BIORAMA 75

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KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR

P.B.B. — 11Z038861 M — 1060 WIEN

AUSGABE 75 — OKTOBER / NOVEMBER 2021. WWW.BIORAMA.EU

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FACE IT!

Alt wird auch, wer sich jung fühlt. Angepasst: Müssen wir Oma und Opa klimafit machen? Aufgepasst: Bescheidenheit bei der Reproduktionsarbeit kann ziemlich teuer werden. Abgefüllt: Rumprobieren in höchster Bioqualität.

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E R L E ND L O R E M IP SU M

Klimaschutz für alle StadtbewohnerInnen.

klimaschützen.at www.wienenergie.at

W I E N E R L I N I E N | W I E N E N E R G I E | W I E N E R N E T Z E | W I E N E R L O K A L B A H N E N | W I PA R K | W I E N I T B E S TAT T U N G W I E N | F R I E D H Ö F E W I E N | U P S T R E A M M O B I L I T Y | FA C I L I T Y C O M F O R T | G W S G W I E N E R S TA D T W E R K E G R U P P E


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E D I T O R IA L , IM P R ESSU M

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LEUGNEN, LEUGNEN, LEUGNEN!

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as Leben hat Facetten, die mitunter gerne ausgeblendet werden. Doch auch wenn wir uns immer nur ungefähr vorstellen können, wie es sein wird, ­älter zu sein, möchten wir nicht vollkommen blank in diese ungewisse Zukunft gehen. Das Umlagemodell zur Finanzierung der Altersvorsorge hat s­ einen internationalen Siegeszug vor Jahrzehnten angetreten: Jene, die im ­Berufsleben stehen, bezahlen über ihre Sozialversicherungsbeiträge die Pensionen derer, die nicht mehr arbeiten. Das Konzept ist gut gealtert, die Umsetzung wird mit jedem Jahr schlechter. Seit der Etablierung haben wir gerade in Deutschland und Österreich viele Jahre ­Lebenserwartung, Lebensqualität und Pensionsbezüge dazugewonnen, aber kaum Arbeit von den Schultern der nächsten Generationen genommen. Gesellschaftlich betrachtet.

BILD  BIORA MA /MI CHAEL MICKL

Die Finanzierung dieses Ungleichgewichts ­allerdings wurde und wird nicht auf die Schultern der eigenen Pensionsbezugs-Erben, ­sondern auf die der ganzen nächsten Generationen gelegt. Und auf die einer wachsenden Zahl von Menschen, die unbezahlte oder unterbezahlte Arbeit erledigen – teilweise ohne sich dessen voll bewusst zu sein, dass sie dafür später im Leben ein zweites Mal bezahlen werden. Das, was wir als Generationenvertrag kennen, ist eine auf solide rechtliche Basis gestellte Etablierung eines Nachhaltigkeitskonzepts. Ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass in manchen Bereichen und Lebensphasen auf etwas verzichtet wird, um in anderen Bereichen und Lebensphasen zu profitieren. Wir sollten diesen Deal nicht nur zur Altersvorsorge hegen und pflegen. Könnte sein, dass noch ein Beispiel gebraucht wird, wie man große gesamtgesellschaftliche Herausforderungen löst. Zum Beispiel, weil es in der Gruppe der älteren Menschen dringendere Bedürfnisse gibt, als jenen abschlagsfrei einen frühen Pensionsantritt zu ermöglichen, die eigentlich noch arbei-

ten könnten und wollten. Oder weil wir – mit oder ohne Enkelkinder – individuell und als Menschheit noch Zukunft erleben möchten. Leugnen ist nicht immer zwecklos. Beschäftigen wir uns lieber mit den schönen Seiten des Lebens. Zum Beispiel damit, wie wir gut ­altern, in einer Umwelt, die wir intakt halten! Wir wünschen gute Lektüre!

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

IMPRESSUM HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Jessica Benjatschek, Alena Flatz, Florian Jauk, Andrea Heistinger, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Jürgen Schmücking GESTALTUNG Nanna Prieler, Selina Schobel, Stefan Staller Lektorat Matthias Feldner COVER­BILD Nanna Prieler ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Tanja Grossauer-Ristl, Thomas Weber DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Windmühlgasse 9 / 14, 1060 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. biorama erscheint sechs Mal im Jahr.


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AU F TAK T

75 INHALT 03 Editorial 06 Bild der Ausgabe 09 Street Talk 12 Global Village 15

Oma allein zuhaus

21 Heiße Tipps Klimawandelanpassungsmaßnahmen für jede und jeden von uns. 22 Gut Auskommen Vorsorgewissen gegen Altersarmut. 26 Unruhestand Renate Schlatter im Gespräch über Instandsetzung und -haltung. 30 Im Ruhestand noch schnell die Welt retten? Ein Gastbeitrag von Leser Paul Dietl. 31

Tiny House für empty Nesters? Wohnen auf geringstem Raum findet Anklang in allen Altersgruppen.

40 Buch- und Filmtipps Empfehlungen, Warnungen. 45 Das kannst du schenken. Dir oder auch anderen. 48 Kleider für alle Das Label gegen Geschlechterklischees bei Kinderkleidung. 51

Fellstrick Chiengora: Haustierwolle.

56 Rezeptideen Kochbuchempfehlung »Big Salads«.

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OMA ALLEIN ZUHAUS Der Klimawandel bringt heftigere Hitzewellen, die – neben Kindern und Kranken – zuallererst alte Menschen gefährden. Wie kann man selbst vorbeugen und Angehörige schützen?

MARKTPLATZ 54 Marktplatz Kosmetik Rouge 61 Marktplatz Food Rum

KOLUMNEN 42 Mischkultur 64 Aus dem Verlag 66 Elternalltag

BILDER  ISTO CK. COM/ MERCEDE S RANCAÑO OT ERO, CECI LIE AR CU RS, MIRIAM MEH LMAN , S5 IZTO K, JU ERGEN SCHMÜCKING

33 Versuch Alternative Süßung! 6 Alternativen zum Rüben- und Rohrzucker.


22 GUT AUSKOMMEN

Frauen sind doppelt bis drei Mal so oft von Altersarmut betroffen wie Männer.

Sich an Windkraft beteiligen geht auch einfacher!

48 KLEIDER FÜR ALLE

Das Wiener Label Pauakids will Geschlechterklischees schon in ­jungen Jahren vermeiden helfen.

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www.aktie21.web.energy

7 BOTTLES OF RUM

Die Geister der Karibik im Biorum.

Aktien Disclaimer: Diese Information dient Werbezwecken in Österreich (und Deutschland). Ein öffentliches Angebot von Aktien der WEB Windenergie AG erfolgt ausschließlich in Österreich und Deutschland (das „Angebot“) an dort an­ sässige Anleger auf Grundlage des gemäß KMG und der Prospekt­Verordnung erstellten und von der FMA gebilligten ProspektssowieallfälligerNachträge dazu. Der Prospekt wurde in elektronischer Form auf der Internetseite der Emittentin https://web.energy/kapitalerhoehung2021 veröffentlicht. Im Zusammenhang mit dem Angebot der Neuen Aktien sind ausschließlich die Angaben im Prospekt verbindlich.


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BI L D D ER AU SGA B E

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ALT UNTER ALTEN

BILD: CATPICS 2021.

Was bedeutet Alter, wo es keine Jugend gibt? Vielleicht im Golfmobil zwischen insektenfreien Rollrasen zu Bingo und Karaoke und dem Sonnenuntergang entgegenfahren – ohne durch den Anblick penetranter Jugend an Vergänglichkeit erinnert zu werden. Inzwischen 150.000 Menschen nehmen womöglich für den Rest ihres Lebens an einem Sozialexperiment im Sunshine State teil: Sie haben sich für ein Leben in den »Villages« entschieden. »Floridas freundlichste Heimatstadt« ist die ­größte RentnerInnensiedlung der Welt und das am schnellsten wachsende Stadtgebiet der USA. Filmemacherin Valerie Blankenbyl hat sie als »The Bubble« in die Kinos gebracht: Auf derzeit 142 Quadratkilometern entfaltet sich aus der Summe der einzeln betrachtet wenig skandalösen Details eine Dystopie: Die Homogenität der BewohnerInnen geht, schon wenn sie hierherziehen, weit über den Faktor Alter h ­ inaus. Überdurchschnittlich Wohlhabende, fast ausschließlich (98,4 %) Weiße über 55, die sich mit der Welt, aus der sie ­gekommen sind, nur mehr sehr eingeschränkt befassen wollen. Und doch wird auch für US-amerikanische Verhältnisse viel Flagge gezeigt, fürs Vaterland, und auch noch 2021 für Trump. In der Bubble wird dann weiter homogenisiert: Wenn der Siedlungs-Radiosender – ein Partner von Fox News – 24 Stunden täglich über Lautsprecher in die Straßen übertragen wird, kommen kurz Zweifel an der Genre-Zuordnung Doku-


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mentarfilm auf. Die Bubble wirkt jedoch nicht nur nach innen, sondern spürbar auch in die Realität der umliegenden Orte und Naturlandschaften – vor allem die ökologischen und sozialen Auswirkungen der wachsenden Villages regen Widerstand unter BewohnerInnen der Umgebung, doch die kommunalen Entscheidungen scheinen davon zumindest noch nicht wesentlich beeinträchtigt. Ursprünglich als Dauercampingplatz gegründet, stehen hier nun Häuser mit Kaufpreisen zwischen 80.000 und ­2,5 Millionen US-Dollar und dazwischen 54 Golfplätze. Sie werden wie die restliche private Infrastruktur von den Silver-Agern in den »Villages« zugemietet; die vorhandene öffentliche Infrastruktur wird allerdings auch wie fast wie private behandelt. Da werden etwa Schranken aufgestellt, die sich jederzeit von innen und außen durch Knopfdruck ö ­ ffnen lassen. Eine Pseudo-gated-Community, bei der unklar bleibt, ob hier mehr Wert auf den Anschein des Aussperrens oder den des Sich-Einsperrens gelegt wird. IRINA ZELEWITZ »The Bubble« von Valerie Blankenbyl (Drehbuch und Regie) ist jetzt im Kino. goldengirls.at/documentary


3 6 5 TAG E R U N D U M D I E U H R

ST E H T F Ü R HÖC H ST E S T I E RWOH L Unsere Ja! Natürlich Bio-Produkte stehen immer schon für höchstes Tierwohl. Ginge es doch allen Rindern so gut wie unseren Bio-Weidejungrindern, Heumilchkühen und ihren Kälbern! Weil für alle unsere Jungrinder striktes Anbinde-Verbot gilt, wachsen sie frei und natürlich im Herdenverband und in Mutterkuhhaltung auf. Im Freilaufstall oder unter freiem Himmel auf der Weide gibt es nur frisches Bio-Gras, Kräuter und Heu von unseren heimischen Bio-Bauern zu futtern, die stolz darauf sind, höchstes Tierwohl zu garantieren und anderen ein Vorbild zu sein.

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GASSE NGESP R ÄCH

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STREET TALK WIR FRAGEN, 11 ZEITLOSE ANTWORTEN.

» WIE WILLST DU LEBEN, WENN DU ÄLTER UND ALT BIST?« INTERVIEW UND BILD FLORIAN JAUK

DANIEL

26, Physikstudent »Ich habe mir ehrlich gesagt noch nicht so viele Gedanken gemacht, aber ich würde gerne in einer grünen Umgebung wohnen, wo auch alles gut erreichbar ist, und ich hoffe, noch halbwegs mobil zu sein. Das ist auch einer der Gründe, warum ich schon jetzt immer mit dem Fahrrad fahre. Ich weiß von meinen Großeltern, dass sie auch noch im höheren Alter gut drauf sind. Das hoffe ich weiterzuführen.«

ANNE NINA

25, Bildungswissenschaftsstudentin »Ich möchte jedenfalls in der Stadt leben. Ich brauche die Infrastruktur und die Leute um mich herum. Ich möchte jetzt mal studieren, dann hoffentlich einen guten Job im Sozialbereich finden. Ich ernähre mich zwar vegetarisch, aber vordergründig aus Überzeugung und nicht, um fit zu bleiben. Jetzt mit 25 fühle ich mich noch nicht wirklich alt, ich weiß nicht, wann ich mich alt fühlen will. Die nächsten Jahre mal nicht und danach habe ich es auch nicht geplant.«

27, Künstlerin »Ich habe vor zwei Jahren meine Ernährung umgestellt und denke mir oft, dass das auch gut für mein älteres Ich ist. Fürs Älterwerden möchte ich lernen, ein erfülltes Leben zu führen und Ängste zu spüren, aber ihnen nicht zu viel Platz zu geben. Ich möchte außerdem den Mut haben, mir Träume zu erfüllen. Das Alter des ›Wenn ich älter bin …‹ gibt es für mich nicht, es gibt eher Momente, wo ich merke, dass ich Verantwortung für mein eigenes Leben übernehme, und vielleicht sogar Verantwortung für das Leben anderer.«

INGA

62, Pensionistin »Ich achte jetzt schon auf die Ernährung. Das macht man automatisch, wenn man älter wird und fit bleiben möchte. Sport ist so eine Sache, wenn man so wie ich nicht als Sportlerin geboren ist und schon einige kleine Handicaps hat. Dann beschränkt sich der Sport auf Gehen und auf die Dinge, die für einen persönlich möglich sind.«


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GASSE N G E SP R ÄCH

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ÜMIT

26, Kellner »Zuerst muss ich mal Geld verdienen, damit ich in Zukunft Freiheit habe. Für mich ist Arbeit sehr wichtig. Man muss Geld verdienen. Ich will also arbeiten, Geld verdienen und dann kommt die Freizeit. Wenn ich zu viel Geld hätte, würde ich eine Firma aufmachen und mit meiner Familie reisen. Wenn ich in Pension bin, bleibe ich sechs Monate hier und sechs Monate in der Türkei.«

ABDULWAHAB

34, Elektroingenieur »Ich komme aus Afghanistan und bin seit fünf Jahren in Österreich und möchte in Zukunft eine gute Arbeit finden. Momentan habe ich keine Arbeit, da ich derzeit nur eine Aufenthaltsberechtigungskarte habe. Diese Situation ist sehr schwierig für mich. Ich möchte, dass ich hier akzeptiert werde und ein gutes Leben führen kann.«

KAROLINE

HARALD

60, Sozialarbeiter »Ich bin schon älter. Das Alter, in dem man nicht mehr denkt ›Wenn ich älter bin‹ tritt ein, wenn man weiß, dass es bald vorbei ist mit der Arbeit. Ich lebe in Norddeutschland in einer Gegend, wo man viel Sport machen kann. Für meine Zeit in der Pension suche ich einen Ort, an dem man ganz entspannt leben und Kultur und Kunst genießen kann. Deshalb plane ich, nach Wien zu ziehen. Die Zeit zu genießen, das heißt für mich einfach nur: lesen. Über mein Leben habe ich so viele Bücher angehäuft, die ich jetzt auch endlich lesen möchte.«

64, in Pension und Literaturwissenschaftsstudentin »Ich bin älter und habe gerade mit einem Studium begonnen. Ich wünsche mir freien Zugang zu Universitäten, auch für Ältere. Yoga und Pilates mache ich, damit es mir später körperlich gut geht. An der Kondition werde ich noch arbeiten. Mit meiner Pensionierung habe ich mein Studium begonnen, weil ich bemerkt habe, dass das Leben endlich ist.«

BENEDIKT

44, Sozialarbeiter »Ich gehe einmal die Woche schwimmen, da ich eine schiefe Wirbelsäule habe. Indem ich in diesem Bereich Muskeln aufbaue, versuche ich späteren Schmerzen vorzubeugen. Je älter ich werde, desto gesünder lebe ich. Ich rauche und trinke weniger.«


Hol dir die bunte Vielfalt TOBIAS

23, Jugendarbeiter »Schwierig zu beantworten, da man sich als junger Mensch nicht zu sehr damit befassen will. Ich denke, solange man auf einem guten Weg ist, reicht es, zu existieren. Mein Motto ist ›Sei nett zu den anderen, dann geht’s eh‹. Solange man merkt, dass das, was man macht, gut ist und guttut und vielleicht noch einen Mehrwert hat, kann man so weiterleben. Ich weiß gar nicht, ob mir Sport dabei hilft, beim Altern fit zu bleiben. Am Wochenende habe ich viel Fußball gespielt und jetzt tut mir alles weh. Wenn man keine Ausreden mehr sucht und Dinge nicht vor sich herschiebt, ist das Alter erreicht, das man sich im Hier und Jetzt immer als Zukunft vorstellt.«

LÜFTÜ

22, studiert Englisch auf Lehramt »Ich möchte reisen und einen guten Job finden. Ich brauche also Zeit und Geld. In meiner Pension will ich die ganze Zeit schlafen und mit einem Hund spazieren gehen. Auch jetzt versuche ich mich für später körperlich gesund zu halten.«

Die Schätze unserer Bio-Landwirtschaft, das Gemüse unserer Felder und die Kräuter aus dem Kräutergarten veredeln wir bei uns am BioHof oder gemeinsam mit ausgewählten Bio-Partner*innen zu unseren vielfältigen ADAMAH Bio-Produkten. Genieße BioPestos mit Biss, fruchtige Säfte, würzige Kräutermischungen, wohltuende Tees sowie Öle, Nudeln, Reis und vieles mehr. www.adamah.at/adamahbioprodukte


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G L O BAL VIL L AG E

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INTERNATIONALE GEWÄSSER

GLOBUS

Die in Süß-, aber nun auch Salzwasser schwimmenden Solaranlagen wurden in Niederösterreich entwickelt.

Eine weltweite Wanderkarte der Huftiere soll zeigen, welche Routen barrierefrei bleiben müssen.

Die Idee der SolarFloater hatten die Gründer 2012 bei einem Tauchurlaub auf den Malediven. Auf der vom Klimawandel besonders bedrohten Pazifikinsel wird Strom vor allem durch Dieselgeneratoren produziert, da die Sonne zwar intensiv scheint, aber an Land Flächen für die solare Stromproduktion fehlen. Auf dem Wasser sind Salzwasser, Wellenschlag und Strömung Herausforderungen für die Systeme. Mit Unterstützung von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen wie TU Graz, FH Joanneum oder auch ait hat SolOcean, ein junges Unternehmen von Gerold Guger und Martin Aichinger, eine patentierte Bauweise für schwimmende Solaranlagen entwickelt und mittlerweile auch in der Praxis getestet. Der SolOcean Floater hält Wellen und Wasserströmungen stand und ist auch für Flüsse geeignet. Die Glasbeschichtung ist salzwasserbeständig, die Floater bestehen aus Kunststoff, der kein Mikroplastik absondern soll und recycelbar ist. ­Finanziert wurde das Projekt privat unter anderem durch Crowdfunding. »Würde in Österreich ein Drittel der Flächen aller Stau- und Speicherseen mit dem SolOcean Floater belegt, ließen sich fünf Gigawatt produzieren«, rechnet Gerold Guger vor, das entspreche dem »2,5-Fachen der Leistung des akw Temelín«. MARTIN MÜHL solocean.energy

Es ist kaum bekannt, dass es auch in Europa wandernde Huftiere gibt. Die uralten Wanderrouten der Rothirsche sind von Autobahnen, Grenzzäunen und Siedlungsgebiet unterbrochen. In Deutschland wird ihr Lebensraum sogar auf gesetzlich ausgewiesene »Rotwildbezirke« beschränkt. (Weshalb die Deutsche Wildtier Stiftung seit Jahren »Freiheit für den Rothirsch« fordert.) In Österreich werden sie zum Schutz der Forstwälder mancherorts massenhaft in Wintergatter gepfercht. Dabei erfüllen wandernde Huftiere überall eine wichtige Rolle für das Ökosystem. Sie verbreiten Samen, düngen mit ihrem Kot Wiesen und Wälder und erhöhen nachweislich die Biodiversität. Um Wissen darüber zu sammeln, wo welche Tiere wandern (beziehungsweise früher wanderten), erheben 92 ForscherInnen der »Global Initiative on Ungulate Migration« nun Daten von afrikanischen Gnus und Zebras, mongolischen Gazellen und Wildeseln oder Nordamerikas Karibus und Elchen. Neueste gps-Tracking-Technologie kommt ebenso zum Einsatz, wie historische Quellen aufgearbeitet werden und indigenes Wissen erfasst wird. Das beteiligte Senckenberg-Forschungszentrum für Biodiversität und Klima kündigt als Endergebnis eine Wanderkarte an, die zeigen soll, welche Schutzgebiete unbedingt erhalten werden müssen und wo Querungshilfen Durchlässigkeit schaffen sollten. THOMAS WEBER senckenberg.de

WISSEN, WO GNUS WANDERN

BILD  SO LOCE AN G MBH, HEATHER S MI THERS

SONNE UND MEER


GROSSBRITANNIEN

SCHROTTKARREN FÜR KINDER

BILD  JUNKO

Mit Bastelsets aus recycelten Verpackungen können Kinder solides Spielzeug selbst zusammenbauen. Als der Grafikdesigner Pete Rope mit seinen Kindern ein Spielzeugauto aus alten Saftkartons bauen wollte, kam die Idee der »Müllspielzeuge« auf: Spielzeuge, die komplett aus recycelten Verpackungsabfällen bestehen und ohne Einwegklebstoffe zusammengebaut werden können. Das fördert nicht nur die Kreativität, die Wiederverwendung der Materialien ist vor allem auch deswegen sinnvoll, weil sie das Bewusstsein von Kindern für Verpackungsmaterial und dessen Zusammensetzung und Wiederverwendbarkeit stärkt. Das Junko Core Zoomer! Kit ist ein 52-teiliges Bastelset aus ehemaligen Verpackungen verschiedenster Materialien, das es mithilfe von sechs wiederverwendbaren Eckklammern ermöglicht, Spielzeugautos entstehen zu lassen. Der Packungsinhalt enthält einen ausziehbaren Rahmen mit vier Rädern und Magnete, die die Autos zusammenhalten. Die Fahrzeuge können mithilfe eines Gummibands auch rasant durch die Gegend flitzen. Das umweltfreundliche Spielzeugset kostet 34,99 Euro und wird für Kinder ab sechs Jahren empfohlen. Wer nach weiteren Inspirationen und Bastelvorlagen für das Arbeiten mit selbst gesourctem Verpackungsmaterial sucht, findet diese auf der Website des Spielherstellers kostenlos zum Download. . FLORIAN JAUK planetjunko.de

Was ist Bio eigentlich? Ein EU-Zertifikat? Ein Marketing-Tool? Ein AMA-Podcast klärt auf.

Der Name ist Programm: Mit dem Podcast »Über den Tellerrand« erkunden Ursula Riegler und Christoph Cecerle, was hinter Landwirtschaft, Tierhaltung, Erzeugung und Genuss von Lebensmittel steht. Die jüngste Staffel widmet sich Bio. Dafür baten sie Bio-Bäuerinnen und -Bauern, Bio-KontrollorInnen, eine Bio-Wirtin und Bio-ExpertInnen vors Mikrophon. Sie diskutieren das Spannungsfeld Bio–Regionalität oder wie groß oder klein Bio sein darf. Besonders beindruckt waren sie vom persönlichen Engagement, das von Bäuerinnen und Bauern, betreuenden Personen und Institutionen eingebracht wird, ebenso wie von der Fantasie in der Vermarktung. Beispielhaft dafür eine Aussage von Leo Mandl, einem Bio-Rinderhalter in der Steiermark, in der Folge »Plötzlich Bio«: »Ich stelle aus Überzeugung auf Bio um. Wenn ich das tue, um danach zu jammern, dass es viele Auflagen gibt, dann ist es der falsche Zugang.« Zu hören auf Spotify und allen gängigen ­Podcastplattformen. Alle Infos und Episoden gibts auf www.tellerrand.io

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DER AMA

Bio hören


Wir lassen sie in der Sonne wiederkäuen, im Wind herumliegen und ganz egal, was der Wetterfrosch sagt, wir lassen die Kühe auf der Weide nach Lust und Laune Gras fressen. Die Kühe wissen das sehr zu schätzen. Die Bio-Verordnung schreibt den Auslauf verpflichtend vor. Für alle Nutztiere. Von Wetter steht in der Verordnung nichts. Auch nicht, dass sie raus müssen, wenn Unwetter den Himmel pflügen. Das ist Bio. Kontrollierte Qualität. Garantiert durch das EU-Biologo und das AMA-Biosiegel.

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DAS ALT E R U N D DER KL IM AWA N DE L

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OMA ALLEIN ZUHAUS Der Klimawandel bringt heftigere Hitzewellen, die – neben Kindern und Kranken – zuallererst alte Menschen gefährden. Wie kann man selbst vorbeugen und Angehörige schützen?

BILD ISTOCK.CO M/FIZKES

W

ird es ohne hässliche Bilder gehen? Claudia Traidl-Hoffmann ist unsicher, aber, wie sie sagt, »skeptisch optimistisch«. Die schrecklichen Bilder Tausender Hitzetoter, die sie im Gespräch immer wieder erwähnt, kennt man in Deutschland, Österreich und der Schweiz zumindest bislang nur aus dem Ausland. Das könnte – auch wenn es aufs Erste paradox klingt – fatale Folgen haben, fürchtet die Umweltmedizinerin. »Denn der Mensch braucht anscheinend schreckliche Bilder, um zu reagieren«, sagt sie. »Das macht mich insgesamt nervös.« Wenige Tage vor der deutschen Bundestagswahl bedauert sie am Telefon, dass der Sommer heuer verregnet und feucht war und insgesamt moderat heiß; zumindest im deutschsprachigen Raum. »Denn während Europa den heißes-

ten Sommer aller Zeiten erlebt hat, war das in Deutschland leider nicht so. Deshalb war die Hitze im Wahlkampf kein Thema.« Es wäre besser gewesen, ein brütend heißer Sommer hätte die Deutschen wachgerüttelt. Sie meint: endlich wachgerüttelt.

TEXT Thomas Weber

REFERENZJAHR 2003

Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt in einem bestimmten Zeitraum erhöhte Sterblichkeit. In der EU gibt es ein kontinuierliches Mortalitätsmonitoring ­(EuroMoMo). Hitzetote – also eine hitzebedingte Übersterblichkeit – werden nicht in allen Ländern erfasst.

Anderswo ist man längst aufgewacht. Frankreich zum Beispiel hatte seine hässlichen Bilder. Der Sommer 2003 hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. 15.251 Hitzetote gab es damals binnen weniger Wochen. So viele, dass in Kühllastern und Hallen, die eigentlich für den Transport und das Lagern von Fleisch bestimmt waren, Särge gestapelt werden mussten. Auch andere Länder wurden damals von der Hitze heimgesucht. Hochgerechnet 70.000

Übersterblichkeit

euromomo.eu


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»Man muss nicht Statistik studiert haben, um zu verstehen: Mehr Hitze plus mehr Stadtbewohner plus mehr Kranke plus mehr Alte ergeben in Summe ein riesiges Gesundheitsproblem.« —  Claudia Traidl-Hoffmann, Umweltmedizinerin

Hitzetote gab es 2003 in Europa. Mehr als 7000 in Deutschland (die meisten davon in Baden-WürttemGefühlte Temperatur berg). Weil sich nicht alle Länder Während das Thermometer am europäischen Mortalitätsmonidie meteorologisch »korrekte toring beteiligen, existieren keine Temperatur« misst, gibt es umfassenden Zahlen. auch die subjektiv empfundene »gefühlte Temperatur«, Was auch die groben Hochrechdie von Lufttemperatur, nungen zeigen: Der Hitzesommer Sonneneinstrahlung, Wind 2003 war die tödlichste Naturkataund Luftfeuchtigkeit beeinstrophe der vergangenen hundert Jahre in Euflusst wird. ropa. Und, so Traidl-Hoffmann, die am Universitätsklinikum Augsburg den Bereich Umweltmedizin in Forschung und Klinik leitet: »Jahre wie 2003 werden in Zukunft die normalen Jahre sein.« Selbst im besten Fall – wenn Mehr dazu, wie menschliches Temperaturempfinden funkties der Weltgemeinschaft gelingt, die oniert, auf Erderwärmung im Rahmen zu halten, BIORAMA.EU/­FRIERENund die Klimaziele von Paris erreicht AM-ARBEITSPLATZ werden. Von den elf extremsten Hitzewellen zwischen 1950 und 2020 in Deutschland traten sechs seit der Jahrtausendwende auf. Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung prognostizierte bereits 2013, dass sich die Zahl der Hitzewellen bis 2040 vervierfachen wird. »Man muss nicht Statistik studiert haben, um zu verstehen: Mehr Hitze plus mehr Stadtbewohner plus mehr Kranke plus mehr Alte ergeben in Summe ein riesiges Gesundheitsproblem«, schreibt Claudia

Traidl-Hoffmann in ihrem Buch »Überhitzt«. Darin widmet sie sich den Folgen des Klimawandels für die Gesundheit – und für die alternden Gesellschaften Mitteleuropas. Denn auch wenn die Hitze ausnahmslos alle trifft und gerade auch Babys und Kleinkinder gefährdet: Gestorben sind 2003 besonders viele Alte. Das hat mehrere Gründe: Einerseits sind alte Menschen deutlich hitzesensibler. Am wohlsten fühlen sich die meisten Menschen bei Temperaturen zwischen 21 und 28 Grad. Frauen haben es gerne etwas wärmer, Menschen im Norden bevorzugen es etwas kühler. Während sich der vom Deutschen Wetterdienst (dwd) für die Berechnung der »gefühlten Temperatur« ermittelte durchschnittliche »Klima-Michel« – also ein 35-jähriger Mann mit 75 Kilo Gewicht und 175 cm Körpergröße – ab 38 Grad extrem belastet fühlt, gilt selbiges für einen »Michel senior« bereits ab 36 Grad. Stark belastet fühlt sich der Senior bereits ab 32 Grad. (Berechnungen für eine »Michelle« – also das durchschnittliche weibliche Temperaturempfinden in Deutschland – gibt es übrigens keine.) Andererseits treten im fortschreitenden Alter auch weitere zusätzliche Risikofaktoren auf: Alte sind häufiger auch chronisch krank und in ihrer Mobilität eingeschränkter als der Rest der Bevölkerung oder mit wenig Kontakt zur Außenwelt auf sich allein gestellt. Nicht zuletzt sind Menschen ab 65 durch eine sinnesbedingte AlterFür die Stadt Paris gibt es eine eigene App, die kühle Orte in der Umgebung anzeigt. serscheinung gefährdet: Al-

BILD ISTOCK.CO M/STO CKBYM

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DAS ALTER U N D DE R KL IM AWA N DEL


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BUCHTIPPS

Auch abseits der Städte notwendigerweise ein Zukunftsthema: die Begrünung von Dächern.

ternde Nerven liefern eine Fehlermeldung und sorgen für mangelndes Durstgefühl. Selbst im Hochsommer entsteht deshalb fälschlicherweise oft schon nach einem Schluck das Gefühl, genug getrunken zu haben. Den Alten gebührt im Sommer also besondere Aufmerksamkeit.

B ILD IST OCK.COM/JWACKE NHU T

WHO EMPFIEHLT HITZEAKTIONSPLÄNE Noch im Spätsommer 2003 war in Paris mit der Erstellung eines landesweiten Hitzeaktionsplans begonnen worden, dem »Plan Canicule«. Gemeinsam mit Météo France, dem staatlichen Wetterdienst, haben die französischen Gesundheitsbehörden vier Warnstufen definiert – Grün, Gelb, Orange und Rot – und teilweise gleich gesetzlich geregelt, was wann zu tun ist. Erst wurden besonders gefährdete Gruppen ausgemacht (neben älteren Alleinstehenden beispielsweise auch Krippen- und Schulkinder), dann Abläufe festgelegt und Listen erstellt, um Vulnerable schnell und mit System versorgen zu können. Freiwillige und Vereine werden dabei ebenso eingebunden wie Behörden. Jeden Winter wird der Hitzeaktionsplan außerdem für den folgenden Sommer angepasst. So haben mittlerweile etwa Pflege- und Altenheime vor Sommerbeginn dafür zu sorgen, dass sie Zugriff auf genügend Infusionen gegen Dehydrierung haben. Ab Alarmstufe Orange bereiten sich Krankenhäuser vor, werden Kommunen kommunikativ aktiv und öffentlich-rechtliche TV- und Radiosender sind verpflichtet, fix vorbereitete Kampagnenspots auszustrahlen. Bei Alarmstufe Rot schließlich entscheidet ein Krisenstab der Regierung über das Verschieben von Schulprüfungen, Sportevents oder Festivals. Bisher zwei

Mal waren solche Maßnahmen bereits notwendig. Vorstufen wurden öfter erreicht – und haben dafür gesorgt, dass der französische »Plan Canicule« laufend verbessert und mittlerweile europaweit als mustergültig erachtet wird. Wie viele Menschenleben der französische Hitzeaktionsplan bereits gerettet hat, lässt sich nicht sagen. Aber auch andere europäische Länder sind mittlerweile aktiv geworden – spätestens nachdem die who 2008 Empfehlungen für Hitzeaktionspläne in Europa abgegeben hatte. In Österreich etwa gibt es seit 2017 einen vom damaligen Ministerium für Frauen und Gesundheit erarbeiteten »Gesamtstaatlichen Hitzeschutzplan« und Hitzewarnungen seitens der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (zamg). Für den Bedarfsfall ist außerdem ein von der nationalen Gesundheitsagentur ages betriebenes »Hitzetelefon« vorgesehen. Mit den umfassenden Vorkehrungen in Frankreich ist das allerdings nicht zu vergleichen. »Es ist klar, dass es ein Spannungsfeld gibt zwischen kostengünstigen Warndienstsystemen wie Hitze-Hotlines und Internetportalen und dem Faktum, dass gerade die vulnerabelste Zielgruppe

»Planetary Health. Klima, Umwelt und Gesundheit im Anthropozän« Claudia Traidl-Hoffmann et. al. (Hg.) Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2021.

»Überhitzt. Die Folgen des Klimawandels für unsere Gesundheit« Claudia TraidlHoffmann und Katja Trippel 2021, Dudenverlag.

»Es gibt ein Spannungsfeld zwischen kostengünstigen Warndienstsystemen wie Hitze-Hotlines und dem Faktum, dass gerade die vulnerabelste Zielgruppe so nicht erreicht wird.« —  Willi Haas, Sozialökologe, boku Wien


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DAS ALTER U N D DE R KL IM AWA N DEL

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Dass Hitze medial meist mit positiven Bildern kommuniziert wird, verstellt den Blick auf das Problem.

Serie von mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen über 30 Grad Celsius, »die höchstens kurz von einem Tag zwischen 25 und 30 Grad unterbrochen wird, wobei die mittlere Maximaltemperatur in der Periode jedoch größer als 30 Grad bleibt«. (Quelle: Gesamtstaatlicher Hitzeschutzplan, Wien 2017

Kerntemperatur Die Temperatur im Körper eines Menschen wird als Körperkerntemperatur bezeichnet. Ideal funktioniert unser Organismus bei 36 bis 37,5 Grad. Unter 35 Grad zittern wir. Schon ab 38,2 (leicht erhöhte Temperatur) agieren wir beeinträchtigt. Spätestens bei 43 Grad denaturieren unsere Proteine.

so nicht erreicht wird«, sagt dazu Willi Haas, der am Sozialökologieinstitut der Wiener Universität für Bodenkultur zum Thema Gesundheit und Nachhaltigkeit forscht. »Es geht daher darum, ÄrztInnen, Pflegedienste und Verwandte gut und maßgeschneidert zu unterstützen, damit diese proaktiv agieren können.« Allein dass der Bevölkerung bewusst ist, dass durch Temperaturstürze Schlaganfälle stark zunehmen, kann Leben retten und Lebensqualität wiederherstellen helfen.

DAS SCHLECHTE GEWISSEN DER BEHÖRDEN In Deutschland habe man das lange verdrängt, bedauert Umweltmedizinerin Traidl-Hoffmann. Die dem Bundesgesundheitsminister unterstellte Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung genügte sich lange damit, auf ihrer Website vor übermäßigem Alkoholkonsum an Hitzetagen zu warnen. Zwar veröffentlichte das Bundesumweltministerium 2017 »Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit«. Tatsächliche Konsequenzen haben daraus aber nur wenige Kommunen gezogen, etwa Köln oder Erfurt. Auf Bundes- und Länderebene fühlte sich lan-

ge niemand zuständig. »Mittlerweile hat man in den Behörden aber oft ein schlechtes Gewissen«, sagt Traidl-Hoffmann. Ein Problem bleibe: »Auch wenn es ihnen langsam bewusst wird, fällt es Personen, die teilweise seit 20 Jahren in ihrer Position sind, schwer, einzugestehen, dass sie zu lange nichts gemacht haben.« Gleich scheint aber wieder ihr skeptischer Optimismus durch. Am nächsten Tag, erzählt die Umweltmedizinerin, werde sie erneut einen Termin im bayerischen Gesundheitsministerium haben. »In Bayern hat man das jetzt kapiert«, sagt sie. »Dort packt man das jetzt an.« Und auch die »Gesundheitsberufler«, ist sie zuversichtlich, würden endlich aufwachen. Damit diese auch genügend Fakten zur Hand haben, hat sie gerade ein Fachbuch herausgegeben: »Planetary Health« – über Klima, Umwelt und Gesundheit im Anthropozän. Denn nicht nur der nächste Sommer kommt bestimmt. Auch dem Gesundheitssektor müsse bewusst werden, dass er selbst für annähernd fünf Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich ist. Und weil es auch da einprägsame Bilder braucht: Jedes Krankenbett verbraucht in etwa so viel Energie wie ein Einfamilienhaus.

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Hitzewelle


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HEISSE TIPPS

Klimawandelanpassungsmaßnahmen für jede und jeden von uns. FÜR FITNESS SORGEN »Machen Sie, was Mama immer schon gesagt hat«, scherzt Claudia Traidl-Hoffmann, Umweltmedizinerin am Universitätsklinikum Augsburg. »Es ist wirklich der beste Zeitpunkt, neu anzufangen: Ernähren Sie sich gesund, essen Sie fleischarm, machen Sie viel Bewegung, schlafen Sie viel, trinken Sie wenig Alkohol, rauchen Sie wenig – dann machen Sie viel für Ihr gesundes Altern. Wer mit 70 noch problemlos eine Stunde gehen kann, wird auch höhere Temperaturen besser wegstecken als jemand, der bereits nach ein paar Stufen schnauft.«

BEGRÜNEN UND DAS MIKROKLIMA VERBESSERN Pflanzen binden nicht nur CO2, sie sorgen auch für ein angenehmes Mikroklima. Dachbegrünung kühlt die Wohnung darunter um bis zu 4 Grad ab. Auch vertikale Grünflächen, große Bäume und Sträucher filtern und kühlen die Luft. Auf urbanen »Hitzeinseln« aus Beton und Asphalt ist es im Sommer um bis zu 10 Grad heißer als in locker bebautem Wohngebiet. Es gilt das alte chinesische Sprichwort: Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die zweitbeste ist jetzt.

B ILD IST OCK.COM/K_THA LHOFER

LISTE MIT KÜHLEN ORTEN ERSTELLEN Klimaanlagen kühlen innen, erzeugen außen aber Wärme – und machen allen, die sich keine Klimaanlage leisten können, zu schaffen. Sinnvoller: Außenjalousien montieren, tagsüber abdunkeln, nachts lüften und vorbeugend Listen mit frei zugänglichen kühlen Orten erstellen. »Gut denkbar, dass deshalb die Kirche in Zukunft wieder zu einem Zufluchtsort wird«, meint Claudia Traidl-Hoffmann.

MEDIKAMENTE CHECKEN Von vielen Medikamenten ist schlicht (noch) nicht bekannt, ob und wie sich ihre Wirkung bei steigenden Temperaturen verändert – von Blutdruckmedikamenten schon. Bei ihnen muss vielfach die Dosis in Hitzephasen angepasst werden. Also rechtzeitig mit dem Arzt/der Ärztin des Vertrauens abklären. Und Betroffene im persönlichen Umfeld über die Risiken informieren.

TEXT Thomas Weber

MIT DEM/DER BÜRGERMEISTERiN REDEN Längst ist nicht allen bewusst, was der Klimawandel für ihren Einflussbereich bedeutet. Es empfiehlt sich deshalb, aktiv bei Ämtern nachzufragen, ob sie für Hitzewellen gewappnet sind. »Jedes Dorf braucht einen Hitzeaktionsplan«, sagt Claudia Traidl-Hoffmann. »Die Feuerwehr muss wissen, wo die alte Frau Müller in ihrer überhitzten Dachgeschosswohnung sitzt, die ich bei Hitze in einen kühlen Raum bringen kann.«

TRINKEN, TRINKEN, TRINKEN Schwitzen ist ein effektiver Kühlmechanismus. Doch nur, wenn genug getrunken wird, können sich die Hautporen öffnen und Flüssigkeit abgeben, die verdunstet und die Haut abkühlt. Deshalb: immer ein Glas Wasser vor sich stehen und unterwegs eine Trinkflasche dabeihaben. »Trinken Sie an heißen Tagen zwei bis drei Liter über den Tag verteilt. Ideal sind kühles Wasser, ungesüßte Tees, verdünnte Fruchtsäfte oder auch kalte Suppen. Das hilft, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust durch das Schwitzen auszugleichen«, empfiehlt Wolfgang Schreiber, C ­ hefarzt beim Österreichischen Roten Kreuz.

Hitzeschlag Erreicht die Kernkörpertemperatur (durch starke Sonneneinstrahlung oder Überwärmung) 40 Grad, besteht Lebensgefahr. Betroffene in den Schatten bringen, Wasser reichen, sie flach und mit erhöhten Beinen lagern. Keinesfalls allein lassen, Notarzt/Notärztin rufen.


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GUT AUSKOMMEN Nichts würde weibliche Altersarmut so gut bekämpfen wie bessere Information und eine fairere Verteilung von unbezahlter Arbeit im Haushalt und mit Kindern.

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rauen sind deutlich öfter – je nach Quelle doppelt oder drei Mal so häufig – von Altersarmut betroffen wie Männer. Die Höhe der Pension ist abhängig von der Höhe der Beitragsleistungen und von der Anzahl der Versicherungs- und Beitragsmonate. Dies führt dazu, dass Frauen nicht nur weniger verdienen als Männer, sondern auch eine deutlich geringere Pension bekommen. Und die Unterschiede sind hier noch größer als bei den Gehältern: In Österreich liegen die Alterspensionen der Frauen laut Statistik Austria und den Daten des Dachverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger je nach Art der Berechnung um rund 40 bis 50 Prozent unter den Pensionen der Männer. Nimmt man als Grundlage den Median der Alterspensionen, dann betrugen die monatlichen Bruttopensionsbezüge der Frauen 2019 1019 Euro und jene der Männer 2007 Euro – eine Differenz von 49,2 Prozent. Auch in althergebrachten Familienbildern, in denen die Ehen nicht geschieden werden und der Mann die Frau an seiner Pension teilhaben

lässt, ist dieser Unterschied eklatant. Spätestens wenn der Mann tot ist, bekommt die Frau aber nur mehr maximal 60 Prozent Witwenpension vom Verstorbenen. Und auch wenn die Scheidungsrate in den vergangenen Jahren abnimmt, so lag sie 2020 in Österreich knapp unter und in Deutschland knapp über 38 Prozent. Wenn die Ehe hier überhaupt noch ein Maßstab sein kann oder soll. Maßgeblich für all das ist, dass Frauen ein niedrigeres Gehalt bekommen und öfter in Teilzeit arbeiten und oft noch immer viel mehr Zeit für Aufgaben wie Haushalt, Nachwuchs und Pflege aufbringen.

UNBEZAHLTE ARBEIT Die WU Wien hat im Lockdown während der Pandemie 2020 untersucht, wie Eltern ihre Zeit verwenden. Das Ergebnis: Frauen und Männer arbeiteten damals zwischen 11 und 15 Stunden pro Tag. Alleinerzieherinnen kamen mit knapp 15 auf die meisten Stunden, wobei sie dabei 9 Stunden unbezahlte Kinderbetreuung und Hausarbeit verrichteten. Mütter in Paarhaus-

BILD I STO CK. COM/PHOTO BAC

TEXT Martin Mühl


halten arbeiteten über 14 Stunden – neuneinhalb davon unbezahlt, Väter arbeiteten knapp unter 14 Stunden und rund 7 unbezahlt. Deutlich ähnlicher waren die Arbeitszeiten in Paarhaushalten im Homeoffice ohne Kinder verteilt, da sind beide knapp 8 Stunden erwerbstätig und machen zusätzlich rund 3 Stunden lang Arbeiten im Haushalt. Die Ausgangssperren während der Pandemie haben die Situation und die Mehrfachbelastung besonders in der Kinderbetreuung mit Sicherheit verschärft – das Ungleichgewicht gibt es aber auch sonst. Laut Eurostat-Zahlen aus dem Jahr 2019 liegt der Anteil an Erwachsenen, die täglich kochen oder Hausarbeit erledigen, in Deutschland bei Frauen bei 72 Prozent, bei Männern hingegen bei nur 29 Prozent. Auch in dieser Statistik zeigt sich die Fortschrittlichkeit nordeuropäischer Länder: In Schweden und Dänemark sind es immerhin auch rund 55 Prozent der Männer, die sich täglich im Haushalt betätigen. Länder, in denen etwa auch das Kindergeld und die Aufteilung der Karenzzeit zwischen den Eltern automatisch gleicher aufgeteilt werden.

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ANDERE LÄNDER, ANDERE REGELUNGEN Verschiedene Länder haben verschiedene Strategien, um dieser eklatanten Benachteiligung von Frauen entgegenzuwirken – falls dies politisch überhaupt erwünscht ist. So kann man sich in Deutschland etwa für ein Rentensplitting entscheiden. Dazu müssen beide Ehe- oder Lebenspartner mindestens 25 Jahre an rentenrechtlich bedeutsamen Zeiten auf ihrem Versicherungskonto haben und es betrifft nur Rentenansprüche, die während der Ehe angesammelt wurden. Ist die gemeinsame Erklärung mit dem Wunsch nach Rentensplitting einmal bei der deutschen Rentenversicherung abgegeben, ist diese verbindlich. Weder eine spätere Scheidung noch der Todesfall des Partners haben einen Einfluss auf die Rentenansprüche. Es ist auch egal, wie viel der hinterbliebene Partner verdient oder ob er erneut heiratet. Schon zuvor können sich Ehepaare und eingetragene Lebenspartner mit dem Steuersplitting dazu entscheiden, eine gemeinsame Steuererklärung abzugeben. Dies bringt gegenüber der Einzelveranlagung meist einen klaren Steuervorteil – vor allem, wenn einer der Partner deutlich weniger verdient als der andere. Dies wird allerdings als Anreiz gesehen, dass Frauen zu Hause bleiben oder nur Teilzeit arbeiten,

weil man sich als Paar so Steuern sparen kann. In der österreichischen Pensionsberechnung können sich Eltern bis zu vier Jahre, die sie sich um ein Kind (bei nur einem Kind) kümmern, als Beitragsmonate anrechnen lassen. Allerdings erhöhen diese nur die Beitragsmonate und nicht die Höhe der Beiträge. Darüber hinaus können Eltern für die Jahre der Kindererziehung ein freiwilliges Pensionssplitting vereinbaren. Der erwerbstätige Elternteil kann Teile seiner Pensionskontogutschrift an den Erziehenden übertragen. Auch diese Vereinbarungen sind unwiderruflich und können nicht mehr geändert oder aufgehoben werden. Und auch hier gilt: Frauen, die sich den Kindern oder dem Haushalt widmen, profitieren von dieser Regelung – Unabhängigkeit und finanzielle Selbstständigkeit sehen allerdings anders aus.

DIE GESAMTE STRECKE Nach wie vor hört man oft, dass es Paaren gelingt, die Hausarbeit, bis sie Kinder bekommen, zur Zufriedenheit beider aufzuteilen – aber sobald das erste Kind da ist, fallen sie in althergebrachte Rollenbilder. Carmen Thornton, Familienrechtsanwältin in Wien, die unter anderem auf dem feministischen rrriot Festival zu Gast war, erzählt davon, dass die Last auch oft falsch eingeschätzt wird. Manche Paare einigen sich für die ersten beiden Jahre nach der Geburt eines Kindes darauf, dass mehr Betreuungsarbeit von der Frau geleistet wird und es dafür auch einen entsprechenden Ausgleich in Form eines Unterhalts für den Verdienstentfall geben soll. Hier geht es aber nicht nur um einen

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Karenz Laut einem Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2020 entfielen in Österreich im Jahr 2018 auf Männer nur 4,5% der genehmigten Anspruchstage beim Kinderbetreuungsgeld. In Deutschland planten Männer im Jahr 2020 laut dem Statistischen Bundesamt Destatis durchschnittlich mit einer ElterngeldBezugsdauer von 3,7 Monaten, Frauen mit 14,5 Monaten.

Rund 15 Prozent der SeniorInnen über 65 Jahre in Österreich gelten als armuts- bzw. ausgrenzungsgefährdet.


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»Stillkurse und Geburtsvorbereitung sind für viele selbstverständlich, über finanzielle Vor- und Nachteile verschiedener Regelungen für Eltern gibt es aber kaum Information.« — Carmen Thornton

Hausarbeit Im EU-Schnitt gaben 2019 79 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer an, täglich zu kochen oder im Haushalt tätig zu werden.

Ausgleich des aktuellen Gehalts, sondern auch späterer Folgen wie der Pension. »Vielen Paaren ist aber nicht so bewusst, dass die intensive Betreuung eines Kindes nicht nach zwei Jahren endet. Auch später gibt es für Schule, Lernen, Sport, Freizeitaktivitäten, Feiern oder Kinderbesuche viel zu tun«, ruft Thornton in Erinnerung. Diese Organisation und den Zeitaufwand übernehmen dann meist die Frauen – ohne einen entsprechenden Ausgleich zu vereinbaren. Irgendwie naheliegend, aber auch immer noch bemerkenswert ist die Tatsache, dass ein hohes Haushaltseinkommen die Aufteilung nicht einfacher macht. »Ich sehe das auch in meinem direkten Umfeld«, sagt Thornton. »Gerade in Haushalten mit besserer Bildung und in Berufsgruppen wie ÄrztInnen oder auch JuristInnen ist das gesellschaftliche Bild mitunter überdurchschnittlich konservativ und gerade hier ist dann der Unterschied zwischen Frauen und Männern die Aufteilung von Haushaltsar-

beit, Kinderbetreuung oder auch Finanzen betreffend besonders ungleich.« Einen großen Hebel sieht nicht nur sie einerseits in einer Änderung der Gesetze, die eine andere Aufteilung als Normalfall ansehen, sondern schlicht in mehr Aufklärung und Information. Andere Länder, wie Beispiele in Nordeuropa, sehen sowohl für die Karenzzeit als auch die Kinderbetreuung und den Umgang mit den Finanzen ganz automatisch eine gleichere Aufteilung vor. In diesen Ländern ist es zwar möglich, als Paar und Eltern andere Vereinbarungen zu treffen, diese müssen aber extra beantragt werden. »Auch in Österreich ist eine bessere Verteilung der Belastung möglich«, erzählt Thornton aus der Praxis, »im Gegensatz zu den Beispielen in Nordeuropa muss die gleiche Verteilung, zum Beispiel das Pensionssplitting, hier aber extra beantragt werden. Das Wissen darüber ist aber zu wenig verbreitet und außerdem wird hier ein Aufwand nötig, den manche wohl meiden.« Man hat rund um Schwangerschaft und junge Kinder schließlich genügend Entscheidungen und Erledigungen. Es wird eben zu wenig darüber gesprochen und informiert. »Stillkurse und Geburtsvorbereitung sind für viele geradezu selbstverständlich, über finanzielle Vor- und Nachteile verschiedener Regelungen für Eltern gibt es aber kaum Information. Nicht mal einen schlichten Zweiseiter, den man in der Ehevorbereitung oder in der Schwangerschaft beispielsweise mit der Abholung des Mutter-Kind-Passes mitbekommt«, ärgert sich Carmen Thornton. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Angebote für Vorsorge, Beratung und weitere Finanzprodukte speziell für Frauen gestiegen – zumindest wurden Frauen in der ­Kommunikation als Zielgruppe direkter denn je angesprochen. Private Vorsorge ist für Frauen und Männer ein Weg, früh Geld auf verschiedenen Wegen auf die Seite zu legen und so später finanzielle Einschnitte während der Pension auszugleichen. Und natürlich kann auch zum Beispiel ein Vater oder eine besser verdienende Partnerin für eine Person, die sich mehr um Haushalt, Kinder oder Pflege kümmert, für diese einzahlen und sie so unterstützen. Gesellschaftliche Ungleichheiten werden dadurch aber in den rein privaten Bereich geschoben, während andere Regelungen und mehr Information und Vermittlung die größeren Hebel wären.

BILD ISTOC K.C OM/PEOPLE IMAGES

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Achte beim Einkauf auf den Wald! Schau aufs PEFC-Siegel für nachhaltige Waldwirtschaft. DAFÜR STEHT UND ARBEITET PEFC – DAS SIEGEL MIT DEN ZWEI GRÜNEN BÄUMEN. PEFC ist die führende Institution zur Förderung und Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung. PEFC stammt aus der Struktur europäischer Kleinwaldbesitzer, blickt mittlerweile auf ein mehr als 20-jähriges Bestehen zurück und ist weltweit in 55 Ländern vertreten. 330 Millionen Hektar Waldfläche dieser Erde werden nach dem PEFC-Waldstandard bewirtschaftet. In Österreich ist die Hälfte der Staatsfläche, rund 4 Mio. Hektar, mit Wald bedeckt, in Deutschland sind es rund 11 Mio. Hektar. Mehr als ¾ der heimischen Wälder in beiden Ländern werden davon bereits nach den PEFC-Standards aktiv, nachhaltig und bewirtschaftet und somit klimafit aufgebaut.

DER WALD IM EINKAUFSKORB. Im Alltag ist uns nicht immer bewusst, in welcher Vielzahl an Produkten Holz enthalten ist. Klar erkennbar sind natürlich die Büromöbel, das Schneidebrett oder Buntstifte. Bei anderen Produkten ist das nicht so offensichtlich: Auch Papierverpackungen, Taschentücher und sogar Fasern für unsere Kleidung werden aus Holz gemacht. Die KonsumentInnen vor dem Regal entscheiden schließlich durch den Kauf, welche Art der Produktion und Wertschöpfung sie unterstützen. In diesem Entscheidungsmoment, innerhalb kaum einer Sekunde, lässt sich jedoch durch jeden einzelnen etwas verändern. Wie?

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Das PEFC-Siegel unterstützt KonsumentInnen daher bei einer nachhaltigen Einkaufsentscheidung, da entlang der gesamten Produktionskette auf Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung geachtet wird. Alles was beim Einkauf also noch zu tun ist, ist der bewusste Griff zu Produkten mit dem PEFC-Siegel.

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Rund 30% der weltweiten Landfläche besteht aus Wald. Darin wachsen 60.000 Baumarten. Ein Kubikmeter Holz bindet eine Tonne CO2. Darüber hinaus filtert der Waldboden unser Trinkwasser und alleine ein Baum erzeugt pro Tag den Sauerstoff für mehr als 30 Personen. Diese Zahlen führen vor Augen, was der Wald für die Menschen leistet. Deshalb ist der richtige Umgang mit dem Wald so enorm wichtig! Holz bindet nicht nur während es wächst CO2, sondern auch wenn es zu hochwertigen Produkten verarbeitet wird. Aber nur eine aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung kann die Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion der Wälder sicherstellen und auch für nächste Generationen gewährleisten. Dadurch wird uns auch in Zukunft der vielseitige und nachhaltige Rohstoff Holz zur Verfügung stehen.


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CHRONISCH UNRUHIG INTERVIEW Irina Zelewitz

Renate Schlatter ist Geschäftsführerin des Villacher Kaufhauses »ReVilla« und 65 Jahre alt.

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ie Kärntner Geschäftsfrau Renate Schlatter hat Jahre in Deutschland, dann in der Schweiz gelebt und gearbeitet, mit 60 hätte sie nach einem Jahr als Angestellte in Österreich ihre Pension antreten sollen. Die im Ausland erworbenen Pensionszeiten konnten noch nicht abgerufen werden und Schlatter dachte nicht daran, zu arbeiten aufzuhören. Auf dem Arbeitsmarkt sah es jedoch schlecht für sie aus. Sie gründete den Verein »unruhestandAktiv« mit dem klingenden Vereinszweck »Förderung der Generationensolidarität in Wirtschaft und Gesellschaft« und auch dessen Jobplattform für über Fünfzigjährige: »Das war sinnlos«, sagt sie heute, »weil die Unternehmen gar nicht bereit waren, ältere Leute noch einzustellen. Zu teuer«. Statt einen Job anzunehmen, der weit unter ihrer Qualifikation liegt, hat sie ein Reparaturnetzwerk aufgebaut, das sich gegenseitig hilft, und in Folge ein Reuse-Kaufhaus in Villach eröffnet. Im September dieses Jahres wurde sie dafür mit dem Austrian-SDG-Award vom österreichischen Ableger des internationalen Vereins »Senat der Wirtschaft« ausgezeichnet.

BIORAMA: Wie geht es Ihnen und den anderen Mitgliedern des Vereins so im Unruhestand? RENATE SCHLATTER: Wir sind gut beschäftigt und wurden inzwischen auch mehrfach für unsere Initiativen ausgezeichnet. Wir wollten zeigen, dass es viel ungenütztes Potenzial und Knowhow Arbeitswilliger 50 plus in der Gesellschaft gibt, und haben daher nach Möglichkeiten gesucht, diese Leute vor den Vorhang zu holen. Dabei ist uns das Format Repaircafé begegnet und ich dachte: Das ist es! Da versammeln wir unterschiedlichste Berufsgruppen, können ElektrikerInnen und TechnikerInnen genauso brauchen wie MarketingexpertInnen. Unsere erste Motivation war, einen dauerhaften Treffpunkt zu haben, wo alle zeigen können, was sie können, auch Jüngere.

Man kann wohl sagen, dass das geglückt ist. War das der erste Schritt eines Masterplans oder war der weitere Verlauf glückliche Fügung? Wir haben nun ein Mal monatlich unser

BILD  REVILLA, MUSA BEG MAGOME DOV, PRIVAT

Die Unternehmerin und Pensionistin Renate Schlatter kennt keinen Ruhestand.


­ epaircafé in einem Villacher Einkaufszentrum und sind R damit das einzige, das regelmäßig in einem solchen Zentrum des Konsums stattfindet. Und das größte Repaircafé Österreichs. Mit TeilnehmerInnen zwischen 17 und 85 Jahren und mit unterschiedlichsten sozialen und auch nationalen Hintergründen. Ein älterer Teilnehmer hat – als der ORF einen Beitrag bei uns aufgenommen hat – gesagt: »Der schönste Tag im Monat ist der, an dem ich ins Repaircafé gehe.« Mir gefällt, wie hier ökologische und soziale Dimensionen ineinandergreifen. Es wurde aber schnell klar, dass der nächste Schritt für uns lautet, auch auf dem ersten Arbeitsmarkt Arbeitsplätze zu schaffen. Wir wollen nicht nur nett die Gesellschaft auffordern, im Ehrenamt für die Umwelt aktiv zu werden. Menschliche Arbeit hat einen Wert, Freiwilligenarbeit sollte immer nur Teil oder erster Schritt sein, kein Ersatz einer Professionalisierung. Der Nutzen muss langfristig betrachtet für alle Beteiligten ausgewogen sein? Es gibt durchaus viele Organisationen, die Leute als Freiwillige für sich arbeiten lassen, während dahinter ein Big Business steht. Das zu sehen macht mich schon immer ein ›bissl grantig‹. Im Endeffekt ist es nicht nachhaltig, wenn ältere Menschen nur im Ehrenamt beschäftigt werden und junge nur, weil sie wenig kosten. Wir setzen auf wechselseitiges Lernen. Den Menschen und Dingen wieder einen Wert geben! Daher hat der Verein unruhestandAktiv ein Unternehmen gegründet – um Arbeitsplätze zu schaffen? Wir haben vor eineinhalb Jahres das Reuse-Kaufhaus »ReVilla« gegründet, als GmbH. Der Verein unruhestandAktiv ist beteiligt. Das Kaufhaus befindet sich auf den 1400 Quadratmetern einer ehemaligen C&A-Filiale, die zuvor acht Jahre leer stand. ReVilla ist Vintage- und Secondhand-Store mit Reuse-Waren, Upcycling- und Refurbish-Produkten. Wir haben derzeit zehn MitarbeiterInnen. Woher kommt die Ware? Leute bringen uns Dinge vorbei, die sie noch gut finden. Wir bereiten die auf und bieten sie zum Verkauf. Außerdem hat die Stadt Villach ein Reuse-Projekt gestartet und versorgt die BürgerInnen der Stadt mit Kartonagen und Bags für Ware, die nicht mehr gebraucht, aber noch für brauchbar befunden wird. Wir sind eine der Annahmestellen und die Stadt unterstützt dieses Reuse-Netzwerk ganz aktiv, denn sie hat sich inzwischen das Reuse-Konzept auf die Fahnen geheftet. Wir kooperieren mit Sozialbetrieben, so zum Beispiel auch, wenn jemand größere Mengen oder Möbelstücke hat – die oder der kann uns anrufen und wir holen das mit unserem Kooperationspartner ab. Wer die Sachen nicht verschenken will, kann bei

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uns eine Fläche ab 5 Quadratmetern anmieten. Diese Ware bekommt eine eigene Artikelnummer und wird von uns betreut. Wann immer etwas davon verkauft wird, ist ein Anteil des Geldes für die Verkäuferin oder den Verkäufer abrufbar. Wir konnten auch viele Haushaltsgeräte reparieren und wieder in Umlauf bringen. Im letzten coronafreien Jahr – zwischendurch mussten wir pausieren – hatten wir im Repaircafé 130 bis 150 Reparaturen monatlich und eine Reparaturquote von 60 %. Wenn wir uns am Durchschnittswert von 24,7 Kilogramm eingespartem CO2 der Organisation repaircafe.org orientieren, haben wir 2019 immerhin 45 Tonnen CO2 durch generationsübergreifende Arbeit eingespart.

Das Reuse-Kaufhaus ­»ReVilla« wurde im September 2021 mit dem österreichischen SDG-Award in der Kategorie Kleinunternehmen ausgezeichnet. revilla.at

Ökonomisch nachhaltig fürs Individuum? Und für die Gesellschaft. Für die vielen Leute der Boomer-Generation sollen die Jungen bald aufkommen, dazu brauchen sie aber auch ein Einkommen. Und dazu muss auch ins Sozialsystem eingezahlt werden. Schwarzarbeit ist, so weit ich es erlebe, sehr verbreitet. Nicht nur Nachbarschaftshilfe, sondern alles Mögliche wird ohne Rechnung erledigt – »nur kurz was machen« und so. Ich finde das asozial. Ähnlich geht es mir, wenn ich sehe, dass eine Dame aus meinem Umfeld Kommunikationskurse für diverse Organisationen und Unternehmen kostenlos anbietet. Wenn ich sie frage: Wieso machst du das? Du könntest ein Honorar verlangen, antwortet sie: Ach, mein Mann verdient ja genug. Damit nimmt sie allen anderen die Chance, die damit ihr Geld verdienen müssen, und zahlt selbst nichts ins Sozialsystem ein. Da will ich eigentlich schreien. Wenn Frauen ihre Arbeit nicht als wertig einschätzen. Gleichzeitig werden sie, wenn sie es doch tun, von der Gesellschaft allzu oft heruntergemacht.

Es geht in Ihrem Leben viel um Arbeit. Ist das mit dem Unruhestand nicht auch anstrengend? Ja, aber es ist so wie mit dem Umweltschutz. Ich möchte es nicht als Strafe empfinden, etwas für die Umwelt zu tun, weil ich auf irgendwas verzichte. Ich möchte, dass mir immer neue Bilder davon entstehen, was mir Freude macht. So geht es mir auch mit dem Arbeiten. Natürlich stecke ich im derzeitigen Projekt so drin, dass ich nicht einfach hinschmeißen und sagen kann: Jetzt ab sofort geh ich viel wandern. Dazu hängt zu viel dran. Aber weil ich aus Freude und aus Überzeugung arbeite, ist es für mich nicht schwer. Ich habe nicht vor, es bis 100 zu machen, vielleicht nicht mal bis 70, aber im Moment fühle ich mich noch am richtigen Platz und auch noch energetisch genug aufgeladen. Das heißt, ab 70 würden Sie vielleicht aufhören wollen zu arbeiten? Ich bin nebenbei gerade damit beschäftigt, wie man eine Firma dieses Typs gut übergibt, vor allem angesichts des Miteigentums vieler MitarbeiterInnen. Leider sprechen die rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich gegen die Lösungen, die ich für die besten halte. Es gibt also genug Lobbyarbeit zu machen, auf die ich mich dann stürzen werde. Auch für ein Recht auf Reparatur oder ein bedingungsloses Grundeinkommen. Dann eben in meiner Freizeit, dazu brauche ich nur ein Netzwerk, dass ich gesund bleibe und Optimismus und Gelassenheit nicht verliere. Das Motto »Halt dich fit!« wird manchen irgendwann zu mühsam. Haben Sie Verständnis für Leute, die mit dem Alter der Drive verlässt? Mich hat mal einer gefragt, ob ich gerne nochmal 25 wäre. Ich habe geantwortet: »Ja, am Samstag in der Früh, wenn ich am Freitag ausgegangen bin.« Ja, es lässt ganz klar die Leistungsfähigkeit nach, die Haare werden dünner und die Zähne und die Ausdauer weniger. Der Spruch »Alt werden ist nichts für Feiglinge« stimmt. Es gibt so viele Umstände, unter denen ich es als gerechtfertigt ansehe, dass man sich zurückzieht. Es ist an uns, die Augen offen zu halten und zu erkennen, ob man einem Gegenüber jetzt die Hand reichen sollte. Wo es einfach ein Gebot der Nächstenliebe ist, zu sagen: »Komm, ich helfe dir ein paar Schritte!« – sowohl beruflich als auch persönlich, emotional oder physisch. Denn das funktioniert.


Lebensmittel sicher auftauen

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Gefrorene Lebensmittel können Bakterien enthalten, die sich nach dem Auftauen vermehren und zu Lebensmittelvergiftungen führen können. Durch richtiges Auftauen können Sie lebensmittelbedingte Erkrankungen vermeiden und Lebensmittelverschwendung reduzieren. Befolgen Sie diese Tipps, um gefrorene Lebensmittel sicher aufzutauen.

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IM RUHESTAND NOCH SCHNELL DIE WELT RETTEN? Recht einfach und zugleich unterhaltsam! – Ein Gastbeitrag von Paul Dietl, inspiriert von den Fotos älterer Menschen, die bei Klimaschutzkundgebungen teilnehmen.

Ältere Menschen wissen: Zeit ist kostbar und die Zukunft ein wertvolles Gut. Daher setze ich hier der Kürze wegen einmal voraus, dass die wissenschaftlich bestens erforschten Klimawandelursachen allgemein bekannt sind, zumal gerade auch wieder ein aktualisierter Bericht des Weltklimarats (IPCC) veröffentlicht wurde. Stattdessen findest du unten eine Ideenliste, wie du speziell (auch) als ältereR MitbürgerIn beim Thema Klimaschutz viel bewegen kannst:

Dr. Paul Dietl ist selbst noch kein Senior, befasst sich aber seit vielen Jahren mit ökologischen und gesellschaftlichen (Zukunfts-)Themen. Er ist Manager in einem globalen MaschinenbauUnternehmen und Vater zweier Kinder.

VERERBE DEIN GELD SCHON ZU LEBZEITEN »MIT WARMEN HÄNDEN«! • Schenke deinen Kindern oder Enkelkindern eine PV/Solaranlage, dann werden die Kids fast jeden (Sonnen-)Tag an dich denken. • Trage die Mehrkosten von Ökostrom. • Finanziere eine Wärme- oder Heizungssanierung oder die (Mehr-) Kosten für ein Lastenrad oder E-Auto. • Schenke eine Jahreskarte für die Öffis oder ein E-Car-Sharing-Abo!

SCHICHTE DEINE GELDANLAGEN UM! • Beauftrage deinen/deine BankberaterIn, erspartes Geld in ökologisch unbedenkliche Investments umzuschichten. • Investiere in Mikrokredite mit sozialem Hintergrund oder in Firmen, die Windkraftanlagen errichten oder nachhaltige Aufforstung betreiben.

BEEINFLUSSE POLITIK UND GESELLSCHAFT! • Frage den/die BürgermeisterIn, ob es in der Gemeinde einen Klimaschutzplan gibt – und genieße die verdutzten Gesichter. • Frag, wie viel der letzte Straßen- oder Parkplatzbau gekostet hat, und informiere darüber möglichst viele SteuerzahlerInnen. • Schreibe an Zeitungen und PolitikerInnen. • »Infiltriere« Fake-News- und Hetzportale im Internet und schweige nicht. Mit intelligent-humorvollen Kommentaren und gesicherten Fakten zu antworten ist Zivilcourage. • Und auch sehr wichtig: Wähle doch eine Zeitlang mal eine Ökopartei!

ZEIG WERTSCHÄTZUNG FÜR DIE JUGEND! • Lass dir von gut informierten Jugendlichen den Klimafaktenstand erklären. • Biete Fahrtendienste über ein E-Car-Sharing Modell an. • Geh mit auf Klimaschutzdemos! Das macht Spaß! »Dann wollen wir mal sehen, ob die mit Wasserwerfern auf Senioren losgehen!«, schrieb dazu eine 95-Jährige in der »Zeit«.

LEBE NACHHALTIG, GESUND UND ENTSPANNT • Iss viel Gemüse, wenig Fleisch und fahr Rad. • Nimm Bahn oder Bus anstatt eines Flugzeugs.

DENN: UMWELTSCHUTZ IST EINE STILFRAGE! Und zugleich gesund und unterhaltsam!

BILDER  KAT RI N S CHWURACK, PRIVAT

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GAST MEIN U N G


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TINY HOUSE FÜR EMPTY NESTERS?

Der kleine Traum vom Eigenheim.

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er über nachhaltiges Wohnen nachdenkt, denkt vermutlich nicht zuallererst an temporäre, mobile Eigenheimkonzepte. Sondern eher an etwas Langfristiges, das sich an die Bedürfnisse unterschiedlicher Lebensphasen anpassen lässt. Und doch erhält das stark vom Autarkiegedanken geprägte Tiny House Movement immer mehr Zulauf aus anderen Motiven und unterschiedlichen Altersgruppen.

BILD WOHNWAGO N

Theresa Mai, Geschäftsführerin und Mitgründerin des Unternehmens Wohnwagon, produziert eigentlich hauptsächlich für zwei Typen von KundInnen: einerseits Paare zwischen Ende 20 und Mitte 30, die ihre Nachhaltigkeitsvorstellungen auch beim Wohnen umsetzen möchten. »Regionale Wertschöpfung fördernd, hochwertig, reduziert aufs Wesentliche, Autarkie ermöglichend und dem Kreislaufgedanken entsprechend« würden deren Ansprüche lauten, sagt Mai. Die zweite Zielgruppe ist 50 plus. Prototypisch sind das ein oder zwei Personen, die das Eigenheim an die nächste Generation weitergegeben haben oder denen die Mietwohnung für eine Familie mit Kindern zu groß geworden ist. Diese ältere Hälfte der KundInnen sei oft »ge-

prägt vom Gedanken ›Jetzt bin ich dran‹«, sie wollen weniger Wohnfläche putzen und instand halten müssen und trotzdem die eigenen Wohnvorstellungen umsetzen und unabhängig leben.

TEXT Irina Zelewitz

KLEINES HAUS, GROSSE FREIHEIT Diese eigenen Vorstellungen können bei Wohnwagon wie auch bei vielen anderen Tiny-House-Anbietern in einem modularen System umgesetzt werden – mit oder ohne Fahrgestell. In den Coffee Table Books stehen sie mitten in den Wäldern Nordschwedens oder einsam auf der portugiesischen Atlantikklippe, doch wer sie mit Wohnwägen zur dauerhaften Nutzung verwechselt, wird enttäuscht: Wer in seinem Tiny House wohnen will, braucht eine Baugenehmigung, denn es handelt sich um ein Gebäude. Insofern muss dieses auch gewissen baurechtlichen Vorgaben entsprechen – etwa Dämmungs- und Brandschutznormen. Sich über die Kompatibilität eines Modells mit den Regelungen eines Landes zu informieren ist mitunter recht aufwendig, Informationen in Foren dazu widersprüchlich. Wer es sich nicht allzu kompliziert machen will, setzt auf Anbieterunternehmen, die für die Verträglichkeit ihres Tiny House mit dem am Zielort gültigen Baurecht garantieren. Ökologisch nachhaltig

Der Wohnwagon mit Fahrgestell darf mit 80 km/h transportiert werden.


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für die 15 bis 20 Jahre, die sich BesitzerInnen laut Mai meist im Tiny House sehen, oft auch mehrmals verlängern.

HORIZONTAL VERDICHTEN

Theresa Mai im ausziehbaren Erker eines Wohnwagons.

ist es dadurch aber noch nicht. Hier sollte man sich nicht vom bloßen Einsatz von Naturmaterialien wie Holz blenden lassen, sondern einen genaueren Blick auf den Materialmix werfen. Mai empfiehlt, den ersten Blick auf die Heizung und Dämmung zu werfen – wenn die Lösungen hier XPS (»Styropor«) und Gasheizung lauteten, sei Umweltverträglichkeit vermutlich nicht der Leitgedanke.

Detailinfos zum Unternehmen Wohnwagon unter wohnwagon.at und im Buch »Wie wir leben könnten« von Theresa Mai. Löwenzahn, 2021.

Tiny Houses sind hingegen gar nicht zwangsläufig für temporäre Nutzung ausgelegt. Gerade in Wohngebieten liegt der Spielraum zur dauerhaften Nachverdichtung mitunter nicht nur im »Aufstocken«, sondern im Garten. Auch Mai kennt diese Variante – als Generationenwohnen mit ein bisschen Distanz: Eine Kundin hat ihr Haus ihrem Sohn und dessen Familie überlassen und ist in einen Wohnwagon in den eigenen Garten gezogen.

Wenn man das richtige Haus gefunden hat, braucht man noch Bauland. Und das ist – aus ökologischer Perspektive glücklicherweise – mitten im Wald verhältnismäßig selten. »Es gibt auch Bauland mit schöner Aussicht«, betont Theresa Mai und beteuert, dass alle Werbefotos des Wohnwagons auf Bauland entstanden, mit einer Ausnahme – hier wurde das Foto bei einer Übersiedelung auf einem Weinberg geschossen. Sie empfiehlt allen Interessierten, ungenutztes Bauland zu finden und zu pachten. Im Wien umgebenden Bundesland Niederösterreich etwa sind 30% der als Bauland gewidmeten Fläche ungenutzt – etwa weil es als Wertanlage gekauft wurde »oder als Baugrund für Enkelkinder, die noch gar nicht geboren sind«, sagt Mai. Da ließe sich ein Pachtvertrag

Die Wohnwagons verfügen zur Energieversorgung über eine Solaranlage und einen wassergeführten Holzofen.

BILD WOHNWAGON

Die Stadt Tübingen etwa hat aufgrund von Wohnungsknappheit den BürgerInnen, die Baulücken besitzen – also Grundstücke mit ungenutztem Baurecht –, einen Brief geschrieben, in dem ihnen »die Möglichkeit« einer Zwischennutzung durch eine Verpachtung als Tiny-House-Stellfläche vorgestellt wurde«. »Von dieser Möglichkeit hat aber bislang keine Eigentümerin/kein Eigentümer Gebrauch gemacht«, gibt allerdings die Stadt Tübingen auf Nachfrage bekannt. »Es gab einfach keine Reaktion darauf.« Ein temporäres Phänomen, bleibt zu hoffen.


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VERSUCH ALTERNATIVE SÜSSUNG! Diese sechs Zuckeralternativen haben in ihrer Süße eine andere chemische Zusammensetzung als herkömmlicher Rüben- und Rohrzucker aus Saccharose – von Natur aus, oder aber synthetisch erzeugt.

BILD  ISTOCK/ HA NS PETE RK, DVA RG

YACÓN Die »Inkawurzel« Yacón, die der Süßkartoffel optisch stark ähnelt, wird in Peru von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nach europäischen Standards kontrolliert biologisch angebaut, von Hand geerntet und nach Österreich und Deutschland exportiert, wo das Produkt weiterverarbeitet wird. Da die Pflanze sehr anpassungsfähig ist, ist sie auch im Direktverkauf vereinzelt bei österreichischen und bayerischen Biolandwirten erhältlich, aber auch für den Anbau im Garten geeignet. Für die Verwendung als Süßungsmittel muss die Wurzel entsaftet werden, sie besteht zu 90 Prozent aus Wasser. Anschließend wird der Saft entweder zu Sirup eingekocht oder so lange dehydriert, bis die Rückstände zu Pulver gemahlen werden können. Yacón ist halb so süß wie Rübenzucker und schmeckt nach einer Mischung aus Melone und Birne. Für die Süße ist Oligofruktose verantwortlich. Dieser Mehrfachzucker und das ebenfalls enthaltene Inulin können als Ballaststoffe im Darm nicht von Verdau-

TEXT ungsenzymen abgebaut werden und gelangen Jessica Benjatschek in den Dickdarm, wo sie nützliche Darmbakterien nähren. Die Wirkung dieser Ballaststoffe auf die Verdauung und Darmflora wird vom deutschen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit als positiv bewertet. Außerdem enthält Yacón Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium, Eisen und Magnesium und hat einen glykämischen Index, der sich auf die Verstoffwechslung der Kohlenhydrate bezieht, »Da Steviolglycoside in der von eins und 245 KaloEU als neuartige Lebensrien pro 100 Gramm.

STEVIA

mittel gelten, sind sie außer in Teemischungen nicht als Lebensmittel zugelassen.«

Stevia ist eine südamerikanische Staude und wird als synthetisches Süßungsmittel, das auf dem europäischen Markt erhältlich ist, überwiegend aus den usa und China importiert. In den Blättern sind bis zu zwölf verschiedene wasserlösliche Steviolglycoside enthalten, die 30 Mal süßer als Zucker


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Außerdem dient der GI als Richtwert zur Vorbeugung von Übergewicht, Diabetes und Herzkrankheiten. Der saccharosehaltige Rübenzucker hat einen GI von 60.

die Tagesdosis von 4 Milligramm Stevia pro Kilogramm Körpergewicht als unbedenklich ein; bei 70 Kilo Körpergewicht entspricht dies 0,28 Gramm, einer Messerspitze Stevia.

REISSIRUP Der dickflüssige, honigähnliche Sirup ist in Japan ein Süßungsmittel mit jahrhundertealter Tradition und wird aus Naturreis gewonnen. Für den auf dem europäischen Markt erhältlichen Bioreissirup wird der Rohstoff in Frankreich und Italien durch Trockenanbau, zu 90 Prozent aber in China, Indien, Pakistan und Thailand von Fairtrade-Kleinbauern kontrolliert biologisch angebaut, wobei nur natürliche Dünger eingesetzt werden. Verarbeitet wird der auf dem europäischen Markt erhältliche Sirup in Italien, aber auch in Österreich und Deutschland. In der Herstellung wird Naturreis zu Reismehl gemahlen, eingekocht und mit gentechnikfreien Enzymen versetzt, die während der Fermentation die Zuckerstoffe aus der Reisstärke aufspalten. Reissirup ist somit eine Art Getreidezucker, dessen Süße aus dem Malzzucker Maltose, Glucose und

BILD  ISTOCK/ ICONE ER, VECTO RPOCKET, MO NI KA U ND MARIO THAUE RBOE CK

Der glykämische Index (GI) beschreibt die Auswirkung eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel. Je höher der Wert ist, desto schneller steigt der Blutzucker an.

sind. Da sie in der EU als neuartige Lebensmittel gelten, sind sie außer in Teemischungen nicht als Lebensmittel zugelassen, aber aus bio-zertifiziertem Anbau aus Paraguay, China, seltener auch aus Spanien und Portugal als getrocknete Blätter oder Pulver in Rohkostqualität unter der Bezeichnung »Zahnpflegeartikel« und »Badezusatz« erhältlich. Der industriell gewonnene Süßstoff E960 ist seit 2011 zugelassen. Über ein mehrstufiges Verfahren werden die beiden Bestandteile Steviosid und Rebaudiosid A isoliert und extrahiert. Das synthetische Stevia ist bis zu 400 Mal süßer als Zucker und als durchsichtige Flüssigkeit oder in kristalliner Form erhältlich, da die Pflanzenrückstände mit Harzen, Aluminiumsalzen und dem Austausch von Ionen entfärbt wurden. Stevia hat einen lakritzigen, bitteren Nachgeschmack, keine Kalorien und ist für DiabetikerInnen geeignet, mit einem glykämischen Index von null. Allerdings ist beim Kauf zu beachten, dass in den Inhaltsstoffen keine kohlenhydrathaltigen Füllstoffe wie Polydextrose und Maltodextrin gelistet sind. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit stuft


Es geht auch anders! Biolandwirt Mario Thauerboeck zapft Birkensaft.

BIORAMA.EU/BIRKENSAFT

Oligosacchariden kommt. Das Süßungsmittel hat ein karamellig-nussiges Aroma und eine etwas geringere Süßkraft, 120 Gramm Reissirup entsprechen 100 Gramm Kristallzucker. Der glykämische Index liegt bei 98. Da der Körper den Mehrfachzucker erst in Einfachzucker aufspalten muss, wird der Zucker aber nur nach und nach in den Blutkreislauf aufgenommen. Der Sirup enthält keine Fruktose und wird besonders für Menschen, die empfindlich auf Histamin und Gluten reagieren, angepriesen. Pro 100 Gramm hat Reissirup 289 Kalorien.

XYLIT Xylit kann aus der Rinde von Birken gewonnen werden, weshalb der Süßstoff auch als Birkenzucker bekannt ist. Der Holzzucker fällt als Nebenprodukt der Papierherstellung an und wird unter anderem in Österreich, Finnland und Russland oft aus fsc-zertifiziertem Holz gewonnen. Da es aber kaum biozertifiziertes Holz gibt, wird Xylit in der Biovariante vor allem aus Reststoffen der biologischen Landwirtschaft in der EU hergestellt; etwa aus Stroh, Maiskolben und Getreidekleien. Durch den Einsatz von Schwefelsäure oder Natron und Temperaturen bis zu 200 Grad wird Xylose gewonnen und unter Hochdruck zu Xylit weiterverarbeitet. Bei der Produktion wird viel Wasser und Energie verbraucht, weshalb der CO2-Fußabdruck sehr groß ist. In der Süßkraft und im Geschmack ist Xylit mit Zucker vergleichbar, hat 40 Prozent weniger Kalorien und wie Erythrit die Eigenschaft, Karies vorzubeugen, da Bakterien

Johannes Gutmann, SONNENTOR Gründer

Nachhaltigkeit + wirtschaftlicher Erfolg? In unserem Wirtschaftssystem streben stets alle nach schwarzen Zahlen. Sie verlieren dabei aber aus den Augen, dass die Finanzbilanz nur die Betriebswirtschaft abbildet und nicht die Auswirkungen. Ich werde immer wieder gefragt, wie sich das ausgeht: »Nachhaltigkeit + wirtschaftlicher Erfolg?« Ich kann nur immer wieder Mut machen, denn die Rechnung geht auf. Wir setzen auf Gemeinwohl und machen dabei auch gutes Geld. Für Stockholder und Aktionäre, die nur auf schnellen Profit aus sind, haben wir keinen Platz. Wir haben uns nicht dem Aktienmarkt verpflichtet, sondern der Gesellschaft. Die Gewinne werden wieder in das Unternehmen, die Region, nachhaltige Projekte und in ein sinnvolles Miteinander investiert – und das zahlt sich für alle aus. So schaffen wir Gemeinwohl. Festgehalten wird das alles in unserer Gemeinwohlbilanz. Sie macht unser nachhaltiges Engagement messbar. Wir haben zuletzt 743 von 1000 möglichen Punkten bekommen. Würden wir uns lediglich an die gesetzlichen Standards halten, hätten wir 0 Punkte. Ein Glück, dass wir nicht darauf warten, dass uns jemand die Richtung vorgibt. Deshalb schreiben wir auch grüne Zahlen, statt schwarze. www.sonnentor.com/esgehtauchanders

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG VON SONNENTOR

Wie du Birkensaft selber gewinnen kannst, haben die BiolandwirtInnen Monika und Mario Thauerboeck erklärt


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Die Kokospalmen müssen zur Gewinnung des Zuckers nicht gefällt werden.

sich nicht von dieser Art Zucker ernähren können. Im Mundraum erzeugt Xylit ein basisches Milieu und schützt so vor Zahnstein und Plaque. Der Zuckerersatz hat pro 100 Gramm 240 Kalorien, einen glykämischen Index von 11, kann ab 30 bis 40 Gramm pro Tag allerdings abführend wirken, die Menge, die man zu sich nehmen müsste, entspricht einer Süße von 10 bis 13 Stück Würfelzucker.

ERYTHRIT Der kristalline Zuckerersatzstoff ist auch als Xucker, Sucolin und Sukrin bekannt. Erythrit kommt zwar in vielen Obstsorten natürlich vor, wird aber synthetisch aus Maisstärke hergestellt. Überwiegend wird der Mais in China und Frankreich angebaut, zu Erythrit verarbeitet und in Deutschland und Österreich abgefüllt. Beim Fermentationsprozess, der mit der Herstellung von Wein vergleichbar ist, werden Hefekulturen zugesetzt, die Glucose in Zuckeralkohol umwandeln. Für eine Biozertifizierung von Erythrit muss nicht nur der Rohstoff – also der Mais – biozertifiziert und gentechnikfrei sein, sondern es muss auch auf den Einsatz der sonst üblichen Ionenaustausch-Technologie verzichtet werden, die die Zellreste des Rohstoffes entfernt. Der Süßstoff ist für DiabetikerInnen geeignet und für Menschen, die empfindlich auf Fruktose reagieren. Obwohl Erythrit

wie Xylit Verdauungsbeschwerden hervorrufen kann, ist die Verträglichkeit mit 80 Gramm pro Tag doppelt so hoch. Im Vergleich zu Rübenzucker hat Erythrit eine Süßkraft von 60 Prozent, keine Kalorien und keinen Einfluss auf den Blutzucker- und Insulinspiegel, der glykämische Index beträgt null

KOKOSBLÜTENZUCKER Je nach Herkunftsland hat Kokosblütenzucker unterschiedliche Aromen. Der beliebte malzig-karamellige Geschmack des biozertifizierten Kokosblütenzuckers, der in Österreich und Deutschland erhältlich ist, kommt von den karibischen Inseln, den Philippinen, aus Indonesien und Thailand. Das Produkt wird ausschließlich in Handarbeit von Fairtrade-Bäuerinnen und -bauern gewonnen. Zwei Mal täglich werden die Blütenstände angeritzt, um den langsam tropfenden Nektar aufzufangen, der so lange eingekocht wird, bis sich Zuckerkristalle bilden. Die Kokosnusspalmen müssen für diesen Vorgang nicht gefällt werden. Pro Palme und Tag können 70 Jahre lang vier Liter Nektar gewonnen werden, eine 500-Gramm-Packung des Zuckers entspricht ein bis zwei Liter Nektar. Die Süße kommt zwar aus Saccharose, Glucose und Fruktose und ähnelt dem handelsüblichen Zucker, allerdings beträgt der glykämische Index nur 35 und es bleiben viele Minerale wie Kalium, Eisen, Zink und B-Vitamine erhalten.

B ILD  IST OCK.COM/S URATWIN, ALLE VINATIS

»Zwei Mal täglich werden die Blütenstände angeritzt, um den langsam tropfenden Nektar aufzufangen, der so lange eingekocht wird, bis sich Zuckerkristalle bilden.«


BIO PREMIUM – EINFACH BESSER BIO Bio ist in aller Munde! Ehrliche, unverfälschte Produkte aus regionaler BioMilch treffen den Geschmack der Konsumenten. Das hat auch die bewährte „besser BIO“-Linie der SalzburgMilch erfolgreich unter Beweis gestellt.

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ZUKUNFT WASSERSCHATZ Wie viel Wasser haben wir, wie viel Wasser brauchen wir? Die Wasserschatz-Studie untersucht den Wasserbedarf und die Entwicklungen der nächsten 30 Jahre. Österreich ist geprägt von großem Wasservorkommen – ein Schatz, der gut behütet gehört. Die Wasserschatzstudie erarbeitete Szenarien für die Wassernutzung und die verfügbaren Ressourcen für den Zeithorizont 2050 unter dem Aspekt des Klimawandels. Wasserknappheit, Trockenheit, Auswirkungen des Klimawandels auf die Ressource Wasser sind Themen, die bei der Bevölkerung immer stärker wahrgenommen werden. Deswegen wollte man die verfügbaren Wasserressourcen und die Wassernutzungen genau und im Detail anschauen und einen Ausblick auf 2050 machen. Mit der Wasserschatz-Studie entstand eine Datengrundlage zur Wasserversorgung für ganz Österreich.

Durch den Klimawandel sind saisonale Veränderungen der Niederschläge bemerkbar, in den nächsten Jahrzehnten wird sich das noch verstärken: Im Winter und Frühjahr wird es mehr Niederschlag geben, im Sommer und Herbst dafür weniger. Höhere Temperaturen sorgen für höhere Verdunstung im Sommer, das macht Trockenperioden wahrscheinlicher. Regional kann das sehr unterschiedlich ausfallen. Mit der Wasserschatz-Studie wurde die D ­ atengrundlage geschaffen, mit der auf solche Veränderungen rasch reagiert werden kann. Alle Infos und Ergebnisse der Studie gibt’s auf www.wasseraktiv.at

WASSERBEDARF IN ÖSTERREICH – HEUTE UND IN ZUKUNFT (insgesamt 3,14 Mrd. m3)

WASSERNUTZUNG

HEUTE

2050

WASSERVERSORGUNG

753 Mio. m3

830-850 Mio. m3

LANDWIRTSCHAFT

124 Mio. m3

182-202 Mio. m3

INDUSTRIE

2.210 Mio. m3

2.237 Mio. m3

DIENSTLEISTUNGEN

52 Mio. m3

63-70 Mio. m3

GESAMT

3.140 Mio. m3

3.3123.359 Mio. m3

24% des Wasserbedarfs werden von Menschen in privaten Haushalten und durch öffentliche Versorgung mitversorgte Betriebe genutzt – das sind rund 179 Liter pro Person und Tag. 4% werden in der Landwirtschaft für Bewässerung und Viehtränke gebraucht. Den größten Anteil – 70% – machen Industrie und Gewerbe aus: Hier wird Wasser zum Beispiel für die Kühlung, die Warenherstellung, im Bergbau und im Bausektor benötigt. Für Dienstleistungen wie Beschneiung oder Bewässerung von Golfplätzen werden rund 2% des Wassers benötigt. Aktuell werden in Österreich 3,14 Mrd. m3 Wasser benötigt. Diese Menge wird sich bis 2050 um 5 bis 7% erhöhen. Gleichzeitig werden die Ressourcen k ­ napper: Die aktuell verfügbaren 5,1 Mrd. m3 Grundwasser könnten bis 2050 auf etwa 3,9 Mrd. m3 abnehmen. Auf diese Veränderungen muss rasch reagiert werden können, daher gibt es mit der Wasserschatz-Studie nun die nötige Datengrundlage.

BILD I STO CK/ MI KIMAD, JANISTA, VA SJAKO MAN, BMLRT/ G RAFI K AKTU ELLER WAS SE RBEDA RF Ö

Der Wasserbedarf in Österreich teilt sich ungleich auf. Der größte Anteil entfällt auf die Industrie, etwa ein Viertel geht an Haushalte und öffentliche Wassernutzung.


Ausmaß abdecken kann. Gemeinden können etwa Gartenbewässerung einschränken oder das Pool-Befüllen staffeln, damit genug Wasser zum Trinken oder für mitversorgte Betriebe vorhanden ist. Das wird auch aktuell schon so gemacht..

ERNST ÜBERREITER DIE HÜTER DES WASSERSCHATZES

BILD  BMLRT/ A LEXANDE R HA IDEN, ERNST ÜBERRE ITE R

Ernst Überreiter ist Projektleiter im BMLRT bei der Erstellung der Wasserschatzstudie, die in einer Zusammenarbeit aus Umweltbundesamt, BOKU und Ingenieurbüro Holler erarbeitet wurde. Wie steht es um das Grundwasser in Österreich? Das Grundwasser ist in ganz Österreich in einem guten mengenmäßigen Zustand und derzeit können alle Nutzungen gedeckt werden. In einem extremen Szenario kann es zu einer starken Abnahme der verfügbaren Grundwasserressourcen in den nächsten 30 Jahren kommen. Mit dem Blick in die Zukunft muss man auf einige Regionen ein gewisses Augenmerk legen, damit es künftig nicht zu Nutzungskonflikten kommt. Was sind solche Nutzungskonflikte und wie werden sich die auswirken? Es kann passieren, dass man regional und zeitweise nicht mehr alle Wassernutzungen gleichzeitig im gewohnten

Betrifft die Studie auch die Bevölkerung oder richtet sie sich an Politik und Unternehmen? Die Studie bietet einen österreichweiten Überblick von Wassernutzungen und der verfügbaren Grundwasserressourcen auf der regionalen Ebene sogenannter Grundwasserkörper. Damit dient sie in erster Linie als wasserwirtschaftliche Planungsgrundlage, als Information für politische Entscheidungsträger sowie für Wasserversorger und Betriebe aus Landwirtschaft, Industrie und dem produzierenden Gewerbe. Aber auch Privatpersonen finden hier Informationen für ihre Region und die zukünftige Wasserversorgung durch Grundwasser aus Brunnen und Quellen. Was können Einzelne tun für das Grundwasser? Wasser schützen und Wasser sparen: Das bedeutet einerseits keine Medikamente, Gifte oder sonstige Abfälle in der Toilette zu entsorgen. Andererseits heißt das auch, das Wasser abzudrehen während dem Zähneputzen und wassereffiziente Geräte und Bewässerungstechnologien einzusetzen, aber auch beim Einkaufen und bei Lebensmitteln bewusst Produkte zu wählen, die einen geringen Wasserfußabdruck haben.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DES BMLRT

PRAKTISCHE TIPPS UND SPANNENDE ­INFOS ZUM ­THEMA ­WASSERSCHUTZ GIBT’S IM ­WASSERSCHUTZ-VIDEO VON GENERATIONBLUE!


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NEU ODER NOCH GUT

Empfehlungen, Warnungen, warnende Empfehlungen. Von Neuentdeckungen und alten Perlen. Auf dass uns Weghören und -sehen vergeht.

LINA GUSTAFSSON / »DIE SCHLACHTHAUS-TAGEBÜCHER« / ULLSTEIN, 2021

Vorgelesen für jene, die über ein Ende der Produktionskette exemplarisch Einblick ins System Fleischproduktion bekommen wollen, ohne sich die Hände blutig zu machen. Schwer zu sagen, ob die anziehende Wirkung die abschreckende überwiegt, wenn der Klappentext ironiefrei entmündigt: »Wer dieses Buch liest, wird nie wieder Fleisch essen!« Die gute Nachricht: Der Umschlag passt nicht zum Buch. Die »Schlachthaus-Tagebücher« sind jene der jungen Veterinärmedizinerin (und Vegetarierin) Lina, die sich mit dem Vorsatz, Tierleid zu lindern, als amtliche Veterinärin bei der schwedischen Lebensmittelaufsichtsbehörde beworben hat. Sie dokumentiert vom ersten bis zum 85. und letzten Arbeitstag die Routine in einem Schlachthof für Schweine – unterbrochen von einzelnen Außendiensten in anderen Schlachtbetrieben, wobei jede Hoffnung auf Abwechslung oder eine Verbesserung der Umstände von einer sich im Buch sukzessive verfestigenden Zwangsläufigkeit der Abläufe in einem Schlachthof zunichtegemacht wird.Die Tagebuchstruktur hilft bei der Vermittlung der ewig gleichen Abläufe im entindividualisierten System der industriellen Fleischproduktion: Täglich werden Tausende Schweine aus Tiertransport-lkw in den Schlachthof entladen, in Buchten und weiter in eine Kammer mit Betäubungsgas getrieben, bevor sie »gestochen«, entblutet und weiterverarbeitet werden. Die MitarbeiterInnen führen alle paar Sekunden bis Minuten dieselbe Tätigkeit aus, die meisten über Jahre. Ebenso gebetsmühlenartig kehrt die Grundaussage wieder: Gesetzliche Bestimmungen, die

dem Tierwohl dienen sollen, sind nur Tropfen auf den heißen Stein in einem Fleischproduktionssystem, das grundlegend auf Kosteneffizienz und nicht auf die Reduktion von Tierleid ausgerichtet ist. Die KollegInnen im Schlachthof scheinen sich auf die ein oder andere Weise an die Grausamkeit gewöhnt, sie als unvermeidbar akzeptiert zu haben. Und ihrem privaten Umfeld kann Lina nicht erfolgreich vermitteln, was sie erlebt. Sie wird zwar für den harten Job bedauert, wie es wirklich zugeht, will aber niemand so genau wissen: »Ich wünsche mir so sehr, dass mal jemand sagt: ›Erzähl mir alles. Erzähl mir alles über die Tiere.‹« Die Abstumpfung, die sie gleichzeitig an sich selbst beobachtet, ist für sie schließlich ein zu hoher Preis angesichts des wenigen, das Einzelne innerhalb dieses Systems ausrichten können. IRINA ZELEWITZ

JENNIFER BROCKERHOFF /   »GRÜNE FINANZEN« / OEKOM, 2021

Vorgelesen für alle, die einen knapp gehaltenen Einstieg und Überblick über Möglichkeiten für einen privaten Umgang mit Finanzen suchen. Jennifer Brockerhoff ist seit gut 20 Jahren als Finanzberaterin tätig und kennt die Fragen derer, die Ordnung in ihre privaten Finanzen bringen möchten. Sie geht von wenig Vorwissen aus und sieht »Grüne Finanzen« als nur einen möglichen Weg. Das heißt, dass klassische Informationen und Zugänge zu Aktien, Fonds oder auch Altersvorsorge hier den Fokus bilden – sie werden nun aber zusätzlich auf ihre Tauglichkeit im Bereich verantwortungsvoller Geldanlage, die versucht, soziale oder Umweltschutzmissstände zu vermeiden, hin beschrieben. Darin haben verschiede-

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ne Ausgangspositionen und Ziele und Vorschlagsszenarien zu deren Erreichen genauso Platz wie ein wiederkehrender Fokus auf die (Alters-)Vorsorge und finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Jennifer Brockerhoff spricht von den unterschiedlichen Wegen als Spaziergängen oder Bergwanderungen und vergleicht schlüssig und verständlich die möglichen Anlageformen, ohne dabei Tipps zu konkreten Anlageangeboten und AnbieterInnen zu geben. Ihre Sprache ist zugänglich und leicht verständlich, die Illustrationen sind eher auflockernd als informativ. Ihr Buch »Grüne Finanzen – Von Altersvorsorge bis Geldanlage – der Ratgeber für Einsteiger*innen« bietet einen Einblick für jene, die sich dem Thema erstmals nähern wollen; wer bereits über Basiswissen verfügt, wird hier wenig Neues finden. MARTIN MÜHL

Mit der Natur leben lernen

www.haup.ac.at

STÉPHANE ROBELIN / »UND WENN WIR ALLE ZUSAMMENZIEHEN?« / PANDORA FILM, 2011

Wiedergesehen für alle, die gern zu einer deutsch-französischen Komödie lachen und Fans von Jane Fonda oder Pierre Richard und deshalb wohl selbst nicht mehr die Jüngsten sind. Alt, aber immer noch herzzerreißend amüsant: Robelins Komödie über einen Freundeskreis alter 68er, der – ergraut, teilweise dement und krank geworden – beschließt, nicht allein im Heim zu verkümmern, sondern eine Lebensabschluss-WG zu gründen. In Hauptrollen: Pierre Richard (mittlerweile 87), Jane Fonda (heute 83) und Geraldine Chaplin (auch bereits 77) sowie Daniel Brühl (43), der damals noch als Student durchging, der als teilnehmender Beobachter seine Doktorarbeit über die WG schreibt. »In Gesellschaften, in denen der kapitalistische, individualistische Charakter stärker ist als die Kultur des Teilens und der Gemeinschaftlichkeit, verschwinden viele Menschen – gerade Alte – in der Isolation«, sagte Pierre Richard 2012 zum Kinostart im Interview mit BIORAMA. Ein lebenslustiger Film als Aufbäumen dagegen. THOMAS WEBER

STUDIENI N F OTA G 26. 11. 2021

Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik • Bachelorstudium Agrarbildung und Beratung • Bachelorstudium Umweltbildung und Beratung • Masterstudium Umweltpädagogik und Beratung • Masterstudium Agrarpädagogik und Beratung


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MISCHKULTUR TEXT Andrea Heistinger

Agrarwissenschafterin und Gartenbuchautorin Andrea Heistinger weiß, wie aus Gemüsefrüchten wieder Pflanzen wachsen können. andrea-heistinger.at

K

ennst du das: Du zerteilst einen feinen Butternusskürbis für die Suppe und blickst auf eine Fülle von üppig ausgebildeten Samenkörnern. All diese Samen jetzt einfach in die Biotonne schmeißen? Das bringst du nicht übers Herz. Auch die feinen goldgelben Samen der roten Chilischoten vom Jausenbrett wären doch die Aussaat fürs kommende Jahr für die selbstgezogenen Chili-Jungpflanzen! Zahlt es sich aus, diese Samen aufzubewahren und daraus im nächsten Jahr Jungpflanzen zu ziehen? Diese Frage wird mir immer wieder mal gestellt. Es wirkt wie Verschwendung, diese Samenfülle in den Biokompost zu werfen. Die samengärtnerisch korrekte Antwort darauf ist mit ein paar »Wenn und Aber« versehen und grundsätzlich: Ja! Der Reihe nach: Die erste Frage ist, ob die Frucht auf einer samenfesten Gemüsepflanze gewachsen ist. War die Sorte eine Hybride, zahlt es sich gar nicht aus, die Samen wieder anzubauen. Doch meistens ist dies nicht so einfach festzustellen. Denn auch bei vielen Biogemüsen werden Hybride angebaut – entweder weil kaum samenfeste Sorten verfügbar sind (wie bei Brokkoli) oder weil diese nur mit sehr viel mehr Arbeitsaufwand kultiviert werden können (wie bei Karotten). Die meisten Kürbisse aus den Bioläden sind samenfest. Bei Chili und Tomate ist das schon nicht mehr ganz so sicher. Grundsätzlich gilt: Je

ausgefallener eine Sorte, umso eher ist sie samenfest. Eine große Fleischtomate ist vermutlich samenfest und hier kannst du Samen für das nächste Jahr entnehmen. Eine rote, runde »Standardtomate« hingegen ist vermutlich eine Hybridsorte. Hybridsorten sind Einmalsorten, das Saatgut muss jährlich neu gekauft werden. Die nächste Frage ist: Ist die Frucht an einer selbstbestäubten oder einer fremdbestäubten Kulturart gewachsen? Kürbispflanzen werden immer von Insekten bestäubt. Wachsen auf einem Feld – wie üblich – verschiedene Sorten einer Kürbisart (dein Butternuss zählt zur Art Cucurbita moschata) nebeneinander, so ­verkreuzen sich die Sorten. Die Samen aus deinem Butternusskürbis bringen dann im nächsten Jahr nicht unbedingt wieder Butternusskürbisse hervor, sondern vielleicht Früchte, die an einen Moschuskürbis erinnern. Also: entweder ausprobieren und überraschen lassen oder auf Nummer sicher gehen und wieder Samen vom Butternusskürbis kaufen. Denn bei der Saatgutvermehrung werden die Sorten streng getrennt voneinander angebaut. Falls du die Samen aufbewahrst, ist es wichtig, solche zu wählen, die prall gefüllt sind (leere Hülsen haben keinen Keimling in sich). Diese dann gut waschen und trocknen. Und dann ab ins Samensäckchen und mäusesicher aufbewahren!

BILD  IST OCK.CO M/ E TIANA GU TNYK, ANDREA _HILL, VOLO DYMYR KRYSHTA L

Wie man aus Biogemüse auch Samen ziehen kann.


Tiroler

o d i a k k o H o i B

Das Beste vom Berg

Bereits seit 33 Jahren führt die Familie Glatzl aus Haiming ihren Betrieb biologisch und zählt damit zu den Vorreitern biologischer Landwirtschaft in Tirol. Kleinstrukturierte, familiengeführte Landwirtschaft wird hier gelebt. Das Gütesiegel „Qualität Tirol“ steht für den Tiroler Ursprung. biovomberg.at


Filmreife Auszeit

Testen Sie jet z t „Die Presse“ d rei Wochen kosten los u nd gew i n nen Sie m it et was Glück ei nen au ßergewöh n l ichen Ku r z u rlaub f ü r z wei Personen i m „Romantik Hotel IM W E ISSE N RÖSSL a m Wol fga ngsee“.

DiePresse.com/wolfga ngsee

Lesen und gewinnen


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SI NNVO L L SCH EN KEN

DAS KANNST DU SCHENKEN. DIR ODER AUCH ANDEREN. Schenken ist schwierig – jedes Jahr aufs Neue. Wir versuchen es trotzdem immer wieder. SAMANTHA BREITLER Ich gehöre zu jenen, die wirklich das ganze Jahr über und auf Reisen nach persönlichen Geschenken wie individuellem Schmuck Ausschau halten, und das möchte ich auch weiterempfehlen. Ein Geschenk an dich selbst: angenehm auf der Haut liegende, aus Holz produzierte und unter sozial nachhaltigen Bedingungen verarbeitete Unterwäsche aus Tencel wie etwa die von Vresh. vresh-clothing.com Der personalisierbare Holz Regenbogen von Little Dutch bietet Spielspaß für die motorische Entwicklung von Kleinkindern und ist dazu im Kinderzimmer auch für die Eltern schön anzusehen. stofftiger.at

CHRISTINE VON REDEN

BILDER  VRE SH, ORI NARY HA BIT, TO LOGO

SELINA SCHOBEL Ich liebe nützliche Geschenke. Ich verschenke daher gerne meine Zeit und Hilfe, bei Vorhaben, die ich mit meinen Fähigkeiten besonders gut unterstützen kann. Mit ein paar Gedanken dazu, was man gerade besonders gut kann, macht man sich gleich selbst auch noch ein Geschenk. Familien mit Kleinkindern, die sich vegan ernähren oder das ausprobieren wollen, schenke ich »Das vegane Breifrei Kochbuch« von Tanja Weisenbach. Begeistert mit gesunden Rezepten für unkomplizierte Gerichte für die Kleinsten am Esstisch. tologo.de

Zu meinen Standard-Weihnachtsgeschenken zählt ein selbstgenähtes Brotsäckchen aus Reinleinen, das das Brot frisch hält, befüllt mit ­leckerem Biobrot. Beim Geschenkeverteilen freut sich mein verspieltes Designerherz mit allen, die Biobienenwachstücher aus Graspapier von Gaia bekommen. Grandiose bunte, moderne Muster, die einfach so viel Freude bereiten und zudem so nützlich sind. gaiastore.de Mein Highlight dieses Jahr wird es sein, die neuen Kunst-Puzzles mit spektakulären Prints allen zu schenken, die gerne etwas herumtüfteln, aber kein 5000-Puzzle-Projekt starten möchten. Zum Beispiel von ordinary habit, gefertigt aus Recyclingmaterial in Polen, machen sich auch sehr gut als Kunstwerk an der Wand. ordinaryhabit.com

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SI NNVO L L SCH EN KEN

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THOMAS WEBER Blöder Name, tolles Accessoire! Mit dem ­»Kindling Cracker«, einer Art inversen Axt, wird das Feuerholzspalten am Kamin (oder fürs Wintergrillen) zum Kinderspiel. kindlingcrackereurope.com Schneeschuhe sollten dem Klimawandel zum Trotz in keinem outdoor-affinen Haushalt fehlen. Das ­Tolle: Damit braucht’s nur Schnee, keine Piste! Wichtig ist es, das eigene Wildnisbedürfnis zu zügeln und allzu entlegene Gebiete zu meiden. Wildtiere brauchen gerade im Winter ruhige Rückzugsorte. kochalpin.at Was für Nerds, JägerInnen und alle, die ­draußen zu Hause sind: »Tier­spuren Europas. Spuren und Z ­ eichen bestimmen und interpretieren« von ­Joscha Grolms (Ulmer Verlag) ist ohne Übertreibung das ultimative ­Spurenbuch. 818 Seiten. ulmer.de Das Weihnachtslied »Geschenke«­von Pippa & Neuschnee & Das Trojanische Pferd gibt’s mit ­schönem Weihnachtspullivideo und Ohrwurmgarantie kostenlos auf YouTube.

MARTIN MÜHL »Iconic« Shirts für alle Jahreszeiten und vor allem ­Gelegenheiten von den FasertüftlerInnen von Funktion Schnitt, gefertigt aus europäischem Leinen in Europa. funktionschnitt.de BewegungsfreundInnen Sport­ gewand von Runamics. Der Tracksuit und manche Shirts sind Cradle-2-Cradle-zertifiziert, ­die Shorts aus biologisch abbaubarem Polyester und Tencel Lyocell und die Shirts aus Merino. Hier ist auch das Elasthan biodegradable . runamics.com Eine Flasche Pet Nat – selbstverständlich bio. Bei mir am liebsten von Christoph Hoch, dessen P ­ étillants Naturels im Gegensatz zu seinen Weinen nicht unterschätzt werden, oder einen ­Crémant de ­Herrenhof Große ­Reserve von Gottfried Lamprecht. Am besten direkt bestellen. christoph-hoch.at und herrenhof.net

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KLEIDER FÜR ALLE Das Label Pauakids will dazu beitragen, Geschlechterklischees schon in jungen Jahren zu vermeiden.

Tencel ist eine Marke der Lenzing AG, unter der das Unternehmen Stoffe aus Zellstoff, also Holz, herstellt und vertreibt.

Cornelia Aigenberger hat Pauakids gegründet, weil sie als Mutter mit der Kinderkleidung am Markt nicht zufrieden war.

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ornelia Aigenberger, Gründerin des Kindermodelabels Pauakids, sieht gesellschaftliche Fortschritte, wenn es ­darum geht, Kinder nicht in festgefahrenen ­Geschlechterrollen aufwachsen zu lassen. Sie sieht die Bemühungen, Mädchen naturwissenschaftliche und technische Berufe näherzubringen, und mehr Väter, die laufend mehr Verantwortung bei der Betreuungs- und Sorgearbeit übernehmen wollen. Was Mädchen und Buben oft über Medien und andere Bilder von klein auf beigebracht werde, ist Aigenberger zufolge »häufig aber das genaue Gegenteil«. Sie möchte dazu beitragen, dass diese Entwicklungen noch etwas schneller gehen. Ein Anstoß, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen, war ihr erstes eigenes Kind und die Suche nach Kinderkleidung, die keine Rollenverteilung nahelegt. Nach dem zweiten Kind hat sie beschlossen, sich selbstständig zu machen, um selbst aktiv zu werden: »Ich wollte selbst etwas dazu beitragen.« Die Illustrationen für ihre erste Kollektion stammen von der Wiener Illustratorin Christina Pribitzer und spielen mit Klischees: Hier sind Mädchen beim Fußball aktiv und Buben engagieren sich als Puppen-Papas. Dass die

Kinder unterschiedliche Hautfarben haben, ist selbstverständlich. Die Kollektion für die ersten sechs Lebensjahre umfasst einen Body, eine Hose mit abnehmbaren Verlängerungen, T-Shirts und Kleider. Die Farben – in erster Linie Grün, Gelb und Blau – werden dabei eben nicht Geschlechtern zugeordnet und natürlich sollen auch die Kleider genauso von Buben getragen werden.

KLEIDER AUS BUCHE Beim Material setzt Aigenberger in erster Linie auf Tencel Modal, einen von mehreren Viskosestoffen von Lenzing. »Lyocell wird aus Holz hergestellt und Tencel-typisch ist auch, dass die Stoffe besonders weich sind«, erklärt Aigenberger ihre Entscheidung. Noch sind rund fünf Prozent des Materials herkömmliches Elasthan, die nächste Kollektion soll allerdings schon ausschließlich aus Tencel produziert sein. Es mag für Kinder typisch sein, dass Mädchen gern einmal Jungen wären und umgekehrt. Unabhängig davon soll für Cornelia Aigenberger die Vermeidung von Klischees im Kindesalter aber dazu führen, »dass nicht nur Frauen Hosen anhaben, sondern Buben und auch Männer gern Kleider und Röcke tragen«.

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TEXT Martin Mühl


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DIE VERGESSENE RESSOURCE: HAUSTIERWOLLE Besonders viel Unterwolle fällt zum Fellwechsel im Frühjahr und Herbst an.

Kann Garn aus Hundewolle zu einer Alternative auf dem textilen Markt werden?

BILD  IMODUS INTARS IA/ STE PHANIE BRAU N

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enschen, die Hundeunterwolle zu Garn verarbeitet haben, gab es vermutlich schon immer. Die Modedesignerin Ann Cathrin Schönrock und die Textilingenieurin Franziska Uhl vom Label Modus Intarsia haben den Rohstoff allerdings auf ein neues Level gehoben. Im Gegensatz zur traditionellen von Hand gesponnenen Hundewolle wird das neue Garn Chiengora industriell gefertigt und durchläuft einen komplexen Verarbeitungsprozess. Beim Entgarnen werden die dicken Haare aussortiert. »Die Fasern, die übrigbleiben, sind sehr fein und mit Kaschmir vergleichbar«, sagt Schönrock. Die Wolle wird von Schuppen, Speichel und anderen Verunreinigungen gesäubert und ist damit für AllergikerInnen geeignet und geruchsneutral. Das Ergebnis namens Chiengora gibt es als dickeres Handstrickgarn oder in feiner Qualität, wodurch es von industriellen

Strickmaschinen verarbeitet und als Garn überhaupt erst in den textilen Wirtschaftskreislauf eingeführt werden kann. Da dieser Rohstoff noch selten verarbeitet wird, ist Chiengora auch als Mischgarn erhältlich mit Anteilen aus der Holzfaser Lyocell (Tencel), deutscher Merino- oder Alpakawolle, von kleinen Höfen, die die Tiere zur Landschaftspflege, nicht zur Wollproduktion halten. Biozertifikate sind hierfür demnach keine Voraussetzung für die Verarbeitung durch Modus Intarsia. Schön-

TEXT Jessica Benjatschek

Produkte aus Chiengora gibt es auf modusintarsia. com, mehr Infos und Optionen, Unterwolle zu spenden, über rohstoffe-retten.com

»Der Gewinn aus dem Verkauf der Rohstoffe fließt zu 100 Prozent in den Tier- und Umweltschutz. «


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Chiengora setzt sich aus »le chien«, französisch für Hund, und »gora« zusammen, weil das Garn flauschig und weich wie Angorawolle ist.

rock und Uhl geben allerdings an, sich persönlich davon zu überzeugen, dass die Tiere »nicht überzüchtet« und mulesingfrei gehalten werden.

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»Es gibt ein natürliches Limit dieser Ressource. Im Idealfall bekommen sie 20 Tonnen Unterwolle im Jahr zusammen.«

BILD  IMODUS INTARS IA/ STE PHANIE BRAU N

Ein warmer, köstlicher Film.

»Die Wollindustrie hat einen Systemfehler, weil sie bestehende Ressourcen übersieht, an anderer Stelle aber Tiere nur für diesen Zweck züchtet«, sagt Schönrock. Jährlich sollen in Europa 1000 Tonnen Hundeunterwolle im Müll landen. Sie und Franziska Uhl wollen Rohstoffe, die als Garn weiterverarbeitet werden können, vor der Verschwendung retten. Ob Mischling, Australian Shepherd, Samojede oder Collie – jede Unterwolle, die ausgekämmt wird, ist geeignet. Ab 500 Gramm ist die Wollspende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kostenlos, der Versand läuft über ihre Website. Vor Kurzem haben Schönrock und Uhl einen Non-Profit-Verein gegründet: »Wir wollen sicherzustellen,


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»Mit der Wollspende wird man Vereinsmitglied und erhält Vorteile bei den Vereinspartnern.« dass niemand mit den Hunden Geld verdienen kann.« Der Gewinn aus dem Verkauf der Rohstoffe fließt zu 100 Prozent in den Tier- und Umweltschutz. Mit der Wollspende wird man Vereinsmitglied und erhält Vorteile bei den Vereinspartnern, zum Beispiel in Fressnapf-Filialen, aber auch Prozente auf Garne und Chien­goraProdukte. Der Verein soll Menschen mit dem gleichen Ziel zusammenbringen. »Ich finde es toll, etwas dazu beizutragen, dass Müll vermieden wird und daraus etwas Neues entsteht«, sagt Melissa Gregor. Die Hundefriseurin aus Köln hat seit März mehr als sechs Kilo Unterwolle gesammelt und auch ihre KundInnen machen mit. In Zukunft sollen alle SpenderInnen benachrichtigt werden, sobald ein Garn oder Produkt auf den Markt gebracht wird, bei dem der eigene Hund anteilig mitgewirkt hat. Sonderanfertigungen kann man aber auch bestellen.

MASSENTAUGLICHE ALTERNATIVE Obwohl Schönrock und Uhl den Textilmarkt umkrempeln wollen, hoffen sie, dass ihre Produkte nie massentauglich im Sinne von Fast Fashion werden. Es gibt ein natürliches Limit dieser Ressource. Im Idealfall bekommen sie 20 Tonnen Unterwolle im Jahr zusammen. Zum Vergleich: Jährlich werden weltweit zwei Millionen Tonnen Schafwolle verarbeitet. Modus Intarsia ist längst auf dem Weg, eine Slow-Fashion-Alternative zu werden. Im Herbst veröffentlichen sie neue Produkte, 2022 werden erstmals andere Labels mit dem Garn arbeiten: »Die Nachfrage ist da und mit den Produktionsmengen kommen wir jetzt auch hin.« Die Gründerinnen arbeiten bereits an einem ­Industriegarn aus Katzenhaar, Pferdewolle und an einem Produkt aus Hundeschur.

Franziska Uhl (l.) und Ann Cathrin Schönrock haben 2018 ihr Label Modus Intarsia gegründet. Ihre Produkte tragen sie auch gern selbst.


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MAR K T PL ATZ KO SM ETIK

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GESUNDE FARBE IM GESICHT Rouge in warmen Nucancen – von Apricot bis Terracotta. D r. H a u s c h k a

Blush Duos Im wärmeren Teil des Farb­spektrums seiner Duos hat Dr. Haukschka mit soft apricot die Variante die zarte Variante für helle und mit sun-kissed Nectarine die für dunklere Hauttypen oder spätere Stunden zu bieten. Gemacht fürs Contouring – kleiner Pinsel für feinmotorisch Begabte ist auch unterwegs dabei – lassen sie sich ­genauso gut gemeinsam aufpinseln. Fein pudrig aus Mineralpigmenten und ­Heilpflanzenauszügen von Salbei und Zaubernuss. Nach Natrue-Standard zertifizierte Naturkosmetik. ­hauschka.com

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Rouge & Highlighter

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Tönt sanfter, als die Farbe in der Dose vermuten lässt, und bei jedem Licht natürlich: Rouge und Highlighter in Sparkling Dawn von Alverde. Mit Jojobaöl und leichtem – wirklich leichtem – Schimmer. Natrue-zertifiziert. dm.de/alverde

Einen Hauch Frühling in den Winter bringt der Mineral Blush von Santé im Farbmix Coral . Die dreidimensionale Tiefe, die durch die 6 unterschiedlichen Nuancen erreicht wird, konnte mit freiem Auge nicht festgestellt werden. Eindeutig ist dafür ist der Schimmer-Effekt. Nicht bio, aber mit Bio-Açaibeerenöl und Natrue-Naturkosmetikzertifikat. ­Bonus: Auf der Herstellerwebsite wird zu jedem Produkt angegeben, wie es im deutschen Abfallwirtschaftssystem zu entsorgen ist. Nachahmenswert. sante.de

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Multi-Effect Mineral Blush


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DIE DIY-KOSMETIKMACHERIN

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Powder & Mousse Blush Fresh zu jeder Jahreszeit sind die beiden Farbtöne Pink Harmony (sehr rosarot) und das schön kräftige (mehr rote als pinke) Columbine Pink des So Fresh Mineral Rouge Powder von Lavera. Nicht ganz so fresh, dafür gnädiger zu Fältchen ist das Natural Mousse Blush in einem warmen Rot. Bringt als Allrounder auch Farbe auf die Lippen, fettet aber im Gegensatz zu vielen Creme-Rouges federleicht und ersetzt daher keine Lippenpflege. Natrue-zertifiziert. lavera.com

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Compact Blush Das Kompaktpuderrouge von Zao basiert auf Kieselpulver – samtig! Sheabutter ist auch drin. Am rotesten in Coral Pink. Für die plastikfreie Bambusdose gibts einfach zu tauschende Nachfüll-Einsätze. Zertifizierte Biokosmetik nach Ecocert-Standard.

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Veganes Puderrouge.

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TEXT Alena Flatz

ekorative Kosmetik kann mit ein paar Rohstoffen und ein wenig Zeit in Handumdrehen selbst hergestellt werden. Das ist nicht nur günstig, sondern auch umweltschonend. Mit Zugabe von Rosenöl wird das ­Rouge zu einem Dufterlebnis. ZUTATEN Rote Beete Pulver gibts nicht nur für Naturkosme- • Rote Beete Pulver tikbedarfgeschäften sondern • Reismehl (alternativ häufig auch in Apotheken und Maisstärke) Naturkostgeschäften, denn • Optional rohes Kakaopulver • Optional ätherisches Rosenöl es ist gerne Bestandteil von Smoothie-Rezepten. Für ein kräftiges Rouge nimmst du Rote-Beete-Pulver und Reismehl im Verhältnis 2:1. Möchtest du lieber ein zartes Rosa, dann bleib beim Verhältnis 1:1. Für ein Rouge in Altrosa kannst du zu gleichen Teilen Reismehl, Rote-Beete-Pulver und Kakaopulver mischen. So einfach geht’s: Rote Beete Pulver und Reismehl (und gegebenenfalls Kakaopulver) in gewünschter Menge im Mörser zerdrücken. Abfüllen, fertig! Wenn du möchtest, kannst du auch einen Tropfen ätherisches Rosenöl dazugeben und ebenfalls zerdrücken. Über Nacht offen stehen lassen, damit sich die Feuchtigkeit verflüchtigen kann.

Alena Flatz lebt im Bregenzerwald und hat sich der Mission verschrieben, die Vorteile von Kosmetik, deren Inhaltsstoffe man ganz genau kennt, bekannter zu machen. Im Buch »Eine Prise Natur« hat sie ihre Liebingsrezepte zusammengetragen.


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IDEENSALAT

Inspirierend auch für die, die noch gar nicht wussten, dass sie künftig mehr Salat essen wollen. TEXT Irina Zelewitz

REZEPTE AUS:

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chon 2019 erschienen, aber vermutlich über das Jahr 2021 hinaus inspirierend. Vor allem immer dann im Jahr, wenn man sich beim Gemüseregal rumtreibt und noch vom Überangebot des Frühherbstes verwöhnt lust- und ratlos zwischen Eisberg- und Feldsalat (Vogerlsalat) pendelt auf der Suche nach Abwechslung für den Salatgang. Oder mit der Absicht, dem Salat gar die Hauptrolle zu geben. Die britische Kuli-

WARMER SALAT MIT BIRNEN, PILZEN & RICOTTA ZUTATEN FÜR 4 PORTIONEN

» BIG SALADS« ­von Kat Mead, THORBECKE, 2019.

• 2 EL Olivenöl • 80 g Walnüsse • 4 im günstigsten Fall noch harte Birnen • 40 g Butter • 3 Zweige Feld-Thymian

• 300 g Zuchtchampignons, in Scheiben geschnitten • 150 g gemischter grüner Salat • 200 g Ricotta

FÜR DAS DRESSING • 30 g Walnüsse, geröstet • 30 g Parmesan, fein gerieben • 1 Knoblauchzehe, fein gerieben

• 3 EL Walnussöl • 2 EL Apfelessig • Salz und Pfeffer

FÜR DAS DRESSING • Parmesan-Späne

• 1/4 Muskatnuss, frisch gerieben

ZUBEREITUNG Alle Zutaten für das Dressing in einen Mixer geben und pürieren, bis die Sauce sehr glatt ist. Das kann bis zu 5 Minuten dauern. Vom Schüsselrand kratzen und nochmals pürieren. Dann beiseitestellen. Das Öl in einer hochwandigen Pfanne bei mittlerer Hitze erwärmen, die Walnüsse hineingeben und 5 Minuten

narikjournalistin, Fooddesignerin und Foodbloggerin Kat Mead (Tipp: /katinthekitchen. com) hat dazu ihr erstes Kochbuch geschrieben. »Big Salads – Sättigende Salate aus einer Schüssel« liefert die große Show ohne großes Theater! Feine Rezepte für Hauptspeisensalat, die meisten eher unaufwendig, schön bebildert. Wer in der kalten Jahreszeit auf Salat verzichtet, verpasst viel. Eine Vorahnung darauf, wie viel, gibt »Big Salads«.


B ILD  CATHERINE FRAWLEY, © DER DEU TSCHEN AU SGABE 20 19 JAN THO RBEC KE VERLAG, O STFILD ERN

rösten. Dabei immer wieder wenden, bis sie einen nussigen Geruch verströmen und dunkler bräunen. Die Birnen vierteln, dabei nicht schälen, sondern nur Stiel und Kernhaus vorsichtig entfernen. Die Butter in die Pfanne mit den Walnüssen geben und die Birnen mit der Schnittseite nach unten hineinsetzen. Dazwischen die Thymianzweige stecken. Die Birnen einige Minuten braten, dann auf die andere Schnittseite wenden und ebenso braten. Schließlich die Birnenstücke auf die Hautseite drehen und mit der schaumigen Thymianbutter beträufeln. Nochmals einige Minuten braten, bis sie weich sind, aber noch ihre Form behalten. Birnen und Walnüsse aus der Pfanne nehmen. Die Hitze hochschalten und die Champignons hineingeben. Ständig umrühren. Sie sollen gebraten und nicht gedünstet werden, so dass sie in dem buttrigen Öl goldbraun werden. Das wird 4–5 Minuten dauern. Die Salatblätter auf einer Platte verteilen und darauf Birnen und Champignons anrichten. Den Ricotta darüberstreuen und das Dressing darüber verteilen. Mit Parmesan bestreuen und etwas Muskatnuss darüberreiben. Und los geht’s!

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GEGRILLTER OKTOPUS MIT PEPERONATA & LIMABOHNEN-SALAT ZUTATEN FÜR 6 PORTIONEN – ZUM WARM ODER KALT GENIESSEN

TIPP Für eine vegane Version den Oktopus weglassen. Die Peperonata ist auch für sich einfach köstlich.

• 1 Oktopus, gefroren (1,5–2 kg) • 1 EL Pfefferkörner • 3 Lorbeerblätter • 2 Knoblauchzehen, geschält und zerdrückt

• 3 EL Olivenöl • 1 EL Paprikapulver • 1 TL Knoblauchpulver Meersalz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

FÜR DIE PEPERONATA • 5 EL Olivenöl extra vergine • 1 weiße Zwiebel, in dünne Scheiben geschnitten • 3 große rote Paprikaschoten, in Stücke geschnitten • 3 große gelbe Paprikaschoten, in Stücke geschnitten

• 5 Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten • 2 Lorbeerblätter • 2 EL Tomatenmark • 6 Strauchtomaten, geviertelt • 660 g Limabohnen aus der Dose (Abtropfgewicht ca. 425 g), abgetropft und gewaschen

ZUM SERVIEREN • 6 Scheiben Schwarzbrot • 1 Handvoll Basilikumblättchen

• 1 Prise Paprikapulver

In diesem Fall ist es besser, einen gefrorenen und keinen frischen Oktopus zu verwenden, da er durchs Einfrieren zarter wird. Den Oktopus einfach über Nacht im Kühlschrank auftauen lassen. Wenn er aufgetaut ist, den Oktopus in eine große tiefe Kasserolle oder einen Suppentopf geben. Mit so viel Wasser befüllen, dass er davon 5 cm bedeckt ist. Pfefferkörner, Lorbeerblätter und Knoblauchzehen hinzugeben und bei niedriger Hitze langsam zum Köcheln bringen. Der Oktopus soll sanft pochiert, nicht gekocht werden. Sobald das Wasser köchelt, 1 Stunde auf dem Herd lassen. Der Oktopus ist durch, wenn man das obere Ende der Tentakel leicht mit einem Bratenspieß durchstechen kann – der Spieß sollte leicht hinein- und hinausgleiten. Wenn noch Widerstand spürbar ist, weitere 10 Minuten köcheln, dann nochmal versuchen. Wenn der Oktopus durch ist, in einem Küchensieb vorsichtig abtropfen, die Gewürze entfernen und den Oktopus unter kaltem Wasser abschrecken, um den Kochprozess zu beenden. Man kann den Oktopus bis zu 2 Tage im Voraus zubereiten, da er sich gut hält, wenn er rasch abkühlt und dann im Kühlschrank aufbewahrt wird.


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ZUBEREITUNG Für die Peperonata das Olivenöl extra vergine in einem anderen großen Topf bei mittlerer Hitze erwärmen. Zwiebel- und Paprikastücke hineingeben und etwa 40 Minuten langsam kochen. Regelmäßig umrühren, damit alles gleichmäßig weich wird und keine Farbe annimmt. Knoblauch, Lorbeerblätter und Tomatenmark hinzufügen. Alles gut vermischen, so dass sich das Tomatenmark gleichmäßig verteilt. 30 Sekunden bis 1 Minute kochen, bis der Knoblauch allmählich Farbe annimmt. Die Tomaten dazugeben, kurz vermischen, dann einen Deckel auf den Topf geben und weitere 40 Minuten kochen. Zu diesem Zeitpunkt sollte alles wunderbar weich sein und köstlich duften. Die Limabohnen hinzugeben und weitere 20 Minuten kochen. Wenn alles so weit fertig ist, die Tentakel von dem Oktopus abtrennen und den Körper wegwerfen. In einer Schüssel Olivenöl, Paprikapulver, Knoblauchpulver und etwas Salz und Pfeffer vermischen. Die Tentakel hineingeben und mit der Öl-Gewürz-Mischung bedecken. Jetzt wird der Oktopus noch gegrillt. Er bekommt davon eine rauchige Note und wunderbare schwarze Streifen von den Flammen. Die Oktopus-Tentakel von jeder Seite 2 Minuten grillen, bis sie allmählich schwarz werden. Falls kein Grill zur Hand ist, eine Grillpfanne sehr heiß werden lassen. Darin die Tentakel portionsweise braten, bis alle fertig sind. Die Schwarzbrotscheiben toasten, halbieren und eine Schüssel damit auslegen. Darauf die Peperonata mit den Bohnen verteilen. Dabei einige Brotecken unbedeckt lassen, damit sie knusprig bleiben, während der Rest die Sauce aufsaugt. Die gegrillten ­Oktopus-Tentakel darauf anrichten. Mit Basilikumblättchen und einer großzügigen Prise Paprikapulver bestreuen.


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BIO-HO-HO AND A BOTTLE OF RUM! Die Geister der Karibik.

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it dem Rum ist das so eine Sache. Überhaupt, wenn es ums Thema Bio geht. Bio-Gin gibt es mittlerweile weit mehr, als in eine vernünftige Hausbar passt, und Whisky ist schwer am Aufholen. Rum ist dagegen seit jeher das Nesthäkchen im Bio­ segment. Was wir hier vorstellen, ist mehr oder weniger das, was der deutschsprachige Markt hergibt. Warum das so ist, können wir nur vermuten. Ein Grund könnte sein, dass dem Rum der Drive des Booms fehlt. Die Bio-Gins wurden gemeinsam mit der unfassbaren Gin-Welle der letzten Jahre auf den Markt gespült. Auch den Bio-Whiskys griff der Single-Malt-Trend helfend unter die Arme. Genau dieser Trend wird dem Rum zwar seit einigen Jahren von BrancheninsiderInnen und BarkeeperInnen prophezeit. Allerdings lässt er auch schon ebenso lange auf sich warten. Dabei könnten wir den Rum wirklich brauchen. Immerhin steht die kalte Jahreszeit vor der Tür. Entweder um sich die Sonne der Karibik ins Wohnzimmer zu holen. Oder um dem Weihnachtsgebäck einen exotischen Twist zu geben.

BILD  ISTOCK/ MA RIMO

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ORGANIC GOLDEN RUM, PAPAGAYO

Der Papagayo ist der Methusalem unter den Bio-Rums. Eine Zeitlang war er überhaupt der einzige in vernünftigen Mengen am Markt verfügbare Bio-Rum. Gebrannt aus biozertifizierter und fair gehandelter ­Zuckerrohrmelasse aus Paraguay, reift der Golden noch einige Zeit im Fass, bis er seinen

hellen Mahagoniton bekommt. Zur Harmonie und zum leicht süßlichen Eindruck verhilft ihm auch ein wenig Rum aus Jamaica, der dem Papagayo in kleinen Mengen beigemengt wird. dwersteg.de

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O-RUM, FARTHOFER

Josef Farthofers O-Rum ist ein kleines und komplexes Meisterwerk. Der Rum duftet nach Melasse, Vanille, dunkler Schokolade, Milchkaramell, Artischocke. Und auch etwas Pflaume und dunklem Waldhonig. Die Basis für den O-Rum ist biozertifizierte Zuckerrohrmelasse aus der Karibik. Mit seiner wuchtigen Flasche ist der tiefdunkle Rum jedenfalls ein Machtwort. Allerdings eines, das (noch) viel zu leise klingt. Bis jetzt assoziiert kaum jemand die Alpenrepublik mit Rum. (Abgesehen vom Stroh-Rum für Jagatee und Co. Aber das ist eine andere Geschichte.) destillerie-farthofer.at

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ORGANIC RUM, FARTHOFER

Breaking News! Bio-Rum aus dem Mostellofass. Dass Josef Farthofer ein Händchen für komplexe und verwobene Aromen hat, hat er mit seinem O-Rum (siehe oben) bewiesen. Jetzt hat er noch eins draufgesetzt und seinem Rum eine dreijährige Reifephase im Mostellofass verschrieben. Dabei kam ein Rum heraus, der sich echt sehen lassen und es mit den großen Rums der Karibik aufneh-

TEXT UND BILD Jürgen Schmücking


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men kann. Die süßlich-exotischen Noten noch ­feiner herausgearbeitet, dazu der herrlich kletzige Ton getrockneter reifer Birnen. Es ist ein Hauch von Raunacht, der hier wie feiner Nebel über dem Rum schwebt. Der Weihnachtswahnsinn kann kommen. destillerie-farthofer.at

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AMBER SELECTION ORGANIC RUM, SÜDTIROLER GUTSBRENNEREI WALCHER

Walcher ist eine jener Destillerien, die sich schon früh um die Produktion von Biodestillaten und Biolikören verdient gemacht haben. Einige davon sind herausragend (wie der Kräuterbitter Tyrolensis), andere legendär (wie etwa der Limoncello). Sie können aber auch Rum, die Südtiroler. Mit Biomelasse aus Übersee und einem guten Gespür für schonende Destillation und vorsichtige Reifung. Der Amber Selection ist ein in sich ruhender, aus-

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gesprochen harmonischer und würziger Rum. Eine solide Basis für hochwertige Drinks. Außerdem macht auch die Ausstattung was her. walcher.eu

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GUAJIRA RON BLANCO, HUMBEL SPEZIALITÄTENBRENNEREI

Damit wir hier nicht nur im Fass gereiften Rum haben, hier einer der attraktivsten Vertreter aus der Kategorie der Mix-Rums. Von den Zuckerrohrfeldern der Azucarero La Felsina in Paraguay kommt die Melasse, destilliert wird vom Schweizer Brenn- und Altmeister Lorenz Humbel. Mit dem Guajira ist ihm jedenfalls ein blitzsauberer, klassischer weißer Rum gelungen, der nach Blüten und weißer Schokolade ebenso riecht wie nach exotischer Frucht und frischem Getreide. Eine perfekte Basis für die Daiquiris, Mojitos oder Cuba Libres zuhause. humbel.ch


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RUM M&P CASK ADVENTURES N°7, HUMBEL SPEZIALITÄTENBRENNEREI

Die Serie Cask Adventures ist eigentlich ein Upgrading-Projekt für den gerade beschriebenen Ron Guajira. Bei der N°1 wurde noch mit einer Kombination aus Whisky- und Tokaj-Fass gearbeitet, die N°7 kam zuerst für ein paar Jahre in ein Cognacfass von Jean-Baptiste Pinard und zum Finish in ein Bierfass. Barley Wine, also extrem starkes Bier, wohlbemerkt. Das Ergebnis ist ein Unikat: Malzkaffee, Haselnuss, rustikaler Honig, frisch aufgeschnittene Vanilleschoten, warmer Brauereiduft. Wer das probieren will, sollte sich beeilen. Die produzierte Menge beträgt gerade einmal 391 Flaschen. humbel.ch

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RON DOMINICANO ORGANIC, BARCELÓ

Um der paraguayischen Dominanz etwas entgegenzusetzen, hier noch eine klei-

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ne Rarität aus der Karibik. Barceló ist ein Rumproduzent in der Dominikanischen Republik mit beachtlicher Reputation. Die Pre­ miumprodukte des Hauses räumen seit Jahren die höchsten Preise und Bewertungen ab: Miami Rum Festival, San Francisco World ­Spirits Competition oder International Spirits Review. Der Organic wird aus Zuckerrohrsaft gebrannt, der auf den ältesten und wildesten Plantagen der Insel geerntet wird. Das Aroma ist betörend. Cocktailkirsche, Salzkaramell, Kakao und dezente Tabaknoten. Dazu Trockenfrucht und schwarzer Pfeffer. An dem Glas zu riechen ist Meditation pur. Das geht über Stunden. ronbarcelo.com

Offenlegung: Der Autor arbeitete unabhängig von Biorama auch schon im Auftrag der Hersteller Farthofer, Humbel und Dwersteg.


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AU S D E M VER L AG

KOOPERATION

UND SONST SO, IM BIORAMAUNIVERSUM ... TEAM

WIE NEU Back in: Florian

ICH DENKE, wir sollten das Thema Nachhaltigkeit konstruktiv und unvoreingenommen sehen – vor allem im Journalismus. Das bedeutet für mich, offen zu sein und nicht bei der Problembeschreibung von Themen aufzuhören, sondern diese, wo immer möglich, um Lösungsmöglichkeiten zu erweitern. Es heißt außerdem, ein Thema immer aus möglichst vielen Perspektiven zu beleuchten und keinesfalls nur schwarz-weiß zu denken und zu malen. ICH BIN ein Mensch, der gerne etwas vorhat und unter Leuten ist. Und doch brauche ich mindestens genauso viel Ruhe und Zeit für mich, auch wenn ich das nicht immer gleich merke. Ich liebe Palatschinken, hasse aber Frittatensuppe. – Florian Jauk, Redaktion biorama.eu/florian-jauk

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IMMER WIEDER NÖ!

OUT SOON: Die achte BIORAMA-Niederösterreich-Regionalausgabe kommt. Das Bundesland umgibt die österreichische Bundeshauptstadt Wien, es enthält Berge, Seen, die eine oder andere Barockstadt, recht viel Gegend, einiges an Suburbia und knapp 1,7 Millionen EinwohnerInnen. Viele davon fahren zum Beispiel regelmäßig in die Landeshauptstadt St. Pölten und noch mehr in die Bundeshauptstadt Wien. Welche Form dieser Mobilität sich gut mit Natur- und Klimaschutz vereinbaren lässt, wird weiter hitzig diskutiert. Natürlich tut sich auch sonst einiges, das aus ­BIORAMA-Perspektive berichtenswert ist. Wir berichten.

AUDIO

Podcast-Reihe Stadtlandwirtschaft in Wien Knapp 700 bäuerliche Betriebe gibt es noch auf Wiener Stadtgebiet, auf dem bald 2 Millionen Menschen leben werden. In der Pandemie wurden Felder, Äcker und Weingärten der österreichischen »Gurkenhauptstadt« mehr denn je als Naherholungsraum entdeckt, was unweigerlich auch zu Konflikten führt. Nicht nur in Stadterweiterungsgebieten wächst mit der Bevölkerung auch der Druck auf die seit jeher landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die von BIORAMA für die Stadt Wien konzipierte und gestaltete Podcast-Reihe zum Thema Landwirtschaft und Großstadt zeigt dabei die enorme Bandbreite der Wiener Stadtlandwirtschaft und lässt AkteurInnen erklären, warum es wichtig ist, dass diese auch weiterhin Bestand hat. Zu finden überall, wo es Podcasts gibt (Absender: Stadt Wien), und unter buzzsprout.com/1162916 ABO

BIORAMA IM ABO

Jährlich sechs Ausgaben von BIORAMA direkt in deinen Briefkasten! Auch wenn BIORAMA ein Gratismagazin ist, kannst du es abonnieren. Für 25 EUR im Jahr bist du dabei und unterstützt unsere u ­ nabhängige redaktionelle Arbeit.

6 AUSGABEN

25,–

BILDER  CHRISTOPH ADAMEK

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KOOPERATION

AUSGEZEICHNET Bioprodukt des Jahres 2022

Bereits eine Institution sind der Award und die Auszeichnung der österreichischen Bioprodukte des Jahres. Seit 2018 küren die Messe Wieselburg und BIORAMA gemeinsam Herausragendes auf dem wachsenden Biomarkt. Die Entscheidung, welche Produkte ausgezeichnet werden, hat eine 6-köpfige Fachjury (darunter Food-Journalistin Katharina Seiser und Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann) getroffen. Erstmals haben es aus allen neun Bundesländern Produkte auf die beiden Shortlists geschafft, darunter auffällig viele mit Fokus auf die Vermeidung von Food Loss und Food Waste. Die Shortlists in den Kategorien »Farm & Craft« und »Retail & Big Brand« sowie in Folge auch die prämierten Produkte finden sich auf biorama.eu/bioprodukt-des-jahres

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»OPAS HAUS- Vamola-ksbisochul aktion TIER UND DIE SIEBEN HÜGEL« -1-

Kurzgeschichte für Kinder

Volksschulkindern den Wert von Lebensmitteln vermitteln und dabei nebenbei erklären, warum Bioprodukte besonders wertvoll sind. Darum geht es der Volksschulaktion der Bioinfo der Agrarmarketing Austria (ama). Bereits zum zweiten Mal kam dabei auch eine Kurzgeschichte für Kinder (verfasst von BIORAMA-Herausgeber Thomas Weber) zum Einsatz. Die Story »Opas Haustier und die sieben Hügel« erläutert auf unterhaltsame Weise, warum es wichtig ist, das Bodenleben besonders zu schützen – und was Biolandbau diesbezüglich leistet. Alle Unterrichtsunterlagen unter bioinfo.at/downloads


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E LT E R NAL LTAG

MEDIZINISCHES WUNDER

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Ich verstehe einfach nicht, wieso die Söhne dauernd davon reden, ich sei alt.

Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.

I

ch kann mich an den vierzigsten Geburtstag meiner Mama erinnern, ich war damals acht und es gab eine große Party. Wir Kinder waren (wie in den Achtzigern üblich) auch dabei, aber den ganzen Abend völlig unbeaufsichtigt. Ich schlich im Vorzimmer herum, wo die Schuhe der Gäste sich stapelten, darunter ein Paar Stöckelschuhe. So etwas gab es in unserem Vollkorn-Birkenstock-Haushalt nicht und ich konnte nicht anders, sehen, und rechneten begeistert aus, schlüpfte hinein, stolzierte damit vor dem Spiegel hewie alt ich war, als man diese neonfarrum. Ich kann mich genau erinnern, wie ich mir dachbenen Shorts trug, dazu Vokuhilas, und te: »Die ist schon vierzig und trägt in diesem Alter die Autos noch nicht einmal diese Siimmer noch Stöckelschuhe, unfassbar.« cherheitsbügel hatten. Ihr Ergebnis: elf Ich bin jetzt (angeblich) selber über vierzig und Jahre. So alt wie der große Sohn heute. muss sagen, bei mir greift das Alter überhaupt »Wahnsinn, dass du damals schon gelebt nicht. Tatsächlich kann ich guten Gewissens behast!« Ja, Wahnsinn. Wie gesagt: medizinihaupten, dass ich seit Mitte zwanzig nicht gealtert sches Wunder. In der Doku kam es dann zu bin, weder äußerlich noch innerlich, es ist fast dem tragischen Skiunfall, nach dem Michaein medizinisches Wunder. Nicht einmal graue el Schumacher schwerverletzt von der BildHaare, manchmal denk ich mir sogar: Ich werde fläche verschwand. Er war damals 44 Jahimmer jünger. An jedem Elternabend habe ich das Gefühl, alle denken sich: Wow, hat die mit 15 » Tatsächlich kann ich guten Gewisein Kind bekommen? sens behaupten, dass ich seit Es könnte alles so schön sein, Mitte zwanzig nicht gealtert bin, hätte ich nicht die Söhne, die mich permanent darauf hinweiweder äußerlich noch innerlich.« sen, dass ich eventuell mit meiner Selbstdiagnose falschliegen könnte. Wie kürzlich, als wir gemeinsam re alt, die Söhne fanden, dass er dann ja eh schon die neue Doku über Michael Schumarecht alt gewesen sei, rechneten außerdem fröhlich cher anschauten, tatsächlich, obwohl nach, dass er nur drei Jahre älter war als ich heute. ich mich für Motorsport null begeistere, Ich weiß wirklich nicht, was diese Rechnerei die ganein Held meiner Kindheit. Wie Steffi ze Zeit sollte! Graf, eine Heldin, obwohl ich noch nie Anscheinend gehen sie auch davon aus, dass ich eines Tennis gespielt habe. Damit könnte Tages alt und irgendwann tot sein werde. So hegen sie ich natürlich jederzeit anfangen, eine bereits Pläne, wer einmal das Haus erben wird und wie Karriere bis zur Tenniswelt­spitze sie aus dem frei gewordenen Schlafzimmer einen Prowäre dank meiner Jugendlichkeit beraum machen würden. Und als wir vor Kurzem über ja immer noch leicht möglich! Jeeinen Friedhof spazierten, deutete der große Sohn auf eidenfalls waren die Söhne begeisnen Grabstein, den er offensichtlich schön fand, und sagte: tert, die »uralten« Aufnahmen zu »Mama, schau, so einer wär doch was für dich!«

ILLUSTRAT ION NANA MANDL

TEXT Ursel Nendzig


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Du kaufst ein Abo. Wir geben dir Gründe. 1. Zum Mitreden. Dein Friseur fragt dich, ob du pro oder contra Gentechnik in der Landwirtschaft bist, und du hast keine Ahnung? Deine Eltern wollen wissen, warum du so viel Geld für ein gebrauchtes Fahrrad ausgibst wie sie damals für ihr erstes Auto? Du möchtest eine Freundin überzeugen, dass FairtradeProdukte mehr als gutes Marketing sind? Bei uns findest du die Argumente und Hintergrundinformationen, die dich so überzeugend machen, wie du immer schon sein wolltest. 2. Weil dich unbequeme Gedanken quälen. Du bist nicht allein! Auch wir ärgern uns über achtlose Mitmenschen, Umweltzerstörung, Ignoranz und Probleme, auf die wir noch keine Antwort kennen. Wir übernehmen den anstrengenden Teil für dich: hören uns um, fragen nach, recherchieren Antworten und Lösungen und fürchten uns nicht vor Widersprüchen.

3. Weil du anders bist. Wir sind es auch! Wir sind beim Thema bio nicht nur an Skandalen interessiert, sondern am größeren Ganzen. Nachhaltigkeit hört nicht bei Biohumus und Upcycling auf und ist für uns kein Themenbereich, sondern Anspruch und Perspektive auf alle Lebensbereiche. 4. Weil dein Alltag sehr kompliziert ist. Wir zeigen dir, wie du deine Essensreste geruchsfrei in der Wohnung kompostierst, wie du dein Fahrrad diebstahlssicher verstaust oder wie du günstig und mit kleinem Fußabdruck um die Welt reist. Kurz: Bei uns wird dir geholfen! 5. Weil du keine Ausgabe verpassen willst! Niemand möchte sich einen Zeitschriftensammler vorstellen, in dem auf die BIORAMA-Ausgabe 75 die BIORAMA-Ausgabe 77 folgt. 6 AU

SGABEN À 25 EURO

MAGAZIN FÜR NACHHALTIGEN LEBENSSTIL. biorama.eu/abo

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