GRÜNEN. Die Koalition ist gekennzeichnet durch gegenseitiges Vertrauen und Respekt. In Zeiten großer Herausforderungen wollen die Wählerinnen und Wähler eine klare politische Führung, die eine Richt-

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schnur vorgibt. Sie wollen nicht, dass Parteien in Koalitionen nur des Erfolges oder des Machterhalts wegen Minimalergebnisse erzielen. Die Menschen erwarten, dass man aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln und politischen Grundsätzen bei schwierigen, immer komplexer werdenden Themen zu vernünftigen Kompromissen kommt. Diese Koalition hat damit in gewisser Weise einen aktuellen Zeit-

Seit vielen Jahren verfolgen wir als CDU das Ziel, unser Land für alle Bürgerinnen und Bürger erfolgreich und zukunftsorientiert zu gestalten. Wir stehen für eine gerechte Politik für alle Menschen, die vor allem die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Sicherung der Existenzgrundlage für die Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt. Der Ausgleich von Ökonomie und Ökologie ist dabei der Maßstab unseres Handelns, Nachhaltigkeit, vor allem in der Haushaltspolitik, unsere Richtschnur, denn nur so können wir auch künftigen Generationen eine aussichtsreiche Perspektive bieten. Es lohnt sich daher wie in Hessen, eine Partei, die man eher der wirtschaftlichen Prosperität und dem Wachstum zuordnet, mit einer Partei zu kombinieren, deren Schwerpunkte eher im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit liegen. Die Kombination dieser Schwerpunkte macht die Arbeit in der schwarzgrünen Koalition so attraktiv, dass daraus eine normale Option auch für künftige Koalitionsregierungen werden sollte. Damit dies gelingt, muss es eine klare Aufgabenverteilung geben: So wird es auch in Zukunft in allen


HESSEN Fragen der Sicherheit mit der CDU keinen Rabatt geben. Die Rechtsund Werteordnung unseres Landes, seine Kultur, seine Geschichte und auch seine Traditionen sind das Fundament, auf dem wir gemeinsam mit unseren Bürgerinnen und Bürgern die Zukunft gestalten wollen. Sicherheit und Ordnung sind hierbei uneingeschränkte Grundvoraussetzungen, damit die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und der Frieden im Land gewahrt bleiben. Aus diesem Grund haben wir aktuell in Hessen 400 neue Stellen bei der Polizei geschaffen. Außerdem stocken wir den Verfassungsschutz personell um 20 Prozent auf und erhöhen die Mittel zur Extremismusbekämpfung. Von der Einführung der Schleierfahndung über die erforderlichen Grundlagen für Gefahrenabwehr durch Video- und Telekommunikationsüberwachung bis hin zur Body-Cam für die Polizei haben wir stetig die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiterentwickelt. Die CDU ist der Anker für Stabilität und Sicherheit in unruhiger Zeit. Die Menschen können darauf zählen: Wir sind die Partei der inneren Sicherheit und das auch in einer Koalition mit den GRÜNEN.

die Unterbringung von Flüchtlingen zahlt, haben wir die hessischen Kommunen weiter entlastet. Um eine zügige Registrierung ankommender Personen, ihre medizinische Erstversorgung, die Sicherheit und eine soziale und psychologische Betreuung gewährleisten zu können, schaffen wir weitere 600 Stellen. Mit all diesen Maßnahmen haben wir die Grundlage für eine erfolgreiche Integration, für den Zusammenhalt sowie für die Sicherheit und Ordnung in unserem Land gelegt.

Angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen und Migranten ist eine weitere große Herausforderung auf die politische und gesellschaftliche Agenda getreten, welche wir in Hessen vor allem mit dem bundesweit einzigartigen Aktionsplan zur Integration von Flüchtlingen und Bewahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts entschlossen und tatkräftig anpacken. Mehr als eine Milliarde Euro investiert die hessische Landesregierung auf Basis des Aktionsplans in Sicherheit, Bildung und Integration sowie die Unterstützung von Kommunen und Ehrenamtlichen. Ohne die engagierte Mitarbeit der vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfer wäre dies kaum zu meistern. Mit einer deutlichen Erhöhung der Pauschalen, die das Land den Kommunen für

Michael Boddenberg, MdL, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag

Es lohnt sich daher wie in Hessen, eine Partei, die man eher der wirtschaftlichen Prosperität und dem Wachstum zuordnet, mit einer Partei zu kombinieren, deren Schwerpunkte eher im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit liegen. Die Kombination dieser Schwerpunkte macht die Arbeit in der schwarz-grünen Koalition so attraktiv, dass daraus eine normale Option auch für künftige Koalitionsregierungen werden sollte.

Dies alles belegt: Wir können in Hessen bereits nach zwei Jahren der Koalition von CDU und GRÜNEN auf eine beeindruckende Zwischenbilanz verweisen. Hessen ist unter unserer Führung weiterhin einer der dynamischsten und innovativsten Wirtschaftstandorte in der Bundesrepublik. Unser Land steht für starkes Wachstum, die niedrigste Arbeitslosigkeit sowie das höchste Bruttoinlandsprodukt in allen Flächenländern. An diesen Erfolgen wollen wir auch unsere künftige Arbeit messen lassen. Spätestens jetzt muss allen Kritikern und Bedenkenträgern klar sein: Eine Koalition von CDU und GRÜNEN ist eine denkbare Option. Eine solche Zusammenarbeit kann auch in anderen Ländern oder im Bund funktionieren, wenn beide Parteien wie in Hessen lagerübergreifend zu guten Kompromissen kommen und dabei ihrer Identität treu bleiben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies auch auf Dauer gelingen wird.

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WAHLEN IN BERLIN

Florian Graf bereitet sich auf die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus vor

Wahlen in Berlin

CDU will stärkste Kraft werden Von Florian Graf

Am 18. September dieses Jahres werden die Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin und zu den Bezirksvertreterversammlungen stattfinden. Bis dahin liegen ereignisreiche Wochen und Monate des Wahlkampfes vor uns. Wir wollen engagiert dafür kämpfen, dass die CDU in Berlin stärkste Kraft wird. Wir wollen die Zukunft Berlins weiter nachhaltig und verantwortungsvoll gestalten. Wir haben in den vergangenen Jahren, in denen wir als CDU mit in Regierungsverantwortung stehen, wichtige Entscheidungen getroffen. Unser Dreiklang dabei ist klar: Wir stärken

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die Wirtschaft, wir sorgen für eine gute Bildungspolitik und festigen die innere Sicherheit. Dabei haben wir eine klare finanzpolitische Philosophie: Wir bauen Schulden ab und erhöhen die Investitionen. Wir sind stolz darauf, dass wir im Interesse der nachfolgenden Generationen die Schulden unter 60 Milliarden Euro reduzieren konnten! Gleichzeitig haben wir die Investitionen deutlich erhöht! Vor einem Jahr haben die Koalitionsfraktionen der Stadt einen Zukunftsfonds für Investitionen in die Infrastruktur präsentiert: Das SIWA. Es ist ein Erfolgspro-

jekt, das allein für 2015 zusätzlich 500 Millionen Euro für die Sanierung und den Neubau von Schulen, Kitas und Krankenhäusern, für den Neubau von Schwimmbädern oder die Instandsetzung von Schießständen der Polizei bereitgestellt hat. Und auch mit dem gerade aufgelegten SIWA2-Paket gibt es weitere 130 Millionen Euro aus dem Überschuss aus 2015, die für die bezirkliche Infrastruktur aufgewendet werden können. Mit dem Doppelhaushalt 2016/2017 haben wir außerdem den Investitionsplafond deutlich - um durchschnittlich ca. 500 Millionen Euro - erhöht. Berlin ist heute nicht mehr Schlusslicht bei den Investitionsausgaben im Vergleich der Bundesländer, sondern im guten Mittelfeld. Die Stärkung der Wirtschaft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist zweifelsfrei unser wichtigstes Ziel. Wie er-


WAHLEN IN BERLIN folgreich wir hierbei sind, belegen Selbstverständnis als Union. Auf jedem In der Schule ergeben sich aufgrund die Daten und Fakten eindrucksvoll: U- und S-Bahnhof, jeder Straße und jewachsender Schülerzahlen für die Quaüberdurchschnittliches Wirtschaftsdem Platz. Deshalb ist mit der CDU in lität und Quantität zusätzliche Bedürfwachstum, wachsende Steuermehrden vergangenen Jahren ein klares Sinisse. Deshalb schaffen wir in den komeinnahmen und mit zehn Prozent die gnal zur Stärkung und Effektivierung menden zwei Jahren insgesamt 2000 niedrigste Arbeitslosenquote seit 1991. der Sicherheitsbehörden ausgegangeStellen an zusätzlichem schulischem Mit knapp 54.000 zusätzlich geschafnen. Eine solche Sicherheitsoffensive Personal. Für die CDU sind Qualität fenen Arbeitsplätzen binnen Jahreswie insbesondere mit dem Doppelhausund Vielfalt in der Berliner Schullandfrist ist Berlin einsame Spitze im Bunhalt 2016/2017 hat es seit der deutschen schaft entscheidend. Dazu gehören die desvergleich. Einheit nicht gegeben. Freien Schulen genauso wie die GymBerlin ist mit jährlich 40.000 nasien. Wir sorgen deshalb dafür, Neugründungen unangefochten Die Stärkung der Wirtschaft und die Schaf- dass die Freien Schulen und OberDeutschlands Gründerhauptstadt. fung neuer Arbeitsplätze ist zweifelsfrei unser stufenzentren nicht mehr länger Berlin übt eine besondere Anzievom Bonusprogramm abgehängt wichtigstes Ziel. Wie erfolgreich wir hierbei werden. Und wir sorgen dafür, dass hungskraft gerade auf Gründer aus der Kreativwirtschaft und der sind, belegen die Daten und Fakten ein- künftig an den Gymnasien in der Technologiebranche aus, wo täg- drucksvoll. Mit knapp 54.000 zusätzlich ge- siebten Klasse der gleiche Persolich durchschnittlich zwei neue schaffenen Arbeitsplätzen binnen Jahresfrist nalschlüssel wie an den SekundarStart-ups gegründet werden. ist Berlin einsame Spitze im Bundesvergleich. schulen gilt. Mit jährlich zusätzlich 5 Millionen Euro stärken wir die Im Jahr 2015 wurde mit 2,1 MilliarWir statten damit Polizei und FeuerGymnasien. Ein solch klares Bekenntden Euro erstmals mehr Risikokapital wehr mit mehr Personal aus. Das benis zu den Gymnasien gibt es nur mit in Berliner Jungunternehmen invesdeutet, dass wir allein bei Polizei und der CDU! tiert als in die sonst führende Start-upFeuerwehr in dieser gesamten LegislaSzene Londons. Und auch die Industrie turperiode weit mehr als 1.000 Stellen Wir wollen und werden in Berlin dafür setzt positive Signale. Mercedes-Benz geschaffen haben. Wir haben außerkämpfen, dass die Union am 18. Sepinvestiert 500 Millionen Euro am dem ein zusätzliches Sicherheitspatember dieses Jahres als stärkste politiket von rund 50 Millionen Euro aufsche Kraft hervorgeht. Mit der CDU in Standort Marienfelde und baut diesen zu einem Hightech-Standort zur gelegt und uns für einen behördlichen Regierungsverantwortung hat sich etEntwicklung neuster Techniken zur Rechtsschutz für Polizeibeamte stark was verändert in Berlin. Wenn es auch Reduzierung von Kraftstoff und CO2gemacht. in Zukunft etwas werden soll, dann nur mit der CDU. Dafür werden wir in den Ausstoß. Bildung ist ein entscheidender Schwernächsten Wochen und Monaten in alWir wollen Industrie in Berlin. Deshalb punkt unserer Politik. Wir wollen, dass len Wahlkreisen beherzt kämpfen und ist die Nachnutzung des Flughafens Teunsere Kinder von der Krippe bis zum um jede Stimme werben - für eine stargel das Referenzmodell für Arbeiten, Schulabschluss gute Bildungschancen ke CDU und ein starkes Berlin! Wohnen und industrielle Entwicklung haben und entsprechend ihrer FähigBerlins. Tegel wird Forschungs- und keiten gefordert und gefördert werden. FLORIAN GRAF Industriepark. Hier sollen in naher ZuDenn gute Bildung ist und bleibt der kunft Gründer, Studierende, InvestoSchlüssel zum Erfolg! ren, Industrielle und Wissenschaftler zusammentreffen, um gemeinsam in Genau deshalb bauen wir unsere bunder „Urban Tech Republic“ die Städte desweite Spitzenreiterposition in der frühkindlichen Bildung und Betreuvon morgen zu entwickeln. ung aus. Wir erhöhen die Mittel für Und auch der Tourismus boomt weiden Kitaausbau um rund 70 Millioterhin mit 28,7 Millionen Übernachnen Euro. Wir leiten eine Qualitätsoftungen pro Jahr. Tendenz steigend. fensive ein, indem wir den BetreuungsDies liegt vor allem an der einzigartischlüssel für Kinder unter drei Jahren gen Geschichte und kulturellen Vielschrittweise von 5,9 Kindern pro Erfalt unserer Stadt. zieher auf 4,9 verbessern. Wir schaffen das Schulgeld für die Erzieher ab Die Festigung der inneren Sicherheit hat und wir entlasten die Familien durch Vorrang für die CDU. Ein unabdingbaeine schrittweise Abschaffung der KiFlorian Graf ist Fraktionsvorsitzender der CDU im Abgeordnetenhaus von rer Anspruch der Bürger auf körperlitagebühren beginnend ab diesem Jahr. Berlin che Unversehrtheit gehört zu unserem Am Puls

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KOLUMNE KOMMENTAR Liebe Leserinnen und Leser, Reformvorschläge lösen immer Kontroversen aus, so auch der Entwurf der Bundesregierung zum Pflegeberufegesetz. Schmalspurausbildung und einen Rückgang der Altenpflegerinnen und –pfleger befürchten die Kritiker. Dabei ist der Gesetzentwurf ein erster notwendiger Schritt, um unsere Altersversorgung abzusichern.

der Pfleger durch einen fairen Lohn aufzuwerten. Nur gemeinsam wird es uns gelingen das Image des Berufs in der Gesellschaft aufzupolieren, die Motivation der Pflegerinnen und Pfleger zu stärken und damit die Qualität in der Pflege zu verbessern. Eine wahrlich lohnende und wichtige Aufgabe für uns alle.

In den vergangenen Jahren stieg die Anzahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich. 2010 waren es insgesamt 2,4 Millionen Ältere. Aufgrund des demographischen Wandels rechnet das Statistische Bundesamt mit 3,4 Millionen im Jahr 2030 und mit 300.000 fehlenden Pflegekräften. Dass Pflege vom Fachpersonal ausgeführt werden muss, ist unstrittig. Die Mehrheit der Bedürftigen wird bereits heute entweder mit Unterstützung von Pflegediensten zu Hause oder vollstationär in Heimen versorgt. All das macht deutlich: Wir benötigen mehr Fachkräfte in der Pflege. Der neue Gesetzentwurf mag kein Patentrezept hierfür sein. Eine generalistische Pflegeausbildung, die es ermöglicht zwischen der Kranken- und Altenpflege zu wechseln oder die Möglichkeit sich durch ein aufbauendes Pflegestudium weiter zu qualifizieren, werden aber die Attraktivität des Berufszweigs steigern.

Herzliche Grüße

Ihr Gottfried Ludewig

Einen wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung leisten künftig auch die Bundesländer: Das Schuldgeld für die neue Ausbildung soll entfallen. Langfristig müssen zudem alle an einem Strang ziehen, auch die Tarifpartner. Es ist ihre Aufgabe die Arbeit

GOTTFRIED LUDEWIG

Dr. Gottfried Ludewig, MdA, ist seit 2011 gesundheitspolitischer Sprecher und stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Als Koordinator der gesundheitspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Landtagsfraktionen organisiert er eine jährliche Tagung in Berlin

Impressum Herausgeber und Verlag GK Mittelstands Magazin Verlag GmbH Günter F. Kohl Gärtnerkoppel 3 24259 Westensee/ Kiel Tel. 04305-992992 / Fax 04305-992993 E-Mail: gkprkiel@t-online.de Anzeigenverkauf: Über den Verlag Anzeigenschluss: 15. April 2016

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Redaktion Tim A. Küsters, Dr. Mathias Höschel, Frank Rudolph redaktion-ampuls@gmx.de

Abonnement Einzelheft: 24,- Euro pro Jahr bei 4 Ausgaben

Internet: www.issuu.com/ampuls Satz und Layout: Walter Katofsky, Kiel Druck: UBG Rheinbach Titelfoto: Uschi Dreiücker, pixelio.de

Das Magazin am puls erscheint viermal im Jahr jeweils zur Mitte eines Quartals.


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Winterhilfe für Flüchtlinge Jetzt spenden! Flüchtlinge führen ein Leben voller Entbehrungen. Schnee, Regen und Minustemperaturen verschärfen ihre Situation drastisch. Die Hilfsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft lassen die Menschen nicht im Stich und helfen dort, wo Flüchtlinge dringend Hilfe brauchen. Helfen auch Sie - mit Ihrer Spende! Spendenkonto (IBAN): DE62 3702 0500 0000 1020 30 Stichwort: Hilfe für Flüchtlinge Online spenden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de


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