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Von der Peripherie

Statt an den Rand unserer eigenen Gesellschaft in der Schweiz blicken wir in dieser Ausgabe weit über diesen hinaus: An den Rand Europas nach Rumänien und an die Peripherie der den meisten vertrauten Welt: nach Kirgistan in Zentralasien. Uns ist wenig bekannt über die Menschen in diesen Ländern, die weltpolitisch kaum vorkommen. Wir treffen auf Menschen, die an Orten aufwachsen, von denen die meisten fliehen, sobald sie können. Weil sie dort kaum über die Runden kommen, selbst wenn sie hart arbeiten. Und weil die Perspektive fehlt, dass sich dies in absehbarer Zeit ändert.

Vielleicht können sich manche noch an Zeiten erinnern, als auch in der Schweiz die Arbeit beinhart und die Bedingungen schlecht waren und die Jugend floh, sobald sich die Gelegenheit dazu bot? Strassenzeitungsverkäufer Daniel aus Rumänien verkauft in Norwegen das Magazin =Oslo. Manche seiner älteren Kund*innen erzählten ihm davon, dass auch sie in Armut aufgewachsen seien, ganz so wie viele Kinder in Rumänien heute noch, sagt er in der Reportage aus seinem Heimatdorf. Mehr dazu ab Seite 16.

Auch die Mädchen, die vor der Kulisse des Pamirgebirges Eishockey trainieren, müssen hart arbeiten, wenn sie nicht gerade die Schulbank drücken oder übers Eis flitzen. Wie in Rumänien gibt es auf dem Land in Kirgistan ausser Hausarbeit und bäuerlicher Selbstversorgung nur wenig Möglichkeiten, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Wer kann, geht zum Arbeiten ins Ausland. Dass gerade Eishockey eine zusätzliche Chance auf eine erfolgreiche Zukunft bietet, daran glauben nicht alle Eltern gleichermassen. Gut, dass der Trainer ein Vater aus dem Dorf ist, der sich selbst einen Job schaffen und dem weiblichen Nachwuchs eine sinnvolle Beschäftigung bieten will, ab Seite 8.

8 Zukunftsperspektive

Auf g elesen

News aus den über 90 Strassenzeitungen und -magazinen in 35 Ländern, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Winzige Veränderungen, grosser Effekt

Das in Portland, USA, ansässige Animationsstudio LAIKA ist bekannt für Stop-Motion-Animation. Man darf nicht vergessen: Auch bei dieser Filmtechnik werden 24 Bilder für eine Sekunde Film benötigt. Früher arbeitete man mit Knete und einer Art Auswechseltechnik, wo verschiedene handgeformte Gesichter je nach Stimmung der Figur entsprechend ausgewechselt werden. Um die Physik der Bewegungen zu verstehen, nimmt LAIKA Schauspieler*innen auf, die sich durch die Handlungen der einzelnen Figuren bewegen, während sie entsprechende Kleidungsstücke tragen. Dies wird als Vorlage für die Puppenanimationen verwendet. Und man muss sagen: Die Figuren entpuppen sich so als richtig gute Darsteller*innen.

Weniger Geld für Essen

Armutsbetroffene sind in Deutschland häufig auf Discounter-Ware angewiesen. Nun hat eine Analyse der Verbraucherorganisation Foodwatch herausgearbeitet, dass gerade diese im vergangenen Jahr besonders teuer geworden ist. Die Preise bei den Eigenmarken der grossen Discounterketten sind demnach doppelt so stark gestiegen wie bei Markenprodukten –sie kosteten im Januar 2023 im Schnitt 31 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Durchschnittlich lag die Inflation bei Lebensmitteln in Deutschland bei 20 Prozent, doppelt so hoch wie die reguläre. Bereits vor dem Anstieg der Preise waren 12,5 Millionen Menschen im nördlichen Nachbarland von Ernährungsarmut betroffen. Oft ist nun auch reine Sättigung nicht mehr gewährleistet, sagt die Landesarmutskonferenz Niedersachsen – ein Zusammenschluss von Verbänden, Gewerkschaften und Initiativen.

Weniger Platz für Autos

Barcelona ist zwar ein beliebtes Reiseziel, doch Staus, Lärm, Abgase und fehlende Grünflächen machen der Metropole zu schaffen. Nun sollen 503 sogenannte Superblocks entstehen. Mit dem 2016 initiierten Projekt soll dem Klimawandel und den Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung getragen werden. Durch ein ausgeklügeltes Einbahnstrassensystem und eine radikale Verkehrsberuhigung können rund 60 Prozent der bisher von Autos genutzten Strassen für andere Nutzungen frei werden.

Malaria: Ghanas neuer Impfstoff

Jedes Jahr sterben über 600 000 Menschen an Malaria, die grosse Mehrheit davon Kinder im subsaharischen Afrika, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. in Ghana, wo gut 30 Millionen Menschen leben und Malaria endemisch ist, erkrankten 2021 5,3 Millionen Menschen, geschätzt 12 500 starben. Die Fieberschübe führen zu Blutarmut und können weitere Infektionen auslösen. Auch das Wachstum und die kognitive Entwicklung der Kinder werden beeinträchtigt.

Als erstes Land der Welt hat Ghana nun einen ne uen Impfstoff für Kinder zwischen fünf Monaten und drei Jahren zugelassen – noch bevor die finale Phase-3-Studie veröffentlicht wurde. Dies ist ungewöhnlich. Doch mit 77 Prozent ist die Schutzwirkung von R21/MatrixM, wie der von der Universität Oxford entwickelte Impfstoff heisst, deutlich höher als beim bisher zugelassenen Impfstoff. Und es sollen pro Jahr mehr Dosen hergestellt werden können. Beim Vorgängerimpfstoff sind es 100 000 Dosen. Bei R21/Matrix-M sollen es über 200 Millionen Dosen werden, wie der Impfstoffhersteller ankündigt. Gemäss der WHO benötigen pro Jahr 25 Millionen Kinder je drei Impfstoff-Dosen plus einen Booster ein Jahr später.

Es ist das erste Mal, dass als Erstes ein afrikanisches Land einen wichtigen Impfstoff genehmigt, vor europäischen oder nordamerikanischen Ländern. Seit der CoronaPandemie – und der Erfahrung, als Letztes an die Reihe zu kommen –seien afrikanische Behörden proaktiver, sagt Adrian Hill von der Universität Oxford. LEA

An dieser Stelle berichten wir alle zwei Wochen über positive Ereignisse und Entwicklungen.