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Klassisches

Weinviertel

geschriebenes: viktoria antrey| fotografiertes: alexander bernold

Weinviertel DAC 2013

W

enn Sie diese Zeilen lesen, sind gerade Weinviertler Winzer auf Tour durch Österreich, um den Weinviertel DAC 2014 zu präsentieren. Warum wir dann noch einen 2013er besprechen? Ich bin keine Freundin zu junger Weinviertel DACs. Seit letztem Jahr dürfen Weinviertel DAC bereits im Jänner nach der Ernte verkauft werden, anstatt wie vorher erst im März. Aber gerade bei so einem schönen Produkt wie dem Wein darf der Verkaufsdruck nicht zu Lasten der Qualität gehen. Da bin ich stur. Also haben wir diesmal noch einen klassischen Weinviertel DAC 2013 aus dem Hause Pfeffer in Gaweinstal vor uns. Sehr helles Strohgelb mit zarten Grünreflexen macht einen äußerst jugendlichen Eindruck. An der Nase zuerst ein Hauch Eiszuckerl, nach Alex Brausetablette, leicht brotige Anklänge mit feiner Exotik, zudem grüner Apfel, wie Karin findet. Die wärmende Säure fällt uns allen auf. Sie macht diesen Grünen Veltliner herrlich anregend und trinkfreudig. Am Gaumen sehr geradlinig und harmonisch, auch hier wieder feine Exotik von Ananas. »Jetzt wo du’s sagst«, freut sich Alex, »ich hab’ Limette und Ananas! Aber das letzte, was ich bei einem DAC herausschmecke, ist der Pfeffer.« Und schon wieder dieses DAC, seufze ich in mich hinein. DAC ist keine Weinbezeichnung, sondern nur der Zusatz. Es geht ums Weinviertel, um einen Grünen Veltliner aus dem Weinviertel, also trinken wir auch eine Flasche Weinviertel. Und nicht DAC. Oder bestellt Alex im Restaurant eine Flasche DOCG, wenn er Chianti will? Alleine in Österreich sind neun DAC-Gebiete definiert. Da würde Alex das arme Servicepersonal vor eine gewaltige Herausforderung stellen. Bevor ich mich nun weiter verlaufe, verschieben wir das Thema auf eine der folgenden Ausgaben. Zurück zum Pfefferl vom Pfeffer. Pfefferl im Grünen Veltliner ist nicht in Form von Schärfe merkbar, sondern am Aroma, denn auch Pfefferkörner haben mehr als nur Schärfe an

sich. Dieser Weinviertel DAC vom Weingut Pfeffer hat schon etwas Pfeffer. Er ist ein klassischer Veltliner mit dezenter Ananas, am Gaumen bleibt die Frucht etwas länger. Exotische Noten im Nachhall, insgesamt schlank mit süffigem Trinkfluss. Von diesem Wein darf gerne ein Glas mehr getrunken werden. »Wie viele Gläser Wein pro Tag sind gesund?«, will Alex wissen. Prinzipiell ist Alkohol niemals gesund, aber in gewissen Mengen zumindest nicht schädlich. Wein hat aber neben Alkohol eine Reihe anderer Inhaltsstoffe, die durchaus als gesund gelten, wie etwa Resveratrol im Rotwein. Um die Balance zwischen den gesunden Inhaltsstoffen und dem ungesunden Alkohol im Wein zu finden, kann man nichts falsch machen, wenn man sich an die Faustregel hält, nicht mehr als zwei Achterl Wein pro Tag als Frau und nicht mehr als drei Achterl pro Tag als Mann zu trinken. Das Weingut Pfeffer verspricht, nur die am besten geeigneten Lagen für seine Rebstöcke zu verwenden. Es wird nicht mehr eingegriffen als notwendig, wenn der Wein sich entwickelt. Das Ergebnis haben wir vor uns im Glas: einen Wein, der auf typisch Weinviertler Böden im typisch Weinviertler Klima wächst, einen klassischen, feinfruchtigen, trinkfreudigen Grünen Veltliner. Eben den Wein, den man unter einem Weinviertel DAC versteht. Vom Schnitzel oder Backhendl sollten Sie sonntags absehen, wenn Sie vorhaben, diesen Gaweinstaler Veltliner zum Mittagessen zu genießen. Mit zartem Fisch oder feinem Schweinebraten vom Karree tun sie ihm einen größeren Gefallen, denn mit seinen eleganten 12 vol. % Alkohol könnte er von Gebackenem erschlagen werden. Alex würde ihn gern zur Eierspeis mit Schwarzbrot als Katerfrühstück einschenken. Wie auch immer, mit leichten, zart würzigen Speisen wird er Ihnen Freude bereiten!

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