O-Töne Juli 2015

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O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015

Wahrhaft ungewöhnlich fiel in diesem Sommersemester für manche Künstler der Hochschule der eine oder andere Auftrittsort aus: Im Rahmen der Reihe „the elements“ traten Musiker in „Vier Konzerten rund um Feuer, Wasser, Luft und Erde“ im Lichthof des Senckenberg Naturmuseums auf. Dabei musizierten sie flankiert von Dinosaurier-Skeletten und anderen Urviechern, die zudem in stimmungsvolles Licht getaucht waren (linkes Bild mit dem IEMA-Hornisten György Zsovár). Mühsam gestaltete sich indes der Aufstieg für zwei Cellisten einer „shortcuts – Experiment und Begegnung“-Veranstaltung in der KunstKulturKirche Allerheiligen (Bild rechts mit Larissa Nagel). Über den Glockenturm und eine Metallüberführung, vorbei an einer Fassadenbaustelle, mühten sich die beiden Studierenden mit ihren Instrumenten in schwindelnde Höhen auf eine ansonsten ungenutzte Empore, um ein kompositorisches Klangexperiment von Prof. Gerhard Müller-Hornbach Wirklichkeit werden zu lassen. Beide Veranstaltungsreihen wurden vom hochschuleigenen Institut für zeitgenössische Musik (IzM) initiiert. Ein Wort vorweg

Lebhafte Diskussion über die Situation der Lehrbeauftragten

Es ist heiß in diesen Tagen, und da träumt man dann manchmal auch am Tag so vor sich hin. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich einmal vor, wir wären eine ganz normale Hochschule, die nicht reich ist, die aber über die notwendigen Ressourcen verfügt, die man zur Erfüllung der Aufgaben braucht. Es gäbe dann keine Unterrichtsräume mehr, in denen im Sommer Temperaturen von mehr als 35° erreicht werden. Und wenn ein Studierender vor der Prüfung nochmal eine Extrastunde Unterricht benötigt, dann wäre es möglich, dafür einen freien Unterrichtsraum zu finden. Die Ausbildung in der Darstellenden Kunst müsste nicht mehr in sicherheitstechnisch problematischen Ausweichquartieren stattfinden, zu denen man 45 Minuten mit dem Nahverkehr unterwegs ist. Gremiensitzungen würden nicht zu Unterrichtsausfall führen, weil auch dafür Räume zur Verfügung stünden, und Stiftungsprofessuren und sinnvolle Projekte müssten nicht deshalb hinterfragt werden, weil kein Platz dafür da ist. Und es wäre nicht mehr notwendig, 54% der Lehre durch Lehrbeauftragte erteilen zu lassen, die zum Teil in ihrer Existenz von diesen Lehraufträgen abhängig sind Fortsetzung nächste Seite

Die Vertreter verschiedener Gruppen der Hochschule debattierten in einer von Präsident Thomas Rietschel anberaumten Podiumsdiskussion am 28. April über die Situation der Lehrbeauftragten. Sowohl die Lehrbeauftragten selbst als auch Professoren, Studierende und die Hochschulleitung nutzten die Gelegenheit, gemeinsam über die finanziellen Rahmenbedingungen von Lehraufträgen zu sprechen. FAZ-Redakteur Sascha Zoske moderierte die Runde, zu der der AStA-Vorsitzende und Musikstudent Sebastian Michaeli, die Flötendozentin und Lehrbeauftragen-Sprecherin Betty

Nieswandt, die Gesangsprofessorin Henriette Meyer-Ravenstein und Präsident Thomas Rietschel auf der Bühne saßen. Doch auch das Publikum durfte sich im Verlauf des Abends mit Fragen und Anregungen an der Erörterung des Problems beteiligen, dass sich Lehrbeauftragte im Vergleich zu Professoren in ihrer Unterrichtsarbeit schon seit Jahren unterbezahlt fühlen und um eine bessere Entlohnung kämpfen. Auf der folgenden Seite fasst Betty Nieswandt den Stand der Dinge aus ihrer Sicht zusammen und zeigt Chancen für eine gemeinsame Lösung auf.


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Betty Nieswandt wünscht sich Engagement für bessere Löhne

„Exzellenz hat ihren Preis“ Von Betty Nieswandt, Sprecherin der Lehrbeauftragten und Mitglied im Senat der HfMDK Derzeit decken 352 Lehrbeauftragte 54 % des Lehranteils an der HfMDK ab. Der größte Teil von ihnen arbeitet dabei für einen Stundenlohn von 33 Euro, ein geringerer Prozentsatz (Honorarprofessoren und emeritierte Professoren) für 40 Euro pro Semesterwochenstunde. Seit mehr als 30 Jahren sind diese Bezüge gleich geblieben.

Betty Nieswandt ist Lehrbeauftragte für Flöte und vertritt im Senat der HfMDK die Belange ihrer Kollegen. Sie fordert eine Angleichung der Bezüge für Lehrbeauftragte, die seit 30 Jahren gleich geblieben seien.

Jegliche Zusatztätigkeiten wie Prüfungsleistungen, Klassenvorspiele, Unterrichts- bzw. Seminarvor- und Nachbereitung, Betreuung von Hausarbeiten etc. sind mit diesem Stundensatz abgegolten. Jeder Lehrauftrag beginnt und endet mit dem Semester. Planungssicherheit gibt es nicht. Von Honorarzahlung im Krankheitsfall oder Mutterschutz ganz zu schweigen. Wir Lehrbeauftragten kämpfen schon seit Jahren für eine angemessenere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen. Die Einladung des Hochschulpräsidenten zur Podiumsdiskussion war ein guter Schritt, um gemeinsam in ein konstruktives Gespräch zu treten und die Frage einer finanziell faireren Vergütung

erneut aufzunehmen. Dem entgegen wurde in der Diskussion deutlich, dass das Präsidium anstelle einer Lohnerhöhung für alle Lehrbeauftragten des Hauses eher auf den Ausbau neuer sogenannter „Mittelbaustellen“ setzt, um mittelfristig den Anteil der Lehrbeauftragten an der Lehre bis zum Jahr 2020 auf 50 % zu senken, langfristig gar auf 30 %. Der Ausbau von Mittelbaustellen ist ein guter Weg, darf aber nicht der einzige sein. Dass wir Hochschul-Lehrbeauftragten für unsere Unterrichtstätigkeit im Dienste angehender Berufskünstler und -pädagogen laut Tabelle weniger Geld bekommen als beispielsweise mindestens gleich qualifizierte angestellte Musikschullehrer, ist aus meiner Sicht ein untragbarer Zustand. Dass unsere Bezahlung in der abendlichen Diskussion einmal sogar mit einer Entlohnung für ungelernte Arbeitskräfte verglichen und als legitim angesehen wurde, hat mich sprachlos gemacht. Dass der Lehrbeauftragten-Salär doch eher den Stundenvergütungen der Professuren anzupassen sei, lieferten Stimmen aus der Studentenschaft: Sie bestätigten, dass Studierende die Lehrqualität der Lehrbeauftragten genauso hoch einschätzen wie die der Professoren. Musikhochschulen wie Köln, Karlsruhe, Stuttgart und Saarbrücken zeigen bereits, dass wenn ein einheitlicher Wille zur Verbesserung der Situation der Lehrbeauftragten erkennbar ist, es möglich wird, die Honorare der Lehrbeauftragten zu erhöhen. Ich bin mir sicher, dass Veränderungen auch in Frankfurt möglich sind. Wir Hochschulangehörigen sollten gegenüber den Politikern geschlossen mit der Überzeugung auftreten, dass „Ex-

„Ein Wort vorweg“ Fortsetzung

und einen arbeitsrechtlichen Status haben, der nicht dafür gedacht ist, seiner Familie ein verlässliches und dauerhaftes Auskommen zu sichern. Wir sind Hessens Hochschule für Musik, Theater und Tanz und schleppen leider die große Altlast mit uns, seit langer Zeit völlig unterfinanziert arbeiten zu müssen. Auch wenn wir die Unterstützung des Wissenschaftsministers Boris Rhein spüren und im neuen Hochschulpakt in schwierigen Zeiten eine deutliche Steigerung unseres Etas zugesagt bekommen haben: Der Weg zu einer „normalen“ Hochschule ist immer noch sehr weit. Umso erstaunlicher, dass die Ergebnisse unserer Arbeit keineswegs „normal“ sind. Die HfMDK ist auf vielen Gebieten eine ungewöhnlich erfolgreiche Hochschule, die sich damit auch im internationalen Wettbewerb hervorragend positioniert. Diese Erfolge verdanken wir dem großen Engagement und Können unserer Lehrenden (und da sind auch die Lehrbeauftragten mit gemeint). Dafür herzlichen Dank! Mit allen guten Wünschen für einen schönen Sommer Ihr Thomas Rietschel, Präsident zellenz in der Lehre“, wie sie auch die HfMDK für sich reklamiert, eben nicht zu Dumping-Honoraren zu haben ist. Die Podiumsdiskussion war ein guter Anfang, um gemeinsame Visionen und Perspektiven zu entwickeln. Ich freue mich, dass das Präsidium bereits zu weiteren Gesprächen eingeladen hat.

Auf großes Interesse auch unter Professoren und Studierenden stieß die Diskussionsveranstaltung zur Situation der Lehrbeauftragten an der HfMDK. Präsident Thomas Rietschel hatte zu diesem offenen Gedankenaustausch eingeladen.


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Der gebürtige Amerikaner James Schar arbeitet als Tanz-Repetitor

Neu dabei: Fabienne Hantke

Improvisation als Berufung

„Das Klima ist perfekt“

Seit 25 Jahren ist der Tanz-Repetitor James Schar im öffentlichen Dienst tätig – seit über 15 Jahren dort, wo er selbst studiert hat: an der HfMDK.

zum Militärdienst nach Heidelberg beordert wurde. Der Soldat begleitete dort den Militärchor am Klavier. Zurück in Amerika studierte er Klavier, bevor er zum weiteren Klavierstudium nach Deutschland zurückkehrte und an der HfMDK in der Klavierklasse von Jutta Drefahl und bei Leonard Hokanson sein pianistisches Können verfeinerte. Schon während des Studiums nahm er in der Tanzabteilung einen Lehrauftrag wahr; 1989 trat er seine erste feste Stelle als Tanz-Korrepetitor an der Hochschule in Mannheim an, bevor er an der HfMDK hauptberuflich andockte. Hier ist er gegenwärtig Mitglied des Personalrats und kann auf sechsjährige Gremienarbeit im Senat zurückblicken.

Ja, es gibt sie, die kleinen Spickzettel, die Jim ab und an aus der Tasche kramt und um ein paar Zahlen und Striche vervollständigt, wenn er zur gleichen Tanzübung morgen noch einmal spielen muss und sich gute Wendungen von heute merken möchte. Ansonsten hat er nichts dabei, wenn er täglich ins Kellergeschoss des HochschulHauptgebäudes hinabsteigt und sich dort für die Tanzstudierenden ans Klavier setzt. Doch: Augen, die den Trainer genau beobachten, Unzählige Auftritte als und mittlerweile einen Klavierbegleiter und untrüglichen mentalen Kleinkunstpartner, außerErfahrungsschatz, der dem als Chorleiter – seit bisweilen die Qualität 30 Jahren beim German von Gedankenlesen American Community annimmt. James „Jim“ Beobachten und Gedankenlesen: James Schar inspiriert Tänzer beim Choir in Frankfurt und Schar, der 59-jährige Training als Repetitor. ähnlich lang beim ESAPianist aus Ohio, ist Chor Darmstadt – flanTanz-Repetitor in der kieren seine Haupttätigkeit an der Abteilung „Zeitgenössischer und Klassischer Hochschule. Angesichts dessen kann Tanz“ an der HfMDK. Kürzlich gratulierte er prima mit seinem Beruf jenseits der ihm die Hochschule zu 25 Jahren Tätigkeit Bühne leben: Im Untergeschoss der im öffentlichen Dienst. Grund genug, mal Hochschule bleibt sein Können als Renachzufragen, warum „Jim“ – so nennen petitor seit jeher nur den Studierenden ihn eigentlich alle – aus der Tanzabteilung der Tanzabteilung vorbehalten. bjh nur noch schwer wegzudenken ist. Seit 1996 hat er dort eine feste Stelle inne. Als Tanzrepetitor ist er Inspirator, Improvisator und künstlerischer Katalysator am Klavier. Neue Frauenbeauftragte „Ich sehe etwas, nehme es in Gedanken auf und versuche einfach, einen musikalischen Teppich oder ein Fundament dazu zu liefern.“ Das Geheimnis des Erfolgs als Tanz-Repetitor liege darin, klanglich etwas anzubieten, was Seit dem 11. Mai 2015 gibt es eine die Tänzer sofort annehmen können, um hauptamtliche Frauenbeauftragte ihre Bewegungen darauf zu gestalten. „Es für die Verwaltung. Die Frauenbeist einfach viel Erfahrung dabei“, erklärt Jim, auftragten an der HfMDK sind damit der in seinen improvisatorischen Ausflügen wie folgt aufgestellt: eben nicht völlig frei ist, denn Metrum, Stimmung und Akzente müssen passen – meist Sabine Rosenberger (Hauptamtin einem 32-taktigem Schema. Als „absoliche) frauenbeauftragte@hfmdkluter Minimalist“ ist er dabei eher in der frankfurt.de, 069/154007-336 zeitgenössischen Klangwelt verhaftet, liebt Raum C 107; Prof. Angelika Merkle enge Dissonanzen, volle Akkorde. „Meine (Fachbereich 1) merkle.angelika@ stilistischen Wurzeln liegen dabei eindeutig web.de; Prof. Stefanie Köhler in der protestantischen Kirche des mittleren (Fachbereich 2) stefanie.koehler@ Westens der USA“, gesteht er frei. Da ist er hfmdk-frankfurt.de; Prof. Ursula aufgewachsen, dort bekleidete er bereits Targler-Sell (Fachbereich 3) ursula. als 16-Jähriger eine Kantorenstelle und targler@web.de; Sprechstunden sammelte Erfahrungen als Chorleiter und nach Vereinbarung. Begleiter, bevor er mit 19 Jahren als „GI“

Offen für Fragen

Fabienne Hantke ist seit Mai dieses Jahres neue Mitarbeiterin im Team des Personalservice an der HfMDK.

„Ein Arbeitstag ging bei mir noch nie so schnell herum wie jetzt an der Hochschule“, sagt Fabienne Hantke. Sie kennt den öffentlichen Dienst bislang aus den vergleichsweise beschaulichen Amtsstuben der Kommunen Kriftel und Liederbach. Ihr erstes Fazit aus ihrer Tätigkeit in der Personalabteilung der Hochschule: „Im kommunalen Bereich geht es viel ruhiger zu.“ Zumindest im Moment, denn was die Verwaltungsfachangestellte gegenwärtig am meisten beschäftigt, sind die Bewerbungsverfahren mehrerer ausgeschriebener Stellen in Verwaltung und Lehre. Sie ist dafür verantwortlich, dass alle organisatorischen Voraussetzungen gegeben sind, damit die zuständigen Fachgremien den geeigneten Kandidaten für einen der angebotenen Arbeitsplätze aussuchen können. Angesichts der Vielzahl an derzeit parallel laufenden Verfahren findet es Fabienne Hantke von Vorteil, dass sie sich selbst stets als „gut strukturiert und organisiert“ erlebt: „In den Arbeitsabläufen täglich Prioritäten zu setzen, erscheint mir hier ganz wichtig.“ Neben Bewerbungsverfahren ist Fabienne Hantke außerdem für die Erledigung der Reisekostenabrechnungen der Hochschulmitarbeiter verantwortlich. Bei allem Eingespanntsein in eine straffe „To do-Liste“ mag sie die Atmosphäre an ihrem neuen Arbeitsplatz im sechsten Stock der Hochschul-Dependance in der „Leimenrode“: „Das Klima zum Arbeiten ist hier perfekt.“ bjh


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Vor 50 Jahren begann die Beteiligung der Hochschule an den Konzerten des Kammermusikvereins

500 Mal Kammermusik in Frankfurt Ein stolzes Jubiläum stand am 11. Februar 2015 an: Mit dem an diesem Tag gespielten Programm konnte der „Kammermusikverein“ sein 500. Konzert in Frankfurt gestalten. Gleichzeitig waren es genau 50 Jahre, seit Professor Günter Weigmann die künstlerische Leitung übernahm. Er war der Kammermusikprofessor der damaligen „Staatlichen Hochschule für Musik Frankfurt am Main“ (heutige HfMDK) und leitete diese Konzertreihe bis zu seinem Tod im Juni 1976. Auf ihn geht die in der Zeit seiner künstlerischen Leitung gewachsene enge Bindung zur Frankfurter Musikhochschule zurück, so dass die damals gegründeten Ensembles der Hochschule, beispielsweise das Dornbusch-Quartett, das Keller-Trio, das Buchberger-Quartett und viele andere ihre ersten Auftrittserfahrungen in dieser Konzert-Reihe machen konnten. Die Kammerkonzerte der Polytechnischen Gesellschaft waren ursprünglich eine Idee von Emil Emge, dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Frankfurter Sparkasse von 1822. Zuerst wollte er die Konzerte nur für die Mitarbeiter der Sparkasse veranstalten. Diese Initiative fand 1959 in der Gründung des „Vereins zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker“ als selbständiges Tochterinstitut der Polytechnischen Gesellschaft schließlich ihre formale Fixierung. Der erste Kammermusikabend fand am 25. Februar 1960 im Vortragssaal der Frankfurter Sparkasse statt. Schon mit dem vierten Kammermusikabend am 23. Juni 1960 musste der Verein in die größere Schalterhalle wechseln, die zu diesem Zweck akustisch ertüchtigt wurde. Hier wurden zunächst 274 Konzerte veranstaltet. Ab 20. September 1989 fanden wegen eines größeren Umbaus der Schalterhalle die Frankfurter Konzerte im Mozart Saal der Alten Oper statt. Mit dem 382. Kammermusikabend kehrte die Konzertreihe am 25. Oktober 2000 an ihren ursprünglichen Veranstaltungsort in die Neue Mainzer Straße 49 zurück. Schon bald begann man, auch Konzerte in der Region zu veranstalten, an den Orten, wo die Frankfurter Sparkasse von 1822 Zweigstellen unterhält. Dazu gehörten seit 1971 Schwalbach, seit 1972 auch Hanau (bisher 174 bzw. 167 Konzerte), zeitweise auch Offenbach (108 Konzerte) und Bad Vilbel (67 Konzerte). Die Preisträgerkonzerte finden seit 2000 auch in Friedrichsdorf statt (bisher 18 Konzerte). Das 500. Frankfurter Konzert war also gleichzeitig das 1031. Konzert des Kammermusikvereins. Mit enger Bindung zur Hochschule Nach Günter Weigmanns Tod teilten sich der damalige Rektor der Musikhochschule, Professor Hans-Dieter Resch, und sein Prorektor Professor Gerhard Mantel, assistiert

von Erika Weigmann, die Leitung der Konzertreihe und bauten sie aus. In die 80er Jahre fällt auch die Gründung der „Sinfonietta Frankfurt“ durch Professor Resch. Dieses auch damals schon vorwiegend studentisch besetzte Ensemble ist seitdem das „Hausorchester“ des Kammermusikvereins. Seit 1997 gestalten Professor Resch und der derzeitige Leiter der Streicherkammermusikklasse der Hochschule, Professor Hubert Buchberger, in Zusammenarbeit mit Stefan Schmitt als Organisator die Programme. Die enge Bindung zur Hochschule, die bewährte Qualität und damit auch die Förderung junger Musiker blieben erhalten. Seit der Übernahme der Leitung durch Professor Resch werden auch junge Musiker aus dem In- und Ausland eingeladen und unterstützt. Gelegentlich treten auch arrivierte Künstler auf oder es werden außergewöhnliche Ensembles und Instrumente in der Konzertreihe vorgestellt. Durch die Initiative des ehemaligen Präsidenten der Polytechnischen Gesellschaft, Professor Dr. Hans Jürgen Hellwig, und Hubert Buchbergers wurde im Jahr 1998 der „Kammermusikpreis der Polytechnischen Gesellschaft e. V.“ ins Leben gerufen. Der Wettbewerb findet jährlich in der Hochschule für deren Studierende statt. Die Preisträger erhalten außer einem Geldpreis die Möglichkeit, in einem Konzert der Reihe aufzutreten. Der Titel des 500. Konzertes „Vom Duo zum Oktett“ bezog sich auf die beiden Konzerte „Vom Duo zum Kammerorchester“, die Professor Günter Weigmann seinerzeit gestaltete. Diesmal musizierten insgesamt 20 Studierende der HfMDK ein spannendes Programm mit Werken von Purcell, Schubert, Mendelssohn, Brahms, Debussy und Poulenc.

Eines von 500 Konzerten des „Kammermusikvereins“ in Frankfurt: Mahlers „Lied von der Erde“ mit der Sinfonietta Frankfurt unter Leitung von Hubert Buchberger im Jahr 2012.

Psychosozialberatung

Gratis und vertrautlich Ein Studium ist nicht immer leicht und kann mit vielen Belastungen verbunden sein. Die Psychosozialberatung des Studentenwerks Frankfurt am Main bietet Studierenden die Gelegenheit, Schwierigkeiten zu besprechen und gemeinsam mit einer Psychologin nach Lösungswegen zu suchen. Arbeitsblockaden, Beziehungsschwierigkeiten oder depressive Verstimmungen – ein offenes Gespräch kann helfen, klarer zu sehen und eigene Stärken (wieder) zu entdecken. Bei weiterem Hilfebedarf wird zügig an entsprechende Beratungsstellen vermittelt und die Kontaktaufnahme erleichtert. Das Angebot ist kostenfrei und streng vertraulich. Offene Sprechstunde bei Nina Müller, M.Sc.-Psych. an der HfMDK: in der Vorlesungszeit alle zwei Wochen mittwochs, 14 bis 16 Uhr in Raum C007 (keine Anmeldung erforderlich). Kontakt: Beratungszentrum des Studentenwerkes Frankfurt a.M., Hörsaalzentrum (EG) auf dem Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 5, 60629 Frankfurt; Tel.-Nr.: 069/79834905; psychosozialberatung@ studentenwerkfrankfurt.de


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Zu seinem 60. Geburtstag widmeten Schüler ihrem Doktorvater Peter Ackermann eine Festschrift

Würdigung mit „Fluchtpunkt Italien“ „Fluchtpunkt Italien“ lautet der Titel einer Festschrift, die Johannes Volker Schmidt und Ralf-Olivier Schwarz ihrem „Doktorvater“ Peter Ackermann gewidmet haben. Der HfMDK-Professor für Musikwissenschaft erhielt im Mai ein gedrucktes Exemplar des Buches im Rahmen einer Feierstunde im Kleinen Saal der Hochschule. Anlass für die besondere Würdigung war sein 60. Geburtstag im vergangenen Jahr. „Ein engagierter Lehrer, wie sich ihn eine Hochschule nur wünschen kann“ – so umschrieb Hochschulpräsident Thomas Rietschel Peter Ackermann. Er sei bekannt als „leise, aber wirksam und wirkend“ – ein Musikwissenschaftler, der seit 20 Jahren unendlich viele Abschlussarbeiten der Studierenden betreut. Zudem habe sich Ackermann auch durch seine kommissarische Übernahme der geschäftsführenden Leitung der Hochschule verdient gemacht, und zwar in hochschulpolitisch schwierigen Zeiten. Dass sich bei Peter Ackermann hohes Fachwissen, bienenfleißiges Arbeitsengagement und menschlich sympathische Bescheidenheit so angenehm verbinden, war auch allen Gästen jener Feierstunde klar, die im Kleinen Saal einen würdigen Rahmen bot, um eine Festschrift aus Anlass des 60. Geburtstags von Peter Ackermann der Öffentlichkeit zu präsentieren: Kollegen, Alumni, Promovenden sowie musikwissenschaftliche Wegbegleiter und Freunde waren gekommen, um mit dem einzigen Lehrstuhl-Inhaber für Musikwissenschaft an der HfMDK anzustoßen und das Geburtstagsgeschenk in Form einer „Festschrift“ in Augenschein zu nehmen: Für deren Entstehung hatten sich Ralf-Olivier Schwarz und Johannes Volker Schmidt, beide bei Ackermann promovierte Musikwissenschaftler und Musikpädagogen, engagiert und zahlreiche Autoren aus dem Wirkungsumfeld von Peter Ackermann für musikwissenschaftliche Beiträge gewinnen können. Den Titel „Fluchtpunkt Italien“ begründen sie aus Ackermanns Biografie heraus: „Die Musik Italiens war und ist in vielfacher Hinsicht ein `Fluchtpunkt` im musikwissenschaftlichen Wirken von Peter Ackermann. Die Beiträge setzten deshalb den thematischen Schwerpunkt bei der Musikgeschichte Italiens und spannen dabei den Bogen vom 16. bis ins 21. Jahrhundert.“ Charmant und anspielungsreich formulierte Prof. Dr. Ute Jung-Kaiser eine von humorvollen Fotomontagen flankierte Laudatio auf den Jubilar. Darin griff sie launige Thesen von „Fluchtdidaktikern“ – passend zum Titel der Festschrift – auf und erwähnte dabei Peter Ackermanns Vorlieben wie seine Palestrina-Forschung und seine Leidenschaft für Pferde. Die Festrede hielt Dr. Peter Hawig. Mit konzertanten Beiträgen bereicherten Kollegen die Präsentation der Festschrift, die im Georg Olms Verlag als 86. Band der „Studien und Materialien zur Musikwissenschaft“ erhältlich ist. bjh

Prof. Dr. Peter Ackermann leitet seit 1995 die Musikwissenschaft an der HfMDK. Dazu gehört – neben Vorlesungen und der Betreuung von 25 Doktoranden – eine Unmenge an wissenschaftlichen Arbeiten, die Absolventen der HfMDK in Bachelor-, Diplom- und Staatsexamens-Studiengängen unter seiner Aufsicht schreiben. Die benachbarte Goethe-Universität nimmt Peter Ackermanns Kompetenz in Prüfungsgremien ebenfalls gern in Anspruch. Er ist fachlich ebenso im 16. Jahrhundert zu Hause wie in zukunftsweisenden Editionstechniken, die er an der Hochschule seit Jahren etabliert. Ausgewiesener Experte ist Peter Ackermann in der Musikgeschichte des 16. und 19. Jahrhunderts: Seiner Dissertation über Wagners „Ring“ folgte die Habilitation über römische Kirchenmusik und die Motette des 16. Jahrhunderts. In den 90er Jahren beeinflusste er als Prorektor und ein Jahr als geschäftsführender Präsident die Entwicklung der HfMDK. Mit seiner ausgeprägten Leidenschaft, dem Quellenstudium, hat er viele Werke Giovanni Animuccias, einst Leiter der Kapelle der Peterskirche in Rom, aus der Versenkung geholt. Doch auch der musikalisch viel prominentere Zeitgenosse Palestrina hat Ackermann viel zu verdanken: Immerhin ist dieser Mitherausgeber der Palestrina-Gesamtausgabe. bjh

Johannes Volker Schmidt (links) und Ralf-Olivier Schwarz (rechts) überreichten Peter Ackermann das erste gedruckte Exemplar der Festschrift aus Anlass seines 60. Geburtstags.

Dritte Runde „kulturMut“

Förderchance für Projekte Vom 1. bis 31. Juli 2015 können sich Kulturschaffende, Studierende, Absolventen und Kulturinstitutionen aus dem Rhein-Main-Gebiet wieder für die Teilnahme an „kulturMut“ bewerben. Sie erhalten die Chance, ihre aktuellen Vorhaben aus den Bereichen Musik, darstellende und bildende Kunst, Literatur oder audiovisuelle Medien auf der Internetplattform „Startnext“ vorzustellen und über Crowdfunding und ein ergänzendes Preisgeld der Aventis Foundation zu finanzieren. Durch kostenlose Workshops und die Beratung von Startnext werden sie unterstützt, ihre Projektideen im Internet optimal zu präsentieren. Mitte Oktober beginnt die vierwöchige Finanzierungsphase und damit das Crowdfunding für die einzelnen Projekte. Das Besondere dabei: Das Votum der Crowd bestimmt über die Vergabe des Preisgeldes der Aventis Foundation. Bisher wurden 40 teilnehmende Projekte mit einem Volumen von 685.000 € voll finanziert und konnten verwirklicht werden. www.startnext.com/pages/kulturmut


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Internationale Begegnung: Die Hochschule richtete eine viertägige musikpädagogische Tagung aus

„ISPME“ in Frankfurt 3. Juni 2015, Nachmittag: „Welcome ISPME“ steht auf einem Plakat am Eingang der HfMDK. Überall im Foyer wird Englisch gesprochen. Für vier Tage wird die University of Music and Performing Arts Frankfurt am Main zum Zentrum der internationalen Musikpädagogik und -didaktik: Die 10. Internationale Konferenz der International Society for the Philosophy of Music Education (ISPME) beginnt unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Jank. In der ISPME haben sich Musikpädagogen international zusammengeschlossen, die besonders an der bildungsphilosophischen Grundlegung des Musiklernens und der Musikerziehung interessiert sind. Ihre Mitglieder sind auf allen Erdteilen zuhause, die Mehrzahl lebt in Nordamerika sowie Mittel- und Nordeuropa. Alle zwei bis drei Jahre finden ihre internationalen Konferenzen statt – zum Beispiel 2013 in New York, 2010 in Helsinki, 2008 in London (Ontario, Kanada). Die Konferenz in Frankfurt 2015 ist etwas Besonderes: Zugleich wird die zehnte Ausrichtung der Konferenz und das 25-jährige Bestehen der Konferenzen der ISPME gefeiert (seit 1990 in Bloomington, Indiana, USA; siehe www.ispme.net). Vier Podiumsdiskussionen, 29 Vorträge, ein Festvortrag, musikalische Beiträge von „Five_line“, der A-Cappella-Formation Schulmusik-Studierender der HfMDK, sowie von den Professoren Axel Gremmelspacher und Eike Wernhard, eine Begrüßung durch Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz als Schirmherr und viele Gespräche dazwischen füllten die vier Tage von 3. bis 6. Juni. Die Themen reichten von Fragen der Beziehung zwischen Musikerziehung und Moralphilosophie bzw. Ethik bis hin zur Diskussion kultur- und bildungspolitischer Entwicklungen, von der Rolle von Musik für das Erleben von Lebensqualität bis hin zur philosophischen Auseinandersetzung mit dem Bildungsbegriff. Großzügige Unterstützung kam von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK (GFF) und dem Fachbereich 2. Volker Schindel, die Mitarbeiterinnen des Künstlerischen Betriebsbüros sowie Leonie Weiss, Lucia Komesker und andere sorgten für die perfekte Organisation und Durchführung der Konferenz. 22 Promovenden aus Schweden, den USA, Kanada, Australien und Deutschland trafen sich bereits zwei Tage früher zu einem Doktoranden-Kolloquium. Sie diskutierten an zwei sehr intensiven Tagen ihre Promotionsprojekte mit sieben Professoren aus den USA, Schweden und Deutschland. Die starke Resonanz und das positive Feedback der Teilnehmer zu beiden Konferenzteilen stellen der Veranstaltung und der HfMDK ein ausgezeichnetes Zeugnis aus. Volker Schindel/Prof. Dr. Werner Jank

29 Vorträge, vier Podiumsdiskussionen, ein Festvortrag und flankierende Musikbeiträge füllten den Stundenplan der Teilnehmer der ISPME-Tagung an der HfMDK.

Das Vokalensemble „Five_Line“ konzertierte während der Tagung für die internationalen Musikpädagogik-Experten.

Der Hessische Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz (links, im Gespräch mit Prof. Dr. Werner Jank) besuchte als Schirmherr persönlich die ISPME-Tagung, die an der HfMDK stattfand. Im Hintergrund FB 2-Dekan Prof. Axel Gremmelspacher und HfMDK-Vizepräsident Prof. Ernst August Klötzke.


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Instrumentalklassen aus Frankfurt und Essen veranstalteten an der HfMDK einen „Flötentag“

Meisterkurs und Beatbox-Groove Großes Interesse weckte der zweite Flötentag, der mit seinem weitreichenden Angebot lockte: angefangen von Meisterkursen bei den Professoren Stephanie Winker (HfMDK) und Gunhild Ott (Essen), über einen „Flutebox“-Kurs mit Tadek Chylinski-Reid (im Foto oben ganz rechts), bei dem sich Laien sowie versierte Beatboxer gleichermaßen einbringen konnten, bis hin zu einer Flötenausstellung, die dazu einlud, nach einem neuen Instrument Ausschau oder auch mal die absolut unerschwingliche Traumflöte in den Händen zu halten. Nachmittags

erarbeitete der britische Flötist und Komponist Ian Clarke mit Studierenden einige seiner Werke und begeisterte die Kurs-Teilnehmer durch Musikalität, flötistische Fertigkeit, fesselnde Präsenz und nicht zuletzt durch seine lockere, humorvolle Art. Die Flötenklassen aus Essen und Frankfurt probten zudem mehrere Ensemblestücke für das Abschlussrezital ein, bei dem schließlich alles zu Gehör kam, was über den Tag hinweg erarbeitet wurde. So standen am Abend Komponist, Professoren

und Studierende gemeinsam auf der Bühne und boten neben BeatboxImprovisationen Stücke von Ian Clarke dar. Ein wahrer Hörgenuss, so dass der Brite selbst schließlich von seiner Musik sagte, dass sie „durchaus wohlklingend und harmonisch ist … und das, obwohl ich noch lebe“. Am Ende des Tages war die Luft im Kleinen Saal zwar restlos aufgebraucht, die Kursteilnehmer jedoch erfüllt von anregenden Impressionen und Inspirationen. Steffi Disser

Die Jahrestagung der Gesellschaft für Musikpädagogik (GMP) fand im Kleinen Saal der HfMDK statt

„Lehrer als Künstler“ „Lehrer als Künstler“ lautete das Thema der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikpädagogik (GMP), die im Februar an der HfMDK stattfand. Abwechslungsreiche Vorträge von Referentinnen und Referenten aus ganz Deutschland beleuchteten dieses Thema aus historischer, philosophischer und musikdidaktischer Sicht. Prof. Dr. Katharina Schilling-Sandvoß organisierte als Vorstandsmitglied der Gesellschaft den reibungslosen Ablauf der Tagung. In einer entspannten und kommunikativen Atmosphäre konnten Mitglieder der Gesellschaft, interessierte Musikpädagogen, Lehrende und Studierende der HfMDK Beiträge aus den Themenbereichen „Pädagogik und Kunst“, „Rollenverständnis von Musiklehrern“ und „Komponieren mit Schülern“ diskutieren. Zusätzlich gab es Berichte über künstlerische Projekte mit Schülern und Studierenden. In jeweils 20 Minuten stellten

die Referenten aktuelle Forschungsprojekte vor, gingen institutionellen Fragen nach, werteten empirische Beobachtungen pädagogischer Situationen aus, stellten Fragen an die pädagogische Begründung, Zielsetzung oder Gestaltung musikpädagogischer Projekte oder bezogen sich auf die Geschichte des Musikunterrichts und des Berufsbildes des Musiklehrers. In den an die Vorträge anschließenden Diskussionsrunden wurden alle Zuhörenden eingeladen, Fragen zu stellen und sich intensiv über die Beiträge auszutauschen. Hannah Wirmer Bild rechts: HfMDK-Professorin Katharina Schilling-Sandvoß hatte das GMPTreffen mit organisiert; hier dankt sie der Schulmusik-Studentin Julia Hagenmüller für ihren Gesangsbeitrag zu Beginn der Veranstaltung.


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Mit 84 Jahren ist der emeritierte Klavierprofessor Joachim Volkmann noch ein gefragter Lehrer

Ein Abschied auf Raten Zum Ende des vergangenen Wintersemesters hat der 84-jährige emeritierte Klavierprofessor Joachim Volkmann seinen Lehrauftrag an der HfMDK beendet. Doch jenseits dessen bleibt er ein gefragter Pädagoge. „Ich erlebe Joachim Volkmann wie ein geöffnetes Fenster zum musikalischen Kernpunkt – gleichzeitig auch zu einer gewissen Tradition, die für mich viel interessanter und ehrlicher ist als viele heutige Herangehensweisen.“ Christopher Park hat bei dem 84-jährigen emeritierten Klavierprofessor sein Examen abgelegt, trifft sich aber nach wie vor mit dem bis vor kurzem wohl dienstältesten Lehrenden der Hochschule. 19 Jahre nach seiner Pensionierung als Professor hat der Pianist Joachim Volkmann nun seine Lehrtätigkeit an der HfMDK offiziell niedergelegt. Dass mit ihm ein „ganz Großer“ aus der Klavierszene geht, wissen Insider sowieso. Und Christopher Park, der sich gerade als Solist auf Orchestertourneen mit den Wiener Symphonikern und Bamberger Symphonikern vorbereitet, ist auch jenseits eines offiziellen Lehrer-Studenten-Verhältnisses immernoch dankbar für jede Unterrichtsstunde bei dem Kempff-Schüler, der seit 1964 an der Frankfurter Hochschule einige Generationen heute erfolgreicher Pianisten betreut hat: Franz Vorraber, Wigbert Traxler, Bernhard Wetz, Julian Evans und Mariko Mitsuyu sind nur wenige Namen davon. Letzter Volkmann-Absolvent ist Xi Zhai – „einer der begabtesten Schüler, die ich je gehabt habe“, sagt Joachim Volkmann. Klar, dass der Professor auch nach erfolgreichem Konzertexamen seines Schülers im Großen Saal vorbeischaut, als Xi mit Tonmeister Christoph Schulte Aufnahmen für spätere Bewerbungen fertigt. Noch in diesem Monat will er seinen chinesischen Absolventen seinem berühmten Pianistenfreund Paul Badura-Skoda vorstellen und ihn dazu nach Wien begleiten. Dass Joachim Volkmann nun offiziell seinen Lehrauftrag an der Hochschule beendet hat, hat zwar mit seinem Alter, keineswegs aber mit Altersschwäche zu tun. „Es ist allmählich doch mal peinlich, noch hier zu sein“, ist ein typischer

Satz des gebürtigen Ostwestfalen für seine authentische Bescheidenheit, für seine allürenferne Natürlichkeit, nie sich selbst, sondern nur die Sache, also die Musik, in den Mittelpunkt zu stellen. Vielleicht hat es auch mit der Tatsache zu tun, dass er von einer musikalischen Tradition geprägt ist, die Interpretation als natürlichen, ungekünstelten Gestus begreift, der auf dem Musikmarkt heutzutage eher einer aalglatten Mainstream-Perfektion gewichen ist. „Das hat gar etwas Unmenschliches, der Beruf ist immer saurer geworden“, findet Volkmann. Was er bis heute jungen Künstlern vermittelt, ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Notentext bis zur kleinsten Punktierung, eben „pingelig zu sein. Erst dann kommt die Interpretation“, aber eben nicht seelenlos, sondern mit wachem Herz, denn „es muss wahr sein, was man spielt“, sagt er. „Es ist alles total rein, was von ihm kommt“, so umschreibt Christopher Park das Lehrphänomen Volkmann. Jenseits von Kitsch und Obeflächlichkeit die natürlichen Grenzen der Interpretation auszuloten, das nimmt sich der junge Pianist immer wieder aus Volkmanns Unterricht mit. Es sind zugleich Begegnungen mit einem Menschen, der die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs aus eigener Erinnerung kennt und später als konzertierender Pianist dankbar war, als Philipp Mohler ihn 1962 zum Lehrenden an Dr. Hoch`s Konservatorium und zwei Jahre später an der Frankfurter Hochschule machte. Seitdem sind sie in Frankfurt übrigens mehrmals gespielt worden, Volkmanns „Variationes humoris causa“, die variationsartig angelegten Stilkopien auf „Hänschen klein“ und „Ein Männlein steht im Walde“, sowohl als Klavier- als auch Chor- und Orchesterfassung, die Joachim Volkmann irgendwann einmal nebenbei komponierte. Volkmanns schlimmste Konzerterinnerung? Das war sein öffentliches Debüt als Solist mit einem Berufsorchester, als sein Vater Otto seinen Einstand als Generalmusikdirektor in Bonn mit Chopins e-Moll-Konzert und seinem Sohn

Joachim als Solisten gab: „Ich habe zwei Nächte davor nicht geschlafen“, erinnert sich der Pianist mit Grausen zurück, glaubte er doch, die Karriere seines Vaters mit einem Patzer an den Tasten aufs Spiel setzen zu können. Natürlich wurde das Konzert ein Erfolg, allerdings kein weiterer Auftritt mehr so nervenaufreibend wie dieser. bjh

Neues aus der Lehrentwicklung Liebe Lehrende, Sie werden hier zukünftig regelmäßig sowohl Informationen zu den vielseitigen Angeboten der Lehrentwicklung als auch kleine Statements von Teilnehmern vergangener Angebote finden. Im Wintersemester stehen wieder viele spannende Workshops auf dem Programm; hier nun die ersten Termine im Oktober: -Atem- und Klangschulung für Streicher, Bläser und Pianisten mit Isa Terwiesche am 05.-06. Oktober 2015 in der HfMDK Frankfurt am Main -Atemlehre und Bewegungsbewusstsein in der künstlerischen Lehre und Praxis mit Dagmar Boecker am 23. Oktober 2015 an der HfM Saar -Gute Lehre an Musikhochschulen (Teil 1) mit Prof. Dr. rer. Soc. WolffDietrich Webler am 31. Oktober 2015 in Detmold In Frankfurt findet außerdem vom 31. Oktober bis 02.November 2015 wieder der beliebte Workshop für Dozenten und Studierende „What Matters?“ – Reflexion und Feedbacktechniken in der künstlerischen Ausbildung: Basis und Chance für effektive und spannende Lern- und Lehrprozesse statt – mit der Möglichkeit einer Vertiefung am letzten November-Wochenende. Da die anderen Hochschulen die Angebote deutlich mehr nutzen als die HfMDK, kann ich Ihnen nur empfehlen, sich zeitnah anzumelden: Die bisherigen Rückmeldungen sind sehr positiv! Bei Fragen oder Ideen bin ich gerne für Sie da; es gibt sehr viele Möglichkeiten, die auf Sie warten! Cédrine Lussac, Projektleiterin für Lehrentwicklung und Lehrevaluation, erreichbar unter cedrine.lussac@ hfmdk-frankfurt.de


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 „Flügelpaten“ öffnen ihre Wohnhäuser für HfMDK-Studierende

Beflügelt statt genervt Seit Herbst letzten Jahres bewährt sich das Projekt „Flügelpatenschaften“: Auf Anregnung des AStA stellen Privatpersonen ihre Flügel daheim für den Übealltag ausgesuchter Klavierstudierender der HfMDK zur Verfügung.

aus pianistischer Sicht ist der Vorteil immens: An einem neuwertigen Flügel zu spielen, bietet weitaus bessere Möglichkeiten als ein abgespieltes Klavier in einem Überaum der Hochschule: „Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich als

„Psst, nicht so laut – wir sind nicht allein hier!“ Im Hause Klinckowstroem kann es vorkommen, dass Gattin Sabine ihren Ehemann Alexander dezent zurechtweist, wenn der ihr etwas zu laut aus seinem Arbeitszimmer zuruft – sie möchten doch Zeljka Mandaric nicht stören. Die sitzt seit Oktober letzten Jahres des öfteren am familieneigenen Bechstein-Flügel im schmucken Bad Homburger Wohnhaus der Familie Klinckowstroem – nicht etwa zur klanglichen Untermalung der häuslichen Idylle, sondern zum Üben für ihr Studium und ihre angehende Karriere als Pianistin. In Ausnahmefällen sogar acht Stunden am Tag, doch die Bad Homburger „Flügelpaten“ wollten es so und fühlen sich durch das Spiel der Kroatin eher „beflügelt“ denn genervt. Sabine von Klinckowstroem: „Ich konnte es nicht ertragen, dass unser Flügel nur einmal im Jahr gespielt wird und ansonsten ungenutzt herumsteht. Und Zeljka tut dem Instrument ganz gut, finde ich.“ Zeljka Mandaric, die beiden Mitglieder der Gesellschaft der Freunde und Täglich darf Zeljka Mandaric auf dem Flügel von Graf Förderer der Hochschule und der und Gräfin Klinckowstroem üben. Beste VoraussetBechstein-Flügel haben sich glückzungen also, um sich auf ein im Herbst beginnendes lich gesucht und gefunden, und zwar Klavierstudium bei Norman Fisher am Royal College of dank Theresa Winterer vom AStA der Music in London vorzubereiten. Hochschule, die die Idee der „Flügelpatenschaften“ ins Rollen brachte: Maler nur drei Farben zur Verfügung Angesichts bekannter Raumnot an der habe oder gleich eine ganze Palette. HfMDK gelang es ihr, unter den Freunden Das ist beim Farbreichtum eines guten und Förderern der Hochschule musikbeFlügels nicht anders.“ geisterte Privatleute dafür zu gewinnen, Das bereits ins Auge gefasste HausKlavierstudierenden eine Übemöglichkeit konzert als klingendes Dankeschön für am heimischen Instrument einzuräumen. luxuriöse Übebedingungen steht noch Auch das Ehepaar von Klinckowstroem aus. Doch zum Geburtstag von Dr. Alemeldete sich und hat es nicht bereut: „Es ist xander von Klinckowstroem kredenzte eine richtige Symbiose daraus entstanden“, Zeljka kürzlich bereits ein Ständchen: resümiert Sabine von Klinckowstroem nach Für ihren „Flügelpaten“ intonierte sie einem Dreivierteljahr dankbar; „Zeljka ist in Anwesenheit der erstaunten Partygejetzt so etwas wie eine Tochter im Hause.“ sellschaft den „3. Walzer vom Regiment Die Klavierstudentin durfte bei ihnen sogar von Klinckowstroem“ aus der Feder schon 14 Tage wohnen und darf kommen von Georg Thouret aus dem Jahr 1794. und gehen, wann sie will. „Wir brauchen So wie die Familie von Klinckowstroem das Wohnzimmer eigentlich nicht“, sagen hat eine Handvoll weiterer Musikdie Hausbesitzer. Wenn Zeljka übt und sie freunde ihre heimischen Flügeldeckel Besuch empfangen, ziehen sie sich mit für ambitionierte Hochschulstudierendem einfach in die Küche zurück. Als einen de geöffnet. Angesichts des glück„wahren Glücksfall“ bezeichnet auch Zeljka lichen Feedbacks aus dem Hause von Mandaric ihr Willkommensein in dem stattKlinckowstroem erscheint die Hoffnung lichen Wohnhaus in der Bad Homburger nicht unbegründet, dass es derer noch Innenstadt. „Hier üben zu können, ist einfach mehr werden könnten. nicht vergleichbar mit dem Arbeiten in einer Ansprechpartner: riccardo.romeo@ Übezelle der Hochschule. Die Familienatmoasta-hfmdk-frankfurt.de bjh sphäre beim Üben tut mir richtig gut.“ Auch

Neues von den Lehrenden Marion Tiedtke geht ans Schauspiel Frankfurt Prof. Marion Tiedtke, Ausbildungsdirektorin Schauspiel an der HfMDK, wird ab der Spielzeit 2017/2018 stellvertretende Intendantin des Schauspiels Frankfurt und zugleich dessen Chefdramaturgin. Diese Aufgabe wird sie an der Seite von Anselm Weber als zukünftigem Intendanten übernehmen. Die Hochschule wird Marion Tiedtke während ihrer neuen Aufgaben am Theater vom Lehrbetrieb beurlauben. Nachdem Marion Tiedtke als Dramaturgin der Münchner Kammerspiele 2007 in die Funktion der Ausbildungsdirektorin im Schauspiel an die Hochschule gewechselt war, nahm sie Gastdramaturgien wahr, um weiterhin im Theater tätig zu sein. Zu ihren freien Produktionen gehörte zum Beispiel die KennedyTrilogie, die sogar anfänglich mit den Studierenden des Schauspiels erarbeitet wurde und dann als Eröffnungspremiere unter dem Titel „The truth about the Kennedys“ als eine Inszenierung in der Regie von Luk Perceval am Hamburger „Thalia Theater“ stattfand. Vor zwei Jahren begleitete sie die Aufführung „Die Nibelungen“ von Friedrich Hebbel am Schauspielhaus Bochum in der Regie von Roger Vontobel, der ab 2017 auch in Frankfurt inszenieren wird. Nach einer gemeinsamen Arbeit an den Münchner Kammerspielen, die viele Jahre zurück lag, traf sie in Bochum wieder auf Anselm Weber, zwischenzeitlich Intendant in Essen und später in Bochum. Beide entwickelten ein Konzept für das Theater in Frankfurt und stellten dies erfolgreich dem Kulturdezernenten vor. Im Sommer 2017 beginnt ihre gemeinsame Arbeit am Schauspiel Frankfurt. --------------------------------------------------Aufsatz von Daniel Hensel im Bruckner-Jahrbuch Dr. Daniel Hensel, HfMDK-Lehrbeauftragter für Musikwissenschaft, hat im „Bruckner Jahrbuch 20112014“ seinen Aufsatz „Simon Sechter, seine Fundamentalbass-Theorie und ihre Auswirkungen auf die musikalische Konstruktion im Werk Anton Bruckners“ publiziert. Das Jahrbuch ist im Musikwissenschaftlichen Verlag erschienen.


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Künstler engagieren sich für Entwicklungsprojekte und Frieden

Spielfilm im Palmengarten

Die gute Macht der Musik

Schauspieler vor der Kamera

Künstlerisches Engagement mit humanitärer Motivation verdient Beachtung. So auch die zwei nachfolgenden berührenden Beispiele mit hochmotivierten Akteuren aus der Hochschule.

South Africa“ ist Teil des Projekts „Music Road Africa“ und dies wiederum ein Projekt von „Crescendo International“. Wie auch immer Leana Alkemas musikalische Biografie weitergehen wird, sie weiß schon jetzt: „Projekte dieser Art werden auf jeden Fall Teil meines Lebens bleiben.“

„Für mich ist es ein selbstverständlicher Teil meines Lebens, von dem, wovon ich viel habe, Engagement etwas weiterzugeben“, für den Frieden sagt Leana Alkema. Und damit hat sie eigentEine berührende Initiatilich schon umfänglich ve anderer Art beschäftigt beschrieben, was sie Studierende und Alumni antreibt, als Musikerin der Hochschule in diesen immer wieder in ihr Tagen: „`Ich bin! – Ich Geburtsland Südafrika darf sein` – Die Gedanken zurückzukehren und dort sind frei“ lautet der Titel ihre musikalischen Erfaheines Friedenskonzertes, rungen und Fähigkeiten das die jungen Künstler zu vermitteln. An der – Sänger, InstrumentaHfMDK studiert sie im listen und ein Sprecher achten Semester Violon– in drei Häusern dreier cello im Studiengang Weltreligionen im RheinKünstlerische InstrumenGebiet veranstalten talausbildung. Schon als werden: am Freitag, 10. sie vor 13 Jahren zum Leana Alkema setzt sich für musikalische Juli, um 20 Uhr in der ersten Mal mit dem LanEntwicklungsprojekte in Südafrika ein. Frankfurter Matthäusdesjugendorchester Heskirche, am Samstag, 11. sen durch Deutschland Juli, um 19 Uhr im Bahàì-Haus der reiste, wuchs in ihr der Wunsch, den musikaAndacht in Hofheim-Langenhain und lischen Reichtum Deutschlands auch in das am Sonntag, 12. Juli, um 19 Uhr in der Land zu bringen, wo auch ihre Eltern leben. Synagoge Darmstadt. Gesagt, getan: Gemeinsam mit der Geigerin Stine Marie Fischer und Nohad Becker, Simone Strohmeier und dem Pianisten Dan beide Absolventinnen der HfMDKMarginean besuchte sie unter dem ProjektGesangsklassen, sind die Initiatoren namen „Music Road South Africa“ im März der Konzerte, für die sie auch ihre Gedieses Jahres verschiedene Musikprojekte sangskollegen Samantha Gaul, Steffen in den ärmsten Gebieten Südafrikas. In dem Schwendner und Yoshi Kimura, den Land, das gerade einmal zwei professionelle Sprecher Mathias Hermann sowie den Sinfonieorchester unterhält, haben Leana Pianisten Hedayet Djeddikar und das Alkema und ihre Kollegen schon jetzt einige „spielWERK Ensemble“ nebst Mario 100 Kinder und Jugendliche unterrichtet, Knapp mit musikalischer UntermaProjekte initiiert und mit organisiert. Fachlich lung haben gewinnen können. Was können die studierten Musiker vor allem mit sie zu dem Friedenskonzert veranlasst Wissen um die musikpädagogische Verhat, umschreiben sie wie folgt: „Der mittlung helfen. Dabei können sie oftmals Anschlag in Paris auf Charlie Hebdo „anknüpfen an Musik, die von den jungen hat uns nachhaltig erschüttert. Denn Musikern dort von Herzen gefühlt wird“, wie für uns als Künstler ist das Leben die Cellistin es umschreibt. Zu erleben, mit und Musizieren in einer vielfältigen welcher inneren Begeisterung ein SüdafrikaGesellschaft eine Selbstverständlichner beispielsweise eine Cello-Suite von Bach keit. Dieser Anschlag ist ein Angriff auf intoniert, ist für Leana Alkema eine menschdie Freiheit der Gedanken. Aus diesem liche Bereicherung. „Wir haben einerseits Grund hat sich eine Gruppe aus progespürt, dass wir viel geben konnten, und fessionellen Musikern zusammengeandererseits kamen wir immer wieder erfüllt schlossen, um mit der Macht der Musik aus Südafrika zurück.“ Im Frühling 2016 ist im Rahmen eines Konzertes die Herzen die Frankfurter Cello-Studentin Mitveranstalder Zuhörer zu öffnen für vielfältige terin eines Musikfestivals in Kapstadt, wofür Lebens- und Glaubensgeschichten, sie internationale Künstler einladen möchte für unterschiedliche Werte und für die und Meisterkurse, Konzerte sowie „outreach Menschlichkeit.“ Das Konzert beschreiactivities“ plant. Klar ist sie dafür schon jetzt ben sie als „musikalisches Hörerlebnis auf Sponsorensuche. Sie freut sich aber mit persönlichen Geschichten aus den auch, wenn Kommilitonen Interesse daran Reihen der Musiker.“ Der Eintritt ist frei, haben, sich ebenfalls auf derlei musikalische um Spenden wird gebeten. bjh Entwicklungshilfe einzulassen. „Music Road

Der zweite Jahrgang Schauspiel drehte kürzlich einen Spielfilm im Palmengarten. Die Schauspielstudentin Gesa Köhler gewährt Einblicke in den aufwändigen Entstehungsprozess. „Achtung, schnell schnell – wo sind die Requisiten? – Mein Mikro hat sich wieder abgelöst, es ist einfach zu heiß hier! – Können wir? – Die Sonne ist gleich wieder weg! – Okay! – Achtung, wir drehen! – Ton? – Läuft! – Bereit? – Ja! – Kamera? – Set! – Und bitte!“ So tönte es Mitte Mai eine Woche lang durch den Frankfurter Palmengarten. Ein riesiges Projekt. Ein selbstgeschriebenes Drehbuch von den neun Schauspiel-Studierenden des zweiten Jahrgangs. Der Regisseur Tobias Lenel führt Regie, koordiniert, organisiert mit Leidenschaft, Feingefühl und großer Kreativität. Wie schreibt man eine Szene, die später für den Zuschauer nicht zu offensichtlich und dennoch verständlich ist? Es sollen möglichst verschiedene Figuren entstehen, jedoch keine Karikaturen. Wie absurd darf es werden, ohne die Glaubhaftigkeit zu verlieren? Ein langwieriger Arbeitsprozess, der sich über mehrere Wochen zog. Angefangen bei Rollen-Ideen, Szenenvorschlägen und der Analyse von Filmstreifen, die mit unserem Drehkonzept eines Episodenfilms vergleichbar waren. Dann die Suche nach passenden Drehorten im Palmengarten. Proben, anfangs im Studio und später an den originalen Schauplätzen. Interviews mit Angestellten des Palmengartens, um eine möglichst hohe Authentizität zu erreichen. Eine Crowdfounding-Kampagene, um alles finanzieren zu können. Es ist ein wahnsinniges Gefühl, nach vielen Wochen ein eigenes, fertiges Drehbuch in der Hand zu halten und nicht zu wissen, ob das alles so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat. Sehr viel hat funktioniert. Größtenteils besser, als wir es uns hätten träumen lassen. Und das lag neben dem großen Engagement aller Beteiligten vor allem an der riesigen Erfahrung, die Tobias und seine zwei Kameramänner mitbrachten. Sogar das Wetter spielte beinahe durchgehend bereitwillig mit. Na gut, okay, um in dem modrigen See zu baden oder sich um zwei Uhr nachts leicht bekleidet über die nasse Wiese zu rollen, war es eigentlich doch viel zu kalt! Aber so sah es unser Drehbuch nun mal vor, und was tut man nicht alles für die Kunst?! Am 10. Juli um 20 Uhr wird der Film unter dem Titel „Der Frankfurter Garten“ im Palmensaal des Palmengartens zum ersten Mal gezeigt. Gesa Köhler


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015 Tänzerinnen bei der „Bunten Bühne“ des AStA

Impressionen aus dem Sommersemester 2015 Konzert mit den Lehrenden der Abteilung für Historische Interpretationspraxis

Diplom-Präsentation von Schauspielstudent Sebastian Volk, hier aufgeführt bei der „Bunten Bühne“

IEMA-Studentin Ella Rohwer im Senckenberg Naturmuseum

IEMA-Performance im Senckenberg Naturmuseum

Links und rechts: „Bunte Bühne“ Anne Breick beim Abschluss des Workshops mit den „Joblingen“

Liederabend der Schauspielstudierenden


O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 4 | Juli 2015

Erfolge unserer Studierenden Alle acht Schauspielstudierenden des Abschlussjahrgangs 2015 können sich über bereits zugesicherte Engagements an Theatern freuen: Elias Eilinghoff ist engagiert am Theater Basel; Katrin Flüs ist freischaffend mit Gastengagements am Staatstheater Saarbrücken und Stadttheater Memmingen; Henning Kallweit ist engagiert am Stadttheater Pforzheim; Josia Krug ist engagiert am Rheinischen Landestheater Neuss; Simone Müller ist engagiert am Nationaltheater Weimar; Marina Schmitz ist engagiert am Theater Hof; Nicola Schubert ist engagiert am Landestheater Detmold; Sebastian Volk ist engagiert am Stadttheater Senftenberg. Martin Spahr, Dirigieren (Klasse Prof. Wojciech Rajski), ist ab der kommenden Spielzeit als Kapellmeister am Stadttheater Gießen engagiert. Malte Neidhardt, Posaune (Jungstudent Klasse Prof. Oliver Siefert), hat den 1. Bundespreis beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ gewonnen. Hannah-Katharina Philipp, Fagott (Jungstudentin Klasse David Petersen), hat einen 2. Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ erhalten. Viktor Soos, Klavier (Jungstudent Klasse Prof. Oliver Kern), hat beim Internationalen Rotary-Klavierwettbewerb in Essen den ersten Preis gewonnen, ebenso den Bechstein-Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werkes von Liszt. Beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ erzielte er in der Kategorie Duo (Streichinstrument und Klavier gemeinsam mit der Cellistin Rebecca Falk) mit der Höchstpunktzahl einen ersten Bundespreis, ebenso den „Eduard-Söring-Preis“ als Sonderpreis dieses Wettbewerbs, der mit einem Jahresstipendium in Höhe von 6.000 Euro verbunden ist. Das Ensemble Color, bestehend aus dem Cellisten Florian Streich und der Pianistin Sarah Hiller (beide Kammermusikklasse Prof. Angelika Merkle), hat beim internationalen Kammermusikwettbewerb „ANEMOS“ in Rom einen ersten Preis gewonnen. Norwin Hahn, Posaune (Klasse Prof. Oliver Siefert), ist nach seinem Erfolg beim Europäischen Jugendorchester EUYO auch zum Schleswig Holstein Festival Orchester eingeladen worden. Tomas Trnka, Posaune (Klasse Prof. Oliver Siefert), hat das Probespiel für die Soloposaune im Gewandhaus Orchester Leipzig gewonnen. Anne Röhling, Fagott (Diplom 2015, Klasse David Petersen), hat das Probespiel um eine feste Anstellung als 2. Fagottistin beim Leipziger Sinfonieorchester gewonnen. Clara Bellagarde, Harfe (Erasmusstudentin aus Paris, Klasse Prof. Francoise Friedrich) hat die Stelle als Solo-Harfenistin bei den Hamburger Philharmonikern gewonnen. Dorothée Royez und Francesc Guzman Bonet, Violine (Klasse Prof. Erik Schumann), haben sich jeweils einen Praktikumsplatz im Orchester des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden erspielt. Simon Möllendorf, Regie (Klasse Prof. Hans-Ulrich Becker), belegte beim diesjährigen Treffen aller Regiehochschulen, dem „Körber Studio Junge Regie“ in Hamburg, mit seiner Inszenierung „2,7 D“ nach Norwegen als bester Vertreter einer deutschsprachigen Hochschule den zweiten Platz.

> Impressum Thomas Rietschel, Präsident Redaktion und Layout Björn Hadem, bhadem@arcor.de Redaktionsbeirat Dr. Sylvia Dennerle, Prof. Hedwig Fassbender, Björn Hadem, Laila Nissen, Anatol Riemer, Thomas Rietschel, Prof. Eike Wernhard Herausgeber

Johanna Franke, Schauspielstudentin aus dem Abschlussjahrgang 2016, hat den „Nachwuchspreis im Ausbildungsbereich Schauspiel HfMDK 2015“ überreicht bekommen. Er ist von Walter Krämer gestiftet und mit 500 Euro dotiert. Er und die Ausbildungsdirektorin Prof. Marion Tiedtke hatten sich gemeinsam für Johanna Franke als aktuelle Preisträgerin entschieden. In der Laudatio verriet Marion Tiedtke: „Sie ist klein und voll großer Energie. Sie ist voller Herzblut für das Theater und arbeitet sich an ihren Rollen wund. Sie hat das Zeug dazu, eine ganz große, ungewöhnliche Schauspielerin zu werden.“

„Wer es nicht versucht, hat schon verloren“ Ein Exempel berührenden Engagements nicht nur auf, sondern auch jenseits der Schauspielbühne statuierte Johanna Franke im Frühjahr gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Bariş Tangobay: Gemeinsam reisten sie kurzentschlossen nach Rostock, um an einer Demonstration gegen die außerordentliche Kündigung von Sewan Latchinian, dem Intendanten des Volkstheaters Rostock, Entschlossen und selbstkritisch zugleich: Johanna Franteilzunehmen. Er hatte ke, die sich am Theaterprotest Ende März seinen Posten in Rostock beteiligte. räumen müssen, nachdem er die Theaterpolitik Mecklenburg-Vorpommerns mit Kulturzerstörungen der Terrormiliz Islamischer Staat verglichen hatte. Latchinian war auch kritisiert worden, weil er sich gegen den Beschluss des Parlaments zur Schließung der Sparten Musik- und Tanztheater am Theater Rostock gewandt hatte. Grund genug für die beiden Frankfurter Schauspielstudierenden, sich solidarisch zu zeigen und zwischen zwei Produktionen den Weg nach Rostock auf sich zu nehmen. Auf dem Platz vor dem Rathaus ergriff auch Johanna Franke am Mikrofon das Wort und zitierte Bertolt Brecht, um die Rücknahme der Entlassung des Intendanten zu fordern: „Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“ Die massiven Proteste gegen die Intendanten-Entlassung hatte unter anderem zahlreiche Studierende aus Rostock und Umgebung mobilisiert. Der gefeuerte Rostocker Intendant ist mittlerweile wieder im Amt und Johanna Franke um eine ermutigende Erfahrung reicher, dass Protest sich lohnt: „Wenn man seinen Mund aufmacht und sich einsetzt, dann geht was. Wer es nicht versucht, hat schon verloren.“ bjh

Prof. Hubert Buchberger, Steffi Disser, Joachim Falcke, Björn Hadem (bjh), Prof. Dr. Werner Jank, Gesa Köhler, Cédrine Lussac, Nina Müller, Betty Nieswandt, Thomas Rietschel, Sabine Rosenberger, Volker Schindel, Hannah Wirmer Fotos Björn Hadem (25), Dr. Sylvia Dennerle Erscheinungsweise zwei- bis fünfmal im Semester Druck Brandenburgische Universitäts-Druckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH Autoren


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