bodo Mai 2018

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bodo DAS

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IN STRASSENMAGAZ

UrbaneKünste-Chefin Britta Peters Seite 4

Die besten Geschichten auf der Straße

2,50 Euro Die Hälfte für den Verkäufer

Sascha Bisley Seite 23

LUTHERS WASCHSALON PACMAN IM MUSEUM

PU PPE NSPI E L , D N A T S R E D I W POESIE ,

IM FRAUENHAUS TANTE ALBERT

F I DE N A W I R D 6 0

NUR MIT AUSWEIS

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IMPRESSUM

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign info@lookatnoll.de

INHALT

Luthers Waschsalon

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Vor über 20 Jahren begann es mit einer Waschmaschine in einem Kellerraum in Hagen, heute ist der Waschsalon eine Anlaufstelle für Menschen in Not – mit Frühstück und zahnmedizinischer Versorgung.

Von Sebastian Sellhorst

Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Lisa-Marie Davies, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Max Florian Kühlem, Bastian Pütter, Ralph, Tilman Radix, Petra von Randow, Sebastian Sellhorst Titelfoto: Fidena Figurentheater Bildnachweise: Hans-Jürgen Bauer (S. 41), Olaf Berger (S. 45), Sascha Bisley (s. 23), Bianka Boyke (S. 16), Anni Buhl (s. 27), Mauricio Bustamente (S. 40), Fidena Figurentheater (S. 32, 33, 34), Reuters / Hannah McKay (S. 16), Sabrina Richmann (S. 43), Daniel Sadrowski (S. 3, 5, 6, 7, 12, 13, 14, 19, 20, 21, 30, 32, 34, 35), Sebastian Sellhorst (S. 2, 8, 9, 10, 11, 15, 38, 39, 46), Shutterstock.com (S. 22) Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare, monatlich in BO, DO und Umgebung Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Juni-Ausgabe 10.5. 2018 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 03.2018

Unter Obdachlosen

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Der Dortmunder Sascha Bisley produziert mit dem ZDF ein radikal persönliches Doku-Format. Für die kommende Folge lebte er im eiskalten Februar als Obdachloser in Stuttgart. Ein Gespräch. Von Bastian Pütter

60 Jahre FIDENA

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Das Bochumer Figurentheater der Nationen (FIDENA) ist eines der ältesten Festivals seiner Art in Deutschland. Ein Gespräch mit Leiterin Annette Dabs über Wortelmann, Zadek, Trump und das Jubiläumsprogramm. Von Peter Hesse

Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Vereinssitz: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt, Bastian Pütter 0231 – 950 978 0, redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenstraße 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 13 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00 BIC: BFSWDE33XXX

Ralph, bodo-Verkäufer in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, letzten Monat hatte ich reichlich zu tun. Abgesehen vom bodo-Verkauf, der wirklich gut lief, war ich mit einer Fotokamera unterwegs. Für das Fotoprojekt „Kohle weg?“ habe ich – und auch noch einige meiner bodo-Kolleginnen und Kollegen – mit Einwegkameras unseren Alltag dokumentiert. Ich hatte mir überlegt, dass ich Fotos von den Wegen mache, die ich jeden Tag so zurücklege. Morgens zum bodo-Verkäufercafé, von dort zu meinem Verkaufsplatz, zur Mittagspause und abends wieder nach Hause. Natürlich hat es mein Hund Muci auch mit auf die Fotos geschafft, und auch ich bin dank meiner Freundin auf einigen Bildern zu sehen. Anschauen können Sie sich alle Bilder dieses Projektes und noch einiges mehr in der Ausstellung „Kohle weg?“ im Dortmunder U. Sie sind dort in der zweiten Etage noch bis zum 1. Juli zu sehen. Der Eintritt ist frei. Jetzt wünsche ich Ihnen aber erst mal viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe. Bis bald, Ihr bodo-Verkäufer Ralph

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EDITORIAL

04 Menschen | Britta Peters 07 Straßenleben | Hinterm Bahnhof 08 Neues von bodo 12 Reportage | Luthers Waschsalon 15 Kultur | „Kohle weg?!“ 16 Das Foto 16 Recht | Sind SGB-II-Nachzahlungen pfändbar? 17 Kommentar | „Unser Staat ist schwach“ 17 Die Zahl 18 Reportage | Dortmunds Videospielmuseum 22 Wilde Kräuter | Weißdorn 23 Soziales | Bisley war draußen 24 Veranstaltungskalender | Verlosungen 29 Kinotipp | Wohne lieber ungewöhnlich 30 bodo geht aus | Kimbap Spot 32 Kultur | 60 Jahre FIDENA 36 Bücher 37 Eine Frage… | Was tun bei Heuschnupfen? 38 Reportage | Gemeinschaftsgarten Tante Albert 40 Soziales | 25 Tage Küchenparty 41 Soziales | Das ist unser Haus! 42 Interview | Frauenhäuser 44 bodo Shop | Leserpost 45 Leserpost | Rätsel 46 Verkäufergeschichten | Simona

Ihre Meinung ist uns wichtig. S.4 4

Liebe Leserinnen und Leser, schön wieder hier zu sein! In den vergangenen Monaten hat Sie an dieser Stelle meine Kollegin Alexandra Gehrhardt begrüßt, während ich für drei Elternzeitmonate bodo den Rücken gekehrt hatte. Ganz abgesehen von der schönen Zeit mit meiner Tochter war das auch in Bezug auf dieses Magazin eine ungewohnte Erfahrung: Zum ersten Mal seit Jahren war ich wieder Kunde und interessierter Leser – ganz ohne Korrekturstift. Ich bin gespannt, wie diese neu gewonnene Außenperspektive in unsere Arbeit einfließt. Und ich bin gespannt, wie wir uns in den kommenden Monaten mit wechselnden Stundenkontingenten – vorerst bin ich in Elternteilzeit – neu organisieren. Ein schönes Heft haben wir schon mal hingekriegt, mit etwas mehr Improvisation als sonst, aber mit großer thematischer Bandbreite und übererfüllter Frauenquote – so wie wir es gern haben. Auf zwei Dinge möchte ich noch hinweisen. Das eine: Ende April hatte ich mal wieder Gelegenheit, unseren Dokumentarfilm „Brüchige Biografien“ in großer Runde zu zeigen und mit meinen Lüner Gastgebern zu diskutieren. Das würde ich gern häufiger tun. Wenn Sie Interesse haben, uns einzuladen, rufen Sie uns gerne an. Das andere: Ich freue mich riesig, dass Sascha Bisley wieder einmal bei uns ist und gemeinsam mit Norbert Ripke Texte des Dortmunder Edelweißpiraten Kurt Piehl lesen wird: am 24. Mai in unserem Buchladen (s.S. 8). Viele Grüße von bodo Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

bodo bedankt sich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern Sparkasse Bochum Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Jutta Meklenborg, Sandra

Rettemeyer, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause, Friederike Claassen, Sulamith Frerich, Nicole Hölter, Gerhard Heiart, Stefano Alimonti, Sigrid Annen, Anna Asbeck-Wienemann, Hans-Dirk Bannach, Jesko Banneitz,

Thorsten Baulmann, Tanja Becker, Philip Biessey, Elsemarie Bork, Susanne Braun, Manfred Brehme, Dr. Aeilke Brenner, Dieter Brinker, Doris Buderus, Daniel Büning, Andreas Bürgel, Sabina ChurSchneider, Elisabeth Clostermann, Christine Dahms, Raphael Dammer, Petra Danielsen-Hardt, Andrea und Martin Dietz, Ewald Dins, Christina Dolkemeyer, Annette Düe, Juan-Jose Duran Guimera, Irmhild Engelhardt, Tobias Eule, Ev. Kirchengemeinde Stiepel, Ina und Gabriel Fuhler, Christa Fuhrländer, Alexandra Claudia Gehrhardt, Daniela Gerull-Haas, Detlef Grabiak, Marco Groger, Erika und Eberhard Groß, Gerda Grundhoff, Esther Hagemann, Ruth Margarete Hanke, Silke Harborth, Juliane Hardege, Stephan Hartmann, Axel Hautkappe, Elsbeth und Gerhard Heiart, Katja Helten, Angelika und Manfred Henke, Benjamin Hermanski, Ute Herminghaus, Lothar Hochsattel, Marc Homfeldt, Olaf Heinz Jäkel,

Mechthild Jeannes, Bettina und Axel Jedamzik, Kaffeezentrale DE GmbH, Martin Kambach, Michael Kansteiner, Petra Karmainski, Anna-Maria Karow, Doris und Manfred Kater, Doris Kierstein, Klaus-Michael Kinzel, Helga Köster-Wais, Christina Kolivopoulos, Renate und Peter Korte, Annette und Reiner Kraft, Klaus-Martin Kwetkat, Peter Lasslop, Christof Leim, Dr. Paul Lekkas, Erika und Gunter Liebig, Uwe Lück, Liselotte Markgraf, Mechthild Maschetzke, Matthias-Claudius-Schule, Verena Mayer, Peter Mehnert, Dolf Mehring, Rita Mollenhauer, Susanne und Wolfgang Neuberth, Christoph Neumann, Ingrid Okunick, Arno Oppling, Gregor Pabst, Martin Pape, Christa Patt, Thomas Peter Plasa, Wiltraud Pohl, Dr. Sebastian Poschadel, Brunhilde Posegga-Dörscheln, Suzanne Präkelt, Annegret Preuss, Ursula Elisabeth Prinz, Pro-Dortmund e.V., Bastian Pütter, Sabine Raddatz, Katja Madale und Ralf Henke, Hildegard Reinitz,

Monika Anna Reiss, Thomas Renner, Heinz Riedl, Winfried Risken, Ingo Rosner, Helga Rusche, Dieter Heinrich Schade, Gabriela Schäfer, Volker Schaika, Kathrin Scherbauer, Margret und Carsten Schermuly, Gerd Schlitzer, Gabriele Schmidt, Herbert Schnier, Christian Scholke, Hermann Schröder, Else Schübbe, Waltraud und Manfred Schumacher, Cläre Schuth, U. Schwan, Ulrich Schwarz, Dr. Karl-Heinz Schwieger, Karin Seidel, Dr. Ludwig Seitz, Dr. Sabine Siebel, Andrea Sommer, Ute Soth-Dykgers, Wolf Stammnitz, Sofia Stavridou, Oliver Stiller, Angelika Sträner, Margitta Strott, Hannelore Thimm-Rasch, Rita Timmerbeil, Christine und Reinhard Tölle, Ingrid Untersberger, Christel und Gerhard Volpers, Britta Wagner, Jutta und Wido Wagner, Tanja Walter, Gabriele Elisabeth Weber, Franz-Josef und Hildegard Welp, Siegmar Welski, Ursula Wiedemann, Timo Zimmermann

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MENSCHEN

Britta Peters ist die neue Leiterin der Kunstinstitution Urbane Künste Ruhr. Sie tritt für Kunst im öffentlichen Raum ein, die sich direkt auf ihre Orte bezieht und erst einmal für jeden zugänglich ist. Von Max Florian Kühlem | Fotos: Daniel Sadrowski

„Ich will öffentliche Teilhabe am Kunstwerk“ Britta Peters

Geboren 1967 in Birkenfeld an der Nahe Aufgewachsen in Münster Wohnsitze in Bochum und Hamburg: „Wenn ich im Ruhrgebiet unterwegs bin, wohnen mein Mann und unsere zwei erwachsenen Söhne in Hamburg in einer Jungs-WG.“

Britta Peters will kein Ufo sein. Den Urbanen Künsten Ruhr, die die Kulturwissenschaftlerin vor kurzem als Leiterin übernommen hat, wurde nämlich genau das schon vorgeworfen: ein UFO zu sein. Eine Kulturinstitution also, die Kunstprojekte wie Aliens vom Himmel auf die Straßen des Ruhrgebiets fallen lässt, unverbunden, unverstanden. Britta Peters hingegen will Kunst als demokratisches Angebot. Die 50-Jährige erinnert sich noch gut an das Jahr 1977, als sie Schülerin in Münster war: „Da berichteten die lokalen Zeitungen nicht nur täglich von der Entführung Hanns Martin Schleyers, sondern auch von der Diskussion um die Kugeln.“ Sie meint damit die aus Beton gegossene Skulptur „Giant Pool Balls“, die der Künstler Claes Oldenburg zu den ersten Skulptur-Projekten Münster am Aasee aufstellen ließ. „Kasper König, der Leiter der Skulptur-Projekte, erzählte kürzlich noch, man hätte die Lokalzeitungen damals allein mit Leserbriefen zu diesem Thema füllen können.“ Die Hauptkritikpunkte, die die Bewohner der beschaulichen Stadt damals vorbrachten, war: Das ist doch gar keine Kunst. Da fehlt das Handwerk. Und die (am besten christliche) Erzählung dahinter. Britta Peters faszinierten nicht nur die Kugeln, an denen sie sich bei schönem Wetter mit ihren Freunden traf, sondern auch der Streit darüber: „Ich fand interessant, dass etwas, das keine Funktion erfüllt, so stark diskutiert wird.“ Nach einem Studium der Kulturwissenschaften in Lüneburg, einer Interessenverlagerung von Theater und Medien in Richtung Bildender Kunst, nach der Arbeit als freie Kuratorin unter anderem in Hamburg und

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MENSCHEN

Frankfurt und Leiterin des Kunstvereins Harburger Bahnhof war sie ab 2015 dann auf einmal selbst Kuratorin der Skulptur-Projekte. Weil sie die Qualität von Kunstwerken im öffentlichen Raum immer mehr schätzen gelernt hat: „Sie bilden eine Kunstsammlung, die jedem gehört.“ Britta Peters steht allerdings nicht, wie seit einiger Zeit en vogue, auf der Seite derer, die permanente Kunst per se ablehnen: „Das Schöne an öffentlicher Kunst ist doch: Man kann die Werke hassen, aber fünf Jahre später ganz anders sehen.“ Und dafür braucht es Beständigkeit und am besten eine Zugänglichkeit 24 Stunden am Tag. „Die Projekte, die wir machen, sind in der Regel kostenlos zugänglich, mischen sich in den Alltag, haben direkt mit den Orten zu tun, an denen sie stattfinden.“ Dies ist auch eines der wenigen Urteile, das sich Britta Peters über gute und schlechte Kunst im öffentlichen Raum entlocken lässt: „Ort und Arbeit sollen zusammenfallen. Die Künstler sollen mit dem Ort arbeiten.“ Perfekt einlösen wird sie diesen Anspruch mit der Arbeit, die Urbane Künste Ruhr traditionell im Programm der Ruhrtriennale zeigt: Ab dem 11. August ist die Video-Installation „Vom Nutzen der Angst – The Politics of Selection“ der Künstlerin Peggy Buth in der ehemaligen Kirche St. Barbara in Duisburg zu sehen.

„Das Schöne an öffentlicher Kunst ist doch: Man kann die Werke hassen, aber fünf Jahre später ganz anders sehen.“

Die Kirche wurde 1960 erbaut auf dem ehemaligem Werksgebiet der Hütten- und Bergwerke im Stadtteil Rheinhausen, 2011 entwidmet und steht seitdem als merkwürdiges Denkmal für eine utopische Nachkriegsmoderne, die Elemente aus Brutalismus und Anthroposophie zusammengeführt hat. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche fanden in den späten 1980er Jahren die Arbeitskämpfe der Kruppianer gegen die Schließung ihres Hüttenwerks statt, einem zentralen Motiv in der Video-Arbeit von Peggy Buth. Britta Peters will allerdings nicht in erster Linie einzelne ortsspezifische Arbeiten, sondern ein Netz aus verschiedenen Werken und Orten schaffen. Deshalb hat sie das Programm von Urbane Künste Ruhr gebündelt: Im Frühjahr 2019, im Herbst 2020 und im Frühjahr 2022 finden jeweils rund acht Wochen lang größere Ausstellungszusammenhänge aus 15 bis 20 über das Ruhrgebiet verteilten Einzelprojekten statt. Das Ganze nennt sie jeweils „Ruhr Ding“. Die Künstler, die das erste „Ruhr Ding“ gestalten, widmen sich dem Verhältnis von „Identität“ und „Territorien“. Die Thematik hält Britta Peters nicht nur für zentral, weil wir in Zeiten eines wieder erstarkenden nationalistischen und rechten Denkens sowie regionaler Autonomiebestrebungen leben, sondern auch, weil sie ins Ruhrgebiet passt: „Das Ruhrgebiet ist eine Stadt aus 53 Städten, die Gemeinschaftsidentität ist ein heterogenes Netzwerk.“ Der Begriff Urban, den ihre Kunstinstitution im Namen trägt, passt für sie deshalb auch unbedingt zum Ruhrgebiet: „Er beschreibt auch eine größtmögliche Diversität von Kulturen oder Architekturstilen – und das trifft doch auf keine Region so sehr zu wie auf diese.“ Und um auf das Schreckensbild des UFOs zurückzukommen: Keines zu sein, sich also organisch einzubetten in die Ruhrgebiets-Wirklichkeit, hat für Britta Peters nicht zur Folge, vor allem mit Ruhrgebiets-Künstlern zu arbeiten: „Wer will schon nur als Ruhrgebiets-Künstler wahrgenommen werden?“, fragt sie. Nein, nur der Bezug zur Region, eine Haltung, die hierher passe, sei wichtig. Eine ebenso strikte Haltung hat sie zum Begriff „Partizipation“, der in Kunstkreisen gern etwas überstrapaziert werde: „Ich will keine gemeinsame Bastelstunde, will nicht, dass jeder mitbestimmen kann, was gute oder schlechte Kunst ist. Ich will öffentliche Teilhabe am Kunstwerk, dass die Menschen den Mut haben, zu sagen: Ich schau jetzt auch mal hin und bilde mir eine Meinung.“

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STRASSENLEBEN

Der Buddenbergplatz am Südausgang des Bochumer Hauptbahnhofs ist Aufhänger einer Debatte über Sicherheit, Sicherheitsgefühl und soziale Randgruppen. Die WAZ spricht in beachtlicher Schärfe von „Angstraum“, „No-Go-Area“ und dem „Recht auf einen angstfreien Bahnhof “. Die Stadt kündigt ein Konzept an. Von Bastian Pütter Foto: Daniel Sadrowski

Hinterm Bahnhof Großstadtbahnhöfe sind seit ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert nicht nur Anziehungspunkte für Reisende, sondern auch für die, denen die Mittel zum Reisen fehlen. Wohnungslose, Arme und Suchtkranke nutzen die Versorgungsinfrastruktur von Bahnhöfen – überall auf der Welt. Und überall auf der Welt kollidiert die Anwesenheit von Armut mit den Ansprüchen von Reisenden und Stadtmarketing-Verantwortlichen. Im Ruhrgebietsvergleich scheinen um Bochums sanierten Bahnhof Probleme eher weniger stark zu kulminieren als anderswo, trotzdem unterscheidet er sich von vielen vergleichbaren Anlagen. Die Rückseite des Bochumer Bahnhofs bietet mit Windschutz, Sitzgelegenheiten und kostenfreien Pissoirs etwas, das Bahnhofsplätzen in aller Regel fehlt: eine gewisse Aufenthaltsqualität. Die scheint nun der Hebel zu sein, mit der die Stadt auf die von der WAZ initiierte Kampagne reagieren will.

Die SPD-Fraktion hat das Thema im April in den Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung eingebracht. Eine Idee seien „bauliche Veränderungen, wie etwa eine breitere, weniger verwinkelte Treppe oder weniger Nischen“. Gegenüber der WAZ kündigte Oberbürgermeister Eiskirch „ein ganzheitliches Konzept“ noch in diesem Jahr an. In den kommenden Wochen sollen auch Akteure der der Wohnungslosen- und Suchthilfe gehört werden. Ob sich das Konzept auf eine Absenkung der Aufenthaltsqualität des Areals beschränken wird, erscheint unklar. Die Feststellung der WAZ, für Junkies und Obdachlose gebe es „ausreichend andere Rückzugsorte“, stieß jedenfalls auf den Widerspruch der Akteure. Der kaum verdeckten Forderung nach harter Verdrängung sozialer Randgruppen vom Buddenbergplatz erteilte auch der Oberbürgermeister bereits eine Absage. Die Stadt sei auch sozial in der Verantwortung.

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NEUES VON BODO

Sascha Bisley liest „bei bodo“ Kurt Piehl erlebte als Jugendlicher die Nazizeit in Dortmund und überlebte als „Edelweißpirat“ das Gefängnis Steinwache. In den 1980er Jahren verarbeitete er seine Erlebnisse zu einer Romanreihe. Sie ist Dokument einer Jugend in Opposition zu den Nazis und historischer Stadtführer zugleich. Piehl erzählt von der Nordstadt, vom jugendlichen Widerstand der „Edelweißpiraten“ und Saalschlachten im längst vergangenen Café Corso. Am 24. Mai ist der Dortmunder Autor und Moderator Sascha Bisley (Foto oben, s. S. 23) mit Norbert Ripke „bei bodo“ in Dortmund. Gemeinsam lesen sie in der Preview zum „Sommer am U“ aus Piehls Roman „Latscher, Pimpfe und Gestapo“. 20 Uhr, bodo Buchladen, Schwanenwall 36 – 38, Eintritt frei

TERMINE bei bodo: Sascha Bisley Do., 24. Mai, 20 Uhr bodo-Buchladen, Schwanenwall 36 – 38 Aktionstag des EMIN-Projektes Di., 29. Mai Dortmund, Reinoldikirche Fest der Chöre Sa., 2. Juni von 9 – 18 Uhr Dortmund, Innenstadt „Kohle weg?!“ Ausstellung mit Fotografien von bodo-VerkäuferInnen bis 1. Juli Dortmunder U Leonie-Reygers-Terrasse 8

Gegen die Armut

Unterstützen Sie bodo!

122 Millionen Menschen sind nach Angaben des DGB europaweit von Armut bedroht. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich weiter geöffnet. Im europäischen Projekt EMIN sollen Strategien zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung gefunden werden. Das Projekt ist mit dem Bus durch Deutschland unterwegs und macht am Dienstag, 29. Mai, von 11 bis 19.30 Uhr an der Reinoldikirche in Dortmund Station. Im Arbeitskreis „arm in Arm“ zeigen wir zusammen mit dem Gast-Haus, der AWO und anderen Institutionen auf, wo es Unterstützung gibt und woran es eigentlich fehlt. Interviews und Diskussionsrunden begleiten den Aktionstag.

Wir unterstützen Menschen in sozialen Notlagen. Dabei gehen wir sparsam mit unseren Mitteln um und versuchen, über unsere Projekte einen großen Teil unserer Einnahmen selbst zu erwirtschaften. Trotzdem: Um unsere Angebote zu sichern, brauchen wir Ihre Hilfe. Es gibt viele Wege, bodo zu unterstützen – mit einer Spende, mit dem Kauf des Straßenmagazins oder mit Zeit. Ohne die vielen Ehrenamtlichen, die unsere Bücherund Infostände betreuen, Stadtführungen begleiten oder in unseren Verkäufercafés helfen, könnten wir vieles nicht anbieten. Sie unterstützen uns auch, wenn Sie von uns erzählen: Wenn Sie zufrieden mit uns sind, empfehlen Sie uns weiter!


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Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an:

bodo unterwegs Am 2. Juni laden beim Fest der Chöre wieder rund 150 Chöre zum Zuhören und Mitsingen unter freiem Himmel ein. Auch wir sind an diesem Tag unterwegs: Vor der Reinoldikirche bauen wir einen großen Stand auf, an dem Sie uns mit Fragen zu bodo löchern oder in Ruhe nach Literatur stöbern können. Kommen Sie vorbei!

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Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Ostenhellweg 42-48/Eingang Moritzgasse | 44135 Dortmund Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org

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Vorteile Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Leben und dadurch mehr persönliche Freiheit.

Kunst für die Hälfte Im Mai steht bodos Buchladen wieder im Zeichen der Kunst. Alle Bücher aus dem Themenbereich Kunst bekommen Sie im Mai zum halben Preis. Architekturführer, Wegweiser durch die Malerei der griechischen Antike oder Bildbände zeitgenössischer Fotografie – die Aktionsf lächen in unserem Buchladen am Schwanenwall in Dortmund sind den gesamten Mai über vollgepackt mit aller möglicher Literatur rund um die Kunst. Das ganze Jahr über finden Sie bei uns Romane, Krimis, Thriller, Sachbücher zu Geschichte, Philosophie und Religion, aber auch Kinderbücher, Spiele, CDs, DVDs und Hörbücher. Einen Tag

machen wir im Mai allerdings Ferien: Am Pfingstsamstag, 19. Mai, bleibt unser Buchladen geschlossen. Das Projekt Buch finanziert sich über Bücherspenden, die wir – gut erhalten, oft sogar neuwertig oder neu – in unserem Buchladen in Dortmund und online verkaufen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team Buch kümmern sich um die Annahme, Katalogisierung und den Verkauf – und mit Ihrem Einkauf bei uns helfen Sie, diese Arbeitsplätze zu sichern.

Wäre doch schade, Sie würden darauf verzichten, oder?

Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region: 44793 Bochum, 44793 Bochum, Alleestraße Alleestraße 80 80 Tel. 0234 0234 – Tel. – 96 96 44 44 60 60 44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60 Tel. 0231 – 57 70 60 44623 Herne, Schulstraße 24 44623 Herne, 23 Tel. 02323 – 14Viktor-Reuter-Str. 63 80

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NEUES VON BODO

Konferenz in Hannover Im April haben wir uns zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zur jährlichen Konferenz der deutschsprachigen Straßenzeitungen getroffen. In Hannover haben wir mit 50 ExpertInnen aus den Redaktionen, dem Vertrieb, der Sozialarbeit und dem Marketing die Köpfe zusammengesteckt, uns über aktuelle Fragestellungen ausgetauscht und gemeinsam Ideen neu und weiterentwickelt. Was wir bei diesen Treffen immer wieder merken: Wir sind ganz schön viele. Allein die anwesenden Straßenzeitungen produzieren zusammen mehr als 350.000 Hefte – jeden Monat. Hefte, die von mehreren Tausend Menschen in sozialen Notlagen verkauft werden. Wachsende Armut und zunehmende Wohnungsnot fordern uns alle genauso heraus wie die steigende Zahl derer, die Unterstützung brauchen. Wir freuen uns, so viele tolle KollegInnen zu haben, mit denen wir Erfahrungen teilen und von denen wir lernen können.

SOZIALES Das Alkoholverbot in der Duisburger Innenstadt gilt seit einem Jahr und wird nun bis 2021 verlängert. Zuvor hatte die Stadt eine Beraterfirma (Kosten: 47.600 Euro) mit einer Evaluation beauftragt. Das von vielen erwartete Ergebnis: Das Verbot wirkt – durch Verdrängung in angrenzende Gebiete. Der Essener Anwalt Jasper Prigge und das Straßenmagazin fiftyfifty klagen vor dem Verwaltungsgericht gegen das Verbot. Für Schwarzfahren, das „Erschleichen von Beförderungsleistungen“, sieht das Strafgesetzbuch Geldstrafen bzw. eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr vor. Knapp die Hälfte der gefassten Schwarzfahrer ist mittellos. Ihnen drohen „Ersatzfreiheitsstrafen“, wenn sie Geldstrafen nicht zahlen können. Etwa 4.000 Menschen sind im Schnitt wegen solcher Strafen in Haft – ein Zehntel der Gefangenen. Die Anstrengungen für Frauenrechte seien nur „geschickt getarnte kommunistische Parolen (…), um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören“, schrieb Ende März das Dortmunder CDU-Ratsmitglied Regine Stephan in einem Beitrag für das rechte Verschwörer-Magazin „Compact“, zuvor stimmte sie für einen NPD-Antrag. Nach einer Sitzung der Ratsfraktion erklärte sie ihren Rücktritt von Mandat und Parteiämtern. Die Zahl der Hartz-IV-Sanktionen ist im vergangenen Jahr leicht auf knapp 953.000 gestiegen. 77 Prozent wurden wegen Meldeversäumnissen ausgesprochen. Wer beispielsweise einem Termin beim Jobcenter fernbleibt, kann mit einer Kürzung um zehn Prozent sanktioniert werden. Bei „Pflichtverletzungen“ wie dem Abbruch einer Maßnahme drohen 30 Prozent Kürzung, beim dritten Mal das Ausbleiben aller Zahlungen, auch der Miete.

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Starke Partner bodo steht für Bochum und Dortmund. Diese zwei Städte waren es, in denen wir vor mehr als 20 Jahren mit unserer Arbeit begonnen haben. Mittlerweile verkaufen etwa 150 Menschen das soziale Straßenmagazin auch in Nachbarstädten wie Witten, Lünen, Unna, Schwerte oder Hagen. Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und die Tafel Witten unterstützen uns dabei als wichtige Kooperationspartner, sind Ausgabestelle des Straßenmagazins und ermöglichen den VerkäuferInnen, ihre und unsere Angebote zu nutzen, ohne weite und teure Wege mit Bus und Bahn zurücklegen zu müssen. Wir danken allen Einrichtungen herzlich, und wir freuen uns auf weitere Kooperationen.


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www.facebook.com/bodoev info@bodoev.de

Ansprechpartner

0231 – 950 978 0

Geschäftsleitung: Tanja Walter verein@bodoev.de

bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr zentrale Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de Fax: 0231 – 950 978 20 Besuchen Sie uns Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr Fr. 14 – 17 Uhr

Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt Bastian Pütter redaktion@bodoev.de Anzeigen: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de Vertrieb: Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

Büro Recklinghausen (Hauptverwaltung) Telefon 0 23 61 – 40 64 70 Weitere Büros in: Bochum · Dortmund Bottrop · Herne Wuppertal

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office@mieterschutzbund.de www.mieterschutzbund.de

bodos Bücher: Suzanne Präkelt buch@bodoev.de bodos Bücher online: Gordon Smith basar@bodoev.de Haushaltsauflösungen und Entsorgungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln transport@bodoev.de

How to bodo

VerkäuferInnen verpflichten sich, unsere Regeln einzuhalten: ein fester Verkaufsplatz, keine Drogen und kein Alkohol vor und während des Verkaufs, kein Betteln, solidarisches Verhalten untereinander. Alle Verkäufer erhalten einen wetterfesten Ausweis in Form einer Plastikkarte, auf dem Sie das Foto des Verkäufers / der Verkäuferin finden, den Namen und besonders gut lesbar die jeweilige Verkäufernummer.

Neben der Beratung und Begleitung bieten wir mit unseren Verkäufercafés ein Frühstücksangebot und Kleiderkammern, unterstützen bei der Wohnungssuche und -einrichtung. Diese Angebote stehen jedem offen. Zeitungen erhalten hingegen nur eingetragene Verkäufer. VerkäuferInnen kaufen die Magazine in unseren Anlaufstellen für 1,25 Euro und verkaufen sie auf der Straße für 2,50 Euro. Die meisten lehnen kleine Spenden nicht ab, für alle bedeutet ein Verkaufserfolg etwas ganz anderes als ein Almosen – es ist der sichtbare Erfolg ihrer Arbeit.

en lassen.“ „Nicht ärgern. Berat © by Photocase.de

Zu uns kommt, wer obdachlos ist oder war oder in ungesicherten Wohnverhältnissen lebt. Unsere VerkäuferInnen sind von Armut betroffen und suchen aus eigenem Antrieb einen Weg aus der Krise. Wir begleiten sie dabei, beraten und vermitteln Hilfen.

Mieter schützen · Mietern nützen!

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.

Brückstraße 58 44787 Bochum Tel.: 0234 / 96 11 40 mieterverein-bochum.de

Kampstr. 4 44137 Dortmund Tel. 0231/557656-0 mieterverein-dortmund.de

Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00

Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

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REPORTAGE

Keine fünf Fußminuten vom Hagener Hauptbahnhof entfernt liegt „Luthers Waschsalon“. Für Menschen, die ohne eigene Wohnung oder von Sozialleistungen leben, bietet die Einrichtung der Diakonie eine Menge Hilfs- und Beratungsangebote. Ein Besuch zum Frühstück erlaubt einen Blick hinter die Kulissen. Von Sebastian Sellhorst | Fotos: Daniel Sadrowski

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s ist noch früh am Morgen, doch in Luthers Waschsalon herrscht schon geschäftiges Treiben. An der Essensausgabe werden belegte Brötchen ausgegeben. In dem großen Speisesaal verteilen sich mehrere Dutzend Menschen in kleinen Gruppen auf verschiedene Tische, frühstücken, quatschen, lesen Zeitung. Neben der langen Frühstückstheke steht eine kleine Kasse. „Wir nehmen 50 Cent als symbolischen Preis für das Frühstück, aber natürlich wird hier niemand weggeschickt, auch wenn er die gerade mal nicht hat“, erzählt uns Ilona LadwigHenning. Sie leitet die Einrichtung. Die Geschichte von Luthers Waschsalon beginnt 1997, als Mitarbeitern der Hagener Bahnhofsmission auffällt, dass es vielen ihrer Besucher an einer Möglichkeit fehlt, ihre Wäsche zu waschen. Damals gab es in Hagen kaum Optionen, sich oder seine Kleidung sauber zu halten. Die Idee für einen „Waschsalon“ für Wohnungslose ist geboren. Schnell ist auch ein passender Ort in den Räumlichkeiten der Luthergemeinde gefunden – und mit ihm auch der Name der Einrichtung. Was vor über 20 Jahren als Waschmaschine in einem Kellerraum startet, ist mittlerweile eine große Initiative mit vielen unterschiedlichen Hilfs- und Beratungsangeboten. Über die Jahre ist Luthers Waschsalon immer weiter

„Die Menschen kommen nicht nur wegen unserer Angebote hierher, auch die sozialen Kontakte spielen eine wichtige Rolle.“

Links: Wäsche waschen, frühstücken, jemanden zum Reden haben – das sind einige der vielen Angebote in Luthers Waschsalon. Rechts: Die Hilfen werden in einem großen Team von 30 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern organisiert.

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Von Beratung bis Zahnarzt

Luthers Waschsalon gewachsen, ist Anlaufstelle für medizinische Fragen und Ort für viele verschiedene Freizeitangebote. „Wir haben unsere Öffnungszeiten und Angebote so koordiniert, dass die Menschen in Hagen jeden Tag eine Einrichtung haben, die sie anlaufen können“, erzählt die Leiterin. Während wir gemeinsam mit den Gästen frühstücken, verschwinden immer wieder Leute im hinteren Bereich der Einrichtung. Direkt gegenüber den geräumigen barrierefreien Duschen, die den Gästen zur Verfügung stehen, liegt der große Waschraum mit Waschmaschinen und großen Industrietrocknern. Dort können die Gäste ihre Wäsche abgeben und bekommen sie gewaschen und getrocknet zurück. Auch Beate, die seit vielen Jahren in Luthers Waschsalon frühstückt, hat das Angebot schon oft genutzt. „Mittlerweile habe ich zwar eine Waschmaschine, aber die ist ja auch mal defekt. Dann

komme ich hierher“, erzählt sie uns. Auch Menschen, die eine eigene Wohnung haben, fehle es oft an der nötigen Technik oder schlicht und einfach an Strom in ihrer Wohnung, um ihre Wäsche zu waschen. 1999 hat Luthers Waschsalon begonnen, sein Angebot um medizinische Hilfe zu erweitern. In der medizinischen Ambulanz bekommen Menschen ohne Krankenversicherungsschutz ärztliche Hilfe und Beratung. Um auch Menschen behandeln zu können, die das Angebot in der Innenstadt nicht erreicht, betreibt die Einrichtung seit Dezember 2009 ein Arztmobil. Ausgestattet mit grundlegen Medikamenten und Antibiotika, Verbandszeug und weiteren medizinischem Equipment, fährt das Arztmobil außerdem Suppenküchen, diverse städtische Treffpunkte in Hagen und die Tafel in Witten an, um vor Ort bedürftige Personen zu behandeln.

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REPORTAGE

„Wir fahren ganz bewusst Einrichtungen an, in denen Menschen essen, weil wir in den vielen Jahren festgestellt haben, dass Menschen beim Essen ins Gespräch kommen. Dann ist es einfach, die Leute auf das Mobil hinzuweisen und einfach zu sagen: Guck mal, geh mal raus, da ist das Arztmobil.“ Seit 2006 besteht für die Gäste auch die Möglichkeit, sich zahnmedizinisch behandeln zu lassen. „Bei vielen der Leute, die zu uns kommen, ist das Gebiss in einem katastrophalen Zustand. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben“, so Ladwig-Henning. „Oft ist man-

gelnde Zahnhygiene ein großes Problem. Mangelerscheinungen durch die aktuelle Lebenssituation können eine Rolle spielen. Oft sind unsere Patienten auch Opfer von Gewalt geworden und haben daher Verletzungen an ihren Zähnen.“ Die Schwelle zu einer regulären Praxis sei für viele Leute sehr hoch – sei es aus Angst oder Scham wegen ihrer aktuellen Lebenssituation. Die Ausstattung des Behandlungsraums, der sich für Laien nicht von einer ganz normalen Zahnarztpraxis unterscheidet, stammt aus einer Praxisauflösung. Unterstützt wird Luthers Waschsalon durch Spenden von Großhändlern für medizinische Produkte. „Eine große Schwierigkeit in unserer Arbeit ist, die nötige Kontinuität der Behandlung sicherzustellen. Bei vielen unserer Patienten sind mehrere Behandlungssitzungen nötig, manche kommen aber nach einigen Sitzungen nicht mehr wieder“, so Dr. Hans Ritzenhoff. Neben einem Team von ehrenamtlichen Ärzten und Krankenschwestern wird die Arbeit unterstützt durch Studierende der Zahnmedizinischen Fakultät der Universität WittenHerdecke, die die Tätigkeit als Teil der praktischen Ausbildung anerkennt. Die Studentinnen und Studenten bekommen so die Möglichkeit praktische Erfahrungen zu sammeln und die Patienten bekommen eine erstklassige Behandlung auf dem aktuellen Stand der Ausbildung. Neben dem breiten medizinischen Angebot bietet der Waschsalon noch eine Menge mehr. In einer großen Kleiderkammer können sich die Gäste versorgen. Ein Mal im Monat kommt ein Friseur in Luthers Waschsalon vorbei und frisiert die Gäste ehrenamtlich. Auch mit einem Friseursalon, der kostenlose Haarschnitte anbiete, kooperiert die Einrichtung, und auch eine Fußpflegerin bietet regelmäßig Behandlungen an. Zurzeit befindet sich eine Kreativgruppe im Aufbau, um weitere Freizeitangebote zu etablieren. „All das ist nur möglich dank der über 30 Menschen, die sich mit unglaublich viel Herzblut bei uns engagieren“, so Ladwig-Henning. Diese herzliche Art wird von den Gästen geschätzt. „Die Menschen kommen nicht nur wegen unserer Angebote hierher, auch die sozialen Kontakte spielen eine große Rolle.“ Das weiß auch Beate: „Ich komm schon hierher, seit es den Laden gibt. Nicht unbedingt, weil ich nicht auch zuhause frühstücken könnte, aber hier treffe ich einfach alle meine Freunde und Bekannten.“

Links: Ein Schwerpunkt der Arbeit der Hagener Einrichtung ist die medizinische Versorgung. Ärzte und Krankenschwestern im Ruhestand kümmern sich um die Gäste, auch einen Behandlungsraum für zahnmedizinische Fälle gibt es.

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KULTUR

Was zählt Da ist der Ausblick aus dem Fenster, der Hund, der im Brunnen spielt, der schneebedeckte Boden am Wintertag. Die Fotografien zeigen Momente und Orte, die für ihre Fotografen besonders sind, bedeutsam, wertvoll. Die Fotografen sind bodoVerkäuferinnen und -Verkäufer, die Bilder Teil einer Ausstellung im Dortmunder U sind. „Kohle weg?!“ heißt das Projekt.

„Kohle we g?! “ mit Fotografien von bodoVerkäuferInnen Eintritt frei

Von Alexandra Gehrhardt Foto: Sebastian Sellhorst

„Kohle weg?!“ ist noch bis zum 1. Juli auf der UZWEI im Dortmunder U zu sehen. Sie ist Ergänzung zur Ausstellung „Kunst & Kohle“, die Anfang Mai im Museum Ostwall eröffnet wird.

Bewusst spielt die UZWEI, die Etage für Kulturelle Bildung im Dortmunder U, im Jahr der letzten Zechenschließung im Ruhrgebiet mit der doppelten Bedeutung des Begriffs. „Kohle“ steht gleichermaßen für das, was einst Grundlage war für die industrielle Entwicklung des Ruhrgebiets war, wie als Synonym für Geld. In „Kohle weg?!“ geht es um zweiteres. In einer Mischung aus Ausstellung und Installation und Aktionen steht die Frage im Zentrum, welche Dinge einen Wert haben, der nicht nur ein materieller ist, was Armut bedeutet, woran man reich sein kann außer an Geld. Familie, Freunde, Erinnerungen werden in den ganz unterschiedlichen Zeichnungen, Collagen und Fotografien betont, die Kinder der Petri-, der Oesterholz- und der Fine-Frau-Grundschule und Dortmunder Jugendliche für die Ausstellung angefertigt haben. Und auch bodo-Verkäuferinnen und -Verkäufer haben das Projekt mitgestaltet: Ausgestattet mit Einwegkameras haben Ralph, Lamiita, Michael, Norbert und Jessica Ausschnitte ihres Lebens fotografisch eingefangen und dabei unmittelbar alltägliche und besondere, wertvolle Momente und Situationen festgehalten. Die dabei entstandenen Fotografien sind ebenfalls Teil der Ausstellung.

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DAS FOTO

Etwa 700.000 Rohingya sind seit Mitte letzten Jahres aus Myanmar ins benachbarte Bangladesch geflohen. Das UNFlüchtlingshilfswerk UNHCR bezeichnet die Rohingya als eine der am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt. Fotografen der Presseagentur Reuters haben ihre Flucht begleitet und für ihre Arbeiten den Pulitzer Preis erhalten. Foto: Reuters / Hannah McKay

RECHT

Sind SGB-II-Nachzahlungen pfändbar? Von Rechtsanwalt René Boyke

Dass Geldzahlungen aus Arbeitslosengeld II nicht gepfändet werden können, da sie das Existenzminimum darstellen, ist plausibel. Doch gilt das auch, wenn für mehrere Monate kein ALG II gezahlt wurde und dann auf einen Schlag mehrere Tausend Euro auf dem Konto eingehen? Diese Frage hat nun der Bundesgerichtshof (BGH) geklärt. Ein Gläubiger hatte gegen eine Leistungsbezieherin einen pfändbaren Zah-

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lungsanspruch (Titel) in Höhe von ca. 1.500 Euro und pfändete, zunächst erfolglos, das leere Konto. Als jedoch plötzlich mehr als 5.500 Euro eingingen, wurde dieser Geldbetrag gepfändet. Auf Antrag der Schuldnerin wurde die Pfändung jedoch wieder aufgehoben. Dagegen wehrte sich der Gläubiger – erfolglos. Das Gericht erklärte, dass es sich um Nachzahlungen existentiell notwendiger Zahlungen

handele und der Zeitraum (hier: März bis November), für den die Nachzahlung gelte, berücksichtigt werden müsse. Da die Leistungsbezieherin zwei Kinder hatte, stand ihr ein monatlicher Freibetrag von über 1.700 Euro zu. Verteilt auf den Zeitraum, für den die Nachzahlung vorgesehen war, lag diese also unter dem jeweiligen Freibetrag. Der BGH erklärte, dass dies auf jeden Fall zu berücksichtigen sei, da


KOMMENTAR

„Unser Staat ist schwach“ Von Bastian Pütter

Angstmacher Rainer Wendt

Kennen Sie Rainer Wendt? Wenn es in einer Talkshow um Verbrechensangst als Gefühl gehen soll, kommt kein Experte, sondern der Polizist aus Duisburg. Wenn ein Interviewpartner gesucht wird, um auflagesteigernd die Apokalypse in den Zuwanderervierteln unserer Städte zu beschwören, ist Wendt zur Stelle. Wenn irgendwo Terror(-verdacht) ist, ruft er auch schon mal selbst in Redaktionen an und lädt sich ein. Wendt ist im Zweitberuf bei einer von drei Polizeigewerkschaften. Weil er damit nicht für die Polizei sprechen kann, spricht er gern für „Deutschland“. Und er hat erstaunlich haltbare Antworten im Gepäck: mehr Polizei mit mehr Härte, mehr Waffen, mehr Überwachung. Damit die Wundermedizin gekauft wird, diagnostiziert er wie alle Rechtspopulisten ein an seiner Schwäche zugrunde gehendes Gemeinwesen. Mit Erfolg. Gar nicht unerhebliche Bevölkerungsteile befinden sich zurzeit in einer Art freiem Fall in Unsicherheit. Wendt hat daran mitgearbeitet, bevor es Mainstream wurde. Sein Heilsversprechen eines entfesselten bundesdeutschen Polizeistaates war mal fast Avantgarde, inzwischen hat ihn die CSU ein- und die AfD überholt. Was seine Leistung nicht schmälert. Der „plot twist“ bei Wendt ist, dass sein allgegenwärtiges Diskursvergiften über mehr als ein Jahrzehnt nur möglich war, weil sich der Staat in der Tat als schwach erwies – zu schwach, seinen Diener, den Beamten Wendt, ans Arbeiten zu bringen. Elf Jahre lang bezahlte das Land NRW eine 28,5-Stunden-Woche auf der Wache, obwohl Wendt nicht zur Arbeit ging. „Ohne rechtliche Grundlage“, wie zwei Sonderermittler inzwischen feststellten. Wendt erhielt gar eine – ebenfalls rechtswidrige – Leistungsbewertung mit „sehr gut“ und eine Beförderung auf die Besoldungsstufe A12. (Geld, auf das er nicht zwingend angewiesen war, denn z.B. dafür, der AXA-Versicherungsgruppe Zugang zum attraktiven Beamtenklientel der „DPolG“ zu gewähren, erhielt er zusätzlich 50.000 Euro pro Jahr als Aufsichtsratsmitglied. Daneben spülte ein „Sachbuch“ mit dem Titel „Deutschland in Gefahr“ mit der Warnung vor – ernsthaft – „offenen Unruhen“ Geld in die Kasse.) Als nicht arbeitender Polizist ist Wendt inzwischen pensioniert, als Krawallfunktionär macht er wohl weiter. Wenn sich der Ärger um ihn und den „schwachen Staat“, der Wendt Hunderttausende von Euro schenkte, gelegt hat, wird er ihn wieder attackieren. Weil JournalistInnen ihm zuhören.

die Leistungsempfängerin ansonsten nicht hinreichend geschützt werde. Denn der fehlende Pfändungsschutz auf dem Pfändungsschutzkonto hätte ansonsten zur Folge, dass die Leistungen im Ergebnis nicht der Leistungsempfängerin, sondern ihren Gläubigern zu Gute kämen. Das aber widerspräche dem Zweck der ALG-II-Leistungen, nämlich der Sicherung des Existenzminimums. Das Recht des Gläubigers, seine Forderung zu

vollstrecken, findet daher seine Grenze im grundgesetzlich geschützten Anspruch des Schuldners auf Gewährleistung des menschenwürdigen Existenzminimums. Für Betroffene ist dabei wichtig zu wissen, dass die Pfändung nicht automatisch aufgehoben wird, sondern möglichst schnell ein entsprechender Antrag an das Vollstreckungsgericht gestellt werden muss.

DIE ZAHL

190.121 bezahlbare Wohnungen fehlen im Ruhrgebiet nach einer Studie der Böckler-Stiftung. Bei der Unterversorgung belegt Bochum einen Ruhrgebiets-Spitzenplatz. Einpersonenhaushalte sind am stärksten von der Wohnungsnot betroffen.

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REPORTAGE

Vier Jahrzehnte Videospielgeschichte Ein Museum zum Zocken und Daddeln: Seit etwa anderthalb Jahren gibt es in Dortmund-Huckarde das Binarium, ein Museum für digitale Kultur. Auf über 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche bietet sich hier eine vielseitige Auswahl an Exponaten der Unterhaltungselektronik. Und im Gegen-satz zu anderen Museen ist spielen hier ausdrücklich erlaubt. Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski

Ein schwarzer Bildschirm. Eine gepunktete Linie teilt das Feld in zwei Hälften und markiert oben und unten einen Rand. Rechts ein Balken, links ein Balken, die sich von oben nach unten bewegen und einen Punkt hin und her schießen. Was draußen Tennis heißt, heißt in der virtuellen Welt „Pong“. Bei seinem Erscheinen 1972 setzte das Computerspiel einen Meilenstein in der Spieleindustrie. Heute hat es Museumswert – und ist zu finden im Binarium in Dortmund, dem deutschen Museum für digitale Kultur. Christian Ullenboom leitet das Binarium. Hier, nordwestlich der Innenstadt, hat es sich der Psychologe und Informatiker zur Aufgabe gemacht, Gegenstände digitaler Spiele- und Alltagskultur – Flipper, Taschenrechner, Heimcomputer, Spiele – zusammenzutragen, sicht- und benutzbar zu machen. Seine Leidenschaft für Nullen und Einsen entwickelte sich eigentlich aus einer jugendlichen Notwendigkeit heraus: „Ich habe als Kind nur einen C64-Heimcomputer gehabt, den ich an den Fernseher meiner Eltern angeschlossen hatte. Wenn du keine Möglichkeit hast, etwas abzuspeichern, dann bleibt dir halt nichts anderes, als ein Grundlagenhandbuch zu studieren und selbst ein paar Formeln herunter zu tippen. Damals konnte ich nichts anderes machen als zu programmieren – das habe ich dann nach und nach zu meiner eigenen Profes-

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sion erhoben.“ Inzwischen hat er mehrere Bücher über die Programmiersprache Java verfasst, mit seiner Firma Tutego berät er Unternehmen bei der Planung und Weiterentwicklung von Softwaretechnik und IT-Systemen.

Digitales hinter Backstein Der Weg bis zum Museumsleiter sei allerdings von Widrigkeiten geprägt gewesen, blickt Ullenboom zurück: „Zusammen mit einem befreundeten Projektmanager haben wir ganz viele Städte in Nordrhein-Westfalen angeschrieben, aber keine Stadt hat irgendwie ernsthaft reagiert. Ich hatte einen ausführlichen Business-Plan

dazugelegt, aber das Interesse war nicht vorhanden. Und wenn, dann wollte man uns alte und baufällige Schulen vermitteln.“ In Dortmund-Huckarde fand sich schließlich eine leerstehende Immobilie in Backsteinoptik, die zu Zeiten der Montanindustrie Lohnhalle der hiesigen Zeche Hansa war. Christian Ullenboom hat das Gebäude

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REPORTAGE

privat gekauft und mit viel Eigeninitiative aufwendig renoviert. Mittlerweile ist er froh, das Museum für digitale Kultur in der Heimatstadt des BVB angesiedelt zu haben: „Dortmund ist schon ziemlich perfekt. Die Stadt hat die richtige Größe, es gibt ein großes Einzugsgebiet für Leute, die von außerhalb kommen, und eine generell gut aufgestellte Infrastruktur. Die

fleischte Fans der Materie sind immer wieder wichtige Stilfragen zu beantworten: Amiga oder Atari, Tetris oder Super Mario, Gameboy oder Gamate? Oder fällt die Wahl auf eine Xbox oder doch auf eine PlayStation? Das einzigartige Projekt soll Liebhabern alter Unterhaltungstechnik die Möglichkeit geben, die nostalgisch anmutenden Geräte und Konsolen näher zu erforschen. Außerdem wird den Besuchern in einer interaktiven Ausstellung die Geschichte der digitalen Kultur näher gebracht. Auch Sonderausstellungen sind hier zu sehen. Noch bis Oktober gibt es in der ersten Etage eine zum Thema Star Wars,

Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist hier zudem optimal. Ich würde nur ungern in eine andere Stadt gehen wollen.“

dafür wurde eigens ein riesiges X-Wing-Fighter-Raumschiff gebaut. Und auch für „Pong“ ist Platz: Eingerahmt von alten Cocktailsesseln und grellbunten Vintage-Tapeten hat es eine eigene Ecke gefunden.

700 Exponate der Spiel- und Alltagskultur Ob Taschenrechner, Flipper, Heimcomputer, Spielen, Konsolen und sogar Simulatoren: Mit weit über 700 Exponaten, 250 Telespielen und Spielekonsolen, 200 Heimcomputern und einschlägiger Fachliteratur ist die Sammlung riesig – und ziemlich einzigartig. Für einge-

Ehemalige Frauendomäne Das ganze Museum ist mit unzähligen Details gespickt. Oben im Flur findet sich eine Ahnengalerie mit wichtigen Köpfen der Computer-Geschichte, angefangen bei Rechnerpionier Konrad Zuse bis hin zum Facebook-

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Chef Mark Zuckerberg. Es fällt auf, dass die Branche der Bits und Bytes nicht gerade eine Frauendomäne ist – sondern so ziemlich das Gegenteil davon. „Früher war das mal anders“, sagt Christian Ullenboom. „Es gibt dazu einen fantastischen Film, der ‚Hidden Figures‘ heißt.“ Erzählt wird dort die Geschichte von drei afroamerikanischen Mathematikerinnen in den 1960er Jahren, die maßgeblich am Raumfahrt-Programm der NASA beteiligt waren, ohne für ihre Leistungen Anerkennung zu erfahren. „Damals wurde die SoftwareEntwicklung fast ausschließlich von Frauen gemacht. Fotos aus der damaligen Zeit zeigen fast ausschließlich Frauen an den Rechnern, während die Männer dazu da sind, irgendwelche Röhren auszuwechseln.“

AUS DEM PROGRAMM FR 11. MAI | KONZERTHAUS DORTMUND GLORIA Eröffnungskonzert mit Musik von Vasks, Poulenc & Bernstein | WDR Funkhausorchester Köln SO 13. MAI | DOMICIL LILY DAHAB Weltmusik aus Argentinien SA 19. MAI | DOMICIL SAZ‘ISO Weltmusik aus Albanien | Deutschlandpremiere

Richtig: Klassische MannFrau-Klischees sind nicht die Sache von Christian Ullenboom. Er ist viel eher ein aufgeschlossener Idealist, der ständig neue Ideen verwirklichen möchte. Neben der dauerhaften Ausstellung möchte der diplomierte Informatiker im nächsten Schritt auch mehr Workshops und regelmäßige Kurse anbieten. „Schon im letzten Jahr haben wir eine ganze Reihe von Kursen angeboten, zum Beispiel ‚Internet für Senioren‘, einen Fotokurs oder ein Update zum aktuellen Windows-Programm. In dieser Richtung würde ich gerne noch mehr machen. Aber auch zum Thema Handy- oder Spielesucht suche ich noch geeignete Partner, die mit uns solche Kurse ausrichten würden.“

FR 25. MAI | DOMICIL GISELA JOÃO Frischer Fado aus Portugal SA 26. MAI | ZECHE ZOLLERN CARMINA LATINA Weltmusik aus dem 17. Jahrhundert SO 27. MAI | KONZERTHAUS DORTMUND GIUSEPPE VERDI: GIOVANNA D‘ARCO Marina Rebeka | Jean-François Borras WDR Funkhausorchester Köln SO 03. JUNI | KONZERTHAUS DORTMUND HÄNDEL GOES WILD Crossover mit L‘Arpeggiata DO 07. JUNI | DOMICIL YORKSTON THORNE KHAN Britischer Folk trifft indische Musik SO 10. JUNI | ST. REINOLDIKIRCHE ANTONIO CALDARA: MADDALENA AI PIEDI Ensemble Le Banquet Céleste aus Frankreich

Binarium Deutsches Museum der digitalen Kultur Hülshof 28, 44369 Dortmund geöffnet Di. bis So. von 10 – 17 Uhr www.binarium.de

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Unsere monatliche Exkursion in die urbane Welt der wilden Kräuter. Mit nützlichen Informationen, pointierten Fußnoten, vielen Geschichten – und immer einem originellen Rezept. Von Wolfgang Kienast

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REZEPT für ein Weißdornblütensoufflé: 2 EL Zucker mit ein wenig Wasser karamellisieren. 30 g Weißdornblüten und 250 ml Milch zugeben, aufkochen und abseihen. Noch einmal aufkochen und die Flüssigkeit über 500 g weich gekochte Kartoffeln geben. Zu Brei stampfen, 100 g geriebenen Parmesan sowie 1 Eigelb zugeben und mit schwarzem Pfeffer abschmecken. 2 Eiweiß, zu steifem Schnee geschlagen, unterrühren, 2 weitere als Schnee behutsam unter die Masse heben. In einer gebutterten Auflaufform bei 230 Grad im vorgeheizten Ofen etwa 40 Minuten backen. Vor dem Servieren mit Kürbiskernöl beträufeln. Perfekt zu Spargel und Rucola.

eimathorst Seehofer bekommt für seine innenpolitischen Visionen mehr Applaus aus AfD-Kreisen als vom Koalitionspartner SPD. Sein Stil ist deprimierend für Menschen, die lieber in einer offenen und toleranten Gesellschaft leben möchten – doch das Vorgehen ist so zu erwarten gewesen. Es reicht ein kurzer Blick auf das, was sie dort, wo er herkommt, sonst für richtig halten – aktuell das neue Polizeigesetz, welches Joachim Herrmann, sein Kollege auf Landesebene, im Mai zu verabschieden gedenkt. Besagte Novelle erlaubt eine derart umfassende Eingriffs- und Kontrollbefugnis in Lebensweise und Privatsphäre eines jeden Bürgers, wie sie seit 1945 keine deutsche Behörde besessen hat. Chapeau! Wer regelmäßig diese Kolumne liest, könnte meinen, ich hielte grundsätzlich alles für übel, was einem christsozialen Hirn entspringt. Aber das stimmt nicht. Es gibt ja Josef Göppel. Bis 2017 gehörte er dem Bundestag an. Abgesehen davon, dass er, nicht okay, wider die „Ehe für alle“ gestimmt hat, teile ich viele seiner Ansichten. Er gilt als leidenschaftlicher Streiter gegen Zersiedlung und ausufernden Gewerbebau sowie als Vordenker in Sachen bäuerliche Landschaftspflege im Naturschutz. Mit solchen Positionen stand er natürlich in Opposition zu Ex-Landwirtschaftsminister Christian Schmidt. Der kommt ja in der GroKo-Neuauflage zum Glück nicht mehr vor; sein letztgelegtes Kuckucksei war Ende vergangenen Jahres der ominöse Alleingang bei der Verlängerung der EU-weiten Glyphosat-Zulassung. Seit dem 14. März obliegt Julia Klöckner die Leitung des Ministeriums, und die CDU-Frau funkte erst mal auf Wellenlänge ihres CSUVorgängers: „Ich will nicht, dass Greenpeace

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eigene Grenzwerte setzt und sich der Lebensmitteleinzelhandel davon treiben lässt – von Organisationen, die kein Interesse daran haben, dass es in Deutschland Landwirtschaft gibt“, erklärte sie noch als designierte Ministerin auf der 63. Landwirtschaftlichen Woche im hessischen Gernsheim. Andererseits begreift sie ihr Ressort eigenwörtlich als „Lebensministerium“. Wie ich das verstehe, kann das nur die Förderung extensiver Bewirtschaftung bedeuten. Es wäre an der Zeit. Die großflächigen Monokulturen industrieller Agrarwirtschaft sind verantwortlich für den grassierenden Artenschwund. Da zählt jeder Grünstreifen, jede Hecke, jedes Feldgehölz. Ein Hoch auf den Weißdorn. Nicht primär – aber auch in der Küche.

Für die Weißdorne gibt es landläufig eine Vielzahl von anderen deutschen Namen wie Hagedorn, Heckendorn, Weißheckdorn; regional auch Christdorn, Hagapfel, Heinzelmännerchen, Mehldorn, Wubbelken oder Zaundorn. Weißdorne finden sich in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel in Wäldern und Gebüschen, kultiviert auch in Parks und Gärten.


SOZIALES

Der Dortmunder Sascha Bisley produziert mit dem ZDF zurzeit ein radikal persönliches Doku-Format. Für die kommende Folge (über-)lebte er im eiskalten Februar „Unter Obdachlosen“ auf den Straßen Stuttgarts. Er verkaufte das Straßenmagazin trott-war, ging auf den „Arbeiterstrich“ und bettelte. Von Bastian Pütter | Foto: Sascha Bisley

Bisley war draußen Sascha Bisley sprach in der ZDF-Reihe „Szene Deutschland“ bereits mit Junkies, mit Hooligans, mit Tätern. Nicht als Journalist, betont er, sondern „weil meine eigene Geschichte so viele Bereiche berührt, Grenzbereiche, in denen ich mich gut auskenne.“ Die Reportagen führen zurück an die dunklen Stellen in Bisleys Biografie und an die Bruchstelle seines Lebens, als sein jüngeres Ich, der gewalttätige Hool, einen Obdachlosen so verprügelte, dass der an den Spätfolgen starb. Sein Buch „Zurück aus der Hölle“ (bodo 4/15) erzählt von der Scham, von Selbstmordversuchen und von der Entscheidung, sein Leben von Grund auf zu ändern. So wird die Zeit „Unter Obdachlosen“ auch zu einer Art Rollentausch, mit Nächten auf der Straße, in denen Bisley weiß, wovor man sich fürchten muss. Die Redaktion entschied sich für Stuttgart, „weil es wegen seiner Gegensätze so krass ist, das ist Benztown, da lebt der Mittelstand, und es gibt nur oben und ganz unten. Erschrocken hat mich die Feindseligkeit gegenüber Armen.“ Nur wenige wissen, wer der Neue ist: „Tommy von der Straßenzeitung trott-war hat mich eingewiesen. Der hatte auch zu schlucken angesichts meiner Geschichte, aber wir waren nach 20 Minuten warm. Die anderen wussten nichts, ich wollte unerkannt bleiben. Wir haben das meiste mit versteckter Kamera gedreht.“ Es gehe ihm um die unmittelbare Erfahrung, die sich nicht einstelle, wenn man kurz

„Auf der Straße – Sascha Bisley unter Obdachlosen“ läuft am Donnerstag, 24. Mai, um 20.15 Uhr auf ZDFinfo und ist ab dann in der Mediathek zu sehen. Siehe auch Seite 8: Sascha Bisley liest bei bodo.

einen alten Parka überziehe. „Dass Obdachlosigkeit scheiße ist, das weiß jeder, dafür macht man es nicht“, sagt Bisley. Er schläft tagelang bei minus zehn Grad hinter einer Tankstelle, der Sender besteht auf einem Sicherheitsdienst, der sicherstellen soll, dass er das überlebt. „Aber die Kälte ist es nicht allein“, sagt Bisley. „Es ist diese Unerträglichkeit der Erfahrung, nicht mehr zur Gesellschaft zu gehören.“ Journalistische Selbsterfahrungen auf der Straße können auch zum Rührstück über Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe werden. „Ja, ich hatte Tränen in den Augen, als mir einmal jemand zwei Euro gab. Aber: Man hat versucht, mir in den Bettelbecher zu spucken, ich bin jeden Tag beschimpft und beleidigt worden – für alle anderen bist du unsichtbar.“ Diese Erfahrung von Unsichtbarkeit macht Bisley immer noch fassungslos. „Das alles verunsichert dich so, das zerstört jedes Selbstwertgefühl, selbst wenn du eigentlich mitten im Leben stehst. Ich bin sicher, nach kürzester Zeit hinterlässt so ein Leben psychische Schäden.“

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Kalender Mai Juni

mit Name, Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.

werfen Fragen auf, irritieren, provozieren und schockieren. Während der gesamten Ausstellungsdauer (4.5. – 1.7.) wird ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Vorträgen, Workshops, Musik, Brunches und Ausstellungsführungen stattfinden. Infos hierzu werden auf www.facebook.com/IWannaBeYourDog2015/ veröffentlicht. Künstlerhaus, DO, Do. bis So., 16 – 19 Uhr

MI 09 | 05 | 18 Kabarett | „Lampenfieber – Jetzt mal in echt!“ Was passiert eigentlich, wenn der letzte Vorhang fällt? Genau dieser Frage geht Markus Veith in seinem Stück auf den Grund. Der gebürtige Dortmunder offenbart humorvoll den Zustand eines Schauspielers, nachdem die Show vorüber ist. Der Erlös aus dem Auftritt im Klinikum geht an das Westfälische Kinderzentrum für „Start mit Stolpern“. Das Projekt hilft Neugeborenen, die in schwierige Verhältnisse hineingeboren wurden. Magistrale im Klinikum, Dortmund, 18 Uhr

MO 07 | 05 | 18 Drag-Performance | The End Of America Vor etwas mehr als einem Jahr kam Trump an die Macht. Der Dramaturg des Düsseldorfer Schauspielhauses Frederik Tidén holt aus seinem früheren Leben High Heels, Perücke und Make-Up hervor und geht in der Eve Bar in den Nahkampf mit the Donald. Therapiesitzung, Messe, Lesung, Abrissparty für die alte Weltordnung. Eve Bar, Bochum, 20 Uhr

DO 10 | 05 | 18 Ausstellung | Experiment Die Ausstellung „Experiment“ beleuchtet die Geschichte einflussreicher Erfindungen wie Aspirin, Plastik und Antibabypille. Es sind Geschichten über unerwartete Wendungen und folgenreiche Begegnungen, über clevere Planungen und scheinbare Zufälle. Sie erzählen von bedeutenden Persönlichkeiten, raffinierten Methoden, ausgeklügelten Instrumenten und neuartigen Unternehmensstrategien. Bis 15.7. www.dasa-dortmund.de DASA, Dortmund

DI 08 | 05 | 18 Lesung | Robert Menasse: „Die Hauptstadt“ Mit „Die Hauptstadt“ hat Robert Menasse 2017 einen Roman vorgelegt, der mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde: „Ein großer Wurf“, so die Kritik, „elegant geschrieben, fabelhaft gebaut, pointen- und gedankenreich“. Am 8.5. liest Robert Menasse in der Christuskirche am Platz des europäischen Versprechens. Christuskirche, Bochum, 18 Uhr

Ausstellung | I wanna be your Dog #2 14 Künstlerinnen und Künstler präsentieren mit ihren Werken ihre individuelle Auseinandersetzung mit dem Tier-Mensch-Verhältnis. Sie regen auf ästhetisch ansprechende und vielfältige Weise zum Nachdenken an,

Kinder | Unsere Erde – rund und bunt Die Erde ist ein faszinierender Planet, auch im Inneren. In Schalen aufgebaut, birgt sie viele Geheimnisse. Selbst der Bergbau kennt nur die äußere Hülle. An diesem Tag wagen die Kinder einen Blick ins Innere der Erde und bauen ihre Schalenstruktur aus Wolle nach. Ab 6 Jahren. Deutsches Bergbau-Museum, BO, 13 – 16 Uhr

FR 11 | 05 | 18 Theater | Damenkarussell Bianka Lammert und Jule Vollmer treffen in acht Szenen und jeweils vier unterschiedlichen Rollen aufeinander und spiegeln einen bunten Frauenalltag wider. Da diskutiert z.B. die Politikerin mit der Putzfrau, die Künstlerin begegnet der Steuerberaterin, die Mutter besucht die Tochter, zwei Schwestern planen den Alterswohnsitz der Mutter, und Freundinnen helfen sich über die Wechseljahre hinweg. Voller Spielfreude gewähren die Akteurinnen einen Einblick in die heimlichen und unheimlichen Sphären der weiblichen Seele. Fletch Bizzel, DO, 20 Uhr (auch 12.5.)

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Mit fast 400.000 eigenen Wohnungen ist die Bochumer Vonovia SE das größte Wohnungsunternehmen in Deutschland. Immer wieder steht der Konzern in der Kritik, unter anderem, weil er starke Mieterhöhungen mit Modernisierungen rechtfertigt.

Moderne Zeiten?

Wie sich Wohnungskonzerne an den MieterInnen bereichern

Di., 8. Mai, 19 Uhr Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, Bochum

Wer modernisiert, kann elf Prozent der Kosten auf die Mieter umlegen. Doch eigentlich, kritisieren Mieterverbände, macht Vonovia nichts weiter als Standardsanierungen und nutzt die gesetzliche Regelung aus. Sie fürchten untragbare Mieterhöhungen, schlimmstenfalls Verarmung bis zur Verdrängung und Zerschlagung von Nachbarschaften. Mit der Veranstaltung wollen der Deutsche Mieterbund NRW, die Plattform kritischer ImmobilienaktionärInnen und das Mieterforum Ruhr einen Gegenpunkt zur Aktionärsversammlung der Vonovia am Folgetag setzen, von Erfahrungen berichten und Möglichkeiten des Widerstands erörtern. Anmeldung: anmeldung@dmb-nrw.de

Film | Call me by your name (OmU) Mit seiner Familie verbringt der 17-jährige Elio Perlman den Sommer 1983 in ihrer norditalienischen Villa. Während sein Vater sich mit antiken Statuen beschäftigt, liest Elio, spielt Klavier oder trifft seine Freundin Marzia. Alles ändert sich, als der amerikanische Doktorand Oliver ankommt: Oliver macht ein Praktikum bei Elios Vater und fasziniert den altklugen Teenager sofort. Das Wissen, das seine Eltern ihm vermittelt haben, hat den Bereich des Herzens bisher vollkommen ausgelassen. Bald schon wird Elio in ein absolutes Gefühlschaos gestürzt. Kino im U, Dortmund, 20 Uhr (auch 10.5.)

FR 11 | 05 – SA 12 | 05 | 18 Lesung | Daniel Glattauer Spezial Am 11.5. und 12.5. lädt das Consortium um Regisseur Frank Hoelz zum großen Daniel

Glattauer Spezial ins Kulturhaus Thealozzi: Jeweils um 20 Uhr gibt es romantische Action-Lesungen nach den Romanen „Gut gegen Nordwind“ am Freitag und dessen Fortsetzung „Alle sieben Wellen“ am Samstag. Britta Diedrich und André Dinter lesen die beiden Protagonisten in dieser Geschichte über eine aufkeimende Romanze in den Zeiten des elektronischen Nachrichtenverkehrs und lassen sie gewissermaßen die großen Gefühle in den Anhängen ihrer Mails finden. Thealozzi, Bochum, 20 Uhr

SA 12 | 05 | 18 Theater | FIDENA 2018: Bomba Mix Wer sagt eigentlich, dass Rosa nur ins Mädchenzimmer will, Smileys immer gute Laune haben und der Traktor nicht auch Schmuseeinheiten braucht? Auf herrlich anarchische Weise hinterfragen der Choreograf Alfredo

Zinola und die Tänzerin Ximena Ameri die Marketingstrategien der Spielzeugindustrie, gängige Klischees und tradierte Geschlechterrollen. Sie tauchen spielerisch und humorvoll ein in den Rausch des Überflusses und genießen die Hysterie des Konsumwahnsinns. Ab 4 Jahren. prinzregenttheater, Bochum, 15.30 Uhr

SO 13 | 05 | 18 Essen und Trinken | Muttertagsbrunch Beim Muttertagsbrunch werden natürlich nicht nur Mütter kulinarisch verwöhnt, sondern auch Familie und FreundInnen. Aufgetischt werden u.a. frische Croissants, Rührei, Lachs, Obstsalat, Spargel, Kartoffelgratin und Joghurt-Creme mit Erdbeeren. Das kulturzentrum balou empfiehlt, vorab einen Tisch zu reservieren. kulturzentrum balou, DO, 10 – 14.30 Uhr Mischmasch | Fahrradsommer der Industriekultur Bereits zum 12. Mal veranstalten der Regionalverband Ruhr und die Bochumer Veranstaltungs-GmbH den Fahrradsommer der Industriekultur rund um die Jahrhunderthalle Bochum. Über 40 AusstellerInnen informieren über die neusten Trends und radtouristische Highlights. Die Meile der Industriekultur lädt dazu ein, die Route der Industriekultur zu entdecken. Auch in diesem Jahr erwartet die BesucherInnen ein buntes und abwechslungsreiches Rahmenprogramm rund ums Rad. Eintritt frei. Jahrhunderthalle, Bochum, 11 – 17 Uhr Musik | Tatort Jazz – „Um Pedaço do Brasil“ Zusammen mit den Tatort Jazz HausbandMusikern Matthias Dymke, Alex Morsey und Uwe Kellerhoff entführt der brasilianische Gastsolist João Luís Nogueira Pinto mit sei-

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KALENDER

ner Musik das Publikum in verzauberte und bizarre brasilianische Welten. Eintritt frei. Kunstmuseum, Bochum, 20 Uhr

MI 16 | 05 | 18 Vortrag & Diskussion | Ein Jahr Macron – Vortrag von Dr. Andreas Marchetti Emmanuel Macron ist angetreten, die französische Politik zu erneuern und Europa frischen Schwung zu geben. Beide Agenden sind eng miteinander verknüpft und Macron hat sowohl in Frankreich als auch in Europa bereits starke Akzente gesetzt. Inwieweit diese allerdings wirklich die Veränderungen bringen, die so viele BeobachterInnen für nötig erachten, wird der Vortrag mit anschließender Diskussion genauer unter die Lupe nehmen. Eintritt frei. Auslandsgesellschaft NRW, DO, 19 Uhr

DO 17 | 05 | 18 Lesung | Gabriella Wollenhaupt: „Grappa in der Schlangengrube“ Sind Straftäter resozialisierbar? Die Beantwortung dieser Frage spaltet die Redaktion des Tageblattes, als Doppelmörder Mischa Ashley nach Verbüßung seiner Haftstrafe eine Anstellung im Verlagshaus bekommt. Die Sozialprognose seiner Therapeuten ist blendend. Polizeireporterin Maria Grappa wird seine Mentorin, was ihr gar nicht passt. Sie bleibt skeptisch. Eine Sponsorin des ExKnackis wird ermordet, die Spuren führen zu Ashley. Doch bald lernt Grappa, dass Vorurteile nicht immer ein guter Ratgeber sind. Stadt- und Landesbibliothek, DO, 19.30 Uhr

Comedy | Sarah Bosetti „Ich will doch nur mein Bestes“ Sarah Bosetti erzählt Geschichten vom schönen Scheitern: vom Versuch, mit Schwimmflügeln an den Füßen über Wasser zu gehen. Von Menschen, die Schauspieler werden, weil sie es als Kellner einfach nicht geschafft haben. Von Gott, der bei einigen Menschen Gehirn und Darm verwechselt. Und von der Politik, in der es immer bergauf gehen muss, obwohl es für Fahrradfahrer viel schöner ist, wenn es bergab geht. Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr Talk & Musik | „Songs & Lyrics by…“ In der neuen Ausgabe „Songs & Lyrics by...“ sind der Liedermacher Robert Rotifer und RollingStone-Journalist, Autor und Übersetzer Maik Brüggemeyer zu Gast. Den gebürtigen Wiener Rotifer hat es Ende der 1990er-Jahre nach London verschlagen, heute lebt und arbeitet er in England als Musikjournalist und Musiker. Brüggemeyer wird aus seiner Übersetzung der Autobiographie von Robert Forster sowie aus seinem Tourtagebuch einer Reise mit ihm vorlesen. Beide talken mit Kulturjournalist Max Kühlem und stellen Lieblingsplatten vor. Theater Unten, Bochum, 20 Uhr Party | La Boum Während unzählige Kometen am allnächtlichen Partyhimmel verglühen, hat sich La Boum längst als Konstante im Dortmunder Nachtleben etabliert. Beat und Soul, Swing und Rock‘n‘Roll sind die Grundfesten mit denen sich die DJs Timmi & Martini in die Herzen der Tanzgemeinde spielen. Präsentiert wird ein furioser Stilmix im Retrogewand aus

raren Originalen, abenteuerlichen Coverversionen und obskurem Edeltrash. Eintritt frei. Sissikingkong, Dortmund, 22 Uhr

SA 19 | 05 | 18

VERLOSUNG | Klangvokal Musikfestival Dortmund: Saz’iso Die Kritiker von Nordeuropa bis Australien sind sich einmal einig: Die Musik des Ensembles Saz’iso aus den Bergen Albaniens – melancholische Folk-Balladen – gehört zu den aufregendsten WeltmusikEntdeckungen des Jahres. Nach ihrer Tournee durch Großbritannien feiern die SängerInnen und MusikerInnen an Klarinette, Violine, Flöte, Laute und Rahmentrommel bei Klangvokal ihr Deutschland-Debüt. Das 10. Klangvokal Musikfestival Dortmund umfasst vom 11.5. – 10.6. insgesamt 23 Aufführungen. www.klangvokal-dortmund.de domicil, Dortmund, 20 Uhr

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SA 19 | 05 – MO 21 | 05 | 18

VERLOSUNG | Once upon a time – Festival der Jahrmarktkultur und Straßenkunst Am Pfingstwochenende findet bereits zum vierten Mal das Festival „Once upon a time“ statt. Das

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Katharina Königsbauer-Kolb / Anna Elisabeth Weichert

Entspannung mit Stift und Papier Zentangle® und Texte in Einzel- und Gruppenarbeit Es beginnt mit einer übersichtlichen Einführung in die Grundlagen. Der Hauptteil des Buches besteht aus sorgsam ausgewählten Gedichten und Texten. Vielseitige Themenbereiche, wie zum Beispiel „An Hindernissen wachsen“, „Miteinander“ oder „Generationen“ beleuchten ein Thema in seinen unterschiedlichen Facetten. Die Texte führen zu mehr Achtsamkeit und unterstützen die meditative Stimmung. Jedes Thema ist begleitet von einfachen zeichnerischen Anregungen. Von der klassischen Zentangle®-Zeichnung bis hin zu inspirierenden Eigenkreationen deckt dieses Buch ein weites Spektrum an einfachen zeichnerischen Möglichkeiten ab: sei es, dass man sich intensiver mit einem Muster und seinen speziellen Eigenarten beschäftigt, oder dass man Grafiken findet, die mit Mustern gefüllt werden können. (Katharina Königsbauer-Kolb ist zertifizierte Zentanglelehrerin (CZT®) und Yogalehrerin. Mit ihrem Wissen und ihrer langjährigen Erfahrung unterrichtet sie lebendige und zugleich achtsame Zentangle-Kurse für Jung und Alt.) vml

Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr

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2018, 104 S., Format 16x23cm, Klappenbroschur, Alter: ab 16 ISBN 978-3-8080-0825-6 Bestell-Nr. 1284, E 19,95


Heinz Ratz und Strom & Wasser

Do., 31. Mai, 19.30 Uhr Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, Bochum

In den letzten Jahren waren Heinz Ratz und Strom & Wasser hauptsächlich politisch unterwegs. Jetzt zeigen sie auch ihre poetische Seite, wobei der Punk auch da nie ganz wegzudenken ist. Heinz Ratz, Sohn einer indianischen Mutter, Dichter, Sänger und Bassist, kombiniert seine Kunst, die Musik, oft mit politischem Aktivismus – ob es nun das Bandprojekt mit geflüchteten Musikerinnen ist oder der „Moralische Triathlon“, Touren, in denen er auf soziale Missstände wie Obdachlosigkeit, Flucht oder Umweltverschmutzung aufmerksam machte. Im Studio 108 im Kulturzentrum Bahnhof Langendreer zeigen Strom & Wasser Ausschnitte aus elf-Studioalben, und berichten aus ihrer Bandbiografie, die nach Schottland und Island führte, durch eisige Winterlandschaften und zu Flüchtlingslagern – immer mit klaren Ansagen über das Zusammenleben der Menschen und den Umgang mit den globalen Ressourcen im Gepäck. Eintritt gegen Spende

dreitägige Fest der „Jahrmarktkultur und Straßenkunst“ präsentiert neben nostalgischen Fahrgeschäften ein Programm mit über 30 Gruppen, Kleinkünstlern und Street-Performern: Gaukler, Akrobaten, Zauberkünstler, Pantomimen, Feuerkünstler, Fabelwesen, Stelzenläufer und viele weitere Attraktionen führen das junge und jung gebliebene Publikum auf eine Zeitreise in eine Welt, wie man sie sonst nur noch aus Filmen kennt. Alle Infos: www.once-upon-a-time.info Zeche Zollern, DO, 10 – 20 Uhr (Sa. bis 22 Uhr) bodo verlost 3 x 2 Karten für einen Tag der Wahl inklusive Fahrpässe

SO 20 | 05 | 18 Theater | Fight Club Beruflich entscheidet Jack, ob ein namhafter Autohersteller Rückrufaktionen durchführt. Du bist nicht das Auto, das du fährst. Zuhause entscheidet Jack, welches Regal eines namhaften skandinavischen Möbelherstellers seine Persönlichkeit definiert. Du bist nicht das Geld auf deinem Konto. Privat entscheidet Jack, welche Selbsthilfegruppen todkranker Menschen er besucht, um sich besser zu fühlen. Du bist nicht deine Probleme. Alles ändert sich, als Jack die beiden rätselhaften Figuren Marla und Tyler kennenlernt... Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr Lesung | Ein gutes Schwein bleibt nicht allein Die beiden Ensemblemitglieder Günter Alt und Anke Zillich erinnern sich zurück an den Beginn ihrer Zeit in Bochum und bringen ihre humorvolle und besinnliche Lesung mit Lyrik und Prosa des Autors und Zeichners Robert Gernhardt, die bei ihrem ersten Spiel-

zeiteröffnungsfest noch in der Damentoilette des Schauspielhauses Bochum stattfand, auf die Bühne der Eve Bar. Eve Bar, Bochum, 20 Uhr

MI 23 | 05 | 18

nur WeinkennerInnen, sondern alle interessierten BesucherInnen. Programminfos: www.weine-vor-freude.de Rotunde, Bochum

DO 24 | 05 | 18 Lesung & Vortrag | Ingrid Krau: „Verlöschendes Industriezeitalter“ „Der postindustrielle Strukturwandel ist vielfach gescheitert – Wie kann es nun im Ruhrgebiet weitergehen?“ Mit dieser Behauptung und der anschließenden Frage beschreibt der Wallstein Verlag das Anliegen des neuen Buches von Ingrid Krau. In einem Bildervortrag mit Lesung ausgewählter Passagen wird Ingrid Krau diesem Anliegen nachgehen, Fragen zum Strukturwandel beantworten und diskutieren. transfer. bücher und medien, DO, 20 Uhr

FR 25 | 05 | 18 Theater | Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm Franz Prächtel und Peter Söst sind gestandene Schauspieler, und sie haben beide schon den Hitler gespielt. Ulli Lerch hat es dagegen bisher nur zum Goebbels gebracht. Als die drei Anzeige

VERLOSUNG | Drugland Ursprünglich ist „Drugland“ eine immersive Stadtraum-Performance, die die Frage „Wie auf einem Raum zusammenleben?“ in den Fokus nimmt. Das Projekt wurde im öffentlichen Raum rund um den Kölner Neumarkt realisiert – ein repräsentativer Ort für aktuelle, gesellschaftliche Herausforderungen: Dadurch, dass sich hier die Kölner Drogenszene ballt, sind starke Konflikte mit AnwohnerInnen und GeschäftsinhaberInnen etc. entstanden. Für das Gastspiel im Theater im Depot wird die Original-Inszenierung für eine klassische Bühnensituation adaptiert. Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

bodo verlost 2x2 Karten*

MI 23 | 05 – SO 27 | 05 | 18 Festival | Weine vor Freude An vier der fünf Festivaltage ist die Rotunde Bochum das Zentrum der leckeren Traubenerkundungen des Weinfestivals „Weine vor Freude“. Rund 50 WinzerInnen aus Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien, zahlreiche Stände und Aktionen, leckeres Essen und ein abwechslungsreiches Musik-, Party- und Begleitprogramm erwarten nicht

05.05.18 Portugiesisches Folklore Festival

08.05.18 Ausbildungsbörse "DEINE ZUKUNFT nach der Schule"

11.05.18 Westsound Story - Trio Nerses

25. - 27.05.18 Tango Festival Dortmund

Leopoldstr. 50-58 · 44147 Dortmund Tel. 0231 50-25145 · Fax 0231 50-26019 facebook.com/DietrichKeuningHaus

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KALENDER Bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer kicken im Juni die Nationalteams um die Wette, und auch die Auslandsgesellschaft NRW lädt zum Turnier – allerdings ist der Wettbewerb hier kulinarischer Art, und der Sieger steht bereits nach einem Tag fest.

sich in einem ominösen Warteraum treffen, bricht die Komödie los: Wer war der beste Hitler und wie spielt man ihn eigentlich? Menschlich oder unmenschlich? Und dürfen Frauen Hitler spielen? Ein hochkomischer Ritt durch die Untiefen der Schauspielkunst und die Landschaften des deutschen Gewissens. Studio des Schauspiel, Dortmund, 20 Uhr

2. Dortmunder Koch-WM

SA 26 | 05 | 18 Musik | Minor Swing Minor Swing aus Dortmund spielen Swing und Gypsy-Jazz im Stile Django Reinhardts. Die Besetzung besteht aus drei Gitarren, Akkordeon, Posaune, Kontrabass und Gesang. Zum Repertoire gehören Reinhardt-Klassiker bis hin zum Tango und selbstkomponierten Musettewalzern. Kein Rollkragenjazz, sondern ein unverkrampfter und unterhaltsamer Umgang mit dem musikalischen Material. Langer August, Dortmund, 20 Uhr

SO 27 | 05 | 18 Theater | Der Dachs hat heute schlechte Laune Der sonst so freundliche Dachs meckert, zetert, motzt, grantelt und beleidigt die anderen Tiere des Waldes und schon geht es ihm viel besser. Aber warum sind jetzt alle böse auf ihn? Und warum haben jetzt alle anderen Tiere schlechte Laune? Wie ein Virus breitet es sich die schlechte Laune im Wald aus, bis der Dachs eine Idee hat, die alles verändert. Theater, Hip Hop und Breakdance für alle Menschen, die schon mal schlechte Laune hatten. Flottmann-Hallen, Herne, 16 Uhr (auch 28., 29. und 30.5., 10 Uhr)

MO 28 | 05 | 18 Comedy | Wallis WeibsBilder Reinigungsfachkraft Waltraud Ehlert lädt sich zwei Damen ein, die Einblicke in ihre Büh-

Sa., 2. Juni, 16 bis 19 Uhr Dietrich-Keuning-Haus Leopoldstraße 50, Dortmund

Unter dem Motto „Drushba – 32 Nationen bitten zu Tisch“ gehen im Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund am 2. Juni, zwei Wochen vor dem Anpfiff in den Stadien, Teams aus Dortmund in das Rennen um das beste landestypische Gericht. Eine Jury und die Gäste können sich an den Ständen durch die Palette an Spezialitäten probieren – beide prämieren am Ende des Tages den „Dortmunder Koch-Weltmeister“. Auch Gäste aus Rostow-am-Don, der russischen Partnerstadt Dortmunds, werden zu Gast sein und das Programm rund um die Koch-WM mitgestalten. Beginn ist um 16 Uhr, die Siegerehrung ist für etwa 18 Uhr geplant.

nenprogramme geben. Sozusagen als „Vorgucker“ für das gesamte Abendprogramm, das diese Künstlerinnen dann an anderen Terminen im Zauberkasten präsentieren werden. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

MI 30 | 05 | 18

VERLOSUNG | Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs Journalist, Moderator, Stadionsprecher, Produzent, Sänger, Autor – Arnd Zeigler ist ein Unikat in der deutschen Sportmedienszene und beschäftigt sich faszinierend und hingebungsvoll mit den verrückten und absurden Seiten des Fußballs. Filme, Fotos und sonstige Zeitdokumente – er hat sie alle. Rabiateste Fouls, desolate Interviews,

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Anekdoten und Fotos, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Zeigler schaut genau – und zwar dahin, wo es wehtut. Stadthalle Wattenscheid, Bochum, 20 Uhr Kabarett | Bodo Wartke – „Was, wenn doch?“ Mit seinem fünften Klavierkabarettprogramm bezeugt Bodo Wartke, dass es möglich ist, seiner Bühnenkunst treu zu bleiben und zugleich für neue Begegnungen und Einflüsse offen zu sein. Der Sprachjongleur, der auf eine 20 Jahre währende Karriere zurückblicken kann, macht sich sinnend und singend auf den Weg – jede Menge Fragen im Gepäck – und lädt das Publikum zu einem Perspektivwechsel ein. Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr Show | Elvis in concert Am 30. Mai steht Tode Banjanski, einer der führenden Elvis-Presley-Darsteller Europas, zusammen mit der achtköpfigen Showband

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„The Celebrations“ auf der Bühne des Varieté et cetera. Ein Abend im Zeichen des Rock’n’Roll mit den großen Hits von Elvis Presley. Neben seinem Zweitleben als „Elvis“ kennen einige Banjanski bereits als „Luigi“, aus der aktuellen Varietéshow „Rockabilly Club – Der Kult geht weiter!“ (noch bis 17.6.). Varieté et cetera, Bochum, 20 Uhr Party | Take Me Out Dortmund Zwischen 2001 und 2008 erschienen fast im Wochentakt Alben von Bands wie The Strokes, White Stripes, Libertines, Franz Ferdinand, Bloc Party, Arctic Monkeys oder Arcade Fire. Dem goldenen Zeitalter des Indie wird an diesem Abend Tribut gezollt. Daneben findet auch aktuelles Platz im DJ-Set von eavo aus Münster. Abgerundet mit Postpunk- und Indie-Klassikern aus den 80s und einer Prise Britpop. Großmarktschänke, Dortmund, 23 Uhr Party | Soundgarden Reloaded Mittlerweile ist die Soundgarden Reloaded schon zur Tradition geworden. Einmal im Jahr treffen sich das alte Personal und die alten Gäste aus Dortmunds Kult-Institution im FZW, um auf die alten Zeiten anzustoßen und um sich mal wieder zu sehen. Bei der Soundgarden Revival 2018 gibt es eben dieses große Wiedersehen mit ehemaligen Stammgästen, Thekenkräften, DJs, LJs und Türstehern. FZW, Dortmund, 23 Uhr

DO 31 | 05 | 18 Musikkabarett | die feisten – „Nussschüsselblues“ Rainer und C. besingen in neuer Zweisamkeit die Skurrilitäten des Lebens im Programm „Nussschüsselblues“. Der feine Humor vom rauchig feurigen C. verschmilzt auf Rainers Bassstimmenrhythmuskickboxkleingitarrenteppich wie Käse auf der Pizza. Für ihr Schaffen bekamen Mathias Zeh (alias C.) und Rainer Schacht den Deutschen Kleinkunstpreis 2017 in der Kategorie Musik/Lied/Chanson. Werkstadt, Witten, 20 Uhr

SO 03 | 06 | 18 Kunst und Kultur | Offene Ateliers Dortmund 2018: KunstBusFahrt von DADADO An zwei Juni-Wochenenden finden erneut die Offenen Ateliers Dortmund statt: Am 2. und 3.6. westlich und am 9. und 10.6. östlich der B54. Am 3. und 10.6. bietet DADADO für alle Interessierten eine KunstBusFahrt an. Die 2. OffeneStraßenKunst führt die mitfahrenden Besucher in dem TRD-OldtimerBus zu Kunstorten in den städtischen Randbereichen. Vor Ort präsentieren die KünstlerInnen ihre Kunst und während der Fahrt unterhalten die DA-

DADOisten mit allerlei Fisimatenten. Anmeldung: www.offene-ateliers-dortmund.de Dortmund

DO 07 | 06 | 18

VERLOSUNG | Klangvokal Musikfestival Dortmund: Yorkston Thorne Khan Kaum zu glauben, dass dieses Trio sich erst vor wenigen Jahren zufällig fand, so selbstverständlich sind schottischer Folk und klassische indische Musik hier verwoben. Singer-Songwriter James Yorkston, Bassist Jon Thorne und Suhail Yusuf Khan, dessen Sarangi mitzusingen scheint, sind Meister der leisen, melancholischen Töne. Das hindert sie aber nicht daran, ihr Publikum auf Höhenflüge mitzunehmen, die in kein Radioformat passen. Klangvokal Musikfestival Dortmund (11.5. bis 10.6.): www.klangvokal-dortmund.de domicil, Dortmund, 20 Uhr

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SA 09 | 06 | 18 Mischmasch | 111 Jahre Stadt- und Landesbibliothek – Tag der offenen Tür Beim Tag der offenen Tür zeigen Haus- und Architekturführungen die Bibliothek von einer anderen Seite. Auch das Institut für Zeitungsforschung und die Handschriftenabteilung bieten interessante Einblicke in die Schätze der Bibliothek. Wer schon immer wissen wollte, wie ein Buch seinen Weg in das Bibliotheksregal findet, kann einmal hinter die Kulissen schauen. Weitere Aktionen für Jung und Alt runden das Programm ab. Zudem findet der beliebte Bücherflohmarkt rund um die Zentralbibliothek statt. Zentralbibliothek, Dortmund, 10 – 15 Uhr

VERLOSUNG | FZW Indie Night: Port Cities, Luka, Seed To Tree Bei der FZW Indie Night werden regelmäßig spannende Indie-Acts aus Europa vorgestellt. Port Cities klingen zwischen rustikal und atmosphärisch, zwischen intim und hymnischen Stadion-Pop. Luka besticht mit gefühlvollen Akustikpop-Songs à la Feist oder Laura Marling. Seed To Tree spielten mit ihren energetischen Folk-Pop bereits im Vorprogramm von Beirut, The Temper Trap, Juli und Villagers. FZW, Dortmund, 20 Uhr

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endstation.kino | Wohne lieber ungewöhnlich Sophie und Hugo sind frisch verliebt, haben einen kleinen Sohn, Gulliver, und heiraten im siebten Himmel. Von Sophies bodo skeptischem Sohn Basverlost 1x2 tien, der schon die TrenKarten* nung am Horizont sieht, wollen sie sich nichts vermiesen lassen. Bastien hat schon zu viele Väter kommen und gehen sehen, und weil nicht nur Sophie nach drei Ehen drei Kinder hat, sondern auch die Väter fleißig weiter heiraten, ergibt das nach Patchwork-Arithmetik: sechs Halbschwestern und -brüder, acht Erziehungsberechtigte und ebenso viele zu Hause. Sophie, Hugo und ihre sechs Elternkollegen haben eine komplexe Freizeitlogistik entwickelt, die die Kinder nicht nur von einem Zuhause zum nächsten, sondern auch vom Cello zum Ballett und vom Schach- zum Klavierunterricht delegiert. Ihre Kinder sind Nomaden, und das geht denen maximal auf die Nerven. Eines Tages drehen Bastien und seine Halbgeschwister den Spieß um und Sophie und Hugo sehen sich mit einer Sorgerechtsrevolution konfrontiert. Die Sprösslinge haben eine Altbauwohnung gekapert, sie fordern Residenzstabilität und überreichen den acht Elternteilen einen sorgfältig erdachten Betreuungsplan, nach dem die Eltern um die Nachwuchs-WG zirkulieren sollen. Es kommt zu einem Patchwork-Ping-Pong, bei dem Sophie und Hugo plötzlich gezwungen sind, nicht mehr nur für sich, sondern für die Gemeinschaft zu denken. Das bedeutet vor allem eins: Chaos. Termine: Deutsche Fassung: 24. Mai um 20 Uhr, 25. und 26. Mai um 19 Uhr und 28. Mai um 18 Uhr. Original mit Untertiteln: 27. Mai um 19 Uhr und 29. Mai um 20 Uhr. endstation.kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum www.endstation-kino.de

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BODO GEHT AUS

Kimbap Spot Hellweg 21 44787 Bochum

Kimbap Spot Koreanisches Soulfood Es hat lange gedauert, bis Kyung Ah Meiers endlich in „ihrem“ Laden stehen konnte. Eigentlich sollte Kimbap Spot schon vor gut einem Jahr eröffnen, doch langwierige Umbauarbeiten hatten den Prozess in die Länge gezogen. Jetzt endlich serviert sie am Bochumer Hellweg in den Räumen des ehemaligen Café Kalinka koreanisches Soulfood. Die vorigen Cafébetreiber sind auf Weltreise im Campingbus. „Ich glaube, es geht Ihnen gut dabei“, sagt Kyung. Dann verschwindet sie wieder in der Küche. Der Andrang ist groß, der Ruf des Restaurants hat sich schnell herumgesprochen. „Ich möchte handgemachte und bunte koreanische Küche anbieten“, sagt Kyung. Einige Aushilfskräfte gibt es, ansonsten schmeißt sie Laden, Buchhaltung, Küche und Einkauf fast allein. „Vorher habe ich in Dortmund unter anderem Germanistik studiert.“ Während ihrer Jobs in der Gastronomie, erzählt sie, ist sie auf den Geschmack eines eigenen Ladens gekommen. Im Herbst 2017 gewann sie, damals noch ohne die dazugehörigen Räume, mit ihrem Restaurant-Konzept einen Gastro-Grün-

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Von Peter Hesse Fotos: Daniel Sadrowski

derpreis. Und das scheint zu gelingen. Der Gastraum ist stilvoll eingerichtet, an den Wänden hängen großformatige Naturfotografien, über den Tischen sorgen ausgesuchte Lampen für elegante Atmosphäre. Die riesigen Panoramafenster lassen den Blick nach draußen schweifen. Neben Salaten, die auf der Karte als „Bowl Heaven“ präsentiert werden, ist der Kimbap natürlich die Spezialität des Hauses. Dies ist ein populärer koreanischer Imbiss, ein wenig vergleichbar mit Sushi, bestehend aus

Seealgen, Reis und Gemüse. Bei Kimbap sind die Gerichte vegetarisch, ohne Fisch oder Fleisch – und alle Gerichte erfahren eine phantasievolle Zubereitung. Besonders ausgefeilt sind die hauseigenen Saucen-Kreationen: „Die bereite ich auf rein pflanzlicher Basis zu, dazu kommen Kräuter, Gewürze, Sojamilch und etwas Rapsöl.“ Die knallbunten Farben entstehen durch Algenoder Chili-Pulver. „Ich benutze außerdem eine koreanische Chilipaste zum Färben“, gibt die Köchin des Hauses Einblicke in ihre ganz spezielle Trickkiste.


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Kimbap

Einfach nah.

Die Hauptkomponenten von Kimbap sind getrocknete Seealgenblätter, koreanisch „Kim“, darin eingerollt gekochter Reis, der fernöstliche „Bap“ und weitere Zutaten wie Rote Beete, Avocado, Spinat, Gurke, Rettich oder Chinakohl, die in die Kim eingerollt werden. Die Zubereitung braucht Fingerspitzengefühl, gelingt aber mit etwas Übung. Zuerst das Meeresalgenblatt ausbreiten und drei bis vier gehäufte Löffel Reis locker darauf verteilten. Auch der klebrige, fluffige Reis wird mit Salz, Öl und etwas Reisessig zubereitet. Wichtig: Den Reis nicht quetschen, sonst werden die Röllchen nicht locker genug. Dann kommt das Gemüse: Jeweils einen Streifen Rettich, Möhre und je nach Wahl andere Zutaten auf die untere Hälfte des Blattes legen, umklappen und sorgsam aufrollen, sodass sie nicht zerfällt. Zum Servieren werden die Kimbap-Rollen in mundgerechte Stücke geschnitten.

Energie für eine ganze Region

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574 Kletterer gesichert und 319 mal Halt im Alltag gegeben.*

*

Alfred Schiske Pensionär, AllroundTalent, seit seinem Wiedereintritt in die Kirche vor 10 Jahren nicht nur in der Kinderund Jugendarbeit aktiv.

Als Sauce reicht Kyung Ah Meiers ihre selbst gemachte Rote-Beete-Sauce oder eine türkisfarbene Gemüse-Mayonaise dazu. Es muss nicht immer Sojasauce sein.

*

Sarah Berkermann Ergotherapeutin, strukturiert mit ihren Kollegen den Tag von bis zu 82 Klienten des Wohnverbundes Psychiatrie.

Was auch passiert. Wir sind da.

www.team-für-hier.de

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KULTUR

„Gut sein ist das A und O“ Am Anfang tat sich die in Lübeck geborene Annette Dabs etwas schwer mit der Ruhrgebietsmentalität. „Ich habe am Anfang nicht gedacht, dass ich lange bleibe. Aber inzwischen bin ich hier so angekommen, dass ich sage: Das Ruhrgebiet ist toll. Wenn man hier Wurzeln bekommt, dann ist man sehr gut aufgehoben“, sagt sie überzeugt. Seit 1997 leitet sie das Festival FIDENA und ist dessen Dreh- und Angelpunkt. In Hamburg startete sie ihre Karriere, zuerst an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst, dann am Schauspiel.

Das Figurentheater der Nationen wird 60

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Als Assistentin bei Peter Zadek beim Stück „Andy“ bekam sie die große Welt des Theaters im Kreise von vielen bekannten Schauspielern wie Heinz Schubert, Eva Mattes, Uwe Bohm oder Susanne Lothar mit. Noch heute schwärmt sie von der Zeit mit dem großen Theater-Guru: „Ich hab alles von Zadek gelernt – zum Beispiel, dass ich sehr schnell entscheiden kann, was nach qualitativen Maßstäben gutes Theater ist.“

seuren und Intendanten herrschte, war der blanke Horror. Das Fürchterliche war, dass wir alle dachten, das müsste so sein. Damals hatte sich noch nicht wie jetzt Widerstand dagegen formiert. Die Frage war damals: Bist du gut genug, das auszuhalten? Das ist schon ziemlich pervers. Auf der einen Seite liebe ich Peter Zadek. Gleichzeitig war es eine harte Zeit, unter der ich streckenweise ziemlich gelitten habe.“

Annette Dabs erläutert aber auch die Schattenseiten im Umgang mit Zadek: „Streckenweise war er ein unglaublicher Tyrann. Der Umgangston, der damals unter Regis-

Figurentheater hat nicht nur in Bochum eine lange und internationale Tradition. Schon aus der griechischen Antike bekannt, hatte das Spiel mit lebenden und unbelebten


Das Jahr 1958 ist für den Kulturstandort Bochum von hoher Bedeutung. Denn zu Zeiten der Adenauer-Ära hat Fritz Wortelmann das Figurentheater der Nationen (FIDENA) gegründet. Seit 60 Jahren erfindet sich diese Form des Theaters, das weit mehr ist als Puppenspiele mit Krokodil und Polizist, immer wieder neu. Zum Geburtstag hat sich das alle zwei Jahre stattfindende Festival das Motto „resist“ gegeben – Widerstand. Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski, Fidena Figurentheater

Figuren unterschiedliche Funktionen – mal die Vermittlung christlicher Glaubensinhalte, mal politische Propaganda. Fritz Wortelmann, der das Festival 1958 unter dem Namen „Meister der Puppenspieler“ gründete, war Ende der 1920er Jahre schon an der internationalen Puppenspielorganisation UNIMA beteiligt. Nun feiert das Festival sein 60-jähriges Bestehen – und Annette Dabs

hat mehr als ein Drittel dieser Ära aktiv mitgestaltet. „Das ist schon erstaunlich. Ich hatte ursprünglich ein bisschen Ehrfurcht davor“, denn die Fußstapfen ihrer Vorgänger seien sehr groß gewesen: „Die haben das alles so toll gemacht, die Entwicklung bestimmt und die dazugehörigen Weichen gestellt. Allmählich wird mir klar, dass ich so langsam alle meine Vorgänger überrunde. Das ist einerseits ein bisschen komisch, auf der anderen

Seite gibt es noch ein riesiges Entwicklungspotenzial.“ Das Jubiläumsmotto „resist“ befasst sich mit Widerstand, dem im Kleinen und dem ganz großen. Mehrere Produktionen befassen sich mit „female resistance“, dem spezifisch weiblichen Widerstand, der in den USA mit dem Amtsantritt des Präsidenten Donald Trump und mit der „MeToo“-Debatte neue Fahrt aufgenommen hat. Andere Insze-

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KULTUR

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nierungen behandeln bürgerlichen Protest und politischen Widerstand, wieder andere erinnern an historische Widerstandsbewegungen. Zum Beispiel der Beitrag einer Gruppe aus Argentinien, die sich der Russischen Revolution vor 100 Jahren widmet.

Italien, Frankreich, Holland, Belgien, Großbritannien, Norwegen und Deutschland auftreten. „Es kommen auch Festivalleiter aus China oder Südafrika sowie Puppenspiel-Studenten aus Japan, Mexiko oder den USA zu Besuch. Das ist schon der echte Wahnsinn.“

Sie fragt, was von den Grundideen noch geblieben ist, wenn man in kapitalistischen Lebenszwängen gefangen ist – und warum es so schwierig ist, die Welt zu verbessern. „Diese Gruppe spielt auf Spanisch, live wird das Stück mit englischen und deutschen Untertiteln aufgeführt, denn wir werden viele internationale Gäste haben“, erklärt die Festivalleiterin. Außerdem werden Gruppen aus Israel, dem Kongo, Australien,

Weiteres Programmhighlight unter den insgesamt 55 Veranstaltungen ist die Erstaufführung von „Das kleine Theater vom Ende der Welt“ des französischen Kollektivs Théâtre de la Massue. Oder das spanische Pop-Up-Objekttheater, welches mit Alltagsgegenständen unter der Leitung von Xavier Bobés das Stück „Dinge, die man leicht vergisst“ aufführt. Beeindrucken dürfte auch das Stück „Babylon“ des Australiers Ne-

ville Tranter, der mit riesigen Handpuppen einen Flüchtlingstransport an einen imaginären nordafrikanischen Strand verlegt hat. Der organisatorische Aufwand mit zwölf verschiedenen Spielstätten ist natürlich groß und zeitaufwändig. Das Team von Fidena sitzt in einer wunderschönen Altbauvilla in Bochum-Weitmar, nicht weit entfernt von einem Waldstück und dem Landschaftspark Haus Weitmar. „Ich nehme mir immer vor, zur Mittagspause mal eine Runde spazieren zu gehen, aber meist verbringen wir die Zeit dann doch hier im Haus.“ Gerade vor dem Festival laufen unendlich viele Details auf, die vom FIDENA-Team geklärt werden müssen.


Mehr Ruhe strahlt das Maskottchen (ein Krokodil) aus: „Beim Kasperletheater kommt ja auch dieses Tier vor, zumindest in der deutschen Version. Das Krokodil kommt aus Italien und war eigentlich ein Hund. Es kommt aus Neapel, da ist das auf den Jahrmärkten um 1650 entwickelt worden. Dort nannte man den Kaspar Pulcinella, der jedes Stück mit dem Ausspruch ,Der Hund hat so ein großes Maul‘ begann. Nach Deutschland ist das dann falsch überliefert worden – wegen der Größe des Mauls wurde angenommen, es handele sich um ein Krokodil, und so hat es sich etabliert.“ Das Gespräch dreht sich dann in eine andere Richtung: Wird Kulturarbeit nicht ausreichend transparent darge-

stellt, kann es schnell zu Verfehlungen kommen – das hat der öffentliche Diskurs um das Bochumer Prinzregenttheater gezeigt. „Es gab bei uns auch schon Krisen“, sagt Annette Dabs. „In zwanzig Jahren bleibt das nicht aus.“ Dennoch betont sie noch einmal die Qualitätsmerkmale in der Ausrichtung eines Theaters: „Man muss gut sein. Das Programm muss qualitativ einfach sehr hochwertig sein – das ist das A und O.“

FIDENA vom 9. bis 18. Mai in Bochum, Essen, Hattingen und Herne www.fidena.de

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BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Gegenerzählung Während in München der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Unterstützer des Terrornetzwerks NSU zu Ende geht, versammelt „Kein Schlusswort“ Plädoyers von betroffenen NebenklägerInnen und ihren AnwältInnen. Und vielleicht ist dieses Buch das bislang wichtigste zum NSU. Denn die Plädoyers bündeln den Wissensstand sowie die offenen Fragen und geraten so zur schonungslosen Abrechnung: Tatsächliche Aufklärung hat die haltlose Fixierung auf die Trio-These, der Zuschnitt des Prozesses und die aktive Gegenwehr der Sicherheitsbehörden – insbesondere der Verfassungsschutzämter – verhindert. Das Plädoyer der Herausgeberin, das „staatliches Mitverschulden und verhinderte Aufklärung“ referiert, macht auch informierte LeserInnen fassungslos. Ihr Kollege Carsten Ilius beschreibt die strukturell rassistische Ermittlungsarbeit der Dortmunder Polizei mit ihren schrecklichen Folgen für die Familie Mehmet Kubaşıks und fatalen für die Beantwortung entscheidender Fragen zum Netzwerk. Nicht zuletzt ist der mutige Auftritt Gamze Kubaşıks, der Tochter Mehmet Kubaşıks, in München dokumentiert. Sie erinnert an die Zusicherung der Kanzlerin an die Hinterbliebenen, für vollständige Aufklärung zu sorgen. Und sie endet mit dem Satz: „Sie haben das Versprechen gebrochen.“ Antonia von der Behrens (Hg.) Kein Schlusswort. Nazi-Terror, Sicherheitsbehörden, Unterstützernetzwerk. Plädoyers im NSU-Prozess ISBN 978-3-89965-792-0 VSA | 19,80 Euro

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Zwangsgeräumt

Dingenskirchen

„Evicted“, so der Originaltitel der Studie des Harvard-Soziologen und Armutsforschers Prof. Matt Desmond, ist ein geradezu aufregender Mix aus Reportage und Feldforschung, wissenschaftlicher Analyse und dokumentarischer Unmittelbarkeit. Selbst der knapp einhundertseitige Anmerkungsapparat voller Nebengeschichten und Ergänzungen ist eine spannende Lektüre. 2017 erhielt Desmond für „Evicted“ den Pulitzer-Preis, nun ist das Buch auf Deutsch erschienen.

Im April ist „Dingenskirchen“ erschienen, die Übersetzung des Asterix-Bandes „Die Trabantenstadt“ in Ruhrdeutsche. Es ist bereits der zweite Band, den der Bochumer Comedian Hennes Bender in den hiesigen Regiolekt übertragen hat.

Zwei Jahre lang begleitete Matt Desmond acht Familien ganz unterschiedlicher Herkunft aus Milwaukee in ihrer Abwärtsspirale aus Zwangsräumung, Wohnungssuche, Schulwechsel, Jobverlust, psychischen Problemen und weiterem Abstieg. Desmond lebt in dieser Zeit selbst in einem Trailerpark, dann in einem schwarzen Ghetto und dokumentiert die verstörende Härte, mit der Zwangsräumungen durchgeführt werden. Ihm gelingen beeindruckende Schilderungen von Familien, die nicht aufgeben, diesem Teufelskreis zu entrinnen. Am Ende ist Desmond sicher: Zwangsräumungen sind nicht eine Folge, sondern eine Ursache von Armut in den USA. Die Wohnungsfrage ist der Schlüssel zur Lösung des Armutsproblems. Matthew Desmond | Zwangsgeräumt. Armut und Profit in der Stadt. ISBN: 978-3-550-05027-5 Ullstein | 26 Euro

Zur Geschichte: Es ist mal wieder 50 vor Christus und ganz Gallien von den Römern besetzt – bis auf dieses eine Dorf, und nun hat Cäsar die Nase voll und entscheidet: Die Gegend wird umsaniert zum Landschaftspark und um das gallische Dorf sollen die Wohnsilos von Dingenskirchen entstehen. Das Aus für „unangetatschte Natur, muckelige Idylle“, doch die Gallier wehren sich… „Dingenskirchen“ ist voll mit authentischem Ruhrpott-Idiom, klugen bis herrlich blöden Wortspielen, Anspielungen und lange nicht gehörten Schimpftiraden – vielleicht die große Stärke des Dialektgemischs der ehemaligen Industrieregion. Für Zugezogene und Touristen ist ein Glossar angefügt. Für die, die vergessen haben, wann sie zugewandert sind und sich so für Einheimische halten, ist Dingenskirchen vielleicht der Anstoß, wieder ma öfters Wörter wie ihmchen, Mauken oder schangelich zu verwenden. Altobelli, schöna wirdet nich. René Goscinny, Albert Uderzo Dingenskirchen übersetzt von Hennes Bender ISBN: 978-3-7704-3992-8 Egmont | 12 Euro


Eine Frage, Herr Dr. Deeg

Was tun bei Heuschnupfen? Mit Beginn der Pollenf lugsaison leiden in Deutschland jedes Jahr 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung an allergischer Rhinitis. Weltweit sind rund 400 Millionen Menschen von einer durch Pollen ausgelösten Entzündung der Nasenschleimhäute betroffen. Doch welche Möglichkeiten haben Allergiker, sich die Sommermonate nicht von der laufenden Nase und geschwollenen Augen verderben zu lassen?

Dr. Michael E. Deeg, HNO-Arzt und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte

„Es gibt im Wesentlichen drei Möglichkeiten, sich Linderung zu verschaffen“, sagt Dr. Michael E. Deeg, HNO-Arzt und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte. „Am sichersten und einfachsten ist wohl die Karenzmethode.“ Das bedeutet schlicht und einfach, sich nicht den allergieauslösenden Pollen auszusetzen. Das ist natürlich nicht immer ganz einfach. Es könne aber zum Beispiel schon helfen, getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer aufzubewahren. Förderlich für einen erholsamen Schlaf kann es sein, sich vor dem Zubettgehen die Haare zu waschen, da sich dort Pollen festsetzen können, denen man dann auch nachts ausgesetzt ist. Bei körperlichen Aktivitäten im Freien kann vorab ein Blick in einen Pollenflugkalender helfen. „Ein nächster Schritt kann sein, die

Symptome mit einem Antihistaminikum zu behandeln“, so Deeg. Am besten sei es, die Symptome mit Nasensprays und Augentropfen direkt dort zu behandeln, wo sie auftreten. In schlimmen Fällen kann man dann auch zu Cortison greifen.

Weltweit sind rund 400 Millionen Menschen von einer durch Pollen ausgelösten Entzündung der Nasenschleimhäute betroffen. Die letzte Möglichkeit, die man als Allergiker hat, ist die spezifische Immuntherapie. Bei dieser Behandlung handelt es sich um die einzige kausale Therapie, bei der die Ursache der Allergie, die Überreaktion des Immunsystems, behandelt wird. Nach diagnostischer Identifizierung des auslösenden Allergens wird dieses entweder subkutan oder sublingual in hochreiner Form in ansteigender Dosierung verabreicht. In fast 90 Prozent aller Behandlungen gewöhnt sich der Körper an das Allergen – und das lindert die Symptome. (sese)

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REPORTAGE

Mitgestalten –

zwischen Häusern, zwischen Menschen

Gärten sind rar in der Dortmunder Nordstadt, schließlich prägt diese Art der Wohnbebauung das Bild zwischen Hafen und Borsigplatz. Für rund 20 Nordstädter ein Grund, selbst für grüne Farbtupfer zu sorgen. In der Albertstraße gibt es seit etwas mehr als einem Jahr den Gemeinschaftsgarten Tante Albert. Das Kollektiv möchte Eigeninitiative und Gemeinschaftssinn fördern. Von Tilman Radix Fotos: Sebastian Sellhorst

I

st hier Tante Albert?“, traut sich ein vielleicht zehnjähriges Mädchen nach längerem Zögern endlich zu fragen, während die Augen ihrer beiden verschüchterten Begleiter den mit Rindenmulch bedeckten Boden absuchen. Schließlich bricht es auch aus einem der beiden bisherigen Statisten heraus: „Und was kann man hier so machen?“ Trotz dieser Unkenntnis scheint sich offenbar herumgesprochen zu haben, dass sich ein Besuch bei Tante Albert lohnt. „Ihr könnt machen, was ihr wollt“, antwortet Julia Mohr, eine von etwa 20 AktivistInnen, die sich auf den knapp 900 Quadratmetern des Gemeinschaftsgartenprojekts Tante Albert einbringen. „Manche kommen zum Werken, andere haben Spaß an der Gartenarbeit. Viele Kids kommen hauptsächlich zum Schaukeln“, zählt Maximilian Glatt einen Teil der Motive der BesucherInnen und Helfenden auf. Gedacht ist Tante Albert als offener Ort für alle, die sich in Dortmunds Norden jenseits von geteerten und gepflasterten Flächen aufhalten möchten. Auf der Schiefertafel, die an einem Bauwagen lehnt, mahnen zwar einige anstehende Aufgaben. Torwand aufstellen, Regentonne säubern, Wasser holen zum Beispiel. Diese umzusetzen ist aber freiwillig, niemand ist verpflichtet in der als offenes Kollektiv organisierten Gruppe. „Wir möchten möglichst wenig koordinieren“, ergänzt Maximilian.

Ankommen in der Nachbarschaft Die drei Nachbarskinder haben ihre Aufgabe nach intensiver Beratungsphase gefunden. Eine Hütte soll es werden. Das Holz, das sie zum Bauen benötigen, lehnt an der Rückwand des angrenzenden Garagenhofs, Hammer und Nägel gibt es von Julia, und wenig später erhält das Trio sogar Verstärkung. Zwei Mädchen ähnlichen Alters treten langsam näher und bringen sich vorsichtig mit ein. „Die beiden Mädchen kommen

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aus der Nachbarschaft und sind regelmäßig da. Die drei anderen Kids habe ich hier bisher noch nicht gesehen“, kommentiert Julia das Geschehen. Ein paar Wochen nach ihrem ersten Geburtstag ist Tante Albert weiter dabei, sich in der Nachbarschaft unweit des Borsigplatzes zu etablieren. Immer samstags gibt es offene Treffen. Mit Nachbarschaftspicknicken und einem offenen Grillnachmittag versuchen die jungen Leute, die anfängliche Skepsis der Nachbarschaft aufzuweichen, schließlich ist die Förderung des Gemeinschaftssinns ein maßgebliches Ziel des Projekts. Das Wasser für die Pflanzen kommt von einem Imbiss an der Borsigstraße. Die Kindertagesstätte der Fabido, nur einen Steinwurf entfernt, haben sie bereits kennengelernt und erste Möglichkeiten ausgelotet, etwas Gemeinsames auf die Beine zu stellen. Der Kita fehlt ein Außenbereich, Tante Albert bietet einen solchen. „Ich kann mir gut vorstellen, hier einen Ort für ökologische Bildung zu schaffen, indem wir mit den Kindern beispielsweise ein Hochbeet bauen und bepflanzen“, denkt Julia, im Hauptberuf Sozialpädagogin, in die Zukunft.

strebt den Status des gemeinnützigen Vereins an. Bisher war man damit allerdings wenig erfolgreich. „Ein Verein für Amateurfunker ist gemeinnützig, ein offenes Gemeinschaftsgartenprojekt ist es nicht“, bringt Fabian Noss den merkwürdigen Maßstab des zuständigen Finanzamtes auf den Punkt. Ohne externe Hilfe kommt auch das Projekt Holzhütte am ersten Tag nur langsam voran. Nach knapp zwei Stunden sind lediglich ein paar Bretter provisorisch miteinander verbunden. Doch der Anfang ist gemacht und den stolzen Kinderaugen nach zu urteilen, wird sich ganz sicher weiter herumsprechen, was man bei Tante Albert alles so machen kann. Hoffentlich auch im zuständigen Finanzamt.

Ideen gibt es genug, für die Umsetzung fehlt jedoch häufig das Geld. „Wir brauchen nicht viel und wollen auch überwiegend durch Upcycling und Do-it-yourself über die Runden kommen. Aber für manche Dinge, zum Beispiel Saatgut oder Erde, sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen.“ Um für Förderungen infrage zu kommen, hat sich das Kollektiv jetzt als sozialer Kulturverein Dortmund Nord organisiert und

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SOZIALES

25 Tage Küchenparty Das Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt feiert als eins der ersten seinen 25. Geburtstag, auf beeindruckende Weise: In der „KunztKüche“, einem Pop-Up-Restaurant im Stadtteil Eimsbüttel, kochten im April an 25 Tagen 25 bekannte Köche – gemeinsam mit VerkäuferInnen des Magazins und für Hinz&Kunzt-LeserInnen.

Schlaglöcher für Kinder

Von Bastian Pütter | Foto: Mauricio Bustamente

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ir wollten mal was Verrücktes machen“, lacht Sybille Arendt von Hinz&Kunzt, um dann gleich ins Schwärmen zu geraten: „Es war fantastisch, eine unbeschreibliche Begegnungsstätte. Auch unsere Verkäufer waren super-begeistert.“ Tim Mälzer, Anna Sgroi oder Ole Plogstedt (bodo 2/18) gaben sich Tag für Tag die Töpfe und Pfannen in die Hand: Gemeinsam mit ihnen arbeitete ein Küchenteam von Hinz&Künztlern, wie die Hamburger ihre VerkäuferInnen nennen – „und wirklich auf Augenhöhe“, betont Sybille Arendt. Im Gegensatz zu den ehrenamtlich arbeitenden Köchen wurden die Hinz&Künztler bezahlt, und vielleicht tun sich sogar weiterführende Chancen auf: Einige der mitarbeitenden VerkäuferInnen haben sogar bereits Jobangebote erhalten. Die Idee eines temporären Restaurants lag gar nicht so fern, betont Öffentlich-

www.schutzgemeinschaft-fluglaerm.de 40

keitsarbeiterin Sybille: „Bei Hinz&Kunzt wird oft gemeinsam gekocht, und wir bringen ganz regelmäßig Kochmagazine als Sonderhefte des Straßenmagazins heraus. Kochen verbindet Arm und Reich nämlich ganz wunderbar.“ Das Restaurantkonzept war trotz der Kochprominenz in der Küche bewusst bodenständig: Als Mittagstisch servierten die Hinz&Künztler zwei einfache Tellergerichte, den Preis bestimmte der Gast nach dem Motto „Jeder zahlt, was er kann“. Abends gab es ein Drei-GängeMenü für 30 Euro, kreiert vom jeweiligen Koch des Tages. Rund 2.000 Menschen wurden in den knapp vier Wochen ohne Ruhetag bewirtet, die meisten hatten sehr frühzeitig reservieren müssen – schnell waren alle Tage ausgebucht. „Wir wollten ein Ausrufezeichen setzen“, sagt Hinz&Kunzt-Chefredakteurin Birgit Müller. Das ist in beeindruckender Weise gelungen.


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Das ist unser Haus!

Premium-Asphalt für Airlines.

Am Anfang der Geschichte stand ein Haus in Düsseldorf, in dem ehemals wohnungslose Menschen eine neue Wohnung fanden. Am vorläufigen Ende der Geschichte steht ein unfreiwilliger Umzug und Angst vor Verdrängung. Und die Frage: Wer trägt die Folgen, wenn ein caritativer Verein am Finanzmarkt spekuliert? Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Hans-Jürgen Bauer

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as nämlich hatten die „Sozialwerke der Ordensgemeinschaft der Armen Brüder des Heiligen Franziskus“ getan, und dabei sieben Millionen Euro verloren. Ende 2016 hatten sie dann ein Wohnhaus verkauft – „als Teil eines Konsolidierungsplans“, wie im April in einer Stellungnahme der „franzfreunde“, so heißen die Sozialwerke mittlerweile, zu lesen war. Das Politikum: Das Haus war ursprünglich mit Spenden finanziert worden, eingeworben auch vom Düsseldorfer Straßenmagazin fiftyfifty. Es sollte ein Ort für ehemals wohnungslose Menschen sein, wieder selbstbestimmt in einer eigenen Wohnung zu wohnen. Der neue Eigentümer, eine Grundstücksgesellschaft aus Berlin, scheint andere Pläne in dem attraktiven Stadtteil zu haben. Julia von Lindern (Foto), Sozialarbeiterin bei fiftyfifty, spricht von Mieterhöhungen, und Abmahnungen. Einigen Mietern seien bis zu 2.000 Euro für einen Auszug geboten

worden. „Die Mieter sind eigentlich dort eingezogen mit einem gesicherten Mietvertrag, Wohnrecht und einem gewissen Schutzrahmen, den sie brauchen. Der ist nun weg”, ärgert sie sich. Die „franzfreunde“ betonen in einer Pressemitteilung, lange nach einem geeigneten Käufer gesucht zu haben. Zugleich gestehen sie ein, dass der Eigentümer „kaum Erfahrung mit Bewohnern hat, die auch aus der Obdachlosigkeit kommen und weiter Unterstützung benötigen.“ Vorläufiger Höhepunkt: Mieter Rolf sollte wegen Mietrückständen im April zwangsgeräumt werden. Dazu kam es nicht, nachdem die „franzfreunde“ ihm ein Appartment angeboten hatten. Für andere Mieter ist noch kein Ende in Sicht. „Wir gehen fest davon aus, dass es zu weiteren Querelen kommt“, sagt Julia von Lindern von fiftyfifty. Der Verein überlegt, Kontakt zum Eigentümer aufzunehmen, „um zu versuchen, irgendwie dieses Haus zu retten.“

Eine halbe Milliarde Euro haben die Dortmunder Bürgerinnen und Bürger bisher „investiert“.

Sie können sich wehren. Mit der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund / Kreis Unna e.V.

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INTERVIEW

2016 wurden in Nordrhein-Westfalen über 28.000 Strafanzeigen im Kontext von häuslicher Gewalt gestellt. Hilfe finden betroffene Frauen in 17 Frauenhäusern im Ruhrgebiet. Doch viele Einrichtungen haben Probleme: In Duisburg mussten 2017 immer wieder hilfesuchende Frauen abgewiesen werden, das Frauenhaus in Bochum benötigt einen Neubau, für den das Geld fehlt. Eva Grupe und Ria Pinter arbeiten im Frauenhaus Dortmund und erzählen von ihrer Arbeit. Von Lisa-Marie Davies | Fotos: Sabrina Richmann

Frauenhäuser in NRW:

„Wir brauchen neue Konzepte“ Seit 1979 bietet das Frauenhaus Dortmund von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen eine Bleibe und Unterstützung. Wie sieht Ihre Arbeit aus? Eva Grupe: Frauen, die von Gewalt betroffen sind, sollen sich hier erholen und neue Lebensperspektiven entwickeln. Wir sprechen über das Erlebte und überlegen gleichzeitig, was die Frauen brauchen: Das kann Hartz IV, eine eigene Wohnung oder auch die Klärung der Frage nach Anonymität nach dem Aufenthalt bei uns sein. Ria Pinter: Für Kinder haben wir einen großen Spielbereich und tägliche Angebote. Die meisten Kinder besuchen einen Kindergarten oder gehen zur Schule. Es gibt aber auch eine Kinderbetreuung. Das ist wichtig, weil die Frauen entweder berufstätig sind oder Erledigungen machen müssen. Wir beraten Mütter im Umgang mit möglichen Traumata bei kleineren Kindern, für größere bieten wir Gespräche an. Sollte sich rausstellen, dass sie mehr psychologische Unterstützung brauchen, schauen wir, wo sie diese bekommen. Wie hat sich Ihre Arbeit verändert? Eva Grupe: Am Anfang war die Vorstellung die, dass die Frauen gar nicht so viel Unterstützung bräuchten. Die Traumaforschung hat aber gezeigt, dass es sehr wichtig ist, von häuslicher Gewalt betroffene Frauen zu unterstützen. Deshalb haben alle unsere Mitarbeiterinnen eine Weiterbildung zur Traumafachberaterin. Auch die Kinder

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sind stärker in den Blick geraten. Dazu kommt, dass wir uns räumlich sehr verbessert haben. Gerade weil Frauen über einen längeren Zeitraum bei uns bleiben, hat in der Regel jede Frau ein eigenes Apartment, in dem auch ihre Kinder leben, die Küche teilen sie sich mit anderen. Was sind das für Frauen, die zu Ihnen kommen? Ria Pinter: Das ist sehr unterschiedlich. Im Schnitt sind sie zwischen 20 und 40 Jahren alt. Der Migrationsanteil liegt bei uns bei etwa 50 Prozent. Die Frauen kommen aus jeder gesellschaftlichen Schicht. Eva Grupe: Frauen, die über eigenes Einkommen verfügen, haben vielleicht andere Möglichkeiten. Sie können erstmal bei Freundinnen wohnen. Aber manchmal sind sie so traumatisiert, dass sie bei uns Schutz suchen und sich stabilisieren können. Gibt es bestimmte Lebensphasen, in denen Frauen zu Ihnen kommen? Ria Pinter: Es kommt eher auf die Gewaltdynamik an. In der Regel sind die Täter Menschen, die keine Lösungsstrategien in Konflikten haben. So werden im Laufe der Beziehung die Zeitabstände zwischen Übergriffen kürzer und die Gewalt massiver. Meist kommt es schon am Anfang der Beziehung zu Gewalt. Aber die Täter zeigen auch Reue und geben Hoffnung, dass das nicht noch einmal vorkommt. Das bindet enorm.

Eva Grupe: Wir beobachten, dass eine Schwangerschaft oder ein geborenes Kind das Risiko für Gewalt in der Partnerschaft eher erhöht. Manchmal fängt die Gewalt dann erst an oder wird dann schlimmer. Zu Ihnen kommen auch Frauen, die keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben. Was bedeutet das für Ihre Arbeit? Ria Pinter: Frauen, deren Aufenthaltsstatus ungeklärt oder nur sehr kurzfristig gegeben ist, müssen oft länger im Frauenhaus bleiben, bis ihre Situation geklärt ist. Und auf dem freien Wohnungsmarkt haben sie so gut wie keine Möglichkeit, eine Wohnung zu finden. Hat das Auswirkungen auf die Finanzierung? Eva Grupe: In Dortmund nicht. Wir werden von der Kommune gut unterstützt. Wir werden 2018 40.000 Euro für einen Abend- und Wochenenddienst bekommen. Wenn man sieht, wie Frauenhäuser bundesweit finanziert werden, bräuchte es aber eine andere Regelung. In einigen Häusern gibt es sehr hohe Tagessätze. Bei einer Frau ohne gesicherten Aufenthaltsstatus kann dieser Satz nicht abgerechnet werden. Das bringt Mitarbeiterinnen in eine schwierige Situation: Wenn das ständig passiert, scheitert die Finanzierung. Wenn die Frauen abgewiesen werden, haben sie natürlich auch kein gutes Gefühl.


Die Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin Pia Rinter (links) und die Erziehungswissenschaftlerin Eva Grupe unterstützen Frauen, die Schutz vor häuslicher Gewalt suchen. Damit dieser Schutz bestehen bleibt, ist die Adresse des Frauenhauses geheim. Fotografien zeigen, wie es dort aussieht.

„Der fehlende Wohnraum wird in ganz NRW zum Problem … Denn wenn niemand aus dem Frauenhaus auszieht, kann auch niemand neu einziehen.“ Wie viele Menschen sind derzeit bei Ihnen untergebracht? Eva Grupe: Derzeit leben 14 Frauen und 16 Kinder bei uns. Wir haben inklusive Notbetten 30 Plätze. Im vergangenen Jahr hatten wir eine Belegung von 107 Prozent, waren also über der Normalbelegung. Es ist schon eng. Das liegt auch daran, dass der Wohnungsmarkt in Dortmund so dicht ist und die Frauen deshalb länger im Frauenhaus bleiben müssen. Ria Pinter: Der fehlende Wohnraum wird in ganz NRW zum Problem. Das macht es wirklich schwer. Denn wenn niemand aus dem Frauenhaus auszieht, kann auch niemand neu einziehen. Das heißt, sie müssen auch Frauen abweisen? Eva Grupe: 2017 mussten wir das leider. Allerdings sagen wir dann nicht, „Pech gehabt“. Sondern wir schauen gemeinsam mit den Frauen, wo es in NRW noch freie Plätze gibt und wie wir Betroffene unterstützen können.

In ganz NRW gibt es zu wenige Plätze. Was sind Ihre Forderungen an die Politik? Eva Grupe: Wir wünschen uns eine zuverlässige Finanzierung. Derzeit bekommen wir die Zusage immer nur für ein Jahr, das erschwert unsere Arbeit. Auch sind wir immer mehr von Spenden abhängig. Die Gelder zu akquirieren kostet Zeit, die wir lieber für die Frauen und Kinder nutzen würden. Wir brauchen aber nicht nur mehr Plätze, sondern auch neue Konzepte. Wenn die Frauen zum Beispiel keine Wohnung finden, muss man da ansetzen und die Unterstützungsangebote ausbauen und sichern. 2002 wurde das Gewaltschutzgesetz eingeführt. Es ermöglicht der Polizei unter anderem, gewalttätige Täter der gemeinsamen Wohnung zu verweisen. Eva Grupe: Wir dachten zuerst, dass niemand mehr ins Frauenhaus kommen würde. Aber die Frauen, die jetzt zu uns kommen, wollen und können nicht mehr in der Wohnung, in der Gewalt

stattgefunden hat, leben. Sie wollen für sich und ihre Kinder neu anfangen. Ria Pinter: Bei einem Polizeieinsatz zu häuslicher Gewalt kann die Polizei vor Ort entscheiden, den Täter für zehn Tage der Wohnung zu verweisen. Das ist gut, um nach anderen Möglichkeiten zu schauen. Für die Frauen gibt es aber auch eine Hemmschwelle, weil die Nachbarn etwas mitbekommen könnten. Auch kann der Täter wieder vor der Haustür stehen. Hat das neue Sexualstrafrecht, das es Frauen erleichtern soll, Täter nach Vergewaltigungen anzuzeigen, Auswirkungen auf Ihre Arbeit? Eva Grupe: Eigentlich nicht. Die meisten Frauen, die zu uns kommen, wollen ihre Männer nicht anzeigen, weil es schwierig ist, so ein Verfahren durchzustehen. Einige Frauen haben wegen der gemeinsamen Kinder auch noch Kontakt. Vor zwei Jahren hatten wir ein Strafverfahren, bei dem der Täter verurteilt wurde. Aber den Weg gehen nur wenige Frauen.

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LESERPOST & MEINUNGEN

BODO-SHOP

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Schöne Dinge, die Sie bei uns auch kaufen können: für sich, für Freunde, für unsere Verkäufer. Erhältlich in unserem Dortmunder Buchladen und in unserer Bochumer Anlaufstelle oder auf Wunsch per Post. Bestellen Sie per Mail oder kommen Sie vorbei. Wir freuen uns auf Sie.

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„…mit Freude gelesen.“ Hallo liebe bodos, ich habe lange an der Küste gelebt und dort hin und wieder das Magazin eurer Kollegen aus Hamburg und aus Kiel in die Hände bekommen. Darum habe ich mich sehr gefreut, dass die erste bodo, die ich zurück in meiner alten Heimat gekauft habe, gleich eine Bochum-bodo ist. Das Interview zur sich verändernden Stadt und den daraus resultierenden Problemen ist wirklich spannend, ich habe es gern gelesen. Gut, dass es Straßenzeitungen gibt, die bei solchen Fragen immer wieder den Finger in die Wunde legen. Auch die anderen Geschichten und Reportagen habe ich mit Freude gelesen. Ich freue mich schon auf die nächsten Ausgaben. Lieben Gruß aus Bochum, J. V. bodo 04.18

„Stadt für alle“ Zum Interview mit der Initiative „Stadt für alle“: Ohne in die Detail-Kritik einzusteigen, möchte ich mich erst einmal positiv überrascht zeigen, dass es – erstens – so kluge wie kritische Positionen zur Stadtentwicklung in Bochum gibt und dass bodo ihnen – zweitens – den angemessenen Raum gibt. Mit sowohl einem linken als auch einem medizinischen Hintergrund drücke ich jedoch bei der Frage, „wie wir den Spagat schaffen zwischen Realpolitik und Utopie“ beide Daumen für eine verletzungsfreie Landung. Mit trotzdem solidarischen Grüßen, B. M.

Verkaufsplätze Sehr geehrte Redaktion, wir kaufen seit einiger Zeit bodo bei einem sehr zuvorkommenden, freundlichen Herrn. Er erzählte uns nun, dass er seinen ursprünglichen Verkaufsplatz aufgeben musste, da jener Supermarkt Ihre Verkäufer nicht mehr duldet – ohne dass der Grund ein Fehlverhalten sei, wie ihr Verkäufer betont. Werbestände, z.B. der Ruhr Nachrichten, fänden sich dort hingegen fast täglich. Ist so etwas möglich? Können Sie gegebenenfalls dagegen vorgehen? Mit freundlichen Grüßen, H. B. Lieber Herr B., ja, leider gibt es hin und wieder Fälle, in denen Marktleitungen von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und unseren Verkäufern den Verkauf auf dem Gelände ihres Marktes untersagen. Meist lässt sich das durch Gespräche und Informationen zu unserer Arbeit klären, das werden wir auch im von Ihnen beschriebenen Fall tun. In den allermeisten Fällen wird VerkäuferInnen aber mit Wohlwollen begegnet. Marktleitungen melden sich bei uns und erkundigen sich nach dem Verbleib „ihres“


Lösungswort: Maibaum

RÄTSEL

Viel zu erfahren gab es für eine Frauengruppe der Ev. Kirchengemeinde Heeren-Werve bei der Sozialen Stadtführung mit bodo-Verkäufer Marcus (links), Stadtführer Uwe und unserem Ehrenamtlichen Olaf, von dem dieses Foto stammt. Möchten auch Sie eine Gruppenführung vereinbaren? Rufen Sie uns an: 0231 – 950 978 0.

Schreiben Sie uns: redaktion@bodoev.de Telefon: 0231 – 950 978 0 Verkäufers oder bitten sogar darum, dass wir den Verkaufsplatz vor ihrem Markt besetzen. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter

bodo Transport Guten Morgen Frau Dörscheln, Ihre Kollegen sind gerade abgefahren. Wir möchten uns ganz herzlich für die tolle Arbeit bedanken! Sehr sauber, sehr schnell. Super! Und gerne wieder… Mit freundlichen Grüßen, N. H.

bodos Rätsel Liebe bodo-Redaktion, ich bin regelmäßiger Käufer eurer Zeitung und lese sie auch echt gerne... Und zum Schluss mache ich immer das Kreuzworträtsel. Leider vermisse ich in der nächsten Ausgabe immer die Lösung des Kreuzworträtsels. Könnt ihr das nicht mal ändern?!? Liebe Frau R., das schauen wir uns gerne mit unserem Grafiker einmal an. Bisher drucken wir nur das Lösungswort klein und hochkant neben dem Rätsel ab. Die Lösung des Rätsels ist übrigens keine Bedingung für die Teilnahme an unseren Verlosungen. Dafür müssen Sie uns nur eine Karte oder eine Mail schreiben. Und die Chancen stehen oft gar nicht so schlecht... Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter 45


VERKÄUFERGESCHICHTEN

Seit zwei Monaten ist Simona bodo-Verkäuferin. Am Rewe in Bochum-Ehrenfeld hat sie ihren Verkaufsplatz. Bei einem gemeinsamen Stadtspaziergang hat sie uns von den guten und schlechten Seiten ihrer Tätigkeit auf der Straße erzählt. Text und Foto: Sebastian Sellhorst

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chon eine halbe Stunde, bevor wir mit Simona verabredet sind, kommt sie in die bodo-Anlaufstelle in der Stühmeyerstraße. „Ich bin immer so früh unterwegs. An meinem Platz verkauft man besser morgens oder, wenn die Leute Feierabend machen“, erzählt sie, während wir uns zu den anderen Verkäuferinnen und Verkäufern setzen. Mittags sei eher wenig los, oder die Leute seien so in Eile, dass es schwierig ist, Zeitungen loszuwerden, da sind sich die meisten Kolleginnen und Kollegen von Simona einig. „In Deutschland bin ich jetzt seit fast acht Jahren. Davor habe ich in Konstanza gelebt, das ist eine Küstenstadt am Schwarzen Meer, ca. 100 Kilometer östlich von Bukarest“, erzählt uns die 29-Jährige, während wir gemeinsam frühstücken. Geld vom Arbeitsamt bekomme sie nicht. „Ich hatte zwar zwischendurch immer mal wieder Jobs, aber nie lange genug, um jetzt Geld zu bekommen.“ Zurzeit habe sie auch noch Ärger mit einer Rechnung und müsse das später noch bei der Bank regeln, also machen wir uns auf den Weg. „Sowas wirft einen natürlich ziemlich aus der Bahn, wenn man gerade so über die Runden kommt und dann Zahlungen anstehen, mit denen man nicht gerechnet hat“, erzählt sie uns, während wir durch die Bochumer Innenstadt laufen. Auf der Kortumstraße treffen wir dann auch schon eine Stammkundin, die sie gleich zu sich winkt. „Zu Ihnen wollte ich eigentlich später noch, aber dann können wir das ja jetzt schon erledigen“, begrüßt sie Simona und kauft ihr die erste Zeitung des Tages ab. Simona ist erst seit Anfang März

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„Manchmal kann es ganz schön hart sein auf der Straße“ bei bodo, aber es gebe schon ein paar Leute, die man immer wieder trifft und mit denen man schnell ins Gespräch kommt. So leicht wie eben sei es aber meistens nicht, und es gebe auch unschöne Erlebnisse. „Neulich hat mich jemand beschimpft, weil ich einen Blick auf mein Handy geworfen habe. Oder auch als ich mal kurz etwas gegessen habe, hat mich jemand dafür angemeckert.“ Das seien zwar Ausnahmen, gingen aber doch an die Substanz. „Du stehst da und musst dir anhören, was dir die Leute an den Kopf werfen. Und du hast keine Tür, die du hinter dir zumachen kannst.“ Zum Glück seien die Kunden, mit denen sie sich gut versteht, die große Mehrheit. „Sonst würde es mir auch schwerfallen, mich jeden Morgen aus Herne auf den Weg zu meinem Verkaufsplatz zu machen. Und man erlebt auch sonst eine ganze Menge. Neulich wurde die gleiche Frau mehrere Tage in Folge immer wieder wegen Ladendiebstahl festgehalten. Sowas kriegt man natürlich nur mit, wenn man dort viel Zeit verbringt.“ Während wir weiter durch die Innenstadt laufen, erzählt Simona von ihren Zukunftsplänen. Zurück nach Rumänien möchte sie nicht. Dort gäbe es überhaupt keine Jobs und sie sehe für sich keine Perspektiven. „Möglichst schnell einen richtigen Job. Am besten was Festes. Das wäre das Richtige.“


Anzeige Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

„Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür“. .“ Man sollte den Schlager von Marianne Rosenberg zum Kampflied machen. Er, das wäre der Islam und gesungen würde das Lied immer, sobald Horst Seehofer auftaucht. Der weiß, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört. Gelesen hat er das wohl in den Memoiren von Hermann, dem Cherusker. Wenn es nach dieser Quelle ginge, gehörten Dinge wie Eigentum und Besitz nicht zu Deutschland, der Diesel nicht, christliche Splittergruppen nicht, denn die wurden erst später von Südländern eingeschleppt, selbst die Kartoffel nicht. Eichengrütze und Brennnesselbrühe - das wären die kulinarischen Höhepunkte zur Wintersonnenwendfeier. Seehofer hängt in einer Zeit fest, weit vor jener Vergangenheit, die angeblich nicht vergehen will. So war es weniger Versprecher als Beschreibung seines Gemütszustands, als der Allesregierer von der Freude sprach, künftig das „Heimatmuseum“ leiten zu dürfen. Verwunderlich, dass ausgerechnet ein Bayer zu wissen meint, was zu Deutschland gehört. Wo wir durch Bruno Kreisky wissen, wo dieser Freistaat einzuordnen ist. Der ehemalige österreichische Kanzler machte am liebsten Urlaub in Bayern. Seine Begründung: „Da bin ich nicht mehr in Österreich und noch nicht in Deutschland.“ Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Seehofers sozialdemokratische Mitregierer sollten sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. In noch nicht ganz so vergangener Vergangenheit zählten sie selbst als vaterlandslose Gesellen nicht dazu. Das änderte sich, als hier Demokratie

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Sie Mitgli Werden auch in der AWO!

wuchs, auch so ein Import aus dem Süden. Während Seehofianer toben, weil uns die Kinder des Islams

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das Letzte wegnehmen, die pure Armut, die Plätze in den Hartz IV-Statistiken, die schimmelfeuchten Dreckswohnungen, ist Marianne Rosenberg schlauer. „Er“ gehört nicht nur zu ihr. Sie singt auch: „Ich weiß, er bleibt hier“. Da ist der Schlager realitätsnäher als die Politik aus Bayern.

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