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LITERARISCHE SEITEN

Schon gelesen?

Krimis Katastrophiges von Robert Brack

Robert Brack, Ellert & Richter, ISBN 978-38319-0802-8, broschiert, € 12,40

Krimis gibt es wie Kiesel an der Elbe. Robert Brack, geboren 1959, setzt daher immer noch einen drauf: Krimi plus eine Naturkatastrophe, die zusätzlich Druck auf den Plot ausübt. Seine neuesten Bücher sind „Blizzard“ und „Dammbruch“. Dezember 1978: Bankräuberin Gisela freut sich auf die Entlassung ihres Komplizen Frieder aus dem Gefängnis. Als Überraschung plant sie den Überfall auf ein Juweliergeschäft in Hamburg. Nach einer Schießerei schließt sich die undurchsichtige Simona der Bande an. Die Flucht führt geradewegs in die zerstörerische Schneekatastrophe, die Norddeutschland zum Jahreswechsel überfällt. Blizzard: Einbrecher Lucius „Lou“ Rinke, frisch aus der Haft entlassen, plant seinen letzten großen Coup. Nur leider hat er seine Rechnung ohne das Sturmtief „Vincinette“ gemacht, das am 16. Februar 1962 mit zerstörerischer Gewalt über die Hansestadt hereinbricht. Auch ahnt er nicht, dass er ausgerechnet in dieser Nacht einer Frau begegnen wird, die ihre ganz eigene Auffassung von der Durchsetzung von Gerechtigkeit hat ...

Gesellschaft Warum wir Familie und Freunde an radikale Ideologien verlieren

Dana Buchzik, Rowohlt, ISBN 978-3-49900746-0, Paperback, € 16

„Und wie wir sie zurückholen können“, lautet der Untertitel dieses Buches, das sich eines der schmerzlichsten Probleme dieser Tage annimmt. Was tun, wenn Großvater, Ehefrau, Mutter oder Freund plötzlich die große Verschwörung wittern? Was tun, wenn Fakten plötzlich keine Rolle mehr spielen, wenn das eigene Irren nicht mehr als realistisches Szenario gelten darf? Oftmals fehlen Strategien, um miteinander im Kontakt und Gespräch zu bleiben. Dana Buchzik erklärt die Psychologie hinter dieser Entfremdung, sie zeigt Strategien auf, wie jeder Einzelne den Kontakt zu Betroffenen aufrechterhalten und konfliktärmer gestalten kann.

Sci-Fi Trinker, Cowboys, Sonderlinge

Ronald D. Gerste, Klett-Cotta, ISBN 978-3-608-96481-3, Taschenbuch, € 10

„Amerika, du hast es besser“, befand Goethe. „Nicht immer“, korrigiert der Leser nach der Lektüre dieses Buches, dessen Titel alles sagt. 13 Präsidenten werden hier porträtiert und dabei überaus lebendig. Wir geraten an Individualisten, verkappte Bücherwürmer, Mörder, Machos, Demagogen und erfolgreiche Manager. Selbstredend ist Donald Trump vertreten, aber auch hierzulande wenig bekannte Ex-Präsidenten, wie z. B. Andrew Jackson.

Genre Ein Abend mit Bernhard Schlink

Mi., 2. März, 20 Uhr, Altonaer Theater, Museumstraße 17, Altona

Mit seinem Roman „Der Vorleser“ wurde Bernhard Schlink weltberühmt. Sein aktuelles Buch heißt „Die Enkelin“ – und wie alle seine Bestseller handelt auch dieser Roman von der neueren deutschen Geschichte und von der destruktiven Kraft von Lebenslügen. Auf Einladung der Buchhandlung Heymann liest der Autor im Altonaer Theater und erzählt, warum es ihm wichtig ist, deutsche Zeitgeschichte in seine Erzählungen einfließen zu lassen. Das Gespräch mit dem Autor führt die NDR-Literaturkritikerin Annemarie Stoltenberg. Die Veranstaltung findet unter 2G-Bedingungen statt. Eintritt 18 Euro.

Die Topseller im Westen ...

Jeden Monat ermittelt der HAMBURGER KLÖNSCHNACk unter den hiesigen Buchhändlern die Top-Titel der Elbvororte.

BLANKENESE Kurt Heymann

„Die Enkelin“, Bernhard Schlink, Diogenes, € 25 WEDEL Kurt Heymann

„Stay away from Gretchen“, Susanne Abel, dtv, € 20 SCHENEFELD Kurt Heymann

„Hast du uns endlich gefunden“, Edgar Selge, Rowohlt, € 24 BLANKENESE Kortes

„Oh William!“, Elizabeth Strout, Luchterhand, € 20 KLEIN-FLOTTBEK Thalia

„Offene See“, Benjamin Myers, DuMont, € 12 OTHMARSCHEN Harder

„Hast du uns endlich gefunden“, Edgar Selge, Rowohlt, € 24

Für Sie entdeckt und gelesen ...

Science-Fiction Dave

Raphaela Edelbauer, ClettCotta, ISBN 978-3608964738,

Hardcover, € 25 Bereits der Name dieses überbordenden Romans ist eine Anspielung. Wie in Stanley Kubricks Film 2001 – Odyssee im Weltraum geht es um eine künstliche Intelligenz. Die Gesellschaft wurde stark hierarchisiert und alles dem Ziel untergeordnet, die Außenwelt wieder bewohnbar zu machen. Man hat sich zusammengetan, um Dave zu erschaffen, eine Superintelligenz. Dave soll die Probleme der Menschheit eliminieren. Im Zentrum der Geschichte steht Syz, ein Programmierer. Er schreibt Scripts für Dave und glaubt an das Projekt. Doch dann passiert etwas Erstaunliches und Syz rückt näher an Dave heran, als er es sich erhoffte. Er gelangt ins Zentrallabor und wird Teil des inneren Kreises. Was er dort erfährt, lässt ihn an allem zweifeln. Wozu soll Dave wirklich dienen? Austrizismen und Synonyme entfalten im Roman einen riesigen Wortschatz, der teils skurril wirkt und unnötig, bis man begreift, dass es Syz’ ist, der nach Worten sucht, um die Welt tatsächlich zu erfassen – wie limitiert ist dagegen eine Programmiersprache? Dave kann nur so gut sein, wie seine Scipts. Und es werden viele benötigt. So viele, bis Dave sich von selbst entwickeln kann. Es wird ein gigantischer Fundus an Erfahrung benötigt und immer wieder kommen die Fragen auf, die sich auch die heutige Wissenschaft im Bezug auf Künstliche Intelligenz stellt. Dieser Roman, der mit dem österreichischen Buchpreis 2021 ausgezeichnet wurde, ist eine aberwitzige Dystopie und Satire – schräg, spannend und nachdenklich. Ein Volltreffer. MW