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GLAUBE & RELIGION

BUCHTIPP Die Neuerfindung der Religion

Wir alle, egal ob Kritiker oder Befürworter, treffen immer wieder Annahmen über Religion. So nehmen wir an, dass es bei Religion darum geht, einen festen Glauben zu haben oder ein guter Mensch zu sein. Wir gehen davon aus, dass sich religiöse Menschen eher mit spirituellen Dingen beschäftigen oder religiöse Ideen und Praktiken irgendwie zeitlos sein sollen. Solche Thesen verschleiern laut Peter Moore, dass Religion im Wesentlichen das Streben der Menschheit ist, ganz und gar menschlich zu werden. Seine Darstellung stellt unser Verständnis von Glauben infrage und plädiert dafür, dass Religionen offen für ihre Neuerfindung bleiben sollten, um sowohl praktisch wie intellektuell vernachlässigte Traditionen wiederzuentdecken und neue Wege nach vorne zu finden. Mit Feingefühl und Leidenschaft geschrieben, trifft dieses Buch den Kern der laufenden Debatten über die Gültigkeit und den Sinn von Religion.

Midas Sachbuch, Roger Moore, 304 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-03876-548-6, €22

COVID-19 Impfen in der Jerusalem-Kirche

Seit Mitte Dezember werden in den Räumlichkeiten der Jerusalemkirche durch ein professionelles Impfteam Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen durchgeführt. Es wurden bereits mehrere Tausend kostenloser Impfdosen verabreicht. Hinter der Impfpraxis, in der mehrere 100 Impfungen pro Tag durchgeführt werden können, steht ein Team aus über 20 Ärztinnen und Ärzten unter der Leitung von Dr. Nora Bilir. Die impferfahrene Internistin hat das kleine Impfzentrum in der Kirche auf eiDr. Nora Bilir hat eine Impfpraxis in der Jerusalem-Kirche aufgebaut gene Kosten und ohne staatliche Zuschüsse aufgebaut – um die Schließung des großen Impfzentrums zumindest teilweise aufzufangen und die Hausarztpraxen zu entlasten. Geimpft wird im 170 Quadratmeter großen Festsaal im 1. Stock der Jerusalem-Kirche, der so ausgebaut wurde, dass sechs Impfkabinen zur Verfügung stehen. Bei schlechtem Wetter und hohem Andrang kann in der Kirche gewartet werden. Obwohl ein Impfwunsch ohne Terminvereinbarung bestenfalls vermieden werden sollte, wird niemand abgewiesen, der geimpft werden möchte. Sofern freie Impfdosen verfügbar sind, wird jeder noch am selben Tag geimpft oder bekommt einen zeitnahen Termin. Weitere Informationen, Öffnungszeiten und freie Termine können unter www.praxis-bilir.de eingesehen werden.

Jerusalem-Kirche, Schäferkampsallee 36, Eimsbüttel

BUNDESWEHR Jüdische Militärseelsorge

Der Aufbau der Jüdischen Militärseelsorge in der Bundeswehr geht voran. In der Hamburger Clausewitz-Kaserne, einer Liegenschaft der Führungsakademie der Bundeswehr, entsteht eine Außenstelle des Militärrabbinats mit Sitz in Berlin. Zwei Militärrabbinerinnen oder -rabbiner und ihre Mitarbeitenden werden von Hamburg aus Dienststellen in Norddeutschland betreuen. Militärbundesrabbiner Zsolt Balla sagte während seines Besuchs in der Führungsakademie: „Aufgabe unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird unter anderem die Seelsorge für jüdische und auch nichtjüdische Soldatinnen und Soldaten sowie deren Angehörige sein, zudem der Lebenskundliche Unterricht.“ Generalmajor Oliver Kohl hieß Militärbundesrabbiner Zsolt Balla herzlich willkommen. Der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr FOTO: KATHARINA ROGGMANN / BUNDESWEHR betonte: „Ich begrüße es sehr, dass das Militärbundesrabbiner Zsolt Balla Militärrabbinat bald auch in Hamburg zu Hause ist. Dies bereichert die bewährten ethischen und seelsorgerischen Angebote für alle Frauen und Männer in der Bundeswehr.“ Außer in Hamburg werden Rabbinerinnen und Rabbiner in Köln, Leipzig und München ihren Dienst aufnehmen. Eine Außenstelle mit dem Schwerpunkt Einsatz entsteht in Schwielowsee bei Potsdam, wo sich das Einsatzführungskommando der Bundeswehr befindet.

SEXUALITÄT & GESCHLECHTLICHKEIT Wie Gott uns schuf – Outing in der Kirche

Es ist die wohl größte Coming-out-Aktion, die es in der katholischen Kirche jemals gegeben hat: 125 Mitarbeitende der katholischen Kirche sind unter dem Namen „#OutInChurch“. Für eine Kirche ohne Angst“ online an die Öffentlichkeit gegangen. Die Initiative fordert eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, denn aktuell ist die sexuelle Orientierung im- FOTO: JEREMY BEZANGER ON UNSPLASH mer noch ein Kündigungsgrund – somit riskieren die Unterzeichnenden ihren Job. Weiterhin sollen diffamierende Aussagen über Sexualität und Geschlechtlichkeit Die Forderungen nach Veränderungen in der katholischen Kirche werden lauter aus der Lehre gestrichen werden. Die Initiative ruft alle LGBTI+-Personen mit einer Tätigkeit in der katholischen Kirche dazu auf, sich anzuschließen. An alle Bischöfe wird appelliert, Unterstützung auszudrücken. Das tat unter anderem bereits der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Er sprach den Betroffenen Respekt und Verständnis aus. „Eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein“, hieß es in seiner Stellungnahme. „Wir sind stets zur Authentizität und Transparenz aufgerufen vor Gott und selbstverständlich auch voreinander! Davor darf und soll es keine Furcht geben.“ Weiterhin sagte Heße, er sei zum Dialog bereit und bot den Unterzeichnenden aus dem Erzbistum Hamburg ein Gespräch an. Zeitgleich zum Outing ist das Buch „Out in Church“ im Verlag Herder erschienen. Die Herausgebenden haben Erfahrungen und Geschichten von LGBTI+-Mitarbeitenden der katholischen Kirche gebündelt. Dazu erklären Experten, welche psychischen Auswirkungen es haben kann, wenn sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität verheimlicht werden müssen. In der exklusiven ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“, für die Journalist Hajo Seppelt fast zehn Jahre recherchierte, kommen nicht heterosexuelle Menschen im Dienst der katholischen Kirche zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen.