bodo Februar 2020

Page 1

bodo DAS

IN STRASSENMAGAZ

02 | 20 Die besten Geschichten auf der Straße

2,50 Euro Die Hälfte für den Verkäufer

b o d o fe ie r t * 2 5 Ja h re Str a ß e n m a g a z in MAMMUT, VORAB

Küppersbusch & Heinser Seite 18

DR . STREETWORK bodo in Zahlen 16 Seiten mehr

N E M L A P R U NTE L H A T S S U A D OM I N I K BL OH

ICH BIN C-3PO IM ZEITMAUL

NUR MIT AUSWEIS

1


IMPRESSUM

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de

INHALT

Dominik Bloh

Von Bastian Pütter

Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: Alexandra Gehrhardt, Harald, Peter Hesse, INSP, Wolfgang Kienast, Max Florian Kühlem, Steven MacKenzie, Bastian Pütter, Petra von Randow, Dr. Tobias Scholz, Sebastian Sellhorst, Irvine Welsh Titel: Julia Schwendner Bildnachweise: Brant Adam (S. 48), Olaf Berger (S.11), Anthony Daniels (S. 40), Die Urbanisten e.V. (S. 7), Wilfied Gerharz (S. 33), Birgit Hupfeld (S. 36), INSP (S. 25, 26, 27), Lucasfilm Ltd. (S. 41), Novy΄ Prostor (S. 16), Daniel Sadrowski (S. 3, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20, 21, 23, 28, 29, 30, 38), Sebastian Sellhorst (S. 2, 7, 8, 9, 10, 11, 45), Shutterstock.com (S. 22), Peter Werner (S. 4, 6) Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare, monatlich in BO, DO und Umgebung Redaktions- und Anzeigenschluss: für die März-Ausgabe 10.02.2020 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 06. 2019 Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Vereinssitz: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund www.bodoev.de, facebook.com/bodoev

04

Mit 16 wird er das erste Mal obdachlos, haltlose Jahre folgen, immer wieder schläft er draußen – und schreibt das auf der Straße Erlebte auf. „Unter Palmen aus Stahl“ wird ein Bestseller: Die Straße allerdings ist im Kopf, weiß er. Ende Februar liest er bei den bodo-Geburtstagsfeiern.

Libelle, Mammut, Sisyphus

12

Nach Jahren des Umbaus kündigt sich die Neueröffnung des Dortmunder Naturmuseums an, so der neue Name. Bereits im vergangenen Jahr präsentierte Museumsdirektorin Elke Möllmann stolz einen neuen Mieter, ein Mammut. Wir wollten sehen: Wie räumt man ein Museum ein? Von Wolfgang Kienast

Lucky & Fred

18

Der Fernsehproduzent und Journalist Friedrich Küppersbusch (Großmeister der schnoddrigen Präzision in Kolumnen- und Moderationssätzen) und der Blogger und Journalist Lukas Heinser (u.a. der Mann neben Peter Urban beim Eurovision Song Contest) machen Podcasts vor Publikum. Von Max Florian Kühlem

Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt, Bastian Pütter 0231 – 950 978 0, redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de Buchladen, Spendenannahme Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenstraße 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 13 Uhr Spendenannahme Bochum: Kleiderkammer Altenbochum und Laer Liebfrauenstraße 8 – 10, 44803 Bochum Mo. 10 – 13 Uhr, Sa. 10 – 12 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Henriettenstraße 36, Ecke Bessemerstraße 44793 Bochum, Mo., Do., Fr. 11 – 14 Uhr Di. 11 – 17.30 Uhr, Mi. 8 – 14 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00 BIC: BFSWDE33XXX

Harald, bodo-Verkäufer in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, auch wenn wir in dieser bodo unser 25-jähriges Jubiläum feiern und das eigentlich ein Grund zum Feiern ist, waren die letzten Wochen und Monate sehr schwer für mich. Ende letzten Jahres ist meine liebe Frau überraschend an Krebs verstorben. Trotzdem möchte ich Sie wissen lassen, dass ich natürlich weiter die bodo verkaufen werde. Die vielen Leute, die ich an meinem Verkaufsplatz treffe, sind zurzeit besonders wichtig für mich und geben mir viel Kraft. Zum Glück ist die Geierabend-Session gerade im vollen Gange. Da habe ich fast jeden Tag zu tun. Noch bis zum 25. Februar werde ich dort bei allen Shows auf Zeche Zollern die bodo unter die Leute bringen. Ab Juni werde ich dann natürlich auch wieder beim Ruhrhochdeutsch im Spiegelzelt mit dem Straßenmagazin für Sie bereitstehen. Dort bin ich jetzt auch im elften Jahr und fast jeder kennt mich dort. Von den 25 Jahren, die es die bodo mittlerweile gibt, bin ich jetzt schon über 20 mit dabei. Alles Gute und viel Spaß beim Lesen der Jubiläums-bodo, Ihr Verkäufer Harald

2


EDITORIAL

04 Menschen | Dominik Bloh 07 Straßenleben | 25 Jahre Straßenmagazin 08 Neues von bodo 12 Reportage | Libelle, Mammut, Sisyphus 16 Das Foto 16 Mieten & Wohnen | Mehr Wohngeld für MieterInnen 17 Kommentar | Nette Toiletten? 17 Die Zahl 18 Interview | Lucky & Fred 22 Wilde Kräuter | Haselkätzchen 23 Kultur | Im Zeitmaul 24 Bücher

Liebe Leserinnen und Leser, ist man mit 25 endlich erwachsen? Das dauert ja heutzutage immer länger. Oder ist das gar nicht mehr das Ziel? Und wie begeht man diesen seltsam unrunden Geburtstag? Nostalgisch ist einem eher nicht zumute. Dafür sind spätere Jubiläen da, wenn einem das gravitätisch Schreiten und huldvoll Winken besser zu Gesicht steht. Mit 25 schaut man nach vorn, nicht zuletzt, weil es noch so viel zu lernen gibt. Das wiederum weiß jede, die das Jungerwachsenenalter bereits hinter sich gelassen hat. Außerdem passiert ja so viel und soll auch passieren, schließlich ist da – mit dem Optimismus der Jugend – noch so viel Zukunft vor dem Bug.

Jahresbericht 2019

25 Fotoserie | Mit 25 Jahren 28 Reportage | Dr. Streetwork 32 Veranstaltungskalender | Verlosungen 37 Kinotipp | Weißer weißer Tag 38 bodo geht aus | Genki Bao & Burger 40 Interview | Ich bin C-3PO 43 Eine Frage… | Warum tut Händeaufwärmen weh? 44 bodo Shop | Leserpost 45 Leserpost | Rätsel 46 Menschen | Irvine Welsh

Also – ja, Sie wissen es, das Straßenmagazin wird in diesem Monat 25 – verzichten wir auf Rückblicke und Anekdoten aus Kindertagen, auf Fotostrecken aus der guten, alten Zeit, Zeitzeuginnengespräche und Meilensteine, sondern machen altersgemäß das, was wir lieben: ein Straßenmagazin mit Geschichten, die wir selbst gern lesen würden. Im wahrsten Sinne angereichert mit 16 Seiten zum Stand der Dinge, unserem Jahresbericht. Das stets breitbeinig daherkommende „Vice“-Magazin veröffentlichte übrigens vor einiger Zeit eine dieser berüchtigten Listen, aus denen Onlinejournalismus Reichweite zieht: Von den 25 Dingen, mit denen man laut „Vice“ mit 25 anfangen soll, haben wir bei bodo die meisten noch vor uns. Eins nicht: „Get a Job You Like“. Uns gefällt, was wir tun. Viele Grüße von bodo Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

Ihre Meinung ist uns wichtig. Seite 44

Von Nothilfe bis Neuanfang: Helfen Sie helfen.

Im Winter sind für Wohnungslose auch die Tage schwer. In unseren Kleiderkammern verteilen wir warme Jacken und Schlafsäcke. Unsere Anlaufstellen in Bochum und Dortmund sind Orte zum Aufwärmen und Ausruhen. Hier gibt es ein kostenloses Frühstück und Menschen, die zuhören. Dank Ihrer Hilfe. Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00

3


MENSCHEN

Mit 16 wird er das erste Mal obdachlos, haltlose Jahre folgen, immer wieder schläft er draußen – und schreibt das auf der Straße Erlebte auf. Die „Flüchtlingskrise“ 2015 verändert sein Leben: „Man muss nichts besitzen, um helfen zu können.“ Dominik Bloh lernt Menschen kennen, die sein Engagement und sein Talent beeindruckt, hat bald eine Wohnung und einen Verlag. „Unter Palmen aus Stahl“ wird ein Bestseller. Die Straße allerdings ist im Kopf, weiß er. Ende Februar liest er bei den bodo-Geburtstagsfeiern in Bochum und Dortmund. Von Bastian Pütter | Fotos: Peter Werner

Dominik Bloh liest zum bodo-Jubiläum aus „Unter Palmen aus Stahl“: am 28. Februar in Dortmund, Werkhalle des Union Gewerbehofs am 29. Februar in Bochum, Zeitmaul-Theater jeweils 19.30 Uhr (s.S. 7)

4


Die Straße ist im Kopf Am Nikolaustag parkt vor dem Millerntor-Stadion des FC St. Pauli ein bunt angemalter Linienbus mit blickdichten Scheiben, auf dem wie ein fröhlicher Anfeuerungsruf das Kunstwort „GoBanyo“ prangt. Banyo heißt auf Türkisch Badezimmer, der Bus beherbergt davon drei und eine Kleiderkammer. Drinnen im Clublokal stellt Dominik Bloh mit seinen MitstreiterInnen das Projekt vor. „Waschen ist Würde“, sagt der 31-Jährige. Um Obdachlosen dazu zu verhelfen, hatte Bloh bei der Hochbahn AG vorgesprochen und einen alten Linienbus geschenkt bekommen. In nur vier Wochen kommen 170.000 Euro für den Umbau zum Duschbus zusammen. „Dann haben wir Strukturen aufgebaut, ein Team gefunden“, sagt Bloh. „Ich komm‘ von der Straße, ich hab in vielen Bereichen noch gar keine Ahnung – da ist es wichtig, Leute zu finden und ranzulassen, die ihre Kompetenzen einbringen.“ Mit sichtbarem Erfolg: „Du siehst, wie der eben noch geknickte, gebrochene Mann aus dem Bus steigt und an der Ampel steht: gerade. Den Kopf oben, den Blick nach vorne. Darum geht es.“

„Für mich war das größte Problem auf der Straße, mich nicht waschen zu können“, fährt Bloh fort. „Das Äußere schlägt sich auf das Innere nieder. Wer immer dreckig ist, der fühlt sich am Ende wie Dreck.“ Nach einer Pause schiebt er nach: „Mir war klar: Wenn es mir mal besser geht, dann möchte ich da etwas erreichen.“ Die „Flüchtlingskrise“ 2015 wird zum Wendepunkt. „2015 habe ich auf der Straße Menschen getroffen, die mein Leben führten, aber aus dem Krieg kamen und dann in Hamburg vor Douglas und dem Bodyshop auf Isomatten lagen. Da wollte ich einfach was tun. Ich dachte, ich spreche die Sprache hier, ich kenne die Orte, an die man gehen muss, ich kann nützlich sein.“

„Auf der Straße kämpfst du den ganzen Tag, pausenlos. Durchkommen, Grundbedürfnisse so gut es geht befriedigen, der Gewalt ausweichen.“

Bei Dominik Bloh verbindet sich der Wunsch zu helfen mit den eigenen, prägenden Erfahrungen. Mit 16 setzte ihn seine psychisch kranke Mutter vor die Tür, im Zuständigkeitengewirr der Ämter rutschte der Schüler durch – bis ganz unten. „Ich selbst war dann mit meinen zwei Koffern eineinhalb Jahre draußen. Ich bin weiter zur Schule gegangen, bis die mich rauswarf, weil ich keine Meldeadresse hatte.“ Weitere Phasen der Obdachlosigkeit folgten.

Dominik Bloh kümmert sich, beginnt schließlich in der Kleiderkammer der Notunterkunft in den Hamburger Messehallen zu arbeiten. Unverhofft wird er mit anderen Ehrenamtlichen zum jährlichen Weihnachtsessen bei Tim Mälzer eingeladen. Er erzählt von sich und beeindruckt. Einer der Gäste meldet sich später, besorgt eine Wohnung, seine Stiftung zahlt ein Jahr lang die Miete, „dann kannst du auf die Beine kommen.“ Ein Neubeginn. „Wer Gutes tut, bekommt tatsächlich Gutes zurück, habe ich gelernt“, sagt Bloh.

„Man ist in diesem Überlebensmodus. Überleben und Leben sind grundverschiedene Dinge. Du kämpfst, den ganzen Tag, pausenlos. Durchkommen, Grundbedürfnisse so gut es geht befriedigen, der Gewalt ausweichen.“ Obwohl er seine Geschichte oft erzählt hat, schmerzt die Erinnerung. „Voll unangenehm“, sagt er kurz und atmet durch.

Der Obdachlose ist nun ein ehemaliger Obdachloser. Dass er bald erfolgreicher Autor, regelmäßiger Talkshowgast und auf ständiger Lesereise sein wird, ahnt niemand. Dominik Bloh schreibt schon als Kind. Auf der Straße wickelt er Stifte und Papier in seine Ersatzkleidung ein, um sie vor Nässe und Dreck zu schützen, schreibt oft nächtelang, bis

Dominik Bloh Alter: 31. Autor, Flüchtlingshelfer und Wohnungslosenaktivist aus Hamburg Lieblingsort: „Der Hamburger ,Park Fiction‘, die Palmen aus Stahl, mein Zuhause.“ Motto: „Alles Gute kommt zu denen, die echt bleiben.“ Ziel: „Ich möchte Waschen und Wohnen zum Menschenrecht machen.“

5


MENSCHEN

die Finger vor Kälte zu stark zittern. „Es war ein Ventil, es hat geholfen, alles zu ertragen. Dass ein Buch daraus wurde, ist ein Traum. Dass es Menschen dazu bringt, ihr Denken und Handeln zu verändern, ist umso schöner.“

„Schreiben war ein Ventil, es hat geholfen, alles zu ertragen. Dass ein Buch daraus wurde, ist ein Traum. Dass es Menschen dazu bringt, ihr Denken und Handeln zu verändern, ist umso schöner.“ „Unter Palmen aus Stahl“ wird ein Bestseller, Medien reißen sich um den eloquenten Mann. „Ich erinnere mich an meinen Opa, der beim Frühstück die Süddeutsche liest, während ich meinen Marmeladentoast esse. Und auf einmal bin ich da drin und ich seh‘ mein Bild.“ Kein Grund jedoch für Höhenflüge, findet er. „Für einen selbst merkt man schnell, dass es nicht viel bedeutet, im Fernsehen zu sein oder in der Zeitung zu stehen. Freunde zum Beispiel sind tausendmal wichtiger als jeder kleine Hauch von Ruhm, der einen da plötzlich anweht.“

Aber verändert einen der Medienzirkus? „2015 habe ich entschieden, dass ich ich sein möchte. Seitdem lebe ich auch so. Erst neulich war ich in einer Nachrichtensendung. Da steht dieses Desk, und ich soll meine Hände drauflegen, damit ich nicht so unsicher wirke. Ich habe das abgelehnt, weil sie zu mir gehört, diese Unsicherheit. Ich habe vieles von dem, was früher schlecht und belastend war, in etwas für mich Positives verwandelt. Das ist mein Weg.“ Und wieviel Straße hat er noch in sich? „100 Prozent“, sagt Bloh entschieden. „Die Straße ist im Kopf.“ In seiner Wohnung bleibt die Kleidung in Reisetaschen, ein Schlafsack liegt bereit. Auf dem Balkon stehen die Lebensmittel, der Kühlschrank ist nicht angeschlossen. „Das sind alles konditionierte Mechanismen aus der Zeit auf der Straße.“ Das Ankommen sei ein Kapitel, das selten erzählt werde, dabei brauchten Obdachlose auch danach Hilfe. „Stattdessen kommen die Gläubiger. Sobald man wieder eine Meldeadresse hat, geht der Wahnsinn los. Es kommen alle, von der Krankenversicherung bis zu Verkehrsbetrieben. Im Nu hat man Zehntausende Euro Schulden.“ Dass eines Morgens um fünf vor Acht die GEZ vor der Tür stand, um eine vierstellige Summe Rundfunkbeitrag für die Zeit auf der Straße einzutreiben, behalte er inzwischen für sich. „Die Leute sagen dann: Nein, das passiert hier nicht, sowas gibt’s nicht. Ich hab‘ das mal bei einer Lesung erzählt, und es gab ungläubiges Getuschel, und dann stand ein Mann auf, fing an zu weinen und sagte, dass auch ihm keiner glaubt. Dabei betrifft es so viele.“ Die zweite große Katastrophe sei die Straftat Schwarzfahren. „Menschen auf der Straße brauchen öffentliche Verkehrsmittel zum Überleben. Das ist in manchen Situationen der einzige warme Ort, den man findet. Und dafür wird man strafrechtlich belangt und zum Täter gemacht.“ Eine vierstellige Zahl Menschen geht jedes Jahr dafür ins Gefängnis. „Ein ganz großer Missstand in unserem System.“ Doch zum Verzweifeln sei das alles nicht. „Es gibt immer Probleme, aber ich möchte einen positiven Blick. Unser Bus etwa ist bunt, auffällig und soll gute Laune machen. Wir können Obdachlosigkeit beenden. Dafür brauchen wir politische Richtungsentscheidungen und einen Wechsel im Denken. Uns als Gesellschaft darf Obdachlosigkeit nicht mehr egal sein.“ Und es klingt so überzeugt wie überzeugend, wenn er nachschiebt: „Und wir packen das auch. Wir müssen nur dranbleiben.“

6


STRASSENLEBEN

bodo seit 1995

IN ZIN A G A Z M A N G E A S S M A N R T E S S E S AH SRT R A 2 5AJS D

Vor genau 25 Jahren erschien die erste Ausgabe des Straßenmagazins. Um das zu feiern, lädt bodo Leser- und UnterstützerInnen, Wegbegleiter- und KooperationspartnerInnen ein: Am Freitag, dem 28. Februar, in die Werkhalle des Union Gewerbehofs in Dortmund und am Samstag, dem 29. Februar, ins Bochumer ZeitmaulTheater. Beginn ist jeweils um 17 Uhr, die Lesungen beginnen um 19.30 Uhr. Von Bastian Pütter | Fotos: Die Urbanisten e.V., Sebastian Sellhorst

bodo feiert Geburtstag! Als Verein, der die beiden Kürzel der Nachbarstädte Bochum und Dortmund im Namen trägt, gibt es den bodo-Geburtstag natürlich in doppelter Ausführung. Einig waren wir uns, dass wir uns statt hochoffizieller Feierstunden kleine Feste wünschen, die von (Wieder-)Begegnungen, vom Austausch leben und dabei eher von Gegenwart und Zukunft erzählen. Wir haben zwei schöne Orte gefunden, die gleich ein wenig davon mittranspor-

tieren, wie wir als Verein uns selbst sehen. Es sind Orte des „Selbermachens“, des Experimentierens, der Kollaboration. Der Union Gewerbehof wurde (mit dem widerständigen Initial einer stillen Besetzung) in den 1980er Jahren durch Eigeninitiative arbeitsloser Menschen geschaffen. Sein Leitspruch, der uns immer noch ausgesprochen gut gefällt, lautet „gemeinsam – selbstständig – arbeiten“. In Kooperation mit dem Urbanisten e.V. entstand hier vor drei Jahren

die Werkhalle „Raumexperiment“, um Stadt gemeinsam zu gestalten. Das Zeitmaul-Theater am Imbuschplatz liegt direkt gegenüber unserer ehemaligen Bochumer Adresse, der alten BO-Fabrik, dem langjährigen kleinen Zentrum der Wohnungslosenhilfe in Bochum. Heute als KoFabrik ist sie ein anderer Ort für Ideen, Projekte und das Miteinander im Viertel. Das Zeitmaul ist ein mutiger Ort für Experimente und eines der wenigen Autorentheater in Deutschland (mehr lesen Sie auf Seite 23). An beiden Orten möchten wir mit Ihnen anstoßen und in kurzweiligen Talkrunden ein wenig über unsere Städte, unser Magazin und seine VerkäuferInnen, über Journalismus und soziale Arbeit reden – musikalisch aufgelockert übrigens von unseren Redaktions-DJs.

Freitag, Werkhalle Union Gewerbehof den 28.2. Rheinische Straße 143 17 Uhr 44147 Dortmund Haltestelle Ofenstraße

Samstag, Zeitmaul-Theater e.V. den 29.2. Imbuschplatz 11 17 Uhr 44787 Bochum Zugang vom Nordring

Wir freuen uns, wenn Sie vorbeikommen!

7


NEUES VON BODO

How to bodo Unsere VerkäuferInnen suchen einen Weg aus der Krise und nehmen ihr Leben wieder selbst in die Hand. Wir begleiten sie dabei, beraten und vermitteln Hilfen. VerkäuferInnen verpflichten sich, Regeln einzuhalten: ein fester Verkaufsplatz, keine Drogen und kein Alkohol vor und während des Verkaufs, kein Betteln, solidarisches Verhalten untereinander. Alle Verkäufer erhalten einen wetterfesten Ausweis in Form einer Plastikkarte mit Foto, Name und Verkäufernummer. Neben der Beratung und Begleitung bieten wir mit unseren Verkäufercafés ein Frühstücksangebot und Kleiderkammern, unterstützen bei der Wohnungssuche und -einrichtung. Diese Angebote stehen jedem offen. VerkäuferInnen kaufen Magazine in unseren Anlaufstellen für 1,25 Euro und verkaufen sie auf der Straße für 2,50 Euro. Für alle bedeutet ein Verkaufserfolg etwas ganz anderes als ein Almosen – es ist der sichtbare Erfolg ihrer Arbeit.

TERMINE Soziale Stadtführungen Dortmund, 08. Februar, 11 Uhr Bochum, 15. Februar, 11 Uhr Anmeldung unter 0231 – 950 978 0 bodo wird 25! Freitag, 28. Februar, 17 Uhr 19.30 Uhr Lesung Dominik Bloh Werkhalle Union Gewerbehof Rheinische Straße 143 44147 Dortmund Haltestelle Ofenstraße Samstag, 29. Februar, 17 Uhr 19.30 Uhr Lesung Dominik Bloh Zeitmaul-Theater Imbuschplatz 11, 44787 Bochum Eingang am Nordring 8

Rosenmontag

bodo-Rollentausch

Am Rosenmontag, dem 24. Februar, haben wir aus unseren Redaktionsbüros in Dortmund einen sehr exklusiven Blick auf den Rosenmontagszug, der direkt vor unserem Vereinssitz am Schwanenwall vorbeiführt. Das Problem: Da die Strecke frühzeitig und weiträumig abgesperrt wird und damit die Zufahrt sehr erschwert ist, bleibt unser Buchladen an diesem Tag geschlossen. Die Kleiderkammer in der Bochumer Liebfrauenstraße bleibt am Rosenmontag ebenfalls geschlossen, wir bitten Sie, für die Sachspendenausgabe auf die Samstage davor und danach auszuweichen. Unsere Anlaufstellen für Wohnungslose in Bochum und Dortmund sind wie gewohnt geöffnet.

Oje, in den etwas wilden Tagen vor Weihnachten, an denen unsere Januarausgabe fertiggestellt wurde, ist der Fehlerteufel unbemerkt geblieben, der die Daten für unseren „Rollentausch – LeserInnen verkaufen das Straßenmagazin“ durcheinandergewirbelt hat. Pardon. In Wirklichkeit haben wir uns auf diese zwei Märztermine geeinigt: Am 13. März laden wir um 14 Uhr nach Bochum, am 20. März nach Dortmund dazu ein, mit VerkäuferInnen unseres Magazins einmal die Seiten zu wechseln. Im kommenden Heft werden wir ausführlich erklären, was wir uns ausgedacht haben, auf unserer Internetseite finden Sie jetzt schon einen Text. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie uns gerne an.


Anzeigen

Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an:

Verkäuferwoche In der Woche vom 3. bis zum 9. Februar feiern die internationalen Straßenmagazine mit einer „Vendor Week“ ihre Verkäuferinnen und Verkäufer. Mehr als 9.000 Menschen verkaufen auch im Februar zwischen Finnland und Südafrika und von Argentinien bis Japan Straßenmagazine unseres Netzwerks. #vendorweek

n n n n n n n

Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Ostenhellweg 42-48/Eingang Moritzgasse | 44135 Dortmund Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org

STARKE TRUPPE BUCHEN

bodo SCH AFFT CHA NCE

N

Haushaltsauflösungen Entrümpelungen Transporte

Modernes Antiquariat Schwanenwall 36 – 38 Mo. – Fr. 10 bis 18 Uhr Bürozeiten: 44135 Dortmund Sa. 10 bis 14 Uhr montags bis freitags bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund

von 9 bis 16 Uhr Tel. 0231 – 950 978 0

RufenBÜCHER Sie uns an – wir erstellen ein unverbindliches Angebot. Tel. 0231 – 950 978 0 10.000 GUTE BEI Ihnen BODO AM SCHWANENWALL Ansprechpartnerin: Brunhilde Dörscheln www.bodoev.de

Ausverkauft Um es gleich klarzustellen: Der Erfolg des Straßenmagazins bemisst sich nicht in Verkaufszahlen: Es geht um die Menschen, die bei uns Halt und durch den Verkauf des Magazins sowie den Kontakt zu ihren KundInnen neuen Mut finden. Trotzdem hängt natürlich auch unsere Arbeit an Zahlen, in unserem Jahresbericht in der Heftmitte finden Sie alle wichtigen aus unserer Arbeit. Eine davon: Unsere reguläre Auflage beträgt 20.000 Hefte, im Januar gelang es wieder, sie auszuverkaufen. Im traditionell starken Dezember wurde dank Ihnen sogar der nie wieder erreichte Verkaufsrekord unseres allerersten Heftes von 30.000 Exemplaren gebrochen. Herzlichen Dank! 9


NEUES VON BODO

Auf der Straße Das ganze Jahr über versorgen unsere Teams auf regelmäßigen Touren durch die Bochumer und die Dortmunder Innenstadt Wohnungslose mit „Kaffee und Knifte“ – mit heißen Getränken, belegten Broten sowie Hygieneartikeln und Schlafsäcken. Mehr als 1.600 Mal konnten sie im vergangenen Jahr helfen. Neben der Versorgung und der akuten Nothilfe geht es auch darum, Menschen auf der Straße über die bestehenden Angebote zu informieren und ihnen die Scheu vor Hilfseinrichtungen zu nehmen. In der kältesten Zeit des Jahres ist diese Arbeit besonders wichtig. Wenn Sie sich Sorgen um eine obdachlose Person machen, sprechen Sie sie an. Die meisten Menschen wissen selbst am besten, wie es ihnen geht und was gut für sie ist. Wenn Sie den Eindruck haben, dass eine Person hilflos oder in Gefahr ist, rufen Sie die Polizei (110). Wenn Sie glauben, dass ein medizinischer Notfall vorliegt, rufen Sie den Rettungsdienst (112).

SOZIALES Hohe Schwellen und doppelte Bußgelder statt öffentlicher Toiletten: Dortmund führt die „Nette Toilette“ ein. Gastronomen und andere Einrichtungen sollen ihre Sanitärräume auch für Nichtkunden öffnen und das per Aufkleber anzeigen. Dafür erhalten sie eine Reinigungspauschale. Das Ordnungsgeld für „öffentliches Urinieren“ wurde auf 50 Euro verdoppelt, betroffen sind vor allem soziale Randgruppen. Einführung einer bundesweiten Wohnungslosenstatistik durch den Bundestag beschlossen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W), der auch bodo angehört, hatte eine Zählung seit 1995 gefordert. ExpertInnen kritisieren jedoch das geplante Modell, das nur durch Kommunen und freie Träger untergebrachte Wohnungslose erfassen soll. Wer auf der Straße schlafe oder bei Bekannten unterkomme, werde nicht erfasst. Berlin zählt Obdachlose: In der „Nacht der Solidarität“ vom 29. auf den 30. Januar zählten in Berlin Freiwillige in 600 Teams unter Anleitung von Fachleuten die Obdachlosen in der Stadt. 2019 war in Dortmund zum ersten Mal in Deutschland eine Stichtagszählung erfolgt (bodo 12/19). Durch Straßenzählungen und -befragungen lasse sich ein vollständigeres Bild der Dimension und der Problemlagen der Betroffenen zeichnen. Gefahr durch Kältetod. Die Organisationen der Wohnungslosenhilfe fordern zu erhöhter Wachsamkeit besonders an den kalten Tagen auf: „Wenn Sie eine obdachlose Person sehen und sich Sorgen machen, sprechen Sie sie an. Wenn Sie den Eindruck haben, dass die Person in Gefahr oder hilflos ist, rufen Sie die 110. Wenn Sie denken, dass ein medizinischer Notfall vorliegt, wählen Sie die 112.“ 10

Kleiderspenden Wir sind überwältigt von der großen Zahl an Schlafsackspenden, mit der wir erst einmal hoffen, gut durch die kalte Zeit zu kommen. Natürlich nehmen wir weiter gerne Schlafsäcke und Isomatten entgegen, die wir weiterhin auch mit unseren Partnern der Wohnungslosenhilfe aufteilen. Besonders freuen wir uns zurzeit über warme Kleidung und wetterfeste Herrenschuhe. Spenden können in Dortmund in unserem Buchladen, Schwanenwall 36 – 38 (Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr) und in Bochum in unserer Kleiderkammer im Innenhof der Liebfrauenstraße 8 – 10, hinter dem Mehrgenerationenhaus „Glockenhof “ (Mo. 10 – 13 Uhr, Sa. 10 – 12 Uhr) abgegeben werden. Vielen Dank!


Anzeigen

www.facebook.com/bodoev info@bodoev.de 0231 – 950 978 0 bodo ist für Sie da Zentrale Rufnummer 0231 – 950 978 0 Mo. bis Fr. 9 – 16 Uhr Mail: info@bodoev.de Fax: 0231 – 950 978 20 Spendenannahme DO Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr Spendenannahme BO Kleiderkammer Altenbochum und Laer Liebfrauenstraße 8 – 10 44803 Bochum Mo. 10 – 13, Sa. 10 – 12 Uhr

Ansprechpartner Geschäftsleitung: Tanja Walter verein@bodoev.de Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt Bastian Pütter redaktion@bodoev.de Anzeigen: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de Vertrieb: Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

Westenhellweg 81 (Höhe Thier-Galerie) Tel./WhatsApp* (0231) 84 01 00 90 adler @ausbuettels.de 25 Jahre bodo! Wir gratulieren von Herzen zu diesem tollen Jubiläum!

ERezept

*Bitte beachten Sie bei der Benutzung von WhatsApp unsere Hinweise zum Datenschutz. Diese erhalten Sie in unseren Apotheken oder unter www.ausbuettels.de/datenschutz

bodos Bücher: Julia Cöppicus buch@bodoev.de Haushaltsauflösungen und Entsorgungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln transport@bodoev.de

VOLL– KORN VOLL LECKER! Wir backen Ihr

…und mehr bodo packt an

Romberg vs. Bomberg

Unser Beschäftigungsprojekt schafft mit gemeinnützigen Dienstleistungen Arbeitsplätze für Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit und sozialen Notlagen. Gerne führen wir auch für Sie zum Beispiel Haushaltsauflösungen, Entsorgungen und Transporte durch. Wenn Sie uns anrufen, vereinbart unsere Projektleiterin Brunhilde Posegga-Dörscheln gerne einen Termin für einen unverbindlichen Kostenvoranschlag. Unsere Teams und unsere beiden Transporter sind jedoch zurzeit sehr gut ausgelastet. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Aufträge meist nur mit einigen Wochen Vorlauf annehmen können und melden Sie sich nach Möglichkeit frühzeitig. Tel. 0231 – 950 978

Man nennt das wohl heute „crossmedial“: Unser Autor Wolfgang Kienast (2. Reihe, rechts) erzählte in der Januarausgabe des Straßenmagazins die Geschichte des Freiherrn Gisbert von Romberg II. Der Spross des durch den Steinkohlebergbau steinreich gewordenen Adelsgeschlechts residierte auf Schloss Brünninghausen, dessen Schlossgarten der heutige Rombergpark in Dortmund ist. Sein exaltierter Lebensstil war schon zu Lebzeiten Stoff für zahlreiche Anekdoten, die Josef Winckler 1923 zu dem Schelmenroman – und Bestseller – „Der tolle Bomberg“ inspirierten. Aus dem lasen die Buchhändler und begnadeten Vorleser Dond & Daniel im Januar in unserem Buchladen.

▪ Hattinger Str. 188, 44795 Bochum Tel. 0234 – 450 590

▪ Hattinger Str. 264, 44795 Bochum (im denn‘s Biomarkt) Tel. 0234 – 588 708 87

Weitere Infos und Verkaufsstellen unter

www.hutzelbrot.de

10.000 GUTE BÜCHER BEI BODO Modernes Antiquariat Schwanenwall 36 – 38 Mo. – Fr. 10 bis 18 Uhr 44135 Dortmund Sa. 10 bis 14 Uhr 11


REPORTAGE

Im Sommer soll, nach mehrjährigen Umbauarbeiten, das Museum für Naturkunde unter dem Namen Naturmuseum seine Türen wieder öffnen. Von außen sieht man den Hochbetrieb nicht, der gegenwärtig im Innern herrscht. Es war und ist noch viel zu tun. Generalüberholt wurde die marode technische Infrastruktur. Ein barrierefreier Besuch des Museums soll endlich möglich sein. Rundum neu gedacht ist die Dauerausstellung. Sie wird einer vornehmlich regional ausgerichteten Konzeption folgen. Von Wolfgang Kienast | Fotos Daniel Sadrowski

Wie räumt man ein Museum ein? Libelle, Mammut, Sisyphus

E

lke Möllmann nimmt sich Zeit, uns durch die im Auf bau befindliche Ausstellung zu führen. Vor dreizehn Jahren hatte sie sich auf die vakant werdende Stelle der Museumsleitung beworben. Mit dem innovativen Ansatz, die regionale Anbindung der Sammlung in den Vordergrund zu rücken, konnte sie den Rat der Stadt ebenso überzeugen wie den Betriebsausschuss. „Mir ist es wichtig, die Lebensräume mit den jeweiligen Verflechtungen zu zeigen, wie wir sie in Dortmund haben. Da müssen wir in der Geologie zwar manchmal ein wenig weiter denken, aber die Kinder, die zu uns kommen, sollen sehen können, wie eine Amsel aussieht, ein Stieglitz oder ein Buchfink. Wir wollen das zeigen, was hier an Natur vorhanden ist. Wir haben ja ganz, ganz viel. Das wissen leider nur die wenigsten. Die Welt kann ich mir dann mit Sonderausstellungen ins Haus holen.“ Unser Rundgang beginnt im neugestalteten Eingangsbereich. Neben Kasse und Garderobe wird es hier ein Museumscafé geben. Zur zukünftigen Infrastruktur

Regionaler Fokus: „Die Kinder, die zu uns kommen, sollen sehen können, wie eine Amsel aussieht, ein Stieglitz oder ein Buchfink“, sagt Elke Möllmann. Oder eben ein Feldhamster.

12

gehören darüber hinaus ein Leitliniensystem für Menschen mit Sehbehinderung sowie Cochlea-Induktionsschleifen für hörgeschädigte Besucher. Außerdem wird der Zugang ebenerdig sein. „Bislang war das mehr als peinlich“, erklärt Frau Möllmann. „Rollifahrer mussten klingeln und wurden per Lastenaufzug zum Eingang in die erste Etage gebracht. Dazu muss man allerdings wissen, dass der erste Spatenstich 1976 erfolgte und das Haus 1980 eröffnet wurde. Barrierefreiheit hatte damals niemand auf dem Schirm.“

Geologie: senkrecht, Biologie: horizontal Demnächst können endlich alle Gäste ohne Mühe den zentralen Lichthof im Hauptgeschoss erreichen. Dort empfängt nach wie vor ein alter Bekannter das Publikum: das fünf Meter hohe Modell eines Iguanodonsauriers. Noch steht das vor allem bei Kindern sehr beliebte Ungetüm auf stabilen Rädern. Es kann, bei Bedarf, in der Baustelle umhergeschoben werden. Anders als sein ehemaliger Kollege, der Styracosaurier, durfte dieser


13


REPORTAGE

Dino bleiben. Im sauerländischen Nehden nämlich wurden 1978 Iguanodonfossilien gefunden. Ein regionaler Bezug ist damit (zum Glück) gegeben. Im Lichthof, dem Modell zu Füßen, liegen große, hölzerne Kisten. Selbst für eine Kleinfamilie kann ein Umzug zur stressenden Herausforderung werden. Sämtliche Exponate eines Museums aus dem Haus zu bringen – bis auf den Iguanodon, der war zu üppig für den Transport –, alles für Jahre zwischenzulagern (das übernahm eine Spezialfirma in Frechen), um es anschließend nach und nach heil zurückzubringen und dann publikumswirksam in Szene zu setzen, dieser unglaubliche logistische Aufwand verlangt wahrlich die sprichwörtlichen Drahtseile als Nervenkostüm. „Vor einem Jahr war ich mal in Frechen“, sagt Frau Möllmann. „Ich hatte tatsächlich verdrängt, was da lagert.“ Es sind noch nicht alle Exponate in Dortmund. Was bereits angekommen ist, steht noch nicht am angedachten Platz. Zwei Wände im Lichthof aber sind bereits gestaltet. Da wächst ein vertikaler Garten vom Boden bis unter die Glaskuppel und vis-à-vis hängen versteinerte Baumscheiben. Diese Wände spiegeln die Felder Biologie und Geologie, in welche das Museum grundsätzlich gegliedert ist. Der regionalen Ausrichtung folgend liegt der jeweilige Fokus auf Dortmund. Bei der Geologie geht es in die Senkrechte. Wer unter dem Museum ein tiefes Loch gräbt, stößt hier auf Schichten der großen Erdzeitalter Karbon, Kreide und Quartär. Resultierend aus dem „Stadt-Land-Fluss“-Prinzip ist die Biologie dagegen horizontal ausgerichtet. „Wir denken es als Fläche. Wir beginnen mitten in Dortmund, in einer Straßenschlucht, in einem Park. Dann gehen wir immer weiter raus aufs Land, durch den Wald, bis wir an die Ruhr kommen“, erklärt Frau Möllmann. „Beim ,Land‘ zum Beispiel ist Ackerbau ein Thema. Wir vergleichen einen konventionellen Acker und dessen Pflanzen und Tiere mit einem biologisch bewirtschafteten. Ein weiteres Thema ist die Tierhaltung. Mir ist wichtig, dass die Kinder nachvollziehen können, wo das Fleisch herkommt, das abgepackt in der Kühlung liegt, und dass sie wissen, wie eine Pute aussieht, ein Schwein oder eine Kuh.”

Über die Schulter des Präparators Ganz neu präsentiert das Museum aufwendig arrangierte Dioramen. Das sind Konzentrationen eines speziellen Lebensraums auf kleinster Fläche. In der Geologie, Abteilung Kreide, arbeitet Manuel Pauser als Präparator gerade an einem solchen Schaukasten. Ein Riff soll entstehen, wie es vor etwa 80 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte. Das heutige Dortmund hätte noch in einem warmen, flachen Meer gelegen. Unter Pausers Händen entstehen Schwämme, Muscheln, Seeigel. Die Rekonstruktionen ergeben sich aus dem Zusammen-

14

denken fossiler Fundstücke und eventuell noch lebender Verwandtschaft. „Und dann haben wir heute etwas rekonstruiert, und morgen findet jemand ein Fossil, das doch ganz anders aussieht“, lacht Herr Pauser. „Diese Gefahr besteht natürlich immer“.

Seit Herbst 2014 war das Haus für die Modernisierung geschlossen, jetzt ist es barrierefrei und hat ein neues Konzept. Und einen neuen Namen: Aus dem

Besonders hübsch ist ihm ein Belemnitenschwarm geraten. Vor 65 Millionen Jahren sind diese Urzeitkalmare ausgestorben. Sie besaßen einen Tintenbeutel und Fangarme mit Haken statt Saugnäpfen. Für den Schwarm wurde zunächst ein Mustertier modelliert. Anschließend wurden die einzelnen Exemplare in Silikon gegossen und individuell ausgestaltet. Mehr als vierundzwanzig Stunden je Belemnit nahm das in Anspruch. Man kann diesen Job kontemplativ nennen oder Sisyphusarbeit – das Resultat ist faszinierend. „Solche Inszenierungen gab es bei uns bislang nicht”, freut sich Frau Möllmann. „In den 80ern war das nicht ,state of the art‘. Wir haben das Museum ins nächste Jahrtausend gehoben.“

Naturkundemuseum wurde das Naturmuseum.


Wichtig, gerade für Dortmund als ehemaligem Standort der Montanindustrie, ist das Karbon. In dieser erdgeschichtlichen Periode wuchsen Pflanzen, deren Sedimente später zu Steinkohle wurden. „Da inszenieren wir einen Wald, durch den eine große Libelle fliegt. Mein Traum ist es, mittels einer Dolby-Surround-Anlage den Eindruck zu erwecken, als schwirre sie tatsächlich dicht an einem vorbei. Die damalige Geräuschkulisse war ja eine ganz spezielle. Es gab kein Vogelgezwitscher und auch keine Säugetiere. Es gab nur Insekten, teils riesen-

groß. Das muss man sich mal vorstellen. Das muss total irre gewesen sein.“ Sie macht eine Pause. „Okay, es kann gut sein, dass wir das nicht bis zur Eröffnung schaffen.”

Mammut-Träume Aber Träume darf man haben. Für die Museumsleiterin ist ein solcher in Erfüllung gegangen. Als sie ihre Stelle antrat, stand ein Mammut ganz oben auf ihrer Wunschliste. Jetzt ist es da und im Quartär zu bestaunen. Das etwa zweieinhalb Meter hohe Skelett eines Wollhaarmammut-Weibchens ist nahezu vollständig erhalten. Komplett montiert ist es das einzige seiner Art in Deutschland. Das Skelett steht auf einem kieselsteinbestückten Podest. Jeder einzelne Stein ist handverklebt. Nicht nur Sisyphus. Vor allem sei es interessant gewesen, der Verwaltung gegenüber eine Rechnung für sechsunddreißig Kübel Fliesenkleber zu erklären.

Erdgeschichte auspacken: Das Skelett eines Wollhaarmammut-Weibchens ist fast vollständig erhalten. Komplett montiert ist es das einzige seiner Art in Deutschland.

Ebenfalls neu im Museum ist ein Diorama, das symbolisch eine Begegnung zwischen Neandertaler und modernem Menschen darstellt. „Der moderne Mensch kam aus Afrika und hat den hier schon lange lebenden Neandertaler verdrängt”, erklärt Frau Möllmann. „Evolutionsbiologen haben nachgerechnet, dass es reichte, dass er einen kleinen Vorteil hatte. Seine Schwangerschaft betrug nur neun Monate, beim Neandertaler waren es zwölf. In Mitteleuropa lebten insgesamt nicht mehr als 15.000 Menschen. Wenn sich der andere schneller vermehrt, ist man bei einer so geringen Zahl schnell weg vom Fenster.”

15


DAS FOTO

Novy΄ Prostor, das Prager Straßenmagazin, feierte sein 20-jähriges Bestehen mit einem Obdachlosenball im ehrwürdigen Sophienpalais. LeserInnen halfen den Verkäuferinnen und Verkäufern des Magazins mit festlicher Garderobe und Makeup aus, unter den 400 Gästen war viel tschechische Prominenz. Všechno nejlepší k narozeninám! Foto: Novy΄ Prostor

MIETEN & WOHNEN

Mehr Wohngeld für MieterInnen von Dr. Tobias Scholz, Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. Zum ersten Mal seit 2016 hat der Bund das Wohngeld zum 1. Januar dieses Jahres erhöht. Die Anpassung ist diesmal vergleichsweise schnell gegangen: Früher hat sich der Bundestag auch schon mal sechs, acht oder gar zehn Jahre Zeit gelassen. Ab jetzt ist Schluss mit diesen langen Spannen: In Zukunft wird das Wohngeld dynamisch automatisch alle zwei Jahre angepasst.

16

1,2 Milliarden Euro kostet die jetzige Anhebung. Sie wirkt auf zwei Wegen: Erstens erhalten einkommensschwache Haushalte nun mehr Wohngeld, zweitens vergrößert sich die Gruppe der Anspruchsberechtigten: Dies liegt an der Anhebung der Einkommensgrenzen. Zahlreiche Haushalte erhalten dann neu Wohngeld und sind nicht mehr auf Unterkunftskosten aus dem Ar-

beitslosengeld II oder der Grundsicherung angewiesen. Bisher erhielten etwa 480.000 Haushalte in Deutschland Wohngeld, nun sind es 660.000. MieterInnen sollten daher unbedingt prüfen, ob sich die Wohngeldbeantragung lohnen könnte. Denn: Wohngeld gibt es nur auf Antrag und auch erst ab dem Zeitpunkt der Antragsstellung – genau gesagt: rückwir-


KOMMENTAR

Nix mit nett Von Alexandra Gehrhardt Dortmund freut sich: Die „nette Toilette“ kommt. Weil es in der 600.000-Menschen-Stadt zu wenige öffentliche Toiletten gibt, soll jetzt ein Konzept, das seit einigen Jahren im Stadtteil Hörde umgesetzt wird, stadtweit ausgedehnt werden. Die Idee: Nicht die Stadt stellt Infrastruktur, sondern Gastronomie und Einzelhandel, und zwar freiwillig. Im Gegenzug gibt es 119 Euro Bewirtschaftungspauschale im Monat und einen Aufkleber mit einem lächelnden Gesicht fürs Fenster.

Toiletten im Stadtraum

Eine Lösung, die vor allem für die Stadt eine sehr praktische ist: Sie kann mit einer hohen Örtchenabdeckung glänzen, spart sich aber das teure Aufstellen neuer Toilettenanlagen, Reinigung, Instandhaltung und das aufwändige Achten auf Barrierefreiheit. Letztere ist zwar wünschenswert, aber kein Ausschlusskriterium. 37 öffentliche Toilettenanlagen zählt die Verwaltung im gesamten Stadtgebiet auf. Als öffentlich gelten in der Liste auch die Anlagen im Hauptbahnhof (betrieben vom Unternehmen Sanifair, Kosten: 1 Euro), im Zoo (Kosten: Eintritt, Normalpreis 8,50 Euro) oder in den Bürgerbüros der Stadtteile (nur für Besucher). Tatsächlich öffentlich zugänglich und kostenfrei sind – drei: am Nordmarkt (außer nachts), im Rombergpark (außer, wenn das Café geschlossen ist) und an der Hohensyburg (außer im Winter). Eine kommunale Pflicht ist es übrigens nicht: Der Staat muss „individuell zurechenbare Leistungen der Daseinsvorsorge nicht kostenlos erbringen“, urteilte 2018 das Oberverwaltungsgericht Münster und wies die Klage eines Mannes, der kostenlose barrierefreie Toiletten in Essen forderte, ab. Was Kommunen aber getan haben: die Strafen für „Wildpinkler“ nach oben geschraubt. In Bochum wurde das Verwarngeld fürs öffentliche Urinieren von 35 auf 55 Euro erhöht, in Dortmund auf 50 Euro verdoppelt – pro Verstoß, versteht sich. Das wird, wie die unsäglichen Ordnungsstrafen fürs „Lagern und Campieren“, die explizit Obdachlose für ihre Obdachlosigkeit sanktionierten, in erster Linie sozial Abgehängte treffen: die, die weder den Euro fürs Bezahlklo haben noch ein eigenes Bad in einer eigenen Wohnung. Und ob die, denen ihre Armut anzusehen ist, Einlass erhalten, werden sich Gastronomen und Einzelhändlerinnen gewiss zweimal überlegen. Egal, wie nett das Gesicht auf dem Aufkleber aus dem Fenster lächelt.

kend zum 1. des Monats, in dem der Antrag gestellt wird. MieterInnen, die bereits Wohngeld erhalten und denen das Wohngeld über das Jahr 2019 hinaus bewilligt worden ist, müssen keinen neuen Antrag stellen. Sie erhalten automatisch höhere Leistungen. Viele Kommunen stellen Informationen über das Wohngeld auf ihren Webseiten bereit, unter www.wohngeldrechner. de können MieterInnen außerdem mögliche Ansprüche prüfen. Der Mieterverein

Dortmund und Umgebung e.V. hat zudem einen kostenfreien Wohngeld-Ratgeber veröffentlicht, der in der Geschäftsstelle und online unter www.mvdo.de/wohngeld erhältlich ist.

DIE ZAHL

3,54

Millionen

Menschen haben laut Arbeitsagentur mindestens zwei Jobs, meist sind sie neben einem regulären Job geringfügig beschäftigt. Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung sind für 53 Prozent der MehrfachjobberInnen finanzielle Nöte der Grund, für 24 Prozent ersetzt der Nebenjob eine Vollzeitstelle.

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. Kampstraße 4, 44135 Dortmund www.mieterverein-dortmund.de 17


INTERVIEW

2014 fanden sich überraschend der gestandene Journalist, Autor und Fernsehproduzent Friedrich Küppersbusch (ZAK, Tagesschaum) und der Blogger und Journalist Lukas Heinser (Bildblog, Eurovision Song Contest) zusammen und starteten den Podcast „Lucky & Fred“. Nach gelungenen Ausflügen ins Schauspiel Dortmund und ins Berliner Pfefferberg-Theater nehmen sie die Folgen mittlerweile meistens live auf der Bühne des Dortmunder Fletch Bizzel auf. Dort trafen wir sie zum Interview. Von Max Florian Kühlem | Fotos: Daniel Sadrowski

Gegen die

18


Einmal kurz und knapp: Wie ist der Podcast „Lucky & Fred“ entstanden? Lukas Heinser: Aus unerfindlichen Gründen hat Friedrich Küppersbusch den Hinweise erhalten, dass ich ein guter SocialMedia-Redakteur für die Sendung „Tagesschaum“ wäre (lacht irre). Das war 2013 und dort haben wir dann drei Monate ganz gut zusammen gearbeitet. Bei der Abschlussveranstaltung in einer Kölner Kellerkneipe… Friedrich Küppersbusch: …schlimmes Karnevalsding… Heinser: …ich hatte schon mehrere Liter Bier getrunken, da hab ich ihn dann leicht lallend gefragt: „Meine Eltern und ich haben dich schon im Fernsehen gesehen, als ich acht Jahre alt war. Wollen wir nicht mal einen Podcast zusammen machen?“ Und wie Friedrich nun mal auf unseriöse Angebote reagiert, hat er eben ja gesagt. Küppersbusch: Ja, klar. Was war klar? Küppersbusch: Ich hab sofort gesehen: Das ist etwas, womit man niemals Geld verdienen wird. Genau mein Ding. Und ich

hab gedacht: Von dem jungen Mann kann ich noch viel lernen. Das ist nicht in Erfüllung gegangen (lacht). Aber im Ernst: Bei der Zusammenarbeit bei „Tagesschaum“ habe ich viel Vertrauen in Lukas gewonnen und dachte, wenn die jungen Leute das heute so machen, dann mache ich das eben. Für einen gelernten und zu Ende dressierten Hörfunkhund war das ziemlich beeindruckend, weil ich immer nach drei Minuten dachte: „Jetzt stell das Gerät aus. Jetzt kommt doch nichts mehr.“ Die Sozialisation von Radiojournalisten meiner Generation und auch noch danach geht ja eigentlich so: „Bist du noch so fleißig, nichts geht über die Drei-Dreißig.“ Sie mussten sich also erst an das auch in der Längengestaltung sehr freie Format des Podcasts gewöhnen. Küppersbusch: Da spielen tatsächlich auch Ängste rein: Du kommst dann in die Redundanz-Hölle – oder so. Die musste ich überwinden, und das war ein schönes Abenteuer. Als Lukas mich zu einer Stunde hochgedopt oder verführt hatte, zu sehen, dass Leute das hörten und vielleicht sogar lieber hörten, als wenn wir mal acht lustige Minuten irgendwo hinstellen.

RundfunkSozialisation

19


INTERVIEW

In letzter Zeit sind Podcasts in aller Munde. Man spricht darüber, welche Ehegeheimnisse Charlotte Roche öffentlich geteilt hat, und Jan Böhmermann und Olli Schulz verkaufen mit einer LiveAusgabe von „Fest & Flauschig“ das Starlight-Express-Theater in Bochum aus. War das 2014, als Sie mit „Lucky & Fred“ begonnen haben, noch anders? Heinser: In Deutschland waren wir tatsächlich vor der Welle, was vielleicht auch ein Nachteil ist, weil wir jetzt schon so lange dabei sind, dass es möglicherweise keinen mehr interessiert. Küppersbusch: Wir sind Möbel. Und dann haben wir diese sehr ungewöhnliche Taktung. Heinser: Anfangs haben wir es monatlich geschafft. Dann bin ich Papa geworden, und es entstanden Löcher. Eine Regelmäßigkeit hat es jetzt wieder durch die Live-Veranstaltungen bekommen. Wie würden Sie selbst das Themenspektrum des Podcasts beschreiben? Politik und Medien? Heinser: Popkultur spielt auch immer wieder mit rein. Küppersbusch: Ich glaube, wir haben schöne Momente, wenn wir Themen, die im Berichtszeitraum gelaufen sind, nochmal aus unseren besonderen beruflichen Perspektiven beleuchten. Wenn

wir so genannte Insides geben können. Einen leichten Hang in die Medienbranche haben wir also schon. Und einen Hang ins Satirische? Küppersbusch: Nö. Ich bin Dokumentarist. Was ist Ihre Motivation? Wollen Sie Schneisen schlagen in den Dschungel der Meldungen? Der Erosion der gesellschaftlichen und politischen Diskurse etwas entgegensetzen? Die Vernunft zurück unter die Leute bringen? Heinser: Ich wollte einfach nur in meiner Vita stehen haben: Hat neben Peter Urban beim Eurovision Song Contest gesessen. Hat mit Friedrich Küppersbusch einen Podcast gemacht. Alles, was mich als Kind schon geprägt hat, wollte ich abhaken. Ich wollte meine Eltern stolz machen. Küppersbusch: Außer den in der Frage genannten Punkten denke ich an die Zahnärzte und Taxifahrer und Leute in der Straßenbahn, die dir erklären wollen, dass der Ausländer schuld ist, der Moslem von Geburt an schlecht und dass es mit den Asylanten so nicht weiter geht – und man diese Meinung ja auch nicht mehr sagen darf. Ich denke, die Menschen mit den abgewogeneren

Anzeige

KATH. ST.-JOHANNES-GESELLSCHAFT DORTMUND gGmbH

Kranken- und Pflegeeinrichtungen

20

01 St.-Johannes-Gesellschaft Anzeige BODO 135x65_5mm Feb 2019.indd 1

14.01.2019 12:01:10


Die nächsten Liveshows finden am 17. Februar in Berlin und am 27. März im Dortmunder Fletch Bizzel statt. www.luckyundfred.de

Meinungen, die solche erbrochenen Meinungen nicht teilen, müssen halt mal den Mund aufmachen. Lukas und ich sind zwar oft unterschiedlicher Meinung, aber ich glaube, wir treffen uns darin, dass wir definieren, was wir Zahnarzt-, Taxifahrer- und Straßenbahn-Arschloch antworten. Heinser: Da gab es ja eine ganz schöne Entwicklung. Als wir gestartet sind 2014, gab es zwar eine AfD, die 4,9 Prozent geholt hat bei der Bundestagswahl, aber es war eine vergleichsweise harmlose Welt. Dann kamen die so genannte Flüchtlingskrise, Trump, Brexit, und alles um uns herum ist komplett freigedreht. Warum haben Sie sich entschieden, die Folgen live vor Publikum aufzunehmen? Küppersbusch: Wir hatten Folgen, die waren sehr sachlich, und welche, die tagesformabhängig sehr lustig waren. Da entstand die Frage: Was würde passieren, wenn man eine direkte Resonanz hat. Heinser: Ich habe Friedrich vor zwei Jahren quasi genötigt, weil ich bei Facebook gepostet habe: Wer würde kommen, wenn wir das live vor Publikum machen? Daraufhin haben sich Leute aus Berlin und Frankfurt und dem Ruhrgebiet gemeldet, und es gab die Einladung ins Schauspiel Dortmund.

Wo soll es noch hingehen mit dem Podcast? Wollen Sie Böhmermann und Schulz den Rang ablaufen? Küppersbusch: Ich will mir keine Zwänge antun. Heinser: Genau. Ich möchte auch nicht versuchen, unbedingt noch mehr Publikum zu erreichen. Die Ausgaben sind mittlerweile relativ konstant bei 3.500 Hörern. Küppersbusch: Wir hatten schon Gäste wie Serdar Somuncu oder den Medienjournalisten Stefan Niggemeier da, aber die Zuhörerzahlen haben sich nicht groß verändert. Aber wir wollen auch gar nicht in die aggressive Werbung gehen oder ständig immer noch größere Gäste einladen. Das würde dann in Richtung Professionalisierung gehen, und das ist nicht der Spirit, den ich vom Format Podcast kennengelernt habe. Also bei Gabor Steingarts Podcasts, da sitzt einfach eine 30-köpfige Redaktion und macht eine Radio-Frühsendung. Vielleicht sind wir gerade noch in der Embryonalphase des Formats. Aber der Charme, den es jetzt hat – aus größter Meinungsfreiheit und unreglementiertem Reden –, der macht es für mich aus. Wenn da jetzt eine große Professionalisierungswelle kommt und ich fühle mich wie bei Radio Münsterland 1983, dann brauche ich das nicht mehr.

Anzeige

Josef Albers Museum . Quadrat Bottrop Laurenz Berges 4100 Duisburg. Das letzte Jahrhundert www.quadrat-bottrop.de

Abbildung: Laurenz Berges, Kaiser-Wilhelm-Straße Nr. 391, 2012 © Laurenz Berges / VG Bild-Kunst, Bonn Gefördert durch

9.2.— 3.5.2020 21


WILDE KRÄUTER

Unsere monatliche Exkursion in die urbane Welt der wilden Kräuter. Mit nützlichen Informationen, pointierten Fußnoten, vielen Geschichten – und immer einem originellen Rezept. Von Wolfgang Kienast

HASELKÄTZCHEN

U

REZEPT 100g Haselkätzchen, auf-, aber noch nicht ausgeblüht, per Küchenmaschine zu mehlartiger Konsistenz verarbeiten. 2 mittelgroße Möhren in kleine Würfel schneiden, 2 kleine Zwiebeln und 2 Knoblauchzehen fein hacken. Knoblauch, Zwiebeln, Möhren und Haselkätzchen in Öl und Butter glasig dünsten und gut verrühren. Mit 1 l Gemüsebrühe ablöschen und 300 g Belugalinsen zugeben. Umrühren und zugedeckt auf kleiner Flamme köcheln lassen. 1 Kohlrabi in nicht zu große Würfel schneiden. 1 säuerlichen Apfel reiben. Nach 20 Minuten Köchelzeit den Kohlrabi, 10 Minuten später den Apfel in die Mischung geben. Mit reichlich schwarzem Pfeffer abschmecken. Sollte sich herausstellen, dass es dem Apfel an Säure fehlt, rühren Sie ein wenig Essig ein – wie auch sonst bei Linsensuppe üblich. Vor dem Servieren 1 Becher Joghurt mit ½ TL Chilipulver, ½ TL Salz und einem Schuss Olivenöl mischen und zum Eintopf reichen.

nter blauem Himmel liegt eine durch Hecken und Baumgruppen aufgelockerte Landschaft. Schäfchenwölkchen ziehen darüber und zum Horizont. Wiederkäuend ruhen Kühe im Gras. Ganz hinten steht eine Mühle. Zwischen bunten Blumen tummeln sich Bienen, dann ein Schmetterling. Das da sind die Alpen, oder? Anmutig winkt ein Schwarzwaldmädchen in sauberer Tracht vom Päckchen mit dem Schinkenspeck. Ich schiebe, einer von vielen, meinen Einkaufswagen vorbei an ländlichem Idyll. Mag sein, dass diese fortwährend reproduzierten Bilder mitverantwortlich sind für die teils heftigen Emotionen, die sich seit Ende 2019 entladen – bei den Traktordemonstrationen zahlreicher Bauern gegen härtere Regeln beim Umweltschutz. Die Bauern, das sind doch die Guten, die das Land pflegen, die Tiere hegen und uns mit Lebensnotwendigem sowie gelegentlich ein wenig Luxus versorgen.

eine Industrie, deren Emissionen nachweislich die Umwelt schädigen. Auch die Betreiber von Chemie-, Kohle- und Stahlwerken haben die Filteranlagen in ihren Schloten nicht freiwillig eingebaut. Deswegen kann man, anders als beispielsweise im chinesischen Linfen, die Luft an Rhein und Ruhr heute atmen. Um Boden und Wasser sauber zu halten, wäre ein Umdenken in der Agrarpolitik notwendig – weg von der vorrangigen Förderung intensiver Landwirtschaft. Sollten die Bauern dann für faire Preise für ihre Produkte demonstrieren, haben sie mich auf ihrer Seite.

So jedenfalls sieht es die demoorganisierende Bewegung „Land schafft Verbindung“, flankiert vom Bauernverband. Dort beruft man sich relativ einseitig auf den kanadischen PR-Mann Patrick Moore. Das ehemalige Greenpeace(gründungs)mitglied sieht sich noch als Umweltschützer, befürwortet auf der anderen Seite jedoch Atomenergie, hält den Einsatz von Glyphosat für unbedenklich und bestreitet den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel. Bei den protestierenden Bauern fallen solche Thesen auf fruchtbaren Boden. Sollten sie bei ihrer Arbeit tatsächlich zu einer Reduzierung von Pestiziden und Düngemitteln gezwungen werden, prognostizieren sie den Untergang ihrer Höfe.

Die Gemeine Hasel (Corylus avellana) verfügt über weibliche und männliche Blütenstände. Die männlichen Blüten bilden Kätzchen, die weiblichen bleiben von der Knospe eingeschlossen. Die Hasel hat ihre Blütezeit von Februar bis März und ist als Frühblüher ein wichtiger Pollenlieferant für die Honigbiene.

Bloß entspricht die Realität nicht dem gefälligen Image. Die Art und Weise landwirtschaftlicher Produktion, wie sie heuer Regel ist, ist

22

In den Hecken und Baumgruppen einer extensiv bewirtschafteten Landschaft wächst unter anderem der Haselstrauch. Haben Sie schon mal einen Eintopf mit dessen Kätzchen gegessen?


KULTUR

Dass es das Zeitmaul-Theater in Bochum, in dem bodo den Bochumer Teil seines Jubiläums feiert, überhaupt gibt, grenzt an ein Wunder. Es ist der Beharrlichkeit seines Gründers und großer Unterstützung aus der Stadtgesellschaft zu verdanken. Von Max Florian Kühlem Fotos: Daniel Sadrowski

Auf ins Autorentheater 2014 hatte die Gruppe um Autor und Regisseur Witek Danielczok sich schon einmal ein eigenes Theater eingerichtet – im Gebäude an der Bessemer Straße, in dem damals die Künstler des Freien Kunst Territoriums (FKT) untergebracht waren und Pläne für eine dauerhafte Nutzung schmiedeten. Als der Eigentümer Thyssen Krupp Grundstück und Immobilie dann doch auf dem Markt verkaufte, stand man plötzlich wieder mit leeren Händen da.

Termine: 6.2. Duo Katiju (Gitarre und Gesang) 18.2. Eugen Ruge liest aus seinem Roman „Metropol“ 22.2. Theaterstück „Ein Abend im Sommer“

„Der neue Investor kündigte uns einen Tag vor der Eröffnung“, erinnert sich Witek Danielczok. Vielen hätte so ein Erlebnis jede Motivation genommen. Doch das Team, zu dem mittlerweile auch die gut vernetzte Schauspielerin Maria Wolf, Frank Goosens Ehefrau, gehörte, machte weiter. Durch die Vermittlung von Propst Michael Ludwig fand man schnell neue Räume in einer fast ungenutzten Kapelle in direkter Nachbarschaft zu den Räumlichkeiten der Jugendhilfeeinrichtung St. Vinzenz. Hier richtete das Zeitmaul-Theater mit Hilfe von St. Vinzenz und in viel Eigenarbeit einen Bühnen- und Publikumsraum ein, in dem rund 100 Besucher Platz finden. Das Programm ist das eines Autorentheaters: Es gibt nur Stücke von Zeitgenossen zu sehen, keine Klassiker. Witek Danielczok hat hier zuletzt mit der außergewöhnlichen Inszenierung „Ein Abend im Sommer“ einen Hit gelandet: Das Publikum beobachtet ein scheinbar banales Zusammentreffen zweier Ehepaare durch ein Fenster und hört nur Teile der Dialoge.

„Dass ich überhaupt angefangen habe, auf Deutsch zu schreiben, habe ich meinem Freund, dem Künstler Christoph Gruse zu verdanken“, erzählt Witek Danielczok. Maler Gruse, der auch Teil des FKT war, gab dem 1981 als Spätaussiedler von Polen nach Deutschland gekommenen Danielczok den entscheidenden Anstoß: „Jetzt zeig doch auch mal was.“ Also brachte er die „Botschaft Zeitmaul“ auf die Bühne, eine szenische Lesung. Darin kommt eine Stelle vor, eine Art Appell, der ungefähr so klingt: Setzt euch so lange vor den Computer, dass euer Rücken krumm wird und ein Maul heraus wächst, dass alles verschlingt, was euch von dieser Tätigkeit abhält. „Heute erkläre ich den Begriff eigentlich nicht mehr“, sagt Witek Danielczok. Heute ist das ZeitmaulTheater ein fester Teil der Bochumer Kulturlandschaft – obwohl es natürlich noch weitaus besser aufgestellt sein könnte: „Die städtische Förderung reicht, um die Miete zu bezahlen.“

Vor der Eröffnung des eigenen Raums 2015 hat das Zeitmaul-Theater ein NomadenLeben geführt und unter anderem die Kunsthallen an der Rottstraße 5 oder die verschiedenen Inkarnationen des „Theater der Gezeiten“ für seine Aufführungen genutzt.

23


BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Unter Grünen Um mal außen anzufangen: Ein schwarzweißes Kinderfoto aus der Kategorie „Mach noch mal eins“, ein anekdotischer Titel und ein Werbesticker des Verlags: „Vom Schöpfer des Maulwurfn“. Mit ebenjenem wortkargen „Maulwurfn“ mit Dreipunktbinde und schrecklichem Sprachfehler brachte der Puppenspieler Marik über Jahre Säle zum Ausrasten. Autschn. 2008 erhielt er den Prix Pantheon, dessen Jury schon ahnte, über welche Abgründe da hinweg gelacht werden musste.

24

Falsche Freunde

Schräge Häuser

Die arbeitenden Klassen sind unter Verdacht. JournalistInnen besuchen den Rust Belt, die britische Peripherie oder die Lausitz, um zu erfahren, woher die vermeintliche Begeisterung der „einfachen Leute“ für rechte Schließungsideologien kommt. Gleichzeitig konkurrieren wissenschaftliche Erklärungsmodelle für den Aufstieg des Rechtspopulismus.

Die Dortmunderin Susanne Bohne hat einen herzerwärmenden, grundsympathischen Roman geschrieben, mit dem sie gleich oben in die Welt der Publikumsverlage eingestiegen ist: Der Rowohlt Taschenbuchverlag griff zu.

Selbst mit solch vagen Zweifeln lockt der Titel auf die Fährte eines AlteBRD-Geschichtchens um Schlaghosen, Bonanza-Räder und f lorale Tapetenmuster. Weit, weit gefehlt. Mariks autobiografischer Roman einer Kindheit im Westerwald als Sohn eines prügelnden Vaters und einer hilf losen Mutter ist beklemmend. Marik erzählt eine Kindheit zwischen saufenden Soldaten – der Vater führt eine Bundeswehrkantine, für die sich die Mutter aufreibt – in der Tristesse, im Elend der Provinz. Die beschwiegenen privaten Katastrophen und die öffentlichen – die Sache mit dem Bagger – sind so genau, geradeaus und unprätentiös erzählt, dass man staunt. Dass das alles auch noch nicht ansatzweise eine Abrechnung ist, sondern getragen von Empathie, ja Liebe, lässt einen sprachlos zurück. Ein tolles Buch.

Der Wiener Robert Misik durchschreitet in seinem analytisch scharfen und dabei wie von einem Wärmestrom durchzogenen Essay die Geschichte der Formierung und des Aufstiegs der arbeitenden Klassen, die als „die Armen“ begannen, eine stolze Geschichte als historisches Subjekt durchlebten und nach dem Zweiten Weltkrieg fast deckungsgleich mit dem „Volk“ wurden. Und er beschreibt die Abstiegserfahrungen, den Fall in Unsicherheit und die Atomisierung jahrzehntelang stabiler Milieus – inklusive der Abwertung ihrer Lebensstile. In einem entschlossenen „Sowohl-als-auch“ integriert er ökonomische und kulturelle Erklärungsmodelle, ohne Alleinschuldige in den Globaliserungseliten oder der Identitätspolitik zu finden. Eine konstruktive, empathische, hilfreiche Analyse der Bruchlinien und der Dilemmata der postindustriellen Gesellschaften.

René Marik | Wie einmal ein Bagger auf mich fiel. Eine Provinzjugend ISBN: 978-3-426-30221-7 Droemer Knaur | 240 S. | 14,99 Euro

Robert Misik | Die falschen Freunde der einfachen Leute ISBN: 978-3-518-12741-4 Suhrkamp | 138 S. | 14 Euro

Eine größere Fanzahl sammelte die Alleinerziehende aus Sölde bereits mit ihrem Mamablog „Hallo liebe Wolke“ und ihren Geschichten aus dem Alltagswahnsinn „mit einer meist zuckersüßen und manchmal tierisch anstrengenden“ Tochter. Die gab auch den Anstoß für eine wirklich schöne Kinderbuchreihe. „Das schräge Haus“ ist die Geschichte von Ella. Von ihrer Oma Mina lernt die Achtjährige Mitte der 1980er Jahre, umgeben vom skurrilen Personal der Schrebergartenkolonie, die Sache mit den inneren Häusern. Und ihres – und nicht nur ihres – ist eben schräg. Gleiches lässt sich naheliegender Weise von den Patienten der Mittdreißigerin Ella sagen, die inzwischen als Therapeutin arbeitet. „Das schräge Haus“ kratzt mit Freude am Kitsch, bleibt dabei liebenswert versponnen und hat keine Angst vor großen und kleinen Gefühlen. Die Buchpremiere findet am Freitag, dem 21. Februar, um 19.30 Uhr im Nicolaihaus, Nicolaistraße 3 in Unna statt. Susanne Bohne | Das schräge Haus ISBN: 978-3-499-00051-5 Rowohlt | 352 S. | 15 Euro


REPORTAGE

Mit 25 Jahren bodo feiert seinen 25. Geburtstag und mit uns das Internationale Netzwerk der Straßenzeitungen (INSP). Viel wichtiger als Geschichte unseres Vereins oder die der über 100 ähnlichen Projekte auf der ganzen Welt sind die mehr als 9.000 Menschen in 35 Ländern, die jetzt gerade mit unseren Zeitungen und Magazinen auf der Straße stehen. Wir haben sie gefragt: Wie war es bei Dir mit 25 (oder wie wird es sein)? Was würdest Du Deinem 25-jährigen Ich raten oder den jungen Erwachsenen von heute? Text und Fotos: INSP

W

enn ich 25 Jahre alt werde, in etwa sieben Jahren, sehe ich mich in Rumänien in meinem eigenen Haus leben. Jetzt leben wir bei den Eltern meines Mannes, wenn wir dort sind. Ich hoffe, dass ich mein Heimatland nicht mehr verlassen muss, dass ich dort bei meinem Mann und meinem Kind – oder dann meinen Kindern – bleiben und dort mein Geld verdienen kann. Ich werde arbeiten und alles für diesen Traum tun. Ich denke, ich werde mich noch jung fühlen, wenn ich 25 bin. Ich hoffe, dass ich bis dahin viel erreicht habe, dass ich eine ehrgeizige Frau sein werde, die in der Lage ist, die Schwierigkeiten des Lebens zu überwinden, sie zu bewältigen.“

Anglia

Iso Numero | Helsinki

I

ch war 1975 25 Jahre alt, und die ganze Welt war meine Auster. Mein Vater war bereits Kapitän in der Marine, und ich wollte auch die Welt kennenlernen. Auf der MS Europa bin ich über fünf Jahre lang als Konditor auf See gefahren. Die Europa war das berühmte Traumschiff der deutschen Fernsehserie. Also ging ich nach Rio de Janeiro, Hongkong und Oslo. Ich hätte nie daran gedacht, einmal auf der Straße zu leben. Aber als die Reederei pleiteging, verlor ich meinen Job, ich bekam Probleme mit Alkohol und landete auf der Straße. Heute bin ich Straßenzeitungsverkäufer und Redaktionsmitglied bei Kupfermuckn. Außerdem bin ich Stadtführer durch das ,obdachlose Linz‘.“

Bertl Weissengruber Kupfermuckn | Linz

son Jr. Richard Lonnie Ram ladelphia One Step Away | Phi

„Meinem 25-jährigen Ich würde ich sagen: Hab keine Angst vor der Dunkelheit. In der Dunkelheit findest du deine Bestimmung und die Gaben, die Gott dir gegeben hat.“

25


REPORTAGE

Alfredo Villena iko-Stadt Mi Valedor | Mex

„Mit 25 fühlte ich mich, als wäre ich nichts wert, aber dank Mi Valedor hat sich mein Leben verändert. Ich habe hier einige wirklich erstaunliche Unterstützer und Gefährten gefunden.“

A

ls ich 25 Jahre alt war, war das das beste Jahr meines Lebens. Ich bin viel gereist, ich habe die Schule abgeschlossen und mein eigenes Reinigungsunternehmen gegründet. Ich konnte viele Kunden gewinnen, darunter das Aufnahmestudio von Bryan Adams in Gastown und viele Häuser in West Vancouver, wo Akte X gedreht wurde. Als ich 25 Jahre alt war, traf ich auch meinen Partner, und wir sind auch nach 25 Jahren noch zusammen. 25 ist für mich eine magische Zahl. Wenn ich 50 werde, wird mein Traum wahr, hoffentlich im Mai. Ich habe jahrelang gespart, und nun werde ich nach Australien reisen, einen Koalabären im Arm halten und mit dem Schiff nach Neuseeland zu fahren.“

Stephen Scott

Megaphone | Vancouver

W

ir sind im Jahr 1981. Ich bin Kellner von Beruf, arbeite oft 12 Stunden am Tag. Ich lebe mit meiner Freundin in einem Teil Dänemarks namens Jütland. Dänemark in den 80er Jahren macht keinen Spaß. Die Arbeitslosenquote ist hoch, vor allem bei jungen Menschen. Ich hab keine Ahnung davon, was Obdachlose durchmachen müssen. Ich habe noch nie einen gesehen, an den ich mich erinnern kann. Es gibt noch keine Straßenzeitung. Heute hingegen kennen Hus Forbi auch die 25-Jährigen. Wir sind sichtbar, einige von uns gehen in Schulen und erzählen vom Leben auf der Straße und wie wir dort gelandet sind. Das erzeugt Verständnis und Respekt – das ist unsere Erfahrung.“

Dirk Semey

Hus Forbi | Kopenhagen

Gerhard fiftyfifty | Düsseldorf

I Hasan „Hariˮ Ametovski Lice v Lice | Skopje

26

„Ich wäre gerne wieder 25 Jahre alt, aber niemand kann die Zeit zurückdrehen. Wenn es damals in Deutschland Straßenzeitungen gegeben hätte, hätte ich sicher regelmäßig eine gekauft.“

ch drehe mich um und gehe drei Jahrzehnte zurück. Das Jahr, als ich 25 Jahre alt wurde, ist 1989. Damals sah ich die Welt durch eine rosafarbene Brille. Ich hatte ein stabiles Familienleben, treue Freunde und ein Heim, einen sicheren Arbeitsplatz und ein regelmäßiges Einkommen. Es fühlte sich an, als ob die Welt in meinen Händen lag. Wenn ich einen Brief an den jüngeren Hari schreiben könnte, würde ich Folgendes sagen: ,Hör zu, Sohn, in diesem Moment bin ich 55 Jahre alt und du bist erst 25. Schätze und respektiere die Menschen um dich herum, hilf den Machtlosen, teile nicht nach Nationalität oder Religion. Nutze jeden Moment deines Lebens, genieße es.‘“


I

ch wurde 1982 25 Jahre alt. Zu dieser Zeit gab es auch einige sehr harte Momente. Es war oft so, dass ich sehr am Ende meines Verstandes war. Aber es gab auch viele Menschen, die uns in diesen dunklen Zeiten unterstützt haben. Heute bin ich sehr glücklich darüber, wie ich das durchgestanden habe und wie ich jetzt lebe, dass ich einfach die Tür abschließen kann. Ein warmes Zuhause ist viel wert. Als 25-Jährige heute würde ich denken: „Hoffentlich wird mir das nie passieren“. Ich würde meinem 25-jährigen Selbst raten, niemals aufzugeben, egal wie schwierig es ist. Es gibt immer einen Ausweg aus einer schwierigen Situation, das hab ich selbst erlebt.“

Luise Slamanig

Apropos | Salzburg Leonidas Georgiou Shedia | Athen

„Mit 25 arbeitete ich hart und nahm an Gewerkschaftsprotesten für eine bessere Zukunft teil. Das Leben ist zu schön, um nur von wenigen Menschen genossen zu werden.“

I

m Mai 1967 wurde ich 25 Jahre alt. Ich durchlief eine Reihe von Teilzeitjobs und war in der Musikszene aktiv. Zu dieser Zeit schrieb ich ein Lied mit dem Titel ,Harajuku meiner Erinnerungen‘, ein Vers lautet: ,Stadt meines verlorenen Frühlings, Bedauern pflastert meinen Weg.‘ Ich schätze, so hat der 25-Jährige sein eigenes Leben gesehen. Den 25-Jährigen von heute möchte ich sagen: ,Hab keine Angst, Fehler zu machen, und fühl dich nicht besiegt, wenn du es tust. Zukunft ist so tief, riesig und voller verborgener Potenziale wie der Pazifik, der sich östlich von Japan erstreckt. Denke daran, ein Feuer in deiner Brust und ein Lächeln in deinem Herzen zu haben.‘“

Toshihiko Sakata

Big Issue Japan | Tokio

D

u hast deine Gitarre genommen und bist im Alter von 25 Jahren in ein Flugzeug nach Seattle gestiegen. In den USA wird deine Musikkarriere hoffentlich durchstarten. Erfahrungen mit Drogen waren bereits da, und mit deinem Freund hast du bald entdeckt, dass das Heroin in Seattle teerdick war, und – boom! – warst du süchtig. Ich würde dir sagen, du sollst nicht so eingebildet sein. Viele gute Musiker sind wegen Heroin den Bach runtergegangen, und du warst nicht besser. Ein Rat? Folge nicht meinen Spuren. Lauf, solange du kannst. Und kleide dich, wie du willst, sei, wie du willst! Sieh in den Spiegel und frag dich, ob das heute du bist. Nutze den Tag.“

Kjetil Johnsen

Asfalt | Stavanger en A. „Elderly“ All cago StreetWise | Chi

„Ich bin seit 10 Jahren trocken, mein 25-jähriges Ich würde mich gar nicht erkennen. Mein Rat für 25-Jährige: Vergeudet nicht euer Leben, tut etwas für euch und für andere!“

27


REPORTAGE

Offizielle Statistiken gehen von 80.000 Menschen aus, die in Deutschland ohne Krankenversicherung leben. Eine realistische Zahl dürfte deutlich höher sein, da Obdachlose und Menschen ohne Papiere statistisch kaum erfasst werden. Wer ohne Krankenversicherung in Bochum ärztliche Hilfe benötigt, wird an verschiedenen Orten vom Verein „Aufsuchende medizinische Hilfe für Wohnungslose Bochum“ versorgt. Wir haben einen Arzt des Vereins und zwei Sozialarbeiterinnen der Diakonie zum Bochumer Hauptbahnhof begleitet. Von Sebastian Sellhorst | Fotos: Daniel Sadrowski

28


„Also kümmern wir uns“ W

ir treffen Linda Larricella und Katharina Rogge am Haupteingang des Bahnhofs. Zweimal pro Woche sind die beiden hier unterwegs. Es regnet. Pendler eilen zu ihren Bahnen und in den Feierabend. Jeder, der ein warmes Zuhause hat, will schnell dort hin. Wir machen uns auf den Weg zur Rückseite des Bahnhofsgebäudes. Am Südausgang, an den Abgängen zu den U-Bahnen, hat sich eine Gruppe Obdachloser ein Bettenlager aus Isomatten und Decken gebaut. Neben ihnen stehen große Rucksäcke und Plastiktüten. Drei Leute liegen auf Isomatten. Ein etwas größeres Grüppchen steht daneben und unterhält sich. In dem Deckenhaufen tummeln sich zwei Hunde. Am Rand steht ein Napf mit Trockenfutter, doch die beiden Tiere interessieren sich eher für den großen Eimer Hähnchenschenkel der Fastfoodkette, der die Runde macht. Mittendrin Dr. Hans-Gerd Schmitz, ehemals Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und seit fast einem Jahr zweimal pro Woche ehrenamtlich für die Aufsuchende Medizinische Hilfe auf Bochums Straßen unterwegs. Einen der Männer hat er gerade wegen dessen Bindehautentzündung untersucht. Er entlässt ihn mit einem Rezept, da ruft der nächste ihm zu: „Ich glaube, ich bräuchte mal was gegen Haarausfall.“ Die Stimmung ist locker. Man kennt sich. Der Bahnhof ist nur einer von vielen Orten, an denen das große Team aus ehrenamtlich tätigen Krankenschwestern und Ärzten Sprechstunden anbietet. Am Fliednerhaus, der Übernachtungseinrichtung für Obdachlose am Stadion, hat der Verein ein eigenes Behandlungszimmer, mit allem, was man in einer Praxis so braucht. Bei der Arbeit auf der Straße hat das Team in großen Rucksäcken alles dabei, was für eine Erstversorgung an Ort und Stelle gebraucht wird: Stethoskop, Taschenlampe, Fieberthermometer, Desinfektionsmittel, Jod-Salbe und jede Menge Verbandsmaterial. „Wir können auch kleinere Wunden vor Ort nähen bzw. klammern. Für die medikamentöse Behandlung arbeiten wir eng mit der Apotheke hier am Bahnhof zusammen. Ich kann den Leuten also auch Rezepte ausstellen, die sie hier in unmittelbarer Nähe kostenlos einlösen können. Dabei achte

29


REPORTAGE

ich aber darauf, dass ich den Leuten keine Benzodiazepine oder andere Medikamente verschreibe, die mit Hinblick auf Suchtproblematiken irgendwie schwierig werden könnten“, erzählt Dr. Schmitz, während er einen Abszess an der Hand behandelt und den Patienten mehrfach ermahnt, die verschriebenen Antibiotika zu Ende zu nehmen. Neben klassischen Problemen wie Atemwegserkrankungen oder Entzündungen habe es das Team relativ oft mit psychischen Problemen zu tun. „Es ist schwer zu sagen, ob die Leute wegen dieser Probleme auf der Straße gelandet sind oder das Leben auf der Straße zu diesen Problemen führte. Glücklicherweise haben wir auch einen Psychiater in unseren Reihen, sodass wir auch da weitere Maßnahmen ergreifen können“, sagt Dr. Schmitz. Natürlich gebe es Fälle, bei denen man vor Ort nichts ausrichten könne. „Letztes Jahr war hier eine Frau, die Opfer häuslicher Gewalt geworden war und mit mehreren Frakturen im Gesichtsbereich zu mir kam“, so Dr. Schmitz. In solchen Fällen werden die Leute zur Behandlung ins Krankenhaus geschickt oder es wird ein Rettungswagen gerufen. In Notfällen kann der Verein Kosten von stationären Behandlungen aus Spendengeldern übernehmen. Eine fehlende Versicherung sei aber nicht das einzige Problem beim Zugang zu medizinischen Hilfen. „Ich schätze, rund 70 Prozent der Leute hier haben zwar eine Krankenversicherung, aber vermeiden es trotzdem, zum Arzt zu gehen, weil die Berührungsängste zu hoch sind. Es kommt auch vor, dass sie bei niedergelassenen Ärzten aufgrund ihres Erscheinungsbildes schlecht behandelt worden sind und seitdem Vorbehalte haben. Wir haben es hier mit einem

gesellschaftlichen Problem zu tun. Das Gesundheitssystem ist dermaßen ökonomisiert, dass für manche Leute einfach kein Platz mehr ist.“ Einer dieser Leute ist Totti, der älteste der Gruppe. Seit einem Sturz im vergangenen Jahr, bei dem er sich die Kniescheibe brach, ist er nicht mehr gut zu Fuß. Es ist nicht der erste Winter, den er hier am Bahnhof verbringt. In einer großen Tüte neben ihm verwahrt er seinen ganzen Besitz: einen zweiten Schlafsack, eine Isomatte, Kleidung, einige Briefe. „Die wärmeren Monate verbringe ich draußen, doch im Winter ist das zu kalt“, erzählt er uns. Dann suche er zusammen mit anderen Obdachlosen im Bahnhof Schutz. „Solange das Lager hier nicht zu groß wird, werden die Leute hier seitens der Bahn geduldet. Morgens werden sie geweckt, dann müssen sie kurz raus, damit eine Putzkolonne ihre Runde machen kann. Danach können sie weiter an ihren Platz“, so Katharina Rogge. Die Wand hinter Tottis Isomatte ist versehen mit Gedenksprüchen und Erinnerungen. 2019 sind zwei Menschen im Umfeld des Bahnhofs auf der Straße verstorben, erst in der Silvesternacht ein Bekannter von Totti. Die Lebenserwartung eines Menschen verkürzt sich drastisch, wenn er seine Wohnung verliert und auf der Straße landet. Zusammen mit dem steigenden Risiko, Opfer von Gewaltverbrechen zu werden, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung laut einer Hamburger Studie auf der Straße bei rund 50 Jahren. „Es stirbt sich deutlich früher auf der Straße, und es müsste sich gesellschaftlich einiges ändern, um das zu verhindern“, so Dr. Schmitz. „So lange können die Leute hier allerdings nicht warten, also kümmern wir uns.“

Linda Larricella (l.), Katharina Rogge und Dr. Hans-Gerd Schmitz sind zweimal pro Woche unterwegs, um Obdachlose zu versorgen. „Es stirbt sich deutlich früher auf der Straße“, sagt der Arzt.

30


Anzeige Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Es wird hart für Tommy Finke. Der rundumkluge Musikchef des Dortmunder Schauspiels ist seit Jahren unterwegs mit seinem wundervollen Mundorgel-Projekt. Begeisterte Zuschauer singen dabei seine Bearbeitungen der Lagerfeuerklassiker. Nicht die üblen Hits der Heimattreuen sind aktuell das Problem. Es ist die Hühnerstall-Oma (Nr.233), schon im Original altenfeindlich, Zitat: „Meine Oma hat ne Glatze mit Geländer“. Angesichts des Brandes im Krefelder Zoo muss jetzt Lied 254 als affenverachtend gebrandmarkt werden: „Die Affen rasen durch den Wald“, so weit, so schlecht, es geht brutal weiter, noch können Sie Ihre Kinder vom weiteren Verlauf des Textes fernhalten: „der eine macht den andern kalt.“ Puh. Das mag noch tierisch niedlich erscheinen. Dann stößt man auf das Fachlied für NRW-Innenminister Herbert Reul, den Mann mit dem finalen Rettungsblick. Gerade findet er toll, dass die Zahl der neu erfundenen Messerstraftaten erfasst wird. (Zählt Kaugummiautomaten mit Messer aufknacken auch? Ich frage für einen Freund.) Gewaltbejubelnd heißt es im berühmten Bolle-Lied (244): „Hat‘s Messer rausgerissen und fünfe massakriert. Aber dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert.“ Ein sofortiges Verbot des roten Liederbuches wäre angemessen. Finke und Band Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Sie Mitglied Werden auch in der AWO! eder die AWO Je mehr Mitgli hr kann sie in hat, desto me ft bewirken. der Gesellscha sie Menschen n n a k r e h e o Dest fe brauchen. helfen, die Hil wo-ww.de w.de • www.a w oaw @ fo in

könnten als Musik-Clan unter Beobachtung geraten. Aber zum Glück ist Bolle Berlin, Polizei Ländersache und Reul damit raus. Was wichtig ist: Es gab eine erschreckende Abwesenheit von Niveau und Geist in der Netzdiskussion über die HühnerstallSatire aus dem WDR-Tagesgeschäft, befeuert durch den NRWMinisterpräsidenten. Sie zeigt, wie sehr wir den ÖffentlichRechtlichen Rundfunk brauchen. Eigentlich muss er noch größer werden, das Netz umfassen. Gegründet wurde er einst als Antwort auf den faschistischen Staatsfunk. Wir sollten das in Hirn und Herz integrieren, bevor Germany‘s next Goebbels übernimmt.

Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Ruhr-Lippe-Ems

Klosterstraße 8-10 • 44135 Dortmund 0231 - 99 340

Bleichstraße 8 • 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a • 59174 Kamen 02307 - 91 22 10 31


Kalender 02 & 03 | 2020

2 x 2 Karten | Schwerter Kleinkunstwochen: The Cast | Seite 36 2 x 2 Karten | 13. Historischer Jahrmarkt | Seite 36 2 x 2 Karten | Dschungelbuch – das Musical | Seite 37 bodo 1 x 2 Karten | Weißer weißer Tag | Seite 37 Verlosungen

– mitmachen und gewinnen

Hinweise zum Datenschutz: Eine Weitergabe der Daten an Dritte erfolgt grundsätzlich nicht, mit Ausnahme an den jeweiligen Veranstalter (zum Beispiel, um Ihren Namen auf die Gästeliste zu setzen). Sie erhalten ca. einmal jährlich postalisch Informationen zu den Aktivitäten unseres Vereins. Dem Erhalt können Sie jederzeit widersprechen. Eine weitergehende Datenverarbeitung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Weitere Hinweise zum Datenschutz entnehmen Sie unserer Homepage unter www.bodoev.de.

DO 06 | 02 | 20 Musik und Lesung | Ein Abend mit Fräulein Nina Fräulein Nina präsentiert Mitmach-Tänze sowie neue und alte Hits und Geschichten rund um das Thema „party people“. Außerdem wird sie aus der Kultursprechstunde „Vom Frühschoppen bis zum Feierabendbier“ Anekdoten und mitgebrachte Stories von BesucherInnen erzählen. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

FR 07 | 02 | 20 Musik | Heimspiel 10# In die mittlerweile zehnte Runde geht das Bochumer Minifestival Heimspiel. Auch Anzeige

32

Die Verlosungsteilnahme ist ganz einfach: Schicken Sie Ihren Wunschgewinn mit Name, Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund. Teilnahmeschluss ist jeweils drei Tage vor der Veranstaltung. Bei mehreren Teilnehmern entscheidet das Los. Die Teilnahme ist ab 18 Jahren möglich.

diesmal werden sich wieder drei Bands aus der Region die Bühne der Rotunde teilen. Mit dabei sind WalzWerk, Zwischenfall am Förderturm und Cut Off Kites. Rotunde, Bochum, 19.45 Uhr

SA 08 | 02 | 20 Musik | Die Feuersteins mit aCHORd und Licht (Jörg Rost) Die Bochumer Folkband „Die Feuersteins“, der Lichtkünstler Jörg Rost aus Schwerte und der Chor der Evangelischen GeorgsKirchengemeinde Dortmund präsentieren einen Abend mit viel Gesang und Musik in der stimmungsvoll ausgeleuchteten Kirche. Neben den eigenständigen Auftritten der

Feuersteins und dem engagierten 50-köpfigen Chor der Gemeinde wird es speziell arrangierte Stücke für Folkband und Chor geben, die zum Teil extra für dieses Konzert geschrieben wurden. Ev. Kirchengemeinde, Sölder Str. 84, Dortmund, 20 Uhr

SO 09 | 02 | 20 Ausstellung und Musik | „Gans im Glück“ Im Rahmen der Ausstellung „Gans im Glück“ (2.2. bis 9.2.) wird der Frontman der Gruppe „Paddy goes to Holyhead“, Paddy Schmidt, ein Gastspiel geben. Der Eintritt ist frei (wie auch zur gesamten Ausstellung). An diesem Tag wird allerdings um Spenden für „The Trustee


BODO-TIPP

Anzeige

Talk im DKH: Mythos Bildung Mit Julia Wissert und Prof. Aladin El-Mafaalani 21. Februar, 19 Uhr Dietrich-Keuning-Haus Dortmund

Die Reihe „Talk im DKH“ widmet sich aktuellen und brisanten Fragestellungen aus Politik und Gesellschaft. Am 21. Februar geht es um das Thema Bildungsgerechtigkeit. „In einer ungerechten Gesellschaft kann das Bildungssystem nicht gerecht sein“ – eine These, die im neuen Buch „Mythos Bildung. Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft“ von Prof. Aladin El-Mafaalani bewegt wird. Der Politikwissenschaftler, Autor und Moderator der Reihe hat mit der künftigen Intendantin des Dortmunder Schauspiels, Julia Wissert, eine interessante Gesprächspartnerin gefunden, um Aspekte wie die Dynamik und Trägheit des Bildungswesens oder soziale Ungleichheit in der Bildungspraxis und die junge Generation für eine Gesellschaft mit unbekannten Herausforderungen stark zu machen. Im Anschluss wird mit dem Publikum diskutiert, der Eintritt ist frei. www.dkh.dortmund.de

for NSW Rural Fire Service & Brigades Donations Fund“, einer gemeinnützigen Organisation, die sich um die Opfer der Buschbrände in Australien kümmert, gebeten. Schollbrockhaus, Schloss Strünkede Park, Herne, 12 Uhr Kindertheater | Seifenblasen-Figurentheater: „Der kleine Häwelmann“ Es ist schon Nacht, aber der kleine Häwelmann sitzt in seinem Rollenbett und ist putzmunter. Da schaut der gute alte Mond zu ihm herein, und Häwelmann ruft: „Ich will fahren!“ Schon rollt sein Bett mit ihm auf und davon. Er trifft den Wetterhahn der Stadt und den Kater Hinz – aber Häwelmann will mehr. „Ich will bis in den Himmel hinein!“ ruft er dem Mond zu und fährt immer weiter. Für Menschen ab vier Jahren. Fletch Bizzel, Dortmund, 11 Uhr

FR 14 | 02 | 20 Theater | Meisterklasse „Keinen Applaus, bitte. Wir sind hier, um zu arbeiten.“ Die Zeit der Hauptrollen in den großen Opernhäusern dieser Welt hat Maria Callas, die vielleicht berühmteste Sopranistin der Neuzeit, hinter sich. Nun unterrichtet sie am Ende einer langen und unendlich glanzvollen Karriere in New York als Promi-Gastdozentin eine Meisterklasse. Mit gnadenloser Strenge und schonungsloser Kritik begegnet sie den drei Schülerinnen und Schülern, denen sie das Gesangshandwerk beibringen soll. Prinz Regent Theater, Bochum, 19.30 Uhr Kabarett | Kai Magnus Sting Ob Weckvorhaben in deutschen Hotels, der Erwerb von Butterkuchen unter verschärften

Bedingungen, der völlig aus dem Ruder laufende Zahnarztbesuch oder der missglückte Sonntagsausflug: Kai Magnus Sting hat seine Lieblingsnummern der letzten Jahre im Gepäck und zu einem mitreißend komischen Programm zusammengestellt. Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 15.2.)

SA 15 | 02 | 20 Musik & Literatur | Makabertanz Edgar und Alice, ein alterndes, verbittertes Künstlerehepaar, am Abend ihrer Silberhochzeit; die Stimmung schwankt knapp um den Nullpunkt. Zu Besuch kommt da nach Jahren Cousin Kurt, mittlerweile ein bekannter Pianist, und das Unheil nimmt gemächlich seinen Lauf. Szenenfolge mit Gedichten und Musik nach Motiven von August Strindberg: mit Marika Bergmann, Oscar Borkowsky und Marcus Schröder am Flügel. „Blaues Zimmer“, Arneckestr.33, DO, 20 Uhr Party | La Boum La Boum, die wilde Party im Sissikingkong, gehört zum Dortmunder Nachtleben wie Beat und Soul und Rock‘n‘Roll auf zwei Plattenteller. Und hinter diesen stehen Timmi & Martini. Mit den beiden DJs beginnt stets eine furiose Achterbahnfahrt durch mindestens zehn Jahrzehnte Tanz und Spaß im Club. Sissikingkong, Dortmund, 22 Uhr

SO 16 | 02 | 20 Börse | Bochumer Schallplatten-Börse Am 16.02. bieten über 50 Aussteller aus dem In- & Ausland bei der Bochumer Schallplattenbörse im Foyer des RuhrCongress Bochum ein großes Angebot an Tonträgern je-

Historischer 13.Jahrmarkt re 13 Ja hsc h e r Histo ri a rkt Ja h rm

16. und 22. + 23. Februar und 29. Februar + 01. März 2020 jeweils ab 11:00 Uhr www.jahrhunderthalle-bochum.de

der Art und Stilrichtung seit den 50er Jahren bis zu aktuellen Neuerscheinungen. RuhrCongress, Bochum, 11 – 16 Uhr Figurentheater | Rapunzel Gefangen in einem hohen Turm sitzt sie da, Rapunzel. Sie schaut hinaus durch ein kleines Fensterchen. Der Turm hat weder Tür noch Treppe. Jeden Tag kommt die große 33


KALENDER

und mächtige Zauberin Blaukraut. „Rapunzel, Rapunzel! Lass dein Haar herunter“, ruft sie, „und jetzt zieh mich herauf!“ Da springt ein kleines schwarzes Kätzlein zum Fenster herein. Ob es wohl weiß, wie die Welt da draußen, außerhalb des Turmes, aussieht? Für Menschen ab vier Jahren. Theater der Gezeiten, Bochum, 16 Uhr (auch 15.02., 16 Uhr)

MI 19 | 02 | 20 Vortrag und Diskussion | Umweltzerstörung im antiken Griechenland Wer im Zusammenhang mit dem antiken Griechenland das Wort „Umweltzerstörung“ gebraucht, der mag sich wundern. Aber jeder, der in heißen Sommermonaten die ausgedörrten Landschaften bereist, wird sich darüber klar sein, dass hier auch Menschenwerk im Spiel ist. Der Mythos einer durchgöttlichten und beseelten Natur auf der einen Seite und rücksichtlose Zerstörung der Natur auf der anderen Seite. Vortrag von Dr. Renate Müller. Auslandsgesellschaft e.V., Dortmund, 19 Uhr Musik | Garten Freede Die legendäre Veranstaltung Garten Freede treibt bereits seit sechs Jahren ihre Blüten in

der Rotunde. Die Freedes feiern als Gastgeber mit befreundeten Bands in ihrem Wohnzimmer ein Fest – und das Leben an sich. Zu Gast wird wieder eine spannende Band sein. Im Februar ist dies Indianizer aus Turin (Italien). Außerdem laden Die Freedes Musizierende, Performende und Interessierte herzlich ein, sich auf der offenen Bühne bei der Jamsession vor und nach den Konzerten auszuprobieren. Rotunde, Bochum, 19.30 Uhr

DO 20 | 02 | 20 Kabarett | Sulaiman Masomi Sulaiman Masomis Stücke sind wie trojanische Pferde. Sie wirken unterhaltsam und harmlos, aber sind sie erst einmal in den Köpfen, entfalten sie ihre volle Wirkung und die in ihnen befindliche Botschaft. Denn egal wie kurzweilig, witzig und nahbar seine Worte wirken: Immer versteckt sich eine ganz eigene Sicht auf die Welt und eine durchdachte Botschaft zwischen den Zeilen. Schon der Titel seines neuen Programms „Morgen – Land“ spiegelt seine Art der Bühnenkunst wieder. Es verortet Herkunft und Zukunft mit einem Wort und gleichzeitig seine Sicht auf die heutige Gesellschaft. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Karneval | Weiberfastnacht Ob im witzigen oder phantasievollen, im verwegenen oder eleganten Kostüm – auch im Afterwork-Look – jedes Weib ist willkommen. Es wird geklönt und vor allem getanzt zum „Best of“ der Pop-, Rock- und Faschingsmusik – gutgelaunt aufgelegt von DJ Klaus Lenser. Dazu gibt es Cocktails, sonstige Erfrischungen und mediterrane Küche. Der Erlös des Abends kommt einem Benefiz-Projekt des Zonta-Clubs zugute. Cabaret Queue, Dortmund, 18 Uhr

SA 22 | 02 | 20 Theater | Die Straße Ein Vater und sein Kind in einer leeren, von Asche bedeckten Welt. Keine Tiere mehr und noch weniger Menschen. Nur Reste einer einstigen Zivilisation. Durch die Ödnis marschieren sie in Richtung Süden, ihr Ziel ist die Küste. Warum? Vielleicht gibt es dort etwas. Menschen, ein blaues Meer, Erlösung. Immer im Gepäck der Revolver mit der letzten Kugel. Für „Die Straße“ erhielt Cormac McCarthy 2007 den Pulitzer-Preis. Ein Roman über die letzten Dinge, über das Schlimmste und Beste, zu dem die Menschheit fähig ist. Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

Anzeige

SO 23 | 02 | 20 Kinderkarneval | Zirkus RatzFatz 2020 heißt es beim Kinderkarneval „RatzFatz ins Weltall“. Die großen und kleinen Gäste können sich auf zirzensische Darbietungen wie Einradfahren, Zaubern und Drahtseillaufen freuen. Aber auch die Klassiker von RatzFatz wie Diabolo, Cheerleading, Pyramidenbau und Hula Hoop haben natürlich weiterhin Platz. Vor und nach dem Programm wird es ausgiebig Zeit für Mitmachaktionen geben, zum Abschluss lädt das Zirkus-Team mit dem „Nachbrennen“ zur thematisch ebenfalls neu gestalteten Feuer- und Lichtshow ein. Werkstadt, Witten, 14 Uhr Theater | Faust Heinrich Faust blickt auf die langen Jahrzehnte der Gelehrsamkeit zurück und urteilt, dass sein Leben im Elfenbeinturm nichts als Verschwendung war. Der Dämon Mephistopheles wird auf Faust aufmerksam. Er verspricht, Faust auf Erden zu dienen. Beschließt Faust wiederum, er sei der endlosen Rastlosigkeit überdrüssig, gehört seine Seele für immer dem Teufel. Mit der Kraft des ihm dienenden Teufels macht er sich daran, Margarethe, das Gretchen, für sich zu erobern, auch, wenn es bedeutet, dass er sie verderben muss. Prinz Regent Theater, Bochum, 18 Uhr 34


BODO-TIPP

Anzeige

Cycling Film Festival meets Radwende

24. Februar, 19 Uhr Bahnhof Langendreer Bochum

Der 24. Februar steht im Bahnhof Langendreer im Zeichen des Fahrrads. Seit 15 Jahren zeigt das International Cycling Film Festival filmisch, wie der Drahtesel ökologisch sinnvolles Verkehrsmittel, Sportgerät, Lebenseinstellung und Instrument der Befreiung sein kann – seit knapp einem Jahr macht die Bewegung „Radwende Bochum“ Druck für einen radfreundlichen Stadtverkehr und regelmäßig auf Mängel, fehlende Radwege und Gefahren für Zweiradfahrende aufmerksam. An diesem Abend treffen sich FestivalmacherInnen und AktivistInnen, berichten von dem, was sie machen – und sprechen: über die Arbeit rund um das Festival und darüber, wie angesichts vollgestopfter Städte, drohender Dieselfahrverbote, maroder ÖPNV-Infrastruktur und der Notwendigkeit neuer Mobilität Bochum fahrradfreundlich werden kann.

06.02.20

Ausstellungseröffnung IM RECHTEN LICHT 08.02.20

14.02.20

www.bahnhof-langendreer.de

Musik | A Story of Blues Blues handelt seit über 100 Jahren von Problemen mit Frauen, leeren Kühlschränken und dem Vagabundieren durch einsame Landstriche oder Großstädte, um zu Geld oder einem Job zu kommen oder gar berühmt zu werden. Die Komödianten Jochen Malmsheimer und Heinz-Peter Lengkeit erzählen die Geschichte des Blues und wandern vom MississippiDelta über New Orleans bis Chicago. Die Groove & Snoop Bluesband schlüpft in verschiedene Rollen und mutiert auf der Bühne zu Texasbluesern oder einer Gospeltruppe. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

MO 24 | 02 | 20 Comedy | Esther Münch – „Wallis WeibsBilder“ Reinigungsfachkraft Waltraud Ehlert lädt sich zwei Damen ein, die Einblicke in ihre Bühnenprogramme geben. Sozusagen als „Vorgucker“ für das gesamte Abendprogramm, das diese Künstlerinnen dann an anderen Terminen im Zauberkasten präsentieren werden. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

DI 25 | 02 | 20 Kindertheater | Stromboli, Knut und die Wut Knut ist kein Vulkan, aber er hat Ausbrüche: Wutausbrüche. Das gibt Probleme in der Schule. Also geht er mit seiner Mutter auf die Suche: Wo kommt die Wut her? Was kann ich mit ihr anstellen, damit sie nichts mehr mit mir anstellt? Eine fundierte, unterhaltsame und kindgerechte Auseinandersetzung mit dem Themen: Aggression, Umgang mit Wut, körperlicher und verbaler Gewalt. Für Menschen ab sechs. www.theater-traumbaum.de Theater Traumbaum, Bochum, 10 Uhr

DO 27 | 02 | 20 Musik | Mighty Oaks Acht Jahre Bandgeschichte, zwei Alben, Touren quer über den Planeten – und nebenbei erwachsen werden. Als Ian Hooper, Craig Saunders und Claudio Donzelli von Mighty Oaks 2010 an ihrer ersten EP arbeiteten, war die Welt eine andere. Nun kehren die Mighty Oaks ins Konzerthaus zurück mit einem Setup, das auf das Wesentliche reduziert wurde, auf das, was Mighty Oaks ausmacht: Stimmen, akustische Instrumente, Geschichten. Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr Musik | Big Spider Big Spider ist Anfang 2017 an der Essener Folkwang Uni aus einem Jam-Projekt entstanden. Sich gegenseitig zu suchen, zu finden und wieder zu verlieren – und das ohne Vorlage oder feste Komposition – das ist die Idee von Big Spider. Da spielt es keine Rolle, ob das Ganze auf Free Jazz, Pop oder HipHop hinausläuft oder sich jeder kategorisierbaren Stilistik entzieht. Vielmehr geht es um Kommunikation, Spannung, Vertrauen – und plötzliches Geisterfahren. domicil, Dortmund, 20 Uhr Musik | Songs & Lyrics by... Die große Spezial-Ausgabe von Songs & Lyrics by … bringt zwei Songschreiber*innen zusammen: Dota Kehr, auch bekannt als Stadtpiratin oder Kleingeldprinzessin, hat sich mit feinsinnigen und politischen Liedern ihren Ruhm abseits der Musikindustrie komplett selbst aufgebaut. Moritz Krämer bringt solo und als Teil der Band „Die Höchste Eisenbahn“ eine besondere Note in den deutschen Popbetrieb. Beide spielen einzeln und gemein-

15.02.20 Milonga Noche Argentina mit Ludmila Srnkova & Pablo Fernandez Gomez 20.02.20

21.02.20

Buchvorstellung "Mythos Bildung" 23.02.20

06.03.20 Schnauze! – Neue Konzertreihe mit Neeva, Orange Swan und Noorvik

Foto Björn Stork

Leopoldstr. 50-58 · 44147 Dortmund Tel. 0231 50-25145 · Fax 0231 50-26019 facebook.com/DietrichKeuningHaus

35


KALENDER

BODO-TIPP Zum zweiten Mal kommen die Kult-Punker „Die Kassierer“ von Wattenscheid für ein künstlerisches Stelldichein ans Schauspiel Dortmund. Ab dem 7. März ist die Band Dreh- und Angelpunkt der Operette „Die Kassierer und die Drei von der Punkstelle“ von Andreas Beck und Thorsten Bihegue.

sam ein Konzert, talken mit Gastgeber Max Kühlem und stellen Lieblingsplatten vor. Kammerspiele, Bochum, 20 Uhr

FR 28 | 02 | 20 VERLOSUNG Schwerter Kleinkunstwochen: The Cast „Die Rockstars der Oper“ The Cast führen ihr Publikum vom ersten Moment in den Bann der Musik. Fernab jeder steifen Etikette haben diese sechs umwerfenden Sängerinnen und Sänger ein Programm kreiert, das Opernklassiker so zeigt, wie sie einmal waren: aufregend, belustigend, zeitgemäß, mitreißend, ein wenig ironisch, erfrischend und unglaublich sinnlich. Im Rahmen der Schwerter Kleinkunstwochen (1.2. bis 14.5.). www.schwerter-kleinkunstwochen.de Rohrmeisterei, Schwerte, 19.30 Uhr

bodo verlost 2x2 Karten

Kabarett | Lioba Albus Mit Begeisterung stürzen sich immer mehr junge Leute in die Ehe. Posten spektakuläre Heiratsanträge, träumen Träume von weißem Tüll und mehrstöckigen Torten und landen dann da, wo ihre Eltern schon ratlos und verkrampft in Familienfotos grinsen: in der Couchgarnitur. Gewohnt frech und spritzig greift Lioba Albus alias Mia Mittelkötter ins Geschehen ein. Mit spitzer Zunge zerfetzt sie deutsche Wolkenkuckucksheime und greift mit sortierender Hand mitten in offene Wunden und verkrustete Gewohnheiten. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Die Kassierer und Die Drei von der Punkstelle ab 7. März Schauspiel Dortmund

Der Plot: Das Ruhrgebiet ist durch den bösen Investor „Konsul“ in eine „Bierkrise“ geraten. Es könnte nicht schlimmer sein für die abgebrannten Freunde Schmuwe, Peggy, Mitch, Volker und Nikolaj: widerwärtige Plörre und ein spurlos verschwundener Punk-Star Wölfi. Als der plötzlich wieder auftaucht, finden die Freunde schnell wieder zueinander und beschließen, es dem Konsul zu zeigen. Aber Wölfi wirkt verändert, ihn scheint ein Zauber zu umgeben… und mit Eifersüchteleien um die schöne Laika ist das Chaos der Truppe perfekt. Weitere Termine: 9. April, 30. April, 20. Mai, 30. Mai, 6. Juni.

SA 29 | 02 | 20 VERLOSUNG | 13. Historischer Jahrmarkt Ab dem 16. Februar heißt es Familienspaß pur, in nostalgischem Ambiente zwischen jahrhundertealten Fahrgeschäften an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Die Luft füllt sich wieder mit dem Duft nach süßen Leckereien, fröhliches Kindergeschrei dringt in alle Ecken und Musik ertönt aus allen Richtungen zugleich. Der Historische Jahrmarkt hat sich über die Jahre zu einer festen Institution im Veranstaltungskalender der Jahrhunderthalle Bo-

bodo verlost 2x2 Karten

chum entwickelt. Alle Termine: www.jahrhunderthalle-bochum.de Jahrhunderthalle Bochum, BO, 11 – 19 Uhr bodo verlost Karten für den 29.2. Theater | Der Gott des Gemetzels Das freie Theaterkollektiv austroPott präsentiert eine Neuinszenierung des Erfolgsstücks „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza. Ein unterhaltsamer Abend voller Wendungen, Enthüllungen, absurder Episoden, großartiger Dialoge und geistreicher Komik – und ein Paradestück für das spielfreudige Schauspielerquartett Katja Heinrich, Harald Schwaiger, Monika Bujinski und Michael Kamp. Kino im U, Dortmund, 19.30 Uhr

Anzeigen Musikförderung

Kunstförderung

Wissenschaft

Denkmalschutz

Jugendsport

Soziales & Bildung

Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung Herdecke © by Photocase.de

ten lassen.“ „Nicht ärgern. Bera

Mieter schützen · Mietern nützen!

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.

Brückstraße 58 44787 Bochum Tel.: 0234 / 96 11 40 mieterverein-bochum.de

Kampstr. 4 44137 Dortmund Tel. 0231/557656-0 mieterverein-dortmund.de

Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00

Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

36

07.02.2020 | Photogra-Wie | Ausstellung bis 08.03.20 in Kooperation m. d. Uni Witten-Herdecke 21.03.2020 | jazz@undesigned | Konzert der vier Preisträger Ensembles aus dem Jahr 2019 25.04.2020 | Huldrelokkk | „Meister aus aller Welt“ Musik aus Skandinavien 08.05.2020 | ZEITKolumnen & Zeitlieder | H. Martenstein liest, G. Clementi singt Dr. Carl Dörken Galerie der Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung | Infos, Tickets & Öffnungszeiten: s. Website

Wetterstraße 60 · 58313 Herdecke · www.doerken-stiftung.de


KINO-TIPP

Theater | Warten auf Godot Wladimir und Estragon, die zwei Wartenden, harren aus. Allein, und doch sicher aufgehoben in ihrer Annahme, dass das Große – nennen wir es Godot – doch irgendwann komme. Die Gewissheit, Godot könnte existieren, gibt den beiden tragikomischen Gestalten des Lebens Halt in der Leere des Raums und der Zeit, die sie mit endlosen Wiederholungen und Variationen der Wiederholung zu erhellen versuchen. Dürfen Wladimir und Estragon hoffen? Und: worauf eigentlich? Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr Kunst | Allschall – Ein kosmisches Lautgedicht von Paul Dorn Mit Förderung der Medienkulturguppe Dock 18 und Kultur Stadt Zürich hat der Erfinder des „Dadamts Zörich“ ein kosmisch langes Lautgedicht auf diverse Rollen Papier gestempelt, Gesamtlänge etwa 1.200 Meter, es erinnert an Quantenschleifensalat. Allschall wird im Rahmen der „ViVa DaDa! Internationale DADA-Messe 2020“ aufgeführt. Die Messe findet vom 21.2. bis 6.3. im Künstlerhaus Dortmund statt. Kunstraum Dortmund, Langer August, Dortmund, 20 Uhr Theater | Auerhaus Niemand wusste, wieso er es gemacht hat. Die Tabletten geschluckt und mit Alkohol runtergespült. Doch Frieder hatte überlebt, und jetzt musste es irgendwie weitergehen. Deshalb zogen sie ins Auerhaus, den alten Hof von Frieders Opa. Eine Geschichte von sechs Jugendlichen, die sich finden, um gemeinsam ein Stück Leben zu meistern. Eine Geschich-

te über das Leben, die Freundschaft und den Tod, über Liebe und die Dinge, die bleiben, wenn das Leben zu Ende ist. KJT in der Sckellstraße, Dortmund, 18 Uhr

SO 01 | 03 | 20 endstation.kino | Weißer weißer Tag VERLOSUNG bodo t Dschungelbuch – os rl ve 2x2 das Musical Karten Turbulente DschungelAction über Freundschaften, die Grenzen überwinden: Im energiegeladenen Musical „Dschungelbuch“ erwacht der Urwald zum Leben. Mogli und seine tierischen Freunde nehmen Klein und Groß mit auf eine abenteuerliche Reise. Mit großem Herz und viel Humor begleiten die ZuschauerInnen Mogli bei seinem Abenteuer, bei dem er lernt, wie wichtig Zusammenhalt, Offenheit und Vielfalt sind. Die prachtvolle Dschungelwelt entsteht durch ein farbenfrohes Bühnenbild und tolle Kostüme. Westfalenhalle / Halle 2, Dortmund, 15 Uhr

FR 06 | 03 | 20 Musik | Kapelle Petra „Geht mehr auf Konzerte“, heißt es in einem Klassiker der Kapelle Petra. Diesen Aufruf nimmt die Band aus Hamm nicht nur ernst, sondern sieht das auch als Auftrag. Denn nur wer viel spielt, kann auch gehört werden. Die Veröffentlichung des aktuellen Albums „Nackt“ brachte Chartplatzierung, ausverkaufte Clubshows, zahlreiche Festivals. FZW, Dortmund, 18.30 Uhr

Anzeige GRUENE-DORTMUND.DE

SCHNELLE AUFNAHME GEFLÜCHTETER KINDER AUCH IN DORTMUND RATSBESCHLUSS „SICHERER HAFEN“ UMSETZEN.

Der seit zwei Jahren verwitwete Polizist Ingimundur verbringt seit seiner Freistellung von der Arbeit die meiste bodo Zeit mit seiner kleinen verlost Enkelin und damit, sich 1x2 Karten in einem abgelegenen Gehöft ein neues Heim einzurichten. Daneben unterzieht er sich einer Gesprächstherapie. Dann findet er unter den Hinterlassenschaften seiner Frau einen Hinweis auf einen Seitensprung. Um die neu aufgebrochene Wunde zu heilen, greift Ingimundur zu drastischen Mitteln. Er bleibt mit seinen Gefühlen von Trauer, Zweifel und Wut alleine. „Weißer weißer Tag“ ist eine Geschichte von Liebe und Hass zugleich, denn, wie Regisseur Hlynur Pálmason es sagt, „die schönsten Gedanken sind oft sehr nahe an den dunkelsten. Die Menschen, die man liebt und bewundert, erleben einen oft von der schlechtesten Seite, und die Grenze zwischen Liebe und Hass ist sehr nahe.“ Pálmason beschreibt mit seinem Film zwei Arten der Liebe: Einerseits die Liebe, die man für seine Kinder oder Enkelkinder empfindet, welche einfach, rein und bedingungslos ist. Und dann andererseits die Liebe für den Partner, den Geliebten, die Ehefrau – die er als etwas völlig anderes sieht, komplexer, intimer und als etwas ziemlich Einzigartiges, das man mit niemandem sonst teilt. Die seelischen Stürme seiner Hauptfigur spiegeln sich eindrücklich in meteorologischen Ereignissen – wunderschön fotografiert von Pálmasons Kamerafrau Maria von Hausswolff – wider. Ab 20. Februar, alle Termine unter www.endstation-kino.de endstation.kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum www.endstation-kino.de

37


BODO GEHT AUS

Genki Bao & Burger Brüderstraße 12 44787 Bochum

Genki Bao & Burger Authentische chinesische Küche Über die Bochumer Brüderstraße wird zurzeit vor allem wegen hoher Dichte an Shisha-Bars viel diskutiert. Doch neben der Buchhandlung Janssen und der Kneipe Zacher ist am Rand des Bermudadreiecks auch Platz für kulinarische Ausrufezeichen wie Genki Bao & Burger mit seiner ursprünglich-chinesischen Küche. Im Spätsommer 2019 hat der Imbiss in der Bochumer Brüderstraße eröffnet. Täglich wird frisch eingekauft, und alle auf der Speisekarte angebotenen Gerichte werden in liebevoller Handarbeit hergestellt. „Sogar die Brötchen für unsere Burger backen wir aus Weizenmehl und Hefe selbst“, sagt Bo Peng, er ist der Chef des Ladens. Irgendwann entdeckte er, dass es kaum eine authentische chinesische Küche im Ruhrgebiet gab: „Meistens gibt es gebratene Nudeln mit einer süß-sauren Sauce – das war es dann.“ Diese Lücke wollte er schließen: Auf seiner Speisekarte stehen handgemachte Nudelgerichte aus Nordchina, roher Kartoffelsalat oder Teigtaschen, die vor allem in Shanghai berühmt sind. Die Burger, die hier angeboten werden, sind kein Experiment einer globalen Fusi-

38

Von Peter Hesse Fotos: Daniel Sadrowski on-Küche, sondern im Süden Chinas unverzichtbar. Vor allem die vegetarische Variante hat es in sich: Der Klops aus Sellerie, Karotten, Zwiebeln und selbst eingelegten Gurken wird mit einer Panade umhüllt und im heißen Öl frittiert. So entsteht eine Konsistenz, die etwas an Backfisch erinnert – nur eben komplett vegetarisch ist. Zwischen den beiden gedämpften BurgerBrötchenhälften liegen noch Salat und eine hausgemachte Tartarsauce. Vor seinem Leben als Gastronom hatte Bo Peng eine sehr erfolgreiche Karriere als Kulturmanager. Er hat ostasiatische Kul-

turwissenschaften studiert und zwischen den Ländern China und Deutschland an vielen Schnittstellen Businessgespräche und Consulting vermittelt, unter anderem einen LED-Hersteller aus der Automobilindustrie beraten. „Ich bin aber immer sehr gerne Koch – auch von der Philosophie her“, sagt er über sein Selbstverständnis und ergänzt: „Für mich zählt nur eine Sache: Mein Essen muss sehr gut schmecken.“


Anzeigen

Xiăolóngbāo Die kleinen Teigbällchen sind in etwa so groß wie eine Mandarine und werden meistens mit Fleisch und Brühe befüllt. Die Xiăolóngbāo-Taschen werden traditionell in Dampfkörben aus Bambus (auch Bambusdämpfer genannt) etwa zehn Minuten lang gedämpft – und genauso auch serviert. Der Teig hierzu ist so dünn, dass er leicht durchsichtig ist. Die Tasche wird oben durch Falten und Zusammendrücken verschlossen. Der Inhalt kann variieren, Xiăolóngbāo werden klassisch mit gehacktem Schweinefleisch, aber auch mit Garnelen oder Pilzen und anderem Gemüse angeboten. Dazu gibt es eine Schale mit Reisessig zum Dippen und frischem Ingwer. Bo Peng schwört auf eine Tradition: „Mich stört es immer, wenn unsere Portionen mit Messer und Gabel zerschnitten werden. Dieses Gericht gibt es seit über 1.000 Jahren – und ich rate unseren Gästen immer, es doch mit Essstäbchen zu genießen, um ein authentisches Gefühl dafür zu bekommen.“

Wir verbinden Dortmunds

schönste Ecken

• zahlreiche Verbindungen • dichtes NachtExpress-Netz • keine Parkplatzsuche • DSW21-App für Ticketkauf und alle Infos

Freu Dich! Und steig bei uns als Pflegefachkraft in Bochum, Dortmund, Lünen oder Witten ein. Bei uns erhälst du unter anderem: • • • •

eine unbefristete Voll- oder Teilzeitstelle nach deiner Wahl! ein Einstiegsgehalt von mindestens 2.800 Euro im Monat garantierte freie Wochenenden und Freizeit diverse Extraleistungen und Zulagen on top

Bewirb dich jetzt: job@diakonie-ruhr.de

39


REPORTAGE INTERVIEW

40


Im Inneren des Droiden

Ende Dezember kam der letzte Film der SkywalkerTrilogie und damit der neunte Teil der Stars-Wars-Saga in die Kinos. In den mehr als 40 Jahren seit „Krieg der Sterne“ 1977 hat das Heldenepos mehr als neun Milliarden US-Dollar eingespielt und 10 Oscars gewonnen. Der einzige Star, der in jedem Teil vor der Kamera stand, heißt Anthony Daniels. Er steckt im goldenen Blechkostüm des stets höflichen Droiden C-3PO. Von Steven MacKenzie | Fotos: Anthony Daniels, Lucasfilm Ltd.

„Hast du das gehört? Sie haben den Hauptreaktor abgeschaltet. Wir werden mit Sicherheit zerstört. Das ist doch Wahnsinn.“ Das waren die ersten Worte der Star-Wars-Saga, die die letzten 40 Jahre die Populärkultur dominiert hat, und deren Ära nun zu Ende geht. Gesprochen wurden sie von C-3PO, dem goldenen Roboter, der für „Mensch-Cyborg-Beziehungen“ gebaut wurde. Er sprach im Tonfall eines englischen Butlers, ging mit Geisha-Trippelschritten, war Sidekick und Maskottchen und geradezu unbegrenzt vermarktbar. Wie Glitzer auf einer Weihnachtskarte oder ein Funkeln in den Augen war C-3PO das glänzende Ding, das als erstes die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog. Anthony Daniels, heute 73, spielt C-3PO von Beginn an, eingezwängt in ein enges und unbequemes Kostüm. Vier Jahrzehnte später ist auch er wieder dabei und tatsächlich der einzige Schauspieler, der in jedem Star-Wars-Film mitgewirkt hat.

„Wir neigen beide zur Ungeduld“ Vor langer Zeit (im vergangenen November) in einer weit entfernten Galaxie (Frankreich, wo Daniels jetzt lebt) unterbricht der Anruf des Straßenzeitungs-Reporters die Gartenarbeit des Schauspielers. „Die Sonne scheint, ich kann die Kirchenglocken in der Ferne hören“, sagt der. „Ich stehe hier in meiner Gärtnerkluft und kämpfe gegen die Natur. Das ist herrlich, aber eine Menge Arbeit.“ Es ist die Ruhe vor dem Sturm, die einem Star-Wars-Film immer vorausgeht, und die Aufregung um „Der Aufstieg Skywalkers“ ist lauter denn je. Nachdem einige Fans das Gefühl hatten, dass die Reihe mit „Die letz-

ten Jedi“ die Orientierung verloren hatte, waren die Erwartungen an den Schlussstein der Serie gigantisch. Ein Grund, aus dem Daniels sich entschlossen hat, ein paar Dinge klarzustellen. Sein aktuelles Buch, „I Am C-3PO – The Inside Story“, ist eine rasante Reise durch die Serie voller unerwarteter Einblicke. C-3PO hatte ein angespanntes Verhältnis zu seinem Blechkollegen R2-D2, und ebenso wenig Positives kann Daniels über Kenny Baker sagen, der in dessen Innerem steckte: „Er trat auf unzähligen Conventions auf und die Fans liebten ihn. Leider verhinderte unsere Geschichte hinter der Kamera, dass ich das Gleiche empfand.“ Daniels erwähnt auch das Mobbing am Set der Prequel-Trilogie der 1990er, mit ihrer „industriellen, eher bedrohlichen Atmosphäre“, und wie Mark Hamill und Carrie Fisher „entsetzt über ihre Rollen“ in „Das Erwachen der Macht“ von 2015 waren. Bei der ersten Leseprobe

des Drehbuchs hatte Hamill die Regieanweisungen gelesen, weil er schlicht keinen Text hatte. Danach, erinnert sich Daniels, war er traumatisiert. „Würde ich behaupten, dass alles wunderbar war, würden Sie mir ja auch nicht glauben, oder?“, sagt Daniels.

Ein echter Roboter Gibt es eigentlich Eigenschaften, die Daniels glaubt, mit C-3PO zu teilen? „Er neigt zur Ungeduld, übrigens auch, weil die Leute ihm nie zuhören. Das erkenne ich bei mir wieder. Er ist freundlich und fürsorglich, und das sind zwei Eigenschaften, die ich gerne mag – wie die Ungeduld.“ Bei der Arbeit am ersten Film vor über 40 Jahren ahnte niemand, auch nicht Daniels, dass er das Leben von Millionen Kinogängern und auch sein eigenes verändern würde. Der in London lebende Schauspieler Daniels erfuhr vom Kinostart erst durch 41


REPORTAGE

die darauf einsetzende weltweite Berichterstattung. „Ich sah uns zuerst auf dem Titel von Time oder Newsweek“, sagt er. „Sehr schnell danach wurde ich nach Los Angeles geflogen, um meine Fußabdrücke auf dem Hollywood Boulevard zu hinterlassen. Ich sah die Schlangen der Menschen, die darauf warteten, ins Kino zu kommen. Die waren so lang, dass die Leute in die Vorgärten auf dem Weg pinkelten. Es war ein echtes Phänomen." Die meisten glaubten, dass C-3PO ein echter Roboter war. „Ich sehe das als ein Kompliment. Ich habe so getan, als wäre ich ein Roboter, und sie haben mir geglaubt. Ich sagte beim Dreh in der Wüste im Scherz zu Mark Hamill, dass er gar nicht schauspielern müsse, denn wenn ich im Bild wäre, muss ich nur ein wenig wackeln und alle sehen nur mich an.“ Vier Jahrzehnte später haben Robotik und KI riesige Schritte gemacht, ohne C-3PO einzuholen. Sein Darsteller ist zu einem Technik-Fan und Experten geworden. „Star Wars ist ein wunderbares Stück Phantasie, aber es gibt auch Bezüge zur realen Welt, und ich möchte vernünftig darüber reden. Und sei es nur, um darauf hinzuweisen, dass ich nicht nur jemand bin, der ein Kostüm anzieht, herumwackelt und komisch spricht. Sie wären überrascht, wie die Leute in der Vergangenheit das, was ich tue, trivialisiert haben.“

„Ich weiß, wie er denkt“ Apropos lustig sprechen: Star-Wars-Mastermind George Lucas hatte ganz andere Pläne für C-3POs Auftreten. „Er hatte sich C-3PO mit einer schmierigen New Yorker Gebrauchtwagenhändler-Stimme vorgestellt. Aber das hat er mir gegenüber nie erwähnt“, erinnert sich Daniels. Dutzende von Schauspielern sprachen für die Aufnahme der Stimme vor, darunter Richard Dreyfuss. „Er dachte, er könnte die Stimme in der Postproduktion ändern. Aber andere Leute sagten ihm: „Nein, Anthonys Stimme funktioniert.“ Er war souverän genug, um „OK“ zu sagen, aber es stand auf Messers Schneide. Das war ein großes Glück, denn es bedeutete, dass ich ab da Aufträge für Cartoons, Bücher, Werbespots usw. bekam.“

teren Filmen von jemand anders verkörpert werden. „Ich glaube nicht, dass ich mich gut fühlen würde“, sagt Daniels. „Aber, c‘est la vie, das ist Kunst.“ Schauspieler seien leider entbehrlich, besonders in diesen Zeiten der Digitalisierung. „Ich bin nicht er und ich verwechsle uns nicht, aber ich weiß, dass er nur dann wirklich echt ist, wenn ich ihn spiele. Ich weiß, wie er denkt, ich weiß, wie er sich fühlt, ich kenne sein Timing. Wer weiß das schon? Aber C-3PO ist zu gut, um aufzuhören zu existieren. Nach mir wird jemand anders die Fackel tragen." Mit freundlicher Genehmigung von INSP.ngo / The Big Issue UK bigissue.com, @BigIssue

Schon jetzt ist abzusehen, dass es mit Star Wars auch nach dem Ende der letzten Trilogie nicht vorbei sein wird. Solange noch Geld zu verdienen ist, wird die Saga nicht enden. Es könnte allerdings das Ende von Anthony Daniels‘ Beteiligung sein. „,Der Aufstieg Skywalkers‘ ist für mich ein wunderbarer Film voller interessanter Aspekte und damit ein runder Abschluss für mich.“ Doch so wie nun andere Schauspieler R2-D2 und Chewbacca spielen – ganz zu schweigen von den digitalen Auferstehungen der verstorbenen Carrie Fisher und Peter Cushing – könnte auch C-3PO in spä-

Anzeige

Andrea Erkert

Lasst uns an einem Strang ziehen Teambuilding-Spiele für Kinder im Alter von 5 bis 8 Jahren Ein Team, das erfolgreich zusammenarbeitet, verfolgt gemeinsame Ziele, verfügt über ein umfangreiches Know-how, eine gute Sozialkompetenz und Kommunikation, die in der Schule und später im Berufsleben eine große Rolle spielen. Damit das jedoch gelingt, brauchen Kinder bereits im Alter von 5 bis 8 Jahren viel Zeit und Gelegenheit, um Teamarbeit spielerisch zu trainieren. Dieses Buch zeigt, worauf es bei teambildenden Maßnahmen in Form von Teambuilding-Spielen ankommt, wie Teams wirklich funktionieren und was Sie dabei tun können, damit Kinder vom „Ich“ zum „Wir“ kommen, miteinander im wahrsten Sinne des Wortes an einem Strang ziehen und dabei Teamarbeit als etwas Positives erleben, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Die Autorin bietet jede Menge Teambuilding-Spiele • die das Wir-Gefühl jeden Tag aufs Neue stärken, sodass daraus im Morgenkreis bald ein schönes Ritual werden kann • für die Partner-und Gruppenbildung, um Teams aufgabengerecht zusammenzusetzen • um Vertrauen innerhalb des Teams aufzubauen •zur Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung und zum Einschätzen der eigenen Grenzen • zum Kommunizieren und Geduld üben •zum Überwinden von Hindernissen in einer bestimmten Zeit • zum Kreativsein und Erleben von Teamarbeit. vml

Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 - 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr

42

2020, 176 S., farbige Abb. Format 16x23cm Klappenbroschur, Alter: 5-8 ISBN 978-3-8080-0872-0 Bestell-Nr. 1316, E 18,80


Eine Frage, Dr. Helmut Deckert:

Warum schmerzen kalte Hände beim Aufwärmen? Ist man bei winterlichen Temperaturen ohne Handschuhe unterwegs, werden die Hände schnell kalt und taub. Wenn sie dann wieder aufwärmen, fangen sie an zu schmerzen. Doch warum tun sie erst dann weh, wenn man zurück ins Warme kommt und nicht schon in der Kälte?

Dr. Helmut Deckert, Aufsuchende Medizinische Hilfe für Wohnungslose Bochum e.V.

„Akuter Schmerz ist der Freund des Menschen, der uns auf Gefahren hinweist und uns so vor Verletzungen schützt“, erklärt der Neurologe Dr. Helmut Deckert, der seit 13 Jahren ehrenamtlich in der Wohnungslosenhilfe in Bochum tätig ist. Bei Unterkühlungen wird dieses Prinzip allerdings außer Kraft gesetzt. Wenn unsere Extremitäten abkühlen, dann ziehen sich die Blutgefäße darin sehr stark zusammen. Das führt dazu, dass die Nervenzellen nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden, den sie aber dringend brauchen, um ihre Arbeit zu verrichten. Auf diesen Sauerstoffmangel reagieren diese Nervenzellen dann damit, dass sie gewissermaßen in einen Ruhemodus schalten. Das führt zu einer Art Taubheit bzw. dazu, dass die Gefahr der Kälte nicht mehr korrekt übermittelt werden kann. Werden die Hände dann im Warmen wieder voll durchblutet, nehmen die Nerven und Schmerzrezeptoren ihre Arbeit wieder auf und bemerken die Störung in ihrer Umgebung – die typische Reaktion: ein stechender

Schmerz in den Händen. „Dieser Effekt tritt besonders stark an den Händen auf, da diese außerordentlich gut mit Nerven und Rezeptoren durchzogen sind. Wir haben zum Beispiel alleine in unserem Daumen mehr Schmerzrezeptoren als im ganzen Unterschenkel“, so Dr. Deckert. Je mehr die Zellen die normalen Verhältnisse wiederherstellen, desto mehr lässt der Schmerz dann nach. Möchte man schlimmere Schmerzen vermeiden, sollte

„Akuter Schmerz ist der Freund des Menschen, der uns auf Gefahren hinweist und uns so vor Verletzungen schützt.“ man die Hände langsam wieder erwärmen, damit die Nervenzellen langsam wieder reaktiviert werden. Eigentlich, erklärt der Arzt, ist der Schmerz beim Aufwärmen eine Fehlfunktion: Dem Körper wird eine Gefahr vorgegaukelt, obwohl das Aufwärmen ja etwas Positives ist. Dieser Effekt ist übrigens auch eines der größten Risiken. „Wenn Körperteile so stark unterkühlen, dass man von den Nervenzellen nicht mehr mit Informationen versorgt werden kann, dann besteht die akute Gefahr, dass Erfrierungen gar nicht rechtzeitig bemerkt werden“, sagt Dr. Deckert. (sese)

Design: www.gestaltend.de

Anzeige

Die Qualitätsroute Dortmund gratuliert zum Jubiläum! Wir als inhabergeführter Fachhandel unterstützen euch. Danke für euer fortwährendes Engagement! W I R F ÜR D O RTM UND ! I NH A B E R G E F ÜH RTE R FA CH H A ND E L I N UNS E R E R S TA D T:

W W W. Q U A L I TA E T S R O U T E - D O RT M U N D . D E

43


LESERPOST & MEINUNGEN

BODO-SHOP

bodo 01.20

Schöne Dinge, die Sie bei uns auch kaufen können: für sich, für Freunde, für unsere Verkäufer. Erhältlich in unserem Dortmunder Buchladen und in unserer Bochumer Anlaufstelle oder auf Wunsch per Post. Bestellen Sie per Mail oder kommen Sie vorbei. Wir freuen uns auf Sie.

1|2 1 | Machen Sie uns wetterfest! Eine Regenjacke für einen bodoVerkäufer. Spenden Sie eine Jacke gegen Wind und Regen für einen Verkäufer des Straßenmagazins.* 10 Euro 2 | Ziehen Sie uns warm an! Ein Kapuzenpullover für einen bodo-Verkäufer. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie die Anschaffung eines warmen Kapuzenpullovers.* 15 Euro

bbobobdobdodododoo

3

N ZIN ZIN ZIN N ZIGA GA GA MA MA MA MA ENGA EN EN EN ENM AG AZI SS SS SS SS ASS ST STR ST SRA SRA ST SRA STSRA DA DA DA DA SDA

DVD DVD DVD DVD DVD

3 | „Brüchige Biografien“ Dokumentarfilm 79 Minuten. bodo-Sonderheft A5 inkl. DVD. 2,50 Euro zzgl. 2 Euro Versand

en besten n besten besteDie Die best Die Die ten Die besten en en ichten GeschichGescehicht Gescehicht Gesch e Geschichten Straß auf der auf der Straß auf der Straß auf der Straße auf der Straße

o o o 2,50 Eur 2,50 Eur 2,50 Eur 2,50 Euro 2,50 Euro e e e Hälfte Die HälftDie HälftDie HälftDie Hälfte den für den für den Die für den für r für den VerkäufeVerkäufer Verkäufer Verkäufer Verkäufer

DODO BO ODO ODBO BOBDOBO MM FIL LM LM RFIL FI LRM FI FIRDE DEDE e sgabe DEDRER gab erau Sond Sonder aus DVD

für den Verk

15

bodo

DAS STRASSENMAGAZIN

ße

Euro für 6 Hefte

de

t

en

ä

r

Die

f te

rS tra

äl

e uf

es Di e b

4|5

H

gabe be abe erausrausga usgSonde SonderaSond ive DVD sive DVD DVD DVD esive inklus inklu ive usiv inklu inkl ink lus im Heft im Heft im tHeft im tHef im Hef

Ge

u sch i ch ten a

f

6 x bodo schenken

5 | Schenken Sie Lesefreude! Ein Geschenkgutschein für unseren Buchladen. Auswahl aus 10.000 Romanen, Krimis, Koch-, Sachund Kinderbüchern, frei wählbar. ab 10 Euro 6 | bodo zum Umhängen! Tasche aus LKW-Plane mit Schultergurt aus Autosicherheitsgurt, Maße 29 x 19,5 x 8 cm. 29,90 Euro zzgl. 4,90 Euro Versand

6

* Alle unsere Verkäufer erhalten

einen Kapuzenpullover und eine Regenjacke als Verkaufskleidung. Ermöglicht wird dies mit Ihrer Spende. Sie erhalten auf Wunsch eine Spendenbescheinigung.

44

4 | Ein halbes Jahr bodo! Verschenken Sie ein Gutscheinheft für sechs Ausgaben des Straßenmagazins. Das faire Abo: zum Einlösen direkt bei unseren Verkäufern auf der Straße. 15 Euro

bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Tel. 0231 – 950 978 0 | info@bodoev.de Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr www.bodoev.de VE RSAN D MÖGL ICH

„Was ist gemeinnützig?“ Ich bin regelmäßiger Leser Ihrer Zeitschrift, die ich meistens im Uni-Center in Bochum einkaufe und sehr gerne lese. Die neue Zeitschrift 1/20 konnte ich schon am 30.12.19 kaufen und hatte am gleichen Tag Zeit, sie auch zu lesen. Zu dem Artikel zur Gemeinnützigkeit möchte ich noch etwas Ergänzendes anfügen. Durch den Bescheid des Finanzamtes ist auch dem Verein Campact e.V. die Gemeinnützigkeit entzogen worden und gleichzeitig mitgeteilt worden, dass Steuern nachzuzahlen sind. Der Verein streitet für sozialen, ökologischen und demokratischen Fortschritt. So wird umso deutlicher, wie sehr Politik mit den Finanzämtern gemacht wird, wenn weder Uniter noch der Gesellschaft für Wehrtechnik die Gemeinnützigkeit aberkannt wird. Mit freundlichem Gruß, R. Sch. Soziale Stadtführung Dortmund

„Total begeistert“ Ich durfte die Stadtführung mitmachen und bin total begeistert. Zweieinhalb Stunden haben sich Stadtführer Dennis und bodo-Mitarbeiter Carsten Zeit für uns genommen und uns spannende und eindrucksvolle Orte gezeigt, an denen Obdachlose und Wohnungslose Unterstützung erhalten. Ich bin sehr stolz auf diese Mentalität, die klar macht: „Jeder ist herzlich willkommen“. E. I. via Facebook Wilde Kräuter

„Ein Kochbuch?“ Liebes bodo-Team, in jeder Ausgabe freue ich mich auf die Wildkräuterrezepte. Gerne koche ich auch, wenn es jahreszeitlich möglich ist, danach. Leider habe ich einige Rezepte nicht archiviert und vermisse sie! Könntet ihr nicht die Rezepte online stellen oder noch besser – ein Kochbuch herausgeben? Ich bin sicher, dass sich im Zuge der „Fridays for Future“ und im Sinne der Nachhaltigkeitsbewegung eine Menge Käufer dafür finden ließen. Und bodo könnte sicherlich auch finanziell davon profitieren. Was meint ihr dazu? Liebe Grüße, A. M. Liebe Frau M., vielen Dank für die gute Idee! Wir haben der Tat schon öfter darüber nachgedacht, die Kolumnen gemeinsam mit unserem Autor in einem neuen Format aufzulegen. Die nehmen wir mal neu in Angriff. Sehr gerne schicken wir auf Nachfrage ältere Exemplare auf Papier (solange der Vorrat reicht) oder als PDF zu. Wir haben zusätzlich unsere Hefte (kostenfrei) digital archiviert unter issuu.com/bodoev Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter


RÄTSEL

Wiedersehensfreude trotz traurigem Anlass: Zur Beisetzung unseres Verkäufers Adolf hatte sich Udo – Verkäufernummer 006! – (2.v.r.) Urlaub genommen, war extra aus den Niederlanden angereist und traf auf alte Weggefährten. Wir haben uns sehr gefreut! Foto: Sebastian Sellhorst bodo 12.19

„Er wird unglaublich fehlen“ Zum Tod von bodo-Verkäufer Adolf Timpe „Wenn ich als Kind mit meiner Mama eine bodo bei Adolf Timpe kaufte, hat er mir immer etwas geschenkt – zum Beispiel ein bisschen Kupfergeld oder eine BVB-Zipfelmütze. Er hat gegeben, obwohl er selbst nicht viel hatte. Er hat damit mein Bild von wohnungslosen Menschen maßgeblich geprägt. Ich bin sehr dankbar.“ P. R. via Facebook Adolf hatte Herzensgüte. Wenn man ihn sah, strahlte er über die Straße hinweg. Er hat nicht nur die Straßenzeitung verkauft, er hat den Menschen auch was geschenkt. Die Begegnung mit seinen Kunden – das hat ihn froh gemacht. Besucher bei der Trauerfeier für bodo-Verkäufer Adolf Straßenmagazin

„Respekt und Dank“ Liebe Redaktion des bodo! Seit Jahren kaufen meine Frau und ich Ihren bodo. Es wird Zeit, dass wir Ihnen unseren Respekt und Dank für dieses gelungene Magazin aussprechen. Diese Mischung aus Tatsachenberichten und aus ethischen und rechtlichen Grundsatzartikeln dürfte einmalig sein. Wir jedenfalls gehören zu Ihren Lesern, die in ihrer Weltsicht bereichert werden. Nur weiter so!

Schreiben Sie uns: redaktion@bodoev.de Telefon: 0231 – 950 978 0

AUFLÖSUNG HEFT 01.20

I. und G. B., Bochum

45


MENSCHEN

Awright cuntybaws… Der schottische Autor Irvine Welsh erlangte 1993 mit seinem Romanerstling Weltruhm. „Trainspotting“ wurde millionenfach verkauft und von Danny Boyle verfilmt. Welsh schreibt über die dunklen Seiten der britischen Gesellschaft, sein eigenwilliger, vom schottischen Dialekt geprägter Stil lässt sich kaum ins Deutsche übertragen. Wir versuchen es trotzdem: Irvines Brief an sein 25-jähriges Ich. Von Irvine Welsh | Foto: Brant Adam

…ich schreibe Dir und stelle Dir eine Frage, Kollege. Um mir einen Rat zu geben, wenn Du so willst. Ich tue das, weil ich weiß, dass Du als 25-Jähriger nicht gut darin warst, Ratschläge von anderen anzunehmen, erst recht nicht von einem alten Sack wie mir. Und Du hast ja Recht. Ich habe keine Antworten für junge Leute. Ich geh zu ihnen, um zu versuchen, die Welt zu verstehen. Aber 25 ist ein so seltsames Alter. Man fühlt sich ziemlich alt und denkt: Ich sollte besser etwas aus mir machen. Es gibt kaum etwas Traurigeres als einen alten Menschen mit nur einem Vierteljahrhundert auf der Uhr. Du warst auf dem Weg dahin. Du dachtest damals, Du wüsstest alles, als Du aus einer Heroinphase kamst, clean wurdest und es Dir gut ging: ein guter Job, ein tolles Zuhause, eine schöne Freundin. Du warst rastlos und ein bisschen zu radikal gewesen, angezogen von Leuten, die Dir ähnlich waren. Kein Psycho, mit dem Du Dich nicht angefreundet hättest, kein durchgeknalltes Mädchen, in das Du Dich nicht Hals über Kopf verliebt hättest. Aber mit 25 schienst Du den ganzen Scheiß geregelt zu haben. Doch innerlich hat es Dich umgebracht. Keine Musik zu machen. Nicht zu schreiben oder zu malen. Den brennenden Drang danach abzutun, weil er nichts mit dem Erwachsenwerden zu tun hatte. Also bist Du mit einer Crew von Gleichgesinnten in die neue und aufregende Welt des Acid-House eingestiegen. Du hast Deinen Job geschmissen und das Buch geschrieben, das Du Dir selbst versprochen hattest. Und noch eins. Das kam einigen selbstgefällig vor, wohl zu Recht. Aber das Leben ist reine Erfahrungssache, und man muss es von innen heraus und zu Bedingungen leben, die für einen selbst Sinn ergeben, immer vorwärts, in Echtzeit. Rückschau? Scheiß drauf. All die schönen, schrecklichen Fehler auf dem Weg, die so wichtig sind, um Dich zu noch schöneren, schrecklicheren Fehlern zu ermutigen. Hoffentlich anderen. Dabei hattest Du es leicht. All diese großartigen Dinge gehörten dir: Punk, Soul, Disco, Fußballverrücktheit, das echte Leben der echten Leute auf den Baustellen und in den Fabriken und Büros, in denen Du gearbeitet hast. Wo man nach ein paar Jahren ein bisschen verrückt wurde. Aber sie waren da, diese Jobs. Du hattest es leichter als Kinder heute. Billiges Obst, Essen auf dem Tisch, all die schönen Dinge, die vor uns lagen. Die Zuversicht, in eine lebendige Arbeiterklasse hineingeboren zu werden – bevor das Establishment gewann und Thatcher alles dem Erdboden gleichmachte. Das hat Dir Selbstvertrauen mitgegeben: Deine Startrampe zu den Sternen. Beim „Leckt mich, das gehört uns“ bist Du geblieben. Wenn man bedenkt, wie schwierig es für junge Leute heute ist, Geld mit Musik, Kunst, Schreiben etc. zu verdienen und, dass so viele zu Minilöhnen von Auftrag zu Auftrag hetzen, möchte ich Dich fragen: Was würdest Du heute tun?

46


Anzeige

Am 28. März 2020 fßr mein Bochum! Anmeldung: www.usb-bochum.de/stadtputz

47


48

Ganzer Einsatz bei der Wohnungsauflรถsung www.edg.de


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.