amatom 33: ein Magazin von und für kritische, junge Mediziner*innen

Page 14

Die Autorin Sonja Süß, Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin, Medizinstudium in Leipzig und Erfurt, Facharztausbildung in Psychiatrie und Neurologie in Thüringen und Erfurt.

400 Eintritte bzw. Bestätigungen der weiteren Mitgliedschaft in der IPPNW. Erst ein halbes Jahr nachdem die DDR der Bundesrepublik Deutschland beigetreten war, schlossen sich im März 1991 im

Rahmen einer gesamtdeutschen Mitgliederversammlung der IPPNW in Kassel die beiden deutschen Sektionen zusammen. Die Vereinigung der beiden deutschen Sektionen der IPPNW verlief demokratischer als der staatliche Zusammenschluss, bei dem die DDR der unveränderten Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 23 des Grundgesetzes beigetreten war. In der IPPNW fand ein fairer innerdeutscher Annäherungsprozess mit angemessener Vorbereitung der Vereinigung statt. Wir Ostdeutschen konnten unsere spezifischen Erfahrungen aus der DDR und dem konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in die gesamtdeutsche IPPNW einbringen, was auch seinen Ausdruck in der Annahme des Zusatztitels „Ärzte in sozialer Verantwortung“ für die gesamtdeutsche Sektion der IPPNW fand. Dieser Artikel ist eine gekürzte Fassung des Vortrags von Sonja Süß im September 2014 bei den Hubertusburger Friedensgesprächen. Dieser kann in voller Länge auf dem Amatom-Blog nachgelesen werden unter: https://wp.me/p8q4iM-a1

Aufrüstung stoppen, Atomkrieg verhüten Über die DDR-Sektion der IPPNW Wie ihr schon aus den anderen Artikeln unserer Ausgabe sehen könnt, gibt es nicht „die“ deutsch-deutsche Geschichte der IPPNW, sondern noch immer eine Vielzahl von Kontroversen und Sichtweisen auf das Thema. Um ein möglichst breites Bild davon wiederzugeben, wandten wir uns auch an Dr. Heinrich Niemann (Geschäftsführer der DDR-Sektion der IPPNW von 1986–1990) und fragten: Welche Rolle spielte die offizielle DDR-Sektion? Wie verstanden sich demgegenüber die oppositionellen ärztlichen Initiativen innerhalb der DDR? Wie verhielt sich die bundesdeutsche IPPNW diesen unterschiedlichen Gruppierungen gegenüber? Und wie wurde schließlich eine Vereinigung möglich? Wir möchten besser verstehen, wie diese komplexe Geschichte die deutsche IPPNW geprägt hat und diskutieren, was das für unser Selbstverständnis heute bedeutet.

S

o wie in den USA, der Sowjetunion und anderen Ländern erreichte die Initiative der amerikanischen und sowjetischen Ärzte mit Bernard Lown und Evgenij Chazov, auch Mediziner in der DDR, z. B. über internationale wissenschaftliche Kontakte, aber auch mit Anfragen aus Moskau an das Gesundheitsministerium der DDR.

14

IPPNW damals

So nahmen einige Ärzte schon am zweiten Weltkongress der IPPNW in Cambridge teil. Im August 1982 wurde daraufhin entsprechend eines Vorschlags von Prof. Röding ein Komitee „Ärzte der DDR zur Verhütung des Nuklearkrieges“ gegründet. Es stützte sich anfangs vor allem auf die Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaften in der DDR. Die DDR-Sektion der IPPNW entstand so als siebte Europas und elfte in der Welt.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.