bodo Juli 2019

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bodo DAS

07 | 19 Die besten Geschichten auf der Straße

IN STRASSENMAGAZ

2,50 Euro Die Hälfte für den Verkäufer

Speed-Dating der Kulturen Zuerst eine Wohnung Im Männerhaus bodo weltweit

„Wo ich wech bin“ Dendemann Seite 32

, D N A L S F U A N E D R E W N A CL E BÜHL DER HOF FLECK EN

Silvia Liebig Seite 4

NUR MIT AUSWEIS

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IMPRESSUM

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de

INHALT

Speed-Dating

Von Alexandra Gehrhardt

Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Max Florian Kühlem, David Peters, Klaus Petrus, Bastian Pütter, Petra von Randow, Sebastian Sellhorst, Sefa Titelfoto: Die Fleckenbühler Bildnachweise: Bianka Boyke (S. 16), Die Fleckenbühler (S. 36, 37, 38, 39), S. Mazo (S. 25), Nils Mueller (S. 32, 33, 34), Klaus Petrus (S. 40, 41, 42), Bastian Pütter (S. 9), Daniel Sadrowski (S. 3, 4, 6, 16, 22, 23, 30, 31), Sebastian Sellhorst (S. 2, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20, 36, 45, 46), Shutterstock.com (S. 7, 22), StandOut (S. 28) Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare, monatlich in BO, DO und Umgebung Redaktions- und Anzeigenschluss: für die August-Ausgabe 10.7.2019 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 06. 2019 Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Vereinssitz: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund www.bodoev.de, facebook.com/bodoev

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Die Dortmunder Nordstadt ist seit jeher Ankunftsort für Menschen aus aller Welt. Weit über 100 Nationen zählt man hier. Das „SpeedDating der Kulturen“ im Keuning-Haus lädt alte und neue DortmunderInnen ein, sich kennenzulernen. In vier Minuten. Ein Besuch.

Zuerst eine Wohnung

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Statt Obdachlose den mühsamen Weg über Notschlafstellen, Wohnheime, Wohntrainings gehen zu lassen, um „Wohnfähigkeit“ zu beweisen, geht Housing First den umgekehrten Weg: Erst eine Wohnung, dann begleitende Hilfen, erklärt Sozialwissenschaftler Volker Busch-Geertsema. Von David Peters

Dendemann

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Erst kam er zum Skateboardfahren nach Dortmund, später stand er als Rapper hier auf der Bühne. Den vergangenen Dortmunder Tour-Termin in der Phoenixhalle beschreibt er als emotionalstes Erlebnis seit langem. Ende Juli ist Dendemann bei Juicy Beats. Von Peter Hesse

Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt, Bastian Pütter 0231 – 950 978 0, redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenstraße 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 13 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00 BIC: BFSWDE33XXX

Sefa, bodo-Verkäufer in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, Sie hatten viel Spaß mit der letzten bodo und konnten sie bei gutem Wetter im Park, im Garten oder vielleicht sogar im Urlaub lesen. In den Urlaub geht es für mich dieses Jahr nicht, aber ich habe auch schon einige schöne Sommertage am Dortmunder Kanal verbracht. Seit der letzten bodo weiß ich, dass man in dem ja eigentlich gar nicht schwimmen darf. Das sieht an einem warmen Sommertag da allerdings so gar nicht danach aus. Was mir zurzeit ein bisschen auf die Nerven geht, sind die vielen Mücken und Insekten. Wenn ich mit dem Fahrrad zu meinem Verkaufsplatz fahre, komme ich immer durch ein kleines Waldstück. Was mir da alles ins Gesicht fliegt, ist wirklich unglaublich. Zurzeit ist auch noch der Fredenbaumpark, mein Lieblingsplatz im Sommer, wegen der Eichenprozessionsspinner gesperrt. Dafür habe ich es dann an meinem Verkaufsplatz auf der Saarlandstraße wenigstens schön sonnig. Jetzt wünsche ich Ihnen viel Spaß mit der Juli-bodo und einen tollen Sommer. Ihr Verkäufer Sefa

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EDITORIAL

04 Menschen | Silvia Liebig 07 Straßenleben | INSP-Konferenz 08 Neues von bodo 12 Reportage | Speed-Dating 16 Das Foto 16 Recht | Heizkostenzuschuss möglich 17 Kommentar | Falsche Feinde 17 Die Zahl 18 Interview | Volker Busch-Geertsema 22 Wilde Kräuter | Myrobalane 23 Kultur | Die Freedes 24 Veranstaltungskalender | Verlosungen 29 Kinotipp | Face_It! 30 bodo geht aus | Onkel Buddy 32 Interview | Dendemann 35 Eine Frage… | Was ist denn da am Himmel los? 36 Reportage | Aufs Land, clean werden 40 Reportage | Männerhaus „Zwüschehalt“ 43 Bücher 44 bodo Shop | Leserpost 45 Leserpost | Rätsel 46 Verkäufergeschichten | Im Grünen, mit Balkon.

Liebe Leserinnen und Leser, „Häuser“ könnte dieses Heft heißen. Zum Dortmunder Dietrich-KeuningHaus fuhr der Rapper Dendemann, als er noch Skateboarder aus dem Sauerland war. Auf seiner neuen Platte und im bodo-Interview erzählt er davon. Im selben Keuning-Haus findet heute in loser Folge das „Speed-Dating der Kulturen“ statt, ein Kennenlernen über Sprachgrenzen hinweg – in vier Minuten. Wir haben uns das angeschaut. Wir sprechen mit dem Housing-First-Vordenker Prof. Volker Busch-Geertsema und stellen die Selbsthilfeorganisation Fleckenbühler vor, deren hessischer Bauernhof auch vielen Suchtkranken im Ruhrgebiet ein Begriff ist. Und wir bringen zum Plan der Landesregierung, „Akutschutzplätze“ auch für von Gewalt betroffene Männer einzurichten, eine Reportage unserer Schweizer KollegInnen aus dem Berner Männerhaus. Gerade erst sind wir zurück von der Weltkonferenz der Straßenzeitungen – mit dem Kopf voller Ideen und dem Gefühl der Ratlosigkeit bei 120 Delegierten angesichts einer Trump-, Brexit- und Rechtsruck-Weltlage, in der sich Konservative mit Populisten und extrem Rechten scheinbar begeistert in einen längst bekannten Abgrund werfen. Über alle Grenzen hinweg weiter an gemeinsamen Zielen zu arbeiten, ist Teil dessen, was wir tun können. Im kommenden Monat möchten wir Sie dabei mitnehmen, mit einer Sommer-bodo, die Geschichten unserer KollegInnen aus der ganzen Welt erzählt. Schön, dass Sie dabei sind.

Ihre Meinung ist uns wichtig. Seite 44

Viele Grüße von bodo Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

Von Nothilfe bis Neuanfang: Helfen Sie helfen.

Von der Straße direkt in eine eigene Wohnung: Wir arbeiten als zertifizierte „Housing first“-Coaches daran, Obdachlosigkeit direkt und dauerhaft zu beenden. Mit Ihrer Hilfe. Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00

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MENSCHEN

Silvia Liebig 1966 im Ruhrgebiet geboren 1992 Diplom für Gestaltung an der FH Dortmund seit 2004 Mitglied der Künstlervereinigung Dortmunder Gruppe nächstes Projekt in Dortmund: „Bollywood am Borsigplatz“ mit Ulrike Korbach und Annette Naudit

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Auf dem Vorplatz der Dortmunder Reinoldikirche stand während des Evangelischen Kirchentags eine schalldichte Kabine, der man geheimste Wünsche anvertrauen konnte. Oder ein ganz banales Begehren. Vielleicht haben Sie die Installation gesehen. Vielleicht haben Sie ja die „Wünsch-Dir-Was“-Kabine sogar betreten – und haben mitgemacht. Dann hätten Sie teilgenommen an einem Projekt der Dortmunder Künstlerin Silvia Liebig. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Vom Sehen, vom Hören und dem Wunsch nach einem Schlüssel A

ls Silvia Liebig, geboren in einem Dortmunder Vorort, das Licht der Welt erblickte, entsprach das Ruhrgebiet noch dem alten Klischee vom Pott. Jetzt sitzen wir in ihrem Atelier an der Rheinischen Straße und blicken auf die verlassene Werkhalle der Hoesch Spundwand GmbH. Derweil auf ihre Kindheitserinnerungen im Revier angesprochen, beschreibt sich die Künstlerin als „hoffnungslos sentimental“. Die Bilder von Schlackenhalden, Schloten und feuerrotem Himmel, der Mythos, da backe das Christkind lecker Plätzchen fürs nächste Fest, können, so sagt sie, in ihr noch immer romantische Gefühle wecken. Was ihren späteren Werdegang betrifft, entsinnt sie sich eines Schlüsselerlebnisses aus jenen Tagen. „Der erste Moment in meinem Leben, an den ich mich bewusst erinnern kann, ist der, wie ich rückwärts kriechend und dabei durch meine Hinterbeine guckend glaubte, eine Fliege unter der Decke zu sein. Das ist die früheste Erinnerung, die ich überhaupt habe. Und das war ein wirklich entscheidender Punkt, weil mir diese Perspektive andere Welten eröffnet hat.“ Das Entdecken anderer Welten, das Flanieren, gern in der Fremde, sowie ein neugieriger Blick auf das, was generell „Heimat“ genannt wird, bilden einen ge-

„Ich brauche den Austausch, ich lebe durch den Austausch. Es ist extrem inspirierend, aus den Köpfen anderer Menschen Sachen erzählt zu bekommen.“ meinsamen Nenner vieler ihrer Arbeiten. Etwa bei der „Soundpatrouille“ (2016), einer begehbaren optischakustischen Installation, deren narrative Basis aus annähernd fünfzig von Liebig geführten Interviews zum Themenfeld „Heimat“ und „Zuhause“ bestand. Das Konzept reifte langsam nach einem Arbeitsaufenthalt in der Schweiz, der sie 2011 in die Abgeschiedenheit eines dunklen Alpentals geführt hatte. Naturgemäß herrschte in dieser eidgenössischen Einsamkeit eine andere Atmosphäre als dort, wo sie sich Anfang dieses Jahres für drei Monate aufhalten sollte: Paris, im Zentrum, Nähe Notre Dame. „Es mag merkwürdig klingen, aber in Paris bin ich mal wieder zur Ruhe gekommen. Ich habe gespürt, wieder Künstlerin zu sein. Ich war der Maschinerie des ergebnisorientierten Arbeitens entkommen; die lässt wenig Spielraum für Experimente. Ich konnte schlafen. Und

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MENSCHEN

dann unendlich viel spazieren. Und dann zeichnen. Ich habe alles gezeichnet, was mir beim Spazieren aufgefallen ist. Dann habe ich Leute gefragt, ob sie ein, zwei oder drei meiner Skizzen für drei Tage an sich nehmen würden. Wer dazu bereit war, den habe ich anschließend gebeten, mir zu verraten, was er oder sie dabei empfunden habe. Das diente mir als Inspiration für weitere Bilder.“ Anregung und Energie zieht Liebig aus einem stetigen Wechsel zwischen den Polen „Öffentlichkeit“ und „Rückzugsraum“. „Ich brauche den Austausch, ich lebe durch den Austausch. Es ist extrem inspirierend, aus den Köpfen anderer Menschen Sachen erzählt zu bekommen. Im Anschluss an solche offenen beziehungs-

„Aber wenn ich Ruhe habe, fallen bereits fertige Puzzleteilchen an die richtigen Stellen.“

weise öffentlichen Phasen muss ich allerdings immer wieder fliehen. So gesehen bin ich wohl eine Eigenbrötlerin. Aber wenn ich Ruhe habe, fallen bereits fertige Puzzleteilchen an die richtigen Stellen.“ Worauf verlässlich wieder eine Phase des Flanierens folgt. Unter Menschen bewegt sich die Grafikerin, Illustratorin und Malerin mit offenen Augen – und Ohren, was sich in ihrem Œuvre niederschlägt. Eine akustische Dimension besitzen zahlreiche der konzeptionellen Arbeiten, die sie entwickelt hat, auch die anfangs erwähnte „WünschDir-Was“-Kabine. Die dort anonym ausgesprochenen (und aufgezeichneten) Wünsche nämlich arrangierte Liebig im Anschluss zu einem Hörbild. Das Hören lehrte sie ihr Freund Ralf Wassermann. „Kennengelernt haben wir uns Ende der 1980er Jahre. Das war an der FH, bei meiner ersten Zeigung. Unsere Aufgabe war, Zementtüten zu designen. Extrem langweilig. Das hatte eigentlich niemanden interessiert. Und dann marschierte dieser Mann herein. Wir haben uns unterhalten. Wir haben uns ineinander verknallt. Er hat mir Kopfhörer aufgesetzt und Hörstücke vorgespielt und ein Mikrofon in die Hand gegeben. Es ging darum, Geräusche bewusst wahrzunehmen. Wenn man das kann, resultiert daraus ein ganz neues Spektrum an Möglichkeiten. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich ein visueller Mensch, gleich darauf bin ich Wege mit den Ohren gegangen.“ Im Nachhinein betrachtet waren es prägende Erfahrungen, die sich als früh gelegter Grundstein für ihre späteren Soundcollagen erweisen sollten. Wichtig in diesem Zusammenhang war zudem ein Job als studentische Hilfskraft beim WDR. Dort lernte sie nicht nur die richtigen Fragen zu stellen und den interviewten Menschen zuzuhören, sie gelangte im Rahmen von Außenreportagen an Orte, die in der Regel nicht zugänglich sind, in Fabriken, Kliniken, auf Baustellen. „Einmal stand ich auf dem Dach der Westfalenhalle neben dem ,U‘. Das darf sonst kaum jemand. Das hat in mir den Wunsch geweckt, einen Schlüssel für alle denkbaren Hinterräume zu haben. Den erhält nur, wer sich auf eine bestimmte Art und Weise bewegt. Zum Beispiel als Künstlerin. Ganz oft habe ich das Glück, durch das, was ich mache, dort hinzukommen, wo ich hin möchte. So, wie das auch mit Paris der Fall war.“

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STRASSENLEBEN

Straßenzeitung international E

s war Ende der 1980er Jahre, als im Angesicht einer großen Armutsund Wohnungskrise in New York die erste Straßenzeitung entstand. Als Angebot, Menschen ohne Wohnung mit einem Produkt zu unterstützen, über dessen Verkauf sie sich etwas dazuverdienen können, hat es sich weltweit ausgebreitet. In Deutschland machten Hinz&Kunzt in Hamburg, BISS in München und die Kölner KollegInnen 1993 den Anfang, im Jahr darauf folgten Asphalt in Hannover und Trott-war in Stuttgart, kurz darauf, im Februar 1995, erschien die erste bodo. Heute sind mehr als 100 Straßenmagazine aus 35 Ländern im Internationalen Netzwerk der Straßenzeitungen INSP organisiert. Was alle eint, ist, dass bei Straßenzeitungen Journalismus und soziale Arbeit aufeinander treffen. Hier geht es nicht nur um das Produkt, sondern im Kern um die, die es verkaufen. Sie sind es, die den Kontakt mit unseren LeserInnen als erstes haben, sie müssen das, was in den

In Hannover haben sich im Juni Straßenzeitungen aus aller Welt zu ihrer internationalen Konferenz getroffen – in einem Jahr, in dem nicht nur einige deutschsprachige KollegInnen, sondern auch das Internationale Netzwerk der Straßenzeitungen auf 25 Jahre Arbeit zurückblicken und gemeinsam über die Zukunft nachdenken. Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Sebastian Sellhorst

Redaktionen entsteht, auf der Straße unter die Leute bringen. In Zeiten der Digitalisierung, die den meisten klassischen Printmedien seit Jahren sinkende Auflagen bringt, müssen auch Straßenzeitungen sich neu aufstellen und Ideen entwickeln: Wie lassen sich Geschichten noch anders, über das Produkt aus Papier hinaus erzählen? Welche neuen Vertriebswege lassen sich erschließen, ohne an den Verkaufenden vorbei zu handeln? Wie geht das alles mit kleinem Budget?

miteinander diskutiert und berichtet, was funktioniert und was nicht funktioniert hat. Das internationale Netzwerk, auch das hat die Konferenz einmal mehr gezeigt, bietet die Chance, von den KollegInnen aus Großbritannien, aus Australien, den USA oder aus der Schweiz zu lernen.

Und wie können die sozialen Organisationen, die hinter den Straßenzeitungen stehen, in der globalen und wachsenden Wohnungskrise noch stärker Akteure sein, die den Betroffenen eine Stimme geben? Diese und viele weitere Fragen haben die 120 Delegierten in Hannover

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NEUES VON BODO

Geierabend-Riesenspende Seit vielen Jahren unterstützt das Publikum des Ruhrpott-Karnevals Geierabend unsere Arbeit: Während der Spielzeit werfen die Gäste ihre ungenutzten Wertmarken in eine große Box, den Gegenwert spendet das Geierabend-Ensemble dann an uns. So war es auch in dieser Session: Ganze 10.234 Euro sind während der 38 Vorstellungen auf Zeche Zollern zusammengekommen! „Unser Publikum kommt natürlich, um Spaß zu haben“, sagten die „Geier“ bei der Spendenübergabe. „Was wir aber super finden, ist, dass es dabei auch an die denkt, denen es nicht so gut geht.“ Das sehen wir auch so – herzlichen Dank!

TERMINE Soziale Stadtführungen Dortmund, 13. Juli, 11 Uhr Bochum, 20. Juli, 11 Uhr Anmeldung: 0231 – 950 978 0 Jeff Silvertrust präsentiert von bodo Sommer am U 10. Juli, 18 Uhr Robert-SchumanBerufskolleg, Dortmund Umzug bodo Bochum Ab 1. August neue Adresse: Bessemerstraße 45 44793 Bochum Buch- und Sachspendenannahme Bochum ab August in der Kleiderkammer Altenbochum und Laer Liebfrauenstraße 10 44803 Bochum Mehr auf www.bodoev.de 8

Sommer am U

Mitmachen

Am 10. Juli um 18 Uhr spielt die Chicagoer Straßenmusik-One-Man-Band Jeff Silvertrust auf Einladung von bodo beim „Sommer am U“. Von Juni bis August findet das beliebte Open-Air-Kulturfestival im Schatten des Turms der Union-Brauerei statt – wie in jedem Jahr umsonst und draußen. Bei zwei Terminen gestaltet bodo das Programm. Beim Straßenmusik-gestählten Jeff Silvertrust erwartet die Besucher ein einzigartiger Sound aus Casio-Keyboard, Hi-Hat, Trompete und Gesang in diversen Sprachen. Am 8. August sind die Kult-Vorleser Dond & Daniel zu Gast. Die praktizierenden Buchhändler und begnadeten Performer beweisen, dass große Literatur auch ein großer Spaß sein kann.

Ohne Menschen, die uns mit ihrer freiwilligen Arbeit unterstützen, wären Angebote, die wir in den vergangenen Jahren geschaffen haben, nicht möglich. Vor allem unser aufsuchendes Versorgungsangebot „Kaffee und Knifte“ ist allein vom Ehrenamt getragen. Für diese samstäglichen Touren mit Essen, Getränken, Hygieneartikeln und Schlafsäcken für Wohnungslose freuen wir uns – vor allem in Dortmund – über Unterstützung. Auch für Interessierte, die unsere Stadtführer bei unseren Führungen unterstützen möchten oder unser Team bei Infoständen und bei Veranstaltungen verstärken, sind wir dankbar. Wir freuen uns auf Sie. ehrenamt@bodoev.de | 0231 – 950 978 0


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Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an:

Buch-Aktion Ab sofort lädt unser Buchteam jeden Samstag von 10 – 14 Uhr Schnäppchenjäger zum „1-EuroShopping“. Alle Bücher auf unseren großen Sonderflächen im Buchladen am Dortmunder Schwanenwall – gut erhaltene oder sogar ungelesene Taschenbuch-Krimis und -Romane kosten samstags nur einen Euro pro Buch!

Umzug bodo Bochum zieht um. Wir müssen die alte BO-Fabrik an der Stühmeyerstraße verlassen, um Anfang des kommenden Jahres in einer Kooperation in die neue KoFabrik zurückzukehren. Aus dem denkmalgeschützten Bau wird ein modernes Stadtteilzentrum – mit einer Ausgabestelle des Straßenmagazins. Unsere Anlaufstelle zieht gemeinsam mit dem Tagesaufenthalt und der Beratungsstelle der Diakonie in das ehemalige Antoniusstift an der Ecke Bessemerstraße / Henriettenstraße. Wir freuen uns auf die enge Zusammenarbeit. Sach- und Buchspenden nehmen wir ab August in der Kleiderkammer Altenbochum / Laer, im Hof der Liebfrauenstraße 10 entgegen (Foto).

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Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Ostenhellweg 42-48/Eingang Moritzgasse | 44135 Dortmund Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org

50 JAHRE MONDLANDUNG Planetarium

Bochum

SUMMER of MOON

DIVERSE MONDSPECIALS planetarium-bochum.de

HIGHLIGHT Tag der Mondlandung

20. Juli, 14 - 22 Uhr DJ-Set und Lesung UMSONST & DRAUSSEN

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NEUES VON BODO

Klassentreffen

Mit 120 StraßenzeitungsmacherInnen haben wir uns Mitte Juni zur internationalen Konferenz der Straßenzeitungen getroffen. Drei Tage lang haben wir in Hannover mit JournalistInnen, Vertrieblern und SozialarbeiterInnen die Köpfe zusammengesteckt, Zukunftsfragen gewälzt, uns Anregungen geholt und Erfahrungen weitergegeben. Und auch wieder gemerkt, wie gut es tut, sich mit den KollegInnen auszutauschen, die in Seattle, Mexico City, Canberra, Belgrad, Stockholm und Köln das Gleiche tun wie wir. Formales haben wir auch geklärt: bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter wird gemeinsam mit seinem Asphalt-Kollegen Volker Macke für ein weiteres Jahr die deutschsprachigen Straßenzeitungen als Sprecher vertreten.

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www.facebook.com/bodoev info@bodoev.de 0231 – 950 978 0 bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr zentrale Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de Fax: 0231 – 950 978 20 Besuchen Sie uns Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr Fr. 14 – 17 Uhr

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Ansprechpartner Geschäftsleitung: Tanja Walter verein@bodoev.de Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt Bastian Pütter redaktion@bodoev.de Anzeigen: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de

Werktags bis 21.00 Uhr geöffnet! Markt 4 • 44137 Dortmund Mo - Fr 8.00 - 21.00 Uhr • Sa 9.00 - 21.00 Uhr Tel./WhatsApp 0231 57 26 21 adler@ausbuettels.de

Vertrieb: Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de bodos Bücher: Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

Ein halbes Jahr bodo!

Haushaltsauflösungen und Entsorgungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln transport@bodoev.de

SOZIALES „Containern“ bleibt Diebstahl. Wer von Supermärkten weggeworfene, aber noch verwendbare Lebensmittel aus Müllcontainern mit nach Hause nimmt, macht sich weiterhin strafbar. Einen Vorstoß des Hamburger Justizsenators Till Steffen (Grüne) stoppte die Justizministerkonferenz. Auch NRW-Justizminister Biesenbach (CDU) lehnte den Antrag auf Entkriminalisierung von „Lebensmittelrettern“ ab.

Das faire Abo für 15 Euro: Ein Gutscheinheft für sechs Ausgaben des Straßenmagazins zum Einlösen direkt bei unseren Verkäufern auf der Straße.

bodo N SCH AFF T CHA NCE

Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Tel. 0231 – 950 978 0

Dortmund ist „sicherer Hafen“ für im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge. Auf Initiative der „Seebrücke Dortmund“ beschloss der Rat die zusätzliche Aufnahme von Flüchtlingen, die auf Rettungsschiffen ausharren, denen oft wochenlang die Anlegeerlaubnis verwehrt wird. Ebenfalls beschloss die Ratsmehrheit, sich für sichere Fluchtwege und eine „humane europäische Flüchtlingspolitik“ einzusetzen.

Kommunen rufen Klimanotstand aus. Neben nationalen Parlamenten stellen auch immer mehr Städte in NRW alle Entscheidungen unter einen Klimavorbehalt. Mit dem Ausrufen des Notstands stellen die Verwaltungen fest, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen, die menschengemachte globale Erwärmung zu begrenzen. Bochum hat sich bereits dafür entschieden, in Dortmund debattiert der Rat im Juli.

en lassen.“ „Nicht ärgern. Berat © by Photocase.de

100 Euro für eine weggeworfene Zigarettenkippe: Die NRW-Landesregierung überarbeitet zurzeit den „Bußgeldkatalog Umwelt“. Die dort empfohlenen Mindeststrafen dienen als Orientierung für die Kommunen. Neben bis zu vierstelligen Bußgeldern für klassische Umweltdelikte soll vor allem das Wegwerfen von Kippen, Kaugummis, Papier, aber auch das sogenannte „Wildpinkeln“ drastisch bestraft werden.

Mieter schützen · Mietern nützen!

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.

Brückstraße 58 44787 Bochum Tel.: 0234 / 96 11 40 mieterverein-bochum.de

Kampstr. 4 44137 Dortmund Tel. 0231/557656-0 mieterverein-dortmund.de

Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00

Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

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REPORTAGE

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Die Dortmunder Nordstadt ist seit jeher Ankunftshafen für Zureisende. Menschen aus aller Welt leben in dem Stadtteil zusammen und nebeneinander her. Der Planerladen e.V. und das Dietrich-Keuning-Haus wollen „alte“ und „neue“ DortmunderInnen zusammenbringen – beim „Speed-Dating der Kulturen“ haben sie vier Minuten Zeit dafür. Von Alexandra Gehrhardt | Fotos: Sebastian Sellhorst

Kennenlernen in Hochgeschwindigkeit

N

ach „Speed-Dating“ sehen die Stuhlkreise auf den ersten Blick so gar nicht aus, die da im Foyer des Dietrich-Keuning-Hauses stehen. Obwohl: Diese hier sind anders; sie sind so gestellt, dass sich ein Kreis um einen kleineren zieht, sodass sich hier gleich immer zwei Leute gegenübersitzen werden. Die ersten Gäste suchen sich schon einen Platz: ältere und junge; Menschen mit roten, weißen, schwarzen, blonden Haaren; sie oder ihre Eltern oder Großeltern, werden sie einander später erzählen, kommen aus der Türkei und aus Dresden, aus Ghana, Syrien, Köln oder Dortmund. Zum fünften Mal haben das Dietrich-Keuning-Haus am Eingang zur Nordstadt und der Planerladen zum „Speed-Dating der Kulturen“ eingeladen. Die Idee ist schnell erklärt: „Es geht darum, Menschen unterschiedlichster Herkunft miteinander ins Gespräch zu bringen, Begegnung zu ermöglichen“, sagen Ali Șirin vom Planerladen und Levent Arslan vom DietrichKeuning-Haus, die die Veranstaltung organisieren. Und es geht auch darum, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen gegenüber denen, die man eigentlich in der Schublade „fremd“ abgelegt hat.

Begegnung zwischen zwei Gongs Heute sind nicht ganz so viele Gäste gekommen wie sonst, dafür ganz schön viele neue: Knapp ein Drittel hebt die Hand auf die Frage, wer heute zum ersten Mal teilnimmt, also erklärt Moderatorin Leyla Brust nochmal die Regeln: Zwei sich gegenübersitzende Menschen haben vier Minuten für ein Gespräch. Ein Gong gibt das Startsignal, einer stellt Fragen, nach zwei Minuten ist die andere dran. Nach vier Minuten wieder ein Gong, die im inneren Kreis stehen auf und rücken

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REPORTAGE

eins weiter. Wer vielleicht ein bisschen Starthilfe braucht, um in ein Gespräch einzusteigen, hat einen kleinen Handzettel mit Fragen auf dem Stuhl: Was sind deine Hobbys? Welche Wünsche, Hoffnungen hast du für die Zukunft? Was ist dir wichtig? Am Anfang haben noch einige so einen Zettel in der Hand, die meisten werden ihn schon bald weglegen. Gong. Runde eins startet. Und überall geht das Gemurmel los. Wer sich umschaut, merkt schnell, wie unterschiedlich die jeweiligen Paare sind, die sich hier jeweils für ein paar Minuten zusammenfinden: jüngere und ältere, eher schick gekleidete und eher sportliche, die Amtsträgerin und der Student. Menschen, die, wenn sie sich woanders begegneten, wahrscheinlich nicht mal eben ins Plaudern kämen. Hier und heute ist es ganz einfach. Vielleicht ist auch das etwas, was man an so einem Abend mitnehmen kann: dass Menschen spannend sind, auch wenn sie ganz anders sind. Gong. Zwei Minuten sind vorbei, jetzt ist das Gegenüber dran mit fragen. Eigentlich. In der Praxis halten sich nur wenige an diese „Regel“ – warum auch, wenn sie nicht gebraucht wird. Man kann ein bisschen ins Staunen geraten, wenn man mitbekommt, wie vielfältig die Themen sind, um die es geht – und wie persönlich. Da sind die beiden jungen Frauen, die eine vielleicht 17, die andere etwa Anfang 20, die genau wissen, wie es ist, die älteste Tochter zu sein und damit umzugehen, dass die Mutter manchmal einfach strenger ist als bei den Geschwistern. Da sind die beiden Frauen, die in

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„ihren“ vier Minuten darüber sprechen, wie schwer es fallen kann, die erwachsen werdenden Kinder loszulassen. Gong, die erste Runde ist vorbei, die im inneren Stuhlkreis rücken eins weiter, die im äußeren Kreis bleiben sitzen. 2016 hat die Veranstaltung Premiere gefeiert, in einer Zeit, in der Dortmund gerade um ein paar tausend Menschen gewachsen war und viele Angebote, Einrichtungen und Veranstaltungen entstanden, um „die Neuen“ und „die Alten“ zueinander zu bringen. Institutionell ist das „Speed-Dating der Kulturen“ Teil des Inklusionsprojektes INKLUDO und des Antidiskriminierungsprojektes.

„Vier Minuten sind zu kurz“ Gong, die nächste Runde. Als der junge Mann erzählt, in welchem Dortmunder Krankenhaus er bald seine Ausbildung beenden wird, lächelt seine Gesprächspartnerin – sie wird in ein paar Monaten dort anfangen. Ein netter Zufall, auch wenn beide sich dort nicht begegnen werden. Ein paar Stühle weiter schildert eine Frau dem jungen Mann gegenüber, welchen Vorurteilen sie anfangs begegnete, als sie vor ein paar Jahrzehnten mit sächsischer Biografie und dazugehörigem Dialekt aus Dresden nach Dortmund zog. Gong. So geht es einmal im Kreis herum, ungefähr zehn kurze Begegnungen kommen so pro Person zustande. Nach gut einer Stunde sind die Kreise einmal herum gewandert, am Buffet geht‘s, jetzt ohne Stoppuhr, weiter.


Meltem ist 22 Jahre alt und zum zweiten Mal hier. Im vergangenen Jahr hat die Dortmunder Studentin an einem ähnlichen Treffen mit PolitikerInnen teilgenommen, „aber das hier ist viel interessanter, viel authentischer, nicht so aufgesagt“, findet sie. Auch Firas ist heute zum zweiten Mal hier. „Ich mag es einfach, neue Leute kennenzulernen, und hier geht das.“ Er arbeitet in einem Nachbarschaftstreff für Zugewanderte und Geflüchtete und hat darum jeden Tag mit Menschen zu tun, die aus vielen Ländern der Welt nach Dortmund kommen. „Ich mag das Multikulturelle hier“, sagt er. Michael wollte eigentlich nur seine Nichte vom Auftritt mit ihrer Schülerband abholen. Als er erfuhr, was heute los ist, ist der Kölner spontan geblieben – und hat Gefallen gefunden. „Vier Minuten sind leider ganz schön kurz. Aber ich habe heute ein paar interessante Gespräche geführt, über die ich sicher noch ein paar Tage nachdenken werde.“

Arbeiten an einem Dortmund für alle: Levent Arslan und Leyla Brust vom Dietrich-Keuning-Haus sowie

Meryem kennt die Speed-Datings schon und resümiert: „Man bekommt einen tollen Einblick in die Leben und Geschichten anderer Menschen, das ist wirklich spannend.“ Und man knüpft Kontakte: Sie und Firas haben Nummern ausgetauscht, vielleicht kann sie ihm bei der Suche nach einem Praktikumsplatz helfen. Auch andere Tandems haben heute Zettel, Visitenkarten, Handynummern weitergegeben. Vielleicht bleiben einige der Gäste von heute in Kontakt, vielleicht werden aus einigen Begegnungen Freundschaften. Dann hätte die Veranstaltung ihr Ziel erreicht.

Ali Şirin vom Planerladen (rechts) mit ihren regelmäßigen Gästen, Nordstadt-Bezirksbürgermeisterin Birgit Jörder (Mitte) und Kabarettist Fatih Çevikkollu (links).

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DAS FOTO

Seit 1979 steht am Bochumer Hauptbahnhof ein so wuchtiges wie vermeintlich unsicher stehendes Kartenhaus aus vier planvoll rostenden Stahlplatten, 12 Meter hoch, 24 Tonnen schwer. Richard Serras „Terminal“ sorgte in den 40 Jahren für Empörung und eingeworfene Scheiben, für wütende Marktplatzdebatten, eigene Radiosendungen, billige Wahlkampfversprechen und glaubwürdige Aprilscherze. Mehr kann Kunst kaum erreichen. Foto: Daniel Sadrowski

RECHT

Heizkostenzuschuss ohne SGB-II-Bezug möglich Von René Boyke Auch Geringverdiener können Anspruch auf einen Zuschuss zu ihren Heizkosten haben und diesen beim Jobcenter geltend machen. Das stellte das Bundessozialgericht (BSG) in einem aktuellen Urteil klar (1. B 14 AS 20/18 R). Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, denn ob jemand mit dem Verdienst nur knapp über dem Satz für das Arbeitslosen-

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geld II liegt oder voll im Bezug steht: Eine unerwartet hohe Heizkostenrechnung kann so oder so eine finanzielle Belastung sein. Aus diesem Grund beantragte eine Familie mit drei Kindern beim Jobcenter einen Heizkostenzuschuss. Obwohl beide Eltern berufstätig waren, lagen ihre monatlichen Einnahmen zusammen nur knapp über dem Regelsatz für Arbeitslosengeld II.

Das Jobcenter weigerte sich; wie häufig, war auch hier die Begründung, die die Behörde lieferte, juristisch schwach und lebensfremd: Würde man die Heizkosten auf zwölf Monate umlegen, könne die Familie die Kosten schon stemmen – sie benötige daher keine Hilfe. Versuchen Sie einmal – ohne Geld in den Taschen – mit dieser Argumentation


KOMMENTAR

Falsche Feinde Von Alexandra Gehrhardt Ein hochrangiger CDU-Politiker wird förmlich exekutiert. Scheinbar irgendwie Privatsache. Die Partei schweigt. Die stets unsolidarische Mitte munkelt. Die Polizei legt sich reflexhaft fest, natürlich: kein politischer Hintergrund. Tausende Opfer rechter Gewalt kennen letzteres aus polizeilichen Ermittlungen und aus Strafverfahren.

Rechter Terror und die CDU

DNA-Spuren erhellen dann doch einen rechten Terroranschlag. Deutschland ist gefasst. Die Zeitung, die schon seit Jahrzehnten mitschießt, zeigt den stets gemähten Rasen. Ja, Nazis wohnen. Und sie töten Menschen, diesmal einen aus der vermeintlichen Mitte. 229 Morde, 123 Sprengstoffanschläge, 2.173 Brandanschläge, zwölf Entführungen und 174 bewaffnete Überfälle seit Anfang der 1970er Jahre. Man müsste 1945 anfangen. Und man könnte lange allein über dieses Jahr reden: Von den Mördern mit Hakenkreuz-Tattoo aus Aue, die den 27-jährigen Christopher W. mit unfassbarer Gewalt umbrachten, weil er schwul war – kein politisches Motiv. Bis zu dem organisierten Nazi, der ankündigte, die Familie eines niedersächsischen SPD-Politikers „auszulöschen“ – Strafbefehl über 390 Euro. Das wird ihn hoffentlich abhalten. Als schon Antifa-Demonstrationen des toten Regierungspräsidenten Walter Lübcke gedenken, melden sich die ersten Parteifreunde zu Wort. Sie offenbaren: Die Nach-Merkel-CDU ist ein Abgrund. Das tagelange Schweigen, die dann peinlich auf Inhaltslosigkeit bedachten Bekundungen und schließlich die würdelosen Avancen Richtung AfD (an die der Mörder Geld spendete) zeigen das Elend des deutschen Konservatismus: Die schreckliche Kälte war oft mit Verachtung für Opfergruppen rechter Gewalt – migrantisch, links, queer, obdachlos – erklärt worden, doch sie trifft auch Freunde, die Nazis die Stirn bieten. Niemand wird über das Mitzündeln seit 2016 reden, niemand über Seehofers „letzte Patrone“. Der Rest ist Relativierung. Die Parteispitze wird zum Jagen getragen. Nach einer nicht abreißenden Kette der Gewalt, während Verfahren gegen rechte Terrorgruppen laufen, rechte Polizisten, Soldaten und Angehörige von Spezialeinheiten suspendiert sind, gibt man sich überrascht. Die Restkanzlerin will Rechtsextremismus gar „in den Anfängen bekämpfen“. Oberbürgermeisterin Henriette Reker aus Köln, die das Attentat eines vergleichbaren Täters knapp überlebte, drückt sicher die Daumen. Oder es ist für sie wie für diejenigen Opfer, die rechter Terror seit Jahrzehnten eigentlich und explizit meint, ein weiterer Schlag ins Gesicht.

etwas zu kaufen. Sie werden bemitleidenswerte Blicke ernten. Wenig überraschend unterlag das Jobcenter erst vor dem Sozialgericht, später auch vor dem Landessozialgericht. Und, als Behörde klagt man ja selten mit eigenem Geld, nun auch vor dem BSG, das dem Jobcenter ausbuchstabierte, dass es für seine Rechtsansicht keinerlei Stütze im Gesetz gebe. Der Meinung des Jobcenters, nicht die Belastung für die Familie, sondern die

DIE ZAHL

77,35 Euro Eine Monatskarte im Nahverkehr kostet in Bochum und Dortmund 40 Prozent mehr als in München (55,20 Euro).

vom Jobcenter fiktiv auf das Kalenderjahr zurechtgerechneten Kosten seien ausschlaggebend, erteilte das BSG eine deutliche Absage. Es gibt keine Rechtsgrundlage im SGB 2 zur Verteilung eines in einem bestimmten Monat anfallenden Bedarfs für Heizmaterial, das für einen längeren Zeitraum gekauft worden ist. Anders als das Jobcenter meinte, stellte das BSG in seiner Entscheidung auch fest, dass die Familie sich nicht sozialwidrig verhalten hat.

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INTERVIEW

„Schwimmen lernt man am besten im Wasser“ Menschen, die obdachlos geworden sind, bleiben oft viele Jahre oder dauerhaft ohne eigenen Mietvertrag. Das Stufenmodell der Wohnungslosenhilfe sieht vor, dass man „ganz unten“ in Notschlafstellen anfangen muss, um sich über die Mitwirkung an Hilfeplänen, das Erfüllen von Auflagen und Therapiebereitschaft den Aufstieg in immer selbstständigere Wohnformen zu verdienen. Der Sozialwissenschaftler Volker Busch-Geertsema forscht seit vielen Jahren zu den Vorteilen des umgekehrten Wegs: Zuallererst eine eigene Wohnung – das ist die Grundidee des Konzeptes Housing First. Von David Peters | Fotos: Sebastian Sellhorst

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Herr Busch-Geertsema, können Sie kurz erklären, was Housing First überhaupt ist? Housing First ist eine möglichst schnelle Integration von Wohnungslosen mit komplexen Problemlagen in abgeschlossenen, dauerhaften Individualwohnraum, in dem sie auch bleiben können. Es ist verknüpft mit einem Angebot an wohnbegleitenden Hilfen. Das Konzept schließt ein, dass die Betroffenen in dieser Wohnung bleiben können, dass sie eine Bleibeperspektive haben, die unabhängig davon ist, dass sie vorher nachgewiesen haben, dass sie „wohnfähig“ sind. Sie müssen auch nicht abstinent leben, sie müssen keine Therapie machen und nicht belegen, dass sie ihre Medikamente einnehmen, sondern es geht davon aus, dass jeder ein Recht auf Wohnung hat. Die Idee ist, dass es eine dauerhafte Wohnungsversorgung gibt. Wie geht es weiter, wenn diese Menschen eine eigene Wohnung haben? Housing First ist nicht Housing Only. Housing First sieht immer auch ein nachdrückliches Angebot an wohnbegleitenden Hilfen vor. Nach der Unterbringung geht es eigentlich erst richtig los. Die Menschen müssen nicht mehr Wohnungen suchen, sondern können selbst entscheiden, welche Zielsetzungen sie verfolgen. Die Hilfen, die angeboten werden, sind darauf ausgelegt, sie dabei zu unterstützen. Housing First ist ein Konzept, das an den Präferenzen der Betroffenen ansetzt. Also herauszufinden, was sie wollen, und ihnen dann dabei Hilfe zu leisten. In der Regel ist das eine weitergehende soziale Integration.

Warum ist so wichtig, dass die Menschen zuerst eine eigene Wohnung haben? Schwimmen lernt man am besten im Wasser, Fahrradfahren am besten, wenn man ein Fahrrad zur Verfügung hat. Wenn man Wohnen lernen muss, dann ist es am einfachsten, es da zu lernen, wo die realen Bedingungen des Wohnens gegeben sind. Wohnen kann man nicht in Zwangsgemeinschaften, irgendwo außerhalb des Wohnungsmarktes, erlernen. Auch eine Bleibeperspektive ist wichtig für die Menschen, damit sie wissen, sie müssen da nicht mehr raus und das ist ihre Wohnung. Housing First ist ein Ansatz, der sich in vielen anderen Ländern erfolgreich etabliert hat und wo man sehen kann, dass 80 bis 90 Prozent der Menschen auch in der Wohnung verbleiben.

Prof. Volker Busch-Geertsema ist einer der profiliertesten Forscher im Feld Wohnungslosigkeit. Er leitet die Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung e.V. (GISS) in Bremen.

Woher stammt das Konzept? Housing First ist in den 1990ern in den USA entwickelt und geprüft worden. Man hat eine Reihe von Wohnungslosen mit der gleichen Problematik in zwei Gruppen aufgeteilt. Ein Teil bekam die traditionellen Hilfen, ein Teil das Housing-First-Konzept. Die Ergebnisse von Housing First waren wesentlich besser als die traditionellen Ansätze, und dann ist das allmählich auch in Europa propagiert worden. Ich selbst habe vor einigen Jahren ein Modellvorhaben in fünf Städten europaweit betreut, ebenfalls mit sehr positiven Ergebnissen.

Zuerst eine Wohnung, auf Dauer, ergänzt um freiwillige begleitende Hilfen. „Housing First ist eine möglichst schnelle Integration von Wohnungslosen in abgeschlossenen dauerhaften Individualwohnraum, in dem sie auch bleiben können“, definiert Prof. Volker Busch-Geertsema. bodo ist Partner des Housing First-Pilotprojekts des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der Straßenzeitung fiftyfifty, das vom Land unterstützt wird.

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INTERVIEW

Wo wird das Housing-First-Konzept bereits erfolgreich umgesetzt? In Europa gab es inzwischen Pilotprojekte in vielen verschiedenen Ländern, wie Dänemark, Finnland, Schweden, Frankreich, Spanien, Portugal und Belgien. Es ist also in den meisten westeuropäischen Ländern bereits erfolgreich erprobt. Finnland sticht besonders heraus, weil es das einzige Land ist, in dem die Wohnungslosenzahlen sinken. Dazu wurden Langzeitunterbringungen geschlossen und in normalen Wohnraum umgewandelt. So wurden Langzeitwohnungslose über Housing First mit Wohnungen versorgt. Es gibt diese positiven Ergebnisse. Wie sieht der Stand in Deutschland aus? In Deutschland gibt es gelegentlich den Ansatz, Wohnungslose direkt in Wohnungen zu bringen und ihnen auch dauerhaftes Wohnen zu ermöglichen. Aber in Deutschland, wie auch in vielen anderen europäischen Ländern, gibt es immer noch die Vorstellung, man müsse sich zuerst außerhalb des Wohnungsmarktes „hocharbeiten“ und beweisen, dass man in der Lage ist, ein Wohnverhältnis zu erhalten. So ein Konstrukt wie „Wohnunfähigkeit“ ist weit verbreitet. Es gibt aber eine Reihe von Modellprojekten, wie bei-

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spielsweise von fiftyfifty in Düsseldorf. fiftyfifty hat zusammen mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband in Nordrhein-Westfalen auch landesweit ein Projekt gestartet, was von der Landesregierung unterstützt wird – den Housing-First-Fonds, mit dem Wohnungen gekauft werden können. Außerdem gibt es Modellvorhaben in Berlin, aber das steckt alles noch in den Kinderschuhen. Wie finanziert sich das Konzept? Das Wohnen im normalen Wohnraum ist ja nicht unbedingt teurer, als wenn man in einer Einrichtung oder in Obdächern untergebracht ist. Was finanziert werden muss, das sind die wohnbegleitenden Hilfen. Da gibt es Ansätze, auch in Nordrhein-Westfalen, für das ambulante betreute Wohnen. Ansonsten gibt es die ganz normalen Kosten für die Unterkunft, die in der Regel von dem SGB2-Kostenregeln übernommen werden. Das zentrale Problem ist der Zugang zu passendem Wohnraum. Das ist der Dreh- und Angelpunkt. Das NRW-Projekt ist ein Versuch, das über den Eigentumsmarkt zu regeln, also Wohnungen zu kaufen. Das kann natürlich nicht der einzige Weg sein, sondern es braucht mehr Zugänge zu normalem und dauerhaftem Wohnraum.


SOZIALES

Ist das nicht aber gerade angesichts der Wohnungsnotproblematik schwierig? Die Antwort auf steigende Wohnungsnot kann nicht sein, dass man den Bereich der Sonderwohnformen und der Einrichtungen und der Obdächer immer weiter ausweitet, sondern man muss Wohnungslosen den Zugang zu Wohnraum ermöglichen. Dabei gibt es zwei Probleme: Es gibt ein Mengenproblem, das muss die Politik lösen. Es gibt insgesamt nicht genügend Wohnungen. Für Wohnungslose gibt es zudem noch ein Zugangsproblem. Wenn man beispielsweise einen SchufaEintrag hat, dann kommt man nicht an Wohnraum. Da müssen die Kommunen und das Land entsprechend unterstützen, dass auch Menschen, die wohnungslos sind und einen Schufa-Eintrag

haben, Zugang zu Wohnungen erhalten. Eine reine Ausweitung des Wohnbestands würde Wohnungslosen nicht helfen, weil sie in die neugebauten Wohnungen nicht reinkämen. Deswegen müssen diese bestehenden Barrieren durch spezielle Programme überwunden werden. Da müssen sich auch die freien Träger mehr engagieren. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie man Wohnungslose in Wohnungen bekommt, aber das erfordert ein spezifisches Engagement für die Betroffenen. Mit politischem Willen kann man auch in Zeiten des angespannten Wohnungsmarktes Wohnungsnot durchaus reduzieren. Housing First ist in New York entwickelt worden, da gibt es auch keinen entspannten Wohnungsmarkt. Das ist ein großes Problem, aber es ist ein lösbares Problem.

Forschungsgruppe zählt Dortmunds Obdachlose Einen ganzen Tag lang besuchten Ende Mai 80 Studierende der Fachhochschule Dortmund Schlaf-, Treff-, Bettel-, Verkaufsplätze, Hilfs- und Beratungsorganisationen, Notunterkünfte, Tafeln und Suppenküchen im Dortmunder Stadtgebiet. Die Stichtagszählung und -befragung lieferte eine Vielzahl an Daten. Ein erstes Ergebnis gab das Forscherteam um Prof. Dierk Borstel bereits bekannt. Von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst

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as besteht erst einmal aus einer nackten Zahl: 606 Befragte gaben an, ohne eigene Wohnung oder gar völlig ungeschützt auf der Straße zu leben. Weitere 203 Personen gaben an, akut von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bedroht zu sein. Genauer wurde in Dortmund noch nie hingeschaut. Und doch bleibt ein Dunkelfeld, betonen die Forscher: Gezählt wurde nur, wer von den Studierenden angetroffen wurde und dann Angaben zur Wohnsituation machen wollte. Die eigentliche Bedeutung des Forschungsvorhabens liegt in der Erhebung zusätzlicher qualitativer Daten. In vielen Fällen fanden zusätzliche Gespräche statt, die einen tieferen Einblick in Bedarfe, Risikofaktoren, Lebenssituationen und Merkmale von Obdach- und Wohnungslosigkeit ermöglichen sollen, so die ForscherInnen. Diese Daten werden nun systematisch ausgewertet. In der zweiten Jahreshälfte wird das Forschungsteam in bodo über die Erkenntnisse jenseits der erfassten Zahl Wohnungs- und Obdachloser Rede und Antwort stehen. Die Forscher betonten, dass das Feedback der Betroffenen zur Befragung überaus positiv ausfiel. Prof. Dr. Dierk Borstel richtete sich an die Dortmunder Politik und Stadtverwaltung: „Sehr viele Betroffene waren sich in den Gesprächen einig: Die bestehenden Hilfestrukturen reichen trotz der enormen Anstrengungen vor allem der freien Träger nicht aus.“

NRW ist das einzige Bundesland, das versucht, Wohnungslosigkeit fortlaufend statistisch zu erfassen. Nach jahrzehntelanger Blockade mehrerer Bundesregierungen soll nun auch eine bundesweite Erfassung in ähnlicher Form erfolgen. Die NRW-Wohnungsnotfallstatistik zählt die von den Kommunen registrierten Wohnungslosen und die bei einzelnen freien Trägern erfassten. Sie hilft, langfristige Trends aufzuzeigen. Doch zählt sie gerade diejenigen nicht, die ohne Zugang zum Hilfesystem auf der Straße oder in verdeckter Obdachlosigkeit leben. Besondere Genauigkeit kann man der Statistik auch deshalb nicht nachsagen, weil es praktisch unbeachtet bleibt, wenn eine Großstadt wie Dortmund wegen einer Datenpanne „Null“ Wohnungslose meldet wie im vergangenen Jahr. Groß angelegte Befragungen wie die Hamburger Obdachlosen- und Wohnungslosenuntersuchung erheben Daten über die NutzerInnen von Einrichtungen. Mit einer Stichtagszählung, die Straßenobdachlosigkeit auch außerhalb von Hilfseinrichtungen zählt, ist Dortmund Vorreiter. Inzwischen wird ein solches Modell auch in Berlin diskutiert. Die zusätzliche Erhebung qualitativer Daten und die daraus entstehenden Forschungsarbeiten könnten das Forschungsprojekt zum Vorbild für andere Städte machen.

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WILDE KRÄUTER

Unsere monatliche Exkursion in die urbane Welt der wilden Kräuter. Mit nützlichen Informationen, pointierten Fußnoten, vielen Geschichten – und immer einem originellen Rezept. Von Wolfgang Kienast

MYROBALANE Prunus cerasifera

REZEPT 1 kg Myrobalanen hälften und entsteinen. 40 g Zucker zugeben. 3/4 Zimtstange mit den Samen einer Kardamonschote mörsern, ebenfalls zugeben und die Mischung etwa 5 bis 10 Minuten köcheln lassen. Gelegentlich umrühren. Das Kompott ist fertig, wenn bei weicher Konsistenz noch Fruchtstücke als solche erkennbar sind. An Milchreis oder süßen Nudeln servieren.

Müro… was? Die Frage ist überaus berechtigt. Für unseren Grafiker war es eine Herausforderung, eine Abbildung dieser Frucht zu finden. Sie wächst im Garten meiner Eltern. In meiner Kindheit stand dort ein Pflaumenbaum. Irgendwann wurde er bodeneben abgeholzt. Zu alt? Zu groß? Warf er einen mächtigen Schatten auf umliegende Beete? Ich weiß es nicht. Die Entscheidung (und der Baum) wurden von meinem Vater gefällt. Die Mühe, dessen Wurzeln auszugraben, machte er sich freilich nicht. Also schlug im Folgejahr ein kleiner Busch an besagter Stelle aus. Er durfte bleiben, die Zeit verging. Dann blühte er zum ersten Mal. Die Blüten waren hübsch. Einige der dekorativen Zweige schnitt meine Mutter für die Blumenvase auf dem Wohnzimmertisch. An den verbliebenen Ästchen hingen im Sommer kleine, rundliche Früchte; sie erinnern im Geschmack ein wenig an Aprikosen. Mithin erhielt der Busch eine Existenzberechtigung im Garten. Er sollte zu einem mehrstämmigen Baum heranwachsen, mittlerweile um einiges größer, als es die Pflaume je war. Die Myrobalane ist eine Pflaumen-Wildart. Ursprünglich im Kaukasus beheimatet, wurde sie in Deutschland erstmals von Jacobus Theodorus Tabernaemontanus (1522 – 1590) erwähnt. Der im pfälzischen Bergzabern gebürtige Arzt und Apotheker gilt als „deutscher Vater der Botanik“. Sein Hauptwerk, das „Neuwe Kreuterbuch“, erschien anno 1588. Hier fand die Myrobalane Eingang. Heute benutzt man sie, weil wuchsfreudig, robust und anspruchslos, vor allem als Unterlage bei Veredelungen. Etwas Ähnliches hatten wir uns schon gedacht, nur den Namen unserer wilden Pflaume kannten wir nicht. Ebenso wenig wussten wir, dass es sich um eine eigenständige Art handelt. Die Beschreibung habe

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ich später in einem Fachbuch über alte Obstsorten gefunden. Da dachte ich noch immer, die Myrobalane im Garten meiner Eltern wäre ein mehr oder weniger singuläres Ereignis. Aber wer beim Spazierengehen genauer hinschaut, kann sie durchaus als Gehölz in wilden Hecken finden, am Rande alter (Bauern-)Gärten, manchmal als Bestandteil von Feldrainen und verbuschten Waldsäumen. Wirtschaftlich ist die Frucht von geringer Bedeutung. Sie ist klein, die Schale leicht säuerlich und hart, ihr Fleisch löst sich schlecht vom Kern. Aber sie ist nahezu madenfrei. Und ausgereift schmeckt sie wirklich gut. Frisch vom Baum oder in Marmelade und Kompott – im frühen Sommer ist sie ein echter Hit. Die Myrobalane wird im Volksmund auch Kirschpflaume oder türkische Kirsche genannt, unsere österreichischen Nachbarn kennen die Pflanze als Kringelbaum oder Kriachlbaum. In türkischen Obst- und Gemüsemärkten werden die grün geernteten, unreifen Früchte als Can-Erik zum Frischverzehr verkauft.


KULTUR

Tauchstation Uwe Köhler führte Tauchschulen in Südostasien und der Karibik, und er arbeitete als Rettungstaucher in der Astronautenausbildung. Irgendwann packte ihn das Heimweh und seine zweite Leidenschaft: Im Dortmunder Saarlandstraßenviertel verkauft er seit einem halben Jahr Schallplatten und Plattenspieler. Von Peter Hesse Foto: Daniel Sadrowski

In Dortmund-Brechten ist Uwe geboren, seine Jugend verbrachte er in Eving. 1972 bekam er von seinem Vater seinen ersten Plattenspieler geschenkt, dabei waren auch die ersten drei Singles: T-Rex, Creedence Clearwater Revival, Ricky Shane. „Damit hat alles angefangen“, sagt der heute 62-jährige Musikfreak. „Ich bin schon immer Plattensammler gewesen, habe dann aber beruflich etwas komplett anderes gemacht“, erzählt Uwe. Er spielte Bass in einer Punkband und jobbte als Barmann in Läden wie dem Jara oder dem Orpheum. Auf dem Westfalenkolleg holte er sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach und studierte anschließend Germanistik, Philosophie und Geschichte. „Irgendwann habe ich meine erste Weltreise gemacht und das Tauchen erlernt“, erzählt er. Seitdem arbeitete er als Tauchlehrer in Malaysia, auf den Philippinen, in der Karibik – und später in Bonn. Etwa 400 Tauchlehrer hat Uwe ausgebildet und ein paar tausend Leuten die Schönheit der Unterwasserwelt nähergebracht. „Du tauchst sprichwörtlich ab in eine völlig andere Welt und lässt alles zurück“, schwärmt er. Das Tauchen wurde dann mehr als ein Job, es war ein Lebenstraum, inklusive spiritueller Erfahrungen. „Deine Sinneseindrücke verändern sich, auch die allgemeine Wahrnehmung. Du bist völlig losgelöst. Das Gefühl beim Tauchen ist vielleicht mit dem zu vergleichen, was Astronauten im Weltall erleben. Zumindest stelle ich mir das so vor.“

Doch irgendwann begann Uwe die Jahreszeiten, guten Kaffee, seine Salami und seine Tageszeitung zu vermissen. „Ich hab drei Kreuze gemacht, als ich mit meiner Lebensgefährtin wieder zurück war. Eine Zeit lang war das natürlich ein tolles Abenteuer, aber irgendwann stellst du für dich fest, dass du auf Dauer nicht in den Tropen leben willst.“ Zurück in Deutschland wurde Uwe dann Sicherheitstaucher bei der Astronautenausbildung. „So um 2006 habe ich einen Vertrag mit der European Space Agency geschlossen. In der Nähe des Kölner Flughafens gibt es ein 10 Meter tiefes Becken, da werden Teile der internationalen Raumstation aufgebaut, und die Astronauten trainieren da die sogenannten Weltraumspaziergänge.“ Die Anzüge für Weltraum-Expeditionen bestehen aus 36 Schichten und wiegen rund 240 Kilo. „Die einzige Art, Bewegungsabläufe für Astronauten zu trainieren, ist unter Wasser.“ Nach ein paar Jahren als Schulungsleiter für Astronauten folgte im vergangenen Jahr die Rückkehr nach Dortmund. In seinem Plattenladen führt er ein liebevoll zusammengestelltes Vinyl-Sortiment quer durch die Musikgenres. „Alle meine alten Spezies und Kollegen von früher habe ich auch direkt wieder getroffen. Mit Leuten, die du seit 50 Jahren kennst, hast du ein ganz anderes Verhältnis, als wenn du Leute irgendwo in der Weltgeschichte kennenlernst.“ www.schallplatten-dortmund.de

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Kalender

2 x 2 Karten | Bukahara | Seite 26 2 x 2 Karten | RuhrHOCHdeutsch: The Cast | Seite 28 2 x 2 Karten | Juicy Beats 2019 | Seite 28 bodo 1 x 2 Karten | Face_It! | Seite 29 Verlosungen

07 & 08 | 2019

– mitmachen und gewinnen

Hinweise zum Datenschutz: Eine Weitergabe der Daten an Dritte erfolgt grundsätzlich nicht, mit Ausnahme an den jeweiligen Veranstalter (zum Beispiel, um Ihren Namen auf die Gästeliste zu setzen). Sie erhalten ca. einmal jährlich postalisch Informationen zu den Aktivitäten unseres Vereins. Dem Erhalt können Sie jederzeit widersprechen. Eine weitergehende Datenverarbeitung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Weitere Hinweise zum Datenschutz entnehmen Sie unserer Homepage unter www.bodoev.de.

DI 02 | 07 | 19 Ausstellung | Cartoons for Future Die Klimaschutz-Cartoon-Ausstellung „Cartoons for Future“ ist ein Projekt des Dortmunder „schauraum: comic+cartoon“ und umfasst rund 100 Exponate von allen Kontinenten. In ihren Cartoons ahnen die Künstlerinnen und Künstler das Erbe voraus, das ältere Generationen ihren Kindern als Bürde hinterlassen werden, wenn wirtschaftliche Belange nicht in Einklang mit der Natur zu bringen sind. Bis 18.8., www.dortmunder-u.de Pavillon am Dortmunder U, Dortmund Ausstellung | Ein Gefühl von Sommer... Die Ausstellung mit etwa 120 Werken aus der Sammlung Singer Laren bietet einen repräsentativen Überblick über die niederländische Malerei des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Malerei aus der Künstlerkolonie Laren ist ebenso vertreten

Die Verlosungsteilnahme ist ganz einfach: Schicken Sie Ihren Wunschgewinn mit Name, Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund. Teilnahmeschluss ist jeweils drei Tage vor der Veranstaltung. Bei mehreren Teilnehmern entscheidet das Los. Die Teilnahme ist ab 18 Jahren möglich.

wie Positionen aus dem Neoimpressionismus, Expressionismus und der geometrischen Abstraktion. Bis 25.8., www.dortmunder-u.de Museum Ostwall, Dortmund Ausstellung | Migration und Religionen im Ruhrgebiet Die Geschichte des Ruhrgebiets ist auch eine Geschichte der Zuwanderung. Religionsgemeinschaften wirken seit nun 170 Jahren für die NeubürgerInnen identitätsstiftend. Die religiöse Vielfalt brachte Kooperationen, aber auch Konflikte. Die Ausstellung „Migration und Religionen im Ruhrgebiet“ erzählt davon. Bis 14.7. Hoesch-Museum, Dortmund

DO 04 | 07 – SO 07 | 07 | 19 Festival | Bochum Total Vom 4. bis 7. Juli 2019 wird sich die Bochumer Innenstadt wieder in ein fettes Festival-

gelände verwandeln. Und auch diesmal heißt es vier Tage volles Programm, und das alles bei freiem Eintritt. Mit dabei sind Jamaram, Thomas Godoj, Alice Francis, Tim Kamrad, Banda Senderos, Rogers, Betontod, Kuult, Batomae, Pamela Falcon, Andreas Kümmert und viele andere. Das komplette Programm gibt’s unter www.bochumtotal.de. Innenstadt, Bochum

FR 05 | 07 | 19 Sommerfest | 70 Jahre Auslandsgesellschaft Seit 1949 wirkt die Auslandsgesellschaft für Völkerverständigung in Dortmund. Grund genug zu feiern, mit Mitgliedern, Freunden und allen, die neugierig sind auf diesen internationalen Ort der Begegnung und des Lernens, der weit über die Grenzen Dortmunds hinaus bekannt ist. Musik- und Kulturprogramm, Sprachen- oder Europa-Quiz, Diskussionsrunde mit PolitikerInnen, Sprach-

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Sei mir ein sicheres Zuhause, wohin ich jederzeit kommen kann. Ps 71.3

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BODO-TIPP

Summersounds DJ Picknicks

6. Juli bis 7. September Dortmund

Ferien in der Stadt: Auch in diesem Sommer ziehen die Summersounds DJ Picknicks im Juli und August durch die Parks und Grünanlagen von der Tremoniawiese bis zum Park am Naturkundemuseum und sorgen für Urlaubsstimmung vor der Haustür. Umsonst und draußen wird an insgesamt sieben Samstagen ein Programm von Electronic Beats, House, Hip Hop und Rap bis hin zu Soul, Funk, Reggae und Urban Beats geboten. Für die perfekte Festivalatmosphäre in den Dortmunder Grünoasen sorgen wechselnde FunsportAktionen, Foodtrucks und über 100 Liegestühle, die für die Picknicker bereitstehen. Den Auftakt machen am 6. Juli Larse, Ingo Sänger und Carsten Helmich im Westpark, enden werden die Summersounds mit dem neu konzipierten Hoeschparkfest „Urbanculture“ am 7. September. Alle Termine unter www.djpicknick.de.

Programm unterhält die Kleinen mit Zaubershows und Stelzenmann mit Luftballons, die Großen erleben internationale Livemusik und Tanzdarbietungen. Münsterstraße, Dortmund, 12-19 Uhr Festival | SommerRock Imberg Seit 2013 begeistert das von Wittener Jugendlichen organisierte Open-Air-Festival im Steinbruch Imberg. Einmal jährlich treffen hier Indie-Punks auf RapperInnen, SongwriterInnen auf Metalheads und junge Bands aus der Region auf überregional bekannte Headliner. Mit dabei: AkzentOne, Redefined, Madlays, LYGO, Crossed Arms, 4SPURIG, Bakali und LMT. Eintritt frei. Im Steinbruch Imberg, Witten, 16 Uhr

SO 07 | 07 | 19 Schnupperkurse, internationales Buffet, Spiele und Aktivitäten für Kinder und vieles mehr warten auf die BesucherInnen. Eintritt frei. Auslandsgesellschaft, Dortmund, 16 – 20 Uhr Diskussionsworkshop | Salon: Orte der Solidarität #6 Bildungsarbeit gilt als Schlüssel, wenn es um Handlungsmöglichkeiten gegen rechte Einstellungen und Rassismus geht. Aber wie wird aus dem Lernen aktives Handeln? Und kann man eine solidarische Haltung lernen? Gemeinsam mit den eingeladenen ReferentInnen wird diskutiert, welche Wirkung und Reichweite machtkritische und emanzipatorische Ansätze politischer Bildung haben können. Mit Kai Venohr, Eintritt frei. Bahnhof Langendreer, Bochum, 17 Uhr Musik | Till Brönner, Jacob Karlzon, Dieter Ilg Für den Erfolg ihrer Nightfall-Tournee, den der Trompeter Till Brönner und der Bassist

Dieter Ilg erzielten, hatte Till Brönner eine einfache Erklärung: „Ein Haus braucht nur Dach und Keller.“ So sei es auch, wenn er mit Dieter Ilg im Duo musiziere, den Rest denke sich das Gehirn einfach mit. Beim „KlavierFestival Ruhr“ bauen sie nun ihr imaginäres Haus weiter, legen eine dritte Koordinate, indem sie einen weiteren Seelenverwandten auf die Bühne bitten, den schwedischen JazzPianisten Jacob Karlzon. Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr

SA 06 | 07 | 19 Straßenfest | 21. Münsterstraßenfest Der Integrationsrat lädt alle Nationen, Religionen und Menschen herzlich zum Münsterstraßenfest unter dem Motto „Wir ziehen an einem Strang“ ein. Neben einem reichhaltigen kulinarischen Verpflegungsangebot zeigen multikulturelle Vereine und Gruppen die Vielfalt der Stadt. Das kreative

Tanztheater | What I believe. I believe. What? Glauben oder wissen. Wissen oder fragen. Fragen oder irgendetwas Angesagtes zum Know-how beitragen. Oder posten oder liken. Einfach feiern oder streiken. 1.000 Möglichkeiten: Oder doch nur eine, um das Leben zu begreifen? 25 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 27 Jahren haben sich mit dem Thema „Glaube“ auseinandergesetzt und versucht, sich dem Feld in seiner Spannweite zwischen Wissen und Religion zu nähern. Aus Interviews, Gesprächen und Improvisationen ist eine szenische Collage entstanden. Theater im Depot, Dortmund, 18 Uhr

DI 09 | 07 | 19 Jugendtheater | Tschick Tschick beschreibt den Beginn einer großen Freundschaft zwischen zwei Außenseitern, den Schmerz des Erwachsenwerdens, den Wunsch nach Abenteuer und immerwährenden Sommerferien. Ein Roadmovie für Jung

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und Alt, das längst zum Klassiker geworden ist. Für Menschen ab 14 Jahren. KJT in der Sckellstraße, Dortmund, 11 Uhr

DI 09 | 07 | 19 Theater | Klimawandel JETZT Bei der Veranstaltung „Klimawandel JETZT“ machen sich die Theaterpartisanen lauthals Gedanken um die Zukunft. 450 Jahre braucht eine Plastikflasche, bis sie sich vollständig zersetzt hat. So lange wollen sie nicht warten. Die Jugendlichen stellen selbst Aktionen und Performances auf die Beine und zeigen, was sie bewegt und was jetzt zu tun ist für eine bessere Zukunft. Eintritt frei. Studio im Schauspiel, Dortmund, 17 Uhr

MI 10 | 07 | 19 Musik | Sommer am U: Jeff Silvertrust Jeff Silvertrust aus Chicago/USA ist seit ewigen Zeiten als One-Man-Band in Europa unterwegs. Mit seinem charakteristischen Sound aus Casio-Keyboard, Hi-Hat, Trompete und Gesang hat er auf unzähligen Marktplätzen und Festivals das Publikum begeistert. Jeff plündert schamlos die Musikgeschichte – ob Klassik, Jazz, Pop, Rock oder Volkslied – und erweitert die Songs um bissige, sozialkritische Texte in diversen Sprachen. Präsentiert von bodo e.V., Eintritt frei. Dortmunder U, Dortmund, 18 Uhr

DO 11 | 07 | 19 Film | 20 Jahre Fiege Kino Open Air 20 Jahre Fiege Kino Open Air in Bochum – neben Gassenhauern und Schätzchen aus der

Welt des Kinos zusammen mit berührenden Dokus, gibt es zwischen dem 11. Juli und 25. August wieder eine Menge Rahmenprogramm auf dem Brauhof der Privatbrauerei Moritz Fiege. Täglich wechselnde KünstlerInnen und Bands aus der Region sorgen unter dem Titel „WarmUp Kunst“ für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, bis schließlich der Film bei Einbruch der Dunkelheit beginnt. Das komplette Programm gibt es unter www.fiege-kino.de Brauhof Moritz Fiege, Bochum

FR 12 | 07 | 19 Festival | Youth Brigade Festival 2019 Auch 2019 gibt es beim Youth-Brigade Dortmund wieder einen ordentlichen Haufen großer und kleiner Bands auf großen und kleinen Bühnen. Bisher bestätigte Bands: 100 Kilo Herz, Prada Meinhoff, Maleducazione Alcolica, BLENDEN. FZW, Dortmund, 18 Uhr

VERLOSUNG Bukahara Bukahara vereinen die Freude am Mischen von Stilen mit den instrumentalen Fähigkeiten akademischer Musiker. So entsteht eine weltläufige, entspannte, aber dennoch raffiniert gespielte Popmusik. Mit dem Einsatz von Geige, Kontrabass, akustischer Gitarre, Perkussion und Posaune sorgen Bukahara für eine ganz eigene Note in Folk, Weltmusik und Pop. Dass Swing, Folk, Reggae und Arabic-Balkan keine Widersprüche sein müssen, beweisen die

bodo verlost 2x2 Karten

Multi-Instrumentalisten mit viel akustischer Gewandtheit und großer Leidenschaft. Freilichtbühne Wattenscheid, BO, 19 Uhr Party | The Unforgettable Monkey Gland Das Sissikingkong verwandelt sich in die „Bar zum Krokodil“. Gehuldigt wird dort den 1920er Jahren. Es gibt klassische Cocktails, leckere Grüße aus der Küche und natürlich den Sound der Zeit – ausgesucht und aufgelegt von DJ Martini. In Martinis Plattenkisten finden sich mitreißender Charleston, Ragtime und Swing sowie Gassenhauer und Schlager. Dazu passend mixt der Barkeeper acht feine und legendäre Cocktails, darunter den unvergesslichen „Monkey Gland“. Eintritt frei. Sissikingkong, Dortmund, 19 Uhr Liederabend | O, Augenblick Bochum in nicht allzu ferner Zukunft: Eine Touristengruppe sucht nach dem legendären Theater der Stadt. Aber wo das Schauspielhaus stehen müsste, findet sich kaum etwas, was daran erinnert. Wo sind sie hin, die vergangenen 100 Jahre Theater in Bochum? Aus Archivfundstücken, Gerüchten, lückenhaften Legenden, vergessenen Ritualen und vielen alten und neuen Songs entsteht ein Liederabend, der die Unmöglichkeit feiert, das Vergangene zurückzuholen. Eine Liebeserklärung an eine Kunst, die sich nicht festhalten lässt. Kammerspiele, Bochum, 19.30 Uhr

SA 13 | 07 | 19 Kinder | Das Bau-Stein-Reich – Ein Spielfeld für aufstrebende Klötzchenbauer Das beliebte Holzsteine-um-die-Wette-Bauen kommt in den Sommerferien zurück. 30.000

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In Dortmund • Seniorenhaus Gartenstadt, Kohlgartenstraße 5 • Seniorenhaus Kurler Busch, Kurler Straße 134 In Lünen • Seniorenhaus Wethmar Mark, Wethmar Mark 76 Ambulante In Holzwickede Pflege • Seniorenhaus Neue Caroline, Carolinenallee 15 • Betreutes Wohnen in Holzwickede an drei Standorten Ansprechpartner bei der Zentralen • Ambulanter Pflegedienst Caroline, Nordstraße 2 Verwaltung in Lünen, Merschstraße 20 • Tagespflege Caroline, Nordstraße 2 Unsere kostenlose Servicenummer: In Iserlohn 0800 – 792 32 56 • Seniorenheim Gerlingsen, Hülsebuschweg 32 In Dortmund www.pflege-mohring.de In • Hagen Seniorenhaus Gartenstadt, Kohlgartenstr. 5 • Tagespflege Am Markt, Brüderstraße 21 • Seniorenhaus Kurler Busch, Kurler Str. 134 In Selm Pflege-Wohn• Seniorenresidenz Selm, Ludgeristraße 123 mit Tagespflege und Service-Wohnen In Lünen • Pflege-Wohngemeinschaften mit ambulanten Pflegedienst, Ludgeristraße 100 • Seniorenhaus Wethmar Mark, Wethmar Mark 76 gemeinschaft 26

In Holzwickede • Seniorenhaus Neue Caroline, Carolinenallee 15 • Betreutes Wohnen in Holzwickede, Ambulanter Pflegedienst Caroline

Tages-

Ambulante

Pflege

Pflege

Wohnen mit Service

Pflege-Wohngemeinschaft Wohnen mit Service

Stationäre Pflege


BODO-TIPP

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Christopher Street Day Bochum 20. Juli, 17 Uhr Appolonia-Pfaus-Park Bochum

Gegen den rechten Backlash: Der erste Bochumer CSD seit langem gibt sich dezidiert politisch. Die InitiatorInnen erinnern unter dem Motto „Stonewall was a riot“ an den New Yorker Aufstand von 1969, der nach einer Razzia in der Christopher Street zum Initial für die queere Bewegung wurde. Ein Parkfest im Appolonia-Pfaus-Park mit Bühnenprogramm und eine anschließende Tanzdemo durch die Bochumer Innenstadt laden alle ein, „die unsere Forderungen teilen und gemeinsam mit uns für diese kämpfen wollen“. Das Parkfest beginnt um 17 Uhr, die Tanzdemo um 20 Uhr. Im Anschluss lädt die Rotunde zu einer neuen Ausgabe der Reihe „Donner & Doria“ mit elektronischer Clubmusik im Zeichen des CSD ein. Mit dem Hauptact Miss Sappho und unter dem Motto „Freie Liebelei“ setzt „Donner & Doria“ ein Zeichen für Toleranz, Akzeptanz und ein buntes Bochum.

Dabei sein hat viele

Vorteile Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Leben und dadurch mehr persönliche Freiheit. Wäre doch schade, Sie würden darauf verzichten, oder?

Der Dortmunder CSD findet am 14. September statt.

Bauklötze. Kreative Köpfe. Tatkräftige Hände. Gewaltige Brücken, verrückte Landschaften, riesige Türme. Und: jede Menge Spaß. Bis 25.8., www.dasa-dortmund.de DASA, Dortmund Fest | Wiesenviertelfest Das Wiesenviertelfest wird die Stadt für einen ganzen Tag verzaubern: mit Musik und Kunst, mit Ständen zum Wühlen, Handeln und Schätze entdecken, mit Essen und Trinken, mit Gassen, Ecken und Höfen, die es zu erkunden gilt, mit einer Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Auf den Bühnen stehen dieses Jahr Marek Marple, Jason Pollux, Bellchild, Velour u.v.a. Witten, ab 12 Uhr

MO 15 | 07 | 19 Dokumentarfilm | Erde Dem österreichischen Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter ist mit „Erde“ ein umweltpolitisches Zeitzeugnis und ein wichtiger Beitrag zur derzeitigen Ökologiedebatte gelungen. In sieben Kapiteln zeigt er in atemberaubenden Bildern Stätten des Tage- und des Tiefbaus in Europa und Nordamerika, die sonst nur schwer zugänglich sind. sweetSixteen Kino, DO, 17 Uhr (auch 22.7.)

DO 18 | 07 | 19 Kurzführung | Echt oder fake? Ob Erbschmuck, Piercing oder historische Münze – woraus besteht eigentlich Metall? Unter anderem dieser Frage gehen die WissenschaftlerInnen im Forschungsbereich Materialkunde nach. Mittels eines besonderen Verfahrens, der Röntgenfluoreszenzanalyse,

können sie Metallstücke auf ihre Bestandteile untersuchen. Dabei stellt sich zuweilen heraus, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Materialwissenschaftlerin Annika Diekmann erläutert, wie die Metallanalyse funktioniert. Und wer mag, kann auch das eigene Geschmeide testen lassen. Deutsches Bergbau-Museum, BO, 12 Uhr Installation | Der Skyspace im Zauber der Dämmerung Während der Sonnenuntergangsstunde ist im Skyspace des Third Breath von James Turrell ein farbenprächtiges Lichtspiel von einzigartiger Schönheit zu bewundern. Natürliches und künstliches Licht begegnen sich hier in der Dämmerung und lassen den Himmel zu einer Farbfläche mutieren, die den Raum gegen den Himmel abzuschließen scheint und doch der Himmel selbst ist. Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna, 21.15 Uhr

Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region: 44793 Bochum, 44793 Bochum, Alleestraße Alleestraße 80 80 Tel. 0234 0234 – Tel. – 96 96 44 44 60 60 44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60 Tel. 0231 – 57 70 60 44623 Herne, Schulstraße 24 44623 Herne, 23 Tel. 02323 – 14Viktor-Reuter-Str. 63 80

28. - 30.06.19 10 Jahre Afro Ruhr Festival

05.07.19

SA 20 | 07 | 19 Festival | Cargo:JAZZ 2 Das cargo:JAZZ-Festival geht in die zweite Runde. Junge und aufstrebende MusikerInnen bespielen erneut die Bühne am Umschlagplatz und präsentieren moderne und lebende Jazzmusik in all ihren Facetten. Bisher bestätigte Acts: Bokoya und das Florian Boos Nonett. Weitere KünstlerInnen werden noch bekanntgegeben. Umschlagplatz, Dortmund, 15-22 Uhr

21. - 27.07.19

Musik | Folk und Rock im Schlosshof Das eintägige Festival „Folk und Rock im Schlosshof“ lockt auch dieses Jahr wieder zum Schloss Strünkede in Herne. Am 20. Juli

Leopoldstr. 50-58 · 44147 Dortmund Tel. 0231 50-25145 · Fax 0231 50-26019 facebook.com/DietrichKeuningHaus

NordStadtSommer Kulturprogramm Eröffnung, Interkulturelles Gebet, Eintritt frei! Ferienprogramm, Eintritt frei!

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KALENDER

BODO-TIPP

spielen dort Dieselknecht, Die Feuersteins und In Search of a Rose. Schloss Strßnkede, Herne, 18.30 Uhr Musik | Odyssee: Musik der Metropolen: Footprint Project meets Nina Dioz Die Berliner Band Footprint Project wird erstmalig mit Nina Dioz, der ersten offen lesbischen Rapperin Mexikos auf der Bßhne stehen. Vorher treffen die Einzelkämpferin mit der sanften Musik und den scharfen Texten und die Berliner Band in einem KÜlner Proberaum zusammen, um den Crossover von HipHop, Afrobeat, Jazz und Funk zu einem neuen Sound zu mixen. Eintritt frei. Freilichtbßhne Wattenscheid, BO, 19.30 Uhr

Team Geier 25. bis 27. Juli 20 Uhr Spielgelzelt Dortmund

Zelt statt Open Air: Auch in diesem Jahr spielt der Comedy-Kabarett-Karneval Geierabend ein dreitägiges Sommer-Best-of. DafĂźr verlässt das Ensemble um Steiger, Präsi & Co. jedoch die angestammte Sommerresidenz im Biergarten von Tante Amanda in Dortmunds tiefstem Westen und zieht in die City. Im Spiegelzelt direkt an den Westfalenhallen geben die Geier Ende Juli die HĂśhepunkte der diesjährigen Session sowie zahlreiche Klassiker zum Besten. Zum frisch gezapften Bier bietet das ComedySpektakel den einzigartigen Geierabend-Mix aus Ruhrpott-Charme und rotziger Musik, frecher Satire, bissigem Kabarett und jeder Menge Klamauk. Der Geierabend findet so einen prominenten Platz am Austragungsort des Sommermarathons „RuhrHOCHdeutsch“ zwischen der fast vollständig antretenden Kleinkunstprominenz. Programm und Vorverkauf auf ruhrhochdeutsch.de

SO 21 | 07 | 19 bodo verlost 2x2 Karten

VERLOSUNG | RuhrHOCHdeutsch: The Cast Fernab jeder Etikette haben diese sechs Sängerinnen und Sänger ein Programm kreiert, das die Klassiker der Oper so zeigt, wie sie einmal waren: aufregend, belustigend, zeitgemäĂ&#x;, mitreiĂ&#x;end, ironisch, erfrischend und vor allem: unglaublich sinnlich. Wo immer die aus den USA, Kanada, Chile, China und Deutschland stammenden KĂźnstlerInnen auftreten, bringen sie das Publikum zum Lachen, wenn sie zwischen den Liedern und Arien auch Ăźber ihre persĂśnlichen Lieblings-BĂźhnen-Pannen erzählen. www.ruhrhochdeutsch.de Spiegelzelt Am Steinernen Turm, DO, 18 Uhr

DI 23 | 07 | 19 Musik | Clowns Clowns aus Melbourne wurden 2010 als Hardcore-Punk-Band gegrĂźndet, haben ihren Sound aber seitdem stetig weiterentwickelt. 2013 erschien mit „I’m Not Right“ das erste Album der Clowns, 2015 dann „Bad Blood“. Durch diverse Touren und spätestens seit dem dritten Album „Lucid Again“ gibt es kein Halten mehr: eine gesunde Mischung zwischen Hardcore-Punk und Psychedelic und mitreiĂ&#x;ende Live-Shows. Nachdem die Band aus Down Under im vergangenen Sommer letztmalig in Europa unterwegs war, geht es jetzt mit neuem Album „Nature/Nurture“ auf Tour. Rotunde, Bochum, 20 Uhr

FR 26 | 07 – SA 27 | 07 | 19 VERLOSUNG Juicy Beats 2019 Zwei vollgepackte Festivaltage mit insgesamt 50 Live-Acts und 100 DJs, sechs Live-BĂźhnen, 14 Floors, etlichen Aftershow-Partys und einem auĂ&#x;ergewĂśhnlichen Rahmenprogramm erwarten die BesucherInnen. Top-Acts der 24. Auflage sind AnnenMayKantereit, SDP, Bausa, Trettmann, Dendemann, Claptone, Ufo361, Giant Rooks, Drunken Masters, OK Kid, Moop Mama, Antilopen Gang, Querbeat, Mousse T., Leoniden. Die Mischung aus Headlinern und Newcomer-Bands, Top-DJs und lokalen

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GefĂśrdert durch

FĂśrderer HMKV

In Kooperation mit

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KOMPLEX

Ăœber Rechtspopulismus im Netz 30.3.– 22.9.2019

Eintritt frei.


KINO-TIPP

Clubgrößen, Lieblingsacts und Neuentdeckungen ist es, die das Juicy Beats so besonders macht. Alle Infos: juicybeats.net Westfalenpark, Dortmund, Freitag 14 – 01 Uhr, Samstag 12 – 04 Uhr

SA 27 | 07 | 19 Musik | Odyssee: Rosa Neon Seit Rosa Neon monatlich ihre Songs als Clips veröffentlicht, folgen ihre Fans begeistert den raffinierten Videos der Band. Zusammen mit MedienkünstlerInnen macht die Band auf diese Weise seit einem halben Jahr Furore mit dichten, lässig-intensiven Popsongs, gewürzt mit einer psychedelischen Prise. Eintritt frei. Freilichtbühne Wattenscheid, BO, 19.30 Uhr

DO 01 | 08 | 19 Dortmunder Science Slam | Open Air-Special Der Science Slam ist ein Wettbewerb, bei dem es in zehn Minuten gilt, die Gunst des Publikums zu gewinnen, allerdings nicht mit poetischen Texten, sondern mit ungewohnt spritzig präsentierten wissenschaftlichen Inhalten. Was die WissenschaftsslammerInnen dafür machen müssen? Sie haben zehn Minuten Zeit, ihr Wissensgebiet dem Publikum auf unterhaltsame Weise zu präsentieren. Dabei ist alles erlaubt. PSD Bank Kino, Seebühne im Westfalenpark, Dortmund, 21.30 Uhr

FR 02 | 08 | 19 Theater | Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990 – 1990 Das Tagebuch eines Hamsters über sein unglückliches Leben als Haustier zwischen Käfigstäben und Futternapf. Als existenzialistischer Tagebuchschreiber erzählt Edward von seiner Verachtung für das Hamsterrad und die frei umherlaufende, aber geistig eingesperrte Familienkatze sowie vom Streben, seinem kurzen Leben eine tiefere Bedeutung zu verleihen. Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr RuhrHOCHdeutsch | Philip Simon In welcher Welt wollen wir leben? Und was haben wir noch mit ihr zu tun? Wer sind wir, und wer kann uns das noch bestätigen? Tun wir das Richtige? In einer Zeit, in der es scheinbar mehr Fragen als Antworten gibt, zerlegt Philip Simon sein Innerstes auf der Bühne, um die Bausteine zu erkennen, aus denen wir unsere Realität zimmern und unsere Weltsicht zementieren. Und er stellt fest: Wir haben eine Menge Meisen. Spiegelzelt Am Steinernen Turm, DO, 20 Uhr

SA 03 | 08 | 19 Musik | Odyssee: Morgane Ji Die kreolische Sängerin Morgane Ji fasziniert durch ihre berührende, erstaunlich wandlungsfähige Stimme. Unterstützt wird die Sängerin von technoiden wie hypnotischen Beats ihrer dreiköpfigen Band. Eintritt frei. Freilichtbühne Wattenscheid, BO, 19.30 Uhr Kleinkunst | Tim Becker – „Tanz der Puppen“ Ob es das notorisch schlechtgelaunte Kaninchen ist, der rosa Hengst, der kiffende Hippie oder die anderen Kollegen. Alle haben etwas zu erzählen: skurrile Geschichten, Aufgeschnapptes aus dem täglichen Leben, Lästereien über die Befindlichkeiten der anderen. Da kommt Bauchredner Tim Becker kaum dazwischen, wenn er aber tatsächlich mal etwas sagt, wird er schnell unterbrochen. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

DO 08 | 08 | 19 Lesung | Sommer am U: Dond und Daniel lesen „Streichholzschachteltheater“ Die beiden Buchhändler machen mehr, als schlau ausgewählte Texte vorzulesen. Michael Frayns literarische Miniaturen bieten Dond und Daniel eine Steilvorlage: „Eine Reihe kurzer, absurder Szenen, geschrieben von einem der größten und sicher dem lustigsten Dramatiker Englands, nicht um aufgeführt, sondern nur um gelesen zu werden – eine witziger als die andere …“ (Daniel Kehlmann). Lebendige Literatur, eine einzigartige Performance. Präsentiert von bodo e.V. & ekamina, Eintritt frei. Dortmunder U, Dortmund, 18 Uhr

SA 10 | 08 | 19 Theater | Frankenstein Getrieben von dem Zwang etwas Neues zu erschaffen, gelingt es Victor Frankenstein, toten Dingen Leben einzuflößen. Auf der Suche nach Liebe reagieren die Menschen auf die Erscheinung der Kreatur mit Gewalt, und so wird auch sie gewalttätig. Frankenstein verspricht der Kreatur, einen Partner zu erschaffen, damit sie nicht mehr in Einsamkeit leben muss. Doch kurz vor der Vollendung zerstört er sein Werk und erntet dafür unauslöschlichen Hass. Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

endstation.kino | Face_It! Das Gesicht im Zeitalter des Digitalismus „Das Gesicht ist der sichtbarste und ungeschützteste Teil unseres Körpers – es ist öffentlich“, sagt der Videopionier bodo Gerd Conradt. Das verlost 1x2 Gesicht und seine digiKarten tale Codierung, die als moderner Fingerabdruck wie ein geheimnisvolles Siegel Zugang zur Persönlichkeit eines Menschen verschafft, ist Thema seines Films „Face_It!“. Mit dem Pilotprojekt von Bundespolizei und Deutscher Bahn zur biometrischen Videoüberwachung am Berliner Bahnhof Südkreuz startet Conradt, befragt Datenschützer, Künstler, einen Medienrebellen, eine Kunsthistorikerin und Politiker. Er stellt einen Human Decoder vor, der das bereits 1978 entwickelte „Facial Action Coding System“ (FACS) des Psychologen Paul Ekman anwendet, und analysiert Videoclips, in denen das Gesicht als Kunstwerk verhandelt wird. Am Modell der Nofretete ertastet ein blinder Mann das „schönste Gesicht der Welt“. Und die Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär gewährt Einblicke in ihr Denken. Mit dem Facial Action Coding System (FACS) soll es möglich werden, die Geheimnisse des Gesichts zu entschlüsseln. Das birgt die Gefahr, dass der mimische Austausch von Gesicht zu Gesicht zu ausdrucks- und geschichtslosen FACES wird. Oder in Conradts Worten: „Wenn die Individualität eines Gesichtes von einem Code gelesen und von Algorithmen zu verwertbaren Informationen auf bereitet wird, stellen diese Daten eine Ressource dar, deren Besitz zu Macht von bisher ungeahntem Ausmaß führen könnte.“ Zu sehen ab Donnerstag, 25. Juli. Alle Termine: www.endstation-kino.de endstation.kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum www.endstation-kino.de

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BODO GEHT AUS

Onkel Buddy Universitätsstr. 26 44789 Bochum

Beste Burger bei Buddy Man mag das heute kaum glauben, aber als Sven Ruhr 2016 nach Bochum kam, fand er: „Die Stadt ist beim Thema Burger noch nicht so gut besetzt – vor allem im Imbiss-Bereich.“ Also eröffnete er kurzerhand den kleinen Laden „Onkel Buddy“ hinterm Hauptbahnhof und hat seitdem Konkurrenz kommen und gehen sehen. Er und sein Angebot bleiben – weil es einfach unschlagbar gut ist. Wie hervorstechen aus der Masse der Burgerbrater, die sich in allen Ecken der Innenstadt breitgemacht haben? Mit frisch gebackenen Brötchen vom Bäcker, die hinterher schön saftig und trotzdem knusprig sind. Mit frischem Rindfleisch in ganzen Stücken, das er selbst zu Pattys verarbeitet. Mit selbst gemachten Saucen und großartigen, selbst komponierten vegetarischen Alternativen auf Falafel-, Kürbis- oder Rote-Beete-Basis. Sven Ruhr kommt selbst ins Rätseln, wenn er über das Geheimnis seiner Burger spricht: „Es muss auch am Mikroklima hier hinten am Grill liegen“, sagt er aus der Ecke

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Von Max Florian Kühlem Fotos: Daniel Sadrowski hinter seinem Tresen, „wenn ich irgendwo Catering mache, werden sie nicht unbedingt genauso gut.“ Trotzdem funktioniert auch dieses Angebot immer besser, und er bereitet sein Essen auf Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten zu. Anstatt eines Fünf-Gang-Menüs gibt es dann zum Beispiel ein frisches Salat-Büffet, SüßkartoffelPommes, Quesadillas, Falafel und Burger. Die ursprüngliche Idee des ehemaligen Hotelkochs und seiner Frau war, auf den Streetfood-Trend aufzuspringen und sozusagen einen festen Streetfood-Stand einzurichten. Daraus wurde ein Imbiss, der wesentlich mehr bietet als Burger. Neueste Errungenschaft sind zum Beispiel hübsch angerichtete

Salat-Bowls in der Pappschachtel zum Mitnehmen. „Wer eine Tupperdose mitbringt, kann die Gerichte auch gern darin mitnehmen“, sagt Sven Ruhr, dem das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Seit einiger Zeit verzichtet er zum Beispiel auf Wegwerfschalen für Pommes und Burger. Der Name Onkel Buddy ist in Anlehnung an den Lieblings-Rock‘n‘Roller des Bochumer Autors Wolfgang Welt entstanden: Buddy Holly. Dessen Gesicht mit der markanten Brille ziert auch das Logo des Ladens. Im großen Schaufenster hat Sven Ruhr es jetzt allerdings durch einen Burger mit Brille ersetzt. Er konnte diese Frage nicht mehr hören: „Ey, was ist das hier? Ein Friseur?“


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Guacamole „Die einfachsten Dinge sind die besten“, verrät Sven Ruhr seine Onkel-BuddyPhilosophie. Deshalb ist sein Rezept für Guacamole ganz schön basic:

Wir verbinden Dortmunds

schönste Ecken

1. Wir nehmen reife Avocados und schneiden sie klein.

• zahlreiche Verbindungen • dichtes NachtExpress-Netz • keine Parkplatzsuche • DSW21-App für Ticketkauf und alle Infos

Freu Dich!

2. Wir geben etwas frisch gepressten Limettensaft, Salz und Pfeffer dazu.

ein ... Steig bei uns chkraft als Pflegefa ortmund, in Bochum, D itten Lünen oder W

3. Dann verrühren wir es, bis eine Creme mit Stückchen entsteht. „Das schmeckt wunderbar avocadig“, sagt der ImbissBetreiber. „Von Natur aus ist die Avocado keine Geschmacksbombe, und wenn man Chili und Knoblauch reinhaut, dann bleibt nicht viel vom Eigengeschmack über.“

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INTERVIEW

Die Tage im Skatepark

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Wäre Deutsch-Rap eine Partei, dann müsste Dendemann ihr Vorsitzender sein. Ende Juni ist er 45 Jahre alt geworden. Auf seinem aktuellen Album „da nich für!“ überrascht er mit Samples von Rio Reiser, Hildegard Knef oder Heinz Erhardt, dazu gibt es gerappte Gastbeiträge von Trettmann, Casper oder den Beginnern. Im Gespräch geht es um das Dortmunder Keuning-Haus, die harte Böhmermann-Schule und Freiheit in Zeiten von Spotify. Von Peter Hesse | Fotos: Nils Mueller

Dendemann, du bist in Wickede an der Ruhr geboren und in Menden groß geworden. War als Jugendlicher von dort aus Dortmund die große, weite Welt? Es gab damals so Sommerferien-Tickets, die etwa 15 Mark gekostet haben. Die Fahrt mit der Bahn war aber kompliziert und anstrengend. Es gab aber schon früh immer jemanden, der ein Auto hatte, so dass unser Taschengeld eher ins Spritgeld gewandert ist. Man fuhr nach Dortmund – ob zum Plattenkaufen oder zum Skaten – das war für uns die nächstgrößere und wichtige Stadt. Beim Song „Wo ich wech bin“ erzählst du unter anderem vom Dortmunder Keuning-Haus, einem Ort, an dem du selber 1998 noch aufgetreten bist. Gab es dort Erlebnisse, die sich bis heute gut anfühlen? Alles, was sich früher gut anfühlte, ist ja heute auch noch gut. Das Gute an sich kriegt die Zeit alleine nicht kaputt. Meine Erinnerung ans Keuning-Haus ist aber nicht der Auftritt mit „Eins Zwo“, sondern das sind die Tage, die ich da im Skatepark verbracht habe, bevor ich angefangen habe zu rappen. Natürlich glaubt man, das war emotional nicht zu toppen – diese subjektiv empfundene goldene Ära, die jeder Heranwachsende mit sich herumschleppt. Bist du Lokalpatriot, wenn es um Menden oder um Dortmund geht? Ja, aber als Rosinenpicker: immer nur das, was gut ist und was mir gefällt. Meiner Sprache hört man immer noch total an, wo ich herkomme. Von der Wortwahl ist das auch immer „doller“, als ich das selber feststelle. Ich kriege das oft nur mit, wenn ich im Studio von Hamburgern oder Berlinern korrigiert werde. Dann sagen die, dass es „Wo ich herkomme“ und nicht „Wo ich wech bin“ heißt. Ich halte dann dagegen, dass man das Lied auf gar keinen Fall anders nennen kann. In solchen Dingen bin ich natürlich noch mit der alten Heimat verbunden. Und ich muss sagen, dass der Tourauftritt in Dortmund Anfang des Jahres eins der emotionalsten Erlebnisse seit langem war. Wie findest du es, wenn du in der ehemals stolzen Bierstadt Dortmund in einer Halle auftrittst, die von einer Brauerei aus dem Sauerland gesponsert wird? Das war meine erste Tour, in der wir in Venues gespielt haben, die nach einem Sponsor benannt sind. Das passiert ja erst nach einer bestimmten Größe – es gibt ja noch kein „Red Bull Freizeitzentrum West“. Die Skepsis schwimmt schon mit, aber gerade dieser Auftritt hat mir halt gezeigt, dass man offen für die Überraschung sein muss. Ich hatte dort am meisten Angst vorm Sound – und nicht vor der Warsteiner Brauerei. Diese Halle ist ein solch massives Gebäude, egal wie viele P.A.-Einheiten man da reinstellt, ich hatte Sorge, mein Wunschergebnis in Sachen Klang nicht zu erreichen. Und es war dann das totale Gegenteil: Der Laden klingt ja

Unter anderem mit SDP, Bausa, Trettmann, AnnenMayKantereit und Moop Mama teilt sich Dendemann die Hauptbühne des Juicy Beats Festivals, das am 26. und 27. Juli im Dortmunder Westfalenpark stattfindet. 33


INTERVIEW

leer schon irre gut! Und nach dem Konzert hatten wir noch eine wunderschöne Aftershow-Party mit etwa 20 Leuten, die ich seit damals nicht mehr gesehen hatte. Du arbeitest als Texter mit fast unendlich vielen sprachlichen Spielereien, mit Wortakrobatik, mit komplexen Metaphern. Ist dein Text zu „Wo ich wech bin“ das Ergebnis von viel Arbeit, Schweiß und noch mehr Korrekturen? Ausgerechnet dieser – und vielleicht als einziger auf meinem aktuellen Album – ist ein 3-Stunden-Job gewesen. Und das ganze Stück war eigentlich an anderthalb Tagen komplett fertig. Danach ist da nie wieder was dran passiert. Wo holst du dir Inspirationen her? Gibt es Tricks, die helfen, wenn es mal irgendwo klemmt? Ich hab nie gewusst, wo ich Hilfe für mein Problem herbekomme, weil das schon immer irgendwie „selbstgemacht“ war. Ich habe erst im Neo Magazin Royale gelernt, wie man den Druck einer ganzen Mannschaft aushält, dass ich nur drei Versuche habe – denn irgendwann ist die Aufzeichnung auch mal zu Ende. Und zur Generalprobe musste ich immer meinen Text fertig haben. Dieser Dauerdruck und die damit verbundene Scham, gerade bei den paar Momenten, die nicht so toll geklappt haben, haben mir Tools beschert, die ich inzwischen sehr gut einsetzen kann. Seitdem fühle ich mich sehr „funktional“. Ich kann mich hinsetzen, meine Sprache fließt und alles ergibt sich. Nicht jeder Reim fließt selbstverständlich – aber im TV-Studio habe ich gelernt: Verlass dich auf dich selbst.

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Kannst du deine freie Zeit auch genießen, oder bist du ein Gefangener der Musikindustrie? Ich finde, es ist doch für Künstler viel besser geworden. Überleg doch mal bitte, was Elvis Presley für Knebelverträge in den 1950er Jahren hatte. Deswegen empfinde ich eine Milliarde Streams als unfassbar großen Erfolg – denn das ist komplett von den Leuten entschieden worden. Das ist auch irgendwo das Schöne am Streaming: Auch wenn die Gewinnmarge scheiße ist, ist die Verteilung vielleicht sogar die bislang gerechteste. Aber jetzt gerade begreifen die Marktführer und Rechteinhaber mal wieder nicht, dass sie das Ruder in der Hand haben. Spotify lässt jetzt über die Algorithmen die Festival-Line-Ups bestimmen – das Line Up wird dann mit den meist gestreamten Fünf aus dem jeweiligen Genre der letzten Monate zusammengestellt. Und den Künstlern wird dann ans Herz gelegt: Bevor ihr eure Setlists zusammenstellt, schaut doch mal, was unsere Hörer von euch am meisten mögen. Das ist ein Eingriff, der bis in die Show geht. Als Musiker muss man dem nicht nachkommen, aber das ist natürlich schon eine Art künstlerische Enthauptung. Naja, ist eine schwierige Sache. Schlussfrage: Zwischen Politikkrise in Österreich, genereller Politikverdrossenheit und Brexit-Panik – wie fühlt sich das Jahr 2019 für dich persönlich an? Ich habe aktuell einen Weltschmerz-Peak erreicht, ich empfinde mich seit Tagen als extrem wütend. Und es bringt überhaupt nichts. Ich sage es auch ungern in Interviews, weil es immer wie ein Eigentor rüberkommt: Ich bin auch unfassbar enttäuscht vom Journalismus und der dazugehörigen journalistischen Willkür. Dieser manipulativ aufgeschriebene und nach Zeichen gezählte Rotz, der schlecht abgerechnet in irgendeine Tastatur reingehauen wird – da gibt es viel zu viele Unverantwortlichkeiten.


Eine Frage, Frau Prof. Dr. Hüttemeister:

Was ist denn da am Himmel los? Wenn man in einer klaren Sommernacht unter günstigen Bedingungen in den Sternenhimmel schaut, kann man mit bloßem Auge über zweitausend Sterne beobachten. Vor dieser Kulisse laden im Sommer viele astronomische Phänomene zur Beobachtung ein. Doch auf was genau soll man achten, wenn man in den sommerlichen Nachthimmel schaut?

Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, Leiterin des Bochumer Planetariums

„Ein spannendes Phänomen sind leuchtende Nachtwolken. Diese Wolken in der Mesosphäre (also oberhalb der Troposphäre) in einer Höhe von 80 bis 85 Kilometern werden, auch nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, von unserem Stern angestrahlt und erhellen den Nachthimmel“, sagt Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, Leiterin des Bochumer Planetariums. Je nach Sonnenstand reicht das Leuchten dieser Wolken von Gelb bis perlmuttfarben und bietet ein spannendes Schauspiel am Nachthimmel. Ein weiteres Ereignis, dessen Beobachtung sich lohnt, ist der jährlich in der ersten Augusthälfte auftretende Meteorstrom der Perseiden, der am 12. und 13. August sein Maximum erreicht. In dieser Zeit lassen sich zwischen zwei und vier Uhr nachts zwischen 20 und 50 Sternschnuppen pro Stunde beobachten, die ihren scheinbaren Ursprung im namensgebenden Sternbild Perseus zu haben scheinen. „Leider ist der Mond zu ih-

rem Maximum zu über 90 Prozent beleuchtet und erhellt den Nachthimmel. Was eine Beobachtung nicht unbedingt erleichtert“, so Hüttemeister. Im Ruhrgebiet und anderen dicht besiedelten Regionen spiele das

„Raus aus der Stadt fahren und sich auf eine Wiese legen reicht schon, um eine Menge spannender Dinge beobachten zu können.“ aber gar keine so große Rolle, da die Lichtverschmutzung durch Straßenlaternen und anderes menschengemachtes Licht die Himmelsbeobachtung eh erschwere. Wer jetzt nachts den Himmel erkundet, kann sich auch auf die Suche nach Jupiter und Saturn begeben. Die beiden größten Planeten unseres Sonnensystems stehen zurzeit in Opposition zur Sonne und lassen sich daher besonders gut beobachten. „Das Schöne ist, dass man für all diese Beobachtungen keine optischen Instrumente benötigt“, so Hüttemeister. „Mit einer Decke etwas raus aus der Stadt fahren und sich auf eine Wiese legen reicht schon, um eine Menge spannender Dinge beobachten zu können.“

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Neben dem Dortmunder U Ze n t r u m fü r Ku n s t u n d K re at iv it ät

I m m e r d r au ß e n , b e i Re gen d r in n e n . We c h s e ln d e Tage u n d im m e r ko s te n lo s .

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REPORTAGE

Aufs Land, clean werden Der Hof Fleckenbühl

Der Hof Fleckenbühl liegt am Südrand des Burgwaldes im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die Gemeinde Cölbe, zu der er gehört, trägt wie der Ortsteil Schönstadt, an den der Hof grenzt, Herzen im Wappen. Idyllischer wird es nicht. Fragt man Drogenabhängige in Dortmund oder Bochum nach dem Hof, nicken viele wissend, andere beginnen zu erzählen. Der Hof Fleckenbühl ist eine Institution. Für Hunderte Menschen pro Jahr ist er die Chance auf ein drogenfreies Leben. Von Bastian Pütter Fotos: Die Fleckenbühler und Sebastian Sellhorst

Rolf Sterk rutschte in Dortmund in Sucht und Obdachlosigkeit. Auf dem Hof Fleckenbühl lernte er, nüchtern zu leben. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er für die Gemeinschaft.

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lles beginnt 1971 in Berlin. Nach dem amerikanischen Vorbild „Synanon“ entsteht hier die erste Selbsthilfe für Suchtkranke. Das Ziel: Gemeinsam clean werden, gemeinsam leben – und arbeiten. „Immer ging es darum, sinnvolle Sachen zu machen“, sagt Rolf Sterk, Vorstandsmitglied der Fleckenbühler. „Irgendwann bekam man eine alte Druckmaschine geschenkt und fing an, Zeitungen zu drucken. Da war klar, wenn wir drucken, kann man da auch ausbilden. Das ist der Grundsatz, den wir beibehalten haben: Man kann bei uns lernen, nüchtern zu werden. Man kann lernen, sozial integrierbar zu sein. Und man kann lernen, später dem ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen.“

Aufs Land In den umweltbewegten frühen 1980er Jahren entsteht der Wunsch, selbst für gesunde Ernährung zu sorgen. Es wird ein großer Garten oder Hof gesucht, um ihn selbst zu bewirtschaften. Im ummauerten Berlin klappt das nicht, aber es kommt der Kontakt nach Hessen zustande. Hier beginnt die Geschichte der Fleckenbühler. 1984 kann der Hof bei Marburg erworben werden, 14 Menschen aus Berlin, darunter ein gelernter Landwirt, ziehen aufs Land. Am Wochenende kommen noch lange die Berliner, um mitzuarbeiten. „Weil das Land 20 Jahre brachlag, war keine Chemie im Boden, und schon 1987 gab es die Demeter-Anerkennung“, sagt Rolf Sterk. Mit hessischen Landesmitteln und Unterstützung des Demeter-Verbandes wächst der Hof: Milchkühe werden angeschafft, eine Ziegenherde, es entstehen eine eigene Käserei, eine Bäckerei, mehrere Läden, eine Küche für Schul- und Kindergartenessen, ein Buffetund Partyservice, ein Umzugsunternehmen. Als der Hof zu klein wird, erwirbt die Initiative ein ehemaliges Hotel in Frankfurt. Rolf Sterk wird das Haus 15 Jahre lang leiten. Später kommt noch eine Jugendhilfeeinrichtung im Umland dazu.


„Vielleicht Bäcker?“ Inzwischen leben rund 120 Erwachsene und ein Dutzend Kinder auf dem Hof, 250 Hektar werden bewirtschaftet. Mehrere Hundert Süchtige aus ganz Deutschland klopfen jedes Jahr ans Tor. Denn der Hof verspricht die sofortige, unbürokratische Aufnahme. „Unser Ansatz ist: Wir wollen keine klassische Therapie machen, keine Arbeitstherapie mit Specksteinschleifen“, sagt Rolf Sterk. „Sondern wir wollen einen normalen Alltag haben, als Gemeinschaft frühstücken, dann aber pünktlich anfangen, richtig zu arbeiten.“ Wer neu ankommt, wird sofort in den Arbeitsalltag eingebunden. In den ersten drei Monaten hält er oder sie mit hauswirtschaftlichen Tätigkeiten den „Älteren“ den Rücken frei und lernt in drei zweiwöchigen Praktika die Arbeitsbereiche kennen. „Nach drei Monaten gucken wir, dass man im Wunschbereich arbeiten kann, in der Bäckerei beispielsweise. Dort gibt es dann eine Art Basisausbildung. Nach einem halben Jahr wird gefragt: Willst du so weitermachen, willst du woanders arbeiten, willst du vielleicht Bäcker werden?“ Von Anfang an setzen die Fleckenbühler auf berufliche Qualifikation. Schließlich soll es weitergehen nach dem Cleanwerden. „80 Prozent der Leute, die zu uns kommen, haben keine Ausbildung abgeschlossen. Wir bieten eine modulare Ausbildung an, den Frankfurter Weg. Man schließt keinen Vertrag für drei Jahre und bricht die Ausbildung ab, wenn man das Haus verlässt, sondern es gibt 12 Bausteine, die je mit einem Zertifikat abschließen. So lässt sich die Ausbildung auch anderswo fortsetzen.“

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REPORTAGE

Der Fokus auf Ausbildung sei so wichtig, weil der Altersdurchschnitt stark gesunken sei, sagt Sterk. „Als ich vor 21 Jahren kam, lag er zwischen 45 und 50, mittlerweile ist er unter 35 gerutscht. Das hat viel den Drogen zu tun. Wer fünf Jahre Crack nimmt und noch lebt, gehört in die Psychiatrie. So drastisch muss man es leider sagen. Die Crystal-Meth- und die Crack-Leute, die kommen, sind alle jung.“ Wie lange die neuen Bewohner bleiben, entscheiden sie selbst. „Die Leute fangen nach einem Jahr wieder an, klar zu denken“, sagt Sterk. „Warum gibt es die Selbsthilfe? Die staatlichen Einrichtungen hören an dieser Stelle auf. Für einen Alkoholiker dauert heute eine Therapie acht bis zwölf Wochen. Wenn man es Langzeittherapie nennt, 16 Wochen. Bei Drogenabhängigen haben wir sechs, acht und zehn Monate. Wir sagen: Nach einem Jahr ist der Körper endlich wieder entgiftet, dann fängt es langsam an zu arbeiten. Wir empfehlen eine Aufenthaltsdauer von zwei bis drei Jahren, damit man wirklich lernt, sein Leben in den Griff zu bekommen.“

Der Reset-Knopf

Rund 120 Erwachsene und ein Dutzend Kinder leben auf Hof Fleckenbühl. Mehrere Hundert Abhängige aus ganz Deutschland versuchen hier jedes Jahr einen Ausstieg aus der Sucht.

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Rolf Sterk weiß, wovon er redet. Er ist seit seinem dritten Anlauf Fleckenbühler. Es war der 23. April 1998. „Ich war damals 39 und hatte vor, mindestens 40 zu werden.“ Angefangen hatte es mit Alkohol. Er war 13, und trinkfest zu sein brachte Anerkennung. Er machte eine Ausbildung zum Verkäufer und Karriere als Abteilungs-, dann Filialleiter. „Ich heiratete, bekam zwei Kinder, baute gemeinsam mit den Schwiegereltern ein Haus – bis meine erste Frau mich irgendwann vor die Wahl stellte: Werde nüchtern oder geh. Ich hab mich für’s Gehen entschieden.“ Bis dahin habe er sich nie vorstellen können, Drogen zu nehmen. Doch dann lernte er eine Frau aus Dortmund kennen. „Morgens sah ich, wie sie sich einen Druck machte. Mit Heroin war sie so gut drauf, dafür brauchte ich zwei Flaschen Cognac am Tag. Ich sagte: Mach‘ mir das auch. Da war ich 28. Es hat dann ungefähr drei Monate gedauert, bis mein Leben sich einmal umgedreht hatte, bis alles weg war: Geld, Wohnung, Auto, Arbeit.“


Rolf Sterk schlief in den Notschlafstellen für Süchtige und Obdachlose in Dortmund, Bochum, Essen. Es folgten 15, 16 Entgiftungen, erste Therapieversuche. „1996 habe ich in Bochum auf der Straße gesagt: Jetzt ist Feierabend, das will ich nicht mehr.“ Der erste Versuch in Fleckenbühl. Zwei Jahre später klappt der Neuanfang endgültig: Rolf Sterk wird nüchtern und bleibt. In Fleckenbühl lernt er seine zweite Frau kennen, gemeinsam nehmen sie zwei Pflegekinder auf. Sterk übernimmt fünfzehn Jahre lang die Leitung des Frankfurter Hauses, rückt in den Vorstand auf. Inzwischen ist er mit einer neuen Aufgabe betraut. Er arbeitet in der Öffentlichkeitsarbeit und reist unter anderem durch Deutschland und besucht Beratungsstellen und Kontaktcafés, um für Fleckenbühl zu werben.

„Irgendeine Lösung“ Gute Argumente hat er. Ein aktuelles Gutachten setzt den Hof mit einer „durch professionelle Fachkräfte geleiteten und betreuten stationären Suchthilfe-Einrichtung“ gleich. Wichtige Unterstützung im Kampf auch um die zukünftige Finanzierung. Die stand auf sicheren Füßen, solange der Landkreis den Bewohnern Sozialhilfe oder Hartz IV überwies. Die gingen mit den Einnahmen aus den Betrieben in eine Gemeinschaftskasse ein und trugen den Hof. Seit einem Berliner Urteil ausgerechnet gegen das ehemalige Mutterhaus in Berlin fühlt sich der Landkreis nicht mehr in der Pflicht. Geld könne nicht an Bewohner in Einrichtungen gezahlt werden. Der damit zuständige Landeswohlfahrtsverband hält die Fleckenbühler nicht für eine Einrichtung und will deshalb nicht fördern. Eine verfahrene Situation. Bis Ende des Jahres springt das Land ein, bis dahin muss eine Lösung gefunden sein. Rolf Sterk ist vorsichtig optimistisch. „Irgendeine Lösung wird es geben.“ Schließlich wissen nicht nur Land und Landkreis, was sie an den Fleckenbühlern haben. www.die-fleckenbühler.de

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REPORTAGE

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rgendwann hörte Daniel L. auf, mit seinen Kumpels darüber zu reden. Einer sagte bloß: „Sei doch froh. Das bedeutet, sie liebt dich noch.“ Der andere scherzte: „Vielleicht solltest du ins Männerhaus“, ein dritter murrte: „Der würde ich’s aber zeigen!“ Auch sein bester Freund wollte ein wenig beschämt von ihm wissen: „Kannst du dich nicht wehren?“ Nein, dachte Daniel L., kann ich nicht. Will ich nicht. Oder sollte ich?

in denen die Gewalt gegenseitig ist. Ausgelöst wird diese Gewalt häufig durch übersteigertes Kontrollverhalten der Ehefrau oder Partnerin – wie im Fall von Daniel L., der dem Psychoterror seiner Frau ausgesetzt war. Und wie Daniel fühlen sich die betroffenen Männer meist als Versager, weil sie nicht dem Bild entsprechen, das man von einem Mann hat: Seid echte Kerle, die sich wehren, seid keine Memmen, die alles über sich ergehen lassen.

Daniel L., Mitte vierzig, Elektriker von Beruf, ist kein Einzelfall. Zwar wird kaum darüber geredet, doch laut Schweizer Kriminalstatistik war 2017 von rund 10.000 Betroffenen jedes vierte Opfer häuslicher Gewalt ein Mann. (Die deutsche Polizeiliche Kriminalstatistik zählt 18 Prozent Männer – beide Zahlen beschreiben das sogenannte Hellfeld. In einer Studie des Robert-Koch-Instituts von 2013 hingegen gaben Frauen nur geringfüglich häufiger an als Männer, innerhalb des vergangenen Jahres körperliche Gewalt durch ihren Partner erfahren zu haben: 1,2 zu 0,9 Prozent.)

Der Mann als Opfer der Frau: Das bricht mit unserem herkömmlichen Rollenverständnis. Männer sind Täter. Opfer sein, das ist primär weiblich. Darin sieht Sieglinde Kliemen eine der Hürden in der Bewältigung dieser Art von häuslicher Gewalt. „Die betroffenen Männer fühlen sich häufig nicht ernstgenommen. Sie trauen sich nicht, ihre Erfahrungen anderen mitzuteilen oder Hilfe zu suchen. Sie bleiben allein.“ Kliemen, ausgebildete Erwachsenenbildnerin und Fachfrau für systemische Beratung, ist seit Juli 2017 Leiterin des Männerhauses „Zwüschehalt“ in Bern, das vorübergehend Platz für zwölf gewaltbetroffene Männer bietet, mit eigenen Zimmern, einem Aufenthaltsraum, einer Küche und einem Garten. Zum Schutz der Betroffenen wird die Adresse geheimgehalten. Die Betroffenen kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und sind im Schnitt um die 40 Jahre alt.

Vor allem bei „schwerer Gewalt“ sind die Opfer aber vor allem weiblich. Hier ist der eigene Ehemann oder Partner die größte Bedrohung, und die Rollen sind in diesen Fällen klarer verteilt: Der Mann schlägt, die Frau wird geschlagen. Männer hingegen, die Opfer werden, sind oft gleichzeitig auch Täter: Drei von vier männlichen Opfern kommen aus Beziehungen,

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Daniel L. ist einer von ihnen. Er kam Ende 2017 in den „Zwüschehalt“ und blieb für einige Wochen dort. Tagsüber ging er zur Arbeit, die Abende verbrachte er im Männerhaus und redete mit Sieglinde Kliemen über seine Situation. „Ich kam hier an, und von mir fiel eine tonnenschwere Last. Als ich mich dann langsam erholen konnte, mochte ich nicht immer Probleme wälzen, ich sehnte mich nach Normalität.“ Dafür sei der „Zwüschehalt“ der richtige


Der harte Kerl im Kopf Die NRW-Landesregierung plant die Einrichtung von „Akutschutzplätzen“ für Männer, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Sogenannte Männerhäuser sind bislang in Deutschland rar. Was sie leisten können, zeigt ein Besuch unserer Schweizer KollegInnen von „Surprise“ im Berner Männerhaus „Zwüschehalt“. Text und Fotos: Klaus Petrus

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REPORTAGE

Ort, sagt Kliemen. Oft seien die Männer, die bei ihr anrufen, einfach erschöpft, sie wüssten nicht mehr weiter. „Es geht zuerst darum, sich wieder in Sicherheit zu fühlen.“ Sicherheit, Ruhe und Anonymität – das sind die Grundpfeiler des Männerhauses. Darüber hinaus werden die Betroffenen in ihrem Alltag begleitet und beraten.

niel rückblickend, sei er skeptisch geblieben und habe immer damit gerechnet, dass sie ins alte Verhalten zurückfallen: Seine Frau, die sich in ihre Eifersuchtsattacken hineinsteigert, und er, der sich zurückzieht und alles über sich ergehen lässt. Manchmal macht sich Daniel deswegen Vorwürfe: „Vielleicht hätte ich mich mehr wehren müssen.“ Schon immer seien die anderen auf ihm herumgetrampelt, erzählt er. Und seine erste Frau, manisch-depressiv, habe ihn regelrecht gequält. „Irgendwie ziehe ich das an.“

Im Gegensatz zu anderen Männerhäusern nimmt der „Zwüschehalt“ auch Väter auf, sofern diese das Sorgerecht für ihre Kinder Sieglinde Kliemen, Fachfrau für systemische Berahaben. Auch Daniel L. brachte Tochter Jutung, ist seit Juli 2017 Leiterin des Männerhauses lia* mit. Er fürchtete, seine Frau würde ihr Daniel sollte Recht behalten. Schon wenige „Zwüschehalt“ in Bern. Wochen später fing seine Frau wieder an, seietwas antun. Zweimal habe sie in ihrer Wut ne Mails zu durchstöbern und ihn mit ihren gedroht, sich selbst und Julia umzubringen. Weil seine Ehefrau immer mehr Kontrolle stundenlangen Fragen wachzuhalten, und über sein Leben hatte – sie überwachte sein Handy, seine Mails, sein ein Streit eskalierte. Nein, beteuert Daniel L., zugeschlagen habe er nie. gesamtes soziales Umfeld –, plante er den Weggang aus der gemeinsaAuf dieses Niveau habe er nicht sinken wollen. „Gewalt provoziert oft men Wohnung heimlich bis ins letzte Detail. Nachdem er schon woGegengewalt, und das ist immer eine schlechte Lösung“, ist Sieglinde chenlang mit dem Sorgentelefon 143 in Verbindung gestanden hatte, Kliemen überzeugt. kam der Tag, an dem Daniel L. die Koffer packte, mitsamt Reisepässen. Er brachte seine Frau zur Arbeit, danach fuhr er ohne jede weitere Dies habe stark mit der Dynamik von Konflikten zu tun. „Viele GewaltNachricht ins Männerhaus. Dort angekommen, meldete er sich bei handlungen in Beziehungen entstehen aus dem Affekt, ausgelöst durch seiner Frau, was zu großem Aufruhr führte. Am Ende war die Polizei gegenseitige Verletzungen oder schlicht, weil einen die Situation überfordert.“ Es sei typisch für solche Konflikte, dass sehr oft beide, Männer involviert, die Opferhilfe, Anwälte – das ganze Programm. wie Frauen, ihren Anteil an der Verantwortung hätten. „Alle BeteiligFast immer reagierten Frauen heftig, wenn ihre Männer im „Zwüscheten sind immer beteiligt, und alle Betroffenen immer betroffen.“ Das halt“ Schutz suchten, sagt Sieglinde Kliemen. Was auch damit zu tun zeige, dass die strikte Unterscheidung zwischen Opfer und Täter zu habe, dass in gewaltgefährdeten Beziehungen häufig starke Abhänkurz greife. Relativieren wolle sie damit nichts, betont Kliemen. gigkeiten bestünden. „Die Paare kommen kaum voneinander los.“ So Er habe es wirklich versucht, sagt Daniel L. Doch seine Frau habe nicht trenne sich über die Hälfte der gewaltbetroffenen Männer nur vorübergehend von ihren Partnerinnen oder Familien. Für diese wird der lockergelassen, ihre Eifersucht nicht in den Griff bekommen. Ihm wur„Zwüschehalt“ tatsächlich bloß zu einem Zwischenhalt auf ihrem Weg de eng auf der Brust, er bekam keine Luft mehr, musste erbrechen, zurück in die Beziehung, im Schnitt bleiben sie zwei Monate. Diese Zeit konnte nicht mehr schlafen. Daniel kehrte ins Männerhaus zurück. sollten sie nutzen, um sich mit Mustern auseinanderzusetzen, die in Für wie lange, das weiß er noch nicht. „Ich liebe meine Frau“, sagt er. Beziehungen entstehen, sagt Kliemen. „Aber nicht dieses Monster in ihr.“ Auch Daniel L. kehrte nach einigen Wochen zu seiner Frau zurück. Sie hätten viel geredet, seien aufeinander eingegangen. Und doch, sagt Da-

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Von hier Geschichte(n) erzählen, nicht aufzählen. Lesarten der Stadt anbieten, zum Flanieren einladen. Die „Dortmunder Passagen“ sind ein ganz anderer Stadtführer – und, um es vorwegzunehmen, ziemlich großartig. Keine Restauranttipps, keine Infokästen mit Öffnungszeiten und auch nicht die aufgekratzte StadtmarketingProsa der Dortmunder Superlative. Wer das grellgelbe Softcover aufschlägt, ist überrascht. Edel wirkt das Layout, die tollen Fotos von Roland Baege, Rüdiger Glahs und Detlef Podehl laden schon im Buch selbst zum Entdecken ein. Ungewöhnlich ist der Aufbau, denn erschlossen wird die Stadt auf fünf thematischen Rundgängen: Wege, Wasser, Materialien, Stadt und Land, Spielräume heißen sie. Jede Route beginnt mit einem Objekt aus dem Museum für Kunst- und Kulturgeschichte. Weitere Drehscheiben der Stadterkundungen sind die Stadtkirche St. Reinoldi, der Botanische Garten Rombergpark, Museen und Industriedenkmäler. Beeindruckend, wie aus der fast ehrfurchteinflößenden Expertise der 20 AutorInnen um die Kunstgeschichtlerin Barbara Welzel, den Architekturhistoriker und Leiter des Baukunstarchivs Wolfgang Sonne und den Chef der Dortmunder Kulturbetriebe Stefan Mühlhofer eine wie aus einem Guss wirkende Teamarbeit geworden ist, die Lust macht, die Stadt (neu) zu entdecken. Stefan Mühlhofer, Wolfgang Sonne, Barbara Welzel (Hg.) Dortmunder Passagen. Ein Stadtführer ISBN: 978-3-86859-572-7 Jovis-Verlag | 272 S. | 15 Euro

Von außen Von unten Wolf trinkt. Spätestens seit seine Frau ihn und die gemeinsame Tochter verlassen hat, ist ihm sein Leben weitgehend entglitten. Freudlose One-Night-Stands machen das nicht besser. Die 15-jährige Tochter, die bei ihm wohnt, will nichts von ihm wissen. „Agnes muss lernen, in Konfliktsituationen nicht sofort körperlich zu reagieren“, doziert die Schulleiterin. Aber wohin mit der Wut? Auf ihren Vater, den Ex-Freund, die Blonde aus dem 10. Stock. Das ist Hannah. Sie hat 170.000 Follower. Modefirmen schicken ihr Kleider, damit sie sich darin fotografiert. Das ist heute ein Job, und nicht zwingend einer, der einen des Prekariats enthebt. Zwischen diesen drei Figuren schaltet der Roman hin und her. Melancholie und Realness: Karlsson erzählt ernsthaft, unironisch, fast unauffällig. Dabei handelt „Licht über dem Wedding“ im Kern von zerstörten, belasteten, nicht zustande kommende Beziehungen. Und von der Sprachlosigkeit. Nicht einmal Elternschaft ist ein festeres Band als andere. Ein Berlin-Roman ist das nicht. Milieustudie insofern, als dass er zeigt, wie sich soziale Wirklichkeit in alle Figuren einschreibt. Das braucht kein Lokalkolorit mehr. Der Wedding ist überall. Nicola Karlsson Licht über dem Wedding ISBN: 978-3-492-05941-1 Piper | 320 S. | 20 Euro

Der Historiker Jan Plamper lehrt am Goldsmiths College in London und hat lange in den USA und in Russland gelebt. Die Quasi-Außenperspektive, aus der er seine „andere Geschichte der Deutschen“ schreibt, gibt den knapp 400 Seiten Form und Richtung. „Das neue Wir“ ist konzipiert als Gegenerzählung zu den gängigen Narrativen deutscher Nachkriegsgeschichtsschreibung, in der Zu- und Auswanderung Einzelkapitel oder ein Spezialthema für die Migrationsforschung blieben. In der Folge hielten sich Vorstellungen von Homogenität und Zugehörigkeitsdefinitionen über „Kultur“ und „Herkunft“ statt über Staatsangehörigkeit. Plamper hingegen erzählt die Geschichte Deutschlands als Einwanderernation. Und er tut das auf geradezu irritierend mitreißende Art, lebendig und voller Anekdoten, aber auch mit klarem Blick für die Ambivalenzen und die Dialektik von rassistischen Kontinuitäten und Willkommenskultur. Eine „inklusive“ Nachkriegs-Nationalgeschichte in „Demut vor dem historischen Zufall Staatsbürgerschaft“. Geschrieben im Wissen, dass eine solche Erzählung neben Symbolen und Ritualen der notwendige „emotionale Klebstoff “ sein kann, der ein Gemeinwesen zusammenzuhält. Jan Plamper | Das neue Wir. Warum Migration dazugehört. Eine andere Geschichte der Deutschen. 978-3-10-397283-2 S. Fischer | 400 S. | 20 Euro 43


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BODO-SHOP Schöne Dinge, die Sie bei uns auch kaufen können: für sich, für Freunde, für unsere Verkäufer. Erhältlich in unserem Dortmunder Buchladen und in unserer Bochumer Anlaufstelle oder auf Wunsch per Post. Bestellen Sie per Mail oder kommen Sie vorbei. Wir freuen uns auf Sie.

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Hallo! Ich lese immer wieder Euer Magazin. Hier habe ich einen Artikel aus dem englischen Guardian („It’s a miracle: Helsinki's radical solution to homelessnes“, auf Deutsch: Es ist ein Wunder: Helsinkis radikale Lösung für Obdachlosigkeit), der auch hinein sollte, übersetzt und vielleicht gekürzt. Mit solidarischen Grüßen, M. Sch.-Sp.

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Liebe Frau Sch.-Sp., vielen Dank! Ja, wir sind auch sehr angetan von der Entschlossenheit der Finnen. Zurzeit haben wir aber die Hoffnung, dass es endlich losgeht mit einem Richtungswechsel in der deutschen Wohnungslosenhilfe. Die Landesregierung und unsere Düsseldorfer KollegInnen von fiftyfifty haben ein Modellprojekt auf den Weg gebracht, an dem wir beteiligt sind. Wir betreuen bereits in Bochum und Dortmund Menschen, die direkt von der Straße in Normalmietverhältnisse gewechselt sind. Seit Juni sind zwei unserer KollegInnen zertifizierte Housing-FirstCoaches. Der nächste Schritt wird sein – und er wird wohl etwas auf sich warten lassen –, Finanzierungsquellen aufzutun, um eigenen Wohnraum zu erwerben. Denn auf einem ausgelasteten Wohnungsmarkt sind die Menschen, um die es uns geht, fast chancenlos. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter bodo 06.19

Bücher Hallo bodos, ich wollte kurz einmal schreiben, dass ich Eure Buchtipps nicht nur gerne lese, sondern auch „nutze“. Letztes Beispiel: Abbas Khider, Deutsch für alle. Danke für die Besprechung unter dem lustigen Titel „Dativ raus“. Ich habe diesen so klugen wie satirischen Blick „von außen“ auf unsere seltsame Muttersprache sehr genossen. P. F.

Stadtführungen Liebe bodo, gemeinsam mit meiner Mutter habe ich am 15.6. an der Stadtführung mit Chris in Bochum teilgenommen. Wir möchten uns herzlich für den informativen und anrührenden Vormittag bedanken. Das ist ein wirklich grandioses und empfehlenswertes Angebot! Schöne Grüße und bis bald! Alles Gute für den Auszug aus der Stühmeyerstraße. S. Sp. bodo 06.19

806-mal geräumt Es ist schon unverständlich, dass es im reichen Deutschland nicht gelingt, Obdachlosigkeit einfach „abzuschaffen“. Ein bodenloser Skandal ist es, dass die Kommunen zuschauen, wie Leute auf die Straße gesetzt werden. Wenn das Sozialamt in Bochum nur 50 Zwangsräumungen abwenden kann, aber 233 durchgeführt werden, ist das nicht hinnehmbar. Sie sollten einmal Langzeitbeob-


RÄTSEL

„Auf Augenhöhe“, die Zweite. Ende April baute Yoana Todorova in der Dortmunder Innenstadt ein Wohnzimmer auf und ließ Wohnungslose mit PassantInnen ins Gespräch kommen. Nun gab es einen Workshop bei uns, bevor im November eine Ausstellung mit Foto-Collagen und einer Filminstallation folgen wird.

Schreiben Sie uns: redaktion@bodoev.de Telefon: 0231 – 950 978 0 achtungen machen, wie sich das auswirkt für den ganzen weiteren Lebensweg, einmal aus der eigenen Wohnung geworfen zu werden. H.-D. F. bodo 06.19

„Die beste bodo“ Als regelmäßige bodo-Leserin kann ich sagen: Eure Juni-bodo ist die beste bodo! Das hatte ich wirklich noch nicht, dass ich jede einzelne Geschichte spannend fand. Manchmal ist es auch nur eine halbe. Aber diesmal habe ich von der Kapitänin Pia Klemp bis zu Eurer Künstlerin Yoana Todorova, die ein Wohnzimmer in die Dortmunder Innenstadt gestellt hat, jede Geschichte gelesen. Weiter so, bodo! D. P. bodo 05.19

Liebe bodo, heute fand ich im Bahnhofsshop keine Reiselektüre. Am Gleis dachte ich noch: Ach, eine gute Zeitung/Zeitschrift dabei zu haben, wär jetzt schon schön. Dann kam ein bodoVerkäufer auf dem Gleis des Weges – perfekt! Jetzt lese ich genüsslich bis Berlin und freu mich, wie immer, über die hohe Qualität der Beiträge und sehr über das Porträt der kommenden Intendantin am Dortmunder Schauspielhaus. Herzliche Grüße nochmal an den Bahnhofs-bodo-Verkäufer. N. M.

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Reiselektüre

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VERKÄUFERGESCHICHTEN

Gerne besuchen wir unsere Verkäufer in den neuen, eigenen vier Wänden. Diesmal hat uns unser dienstältester Verkäufer Adolf (85) eingeladen, ihn in seinem neuen Apartment zu besuchen. Seit einigen Wochen lebt er im Mina-SattlerSeniorenzentrum und hat sich dort bereits gemütlich eingerichtet. Inklusive bodo-Plakat an der Wand. Text und Foto: Sebastian Sellhorst

Im Grünen, mit Balkon. A

ls wir uns dem Bungalow nähern, in dem Adolf jetzt lebt, steht er bereits auf seinem Balkon und winkt uns zu. In der AWO-Seniorenanlage in Dortmund-Brünninghausen hat er im Mai ein kleines Apartment im ersten Stock bezogen, in das er uns heute eingeladen hat. Vor seinem Umzug hat Adolf in der Dortmunder Nordstadt gewohnt. „Meine alte Wohnung war im vierten Stock, das hab ich zwar noch problemlos geschafft, aber man weiß ja nie, wie lange man noch so fit ist“, erzählt der 85-Jährige und lacht. „Gemeinsam mit Adolf haben wir lange nach einer neuen Wohnung im Erdgeschoss oder nach einer sonst passenden Wohnform gesucht“, erzählt bodoVertriebsleiter Oliver Philipp. „Bei unserem Kooperationspartner AWO sind wir schließlich fündig geworden.“ Das Einzimmer-Apartment hat sich Adolf bereits eingerichtet. Mit Filzpantoffeln neben der Couch, Fernseher und bodo-Plakaten an den Wänden. „Für viele wäre ein Zimmer zu wenig, aber ich hab nicht viel, für mich passt das“, erzählt Adolf, während er auf seiner Couch sitzt. „Als ich zu bodo kam, war ich obdachlos. Da ist das doch wirklich Luxus.“ Über Langeweile könne er sich bis jetzt auch nicht beklagen, und seine Nachbarn habe er auch schon kennengelernt. „Ein paar Meter weiter gibt es das Klön-Eck“, einen gut besuchten Pavillon auf dem

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Gelände des Seniorenzentrums. „Da sitzen eigentlich immer Leute, von denen ich die meisten schon kenne.“ Für den Fall, dass ihm doch mal langweilig wird, habe er sich schon eine Gartenschere gekauft. „Wenn das nächste Mal der Gärtner hier vorbeikommt, der sich um die Grünanlagen zwischen den Häusern kümmert, dann kläre ich mit ihm, dass ich hier auch ein, zwei Büsche bekomme, um die ich mich kümmern kann.“ Während wir Fotos machen, klopft es an der Tür. „Das ist bestimmt der Hausmeister, der mit mir noch besprechen will, was mir noch so fehlt“, entschuldigt sich Adolf. „Ich bin da ja eigentlich gar nicht anspruchsvoll. Noch ein kleiner Tisch und ich hab hier alles, was ich brauche“, erzählt Adolf anschließend. „Es ist schon praktisch, wenn man sich nicht mehr um alles selber kümmern muss. Nicht mehr regelmäßig selber einkaufen und kochen müssen, ist auch klasse. Und bis jetzt ist das Essen hier wirklich lecker.“ Am meisten freue er sich allerdings über seinen neuen Balkon. „Den hatte ich in meiner alten Wohnung nämlich nicht.“ bodo verkaufen möchte er natürlich auch weiterhin. „Direkt hier um die Ecke ist ein LIDL-Markt, an dem ich verkaufen kann. Und die Leute hier in der Verwaltung brauchen ja schließlich auch jeden Monat eine bodo“, erzählt Adolf grinsend. „So ganz ohne bodo, das geht nämlich nicht, da würde mir was fehlen.“


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Mehr AWO, das wäre es für die SPD. Arbeiterwohlfahrt, Gastgeberin dieser von mir belebten Glosse. Das wäre so ein „zur Bewährung in die Wirklichkeit“ für jene Gutmeinenden und Besserwissenden in dieser schönen Partei. Spargelfahrer, identisch mit Seeheimern, Netzwerker und Linke gibt es schon lange. Dazu kommen „die wahre SPD“, der Verein früherer Wahlverlierer, sowie die unkaputtbaren Lafontainer. Wenn alles gesagt ist, meldet sich erst Marco Bülow zu Wort, final dann noch Peer Steinbrück. Vielleicht sollte jeder eine eigene Partei aufmachen, gefühlt kommt die SPD 1 bis 7 heute schon auf eine absolute Mehrheit. Totgeschrieben wird die SPD. So geht Journalismus, der selbst in Todesangst lebt, von den Social Media gefressen zu werden. Bevor man doof dasteht wie Noch-CDU-Chefin AKK nach einem Youtube-Video, versucht man, schneller zu sein als diese Algorithmen, die scheinbar bestimmen, was Trend ist oder wichtig. Die Grünen bestellen schon Tofu für die Kantine im Kanzleramt. Die anderen Zahlen sieht keiner. Mitte Juni gewann bei der Stichwahl ums Oberbürgermeisteramt in Wiesbaden der SPD-Kandidat mit 61,8 Prozent gegen den CDU-Mann. Ein Grüner hat nicht mal Runde zwei erreicht. Wenn so der Tod aussieht, verlange ich aktive Sterbehilfe für Genossinnen/Genossen Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

(gegendert: Genießende) bundesweit. Im grünen Musterländle Baden-Württemberg liegen die Grünen abgeschlagen hinter der CDU, in Bremen unterscheiden sich die

Sonntag

1.9.frei!

Ergebnisse von Europa- und Bürgerschaftswahl, auch, wenn sie am selben Tag stattfinden. Das macht die Sozis nicht stärker, aber die Wirklichkeit bunter.

Eintritt

Ach ja, AWO. Da könnte man sehen, wie alleinerziehende Pflege-

Kinder-RockKonzert mit

kräfte im Wechseldienst über die Runden und Menschen mit

RADAU! und RANDALE

r Kevin O‘Neal plus Beatboxe

biografischem Handicap in Arbeit kommen, oder dass ein strauchelnder Jugendlicher am Ende doch was wird, im schlimmsten Fall glücklich. Wahres Leben halt.

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