bodo Dezember 2019

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bodo DAS

12 | 19 Die besten Geschichten auf der Straße

IN STRASSENMAGAZ

2,50 Euro Die Hälfte für den Verkäufer

Wünsch Dir was! Seite 25

Wie man Unsichtbare zählt Seite 18

ANGELO KELLY OJE, TANNENBAUM

Was Obdachlosen hilft

AU F DE R M L A R E I T N RE Seite 48

W E IH N AC N E D R Ü F R E F L E H 12

WO HEINZ WOHNT EIN GUTES JAHR

H T SM A N N NUR MIT AUSWEIS

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IMPRESSUM

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de

INHALT

Über den Berg

Von Olaf Neumann

Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Alexandra Gehrhardt, Harald, Wolfgang Kienast, Max Florian Kühlem, Werner Lüttkenhorst, Olaf Neumann, Hubert Ostendorf, Bastian Pütter, Petra von Randow, Sebastian Sellhorst Titel: Shutterstock.com Bildnachweise: Christian Barz (S. 4, 33), Franklin Berger (S. 48), Bianka Boyke (S. 16), Geierabend Presse (S. 8), Harald Hoffmann (S. 37), Birgit Hupfeld (S. 33, 38), Carsten Klick (S. 6), Kira-Kristin Köckler (S. 40, 41), picture alliance / Eibner-Pressefoto (S. 5), Rentieralm (S. 42, 43, 44, 45), Reuters / Aly Song (S. 16), Daniel Sadrowski (S. 3, 12, 13, 14, 15, 22, 23, 40), Sebastian Sellhorst (S. 2, 7, 8, 9, 10, 11, 18, 19, 20, 21, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 53, 54, 55), Shutterstock.com (S. 22) Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 30.000 Exemplare, monatlich in BO, DO und Umgebung Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Januar-Ausgabe 10.12.2019 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 06. 2019 Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Vereinssitz: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund www.bodoev.de, facebook.com/bodoev

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25 Jahre nach ihrem großen Durchbruch mit „Over the Hump“ und einem selbstorganisierten Konzert in der ausverkauften Westfalenhalle kommt die Kelly Family an Weihnachten zurück nach Dortmund. Ein Gespräch mit dem einstigen Teenie-Idol Angelo Kelly.

Der Wald der Zukunft

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Oje, Tannenbaum. Vor allem der heimischen Fichte geht es schlecht. Deswegen werden auf Versuchsflächen nahe Arnsberg Baumarten angepflanzt, die vielleicht mit dem Klimawandel besser zurechtkommen: Sicheltannen, Edelkastanien, Zedern und Araukarien. Von Wolfgang Kienast

Wünsch Dir was

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Wir haben unsere Verkäuferinnen und Verkäufer gebeten, einen Wunschzettel zu schreiben. Naja, eher ein Wunschplakat. Mit nur einem Wunsch. Egal, ob klein oder groß, für sich selbst, für andere oder für alle Menschen. Und das kam heraus. Von Sebastian Sellhorst

Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt, Bastian Pütter 0231 – 950 978 0, redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de Buchladen, Spendenannahme Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenstraße 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 13 Uhr Spendenannahme Bochum: Kleiderkammer Altenbochum und Laer Liebfrauenstraße 8 – 10, 44803 Bochum Mo. 10 – 13 Uhr, Sa. 10 – 12 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Henriettenstraße 36, Ecke Bessemerstraße 44793 Bochum, Mo., Do., Fr. 11 – 14 Uhr Di. 11 – 17.30 Uhr, Mi. 8 – 14 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00 BIC: BFSWDE33XXX

Harald, bodo-Verkäufer am Geierabend Liebe Leserinnen und Leser, bald geht sie wieder los für mich, die schönste, aber auch anstrengendste Zeit des Jahres. Am 3. Januar beginnt auf Zeche Zollern der Geierabend, und ich werde natürlich auch dieses Jahr wieder jeden Abend vor und nach der Vorstellung mit der bodo für das Publikum bereitstehen. Nach der langen Pause freue ich mich riesig, das ganze Ensemble und alle Leuten hinter den Kulissen wieder zu treffen. Wenn ich richtig gezählt habe, habe ich dieses Jahr mein zehnjähriges Jubiläum auf Zeche. Auch von den Stammbesuchern gibt es mittlerweile so viele, die mich kennen, dass es sich so anfühlt, als gehöre ich mit zur Geierabend-Familie. Das lässt mich dann auch verschmerzen, dass ich doch jeden Abend bei Wind und Wetter eine ganze Weile unterwegs bin, bis ich mit meinem Roller auf Zeche Zollern ankomme. Da kann es abends auch mal spät werden. Und meine Kunden in der Innenstadt wollen ja auch morgens die bodo von mir haben. Jetzt wünsche ich allen Leserinnen und Lesern erstmal ganz viel Spaß mit unserer Weihnachts-bodo und ein paar schöne Feiertage. Ihr Verkäufer Harald

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EDITORIAL

04 Menschen | Angelo Kelly 07 Straßenleben | Ein gutes Jahr 08 Neues von bodo 12 Reportage | Der Wald der Zukunft 16 Das Foto 16 Recht | Gericht bestätigt Anspruch auf Schulcomputer 17 Kommentar | Ein Grundrecht als Verhandlungssache 17 Die Zahl 18 Interview | Wie man Unsichtbare zählt 21 Nachruf | Adolf 22 Wilde Kräuter | Gundermann 23 Kultur | Einfach machen! 24 Grußwort | Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 25 Fotostrecke | Wünsch Dir was! 33 Veranstaltungskalender | Verlosungen 39 Kinotipp | Aquarela 40 bodo geht aus | Denkma(h)l 42 Reportage | Auf der Rentieralm 46 Bücher 47 Eine Frage… | Weihnachten und das Erzgebirge 48 Interview | „Eine Notunterkunft ist keine Wohnung“ 52 bodo Shop | Leserpost 53 Leserpost | Rätsel 54 Verkäufergeschichten | Heinz

Liebe Leserinnen und Leser, schön, dass Sie hier sind. Wir hoffen, Ihnen gefällt unser buntes, weihnachtliches, gegensätzliches und wieder etwas umfangreicheres Dezemberheft. Bevor es in den Verkauf ging, musste es eine wichtige Hürde nehmen: Wie in jedem Monat stellten wir Titel und Inhalte bei Versammlungen in Bochum und Dortmund einem durchaus kritischen Publikum vor: unseren Verkäuferinnen und Verkäufern. Nur ihretwegen gibt es dieses Magazin. Erst danach muss das Heft sich auf der Straße bewähren und für Sie, liebe Kundinnen und Kunden, hoffentlich seinen Preis wert sein. Denn es sind die Erfolgserlebnisse bei einem Verkauf auf Augenhöhe – die erlebte Wertschätzung, die neue Rolle und Zugehörigkeit, die sich entwickelnden sozialen Kontakte –, die unseren VerkäuferInnen etwas geben, das vielen völlig abhanden gekommen war: Hoffnung auf die Veränderbarkeit der eigenen Lebenssituation. Und das ist die Voraussetzung dafür, in unseren Anlaufstellen gemeinsam mit uns die lange verdrängten Probleme um Wohnen, Gesundheit und Geld in Angriff zu nehmen. Mit bodo nehmen Menschen ihr Leben wieder selbst in die Hand. Danke, dass Sie sie mit Ihrem Einkauf unterstützen. Wir freuen uns, wenn Sie uns weiterempfehlen. Und vielleicht schauen Sie sich unsere diesjährige Spendenaktion an und unterstützen uns dabei, Obdachlosigkeit zu beenden. Denn die Straße ist kein Zuhause. Ein frohe Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr! Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

Ihre Meinung ist uns wichtig. Seite 52

Von Nothilfe bis Neuanfang: Helfen Sie helfen.

Vom heißen Getränk auf der Straße über unsere Anlauf- und Beratungsstellen bis zur Nachsorge nach den Housing-First-Grundsätzen: Wir begleiten Obdachlose erfolgreich zurück in eine eigene Wohnung. Mit Ihrer Hilfe. Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00

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MENSCHEN

Sie lebten auf einem Hausboot in Köln, trugen Hippieklamotten und wallendes Haupthaar: die singenden Geschwister der Kelly Family. 25 Jahre nach ihrem großen Durchbruch mit „Over The Hump“ und einem selbstorganisierten Konzert in der ausverkauften Westfalenhalle kommen sie an Weihnachten zurück nach Dortmund. Ein Gespräch mit dem einstigen Teenie-Idol Angelo Kelly (37) über Familienbande, Unabhängigkeit und die Schattenseiten des Erfolges. Von Olaf Neumann | Fotos: Christian Barz, Carsten Klick, picture alliance / Eibner-Pressefoto

„Ok Kids, zurück zur Musik!“

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S

ie feiern das Jubiläum eines Wendepunktes Ihrer Karriere: Vor „Over The Hump“ hatte die Kelly Family bereits zehn Alben veröffentlicht, diese jedoch nur auf der Straße verkauft. War es für Sie selber überraschend, dass sie zur meistverkauften Platte in Deutschland wurde und sich bis heute europaweit rund fünf Millionen Mal verkaufte? Wir merkten schon, dass sich da etwas auf baute. Noch während wir das Album aufnahmen, haben wir in Eigenregie die Westfalenhalle in Dortmund gebucht und sie von der Straße aus gefüllt. Das waren 17.000 Menschen. In dem Moment wussten wir: Das wird unsere neue Realität sein. Der klassische Weg ist, in Clubs zu spielen und darauf zu hoffen, gesignt zu werden. Wir haben aber die Straße gesucht und uns dort eine Fanbase aufgebaut. Auf diese Weise konnten wir bereits von dem Album vor „Over The Hump“ 300.000 Stück verkaufen. Das wäre heute eine Platinauszeichnung wert. Dadurch, dass die Verkäufe nicht registriert wurden, gingen wir aber in der Branche und in den Medien unter. Wir waren Subkultur. Und auf einmal konnte man überall unsere neue CD kaufen. In „We Had A Dream” singen Sie von Ihrem Traum: „One big family living in harmony”. Wie fühlt es sich an, wieder mit Ihren Geschwistern Musik zu machen? Was Jimmy da singt, bezieht sich darauf, was wir nach dem Tod unserer Mutter und den Auftritten in der Pariser Metro dachten: Was soll das alles? Das bringt doch nichts! Es war nicht alles schön, unser Leben hatte auch seine Schattenseiten. Aber das ist in jeder Familie der Fall. Heute hilft uns die Musik sicherlich. Wir sind sehr stolz auf das, was wir zusammen erreicht haben. Wir haben eigene Projekte ruhen lassen und sind zusammen viele Kompromisse eingegangen. Von unserem Vater haben wir alle den eigenen Kopf und den Freiheitswillen geerbt. Wir sind in den letzten 15 Jahren zu unseren eigenen Chefs geworden. Wenn dann sieben Leute zusammenkommen und sich unterordnen sollen, ist das echt nicht leicht.

„Wir haben aber die Straße gesucht und uns dort eine Fanbase aufgebaut.“

Sie spielten in der Band ursprünglich Schlagzeug und waren ab Ihrem 14. Lebensjahr Meisterschüler bei Weltstar Billy Cobham. Er gilt als einer der besten Schlagzeuger aller Zeiten. Haben Sie daran gedacht, ihn zu den Albumsessions einzuladen? So unfassbar gut Billy auch ist – das ist eher ein Folk-Rock-Pop-Album. Das ist die Musik, die ich gut kann, auch wenn ich Jazz liebe. Ich sehe Billy hin und wieder und wir telefonieren von Zeit zu Zeit. Ich habe meinen jüngsten Sohn nach ihm benannt. Er heißt William Emanuel Kelly. Sie und Ihr damals 16-jähriger Bruder Paddy stiegen zu Teeniestars auf und rückten als Leadsänger zugleich in den Fokus von Kritikern und Gegnern. Wie war das für Sie als Zwölfjähriger? Mein Bruder Paddy und ich standen bei unseren Konzerten immer vorne, um unsere Songs zu singen. Mit der Zeit habe ich aber meine Liebe zum Schlagzeug entdeckt. Ab 1994 bin ich mehr und mehr

Angelo Kelly geboren am 23. Dezember 1981 in Pamplona, Spanien jüngster Sohn von Daniel und Barbara Ann Kelly seit 2002 verheiratet mit seiner Jugendfreundin Kira, fünf gemeinsame Kinder Auf Tour: The Kelly Family 25 Years Over The Hump 28. und 29. Dezember 2019 Westfalenhalle, Dortmund

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MENSCHEN

nach hinten gegangen, um zu trommeln. Mein Vater wird ja gerne mit vielen Klischees belegt. Er sei wie der Vater der Jacksons gewesen und so ein Scheiß. Als Paddy und ich das Gesicht der Band und wahre Teenie-Magneten waren, hat er es zugelassen, dass ich immer mehr zum Schlagzeuger wurde. Er sagte zu mir: „Angelo, Schlagzeug ist toll, aber vergiss niemals deine Stimme!“ Heute verstehe ich das, weil ich wieder sehr gerne singe.

„Ich habe schon gespürt, dass das alles zu viel war. Man kann Erfolg aber schwer kontrollieren, er ist wie eine Bestie.“ Ihr Bruder Joey bezeichnete das Ausmaß des kommerziellen Erfolges der Kelly Family Mitte der 1990er Jahre als ungesund. Ohne seinen Sport hätte er die Kelly Family nicht überlebt. Wie ist es Ihnen damals ergangen? Ich habe schon gespürt, dass das alles zu viel war. Man kann Erfolg aber schwer kontrollieren, er ist wie eine Bestie. Zu der Zeit habe ich viel von meiner Energie ins Schlagzeugspielen gesteckt. Täglich fünf Stunden zu üben hat mir Halt gegeben und mich am Ende gerettet. Stimmt es, dass Sie sich in Ihrer Kindheit jahrelang nicht ohne Sicherheitskräfte in der Öffentlichkeit bewegen konnten? Ja, außer in Irland. Nach zwei Jahren des Wahnsinns sind wir nach Irland gezogen. Dort konnte ich aufatmen. Ich habe mich dort immer schon zuhause gefühlt. Ich mag die Kultur, die Menschen, die Mentalität und selbst das Klima. Hier fühle ich mich angekommen. bodo verlost 2 x 2 Karten für „25 Years – Over The Hump“ in der Dortmunder Westfalenhalle (siehe S. 39)

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Nun sind Sie mit der Kelly Family auf Tour. Ende nächsten Jahres spielen Sie in Deutschland eine Weihnachtstour mit Ihrer Frau und Ihren Kindern. Funktioniert eine Familienband anders als eine herkömmliche Band? Auf jeden Fall. Man muss vielleicht musikalische Kompromisse eingehen, aber die Chemie ist anders. Auch die Dynamik ist besonders. Im Sommer war ich drei Monate mit meiner Frau und meinen Kindern auf Tour. Wenn man so etwas mit der eigenen Familie erleben darf, ist man noch mehr im Einklang. Die Gefahr, dass man zwei verschiedene Arten von Leben führt, ist dann geringer. Was ist das Wichtigste, was Sie von Ihrem Vater gelernt haben? Dass es nichts gibt, was man nicht machen kann. Das ist keine Floskel. Ich habe das von ihm vorgelebt bekommen. Als Beispiel: 1989 haben wir auf einem Hausboot in Amsterdam gelebt und an den Wochenenden Straßenmusik gemacht. Zu der Zeit interessierte mein Vater sich für biologisches Essen. Bald war aus unserem Hausboot eine Biobäckerei geworden. Ich habe wochenlang Mehlsäcke hin- und hergeschleppt. An den Wochenenden haben wir Backwaren verkauft und keine Musik mehr gemacht. Nach einer Weile hätten wir davon existieren können, und ich dachte, das ist jetzt unser Leben. Eines Tages sagte mein Vater zu uns: „Ok Kids, ihr habt jetzt gesehen, dass es funktioniert. Und jetzt wieder zurück zur Musik!“ Solche Sachen habe ich immer wieder vorgelebt bekommen, weshalb ich nie Angst hatte, Neues auszuprobieren. Auf Außenstehende wirkt Ihr Leben wie ein einziges Abenteuer. Wie fühlt es sich für Sie selbst an? Mir ist bewusst, dass es ein Geschenk ist. Ich habe aktiv viel getan, um mein Leben und das meiner Familie anders zu gestalten. 2010 kauften wir uns ein fast 30 Jahre altes Wohnmobil und reisten damit drei Jahre lang ohne festen Wohnsitz im Ausland herum. Währenddessen haben wir Straßenmusik gemacht. Danach sind wir nach Irland gezogen. Wir unterrichten unsere Kinder schon seit vielen Jahren zu Hause und machen Musik als Familie. Bei uns ist einiges anders. Sie haben einen Tag vor Heiligabend Geburtstag. Wie werden bei Ihnen Feste gefeiert? Natürlich feiern wir mit der Familie Weihnachten, aber meine Geburtstage habe ich meist auf einer Bühne verbracht. Letztes Jahr war ich mit meiner Frau, den Kids und ein paar Gästen in der Westfalenhalle. Ein unglaublich schöner Geburtstag. Dieses Jahr werde ich Weihnachten tatsächlich zu Hause verbringen, aber danach stehen schon wieder Konzerte mit den Kellys an. Erst ab Silvester kehrt bei mir ein wenig Ruhe ein.


STRASSENLEBEN

Ein gutes Jahr I

m Februar 1995 erschien die erste Ausgabe des Straßenmagazins, zum 25-jährigen Jubiläum passt ein tiefer Einblick in den Maschinenraum unserer Arbeit besonders gut, finden wir. Also wird es neben Feiern, Kulturveranstaltungen und Aktionen in Bochum und Dortmund auch ein „dickes“ JubiläumsFebruarheft geben. Wir freuen uns drauf.

Als treue Leserinnen und Leser erwarten Sie in diesem Heft möglicherweise unseren vorgezogenen Jahresbericht. In den vergangenen Jahren hatten wir jeweils unserem Dezemberheft einen 16-seitigen Überblick über unsere Arbeit beigeheftet. Der Grund, aus dem diese zusätzlichen Seiten hier fehlen, ist ein schöner: Wir feiern bald einen runden Geburtstag. Von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst

Die umfangreiche Auswertung unserer Arbeit der vergangenen 12 Monate haben wir trotzdem vorgenommen, vor allem um eine Vergleichbarkeit mit den vergangenen und den Folgejahren zu ermöglichen. Also haben wir, nur dass Sie sich nicht wundern, zum Beispiel auf den Seiten 8 bis 11 das eine oder andere Ergebnis dieser Auswertung eingestreut – von den 206 bodo-Verkaufsausweisen über die 1.399 StadtführungsteilnehmerInnen bis zur errechneten Höhe eines virtuellen Stapels aller gespendeten Bücherkisten.

Lebenslagen, die Nutzung von Hilfsangeboten, aber auch Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen abzufragen und auszuwerten.

Was bis Februar noch dazukommen wird, sind die Ergebnisse aus unserer VerkäuferInnenbefragung. Wir sind dabei, mit einem mehrseitigen Fragebogen

Eigene Einnahmen aus dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen – vom Buch bis zur Haushaltsauf lösung – finanzieren die Grundkosten unserer

Was wir im Detail auch erst im Februar vorlegen, ist unser eigentlicher Geschäftsbericht. Erzählen können wir es schon: Unsere Einnahmen sind leicht, die Einnahmen aus Spenden sogar etwas stärker gestiegen. Bei unseren Ausgaben (außer beim Personal) konnten wir einsparen, so dass am Ende eine solide schwarze Null steht.

Arbeitsbereiche. Die soziale Arbeit, besondere Betreuungs- und Begleitungsaufgaben in den Projekten und unsere Anlaufstellen etwa sind spendenfinanziert. Nur ein gutes Viertel unseres Mittelbedarfs müssen wir so – mit Ihrer Hilfe – über Spenden decken. Wir blicken zurück auf ein ereignisreiches, ein anstrengendes, ein gutes Jahr. Und freuen uns auf das kommende.

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NEUES VON BODO

Frohe Weihnachten! Die Weihnachtszeit begehen auch wir natürlich mit Feiern in unseren Arbeitsbereichen. Im Mittelpunkt wird wieder die Weihnachtsfeier für unsere Verkäuferinnen und Verkäufer stehen. Am Freitag, dem 13. Dezember schließt unser Buchladen bereits um 14 Uhr. Wir schaffen Platz für Tische und Bänke und ein tolles Buffet und feiern gemeinsam – natürlich mit einer vorgezogenen Bescherung. Für unsere Bochumer VerkäuferInnen bieten wir am Tag davor im gemeinsamen Tagesaufenthalt mit der Diakonie in der Henriettenstraße einen zusätzlichen Weihnachtsbrunch an. In unserem Buchladen ist der letzte Verkaufstag vor Weihnachten Samstag, der 21. Dezember. Dann sind wir im neuen Jahr wieder für Sie da. Wir wünschen eine schöne Adventszeit und frohe Weihnachten!

TERMINE Bochum hilft Weihnachtsaktion für Wohnungslose Di., 3. Dezember, 18 – 22 Uhr Rotunde, Konrad-AdenauerPlatz 3, Bochum Soziale Stadtführungen Dortmund, 14. Dezember, 11 Uhr Bochum, 21. Dezember, 11 Uhr Anmeldung unter 0231 – 950 978 0 bodo-Weihnachtsfeier Fr., 13. Dezember im bodo-Buchladen Der Buchladen schließt bereits um 14 Uhr bodo-Weihnachtsferien Mo., 23. Dezember bis Mi., 1. Januar 8

Geierabend

Frohes Neues!

Die BesucherInnen des Kabarett-ComedyKarnevals unterstützen uns, indem sie ihre nicht verbrauchten Wertmarken an bodo spenden. Mehr als 10.000 Euro kamen dabei in der vergangenen Session zusammen! Das wäre Grund genug, auf den laufenden Vorverkauf hinzuweisen, doch es gibt weitere. Etwa das Programm: Zum 100. Geburtstag des gebürtigen Wattenscheiders James Bond gratuliert der Geierabend mit dem Titel „Mein Name ist Pott, RuhrPott“ und wartet mit dem besten denkbaren Bond-Bösewicht auf, der Wattenscheider Punklegende Wölfi Wendland. Oder ein Herner Ritterschlag: Das GeierabendEnsemble ist (gemeinsam mit Thomas Gottschalk) Tegtmeier-Ehrenpreisträger. Glückwunsch.

Das kommende Jahr wird ein Jubiläumsjahr: Im Februar 1995 erschien das erste Straßenmagazin. Unser 25-jähriges Bestehen werden wir in Bochum und Dortmund feiern, im nächsten Heft können wir mehr erzählen. Was wir bereits wissen, ist, dass es bereits im Januar gute Gründe gibt, uns zu besuchen: Am 16.1. lesen die begnadeten Vorleser Dond & Daniel in unserem Buchladen. Und zwar passend zu einer großen Geschichte im Magazin über Gisbert von Romberg II. aus Josef Wincklers Roman „Der tolle Bomberg“. Am 23. Januar diskutieren wir mit den JournalistInnen Sigrun Rottmann, Leonie Sontheimer und Kay Bandermann „Journalismus und Aktivismus – Alles eine Frage der Haltung?“


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Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an:

bodo schenken Verschenken Sie ein halbes Jahr bodo! Mit dem Gutscheinheft für sechs Ausgaben des Straßenmagazins können Sie direkt auf der Straße bezahlen. Ihre Gutscheine tauschen unsere VerkäuferInnen in unseren Anlaufstellen gegen Bargeld ein.

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Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Ostenhellweg 42-48/Eingang Moritzgasse | 44135 Dortmund Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org

10.000 GUTE BÜCHER BEI BODO

Das Gutscheinheft kostet 15 Euro. Mehr auf Seite 52.

bodos Bücher Modernes Antiquariat Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Tel. 0231 – 950 978 0 Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr

Mit dem Verkauf guter gebrauchter Bücher schaffen wir Arbeitsplätze und finanzieren unsere Angebote für Menschen in Armut und Wohnungslosigkeit. Unterstützen Sie uns mit Ihren Buchspenden! Helfen Sie helfen!

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Auf der Straße Seit dem vorletzten Jahr treffen wir – passend zu den steigenden offiziellen Wohnungslosenzahlen – tatsächlich immer mehr neue Gesichter auf der Straße, Menschen, die noch keine Erfahrung mit Obdachlosigkeit haben oder die Hilfsangebote in Bochum und Dortmund noch nicht kennen. Hier haben wir uns entschieden, zu helfen, zu informieren und eine Versorgungslücke zu schließen. Ganzjährig und nicht nur im Winter machen wir ehrenamtlich getragene Versorgungstouren durch die Innenstädte, zu Zeiten, an denen die meisten Anlaufstellen geschlossen sind. „Kaffee & Knifte“ heißt unser Projekt, das auch Schlafsäcke und Infomaterial verteilt – und bereits 1.664 Menschen in diesem Jahr geholfen hat. 9


NEUES VON BODO

Oh Bücherbaum! Kommen Sie in unseren Buchladen, raten (oder zählen) Sie, aus wie vielen Büchern unser Krimi-Weihnachtsbaum besteht, und gewinnen Sie eins von zehn Buchpaketen! Zu ihrem Umzug unter das Dach des Kölner Emons-Verlags hatten uns die Kolleginnen des Dortmunder grafit-Verlags vor einem Jahr ein Abschiedsgeschenk gemacht. Weil es eine Dortmunder Tradition ist, aus allem Möglichen eine Art Weihnachtsbaum zu basteln, haben unsere MitarbeiterInnen aus einem Teil der tollen (Lokal-)Krimis etwas gebaut. Bislang wissen nur sie, wieviele Bücher sie benutzt haben. Zu den vielen Gründen, in unseren Buchladen am Schwanenwall zu kommen, vielleicht noch ein weiterer: Wenn Sie dieses Heft rechtzeitig in Händen haben, empfehlen wir, am Nikolaustag vorbeizukommen. Für alle Kunden gibt es ein Überraschungs-Buchgeschenk.

SOZIALES Verhütungsmittelfonds ermöglichen Frauen in psychosozialen Notlagen, Geld für Verhütungsmittel zu erhalten, ein Eigenanteil bleibt bestehen. Der seit 2012 bestehende Fonds in Dortmund soll nun von jährlich 50.000 auf 80.000 Euro erhöht werden. Bochum hat in diesem Jahr einen solchen Fonds eingerichtet und nun auf 40.000 Euro jährlich aufgestockt. Im Hartz-IV-Regelsatz ist Verhütung nicht vorgesehen. Die Sanierung des Wohnhauses Hannibal II in Dortmund stockt weiter. Die Stadt hat den Bauantrag des Eigentümers Lianeo, früher Intown, zurückgewiesen, weil der vorgesehene Brandschutz ungenügend ist. Mängel beim Brandschutz, verursacht von Intown, waren 2017 Auslöser für die Räumung gewesen, bei der 750 Menschen binnen Stunden ihre Wohnungen verloren. Seitdem hat Lineo/Intown große Pläne angekündigt, bisher aber keinen umgesetzt. Der Mieterverein Bochum übt weiter Kritik an der VBW. Die mehrheitlich städtische Wohnungsbaugesellschaft agiere seit Jahren als Preistreiberin und nutze „jeden neuen Mietspiegel sofort zu flächendeckenden Mieterhöhungen“. Auch die Stadt als Mehrheitseignerin profitiere davon – und solle darum auf ihre Rendite verzichten, um MieterInnen auf dem sich anspannenden Wohnungsmarkt zu entlasten, fordert der Mieterverein. Das Fußballmuseum macht Miese, die Stadt Dortmund zahlt, zumindest den größeren Teil. 845.000 Euro wird das Defizit des Museums 2019 wohl betragen. Ein Vertrag, der schon zur Eröffnung kritisiert worden war, regelt jedoch, dass der DFB mit maximal 250.000 Euro pro Jahr einspringen muss, der Rest geht zulasten der SteuerzahlerInnen. Für die Haushaltsjahre 2020/21 hat die Stadt 1,2 Millionen Euro für den Verlustausgleich eingestellt. 10

Stadt von unten Einerseits konkrete Hilfen zu leisten, zu beraten, zu begleiten – andererseits aufzuklären, versteckte Not sichtbar zu machen, eine Lobby zu sein: Von Anfang an gehören beide Seiten zu unserer Arbeit. Gleichzeitig geht es uns um einen Perspektivwechsel, um die Stimme der Betroffenen – und am besten sprechen sie selbst. Bei unseren sozialen Stadtführungen in Bochum und Dortmund zeigen bodo-Verkäufer die Experten: 1.399 Gästen bei 78 Führungen beantworteten sie Fragen wie diese: Wie sieht eigentlich die Stadt „von unten“ aus? Wie verbringen eigentlich Menschen auf der Straße ihren Tag? Was ist wichtig, welche Angebote und Hilfen gibt es?


www.facebook.com/bodoev info@bodoev.de 0231 – 950 978 0 bodo ist für Sie da Zentrale Rufnummer 0231 – 950 978 0 Mo. bis Fr. 9 – 16 Uhr Mail: info@bodoev.de Fax: 0231 – 950 978 20 Spendenannahme DO Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr Spendenannahme BO Kleiderkammer Altenbochum und Laer Liebfrauenstraße 8 – 10 44803 Bochum Mo. 10 – 13, Sa. 10 – 12 Uhr

Ansprechpartner Geschäftsleitung: Tanja Walter verein@bodoev.de

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Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt Bastian Pütter redaktion@bodoev.de Anzeigen: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de Vertrieb: Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de bodos Bücher: Suzanne Präkelt buch@bodoev.de Haushaltsauflösungen und Entsorgungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln transport@bodoev.de

LINIE SB37

Gute Arbeit

Bücher schaffen Stellen

Unser Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt Transport bietet gemeinnützige Dienstleistungen an: Das Team führt Haushaltsauflösungen durch, entrümpelt Keller- und Dachböden, transportiert Kartons und Kisten, entfernt Tapeten und Bodenbeläge uvm. Zu den 208 Kundenaufträgen kamen in den vergangenen zwölf Monaten 251 Aufträge unserer eigenen Arbeitsbereiche. Mit vier Standorten und zusätzlich vier externen Ausgabestellen des Straßenmagazins sind unsere beiden Transporter bereits mit den vereinsinternen Transporten von Büchern, Magazinen, Kleidung und Schlafsäcken gut beschäftigt. Fragen Sie uns möglichst frühzeitig nach einem unverbindlichen Kostenvoranschlag.

Ihre Bücherspenden schaffen Arbeitsplätze, Ihr Einkauf bei uns hilft, sie zu sichern. Mit dieser einfachen Formel betreiben wir ein schönes, modernes Antiquariat in der Dortmunder Innenstadt – gemeinnützig, aber ohne staatliche Regelförderung. Wir sind Ausbildungsbetrieb. Zehn Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen arbeiten in unserem Buchprojekt, gemeinsam bedienten sie in diesem Jahr 3.217 KundInnen und verschickten 29.522 in unseren Online-Shops gekaufte Bücher. Möglich war das durch Ihre Großzügigkeit: Würden wir alle Buchspenden des Jahres in Bananenkisten packen und stapeln, wäre der Turm höher als die Reinoldikirche.

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Guter Service ist für Dich eine Selbstverständlichkeit? Für uns auch. Damit Du bequem bei uns einchecken kannst, bevor Du Deine Kunden abheben lässt, haben wir auf vielen Bahn- und Buslinien die Anschlüsse zur S-Bahn verbessert. So sorgen wir für entspanntes Pendeln statt Stress schon vor dem Job. Nur einer von vielen Vorteilen ab 15.12. im neuen Bochumer Liniennetz 2020.

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REPORTAGE

Caspar David Friedrich gilt als bedeutendster Künstler der deutschen Frühromantik. Seine Vorstellung von Wald, wie er ihn auf die Leinwand brachte, dient seither als Beleg für die augenscheinlich höchst emotionale Beziehung zwischen diesem und den Deutschen. Hinter dem romantischen Bild jedoch kommen längst ökonomische, ökologische und soziale Facetten zum Tragen. Dabei stehen diese nicht selten in direktem Widerspruch zueinander. Einigkeit herrscht, dass im Wald mit gravierenden Veränderungen zu rechnen ist. Wie er in Zukunft aussehen könnte, wird am „Landesbetrieb Wald und Holz NRW“ erforscht. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Christin Carl und Norbert Asche vom „Landesbetrieb Wald und Holz NRW“

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Der Wald der Zukunft

I

m Ruhrgebiet ist es noch nicht so offensichtlich. Flächendeckende Waldbestände sucht man hier vergeblich, und wo Stämme addiert ein Wäldchen ergeben, handelt es sich meist um Laubbäume. Fichten bilden eine Minderheit. Doch die verstörenden Bilder aus Nadelwaldregionen sind präsent, egal ob sie aus dem Harz, dem Bayerischen oder dem Schwarzwald stammen. Dort sind ganze Berghänge rotbraun gefärbt. Eigentlich sollte sattes Grün dominieren, nicht nur im Winter, wenn es schneit, nein, auch zur Sommerzeit. Aber nach zwei im Durchschnitt viel zu warmen und viel zu trockenen Jahren geht es dem Wald nicht gut. Betroffen sind Bäume, die es kühl und feuchter mögen. Ohnehin gestresst durch die unerwarteten klimatischen Bedingungen haben diese derzeit kaum noch Kraft, sich gegen Insekten oder Pilzbefall zur Wehr zu setzen. Das gilt vor allem für die genannte Fichte, fälschlicherweise oft als Tanne bezeichnet, mit 26 Prozent im Bestand die häufigste Baumart hierzulande.

Oje, Tannenbaum Weit muss man nicht fahren. Im benachbarten Sauerland leidet der Wald ebenfalls. Wir sehen weitläufige Zonen abgestorbener Fichten am Weg zum Sunderaner Ortsteil Stemel, wo wir uns mit Norbert Asche und Christin Carl vom „Landesbetrieb Wald und Holz NRW“ treffen wollen. Zu den Aufgaben des Betriebs zählt neben der Bewirtschaftung des Staatswaldes die nachhaltige Sicherung und Entwicklung der Waldfunktionen. Deswegen werden auf Versuchsflächen bei Stemel Baumarten angepflanzt, von denen man sich erhofft, dass sie mit den Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen als die heimischen. Kultiviert werden Sichel- und Küstentannen, Edelkastanien, Zedern und Araukarien. Bevor wir uns diese anschauen, wird Grundsätzliches angesprochen. Die Zahlen sind beeindruckend. „Während der sommerlichen Vegetationszeit wurden an manchen Wetterstationen jetzt aufeinanderfolgend Durchschnittstemperaturen gemessen, die um 3,5 Grad

über denen der Vergleichsperioden von 1961 bis 1990 lagen“, sagt Herr Asche. Und: „Im Schnitt verbraucht jeder von uns jährlich etwa 1,5 Kubikmeter Holz, angefangen beim Toilettenpapier über Bücher, Zeitschriften und Büromaterial bis hin zu Mobiliar und Hausbau. Nur aus einheimischen Wäldern kann der Bedarf nicht gedeckt werden. Deutschland ist Nettoholzimporteur.“ Ebenfalls bemerkenswert: „27 Prozent der Fläche von NRW ist Wald. Dieser stellt eine wichtige Ressource dar und zwar weit über den reinen Holzgewinn hinaus. Als Ökosystem ist der Wald ein Dienstleister. Ganz vorsichtig gerechnet übertrifft die Leistung eines Baumes in Bereichen wie Erholung, Frischluft oder CO₂-Speicherung den Wert des reinen Holzertrags um mindestens das Zehnfache.“

Die Robinie polarisiert Man sollte in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass die Rolle Toilettenpapier schnell verbraucht ist, ein Baum aber fünfzig, achtzig oder hundertzwan-

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REPORTAGE

Regelmäßig werden die jungen Pf lanzen auf Wachstum und Schädlinge geprüft. Auch die exotische Araukarie (Foto oben) wurde hier zum Test gepf lanzt. Auf ihrem Kontrollgang durch die Versuchsflächen untersuchen die Waldhüter auch immer wieder Schäden am Altbestand des Staatswaldes: Klimastress, Insekten- und Pilzbefall.

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drei Jahren. Andere Bäume bilden erst im Alter von dreißig Jahren Samen und Früchte zur Arterhaltung aus. Von daher ist sie tatsächlich invasiv. Zudem ist sie an Trockenheit angepasst. Man kann ihre Eigenschaften als Pionierbaum nutzen, auf extrem gestörten Böden, auf Halden oder Tagebauflächen, wo sonst nichts mehr wächst. Man sollte sich dabei genau überlegen, wie man sie einsetzt und das entsprechend managen.“ zig Jahre wächst, bevor der Waldbauer ihn erntet. Zeiträume, gegebenenfalls länger als ein Menschenleben. Ebenso lange wird es dauern, bis belastbare Ergebnisse von den Versuchsflächen des Landesbetriebs vorliegen. Diese sind vergleichsweise sehr jung. Mit dem Projekt wurde 2017 begonnen, 2018 die erste Anpflanzung vorgenommen. Es gibt Baumarten, die als „neu“ gelten, auf dem Forschungsterrain jedoch keine Rolle spielen. Ähnliche Studien hat es nämlich bereits gegeben. Auf der Suche nach geeignetem Holz für den Bergbau beispielsweise wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert Douglasien aus Amerika importiert und hier angebaut. „Über die Douglasie wissen wir ausreichend Bescheid“, sagt Herr Asche. „Uns freut, dass sie mit der Trocknis gut zurechtkommt und wertvolles Holz liefert.“ Unumstritten ist sie freilich nicht. Bedenken äußert unter anderem die Bundesanstalt für Naturschutz (BfN). Die BfN argumentiert grundsätzlich mit der Invasivität fremdländischer Baumarten, der potenziellen Verdrängung heimischer Arten sowie der möglicherweise fehlenden Einpassung in das heimische Ökosystem und dem daraus folgenden Verlust an Biodiversität. Es stimmt, nicht jede neue Baumart kann vorbehaltlos kultiviert werden. Frau Carl erklärt es am Beispiel der Robinie: „Die ist speziell, denn sie vermehrt sich ausgesprochen schnell per Wurzelbrut und Stockausschlag, was nicht viele Bäume können. Außerdem fruktifiziert sie früh, unter günstigen Umständen bereits mit

„Wir wissen, dass die Robinie polarisiert“, ergänzt Herr Asche. „Weil die Probleme bekannt sind, fällt sie aus unserem ‚Wald-der-Zukunft-Projekt‘ raus. Anders als die ursprünglich aus Japan stammende Sicheltanne. Die hinterlässt bislang einen guten Eindruck.“

natürlichen Produktion eingeschleust werden. Wenn das möglich ist, sehen ich vom Grundsatz her kein Problem.“ „Es gibt entsprechende Untersuchungen“, fügt Frau Carl hinzu. „Man hat Holz fremder Baumarten im Wald verrotten lassen und beobachtet, dass ungefähr die gleiche Zahl an Organismen am Zersetzungsprozess beteiligt war.“ Und wie könnte vor diesem Hintergrund der Wald in Zukunft aussehen? Um Risiken zu streuen, rät der Landesbetrieb zu einem Mischwald, bestehend aus einheimischen Gehölzen wie Buche, Eiche und Lärche. Diese müssten um Baumarten ergänzt werden, die sich im Experiment gut entwickeln, wertvolles Holz liefern

„Im Schnitt verbraucht jeder von uns jährlich etwa 1,5 Kubikmeter Holz, angefangen beim Toilettenpapier über Bücher, Zeitschriften und Büromaterial bis hin zu Mobiliar und Hausbau.“ Es ist aber nicht nur die Invasivität, die kritisch betrachtet wird. Das Sprichwort vom Bauern, der nicht frisst, was er nicht kennt, muss ja nicht nur für den Menschen gelten. Wäre ein solches Verhalten auch bei einem Vogel wie dem Fichtenkreuzschnabel zu beobachten?

Risiken streuen „Wir werden es in dreißig oder vierzig Jahren sehen, wenn die Sicheltanne Zapfen hat“, meint Herr Asche. „Sollte es dann noch Fichten geben, wird er wohl bevorzugt an deren Zapfen gehen. Findet er keine Fichten mehr, weil vom Borkenkäfer aufgefressen, wird er sich überlegen müssen, welche alternativen Nahrungsquellen es gibt. Wichtiger als den Vogel finde ich allerdings die Aspekte im Zusammenhang mit der Biomasse. Die Frage ist, ob unsere Mikroorganismen Blätter oder Totholz der für sie unbekannten Gehölze verwerten und zersetzen und ob diese Stoffe anschließend zurück in den Kreislauf der

und sich im Ökosystem unauffällig verhalten. Ohne Wenn und Aber würde Herr Asche Küstentannen und Edelkastanien empfehlen. Letztere, die Marone, nicht verwandt mit der allseits bekannten Rosskastanie, stammt aus dem Mittelmeerraum und wächst lokal seit der Römerzeit bei uns. Neben hochwertigem Holz bringt sie essbare Früchte hervor und dient als Bienenweide. Interessant wäre auch die Zeder. Mit ihr macht man bereits in Frankreich gute Erfahrungen, und die Exemplare auf der Versuchsfläche bei Stemel scheinen vital. Wirklich exotisch wird es mit den Araukarien. Von weitem erinnern die immergrünen Bäume aus Südamerika ein wenig an Kakteen mit ausladenden Armen. Schuppig überlappen sich die derben, nadelförmigen Blätter. Sein besonderes Holz brachte ihn in seiner Heimat an den Rand des Aussterbens. Eine tragende Rolle in unseren Wäldern könnte so der bedrohten Art sogar das Überleben sichern.

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DAS FOTO

Drei Autostunden südwestlich von Shanghai, der 24-Millionen-Metropole am ostchinesischen Meer, liegt Yiwu, die „Weihnachtsstadt“. Hier werden zwischen 60 und 70 Prozent der Weltmarktproduktion an Weihnachtsdekoration – von der Christbaumkugel bis zur Nikolausmütze – produziert und verkauft. Zurzeit trifft die Händler vor allem der Handelsstreit mit den USA, die u.a. Strafzölle auf Lichterketten erheben. Foto: Reuters / Aly Song

RECHT

Gericht bestätigt erneut Anspruch auf Schulcomputer Von René Boyke Jobcenter haben die Pflicht, im Einzelfall Leistungen für Computer zu gewähren, den ein Kind für die Schule unabweisbar benötigt. Dennoch machen einige Jobcenter den Berechtigten in dieser Frage das Leben schwer und drücken sich darum, obwohl das Fördern gesetzlicher Auftrag der Jobcenter ist. Es ist daher unerlässlich, auf diesen Anspruch und auf erfolgreiche Gerichtsentscheidungen hinzuweisen.

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So hatte sich kürzlich eine bereits 20-Jährige in dieser Frage erfolgreich im gerichtlichen Eilverfahren gegen ein Jobcenter durchgesetzt. Obwohl sie den Computer für den Besuch eines beruflichen Gymnasiums zwingend benötigte, hielt das Jobcenter das nicht für nötig. Vielmehr meinte es, das Gerät sei aus den laufenden Leistungen für Schulbedarf nach § 28 Abs. 3 S. 1 SGB II zu erwerben. Diese Leistungen werden jedoch

nur zweimal jährlich in Höhe von 70€ bzw. 30€ als Pauschale gewährt, der normale Schulbedarf wie Füller, Stifte, Taschenrechner etc. muss davon ebenfalls angeschafft werden – ein Computer für mehrere hundert Euro sprengt das Budget. Hinzu kommt, dass der Gesetzgeber die Anschaffung eines Computers aus dieser Pauschale gar nicht vorsieht. Man muss sich fragen, was das Jobcenter geritten hat.


KOMMENTAR

Ein Grundrecht als Verhandlungssache Von Alexandra Gehrhardt Man kann das Urteil des Bundesverfassungsgerichts durchaus als Ohrfeige für sozialdemokratische Arbeitsmarktpolitik der letzten 15 Jahre bezeichnen. Der Kern des Sozialgesetzbuchs II, die Sanktionierung von säumigen LeistungsempfängerInnen, verstößt gegen das Grundgesetz. Zumindest ein bisschen. An der Logik des strafenden Staates ändert das aber nichts.

Urteil zu SGB-II Sanktionen

Vor 15 Jahren ist das „Zweite Buch Sozialgesetzbuch“, auch Hartz IV genannt, in Kraft getreten und regelt seitdem die Grundsicherung und die Förderung von Arbeitsuchenden. Der Regelsatz, derzeit 424 Euro, markiert die Untergrenze für ein menschenwürdiges Leben; die Grundversorgung mit Essen und Kleidung, aber auch den Bibliotheksausweis oder das Busticket. Kern des Ganzen: die Pflicht zur Mitwirkung. Wer sich nicht genug bemüht – über das Genug entscheiden die auf der anderen Seite des Schreibtischs –, dem kann das Existenzminimum gekürzt werden. Um 10 Prozent bei einem verpassten Termin, um 30 Prozent bei einer abgelehnten Maßnahme, um 60 Prozent bei der zweiten Ablehnung und 100 Prozent bei der dritten. Dann fielen bisher auch Miete und Krankenversicherung weg. Menschen unter 25 Jahren drohte die Totalsanktion bei der ersten Ablehnung. Mehr als 900.000mal wurden 2018 Sanktionen ausgesprochen. Heute steht Hartz IV für einen enorm gewachsenen Niedriglohnsektor, der Menschen eine Arbeit gibt, von der sie nicht leben können, und für die Inkaufnahme schlechterer Arbeitsbedingungen, um den Job zu behalten und bloß nicht abzurutschen. Eine Umfrage des Sozialhilfevereins Tacheles unter 21.000 Menschen (bodo 03.19) zeigte, dass Sanktionen zu Schulden führen, zu Stromsperren und Wohnungslosigkeit. Die Angst vor dem sozialen Abstieg macht einsam und krank. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts wird die Lage für viele Erwerbslose deutlich entschärfen. Mehr als 30 Prozent Sanktion sind tabu, mit 170 Euro oder gar nur mit Essensmarken wird niemand mehr einfach so auskommen müssen. Trotzdem: Die Logik der Mitwirkungspflicht und des strafenden Staates bleibt bestehen. Genauso wichtig wäre, das „Fördern“ so zu gestalten, dass Leistungsempfänger nicht mehr in Supermarkt- oder Lagerkulissen „arbeiten“ spielen, sondern so fit gemacht werden, dass sie tatsächlich wieder eine Arbeit finden, und zwar eine, von der sie leben können. Davon ist aus dem Arbeitsministerium ziemlich wenig zu hören.

Das Sozialgericht Kiel (S 40 AS 260/19 ER) jedenfalls stellte klar, dass der Anspruch im vorliegenden Fall bestand. Es wies ausdrücklich auf die aktuelle Rechtsprechung des übergeordneten schleswig-holsteinischen Landessozialgerichts (L 6 AS 238/18 B ER) hin und erklärte, der Anspruch folge aus einer entsprechenden Anwendung des § 21 Abs. 6 SGB II. Dieser erkennt einen Mehrbedarf an, soweit ein im Einzelfall unabweisbarer, laufender be-

DIE ZAHL

232 Sozialwohnungen verschwinden jeden Tag vom Markt – alle sechs Minuten eine. Seit 2011 fielen mehr als 500.000 Wohnungen aus der Sozialbindung. Sie können danach zu Marktpreisen vermietet werden.

sonderer Bedarf besteht. Die Unabweisbarkeit sei gegeben, wenn der Bedarf nicht durch die Zuwendungen Dritter sowie unter Berücksichtigung von Einsparmöglichkeiten gedeckt werden könne und seiner Höhe nach erheblich von einem durchschnittlichen Bedarf abweiche. Diese Voraussetzungen sah das Gericht als erfüllt an und verpflichtete das Jobcenter zur Zahlung von 350 Euro zur Anschaffung eines tauglichen Laptops. 17


INTERVIEW Tim Sonnenberg, Stephanie Szczepanek und Prof. Dierk Borstel

Der 20. Mai ist ein ganz normaler Montag. An den meist versteckten Schlafplätzen packen Dortmunds Obdachlose am frühen Morgen ihre Schlafsäcke zusammen. Auch wer auf Dachböden, in Treppenhäusern oder gar auf Sofas geduldet wird, steht auf, bevor die eigene Anwesenheit stören könnte. Die Notschlafstellen bitten ihre BewohnerInnen vor die Tür, die Hilfseinrichtungen öffnen ihre Räume. Viele Wohnungslose werden den Tag über viele Kilometer zu Fuß zurücklegen, die meisten werden niemandem auffallen. Was anders ist an diesem Tag? ForscherInnen der Dortmunder Fachhochschule, unterstützt von Dutzenden Studierenden, zählen erstmals in Deutschland Obdachlosigkeit im öffentlichen Raum. Von Bastian Pütter | Fotos: Sebastian Sellhorst

Wie man Unsichtbare zählt

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Prof. Dierk Borstel, Stephanie Szczepanek, Tim Sonnenberg, unsere Erfahrung ist, dass die meisten Obdachlosen, die wir treffen, alles tun, um nicht als obdachlos erkannt zu werden. Sie verhalten sich – aus Angst und Scham – wie die Gesellschaft es wünscht: Sie machen sich selbst unsichtbar. Das macht es leicht, das Problem zu unterschätzen. Borstel: Das stimmt. Die Frage nach dem Verhältnis von Hell- und Dunkelfeld hat mich schon in der Forschung zu Rechtsextremismus, Gewalt und Kriminalität beschäftigt. Auch im Feld Wohnungslosigkeit erkennt man schnell den großen Bedarf, mehr Licht reinzubringen, auch weil es ein wissenschaftlich spärlich bearbeiteter Bereich ist. In der Wissenschaft bildet sich die Gesellschaft ab: Die allerwenigsten suchen wirklich den Kontakt.

Sonnenberg: Der Ursprungsgedanke war die Entscheidung: „Wir gehen raus“. Wir machen an einem Stichtag eine Zählung der Obdachlosen auch außerhalb der Einrichtungen und versuchen gleichzeitig, so viele qualitative Daten wie möglich zu erheben. Ein wirklich ambitionierter Plan und etwas, das in Deutschland in dieser Form noch nicht gemacht wurde. Und wie setzt man so einen Plan um? Szczepanek: Wir haben über ein Jahr lang ein Forschungsdesign entwickelt, das niedrigschwellig, flächendeckend und strukturiert sein sollte. Die Grundannahme war: Die Menschen, die wir meinen,

Sonnenberg: In der Tat war das auch der sehr persönliche Aufhänger und Ausgangspunkt für das Projekt: das Erschrecken nach Gesprächen mit Euch bei bodo darüber, wie groß und komplex das Problem Obdachlosigkeit ist und wie schlimm die Lebenslagen sind. Daraus ist dann ein Forschungsprojekt am Fachbereich für angewandte Sozialwissenschaften geworden. Borstel: Zuerst sehen wir Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession. Wohnen ist eine Frage der Menschenrechte, und mich interessiert, wo sie möglicherweise verletzt oder vorenthalten werden. Dazu komme ich aus der Politikwissenschaft, die ich als Demokratiewissenschaft begreife. Damit stellt sich die Frage, ob hier eine Zielgruppe mit starker Relevanz aufgrund ihrer Lebenslage von Partizipation ausgeschlossen ist.

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INTERVIEW

sind ja irgendwo, wer keine Wohnung hat, ist ja auffindbar. Dann entstanden Fragen, die wir für uns klären mussten.

Stadt schätzt, dass 350 bis 400 Menschen auf der Straße leben, betont aber den anderen Zuschnitt ihrer Zahl.

Borstel: Wir hatten einerseits ein Seminar mit 22 Studierenden, die wussten, was auf sie zukommt, aber es haben sich auch ungefähr 60 Studierende beteiligt, gänzlich freiwillig. Das war überwältigend. Wir haben dann in der FH in großer Runde Methodenschulung gemacht und sie so gut wie möglich vorbereitet: Wen spreche ich an und wie? Wie übertrete ich keine Grenze? Inwieweit bestätige ich nur meine eigenen Vorurteile? Uns war von der ersten Sekunde an klar, dass wir Hilfe brauchen. Deswegen haben wir früh mit den Netzwerken und mit Betroffenen gesprochen. Auch während der Erhebung gab es eine Art Schneeballeffekt. Gerade Menschen, die viel Wert darauf legten, nicht als wohnungslos erkannt zu werden, kamen auf uns zu und sagten: „Schau mal, der Kollege, dem siehst du’s nicht an, aber der gehört auch dazu. Komm mal rüber.“ Wäre dieser „Kollege“ einfach über den Campus gelaufen, hätte ich gedacht, es wäre mein Kollege.

Borstel: Wir haben auf einer anderen Grundlage, mit einer konkreten Zählung gearbeitet. In der hat sich die Schätzzahl, mit der die Stadt Dortmund zu diesem Zeitpunkt gearbeitet hat, nicht widergespiegelt. Die Dimension scheint größer zu sein.

Bereits kurz nach dem Aktionstag haben Sie ein erstes Ergebnis präsentiert und für Unmut bei der Stadt Dortmund gesorgt. Sie haben 606 Menschen in Obdach- und Wohnungslosigkeit angetroffen, dazu weitere 203, die akut davon bedroht sind. Die

Szczepanek: Man merkt relativ schnell, wie politisch aufgeladen die vorhandenen Statistiken sind. Statt von den Zahlen auszugehen, haben wir einen qualitativen Ansatz verfolgt und uns systematisch durchs Feld gearbeitet. Wir haben mit den AkteurInnen der Wohnungslosenhilfe und anderen ExpertInnen und dann mit Betroffenen Interviews geführt. Schon dieser Überblick hat eine deutliche Diskrepanz zur Forschung, die wir nachlesen konnten. Wie waren denn die Erfahrungen auf der Straße? Szczepanek: Die Studierenden hatten den Auftrag, nicht nur zu zählen, sondern aufzunehmen, was ihnen begegnet: „Sprecht mit den Menschen, lasst sie erzählen.“ Das war eine der schönen Erkenntnisse, wie viele unserer InterviewpartnerInnen etwas zu sagen hatten, zu ihrer eigenen Geschichte, zu ihrer Perspektive auf die Welt, zu ihren Wünschen. Wir haben Leute getroffen, die gesagt haben:

„Ich glaube nicht, dass es was bringt. Ich sitze seit vier Jahren hier, und es interessiert sich keiner. Aber ich finde toll, dass ihr das macht.“ Für die Studierenden war das mal emotional, mal belastend und manchmal auch überfordernd. Aber das ist es, was sie auch in ihrem Berufsalltag erleben werden. Borstel: So passte es auch ins Lernkonzept: Ihr müsst lernen, mit euren Vorurteilen umzugehen. Ihr müsst reflektieren. Ihr müsst offen sein. Ihr müsst euch überraschen lassen. Ihr müsst die Grautöne kennenlernen. Ihr müsst auch sprachfähig sein, oder ihr müsst für euch selbst entscheiden, vielleicht auch eine klare Grenze ziehen. Sonnenberg: Es gab sehr positive Rückmeldungen. Es sind Studierende dabei, die nie Berührung mit dem Feld hatten und die jetzt einmal die Woche ehrenamtlich in einer Einrichtung arbeiten. Andere sagen, wenn sie Leute aus der Befragung wiedertreffen, setzen sie sich dazu und quatschen ein bisschen. Einige können sich vorstellen, im Bereich Wohnungslosigkeit zu forschen oder praktisch zu arbeiten. Welcher Art ist denn das Material, das Sie über die Zählung hinaus am 20. Mai gesammelt haben, und was geschieht damit? Borstel: Wir haben sehr viele Beobachtungsprotokolle. Wir haben Interviews auf Band, auch in mehreren Sprachen, und als Gedächtnisprotokolle. Dazu kommen die im Vorfeld geführten ExpertInnen- und Betroffeneninterviews. Das ist schon eine sehr große Datenmenge. Erste Texte liegen jetzt vor. Es wird im kommenden Jahr eine Buchveröffentlichung geben.

Obdachlosigkeit ist oft unsichtbar. Das macht es schwer, ihre tatsächliche Dimension zu erfassen. Das Forschungsteam der Fachhochschule zählte im Mai 606 Betroffene in Dortmund.

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Borstel: Ich denke, es wird eine Sammlung, zu der die Zahlen und die Sichtweisen der Expertinnen und Experten gehören – das, was an Wissen schon da ist. Das versuchen wir zu systematisieren, zusammenzubringen, Widersprüche aufzuzeigen, wo sie sich auftun. Für mich gehört aber auch dazu, Fallgeschichten zu erzählen, vor allem aus der Sicht der Betroffenen selbst, und das sichtbar werden zu lassen, was sie uns mitgegeben haben an Lebensläufen, an Wünschen, an Perspektiven oder eben auch an Hoffnungslosigkeit, an Resignation, Desintegration. Sonnenberg: Es geht darum, die Lebenswelt Wohnungsloser aus allen uns relevant erscheinenden Perspektiven abzubilden. An einem ganz normalen Montag in Dortmund.


„Er wird unglaublich fehlen“

Von Sebastian Sellhorst

Z

u bodo gefunden hat Adolf kurz nach der Gründung des Straßenmagazins. 1995 verkaufte er die erste bodo in Dortmund. Damals lebte er noch auf der Straße“, erinnert sich bodo-Geschäftsführerin Tanja Walter. „Adolf war einfach ein unglaublich netter Mensch. Jeder von den Verkäuferinnen und Verkäufern hatte ein gutes Verhältnis zu ihm. Selbst wenn es ihm mal nicht so gut ging, hatte er immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und ein offenes Ohr für die Probleme der anderen.“ Adolf selbst erinnerte sich, als wir ihn einmal an seinem Verkaufsplatz auf dem Dortmunder Westenhellweg besuchten, so an seine Anfänge beim Straßenmagazin: „Hier direkt in der Innenstadt habe ich vor zwanzig Jahren das erste Mal von bodo gehört. Ich war damals nach diversen Streitigkeiten mit meiner Familie und einem Job als Schausteller auf der Straße und an der Flasche gelandet.“

Am 7. November ist unser langjähriger bodo-Verkäufer Adolf Timpe verstorben. Mit 85 Jahren war er der älteste im bodo-Team. Nach 24 Jahren bei bodo ist Adolf für alle Mitarbeiter und Verkäufer bei bodo nur schwer wegzudenken, und sein Tod hinterlässt eine große Lücke. Mit seiner herzlichen und offenen Art ist er über die Jahre für viele von uns zu einem guten Freund geworden. eingezogen war. „Für viele wäre ein Zimmer zu wenig, aber ich hab nicht viel, für mich passt das“, erzählte er uns da. „Als ich zu bodo kam, war ich obdachlos. Da ist das hier doch wirklich Luxus.“

Über einen Freund aus der Übernachtungseinrichtung für Obdachlose sei er dann zu bodo gekommen. „In den darauffolgenden Monaten habe ich dann das Meiste wieder geregelt bekommen. Ich hab aufgehört zu trinken und wieder eine Wohnung bekommen.“ Von seiner positiven und optimistischen Seite zeigte er sich auch, als wir ihn diesen Sommer im Mina-Sattler-Seniorenzentrum besuchten, in das er dieses Jahr

Mit dieser unvergleichlichen Art bereicherte Adolf die Verkäuferversammlungen, Freizeitaktivitäten und Feiern bei bodo. „Auf der Weihnachtsfeier in diesem Jahr wird er unglaublich fehlen“, so Vertriebsleiter Oliver Philipp. Über die Jahre war Adolf bei bodo zu einer Institution geworden. „Egal, worum man ihn bat – sei es als Protagonist für ein Radio- oder Fernsehinterview zur Verfügung zu stehen oder Studentinnen und Studenten vom Leben auf der Straße zu erzählen –, Adolf war immer mit dabei“, so Philipp. Noch im Frühjahr dieses

Jahres machte er bei einem Kunstprojekt mit und erzählte in einer Wohnzimmer-Installation mitten in der Dortmunder Innenstadt Passantinnen und Passanten von seinem Leben. Die daraus resultierende Ausstellung durfte er leider nicht mehr erleben. Noch warten alle Kollegen und Freunde auf einen Termin zur Beisetzung, die leider erst stattfinden kann, wenn die Suche nach möglichen Angehörigen zur Kostenübernahme durch die Stadt abgeschlossen ist. Wir alle hoffen, dass dies schnellstmöglich der Fall sein wird und Adolf beigesetzt werden kann, damit wir in Würde Abschied von ihm nehmen können.

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WILDE KRÄUTER

Unsere monatliche Exkursion in die urbane Welt der wilden Kräuter. Mit nützlichen Informationen, pointierten Fußnoten, vielen Geschichten – und immer einem originellen Rezept. Von Wolfgang Kienast

GUNDERMANN Glechoma hederacea

F

REZEPT Mit Gundermanngelee (Aprilausgabe der bodo) eine flache Schüssel ausstreichen. Einen küchenfertigen Saibling innen und außen ebenfalls mit dem Gelee bepinseln, in die Schüssel legen und zwei Stunden (nach einer Stunde auf die andere Seite legen) marinieren. Anschließend sehr dünn geschnittene Scheibchen einer Knoblauchzehe im Bauch des Fisches verteilen. Im Frühling wäre Bärlauch eine gute Alternative. Den Saibling in Weinblätter einschlagen; bei eingelegten Blättern diese zunächst wässern. Eine Auflaufform mit Olivenöl ausstreichen, den Fisch in die Form legen und für etwa eine halbe Stunde bei 200 Grad im vorgeheizten Backofen garen.

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ür das nebenstehende Gericht benötigen Sie Gundermanngelee. Den hatte ich im April in der Wildkräuterkolumne vorgestellt. Sollten Sie jetzt weder Rezept noch Gelee zur Hand haben: Unsere hilfsbereite Redaktion übersendet Ihnen bestimmt die Zutatenliste nebst entsprechenden Anweisungen. Wobei ich Ihnen raten würde, gegebenenfalls mit dem Gelee doch besser bis zum Frühling zu warten. Gundermann ist winterhart, Sie würden dessen herzförmige, am Rande rundgekerbten Blättchen also im Dezember finden können, aber dann schmecken sie einfach nur bitter. Das Ergebnis wäre der Mühe nicht wert. Zum Sammeln taugt das Kraut von April bis Juli. Ostern wäre vielleicht eine Option, denn tatsächlich ist der gundermannmarinierte Saibling im Weinblattmantel ein Festessen; das ist der eigentliche Grund für seine Präsenz im Dezemberheft. Weihnachten nämlich kommt Gutes auf den Tisch. Spielt dabei Familiäres eine Rolle, liegen Tradition und Fallstrick manchmal dicht beieinander. Als unser Opa väterlicherseits noch lebte, gab es am Heiligen Abend Schlesische Bratwurst. Die platzte meist in der Pfanne und schmeckte, außer Opa, kaum jemandem so recht. Der Wurst folgte die Ära des Filet Stroganoff. Das mochten zwar alle, nur war mit dessen Zubereitung das Fest für meine Mutter in der Regel gelaufen – ihr Nervenkostüm war ihrem selbstgestellten Anspruch, das Fleisch vollendet auf den Punkt zu garen, leider nicht gewachsen. Folgerecht war Stroganoff dann doch keine Alternative. Seit vielen Jahren gibt es resultierend Fisch, eine kalte Platte, die stets mein Vater arrangiert. Das ist unproblematisch, einerseits, und hat andererseits die Familiengeschichte um die

hübsche Anekdote bereichert, wie das hinterm Haus lebende halbe Dutzend Hühner ebenfalls zu einem weihnachtlichen Festmahl kam. Der Fischhändler, ganz gewiefter Verkäufer, hatte ihm Sushi als neue, originelle Delikatesse ans Herz gelegt. Mein Vater ist experimentierfreudig, das mag ich an ihm. Den Reis und den Seetang der unbekannten exotischen Speise hatte er gleichwohl für eine Art Verpackungsmüll gehalten, beides sorgfältig abgezupft und das begeisterte Federvieh damit gefüttert. Gehungert hat niemand, es gab noch Hering, Lachs und Aal. Und obwohl er wirklich gut ist, werde ich mich hüten, bei meinen Eltern den Saibling einzuführen. Die vom Vater komponierte Platte ist perfekt. Ich freue mich schon jetzt darauf.

Gundermann, auch Gundelrebe oder Erdefeu genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Der regional sehr unterschiedliche Aberglaube rund um diese Pflanze gilt als Hinweis, dass sie bereits bei den germanischen Völkern als Heil- und Zauberpflanze Verwendung fand. Zur Walpurgisnacht am 1. Mai wurde das „Zaunkraut“ zu Kränzen gebunden, durch die man Hexen erblicken konnte.


KULTUR

Einfach machen! Verantwortlich für die Umnutzung der Bedürfnisanstalt sind Lehrbeauftragte und Studierende aus dem Bereich Ästhetische Bildung der Evangelischen Hochschule (EVH) in Bochum. In der Ästhetischen Bildung machen Studierende, die eigentlich Soziale Arbeit oder Heilpädagogik studieren, spannende Projekte in den Bereichen Theater, Bildende Kunst oder Fotografie und schafften es damit schon häufiger mit Ausstellungen ins Bochumer Kunstmuseum. Auf die Homepage der EVH hat es der Bereich hingegen noch nicht so richtig geschafft. Auch der neue Name des Häuschens, Schwanenmarkt 1, mag Menschen, die noch keine Erdzeitalter in Bochum leben, rätselhaft erscheinen: Die vielbefahrene Straßenecke heißt bei genauerer Betrachtung allerdings auch im Stadtplan Schwanenmarkt, weil hier früher ein Platz existierte, auf dem mit Tieren – allerdings Schweinen – gehandelt wurde. Ein dort installierter Brunnen mit Tierskulpturen wurde in den 1950er-Jahren beseitigt, und mit dem Müllberg sind am 9. November auch die Ratten verschwunden. Für die Tiere zog an diesem Tag die Kunst ein. Matthias Schamp, einer der bekanntesten und kreativsten Bochumer Künstler und Lehrbeauftragter der EVH, hatte sich für die Eröffnung einen passenden Kommentar zu 30 Jahren Mauerfall einfallen lassen. Gemeinsam mit Studierenden sorgte er für einen kreisrunden Wanddurchbruch vom engen ImbissRaum zur Bedürfnisanstalt. Die gesamte Wand

Das ziemlich heruntergekommene Häuschen am Nordring / Ecke Castroper Straße am Rande der Bochumer Innenstadt war mal Schnellimbiss, Kiosk und Bedürfnisanstalt. Die vergangenen Jahrzehnte gammelte es allerdings nur noch traurig vor sich hin, und die Ratten freuten sich über einen wachsenden Müllberg im anliegenden Gehölz. Jetzt erlebt es eine wundersame Wandlung in einen neuen Kunstort. Von Max-Florian Kühlem | Fotos: Daniel Sadrowski

durften sie wegen statischer Probleme nicht entfernen, aber so ist ein Anfang gemacht für eine etwas weitere Raumwirkung. Schließlich sollen am Schwanenmarkt 1 bald Ausstellungen stattfinden und Seminare unter dem Motto „Einfach machen!“ Der Bochumer Galerist Stephan Strsembski hat ebenfalls einen Lehrauftrag an der EVH und wollte seinen Studierenden eigentlich erstmal einen theoretischen Input geben darüber, was Off-Kunstorte gegenüber Museen oder Galerien sind. Getreu des „Einfach machen“-Mottos hat er sich dann aber mit in die konkrete Arbeit am Ort gestürzt, der keine Elektroversorgung und ein leckes Dach hatte. Für das Haus gibt es eine Menge Pläne: „Eine Talkreihe ist ebenso angedacht wie eine so genannte ‚Gender-Geisterbahn‘ des Künstlers Gilbert Geister, die sich auf die mit ‚Männer‘ und ‚Frauen‘ beschrifteten Eingänge bezieht“, sagt Strsembski. Auf jeden Fall kommen wird eine historische Ausstellung über die Geschichte des Orts und eine neue Ausstellung im nahen Kunstmuseum, die den Prozess dokumentiert.

Ein Durchbruch für mehr Raumwirkung: Der Schwanenmarkt 1 soll künftig Ort für Ausstellungen, Seminare, Installationen und Kunstprojekte sein.

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Grußwort des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu Weihnachten für die im Internationalen Netzwerk der Straßenzeitungen INSP vertretenen Straßenmagazine in Deutschland Liebe Leserinnen und Leser, arm in Arm – das ist ein Motto, über das man stolpert und das zum Nachdenken zwingt. Und es ist der Name eines Netzwerks, das für den Bau bezahlbarer Wohnungen wirbt. Den Armen den Arm zu reichen, das ist wohl auch die kürzeste Umschreibung eines sehr alten Gedankens: der Solidarität. Bezahlbarer Wohnraum, ein Dach über dem Kopf, ein Platz und eine Zuflucht – es ist die Voraussetzung für vieles, für ein selbstbestimmtes Leben, eine Arbeitsstelle, ein Auskommen. Das Bemühen, Menschen zu helfen, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können, folgt diesem Gedanken der Solidarität. Es bleibt eine der wichtigsten Aufgaben kommunaler Politik, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Doch ein Obdach ist noch mehr, es ist Schutz, Wärme und Sicherheit, auch eine Ermutigung. Als wir im Herbst das Erntedankfest gefeiert haben, erinnerte mich das an das jüdische Laubhüttenfest. Der jüdische Glaube verbindet das Erntefest mit dem Gedanken der Solidarität. Wenn die Getreide- und Weinernte eingebracht ist, soll ein Freudenfest gefeiert werden, sieben Tage lang, mit der Familie, aber auch mit anderen, mit Fremden und Besitzlosen, Witwen und Waisen. Die Laubhütte erinnert dabei an die Zeit der Entbehrungen, als in der Wüste Sinai nichts als eine Laubhütte Schutz und Obdach bot. Sie mit jenen zu teilen, die nicht einmal das haben – ein Obdach –, das ist für mich der schöne, zutiefst menschliche Gedanke der Solidarität.

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Diese Unterstützung und Ermutigung leisten auch die Obdachlosenzeitungen. Sie bieten Menschen, die in Armut geraten sind, Hilfe zur Selbsthilfe, und sie werben bei ihren Lesern um Solidarität. Wir alle brauchen diese Brücke, über die wir gehen können, um Hilfe zu erhalten oder sie geben zu können. Von nichts anderem erzählt auch die Weihnachtsgeschichte. Jeder Mensch ist wichtig, jeder sollte uns wichtig sein. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Frank-Walter Steinmeier


FOTOSERIE

Wünsch Dir was! Wir haben unsere Verkäuferinnen und Verkäufer gebeten, einen Wunschzettel zu schreiben. Naja, eher ein Wunschplakat. Mit nur einem Wunsch. Egal, ob klein oder groß, für sich selbst, für andere oder für alle Menschen. Heraus kam eine schöne Sammlung konkreter und abstrakter, persönlicher und selbstloser, handfester, meist aber immaterieller Wünsche. Fotos: Sebastian Sellhorst

Simona, Bochum

Alexandru, Lünen

Kijas, Bochum

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FOTOSERIE

Ionela, Ana-Maria, Zina, Alina, Bochum und Dortmund

Bobi, Witten

AbdĂźlcabbar, Dortmund

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Petra, Dortmund

Jessica, Dortmund

Markus, Bochum

Chris, Bochum

Dennis, Dortmund

Kudlip, Bochum

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FOTOSERIE

Julietta und Matei, Bochum

Denisa, Herne

Egon, Dortmund

Stanescu und Lamiita, LĂźnen und Dortmund

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Thorsten, Dortmund


GĂźnter, Dortmund

Goran, Bochum

Simona, Bochum

Leo, Dortmund Stefan, Dortmund

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FOTOSERIE

Harald, Dortmund

Ralf, Dortmund

Cezar, Dortmund

Sonja, Christian und Kevin, Bochum

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Gheorghe, Bochum


Wünsch Dir was In der Gruppe spontan einen persönlichen Wunsch formulieren und aufschreiben, um sich damit unter neugierigen Passantenblicken fotografieren zu lassen – wer traut sich denn sowas? Als wir in unseren Verkäuferversammlungen in Bochum und Dortmund mit unserer Idee, Fotokarton und dicken Filzmalern auftauchten, war da von Skepsis keine Spur. Sofort bildeten sich kleine Gruppen, die diskutierten, ob die Frage so oder so zu verstehen sei, wer eine schöne Handschrift habe, ob auch mehrere Wünsche erlaubt seien, ob auch mehrere VerkäuferInnen gemeinsam einen Wunsch formulieren könnten.

steht, oder das Spiel schon verloren ist. Armut, Wohnungslosigkeit, die oft lange Reihe persönlicher Niederlagen – all das verursacht Scham. Und setzt oft Teufelskreise des sozialen Rückzugs, des Sich-unsichtbar-Machens und des weiteren Abstiegs in Gang.

Sie haben Erfolgserlebnisse und sie erleben, dass Öffentlichkeit, soziale Interaktion und ein selbstbewusster Umgang mit der eigenen sozialen Lage Kraft geben, neu anzufangen. Also: Wer traut sich denn sowas? Unsere Leute.

Was mit Menschen in so einer Situation bei uns geschieht, haben wir oft beschrieben: Mit dem Magazin in der Hand machen unsere VerkäuferInnen die Erfahrung, wie heilsam der Kontakt zu anderen – ihren KundInnen – ist.

In Bochum war man sich schnell einig, dass es in Ordnung sei, wenn die einen ihren KundInnen etwas wünschten und andere sich selbst. Wunsch sei Wunsch. Kurz darauf zog eine ganze Gruppe bodo-VerkäuferInnen mit Plakaten unter dem Arm mit bodoFotograf Sebastian Sellhorst durchs Quartier. In Dortmund kam die Frage auf, ob für die Mehrheit der VerkäuferInnen, die nicht anwesend war, nicht weitere Fototermine angeboten werden könnten. Eine Verkäuferin gab zu bedenken, dass es bei 200 Wünschen ja keinen Platz für Geschichten zum Lesen mehr im Heft geben könne. Das Argument erschien plausibel. Wir mussten versprechen, Fotoabzüge für alle Teilnehmenden zu machen. Vielleicht ist das respektvolle, manchmal herzliche und wie hier sogar ausgelassene Miteinander bei vielen kleineren Aktionen und größeren Projekten – über Sprach-, Alters- und vermeintliche Kulturgrenzen hinweg – der zweitschönste Erfolg unserer Arbeit.

Mihai, Bochum

Der schönste liegt in der Beantwortung der Eingangsfrage: Wer traut sich denn sowas? Eigentlich niemand, der in so tiefen Krisen steckt, dass sogar das Dach über dem Kopf auf dem Spiel

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6. DEZ‘ 19 - 1. MRZ‘ 20 1 Jahr 10 Einrichtungen 160 Dortmunder*innen zwischen 3 und 91 Jahren 1 Plakatkampagne unter der Leitung der Selfiegrafen Eine Ausstellung zu den Menschenrechten

Weitere Infos: Öffnungszeiten: Di-Mi, 11-18 Uhr / Do-Fr, 11 -20 Uhr / Sa-So, 11-18 Uhr / Mo Geschlossen Eintritt frei www.aufderuzwei.de

ein Projekt von:

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gefördert durch:

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Heike Busse

Zauber-Pädagogik Inklusives Zaubern mit Kindern „Dieses Zauberbuch bietet einen guten Einstieg in die Kunst des Zauberns. Vor allem für Pädagogen sehr gut geeignet, da jede Menge Hintergrundinformationen gegeben werden, die für die Arbeit mit Kindern von großer Bedeutung sind. Die zahlreichen und vielfältigen Tricks sind genau beschrieben und von Kindern zu schaffen. Ebenso wird die Orientierung im Buch durch passende Symbole erleichtert. Ein zauberhaftes Sachbuch, das viele Anregungen bereithält und Freude beim Nachmachen verspricht.“ AG Jugendliteratur und Medien der GEW „Eine klare Gliederung ermöglicht einen schnellen Überblick über Effekt, Vorbereitung, Zeitaufwand, Geheimnis, Lernchancen und weitere beachtenswerte Punkte der Zaubertricks. Kompetent und fundiert bildet dieses ansprechend gestaltete Buch Zaubermeister aus und befähigt diese, kleine Zauberlehrlinge anzuleiten und zu begleiten.” 4 bis 8 Fachzeitschrift TIPP: Auch als Geschenk sehr gut geeignet! vml

Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr

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4. Auflage 2019, 184 S., Groß-Format DIN A4, br ISBN 978-3-8080-0881-2 Bestell-Nr. 8317, E 19,95


Die große bodoWeihnachtsverlosung

Kalender D e z emb er Januar

*Mitmachen und Karten gewinnen

25. Dezember Zwerg Nase Schauspiel, Dortmund Seite 38

29. Dezember The Kelly Family 25 Years „Over The Hump“ Westfalenhalle, Dortmund Seite 39

26. Dezember Honigdieb FZW, Dortmund Seite 38

9. Januar Winterbeats Varieté et cetera, Bochum Seite 39

28. Dezember Schwanensee RuhrCongress, Bochum Seite 38

*Die Teilnahme ist ganz einfach:

Hinweise zum Datenschutz: Eine Weitergabe der Daten an Dritte erfolgt grundsätzlich nicht, mit Ausnahme an den jeweiligen Veranstalter (zum Beispiel, um Ihren Namen auf die Gästeliste zu setzen). Sie erhalten ca. einmal jährlich postalisch Informationen zu den Aktivitäten unseres Vereins. Dem Erhalt können Sie jederzeit widersprechen. Eine weitergehende Datenverarbeitung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Weitere Hinweise zum Datenschutz entnehmen Sie unserer Homepage unter www.bodoev.de.

Schicken Sie Ihren Wunschgewinn mit Name, Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund. Teilnahmeschluss ist jeweils drei Tage vor der Veranstaltung. Bei mehreren Teilnehmern entscheidet das Los. Die Teilnahme ist ab 18 Jahren möglich.

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DO 05 | 12 | 19

FR 06 | 12 | 19

Ausstellungseröffnung | Recht und Würde Rund 150 DortmunderInnen haben sich künstlerisch mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte auseinandergesetzt. Die Ausstellung zeigt die gesammelten Perspektiven und persönliche Erfahrungen mit Recht und Würde. Bis 1.3.20. UZWEI, Dortmund, 18 Uhr

FR 06 | 12 | 19 – SA 11 | 01 | 20 Event | Winterleuchten Jedes Jahr wird die Route durch den Park mit leuchtenden und beleuchteten, fantasievollen Objekten und Lichtszenarien komplett neu gestaltet. Projektionen bringen Farbe ins Dunkel hinein, Tausende von Lichtern lassen die Umgebung mal anmutig und mal bizarr erscheinen. Fünf Wochen lang ist die Veranstaltung täglich (außer Heiligabend) geöffnet. Jetzt schon vormerken kann man sich zudem den 11. Januar: Am letzten Tag des Winterleuchtens steigt ein großes, musiksynchrones Feuerwerk. Westfalenpark, Dortmund, So. bis Do. 17 – 20 Uhr, Fr. bis Sa. 17 – 22 Uhr

Begegnung | „Sprich ma’!“ „Sprich ma‘!“ heißt das erste Angebot des Integrationsnetzwerks „lokal willkommen“ in Eving: In Kooperation mit der Jugendfreizeitstätte Eving gibt es Raum zur Begegnung und zum Austausch. Flüchtlinge und andere Menschen mit Migrationshintergrund haben dabei die Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden und zu erweitern. Interessierte können ohne Voranmeldung zu den Treffen in der JFS Eving (Württemberger Straße 8) kommen. „Sprich ma‘!“ findet immer freitags zwischen 14 und 16 Uhr statt und ist kostenlos. JFS Eving, Dortmund, 14 – 16 Uhr (auch 13.12. und 20.12.)

SA 07 | 12 | 19 Musik | Celtic Spirit „A Celtic Christmas Night“ ist ein Fest vor dem Fest mit traditionell irischer Musik, irischen Poems und einem uririschen Ensemble aus Irish Harp und Fiddle, aus Akkordeon, Gitarre und Uilleann Pipes. Christuskirche, Bochum, 20 Uhr

DI 10 | 12 | 19 Information | Pflege in der Familie Wie „managt“ man die Pflege eines Angehörigen? Infos zu Pflegeeinstufungen, Tipps zu Finanzen und jede Menge Hilfestellung für den Alltag gibt Carola Urban vom Seniorenbüro Hörde in der DASA. Begleitprogramm zur Ausstellung „Pia sagt Lebwohl“. Eintritt frei. DASA, Dortmund, 15 Uhr Lesung | Watt’n Hallas: Wladimir Kaminer – „Liebeserklärungen“ Der Autor Wladimir Kaminer verbindet gekonnt Kultur und Humor. Und sein neues Buch huldigt der Liebe und dem Leben. „Liebeserklärungen“ ist eine besondere Liebeserklärung, eine Liebeserklärung an die Freude, die Leidenschaft, das Glück und das Leben. Weitere Veranstaltungen von Watt’n Hallas – Comedy-Festival: www.fhh.de Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr

MI 11 | 12 | 19 Lesung | Eure Heimat ist unser Albtraum Die Mitherausgeberin Hengameh Yaghoobifarah sowie die MitautorInnen Nadia She-

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Von Witten aus die Welt verändern. Kultur, Philosophie, Politik, Wirtschaft, Management, Psychologie, Pflegewissenschaft, Medizin und Zahnmedizin. Die UW/H bildet seit 35 Jahren Gesellschaftsgestalter*innen aus!

Studium: uni-wh.de/willkommen Infotage: uni-wh.de/uwherleben

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BODO-TIPP

Kinderprogramm im endstation.kino jeden Sonntag, 15 Uhr endstation.kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 8, Bochum

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Immer sonntags lädt das endstation.kino zum Kinderkino. Die Auswahl ist international und reicht von spannend und witzig über manchmal auch ein bisschen traurig bis heldenhaft: Shaun das Schaf begegnet einem bruchgelandeten Außerirdischen (1.12.), die zwölfjährige Sue ist „Plötzlich Unsichtbar“ (8.12.), Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer gehen auf abenteuerliche Reise (22.12.). „Fritzi – eine Wendewundergeschichte“ erzählt den Mauerfall aus Kinderaugen (15.12.) und eine italienische Schulklasse merkt: „Unsere Lehrerin, eine Weihnachtshexe“ (29.12.). Im Januar suchen „Kommissar Gordon & Buffy“ einen Nussdieb (5.1.); aus Kenia kommt „Supa Modo“, die Geschichte der neunjährigen Jo, die träumt, eine Actionheldin zu sein – eigentlich aber todkrank ist (12.1.). Und „Tilda und die beste Band der Welt“ merken, wie toll das Rockstarleben ist, vor allem, wenn man mit einem geklauten Camper durch Norwegen düst. (26.1.).

VOLL VOLL– VOLL– KORN VOLL KORN VOLL VOLL LECKER! LECKER! WIR WIR BACKEN BACKEN IHR IHR BROT BROT …und mehr …und mehr

Weitere Infos: www.endstation-kino.de

hadeh und Enrico Ippolito sind im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kulturell Leben“ zu Gast in Dortmund, um über Heimatverständnis, Zusammenleben und Rassismus zu diskutieren. Dieses Buch ist ein Manifest gegen Heimat – einem völkisch verklärten Konzept, gegen dessen Normalisierung sich 14 deutschsprachige AutorInnen wehren. Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 19 Uhr Vortrag | Rembrandt und seine Zeit Zum Abschluss des Rembrandtjahres erinnert der bebilderte Vortrag „Rembrandt und seine Zeit“ an einen der bedeutendsten und bekanntesten niederländischen Künstler des Barocks. Sein Schaffen fiel in die Epoche des Goldenen Zeitalters, als die Niederlande eine politische, wirtschaftliche und künstlerische Blütezeit erlebten. Rembrandt betätigte sich als Maler, Radierer und Zeichner. Den Vortrag wird Christoph Driessen, Journalist und Historiker, halten. Auslandsgesellschaft e.V., Dortmund, 19 Uhr Musik | Sax is Calling – Tatort Jazz mit Karlos Boes Der Saxophonist Karlo Boes präsentiert zusammen mit der Tatort Jazz Hausband (Matthias Dymke, Markus Braun und Uwe Kellerhoff) Stücke aus seinem unerschöpflichen Repertoire aus Jazz und jazzigem Soul, Funk und Blues. Boes spielt Tenor-, Bariton-, Altsaxophon und Flöte und studierte an der Hochschule der Künste in Arnheim. Er ist bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Helge Schneider, Carey Bell, Al Copley, Dean Bowman, der „Peewee Bluesgang“, Brenda Boykin und „Club des Belugas“. Eintritt frei. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Musik | Surf Nite: Expressway Sketches Surf-Musik war eine hauptsächlich instrumentale Pop-/Rockmusik der frühen und mittleren 60er Jahre. Die Expressway Sketches, vier junge, erfolgreiche Jazz-Musiker, verbinden die Tradition der Surfmusik nun mit ihren eigenen, frischen Vorstellungen von Jazz und Improvisation. domicil, Dortmund, 20 Uhr

▪ Hattinger Str. 188, 44795 Bochum ▪ Hattinger 188, 44795 Tel.Str. 0234 – 450 590Bochum Tel.Str. 0234 – 450 590Bochum ▪ Hattinger 264, 44795 ▪ Hattinger Str. 264, 44795 Bochum (im denn‘s Biomarkt) (im 0234 denn‘s Biomarkt) Tel. – 588 708 87 Tel. 0234 – 588 708 87 Weitere Infos und Verkaufsstellen unter Weitere www.hutzelbrot.de Infos und Verkaufsstellen unter

www.hutzelbrot.de

DO 12 | 12 | 19 Comedy | Hennes Bender Hennes Bender ist ein Freund vieler Worte. Daran hat sich auch in seinem neuesten Programm nichts geändert. Und wieder stellt er sich ohne Punkt und Komma den großen Fragen des Lebens: Lästern Alexa und Siri hinter meinem Rücken über meinen Haaransatz? Ist die Cloud, in der ich meine Daten lagere, wirklich eine Wolke oder nur ein anderer Computer? Wozu eine Vorratsdatenspeicherung, wenn ich ein Langzeitgedächtnis habe? Und überhaupt: Sollte eigentlich nicht alles leichter sein als vorher? Werkstadt, Witten, 20 Uhr

05.12.19

Große Weihnachtsfeier 07.12.19

11.12.19

13.12.19

FR 13 | 12 | 19 Theater | Drei Männer im Schnee Wenn ein Millionär sich in den Kopf setzt, als „armer Mann" verkleidet die Menschen kennenzulernen, wie sie wirklich sind, kann er einige Überraschungen erleben: Da wimmelt es plötzlich von falschen Identitäten und Namen. Aus dem treu ergebenen Diener Johann wird ein steinreicher Schifffahrtslinienbesitzer, der wirklich arme Reklamefachmann Dr. Hagedorn gelangt zu „Ruhm und Ehren", die

Musik im Advent 20.12.19

mit Ahmet Toprak und Reyhan Șahin Leopoldstr. 50-58 · 44147 Dortmund Tel. 0231 50-25145 · Fax 0231 50-26019 facebook.com/DietrichKeuningHaus 35


KALENDER

Hausdame des Millionärs kommt aus ihren Zuständen gar nicht mehr heraus, und die Tochter des Hauses erfährt die Liebe auf den ersten Blick. Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 15.12., 19 Uhr) Ausstellungseröffnung | Schichten – Stränge – Stofflichkeiten Die Ausstellung präsentiert Werke der Künstlerinnen Mirjam Elburn, Esther Hagenmaier und Simona Koch, in deren Arbeiten das Auseinandernehmen, Entschlüsseln und Dekonstruieren von Zeit, Raum, Material und Struktur mit Prozessen des Zusammenfügens, Verknüpfens und Konstruierens ineinander fließt. Bis 2.2.20. Künstlerhaus, Dortmund, 20 Uhr

SA 14 | 12 | 19 Mischmasch | EisSalon Ruhr Stahlträger, meterhohe Decken, bunte Lichter, Musik und jede Menge Eis. Auch in diesem Jahr verwandelt sich die Jahrhunderthalle Bochum wieder für ein paar Wochen im Dezember 2019 und Januar 2020 in ein Paradies für EisläuferInnen. Bis 12.1.20, Infos: www.jahrhunderthalle-bochum.de Jahrhunderthalle Bochum, Bochum

ekamina im Sissikingkong am 6.2.20 vorgelesen. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung unter: lichtspielhaus@fraeulein-nina.de. Im Krug zum grünen Kranze, DO, 11 – 17 Uhr Theater | Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Wieso kann eine Lokomotive schwimmen? Wer muss gehen, wenn das Land zu klein wird? Wie funktioniert eine Fata Morgana? Viele Fragen und Rätsel haben Jim und Lukas zu lösen, als sie mit der Lokomotive Emma auf große Fahrt gehen. Denn einmal das Zuhause hinter sich gelassen, ist die Welt plötzlich voller Überraschungen. Riesen, Drachen und entführte Prinzessinnen machen aus ihrer Heimatsuche eine rasante Abenteuerreise. Für Menschen ab sechs Jahren. Flottmann-Hallen, Herne, 16 Uhr Kabarett | René Steinberg Weihnachten soll fröhlich sein und besinnlich. Vor allem schön. Und gerade weil wir das so sehr wollen, stressen wir uns bis zur Besinnungslosigkeit und treffen uns zum traditionellen Familienzwist. Schluss damit. Die Devise des neuen Weihnachtsprogramms von René: „Make Weihnachten great again“. Cabaret Queue, Dortmund, 19.30 Uhr

Schlager singt, und eine kapriziöse Buchhalterin, die Opernarien schmettert: Sabine Murza alias Murzarella lässt ihre Puppen nicht tanzen, sondern: singen. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

SO 15 | 12 | 19 Theater | Die unglaubliche Geschichte vom kleinen Roboterjungen Ein Team von weltweit führenden WissenschaftlerInnen versucht, einen Roboter mit einem echten Gehirn zu bauen. Und sie haben tatsächlich Erfolg. Sofort wird das Labor zu seinem Spielplatz. Denn dort gehört er ja hin. Der Roboterjunge weiß, dass die ForscherInnen eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben – und dass er da ist, um ihnen zu helfen. Aber manchmal will er einfach in seine Traumwelt eintauchen. Und dann beginnt das Labor, sich zu verwandeln. Ein fantasievolles Theaterstück für Menschen ab sechs Jahren. Weitere Termine: www.schauspielhausbochum.de Schauspielhaus, Bochum, 16 Uhr Theater | Die Physiker Der Physiker Möbius begibt sich freiwillig in eine Irrenanstalt, um so zu verhindern, dass seine Entdeckung, die Weltformel, in die falschen Hände gerät. Zusammen mit zwei weiteren Insassen der Heilanstalt, die sich für Einstein und Newton halten, hat er sich von der Außenwelt abgeschottet. Drei Morde an den Schwestern der Anstalt rufen den überforderten Inspektor auf den Plan. Machtlos gegen die Anstaltsleiterin Frau Dr. von Zahnd nimmt er seine Ermittlung auf. Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

Vortrag | BLACKBOX: #Rojava Mischmasch | Vom Frühschoppen bis zum Der Politikwissenschaftler und Historiker Ismail Küpeli spricht über den kurdisch-syFeierabendbier – Kultursprechstunde in rischen Konflikt in Nordsyrien und Europa. historischer Schankwirtschaft Anlässlich des 110-jährigen Geburtstags vom Gemeinsam mit Gästen thematisiert er den „Krug zum grünen Kranze“ öffnet Wirt Mijüngsten Angriff der Türkei auf die kurdischchael Wetekam für einen Tag nochmal die syrischen Gebiete und die europäische Außenpolitik. Eintritt frei. Türe. Nina Mühlmann und Christine Bargstedt bieten eine Kultursprechstunde an, in der Studio im Schauspielhaus, DO, 20 Uhr von Erlebnissen erzählt werden kann. Anfang r MO 16 | 12 | 19 ede L 2020 erhalten alle, die teilgenommen haben, Kleinkunst | Sabine Murza – r ! ode te gen ln ein großes Plakat mit den Fotos und Theken„MurzarellastMusic-Puppet-Show“ Figurentheater | Rapunzel n f e f u o h er St gne röhrt, aschTurm h a cKanalratte, ensie da, sprüchen drauf. Einzelne Geschichtentwerden, Gefangen rrhohen üch k s cEine MaMetal en· inÜeinem e aus dienkHeavy s r artsitzt b s r i i n K n e k e e h a e s z r r c h verschriftlicht durch Nina bei Rapunzel. kleines t durch teins g c verrückter sein Sit es Mühlmann, chKakadu, der herzergreifend sch ite Sie schauthhinaus

e e ch ac Ta ·G el· hls zen s t e n · G ürtel· ter·Kü rsetzer o-Artik ... und w · Weihn e i h n a Filzpro r e rg Anzeiges - K ·W ck te n· kä fte ek et er ach r · N i s t e·Lede sselbr opfun olle·D Obstsä dlicht a r t e n erkette reißblö w n K ü T · h iene r h ä u s e ufstric el·Schl etter· Baumw affee· ug· Win u n s c h - r·Licht ter·Ab änger lt K r h r a e k e e e r w i b e t n fe t Wiro d tete -Spielz G l ü c k er Led emmbr üssela ete Ap n! e sind F u t ·Fruch enkart stücks eiwieder s d ö r da! l l · d n h e e h lz k S bäc e·Gesc en·Frü Wolle, Lokal g er· Ho c h t e l n Stoff o nete·K er·Sch etrock schung ·G d a h s g t s · a rten e s c h n Unseren tän kissen· finden erraSie aus nk-M duk nerkis hals au rippen irrtüc21. n s k a b n November K Ü Weihnachts-Verkauf im e e e h h hra ·Kart l·Sitz eitere achts c h t s g Kör ck·Sc chts-K ·Gesc bisasc e s c h l·T lsc„Eiscafé e h G w a u a n ü Straße · n m e e K n rtik ... undHagener eihn tzer o-APanciera“, i h n305, zpro · l e r e i W s Sch ·Weih s-Kerz k ä s t e ergürt23. Dezember e F r · t W e · · te ft ek e Do-Kirchhörde, gegenüber t en ret öck ter dem nEdeka-Markt ring enwach e r · N i s he·Led lüsselb Topfun wolle·D Obstsä ndlich - K a r t e terkett breißbl · i r c · Bien e r h ä u s aufstri kel·Sch retter r Baum r Kaffee eug· W u n s c h er·Lich etter·A hänge e w Wir sind für Sie da: i b e t n f t r z d e t s k l F u t ·Fruch enkar stück eide od röstet z-Spie · G l ü c der Le lemmb lüssela ete Ap n h e e h l k S montags bis freitags bäc e·Gesc en·Frü Wolle, Lokal g er· Ho c h t e l n Stoff o nete·K er·Sch etrock schung s g t bish 18 Uhr,a n· 10 änd issen·G berra arten duk nerkiss hals au rippevon rtüc e n k s c h en aus ank-Ma enstWerkstätten r i K h r t c K r c h r Uhr itzk Gottessegen s c bis 14 ere Ü achts- c h t s h c hvonT10 a s t S c s i ·Kö uck·S achts- n·Gesamstags K s a · e e l l · · G rtel· r·Küh etzer Artike . und w eihn e i h n a Filz hm Weihn Werkstätten t e n gGmbH . · www.werkstaetten-gottessegen.de W · Kobbendelle 40 · 44229 Dortmund ·k Tel. 02 31 / 97 e 38-0 s erze Gottessegen ScChristopherus-Haus ü . e s r o · t K g ä e r t r t · t s k f e e e t en· n·W re te ring enwach e r · N i s he·Led lüsselb Topfun wolle·D Obstsä ndlich - K a r t e terkett · i c · 36 Bien e r h ä u s aufstri kel·Sch retter r Baum r Kaffee eug· W u n s c h er·Lich i b e ckw cht od ete utt Led ielz a rt cks

Weihnachts-Verkauf


BODO-TIPP

DASA für Kinder immer sonntags DASA Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25 Dortmund

Arbeit, Mensch und Technik sind die Themen, um die sich in der Deutschen Arbeitsschutzausstellung in Dortmund alles dreht. Das Angebot in der riesigen Ausstellungshalle in Dorstfeld-Süd ist, gerade für Kinder, aber viel größer: Kinderbaustelle, Mathe- und Logik-Spielstationen, Geisterbahn, Detektiv- und Forscherspiele laden zum Toben, Knobeln, Gruseln, Spielen ein. Immer sonntags heißt es, selbst kreativ zu werden: An den „Selbermacher“-Tischen gibt es Mitmach-Aktionen, die Spieltrieb und Entdeckergeist wecken. Und immer am letzten Sonntag des Monats – auch nach Weihnachten – steht das Ganze unter dem Motto „Upcycling“: mit Dingen, die in der DASA als Reste anfallen und ansonsten im Abfall landen würden. Und in den Weihnachtsferien gibt es die Selbermacher-Basteltische sogar täglich, immer während der Öffnungszeiten. Weitere Infos: www.dasa-dortmund.de

Fensterchen. Der Turm hat weder Tür noch Treppe. Jeden Tag kommt eine mächtige Zauberin und bringt ihr ein Schüsselchen Blaukraut. „Rapunzel, Rapunzel! Lass dein Haar herunter“, ruft sie, „und jetzt zieh mich herauf!“ Da springt ein kleines, schwarzes Kätzlein zum Fenster herein. Ob es wohl weiß, wie die Welt da draußen, außerhalb des Turmes, aussieht? Für Menschen ab vier Jahren. Theater der Gezeiten, Bochum, 18 Uhr (auch 15.12., 16 Uhr) Musik | Panteón Rococó Unbequem, unkonventionell und ausgesprochen bissig haben sich Pantéon Rococó in den letzten 24 Jahren präsentiert. Richtig gelesen – die mexikanische Kapelle, die sich mit den Zapatisten solidarisiert, gegen Rassismus und Diskriminierung eintritt und sich in den FC St. Pauli verliebt hat, ist bereits seit einem Vierteljahrhundert aktiv. Panteón Rococó fusionieren Ska, Punk, Rock und Cumbia zu einem brodelnden, treibenden Beat und legen in ihren Texten den Finger in die Wunde. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

weniger bekannten Weihnachtslieder. Beim „Das große Weihnachtslieder-Singen“ werden die Kenntnisse aufgefrischt und neue Lieder gelernt. Mit SchauspielerInnen und MitarbeiterInnen des Schauspielhauses Bochum – begleitet von Torsten Kindermann und seiner Band. Schauspielhaus, Bochum, 19 Uhr (auch 23.12.)

Musik | Amilli Amilli begeistert mit ihrem prägnanten Gesang, junger Attitude und innovativen Rhythmen nicht nur Fans in Deutschland. Aktuell ist sie auf ihrer ersten internationalen Tour unterwegs, die für die Bochumerin mit einem Heimspiel in der Rotunde am 19.12. endet. Rotunde, Bochum, 20 Uhr Musik | Dieselknecht Ihr Name Dieselknecht verrät es: Drei Viertel der Band wuchsen irgendwo auf dem Land zwischen Ackerbohnen und Ergänzungsfutter auf. Mit Heavy Metal und Punkrock. Dann zog es sie in die Stadt, wo sie ausgerechnet den Country kennenlernten. Flying V und Nietenarmband wurden abgelegt, die neuen Werkzeuge waren nun Banjo, Gitarre, Kontrabass und Snare. Im Hier und Jetzt bieten Dieselknecht Americana und Independent-Folk auf Deutsch. Eintritt frei – ein Hut geht rum. Gaststätte „Zum Alten Fritz“, Witten, 20 Uhr

SA 21 | 12 | 19 Markt | Design Gipfel Rund 60 DesignerInnen aus Deutschland bieten handgemachte und innovative Produkte abseits der Massenproduktion an – genau das

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Weihnachtsstadt Dortmund 21. November bis

30. Dezember

DI 17 | 12 | 19 Weihnachtsfest | Seniorennachmittag Die BesucherInnen des Seniorennachmittages dürfen sich auf die Bochumer Symphoniker freuen und sich von weiteren musikalischen Highlights zum Zuhören und Mitsingen überraschen lassen. RuhrCongress Bochum, Bochum, 15 Uhr

DO 19 | 12 | 19 Musik | Das große Weihnachtslieder-Singen Alle Jahre wieder … hat man vergessen, wie sie eigentlich gehen, die bekannten und

Mo - Do 10 - 21 Uhr // Fr - Sa 10 - 22 Uhr // So 12 - 21 Uhr www.weihnachtsstadt-do.de 37


KALENDER

BODO-TIPP Seit 20 Jahren leitet Andreas Gruhn das Kinder- und Jugendtheater in Dortmund. Jeden Winter inszenieren er und sein Ensemble ein besonderes Weihnachtsstück – in diesem Jahr bringt das KJT die Geschichte von „Zwerg Nase“ auf die Bühne des Schauspiels.

Richtige für Individualisten, die für außergewöhnliche Produkte zu begeistern sind. Depot, Dortmund, 12 – 18 Uhr (auch 22.12.)

MI 25 | 12 | 19 Party | Cosmotopias Weihnachtssause Auf zwei unterschiedlichen Floors und einem extra-festlichen DJ-Aufgebot gibt es eine besonders feine musikalische Bescherung unter glitzernden Diskokugeln: Auf dem „Pink Floor“ bringen Rosa und Peesen von Funk Fatal mit ihrem Gute-Laune-Set aus 60s Soul, 70s Funk und Classics die Hüften zum Schwingen. Auch Kleppo und Der Wolf schneien rein und lassen auf dem „Red Floor“ Hip Hop, Big Beats und Disco auf die Tanzteppiche rieseln. Großmarktschänke, Dortmund, 23 Uhr

WEIHNACHTSVERLOSUNG Zwerg Nase bodo verlost 2 x 2 Karten für den 25.12., 15 Uhr

bis 16. Januar 2020 Kinder- und Jugendtheater Schauspiel Dortmund

Wilhelm Hauffs Märchen handelt vom Jungen Jakob, der sich auf dem Markt aus Ärger über eine alte Frau lustig macht und zur Strafe von ihr per Zauberspruch eine große Nase bekommt. Sieben Jahre bleibt er ihr Gefangener, bevor er in sein Dorf zurückkehrt. Jetzt erfährt er selbst, wie es ist, gehänselt zu werden und muss um seine Familie und sein Leben kämpfen. In Andreas Gruhns Inszenierung ist „Zwerg Nase“ eine Geschichte in der Geschichte, erzählt in einer Karawanserei im Orient, und sie erzählt von gesellschaftlichen und auf Landkarten gezogenen Grenzen – und vor allem davon, wie man sie überwinden kann. Weitere Infos: www.theaterdo.de

DO 26 | 12 | 19 Musik | 48. Weihnachts-Jazzmatinee Zum 48. Mal in Folge lädt das domicil zum jazzigen Ausklang der Weihnachtstage in das weitläufige Opernfoyer. Zehn Bands auf fünf Bühnen, alle aus Dortmund und der Region, bieten ein generationsübergreifendes und familienfreundliches Live-Programm von Modern Jazz bis Weltmusik, von Big Band bis groovigem Electro-Pop, von Traditional Jazz bis Marching Band. Das komplette Programm: www.domicil-dortmund.de Foyer im Opernhaus, Dortmund, 11 – 14 Uhr Zaubershow | Total Paranormal Weihnachtsshow Bei der Total Paranormal Weihnachtsspezialshow werden Tannenbäume schweben, Zimtsterne verschwinden, und die Zukunft wird aus

Bratäpfeln gelesen. Der fabelhafte Dortmunder Kartenhai Der Große Pilloso hat wieder einmal ein illustres Team versammelt, um am elektrischen Kamin eine Show zu kredenzen, die mit ebenso erstaunlichen Tricks aufwartet, wie sie die Lachmuskeln strapaziert. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

WEIHNACHTS-VERLOSUNG Honigdieb – das legendäre X-Mas Konzert Ein bunter Hund, ja stadtbekannt, ein Vagabund, der tanzen kann, er hat viel Charme und Sexappeal. Er liebt die Frauen und das Spiel. Wer könnt es sein, des Glückes

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MEHR INFOS UNTER: GRUENE-DORTMUND.DE

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Schmied? Es ist und bleibt der Honigdieb. Die Honigdiebe – gleich sechs an der Zahl – geben sich die Ehre im FZW und werden ein musikalisches und sinnliches Feierwerk veranstalten. Als Gäste sind Tigerjunge und Pastör dabei. Im Anschluss Aftershowparty mit DJ Maggi & Pedro. FZW, Dortmund, 20 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten

SA 28 | 12 | 19

WEIHNACHTS-VERLOSUNG Schwanensee „Schwanensee“ verkörpert alles, was das klassische Ballett berühmt gemacht hat: Eine märchenhafte Handlung, eine opulente Ausstattung, atemberaubende Tänze – und die Musik von Peter I. Tschaikowski. Liebe und Sehnsucht, Einsamkeit und Eifersucht, Wut, Schmerz und Glück – „Schwanensee“ ist Gefühlsausdruck ohne Worte. Musik und Tanz vereinigen sich hier zu einer neuen Sprache, die jeder unmittelbar versteht. In diesem Jahr präsentiert das Russische Nationalballett Moskau in der Hauptrolle der Odette Liudmila Titova, ehemaliger Star der Bolschoi Ballett Academie und des Moscow City Balletts. RuhrCongress Bochum, Bochum, 20 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten


KINO-TIPP

SO 29 | 12 | 19

DO 09 | 01 | 20

WEIHNACHTS-VERLOSUNG The Kelly Family 25 Years „Over The Hump“ Jede erfolgreiche Band veröffentlicht in ihrer Karriere das eine, ganz besondere Album, das ihr den Durchbruch bringt. Bei The Kelly Family war es das im Sommer 1994 veröffentlichte legendäre Album „Over The Hump“. Ein Album, das von nun an alles im Leben der Kellys verändern sollte. Ein Album, mit dem die Kellys von heute auf morgen von Straßenmusikern zu Megastars wurden. Zum ersten Mal wird dieses Album am Stück und live zu erleben sein. Ein Konzerterlebnis mit vielen Erinnerungen – eine Zeitreise, zurück ins Jahr 1994. Westfalenhalle, Dortmund, 18 Uhr, (auch 28.12., 19.30 Uhr) bodo verlost 2 x 2 Karten für den 29.12.

WEIHNACHTS-VERLOSUNG Winterbeats Seines Zeichens Komiker, Mime und Musiker, präsentiert der Allrounder Sammy Tavalis eine junge, dynamische und musikalische Show, die Farbe und Glanz in die Winterzeit bringt. Mit dabei sind Bianca Capri (Vertikalseil), Duo One Line (Diabolo), Elena & Olga (Pole), Rostyslav Hubaydulin (Strapaten), Trio Essence (Akrobatik) und Donial Kalex (Jonglage). Bis 1.3.2020, weitere Termine: www.variete-et-cetera.de Varieté et cetera, Bochum, 20 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten

FR 03 | 01 | 20 Musik | African Angels – Cape Town Opera Chorus „Wenn ich singe, dann feiere ich.“ Nichts beschreibt die klangvolle Kunst des Cape Town Opera Chorus schöner als diese afrikanische Weisheit. Wenn die stimmgewaltigen Sängerinnen und Sänger das Beste aus African Traditionals, Gospel und Oper präsentieren, dann bringen sie das Herz des afrikanischen Kontinents zum Schlagen. Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr (auch 4.1.)

FR 10 | 01 | 20 Musik | Simon & Jan – „Alles wird gut“ Du fühlst dich müde? Du bist überfordert und erschöpft von der Welt da draußen, und dein Körper taumelt wie auf Autopilot durch den alltäglichen Wahnsinn? Alles wird gut. Simon & Jan sind gekommen, um uns zu retten. Die preisgekrönten Liedermacher balancieren auf der Borderline nachts um halb eins durch die Irrungen und Wirrungen unserer Welt, jodeln gegen ungezähmten Fleischkonsum und begleiten unsere Spezies vor das letzte Gericht. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

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Mi. 19.02.20 Lisa Feller „Ich komm‘ jetzt öfter“

ten lassen.“ „Nicht ärgern. Bera © by Photocase.de

Do. 12.12.19 Hennes Bender „Ich hab nur zwei Hände“

Mieter schützen · Mietern nützen!

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.

Sa. 04.04.20 Hagen Rether „LIEBE“ www.werk-stadt.com · Tel.: 02302 94894-0 Mannesmannstr. 6 · 58455 Witten

Brückstraße 58 44787 Bochum Tel.: 0234 / 96 11 40 mieterverein-bochum.de

Kampstr. 4 44137 Dortmund Tel. 0231/557656-0 mieterverein-dortmund.de

Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00

Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

sweetSixteen-Kino | Aquarela Wasser – als Eis, als wogendes Meer, als Regen oder Wasserfall – spielt die zentrale Rolle in Viktor Kossakovskys bodo brillantem Filmessay, verlost das sich eigentlich jeder 1x2 Karten Einordnung in ein Genre entzieht. Der Film ist eher eine psychedelische Erfahrung als eine Dokumentation. Nichts wird erklärt, es gibt eine klare Struktur durch die jeweiligen Schauplätze, aber jeder im Publikum baut sich seinen eigenen Film aus den Bildern und den Tönen, die zum großen Teil das Wasser selbst verursacht: das Knacken und Wispern und Knirschen von Eis, das Gluckern und Schwallen darunter, der dröhnende Gesang von Wogen im Wind – diese Musik ist alles andere als einschläfernd und beruhigend, ganz im Gegenteil. Sie putscht auf, sie macht auch Angst, aber sie fasziniert. Als Ergänzung serviert Viktor Kossakvsky zusätzliche Musik von „Apocalyptica“, die so spielen, wie sie heißen. Der Film weckt viele Gefühle, teils auch Urängste – wer leicht seekrank wird, sollte vielleicht lieber in den hinteren Reihen sitzen, und natürlich wird es auch einige geben, die von der ungewöhnlichen, beinahe poetischen Bilddramaturgie überfordert werden. Manches erinnert an Filme wie „Koyaanisqatsi“, vor allem der künstlerische Mut und das Vertrauen in die Kraft der Bilder. Aufgenommen mit 96 Bildern pro Sekunde und insgesamt realisiert mit einem unfassbar hohen technischen Aufwand bietet der Film ein aufregendes Kinoabenteuer auf höchstem Niveau. Bundesstart am 15. Oktober, alle weiteren Termine unter www.sweetsixteen-kino.de sweetSixteen-Kino Immermannstr. 29, 44147 Dortmund www.sweetsixteen-kino.de 39


BODO GEHT AUS

Denkma(h)l Ostenallee 73 59063 Hamm

Denkma(h)l

Speisen mit sozialem Mehrwert Im Jahr 2007 wurde das Denkma(h)l an der Ostenallee in Hamm eröffnet, einem der bevorzugten Viertel der Stadt. Als Restaurant, das gehobenen Ansprüchen gerecht wird, hat es sich längst etabliert. Die Karte ist klein aber fein, das Interieur ausgesucht, das Personal zuvorkommend. Seit zwei Jahren ist das Denkma(h)l sogar im Guide Michelin vertreten, zwar nicht mit einem Stern, immerhin jedoch mit einem Teller (Assiette). „Unsere Gäste kommen in der Regel nicht der bloßen Nahrungsaufnahme wegen“, sagt Frau Brexel. „Sie kommen, um sich einen schönen Abend zu machen, das Essen, Gespräche und die Musik zu genießen.“ Frau Brexel arbeitet als Pädagogin und Einrichtungsleiterin im Restaurant. Berufsbezeichnungen, die nicht unbedingt erwartet, wer an gutes Essen denkt. Jedoch: Der Hintergrund des Hauses ist ein spezieller. Das Restaurant, in Trägerschaft der Malteser Werke gGmbH, fungiert als Lehr- und Trainingsgastronomie für junge Menschen mit verschiedenen psychischen und psychiatrischen Erkrankungen.

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Von Wolfgang Kienast Fotos: Daniel Sadrowski und Kira-Kristin Köckler Nah an deren Lebensrealität sollte die Ausbildung sein, strukturiert, dabei flexibel genug, auf persönliche Stärken und Schwächen einzugehen. Perspektivisch soll im Anschluss ein selbstbewusstes Auftreten im Beruf und in der Öffentlichkeit möglich sein. Anfangs wurde das Unternehmen kritisch beäugt. Mehr als das Betreiben einer Pommesbude traute man den Maltesern und ihren Jugendlichen offenbar nicht zu. Die Skepsis ist schon lange verflogen. „Damals wussten wir, dass wir bestimmt nicht

viel und schnell können, wohl aber kleiner und besonders“, erklärt Frau Brexel die Entscheidung für eine anspruchsvolle Küche. Die mit diesem Konzept verbundene Ruhe und Konzentration ist übertragbar. „Es ist ein Ort zum Entschleunigen, auch für die Gäste,“ sagt die Restaurantleiterin Frau Köckler. „Wir vergeben grundsätzlich jeden Tisch nur einmal je Abend. Eine Uhr hängt hier nicht mehr. Vielleicht muss man ja nicht immer auf eine Uhr schauen.“


125 g dunkle Kuvertüre 125 g Butter, 25 g Mehl 60 g Zucker, 3 Eier 2 Eigelbe Butter und Paniermehl für die Form 4 Edelstahlförmchen zu je 125 ml 1 TL Lebkuchengewürz Puderzucker Die Kuvertüre mit der Butter im Wasserbad schmelzen. Mehl, Zucker, Gewürz und die Eier unterrühren. Die Förmchen buttern und mit Paniermehl ausstreuen. Jedes Förmchen zu 4/5 mit Teig füllen und mindestens 5 Stunden kaltstellen. Den Ofen auf 180 Grad Umluft vorheizen und die Küchlein 10 bis14 Minuten backen. Aus den Förmchen entnehmen und mit Puderzucker bestreuen. Sehr zu empfehlen mit einem leckeren Eis.

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REPORTAGE

Das Nahetal, das sich entlang dem gleichnamigen Fluss gut 125 Kilometer durch Rheinhessen und die Pfalz zieht, ist eine bekannte und beliebte Weinanbauregion. Vom Fluss aus steigen Berghänge auf, an denen der Wein besonders gut wächst. Auf einem dieser Berge, wo die Nahe in Niederhausen zu einem See gestaut ist, hat sich Sonja Persch-Jost mit ihrem Mann Stefan einen Traum erfüllt: eine Rentieralm. Von Alexandra Gehrhardt | Fotos: Rentieralm

Auf der Rentieralm „Ich hab‘ gerade keine Zeit“, sagt Sonja Persch-Jost beim ersten Anruf. „Ich hole gerade zwei neugeborene Rentiere ab – ach, da sind sie ja, wie süß!“, ist vom anderen Ende des Telefons zu hören. Am nächsten Tag hat sie mehr Zeit, um zu erzählen. Auf der Alm lernt die Herde gerade die neuen Mitbewohner kennen, direkt neben ihr, erzählt sie, schlummern zwei ihrer älteren. Vor fast zehn Jahren wurde Sonja Persch-Jost, damals Steuerfachangestellte, vom Rentierfieber gepackt. „Ich habe eine Reportage im Fernsehen gesehen und zu meinem Mann gesagt: ‚Ich möchte unbedingt mal ein Rentier in echt sehen.‘“ Das Paar machte einen Tierpark bei Kaiserslautern ausfindig, der Rentiere hielt, und fuhr hin. „Wir haben gefühlt eine Ewigkeit am Gehege gestanden und gewartet, aber wir haben sie immer nur entfernt zwischen den Bäumen umherhuschen sehen. Ein Mitarbeiter, der vorbei kam, sagte uns, wir müssten Geduld haben, aber irgendwann kämen sie. Weil er aber gerade was im Gehege reparieren musste, hat er uns mit hinein genommen. Und genau in dem Moment kam die Hälfte der Herde zu mir.“ Und zu einem verblüfften Parkmitarbeiter. Von dem Tag an kam Sonja Persch-Jost dreimal die Woche zu Besuch. „Ich habe allen Namen gegeben, und irgendwann konnte ich ihnen ein Halfter anlegen und mit einigen der Tiere auch durch den Park spazieren. Das war auch für die anderen Besucher schön.“

Weinberg-Panorama statt Lappland-Weite: Zwölf Rentiere wohnen im Moment bei Familie Jost, zwei sind hier auf der Weide auf die Welt gekommen.

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2012 ging die Geschichte weiter. In den Niederlanden fand Ehemann Stefan einen Züchter und hat ihm kurzerhand fünf Tiere abgekauft. „Als wir dort ankamen, um sie abzuholen, war dort auch ein kleines weißes Rentier. Die gelten in Skandinavien als Glückstiere. Man sagt, dass die Welt nur so schön geworden ist, weil irgendwann einmal ein weißes Rentier starb und seine Seele ins Erdinnere gesunken ist. Und wer eins sieht, soll es streicheln, das bringt Glück.“


„Wir haben festgestellt, dass es viel gibt, was der Mensch nicht braucht, aber glücklich sein, das braucht man immer.“

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REPORTAGE

Sie bekam das Weibchen und vier weitere. Der Tierpark, in dem sie die letzten zwei Jahre verbracht hatte, überließ ihr ein Männchen. „Wir haben die eine oder andere Wiese im Familienbesitz – und ein Stück davon haben wir eingezäunt und in den Jahren danach Grundstücke gekauft und getauscht, sodass wir jetzt ein Areal von knapp 18.000 Quadratmetern haben.“ Sie scheinen sich gut in Niederhausen eingelebt zu haben. Ein Dutzend Rentiere lebt hier in dem Dörfchen an der Nahe. Holly und die kleine Mika, noch eins dieser seltenen weißen Rentiere, kamen erst auf der Alm zur Welt. Dass das Ren, das zur Familie der Hirsche gehört, in Mitteleuropa heimisch war, ist mehr als 10.000 Jahre her, heute ist es im Norden Nordamerikas und Eurasiens, auf Grönland und im Norden Skandinaviens beheimatet. Zu warm sei es trotzdem nicht, sagt ihre Besitzerin. „Wir haben auf der Alm Schattenplätze und einen klimatisierten Stall – und im Sommer ziehen wir mit den Tieren hinunter zum Fluss und gehen dort gemeinsam baden. Das kommt auch im Ort sensationell an.

Die Rentiere in Niederhausen sind zutraulich und zahm. Mehrmals in der Woche geht es mit Gästen auf Rentierwanderung durch Tal und Wälder. „Jedes Tier sucht sich seinen Begleiter aus“, sagt Rentier-„Mama“ Sonja Persch-Jost (rechts).

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Auch wenn am Anfang viele gesagt haben, ich sei verrückt“, lacht Persch-Jost. Auch die Futterbeschaffung ist einfacher, als man vielleicht meint. „Rentiere sind Kräuterfresser, außerdem haben sie riesige Grünflächen zum Grasen. Wir kaufen zweimal im Jahr eiweißarmes, feines Heu und lassen uns spezielle Futterpellets liefern. Und durch die Berglage wachsen hier, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit, Flechten im Überfluss, die Hauptnahrungsquelle in den Herkunftsländern.“ Auf der Alm ist aber mehr zu tun als Flechten futtern. „Drei- bis viermal pro Woche kommen Gäste vorbei, mit denen wir auf Rentierwanderung durchs Nahetal gehen. Jedes Tier sucht sich seinen Begleiter aus und dann geht‘s los. Im Wald begegnen wir ab und an Rehen und Hirschen, aber die interessieren die Rens nicht. Die Graureiher finden sie spannender“, erklärt Sonja Persch-Jost. Ganz so ruhig ist es freilich nicht auf der Alm. Der Hof ist eine lokale Attraktion im Tal und hat schon so einige Kamera- und Presseteams ins Dorf gelockt. Die Tiere haben mehrmals in den Werbespots einer Schweizer Lebensmittelkette mitgewirkt.


Und dann ist da noch die Sache mit dem Weihnachtsmann – auch so eine Geschichte voller Zufälle. „Mein Mann Stefan ist Schlagersänger und Moderator. Eines Tages hat ihn eine Freundin gebeten, den Nikolaus im Kindergarten zu spielen. Das hat er gemacht, in einem völlig ollen, kaputten Kostüm. Er war früher am Staatstheater Mainz, da habe ich seine Kollegen gefragt, ob sie uns helfen können. Sie sagten zu, baten aber um Geduld. Ein Jahr später kam ein Paket. Wir waren gerade auf dem Weg zu einem Auftritt und haben es einfach ins Auto geladen und uns nicht weiter gekümmert. Vor dem Auftritt hatten wir noch etwas Zeit, also haben wir das Kostüm anprobiert. In diesem Moment kam der Veranstalter herein und sagte, mein Mann solle es anbehalten. So entstand der singende Weihnachtsmann.“

Jetzt, wo es auf Weihnachten zugeht, sind allerhand Auftritte zu absolvieren, im „Europa-Park“ hat er seine eigene Bühne. Wenn es passt, kommt eins der Rentiere mit. Nun soll es auch auf der Alm etwas bunter werden: Im nächsten Jahr wollen Sonja Persch-Jost und ihr Mann ein Rentier-Wunderland und ein Weihnachtsmann-Haus auf der Alm bauen, bis Weihnachten 2020 soll es fertig sein. „Wir haben festgestellt, dass es viel gibt, was der Mensch nicht braucht, aber glücklich sein, das braucht man immer“, sagt die Almwirtin. Mal ist das ein Wunderland. Mal sind es einfach zwei Rentiere, die neben einem liegen und schlummern.

„Weiße Rentiere gelten in Skandinavien als Glückstiere. Wer eins sieht, soll es streicheln.“

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BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Was brauchst Du? „Es ist lange her“, beginnt der Erzähler, da habe er als Kind sechs Wochen ins Krankenhaus gemusst. Weil er nichts Wichtiges vergessen wollte, packte er drei Koffer, zwei öffnete er erst gar nicht. Seitdem habe er „ab und zu darüber nachgedacht, was man wirklich braucht“, und er verrät: „Es ist mehr, als man denkt, und weniger, als man glaubt.“ Der da eine Kindheitserinnerung zu Ende denkt, ist Christoph Hein, studierter Philosoph, in der DDR Volksbühne-Dramaturg und -Stückeschreiber, im Westen gefeierter Prosaautor, erster gesamtdeutscher PEN-Präsident, seitdem beinahe jährlich ausgezeichneter Romancier. Mit 75 hat er mal wieder ein Kinderbuch geschrieben. Es ist wunderbar. Auf die Einleitung folgen kurze Kapitel zu den „20 wichtigsten Dingen im Leben“ – etwa: ein Freund, Mama, ein Bett, Hoppelpoppel, eine Katze, eine Tante Magdalena, Geschichten, etwas Weiches, ein Fahrrad, Verliebtsein. Und das ist erst die Hälfte. Geschrieben ist das mit einer so freundlichen Klugheit und einem leisen Humor, dass man am Ende gleich von vorn beginnen möchte. „Alles, was du brauchst“ ist auch dank der Bilder Rotraut Susanne Berners, die immer ein wenig an Walter Triers Kästner-Illustrationen erinnern, bereits druckfrisch ein Klassiker. Christoph Hein | Alles, was du brauchst. Die 20 wichtigsten Dinge im Leben ISBN: 978-3-446-26273-7 Carl Hanser | 64 S. | 15 Euro ab 5 Jahren 46

Was gehört wem?

Was ist Freiheit?

Annie hat schlechte Laune. Ihre Mutter ist mit ihr in die dümmste Stadt der Welt gezogen, die darüber hinaus noch total hässlich ist, ihre neuen Mitschüler sind alle behämmert und das Wetter ist furchtbar. Auf ihren Streifzügen trifft sie Kurt, der sich ein beheiztes Suppenfahrrad gebaut hat und vor dem Supermarkt Suppe verteilt; wer nicht viel Geld hat, muss nichts zahlen. Annie mag Kurt. Er sei immer dort, wenn Suppenwetter sei, sagt er. „Wenn Suppenwetter ist, spürt man das am ganzen Körper.“ Doch als Annie mit Nikita, dem etwas seltsamen Wetterfrosch aus ihrer Klasse, vor dem Supermarkt auf Kurt wartet, kommt der nicht. Als sie ihn schließlich aufspürt, erfährt sie, dass sein Rad gestohlen wurde, was Containern und was ein gepflegter Kräutergarten ist, und dass Kurt ein ganz anderes Leben führt als die Erwachsenen, die sie kennt. Nämlich eins in einem alten Kran am Hafen, mit Kohleofen und Solarzellen.

Der Briefroman ist wirklich nicht gerade die Textsorte der Zeit. Ein Jugendroman also aus fiktiven Briefen, und dann noch zu einem historischen Thema? Es ist verblüffend, wie gut das funktioniert. Frank Maria Reifenberg ist ein erfahrener Kinder- und Jugendbuchautor und Lehrbeauftragter für „Leseanimation für Jungen“ in der Lehramtsausbildung an der Uni zu Köln. Ihm gelingt es, die Briefwechsel der 16-jährigen Lene Meister mit Freundin, Familie und vor allem mit dem Edelweißpiraten Erich einerseits mit einem Spannungsbogen zu versehen, der über die Distanz trägt. Und ihm gelingt die Gratwanderung, über ganz gegenwärtig wirkende Figuren den Alltag in der Diktatur und im Krieg für Jugendliche erlebbar zu machen. Nicht zuletzt, dass es unterhalb des zahlenmäßig winzigen politischen Widerstands die Unangepassten gab, eine dissidente Jugend, die eben nicht mitmachen wollte und zunehmend für das System zum Problem wurde.

Der Debütroman der gelernten Sozialarbeiterin Lucie Kolb ist eine zupackend und ohne nervig erhobenen Zeigefinger erzählte Geschichte über Empathie und Außenseiter, über Armut und Wegwerfgesellschaft. Zum Vorlesen und Selberlesen.

Eine knappe historische Einordnung der Edelweißpiraten ergänzt diesen lesenswerten Jugendroman (Empfehlung zum Weiterlesen: Sascha Lange, Meuten, Swings und Edelweißpiraten), eine Zeittafel 1933 – 1945 hilft bei der Orientierung.

Lucie Kolb | Suppenwetter oder eine Geschichte vom Stehlen, Schenken und Wegwerfen ISBN: 978-3-96594-012-3 Südpol | 152 S. | 13,90 Euro ab 9 Jahren

Frank M. Reifenberg | Wo die Freiheit wächst. Briefroman zum Widerstand der Edelweißpiraten ISBN: 978-3-8458-2274-7 arsEdition | 384 S. | 15 Euro ab 14 Jahren


Eine Frage, Herr Uhlmann:

Woher kommt die Weihnachtspyramide?

Dieter Uhlmann vom Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerk- und Spielzeughersteller

Nussknacker, Schwibbögen, Räuchermännchen, Weihnachtspyramide. Die Innenstädte sind fest im Griff der Weihnachtsmärkte. Ein Großteil der dortigen Weihnachtsdekoration geht zurück auf Volkskunst aus dem Erzgebirge. Doch wie sind diese Handwerkstraditionen entstanden und welche Bedeutungen stecken hinter den verwendeten Symbolen?

Der bekannteste mit dieser Technik hergestellte Exportschlager aus dem Erzgebirge ist der Schwibbogen. Hier symbolisieren die aufgesetzten Lichter den Wunsch der Bergleute nach Licht, da sie bei ihrer Arbeit oft wochenlang kein Tageslicht zu Gesicht bekamen. Die leuchtenden Bögen in den Fenstern der Häuser sollten den Bergleuten den sicheren Weg nach Hause weisen. In der Weih-

„Die erzgebirgische Volkskunst ist eng verbunden mit der Bergbautradition der Region. Da der Erzbergbau schon immer auf die Verwendung von Grubenholz angewiesen war und wir hier reichlich Bäume haben, hat auch die Holzverarbeitung hier in der Region schon immer einen festen Platz“, so Dieter Uhlmann vom Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerk- und Spielzeughersteller.

Der Niedergang des Erzbergbaus führte dazu, dass sich immer mehr Menschen Ersatzeinkünfte mit der Produktion von kleinen Holzskulpturen und Bildern suchten.

Der Niedergang des Bergbaus im 19. Jahrhundert führte dazu, dass sich immer mehr Menschen Zusatz- und Ersatzeinkünfte z.B. mit der Produktion von kleinen Holzskulpturen und Bildern suchten. So entwickelten sich Handwerkstechniken wie das Spanbaumstechen, bei dem dekorativ Späne aus einem Stück Lindenholz abgehoben werden, oder das Reifendrehen, bei dem auf einer speziellen Drehbank ein Stück Holz so bearbeitet wird, dass ein Ring entsteht, der im Querschnitt die Kontur der gewünschten Figur besitzt.

nachtspyramide finden gleich zwei Bräuche zusammen. War es im Süden Europas üblich, grüne Zweige aufzuhängen, um böse Geister zu vertreiben, so wurde dazu in nordeuropäischen Ländern eher Kerzenlicht benutzt. „Diese Bräuche vereinten sich irgendwann zu Lichtergestellen“, so Uhlmann. „Durch diese Lichtergestelle sahen sich die Bergleute des Erzgebirges an Pferdegöpel erinnert, die im Bergbau als Förderanlagen zum Einsatz kamen, und interpretierten die Gestelle als sich drehende Pyramiden neu.“

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INTERVIEW

Mit dem Amtsantritt von Karl-Josef Laumann als NRW-Sozialminister hat der Kampf gegen Wohnungslosigkeit zunehmende Bedeutung in der Landesregierung bekommen. Das Ministerium investiert in Programme zur Wohnraumschaffung und Gesundheitsversorgung von Betroffenen. Hubert Ostendorf, Chefredakteur des Düsseldorfer Straßenmagazins fiftyfifty, und Werner Lüttkenhorst vom Paritätischen NRW haben mit dem Minister über Wohnungslosigkeit, Sozialpolitik und Housing First gesprochen. Interview: Hubert Ostendorf und Werner Lüttkenhorst | Foto: Franklin Berger

„Eine Notunterkunft ist keine

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Hubert Ostendorf: Die CDU/FDP-Landesregierung in NRW hat 2008 etwa 91.000 Wohnungen der LEG verkauft und damit zur heutigen Wohnungsmarktmisere beigetragen. Würden Sie im Nachhinein sagen, dass dies ein Fehler war? Minister Karl-Josef Laumann: Ich denke, dass eine Entscheidung, die vor über zehn Jahren gefällt worden ist, schwer aus der heutigen Sicht beurteilt werden kann. Bei der LEG gab es damals einen jahrelangen Investitionsstau, wodurch das Geld gar nicht mehr da war, um die notwendigen Renovierungen hinzukriegen. Eine ähnliche Situation gab es bei den DGB-eigenen Wohnungen der „Neuen Heimat“, die sich heute auch nicht mehr im Gewerkschaftseigentum befinden. Hinzu kam zu dieser Zeit

Wohnung“

die Auffassung, dass es gut sei, wenn der Staat sich aus vielen Aufgaben zurückzieht. Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, die Wohnungen wären in unserem Eigentum geblieben – das muss ich ganz klar sagen. Heute sind wir der Meinung, dass der Staat bei der Infrastruktur eine gestaltende Kraft haben muss. Ich bin daher heute froh über jede gemeinnützige und öffentliche Wohnungsbaugesellschaft, die wir haben. Werner Lüttkenhorst: Sie haben kürzlich gesagt: „Wohnungslosigkeit ist nach Hunger das schlimmste Zeichen von Armut.“ Laumann: Das Thema Wohnungslosigkeit ist mir ein ganz besonderes politisches Anliegen. Es kann nicht sein, dass in unserem Wohlfahrtsstaat Menschen auf der Straße leben. Jeder weiß doch, dass der Mensch Wärme braucht und ein Zuhause, das bedeutet auch: einen privaten Rückzugsraum. Natürlich ist es gut, dass wir in Nordrhein-Westfalen Notunterkünfte für Wohnungslose haben. Aber eine Notunterkunft ist eben keine Wohnung. Dass es Menschen gibt, die nicht wissen, wo sie bleiben sollen, ist eine Katastrophe. So ist es doch nur folgerichtig, dass ich mich als Minister mit meinen Mitarbeitern um dieses Problem kümmere. Ostendorf: Sie selbst sind ja in einer nicht gerade wohlhabenden Familie aufgewachsen. Laumann: Ich komme von einem Bauernhof, der keine Schulden hatte. Gegenüber heutigen Wohlstandsvorstellungen bin ich, wie viele meiner Generation, bescheiden aufgewachsen. Aber ich hatte eine sehr behütete und schöne Kindheit. Wir haben nichts vermisst, und da wir Eigentum hatten, hat sich die Frage, keine Wohnung zu haben, für meine Familie nie gestellt. Was mich und meine Einstellung benachteiligten Menschen gegenüber viel mehr geprägt hat, sind meine katholische Erziehung und mein Glaube. Lüttkenhorst: Von 2015 bis 2018 hat sich die Zahl der Wohnungslosen in NRW mehr als verdoppelt. 44.434 Menschen waren es laut einer Statistik des Landes. Sie haben die Hilfen für wohnungslose Menschen in diesem Jahr auf 4,8 Mio. Euro erhöht. 2020 sollen 6,8 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Welche Projekte werden damit gefördert? Laumann: Lassen Sie mich bitte zunächst einmal zu den gestiegenen Wohnungslosenzahlen Stellung nehmen. Die gewaltige Zunahme hängt auch damit zusammen, dass anerkannte Asylbewerber, die noch in einer Unterkunft sind und keine reguläre Wohnung gefunden haben, in die Statistik mit einfließen. Unsere Landesinitiative gegen Wohnungsnot „Endlich ein ZUHAUSE!“ soll dazu beitragen, dass Menschen, die kaum Chancen haben auf dem Markt, in Wohnraum vermittelt werden. Dazu brauchen wir Pfadfinder, die Wohnungen für sie suchen und soziale Betreuung organisieren, auch, damit Vermieter die größtmögliche Sicherheit haben, dass die Vermietung am Ende klappt. In Köln, einer Stadt mit einer sehr hohen Anzahl an Wohnungslosen, haben wir begonnen, wohnungslosen Menschen bei der Suche nach Wohnraum zu helfen. Sozialarbeiter und Immobilienkaufleute haben dabei eine Schlüsselrolle. Nach diesem Modell bilden nun auch in Düsseldorf, Dortmund und Bochum und in vielen weiteren Städten und Kreisen sogenannte Kümmerer eine Schnittstelle zwischen dem Markt und den Klienten.

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INTERVIEW

Durch ein Abkommen mit der Wohnungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen wird sichergestellt, dass auch Wohnungen zur Verfügung stehen. Ein spezielles Augenmerk legen wir auch auf die besonders verletzlichen Gruppen wie junge Wohnungslose, Frauen und Familien. Unsere Hilfen sind nachhaltig, weil die Kümmerer auch nach der Vermittlung in Wohnraum noch für die Wohnungslosen da sind. Lüttkenhorst: Ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Obdachlosigkeit sind Housing First-Projekte. Ihr Ministerium fördert den Housing First-Fonds der Straßenzeitung fiftyfifty und des Paritätischen NRW. Welche Vorteile sehen Sie? Laumann: Einzigartig ist am Housing-First-Ansatz, dass die Menschen, die schon lange wohnungslos sind, direkt eine Wohnung mit einem regulären Mietvertrag erhalten. Es ist sehr gut, dass der Housing First-Fonds langfristig Wohnraum für Wohnungslose schafft. Dadurch, dass sich die durch den Fonds akquirierten Wohnungen größtenteils im Eigentum der teilnehmenden Träger befinden, verfügen sie über einen Bestand, über den sie auch selbst entscheiden können. Dadurch bleiben diese Wohnungen auf Dauer für Wohnungslose erhalten. Wichtig sind auch die begleitenden Hilfen, weil den Betroffenen dadurch geholfen wird, sich in eine Hausgemeinschaft gut einzufügen und sich dort wohl zu fühlen. Das geht ja nur durch Begleitung. Ostendorf: Unsere Erfahrungen zeigen: Die Menschen, die wir betreuen, kommen zu über 90 Prozent in ganz normalen, bürgerlichen Häusern gut zurecht, finden teilweise wieder den Kontakt zu ihren Familien oder sogar ins Berufsleben zurück. In jedem Fall stabilisieren sie sich nachhaltig. Laumann: Das kann ich gut nachvollziehen. Wenn Menschen, die einen großen Teil ihres Lebens auf der Straße verbracht haben, endlich wieder eine Wohnung haben, die ihnen nicht mehr genommen werden kann, dann erhalten sie dadurch auch die Sicherheit, die sie brauchen, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Diese Sicherheit hilft ihnen, Probleme wie etwa Sucht oder andere, wie Arbeitslosigkeit, anzugehen. Deshalb ist es gut, dass es Initiativen wie den Housing First-Fonds gibt. Aber wir müssen natürlich auch zugestehen, dass es eine große Herausforderung ist, so viel Kapital zu organisieren, dass Wohnungen gekauft werden können, so, wie Sie das mit dem Housing First-Fonds tun. Insofern müssen wir

auch im Bestand dafür sorgen, dass Wohnungslose die Chance auf eine Wohnung bekommen. Lüttkenhorst: Engagieren Sie sich auch als Privatmensch gegen Armut? Kaufen Sie Straßenzeitungen? Laumann: Wenn ich in Berlin bin und am Bahnhof Obdachlose sehe, die Straßenzeitungen anbieten, kaufe ich selbstverständlich eine. Und auch in Nordrhein-Westfalen gibt es gute Straßenzeitungen, zum Beispiel in Düsseldorf die fiftyfifty, bodo in Bochum/Dortmund oder draussenseiter in Köln. Natürlich ist die Weihnachtszeit für Menschen, die sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen, eine sehr schwere Zeit. Es ist ja nicht umsonst die Zeit, in der wir auch die meisten Selbstmorde zu beklagen haben. Auf der anderen Seite ist in der Weihnachtszeit bei vielen das Mitgefühl besonders groß, und sie spenden für arme und wohnungslose Menschen. Ich finde Barmherzigkeit und viele Aktionen, die in der Weihnachtszeit für arme Menschen gemacht werden, richtig. Es darf aber nur nicht diese Gewissensberuhigung sein. Ostendorf: Ist das auch ein Kriterium für Ihr Handeln als Politiker? Laumann: Eine gute Sozialpolitik kommt ohne Barmherzigkeit nicht aus. Aber als Politiker muss ich an Strukturen denken. Ich kann die Probleme im Sozialstaat nicht mit Barmherzigkeit lösen. Jeder, der einem Obdachlosen Geld gibt oder eine Straßenzeitung kauft, tut damit Gutes. Als Privatmensch kann ich dem Obdachlosen am Bahnhof eine Bratwurst kaufen, als Politiker muss ich mich bemühen, Strukturen zu schaffen, die diesen Menschen dauerhaft helfen. In der Stadt Münster ist es zum Beispiel so, dass immer dann, wenn die Stadt mit Grundstücken an Wohnungsbauprojekten beteiligt ist, es einen bestimmten Anteil an Sozialwohnungen geben muss. Wir können über Strukturen, die wir schaffen, nachhaltig den Sozialstaat verbessern. Ostendorf: Letzte Frage. Wie feiern Sie das Weihnachtsfest? Laumann: Ich bin über die Weihnachtstage grundsätzlich zu Hause. Heiligabend esse ich mit meiner Familie gut. Am ersten Weihnachtstag gehen wir zur Kirche. Und ich bin bei meiner Schwiegermutter und meiner Mutter. Die ist in diesem Jahr 90 geworden und freut sich, wenn ihre Kinder bei ihr sind. Weihnachten ist das Fest der Familie.

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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Rente und Physik sind sich nahe. So schnell, wie das Rentenalter nach neuesten Ideen steigen soll, musst du mit Lichtgeschwindigkeit älter werden, um die Rente überhaupt noch zu erreichen. Topmathematiker der Versicherungsbranche, dazu die Rauner der Lobbyisten, allen voran die Bundesbank, sehen uns bis zum 70. Geburtstag arbeiten, sagen aber: „69,4 Jahre“. Nachkommastellen klingen wissenschaftlich. Man beruft sich auf den demografischen Wandel. Der ist berechnet, bis ins Jahr 2174. Hier kommt die große Physik ins Spiel: Schrödingers Katze, gerne zitiert von denen, die bei Quantenphysik an Käsemauken denken. Die Katze soll in einer Box leben und gleichzeitig tot sein, zumindest, bis einer nachguckt. Schrödingers Katze ist in Wahrheit eine Erfindung der Demoskopie. Von dort wissen wir: Die schrumpfende Bevölkerung wächst, das Wachstum sinkt, beides, alles, keine Ahnung, ist gerade keiner da zum Nachgucken. Ich hingegen weiß: Noch jede Berechnung über die Einwohnerentwicklung in Dortmund hat sich als falsch herausgestellt. Gerade wieder wächst die Stadt, entgegen jeder Prognose. Da muss einer heimlich die Katze gefüttert haben. Vielleicht klappt es mit modernen Zielgruppenrenten. Für die „Ich bin ja kein Nazi“s, die meinen, es vermehrten sich immer Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

nur die Falschen, hätten wir die rassenreine Rente. Finanziert wird deren Ruhestand nur noch von Fabrikarbeitern mit Abstammungsnachweis. Könnte bald eng werden.

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Lukrativ wäre die Einführung von Regionalklassen; die KfzHaftpflicht kennt das Prinzip. Wir Menschen im Ruhrgebiet

eder die AWO Je mehr Mitgli hr kann sie in hat, desto me ft bewirken. der Gesellscha en nn sie Mensch Desto eher ka fe brauchen. helfen, die Hil

sterben gerne früh, zahlten also wahlweise weniger Beiträge oder hätten für die paar Jahre Rentnerdasein monatlich mehr auf der Hand. Unerwartete Langlebigkeit läuft unter Restrisiko. Ein steigendes Rentenalter für alle lässt sich indes abfedern: Wir erhöhen einfach das Geburtsalter um drei, vier Jahre.

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2 | Ziehen Sie uns warm an! Ein Kapuzenpullover für einen bodo-Verkäufer. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie die Anschaffung eines warmen Kapuzenpullovers.* 15 Euro 3 | „Brüchige Biografien“ Dokumentarfilm 79 Minuten. bodo-Sonderheft A5 inkl. DVD. 2,50 Euro zzgl. 2 Euro Versand 4 | Ein halbes Jahr bodo! Verschenken Sie ein Gutscheinheft für sechs Ausgaben des Straßenmagazins. Das faire Abo: zum Einlösen direkt bei unseren Verkäufern auf der Straße. 15 Euro 5 | Schenken Sie Lesefreude! Ein Geschenkgutschein für unseren Buchladen. Auswahl aus 10.000 Romanen, Krimis, Koch-, Sachund Kinderbüchern, frei wählbar. ab 10 Euro 6 | bodo zum Umhängen! Tasche aus LKW-Plane mit Schultergurt aus Autosicherheitsgurt, Maße 29 x 19,5 x 8 cm. 29,90 Euro zzgl. 4,90 Euro Versand

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* Alle unsere Verkäufer erhalten

einen Kapuzenpullover und eine Regenjacke als Verkaufskleidung. Ermöglicht wird dies mit Ihrer Spende. Sie erhalten auf Wunsch eine Spendenbescheinigung.

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bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Tel. 0231 – 950 978 0 | info@bodoev.de Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr www.bodoev.de VE RSAN D MÖGL ICH

Heinz Ratz – Veränderungen bewirken Sehr geehrte Redaktion, gestern habe ich die neue bodo gekauft und darin den Bericht über den Musiker H. Ratz gelesen. Großen Dank dafür! Der Bericht hat mich bewegt und nachdenklich gemacht. Zum Ausdruck kommt selbstloses Engagement, hinter dem eine klare Haltung steht. Gerade in Zeiten wie heute, wo nicht nur aus fremdenfeindlichem Denken wieder ebensolches Handeln wird, ist das Tun von Menschen wie Heinz Ratz wichtig. Ich wünsche ihm viel Erfolg dabei! Und ich freue mich, dass Bodo solchen Themen Platz gibt! Mit freundlichen Grüßen, R. N.-B. bodo 11.19

„Kein Lebensweg geht golden…“ Liebe bodos, vor allem Eure „dunkelbunten“ Geschichten im November haben mir viel Freude gemacht. So eine positive und energiegeladene Trauerrednerin! Und nie hätte ich gedacht, dass eine Geschichte über ein Krematorium so voller spannender Informationen und Anekdoten sein kann. Grüße, B. F. bodo statt Böller

Silvesterfeuerwerk Ich mache es in diesem Jahr wieder: Kein Feuerwerk kaufen und das Geld für bodo spenden. Mein Motto „BODO statt BÖLLER“. Vielleicht macht bodo einen Aufruf und viele machen mit. Viele Grüße, R. K.

Schlafsäcke Hallo bodo, ich hab in der Zeitung gelesen, dass Ihr Tausende (!) Schlafsäcke pro Jahr verteilt. Das kann ich kaum glauben. Sind es wirklich so viele Obdachlose oder werden die Schlafsäcke einfach weggeworfen? S. F. Liebe S. F., in der Tat geben allein wir bei bodo rund 3.000 Schlafsäcke pro Jahr aus. Wir gehen von einer hohen dreistelligen Zahl Obdachloser in Dortmund und einer deutlich niedrigeren Zahl in Bochum aus. Auf Seite 18 haben wir ein Interview zu den Problemen einer Zählung Obdachloser. Wer draußen schläft, hat meist keine Möglichkeit, einen nass gewordenen Schlafsack zu trocknen. Gerade bei feuchter und kalter Witterung ist die Nutzungsdauer von Schlafsäcken kurz. Dazu kommt eine deutlich größere Zahl von Menschen, die bei Bekannten unterkommen oder vielleicht ein – und sei es vorübergehendes – Dach über dem Kopf haben, jedoch weit davon entfernt sind, einen vollständig ausgestatteten Haushalt zu haben. An sie geht eine große Zahl leichter und Sommerschlafsäcke. Viele Grüße von bodo, die Redaktion


RÄTSEL

Unsere Anlaufstellen sind Orte zum Aufwärmen und Ausruhen, hier gibt es Frühstück und heiße Getränke. In unserer offenen Sozialberatung lösen wir kleine und große Probleme. bodo-VerkäuferInnen holen hier ihre Magazine. Und richtig lustig ist es hier zwischendurch auch. Foto: Sebastian Sellhorst

Schreiben Sie uns: redaktion@bodoev.de Telefon: 0231 – 950 978 0

Kaffee & Knifte

„Die sind echt in Ordnung.“ Liebe Redaktion, ich habe am letzten Wochenende zum ersten Mal eins Eurer „Kaffee & Knifte“-Teams in der Bochumer Innenstadt getroffen und gesehen, was ihr alles noch dabei habt: von Socken über Schlafsäcke bis zu Obst. Ich finde großartig, was ihr macht. Ich war leider in Eile, weil ich meinen Zug bekommen musste, bekam aber mit, wie vor dem Bahnhof zwei obdachlose Herren noch über Euch sprachen: „Die von bodo sind echt in Ordnung.“ Da kann ich mich nur anschließen. Alles Gute weiterhin, H. M.

Altenbochum

Liebe Frau P., Moni ist seit Kurzem im wohlverdienten Ruhestand. Im Septemberheft hat sie sich von ihren KundInnen verabschiedet und erklärt: „bodo bleibe ich als Mitglied weiterhin treu. Auch werde ich weiter versuchen, mit Verkäufern in Kontakt zu bleiben. Vor allem kümmere ich mich gerne um meine Nachfolger in Altenbochum.“ Viele Grüße von bodo, die Redaktion

AUFLÖSUNG HEFT 11.19

Guten Tag bodo, ich kaufe regelmäßig eure Zeitung bei dem bodo-Verkäufer, der bei Rewe Lenk in Bochum steht. Früher stand die bodo-Verkäuferin Monika dort. Ist etwas mit ihr? M. P.

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VERKÄUFERGESCHICHTEN

Für mehr als 200 Menschen ist das Straßenmagazin ein Weg, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Doch bei weitem nicht jeder, der bei uns Hilfe sucht, entscheidet sich für einen Verkäuferausweis. Manchmal ist es zuerst ein Ort zum Aufwärmen oder ein neuer Schlafsack, oder es ist Unterstützung beim Kontakt mit Ämtern und Behörden. Für jeden, der ohne Wohnung zu uns kommt, haben wir jedoch ein festes Ziel: ein Dach über dem Kopf. Denn die Straße ist kein Zuhause. Von Bastian Pütter Fotos: Sebastian Sellhorst

„Eine Wohnung ist wichtig.“ Als wir Heinz kennenlernten, schlief er im Schatten des Dortmunder U, gemeinsam mit zwei anderen Obdachlosen, etwas geschützt vor Wind und neugierigen Blicken. Heute besuchen wir ihn in seiner hübschen Wohnung in der Nähe des Dortmunder Zoos. Den Ausblick von seinem Balkon kann Heinz nicht genießen – die Augen. Er hat schon einen Krankenhausaufenthalt hinter sich, die Sehkraft bleibt bescheiden. Eine belastende Situation, doch der 67-jährige ist erstaunlich positiv gestimmt. „Ich habe alles, was ich brauche, ich finde mich in der Wohnung zurecht, und so lange ich nicht zum Supermarkt komme, werde ich ja bestens versorgt.“ Er grinst in die Richtung des bodo-Kollegen Lutz, der sich um Wohnprojekt und Housingfirst-Programm kümmert. Direkt von der Straße in eigenen Wohnraum, die Idee des Housing-first-Konzepts brauchte bei Heinz einen „Zwischenstopp“. Das Wohnprojekt von bodo und Gast-Haus bringt Obdachlose übergangsweise in Appartements unter, die wir zwischennutzen dürfen. Mit Hilfe der AWO ging es von dort in die eigene Wohnung. Wohnungslosenhilfe ist Netzwerkarbeit. Dass Heinz seine gesundheitliche Krise fast fröhlich nimmt, erklärt sich aus den Entbehrungen der vergangenen Jahre. Auch hier versucht er, Gutes zu sehen: „Die Security

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am Dortmunder U ist nett. Die passen auf, dass nichts passiert. Auch die Anwohner haben uns manchmal was vorbeigebracht“, erinnert er sich. „Alles in allem bleibt es aber hart. Es wird geklaut. Mehrmals war mein Schlafsack weg – das ist richtig schlimm, wenn es kalt ist. Das Schlimmste ist aber nachts die Angst. Dass sie Steine auf Dich werfen. Dass einer von den anderen durchdreht. Dass Jugendliche, die von der Disko kommen, dich verprügeln. All das passiert.“ Heinz grübelt. Wie es dahin kommen konnte? „Wie wird man obdachlos? Wenn es gerade vielleicht noch ganz gut geht, aber dann kommt alles gleichzeitig. Dann steht das Wasser auf einmal bis zum Hals und dann sagt man: Ich geh. Ich hatte dann so ein Jucken in den Füßen. Das erste Mal habe ich einfach die Tür hinter mir zugezogen. Das erste Mal denkst Du an nichts.“ Heute jucke es nicht mehr, sagt Heinz.

„Eine Wohnung ist wichtig.“ Als Lutz die Post auf den Tisch legt, die es später zu besprechen gilt, sagt er: „Der Papierkram ist wahrscheinlich das Hauptproblem. Darum trauen sich Leute nicht und sagen, sie sind lieber draußen. Wenn alle Unterlagen weg sind, du Schulden hast, von denen du gar nicht weißt, und dann kriegst du eine Wohnung – dann kommt alles auf einmal. Wenn ich da keine Hilfe hätte, wär ich wahrscheinlich längst wieder draußen.“


Halt finden, neu anfangen Liebe bodo-Unterstützerin, lieber bodo-Unterstützer, „Das Schlimmste ist aber nachts die Angst“, sagt Heinz über seine Zeit in der Obdachlosigkeit. Neben den Entbehrungen, der Kälte und der Einsamkeit, die ein Leben auf der Straße bedeutet, ist es vor allem diese Schutzlosigkeit, von der diejenigen berichten, die bei uns Hilfe suchen. Wir kennen niemanden, der dieses Leben aus freien Stücken gewählt hat und damit glücklich ist. Doch es braucht Mut für einen Neuanfang, die Hoffnung auf die Veränderbarkeit des eigenen Lebens und einen Halt, dem man zutraut, ein erneutes Scheitern abzuwenden. Dafür sind wir da. Von der Nothilfe auf der Straße über unsere Anlauf- und Beratungsstellen bis zur Nachsorge für ehemalige Obdachlose nach den Housing-First-Grundsätzen: Wir begleiten Menschen wie Heinz erfolgreich zurück in eine eigene Wohnung. Denn die Straße ist kein Zuhause. Dazu brauchen wir Ihre Hilfe: Wir wollen Obdachlosigkeit beenden. Unterstützen Sie unsere Arbeit in Bochum und Dortmund mit Ihrer Spende. Mit herzlichen und dankbaren Grüßen Tanja Walter

PS: Jede Spende hilft. bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Sie erhalten eine Spendenbescheinigung.

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SPARBAU WÜNSCHT

allen Menschen in Dortmund

EINE SCHÖNE ADVENTSZEIT UND FROHE WEIHNACHTEN!

Faires Wohnen mit Sparbau. In der Genossenschaft zu Hause. 56


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