AUSGABE 2/2012
BiK Newsletter F
BiK F Biodiversität und Klima Forschungszentrum
THEMEN
Unscheinbare GrossSpeicher Kryptogamen spielen wichtige Rolle im Stickstoff- und Kohlendioxidkreislauf Seite 1
Eisbär ist älter als Gedacht Erbgutanalyse zeigt, dass die Art schon seit 600.000 Jahren existiert Seite 2
Gen-Ausweis für Pilze Genetischer Marker zur Bestimmung von Pilzarten entdeckt Seite 2
Unorthodoxe Vangawürger Vogelfamilie hat bereits zwei
Flechte der Gattung Rhizocarpon. Foto: Jörg Steinkamp, BiK-F.
Evolutionsschübe hinter sich
forschung: Flechten, Algen und Moose sind
Seite 2
GroSSspeicher für Stickstoff und Kohlendioxid Map Of Life geht Online Dr. Jörg Steinkamp, BiK-F, hat gemein-
tät, aber global gesehen sind die in den
Webbasierte Datenbank zur
sam mit Kollegen des Mainzer Max-
Wäldern der Nordhalbkugel vorkommen-
Verbreitung von Arten
Planck-Instituts für Chemie und der Uni-
den kryptogamen Schichten der größte
Seite 3
versität Kaiserslautern berechnet, wie
Speicher für Kohlendioxid. Hier wird auch
viel Kohlendioxid und Stickstoff weltweit
der Löwenanteil des an Land gebundenen
durch Kryptogamen (Arten, deren sexuel-
Stickstoffs aus der Atmosphäre fixiert.
BiK-F-Forschende im Kellerwald
le Vermehrung ohne Blüte stattfindet)
Mit Hilfe der kryptogamen Schichten den
Seite 3
gebunden wird.
Klimawandel zu bekämpfen, ist jedoch
Insgesamt wertete das Team dazu mehr
nicht möglich, denn der flächige Bewuchs
Unterwegs / Publikationen
als zweihundert Einzelstudien aus und
speichert das Treibhausgas Kohlendioxid
An Bord der Maria S. Merian auf der
förderte Erstaunliches zu Tage: Jährlich
nur über wenige Jahre hinweg. Dennoch
Suche nach Kaltwasserkorallen;
nehmen Kryptogamen rund 50 Millionen
erhöhen Flechten, Algen, Moose, Farne
Klimawandel, Umwelt und Migration
Tonnen Stickstoff auf, was 50 Prozent des
und Pilze über die Stickstoffbindung auch
im Sahel
terrestrisch gebundenen Stickstoffs ent-
die globale CO2-Fixierung, denn über
Seite 4
spricht. Gleichzeitig binden sie jährlich
Kryptogame gelangt Stickstoff als mine-
rund 14 Milliarden Tonnen Kohlendioxid.
ralischer Dünger in den Boden. Damit
Rückblick
Das ist etwa so viel CO2, wie pro Jahr
wird das Wachstum von Pflanzen (z.B.
BiK-F bei „Science meets Parliament“;
durch Waldbrände und die Verbrennung
Bäumen), die das Treibhausgas langfris-
Vortrag bei UN-Klimagipfel; Stakehol-
von Biomasse weltweit freigesetzt wird.
tig
der-Workshop Oomyceten; CuveWa-
Einzelne Regionen konnten in der Studie
Ökosystemen angekurbelt und sie können
ters in Nambia
nicht mit berücksichtigt werden, weil kei-
mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre
Seite 5
ne Daten zu den dort vorkommenden
aufnehmen.
Kryptogamen
und
deren
speichern,
in
Stickstoff-limitierten
Personalien
Stoffwechsel
verfügbar sind. Es ist deshalb möglich,
Nationalpark-Kooperation
>> Studie in „Nature Geoscience“
BiK-F Vertreter in EU Working Group
dass die tatsächliche Stickstoff- und Koh-
berufen; Nachwuchswissenschaftlerin
lendioxidfixierung
bei Science Slam erfolgreich; BiK-F
durch
Kryptogamen
sogar noch höher ist.
macht Schule
Der Untersuchung zufolge unterscheidet
Seite 6
sich das Speicherpotential je nach Lokali–1–
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
BiK F
forschung: Erbgutanalyse: Eisbären sind älter als gedacht ist, für das er bisher galt, sondern über eine halbe Million Jahre Zeit hatte, um sich optimal an die Bedingungen seines arktischen Lebensraums anzupassen. Die Erkenntnisse sind das Ergebnis des bisher ersten umfassenden Vergleichs von Braun- und Eisbären anhand von Erbgut aus dem Zellkern (Nukleus). Statt wie bei klassischen
Erbgut-Studien
nur
kleine
Stücke mitochondrialer DNA miteinander zu vergleichen, wurden viele unabhängige Stücke aus der DNA des Zellkerns unter-
Eisbär mit Jungem. Foto: Alan Wilson, www.naturepicsonline.com.
sucht. Dies ist methodisch neu.
Wissenschaftler des BiK-F um Dr. Frank
gesehen fünfmal älter als bisher ange-
Dabei zeigte sich auch, dass Eisbären eine
Hailer und Prof. Dr. Axel Janke und weite-
nommen. Eisbären sind mit Braunbären
geringe genetische Variabilität innerhalb
rer internationaler Forschungseinrichtun-
verwandt; bisherige Studien hatten darauf
der Art als Braunbären aufweisen, was
gen haben herausgefunden, dass Eisbären
hingedeutet, dass ihr letzter gemeinsamer
darauf hindeutet die Bestandsgröße zeit-
bereits vor 600.000 Jahren entstanden
Urahn vor 150.000 Jahren lebte.
weise stark dezimiert war.
sind. Das größte landlebende Raubtier der
Die neue Altersdatierung zeigt nun, dass
Arktis ist damit evolutionsgeschichtlich
der Eisbär nicht das Anpassungswunder
>> Studie in „Science”
forschung: Universeller genetischer Marker für Pilzarten identifiziert Sag mir, welcher Pilz du bist? In Zukunft
BiK-F gehörte, vier verschiedene Ab-
kann diese Frage bei Pilzen zuverlässig
schnitte aus dem Erbgut von 742 Pilzar-
10 Basen. Damit der „Pilz-Barcode“ in
durch ein Stück aus dem Erbgut – ge-
ten sequenziert und hinsichtlich ihrer
Zukunft für eine schnellere und bessere
nauer: anhand des ITS rDNA-Genab-
Eignung als Barcode verglichen.
Identifizierung
schnitts – beantwortet werden. Was un-
„Testsieger“ war der ITS rDNA Genab-
globale Referenzdatenbank notwendig.
ter dem Stichwort „Barcoding“ bei Tieren
schnitt, der einen Teil des Bauplans für
Die durch das internationale Team bisher
und Pflanzen bereits etabliert ist, hält
Ribosomen, die Proteinfabriken der Zelle,
entschlüsselten Sequenzen bilden den
damit auch bei Pilzen Einzug. Auf der
enthält
Grundstock dafür.
Suche
Pilz-
umfasst. Wenn man zwei Pilzarten mit-
Barcode, hatte ein internationales Team
einander vergleicht, unterscheiden sich
>> Studie in „Proceedings of the
zu dem Dr. Imke Schmitt, Professorin am
diese Basenpaare, je nach Verwandt-
National Academy of Sciences”
nach
einem
universellen
und
circa
700
Basenpaare
schaftsgruppe, um mehr als circa zehn
sorgen
kann,
forschung: Evolution: Vangawürger tanzen aus der Reihe Die Vielfalt der Vangawürger ist spektaku-
ein. Daraufhin kam es zu einem ersten
lär. Was die Körpergröße anbelangt, so
Evolutionsschub und es entwickelten sich
decken die Singvögel mit ihren gerade
neue Arten, die offen stehende Nahrungs-
einmal 22 Arten das ganze Spektrum der
nischen besetzten. Sobald die offenen
6.000 Arten von Sperlingsvögeln ab, zu
Nischen durch daran angepasste Arten
denen sie gehören. Während kleinere
besetzt waren, ebbte die Rate, mit der
Arten mit ihren feinen Schnäbeln Insek-
weitere neue Arten entstanden, merklich
ten aufpicken, fängt der größte Vanga-
ab.
würger,
seinem
Vögeln unterscheidet, ist, dass es einen
riesigen Schnabel sogar Amphibien. Wie
zweiten Artbildungsschub gab, der vor 10
diese Vielfalt entstanden ist, hat ein inter-
Millionen begann. Ursache hierfür ist ver-
nationales Forscherteam mit Beteiligung
mutlich die Erfindung einer bestimmten
der BiK-F-Wissenschaftlerin Dr. Susanne
Schnabelform. Die zu dieser Zeit entstan-
Fritz, anhand eines detaillierten Stamm-
denen Vangawürger-Arten haben sehr
baums nachvollzogen.
lange, teilweise gebogene Schnäbel, was
Vor 25 Millionen Jahren wanderte der
es ihnen erlaubt, auch unter der Baum-
>> Studie in „Proceedings of the
Urahn der Vangawürger, die heute auf
rinde nach Insekten zu stochern und so
National Academy of Sciences“
Madasgakar endemisch sind, aus Afrika
neue Nahrungsnischen zu erobern.
der
Helm-Vanga,
mit
Was
Vangawürger
–2–
von
anderen
Helm-Vanga. Foto: Nick Athanas.
ist
eine
BiK F
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
forschung / Kooperation:
Online-Atlas der Arten – GroSSprojekt „Map of Life“ geht an den Start
2
1
Ansichten aus der „Map of Life“ 1 I Weltweites Vorkommen des Bienenfressers (Merops apiaster) mit seinen Brut- und Überwinterungsgebieten. 2 I Erfasste Säugetierearten im Umkreis von 50 km um Frankfurt. © Yale University , Daten von www.mappinglife.org.
Wissenschaftler der Yale University entwi-
lassen. Diese Information ist in unter-
wollen wir Informationen über die Ver-
ckeln derzeit gemeinsam mit BiK-F und
schiedlicher Darstellung verfügbar – ent-
breitung aller bekannten Tier- und Pflan-
der Senckenberg Gesellschaft für Natur-
weder als allgemeine Verbreitungskarte,
zenarten bündeln und visualisieren. Das
forschung sowie weiteren Partnern die
oder als Anzeige einzelner Fundpunkte,
wird uns zeigen, wie viel oder wie wenig
„Map of Life“ (MOL) – einen Online-Atlas
an denen die Art nachgewiesen wurde.
wir über ihr Vorkommen überhaupt schon
für Tier- und Pflanzenarten. Seit Mitte Mai
Die den Karten zugrunde liegenden Daten
wissen“, so Katrin Böhning-Gaese, Direk-
ist die Demoversion freigeschaltet.
stammen aus Museen, lokalen und regio-
torin des BiK-F und Professorin an der
Ein Klick auf die Weltkarte verrät, welche
nalen Artenlisten sowie durch Wissen-
Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Arten an einem beliebigen Ort zu finden
schaftler
Amateure
Ähnlich wie bei Wikipedia handelt es sich
sind. Umgekehrt kann man sich auch
erstellte
anschließend
bei der „Map of Life“ um eine Onlineplatt-
durch eine Eingabe des Artnamens die
wurden diese mit einer Google Maps
form, die darauf ausgelegt ist, ständig
weltweite Verbreitung einer Art anzeigen
Plattform verknüpft.
erweitert zu werden. In den nächsten
BiK-F arbeitet an
Entwicklungsschritten
Internationale Kooperation
und
engagierte
Expertenkarten;
der „Map of Life“ im
geht
es
daher
Bereich Forschung und Entwicklung der
darum, Mechanismen zu etablieren, mit
Infrastruktur mit. Darüber hinaus wird in
denen akkreditierte Nutzer und Nutzerin-
Frankfurt insbesondere an der Integration
nen fehlende und neue Informationen
Die deutschen Partner des Projektes
deutscher und europäischer Datensätze
hinzufügen können. Die „Map of Life“ wird
sind BiK-F und Senckenberg. Weitere
gearbeitet.
daher auch eine Plattform zur internatio-
Yale
Zielgruppe der „Map of Life“ sind die
nalen Vernetzung sein, mit der vorhande-
University sind die Encyclopedia of
wissenschaftliche Gemeinschaft und Ins-
nes Wissen über das Vorkommen von
Life, die International Union for Con-
titutionen aus den Bereichen Naturschutz
Arten abgefragt und geteilt werden kann.
servation
und Verwaltung, aber auch die interes-
internationale
of
Partner
Nature
der
and
Natural
Resources, die Global Biodiversity In-
sierte Öffentlichkeit.
formation
Die Startversion umfasst 30.000 Arten,
Facility,
die
National
Science Foundation und die NASA.
>> www.mappinglife.org
doch das ist nur der Anfang. „Langfristig
Kooperation: Zusammenarbeit mit hessischem Nationalpark geplant Das BiK-F und das UNESCO Weltnaturerbe
werden, um das Vorkommen der „Neuan-
Nationalpark Kellerwald-Edersee wollen
kömmlinge“ im Nationalpark zu kontrol-
in Zukunft zusammenarbeiten. Dazu wur-
lieren oder einzugrenzen.
de vor kurzem ein Kooperationsvertrag
Initiiert wurde die Kooperation durch Dr.
unterzeichnet, der Informationsaustausch
Oliver Tackenberg, Projektbereichsleiter
und
Forschungsprojekte
am BiK-F und Professor an der Goethe-
vorsieht. Eines der potentiellen Vorhaben
Universität Frankfurt am Main und Dr.
gemeinsame
ist die Untersuchung von Ausbreitungs-
Britta Kunz, Projektleiterin am BiK-F. Die
wegen und -dynamiken von eingewan-
Frankfurter Wissenschaftler sehen darin
derten Pflanzenarten im Nationalpark.
eine Chance für anwendungsbezogene
Auf dieser Basis könnten dann ortspezifi-
Forschung und Wissenstransfer auf regio-
sche
naler Ebene.
Managementstrategien
entwickelt
–3–
Buchenwald am Arensberg, Nationalpark KellerwaldEdersee. Copyright: Nationalpark Kellerwald-Edersee.
BiK F
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
Unterwegs:
Westside Story – Mit der Maria S. Merian auf der Suche nach Kaltwasserkorallen Bahamas, Mexiko, Florida – was nach einer entspannten Kreuzfahrt klingt, ist im Rahmen einer Forschungsexpedition an Bord der Maria S. Merian harte Arbeit. Prof.
Dr.
Andre
Freiwald,
BiK-F
und
Senckenberg, und sein Team kreuzten im Frühjahr vier Wochen quer durch die Karibik, um bekannte sowie potentiell neuer Kaltwasser-Riffstrukturen in Wassertiefen von 400 bis 1000 m zu erforschen. Ihre Route führte von Barbados in den südlichen
Golf von Mexiko vor die Halbinsel
Yucatan, danach in die Gewässer vor West-Florida und schließlich in die FloridaStraße. Freiwald untersucht seit fast 20 Jahren Kaltwasserkorallen
im
Nordostatlantik
und Mittelmeer. Mit dieser Expedition ging es nun erstmals in den Westatlantik. Hier
1 1 I Forschungsschiff Maria S. Merian 2 I Prof. Dr. Freiwald an Bord des Schiffes. Fotos: Andre Freiwald, BiK-F. 2
vor Yucatan wurden bereits im Zuge einer früheren Expedition mittels Hydroakustik Riffstrukturen am Meeresboden entdeckt,
erkundet
Kalt-
wohner bisher noch wenig bekannt. In
deren wahre Natur jedoch noch ungeklärt
wasserkorallen-Riffe beprobt. Außerdem
den Blickpunkt des Interesses sind sie
ist. Die Sammelstelle vor West-Florida
wurden die Habitate der Kaltwasserkoral-
zudem gerückt, weil dieses Ökosystem
liegt im Stromstrich des durch die Deep-
len-Riffbewohner kartiert und aufwändig
sehr sensibel und vor allem rasch auf
Horizon-Havarie
2011
und
dort
vorhandene
kontaminierten
fotografisch dokumentiert. Die Proben und
Klimaveränderungen reagiert. Aufgrund
Wassers, und in der Florida-Straße sind
Informationen bilden den Grundstock für
des hohen Fossilisationspotenzials von
größere
Kaltwasserkorallenvorkommen
den trans-atlantischen Biodiversitätsver-
Kaltwasserkorallen-Riffen könnten diese
zwar seit 30 Jahren bekannt, aber kaum
gleich der Korallen-assoziiierten Fauna.
strukturbildenden Ökosysteme zudem als
etwas über ihre Genese.
Kaltwasserkorallen bilden mit ihren Riffen
erdgeschichtliches Archiv herangezogen
Mit Hilfe eines Tauchroboters der Bremer
besonders artenreiche Ökosysteme im
werden.
MARUM-Wissenschaftler, die die Expediti-
‚oberen Stockwerk‘ der Tiefsee, jedoch ist
on organisierten, wurde in den drei aus-
über die biogeographische Herkunft und
>> Blog zur Expedition in „Bild der
gewählten
die ökologische Funktion vieler Riffbe-
Wissenschaft“
Gebieten
der
Meeresboden
Unterwegs / Publikationen:
Survey-Phase im Sahel-Projekt micle abgeschlossen – Working Paper erschienen Kürzlich wurde die zweite Feldphase des
Savanne am BiK-F und wird vom ISOE -
länder zählen zu den Regionen, die von
Forschungsprojekts „micle - Migration,
Institut für sozial-ökologische Forschung
negativen Folgen des Klimawandels stark
Klima und Umweltveränderungen im Sa-
geleitet. Die Wissenschaftlerinnen und
betroffen sind. Die Bevölkerungsbewe-
hel” abgeschlossen. Das Projekt ist Teil
Wissenschafler untersuchen gemeinsam
gungen nehmen dort seit einiger Zeit zu,
der
mit Kollegen der Universitäten Bayreuth
zugleich verändern sich die Ökosysteme
und Wien Migrationsmotive und -formen
erheblich.
sowie die Bedeutung vonUmweltverän-
Im Projekt wurde zeitgleich das erste
derungen in diesem Kontext. Erforscht
Arbeitspapier zum Thema „Klimawandel,
werden zudem Zusammenhänge mit der
Umwelt
Landnutzung und welchen Einfluss dies
veröffentlicht. Es fasst den aktuellen
auf die Existenzsicherung und die Migra-
Stand auswählter Themen zusammen,
tionsentscheidungen hat.
die innerhalb des Projekts analysiert
Im Rahmen der zweiten Feldphase führte
werden.
Forschung
zum
Modellökosystem
und
Migration
im
Sahel“
das Team dazu in Senegal und Mali eine Mobilität in Westafrika, Foto: micle.
standardisierte Befragung von ca. 450
>> www.micle-project.net
Haushalten pro Land durch. Beide Sahel-
>> micle Working Paper No.1 [PDF]
–4–
BiK F
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
Rückblick:
Rückblick:
BiK-F-Wissenschaftler bei Side-Event der Zwischenverhandlungen der UN-Klimakonvention
im dialog mit BundesTagsabgeordneten
Mittels des REDD+-Mechanismus (Redu-
der Verhandlungen um die Fortentwick-
„Science meets Parliament“ ist eine jähr-
cing Emissions from Deforestation and
lung des globalen Klimaschutzregimes.
liche von der Leibniz-Gemeinschaft orga-
Degradation, dt. „Verminderung von Emis-
Welche Probleme sich bei der Umsetzung
nisierten Kontaktaktion zwischen Wissen-
sionen aus Entwaldung und Degradierung
der
schaft und Politik. Dabei bekommen Bun-
von Wäldern“) sollen Industrienationen
finanziellen Mitteln auf nationaler Ebene
destagsabgeordnete
Ausgleichszahlungen an Entwicklungslän-
ergeben, legte Dr. Lasse Loft, BiK-F, im
fundiert und aus erster Hand über für sie
der leisten, die nachweislich bestehende
Rahmen eines Side- Events der jährlich in
interessante
Wälder schützen und damit die durch
Bonn
2012 hatten sich rund 80 Bundestags-
Abholzung entstehenden Emissionen redu-
lungen der UN-Klimarahmenkonvention
Abgeordnete
zieren. Solche Emissionen machen global
(UNFCCC) dar.
angemeldet , die in den Büros der Abge-
12-20% der anthropogen bedingten Treib-
In den meisten potentiellen REDD+-Staa-
ordneten stattfanden.
hausgasemissionen aus. Der REDD+-Me-
ten fehlt es bisher noch an rechtlicher
Prof. Dr. Bernhard Stribrny, BiK-F, unter-
chanismus ist seit 2005 fester Bestandteil
Klarheit und gesellschaftlichem Konsens
hielt sich mit den Abgeordneten Wolfgang
Mechanismen
zur
stattfindenden
darüber,
nach
Verteilung
von
Zwischenverhand-
welchen
Kriterien
Gelegenheit,
Themen für
fast
zu
sich
informieren.
120
Gespräche
eine
Neskovic (Die Linke) und Klaus Breil (FDP)
gerechte Verteilung der zu erwartenden
über „Das Spannungsdreieck Energie, Kli-
Gelder erfolgen soll. Auch ist unklar,
ma und Biodiversität“ und Dr. Ulrich Kuch,
welche staatlichen Institutionen die Kom-
BiK-F, sprach in Berlin im Rahmen der Ak-
petenz für die Umsetzung auf nationaler
tion mit Rudolf Henke (CDU/CSU) über
Ebene haben und welche Politikinstru-
„Aufkommende
mente für eine Verteilung der finanziellen
Krankheiten im globalen Wandel".
und
vernachlässigte
Mittel in Frage kommen.
Rückblick: >> Special Report über Side Events bei Für Landwirtschaft gerodeter Regenwald in Indonesien Foto: Lasse Loft, BiK-F.
den Zwischenverhandlungen der UNFCC
Stakeholder-Workshop OOMycetenerkrankungen
>> Ergebnisse der Studie zur nationalen Umsetzung REDD+ Umsetzung [PDF]
Ende
Mai
veranstaltete
bundesweiten
Workshop
BiK-F zum
einen Thema
Rückblick:
„Oomycetenerkrankungen als Risiko für
Ökosysteme im NOrden Namibias Nutzen und Fördern
den Wald in der Folge des Klimawandels“, der von Dr. Engelbert Schramm (BiKF,
Menschliches Wohlergehen hängt ganz
Nahrungsmittelsicherheit durch die künst-
ISOE) ausgerichtet wurde. Praktiker aus
entscheidend vom Beitrag und der Leis-
liche Speicherung von Regen- und Fluss-
dem Forstwesen und Fachleute aus den
tungsfähigkeit der Ökosysteme ab – den
wasser erhöht wird. Für eine genaue
forstlichen Versuchsanstalten und Univer-
Ökosystemdienstleistungen. Das ISOE -
Quantifizierung wurden Modellierungen in
sitäten waren eingeladen, sich über die-
Institut für sozial-ökologische Forschung
Verbindung mit angepassten Zukunfts-
ses Thema zu informieren und auszutau-
(Gründungspartner von BiK-F) - leitet im
szenarien für die Untersuchungsregion
schen.
Norden Namibias das Projekt CuveWa-
angewendet.
Einleitend gab Prof. Dr. Thomas Hickler
ters, bei dem Wasser als essentielle Öko-
einen
Überblick
über
die
erwarteten
systemdienstleistung im Mittelpunkt steht
>> www.cuvewaters.net
Klimaveränderungen und ihren Auswir-
und als Schnittstelle zwischen Gesell-
>> Zusammenfassung des Vortrags [PDF]
kungen auf die deutschen Wälder. Prof.
schaft und Natur erforscht.
Dr. Marco Thines stellte aktuelle For-
Wissenschaftler des ISOE präsentierten
schungsergebnisse zu den Auswirkungen
dazu auf dem „European Geosciences
von Oomycetenerkrankungen auf heimi-
Union General Assembly 2012“ (22.-27.
sche Waldbaumarten vor. Experimentelle
April, Wien) ihre aktuellen Forschungser-
Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei
gebnisse. In ihrem Vortrag zeigten sie die
einer Klimaerwärmung zumindest an der
Bedeutung von Ökosystemdienstleistun-
Rotbuche größere Schädigungen auftre-
gen
Die
ten können als heute. Die Workshop-Teil-
Menschen in Nordnamibia befinden sich in
nehmer stimmten überein, dass das Risi-
einem engen Abhängigkeitsverhältnis zur
kopotenzial bisher von der Praxis nicht
in
semi-ariden
Räumen.
Natur und sind auf Ökosystemdienstleistungen zur Nahrungsproduktion angewiesen. Die Forschung untersucht, wie die
Pumpanlage in Epyeshona (Nordnamibia) zur kleinskaligen Bewässerung mit gespeichertem Regenwasse, Foto: CuveWaters. –5–
ausreichend erkannt wird und es dringend weiterer Forschung bedarf.
BiK F
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
personalien:
Personalien:
BiK-F-Vertreter in EU-Arbeitsgruppe Berufen
Nachwuchswissenschaftlerin holt 3. platz beim Frankfurter Science Slam
BiK-F beteiligt sich erneut an einer Ar-
ScienceSlams
beitsgruppe der Europäischen Union zum
Vortragsturniere,
Thema Biodiversität, denn seit kurzem ist
(meistens) und Teilnehmerinnen (selten!)
Prof. Dr. Bernhard Stribrny Mitglied der
versuchen, ihre Forschungsprojekte auf
„EU Working Group No Net Loss of Eco-
möglichst unterhaltsame Weise dem Pub-
systems and their Services“ (Category:
likum nahe zu bringen. Jegliche Mittel und
Environment).
Requisiten sind erlaubt, allerdings darf
Die EU will bis 2020 den Verlust der biolo-
jeder Vortrag nur maximal 10 Minuten
gischen Vielfalt und die Verschlechterung
dauern. Sieger wird, wer den stärksten
der Ökosystemdienstleistungen aufhal-
Applaus bekommt, manchmal darf auch
ten.
eine Jury mitreden.
Gleichzeitig
sollen
diese
weitest
sind
wissenschaftliche
deren
Teilnehmer
möglich wiederhergestellt werden. Dazu
Unter dem Titel „Dirty Calculating“ stellte
soll 2015 die Initiative „No Net Loss“ star-
Dr. Katja Heubach, BiK-F, Ende April ihr
ten. Die Arbeitsgruppe soll die Europäi-
Forschungsfeld „Ökonomische Bewertung
sche Kommission bei der Vorbereitung
von biologischer Vielfalt“ am BiK-F beim
dieser Initiative unterstützen.
LOEWE Science Slam in der Centralstation
Prof. Stribrny hat für BiK-F bereits an der
Darmstadt vor. Sie trat außerdem im Mai
„EU Working Group on Green Infrastruc-
beim traditionsreichen Science Slam des
ture“ (2011) und der „EU Ad Hoc Expert
Frankfurter Physikalischen Vereins an und
Working Group on Biodiversity and Clima-
schaffte es prompt auf den dritten Platz.
Katja Heubach beim Science Slam im Darstadt im Rahmen der Hessen Sciencce Tour. Foto: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
>> Video des „Dirty Calculating“ Slambeitrags auf YouTube
te Change“ (2009 – 2011) teilgenommen, deren Ergebnisse online verfügbar sind. >> Strategy Paper on Climate Change,
Personalien:
BiK-F macht Schule
Ecosystem Services and Biodiversity der EU Ad Hoc Expert Working Group on
Über die Forscherbörse des BMBF-Wis-
Außerdem folgte Dr. Christian Hof Anfang
Biodiversity and Climate Change [PDF]
senschaftsjahres „Zukunftsprojekt Erde“
Juni einer Einladung des Immanuel-Kant-
>> Recommendations and Tasks –
können derzeit vier BiK-F-Wissenschaftle-
Gymnasiums in Rüsselsheim. Im Fokus
Bericht der EU Working Group on Green
rinnen und -Wissenschaftler als Gast für
der Unterrichtsstunde im Leistungskurs
Infrastructure [PDF]
den Schulunterricht „gebucht“ werden.
Biologie der 12. Klasse stand der Klima-
Das geht so einfach, dass die Schulen
wandel und seine Auswirkungen auf Ar-
Projekte:
regen
tenvielfalt und Ökosysteme.
Neue Initiative ProLOEWE
machen.
Gebrauch
von
dem
Angebot
So wurde Dr. Katja Heubach bereits mehrAnfang Mai fiel der offizielle Startschuss
fach
für die neue Kommunikationsinitiative
gebucht, z.B. durch das Bonner Amos-
ProLOEWE,
Comemius-Gymnasium. Dort gab sie den
die
(darunter BiK-F)
acht
LOEWE-Zentren
für
das
Thema
und 19 Schwerpunkte
Schülerinnen und Schülern zweier Biolo-
vereint, deren Forschungsspektrum von
gie-Leistungskurse einen Einblick in ihr
Medizinforschung
innovative,
Forschungsfeld der ökonomischen Bewer-
anwendungsbezogene Technologien und
tung von biologischer Vielfalt am Beispiel
naturwissenschaftliche
eines von ihr untersuchten Gebiets in
über
Grundlagenforschung
bis hin zu kulturellen und gesellschaftli-
>> www.forschungsboerse.de
„Nachhaltigkeit“
Nord-Benin.
chen Fragestellungen reicht. Ziel von ProLOEWE ist es, die Leistungsstärke des Programmes und seiner Forschungsvorhaben in der Öffentlichkeit noch stärker sichtbar zu machen.
Impressum Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt am Main Redaktion: Sabine Wendler, E-mail: sabine.wendler@senckenberg.de
Mehr Informationen über BiK-F online unter: www.bik-f.de –6–