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Im Interview: Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger

Foto: Land OÖ

AGRAR-LANDESRÄTIN MICHAELA LANGER-WENINGER

Im Interview mit dem Oö Jäger betont Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger das Miteinander von Jagd und Landwirtschaft fokussieren und fördern zu wollen: „Die Interessen und auch handelnden Personen sind vielfach dieselben, warum also nicht diese Synergien nutzen?!“

Oö Jäger: Frau Landesrätin, Sie haben das Jagd- und Agrar-Ressort des Landes Oberösterreich vor gut einem halben Jahr übernommen. Welche Akzente wollen Sie im Bereich der Jagd setzen? Was ist Ihnen wichtig?

Michaela Langer-Weninger: Im Bereich der Jagd stehen in nächster Zeit mehrere Punkte auf der Agenda. Einiges, wie die Novellierung des Oö. Jagdgesetzes, befindet sich noch in den Kinderschuhen, anderes wie etwa die erste Verordnung zur Entnahme von Fischottern dagegen bereits in der Finalisierung. Ganz generell ist es mir wichtig, das gute Einvernehmen mit dem Oö. Landesjagdverband sowie das Miteinander von Jagd und Landwirtschaft weiter zu stärken. Jäger und Landwirte haben zahlreiche gleichgelagerte Interessen und Anliegen. Indem wir geeint und gestärkt auftreten, können wir unsere Forderungen und Interessen besser durchsetzen.

Inwiefern können die regelmäßig durchgeführten Begehungen der Vergleichs- und Weiserflächen die Zusammenarbeit von Jagd und Landwirtschaft positiv beeinflussen?

GEMEINSAM KÖNNEN WIR UNSERE INTERESSEN BESSER DURCHSETZEN“

Das Verhältnis des Vegetationszustandes innerhalb und außerhalb von Vergleichsflächen sowie der Verbissgrad auf sonstigen Weiserflächen sind eine wichtige Grundlage für die Abschlussplanverordnung. Letztere wiederum sorgt dafür, dass das Miteinander von Jagd und Land- & Forstwirtschaft gestärkt wird und stellt außerdem sicher, dass die Wald-Wild-Situation stimmt. Heuer waren die Ergebnisse etwas schlechter. Das hat mit mehreren Faktoren zu tun. Für die Jagd heißt das aber, „am Drücker“ zu bleiben.

Ein gemeinsames und hochaktuelles Thema von Jagd und Landwirtschaft ist der steigende Freizeitdruck auf Wald und Flur. Wie kann eine Lösung für diese herausfordernde Situation aussehen?

Eine landesweite Arbeitsgruppe mit dem Namen „Natur und Tourismus im Einklang“ widmet sich gerade dieser Frage und arbeitet an konkreten Lösungen. Diese Gesprächsrunden stimmen mich positiv, dass es trotz der unterschiedlichen Interessen am Ende ein zufriedenstellendes Ergebnis für alle Beteiligten geben wird. Trotz aller Kompromissbereitschaft machen wir dabei als Vertreter der Jäger- und Landwirtschaft aber auch klar: Ein guter Naturschutz beginnt mit einer breiten Akzeptanz und dem gegenseitigen Verständnis für gesetzte Maßnahmen.

Ob nun im Wald, auf Wanderwegen entlang von Wiesen und Äckern oder auf der Alm: Respekt, Rücksichtnahme und Sensibilität sollten stets mit im Gepäck sein. Nur so kann die Natur auch weiterhin ihren vielfältigen Nutzen erfüllen, sprich Lebensraum für Wildtiere, Erholungsraum für den Menschen und Lebensmittel- und Produktionsgrundlage für die Land- und Forstwirtschaft sein.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) grassiert in Europa. Wie stellt sich aktuell die Lage in und rund um Österreich dar?

Fakt ist, die ASP-Fälle rücken immer näher an unsere Landesgrenzen heran. Nach ersten Fällen 2020 in Deutschland ist heuer auch bei unserem südlichen Nachbarn, Italien, ein ASP-positives Wildschwein gefunden worden. Damit bleibt die Gefahr, die Tierseuche nach Österreich einzuschleppen, hoch. Zusätzlich verschärft wird die Lage durch die aktuelle Flüchtlingswelle infolge des Ukraine-Kriegs. Weggeworfene Lebensmittelreste, im Besonderen Schweine- sowie Wildschweinfleisch(produkte) aus von der ASP stark betroffenen Gebieten wie beispielsweise Polen, sind große Risikofaktoren für ein Einschleppen bzw. eine schnellere Verbreitung der Seuche. Vor diesem Hintergrund kommt dem ASP-Monitoring der AGES und den neugeschaffenen Präventionsmaßnahmen große Bedeutung zu. Doch auch das betone ich: Frühzeitige Erkennung ist eine der wichtigsten Maßnahmen bei der erfolgreichen Tierseuchenbekämpfung, sodass den Jägerinnen und Jägern eine zentrale Rolle im ASP-Management zukommt. Sie kennen ihr Revier, sind laufend, wenn nicht täglich im Jagdgebiet unterwegs und wissen um die bevorzugten Aufenthaltsorte des Schwarzwildes. Durch die Kadaveruntersuchungen von verendeten Wildschweinen und das Wissen der Jäger um die notwendigen Präventionsmaßnahmen, leisten sie wichtige Arbeit im Kampf gegen die ASP – und damit wichtige Präventionsarbeit für die heimische Schweinebranche.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Sie sind Nicht-Jägerin, aber könnte Sie die Jagd begeistern?

Die Jagd ist Begegnung mit der Natur und mit typisch österreichischen Traditionen. Schon alleine diese zwei Dinge begeistern mich – wie auch viele andere Menschen, die selbst (noch) keine Jagdkarte haben. Durch unsere Jägerinnen und Jäger wird der Bestand an Wildtieren gesund gehalten und reguliert. Dieses Herstellen einer ökologisch und wirtschaftlich tragbaren Wilddichte verhindert Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Kulturen, sichert das Aufkommen des Jungwaldes und sorgt für den Erhalt der heimischen Kulturlandschaft.

Begeistert bin ich aber auch vom Endprodukt der Jagd, dem Wildbret. Meine Familie und ich freuen uns jedes Jahr auf den ersten Maibock! In diesem Sinne Weidmannsheil!