AUSGABE 1/2012
BiK Newsletter F
BiK F Biodiversität und Klima Forschungszentrum
THEMEN
WO EIN WURM IST, IST AUCH EIN WAL Erstes Verbreitungsmodell von Meeresparasiten Seite 1
AUF DEM NORDSEEGRUND Benthos-Arten im Klimawandel Seite 2
NEUE ATLANTIK-MITBEWOHNERIN
1
Vorgestellt: Siminia hiscocki Seite 2
INSELHOPPING ZAHLT SICH AUS Neue Forschungsergebnisse zu 2
Diversifikationsraten
3
I 1 I Zwergwal in der Antarktis, Foto: Sven Klimpel, BiK-F. I 2 I Fischleber mit Anisakis-Befall, Foto: H.Möller. I 3 I Verbreitung von Anisakis simplex (s.s.) (auf die Nordhalbkugel beschränkt) und Anisakis typica, die insbesondere in den Tropen verbreitet sind, Grafik: BiK-F.
Seite 3
STILLSTAND AM FLUSS Fließgewässer Libellen reagieren
FORSCHUNG: WO EIN WURM IST, IST AUCH EIN WAL
langsamer auf den Klimawandel Seite 3
Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Er-
des Parasiten lassen sich daher auch
brechen und Fieber oder sogar schwere
Rückschlüsse über das Vorkommen von
ORTSTERMIN IN FINSE
allergische Reaktionen – rund 20.000
Walarten in ganz bestimmten Gebieten
Flechten-Experimente in Norwegen
Menschen erkranken jährlich an Anisakia-
ziehen und Aussagen über deren Popula-
Seite 4
sis. Der Verantwortliche: ein parasitär
tions- und Bestandsgröße sowie Wande-
lebender Fadenwurm, von dem neun
rungsverhalten treffen. Auf dem Weg zum
PUBLIKATIONEN
verschiedene Arten bekannt sind, die
Wal dienen dem Parasit u.a. Fische als
Ergebnisse des EU-Workshops
zwar äußerlich nahezu identisch sind, sich
Zwischenwirte. Wenn vom Parasiten be-
„Transdisziplinäre Biodiversitätsfor-
aber in ihrer Ökologie und Genetik deut-
fallener Fisch oder Fischereierzeugnisse
schung“; Biodiversitätsatlas für
lich voneinander unterscheiden. Um mehr
roh oder unzureichend gekocht gegessen
Westafrika
über die Verbreitung der Parasiten und
wird, besteht die Gefahr einer Anisakia-
Seite 4 / 5
deren
erfahren,
sis-Infektion. Mit den neuneuen Verbrei-
kombinierte ein Team um Prof. Dr. Sven
Gefahrenpotential
tungskarten kann dieses Risiko in be-
PERSONALIEN
Klimpel, Leiter der Projektgruppe Medizi-
stimmten Gebieten besser abgeschätzt
Mercator-Gastprofessorin am BiK-F;
nische Biodiversität und Parasitologie am
werden. „Das ist besonders wichtig, da
Direktorin in Fachkollegium gewählt;
BiK-F, Daten aus 53 Publikationen mit
Infektionen nicht mehr nur auf Regionen
Humboldt-Stipendiat forscht bei ECT;
Ergebnissen
molekularbiologi-
beschränkt bleiben könnten, in denen
BiK-F-Nachwuchswissenschaftler
scher Analysen. Resultat ist ein Modell,
diese Art der Zubereitung kulturell be-
international ausgezeichnet;
das weltweit erstmals das Vorkommen
dingt ist. Insbesondere in Entwicklungs-
MainCampus-Stipendiaten bei BiK-F;
der
ländern der Tropen gibt es derzeit keine
Seite 5 / 6
eigener
einzelnen
zu
Anisakis-Arten
in
den
verschiedenen Ozeanen zeigt.
Befallsdaten und hier vermuten wir deut-
Der Parasit hat einen komplexen Lebens-
lich höhere Infektionszahlen, da die Be-
VERANSTALTUNGEN
zyklus, in dem er mehrmals den Wirt
wohner
Rückblick: Jahrestagung des Arbeits-
wechselt. Endstation sind Barten- und
durch den Verzehr von frisch gefangenen
kreises Makroökologie der GfÖ;
Zahnwale (Cetacea), die den Parasiten
Fischen decken“, erläutert Klimpel die
Neue Vortragsreihe „Natur wirkt?!“;
mit der Nahrung aufnehmen und ihm bis
medizinische Relevanz der Studie.
BMBF-Jahr „Zukunft der Erde“
ihren
täglichen
zur Geschlechtsreife als Zuhause dienen. Aus den Erkenntnissen zum Vorkommen
Proteinbedarf
Seite 6 / 7 >> Studie in „PLoS ONE“ –1–
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
BiK F
FORSCHUNG: WAS LEBT AUF DEM GRUND DER NORDSEE?
Der mittelgroße Schlangenstern (Amphiura brachiata) ist eine der Arten, deren Verbreitung großräumig modelliert wurde. Er kommt u.a. in der Deutschen Bucht vor. Foto: Dr. Ingrid Kröncke, BiK-F.
Ebenfalls am Nordseegrund zuhause: Flohkrebs (Bathyporeia elegans). Foto: Dr. Ingrid Kröncke, BiK-F.
Würmer, Seeigel, Krebse und Muscheln –
Pflanzen und Tieren an Land längst gängi-
einschätzung der Modelle, die Basis für
wo werden diese bodenlebenden Tiere in
ge Praxis sind, wurde dies bisher in der
weitere Studien zur Zukunft der Nordsee-
Zukunft in der Nordsee vorkommen? Um
Nordsee eher lokal oder für einzelne,
boden-Tiere. In Kooperation mit der Uni-
das untersuchen, haben Wissenschaftler
kommerziell
ver-
versität Nordland in Norwegen und mit
und Wissenschaftlerinnen von Sencken-
sucht. Die gemeinsam erarbeitete Studie
der Universität Hamburg werden dazu
berg am Meer und BiK-F die Verbreitungs-
ist daher ein Pilotprojekt. Zudem ist es
Klimaprojektionen für die Nordsee mit
gebiete von zwanzig wirbellosen Tierarten
der umfangreichste Datensatz, der je-
Verbreitungsmodellen für bodenlebende
am Grund der Nordsee modelliert.
mals für die Nordsee und die bodenleben-
Arten gekoppelt. Das soll zeigen, wie sich
Dazu wurden insgesamt neun gängige
de Wirbellosen-Fauna ausgewertet wur-
die Verbreitung der Benthosarten durch
Modellierprogramme mit Datensätzen zu
de. Die Gesamtbetrachtung zeigte u.a.
die klimatisch bedingte Temperaturer-
zehn Umweltvariablen, wie z.B. Tiefe und
auch, dass sich Arten mit örtlich begrenz-
höhung verändert und welche Arten am
Temperatur, gefüttert und daraus Verbrei-
tem
stärksten reagieren.
tungskarten
lassen als solche, die in der gesamten
berechnet.
Anhand
von
wichtige
Lebensraum
Fischarten
präziser
modellieren
Fundortkarten wurde dann die Genauig-
Nordsee leben.
>> Studie in „Marine Ecology Progress
keit
überprüft.
Die Modellierung belegt, dass die Wasser-
Series“
Und die ist durchaus verschieden, denn
temperatur auf dem Nordseegrund einen
zwischen den Verbreitungskarten herrscht
wesentlichen Einfluss auf die Verbreitung
teilweise über 30 % Diskrepanz.
der Arten hat. Dieses Ergebnis liefert,
verschiedener
Während
Modelle
Habitat-Modellierungen
von
zusammen mit der nun möglichen Fehler-
FORSCHUNG: BISHER UNENTDECKTE MITBEWOHNERIN IM ATLANTIK ENTTARNT Schnecke gemeinsam mit einem deut-
schen Gewässern – einige aber auch in
schen Kollegen als neue Art erkannt und
kälteren Gewässern wie Simnia hiscocki.
erstmals beschrieben. Ungewöhnlich ist,
Ihr Wirt ist die pinkfarbene Warzige Fä-
dass die mit circa zwei Zentimetern als
cherkoralle, die circa 20 Meter unter der
groß geltende Schnecke bisher nicht auf-
Wasseroberfläche lebt.
gefallen ist, denn die europäischen Ge-
Der Klimawandel führt dazu, dass sich die
wässer sind eigentlich gut erforscht. Eine
durchschnittliche Wassertemperatur der
vor der Küste Cornwalls, den Isles of Scil-
Ozeane
ly und im Atlantik vor der französischen
Weichkorallen wie Warzige Fächerkoralle
Küste vorkommende Schwesterart wurde
reagieren darauf empfindlich. Je ungün-
Siminia hiscocki im Meer vor der Küste Plymouths,
bereits Ende des 18. Jahrhunderts be-
stiger die Umweltbedingungen, desto hö-
England, Foto: Jason Gregory.
schrieben.
her ist auch ihre Anfälligkeit für Parasiten
Durch die Analyse
langsam
aber
stetig
erhöht.
von Gehäuse und
wie Simnia hiscocki. Aus deren Auftreten
Ein orange-glänzendes Gehäuse und dar-
Mundwerkzeugen zeigte sich, dass Sim-
und Anzahl könnten daher Informationen
über ein braun gestreifter, transparenter
nia hiscocki eine bisher unbeschriebene
über den Zustand mariner Lebensräume
Mantel – so sieht sie aus, die neu ent-
Art aus der Familie der Eischnecken (Ovu-
gewonnen werden.
deckte Atlantikbewohnerin Simnia hisco-
lidae) ist. Eischnecken leben als Parasiten
cki. Dr. Christian Melaun, BiK-F, hat die im
auf der Außenseite von Weichkorallen;
Meer
vornehmlich in tropischen und subtropi-
vor
Südwestengland
gefundene
–2–
>> Studie in „Molluscan Research“
BiK F
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
FORSCHUNG: INSELHOPPING ZAHLT SICH AUS Anders als auf Kontinenten scheint es in Inselreichen in tektonisch aktiven Zonen keine Grenzen der Artbildung zu geben, wie Dr. Susanne Fritz, BiK-F, und Kollegen der Universität Kopenhagen herausgefunden haben. Das ist insofern neu, als die bisherige Forschung darauf schließen ließ, dass fast alle Vogelfamilien kontinentale Gruppen bilden, in denen sich ab einer bestimmten Artenanzahl die Entstehung neuer Arten verlangsamt. Das Forscherteam hatte die genetisch rekonstruierten und datierten Stammbäume von Paradiesvögeln, Stachelbürzlern,
Dickkopfschnäppern
und
Pirolen
analysiert, um nachzuvollziehen, wann sich die einzelnen Arten innerhalb dieser vier Vogelfamilien herausgebildet haben.
Albert Paradiesvogel (Pteridophora alberti) aus der Familie der Paradiesvögel, deren Stammbaum 25 Millionen Jahre zurückreicht, Foto: Nick Athanas.
Die Rate, mit der neue Paradiesvogelar-
Alle
ten entstehen, hat demzufolge in den
Ursprung in Neu-Guinea. Während Sta-
vier
Vogelfamilien
haben
ihren
finden. Die Forscher sehen daher einen Zusammenhang
letzten Jahrmillionen abgenommen. Bei
chelbürzler & Co. inzwischen auch andere
dungsrate und der Zunahme des Verbrei-
den anderen drei Vogelfamilien ist sie
Inseln und Kontinente besiedelt haben,
tungsgebiets.
jedoch seit deren Entstehung konstant
sind Paradiesvögel „Stubenhocker“ und
geblieben.
auch heute fast nur auf Neu-Guinea zu
zwischen
der
Artbil-
>> Studie in „Evolution“
FORSCHUNG: STILLSTAND AM FLUSS dem Nationalen Museum für Naturwissen-
seinen Standort wechseln und schneller
schaften in Madrid, Spanien, durchgeführt
auf klimatische Veränderungen reagieren.
hat, zeigt, dass dieses artübergreifende
Dies belegen auch die Daten: Modellie-
Urteil in Zukunft differenziert werden
rungen, die basierend auf dem tatsäch-
muss.
lichen Vorkommen in 1988 das potentielle
Hof und Team verglichen dazu das Aus-
Vorkommen der Libellenarten in 2006
maß tatsächlich besiedelter und potentiel-
berechnen, überschätzten die Verbrei-
ler, d.h. klimatisch geeigneter, Lebensräu-
tungsgebiete der Fließgewässer-Libellen.
me von 88 europäischen Libellenarten in
Bei Stillgewässer-Libellenarten war dies
den Jahren 1988 und 2006. Libellenarten,
nur zu einem geringen Teil der Fall.
deren Larven in stehenden Gewässern Der Frühe Schilfjäger (Brachytron pratense) ist eine an stehende Gewässer angepasste Großlibellenart aus der Familie der Edellibellen. Foto: Dr. Christian Hof, BiK-F.
wie Tümpeln und Teichen leben, nutzen
>> Studie in „Biology Letters“
demnach ihre potentiellen Lebensräume besser aus als ihre an Fließgewässern lebenden Artgenossen. Das galt sowohl
Libellen sind bis zu 40 km/h schnell und
1988 als auch knapp zwanzig Jahre später
können in wenigen Tagen bis zu 1000 km
im Jahr 2006.
weit fliegen. Deshalb wurde bisher ange-
Stehende Gewässer sind langfristig gese-
nommen, dass die Flugkünstler wahr-
hen ein instabiler Lebensraum für die
scheinlich auch drastische Klimaverände-
Insekten, denn sie verlanden und ver-
rungen durch Abwanderung in klimatisch
schwinden damit als Lebensraum schnel-
geeignetere
ler als Bäche oder Flüsse. Dieses Risiko
Lebensräume
überleben
können.
kompensieren Libellenarten, die an ste-
Eine Studie, die Dr. Christian Hof, BiK-F,
hende Gewässer angepasst sind, durch
gemeinsam
eine höhere Ausbreitungsfähigkeit.
mit
Wissenschaftlern
der
Philipps-Universität Marburg, dem Zent-
Das kommt den Stillgewässer-Libellenar-
rum für Makroökologie, Evolution und
ten bei klimatischen Veränderungen zu
Klima in Kopenhagen, Dänemark, und mit
Gute. Denn wer mobiler ist, kann leichter –3–
Die Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus) ist eine an Fließgewässer angepasste Großlibellenart aus der Familie der Flussjungfern. Foto: Dr. Christian Hof, BiK-F.
BiK F
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
UNTERWEGS: ORTSTERMIN IN FINSE
Versuchsaufbau in Finse: Zum Schutz vor Tieren sind die dem Wind und Wetter ausgesetzten Flechten von Käfigen umgeben. Fotos: Stephanie Domaschke, BiK-F.
Cetraria aculeata ist wie viele Flechten
biet wurden dazu jeweils zwanzig Indivi-
durch die Flechte gemessen, um abzule-
äußerst anpassungsfähig. Vertreter der
duen der dort vorkommenden geneti-
sen, inwieweit die Flechte Photosynthese
Zweier-WG aus Pilz und Grünalge findet
schen Variante, sogenannter Haplotypen,
betreibt. Erste Ergebnisse zeigen, dass
man in feuchteren Gebieten der gemäßig-
von Cetraria aculeata gesammelt und auf
die ursprünglich aus Deutschland stam-
ten Klimazone wie Deutschland, aber
neue Flächen nahe Madrid, in Hanau und
menden Cetraria aculeata-Individuen in
auch in der spanischen Extremadura. So-
eben nach Finse, ins Hochgebirge im Sü-
Finse 43 % Wachstum zugelegt haben.
gar in den extrem kalten Polargebieten
den Norwegens umgesetzt.
Auch Cetraria aculeata aus der Arktis füh-
der Arktis und Antarktis ist sie heimisch.
Das von der Deutschen Forschungsge-
len sich in hier wohl und haben ihre Stoff-
Aber schafft es dieser Überlebenskünstler
meinschaft geförderte Projekt soll drei bis
wechselaktivität verdreifacht; hingegen
auch, sich an den Klimawandel und große
vier Jahre laufen. Einmal pro Jahr erhal-
ist bei den Individuen aus der Antarktis
Temperaturveränderungen anzupassen?
ten die Flechten „Besuch“. Dann reist
nur eine geringe Steigerung der Stoff-
Diese
Do-
Stephanie Domaschke u.a. nach Finse,
wechselaktivität beobachtbar. Obwohl die
maschke in ihrer Doktorarbeit zur Öko-
um zu untersuchen, ob die Flechten an
Algen der Flechten aus beiden Polargebie-
physiologie von Flechten am BiK-F mittels
Gewicht und Volumen zugelegt haben.
ten genetisch gleich sind, hat sich nach
eines Transplantationsexperiments.
Andererseits wird mittels einer Gaswech-
dem Umzug der Chlorophyllgehalt und
An vier Orten in Deutschland, Spanien
seluntersuchung
das Wachstum der Algenzellen unter-
und im nördlichen und südlichen Polarge-
Kohlendioxid und Abgabe von Sauerstoff
Frage
erforscht
Stephanie
die
Aufnahme
von
PUBLIKATIONEN:
ERGEBNISSE DES EU-WORKSHOPS „TRANSDISZIPLINÄRE BIODIVERSITÄTSFORSCHUNG“ Das ISOE – Institut für Sozial-Ökologi-
tentiale transdisziplinärer Biodiversitäts-
sche Forschung ist einer der Gründungs-
forschung auf EU-Ebene. Zentrale Ergeb-
partner von BiK-F und organisierte in
nisse sind
Kooperation mit der Europäischen (EP-
schen Schulungen und ein Appell an EU-
BRS) und der Belgischen Biodiversitäts-
Politiker, ihre Gestaltungs- und Einfluss-
plattform vom 14. bis 15. November 2011
möglichkeiten besser auszuschöpfen. Au-
einen Workshop in Brüssel zum Thema
ßerdem stand eine Neuorientierung der
transdisziplinäre Biodiversitätsforschung.
Biodiversitäts-Community in Richtung Trans-
Der Ergebnisbericht ist jetzt erschienen
disziplinarität zur Debatte.
Forderungen nach akademi-
und steht zum Download zur Verfügung. Experten aus Politik, Wissenschaft, Re-
>> Mehr unter Positive Visions for
gierung und Nicht-Regierungsorganisati-
Biodiversity
onen waren vertreten und diskutierten
>> Ergebnisbericht EU-Workshop
über Anforderungen, Hemmnisse und Po-
„Transdisciplinary Biodiversity Research“ –4–
schiedlich entwickelt.
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
BiK F
PUBLIKATIONEN: BIOTA WEST ATLANTEN ERSCHIENEN Fast 10 Jahre lang haben rund 150
und Côte d‘Ivoire erstellt, die vor kurzem
Forscher im Rahmen des BIOTA-Projektes
mit BiK-F Unterstützung publiziert wur-
Daten zur westafrikanischen Flora und
den. Jeder der über 700 Seiten starken
Fauna erhoben. Ziel des vom BMBF geför-
Atlanten enthält umfangreiches Karten-
derten Forschungsverbunds war es, den
material, Analysen und Fotos zur Biodi-
Wandel der biologischen Vielfalt in Afrika
versität des jeweiligen Landes und ihres
zu analysieren. Aus den Ergebnissen wur-
Wandels. Zielgruppe der Atlanten sind Mit-
den nach Abschluss des Projekts drei re-
arbeiter in Behörden und Naturschutzorga-
gionale Atlanten zu Benin, Burkina Faso
nisationen sowie Lehrer und Studenten.
LEHRE: MERCATOR-GASTPROFESSORIN AM BIK-F
PERSONALIEN:
BIK-F DIREKTORIN IN DFG FACHKOLLEGIUM BERUFEN
Von Anfang März bis Ende Mai ist Prof. Dr.
shops und der Betreuung von Doktorar-
Catherine Graham (Stony Brook Universi-
beiten im Projektbereich „Biodiversitäts-
ty, New York) zu Gast am BiK-F. Ihr Auf-
dynamik und Klima“ stattgefunden haben.
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese wurde für
enthalt wird durch das Mercator-Gastpro-
Im Bereich Lehre will sich Prof. Graham
weitere vier Jahre als Mitglied des Fach-
fessurenprogramm der Deutschen For-
mit Seminaren zur Makroökologie, der
kollegiums Zoologie der Deutschen For-
schungsgemeinschaft
unter-
Kombination von ökologischen und evolu-
schungsgemeinschaft
stützt. Prof. Graham ist Expertin für die
tionsbiologischen Methoden und Artver-
Gemeinsam mit zweit Kollegen vertritt sie
Ökologie und Evolution von Artgemein-
breitungsmodellierung für BiK-F-Dokto-
dort bis Ende 2015 das Fach „Ökologie
schaften sowie für die Artverbreitungs-
randInnen engagieren und am Masterstu-
der Tiere, Biodiversität und Ökosystem-
modellierung von Fröschen und Vögeln,
diengang „Ökologie und Evolution“ der
forschung“. Die ehrenamtlich arbeitenden
insbesondere von Kolibris in den Anden.
Goethe-Universität beteiligen.
Fachkollegien spielen eine zentrale Rolle
finanziell
(DFG)
gewählt.
Der Gastaufenthalt vertieft ihre beste-
in der Qualitätssicherung der Begutach-
henden Kooperationen mit BiK-F-Wissen-
tung bei der Vorbereitung von Förderent-
schaftlerInnen, die bereits in Form ge-
scheidungen und wirken bei strategischen
meinsamer Projekte, Publikationen, Work-
Entscheidungen der DFG mit.
PERSONALIEN: VORGESTELLT: HUMBOLDT-STIPENDIAT BEIM
BIK-F PARTNER ECT ÖKOTOXIKOLOGIE GMBH Multiple
Modellökosysteme
ob direkt wirkende Folgen des Klimawan-
und Milben - das sind Themen, mit denen
dels (veränderte Temperatur oder Boden-
sich Dr. Gbenga Owojori während seines
feuchte) und schon jetzt wirkende anthro-
Forschungsaufenthalts bei der ECT Ökoto-
pogene Einflüsse (z.B. Pestizide, u.a. im
xikologie
wird.
Zuge von Änderungen der Landnutzung)
Seine Karriere hat den nigerianischen Bio-
in Summe einen anderen Einfluss auf Öko-
logen aus seiner Heimat erst nach Südaf-
systeme haben als es die Betrachtung des
rika, dann nach Kanada und jetzt nach
Einflusses einzelner Stressoren erwarten
Deutschland geführt, wo er vorerst bis En-
lässt. Der Anteil der ECT-Wissenschaftler
halt
de Oktober 2012 beim BiK-F-Partnerun-
besteht darin, zu analysieren, ob dies für
schaft testen.
ternehmen
Böden zutrifft.
Während er in seiner bisherigen wissen-
Georg-Forster-For-
Dr. Owojori wird im Labor eine spezielle
schaftlichen Arbeit vorwiegend im Labor
schungsstipendium für Postdoktoranden
Milbenart (Oribatida) als Parameter für die
gestanden hat, macht Owojori bei ECT da-
der Alexander von Humboldt-Stiftung, das
Bodenqualität untersuchen. Dieser Ansatz
mit den Schritt vom Labor zum Halbfrei-
junge Wissenschaftler aus Entwicklungs-
ist neu und wird gerade bei ECT etabliert.
land. Nach seiner Rückkehr nach Afrika
ländern fördert, die nach Deutschland
Er hat zudem bereits Erfahrung in der
strebt er eine wissenschaftliche Laufbahn
kommen, um ein selbst gewähltes For-
kombinierten Wirkung von Stressoren,
als Professor an einer nigerianischen Uni-
schungsprojekt mit einem Gastgeber und
insbesondere Chemikalien und Salz, auf
versität an, um neben Forschung auch in
Kooperationspartner zu realisieren.
Bodenorganismen. Daher ist er auch in die
der Lehre einen positiven Beitrag zum Wis-
Dr. Owojori arbeitet schwerpunktmäßig im
terrestrischen Modellökosystem-Versuche
senstransfer zwischen Deutschland und Af-
BiK-F-Forschungprojekt
mit.
involviert, die Auswirkungen von Pestizi-
rika zu leisten.
Ziel des Projektes ist es herauszufinden,
den in Interaktion mit erhöhtem Salzge-
wird
er
Stressoren,
GmbH
beschäftigen
forschen
durch
ein
wird.
Unterstützt
„AdAMuS“
–5–
Dr. Gbenga Owojori, Foto: privat.
auf
die
Bodenorganismengemein-
BiK F
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums
PERSONALIEN:
INTERNATIONALE AUSZEICHNUNGEN FÜR BIK-F-NACHWUCHSWISSENSCHAFTLER forscher des frühen 20. Jahrhunderts,
schätzen, wie die symbiotischen Organis-
werden jedes Jahr Autoren oder Autoren-
men auf zu erwartenden Klimaänderun-
teams ausgezeichnet, die besonders inte-
gen in den nächsten Jahrzehnten reagie-
ressante Studien im Bereich Zoologie
ren könnten.
oder
Ökologie
veröffentlicht
haben.
Honoriert wurden Balint und Ujvárosi für ihre Arbeiten zur Phylogeographie und Phylogenetik montaner Wasserinsekten, speziell Köcherfliegen und Schnaken. Einen weiteren Preis konnte Dr. Francesco Überreichung des Mason Hale Awards an Francesco Dal Grande, Foto: The 7th IAL Symposium 2012.
Dal Grande, seit kurzem Postdoc am BiK-
In den vergangenen Monaten wurde die
gen Jahrestagung der „International As-
Arbeit von BiK-F Nachwuchswissenschaft-
sociation for Lichenology“ in Bangkok er-
lern aus dem Projektbereich „Anpassung
hielt er den Mason Hale Award. Der Preis
und Klima“, zweifach gewürdigt.
wird für die beste Dissertation auf dem
Dr. Miklos Balint wurde mit dem „Grigore
Gebiet der Lichenologie in den vergange-
Antipa Award“ der Rumänischen Akade-
nen zwei Jahren vergeben. In seiner
mie der Wissenschaften geehrt. Er teilt
preisgekrönten Dissertation untersuchte
sich den Preis mit Dr. Lujza Ujvárosi von
Dal Grande die Populationsbiologie der
der Babes Bolyai Universität in Cluj, Ru-
Echten Lungenflechte (Lobaria pulmona-
mänien. Mit dem „Grigore Antipa Award“,
ria).
benannt nach einem bedeutenden rumä-
Grundlagenverständnis der Populations-
nischen Zoologen, Ökologen und Meeres-
biologie der Flechte und helfen abzu-
F, nach Frankfurt holen. Auf der diesjähri-
Seine
Ergebnisse
vertiefen
das
RÜCKBLICK:
JAHRESTAGUNG DES ARBEITSKREISES MAKROÖKOLOGIE Können sich Tier- und Pflanzenarten an den Klimawandel anpassen oder sterben sie aus? Und was beeinflusst die globale Verteilung der biologischen Vielfalt? Diese und weitere Fragen wurden vom 29.2. bis 2.3.2012 auf der 6. Jahrestagung des Arbeitskreises Makroökologie der Gesellschaft für Ökologie im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt diskutiert. Im Fokus standen u.a. neue Modellierungsansätze und -methoden zur besseren Vorhersage der Auswirkungen des Klimawandels auf Arten und Ökosysteme, insbesondere unter Berücksichtigung biotischer Interaktionen. Die 2007 ins Leben gerufene Veranstal-
PERSONALIEN:
tung ist die einzige regelmäßig stattfin-
DOKTORAND HÄLT BESTEN NACHWUCHSVORTRAG AUF GFBS-JAHRESTAGUNG
dende Tagung im Bereich Makroökologie in Europa. Organisiert haben sie dieses Jahr die BiK-F-WissenschaftlerInnen Dr.
Auf der 13. Jahrestagung der Gesellschaft
reich ist, um Ordnung in das Chaos inner-
Christian Hof, Dr. Susanne Fritz und Prof.
für Biologische Systematik (GfBS) in Bonn
halb einer Gruppe von Mikrogastropoden
Dr. Katrin Böhning-Gaese, Leiterin des
wurde Alexander M. Weigand, Doktorand
(Eupulmonata, Ellobioidea, Carychiidae)
Arbeitskreises Makroökologie. Gegenüber
im Projektbereich „Evolution und Klima“,
zu bringen. Mit Hilfe von DNA-Barcoding
dem Vorjahr hat sich die die Zahl der Kon-
mit dem 1. Preis für den besten Nach-
gelang es, 50 % kryptische Diversität auf-
ferenzteilnehmer in 2012 mehr als ver-
wuchsvortrag ausgezeichnet. In seinem
zudecken, etablierte Art-Hypothesen zu
doppelt.
Vortrag: „Why DNA barcoding comple-
re-evaluieren und potentiell diagnostische
ments microgastropod taxonomy“. zeigte
Merkmale auf ihren Informationsgehalt zu
er auf, dass DNA-Barcoding äußerst hilf-
testen.
PERSONALIEN:
MAINCAMPUS STIPENDIEN AN BIK-F WISSENSCHAFTLERINNEN UND -WISSENSCHAFTLER VERGEBEN Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie
hungsverantwortung, Tanja Zimmermann
wurden Ende Februar Dr. Oliver Friedrich,
bekommt
Postdoc und Emmy-Noether Nachwuchs-
Doktoranden bei ihrer Promotion unter-
gruppenleiter am BiK-F, und Tanja Zim-
stützt. Mit dem interdisziplinär ausgerich-
mermann, Doktorandin am BiK-F, in das
teten Stipendiatenwerk fördet die Stiftung
Stipendiatenwerk MainCampus der Stif-
junge
tung Polytechnische Gesellschaft Frank-
wissenschaftlicher
furt aufgenommen.
Begabung und großem Persönlichkeitspo-
Oliver Friedrich erhält ein Educator-Sti-
tenzial am Ausbildungs- und Forschungs-
pendium für Wissenschaftler in Erzie-
standort Frankfurt am Main.
ein
Doctus-Stipendium,
Menschen
mit oder
–6–
das
herausragender künstlerischer Teilnehmer der 6. Jahrestagung des Arbeitskreises Makroökolgie der GfÖ, Foto: Matthias Dehling, BiK-f.
BiK F
Newsletter des Biodiversität und Klima Forschungszentrums VERANSTALTUNGEN:
WAS BIOLOGISCHE VIELFALT FÜR UNSERE GESUNDHEIT BEDEUTET – NEUE VORTRAGSREIHE AB MÄRZ 2012 Das Thema Gesundheit betrifft jeden
siert werden. Die biologische Vielfalt ver-
Menschen hautnah. Im Rahmen einer
ändert sich derzeit durch den Klimawan-
neuen Vortragsreihe, die Senckenberg in
del und weitere menschliche Einflüsse
Kooperation mit BiK-F veranstaltet, erhal-
maßgeblich. Dies hat weitreichende ge-
ten Zuhörer an acht Abenden Einblick in
sundheitliche Folgen, beispielweise, wenn
das komplexe Zusammenspiel menschli-
durch
che Gesundheit und biologischer Vielfalt.
Deutschland Mücken heimisch werden,
Aus
Medikamente
die potentielle Krankheitsüberträger sind,
gewonnen, Spinnenseide kommt in der
oder wenn sich die von Allergikern ge-
Chirurgie zum Einsatz und Heilpflanzen
fürchtete Pollensaison verlängert.
sind in vielen Ländern immer noch die am
Die Vorträge finden im vierzehntägigen
häufigsten verwendete Medizin - um nur
Rhythmus am Mittwochabend im Sen-
einige der positiven Aspekte zu nennen.
ckenberg Naturmuseum statt. Los geht’s
Unter dem Titel „Natur wirkt!?“ soll aber
am 14. März.
Tiergiften
werden
steigende
Temperaturen
in
auch die “Kehrseite“ der Natur themati-
VERANSTALTUNGSHINWEISE VERANSTALTUNGEN:
14.03.2012
Vortrag „Heilen mit dem Baobab: Pflanzenvielfalt in der
BIK-F BETEILIGT SICH AM WISSENSCHAFTSJAHR 2012
19h
traditionellen Medizin Westafrikas “
Dr. Julia Krohmer (BiK-F, Frankfurt am Main)
28.03.2012
Vortrag „Gesunde Vielfalt?- Virusdiversität in tropischen
Wissen-
19h
Regenwäldern “
schaftsjahres des Bundesministeriums für
Dr. Sandra Junglen (Institut für Virologie, Universität Bonn)
11.04.2012
Vortrag „Spinnenseide – Wunderwerkstoff in der plastischen
19h
Chirurgie “
Christina Allmeling (Medizinische Hochschule Hannover)
Herausforderungen eines sich verändern-
02.05.2012
Vortrag „Gefährliche Gäste - Parasit-Wirt-Beziehungen in
den globalen Ökosystems zu beschäfti-
19h
terrestrischen und aquatischen Ökosystemen“
gen. Um den persönlichen Kontakt mit
Prof. Dr. Sven Klimpel (BiK-F), Frankfurt am Main, und Sencken-
der Forschung zu erleichtern gibt es die
berg Deutsches Entomologisches Institut, Müncheberg)
16.05.2012
Vortrag „Die Bedeutung von Natur und naturnahen
19h
Räumen für Gesundheit und Lebensqualität“
Prof. Dr. Claudia Hornberg (Universität Bielefeld)
Das
diesjährige
Thema
des
Bildung und Forschung lautet „Die Zukunft der Erde“. Zahlreiche Veranstaltungen sollen eine breite Öffentlichkeit dazu anregen, sich mit Nachhaltigkeit und den
Plattform www.forschungsboerse.de, über die Schulen Forschende unterschiedlicher Disziplinen ins Klassenzimmer holen können.
BiK-F-Wissenschaftlerinnen
und
30.05.2012
Vortrag „Ambrosia & Co. - wie wirkt sich der Klimawandel auf
bucht“, um z.B. anlässlich der hessischen
19h
allergene Pflanzen aus?“
SchulKinoWochen in verschiedenen Dis-
Prof. Dr. Oliver Tackenberg (BiK-F und Goethe-Universität,
kussionsrunden zu Fragen der Nachhal-
Frankfurt am Main)
-Wissenschaftler
wurden
bereits
„ge-
tigkeit BiK-F und seine Forschungsthemen zu vertreten.
Alle Vorträge finden im Festsaal des Senckenberg Naturmuseum Frankfurt statt.
IMPRESSUM Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt am Main Redaktion: Sabine Wendler, E-mail: sabine.wendler@senckenberg.de
Mehr Informationen über BiK-F online unter: www.bik-f.de –7–