bodo November 2017

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2,50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer

bodo

November 2017

GA DAS STRASSENMA

NUR MIT AUSWEIS

Z IN

BEIM HUFSCHMIED

JÜRGEN VON DER LIPPE | GIANNI JOVANOVIC WOHIN IM WINTER? | NEU AM NORDMARKT

1


DER BODO-SHOP

1|2

Schöne Dinge, die Sie bei uns auch kaufen können: für sich, für Freunde, für unsere Verkäufer. Erhältlich in unserem Dortmunder Buchladen und in unserer Bochumer Anlaufstelle oder auf Wunsch per Post. Bestellen Sie per Postkarte, per Mail oder kommen Sie vorbei – wir freuen uns auf Sie.

1 | Machen Sie uns wetterfest! Eine Regenjacke für einen bodo-Verkäufer. Spenden Sie eine Jacke gegen Wind und Regen für einen Verkäufer des Straßenmagazins.* 10 Euro

oodo bobd

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2 | Ziehen Sie uns warm an! Ein Kapuzenpullover für einen bodo-Verkäufer. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie die Anschaffung eines warmen Kapuzenpullovers.* 15 Euro

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3 | „Brüchige Biografien“ Dokumentarfilm 79 Minuten. bodo-Sonderheft A5 inklusive DVD. 2,50 Euro

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4 | Verschenken Sie ein halbes Jahr bodo! Ein Gutscheinheft für sechs Ausgaben des Straßenmagazins. Das faire Abo: zum Einlösen direkt bei unseren Verkäufern auf der Straße. 15 Euro

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5 | Schenken Sie Lesefreude! Ein Geschenkgutschein für unseren Buchladen. Auswahl aus 10.000 Romanen, Krimis, Koch-, Sach- und Kinderbüchern, frei wählbar. ab 10 Euro 6 | bodo zum Umhängen! Tasche aus LKW-Plane, Modell „Leisure“ Schultergurt aus Autosicherheitsgurt, Maße 29 x 19,5 x 8 cm. 29,90 Euro (zzgl. 4,90 Euro Versandkosten)

4|5

* Alle unsere Verkäufer erhalten einen Kapuzenpullover und eine Regenjacke als Verkaufskleidung. Ermöglicht wird dies mit Ihrer Spende. Sie erhalten auf Wunsch eine Spendenbescheinigung.

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bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Tel. 0231 – 950 978 0 info@bodoev.de Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr www.bodoev.de 2

„Brüchige Biografien“

Gutscheinheft für 6 bodo Ausgaben

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Tasche aus LKW-Plane (zzgl. 4,90 Euro Versand) Ich erhalte eine Rechnung.

Name, Adresse

bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund


INHALT | EDITORIAL

04

Jürgen von der Lippe „Andere Leute kaufen sich teure Autos, ich gönne mir eine schöne Literatursendung.“ Der

69-jährige Entertainer ist eines der bekanntesten Fernsehgesichter Deutschlands. Warum seine neue Show „Lippes Lese-Lust“ nicht im Fernsehen, sondern auf Youtube läuft, erklärt er im bodo-Interview. Von Olaf Neumann

18

Gianni Jovanovic Kölner Unternehmer und Roma-Aktivist, zweifacher Großvater mit

Ende Dreißig und schwul – schon die gedrängteste Kurzbiografie erzeugt einen nicht nachlassenden Strom von Fragen. Gianni nimmt es gelassen und nutzt die Aufmerksamkeit im Kampf gegen überkommene Traditionen und alten Hass.

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Von Bastian Pütter

Findlinge Auch im Ruhrgebiet liegen sie: „Erratische Blöcke“, Steine mit Migrationshin-

tergrund. Lange konnte man sich ihre Existenz nur mit Steine werfenden Riesen oder dem Teufel erklären, bis klar wurde, dass in der Eiszeit die Gletscher bis Bochum reichten. Von Wolfgang Kienast

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Am Dortmunder Nordmarkt Das Quartier ist bekannt für seine Ballung sozialer Probleme. Zugleich gibt

es allerhand Akteure, die daran arbeiten, dass sich genau das ändert. Zum Beispiel indem aus Problemhäusern sanierter, aber günstiger Wohnraum wird. „Aber es gibt noch unendlich viel zu tun.“ Von Alexandra Gehrhardt

02 bodo Shop 04 Menschen | Jürgen von der Lippe 07 Straßenleben | Hannibal 07 Impressum 08 Neues von bodo 12 Reportage | Beim Hufschmied 16 News 16 Kommentar | Weil es nicht reicht

Liebe Leserinnen und Leser,

17 Recht | Schulgeldschikane 17 Die Zahl | Das Foto

im vergangenen Monat hatte ich an dieser Stelle von den Erfah-

18 Porträt | Gianni Jovanovic

rungen von Straßenzeitungs-VerkäuferInnen bei fiftyfifty und

22 Kultur | Volksverräter

auch bei uns berichtet, dass ihnen zunehmend Geld zugesteckt

23 Wilde Kräuter | Eiche

werde, statt ein Heft zu kaufen. Ich hatte gefragt: Müssen wir

24 Veranstaltungskalender | Verlosungen

deutlicher machen, dass es für unsere VerkäuferInnen ein Unterschied ist, etwas

30 bodo geht aus | Labsal

zu verkaufen oder ein Almosen zu erhalten? Und viele, viele von Ihnen haben ge-

31 Kultur | Neu in der Eve Bar

antwortet, ihre Positionen geschildert und wie sie den bodo-Kauf handhaben. Ich

32 Reportage | Findlinge

danke Ihnen herzlich dafür, einen Teil der Antworten dokumentieren wir auf S.46.

36 Netzwelt | www.werbemelder.in

Und auch die inhaltliche Kritik an diesem Heft interessiert uns. Machen Sie weiter

36 Kinotipp | Teheran Tabu

damit und schreiben Sie uns, was Ihnen miss- oder gefällt an unserem Magazin, was

37 Bücher

was Sie erleben mit unseren VerkäuferInnen, und was Sie sich von uns wünschen.

38 Reportage | Sleep Out Berlin 41 Soziales | Und wohin im Winter?

Und damit herzlich willkommen zur letzten „alten“ bodo. Angekündigt hatten

42 Reportage | Am Nordmarkt

wir es schon, im nächsten Monat ist es endlich so weit: Unser Weihnachtsheft

46 Leserseite | Comic

erscheint in neuem Gewand – in luftigerer Gestaltung, mit neuen Rubriken, und, ja: mit größerer und besser lesbarer Schrift. Nach vier Jahren im Magazinlayout

bodo SCHA FFT CHAN CEN

war es Zeit für einen kleinen „Relaunch“. Ganz unverändert bleibt übrigens der Preis: 2,50 Euro, die Hälfte für die Verkäuferin / den Verkäufer. Wir freuen uns, wenn Sie uns treu bleiben, wenn Sie uns weiterempfehlen und für die neue bodo werben. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3


MENSCHEN

Lese-Lust Jürgen von der Lippe alias Hans-Jürgen Hubert Dohrenkamp (69) ist einer der bekanntesten deutschen Unterhaltungskünstler. Im Laufe seiner seit über 40 Jahren andauernden Karriere wurde der Komiker, Autor und Schauspieler mit einer Vorliebe für Hawaiihemden mit den wichtigsten Fernsehpreisen ausgezeichnet. Das aktuelle Hörbuch „Der König der Tiere“ erreichte Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Sein neuester Coup ist eine Leselachshow im Internet. Mit Jürgen von der Lippe sprach Olaf Neumann über Lieblingsbücher, das Älterwerden und die Aufgabe von Humor. Von Olaf Neumann | Fotos: Andre Kowalski

Jürgen von der Lippe

ten wir die jüngste Zuschauerschaft im WDR.

Aber es steht nirgendwo geschrieben, dass

man YouTube den Kindern überlassen muss. Im Netz tummeln sich auch viele Silver Surfer. Welches Buch hat Ihr Leben verändert?

Das kann ich ganz schwer sagen. Die

Bücher meiner Kindheit – wie „Dr. Doolittle“ und „Nils Holgersson“ – habe ich allesamt

Ihre neue Leselachshow heißt „Lippes Lese-

Lust“. Wollen Sie das Format Literatursendung neu erfinden?

Nein. Ich habe nur einen anderen

Namen genommen, damit es sich von den alten „Was liest Du“-Sendungen unterschei-

det. Man soll nicht den Eindruck bekommen, dass es sich um eine Wiederholung handelt.

Ich präsentiere alte und neue Bücher mit ko-

mischen Stellen. Anhand der vorliegenden Titel mache ich dann im Idealfall mit einem genialen Partner zusammen Comedy.

Welche Rolle spielt das Lesen in Ihrem Leben? Ich bin von klein auf süchtig nach

Büchern. Ich war immer das Kind, das in

der letzten Stunde vor den Ferien vorgelesen hat. Gerade habe ich wieder ein spannendes Kinderbuch („Propeller-Opa“) von

David Walliams eingelesen. Und auf den

Geboren am 8. Juni 1948 in Bad Salzuflen als Hans-Jürgen Hubert Dohrenkamp 1976 Mitbegründer der „Gebrüder Blattschuss“ („Kreuzberger Nächte“) Größter Hit: „Guten Morgen, liebe Sorgen“ Erfolgreichste TV-Show: „Geld oder Liebe“ Auszeichnungen: u.a. zwei Grimme-Preise, Prix Pantheon und Jürgen-vonManger-Preis für das Lebenswerk 4

finnischen Top-Autor Arto Paasilinna bin

ich als Hörbuch-Einleser abonniert. „Zehn

zärtliche Kratzbürsten“ ist schon älter und

war ein Herzenswunsch von mir, es ist mit Abstand sein erotischstes Buch!

Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Sendung auch junge Menschen für die Literatur begeistern können?

Was jetzt auf dem Kanal passiert,

weiß ich nicht. Ich finde es einfach spannend,

diese Show im Netz zu präsentieren. Sollte es sich als erfolgreich herausstellen, habe ich

ganz viele andere Ideen. Bei „Was liest Du“ hat-

geliebt. Bei „Onkel Toms Hütte“ musste ich furchtbar weinen. Bis heute bin ich nah am

Wasser gebaut. Jedes Jahr zu Weihnachten

war Karl May genauso dran wie die von Hal Foster gezeichneten „Prinz Eisenherz“-Bände. Ganz früh gelesen habe ich die Sagen des klassischen Altertums.

Warum kommt „Lippes Lese-Lust“ nicht ins Fernsehen?

Weil es keiner haben wollte. Ich hat-

te diesen Abend mit Jochen Malmsheimer zusammen schon lange geplant, als Lesung

in den Wühlmäusen in Berlin. Die Aufzeichnung wollte aber keiner haben, weshalb wir

damit jetzt in vier Häppchen auf einen YouTube-Kanal gehen, auf dem schon fünf meiner Programme zu sehen sind. Sie werden

sich gesagt haben: Der Opa hat lange genug

seinen Spaß gehabt, jetzt wollen wir auf dem

Sendeplatz innovative, sensationelle Ideen verwirklichen. Ich renne deshalb nicht den ganzen Tag rum und weine, ich mache es

jetzt einfach auf mein Risiko und meine Kosten. Andere Leute kaufen sich teure Autos, ich gönne mir eine schöne Literatursendung.

Nächstes Jahr werden Sie 70 Jahre alt. Denken Sie daran, ein wenig kürzer zu treten?

Nächstes Jahr toure ich statt drei

nur noch zwei Wochen am Stück. Aber ich

bekomme jeden Abend auf der Bühne von

meinem Publikum mitgeteilt, dass ich ganz offensichtlich noch in der Lage bin, Men-

schen zum Lachen zu bringen. Und zwar


„Andere Leute kaufen sich teure Autos, ich gönne mir eine schöne Literatursendung.“

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MENSCHEN

in einer höheren Gag-Dichte, als es bei den meisten der Fall ist. Ich habe nach wie vor

Spaß an meinem Beruf und fiebere noch

keiner Pensionsgrenze entgegen. Man wird mich wohl totschlagen müssen, um mich an der Ausübung meines Berufs zu hindern. Kommt mit dem Alter die Weisheit?

So weit würde ich nicht gehen. Ich

denke, dass ich es geschafft habe, bis kurz vor 70 der Kindskopf zu bleiben, der ich immer war. Es gibt den berühmten Ausspruch

„Es ist nie zu spät, um eine glückliche Kind-

heit zu erleben“. Als Unterhalter muss man

neugierig bleiben und beobachten, was die Jungen machen, ohne ihnen hinterher zu

hecheln. Sie sind fitter und schneller in der Birne. Schon allein das ist Grund genug, sich auch mit jungen Leuten zu umgeben.

Darf Satire unsachlich sein und muss sie wehtun?

Nicht jeder gute Witz hat eine ag-

gressive Komponente, die sich gegen eine

gen. Jemand, der diese Kunst beherrscht, kann wirklich alles sagen.

Können Sie die verstehen, denen angesichts von Terror die Lust auf Satire vergeht?

Nein, wir können uns nicht von ein

paar Gestörten die Lust auf Humor als Le-

Und im Urlaub koche ich gern, dafür sammele ich das ganze Jahr Rezepte.

sehen, im Internet oder auf der Bühne?

persönlicher Verlust ist oder eine nationale

wem oder wo Sie auftreten, also ob im FernNaja, im Internet trete ich bis jetzt

Tragödie. Die Berichterstattung wird aber

noch nicht live auf, aber es ist auf jeden

noch auf Sensationen abzielt. Weihnachten

sätzlicher Kick, weil man da Dinge macht,

auch ein bisschen übertrieben, weil sie nur

war ich mit meiner Frau im Urlaub, und wir

verfolgten im Fernsehen, wie das Programm wegen des Anschlags in Berlin unterbrochen wurde. Den ganzen Abend wurde davon berichtet, aber es gab noch gar keine Fakten.

Natürlich war das ein furchtbarer Anschlag, aber unterm Strich hätte man auch sagen

können: Es ist etwas passiert. Sowie wir mehr wissen, unterrichten wir Sie.

und dabei immer auf dem Laufenden sein –

Widerwillen beim Verbraucher umschla-

leisten, mehr Sachen wegzuschmeißen.

ten des Lebens fertig zu werden, ob das ein

Gag wirkungslos. Von Freud wissen wir, mit liche Wirkung erzielen. Es darf halt nicht in

ganz entspannt, dann kann ich es mir auch

Macht es eigentlich einen Unterschied, vor

probate Mittel, um mit allen Unwirtlichkei-

Bücher schreiben, Lesungen halten, Fernseh-

Tabuverletzungen lässt sich die größtmög-

es keinen Feierabend. Ich schreibe immer

benshilfe austreiben lassen. Humor ist das

Person richtet. Aber eine aggressive Kom-

ponente muss schon sein, sonst ist so ein

Ungewöhnliches, in meinem Beruf gibt

sendungen und Comedy-Programm machen wie kriegen Sie das alles auf die Reihe?

Ich sehe zu, dass ich jeden Tag

schreibend verbringe. Das ist aber nichts

Fall denkbar. Fernsehen ist immer ein zu-

die nicht geschrieben sind. Das lockt dann das Adrenalin aus seinem Häuschen. Und was Tourneen betrifft: Egal, in welcher Gegend man ist, wenn man en suite spielt, ist

kein Abend wie der andere. Die persönliche Befindlichkeit macht mindestens 50 Prozent aus. Standen tags zuvor die Leute auf

den Stühlen, bin ich verwöhnt. Geht das Publikum dann aber nicht so aus sich raus wie am Vorabend, muss man aufpassen, nicht ärgerlich zu werden. Und wenn ich

mit mir einmal überhaupt nicht zufrieden

bin, gebe ich am nächsten Abend mindes-

tens 30 Prozent mehr. Das lasse ich nicht auf mir sitzen.

„Humor ist das probate Mittel, um mit allen Unwirtlichkeiten des Lebens fertig zu werden.“

Youtube statt TV: Mit fast 70 zieht es Jürgen von der Lippe ins Internet.

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STRASSENLEBEN

IMPRESSUM

Plötzlich ohne Zuhause Der „Hannibal“ in Dorstfeld ist wahrscheinlich gerade Dortmunds bekanntestes Hochhaus. Weil er seit dem 21. September leer steht – denn die Stadt Dortmund hat das Haus evakuiert. 753 Menschen verloren von jetzt auf gleich ihr Zuhause. Zwei Jahre lang wird es das nicht mehr sein. Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Sebastian Sellhorst

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Julia Demming, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Max Florian Kühlem, Jens Mayer, Olaf Neumann, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bianca Boyke (S. 17), Andreas Domma (S. 39), Christian Glatthor Rocketchris Photography (S. 24, 28), Steffen Jagenburg (S. 24, 26), Andre Kowalski (S. 3, 5), Jason Kruege (S. 24, 28), Diana Küster (S. 22), Jürgen Landes (S. 31), Daniela Landwehr (S. 24, 29), Sabrina Richmann (S. 3, 19, 21), Daniel Sadrowski (S. 3, 12, 13, 14, 15, 27, 30, 32, 33, 34, 42, 43, 45), Yvonne Schmedemann (S. 36), Ekko von Schwichow (S. 27), Sebastian Sellhorst (S. 7, 8, 9, 10, 11, 41, 46), Claudia Siekarski (S. 9, 11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (S. 23) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare, monatlich in BO, DO und Umgebung Redaktions- und Anzeigenschluss: für die November-Ausgabe 10.10. 2017

Wegen erheblicher Brandschutzmän-

in anderen Städten Schlagzeilen mit

Dorstfeld am 21. September geräumt. Sie

Immobilien.

gel hatte die Stadt das Hochhaus in

hatte eine „Gefahr für Leib und Leben“ gesehen, weil wichtige Trennungen

in Schächten fehlten, um im Brandfall Rauch aus den Wohnungen zu halten. Mehr als 750 BewohnerInnen, Junge,

Alte, Gesunde, Kranke wurden auf einen Schlag wohnungslos. Bis zu zwei Jahre

Reparaturzeit nennt ein Gutachten des

Eigentümers Intown Property Management, die Stadt nennt das „plausibel“. So lange darf dort niemand wohnen. Der Hannibal ist eine beispielhafte

Folge verfehlter Wohnungspolitik seit

2000. Errichtet in den 70er Jahren von der Dogewo, wurde er 2004 privati-

siert und seitdem mehrfach verkauft.

Keiner der neuen Eigentümer nahm sich der sich aufstauenden Mängel an, die

aktuellen sind nach Berichten der Ruhr

Nachrichten seit mindestens acht Jahren bekannt. Das Haus gilt seit langem als problematisch, Intown macht auch

Instandhaltungsstau und Mängeln an Bei vielen Bewohnern, die jetzt bei

Verwandten, Freunden, in Übergangswohnungen oder Notunterkünften

leben müssen, liegen die Nerven blank. Für viele ist der Hannibal ein Zuhause,

die Nachbarschaft ein wichtiges soziales

Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015 Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev

Netz. „Wir wollen einfach nur zurück

Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de

eine Mieterinitiative fordert Entschädi-

Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de

Enteignung des Investors. Gerade für So-

Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de

nach einer bezahlbaren Wohnung auf

Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de

in unsere Wohnungen“, sagen einige,

gungszahlungen von der Stadt und die

zialleistungsempfänger wird die Suche dem angespannten Wohnungsmarkt

schwer. Ob die Evakuierung angemes-

sen war, will Intown gerichtlich klären

bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

zum Beispiel und danach, wie es weiter-

Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenstraße 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 13 Uhr

wortet bleiben.

Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr

lassen. Viele Fragen, nach Schadenersatz geht, werden wohl noch lange unbeant-

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00 BIC: BFSWDE33XXX

7


NEUES VON BODO

Unser Angebot

(Un)Sichtbar In Bochum

Das Gegenteil von Grau

Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit sind

Am 9. Oktober lud die Bochumer Diakonie

„Immer mehr Menschen entdecken Möglich-

wir wieder verstärkt unterwegs, um Woh-

zu einem Benefizabend für Wohnungslose in

keiten und greifen in den städtischen Alltag

nungslose an ihren Aufenthaltsorten und

die Christuskirche. Auf dem Programm stand

ein“, heißt es in der Ankündigung zum Doku-

bodo-VerkäuferInnen an ihren Verkaufsplät-

die „Oper für Obdach“ des Baritons Chris-

mentarfilm „Das Gegenteil von Grau“.

zen zu besuchen. Mit heißen Getränken und

toph von Weitzel und eine Audio-Slideshow

herzlichen Einladungen in unsere Anlauf-

unseres Redakteurs und Fotografen Sebasti-

stellen. Wir verteilen Schlafsäcke und warme

an Sellhorst. Der Titel: „(Un)Sichtbar“.

vist und Filmemacher Matthias Coers

Christoph von Weitzel sang und spielte das

Stadt Ruhr“ in ihrem Film miteinander in

Kleidung und werben für unsere Angebote. Wer Beratung sucht oder mit dem Verkauf

szenisch aufbereitete Material aus Franz

des Straßenmagazins einen ersten Wieder-

Schuberts Liederzyklus „Winterreise“, mit

einstieg ins Erwerbsleben wagen möchte:

dem er die Lieder in einen neuen Kontext, den

Das funktioniert unbürokratisch und orien-

der Wohnungslosigkeit, stellte: „Fremd bin

tiert an den eigenen Möglichkeiten. Einfach

ich eingezogen, fremd zieh‘ ich wieder aus.“

vorbeikommen, am selben Tag beginnen!

Sebastian Sellhorst präsentierte Fotogra-

Unser Transport-Team freut sich auf Kolle-

fien, die unterlegt waren mit Erzählungen

gInnen, die sich einen anstrengenden Job

wohnungsloser Frauen aus Bochum im

und ein festes Anstellungsverhältnis zutrau-

Originalton. Die Fotos zeigen Orte des all-

en. Und unsere sozialen Stadtführungen

täglichen Lebens, an denen sich die Frauen

suchen Menschen mit Straßenerfahrung in

aufhalten – und sie zeigen, dass Obdachlo-

Bochum und Dortmund, die Lust haben, ihr

sigkeit in der Regel unsichtbar ist. Begleitet

Wissen weiterzugeben und mit uns neue

wurde die Audio-Diashow vom Jazzpianis-

Touren zu erarbeiten.

ten Harald Köster. Durch den Abend führte

Kommen Sie vorbei oder rufen Sie an:

Fritz Eckenga.

20 Initiativen setzen der Berliner Akti(„Mietrebellen“) und die Gruppe „Recht auf Beziehung: von Stadtteilläden und Repair Cafés über Landwirtschafts- und UrbanGardening-Projekten bis zu MieterInnenInitiativen und Leerstandsbesetzern. „Die Frage ist doch: Wie organisieren wir uns als Menschen, als Gesellschaft? Es sind kleine, feine Beispiele, wie man etwas realisieren, etwas anders machen kann. Was im Film zu sehen ist, ist die Breite der Ansätze und die Unterschiedlichkeit der Initiativen, die in den städtischen Raum intervenieren “, sagte Coers im März im bodo-Interview. Nach erneuten Gastspielen in Dortmund kommt der Film im November noch einmal nach Bochum: Am 21.11. ins „Neuland“ in der

Schwanenstraße 38, Dortmund, oder Stüh-

Mehr zu weiblicher Wohnungslosigkeit

Rottstraße und am 22.11. zur Initiative für

meyerstraße 33, Bochum. 0231 – 950 978 0.

lesen Sie im nächsten Heft.

neues kreatives Wohnen Maarbrücke e.V.

Fahrkarten Der Vorstandsvorsitzende der Dortmun-

ist ruinös teuer. Auch in Dortmund sind im

der Stadtwerke „DSW21“ Guntram Pehlke

Feld Wohnungslosigkeit sogenannte Ersatz-

hat uns zehn Vierertickets Preisstufe A ge-

haftstrafen wegen wiederholten „Schwarz-

schickt, neun davon „auf eigene Rechnung“,

fahrens“ aus Not ein riesiges Problem.

wie er uns schreibt.

8

Zum Anlass der Spende: Der Chef der Stadt-

Wir freuen uns über dieses Geschenk für unse-

tochter wurde Ende September Gegenstand

re VerkäuferInnen, für die Mobilität ein kaum

der Berichterstattung in den Ruhr Nachrich-

bezahlbarer Luxus ist. Sie kaufen das viel zu

ten – bzw. sein neuer Dienstwagen. Pehlke

teure Sozialticket nicht und würden nie auf

fährt einen Audi SQ7: 2,2 Tonnen, 435 PS,

die Idee kommen, unsere Räume im benach-

Spitze 250 km/h, Grundpreis 91.900 Euro.

barten Bochum zu besuchen: Gerade das

Die Mitglieder des Kreisvorstands der Grü-

Überfahren von Stadtgrenzen im Ruhrgebiet

nen beabsichtigten daraufhin, dem Stadt-


www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

Filmgespräch in Bochum „Obdachlos“ heißt die Dokumentation des jungen Filmemachers Hüdaverdi Güngör. Am Donnerstag, dem 16. November, um 19.30 Uhr zeigen wir den Film in unserer Bochumer Anlaufstelle und diskutieren mit dem Regisseur.

Die neue bodo

Im Winter 2015/16 packte Hüdaverdi Güngör

Im Dezember erscheint das Straßenmagazin

Region erzählen: Geschichten von Menschen

in neuem Gewand. Unsere Verkäuferinnen

von hier, Geschichten vom Selbermachen,

und Verkäufer werfen vorher schon Blicke auf

vom Leben und Zusammenleben in unseren

die Entwicklungsschritte, und sie werden die

Städten, von unten und vom Rand.

Ersten sein, die das fertige Heft sehen. Wir

Und: Wir lassen uns immer noch nicht

sind gespannt auf die Reaktionen in unseren Verkäuferversammlungen – genau wie auf Ihre Reaktion im kommenden Monat.

kaufen. Angesichts der inzwischen fast allgemeinen Praxis, Berichterstattung gegen Anzeigenschaltung zu verkaufen, erzählen,

Fertig mit der Neukonzeption und -gestal-

empfehlen, loben wir, was uns gefällt. Auch

tung sind wir noch nicht, aber die Richtung

dass wir es dabei nicht jedem recht machen

steht fest: klarer, luftiger, lesbarer – und

können, wird sicher so bleiben, aber gerne

was den Titel angeht, ein wenig „lauter“. So

diskutieren und streiten wir mit Ihnen.

kommt das Layout des Straßenmagazins ab

Nicht ganz unwichtig: Alles wird teurer, das

der Dezemberausgabe daher.

Straßenmagazin nicht. Auch die neue bodo

Wer werden neue Rubriken aufnehmen, ver-

wird 2,50 Euro kosten – die Hälfte für den

suchen, noch mehr auf Ihre Fragen und Wün-

Verkäufer / die Verkäuferin.

nur das Überlebensnotwendige und verbrachte vier Nächte auf den Straßen Kölns. Er führte viele Gespräche mit Obdachlosen und hörte sich ihre Geschichten an. Kann man mit Hilfe einer „Auszeit“, nach wenigen Tagen auf der Straße nachfühlen, wie es ist, keine Wohnung zu haben? Vielleicht nicht. Näher heran kommt man in jedem Fall: Näher an die Erfahrung von Einsamkeit, Mangel und Kälte und an die Menschen auf der Straße. So ist der Dokumentarfilm mit dem bewusst provokativen Titel „Obdachlos – Vier Tage ein Penner“ entstanden. Eine Veranstaltung des bodo e.V. in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem Planerladen e.V.

sche einzugehen – und trotzdem unser Profil

Do., 16. November, 19.30 Uhr, Eintritt frei

erhalten. Weiterhin werden wir über die

bodo-Anlaufstelle, Stühmeyerstr. 33, Bochum

Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Jetzt beginnt wieder die große Weihnachtssaison in der Innenstadt. Von werke-Chef ein Viererticket als umweltfreundlichere Alternative zu schenken, kamen aber nur bis zum Pförtner. Das Ticket hat Guntram Pehlke jedoch offen-

meinem Verkaufsplatz am Hansaplatz in Dortmund habe ich dann für ein paar Wochen den direkten Blick auf die Aufbauarbeiten des großen Weihnachtsbaums. Schon lustig, dabei zuzusehen, wie aus den vielen hundert Fichten in einem Monat der große Baum zusammengebaut wird.

sichtlich erreicht, denn er schickte es mit

Und dann geht es auch schon los mit dem Weihnachtsmarkt. Für uns bodo-Verkäufer-

dem Hinweis, dass sein „Dienstausweis

innen und Verkäufer ist dann immer viel zu tun, aber man will natürlich für seine Stammkun-

zur freien Nutzung unserer Busse und Bah-

dinnen und -kunden da sein. Ohne Weihnachtsmarkt würde mir auch was fehlen. Ich hoffe, bis es

nen“ berechtige, an uns weiter. Ergänzt

richtig losgeht, bin ich gesundheitlich wieder auf dem Damm und muss mich nicht mit Erkältun-

um die erwähnten neun Tickets.

gen rumschlagen. Solange es nur kalt ist, stört mich das Wetter ja nicht sonderlich. Aber wenn

Wir werden die zehn Fahrkarten unter unseren rund 80 Dortmunder VerkäuferInnen verlosen.

der Wind um die Hausecken zieht und es regnet, dann kann es schon mal ungemütlich werden. Schnee haben wir ja in Dortmund leider nur selten. Aber vielleicht haben wir ja Glück. Ich freue mich auf Ihren Besuch. Herzliche Grüße, Ihre bodo-Verkäuferin Rosi 9


ANZEIGEN

NEUES VON BODO

Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an: n n n n n n n

Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung

Kunst für die Hälfte Der November steht im bodo-Buchladen in

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Ostenhellweg 42-48/Eingang Moritzgasse | 44135 Dortmund Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org

Dortmund wieder einmal ganz im Zeichen der Kunst: Alle Bücher aus dem Themenfeld Kunst bekommen Sie den ganzen

Achtung, neue Adresse.

Monat lang zum halben Preis. Hochwertige Bildbände, seltene Ausstellungskataloge, Kunst- und Fotobücher zur Antike und zur Gegenwart füllen unsere Regale, sicher ist das eine oder andere Schnäppchen und Liebhaberstück dabei. Unsere Kunst-Sonderaktion gilt übrigens auch für Onlinebestellungen. Doch auch für Krimi- und Romanfans, Kochbuchsammler und kleine Leseratten lohnt sich der Besuch in unserem Buchladen immer – insgesamt umfasst unser Sortiment rund 10.000 Bücher. Und wenn Sie Beratung benötigen oder einen bestimmten Titel suchen, hilft Ihnen unser Buchladen-Team gern weiter. Besuchen Sie uns am Schwanenwall 36 – 38 in Dortmund: Wir haben montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr für Sie geöffnet. Immer samstags geht es übrigens nach Gewicht: Dann können Sie jedes angefangene Kilo Bücher – egal welche – für 1,99 Euro mit

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nach Hause nehmen.

Bücher schaffen Stellen bodo nimmt gebrauchte Bücher als Spenden an. Unsere MitarbeiterInnen im Projekt Buch kümmern sich um die Annahme, die Sortierung und Bewertung der Bücher, um ihre Katalogisierung, den Ladenverkauf und den Onlinevertrieb. So entstehen, nach dem Motto „Bücher schaffen Stellen“, Arbeitsplät-

Zeigen Sie, wofür Sie stehen! zin 2014 Werben im Straßenmaga

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Anzeigenberatung: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de Tel. 0231 – 950 978 0

ze für langzeitarbeitslose Menschen. Jedes Buch wird von uns sorgfältig geprüft – wir geben nur gut erhaltene, oft sogar neuwertige Bücher in den Verkauf.


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Ein Jahr Schwanenstraße

Ein halbes Jahr Stü?

„Eine offene Tür für Menschen in Not“ hieß

Im Oktober berichteten wir, wie wohl die

die Spendenaktion, mit der wir vor einem

Zukunft des verbliebenen Teils der alten

Jahr um Unterstützung warben. Wir hatten

BO-Fabrik an der Stühmeyerstraße in Bo-

gerade unsere zweite Anlaufstelle an der

chum aussieht. In dem denkmalgeschützten

Dortmunder Schwanenstraße eröffnet.

Klinkerbau hat bislang bodo seine Bochu-

Unsere Räume am Schwanenwall waren zu klein geworden, um neben Buchladen, Redaktion und Verwaltung auch die Beratung und Versorgung Wohnungsloser zu ermöglichen.

Im November 2017 sind wir 20 Jahre für Sie da. Ambulante Pflege Sprave Stahlbaustraße 8 44577 Castrop-Rauxel Tel. 0 23 05 / 9 73 90 www.pflegedienst-sprave.de

mer Adresse gemeinsam mit Suppenküche und Tagesaufenthalt der Diakonie. Nach Jahren soll der größtenteils leerstehende Komplex eine neue Nutzung erhalten. Die Montag-Stiftung plant mit

Mit Ihren Spenden organisierten wir nur 300 Meter von unserem Vereinssitz entfernt ein tägliches kostenloses Frühstück, Sozialberatung, eine Kleiderkammer mit Schlafsackausgabe und natürlich eine Ausgabestelle des Straßenmagazins. Nach den Öffnungszeiten stehen unseren Verkäuferinnen und Verkäufern weiterhin der Buchladen als Ausgabestelle und die Partnereinrichtungen, die in der Nordstadt für uns die Zeitungsausgabe organisieren, zur Verfügung.

Bochumer AktivistInnen ein Stadtteilzentrum. Wir hatten im Rahmen der Konferenz „Ankommen und Dableiben“ im April 2016 in einem Planspiel an einem solchen Konzept mitgearbeitet. Die Stadt Bochum hat angekündigt, unsere Mietverhältnisse zu beenden. Die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe sollen auf zwei Standorte verteilt werden. Wir werden wohl mit der Diakonie in die Nähe der Eisenhütte Heintzmann ziehen. Angesichts

Inzwischen ist die Anlaufstelle in der

des Verwaltungstempos rechnen wir damit,

Schwanenstraße ein etablierter Ort, um

den Winter noch in der „Stü“ zu verbringen

Hilfe zu finden, zum Aufwärmen, Ausru-

– wenn wir Genaueres erfahren, lesen Sie es

hen und gemeinsam Frühstücken.

in den kommenden Monaten hier.

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bodo ist für Sie da montags bis freitags

0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de

Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

en lassen.“ „Nicht ärgern. Berat © by Photocase.de

von 9 bis 16 Uhr unter dieser

zentralen Rufnummer:

Fax: 0231 – 950 978 20

Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund

Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr

Mieter schützen · Mietern nützen!

Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de

bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de

Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de

Sa. 10 – 14 Uhr

Stühmeyerstraße 33,

44787 Bochum

Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr Fr. 14 – 17 Uhr

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.

Brückstraße 58 44787 Bochum Tel.: 0234 / 96 11 40 mieterverein-bochum.de

Kampstr. 4 44137 Dortmund Tel. 0231/557656-0 mieterverein-dortmund.de

Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00

Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

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REPORTAGE

„Der Hufschmied geht natürlich auch mit der Zeit“, sagt Lehrling Hendrik Siebke-Baasch, der im Dortmunder Traditionsbetrieb von Christoph Schweppe ausgebildet wird. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Ansprüche an das Handwerk verändert – trotzdem hat es für unsere Autorin bei ihrem Besuch einen Hauch von Nostalgie. Von Julia Demming | Fotos: Daniel Sadrowski

Des Rappens Schuster

„Hufschmied ist man mit Leib und Seele.“ Christoph Schweppe und Lehrling Hendrik Siebke-Baasch in der Schmiede.

12


D

ie Schmiede ist bis heute das Herz-

stück des Traditionsbetriebs von Christoph Schweppe am nördli-

chen Rand des Dortmunder Stadtgebiets: Ein innenliegender Raum auf dem Gelände

der Hufschmiede, mit einem großen, offe-

nen Kohleofen, um den herum verschieden

geformte Ambosse drapiert sind. An den Wänden hängen dunkle Eisen, riesige Bohrer,

Hämmer, Bürsten. Alles, was der Hufschmied seit Jahrhunderten und bis heute braucht.

Kein Schuhwerk von der Stange: Zwar kommen Hufeisen-Rohlinge heute meist aus der Fabrik…

Auch wenn immer weniger Hufeisen tatsächlich von Hand geschmiedet werden, „passiert

hier noch ein Großteil der Arbeit“, sagt Chris-

…angepasst werden sie aber für jedes Tier und jeden Huf von Hand.

toph Schweppe. „Heutzutage bekommen wir

die meisten Eisen als Fabrikrohlinge angelie-

fert. Das erleichtert natürlich die Arbeit. Aber

auch die müssen dann im Feuer erhitzt und von Hand angepasst werden.“

Christoph Schweppe ist 35 Jahre alt und seit

17 Jahren im Geschäft. In seinem gestreiften,

hellen Hemd, mit den blonden Locken und einer schweren Lederschürze vor den Beinen

sieht er zufrieden und gelassen aus, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Inzwischen leitet er

den Familienbetrieb in fünfter Generation. „Die Schmiede an sich ist schon seit 1850 hier

an der gleichen Stelle, nur drumherum haben wir etwas umgebaut“, erklärt er.

Ich fühle mich in diesem Raum bei meinem

Besuch in eine andere Zeit versetzt, vor dem schwarzen Ofen mit der glühenden Kohle, aus der schnelle Flammen aufsteigen, wenn die Luftzufuhr verändert wird.

Davon völlig unbeirrt steht im Nebenraum Ronja, mit zwei lockeren Stricken angebunden zwischen Trennwänden und wartet

auf ihr neues Schuhwerk. Die dunkle Stute kennt die Prozedur schon: Die Pferde

bekommen hier alle sechs bis sieben Wochen neue Hufeisen. Dadurch hat der Huf-

schmied ein persönliches Verhältnis zu den Tieren. „Die meisten Pferde kennt man mit

Namen“, sagt Schweppe – und das vertraute

Verhältnis beruht offenbar auf Gegenseitigkeit: Ronja legt immer wieder gemütlich ih-

ren Kopf auf dem Rücken des Hufschmieds ab, während er die alten Eisen an den Vorderhufen abnimmt.

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REPORTAGE

Schweppes Kundschaft sind in der Regel

alien als Eisen“, sagt Schweppe. So werden

aber immer nur einen für jeweils zwei Jahre,

die Umstände im Laufe der Zeit verändert,

manchmal benutzt, um den Huf besonders

wird – und der nächste nachrückt.

Reit- oder Turnierpferde. Auch da haben sich

sagt der Hufschmied: „Früher waren die Pferde mehr Nutztiere, zum Beispiel Kutsch-

Kunststoffe, Aluminium oder Lederpolster abzufedern.

pferde, die hatten einen anderen Körper-

Der 20-jährige Hendrik ist seit April im

ausgesetzt. Dementsprechend wurden sie

noch rund anderthalb Jahre Ausbildung

bau und waren ganz anderen Belastungen auch anders beschlagen.“ Der Hufschmied sei sowas wie ein Orthopäde für das Pferd:

Je nachdem, wie er den Huf schneidet und in Form bringt und wie er das jeweilige Ei-

sen daran anpasst, kann er die Haltung und die Belastung der gesamten Anatomie des

Tieres beeinflussen. „Inzwischen verwenden wir zum Beispiel auch andere Materi-

Betrieb von Christoph Schweppe und hat vor sich. Das Besondere an der Dortmunder

Hufschmiede: Sie ist zusätzlich eine von

zehn Hufbeschlagschulen in Deutschland. Das heißt, dass auch von außerhalb Schüler für Theorie- und Praxis-Lehreinheiten

hierher kommen. Eigene Lehrlinge, die bei

der täglichen Arbeit mithelfen und so den Beruf erlernen, hat der Dortmunder Betrieb

bevor er in die Selbstständigkeit entlassen

An Nachwuchs mangelt es offenbar nicht. „Man merkt schon, dass es insgesamt weni-

ger wird“, sagt Christoph Schweppe. „Aber

wir haben eigentlich durchgehend Lehrlinge hier, da können wir uns nicht beschweren.“ Insgesamt gibt es, Schätzungen zufolge,

rund drei- bis fünftausend Hufschmiede in Deutschland. Von einer aussterbenden Art kann da nicht die Rede sein.

Hendrik Siebke-Baasch ist in dem Dortmun-

der Betrieb zufrieden. „Ich hatte hier den

vierwöchigen Einführungskurs gemacht, und es hat mir so gut gefallen, wie Chris-

toph arbeitet – und jetzt bin ich sein Lehr-

ling, da hatte ich die Ehre. Wirklich, mehr als in einer Hufbeschlagschule kann man eigentlich nicht mitnehmen.“

Nach der Realschule hat Hendrik eine

Ausbildung in Metallbau und Konstruktionstechnik gemacht; eine handwerkliche

Ausbildung ist nämlich Voraussetzung für

den Hufschmied-Werdegang. Ebenso wie ein Interesse an Pferden. Das wurde Hen-

drik in die Wiege gelegt: Er ist auf einem Gestüt aufgewachsen, in Dithmarschen an der Nordsee – was an seinem Dialekt kaum

zu überhören ist. Sein Vater und Großvater sind ebenfalls Hufschmiede, und die Fami-

lie hat lange die für die Region typischen Holsteiner-Pferde gezüchtet. „Ich bin mit

Pferden aufgewachsen, zu Hause habe ich

aber nie geschmiedet“, sagt Hendrik, „dann bin ich einen Monat mit meinem Vater mitgefahren, und dann stand die Entscheidung

an, wo ich die Ausbildung mache.“ In Nordrhein-Westfalen hat er jetzt mit anderen

Pferderassen zu tun, und auch die Böden unterscheiden sich von denen im hohen

Christoph Schweppe ist Hufschmied in fünfter Generation – und vieles wird hier noch genauso gemacht wie früher. 14


Norden: „Hier sind es eher Dressurpferde und viele harte Böden, oben eher Springpferde und weichere Böden – das spiegelt

sich dann auch in den Hufen wider, und da können wir als Hufschmiede gegenarbeiten, damit das Pferd es bequemer hat.“

Während Hendrik weiter an seinem Eisen

feilt und hämmert, geht für Ronja das Anpassen der neuen Beschläge los. Auch als

Christoph Schweppe mit einer groben Ras-

„Im Grunde wie Fingernägel schneiden“: Die Vierfachpediküre

pel Horn vom Huf nimmt, macht sie keine

durch den Huf schlägt. Oben schneidet er

schneiden. Schmerzhaft ist das für die Pfer-

sie nicht überstehen.

Mucken. „Das ist im Grunde wie Fingernägel de nicht“, erklärt Schweppe.

die Nägel ab und biegt sie so zurecht, dass

muss etwa alle sechs bis sieben Wochen wiederholt werden – viele Chancen für Hufschmied-Lehrling Hendrik, sein Handwerk zu lernen.

Für den Nachmittag nach unserem Besuch

Dafür wird es für uns kurz etwas ungemüt-

steht ein Außeneinsatz an: Meister und

an den Huf hält, um es anzupassen, steigt

raus zu einem Kunden. In einem Transporter

einen Geruch von verbrannten Haaren hüllt.

Werkzeuge, um direkt vor Ort die Hufeisen

Das Eisen wird nochmal in der Kohle erhitzt,

sätzen werden die Arbeitstage auch schon

angehalten, bis es passt. Dann fixiert Chris-

von Missmut: „Hufschmied ist man mit Leib

durch eine Öffnung im Hufeisen von unten

lung als ein Job.“

lich: Als der Hufschmied das glühende Eisen

Lehrling fahren mit ihrer mobilen Schmiede

eine dichte Rauchwolke auf, die den Raum in

haben sie einen Gasofen und alle nötigen

anpassen zu können. Mit solchen Außenein-

zurechtgebogen und wieder an den Huf

mal lang, sagt Hendrik – ohne einen Funken

toph Schweppe es mit langen Nägeln, die er

und Seele. Das ist mehr eine Lebenseinstel-

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NEWS

DER KOMMENTAR

Kein Schutz für Wohnraum Der Bochumer Rat hat sich Ende September gegen die Einführung einer sogenannten Zweckentfremdungssatzung entschieden. Die Satzung, die den Leerstand von Wohnungen in Bochum unter eine Genehmigungspflicht gestellt hätte, war von der Linke-Ratsfraktion initiiert und von Grünen, Sozialer Liste und dem parteilosen Andre Kasper unterstützt worden. „Ohne Sinn und Verstand“, urteilte die Initiative „Stadt für alle Bochum“, die gut ein Jahr für eine solche Satzung gekämpft hatte. „Die Bochumer Sozialdemokraten setzen ihren Kurs einer Politik für Besserverdienende fort“, hieß es in einer Stellungnahme. Vier Städte in Nordrhein-Westfalen haben eine Zweckentfremdungssatzung: Bonn, Köln, Münster und Dortmund. Im November will der Bochumer Rat über das sogenannte Handlungskonzept Wohnen entscheiden, das die Entwicklung von Wohnungspolitik

Weil es nicht reicht Von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst

und Wohnungsmarkt langfristig strukturieren soll.

In Dortmund soll ein Bettler seine vermuteten Einnahmen bis Juli 2018

„Kick“: Klage gegen Umzug Der Umzug des Café Kick stößt bei seinen neuen Dortmunder Nachbarn auf Widerstand. Eigentlich sollte die Drogenhilfeeinrichtung, gemeinsam mit dem Gesundheitsamt, im kommenden Jahr in neue Räume an den Hohen Wall ziehen. Wie die Ruhr Nachrichten berichten, haben drei Nachbarn vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen geklagt, weil sie befürchten, das Kontaktcafé für Drogenabhängige könnte zu mehr Lärm führen und sich negativ auf ihr Umfeld auswirken. Während das Gesundheitsamt in das ehemalige Postgiroamt einziehen soll, ist für das Café Kick ein Neubau im Hof des Gebäudes vorgesehen. Die Baugenehmigung dafür liegt vor – und gegen diese haben Nachbarn nun geklagt. Eine der Klagen ist außerdem mit einem Eilantrag versehen; wird ihm stattgegeben, könnte bis zur

dem Jobcenter mitteilen, damit ihm die Leistungen entsprechend ge-

kürzt werden können. Das Gesetz (§11 a SGB II) sagt: Kann man machen. Aber irgendwann ist auch mal gut, oder?

Es ist schon Jahre her, da nahm ein Mitarbeiter des Sozialamtes im

schönen Göttingen seinen Job ernst und stellte sich neben einen „Leistungsempfänger“, der in der Innenstadt bettelte. Er zählte 7,40 Euro

Einnahmen, rechnete das auf Monatseinkünfte von 120 Euro hoch und veranlasste die Kürzung der Sozialhilfe. Was folgte, war bundesweite

Berichterstattung, ebenso weite Empörung und letztlich ein Oberbürgermeister, der ein Machtwort sprach. Die Kürzung fand nicht statt.

Seitdem sind acht Jahre vergangen. Die Entsolidarisierung der Gesell-

schaft ist weiter fortgeschritten, und die Ablehnung von Bettlern hat eine ethnische Komponente erhalten. Die einhellige Verachtung, die BettlerIn-

nen aus Südosteuropa entgegenschlägt, das Desinteresse an ihrer Armut, und dafür die sich als Wissen tarnenden Stereotype über den „Banden“-

Entscheidung nicht mit dem Bau begonnen werden. Das Café Kick

Charakter und die Unaufrichtigkeit ihren Tuns, haben vieles verändert.

wird seit 1998 von der Aidshilfe als für alle zugängliche Drogenhil-

2009 hätte ich es für unanständig gehalten, es zu erwähnen: Bei dem

feeinrichtung betrieben.

Dortmunder „Jobcenter-Kunden“ handelt es sich um einen deutschen

Staatsbürger mit schönem nordischen Namen. Heute scheint es nötig,

Günstiger HIV-Schutz HIV-Schutz für 52 statt 800 Euro: Eine Apothekerin und ein Mediziner aus Bochum haben mit dazu beigetragen, die Kosten für die HIV-Prävention drastisch zu senken. Dr. Inka Krude von der Alten Apotheke 1691 und Prof. Norbert Brockmeyer vom Zentrum für Sexuelle Gesundheit an der Katholischen Klinik, haben mit dem Pharmaunternehmen TAD eine Vereinbarung geschlossen, die die Prophylaxe bezahlbar macht. Kosten 28 Tabletten, eine Monatsration, des Originals rund 800 Euro, ist das Nachahmerprodukt für etwa 52 Euro zu kaufen. Die sogenannte Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP, gilt bei regelmäßiger Einnahme als wirksamer Schutz vor HIV. Die dazugehörigen Medikamente sind verschreibungspflichtig, Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Die Alte Apotheke ist die einzige in Bochum, die PrEP vertreibt, auch in sieben weiteren Großstädten in Deutschland sind vergünstigte Medikamente erhältlich. 16

um überhaupt Gehör zu finden. Auch darüber sollten wir nachdenken. Aus den Ämtern, die vorher Armut und Arbeitslosigkeit verwaltet

hatten (auch das waren keine glücklichen Orte), sind mit den Hartz-

Gesetzen Agenturen des Misstrauens geworden. Dass Jobcenter wie

das in Dortmund eine eigene Abteilung für Wohnungslose unterhalten, ist geradezu verrückt. Wer keine Wohnung hat, braucht nicht zuerst einen Job, sondern ein Dach über dem Kopf. Und dann Hilfe bei der Bewältigung der Vielzahl an Problemen, die zu seiner Lage geführt

haben. Wenn Menschen, die gar nicht arbeitsfähig sind, „Kunden“ für die Vermittlung werden, wird aus „fördern und fordern“ schnell ein einfaches Sanktionieren, das Kürzen der Leistungen.

Wer bettelt, tut das nicht, weil er oder sie einen lukrativen Zuverdienst aufgetan hat. Und erst recht nicht, um sich das bisschen Geld wieder

abnehmen zu lassen. Wer bettelt, hat sich überwunden, die Demüti-

gung auszuhalten, die es bedeutet, hinter einem Becher auf dem Boden zu sitzen. Weil es nicht reicht. Nicht, um über den Monat zu kommen, nicht für den Hund, nicht für die Medikamente.


RECHT

Sozialgericht beendet Schulgeldschikane – vorläufig Von Rechtsanwalt René Boyke Was Kindern und

Zuordnung lediglich hinsichtlich teilbarer

Obwohl die Ausführungen des Gerichts

gen nach SGB II be-

haltungskosten erfolgen könne. Zweitens

ist das Jobcenter in Berufung gegangen.

Eltern, die Leistun-

ziehen, durch Jobcenter

zugemutet wird, ist oft nicht nachvollzieh-

bar. So auch bei einer Familie aus Iserlohn, bei der sich das Jobcenter weigerte, 30 Euro

Schulgeld zu zahlen. Als Begründung führte das Jobcenter an, das Kind habe sich am ersten Tag des zweiten Schulhalbjahres

nicht im Bereich des Jobcenters aufgehal-

ten, sondern seinen von der Mutter getrennt lebenden Vater besucht.

Geldleistungen zur Bestreitung der Lebenssei Schulgeld für das ganze Schuljahr zu er-

bringen, womit es nicht darauf ankomme, wo sich das Kind zum Stichtag aufhalte.

Drittens handele es sich in der Regel nicht

um Umgangskosten, da es wenig nahelie-

gend sei, dass der umgangsberechtigte Elternteil, wenn sich das Kind am Stichtag bei ihm aufhält, auch tatsächlich derjenige ist, der für das kommende Schulhalbjahr sämtlichen Schulbedarf beschafft.

Das Urteil des Sozialgerichts Dortmund

Zudem wies das Gericht darauf hin, dass

ge für das Jobcenter. Aus drei Gründen sei

grundgesetzlichen Grundsatz der Gleich-

(S 19 AS 2534/15) liest sich wie eine Ohrfeidessen Verhalten rechtswidrig. Erstens sei

Schuldgeld nicht in der Bedarfsgemeinschaft des umgangsberechtigten Elternteils, also des Vaters, zu berücksichtigen,

da es sich nur um eine zeitweise Bedarfsgemeinschaft handele und eine tageweise

das Verhalten des Jobcenters gegen den

behandlung verstoße. Danach darf wesentlich Gleiches nicht wesentlich ungleich behandelt werden. Nur weil sich das Kind an einem bestimmten Tag im Jahr bei seinem

Vater aufhalte, kann nicht der Schulgeldanspruch für das ganze Schuljahr entfallen.

mehr als deutlich und überzeugend sind,

Das Urteil steht noch aus. Dass Familien für den Kauf von Schulartikeln in Höhe von

30 Euro jahrelang kämpfen und prozessie-

ren müssen, wirft meiner Meinung nach ein beschämendes Licht auf die Behandlung von Kindern, denen leider nur wenig Geld zu Verfügung steht.

DIE ZAHL

59 Prozent Seit 2000 ist die Zahl der Sozia lwohnunge n in Dortmund und Bochum um mehr als die Hälfte gesu nken. In Dortmund fielen fast 30.00 0 Wohnunge n aus der Preisbindu ng (59 Proze nt), in Bochum mehr als 15.00 0 (55 Proze nt).

DAS FOTO

Legal, illegal, Pottwal: Das im Rahmen des Festivals „Trans Urban“ auf der Bochumer Hermannshöhe entstandene Mural des Street-ArtKünstlers Denis Klatt („Hifione“) im Dialog mit lokaler Streetart. Foto: Daniel Sadrowski 17


PORTRÄT

Gianni Jovanovic

Die Normalität des Andersseins

Kölner Unternehmer und Roma-Aktivist, zweifacher Großvater mit Ende Dreißig und schwul – wenn Gianni Jovanovic kurz die Eckdaten seines Lebens in einen Satz zwingt, ist die Reaktion oft ratloses Staunen, gefolgt von einem nicht nachlassenden Strom von Fragen. Gianni nutzt die Aufmerksamkeit für einen zweifachen Kampf: gegen überkommene Traditionen in der eigenen Community und gegen den alten Hass in der Mehrheitsgesellschaft.

Es ist die vierte Auflage des Dortmunder Roma-Kulturfestivals

Von Bastian Pütter

Bei der Lesung aus dem Roman „Nachts, wenn die Schatten

Fotos: Sabrina Richmann

„Djelem Djelem“, benannt nach der Hymne der Roma. Im Pro-

gramm dieser Septemberwoche ist Gianni Jovanovic gleich zweimal vertreten, mit einer Lesung und mit einem Theaterabend. Hier war er schon öfter, die Stadt begegnet, anders als

die meisten deutschen Großstädte, der Neuzuwanderung von rumänischen und bulgarischen Roma auch kulturpolitisch. Gianni ist eingeladen als politischer Aktivist, als „role model“

für die eigene Community – und als charismatischer Unterhalter, der mit entwaffnender Ironie über die Normalität des Andersseins spricht.

aus dunklen Ecken kommen“, in dem die Schriftstellerin Kat-

ja Behrens seine Biografie in die Figur des Nono gegossen hat, kürzt Gianni ab und legt das Buch zur Seite, weil er über

Gegenwärtiges reden möchte und über seine Arbeit für das Selbstbewusstsein junger Roma.

Die Erfahrung, unerwünscht zu sein Wenig deutete darauf hin, dass er einmal regelmäßig vor einem

deutschen Lesungspublikum sitzen würde – zurzeit schreibt Gianni an seinem ersten eigenen Roman. In der Roma-Großfamilie,

in die er hineingeboren wird, spricht man Romanes und Serbisch, hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser, kennt den Ärger mit der Polizei. Als Geburtsort des einzigen Sohnes ist Rüssels-

heim angegeben, den Campingplatz bewohnt die Familie auf der Durchreise. Ja, das Fahrende-Volk-Klischee, tatsächlich jedoch die

Erfahrung, überall unerwünscht zu sein. Eine Hoffnung wird Darmstadt, das 1979, da ist Gianni ein Jahr alt, das „Musikfest der

Zigeuner“ organisiert und sich bemüht, die anreisenden Famili-

en mit Wohnraum und Schulbildung zu versorgen. Eine Anstrengung, die die Stadtgesellschaft spaltet. Für Gianni ist es ein lange nachwirkender Schock, als seine Familie Ziel eines rassistischen

Anschlags wird. Die Täter werfen einen Molotowcocktail auf das Haus, der Dreijährige wird durch einen Steinwurf verletzt.

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PORTRÄT

Jahrhunderte der Verfolgung, die schließlich im Porajmos mün-

der Bindung von Familien in einem feindseligen Umfeld dienten,

im Zusammenhang des Holocaust, werden in der Bundesrepublik

nismus – „und sie sind falsch“.

den, der Verfolgung und Ermordung von 500.000 Sinti und Roma jahrzehntelang nicht thematisiert. Bruchlos werden Rechts- und

Polizeipraxen nach 1945 fortgeführt. Es sind erst die Überleben-

Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor: „Mit 16 wurde ich das

lässt, ein Gedenken und eine gesellschaftliche Thematisierung

wie liebevoll. Er ahnt damals schon: Es ist das falsche Leben,

den, die zu der Zeit, als Giannis Familie sich in Darmstadt niederdes tief in den europäischen Gesellschaften verankerten Antiziganismus – des Vorurteils über die Roma – erzwingen. Als Erwachsener wird Gianni auf ihrer Arbeit aufbauen.

erste Mal Vater, mit 18 das zweite Mal“, er sagt das so lakonisch

das er lebt, aber es sind seine geliebten Kinder, zu denen er bis heute ein inniges Verhältnis hat. „Ich hatte damals keine Kraft,

meinem Umfeld zu erzählen, wer ich wirklich bin“, fasste Gianni einmal in einem Interview zusammen. „Ausgrenzung kannte ich

„Traditionen sind veränderbar“

schon auf anderer Ebene, ich brauchte meine Community als

Dass es dazu kommt, verdankt sich Zufällen: dem Engagement

nen wirken fort, aber sie sind in der Tat veränderbar: Die frühe

Einzelner und seinem Vater, der selbst nicht lesen und schreiben kann, einen Schulbesuch des Sohnes aber im Hinblick auf den Auf-

enthaltsstatus der Familie für sinnvoll hält. Gianni beginnt wie

Halt.“ Der Familienzusammenhalt und die Macht der TraditioHochzeit seines Sohnes kann Gianni nicht verhindern, bei seiner Tochter ist er erfolgreich.

damals fast alle Sinti und Roma auf der Sonderschule. Er lernt

„Queer Roma“

Mit Hilfe einer Lehrerin, die das begabte Kind fördert, erkämpft

Da ist Gianni längst ein anderer. Lange führt er ein Doppelleben

bildung zum Zahnarzthelfer. Seit 2005 betreibt er sein eigenes

20 hat er sein Coming Out. Die Familie bricht mit ihm, vorüber-

Deutsch, wird für die Familie Mittler, Übersetzer und Vorleser. er sich einen guten Schulabschluss und macht eine Berufsaus-

Zahnkosmetik-Studio mit drei Angestellten, nur wenige Fußminuten vom Dom in der Kölner Innenstadt.

„Bildung ist der Schlüssel“, sagt Gianni, für das An- und Weiter-

kommen von Roma in der Gesellschaft. Und für einen veränderten Umgang mit Traditionen: Als Gianni 14 ist, wird er verheiratet, die von der Familie überwachte Hochzeitsnacht ist eine weitere

und lebt in einer heimlichen Beziehung zu einem Mann. Mit Mitte

gehend, die Kinder bleiben an seiner Seite. Mit der Zeit arran-

gieren sich Großfamilie und Umfeld mit der neuen Identität. Auf die Zeit des doppelten Versteckspiels – dem Verschweigen der Roma-Identität nach außen und der Homosexualität vor der Fa-

milie und selbst vor der eigenen Frau – folgt das Leben als Aktivist, ein öffentliches Leben.

traumatische Erfahrung. „Traditionen sind von Menschen ge-

„Für die Community sind Beispiele wie meins oft hilfreich“, sagt

sind veränderbar, wir können sie anpassen.“ Wenn wir es besser

ich zu Recht schlecht behandelt. Ich hatte das Glück, Zugang zu

macht, ihre Entstehung hat Ursachen und Umstände. Und sie wissen. Die Kinderhochzeiten, die der Absicherung der Eltern und

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gibt und gab es in fast allen Kulturen, aber sie sind ein Anachro-

Gianni. „Ich hab früher geglaubt, weil ich ,Zigeuner‘ bin, werde

Bildung zu haben, einen starken Charakter, um mich davon zu


„Traditionen sind von Menschen gemacht, ihre Entstehung hat Ursachen und Umstände. Und sie sind veränderbar, wir können sie anpassen.“

lösen. Aber was ist mit denen, die keine so große Klappe haben?“ Man könne als deutscher Rom erfolgreich sein und selbstbewusst auftreten, das wolle er vermitteln. Und es gehe um das Zurück-

che Ausgrenzung. Und sie treten für ihre Rechte ein: Beim Kölner Christopher Street Day stellen sie eine eigene Gruppe.

weisen der täglichen Diskriminierungen. Für Gianni gehört beides

An diesem Dortmunder Theaterabend mit dem ironischen Titel

gesellschaft und das Starkmachen der eigenen Community. „Der

niert Gianni Jovanovic seine Lebensgeschichte, die „ein bisschen

zusammen: der Kampf gegen die Ressentiments der Mehrheits-

Veränderungsprozess muss von unten nach oben passieren. In unserer Community und da draußen.“

Über die Jahre lernt Gianni in Köln weitere Schwule, Lesben und

Trans-Menschen aus der Community kennen, für sie und mit ih-

nen gründet er „Queer Roma“. Wöchentlich treffen sich offen oder

„Rotationseuropäer – Intersektional und trotzdem sexy“ inszewirken mag wie ein Griff ins Klo des Universums“. Seine erwachsenen Kinder sind mit ihm auf der Bühne, sein Mann, mit dem er

seit 13 Jahren zusammenlebt, ist immer dabei, über Dortmund weht die Fahne der Roma. Auch dieser Abend ein Plädoyer für die schöne Normalität des Andersseins.

heimlich schwul lebende Roma und sprechen über Geschlechterrollen, die mehreren Welten, in denen sie leben, und die zweifa-

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KULTUR

Geile Zwischenzeit Olaf Kröck ist in einer ungewöhnlichen Position. Nach dem Weggang von Anselm Weber und bevor Johan Simons nächsten Sommer das Ruder übernimmt, hat er am Schauspielhaus Bochum 298 Tage Zeit, sich als Kurzzeit-Intendant zu beweisen. Von Max Florian Kühlem

Foto: Diana Küster

Mit einem wilden ersten Premieren-Wochen-

entfalten, die von einer linksgrünen Elite

geht: zu einem Theater, das so sinnlich und

wünscht, werden ausgemerzt.

ende zeigte er im September, wohin die Reise unterhaltsam wie herausfordernd-politisch ist. Theater, das den Zuschauer angeht.

„Volksverräterin, hau ab“, riefen Pöbler in

Sachsen-Anhalt im Wahlkampf Kanzlerin Angela Merkel entgegen – „weil sie ja die ganzen

Ausländer hier reinbringt.“ „Volksverräter“ heißt die grandiose Ibsen-Interpretation, mit der Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer zur

Eröffnung von Olaf Kröcks Bochumer Spielzeit auf diesen Niveau-Erdrutsch des politischen

Diskurses reagiert (Foto). Die Schauspieler auf der Bühne sind zur Hälfte Ibsens Figuren

und zur anderen Hälfte die fratzenhaften Ge-

Melancholia

Premiere 24.3. 2018 Time To Close Your Eyes

Premiere 7.4. 2018

22

aber auch davon loslösen können – so denke ich

Theater“, sagt Olaf Kröck, der ein erstaunlich

volles Programm bis in den nächsten Sommer hinein geplant hat. „Für mich muss beides da

sein: der ernste Gedanke, also die Kunst, aber auch das Leichte, damit das Bühnengeschehen

zugänglich wird.“ Bei aller Leichtigkeit geht er aber doch vom mündigen Theaterbesucher

aus, dem man etwas zumuten kann, der auch die Widersprüche des Politikbetriebs, der Gesellschaft, des Lebens aushalten kann.

Dass der neue Intendant auch dahin geht, wo

ernannten Patrioten, die ihn kommentieren.

zeigen exemplarisch zwei Inszenierungen: In

Noch die übelsten, verleumderischen, diskri-

So. 12.11. 2017, 17 Uhr

„Schauspieler, die Figuren spielen und sich

stalten, wie man sie heute fast eins zu eins

im Politikbetrieb findet, und unter den selbst

Volksverräter

regiert wird – andere Meinungen sind uner-

minierenden oder verfassungsfeindlichen

Zitate sind real, stammen aus Diskussionen in sozialen Medien, von Politikern oder

es wehtut, wo nicht alles leicht und einfach ist,

„Melancholia“ nach Lars von Triers Film steht

ein Mensch mit Depressionen im Mittelpunkt: Justine, die so sehr an der Welt leidet, wird angesichts des Weltuntergangs plötzlich stark.

Anhängern der AfD oder Pegida. Eine neue

In der Uraufführung „Time To Close Your Eyes“

Buchstabendreher vom Namen des realen

Tod, dem Übergang zum Unbekannten. Dafür

mehr zwischen rechtem und verschwörungs-

auf der Bühne des Schauspielhauses. Und der

alternativen Fakten. Doch Schmidt-Rahmer

fentliches Ritual für die Stadt komponieren:

in einem großartigen Monolog darf Jürgen

ein, die Momente der Veränderung und des

Figur im Spiel, Akif Ripinçci, trennt nur ein

beschäftigt sich Olaf Kröck selbst mit dem

Schriftstellers, bei dem es keine Grenzen

steht erstmals das A-cappella-Sextett Slixs

theoretischem Denken gibt, einem Denken in

Komponist Ari Benjamin Meyers wird ein öf-

entlarvt genauso die Arroganz der Mächtigen,

„Changing of the Guards“ lädt die Bochumer

Hartmann die Phantasie einer Gesellschaft

Wechsels zu feiern.


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WILDE KRÄUTER

Die Welt besser verstehen esellschaft.nrw

EICHE

von Wolfgang Kienast

Schon seit Längerem beschleicht mich

terten Wildkräuterbereich. Es geht um

die beharrlich ins Konservative kippt.

hatte das Allensbach-Institut für De-

das Gefühl, in einer Mitwelt zu leben,

Ich meine nicht einmal die AfD-Stimmen oder die Verlautbarungen der

Söder-Seehofer-Bande. Wobei – ich schreibe diese Kolumne Anfang Okto-

ber, also ganz zu Beginn der bestimmt

nicht einfachen Koalitionsverhand-

lungen – interessant fände ich schon ein Jamaika-Bündnis ohne die radikale Schwester im Bajuwarischen, die

in ihrem Freistaat rechts an der AfD vorbeizuziehen gedenkt, nämlich als Experiment Minderheitsregierung, toleriert mal von der einen, mal von der

anderen roten Partei. 46 Sitze hat die CSU. Von 709. Das müsste unter Demokraten doch klappen.

Nein, ich meine das ganz allgemein.

Ich beobachte es im Kino. Auf jedes Se-

quel folgt ein Prequel – nur neue Ideen

findet man kaum. Bei Konzerten. Ich frage mich, warum bereitwillig 300 Euro und mehr für ein Rolling-Stones-

Ticket gezahlt werden, wenn man zum

gleichen Preis addiert etwa dreißig Auftritte cooler Newcomerbands besuchen

könnte. Oder auf Parties. Als ich meine „Karriere“ als DJ begann, wurde ein solcher als Trüffelschwein gesehen mit

dem Job, unentdeckte Perlen zu Tage

zu fördern, um nächtens einzuheizen. Heute wird man als hitgefüllte Jukebox verstanden. Mainstream. Auch die

Liebste klagt. Sie ist in Modedingen bewandert und bedauert sehr das Revival gedeckter Farben, applizierter Rüschen

und geschlossenem, ergo nicht mehr vorhandenem Dekolleté.

Zugegeben, das sind nur Trends, von subjektiver Warte aus betrachtet. Und

kürzlich ist sogar mir eine Abweichung

von der Regel aufgefallen. Im erwei-

Bäume. Um die Jahrtausendwende

moskopie die Deutschen nach ihrem Lieblingsbaum gefragt. Damals hieß

der Sieger Eiche, aufs Podest gewählt von zwanzig Prozent der Befragten.

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Das wundert nicht, spätestens seit Caspar David Friedrich gilt sie doch als unumsägbares Symbol romantischer

Heimatverbundenheit im Land. Ich hätte einiges darauf verwettet, dass

eine aktuelle Umfrage zum gleichen Ergebnis kommt. Ist aber nicht der Fall. Jedenfalls wenn man dem Blogger

und Journalisten Hans Georg Wagner

Glauben schenkt, der im Vergleich zu

Vermittlung Beratung 0231 838 00-33 eurodesk@agnrw.de, www.agnrw.de Eurodesk Dortmund/Auslandsgesellschaft NRW e.V. Steinstraße 48, 44147 Dortmund

Allensbach freilich eine weit geringere

Reichweite besitzt. Bei ihm landete vor drei Jahren die Buche auf Rang eins.

Seine Begründung: Was den Wald betrifft, schätzten die Deutschen heu-

te vor allem seine Wildnis. „Und die

Buche ist der Baum der europäischen Wildnis“, so Wagner.

Zwar empfehle ich hier ein Eichel-Re-

zept, für einen im Geschmack an Cognac erinnernden Likör,...

REZEPT

40 bis 50 Eicheln bei sanfter Hitze ohne Öl in einer Pfanne anrösten, um die Schale besser entfernen zu können.

Mit 2 aufgeschnittenen Vanillescho-

ten, 100 g Kandiszucker und etwa 1,5 l Wodka in ein gut verschließbares Ge-

Büro Recklinghausen (Hauptverwaltung) Telefon 0 23 61 – 40 64 70 Weitere Büros in: Bochum · Dortmund Bottrop · Herne Wuppertal

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fäß geben. Nach einem Monat die Vanille entfernen und den aufgesetzten noch ein knappes Jahr reifen lassen.

...doch tue ich es in der Hoffnung,

dass in besagtem Zeitraum der neukonservative Spuk Geschichte ist.

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23


VERANSTALTUNGEN 11 | 17 DO 02 | 11 | 17

BODO VERLOSUNGEN 11.11. | Klangsphäre DJ&SPACE: Hans Nieswandt

Lesung | Lari Fari Mogelzahn – Wahre Lügengeschichten für Erwachsene Der Schauspieler Michael Kamp liest Janoschs Kinderbuchklassiker als Abendprogramm zum Wohlfühlen, Kuscheln und Einschlummern. Musik, Kissen und Decken sind vorhanden.

19.11. bis 27.11. | Teheran Tabu endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 21.11. | Urbanatix – „Grooftop“ Jahrhunderthalle, Bochum | 2 x 2 Karten

Eve Bar, Bochum, 21 Uhr

23.11. | Frowin

FR 03 | 11 | 17

Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten

Quiz | 14. Film-Quiz Das Film-Quiz-Team wartet wieder gut vorbereitet auf filmbegeisterte RaterInnen. Filmausschnitte, Filmmusik, verfremdete Fotos und Zitate dürfen entschlüsselt und Fragen

24.11. | Bukahara FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten 26.11. | Aschenbrödel – Nuss mit lustig Theater im Depot, Dortmund | 2 x 2 Karten

zu allen möglichen und unmöglichen Filmbe-

Mitmachen und Karten gewinnen:

zügen beantwortet werden. Aber keine Angst:

Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuzwort-

Niemand muss als EinzelkämpferIn brüten,

rätsel und Ihren Wunschgewinn mit Name, Telefon,

sondern es können gern auch spontan Grup-

Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an redaktion@

pen gebildet werden.

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Kino im U, Dortmund, 20 Uhr

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trashup-dortmund.de 24

Planetarium, Bochum | 2 x 2 Karten


BODO-TIPP

35 Jahre Kulturhaus Thealozzi

1982, als das Ende des Bochumer

im November seinen 35. Geburtstag

Reden“ erlebt am Samstag (11.11.) der

Heusnerviertels schon beschlossen,

– und zeigt damit zugleich, wie viel

Literaturabend „Idiotenaquarium“

die der Abrissbirne geweihten Häuser

Unterschiedliches das Thealozzi zu

eine Wiederkehr in das Gründerzeit-

aber noch nicht besetzt waren, niste-

bieten hat. Mit einem Liederabend

haus in der Pestalozzistraße. Und

ten sich in der ehemaligen Stadtteil-

eröffnen Wolfgang Bachmann und

am Sonntag (12.11.) präsentiert das

schule in der Pestalozzistraße Kreati-

Frank Hoelz das Jubiläum am Don-

ConSortium die Action-Lesung „Gut

ve und Theatermacher ein.

nerstag (9.11.), am Freitag (10.11.) lädt

gegen Nordwind“.

das ConSortium zu einem musikaliHeute gilt das Kulturhaus Thealozzi

schen Abend bei Bertolt Brecht.

Do. 9.11. bis So. 12.11.

als einer der wichtigsten Orte für die

Kulturhaus Thealozzi

freie KünstlerInnen-Szene im Ruhrge-

Unter dem Titel „Reden reden oder die

Pestalozzistraße 21, Bochum

biet. An vier Abenden feiert das Haus

wunderbare Welt der (un)gehaltenen

Figurenspiel | Half Past Selber Schuld „Kafka in Wonderland“

Alle Infos zum Jubiläumsprogramm unter www.thealozzi.de

MO 06 | 11 | 17 Comedy | Moritz Neumeier – „Hurra“

MI 08 | 11 | 17 Liederabend | Istanbul

Half Past Selber Schuld präsentieren ihren neu-

Moritz Neumeier hat einen recht harten Hu-

Was wäre gewesen, wenn das Wirtschaftswun-

esten Bühnencomic. Dabei werfen sie einen

mor. Aber das passiert eben, wenn man über

der nicht in Deutschland stattgefunden hätte,

Blick in die Zukunft der Menschheit, wo in ei-

das Leben spricht. Hier spricht Neumeier über

sondern in der Türkei? Mit einer einfachen Per-

ner hochtechnisierten Welt eine Firma namens

die eigene Ehe, Kinder, das ständige Scheitern

spektivumkehrung erzählen Selen Kara und

Wonderland Inc. die menschlichen Möglichkei-

an den eigenen Ansprüchen. Es geht ihm um

Torsten Kindermann eine Geschichte von Fremd-

ten um ein Vielfaches erweitert – mittels Ge-

Wahrhaftigkeit und die Frage, wie wir eigentlich

sein und Ankommen. Zwischen alter und neuer

netik, Robotik und Nanotechnik. Das birgt aber

zusammenleben. Das Politische ist dabei immer

Heimat sprechen die Protagonisten deutsch und

auch die Gefahr, die Menschheit mal eben so

nur einen Gedankensprung entfernt.

singen türkisch. Torsten Kindermann entwickelt

richtig gegen die Wand zu fahren.

Rotunde, Bochum, 20 Uhr

aus den Liedern von Sezen Aksu den Soundtrack

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

SA 04 | 11 | 17 Musik | Tanty Polly

für einen überraschenden Liederabend.

DI 07 | 11 | 17 Oper | Wunderland

Kammerspiele, Bochum, 19.30 Uhr Aktion | Science Slam

Seit seinem ersten Erscheinen 1865 haben das

Der Science Slam ermöglicht Studierenden und

Tante Polly kommen aus Hamburg-St. Pauli und

Buch Alice im Wunderland von Lewis Carroll

WissenschaftlerInnen, ihre Forschungsprojekte

stammen ursprünglich aus Schleswig-Holstein.

nicht nur vielfache Kindergenerationen ver-

in einem unterhaltsamen 10-Minuten-Vortrag

Früher frönten sie dem Jazz und waren einfache

schlungen, sondern es hat mit seinen Figuren

auf die Bühne zu bringen. Hierbei sind alle

und glückliche Jungs. Dann verbrachten sie viel

und seiner Geschichte auch viele spätere Kunst-

Hilfsmittel herzlich willkommen: PowerPoint-

Zeit mit Schnaps, alten Schallplatten und Frau-

werke beeinflusst. Eine Vertonung des Stoffes

Präsentationen, Requisiten oder Live-Experi-

en. Die drei Musiker Dominik Dittrich, Sebasti-

stammt von Anno Schreier und wurde 2012 ur-

mente. Die Moderation von Tobias Löffler und

an Strehler und Benjamin Leibbrand mischen

aufgeführt. In der Textfassung von Alexander

das Engagement verschiedener Wissenschaft-

Songwriter Blues, alten Jazz, Chanson, Rock und

Jansen erlebt Alice hier in rasanter Folge Aben-

lerInnen lassen einen informativen und unter-

Soul zu einem Gute-Laune-Sound mit Tiefgang.

teuer jenseits jeder Logik. Ab 8 Jahren.

haltsamen Abend erwarten.

Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

Operntreff, Dortmund, 11 Uhr

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr ANZEIGE

25


VERANSTALTUNGEN NOVEMBER 2017

DO 09 | 11 | 17

wachsen mit Cumbia, Mambo, Rancheras und Mariachi im Ohr, vereint Mendoza diese

Einmal im Jahr kommt die nationale und inter-

Musik | Orkesta Mendoza

Tanz | 19. RUHRPOTTbattle

Einflüsse mit Rock’n’Roll, Big-Band-Sounds

nationale Streetdance-Szene in der Flottmann-

Multi-Instrumentalist und Bandleader Sergio

und Elektronik. Mit seinem Orkesta Mendoza

Arena zusammen. Einem Boxring gleich, jedoch

Mendoza überschreitet die amerikanisch-

kreiert er so eine mexikanisch-amerikanische

ohne Seile, ist der Claim abgesteckt, auf dem die

mexikanische Grenze nicht nur biografisch,

Fusion, die keine Mauern kennt.

Schlacht im wummernden Beat der DJs BIG Toni

sondern insbesondere musikalisch: Aufge-

Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr

und ICE-C tobt. Und rundherum feuert das Publikum, das hautnah auf mehreren Ebenen dabei

FR 10 | 11 | 17

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ist, die Akteure zu Höchstleistungen an. Flottmann-Hallen, Herne, 18 Uhr

Ausstellung | Experiment – Eine Ausstellung über Erfindungen aus dem Chemie-Labor Eine Welt ohne Arzneimittel, Kosmetik und Farb-

GEMISCHTE TÜTE

03. 11.– 16.12. 2017

VERLOSUNG | Klangsphäre DJ&SPACE: Hans Nieswandt

stoffe ist nicht mehr vorstellbar. Doch woher

Der gebürtige Mannheimer zählt seit über 20

kommen die Ideen? Die Ausstellung beleuchtet

Jahren zur Crème de la Crème der hiesigen DJ-

die Geschichte einflussreicher Erfindungen wie

und Clubkultur. „From

Aspirin, Plastik und Antibabypille. Es sind Ge-

Disco to Disco“, der mit

schichten über unerwartete Wendungen und

seiner Band Whirlpool

folgenreiche Begegnungen, über clevere Pla-

Productions produzierte

nung und scheinbare Zufälle. Sie erzählen von

Klassiker, wurde bereits

bedeutenden Persönlichkeiten, raffinierten Me-

1997 zum europaweiten Nummer-1-Hit und ver-

thoden und ausgeklügelten Instrumenten. Bis

half Nieswandt zu internationaler Berühmtheit.

15.07.18, www.dasa-dortmund.de

Seither veröffentlichte der vielseitige Wahlköl-

DASA, Dortmund

ner zahlreiche Alben und Remixes. Bei DJ&SPACE zieht Nieswandt in zwei sechzigminütigen DJ-

Fr + Sa, 03. + 04.11.2017 CAVEMAN Mi + Do, 08. + 09.11.2017, FZW HERBERT KNEBELS AFFENTHEATER

Kindertheater | Der gestiefelte Kater

seinem großen Plattenarchiv, was er persönlich

men Hans, der erbte von seinem Vater nichts wei-

mit den Weiten des Weltalls verbindet.

Fr, 10.11.2017 HEINZ GRÖNING

ter als einen Kater. Er beschloss, ihn zu schlachten

Planetarium, Bochum, 21 Uhr

Sa, 11.11.2017 CHRISTINE PRAYON

und sich aus dem Fell einen Muff für kältere Tage

bodo verlost 2 x 2 Karten

Mi, 15.11.2017 JACQUELINE FELDMANN Do, 16.11.2017 FRANK GOOSEN Fr, 17.11.2017 TILLMANN BIRR Sa + So, 18. + 19.11.2017 Ausverkauft! SEBASTIAN PUFPAFF Di, 21.11.2017, FZW PATRICK SALMEN & QUICHOTE Mi, 22.11.2017 DER LUMPENSACK

zu machen. Als der Kater, der übrigens auf den Namen Hinze hörte, von diesem Vorhaben Wind

Do, 23.11.2017 ACOUSTIC FUN ORCHESTRA Sa, 25.11.2017 DIE FEISTEN So, 26.11.2017, FZW DIETMAR WISCHMEYER

Fr + Sa, 08. + 09.12. + So, 10.12.2017 BEST OF KLOPP KOMMT NICHT „DER TRAINER MUSS WEG“ Fr + Sa, 15. + 16.12.2017 AKTE X-MAS

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Tickets: www.proticket.de www.fhh.de Stadt Dortmund Jugendamt

Party | Nice Up!

bekam, packte ihn die Angst. Schnell ersann er

An diesem Abend versprühen die Jungs vom

sich einen Plan und begann mit ernster Miene

Blockbuster Soundsystem zusammen mit NasAIR

zu sprechen. Hans staunte nicht schlecht, als der

echtes Jamaica-Feeling. Dazu verbinden sie die

Kater ihn um ein Paar Stiefel bat. Nach einem

tanzbarsten Riddims und Tunes aus Dancehall,

Märchen von Charles Perrault, ab 6 Jahren.

Reggae und Hip Hop zu einem zeitlosen und

KJT in der Sckellstraße, Dortmund, 19 Uhr

schweißtreibenden Mix, bis alles in Bewegung ist. Zudem steht Kurtis Flow aka IrieFire als Gast-

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26

Sets ohne Rücksicht auf Genregrenzen alles aus

Es war einmal ein armer Müllerbursche mit Na-

SA 11 | 11 | 17

DJ an den Decks. Bis 23.30 Uhr ist der Eintritt frei. Großmarktschänke, Dortmund, 23 Uhr

Festival | Trash Up! Zum zweiten Mal findet in Kooperation mit den Urbanisten das Upcycling-Festival Trash Up im Depot statt. Um den Akteuren der Upcycling-

SO 12 | 11 | 17 Kabarett & Musik | The Rock‘n Rollator Show

Szene ein Forum zu bieten und die vielen span-

„Take a Walk on the Wild Side“ heißt das Motto

nenden Ideen, Waren und Projekte zu bündeln

der selbstbewussten jungen Alten, mit denen

und für jedermann sichtbar zu machen, zeigt

noch zu rechnen ist. Im Mittelpunkt der Show

das Festival Trash Up alle Facetten von Upcyc-

steht das Alter mit all seinen Hoffnungen,

ling. Mittelpunkt des Festivals ist ein Markt mit

Sehnsüchten und Abgründen, begleitet von der

dem ganzen Spektrum upgecycelter Waren und

Musik des 20. Jahrhunderts und von Texten aus

Produkte. Ausstellung, Filmbeiträge und Vorträ-

zwei Jahrtausenden. Gesungen und gespielt von

ge lassen tiefer eintauchen in das Thema, und

den „Groove@Grufties“, einem Chor aus jungen

bei Workshops kann man selbst aktiv werden.

Menschen von 16 bis 26 und Junggebliebenen

Depot, Dortmund, 12 – 18 Uhr

zwischen 65 und 80 Jahren.

(auch 12.11., 11 – 18 Uhr)

Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr


BODO-TIPP

18. LesArt.Festival Dortmund

„Liebe, Laune, Leben“ – unter diesem

SlammerInnen und MusikerInnen,

der jungen Literatur an aufstrebende

Motto steht das diesjährige LesArt.

die bei der 18. Auflage des Literatur-

NachwuchsschriftstellerInnen verlie-

Festival Dortmund im November.

festivals zu Besuch in Dortmund sind.

hen. Als weiteres Highlight gilt das

Vom 9. bis zum 18. November gibt

Sie und viele andere lesen, perfor-

„KindergartenBuchTheaterFestival“:

es an verschiedenen Orten in Dort-

men, slammen und singen im Litera-

16 Kindergärten in Dortmund haben

mund Lesungen, Performances, Lyrik-

turhaus, im Theater Fletch Bizzel und

aus Kinderbüchern Theaterstücke

abende, Theater und Konzerte.

im Jazzclub domicil, aber auch in den

gemacht – mit eigenen Dialogen und

Umkleidekabinen des Stadions Prosa-

Kostümen. Die Uraufführungen sind

isches, Lyrisches, Poetisches.

vom 13. bis 17. November zu sehen.

Max Goldt, Hannelore Hoger, A.L. Kennedy, Dietmar Bär, Anna Basener

Do 9.11. bis Sa. 18.11

(Foto) sowie Samuel und Káróly Mágo

Im Rahmen des LesArt.Festivals wird

Das gesamte Programm finden Sie

Dortmund

sind nur ein paar der AutorInnen,

auch wieder der jährliche LesArt.Preis

auf www.lesart.ruhr.

Comedy | Sarah Bosetti

seine Geige, verfremdet den Ton mit elektro-

„Ich will doch nur mein Bestes“

Film & Musik | Der Golem

nischen Soundeffekten und lässt die musika-

Er kann nicht sprechen und folgt Befehlen.

Sarah Bosetti erzählt Geschichten vom schönen

lischen Mosaiksteine von einem Loop-Sampler

„Golem“ ist das hebräische Wort für „Unge-

Scheitern: Vom Versuch, mit Schwimmflügeln

vervielfältigen. Bei allem elektronischen Auf-

formtes“. In der mystischen Tradition des

an den Füßen über Wasser zu gehen. Von Men-

wand entspringt der orchestrale Gesamtklang

Judentums wird ein Ritual erwähnt, das un-

schen, die Schauspieler werden, weil sie es als

doch nur einer einzelnen Violine. So entstehen

belebte Materie zum Leben erwecken kann.

Kellner einfach nicht geschafft haben. Von Gott,

atmosphärische Soundscapes, minimalistische

Rabbi Loew erschafft ein in menschenähnli-

der bei einigen Menschen Gehirn und Darm ver-

Kompositionen und postrockige Songs.

cher Gestalt aus Lehm und Ton künstlich gebil-

wechselt. Und von der Politik, in der es immer

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

detes Wesen. Ein Stummfilm mit Live-Musik

bergauf gehen muss, obwohl es für Fahrradfahrer viel schöner ist, wenn es bergab geht. Rotunde, Bochum, 19 Uhr

von Interzone Perceptible.

SA 18 | 11 | 17 Theater | Gut gegen Nordwind

Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr Musik | Empire Escape

Emmi Rothner möchte per E-Mail ihr Abo der Zeit-

Empire Escape aus Berlin / Leipzig werden gern

schrift „Like“ kündigen, doch durch einen Tipp-

in die Post-New-Wave-Schublade gesteckt, in

fehler landen ihre Nachrichten bei Leo Leike. Es

der sie sich alles andere als unwohl fühlen. Al-

Groß angelegter Songwriter-Pop zwischen Bon

beginnt ein außergewöhnlicher Briefwechsel. Auf

lerdings ist der gemeine Pop nur einen Katzen-

Iver und The Slow Show. Der Australier begeis-

einem schmalen Grat zwischen totaler Fremdheit

sprung entfernt. Am Ende geht es jedoch weni-

tert mit seinen Werken, die er allesamt alleine

und unverbindlicher Intimität kommen sich die

ger um Form, sondern vielmehr um Inhalte und

komponiert und eingespielt hat. Im Sissiking-

beiden immer näher. Werden die entstandenen

was zwischen den Zeilen steht.

kong wird er seine Songs solo präsentieren.

Liebesgefühle einer Begegnung standhalten?

subrosa, Dortmund, 20 Uhr

Zuvor war er bereits als Support für Matt Corby,

Dortmunder U, Dortmund, 19.30 Uhr (auch 25.11.)

DI 14 | 11 | 17 Musik | Hayden Calnin

Tom Odell und The Antlers unterwegs.

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Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

MI 15 | 11 | 17 Lesung | Johannes Fischer – Erste Seiten Dieses Experiment hat 2016 so gut funktioniert, dass es nun wiederholt wird. Johannes Fischer von der Buchhandlung Mirhoff & Fischer stellt die interessantesten aktuellen Bücher vor. Johannes liest die jeweils erste Seite aus-

s. Sonntag r. Fahre

gewählter Neuerscheinungen und stellt diese Biercafé, Bochum, 20.15 Uhr

Musik | Gee and the Plastic Strings Mit unerhörten Spieltechniken bearbeitet Rai-

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VERANSTALTUNGEN NOVEMBER 2017

DI 21 | 11 | 17 VERLOSUNG | URBANATIX – „Grooftop“

mehr erholen. Nicht so Mando Diao. Schon im-

aber: Was ist da eigentlich los? Mit Antworten

mer war Mastermind Björn Dixgård durch seine

darf nicht zwingend gerechnet werden…

markante Stimme als zentraler Frontmann iden-

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

Die neue URBANATIX-Show führt die Besu-

tifizierbar. Also entschied sich die Band ohne zu

cherInnen der Jahrhunderthalle Bochum auf

zögern: Wir machen weiter. Wie richtig das war,

und über die Dächer der

davon erzählt das neue Album „Good Times“.

Stadt. Protagonist und

Phönixhalle, Dortmund, 20 Uhr

Theater | Finnisch „Und dann steht sie da / in ihrer Postbotinnen-

Publikumsliebling Rèmi Martin lädt seine Freun-

DO 23 | 11 | 17

Late Night Show | Patrick Salmen & Quichotte

schönheit / und ich sage schön / vielleicht /

dInnen, die KünstlerIn-

Die charmante Late-Night-Show aus dem The-

dass du da bist / schön.“ Er hat sie schon einmal

nen und Freaks der Stadt auf sein „Grooftop“ ein.

ater der Kölner Wohngemeinschaft mit Patrick

gesehen, die Postbotin. Sie brachte jemandem

In dem sich stetig verändernden Setting werden

Salmen und Quichotte geht auf Deutschland-

ein Päckchen und hat auf bezaubernde Weise

spektakuläre Performances und waghalsige

Tour. Im Gepäck haben die beiden Entertainer

gelächelt. Er wünscht sich, von ihr auch so an-

Stunts Teil der Dramaturgie. Eine atemberau-

jede Menge brandneue Lieder und Kurzge-

gelächelt zu werden. Und deshalb hat er sich ein

bende Show für die ganze Familie, voller Action,

schichten. Neben ihrem aktuellen Rätselbuch

Paket geschickt. Sie wird vor seiner Tür stehen

Adrenalin und großer Emotionen; mit Parkour,

präsentieren sie Stand Up und ihr gemeinsames

und klingeln – und dann? Ein Theaterstück über

Tanz, Artistik, BMX, Akrobatik u.v.m.

Rap-Projekt „Der Schreiner & Der Dachdecker“.

die Suche nach Zweisamkeit.

www.jahrhunderthalle-bochum.de

FZW, Dortmund, 20 Uhr

Theater Unten, Bochum, 19.30 Uhr (auch 30.11.)

Jahrhunderthalle, Bochum, 18 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten Musik | Mando Diao

MI 22 | 11 | 17 Lesung | Frank Goosen

VERLOSUNG | Frowin Er ist der Chauffeur der mächtigsten Frau der Welt. Die USA brauchen Doppelagenten – Frowin

Im Herbst kommen Mando Diao auf ausgedehn-

Frank Goosens neue Leseshow widmet sich den

sperrt nur die Ohren auf.

te Tour und haben Stücke von der neuen Platte

schwer verständlichen Absurditäten des Alltags,

Die NSA zapft Merkels

und alte Songs im Gepäck. Nach 19 gemeinsa-

vom Wahlplakat über verwirrende Werbung für

Handy an – Frowin hört

men Jahren hatte im Juni 2015 der Sänger und

Fleischereien, fachfremdes Publikum im Fuß-

einfach mit. Und kennt

Gitarrist Gustaf Norén in Freundschaft die Band

ballstadion und renitente Rentner in der Bäcke-

die Kernfragen: Wer ver-

verlassen. Einen Sänger zu verlieren ist ein Ein-

rei. Wer hat das angeordnet? Wohin soll das alles

kauft uns wie? Wie verkauft man uns was? Egal,

schnitt, von dem sich die meisten Bands nicht

führen? Was kann man dagegen tun? Vor allem

was passiert, wichtig ist: Wir sollen alternativlos konsumieren. Und schlucken, ohne zu kauen. Das

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Volk ist die Bückware, in der Sicht- und Greifzone steht die Wirtschaft. Eine satirische Safari durch Konsumrausch und den Politdschungel.

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dennoch raffiniert gespielte Popmusik, die in Deutschland selten geworden ist. Mit dem Einsatz von Geige, Kontrabass, akustischer Gitarre unterschiedlichster Perkussion und Posaune sorgen Bukahara für eine ganz eigene Note in Folk, Weltmusik und Pop. Da erklingen zwischen Gypsy-Jazz, Balkan-Sound und Swing auch ger-

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Kinofest Lünen Do. 23.11. bis So. 26.11. Lünen

Vor 20 Jahren hat Regisseur Fatih Akin

Neben Fatih Akin sind in diesem Jahr

Kinofest zeichnet sich insbesondere

beim Kinofest Lünen den Kinopreis

Filme von und mit Ulrike Folkerts,

durch seine „Extras“ aus, Filme in

gewonnen, in diesem Jahr eröffnet

Mavie Hörbiger, Ulrich Tukur, Jürgen

besonderen Formaten oder an au-

sein Film „Aus dem Nichts“ die 28.

Vogel und vielen anderen zu sehen.

ßergewöhnlichen Orten. In diesem

Auflage des Publikums-Filmfestes.

Regelmäßig

Der Thriller, angelehnt an die NSU-

bekannte

Jahr mit Charly Hübner in Doppel-

SchauspielerInnen und Filmschaffen-

funktion, Musikfilmen, Fernseh- und

de auch als Festivalgäste nach Lünen.

Lünen-Premieren, Filmen über das

kommen

Medium Kino und politischen Fil-

Mordserie, ist deutscher Kandidat für die Oscar-Preisverleihung und einer

In elf Wettbewerben werden au-

men. Zum zweiten Mal gastiert das

von rund 60 deutschsprachigen Fil-

ßerdem Preise für herausragende

Kinofest außerdem in der JVA Werl.

men, die vom 23. bis 26. November in

Drehbuch-, Filmmusik- oder Arbei-

Lünen gezeigt werden.

ten von SchülerInnen vergeben. Das

SA 25 | 11 | 17 Kabarettkonzert | Wattn Hallas: die feisten Alles verändert sich, das ist unabänderlich.

tik, kleinen, spritzigen Spielszenen und herz-

welche Rolle die Darstellung von Jüdinnen und

ergreifenden Tanzchoreographien entfacht er

Juden dabei spielten. Eintritt frei.

einen Reigen von Gags.

Goldkante, Bochum, 20 Uhr

Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr Impro-Show | „Alle Jahre wieder“

Selbst im Paradies ist nicht mehr alles so, wie es einmal war: Der Song „Adam & Eva“ erzählt

Infos: www.kinofest-luenen.de

Vortrag | KZ und Comics

Alle Jahre wieder improvisiert Emscherblut nach

die Geschichte, die wir alle aus der Kinderbi-

Markus Streb zeigt, auf welche Weise Konzen-

Vorschlägen des Publikums spontane Szenen

bel kennen, mit den Augen der feisten. Funky

trationslager in amerikanischen Comics der

und höchstwahrscheinlich auch eine noch nicht

Grooves auf der Mandoline lassen Lücken für

1940er und 50er Jahre dargestellt wurden. Diese

gesehene Fassung der Weihnachtsgeschichte.

Worte und Gedanken, wie sie nur die beiden

Darstellungen setzt er in Bezug zu dem, was die

Traditionsgemäß wird das Publikum gebeten,

frischgekürten Träger des Kleinkunstpreises

amerikanische Gesellschaft über NS-Verbrechen

ein Wichtel-Geschenk mitzubringen.

2017 erklingen lassen können.

wissen konnte oder wollte. Er veranschaulicht,

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr

Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr

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VERLOSUNG | Aschenbrödel – Nuss mit lustig Der Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gehört für viele zum Pflichtprogramm vor Weihnachten. Das Theater im Depot zeigt nun eine eigene Spielart des Kultklassikers. Die Geschichte beginnt heute, in einer Dortmunder Tankstelle. Es ist nichts los, aber der Chef besteht darauf, dass die Tanke 24 Stunden offen bleibt, sieben Tage die Woche. Also

DortmunderWeihnachtsmarkt.de

SO 26 | 11 | 17

Dortmunder Weihnachtsmarkt

23. Nov – 30. Dez

26. Nov und 25. Dez geschlossen (Feiertage)

mo – do fr und sa so 24. Dez 26. Dez

10 – 21 Uhr 10 – 22 Uhr 12 2 – 21 Uhr 10 0 – 14 Uhr * 12 – 21 Uhr

Verkaufsoffener Sonntag: 3. Dez * nicht alle Aussteller

muss die arme Angestellte arbeiten. An diesem Abend schneien immerhin zwei Gäste hinein. Die drei beschließen, sich nicht dem Blues zu ergeben, sondern sich eine Geschichte zu erzählen, eben die von „Aschenbrödel“. www.depotdortmund.de Theater im Depot, Dortmund, 16 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten

DI 28 | 11 | 17 Comedy | Der unglaubliche Heinz „Verschollen im Weihnachtsstollen“ Der unglaubliche Heinz ist der unangefochtene „Elvis“ unter den singenden Komikern. Mit beeindruckender Mimik, ungewöhnlicher Ges29


BODO GEHT AUS

Labsal | Dortmund Schwäbisch by Nature

Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski Bewegung an der Rheinischen Straße: Nach-

großflächigen Blumen-

bietet das Labsal auch

neue Betreiber gefunden haben, ist aus der

de. „Als ich die gese-

ständen Konzerte mit

worden. Die Betreiber Jessica Pahl und Flori-

sofort, dass ich die im Laden haben möchte“,

bische Spezialitäten von Maultaschen bis hin

ihr Partner Florian verstehen sich blind, die

dem einige Gastronomien geschlossen und

tapete tapeziert wur-

ehemaligen Galerie Tapir nun das Labsal ge-

hen habe, wusste ich

an Kohl setzen mit ihrem Laden auf schwä-

sagt Jessica mit freudigem Unterton. Sie und

um 22 Uhr beendet sind, weil hier im Umfeld

zum Tafelspitz.

beiden wirken wie eine gefestigte Einheit.

mit der Marlene Bar, dem Café Banane und Idi-

Dieses Konzept geht auf: Der Laden ist an den Stoßzeiten fast immer bis auf den letzten Platz besetzt. Morgens gibt es ein umfangreiches Frühstücksangebot mit großem

Angebot für Veganer und Vegetarier, gegen

mund. Seit ich zu Hause bei meinen Eltern

ausgezogen bin, hatte ich nicht mehr das Gefühl von Heimat, aber hier ist echt das erste Mal, dass ich denke: Alles ist gut”, sagt Florian.

kleineren Bands an.

„Wir müssen darauf achten, dass die dann

ja auch viele Leute wohnen”, sagt Jessica. Aber ots Records befindet sich viel Musikkompetenz

in direkter Nachbarschaft. „Die meisten davon

kommen auch zu uns“, sagt Florian. Ursprünglich kommt er aus Tübingen, er ist wegen Jessi-

ca ins Ruhrgebiet gezogen. „Ich bin eigentlich aus Essen und habe lange in Bochum und Dort-

Mittag speisen hier Angestellte aus dem Uni-

Ganz blauäugig ist das Pärchen nicht an das

oder einen deftigen Filderkrauteintopf. Am

haben im Vorfeld schon einen Businessplan

Komplettiert wird das Gastroteam von Bekann-

abends kommen hier Pärchen auf ein Glas

mit irgendwelchen Widrigkeiten zu kämp-

Mephi von der Band Daily Thompson als auch

onviertel hausgemachte Spätzle mit Rucola

Thema Gastronomie herangegangen: „Wir

Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen, und

geschrieben, doch am Ende hast du immer

Wein oder zum trauten Dinner herein.

fen, die dir vorher gar nicht bewusst waren“,

„Im Endeffekt weißt du tatsächlich nie, ob

dein Konzept ganz genau aufgeht“, erklärt Florian, „aber wir waren sehr überzeugt von

unserem Ding, sonst hätten wir das auch nicht gemacht.“ Es gibt Tische und Stühle für

30

„Ich bin jetzt seit drei Jahren hier in Dort-

in unregelmäßigen Ab-

erklärt Jessica. Die beiden haben eine durch-

dachte Strategie: Sie setzen auf bezahlbare Preise, damit auch junge Leute und Studenten sich den Mittagstisch in diesem Restaurant leisten können.

etwa 35 Personen, das Interieur wurde sehr

Doch nicht nur auf das leibliche Wohl setzt

Börsen zusammengesammelt. Ein echter

ben Jahre lang Gitarre bei der Dortmunder

geschmackvoll auf Flohmärkten und Antik-

das umtriebige Pärchen. Jessica spielte sie-

Hingucker ist die rechte Seite, die mit einer

Garage-Rock‘n‘Roll-Band Lynx Lynx, und so

mund studiert“, sagt die Dame des Hauses.

ten aus der Dortmunder Musik-Clique, sowohl Pille von der Band Morlocks helfen kräftig mit. „Und wenn es so bleibt wie jetzt, dann geht die Rechnung auch auf“, zeigt sich Florian optimistisch. Das kann er auch sein, denn das Labsal ist ein durch und durch sympathischer Laden. Labsal

Rheinische Straße 12, 44987 Dortmund Tel. 0231 – 134 721 77

Di. bis Fr. 11.30 – 22 Uhr

Sa. bis So. 16 – 22 Uhr, Montag Ruhetag


KULTUR

Neu in der Eve Bar Einen legendären Ruf genoss die Eve Bar im Bochumer Schauspielhaus für die ausschwei-

fenden Clubnächte – eine stete Prüfung auch

Clubbing, Konzerte, Theaterabende, Talkformate: Mit dem Dienstantritt von Interims-Intendant Olaf Kröck präsentierte auch die Eve Bar im Bochumer Schauspielhaus ihr neu konzipiertes Programm. Es ist vielseitig wie nie. Von Bastian Pütter

Foto: Jürgen Landes

www.schauspielhausbochum.de/ spielplan/eve-bar/

für AnwohnerInnen mit nächtlichem Schlaf-

Doppelkonzerte werden in der Reihe „Back

ein Neustart 2015 setzte auf so ruhige wie

Dialog setzen. Unter den Clubreihen ist mit

Konzert- und Talkabende mit unserem Autor

tyformat. Die Gruppe „Feminismus im Pott“

bedürfnis. Seit drei Jahren ist damit Schluss,

2 Back“ entfernte Genres miteinander in

spannende Formate, so zum Beispiel die

„Stößchen!“ ein neues schwullesbisches Par-

Max Kühlem als Gastgeber.

wird unter dem Titel „There is no normal“

Mit der Intendanz von Olaf Kröck (siehe S.22)

bekommt nun auch die Eve Bar ein neues

Konzept. Ja, es wird wieder lauter, doch ist der Clubbetrieb nur einer von vier Strängen in der Programmgestaltung.

eine Reihe von Gesprächen, Impulsvorträgen und Diskussionen organisieren.

Eine dringende Empfehlung ist Tom Thelens und Simon Meienreis‘ „Auf der Suche

nach der Arbeiterklasse“. Der Kulturjour-

Tobias Malcharzik, der für das Programm

nalist und der Dramaturg untersuchen in

Tanzabenden weiter auf Konzerte – jedoch

Reihe, wie sich sozialer Wandel in Kunst

tronisch, auf kleine Theaterabende und

gebiets-Liedermacher-Legende Frank Baier.

Diskussionsformate.

19.30 Uhr statt.

verantwortlich zeichnet, setzt neben den

der „Recherche in drei Teilen“ genannten

nicht nur akustisch, sondern auch elek-

und Kultur widerspiegelt. Mit dabei: Ruhr-

literarische Lesungen sowie auf Talk- und

Der erste Teil findet am Mittwoch, 22.11. um

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Dabei sein hat viele

Vorteile Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Leben und dadurch mehr persönliche Freiheit. Wäre doch schade, Sie würden darauf verzichten, oder?

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REPORTAGE

FINDLINGE Steine mit Migrationshintergrund

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Seit jeher haben sie die Phantasie der Menschen angeregt: große, oft gerundete Steinblöcke, die wie von Riesenhand geworfen verstreut in der Landschaft liegen. Sie waren Ausgangspunkt für Sagen und Legenden, Richtstätte, Ort heidnisch-ritueller Handlungen und wurden sogar mit der biblischen Sintflut in Verbindung gebracht. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es Forschern, das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

T

ippulus, der Hüne vom Bochumer Tippels-

„Es hat verschiedenste Theorien gegeben“, sagt

selliger Bursche. Er lebte in Eintracht mit

versität Bochum (RUB) und Mitglied der Geogra-

berg, war dem Vernehmen nach ein ge-

seinesgleichen, belegt zum Beispiel durch regel-

mäßiges gemeinsames Brotbacken mit dem Kollegen vom benachbarten Mechtenberg. Andererseits galt er als jähzornig. Reizte man ihn, konnte

er in Rage geraten. Den Fehler machte der Mech-

tenberger. Tippulus nahm einen großen Stein, ihn

dem Schelm an den Kopf zu schleudern, verfehlte sein Ziel und der Block schlug im Ortskern von Ückendorf ein. „Lindenstein“ nennt ihn der Volksmund; an seiner Seite stand ein solcher Baum, in

Prof. Dr. Karl-Heinz Otto, Geologe an der Ruhr-Uniphischen Kommission beim Landschaftsverband

Westfalen-Lippe (LWL). „Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: Wissenschaften, wie wir

sie kennen, gab es noch nicht. Aber Leute, die ein Interesse hatten, die Welt zu erklären. Denen sind

natürlich auch diese Steine aufgefallen, bei Hünengräbern beispielsweise, wo es in der Nähe kein Gestein von vergleichbarem Aussehen gab. Man nannte sie bald erratische Blöcke, von lateinisch errare,

dessen Schatten bis ins 18. Jahrhundert Recht ge-

sprochen wurde. Später wurde der Brocken in den Gelsenkirchener Von-Wedelstaedt-Park verfrachtet, wo man ihn heute besichtigen kann.

Findlinge wie dieser, Natur- wie Kulturdenkmale gleichermaßen, waren seinerzeit ausgesprochen

populär. Im Werk der Annette von Droste-Hüls-

hoff begegnet man ihnen ebenso wie in Victor von Scheffels Œuvre. Letzterer, ein im wilhelminischen Deutschland viel gelesener Autor, setzte ihnen anno 1863 mit seinem Gedicht „Der erratische

Block“ ein humorvolles literarisches Denkmal. Es erzählt von zwei Forschern, die sich auf dem Weg,

das Geheimnis der Findlinge zu ergründen, im Wirtshaus beim Wein verlieren.

Gletscherkante Dortmund-Bochum Es war nach der Aufklärung nicht mehr möglich, sich das Phänomen mit steinewerfenden Riesen zu er-

klären oder mit dem Teufel, der so einen Brocken zur

Hand nahm, eine neu erbaute Kapelle zu zerschmet-

tern – was ihm in entsprechenden Legenden frei-

lich nie gelingen sollte. Von Scheffel bediente sich im erwähnten Gedicht der Theorie, die Findlinge

seien auf dem Rücken enormer Gletscher aus dem Alpinen an die Gestade eines Urmeeres transportiert worden. Von dort aus wären sie auf Eisschollen

übers Meer getrieben, nach deren Schmelzen auf Grund gesunken und lägen seit dem Rückzug des Wassers auf dem dann entstandenen Festland.

umherirren. Und die Dinger sind teilweise mehr als

hundert Tonnen schwer. Einer dieser frühen Forscher war Otto Torell. Er hat Funde in der Nähe von

Berlin untersucht. Ihm sind Ritz- und Schrammspuren aufgefallen, die nicht von Menschenhand stammen konnten. Ein Indiz dafür, dass sie irgendwie

bewegt worden sind. Die Streifen zeigten eine mehr oder weniger einheitliche Nord-Süd-Richtung an.

Man kartierte die Funde, untersuchte das Gestein genauer und fand vergleichbares Material in Skan-

Oben: Prof. Dr. Karl-Heinz Otto, Geologe an der RUB, hat die Spuren der seltsamen Steine erforscht. Links: Früher dachte man, Riesen oder der Teufel hätten die Steine an ihre heutige Stelle geworfen. Tatsächlich war es etwas anders.

dinavien. Es entstand ein immer dichteres Netz von Vermutungen und Hypothesen. Die Theorie eines Urmeeres wurde fallengelassen, da keine entspre-

33


REPORTAGE

chenden Sedimente gefunden wurden. Welche

Im Findlingskatalog

einer großen Vereisung auf die Schliche gekom-

Mittlerweile sind diese Spuren oft verschwun-

Nordeuropa aus südwärts schob, die erratischen

anlagen, Wohngebieten und Autobahnen. Das

von 2.000 Metern hatte, am Teutoburger Wald

Kies und Geröll, dem glazialen Geschiebe, wel-

Möglichkeiten gab es noch? So ist man langsam

men. Man schätzt, dass der Eispanzer, der sich von

den, abgebaggert oder überbaut von Industrie-

Blöcke im Gepäck, bei Hamburg eine Mächtigkeit

gilt nicht nur für die unvorstellbaren Mengen an

noch von immerhin 300 Metern.“

ches einst neben den Findlingen vom Eis trans-

Heute weiß man, dass es nicht nur eine Eiszeit

den (und werden) erneut auf Reise geschickt.

ein mehrfacher Wechsel aus Phasen der Vereisung

Handel betrieben. Sie landen als Zierrat in Vor-

portiert worden ist. Viele erratische Blöcke wur-

gab. Für das Pleistozän genannte Erdzeitalter ist

Mit kleineren Brocken wird ein schwunghafter

und wärmeren Epochen belegt. Was Nordrhein-

gärten oder werden als Grabsteine genutzt.

von Belang. Damals, etwa 200.000 bis 100.000

„Aus wissenschaftlicher Sicht ist das nicht beson-

nach Süden vor. Die gesamte westfälische Bucht

mittlerweile erforscht. Vor einigen Jahrzehnten

die Linie Dortmund-Bochum-Essen. Um 1900, als

ginalplatz liegen, verraten mehr, auch anhand ei-

che Publikationen, welche die Leserschaft mit auf

Als Koryphäe auf diesem Gebiet gilt Eckhard

hatten Kiesgruben, Steinbrüche und andere Auf-

Verbreitung und Verteilung eiszeitlicher (Groß-)

lokale erdgeschichtliche Abläufe offenbarten.

werke zum Thema verfasst. Einem seiner Bücher,

Westfalen betrifft, ist vor allem die Saale-Eiszeit

Jahre vor unserer Zeit, stieß das Eis besonders weit

ders tragisch“, sagt Herr Otto. „Die Routen sind

war vergletschert, der Eisrand beschrieb in etwa

war das noch anders. Findlinge, die an ihrem Ori-

diese Erkenntnisse relativ neu waren, gab es etli-

ner möglicherweise vorhandenen Schrammung.“

eine Zeitreise nahmen. Geologische Wanderführer

Speetzen. Der bald 80-jährige Gelehrte hat die

schlüsse zum Thema, wo sich dem Spaziergänger

Geschiebe untersucht und zahlreiche Standard-

herausgegeben vom LWL in der Reihe „Geologie und Paläontologie in Westfalen“, hängt ein Findlingskatalog an mit wichtigen Informationen zu

annähernd zweihundert erratischen Blöcken der Region. Hier ist unter anderem ein Stein gelistet, der an der RUB östlich der naturwissenschaftlichen Gebäude aufgestellt ist. Er besteht aus Gra-

nit, was seine skandinavische Herkunft belegt,

und wurde vor etwa einhundert Jahren bei Bauarbeiten in Bochum-Hofstede gefunden. Für eine komplette Bergung war er zu groß. Man trennte

zunächst den oberen Teil ab, den Rest beließ man im Boden – und vergaß ihn. In den 70er Jahren

des 20. Jahrhunderts wurde er wiederentdeckt. Man fahndete nach der anderen Hälfte, fand sie

im Bergbau-Museum, vereinigte die Hälften und platzierte den Block an der RUB.

Etwas zu klein für den Katalog – nur Steine mit

einem Durchmesser von mindestens zwei Metern wurden aufgenommen – ist ein Findling, der als

Vor 100 Jahren wurde in BochumHofstede ein Findling entdeckt. Er wurde zersägt, die Hälften erst in den 70er Jahren wieder vereint. 34


Der erratische Block

Einst ziert‘ ich, den Äther durchspähend , Als Spitze des Urgebirgs Stock,

Ruhm, Hoheit und Stellung verschmähend , Ward ich zum erratischen Block.

Man sagt, wenn‘s dem Denker zu wohl ist, So wagt er sich kecklich aufs Eis:

Mir winkten, wo‘s klüftig und hohl ist, Schneejungfraun, verführend und weiß.

Doch als ich mit Poltern und Lärmen Abstürzend aufs Firnfeld mich hub,

Verbüßt‘ ich mein jugendlich Schwärmen Mit tausendjährigem Schub.

Scharf wies mir der Gletscher die Z ähne: »Hier, Springinsland , wirst du poliert, Und im Schutt meiner gro ßen Moräne Als Fremder talab transportiert.«

Geritzt und gekritzt und geschoben

Victor von Scheffel: Der erratische Block (1863)

schönster seiner Art in Dortmund gilt. Er liegt zwi-

schen Eving und Brechten im Naturschutzgebiet Süggel. Axel Dehler vom Umweltamt der Stadt

Entrollt‘ ich in spaltige Schluft,

Ward sto ßweis nach oben gehoben,

Gewälzt und gepufft und geknufft. Da bleib‘ einer sauber und munter

In solchem Gerutsch und Geschlamm; ... Ich kam immer tiefer herunter,

Bis der Eiswall ins Urmeer zerschwamm.

begleitet uns ins Schutzgebiet. „Im Gegensatz

Und der spielt die traurigste Rolle,

angelegt wurden, handelt es sich beim Süggel

Ich wurde auf treibender Scholle

zu vielen Parkanlagen, die von Menschenhand um ein ursprüngliches Waldstück“, erläutert der

Forstbeamte. „Der Adel nutzte es für die Jagd,

Dem die Basis mit Grundeis ergeht ... In des Ozeans Brandung verweht.

weswegen nicht gerodet wurde, und später ent-

Plimp, plump! Da ging ich zugrunde,

gebiet. Man kann also davon ausgehen, dass sich

Bis in spät erst erlösender Stunde

Eiszeit hingelegt wurde.“ Auch der Süggelfindling

Den entwässerten Seegrund verklärte

stand hier weder ein Industrie- noch ein Wohn-

der Stein noch genau dort befindet, wo er von der stammt ursprünglich aus Skandinavien.

Erdgeschichtlich ist seit der Saale-Eiszeit nur ein Wimpernschlag vergangen. Unsere Vorfahren

liefen bereits aufrecht auf zwei Beinen, ihre Welt freilich sah anders aus als die unsrige. Findlinge sind Objekte, die davon Zeugnis ablegen. Und sie

regen die Phantasie an. „Als das Rätsel noch nicht

gelöst war, ging von ihnen wohl eine noch größere

Faszination aus“, vermutet Herr Otto. „Was man sich nicht erklären kann, macht unsicher. Man erzählte sich Geschichten, von der Sintflut oder von

Lag elend versunken und schlief,

Sich Gletscher und Sündflut verlief. Die Sonne mit wärmerem Strahl, Und mit der Rhinozerosherde

Spazierte der Mammut durchs Tal. Nun lagern wir Eiszeitschubisten Nutzbringend als steinerne Saat

Und dienen dem Heiden wie Christen Als Baustoff für Kirche und Staat.

Dies Lied ist z wei Forschern gelungen Im Gau z wischen Aare und Reuß;

Das Wirtshaus, in dem sie es sungen, War ganz von erratischem Gneus.

Riesen. Heute haben wir es dagegen mit einer eher

Sie sungen es ernst und dramatisch

sant sind Findlinge noch immer. Als Landmarke, als

Und schoben sich selbst dann erratisch

alltagsweltlichen Beziehung zu tun. Aber interesNaturdenkmal, als Treffpunkt, für Heimatvereine

In die Findlinglandschaft hinein

Mit Holpern und Stolpern vom Wein.

oder für Kinder zum Klettern.“

35


NETZWELT

KINOTIPP

endstation.kino & bodo präsentieren: Teheran Tabu Pari, Babak, Sara und Donya leben in der iranischen Hauptstadt Teheran. Um den

Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn Elias zu verdienen, arbeitet Pari als

Prostituierte und verkauft ihren Körper

an einen Richter, der ihr vermeintlich zu einem besseren Leben verhilft.

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.werbemelder.in

Sara, die ein gehorsames Hausfrauendasein unter ihrem Mann und seinen

strenggläubigen Eltern fristet, aber viel lieber arbeiten gehen würde. Donya

Sexistische Werbung mit nackten Frauenkörpern bleibt in deutschen Innenstäd-

steht ein ähnliches Schicksal bevor. In

los – mit nackter Haut beworben. Zum internationalen Weltmädchentag am 11.

dem lässt sie sich auf eine Nacht mit Ba-

der Werbung beschäftigt, die Webseite „werbemelder.in“ gestartet. Wer sich

für eine Operation zu zahlen, die ihre

zusammen mit einem kurzen Kommentar hochzuladen.

Schicksale, die eng miteinander verfloch-

ten allgegenwärtig. Unterschiedlichste Produkte werden – oft zusammenhangs-

wenigen Tagen wird sie heiraten. Trotz-

Oktober hat die feministische Plattform „Pinkstinks“, die sich mit Sexismus in

bak ein und verlangt hinterher von ihm,

über sexistische Werbung ärgert, hat dort die Möglichkeit, ein Foto der Werbung

Jungfräulichkeit wiederherstellt. Vier

Auf einer interaktiven Deutschlandkarte werden die eingereichten Beschwerden von Menschen gesammelt, die in ihrer Nachbarschaft oder bei einem Stadtbum-

mel sexistische Werbung fotografiert und eingereicht haben. Auch Weblinks mit

ten sind, vier Menschen, die alle auf ihre Weise unter den restriktiven Gesetzen des Gottesstaats zu leiden haben.

Werbung im Internet können über die Plattform eingesandt werden. „Pinkstinks“

„Teheran Tabu“ feierte als provokanter,

„stereotyp“ ein. Als klar sexistisch wird dabei Werbung bezeichnet, die stark sexua-

seine Weltpremiere in Cannes. Gedreht

darstellt. Als „stereotyp“ werden Werbekampagnen klassifiziert, bei denen mit

Schauspielern, gelang Regisseur Ali

gen kommentieren die Betreiberinnen der Plattform, was sie gegen die Werbung

tisches Drama um vier junge Menschen

ordnet die Einsendungen in die Kategorien „sexistisch“, „nicht-sexistisch“ oder

gesellschaftskritischer Animationsfilm

lisierte Frauen als reinen Blickfang ohne jeglichen Bezug zum beworbenen Produkt

im Rotoskopie-Verfahren mit echten

überholten und limitierenden Rollenbildern gearbeitet wird. Unter den Einsendun-

Soozandeh ein aufwühlendes und realis-

unternommen haben und ob das Unternehmen die Werbung zurückgezogen hat.

in Teheran, deren Schicksale bei ihrer

Neben dieser Meldefunktion plant Pinkstinks, über die nächsten zwei Jahre Bil-

dungs- und Sensibilisierungskampagnen zu Sexismus in der Werbung an Schulen, im Internet und auf weiteren Kanälen anzubieten. Aus den über die Plattform

gesammelten Daten soll ein weiteres Vorgehen gegen Sexismus in der Werbung

entwickelt werden. Unterstützt wird die Initiative dabei vom Bundesministerium

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Pinkstinks-Geschäftsführerin Dr. Stevie Meriel Schmiedel sagt dazu: „Wir sind sehr dankbar, dass wir

mit dem Monitoring die Möglichkeit bekommen haben, aktiv

D r. St e

vi

e

M

36

Von einem schöneren Leben träumt auch

er

iel

Sch miedel

verzweifelten Suche nach Freiheit und Glück aufeinander prallen.

Deutsche Fassung: So. 19.11. um 19 Uhr,

Mo. 20.11. um 20 Uhr, Fr. 24.11. um 17 Uhr, Sa. 25.11. um 17 Uhr, OmU: Di. 21.11. um 20

Uhr, Mi. 22.11. um 17 Uhr, Do. 23.11. um 18 Uhr, Fr. 24.11. um 17 Uhr, Mo. 27.11. um 18 Uhr

für Mädchen- und Frauenrechte und gegen Sexismus zu

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

Bierflasche zu setzen, ist nicht zeitgemäß für ein Land, das

Telefon 0234 – 687 16 20

sensibilisieren. Frauen als nackte Dekoration neben die

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

sich aktiv für Gleichberechtigung einsetzt.“ (sese)

www.endstation-kino.de


BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Welt ohne Prostitution Am 1. Juli 2017 trat in Deutschland das „Prostituiertenschutzgesetz“ in Kraft (bodo

Versuch, zu verstehen

7/17), das gemeinsam mit der Novellierung des Gesetzes zu Menschenhandel im

Yassin Musharbash ist investigativer Jour-

Vorjahr eine Kursänderung bedeutete: Das

nalist bei der „Zeit“. Er berichtet über den

Vorgängergesetz von 2002 hatte eine (Neo-)

„Islamischen Staat“ und über den Terror. Er

Liberalisierung des Sexmarktes gesetzt:

spricht mit IS-Informanten, Geheimdienst-

Prostitution soll Sexarbeit sein. Ein Job wie

lern, trinkt Tee mit radikalen und weniger

jeder andere, selbstbewusst ausgeübt von

radikalen Salafisten, rekonstruiert die

Profis. Nun wird zur Eindämmung von Aus-

Planung und Umsetzung von Attentaten.

beutung kleinteilig, bürokratisch und wohl

Anfang des Jahres schrieb er in der „Zeit“

wenig erfolgreich reglementiert.

einen konsternierten Neujahrstext: „Es

In der öffentlichen Debatte geht es dabei durchweg um die Eindämmung der negativen „side effects“ der Prostitution. Dass es

ist ein Irrglaube, man verstehe Terroristen umso besser, je mehr man über sie wisse. Man weiß nur mehr über sie.“

Vertikales Wimmelbild „Das Hochhaus – 102 Etagen Leben“ erlebte seine Bauphase im Internet: Vor gut zwei Jahren begann die Berliner Zeichnerin und Autorin Katharina Greve mit dem Kellergeschoss. Jeden Dienstag wurde eine Etage dem virtuellen Bauwerk hinzugefügt. Bereits während der Bauzeit wurde der Webcomic ausgezeichnet und fand auf internationalen Ausstellungen seinen Weg in die analoge Welt. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Bewohner und die ihrer vielfach miteinander verwobenen Mikrogeschichten:

auch in Deutschland linke KämpferInnen für

Vielleicht liegt hier ein Motiv für Mushar-

Sie verzweifeln an Jobs, Partnern, Kindern,

eine „Welt ohne Prostitution“ gibt, „Aboliti-

bashs zweiten Politthriller „Jenseits“: Hier

Nachbarn. Und sie renovieren, gehen fremd,

onistInnen“, die auf ein Sexkaufverbot nach

konstruiert Musharbash die Figur eines

fürchten oder langweilen sich, erziehen,

dem nordischen Modell dringen, verschwin-

jungen Rostockers, der nach einem Schick-

therapieren, telefonieren – und versuchen,

det im Schatten von Alice Schwarzer. Für

salsschlag sein Medizinstudium abbricht,

irgendwie das Leben zu meistern, wie es

die Autorinnen des Buchs ist Prostitution

zum Islam konvertiert und sich dem IS in

früher hieß. Heute heißt das klarkommen.

eine Form sexueller Gewalt, die Traumata

Syrien anschließt.

verursacht – bzw. Traumafolge ist.

Katharina Greve nennt sich selbst Situa-

Handwerklich ist „Jenseits“ ein großarti-

tionsdesignerin. Das ist nicht nur schön,

In immer mehr Ländern gibt es für diese

ger Krimi, der gekonnt die Perspektiven

sondern auch sehr treffend. „Das Hoch-

Position parlamentarische Mehrheiten: Tat-

einer Journalistin, eines Verfassungs-

haus“ ist ein vertikales Wimmelbild sozia-

sächlich haben sich inzwischen Norwegen,

schützers und eines Beraters für Familien

ler Wirklichkeit, eine fröhliche Bilderwelt

Kanada, Irland und Nordirland, Litauen und

Radikalisierter miteinander verwebt.

voller Witz, Spott und beißender Sozial-

Frankreich dem ursprünglich schwedischen

Gleichzeitig begleitet der Leser den deut-

kritik. Nun ist es im Bonner Avant-Verlag

Modell angeschlossen, das statt Prostituier-

schen Dschihadisten bei den Vorbereitun-

als Buch erschienen, mit einer Etage pro

ter Freier kriminalisiert und insgesamt den

gen einer Rückkehr nach Europa. Was den

Querformat-Seite: Legen Sie das Buch vor

Sexkauf unter Strafe stellt.

Roman aber so besonders macht, ist die

sich, drehen Sie es um 90 Grad und fangen

Expertise seines Autors: Musharbash weiß

Sie im Keller an zu lesen.

Sass, Katharina (Hg.) Mythos „Sexarbeit“. Argumente

einfach, wovon er spricht.

Katharina Greve

gegen Prostitution und Sexkauf

Yassin Musharbash | Jenseits

Das Hochhaus. 102 Etagen Leben.

ISBN 978-3-89438-648-1

ISBN: 978-3-462-05046-2

ISBN: 978-3-945034-71-2

PapyRossa | 13,90 Euro

Kiepenheuer & Witsch | 12,99 Euro

Avant | 20 Euro

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REPORTAGE

Eine Nacht im Freien schlafen: Der Obdachlosenverein mob e.V. hat mit einem organisierten „Sleep-out“ und prominenten Unterstützern aus der Politik auf die Not Tausender Obdachloser in Berlin und die eigene prekäre Situation aufmerksam gemacht. Von Jens Mayer | Fotos: Andreas Domma

D

Beats eines anliegenden Clubs, und die Motoren der

leicht unbequem. Aber für ungewisse Zeit auf der

röhren die ganze Nacht hindurch. Obwohl es erst

sagt Mara Fischer, Leiterin der Notunterkunft und

er Boden ist verdammt hart, man scheint

jeden einzelnen seiner Knochen im Körper zu spüren. Im Hintergrund wummern die

Liefer-LKWs der benachbarten Einzelhandelskette

Mitte September ist und die Temperaturen nur auf acht Grad plus sinken, wird man von der nächtli-

chen Kälte überwältigt. Wie das erst im bevorstehenden Winter werden soll, will man sich lieber

gar nicht vorstellen. Doch die Gedanken beginnen immer wieder zu kreisen, denn an einen ruhigen

Wohnungslose täglich tun. „Einmal auf der Straße schlafen, wie wir das heute Abend tun, ist viel-

Straße leben zu müssen, ist menschenunwürdig“, Vorstandsvorsitzende des mob e.V. „Bezahlbare

Wohnungen werden immer knapper, gleichzeitig gibt es zu wenig Übernachtungsplätze für Menschen, die ihre Wohnung verlieren, aus welchen Gründen auch immer.“

Schlaf ist in dieser Situation kaum zu denken, jedes

„Wir müssen dringend etwas tun“

registriert, wirklich abschalten kann hier keiner.

Die Notübernachtung des Vereins ist die zweit-

Geräusch, jede Bewegung in der Umgebung wird

Um die hundert Menschen liegen auf einem kleinen Parkplatz in der Storkower Straße 139 am Rande

von Prenzlauer Berg. Es ist Freitagnacht, ein Uhr

durch. Bis eben haben alle zusammengesessen, sich unterhalten und gelacht. Auf der kleinen impro-

visierten Bühne gab es Musik und Lesungen. Die

Runde um die wärmende Feuerschale war heimelig und gemütlich, die Atmosphäre locker und gelöst. Jetzt beginnt der ernste Teil des Abends, nun

erfahren die Freiwilligen am eigenen Leib, was es

heißt, unter einfachsten Bedingungen unter freiem Himmel schlafen zu müssen. Spätestens jetzt muss sich auch der letzte Teilnehmer von romantisch

verklärenden Fantasien verabschieden, die man

sich vom Draußenschlafen vorher gemacht haben

könnte. Wer nun das Angebot bekäme, einfach nach drinnen zu gehen und sich ins Bett zu legen, würde es liebend gerne annehmen.

Doch genau darum geht es in dieser Nacht. Der

Verein mob – obdachlose machen mobil e.V. hat

die Berliner Bürger dazu eingeladen, eine Nacht

38

so zu verbringen, wie es Tausende Obdach- und

größte ganzjährige Notunterkunft in Berlin. Sie

bietet 31 obdachlosen Menschen an 365 Tagen im Jahr zwischen 18 und 8 Uhr einen Notschlafplatz.

Bei geschätzten 5.000 bis 10.000 Obdachlosen und zirka 20.000 Wohnungslosen in Berlin – offizielle Statistiken werden nicht erhoben, obwohl das

dringend notwendig wäre, um von politischer

Seite konkrete Bedarfe für Notunterkünfte er-

mitteln zu können – erscheint das noch weniger als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen

Stein. Natürlich ist die Unterkunft nahezu immer ausgelastet, und fast täglich müssen Menschen abgewiesen werden.

Daneben betreibt mob e.V. den „Trödelpoint“, in

dem Bedürftige sehr günstig Möbel, Haushalts- und Gebrauchsgegenstände einkaufen können, die

aus Spenden bezogen werden. Zusätzlich gibt der

Verein das soziale Straßenmagazin „strassenfeger“ heraus, das Betroffenen die Möglichkeit eröffnet,

einer regelmäßigen Tätigkeit nachzugehen und mit der Arbeit Geld zu verdienen. Das angeschlossene


„Es werden immer mehr und mehr“

„Kaffee Bankrott“ bietet wohnungslosen und von

nutzen. Aktuell haben wir auch viele geflüchtete

enthaltsmöglichkeit und einen sozialen Raum zum

schen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, die

Armut betroffenen Menschen eine ganztägige AufAustausch, in dem sie sich Kaffee oder ein Mittagessen leisten können. „Es ist ein sehr heterogenes Spektrum an Menschen, das zu uns kommt. Die

Menschen sind von Armut betroffen, zum Beispiel Rentner, die in Altersarmut leben“, erklärt Fischer.

„Dann sind hier viele EU-Bürger, die unsere Projekte

Menschen, mit Aufenthaltsgenehmigung. Men-

keinen Platz in Obdachlosenwohnheimen finden, Menschen, die sozialversicherungspflichtig tätig sind, die arbeiten gehen – teilweise 40 Stunden

im Monat – und kein Dach über dem Kopf finden.

Obdachlose Familien, Mütter mit Kindern, teilweise Babys. Wir arbeiten niedrigschwellig, das heißt

39


REPORTAGE

jeder kann zu uns kommen ohne einen

setz ist der Schutz der Wohnung geregelt,

immer mehr und mehr. Da müssen wir

dieser heraus, und weiter: „Der Bund muss

Kostenübernahmeschein. Und es werden

Und wohin im Winter

aber nicht das Recht auf Wohnung“, stellt

dringend etwas tun.“

auch andere Gesetze ändern: Wieso ist

eine Zwangsräumung in Obdachlosigkeit

Beim nachmittäglichen Rundgang erklärt

erlaubt? Sogar mit Kindern. Aber natürlich

Fischer, warum die Aktion so wichtig

braucht man ansonsten entsprechende

für ihre Institution ist. Notunterkunft

Sozialwohnungen in der Stadt.“

und sämtliche angeschlossenen Projekte werden zu gerade einmal einem Drittel

Dass sich bei solchen Forderungen theore-

30-Stunden-Stelle für den Sozialarbeiter

sind, es aber hier um konkrete Hilfe gehen

vom Senat finanziert, darüber kann eine

tisch alle Repräsentanten am Tisch einig

und eine halbe Stelle für die Projektleiterin

muss, stellt Prof. Barbara John, Vorsitzende

finanziert werden. Ohne die über 30 eh-

des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes

Am 18. Oktober, zum Internationalen Tag der Bekämpfung der Armut, hatten die Suppenküche Kana, die Wohnungsloseninitiative Gast-Haus und bodo auf die Stufen des Dortmunder Rathauses geladen. In Interviewrunden forderten sie, angesichts der rapide steigenden Wohnungslosenzahlen und des nahenden Winters, Stadt und Stadtgesellschaft zu Sofortmaßnahmen auf.

Berlin, heraus: „Dieses Projekt steht am

renamtlichen Mitarbeiter wäre das System

Abgrund, es darf nicht abrutschen!“ Um

keinen Tag aufrechtzuhalten. Auch so ist

die notwendige Öffentlichkeit für die Ar-

das nur möglich, weil alle Helfer am Limit ihrer Möglichkeiten arbeiten, trotzdem

beit und die Probleme des Vereins herzu-

fehlt es an allen Ecken und Enden. Allen

stellen, soll der heutige „Sleep-out“ nach

soll hier eine menschenwürdige Grund-

US-amerikanischem Vorbild dienen. Einige prominente Gäste, Mitglieder des Berliner

versorgung geboten werden, warme und

Abgeordnetenhauses, UnternehmerInnen

saubere Betten, Waschmaschine und

und Künstler sollen als Zugpferde der

Trockner, eine Kleiderkammer, ein Essens-

Übernachtungsaktion dienen.

raum sowie eine Beratungsstelle.

„Dieses Projekt steht am Abgrund“

Eine Woche später zeigt sich Fischer mit

Um mehr Aufmerksamkeit auf das Anliegen

den, es habe bereits Sponsoring-Anfragen

der Beteiligung und dem Ergebnis zufrie-

an diesem Tag zu legen, wurde auch eine

für eine Fortsetzung im nächsten Jahr

Diskussionsrunde mit Spitzenpolitkern or-

gegeben. „Meine persönlichen Gänsehaut-

ganisiert. Am Tisch sitzen die Bundestags-

Momente waren eher Geschichten am Ran-

abgeordneten Cansel Kiziltepe (SPD) sowie

de. Wie die von Rüdiger, einem ehemaligen

Canan Bayram (Bündnis 90/Die Grünen),

Obdachlosen, der jetzt eine Ausbildung

Stargast ist „Die Linke“-Politiker Gregor

zum Pfleger macht, eine Wohnung hat und

Gysi. Der ist spät dran, eine Woche vor der

sich bei uns engagiert. Beim Ausrollen des

Bundestagswahl sind die Termine eng

Schlafsacks hat er erzählt, dass er eigent-

gesteckt. Es geht um die Verantwortlichkei-

Text und Fotos:

lich nie wieder draußen schlafen wollte.

ten von Bund und Ländern. „Ich möchte auf

Sebastian Sellhorst

Aber aus Solidarität hat er sich in dieser

einen Widerspruch hinweisen. Im Grundge-

Nacht mit uns auf den Parkplatz gelegt.“

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SOZIALES

? Nach einem musikalischen Auftakt durch

hat unzumutbare Zustände für Hunderte

Wohnungslosenseelsorger Daniel Schwarz-

Pütter von bodo die aktuelle Situation: Das

der Wohnungsmarktlage mit sich gebracht.

Kirchen im Winter ihre Pfarrhäuser öffne-

Liedermacher Peter Sturm skizzierte Bastian

spärliche statistische Material – die tatsäch-

Bewohner und eine weitere Verschärfung

liche Zahl der Obdachlosen in Dortmund wird

Bastian Pütter erneuerte die Forderung,

lems erahnen. Die Wohnungsnotfallstatistik

Betroffenen auszurichten: „Es kann nicht

nicht erfasst – lässt die Dimension des ProbNRW weist für Dortmund 2016 einen Anstieg von 50 Prozent aus – innerhalb eines Jahres. Die Wohnungsmarktlage hat sich inzwischen

so zugespitzt, dass Menschen, die ihre Wohnung verlassen müssen oder sie in Krisen ver-

lieren, kaum noch Chancen haben, zurück in ein Mietverhältnis zu kommen.

Die Stadt reagiert mit dem Auftrag an die Verwaltung, ein neues Konzept zur Un-

terbringung wohnungsloser Menschen zu

erstellen. Erste Entscheidungen, wie die – bescheidene – Erweiterung der Notschlaf-

stelle für Männer, sind bereits auf den Weg gebracht. Die Notschlafstelle soll in Mobilbauten einer ehemaligen Flüchtlingsunter-

kunft entstehen, die allerdings zurzeit für die BewohnerInnen des Hannibal benötigt

werden. Die Räumung des Großwohnblocks

Unterbringung an den Bedürfnissen der

sein, dass Obdachlose zu Ämtergängen

genötigt werden, um einen Notschlafplatz

mann ergänzte, dass in Städten wie Köln die

ten, um warme und sichere Schlafplätze zu schaffen. Er mahnte die Ökumene, nicht ih-

ren Auftrag aus den Augen zu verlieren: Hilfe für die Schwächsten der Gesellschaft als Kern der christlichen Botschaft.

nutzen zu können, und dass wer nicht hier

Katrin Lauterborn, Leiterin der Wohnungs-

Kriterium muss sein: Jemand braucht einen

dass das Kälteproblem nicht mit dem Morgen

gemeldet ist, nicht aufgenommen wird. Das Schlafplatz, und nicht: Wer zahlt?“

Bernd Büscher von Kana schlug als kosten-

lose Sofortmaßnahme die Öffnung von UBahnstationen bei Minusgraden vor – die Dortmunder Stadtwerke lehnen diesen in

loseninitiative Gast-Haus, erinnerte daran, ende. Mit viel Einsatz werde das Gast-Haus

zwar seine Nachmittags-Öffnungszeiten erweitern, es fehlten in der Stadt trotzdem Tagesaufenthalte und Aufenthaltsräume für Hunderte Wohnungslose.

vielen Großstädten praktizierten Weg, we-

In der Diskussion mit dem Publikum fanden

mäßig ab. Büscher forderte im Namen des

und die Arbeitskreise der Wohnungslosenhilfe

nigstens Erfrierungen vorzubeugen, regelKana e.V., die Vertreibungen und Sanktionierungen von Menschen ohne Wohnung

zu beenden: „Es kann nicht sein, dass das

sich weitere Aspekte, die über Rat, Ausschüsse

in Politik, Öffentlichkeit und fachliche Arbeit eingebracht werden sollen.

erzwungene Schlafen im Freien weiter mit Geldstrafen bedacht wird.“

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REPORTAGE

„Wir wollen den Menschen, die hier bleiben wollen, ermöglichen, dass sie hier wohnen und unter besseren Bedingungen leben.“ GrünBau-Geschäftsführer Andreas Koch

42


Problemhäuser und Aufwertung am Dortmunder Nordmarkt Das Quartier Nordmarkt in der Dortmunder Nordstadt erlangte bundesweite Bekanntheit, weil sich hier soziale Probleme ballen wie sonst selten auf so engem Raum. Zugleich gibt es allerhand Akteure, die daran arbeiten, dass sich genau das ändert. Auch Immobilien und die Wohnungsfrage spielen dabei eine Rolle. Ein Besuch. Von Alexandra Gehrhardt | Fotos: Daniel Sadrowski

„Es gibt noch unendlich viel zu tun“

E

igentlich ist es fast immer laut hier. Die Mallinckrodtstraße ist die Hauptverkehrsader durch die nördliche Dortmunder Innenstadt, sie zieht sich von der Autobahn

im Nordwesten bis fast zum Borsigplatz. Hier, an der Ecke zum Nordmarkt, ist sie in der Mitte zerteilt von hohen Bäumen. An

den Rändern reiht sich Haus an Haus, mit vier, fünf Etagen, mal

mit schlichten Fassaden, mal mit reich verzierten, Blumenmus-

tern, Engelsfiguren. An der Straßenecke ist im vergangenen Jahr das Ordnungsamt eingezogen, auf der anderen Straßenecke ein Kiosk, ein Gardinenladen, ein Café.

Seit dem Frühjahr ist GrünBau gGmbH hier und setzt in einem ehemaligen „Problemhaus“ ein Wohn- und Beschäftigungsprojekt für Menschen aus Südosteuropa um. Rund 125 Menschen

leben in dem Haus, 40 Erwachsene und mehr als 80 Kinder.

Noch vor Monaten war das Haus überbelegt, die hygienischen Bedingungen schlecht, die Menschen zahlten ohne Verträge horrende Mieten. Obdachlose Drogenabhängige übernachteten in

Treppenhäusern, Kellern, Dachböden. Dann kaufte die Stadt das

Haus und beauftragte GrünBau mit der Betreuung. „Wir wollen den Menschen, die hier bleiben wollen, ermöglichen, dass sie hier wohnen und unter besseren Bedingungen leben“, erklärt

Geschäftsführer Andreas Koch. Im Moment arbeitet GrünBau an

grundlegenden Reparaturen, Stromversorgung, Elektrik, Wasser. Wo möglich werden die BewohnerInnen einbezogen. Im zweiten

Schritt geht es um reguläre Mietverträge, Schulplätze für die Kin-

43


REPORTAGE INTERVIEW

der, Arbeit, ein stabiles Einkommen. „Darum, dafür zu sorgen, dass

„Das Ziel muss sein, die Häuser bewohnbar zu machen. Und zwar so,

sie sich selbst finanzieren können“, ergänzt Ute Lohde. In dem Büro,

dass Menschen, die dort wohnen, es sich weiter leisten können“, sagt

turelle Team bei allen Fragen, die dabei auftauchen.

ge „Problemhäuser“ hat die AWO in der Schleswiger Straße gekauft

in dem vor ein paar Monaten noch ein Kiosk war, hilft das interkul-

Andreas Gora, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt. Zwei ehemaliund hergerichtet. Die Wohnungen, die hier entstanden sind, sind

„In-Wert-Setzung“

für Wohngemeinschaften gedacht und für Familien, im Erdgeschoss

Die Nordstadt bleibt ein angespannter Stadtteil. Und an der Ecke

saden hat der Dortmunder Künstler Gunter Rückert ein Stück Kunst

zwischen Mallinckrodtstraße, Schleswiger Straße und Nordmarkt konzentriert sich, was an ihm so schwierig ist: Armut, Ausbeutung,

Drogen, Kriminalität. Das soll sich ändern, sagt die Stadt. Und inves-

tiert darum nicht nur in Ordnungspolitik, sondern auch in die Optik des Viertels.

ist eine Kinderstube. An den neuen, blau und rot leuchtenden Fasgeschaffen; an der einen krabbeln bunte Krokodile, Giraffen und

Phantasietiere das Haus empor, von der anderen blicken, als Comiczeichnungen, die Edelweißpiraten auf die Straße hinab. Das Haus

ist der einzige Ort in Dortmund, der im öffentlichen Raum an die jugendlichen Widerständler gegen die Nazis erinnert. Die Idee kam

Ein Kern ist die Aufwertung – oder „In-Wert-Setzung“ – von sogenann-

von den BewohnerInnen.

ten Problemimmobilien. Gut 70 solcher Häuser galten im September

„Das Viertel lebt vom Widerstreit“

letzten Jahres waren es etwa 80. Die Stadtverwaltung hat seit 2008

Die städtebauliche Aufwertung geht Hand in Hand mit ordnungspo-

Stadterneuerungsprogramm Soziale Stadt unterstützen Eigentümer

amtes am Nordmarkt, höherer Polizeipräsenz, mehr Kontrollen. Sie

als „verwahrlost“ oder anders problematisch oder standen leer, Ende einen eigenen Arbeitskreis. Fördermittel aus Bund, Land und dem – private, Wohnungsgesellschaften und gemeinnützige Organisatio-

nen – dabei, zu modernisieren, Fassaden zu sanieren. Die ehemalige rot-grüne Landesregierung hat im Frühjahr ein Modellprojekt „zum

litischen Maßnahmen, der zusätzlichen Zweigstelle des Ordnungssollen das „Sicherheitsgefühl“ erhöhen, bei den Alteingesessenen und den Neuen, Studierenden, KünstlerInnen, Kreativen.

Ankauf von Schrottimmobilien“ aufgelegt. Jeweils 250.000 Euro be-

Jan De Bondt ist täglich am Nordmarkt. Zwei Häuser hat seine Frau

nieren oder abzureißen. Dortmund setzt vor allem darauf, sie wieder

nernen Blumen zieren die Fassade. Eines der Häuser leuchtet neu

kommen Dortmund und andere Städte, um Häuser zu kaufen, zu sanutzbar zu machen – und neuen Wohnraum zu schaffen.

Und der ist nötig: Der Wohnungsmarkt hat sich in den letzten Jah-

ren drastisch angespannt. Der Leerstand ist rapide gesunken, eine Wohnung zu finden zunehmend schwieriger geworden. Das trifft vor allem Menschen mit wenig Geld. In der Nordstadt gibt es noch Wohnraum, meistens günstiger als anderswo in Dortmund.

hier gekauft, erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts, Bordüren aus steiverputzt in Weiß, das zweite soll bald folgen. Im Erdgeschoss ist eine

Kindertagesstätte, im Rest des Hauses wohnen vor allem Studierende in den neuen Wohnungen, die vorher lange leer gestanden hatten.

Auch er bemerkt, dass sich etwas verändert, neue Leute ins Viertel

ziehen, Studierende, Familien mit kleinen Kindern. „Ja, es gibt hier immer noch viel Kriminalität. Aber ich sehe auch den Willen der Stadt,

die negativen Entwicklungen entgegentreten will. Und ich sehe Jung-

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Arbeit in einem Viertel im Widerstreit: Andreas Koch, Ute Lohde, Hassan Adzaj und Praktikant Samuel von GrünBau.

akademiker, die keine Berührungsängste haben, in die Nordstadt zu

gehen, sondern hier ihre Studienzeit verbringen wollen. Das ist doch

etwas Positives – der Stadtteil lebt ja vom Widerstreit der Einzelinteressen, von den Spannungen der Bewohner, der Alteingesessenen, der Zugewanderten und auch der Yuppies.“

AWO-Chef Andreas Gora ist skeptisch. „Wir nehmen Problemhäuser vom Markt“, sagt er, „aber die Strukturen sind noch da, wenn auch woanders. Es gibt Menschen, die ein Haus kaufen, aber

nicht bezahlen. Bis es wieder in die Zwangsversteigerung geht,

vermieten sie es weiter als Matratzenlager und verdienen Geld mit Ausbeutung. Andere bieten Neuzuwanderern Beratungsleistungen an, die sie sich teuer bezahlen lassen. Denen muss man

„Dumm, nicht zu investieren“ Der Nordmarkt im Aufbruch? Das wird noch dauern. Doch es verändert sich etwas. „Die Situation hier hat sich schon ein bisschen beruhigt“, weiß GrünBau-Chef Andreas Koch von der Mallinckrodtstraße.

Der Straßenabschnitt, an dem sich frühmorgens Männer sammelten, um als Tagelöhner auf Baustellen auszuhelfen, sei leerer geworden. Die Drogenhändler sind von der Ecke ein paar Meter weiter in die

Schleswiger Straße gezogen. „Aber“, sagt GrünBau-Mitarbeiter Hassan Adzaj, „das hat erstmal nicht direkt damit zu tun, dass wir da

sind, sondern dass die Läden, in denen sie sich versorgt haben, nicht

das Geschäft kaputtmachen.“

Da sieht er auch die Stadt in der Pflicht – mit kostenlosen Angebo-

ten, besserem Zugang zu Wohnraum, aber auch Kontrollen. „Wir wollten und wollen am Stadtteil arbeiten, denn es ist ein besonderer Stadtteil, der Ideen, Maßnahmen, Investitionen braucht“,

so Andreas Gora. „Und es wäre dumm, die Zeit nicht zu nutzen und nicht in die Nordstadt zu investieren. Aber es gibt noch unendlich viel zu tun.“

mehr hier sind.“

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LESERSEITE

Über 1.000 Euro für unsere Dortmunder Anlaufstelle: Drei Monate lang hat das Team der CorsoApotheke auf dem Dortmunder Westenhellweg um Julia Wennersheide (Mitte) gesammelt – den Scheck konnten Tanja Walter (links) und Susanne Schröder von bodo nun abholen. Vielen Dank! Foto: Sebastian Sellhorst

LESERPOST Liebe Redaktion, der Aufforderung, meine Mei-

ich durch Zufall mal in eine Zeitung, die ich ebenso

nung zur bodo-Zeitung zu äußern, komme ich

zufällig mitgenommen hatte, rein und stieß auf

gerne nach. Auch ich kaufe die Zeitung inzwischen

einen Text von Ihnen, in dem Sie erklärten, was das

mehr aus Solidarität mit den Verkäufern als aus

Konzept sei und dass es einen erheblichen Unter-

ehrlichem Interesse. Grund: Ihr seid mir zu staats-

schied für die Verkäufer (und vielleicht ja auch für

tragend und dadurch langweilig. Den Grund kann

mich) mache, ob ich ein Almosen gebe oder die Zei-

ich nur vermuten. Er liegt möglicherweise darin,

tung kaufe. Mir leuchtete das sofort ein. (…)

dass eine Initiative mit einem anderen Inhalt nicht

Es gibt andererseits ein – wie ich finde, legitimes

mehr die Unterstützung der Stadt und den darin

– Bedürfnis, Almosen zu geben. Aber warum soll-

vorherrschenden Parteien bekommt.(…)

te man sich mit der Welt beschäftigen, für die das

Immer mehr Menschen suchen nach einer Lösung,

Almosen gedacht ist, wenn es doch gar nicht die

die diese Probleme wirklich angeht. Ohne eine fai-

eigene Welt ist? Das Almosen hat ja auch gerade

re Auseinandersetzung mit einer grundlegenden

die beruhigende Seite, etwas dafür getan zu haben,

Kritik an unserem neoliberalen, kapitalistischen

ohne sich weiter darum kümmern zu müssen (so

Wirtschaftssystem wird es nicht gehen. (…)

problematisch das ist). Mit herzlichen Grüßen, E. H.

Trotzdem mit solidarischen Grüßen, A. Sch.-A.

46

Hallo, um besser zu informieren, würde ich die bo-

Lieber Bastian Pütter, vor Jahren, als ich das erste

dos mit Flyern ausstatten, wo steht, worum es geht

Mal bodo-Verkäufer in der Innenstadt von Bochum

beim Straßenverkauf und dass man beim Nichtkauf

sah, war ich sofort bereit, ihnen ein Almosen zu-

viele spannende Lebensberichte verpasst und echte

kommen zu lassen. Die Zeitung nahm ich nicht. Ein-

lesenswerte Storys nie zu Gesicht bekommt.

mal, es war noch zu Zeiten der alten bodo, schaute

Mit lieben Grüßen, E. M.

bodo dankt: Sparkasse Bochum Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Jutta Meklenborg, Sandra Rettemeyer, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, HansGeorg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause, Friederike Claassen, Sulamith Frerich, Nicole Hölter, Gerhard Heiart, Ingrid Albus, Stefano Alimonti, Bernd Arlinghaus, Thorsten Baulmann, Philip Biessey, Ulrich Blomer, Kathrin Bohr, Elsemarie Bork, Manfred Brehme, Andreas Bürgel, Daniel Buning, Corso Apotheke, Christine Dahms, Raphael Dammer, Petra Danielsen-Hardt, Andrea und Martin Dietz, Brunhilde Dörscheln, Christina Dolkemeyer, Barbara Dressel, Annette Düe, Tobias Eule, Ina und Gabriel Fuhler, Christa Fuhrländer, Irene Geller, Daniela Gerull-Haas, Liselotte Emma Gotschy, Marco Groger, Reiner Grotepaß, Esther Hagemann, Ruth Margarete Hanke, Silke Harborth, Elsbeth und Gerhard Heiart, Ingeborg Hoyer, Carsten-Dirk Jost, Petra Karmainski, Doris und Manfred Kater, Klaus-Michael Kinzel, Gisela Klapschus, Manfred Klünder, Helga Köster-Wais, Christina Kolivopoulos, Helga Kosczenski, KlausMartin Kwetkat, Ludger Langfermann, Peter Lasslop, Mechthild Lücke, Dietmar Luxnat, Liselotte Markgraf, Mechthild Maschetzke, Verena Mayer, Dolf Mehring, Elke und Hubertus Mentner, Christoph Neumann, Ingrid Olier, Christa Patt, Barbara Perchner, Wiltraud Pohl, Dr. Sebastian Poschadel, Elisabeth und Werner Posner, Suzanne Präkelt, Dr. Dorette Ulla Prochnow, Bastian Pütter, Sabine Raddatz, Hildegard Reinitz, Heinz Riedl, Ursula Riesberg, Ingo Rosner, Gabriela Schäfer, Volker Schaika, Kathrin Scherbauer, Dr. Thomas Schietzel, Gerd Schlitzer, Gabriele Schmidt, Herbert Schnier, Hermann Schröder, Schulz Bauleistungen, Dr. Karl-Heinz Schwieger, Karin Seidel, Dr. Ludwig Seitz, Dr. Sabine Siebel, Christine und Johannes Sock, Ute Soth-Dykgers, Wolf Stammnitz, Oliver Stiller, Liesel Struwe, Hannelore Thimm-Rasch, Rita Timmerbeil, Christel und Gerhard Volpers, Jutta und Wido Wagner, Tanja Walter, Gabriele Elisabeth Weber, Siegmar Welski, Ursula Wiedemann, Timo Zimmermann.


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Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Im Oktober ging es in dieser Glosse um den Reformationstag und die Idee, auch ADAC-Feste zu feiern, Stichwort „Dieseldienstag“. Jetzt hat der Bundes-Noch-Innenminister nachde Maizière (CDU) hat wegen der Koalitionsgezogen. Thomas De

verhandlungen Langeweile oder möchte die neuen Partner mit Verlautbarungstourette auf die Probe stellen. Er forderte zwar keinen muslimischen Feiertag und widersprach selbst dieser Nichtforderung nach einem Shitstorm, einem Hasshurrikan. Aber wer hört heute noch zu, wenn Aufschnappen reicht? Wie rechter Humor so ist, werden „Sperrmüll“ und „Schlüssverkauf“ in der Vorschlagliste für Feiern weit vorne gestanden haben. Haha. De Maizière wörtlich: „Wo es viele Moslems gibt, warum kann man nicht auch mal über einen muslimischen Feiertag nachdenken.“ Wo leben viele Moslems? Man kann es nicht für NRW sagen, nicht mal für Dortmund. Man kommt auf einzelne Quartiere. Ein muslimischer Feiertag müsste nach Straßenzügen gefeiert werden. Theoretisch. Praktisch würden die muslimischen Untergruppen im Leben nicht zusammen feiern. Andererseits würden berühmte AfD-Straßenzüge eigene Feiertage fordern, Führers Geburtstag in Dorstfeld etwa. Da tendiere ich zu einem Generalfeiertag ohne Vorgabe von oben, so was Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

wie Allerheiligen in lustig. Jeder feiert, was ihm heilig oder wichtig ist, Hauptsache frei. Integrationsfördernd wäre ein muslimischer Feiertag nicht.

Sie Mitglied ch u a n e rd e W in der AWO! eder die AWO Je mehr Mitgli hr kann sie in hat, desto me ft bewirken. der Gesellscha sie Menschen n n a k r e h e o Dest fe brauchen. helfen, die Hil

Es gibt Alternativen. Jahrelang war ich in unserer Kleinfamilie der einzige ohne Migrationsding im Nacken. Regelmäßig schnappte ich mir am 23. April das Kind und ein paar seiner arg- und migrationslosen Freunde und ging feiern. Çocuk Bayramı, sehr türkisch, sehr weltlich, sehr gar nicht AKP. Ein Fest, das die Rechte der Kinder in den Mittelpunkt stellt, unabhängig von der Herkunft. Das gibt es hierzulande nicht mal als Idee. Warum wundert mich das nicht?

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