Der OÖ Jäger, N°175, Juni 2022

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REFUGIUM (SCHUTZ)WALD

Das Wild als „Sündenbock“? TEXT & FOTOS: MAG. CHRISTOPHER BÖCK

Das Wild, und hier vor allem das Schalenwild, wird in manchen Kreisen als Schädling im Wald angesehen. Genaugenommen trägt es eigentlich keinerlei Schuld an den von Menschenhand gemachten Problemen in der heutigen Kulturlandschaft. Es sucht sich nur die Räume aus, in denen es ungestört und artgerecht leben kann, nämlich Waldbereiche, die vom Menschen gemieden werden, weil sie zum Beispiel steil, unwegsam und nicht rentabel sind, aber dennoch für den Menschen wichtig: Schutzwälder. Das primäre Problem im Bereich „Schutzwald – Wild“ ist also der Mensch. Es besteht nämlich ein Konflikt zwischen seiner Nutzung der Natur, hier im speziellen der Berge und Bergwälder, und des Lebensraumes unserer Wildtiere, im speziellen des Rot-, Reh- und Gamswildes (und auch der Raufußhühner), der sich eben genau in diesen montanen Bereichen befindet. Das soll aber nicht als Argument verstanden werden, um die notwendige jagdliche Regulierung zu minimieren; doch eine Objektivierung ist allemal notwendig. Durch die zunehmende Attraktivität der halbwegs intakten

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Umwelt in Oberösterreichs Bergen und infolge des gesteigerten Freizeitverhaltens der Menschen in diese Bereiche hinauszugehen, gibt es für die erwähnten Schalenwildarten immer weniger Ruhegebiete und Äsungsmöglichkeiten. Alle drei Wildarten haben einen bestimmten Äsungsrhythmus, der von der Pansengröße und der Art des Futtermittels bestimmt wird (Reh als Konzentratselektierer, Hirsch und Gams als Inter> mehr Raufutteranteil). mediärtyp –– Wenn dieser Rhythmus, bedingt durch menschliche Störungen, zu denen neben Tourismus und Sport bedingt auch die Jagd zählt, nicht eingehalten wird

und das Wild die Äsungsflächen nicht aufsuchen kann, muss im Wald – und hier eben im „Rückzugsgebiet“ Schutzwald – Nahrung gesucht werden.

AB WANN GILT EINE STÖRUNG ALS STÖRUNG? Von Störung wird in der Regel dann gesprochen, wenn ein Tier auf Ereignisse mit „Feindverhalten“ (Flucht oder Sich-Drücken) reagiert. Dauerbelastungen können so sehr zum Stress werden, dass in der Folge die körperliche Kondition sinkt und sich die Fortpflanzungsleistung vermindert. Ein Tier kann sich auch dann beeinträchtigt fühlen, wenn es nur sichert und nicht flieht oder sich aus „sicheren“ Einständen nicht mehr auf bestimmte Äsungs- oder Balzplätze wagt. Demzufolge sollten Störungen vor allem in den Winter- und Frühlingsmonaten so weit als möglich verrin-


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