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Serie: Der Frechsdachs

DER FRECHDACHS

… ist in allen heimischen Gefilden unterwegs, ungesehen durchstreift er Wald und Flur, er sieht alles, hört alles und äußert sich höchstselten dazu. Der Frechdachs hat wohl seine eigene Meinung zu den Dingen, die er sieht. Allerdings belässt er es meist bei einem Schütteln seines mächtigen Kopfes, einem Schnauben, einem vergnügten Schmunzeln.

Und doch gibt es Themen, die ihn so ganz und gar nicht unberührt lassen und über die er dann gerne sinniert.

VOM HERZSCHLAG DER NATUR …

Der Frechdachs spaziert meist durch die Natur und genießt, was diese so scheinbar selbstverständlich bereit ist zu verschenken. Dabei ist dem Frechdachs bewusst, dass er sozusagen gefahrenlos durch eine von Menschenhand geprägte Landschaft flaniert und ist darüber durchaus dankbar. Dennoch sollte alles immer im Gleichgewicht sein und da beginnt es bereits, das große Fragezeichen: Denn je vehementer der Mensch versucht die Natur zu beherrschen, je unabhängiger er sein möchte, desto öfter spürt er auch die Demütigungen, welche die Natur für ihn bereithält. Und als der Frechdachs letztens mit diesem Gedanken so durch den Wald spazierte, da ist er lange bei einem vom Rehbock verfegten Bäumchen gestanden. Je länger er dort so stand, desto mehr verstand er, dass es hier zwar um ein aktuelles Thema geht, welchem aber eine uralte Herausforderung zugrunde liegt. Da aber weder der Bock noch der Baum etwas von den für sie verborgenen Gründen des menschlichen Handelns wissen, liegt es eben an den Menschen eine Lösung zu finden. Und da ist dem Frechdachs etwas aufgefallen oder besser eingefallen: Die Natur hält nämlich immer dann eine Demütigung bereit, wenn der Mensch zu wenig auf das große Ganze schaut.

Und damit meint der Frechdachs weder den Baum noch den Bock, sondern was dazwischen liegt. Das Unkontrollierbare und Unveränderliche, welches letztendlich der Herzschlag alles Lebens in der Natur ist. Der jagende Mensch weiß um diesen Herzschlag der Natur durch seine Nähe zu ihr. Er alleine wird ihn aber nicht am Leben erhalten können. Dass alles wachsen und gedeihen kann, liegt in erster Linie nämlich nicht in der Hand des Menschen (dieser kann sich immerhin nicht mal ein einziges Haar schwarz oder weiß wachsen lassen). Nur, diese Tatsache vergisst der Mensch gerne und übersieht dabei völlig, dass er weder das Wild noch den Baum geschaffen hat.

Und weil dem Frechdachs heute mehr philosophisch als frech zumute ist, möchte er mit dem alten Aristoteles abschließen, der schon vor über 2000 Jahren wusste: ”Es zeichnet einen vernünftigen Geist aus, sich mit jenem Grad an Genauigkeit zufriedenzugeben, den die Natur zulässt und nicht dort Exaktheit zu suchen, wo nur eine Annäherung möglich ist.”

In diesem Sinne Weidmannsheil, euer Frechdachs