Link 2018 D

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D I E VE R B I N D U N G ZWI S C H E N TEC H N O LO G I E, MAR KT U N D M E N S C H

Magazin

Jahrgang 13 | Nummer 1 | 2018

INDUSTRIE 4.0: VIELE NEUE FRAGEN UND LÄNGST NICHT ALLE ANTWORTEN

DER FRISCHE WIND DER KOOPERATION WEHT IN DIE NIEDERLANDE UND DEUTSCHLAND

START-UPS MÜSSEN ZEHNMAL BESSERE LÖSUNGEN LIEFERN

INTEGRATED INDUSTRY CONNECT & COLLABORATE


H IG H TEC H ZU L IEFER A N T

Gemeinsam stark. So lautet die Devise der VDL Groep, einem internationalen Industrie- und Familienunternehmen mit 95 Einzelunternehmen, in 20 Ländern

FA H R ZEU G M ON TA G E

und einer Belegschaft mit mehr als 16.000 Mitarbeitern. Tätigkeitsspektrum von VDL: Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Zulieferprodukten, Bussen und

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Endprodukten sowie Montage von Pkw. Die Einzelbetrieben, die jeweils ihr eigenes Fachgebiet haben, arbeiten gleichzeitig intensiv zusammen.

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MARTIN

INHALT 4

THEMA INTEGRATED INDUSTRIES – CONNECT & COLLABORATE • Viele neue Fragen und längst nicht alle Antworten • Der frische Wind der Kooperation weht überall • Die Niederlande sind nach China Deutschlands größter Handelspartner • GS Metaal baut gemeinsam mit Trumpf an Digital Factory

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STRATEGIE Van der Leegte: Sorgen wegen Arbeitskräftemangel, aber stolz auf die Region

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INNOVATION Startups müssen zehnmal bessere Lösungen liefern

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KOLUMNE: Fünf Mythen über Mittelstand, Startups und Corporate Venture Capital

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NACHBARSCHAFT Niederländischer Erfolg auf deutschem Markt

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CONNECT & COLLABORATE Niederländische Hightechindustrie wieder präsent in Hannover

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TOP-HIGHTECH NACHBARN • 247TailorSteel erobert deutschen Markt mit Online-Assistentin SOPHIA • Contour begleitet Produkte über den gesamten Lebenszyklus • Jeveka: Spezialist für Befestigungselemente und Werkzeuge • Bronkhorst entwickelt Sensor für kleinste Durchflüsse • BOZ Group baut an der Fabrik der Zukunft • WBM: Spezialist für Stahl-, Blech- und Metallverarbeitung

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KURZNACHRICHTEN • Demcon übernimmt den Mechatronikspezialisten Systec • Beckhoff eröffnet Büro in Eindhoven • Nijdra Group: An der Grenze des Machbaren • Nach dem Roboter kommt der Cobot

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PARTNERSCHAFT Halter CNC Automation kooperiert mit Fastems Systems GmbH

BUILDING BRIDGES

Der Niederländer Peter Kurstjens war jahrelang für große Unternehmen wie Philips und Wacom tätig. Jetzt wohnt er in Deutschland und arbeitet mit seinem Start-up Aito u.a. für BMW an der Verbesserung der Bedienfreundlichkeit von Touch-Systemen. Der Deutsche Marco Groll ist IT-Manager bei Daimler in Stuttgart und arbeitet einen Tag in der Woche als Professor für Integrated Life Cycle Management in Enschede an der Universität Twente. Der gebürtige Niederländer Willem Bulthius, Business Angel und Global Executive, wohnt in München, reist durch die ganze Welt und ist vernarrt in Start-ups. Das sind nur einige der Akteure, die in dieser deutschsprachigen Spezialausgabe des niederländischen Link Magazins zu Wort kommen. „Building bridges between business partners, cultural teams, between large corporations and fast startups, between technology and sales“, definiert Bulthuis seine Zielsetzung in seinem Profil auf Linkedin. Sein Motto: „Appreciate history, manage the future.“ Die Zukunft bringt immer mehr Connect & Collaborate mit sich. Das ist auch Thema dieses Magazins. Es zieht sich durch Beiträge über Regionen in den Niederlanden und in Deutschland, in denen Akteure auf intelligente Art und Weise immer intensiver zusammenarbeiten. Es findet sich wieder bei niederländischen und deutschen OEM und ihren Zulieferern, die attraktive Projekte gemeinsam angehen. Es findet sich vor allem bei Leuten, die sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne Grenzen überschreiten. Das ist nicht immer einfach. „Deutsche Unternehmen empfinden die niederländische Vorgehensweise etwas opportunistisch. Niederländer wiederum finden die deutsche Art und Weise etwas unflexibel,“ sagt Professor Fred van Houten (Universität Twente). Er ist ebenfalls jemand mit vielen Kontakten nach Deutschland und ist sich sicher: „Gemeinsam kommt man weiter.“

MARTIN VAN ZAALEN Chefredakteur des Link Magazins

martin.vanzaalen@linkmagazine.nl @MartinvanZaalen #linkmagazine.nl

IMPRESSUM Magazine

COLOFON

Das Link Magazin ist eine Managementzeitschrift für moderne Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen unter-einander sowie zwischen Unternehmen, (öffentlicher)Verwaltung, Universitäten und Fachhochschulen. Die niederländische Ausgabe der in den Niederlanden Link Magazine genannten Fachzeitschrift hat sich dort zu dem Magazin mit den Themenschwerpunkten Zulieferung und Auftragsvergabe sowie innovative Zusammenarbeit und gemeinsame Innovationen in verschiedenen industriellen Bereichen entwickelt.

JAHRGANG 13, NUMMER 1, 2018

HERAUSGEBER H&J Uitgevers Mireille van Ginkel Bosscheweg 76 5151 BE Drunen Niederlande + 31 10 451 55 10 + 31 6 50 68 78 36 (Mobil) www.linkmagazine.nl

REFERENZLISTE Dipl.-Ing. P.A.M. van Abeelen (ISAH), J. Beernink MSc (Golden Egg Check), Dipl.-Ing. D.M. van Beers (Festo BV), J.C.A. Buis MBA (RR Mechatronics), Dipl.-Ing. B. Draaijer (V en M Regeltechniek), F.M. Eisma (Trumpf Nederland), Dipl.-Ing. J.F.M.E. Geelen (Océ), Dipl.-Ing. R. van Giessel (ehemaliger CEO von Philips CFT), Ing. A.L. Goudriaan MBA, Dipl.-Ing. M.H. Hendrikse (NTS-Group) Dipl.-Ing. J.B.P. Hol (Legrand Group), Dipl.-Ing. T.J.J. van der Horst (TNO), Dipl.-Ing. M.W.C.M. van den Oetelaar (Bosch Rexroth), Dr. Dipl.-Ing. M. Peters (President & CEO Moba Group), Dr. Dipl.-Ing. D.A. Schipper (Demcon), E. Severijn (Siemens PLM Software Benelux), J.A.J. Slobbe (ITM Group), H.G.H. Smid (Variass Group), Dipl.-Ing. W.W.M. Smit MMC (DBSC Consulting), Ing. N.J.F. van Soerland MBA (Philips Healthcare), Dipl.-Ing. H.H. Tappel (Bronkhorst High-Tech), W.B.M. van Wanrooij (IBN Productie), Dipl.-Ing. S.J. Wittermans (ASML)

CHEFREDAKTEUR Martin van Zaalen SCHLUSSREDAKTION Lucy Holl, redactie@linkmagazine.nl MITARBEITER DIESER AUSGABE Willem Bulthuis, Hans van Eerden, Carina Hendricks, Wilma Schreiber, Frank Wöbbeking TITELBILD iStockphoto.com

ÜBERSETZUNGEN Sigrid Winkler-Borck, Gronau GRAFISCHE GESTALTUNG Primo!Studio, Delft Niederlande DRUCK Veldhuis Media, Raalte, Niederlande ABONNEMENT € 68,50 pro Jahr ANSCHRIFT DER REDAKTION redactie@linkmagazine.nl ANZEIGENVERTRIEB H&J Uitgevers John van Ginkel + 31 10 451 55 10 + 31 6 53 93 75 89 (Mobil) john.vanginkel@linkmagazine.nl ISSN 1568 - 1378 Sämtliche Nutzungsrechte an der vorliegenden Publikation sind H&J Uitgevers vorbehalten. Jegliche Nutzung der Publikation, insbesondere die Vervielfältigung, Verbreitung, öffentliche Wiedergabe oder öffentliche Zugänglichmachung ist nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Diese Ausgabe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt, dennoch übernimmt der Herausgeber keine Verantwortung für eventuelle Fehler. Aus dem Inhalt können keine Rechte abgeleitet werden.

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„DEUTSCHE UND NIEDERLÄNDER KÖNNEN SICH BEI DER IMPLEMENTIERUNG VON INDUSTRIE 4.0 GEGENSEITIG HELFEN“

VIELE NEUE FRAGEN UND LÄNGST NICHT ALLE ANTWORTEN

THEMA CONNECT & COLLABORATE Kontakte knüpfen und eng in der Kette zusammenarbeiten sind ein Muss für alle, die sich weltweit der Konkurrenz stellen wollen. Connect & Collaborate ist deshalb

Größere Effizienz und Flexibilität, schnellere Entwicklung immer komplexere Produkte und umfangreichere kundenspezifische Produktion – die Segnungen der Industrie 4.0 sind zahlreich. Aber ist die Industrie bereit dafür? Geht das alles schnell genug? Wo liegen die Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden? Zwei Professoren und ein Manager aus der Wirtschaft sprechen über ihre Sicht der Dinge.

Prof. Dr. Ir. Fred van Houten, Professor für Konstruktionslehre: „Ob Industrie 4.0Zertifizierung eine gute Idee ist? Kann sein, aber diese Art von Zertifikaten sind doch in erster Linie eine Marketingsache.“ Foto: Com-magz

VON LUCY HOLL | INTERVIEW REINHOLD GROSS: CARINA HENDRICKS

rof. Dr. Ir. Fred van Houten (Universität Twente) erzählt eine nette kleine Geschichte über den klassischen Werkzeugmacher und dessen neuen Kollegen, den Roboter: „Früher gab es den Werkzeugmacher mit seinen eigenen kleinen Maschinen und Meißeln. Er fertigte ein Produkt, dessen Zeichnung quasi auf einen Bierdeckel passte. Er konnte nicht genau sagen, wie lange es dauern würde, aber irgendwann war genau das fertig, was der Kunde wollte, ohne dass der Fachmann viele Instruktionen benötigte. Dann kam die Automatisierung, und alles musste exakt festgelegt werden: Jede Abweichung in der Spezifikation führte zu Fehlern. Es klappte längst nicht immer alles. Jetzt kommen nach und nach intelligente Maschinen, die sich wie der klassische Werkzeugmacher verhalten.“ Sie lernen aus ihren Fehlern und werden immer besser. Schließlich

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übernehmen sie selbstständig Kenntnisse von anderen intelligenten Maschinen, mit denen sie verbunden sind. „Mir ist so eine intelligente Maschine lieber als eine dumme“, sagt Van Houten. Moral seiner Geschichte: Keine Angst vor Veränderung und Fortschritt. Der immer intelligentere Roboter fängt nicht an, durch die Fabrik zu wandern. Tote Maschinen werden zu intelligenten „lebenden“ Dingen. „Eine Neubewertung der Position des Menschen in diesem Szenario ist allerdings erforderlich. Was lässt man von Menschen machen, was von Maschinen? Sicher ist jedenfalls, dass der Fachmann immer eine Rolle spielen wird.“

BESSER ZUHÖREN Fred van Houten ist emeritierter Professor für Konstruktionslehre, was ihn jedoch nicht von der Arbeit abhält. Seine Expertise im Bereich Industrie 4.0 und Produktionstechnologie ist immens, und jedes Jahr hält er viele Vorträge. „Überall sind die Säle zum Brechen voll. Kürzlich stand ich vor 800 Leuten und sprach über Industrie 4.0 oder Smart Industry, wie wir in den Niederlanden sagen. Unternehmen wissen, dass sie was mit Industrie 4.0 machen müssen, aber was genau, das wissen sie nicht. Oft sind bei den Vorträgen auch auffallend viele Unternehmensberater im Saal.“ Bei Industrie 4.0 geht es selbstverständlich um viel mehr als die selbstlernenden Roboter und die voranschreitende Digitalisierung in der Fabrikhalle. Es geht um die effiziente Einrichtung und flexible Steuerung immer komplexerer Unternehmensprozesse. Es geht darum,

auch das Thema dieses Magazins. Was passiert in Deutschland und in den Niederlanden, um Industrie 4.0 zu gestalten? Gibt es Unterschiede bei der Herangehensweise und dem Tempo? Und nicht unerheblich: Geht es schnell genug?

dem Kunden besser zuzuhören, und es geht um eine gezielte Zusammenarbeit in der Lieferkette. Es geht um immer schnellere Entwicklungen und Innovationen, um neue Materialien, um neue Produkt-Dienstleistungskombinationen und um komplett andere Geschäftsmodelle. Bei Industrie 4.0 sind intelligente Produktentwicklung, Produktion und Logistik stark miteinander verwoben.

BUSINESS CASE „Das wirft Fragen auf, an die wir vor ein paar Jahren noch nicht im Traum gedacht haben“, sagt Prof. Dr. Dipl.Inf. Marco Groll. Er ist ITManager bei Daimler in Stuttgart und unterstützt mit seinem Team die Ingenieure bei der Entwicklung von LKW. Einen Tag in der Woche ist er Professor für Integrated Life Cycle Management in Enschede an der Universität Twente (UT). „Ob Unternehmen für Industrie 4.0 bereit sind? Sie wissen ja noch nicht einmal hundertprozentig, welche konkreten Vorteile Industrie 4.0 mit sich bringt. Sie können nicht abwarten, sie müssen jetzt was tun, aber was?“ Normalerweise entwerfen Unternehmer zuerst einen soliden Business Case. Das geht hier aber nicht. Investieren wir Geld und Zeit in eine Entwicklung, von der wir nicht wissen, ob wir tatsächlich davon profitieren werden? Groll: „Im Bereich Automotive kommt einer mit selbstfahrenden Autos daher, da kann der Rest nicht zurückstehen. Wenn diese Unternehmen dann abwarten und die Sache entwickelt sich erfolgreich, verlieren sie. Wenn sie investieren und es funktioniert nicht, kostet das viel Geld. Das sind schwierige strategische Entscheidungen.“ Jeder weiß, dass viel passieren wird, aber niemand weiß, wie es in zehn oder gar zwanzig Jahren aussehen wird. Es ist einfach so: Wer nicht mitmacht, hat das Nachsehen. Groll promovierte an der UT zum Thema


Interconnection Based Product and Process Documentation: Da ging es bereits um die intelligente Vernetzung von Produkt- und Prozessinformationen. „Alles, was man digitalisieren kann, wird digitalisiert. Alles, was man automatisieren kann, wird automatisiert. Alles, was man vernetzen kann, vernetzen wir“, sagt er.

WIEGE Groll reist zwischen Stuttgart und Enschede hin und her. Auch Van Houten kennt Deutschland seit langem sehr gut. Schließlich steht die Wiege der Produktionsautomatisierung in Deutschland. Van Houten ist an einer beeindruckenden Zahl von Netzwerken beteiligt, u.a. an The International Academy for Production Engineering (CIRP) und an acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Er ist u.a. Gründer des Fraunhofer Project Center auf dem Campus der Universität Twente, und er ist Mitglied des niederländischen Smart Industry Forums. Alle Phasen der Automatisierung in der Industrie hat er miterlebt. „Vor etwa fünfzig Jahren hielten Computer Einzug in die Fertigung. Vor zwanzig Jahren dachten wir, so viel Ahnung zu haben, alles miteinander verbin- Josje van Koppen den zu können. Es war die Zeit der flexiblen Illustration: Josje van Koppen Fertigungssysteme, des Computer Integrated Manufacturing. Die Euphorie war groß, aber Mittelweg finden. Wir können viel voneinanes erwies sich dann doch schwieriger als der lernen.“ Das gründliche Nachdenken und gedacht, die Investitionen in die Automatisieviele Abwägen in Deutschland, stellt Fred van rung zu amortisieren. Es gab auch noch keine Houten ebenfalls fest. „In der Zeit, in der in Nachfrage nach kundenspezifischen ProdukDeutschland die Spezifikationen feststehen, ten und es gab noch keine Seriengrößen von haben die Niederländer bereits einen funktioeins. Es schien einfacher, Dinge aus China nierenden Prototypen gefertigt, wird häufig heranzuholen, als sie selbst zu machen.“ gesagt. Deutsche finden es faszinierend, dass Aber jetzt 2018 lautet das Stichwort: wir die Dinge so anpacken. Bei jeder meiner Reshoring. Van Houten: „Wenn ein Zulieferer Reden kommen Fragen zu Produktstandards. intelligent, schnell und flexibel kleine Serien Sicher, die Standards muss man letztendlich nach Maß fertigen möchte, dann wird das haben, aber das ist auch am Ende der weit weg vom Heimstandort nichts. Wir Entwicklung noch früh genug.“ können jetzt auch hier in Europa sehr effizient Van Houten erkennt in Deutschland ein produzieren.“ Die Produktions- und Inforziemlich starkes Kapitaldenken: In das Untermations-technologie sind vorhanden. In den vergangenen Jahren hat sich wirklich viel in den Fabriken verändert: Mitarbeiter nutzen mit der allergrößten SelbstverständREINHOLD GROSS, TRUMPF: lichkeit in ihrer Freizeit Smartphones und „NIEDERLANDE – STARKE PARTNER Tablets. Sie sind ständig miteinander in Kontakt und teilen alles. Diese Art und Weise des Denkens und Handelns bringen sie mit zur Prozessoptimierung ist das Stichwort, fragt man Arbeit. Reinhold Gross, Geschäftsführer Vertrieb &

PRAGMATISCHER Aber wie ist es mit der Industrie 4.0 in Deutschland im Gegensatz zu den Niederlanden? „Niederländische Unternehmen sind pragmatischer“, erwidert Marco Groll. „Niederländer fangen an, bevor sie alles einschätzen können. Wenn sie auf ein Problem stoßen, suchen sie nach einer Lösung. Deutschland ist – stark vereinfacht gesagt – eher das Land der Denker und Planer. Niederländer argumentieren vom Verkauf und dem Service her, Deutsche denken in Produkten. Wir müssen einen guten

Services der Trumpf Werkzeugmaschinen GmbH, nach seiner Meinung über die niederländische Zuliefererindustrie: „Im Hinblick auf die systematisch vorangetriebene Prozessoptimierung und als logische Konsequenz deren Automatisierung sind die Niederlande anderen europäischen Nationen einen Schritt voraus.“ Gute Voraussetzungen angesichts der Entwicklungen, die sich laut Gross in OEMBetrieben abzeichnen: kleinere Losgrößen und individualisierte Produkte. Dies müsse zwangsläufig in mehr Flexibilität und damit auch mehr Transparenz über jeden Schritt im Fertigungsprozess resultieren.

nehmen getätigte Investitionen bestimmen die Zukunft. Es kann nicht so einfach ein anderer Kurs eingeschlagen werden. „Aber bei Industrie 4.0 geht es um die Frage, was der Kunde in den nächsten Jahren möchte und was dafür benötigt wird: Produktentwicklung und Unternehmensentwicklung können nicht unabhängig voneinander betrachtet werden.“ Das mache die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden so angenehm, sagt Van Houten: „Deutsche Unternehmen empfinden die niederländische L Vorgehensweise etwas opportunistisch. FORTSETZUNG AUF SEITE 7

FÜR INDUSTRIE 4.0“ Sein Fazit: „Produktivitätssteigerungen können kaum noch in einem einzelnen Schritt betrachtet oder erreicht werden, sondern ausschließlich unter Betrachtung der vor- und nachgelagerten Prozesse. Angesichts der Vorreiterrolle niederländischer Unternehmen in der Anwendung von Industrie 4.0Lösungen entwickeln die Firmen im Nachbarland sich hier zu wichtigen Partnern.“

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FORTSETZUNG VON SEITE 5

Niederländer wiederum finden die deutsche Art und Weise etwas unflexibel. Gemeinsam kommt man weiter.“ Van Houten nennt als Beispiel das niederländische Unternehmen AWL in Harderwijk, das intelligente Maschinenkonzepte entwirft, beispielsweise für Autositzrahmen für die Automobilindustrie. „Die deutschen Auftraggeber lassen dem Unternehmen immer mehr Freiraum, denn sie wissen, dass AWL die Entwicklung besser im Griff hat als sie selbst.“

FERTIGUNG IST KERNGESCHÄFT Die Veränderungen verlaufen vielleicht etwas langsamer. Aber junge Leute rücken nach, und neue Besen kehren bekanntlich gut. Außerdem gibt es besondere Initiativen, Fred van Houten nennt als Beispiel den Spitzencluster Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe, bei dem er Mitglied des Beirates ist. Mehr als 180 Beteiligte arbeiten gemeinsam in unterschiedlichen Industrie 4.0-Projekten (siehe den folgenden Artikel, der auch vom niederländischen Brainport Industries Campus mit seinen Fieldlabs handelt). Für viele Unternehmen war und ist die Fertigung logischerweise das Kerngeschäft. Alles in der Peripherie war so weit weniger wichtig. Unternehmen, die etwas mehr Anhaltspunkte haben möchten, könnten bei Fraunhofer

Prof. Dr. Dipl.Inf. Marco Groll, Professor für Integrated Life Cycle Management: „Normalerweise überlegen Unternehmer sich zuerst einen soliden Business Case. Das geht hier aber nicht.“ Foto: UT

einen Schnellscan Industrie 4.0 machen, erzählt Van Houten. „Was machen wir als Unternehmen vielleicht bereits jetzt, was können wir ganz einfach in Angriff nehmen? Was wissen wir von unseren Kunden aus digitalen Quellen? Haben wir bereits ein gutes Onlineportal? Es ist wichtig, erst mal das Naheliegende anzugehen und nicht gleich nach den Sternen zu greifen.“

Herausforderungen gibt es nämlich immer noch genug. Marco Groll nennt die Datensicherheit, die immer wichtiger wird. „Wir tauschen immer mehr Daten über komplexe Informationssysteme, aber wem gehören die Daten? Können wir die vernetzte Welt managen? Wenn alles mit allem verbunden ist, wird das Lokalisieren von Fehlern schwieriger. Wie ist es mit der Informationsethik und der Maschinenethik: Wie können wir wissen, ob Entscheidungen, die Maschinen treffen, auch wirklich gut und richtig sind?“ Für Van Houten lautet das Schlüsselwort „Vertrauen“. „Wir haben in der Region mit Unternehmen wie Demcon, Thales, NTS Norma, Viro und Apollo Vredestein ein Projekt über extended Product Life Cycle Management laufen. Produktlebenszyklen werden kürzer, damit muss man sich gemeinsam auseinandersetzen. Das Teilen von Wissen ist überall ein Thema. Ich kann eine Internetverbindung absichern, aber wie ist es mit der Nutzung von Informationen?“ Viele Fragen suchen nach Antworten. „Man kann digitale Businessmodelle mit Protokollen absichern, aber Risiken bleiben immer. Und das war auch früher im Geschäftsleben so.“

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THEMA CONNECT & COLLABORATE SPITZENCLUSTER IT'S OWL UND BRAINPORT INDUSTRIES BAUEN STARKE NETZWERKE AUF

DER FRISCHE WIND DER KOOPERATION WEHT ÜBERALL Die Niederlande sind Vorreiter bei der Co-Creation: Das Hightech-Ökosystem Brainport Industries in Eindhoven ist ein gutes Beispiel dafür. Aber der frische Wind der Kooperation bei der Implementierung von Industrie 4.0 weht überall. In Deutschland macht Spitzencluster it's OWL (Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe) Furore. Die Netzwerke in den beiden Nachbarländern haben ihre jeweils eigene Art und Weise. Beide verbuchen bemerkenswerte Resultate. VON LUCY HOLL

uf der Hannover Messe hat das Technologienetzwerk it's OWL jedes Jahr einen imposanten Gemeinschaftsstand (Halle 16 A04). Unternehmen für die Teilnahme zu gewinnen, wird immer einfacher. „Sie melden sich mittlerweile selbst“, sagt Günter Korder, Geschäftsführer des Bereichs Operations der it's OWL Clustermanagement GmbH. „Es ist sehr erfreulich, dass sich uns so viele anschließen wollen. Unternehmen und Forschungseinrichtungen wissen, dass unsere Bekanntheit und Strahlkraft groß sind. In den vergangenen Jahren wurde uns sehr viel Aufmerksamkeit von der Presse, von Politikern, von großen Unternehmen aus der Region und darüber hinaus zuteil. Letztes Jahr kamen schon am ersten Tag der Hannover Messe neun chinesische Delegationen vorbei, um sich anzuhören, was wir machen.“ Spitzencluster it's OWL vereint mehr als 200 Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstitute und weitere Partner. Gemeinsam wollen sie den Innovationssprung hin zu intelligenten technischen Systemen, zur Industrie 4.0 gestalten. Im Netzwerk werden innovative Produkte und Dienstleistungen für die Märkte von morgen erarbeitet. Weltmarktführer und Hidden Champions aus dem Maschinenbau, der Elektro- und Elektronikindustrie und dem Bereich der Automobilzulieferer arbeiten dabei eng mit Spitzenforschungseinrichtungen zusammen: Market Pull und Science Push verbinden sich. Von Automatisierungs- und Antriebslösungen über Maschinen, Automaten, Fahrzeuge und Haushaltsgeräte bis zu vernetzten Produktionsanlagen und Smart Grids.

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WETTBEWERB Die Region hat sich an dem 2007 gestarteten Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beteiligt. Zur Überraschung aller Mitstreiter

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wurde it's OWL 2012 als einer von 15 Spitzenclustern im Rahmen der Hightech-Strategie der deutschen Bundesregierung ausgewählt. Die ziemlich kleine und eher unbekannte Region erhielt für fünf Jahre Fördergelder in Höhe von 40 Millionen Euro für die Kooperation von Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei innovativen Projekten im Bereich der maschinellen Intelligenz. Familiengeführte Unternehmen und ein breiter Mittelstand bilden den Kern von it's OWL. Im Maschinenbau, der Elektro- und Elektronikindustrie sowie der Automobilzuliefererindustrie bieten 400 Unternehmen Arbeitsplätze für über 80.000 Beschäftigte. Bekannte Firmen sind beispielsweise Benteler, Claas, Hella, Miele und im Bereich der Industrieelektronik Beckhoff, Harting, Lenze, Phoenix Contact, Wago und Weidmüller. „Die Region ist etwas atypisch“, sagt Prof. Dr. Ir. Fred van Houten von der Universität Twente in Enschede, Mitglied des wissenschaftli-

Günter Korder: „Hier brummt es regelrecht. Nicht dass Zusammenarbeit immer einfach ist, aber was hier innerhalb von it's OWL geschieht, ist sehr essenziell. Es stärkt uns. Unternehmen wissen auch, dass sie kooperieren müssen, die größten Konkurrenten sitzen zwar nicht direkt um die Ecke, aber beispielsweise in China und Korea.“ Alles ist darauf ausgerichtet, dass die Region OstWestfalenLippe eine Spitzenposition im globalen Wettbewerb für Intelligente Technische Systeme erreicht. Bundesweit gilt it's OWL als eine der größten Initiativen zu Industrie 4.0 und leistet einen wichtigen Beitrag, die Produktion am Standort Deutschland zu sichern.

„TECHNISCHES SHOPPINGCENTER“ Vor etwa sieben Jahren wurde in Eindhoven die Coöperatie Brainport Industries gegründet. Es handelt sich um ein Zuliefernetzwerk von inzwischen mehr als hundert niederländischen Hightechunternehmen. Das Netzwerk möchte die primären, sekundären und tertiären Hightechunternehmen verbinden, die Professionalität der Kette weiter erhöhen und die Innovations- und Wettbewerbsstärke ausbauen. OEM, die im Bereich High-Mix-, LowVolume- und High-Complexity-Maschinenbau tätig sind, fordern immer mehr von ihren Zulieferern. Außer der Herstellung von Komponenten und (Sub-)Modulen möchten

„Dieses neue Konzept mit der ganzen Zulieferkette unter einem Dach muss auch verstanden werden“

chen Beirates von it's OWL. „Familienunternehmen haben doch eine andere Ausrichtung als Unternehmen, bei denen Shareholder Value und Quartalszahlen die entscheidende Rolle spielen. Schließlich möchten sie ihre Unternehmen Kindern und Enkelkindern in solidem Zustand hinterlassen. Die Mentalität zur Zusammenarbeit ist prinzipiell vorhanden.“ OstWestfalenLippe (OWL) gehört nach einer Untersuchung der Stockholm School of Economics zu den stärksten elf Produktionsstandorten in Europa – gekennzeichnet durch eine hohe Beschäftigungskonzentration, Innovationsfähigkeit und Exportquote.

sie, dass ihre strategischen Zulieferer auch die Entwicklung und das Engineering übernehmen. Diese müssen die komplette Verantwortung dafür übernehmen können. Brainport Industries gehören Unternehmen aus den gesamten Niederlanden an, u.a. AAE The Art of Mechatronics, Equipment Service Provider Frencken, Added Value Supplier Contour, Systemlieferant NTS-Group, VDL GL Precision und Bosch Rexroth, The Drive & Control Company und KMWE Group. Vorsitzender ist Edward Voncken, CEO bei KMWE Group. KMWE ist Spezialist im High-MixLow-Volume-High-Complexity-Bereich für


„Ein großes, überdachtes technisches Shoppingcenter“, nennt Edward Voncken Brainport Industries Campus. Foto: BIC

Zerspanung und mechatronische Montage sowie Entwicklung und Engineering für die Märkte Luftfahrt, Medical & Diagnostics, Semicon und Hightechausrüstung. Inzwischen wird auch mit Hochdruck an der ganz konkreten Variante der ultimativen Kooperation in der Fertigungsindustrie gearbeitet: Brainport Industries Campus (BIC). „Ein großes, überdachtes technisches Shoppingcenter“, nennt es Edward Voncken. Der Campus (insgesamt 200 Hektar oder 400 Fußballfelder groß) liegt an der niederländischen Autobahn A2, nah am Eindhoven Airport. Initiator des Campus ist Brainport Industries in enger Zusammenarbeit mit dem Entwickler SDK, der Provinz Nordbrabant, der Stadt Eindhoven und der Brabantse Ontwikkelings Maatschappij. Es werden architektonisch interessante, innovative Gebäude mitten im Grünen entstehen. Den Kern bildet das gläserne Atrium mit Gastronomie, Technologie-Showrooms, flexiblen Produktionsräumen und Pavillons für Innovation, Ausbildung und Entwicklung. Hightechunternehmen aus der Zuliefer- und Fertigungsindustrie teilen sich Einrichtungen für die Produktion, Lagerung, Logistik, Forschung und Innovation in der „Fabrik der Zukunft“, die 24/7 laufen wird. Unternehmen haben selbstverständlich auch ihre eigenen Gebäudekomplexe. KMWE (etwa 550 Mitarbeiter, 113 Millionen Euro Umsatz) verlegt seine niederländischen Standorte auf den Brainport Industries Campus. Edward Voncken ist ein unermüdlicher Verfechter des Campus: „Die Pläne wurden entwickelt, als es in der Industrie nicht so gut lief. Es ist fantastisch, dass der Bau jetzt im Gange ist“, sagt er. „Unser Vorbild ist der Hightech Campus auf dem früheren Philips-Gelände in Eindho-

ven mit seiner Ausrichtung auf Produktinnovation. So etwas wollen wir auch für die Fertigungsindustrie: offen, transparent, sauber, innovativ. Die technische Entwicklung hat eine solche Fahrt aufgenommen, dem müssen wir uns gemeinsam stellen, einmal mit Kollegen, dann wieder mit Konkurrenten, Kunden oder eigenen Zulieferern. Die gesamte Kette vom Material bis zum fertigen Produkt wird bald hier vertreten sein.“

JUNGE LEUTE AUF DEN CAMPUS Es ist geplant, dass ab Mai der erste Neubau bezogen werden kann. KMWE verlegt sehr strukturiert alle Niederlassungen auf den Campus. „Das ist eine gigantische und langwierige Operation, mit den ganzen Produktionsmaschinen, die installiert und freigegeben werden müssen. Wir arbeiten jetzt in veralteten Gebäuden. Unseren Mitarbeitern möchten wir aber ein attraktives Arbeitsumfeld bieten. Das zieht auch junge Leute an.“ Etwa 1.600 Auszubildende der beruflichen

Ausbildungseinrichtung Summa erhalten ab August 2018 Unterricht auf dem Campus: „Die nächste Mitarbeitergeneration der Hightech-Fertigungsindustrie wird in einem modernen Arbeits- und Lernumfeld ausgebildet. „Es ist spannend: Dieses neue Konzept mit der ganzen Zulieferkette unter einem Dach muss auch verstanden werden. Manche Unternehmen warten lieber ab, wollen erst sehen, ob es funktioniert. Andere Unternehmer wiederum glauben daran und lassen sich auf den Campus nieder.“ KMWE meldete sich als erstes Unternehmen an, dann kamen u.a. BT Brammer, Fujitsu Glovia, Anteryon, HTSC, Procurion und Yaskawa Benelux. AddFab wird dort ebenfalls produzieren: Das ist das erste niederländische 3D-Druck-Unternehmen. Es wurde von acht Zulieferern gegründet, die zusammen 3D-Metalldrucktechnologie entwickelt haben. Edward Voncken – er studierte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen – registriert großes Interesse aus dem Ausland. Beispielsweise möchten etwa japanische Roboter-Lieferanten hier ihre europäische Basis ansiedeln. Deutsche Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in die Niederlande, die keinen statischen Ausstellungsraum möchten, können großen Kunden ihre Maschinen und Software im laufenden Betrieb zeigen. Voncken: „KMWE liefert viel an deutsche OEM, die ebenfalls immer mehr auslagern. Hier finden sie ein komplettes Netzwerk unter einem Dach. Wir können die Lieferkette wesentlich intensiver einsetzen.“

MOTOR Sowohl beim Technologienetzwerk it's OWL als auch bei Brainport Industries sind Gemeinschaftsprojekte, ausgerichtet auf die Implementierung von Industrie 4.0 (in den Niederlanden Smart Industry genannt), der große Motor. Im Januar ging in Eindhoven das neue Brainport Industries Campus-Innovationsprogramm „Fabrik der Zukunft“ an den Start. Ziel ist es, gemeinsam intelligente Innovations- und Produktionseinrichtungen zu entwickeln, und sie für den ganzen Sektor zugänglich zu machen. Das Programm FORTSETZUNG AUF SEITE 11

ZUSAMMENARBEIT IN EUROPA Sowohl Brainport Industries als auch it's OWL blicken über den Rand der eigenen Region hinaus. Brainport Development, Technische Universität Eindhoven und Brainport Industries unterzeichneten beispielsweise im vergangenen Jahr eine Absichtserklärung mit dem Mechatronik & Automation Cluster Bayern zur Intensivierung der Zusammenarbeit. Spitzencluster it's OWL und der finnische Partnercluster DIMECC setzen sich im Projekt „Europäi-

sche Allianz zur Sicherstellung der Spitzenposition für Intelligente Technische Systeme“ mit der Frage auseinander: „Wie können Technologie-Netzwerke gezielter und stärker kooperieren, um globale Spitzenpositionen zu erlangen?“ Es wird an einer Kooperation gearbeitet, die länderübergreifende Forschungsprojekte zwischen Industrieunternehmen und Hochschulen, Technologietransfer aus der Forschung in den Mittelstand sowie ein Austauschprogramm für Akademiker umfasst.

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TURNING PARTNERSHIP INTO SUCCESS Warum hat der High Tech Campus Eindhoven so viele brillante Ideen in Unternehmen von Weltklasse umgesetzt? Die Antwort ist ein offenes Geheimnis. Der Erfolg begründet sich in dem dynamischen, produktiven Ökosystem aus über 150 Wachstumsunternehmen, die den gleichen Standort für ihren zukunftsorientierten Aufbau gewählt haben.

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FORTSETZUNG VON SEITE 9

umfasst sieben Projekte mit folgenden Themen: Robotertechniken, digitaler Informationsaustausch, Multimaterial-3DDrucken, industrielles Metalldrucken, Hightech-Software, technische Fachausbildungen und zukunftsweisende Produktionslogistik. Am Programm sind etwa 75 Unternehmen und sechs Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen beteiligt. Auf dem Brainport Industries Campus sind auch zwei Fieldlabs des niederländischen Aktionsplans Smart Industry angesiedelt. Das Fieldlab Flexible Manufacturing wird Produktionsprozesse u.a. unter Einsatz von Robotern flexibilisieren. Im anderen Fieldlab, dem Smart Connected Supplier Network, wird daran gearbeitet, den Informationsaustausch in der Zulieferkette mithilfe der Standardisierung von Interfaces und Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen effizienter zu gestalten. Voncken: „Aber eigentlich ist das ganze Atrium bald ein großes Fieldlab, ein einziges großes Entwicklungs- und Innovationsumfeld, in dem unglaubliche Dinge geschehen werden.“

INDUSTRIEINITIATIVE Bei it's OWL liefen in den vergangenen Jahren 46 Innovationsprojekte im Umfang von hundert Millionen Euro. Günter Korder: „Es sind

von der Industrie initiierte Innovationsprojekte. Ein Unternehmen tritt mit einer Herausforderung an uns heran, und wir suchen nach den entsprechenden Fachleuten in den Forschungseinrichtungen sowie in der gesamten Produktionskette nach anderen Partnern. Vielleicht gab es vorher bilaterale Kontakte, jetzt aber arbeiten viele Akteure auf eine offene Art und Weise zusammen.“ Auf der Hannover Messe hat das Technologienetzwerk it's OWL jedes Jahr einen imposanten Gemeinschaftsstand. Foto: OstWestfalenLippe GmbH Außerdem erhalten kleinere Unternehmen die Chance, Siemens. Er weiß, dass Kundenorientierung kostenlos Know-how bei größeren Unterund eine kurze Markteinführungszeit wesentnehmen und Forschungeinrichtungen zu lich für die beteiligten Unternehmen sind. sammeln, um so das gesamte Ökosystem zu „Wir wollen auf virulente Fragen reagieren. stärken. „Wir wollten 120 Transferprojekte in Kürzlich haben wir unsere Pläne für die komfünf Jahren auf den Weg bringen und jeder menden fünf Jahre präsentiert. Die Betonung lachte uns aus. Das würde nie klappen, hieß wird noch stärker auf neuen Technologien es. Nun, es wurden 171. Es sind überschauliegen; aber auch auf der Entwicklung neuer bare Projekte, die nicht länger als ein halbes Geschäftsmodelle, so dass kleine UnterJahr laufen. Ohne große Formalitäten, so dass nehmen das Know-how auch wirklich zu Geld die Akteure sich wirklich auf den eigentlichen machen können.“ Inhalt konzentrieren konnten. Das führt zu praktisch umsetzbaren Lösungen, beispielsweise im Bereich der Digitalisierung oder www.its-owl.de Energieeffizienz.“ www.brainportindustries.nl Günter Korder arbeitete viele Jahre in unterwww.kmwe.com schiedlichen Managementfunktionen bei www.brainportindustriescampus.com

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KURZNACHRICHTEN DIE NIEDERLANDE SIND NACH CHINA DEUTSCHLANDS GRÖßTER HANDELSPARTNER Im Jahr 2017 wurden nach vorläufigen Ergebnissen Waren im Wert von 186,6 Milliarden Euro zwischen Deutschland und der Volksrepublik China gehandelt (Exporte und Importe). Wie das Statistische Bundesamt Destatis mitteilt, war damit die Volksrepublik China im Jahr 2017 zum zweiten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Auf den Rängen zwei und drei folgten die Niederlande mit einem Warenverkehr in Höhe von 177,6 Milliarden Euro und die Vereinigten Staaten mit einem Außenhandelsumsatz von 172,6 Milliarden Euro. Frankreich fiel im Jahr 2017 von Rang zwei in der Liste der wichtigsten Handelspartner auf Rang vier ab. Von 1975 bis 2014 war Frankreich der wichtigste Handelspartner Deutschlands gewesen. Mit einem Im- und Exportvolumen von insgesamt 177,6 Milliarden Euro sind die Niederlande der zweitgrößte Handelspartner Deutschlands. Innerhalb Europas nehmen die Niederlande den ersten Platz ein. Der deutschniederländische Handel zeigte im vergangenen Jahr ein Wachstum um 15 Milliarden Euro. „Das erste

Halbjahr 2017 war bereits vielversprechend. Im zweiten Halbjahr konnten sich sowohl Import als auch Export noch weiter entwickeln. Das Wachstum belief sich auf insgesamt 9,2 Prozent. Ein ausgezeichnetes Ergebnis“, so Günter Gülker, Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer in Den Haag. Deutschland exportierte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 86,2 Milliarden Euro in die Niederlande. 2016 lag der Wert bei 78,9 Milliarden Euro. Die wichtigsten Motoren hinter diesem Ergebnis sind erneut Maschinenbauerzeugnisse (23,8 Milliarden Euro), gefolgt von chemischen Erzeugnissen (17,7 Milliarden Euro) und verschiedene Fertigwaren (9,4 Milliarden Euro). Alle Branchen verzeichneten ein Wachstum. Die Niederlande exportierten 2017 Waren im Wert von 91,4 Milliarden Euro nach Deutschland. 2016 waren es 83,3 Milliarden Euro. An der Spitze stehen chemische Erzeugnisse (19,6 Milliarden Euro), mineralische Brennstoffe und Schmiermittel (18, 5 Milliarden Euro) sowie Maschinenbauerzeugnisse und

DIE GRÖßTEN HANDELSPARTNER DEUTSCHLANDS 2017 IN MRD EUR

IMPORT

IMPORT

Vereinigte Staaten

112 100

China

Frankreich

105

91

Niederlande

China

86

64

Frankreich

Niederlande

86

61

Vereinigte Staaten

Vereinigtes Königreich

84

56

Italien

Italien

66

51

Polen

Österreich

63

46

Tschechische Republik

Polen

60

46

Schweiz

Schweiz

54

41

Österreich

Belgien

44

41

Belgien

Vorläufiges Ergebnis © Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018

niederländischen Handels. Diese Zusammenarbeit bietet beiden Seiten noch viele wirtschaftliche Chancen.“

Fahrzeuge (12,5 Milliarden Euro). Günter Gülker: „Diese Zahlen bestätigen die aktuelle Situation der Weltwirtschaftslage, zeigen aber auch die Stärke des deutsch-

BECKHOFF ERÖFFNET BÜRO IN EINDHOVEN Der Hersteller für Automatisierungstechnik, Beckhoff Automotion BV, hat kürzlich ein Büro in Eindhoven, im Süden der Niederlande, eröffnet. Das ostwestfälische Unternehmen mit Stammsitz in Verl verfügt über Niederlassungen in sechzig Ländern. In den Niederlanden arbeitet Beckhoff bereits von einer Hauptniederlassung in Haarlem aus. Aufgrund des anhaltenden Unternehmenswachstums und der steigenden Kundenzahl im Süden der Niederlande fiel bei Beckhoff der Entschluss, sich auch in der Region Brainport Eindhoven niederzulassen. Beckhoff realisiert offene Automatisierungssysteme auf der Grundlage PC-basierter Steuerungstechnik. Das Produktspek-

trum umfasst die Hauptbereiche Industrie-PC, I/O- und Feldbuskomponenten, Antriebstechnik und Automatisierungssoftware. Für alle Bereiche stehen Produktlinien zur Verfügung, die als Einzelkomponenten oder im Verbund als ein vollständiges, aufeinander abgestimmtes Steuerungssystem fungieren. Die „New Automation Technology“ von Beckhoff steht für universelle und branchenunabhängige Steuerungs- und Automatisierungslösungen, die weltweit in den verschiedensten Anwendungen, von der CNC-gesteuerten Werkzeugmaschine bis zur intelligenten Gebäudesteuerung, zum Einsatz kommen. www.beckhoff.de

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THEMA CONNECT & COLLABORATE GS METAAL BAUT GEMEINSAM MIT TRUMPF AN DIGITAL FACTORY

ERST VERSCHLANKEN, DANN INTELLIGENT OPTIMIEREN GS Metaal in Vriezenveen im Osten der Niederlande durchläuft demnächst an der Seite von Trumpf eine Transformation zur wirklichen Digital Factory. Dabei geht es nicht nur um die Steigerung der eigenen Effizienz und Effektivität. Das Metallunternehmen wird auch zu einem Experience Center: Es wird ein Ort, an dem Unternehmer anderer mittelgroßer Metallunternehmen sich ein Bild davon machen können, was auf sie zukommt, wenn sie selbst solch eine Implementierungsetappe in Angriff nehmen wollen. VON MARTIN VAN ZAALEN

E

in Metallunternehmen könne sich mittlerweile nicht mehr durch die Qualität von Schneide-, Fräs-, Schweiß- und Abkantarbeiten von der Konkurrenz absetzen, weiß Anteilhalter Jan van de Maat. Mit kürzeren Lieferzeiten und höherer Lieferzuverlässigkeit gelingt das jedoch sehr wohl. Jetzt dauert die mittlere Auftragsdurchlaufzeit bei GS Metaal fünf Wochen, während die Nettoproduktionszeit sich auf nur fünf Tage beläuft. „Die Lösung sind nicht größere und schnellere Maschinen,

sondern ein effizienterer und effektiverer interner logistischer Prozess und die Nutzung von Daten.“ Zu diesem Schluss kam er, nachdem er im vergangenen Jahr gemeinsam mit Arnold Hofmeijer, Geschäftsführer und ebenfalls Anteilhalter von GS Metaal, Axoom in Karlsruhe besucht hatte. Axoom, Tochter des OEM-Hightechunternehmens Trumpf, liefert Software, die wie eine cloudbasierte Hülle über dem kompletten Unternehmensprozess liegt und alle Informationen über alle Aktivitäten digital miteinander verbindet. „Bestände an Aufträgen und Materialien, verfügbare Mitarbeiter mit

ihren jeweiligen Qualifikationen, aktuelle Maschinenkapazitäten, Lieferdaten, Instandhaltungs-intervalle usw.: So können Mitarbeiter und Maschinen dort eingesetzt werden, wo es am wichtigsten ist, und es werden Materialien und Werkzeuge rechtzeitig bei Lieferanten bestellt. Ergebnis ist eine optimale Planung und damit eine kürzere Durchlaufzeit sowie ein zuverlässiges Lieferdatum“, so beschreibt Hofmeijer den Mehrwert von Axoom.

ERST VERSCHLANKEN In Karlsruhe wurde auch klar, dass es nicht sinnvoll ist, die Axoom-Software – und wo es erforderlich ist auch Soft- und Hardware von Trumpf – zu implementieren, wenn die eigenen Prozesse nicht erst verschlankt und standardisiert worden sind. GS Metaal hat selbstverständlich bereits einen Verschlankungsprozess durchlaufen, aber nach dem Abzug der Unternehmensberater schlichen sich doch wieder einige eigene Arbeitsmethoden ein. „Digitalisieren, im Prinzip einen Digitalen Zwilling des eigenen kompletten

EXPERIENCE CENTER SMART FACTORY: VERGLEICHBAREN UNTERNEHMEN ÜBER DIE SCHULTER SCHAUEN Die Idee vom Experience Center Smart Factory bei GS Metaal entstand während eines Gesprächs, das Jan de Maat im vergangenen Jahr mit Menko Eisma hatte, dem Geschäftsführer von Trumpf Nederland. „GS ist ein typisches mittelgroßes Metallunternehmen, das mit ein paar Maschinen hart an einer großen Vielfalt an Metallprodukten arbeitet. Solche Unternehmer reden viel über Digitalisierung ihrer Prozesse. Sie sehen auch deren Nutzen ein, wissen aber nicht genau, wie sie es anfangen sollen, um zu einer Smart Factory zu werden. Die Smart Factory, die in den kommenden beiden Jahren bei GS Metaal Gestalt annimmt, fungiert als Vorführraum“, so Eisma. Es ist vorgesehen, das Unternehmen bereits während des Implementierungsprozesses für Besucher aus anderen Unternehmen zu öffnen. „Damit wir immer zeigen können, was in den vergangenen Monaten gemacht wurde, welche Probleme sich aufgetan haben und wie sie gelöst wurden.“ Ein Prozess, der auch für Trumpf lehrreich sein wird, denn der Metallmaschinenbauer hat vorher noch nie etwas Vergleichbares gemacht. „Unsere Smart Factory in Chicago wurde komplett neu aufgebaut. Jetzt geht es jedoch um die Digitalisierung eines

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bestehenden Unternehmens im laufenden Betrieb mit einer vorhandenen Infrastruktur und Maschinen. Darum werden wir einen Workaround entwickeln müssen, um unabhängige Maschinen – auch GS Metaal hat einige – in die Plattform aufzunehmen. Dafür werden wir, GS Metaal, Axoom und andere Partner wie die Lieferanten des ERP-Systems von GS, intensiv zusammenarbeiten müssen. Es ist schwer zu sagen, wie viel Zeit es kosten wird, diese Probleme gut zu lösen. Wir haben zwei Jahre dafür veranschlagt, wir können aber genauso gut eher oder später Bewerkingsactiviteit in de smart factory van Trumpf in Chicago. Foto: Trumpf fertig werden.“ Das Experience Center in Vriezenveen wird einer wissenschaftlichen Untersuchung über also einzigartig sein und Metallunternehmer Design and Production of Complex High-Tech aus ganz (West-)Europa anziehen, erwartet Eisma. Systems des Fraunhofer Project Center, das seit Unternehmer, die gespannt darauf sind zu erfahren, dem vergangenen Jahr an der Universität Twente was GS investiert, um mehr für Bestandskunden tun in Enschede angesiedelt ist. Ziel ist es, größere zu können sowie um neue Kunden zu gewinnen. wissenschaftliche Erkenntnisse darüber zu „Dass GS auf diese Weise an seiner Bekanntheit als sammeln, wie eine Smart Factory zur weiteren innovatives Unternehmen arbeitet, hat einen wesentKettenintegration beitragen kann. lich größeren Effekt.“ Wissenschaftler sollen sich ebenfalls bei GS Metaal www.trumpf.com einfinden. Die Smart Factory wird nämlich Thema


Arnold Hofmeijer: „Im Lauf des Jahres 2019 möchten wir eine Steigerung der Produktionskapazität um dreißig Prozent erzielt haben.“ Foto: Com-magz

Prozesses erzeugen, ist erst dann sinnvoll, wenn der Prozess nach den vereinbarten Standards durchgeführt wird“, sagt Hofmeijer. „Jeder muss beispielsweise seine Werkzeuge direkt nach dem Gebrauch an immer derselben Stelle aufbewahren. Fertige Produkte müssen immer am selben Platz geparkt werden. Das erfordert eindeutige Absprachen mit allen Beteiligten, aber es müssen auch eindeutige Bodenmarkierungen angebracht werden. Bevor wir also Software implementieren, verschlanken wir erst nach und nach unsere kompletten Bearbeitungsprozesse.“

SCHRITT FÜR SCHRITT Sobald der erste Prozess so weit ist, wird Axoom installiert und wird dieser Prozess anschließend schrittweise digitalisiert. „Zunächst werden noch Auftragsformulare und Packzettel auf Papier in Umlauf sein. Operatoren werden noch anhand von Zeichnungen auf Papier arbeiten. Aber nach und nach werden wir dahin kommen, dass Mitarbeiter auf einem Mobilgerät die Zeichnungen ansehen, das Produktionsformular ausfüllen, die Uhrzeiten registrieren und auf dem Grundriss der Unternehmensgebäude nachsehen, wo in der Zwischenlagerung sich ein zu bearbeitendes Teil befindet.“ Van de Maat und Hofmeijer hoffen, dass alle Bearbeitungsprozesse im dritten Quartal dieses Jahres den Verschlankungsprozess abgeschlossen haben und etwa ab dieser Zeit Axoom und weitere digitale Technologie von Trumpf nutzen. „Im Lauf des Jahres 2019 möchten wir unser gemeinsames Ziel – eine Steigerung der Produktionskapazität um dreißig Prozent – erreicht haben.“ Außer der Optimierung des internen logisti-

schen Prozesses muss eine weitere Kapazitätssteigerung durch die digitale Verbindung mit Kunden und Lieferanten generiert werden. „Um Erfahrungswerte zu sammeln, verläuft die Kommunikation über Aufträge, Auftragsstatus und Fakturierung mit unserem Metalllieferanten MCB seit kurzem über EDI. Vor Ende des Jahres möchten wir auch mit dem

„Nach und nach werden wir dahin kommen, dass Mitarbeiter auf einem Mobilgerät die Zeichnungen ansehen“ Aufbau eines Portals begonnen haben. Über die beiden Kanäle möchten wir unsere Kommunikation nach außen immer weiter digitalisieren“, so Hofmeijer. In einem späteren Stadium erfolgen zusätzliche Investitionen in Hardware, weitere Automatisierung und Robotisierung.

AUCH FÜR VERGLEICHBARE UNTERNEHMEN Primär durchläuft GS Metaal diesen komplexen Prozess für die eigenen Kunden, um sie schneller und zuverlässiger beliefern zu können. Das Metallunternehmen sei diese Herausforderung aber auch zum Nutzen von vergleichbaren Unternehmen eingegangen, so Hofmeijer. „Zusammen mit Trumpf und Axoom werden wir hier ein Experience Center

einrichten, in dem andere Metallunternehmen aus der Region sich ein Bild davon machen können, was eine Smart Factory für Metallbearbeitung genau beinhaltet und welche Schritte dorthin erforderlich sind. Wir sind aufgrund unserer Größe mit 42 Mitarbeitern und unserem Fokus auf Fachkompetenz ein typisches mittleres Metallunternehmen. Der größte Unterschied liegt vielleicht darin, dass Unternehmen vergleichbarer Größe von Unternehmern geführt werden, die vor allem auf das operative Geschäft konzentriert sind, während Jan und ich bei unserem Hintergrund stärker auf strategische Fragen fokussieren“, erklärt Hofmeijer. Selbst war er bis Mitte vergangenen Jahres Investmentbanker bei ING, und Van de Maat war bis vor kurzem auch CEO bei Wijdeven; er ist Vorstandsmitglied bei Phoenix Mecano in Zürich und Investor bei verschiedenen anderen Industrieunternehmen.

NÄHER AM KUNDEN Der mehrjährige Prozess muss für GS Metaal also auf Steigerung der Produktionskapazität hinauslaufen, um Bestandskunden und neue Kunden schneller und zuverlässiger bedienen zu können. Die Digitalisierung hat jedoch noch ein weiteres Ziel. Hofmeijer: „Weil unsere Fachkräfte effektiver und effizienter arbeiten können, haben sie mehr Zeit, um intensiver mit dem Kunden mitdenken zu können, und so die Machbarkeit des Endprodukts zu verbessern. Wir wollen in der Kette näher an den Kunden heranrücken.“ Von Build-toPrint also zu Build-to-Print-Plus.

www.gsmetaal.nl

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STRATEGIE VORSTANDSVORSITZENDER DER PROSPERIERENDEN VDL GROEP: SORGEN WEGEN ARBEITSKRÄFTEMANGEL, ABER STOLZ AUF DIE REGION

„DIE MENSCHEN SIND HIER OFFEN UND DIREKT UND BEREIT ZUR ZUSAMMENARBEIT“ Willem van der Leegte ist stolz auf sein Unternehmen und seine Mitarbeiter, genauso stolz ist er aber auch auf die Region, in der die VDL Groep ihre Wiege hat und tief verwurzelt ist. Das Unternehmen wird immer internationaler, aber der Schwerpunkt ist und bleibt die südniederländische Hightechregion. Dennoch gibt es Sorgen über den wachsenden Arbeitskräftemangel. VDL investiert daher selbst in die Mitarbeiterakquise und Ausbildung. Der Vorstandsvorsitzende erwartet aber auch von der Politik aktives Handeln und finanzielle Unterstützung, um ausländische Talente nicht nur zu fesseln, sondern auch an den Landstrich zu binden. „Diese Region hat große Bedeutung für die nationale Wirtschaft, von daher ist eine zusätzliche Finanzierung gerechtfertigt.“ VON MARTIN VAN ZAALEN

eim Betreten der Vorstandsetage in Eindhoven fällt zunächst das kleine Mädchen auf, das bei Willem van der Leegte am mit Kinderbüchern übersäten Tisch sitzt. „Die Erzieherin ist krank, und meine Frau musste zu einem Erste-HilfeKursus“, erklärt er lächelnd die Anwesenheit seiner 5-jährigen Tochter Viktoria, während wir in einen anderen Raum umziehen. Mit seinen 36 Jahren ist er gar nicht mal so viel älter als die jüngste Generation, die jetzt auf den Arbeitsmarkt kommt und die Entscheidung für eine viertägige Arbeitswoche als ziemlich selbstverständlich erachtet, um Zeit für die Familie zu haben. So darf seine eigene häusliche Situation aber nicht verstanden werden. Er denkt für sich selbst eher an eine Sechstagewoche.

B

MITARBEITERAKQUISE Angesichts der hohen Arbeitsbelastung und des Arbeitskräftemangels reicht eine kürzere Arbeitswoche nicht aus. Der regionale Hightechbereich kann in den kommenden Jahren zehntausende Arbeitskräfte gebrauchen. Allein VDL hat zurzeit bereits 700 freie Stellen. „Wir finden noch einigermaßen gut Leute. Daran merken wir, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind. Seit März vergangenen Jahres haben wir eine eigene Abteilung für Mitarbeiterakquise, um unsere Unternehmenskultur bekannter zu machen. Wir sind ein langfristig denkendes Familienunternehmen, das ist wichtig für die Kontinuität unseres Hauses. Inzwischen sind wir mit 5 Milliarden Euro Umsatz auch ein großes Unternehmen, das seinen Mitarbeitern Aufstiegschancen bietet. Sie können bei uns

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schnell größere Verantwortung übernehmen. Bei der Mitarbeiterakquise geht es natürlich auch darum, unseren Tätigkeitsbereich vorzustellen und zu zeigen, welche enorme Vielfalt an anspruchsvollen Aufgaben wir hier mit 95 VDL-Unternehmen bieten können.“

sind bei so etwas wie Mobilität als Dienstleistung. Ich bin ein großer Befürworter der Zirkularität. Wir können bereits jetzt unserem Kunden, dem Busunternehmer, alle Sorgen um seine elektrischen Busse abnehmen. Von der Finanzierung und der Instandhaltung bis zur Bereitstellung einer Infrastruktur zum Laden der Akkus und sogar des Stroms selbst. Nein, wir haben noch kein eigenes Kraftwerk, wohl aber einen Container, in dem wir Strom in Akkus in ihrem zweiten Lebenszyklus speichern, den wir handeln oder selbst nutzen. Außerdem machen wir komplette Autos für BMW, entwickeln Module für ASML und fertigen die präzisesten Komponenten für das CERN. Weil wir dazu in der Lage sind, brauchen wir eigentlich nicht mehr groß erläutern, welche Qualität und Präzision wir liefern können.“

TIEF VERWURZELT BERÜHRUNGSPUNKTE Was VDL macht, erläutert Van der Leegte selbst mit großer Regelmäßigkeit potenziellen Kunden weltweit. „Einen Namen wie in den Niederlanden haben wir im Ausland natürlich noch nicht. Weil wir aber in einer großen Bandbreite an Märkten aktiv sind, gibt es schnell Berührungspunkte mit dem Geschäftsbereich des jeweiligen Gesprächspartners. Dann kann ich berichten, dass wir der Spezialist für das Einhängen von Autotüren sind. Aber auch, dass wir bereits weit

Dieses Niveau hat sein Unternehmen auch dank der Region Eindhoven mit seinem gesamten Ökosystem erreicht. Die VDL Groep ist dort tief verwurzelt. „Wir sind immer internationaler aktiv, wir sind in zwanzig Ländern vertreten, u.a. in Singapur und China, aber der Anteil der Arbeitsplätze in den Niederlanden ist mit 85 Prozent seit den 90er Jahren nicht mehr so hoch gewesen. Die Investitionen, die wir beispielsweise in den USA tätigen, sorgen gerade hier für mehr Arbeitsplätze. Indem wir die kommerziellen

„NIEDERLÄNDER UND DEUTSCHE HABEN EINFACH EINEN GUTEN DRAHT ZUEINANDER“ VDL erzielt mittlerweile 64 Prozent seines Umsatzes mit der Arbeit für deutsche Kunden. Willem van der Leegte erklärt: „Niederländer und Deutsche haben einfach einen guten Draht zueinander. Die Deutschen sind sehr gut in der Optimierung von Prozessen. Wir sind etwas kreativer und auch etwas schneller. Das wird respektiert. Und die Deutschen machen gern Geschäfte mit Familienunternehmen wie VDL, gerade weil die deutsche Industrie hauptsächlich aus Familienunternehmen besteht. Das sind Unternehmen, die langfristig denken und auch in Krisenzeiten weiter investieren. Nicht verwunderlich, dass Deutschland schneller aus der letzten Krise kam als die Niederlande. Die

Erkenntnis, wie wichtig es ist, eine eigene solide, produzierende Industrie zu haben, drang seinerzeit bei der niederländischen Politik durch. Seither hat unsere Industrie wesentlich höhere Priorität in Den Haag“, so Van der Leegte. Und manchmal ist es hilfreich, Deutsch zu sprechen, um einen Auftrag zu bekommen, hat er vor einigen Jahren bei Verhandlungen mit BMW erlebt: „Fünfzehn Leute von BMW saßen fünfzehn Leuten von uns gegenüber. Die Verhandlungssprache war Englisch, aber mein Vater beharrte auf Deutsch – als einziger am Tisch. Er sieht es als eine Form der Höflichkeit dem Gastgeber gegenüber an. Das kam sehr gut an.“


Aufgaben und die Engineeringtätigkeiten unseres Systementwicklers VDL ETG in den USA ausgebaut haben, steigt hier der Umfang der Produktionsarbeit. Das gilt ebenfalls für unsere Verpackungsmaschinenfabrik VDL USA und das Verkaufsbüro, das wir Anfang des Jahres für VDL Bus & Coach in Spanien eröffnet haben. Dort zu investieren, führt zu steigenden Engineering- und Produktionsaufgaben in den Niederlanden. Es gibt auch europäische Kunden, die uns beim Aufbau einer Lieferbasis irgendwo in der Welt um Hilfe bitten. Indem wir das machen, stärken wir unsere Position beim Kunden hier.“

STOLZ AUF HIGHTECH Er betont noch einmal, dass der Name seines Unternehmens Niederländisch - „Groep“ statt Englisch „Group“ - geschrieben wird und dass die Farben im Logo denen der niederländischen Flagge entsprechen. Das alles habe mit der Bedeutung der Region für das Unternehmen VDL und dem Stolz darauf zu tun. „Bei Kunden erwähne ich schon mal ASML. Dass so ein Unternehmen hier angesiedelt ist, sagt schon etwas über das Niveau der Hightech-industrie hier. Nicht umsonst gehört dieses Gebiet zu den intelligentesten Regionen der Welt (Macquarie Research 2017, Anm. d. Red.). Aber auch die Mentalität hier schätzen wir sehr. Die Menschen sind hier offen und direkt. Sie sind bereit zur Zusammenarbeit und zum Mittragen von Risiken.“

Willem van der Leegte, Vorstandsvorsitzender der VDL Groep: „Diese Region hat große Bedeutung für die nationale Wirtschaft, von daher ist zusätzliche Finanzierung gerechtfertigt.“ Foto: Bram Saeys

Sorge zu tragen, dass diese Region anspruchsvolle Forschungsarbeiten anbietet. Das steigert ihre Anziehungskraft auf Talente aus dem Ausland.“

ZUSAMMENARBEIT

TALENTE HALTEN

Gleichzeitig ist die Arbeitsmarktproblematik real; daher das Engagement mit einer eigenen Mitarbeiterakquise; daher auch die intensive Zusammenarbeit mit Ausbildungseinrichtungen auf allen Leistungsebenen. „Fünfzig unserer Unternehmen sind anerkannte Aus-

Es ist natürlich beabsichtigt, dass die Talente, die einmal in den Südniederlanden tätig geworden sind auch bleiben. Daran müsse sich auch die Politik beteiligen, findet nicht nur Willem van der Leegte, sondern auch seine Kollegen aus der Hightechbranche.

„Wir finden noch einigermaßen gut Leute. Daran merken wir, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind“

er selbstbewusst. Dabei verweist er auch auf die politisch gewollte Ausweisung der Region Eindhoven als dritter niederländischer Mainport nach dem Amsterdamer Flughafen und dem Rotterdamer Hafen.

TECHNISCHE AUSBILDUNG Außerdem, betont er, müsse die Politik mehr Geld in die technische Ausbildung investieren: „Die Wirtschaft sucht händeringend nach technisch ausgebildetem Personal. Zum Glück beginnen immer mehr Jugendliche eine technische Ausbildung. Dann darf es nicht dazu kommen, dass die schulischen Ausbildungseinrichtungen den Zustrom nicht bewältigen können. Das wäre natürlich ein fataler Fehler, jedenfalls wenn die Region weiter gedeiht. Die Finanzierung des technischen Unterrichts muss ausgeweitet werden.“ www.vdlgroep.com

bildungsbetriebe für Personen mit mittlerem Bildungsabschluss. Aber auch auf universitärem Niveau engagieren wir uns. Kunden wie ASML fordern von uns auf einem immer höheren Niveau – Build to Spec – zu agieren und komplette Entwicklungsverantwortung für ein Modul wie den Wafer-Handler zu übernehmen, der mit größtmöglicher Präzision den Wafer pro lithografischem Zyklus in der Chipproduktionsmaschine platziert und wieder herausnimmt. Also betreiben Promovenden an der TU Eindhoven angewandte Forschung, die wir finanzieren. Es geht natürlich darum, die Ergebnisse selbst verwenden zu können. Genauso geht es aber auch darum,

Daher wurde Anfang des Jahres der Regio Envelop für Brainport Eindhoven an die Regierung in Den Haag übergeben. Ein Antrag, 170 Millionen Euro zusätzlicher Gelder für die Attraktivitätssteigerung der Region als Arbeits- und Lebensumfeld bereitzustellen. „Diese Region hat große Bedeutung für die nationale Wirtschaft, von daher ist zusätzliche Finanzierung gerechtfertigt. Auf jeden Fall wenn man weiß, dass Amsterdam aus dem Kommunalfonds 195 Euro je Einwohner erhält, während Eindhoven 1,53 Euro je Einwohner zur Verfügung stehen. Da dürfte unser Aufruf doch wohl gehört werden, und ich denke auch, dass es passieren wird“, klingt

ZAHLEN Vor allem aufgrund der Unternehmenserweiterung um VDL Nedcar sind der Umsatz und die Mitarbeitergesamtzahl in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Für dieses Jahr erwartet die VDL Groep einen Umsatz von 6 Milliarden Euro. Die Mitarbeiterzahl beläuft sich inzwischen auf gut 16.000. Das Unternehmen hat einen soliden Finanzhaushalt mit einer Solvenz von 56 Prozent. Die VDL Groep besteht zurzeit aus 95 Unternehmen, die in zwanzig Ländern tätig sind.

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START-UPS FLEXIBILITÄT, SCHNELLIGKEIT UND RISIKOBEREITSCHAFT

„START-UPS MÜSSEN ZEHNMAL BESSERE LÖSUNGEN LIEFERN“ Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hat die deutsche Start-up-Szene im vergangen Jahr ein Rekordjahr hingelegt. Und das nächste soll gleich folgen. „Die Tech Start-up-Szene in Deutschland hat sich etabliert. Sie ist zu einer eigenen Industrie geworden“, meint Dr. Thomas Prüver, Partner in der Transaktionsberatung von EY sowie zuständig für Venture Capital und Technologietransaktionen. Was macht die Unternehmensgründer so erfolgreich und welche Rolle spielen sie in der deutschen Industrie? Fragt man den niederländischen Start-up-Investor und -Coach Willem Bulthuis können etablierte Unternehmen einiges von der Arbeitsweise der Start-ups lernen und von ihren Lösungsansätzen profitieren. Das gilt sowohl für große wie auch für kleine und mittelständische Unternehmen. Im Folgenden zwei Beispiele.

Die connectavo-Gründer Eric Adolphs (links) und Laurens Schröder: „Das Wartungsmanagement wird eher stiefmütterlich behandelt.“ Foto: connectavo

VON CARINA HENDRICKS

lexibilität, Schnelligkeit und Mut zum Risiko – „sie können es sich leisten, haben (noch) nichts zu verlieren“ – sind Eigenschaften, die junge Unternehmen auszeichnen. Es sind zugleich die Eigenschaften, die sie von gestandenen Unternehmen unterscheiden. „Aus dieser Position heraus können sie der Industrie den Spiegel vorhalten“, sagt Willem Bulthuis. Einen weiteren Vorteil sieht Gründer Laurens Schröder in der direkten Ansprache, die Unternehmen im Rahmen der Zusammenarbeit mit Start-ups erfahren: „Sie landen mit ihren Anliegen und Problemen nicht bei einem Vertriebler innerhalb einer großen Struktur. Die Start-up-Kultur zeichnet sich nämlich auch durch flache Strukturen und

F

Die Aito-Technik in einer Testumgebung. Foto: Aito

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kleine Teams aus. Deshalb ist der direkte Ansprechpartner eben oft der Geschäftsführer.“

FINANZIELLER MEHRWERT Vor rund zwei Jahren hat er mit seinem Mitgründer Eric Adolphs die connectavo GmbH ins Leben gerufen. Hier dreht sich alles um die intelligente Wartung und Instandhaltung von Maschinen. Die Kundschaft besteht hauptsächlich aus kleinen und mittelständischen Unternehmen. „Es gab auch das ein oder andere Leuchtturmprojekt mit großen Unternehmen. Sie haben die finanziellen Mittel, um neue Ansätze und Technologien auszuprobieren. Industrie 4.0, Smart Industry, Predictive Maintenance – all diese Begriffe spielen für den Großteil unserer Kunden jedoch keine Rolle. Sie denken in Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen. Der Einsatz einer neuen Technologie muss einen finanziell messbaren Mehrwert schaffen.“ Laut Schröder gibt es in Deutschlands Industrieunternehmen aktuell ein hohes Effizienzpotenzial: „Investitionen gehen in der Regel in Erweiterungen des Maschinenparks oder neue Anlagen. Das

Wartungsmanagement wird daneben eher stiefmütterlich behandelt – Excel-Tabellen sind an der Tagesordnung – und ausgeführte Wartungsarbeiten werden rudimentär bis gar nicht, geschweige denn einheitlich dokumentiert.“

SINNVOLL DIGITALISIEREN Schröder und Adolphs arbeiteten im Rahmen ihrer Tätigkeit bei einem Softwarehaus, das sie maßgeblich mit aufgebaut hatten, an einem Projekt für Automatisierungstechnikhersteller Pepperl+Fuchs. Dieses entpuppte sich schließlich als Grundstein für die Ausgründung connectavo. Beim Projekt ging es um die Frage, wie man die Überwachung von Verbrauchsmaterialien im bestehenden Produktionsprozess sinnvoll digitalisieren und in den Instandhaltungsprozess integrieren kann. Die Ausgangslage: eine manuelle Überwachung der Verbrauchsmaterialien, Prozesse, bei denen Überwachung und Nachfüllprozess ausschlaggebend für die Verfügbarkeit sind, ein primär aus Sondermaschinen bestehender Maschinenpark und eine hauptsächlich ad-hoc erfolgende Kommunikation in der Produktionsumgebung. Die Lösung bestand in diesem Fall aus einer Hardware-Komponente, die den Füllstand des Verbrauchsmaterials kontinuierlich misst und einer Software-Komponente, die den Prozess digital abbildet und durch intelligente Analyse optimiert. Letztere – das connectavo Instandhaltungsportal – ist das Produkt des noch jungen Unternehmens: „Dieser Startschuss hat uns eindeutig gezeigt, wie groß der Bedarf an


solchen Tools ist und welche gewinnbringenden Vorteile die Implementierung für mittelständische Unternehmen haben kann.“

DATEN IN ECHTZEIT In diesem speziellen Fall sammelt und empfängt das Portal die Daten des Sensors in Echtzeit. Die Mitarbeiter haben zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, die tatsächlichen Füllstände der Maschinen zu überprüfen, oder über das Portal Grenzwerte festzulegen, bei deren Über- oder Unterschreiten automatisierte Arbeitsaufträge zum Nachfüllen angelegt werden. Die verantwortlichen Mitarbeiter werden dann beispielsweise per SMS über Arbeitsaufträge benachrichtigt, sodass sie vorausschauend das Auffüllen planen können. Darüber hinaus können auch andere Instandhaltungsarbeiten an den Maschinen und Anlagen verwaltet werden. Hier ist es hilfreich, dass das System Informationen über die Durchführung von Wartungen sammelt und katalogisiert. Dank des Lösungsansatzes ließen sich eine Reihe von Vorteilen realisieren. Das Risiko von Stillstandzeiten konnte verringert und das Zwischenlager aufgelöst werden. Die digitale Transparenz im Hinblick auf Planung und Durchführung sowie Dokumentation von Wartungsarbeiten erleichtert den Arbeitsalltag. Außerdem kann die Hardwarelösung unabhängig von den bestehenden Maschinen eingesetzt werden, sodass das System schnell

„Start-ups können der Industrie den Spiegel vorhalten“

und günstig installiert werden konnte. „Dank der schnellen Installation des Nachrüstkits konnte die Sensorik perfekt in das Internet der Dinge integriert werden. Durch das connectavo Portal konnte schnell ein praktischer Nutzen daraus gezogen werden“, so das Fazit von Benedikt Rauscher, Leiter Globale IoT/ I4.0 Projekte bei Pepperl+Fuchs.

STICHWORT OPTIMIERUNG Die Prozesse wurden in diesem Beispiel also digitalisiert und optimiert. Optimierung ist jedoch generell ein gutes Stichwort, wenn es um Start-ups geht. So auch im Hinblick auf neue Technologien. Dass das Management und die erfolgreiche Implementierung von Innovationen in weniger eingefahrenen Strukturen einfacher ist, hat auch Peter Kurstjens festgestellt. Er hat sich schon vorher in Führungspositionen bei Philips und Wacom mit neuen Technologien beschäftigt und bewusst mit dem Einstieg ins Start-up Aito einen neuen Weg eingeschlagen. Das Unternehmen hat eine Technologie zur Verbesserung der

Bedienfreundlichkeit von Touch-Systemen entwickelt. Touchscreens und Touchbuttons prägen unseren Alltag. Auch in Autos werden immer mehr (bewegungsempfindliche) große Bildschirme verbaut. Was oft fehlt, ist eine Bestätigung dafür, dass das Bedienfeld tatsächlich aktiviert wurde. „Die von Aito entwickelte Technologie erzeugt bei der Einbindung in solche Ober-flächen ein haptisches Feedback. Der Nutzer erhält eine Bestätigung dafür, dass ein Bedienfeld angesteuert wurde“, erklärt Kurstjens die Besonderheit des Systems. Dies ermögliche nicht nur eine benutzerfreundliche Bedienung, sondern erhöhe auch die Sicherheit. Weiter erklärt der CEO, dass gerade die Autoindustrie hierfür Aito-CEO Peter Kurstjens: „Start-up-Unternehmen müssen herausragende ein relevanter Markt ist: „Es gibt Produkte erbringen, wenn sie von der Industrie ernstgenommen werden immer mehr Funktionen, denen möchten.“ Foto: Aito ein Platz eingeräumt werden muss. Außerdem ist die Technik sehr platzspamit deren Hilfe das Aito-Wissen auf die rend, kann beispielsweise auch vor AirbagZulieferer übertragen wird. Diese experimenFlächen installiert werden und ermöglicht so tieren aktuell mit der Technologie. „Wir gehen neue Designs.“ davon aus, dass im Jahr 2020 die ersten Autos mit unserer Entwicklung auf dem Markt sein werden“, stellt Kurstjens in Aussicht. START-UPS SIND VORREITER Einen großen Kundenkreis bilden darum Automobilzulieferer für Bedienelemente. PIEZOTECHNIK IM EINSATZ Dennoch ist das Unternehmen zunächst auf Natürlich beschäftigen sich auch andere Herdie Automobilhersteller selbst zugegangen – steller mit der Entwicklung ähnlicher Systeme, mit Erfolg. „Das war sogar relativ leicht. Wir aber das Start-up ist von der Einzigartigkeit haben ihnen gezeigt, was wir zu bieten haben seiner Lösung überzeugt. Das Besondere und sind auf großes Interesse gestoßen“, sagt daran ist der Einsatz von Piezotechnik. „Die Kurstjens. Start-ups passen eben auch zu Technik dürfte fast jeder aus Geburtstagsgroßen Unternehmen wie BMW. Der Autokarten kennen – beim Aufklappen der Karte mobilhersteller hat erkannt, dass Start-ups im ertönt Musik. Bei uns erzeugt das Berühren Bereich softwarebasierter Technologien Vorder Bedienfläche ein haptisches Feedback“, reiter sind. Eine Konsequenz dieser Erkennterklärt Kurstjens. Eben eine einfach zu vernis ist das Projekt „Start-up Garage“. Hiermit bauende Technik, mit deren Hilfe vorhandene wolle man laut Unternehmensangaben die Systeme – wie Touchscreens – maßgeblich Hemmschwelle, an einen großen Konzern verbessert werden können. heranzutreten, verringern. Auch dieses Ergebnis ist laut Business Angel Aito gehörte zu den ersten Start-ups, die am Bulthuis auf eine typische Eigenschaft von BMW-Projekt teilgenommen haben: „Unsere Start-up-Unternehmen zurückzuführen: Technologie wurde in ein Konzept-Interieur „Ihnen geht es darum, für ein Problem eine eingebaut, um es in einer authentischen disruptive Lösung zu liefern, die zehnmal so Umgebung zu erproben. Das war eine gute gut ist, wie der Standard. Nur so können sie Gelegenheit, einem potenziellen Endkunden mit etablierten, viel größeren Unternehmen unsere Technologie zu demonstrieren. Zumal konkurrieren.“ Diese Einschätzung kann es auch eine Demonstration für das ManageAito-CEO Peter Kurstjens bestätigen: „Startmentteam des Konzerns gab und diese Erup-Unternehmen müssen herausragende fahrung in den Entscheidungsprozess rund Produkte und Dienstleistungen erbringen, um die Implementierung neuer Technologie wenn sie von der Industrie ernstgenommen miteingeflossen ist.“ Sicherlich eine gute Basis werden möchten. Projekte wie die BMW für Gespräche mit tatsächlichen Kunden – Start-up Garage sind starke Partner, aber sie den Zulieferern. Hier kommt dem 2012 entscheiden sich nur für die besten gegründeten Unternehmen zu Gute, dass sich Bewerber.“ das Management auch viele Gedanken um Kunden gemacht hat. Nicht nur, dass das System leicht zu verbauen ist. Es wurden auch www.connectavo.com Prozesse entwickelt, beispielsweise Trainings, www.aito-touch.com

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Brainport Industries ist ein niederländisches Zuliefernetzwerk von 100 Hightech-Unternehmen mit dem Fokus auf hochkomplexe Produkten mit niedriger Stückzahl (high mix, low volume, high complexity). Brainport Industries bietet einen fruchtbaren Boden und eine solide Struktur für Kooperationsprojekte den Bereichen Technologie, Markt und Mensch und vertritt die Interessen der Mitglieder auf politischer Ebene.

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BULTHUIS FÜNF MYTHEN ÜBER MITTELSTAND, START-UPS UND CORPORATE VENTURE CAPITAL Der Mittelstand ist eine treibende Kraft der deutschen Wirtschaft und ist mindestens so stark mit großen Innovationsund Digitalisierungsherausforderungen konfrontiert wie Großkonzerne. Also fragen sich viele Mittelständler, wie sie Zugang zu innovativen Start-ups bekommen, ohne in wilden Aktionismus zu verfallen. Als Hilfestellung soll an dieser Stelle mit fünf Mythen über die Kooperation mit Start-ups aufgeräumt werden.

Willem Bulthuis Global Executive, Board Advisor und Business Angel WBX Ventures München

willem.bulthuis@wbxventures.com

Mythos 1: Start-ups suchen vor allem Investoren: Sicherlich benötigen Start-ups Kapital. Aber noch mehr brauchen sie zahlende Kunden. Für B2B Start-ups sind Mittelständler, die oft flexibler agieren können als Großkonzerne, sehr attraktive (Pilot-)Kunden. Also sollten Mittelständler sich eher als Kunde und Partner positionieren. Mythos 2: Bewertungen von Start-ups sind so hoch, da können Mittelständler nicht mithalten: Die Start-ups, über die tagtäglich berichtet wird, sind oft reine Internetgeschäfte. Es gibt aber auch eher „bodenständige“ Start-ups; in Bereichen wie Hardware, Produktionsprozesse, Energie, Recycling. Diese wachsen langsamer, sind dafür aber nicht weniger interessant und bieten attraktive Investitions- und Kooperationsmöglichkeiten für Mittelständler. Mythos 3: Start-ups möchten gerne Unternehmen als Investor: Aber Corporate Investors könnten auch einen zu starken Einfluss auf Produkt und Strategie nehmen und ein eventueller Verkauf (Exit) des Start-ups deutlich erschweren. Deshalb ist für Start-ups ein unabhängiger Fonds (z.B. ein Multi-Corporate

Venture Fund), in dem ein Mittelständler einer von mehreren Kapitalgebern (Limited Partner) ist, eigentlich attraktiver. Mythos 4: Es gibt so viele interessante Start-ups – die finde ich schon selbst: Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die einfachste Begegnung in der Umgebung genau adressiert, was ein Unternehmen benötigt? Braucht man Zugang zu neue Technologien, Produkten, Märkten, Geschäftsmodellen, Prozessen? Um die wirklich besten Start-ups zu finden, müsste man tausende Start-ups screenen. So einen Pipeline kann ein einzelner Mittelständler ohne Hilfe nicht realisieren. Mythos 5: Ich bin schon erfolgreich, also werde ich es wohl auch schaffen, mit Start-ups zu kooperieren: Obwohl viele Mittelständler vor ein oder zwei Generationen selber als Start-up begonnen haben, gibt es sehr große kulturelle Unterschiede. Die Kooperation mit Start-ups geht meistens mit viel Change einher, worauf manche Mittelständer reflexartig mit dem Not-Invented-Here Syndrom, Angst vor Cannibalisation und mit Risiko-Meidung reagieren. Externe Unterstützung ist oft notwendig. Zusammenfassend: Mittelständler sollten aktiv mit Start-ups kooperieren, um Herausforderungen zu meistern. Idealerweise übernehmen sie dabei die Rolle des (Pilot-)Kunden und Partners oder möglicherweise Investors. Für das scouten der Startups, für die Strukturierung möglicher Beteiligungen und für das Coaching der Kooperation, sollte ein spezialisierter Partner mit Fokus auf den Mittelstand, genutzt werden.

Die Zukunft gestalten. Das wird von uns bei VIRO als die wichtigste Aufgabe und Herausforderung der modernen Technologie betrachtet. Wir möchten für innovative Produkte und Prozesse sorgen, die den Anforderungen von morgen entsprechen.

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NACHBARSCHAFT INTERNATIONALE ENTWICKLUNGSPARTNER, INNOVATIVE MASCHINENBAUER, MITDENKENDE LIEFERANTEN

NIEDERLÄNDISCHER ERFOLG AUF DEUTSCHEM MARKT Industrieunternehmen aus den Niederlanden treten in Deutschland auf unterschiedliche Weise in Erscheinung: beispielsweise als internationaler Entwicklungspartner, der bei neuen Projekten frühzeitig sein Know-how und seine Erfahrung einbringen kann; als innovativer Maschinenbauer, dessen Maschinen besser und schneller sind als die der Konkurrenz; oder als mitdenkender Lieferant von Produkten, die mit innovativer Technologie gefertigt sind. Der rote Faden ist die Co-Creation: Niederländische Lieferanten und deutsche Kunden arbeiten gemeinsam am Erfolg. VON HANS VAN EERDEN

TS-Group – Zentrale in Eindhoven – ist ein großer Primärlieferant für Hightech-Maschinenbauer, die u.a. in den Bereichen Halbleiter, Biowissenschaften und Digitaldruck tätig sind. Deutschland, „das Maschinenbauland Nummer eins in Europa“, sei daher ein sehr interessanter Markt für NTS, sagt Jack Meeuwsen, der bei der Gruppe für Sales & New Business verantwortlich ist. „Es ist kein schneller Markt. Man muss sich gut vorbereiten und den deutschen Partnern größtmögliche Sicherheit bieten. Die schriftliche Kommunikation führe ich auf Englisch, das ist bei unseren großen Kunden üblich. Bei mündlichen und informellen Nachrichten jedoch nutze ich Deutsch; das wird geschätzt.“

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CO-CREATION Meeuwsen erkennt bei (potenziellen) deutschen Kunden großes Interesse an der „kreati-

ven Art des Konstruierens“, die bei der niederländischen Zulieferindustrie gängig ist. „Die Arbeitsweise, bei der auch Konkurrenten in einer Zulieferkette zusammenarbeiten, ist in Deutschland noch nicht so bekannt. Ich stelle aber fest, dass Unternehmen unsere Kultur der offenen Innovation durchaus schätzen.“ Dazu gehört, dass niederländische Zulieferer nicht nur nach einer komplett fertigen Designvorlage (Build-to-Print) arbeiten. „Wenn wir Möglichkeiten für Änderungen sehen, die Kosten sparen oder das Produkt verbessern, dann sagen wir das dem Kunden und helfen ihm auf diese Weise.“ Außerdem arbeiten sie immer häufiger Build-to-Spec, was bedeutet, auf der Grundlage einer Spezifikation des Kunden, eine Komponente oder ein Modul zu entwerfen und zu produzieren. Kürzlich noch bezog ein deutscher Kunde den Zulieferer NTS bei der Entwicklung eines großes Moduls direkt vom ersten Tag an mit ein. Die frühe Beteiligung der Zulieferer (das Early-Supplier-Involvement-System) komme

Die vollautomatische Mikrotiefziehmaschine von Mubion. Das eingefügte Foto zeigt ein kleines Produkt, das nur mit Mikrotiefziehen anzufertigen ist. Fotos: Mubion

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in Deutschland noch nicht so häufig vor, so Meeuwsen. Er führt den Erfolg auf das Angebot von NTS zurück: „Wir können hochwertige Module und komplette Maschinen entwickeln, montieren und die kritischen Komponenten selbst fertigen. Unsere Kompetenz bei der Machbarkeit bringen wir dabei natürlich ein. Hinzu kommt, dass – im Gegensatz zu vielen deutschen Zulieferern, die sich in erster Linie noch auf den großen internen Markt konzentrieren – unsere Produktionsstätten weltweit zur Verfügung stehen, um unseren Kunden im jeweiligen Zielgebiet auch den erforderlichen Service in der Nähe bieten zu können. Da kommen unser Pragmatismus und unsere Flexibilität zum Tragen.“ Aufbauend auf diese Stärken, möchte sich NTS noch stärker als Entwicklungspartner für große deutsche HightechMaschinenbauer etablieren.

QUALITÄT IN DER VERARBEITUNG Niederländische Maschinenbauer sind auf ihre Weise ebenfalls auf dem deutschen Markt aktiv. Zu ihnen gehört Q-Fin Quality Finishing. Angesiedelt in Bergeijk, in den südlichen Niederlanden, gehört das Unternehmen zur BM Holding, der auch die Zulieferer Bax Metaal, Laserparts und RVS Finish angehören. Q-Fin fertigt Maschinen für das voll- und halbautomatische Entgraten, Schleifen und Kantenverrunden von Metallblechteilen im Bereich von 10 bis 1.200 Millimeter Breite und in beliebiger Länge. Mit Innovationen möchte Q-Fin in die europäische Top-3 vorstoßen. Das Unternehmen ist deshalb vor einigen Jahren auf den deutschen Markt gegangen. Im vergangenen Jahr war es prominent auf zwei wichtigen Messen vertreten, der Blechexpo in Stuttgart und der DeburringEXPO in Karlsruhe. Dort präsentierte das Unternehmen unter dem Titel „New Design“ seine neuen Maschinen des Modelljahrs 2018. „Auf der DeburringEXPO hatten wir als einziger Aussteller mehrere laufende Maschinen aufgestellt, die großes Interesse auf sich zogen. Entgrat- und Schleifmaschinen sind in den letzten Jahren stark im Kommen. Jedes Unternehmen mit mehreren Schneidemaschinen im Hause, das auf sich hält, kann im Hinblick auf Produktqualität kaum länger ohne Entgratmaschinen auskommen. In den vergangenen Monaten wurde immer häufiger nach weitergehender Automatisierung des Entgratprozes-


ihnen über die Möglichkeiten des Mikrotiefziehens bei ihren Produkten mitdenken können. ‚Endlich jemand, der uns helfen kann‘, sagen sie häufig.“ Außer bei den kleinen Abmessungen gibt es auch bei der Form der Produkte Möglichkeiten: Wenn sie wegen ihrer Form nicht Jack Meeuwsen (NTS-Group): „Ich stelle fest, dass Unternehmen unsere Kultur der offenen Innovation durchaus schätzen.“ Foto: NTS zu drehen sind, weil sie beispielsweise dünnwandig komplexer Produkte, die im Mikrotiefziehveroder quadratisch sind, können sie mit Mikroses gefragt. Wir bieten Lösungen, und in fahren gefertigt werden. Mubion erhält über tiefziehen doch gefertigt werden. Deutschland entscheidet man sich doch in seine Webseite viele Aufträge aus DeutschAufträge kommen u.a. für medizintechnische erster Linie auf der Grundlage von Qualität land, aber auch aus der Schweiz und anderen Produkte und für Sensoren, die beispielsweise und Zuverlässigkeit. Unsere Maschinen zeich(europäischen) Ländern. Das Unternehmen eine sehr dünne Sensorspitze benötigen; je nen sich durch ihre Bedienungsfreundlichkeit, ist ein Spin-Off von Trios Precision Engidünner, desto empfindlicher ist der Sensor Schnelligkeit und Möglichkeit des richtungsneering aus Neede im Osten der Niederlande. und desto schneller die Reaktion. Die Stücklosen Finish aus und bieten damit den Mikrotiefziehen ist das Formen von Produkzahlen, die Mubion fertigt, können sich gewünschten Grad der Verarbeitung. Kunden ten aus Metallfolie in einer Stärke von hundurchaus bis auf 100.000 belaufen. Die techwerden auch sensibler hinsichtlich des dertstel Millimetern. Das geschieht in einer nischen Möglichkeiten des Mikrotiefziehens Designs. Darauf reagieren wir mit unseren Matrize, in der mithilfe eines Stempels das sprechen die deutschen Ingenieure an, haben New Design 2018-Modellen“, sagt Joost Metall – beispielsweise rostfreier Stahl, Titan, Dijkstra und Reurink schon bemerkt – vor Kouwenbergh, Programmmanager bei Q-Fin. Aluminium oder Platin – plastisch zu einem allem bei medizinischen Anwendungen, aber Inzwischen kann Q-Fin bereits auf mehrere nahtlosen Hohlkörper mit einer theoretisch auch in der Raumfahrt-, der Optik- und gute Referenzen in Deutschland verweisen. gleichmäßigen Gesamtwandstärke und glatter Sensorindustrie. Zu nennen ist die Zusammenarbeit mit Oberfläche geformt werden. Mit relativ einARKU in Baden-Baden. Ein Unternehmen, fachen und nicht allzu teuren Werkzeugen das vor allem für die Maschinen zum Richten www.nts-group.nl sind komplexe Formen und kleine Produkte großer Blechprodukte bekannt ist. „Weil www.qfin-entgraten.de mit einer hohen Präzision zu ARKU in seinem Programm für Entgratwww.mubion.de fertigen. maschinen noch eine Lösung für kleinere Viele Entwerfer dächten hauptProdukte fehlte, waren unsere F200 XL und sächlich noch an konventionelle F600 interessant für das Unternehmen. Einige Bearbeitungsweisen wie Drehen Maschinen von uns sind bei ARKU in Betrieb. und Fräsen. Mit Mikrotiefziehen Sie werden für Lohnarbeiten eingesetzt, die könnten jedoch dieselben, wenn dort auch ausgeführt werden. Darüber hinaus nicht sogar komplexere Produkte hat ARKU bereits einige unserer Maschinen preiswerter gefertigt werden. an eigene Kunden verkauft. Wir arbeiten auch Die Herausforderung sei, diese mit anderen deutschen Händlern zusammen, Technik bei den Konstrukteuren liefern unsere Maschinen und stellen sie auch bekannt zu machen. Doch gebe direkt bei den deutschen Kunden auf. Deutes bereits jetzt großes Interesse, sche Monteure haben wir auch schon für den betont Trios-Geschäftsführer Kundendienst ausgebildet. Denn wir erwarten Hielke Dijkstra: „Es geht vor von unseren Händlern, dass sie das Q-Finallem um den Anlauf bei neuen Zertifikat erlangen, damit wir Garantie auf Produkten, wenn große Serien den Kundendienst an unseren Maschinen noch nicht benötigt werden. gewähren können.“ Sicherheit über alles. Wir können bei der Produktentwicklung unterstützen, wenn MIKROTIEFZIEHEN der Entwurf noch nicht festgelegt Außer an neuen Maschinen sind deutsche ist und wir die Grenzen des Unternehmen auch an neuer ProdukttechnoMachbaren erkennen können.“ logie aus den Niederlanden interessiert. Das Mit der F1200, der New Design-Maschine zum Entgraten, Schleifen und Reurink ergänzt: „Kunden finden sagt Verkaufsleiter Ronald Reurink vom Kantenverrunden von Metallblechen (bis 1.200 mm Breite), setzt Q-Fin es bemerkenswert, wie weit wir mit Quality Finishing einen neuen Standard. Foto: Q-Fin Unternehmen Mubion, Lieferant kleiner,

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CONNECT & COLLABORATE

NIEDERLÄNDISCHE HIGHTECHINDUSTRIE WIEDER SEHR PRÄSENT IN HANNOVER Insgesamt werden mehr als 240.000 Besucher aus 100 Ländern zwischen dem 23. und dem 27. April auf der Hannover Messe und der CeMAT an etwa 6000 Ständen erwartet. Die Veranstalter gehen davon aus, dass in diesen Tagen mehr als 5,6 Millionen Geschäftskontakte zustande kommen. Die Niederlande errichten u.a. einen Dutch Industrial Supply Pavilion. VON LUCY HOLL

A

uf der noch immer größten Industriemesse der Welt dreht sich natürlich alles wieder um Industrie 4.0. Das diesjährige Leitthema in Hannover ist „Integrated Industry – Connect & Collaborate“. „Digitale Transformation ist zurzeit das angesagte Thema in der Industrie, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Es ist kein Geheimnis: Die digitale Transformation verändert die Industrie komplett. Was ebenfalls unzweifelhaft ist: Die Produktion kommt nicht ohne eine entsprechend

ausgeklügelte Logistik aus. In diesem Jahrhundert der weltweiten Lieferketten müssen wirklich alle Prozesse sehr effektiv aufeinander abgestimmt sein“, sagt Marc Siemering, Geschäftsbereichsleiter/Senior Vice President beim Organisator Deutsche Messe. Das Hauptthema der benachbarten CeMAT, der Messe für Intralogistik und Lieferkettenmanagement, schließt nahtlos an das der Hannover Messe an: „Connected Supply Chain Solutions“. Marc Siemering: „Hannover Messe und CeMAT zeigen gemeinsam, wie Unternehmen ihre Produktion und Logistik

ÜBERSICHT DER NIEDERLÄNDISCHEN PAVILLONS AUF DER HANNOVER MESSE 2018 • Halle 2: Holland High Tech House • Halle 4: Dutch Industrial Supply Pavilion • Halle 8: Holland IT & Smart Industry House In Halle 2 stehen Research & Technology im Mittelpunkt. Niederländische Forschungseinrichtungen sind aufgrund ihres Know-hows und ihrer kreativen Vorgehensweise immer häufiger geschätzte Partner deutscher Organisationen. Zum fünften Mal präsentiert der niederländische HighTech-Systems-and-Materials-Bereich seine Innovationen. Zahlreiche Hightech-unternehmen, Forschungseinrichtungen und Industriedachverbände sind mit eigenen Ständen präsent. In Halle 4 der Hannover Messe befindet sich die größte Gruppe niederländischer Zulieferer. Sie sind im Dutch Industrial Supply Pavilion vertreten. Deutschland ist bereits seit Jahren vor allem im Bereich erstklassiger Technologieprodukte der wichtigste Handels- und Innovationspartner der Niederlande. Halle 8 beherbergt Industrie 4.0 und IT-Solutions. Niederländische Unternehmen präsentieren ihre IT-

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Lösungen in den Bereichen Internet der Dinge (IoT), Cloud, Big Data, Cybersicherheit, Blockchaintechnologie und Software Robotik. Besonderes Interesse gilt den Anwendungen beispielsweise in den Bereichen Automotive, Gesundheitsbranche, Agrikultur und Infrastruktur. Die niederländischen Einrichtungen 4TU, Brainport Industries, ECP | Platform voor de Informatie-Samenleving, FME, Koninklijke Metaalunie, Mikrocentrum, NEVAT, Smart Industry und StartupDelta präsentieren gemeinsam mit dem niederländischen Wirtschafts- und Umweltministerium sowie den niederländischen Botschaften in München und Berlin ein umfassendes Programm bestehend aus Seminaren, kollektiver Kontaktbörse und Vorführungen.

START-UP-MISSION Sonderbeauftragter Constantijn van Oranje führt eine niederländische Start-up-Mission zur Hannover Messe 2018 an. Die Start-ups dieser StartupDelta-Mission gehen mit ihren cleveren Produkten auf die immer weitergehende Digitalisierung und gegenseitige Verflechtung von Produkten, Wertschöpfungsketten und Unternehmensmodellen ein. Sie konzentrieren sich u.a. auf den 3D-Druck, Drohnen, Photonik, Robotik, Künstliche Intelligenz und Virtual Reality. Die Start-up-Mission ist an zwei Tagen in Halle 17 zu finden.

integrieren und optimieren können: Industry 4.0 meets Logistics 4.0 in Hannover.“ Verteilt über mehr als zwanzig Hallen wird das Thema in weiteren Leitmessen vertieft: • IAMD – Integrated Automation, Motion & Drives • Digital Factory – IT and Software for Factories and Machinery • Energy – Energy Technologies, Mobility & Energy Infrastructure • Industrial Supply – Subcontracting, Lightweight Design & Surface Technology • Research & Technology – Research & Development Während der Messe sind mehr als achtzig Konferenzen und Foren mit etwa 2000 Vorträgen und Podiumsdiskussionen vorgesehen. Themen werden u.a. sein: Künstliche Intelligenz, Kollaborative Roboter (Cobots), 3DDruck, Integrated Energy, Leichtbauweise und Industrie 4.0. Am Donnerstagabend, den 26. April, dem Vorabend des niederländischen Königstags, gibt es einen besonderen Umtrunk: Am Ende dieses vierten Messetages wird in der Münchner Halle das traditionelle, niederländische Oranjefeest gefeiert. In der letzten Aprilwoche werden sich wieder Dutzende niederländische Unternehmen mit einem eigenen Stand oder in einem der niederländischen Pavillons präsentieren (siehe Infokasten). Zu den in Hannover vertretenen niederländischen Unternehmen gehören u.a.: WBM Staalservice Centrum (Halle 4, Stand D47), Contour (4, C42), Machinefabriek Boessenkool (27, L18), Bronkhorst (11, A50), Nijdra (4, D34) und VDL Group (4, C34). www.hollandtradeandinvest.com www.hannoverconsultancy.nl www.hannovermesse.de


In diesem Themenblock porträtieren wir niederländische Unternehmen die über ihre Komplementarität zur deutschen Industrie berichten.

TOP-HIGHTECH NACHBARN

247TAILORSTEEL BLECHVERARBEITENDES UNTERNEHMEN EROBERT DEUTSCHEN MARKT MIT ONLINE-ASSISTENTIN SOPHIA

„ANGEBOTE IN ECHTZEIT“ Hohe Produktionskosten ade! Die Fertigung ist ausgelastet oder die laufenden Kosten für einen eigenen Maschinenpark lohnen sich nicht? Kein Problem für 247TailorSteel. Als „Plug in Company“ liefert das niederländische Unternehmen maßgeschnittene Bleche, Rohre und Kantteile genau dann, wenn der Kunde sie benötigt. Eine automatisierte Produktion sowie das Online-Assistenzsystem SOPHIA machen es möglich – rund um die Uhr. Qualitative Lösungen und ein ebensolcher Service finden Anklang beim Kunden, der je nach Bedarf durch das Outsourcen der Produktion seine Gesamtkosten reduzieren kann. Typische Reaktion: „Dank euch konnten wir deutlich wachsen.“

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m produzierenden Gewerbe ist es wichtig, dass hochwertige Materialien schnell verfügbar sind. Um dies zu gewährleisten, ist längst keine kostenintensive Lagerhaltung mehr nötig. Auch auf die noch teurere eigene Produktion kann verzichtet werden. Denn moderne Zulieferer punkten mit genau diesen Aspekten. Auch 247TailorSteel weiß, dass eine schnelle Lieferung und hohe Qualitätsstandards ein Muss sind. „Außerdem ist die Zuverlässigkeit ein entscheidender Faktor, wenn man sich auf einen externen Partner verlässt“, ergänzt Guido Schumacher, CEO des Unternehmens.

WACHSTUM IN DEUTSCHLAND „Bei 247TailorSteel versetzen wir uns immer wieder in die Situation unserer Kunden hinein und überlegen, wie wir die Kosten senken können, um bei ihnen die Basis für weiteres Wachstum zu schaffen“, sagt Schumacher. Und das nicht nur in den Niederlanden, sondern zunehmend auch in Deutschland. Das Unternehmen ist auf Expansionskurs: Der Konzernumsatz ist von 2016 auf 2017 um 16 Millionen Euro auf 53 Millionen Euro gestiegen. Für dieses Jahr ist ein Umsatz von 73 Millionen Euro geplant. Das Wachstum äußert sich auch in Erweiterung des deutschen Standortes. „Wir sind aus unserem Mietsgebäude in Bremen rausgewachsen und haben uns für den Bau eines eigenen Werks entschieden“, erklärt Schumacher. Im April wird der Betrieb in Oyten aufgenommen. Mit dem neuen Standort wird nicht nur die Maschinenzahl vervierfacht, auch die Mitarbeiterzahl wird mehr als verdoppelt: Acht Laser, vier Biegebänke und 55 Mitarbeiter werden im 6.000 Quadratmeter großen Gebäude Einzug halten. Und damit ist das Ende

nicht erreicht: „Es gibt Überlegungen, den für einen späteCEO Guido Schumacher: „Die Zuverlässigkeit ist ein entscheidender Faktor, wenn man sich auf ren Zeitpunkt geplanten Bau einer einen externen Partner verlässt.“ Foto: Theo Kock weiteren Halle in Kunden bessere Preise anbieten als bei SprinOyten vorzuziehen. Mit der Einstellung eines tern“, erklärt Schumacher. Neben der AngeProduktionsleiters ist außerdem der Startbotserstellung ist SOPHIA für die Steuerung schuss für einen Standort in Nordrhein-Westvon Produktion und Logistik verantwortlich. falen gefallen. Seine Aufgabe ist es, ein passendes Mietobjekt und qualifizierten Mitarbeiter zu finden, damit wir schnellstmöglich mit der EINFACHHEIT, DIE BEGEISTERT Produktion beginnen können.“ „Wir arbeiten mit hochmodernen Technologien und haben viele Prozesse automatisiert; trotzdem darf der menschliche Aspekt nicht SMART FACTORY-ANSATZ verloren gehen. Unsere Kunden haben deshalb Egal ob Holland oder Deutschland, Varsseveld – zusätzlich zu einem benutzerfreundlichen oder Oyten – 247TailorSteel verfolgt einen Tool wie SOPHIA – Ansprechpartner, die ganzheitlich Smart Factory-orientierten ihnen bei Fragen zur Seite stehen und gerne Ansatz. All das basiert auf einer Idee oder vielFeedback und Anregungen entgegennehmen. mehr Vision des Unternehmensgründers und Ich fahre selbst regelmäßig mit den Kollegen -inhabers Carel van Sorgen: Eine digitalisierte Zeichnung des benötigten Bauteils soll ausaus dem Vertrieb zu Kunden und freue mich reichen, um die gesamten Prozesse in der über deren Begeisterung, wenn sie feststellen, Produktion zu steuern – Stichwort Automatidass unser System dermaßen einfach zu sierung. Diese Idee wurde geboren, lange bedienen ist“, berichtet Schumacher. Die Zahbevor Begriffe wie Industrie 4.0 und Smart len sprechen für sich: 300 bis 350 Neukunden Industry den Alltag und das Denken fertigenverzeichnet das Unternehmen monatlich. der Unternehmen prägten. Mit ein Grund für den Erfolg des UnternehDie inhouse Entwicklung von SOPHIA ist mens ist sicherlich auch, dass nicht nur die demnach eine logische Konsequenz. Das Optimierung von Prozessen ein zentraler System analysiert die online zur Verfügung Aspekt der Firmenphilosophie ist, sondern gestellten Zeichnungen des Kunden und lieauch das große Interesse am Erfolg der fert in Echtzeit ein entsprechendes Angebot. Kunden. Carel van Sorgen hat die Essenz des Dies gilt für Prototypen aber auch für SerienUnternehmens folgendermaßen formuliert: fertigung. Bei der Preiskalkulation bezieht das „Unser gesamtes Handeln orientiert sich System außerdem den gewünschten Lieferan den Bedürfnissen der Kunden.“ Die Basis termin mit ein – wer langfristig plant, kann für Erfolg auf beiden Seiten. Mit besten sparen. „Wir können den Materialverbrauch Perspektiven… besser planen und haben weniger Verschnitt. Unter diesen Umständen können wir den www.247tailorsteel.com

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TOP-HIGHTECH NACHBARN

CONTOUR CONTOUR BEGLEITET PRODUKTE ÜBER DEN GESAMTEN LEBENSZYKLUS

PARTNER FÜRS LEBEN Von der Idee bis zur Instandhaltung: Die Contour Group begleitet ihre Kunden während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Das Unternehmen ist Spezialist für Präzisionsblechbearbeitung, Hightech-Mechatronik und Systemintegration. „Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit unseren Kunden können wir das optimale Produkt zum besten Preis entwickeln. Das ist unser große Mehrwert“, erläutert Prokurist Willem Verhoef. Contour sei sozusagen der One-Stop-Lieferant für Komplettlösungen.

auf der langfristige Kundenbeziehungen aufgebaut werden können. Im Verbund mit dem niederländischen Cluster „Medizintechnik Holland“, das von dem Zuliefernetzwerk Brainport Industries ins Leben gerufen wurde, ist Contour ebenfalls in Deutschland aktiv. Warum dieses Cluster? „Medizintechnik ist eine unserer wichtigsten Branchen“, erklärt Verhoef. Rund 40 Prozent des Gruppenumsatzes erzielt Contour im Bereich der Medizintechnik. Auf mehreren deutschen Fachmessen habe sich der Eindruck bestätigt, dass in dieser Branche noch große Potenziale für das Unternehmen schlummern.

VIER EINHEITEN

Rund 40 Prozent des Gruppenumsatzes erzielt Contour im Bereich der Medizintechnik. Ein Beispiel ist ein Dosiersystem für Medikamente. Foto: Contour

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in wichtiger Grundpfeiler der Unternehmensphilosophie ist die frühzeitige Einbindung bei der Entwicklung neuer Produkte. „Immer mehr Kunden entdecken die Vorteile von Early Involvement. Für uns ist das schon lange Standard”, verdeutlicht Verhoef. Aufgrund der breiten Fachkenntnis und Kompetenz der Mitarbeiter geht diese Entwicklung immer weiter. „Bei einigen Kunden geht das Early Involvement inzwischen soweit, dass auch die Produkt- und Systementwicklung an uns ausgelagert wird – wir sind somit der Partner für den gesamten Lebenszyklus des Produktes. Und das wollen wir auch bleiben“, verdeutlicht Verhoef. Es sei jedoch immer noch viel zu oft zu beobachten, dass Mechanik und Elektronik unabhängig voneinander entwickelt würden – das führe zu erheblichen Verzögerungen und Mehrkosten. Neben gemeinsam mit den Kunden entwickelten Produkten fertigt Contour auch Teile und Komponenten auf Basis von Kundenspezifikationen an – sowohl auf Projektbasis als auch für kleine und mittelgroße Serien. „Im

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Bereich Präzisionsblechbearbeitung können wir dank unserer weitgehend automatisierten Produktion auch große Serien anfertigen“, erläutert Verhoef. Darüber hinaus können die Ingenieure des Unternehmens komplett montierte und getestete Module, Systeme und Apparate liefern. Die jüngste Spezialität von Contour sind mechatronische Komponenten, Kabelbäume und elektronische Steuerungseinheiten für den Maschinenbau.

DEUTSCHER MARKT Contour verfügt bereits über langjährige Erfahrung auf dem deutschen Markt. Rund 30 Prozent des Umsatzes werden hierzulande erzielt. „Der deutsche Markt wird für uns immer wichtiger“, betont Verhoef. Deshalb wurde 2012 die Contour GmbH gegründet. „Damit sind wir näher am Kunden. Das bedeutet in Deutschland auch, dass wir die kulturellen Unterschiede leichter überwinden können, die zwischen Deutschen und Niederländern im Geschäftsleben immer noch herrschen.“ Das sei eine wichtige Grundlage,

Die Contour-Gruppe besteht aus vier Einheiten. Die Contour Covering Technology BV bildet als Kompetenzzentrum für Blechbearbeitung die Basis für den Erfolg der Gruppe. Die Contour Advanced Systems BV hat sich als Systemlieferant und Systemintegrator etabliert – vor allem im Bereich von High-Tech Projekten sowie Modul- und Apparatebau. Die Contour Electronic Modules BV ist auf mechatronische Komponenten, Kabelbäume und Module für den industriellen und öffentlichen Sektor spezialisiert. Mit den Kernkompetenzen Engineering, Produktion, Test und Zusammenbau werden Produkte für die Forschung und Entwicklung, für Prototypen und kleine bis mittlere Serien für High Tech Märkte realisiert. Die vierte Einheit ist die deutsche GmbH des Unternehmens.

INVESTITIONEN Stillstand ist Rückschritt: Gemäß dieser Devise ist die weitere Entwicklung des Unternehmens für Verhoef unerlässlich. „Wir wollen unsere Kompetenzen weiter stärken, werden in die weitere Automatisierung und Robotisierung investieren. Zudem wollen wir unsere Kooperation mit spezialisierten Partnern formalisieren und ausbauen. Auf diese Weise wollen wir bei den Entwicklungen Richtung Industrie 4.0 weiterhin ganz vorne mit dabei sein“, gibt der Prokurist die Richtung vor. Aus dieser Ausrichtung leitet sich letztendlich das Ziel der Contour-Gruppe ab: Die Kunden noch besser zu unterstützen. Von der Idee bis zur Instandhaltung… www.contour.eu www.brainportindustries.com www.medizintechnikholland.com


TOP-HIGHTECH NACHBARN

JEVEKA SPEZIALIST FÜR BEFESTIGUNGSELEMENTE UND WERKZEUGE

IMMER AUF DER SUCHE NACH DER RICHTIGEN VERBINDUNG Die Kunden genau kennen: Der Großhändler Jeveka aus dem niederländischen Almere ist auf hochwertige Befestigungselemente und Werkzeuge spezialisiert. „Außer in die internen Prozesse investieren wir viel in die Kundenbeziehungen“, betont Geschäftsführerin Stephanie Veltkamp. So möchte das Unternehmen bei den Herausforderungen, vor denen die Kunden stehen, von Anfang an mitdenken und Lösungen entwickeln. Diese Kundenorientierung steht wie das hochwertige Produktportfolio im Mittelpunkt.

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ah am Kunden – was heißt das für Jeveka konkret? „Eigentlich selbstverständlich, doch für uns hat das eine strategische Dimension. Wir wollen unsere Kunden genau kennen, wollen wissen, was sie künftig benötigen, wie sie ticken und wo sie Unterstützung brauchen“, erklärt die Geschäftsführerin. In der schnelllebigen Gegenwart sichere sich das Unternehmen damit einen Wettbewerbsvorteil. „Industrie 4.0, Digitalisierung, Automatisierung, Timeto-Market – bei diesen ganzen Schlagwörtern kann man meinen, dass der Kunde keine Rolle mehr spielt.“ Hier will Jeveka gegensteuern. „Unsere eigenen Prozesse haben wir im Griff; sie tragen dazu bei, dass wir die Kunden unterstützen und bestmöglich beliefern. Entscheidend ist aber, dass wir alles über sie wissen.“

MITDENKEN Um dieses Ziel zu erreichen, wollen die Mitarbeiter bei allen Herausforderungen ihrer Kunden von Anfang an mitdenken. Wie muss man sich das vorstellen? „Unsere Produkte sind im Einkaufsprozess unserer Kunden nur ein kleines Puzzleteil. Deshalb können die Einkäufer nicht allzu viel Zeit dafür aufwenden. Das heißt für uns: Wir müssen ihnen die Arbeit erleichtern und auf Anhieb die passenden Befestigungselemente liefern. Und das klappt nur, wenn wir von Beginn an wissen, wofür die Produkte benötigt werden, welche Anforderungen sie erfüllen müssen etc.“, so Stephanie Veltkamp. Deshalb bieten die Kundenberater an, schon in der Designphase neuer Produkte mitzudenken – und sei es nur als Sparringspartner beim Brainstorming. Die Expertise des Jeveka-Teams wird auch aus

Unbrako Hochfeste Innensechskantschrauben.

einem anderen Grund gerne in Anspruch genommen: „Unsere Elemente sind zwar entscheidend, aber sicherlich nicht die spannendsten Teile eines neuen Produktes. Deshalb haben wir es häufig mit Junior-Einkäufern zu tun. Diese Berufseinsteiger haben natürlich nicht die Erfahrung altgedienter Kollegen. Darum herrscht oft ein grundlegender Beratungsbedarf, den wir gerne erfüllen. Das bildet die Grundlage für eine langfristige Vertrauensbeziehung.“

Geschäftsführerin Stephanie Veltkamp. Fotos: Jeveka

INDIVIDUELLE LAGERBESTÄNDE

DEUTSCHER MARKT

Die Anforderungen der Kunden sind so vielfältig wie die Branchen, in denen sie tätig sind. Aufgrund der engen Abstimmung zwischen Kunden und Beratern kennen die Jeveka-Spezialisten auch die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Auftraggeber. „Für einige Kunden ist das wichtigste Kriterium, dass die Produkte rechtzeitig geliefert werden.“ Um diese Anforderung erfüllen zu können, hat Jeveka umfangreiche Lagerbestände aufgebaut, teilweise individuell für einzelne Auftraggeber. „In einigen Fällen wissen wir sogar besser, was die Kunden bei uns bestellt haben, als sie selbst.“ Allen Kunden ist die Qualität der Produkte wichtig. „Deshalb vertreiben wir nur hochwertige Markenware. Wir konkurrieren nicht mit Billigprodukten aus Asien“, betont die Geschäftsführerin. Großkunden haben bei Jeveka feste Ansprechpartner mit internen Backups. „Wir wollen nicht das schnelle Geschäft, sondern denken auf lange Sicht.“ Um diese Strategie umsetzen zu können, sind die Mitarbeiter mehrere Monate im Jahr unterwegs auf Kundenbesuch. „Wir möchten erfahren, wo wir uns verbessern können, was künftig ansteht, worauf wir uns einstellen können.“

Jeveka ist kurz gesagt immer auf der Suche nach der am besten passenden Verbindung, buchstäblich und im übertragenen Sinne. Das Unternehmen investiert kontinuierlich in Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Produkte und arbeitet bewusst an Qualität, Genauigkeit und Vertrauen. In Deutschland konzentriert sich Jeveka auf den Vertrieb von drei Marken: Unbrako (zuverlässige Innensechskantschrauben), Kato (Tangless Gewindeeinsätze) und Befestigungsartikel für Vakuum, alles aus dem Lagerbestand lieferbar. Seit fünf Jahren ist das Unternehmen verstärkt in Deutschland aktiv. Ein weiterer Schritt, um auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen, da-mit die Kundenberater künftig auch die deutschen Auftraggeber besser kennenlernen…

ÜBER JEVEKA Jeveka ist seit über 80 Jahren Spezialist für Verbindungselemente und Werkzeuge. Das familiengeführte Unternehmen hat seinen Sitz 2014 von Amsterdam nach Almere verlegt. Das Portfolio des unabhängigen Großhändlers umfasst rund 70.000 Produkte. www.jeveka.com

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BRONKHORST NIEDERLÄNDISCHER MESSTECHNIK-SPEZIALIST ENTWICKELT SENSOR FÜR KLEINSTE DURCHFLÜSSE

UNTERNEHMEN ZUM PRAXISTEST EINGELADEN Vom Labor in die Praxis: Nach intensiver Zusammenarbeit des im niederländischen Ruurlo ansässigen Unternehmens Bronkhorst der Universität Twente (UT) ist ein neuer Sensor für die Erfassung kleinster Durchflussmengen auf dem Weg zur Marktreife. Der Prototyp ist bereit für erste Einsätze in Unternehmen.

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as Besondere an diesem Durchflusssensor ist die Anwendung des Coriolis-Prinzips für die Messung kleinster Durchflussmengen. Dieses von Temperatur, Druck, Durchflussprofil und Flüssigkeitseigenschaften unabhängige Prinzip wird hauptsächlich für die Messung großer Durchflussraten von mehr als einem Kilo pro Stunde eingesetzt. Dank einer Kombination mit der MEMS-Technologie kann das CoriolisPrinzip nun auch in der Mikrofluidik eingesetzt werden – gemessen werden Gramm und Milligramm pro Stunde.

MITEINANDER LÖSUNGEN FINDEN

ROHRWÄNDE MEMS steht für Micro Electro Mechanical System; die dahinterliegende Technologie ist vergleichbar mit der von Halbleitern, wird jedoch nicht für Elektronik-Chips, sondern Sensoren und kleinste mechanische Bauteile verwendet. „Basierend auf dieser Technologie haben wir gemeinsam mit der Universität Twente einen Prozess entwickelt, den wir ‚Surface Channel Technology‘ nennen. Dies ermöglicht uns die Herstellung von Rohren oder vielmehr Röhrchen aus Siliziumnitrid, deren Wände nur einen Micrometer dick sind. So können die relativ schwachen Coriolis-Kräfte trotz der äußerst niedrigen Durchflussraten erfasst werden. Dies wäre beim herkömmlich verwendeten Material Edelstahl nicht möglich gewesen“, erklärt MEMSProduktmanager Dion Oudejans. Der Prototyp kommt einer Versinnbildlichung des Spezialgebiets von Bronkhorst gleich. Denn dieses bezieht sich auf „Low flow fluidics handling technology“. „Low flow“ unterstreicht die Ausrichtung der Mess- und Regelinstrumente auf geringere Durchflussmengen, „fluidics handling“ das umfassende Messen von Durchfluss, Druck, Dichte, Viskosität und Temperatur und „technology“ die zusätzliche Ausrichtung des Unternehmens auf Komplettlösungen. „Das Produkt an sich ist zwar keine Komplettlösung, kann aber tatsächlich für die verschiedensten Medien eingesetzt werden. Und das ohne den Sensor für jedes spezifische Fluid kalibrieren zu müssen, wie es bei herkömmlichen MEMS-Durchfluss-

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für eine Markteinführung zu gewinnen.“ Mögliche Einsatzgebiete sind Branchen wie Life Science, Chemie, Nahrungsmittel, Labore, Krankenhäuser und Universitäten; spezifischer handelt es sich beispielsweise um Technologien wie Lab-on-a-Chip, medizinische Dosiersysteme, Organ-on-a-Chip, chemische Mikroreaktoren sowie die Pumpen- und Durchflussmesser-Kalibrierung. So vielfältig wie die Anwendungsgebiete sind auch die Funktionen, die schon bei der ersten Generation über die Messung der Durchflussmenge hinausgehen. Bereits jetzt können zusätzlich Dichte und Temperatur gemessen werden; zukünftig können weitere Parameter wie Druck und Viskosität hinzukommen.

Dion Oudejans ist als MEMS-Produktmanager mitverantwortlich für den neuen Sensor aus dem Hause Bronkhorst, der das Messen kleinster Durchflüsse ermöglicht. Foto: Bronkhorst

sensoren der Fall ist“, beschreibt Oudejans einen entscheidenden Vorteil.

IN DIE PRAXIS Der Stand der Dinge: „Nachdem wir über einen langen Zeitraum mit der entsprechenden Fachgruppe der UT zusammengearbeitet haben, sind wir nun dazu bereit, erste Versuche in der Praxis zu starten.“ Das niederländische Unternehmen stellt den Sensor Interessenten kostenlos für ein Jahr zur Verfügung. Produktmanager Oudejans über das Vorgehen: „Unternehmen, die sich für den Einsatz unseres Sensors interessieren, können uns unverbindlich kontaktieren. Gemeinsam beurteilen wir dann, ob der Einsatz des Instruments für den gewünschten Zweck sinnvoll ist. In dem Test-Jahr begleiten wir Unternehmen und Sensor, um für den Kunden die bestmögliche Anwendung des Systems zu erzielen sowie für uns weitere Erkenntnisse

Der Sensor gehört als Durchflussmessgerät zum Kerngeschäft des Familienunternehmens. Weitere Produktgruppen sind Durchflussregler und -Steuerelektronik. Wie am Beispiel des aktuellen Prototypens zu sehen ist, entwickelt Bronkhorst die Instrumente, montiert und kalibriert sie. Nur die Metallbearbeitung und die Platinenbestückung übernehmen zuverlässige Partner. Miteinander Lösungen finden – das zählt dabei zu den Leitmotiven. Daher bezieht das niederländische Unternehmen oftmals frühzeitig Kunden mit ein und entwickelt mit ihnen das richtige Produkt und die maßgeschneiderte Lösung. Diese Phase hat für den Mikro-Sensor nun begonnen. „Am Ende kommt es natürlich auf eine hohe Qualität des Produktes an und dafür sind wir bereit, in Zeit und Erfahrungen zu investieren“, erklärt Oudejans. Das Unternehmen selbst verfügt über eine 35-jährige Erfahrung, ist innovativ und betont auch sein Verantwortungsbewusstsein. „Wir haben eine Verantwortung gegenüber den Kunden, den Mitarbeitern und dem Standort“, erläutert Oudejans. So setzt das Unternehmen beispielsweise auf Zulieferer aus der Region, wenn sich die Möglichkeit bietet und die Qualität stimmt. Neben aller regionalen Verbundenheit scheut das Unternehmen sich jedoch nicht davor, seine Lösungen außerhalb der Niederlande bekannt zu machen – Niederlassungen und Vertretungen sind weltweit zu finden. Dabei zählt Deutschland zu den wichtigsten und interessantesten Märkten. www.bronkhorst.com www.flow.ms/BL100MEMS


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BOZ GROUP BOZ GROUP BAUT AN DER FABRIK DER ZUKUNFT

WEITERE DIGITALISIERUNG IST UNERLÄSSLICH, DENN PRODUKTE WERDEN IMMER KOMPLEXER „Wir haben die Ambition, unsere Position unter den Top-10 in Europa, die wir nach Aussage unserer international operierenden Kunden innehaben, auszubauen und zu stärken“, sagt Corné van Opdorp, Geschäftsführer der BOZ Group in Bergen op Zoom. Zur Verwirklichung dieser Ambition investierte die BOZ Group 1,9 Million Euro in modernste Maschinen, intelligente Arbeitsmethoden, Schulungen und in ein angenehmes Arbeitsklima, um das Unternehmen noch zukunftssicherer zu machen.

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ie BOZ Group – mehr als 100 Mitarbeiter – ist als Systemlieferant spezialisiert auf Entwicklung & Engineering, Blechbearbeitung, Pulverbeschichtung, Laserschweißen sowie die Montage von Baugruppen. Das Unternehmen liefert Blechteile, Blechgehäuse, leichte Blechmodule und Baugruppen, aber auch komplette Maschinen und Apparate für die Lebensmittel- und Agroindustrie, die elektrotechnische Industrie, die Medizin- und Pharma-industrie sowie den Maschinen- und Apparatebau.

DIE MODERNSTEN AUF DEM MARKT Mit Blick auf die Fertigungsindustrie stellt Van Opdorp fest, dass Produkte immer komplexer werden. Das Gleiche gilt für den Anforderungskatalog der Kunden. Kostenrahmen, Qualität (Zero Defect) und eine gute Logistik sind wesentlich und Digitalisierung ist unerlässlich; deshalb machten ältere Abkantpressen Platz für die modernsten auf dem Markt, mit denen die Kapazität erheblich gesteigert werden konnte. Auch die neuen Schweißroboter erzielen einen vergleichbaren Effekt. Nicht nur der Output wurde gesteigert, sondern auch die Garantieleistung hinsichtlich der Verfügbarkeit. Für die Trumatic 6000 Stanz-Laser-Maschine kam die modernere Trumatic 7000, die dank des versenkbaren aktiven Unterwerkzeuges mögliche Kratzer am Blech ausschließt. Van Opdorp: „TRUMPF hat im letzten Magazin in einem ausführlichen Artikel die Innovationskraft, den modernen Maschinenpark, die effizienten Fertigungsprozesse sowie die Digitalisierung einen mutigen und richtungsweisenden Schritt der BOZ Group genannt.“

MAXIMALE SICHERHEIT Die BOZ Group hat auch in einen „Schulung aller Mitarbeiter ist eine absolute Notwendigkeit“, sagt Corné van Opdorp, Geschäftsführer der BOZ Group. Foto: Edwin Koolen anderen Aspekt der Möglichkeit einer Lasermarkierung mit einem Smart Factory investiert: das papierlose Arbeieinmaligen Dot-Matrix Code, der einfaches ten sowohl im Büro als auch in der ProdukScannen ermöglicht und somit jedes Produkt tion. Mögliche Übertragungsfehler und unbis zum Coating nachverfolgbar macht. Mit nötiges Suchen werden hierdurch vermieden. einem 3D-Printersystem wird die Möglichkeit Ein Faktor, der das Ideal einer papierlosen geboten, besondere Prototypen anzufertigen, Arbeitsweise relativiert, ist die Cybersicherdie für den Kunden eine Entscheidungshilfe heit. Bei der BOZ Group gab es bisher noch darstellen können.“ Außerdem verspricht sich keine Probleme, aber regelmäßig werden Van Opdorp von der weiteren AutomatisieAngriffsversuche von Hackern registriert. rung der Logistik mit fahrerlosen Transport„Wir sind realistisch und wissen, dass ein systemen eine zusätzliche Produktivitätsabsolut unangreifbares Netzwerk nicht steigerung. möglich ist. Durch kontinuierliches Training, optimale Backup-Systeme, Kontrollchecks sowie den Einsatz intelligenter Protokolle SCHULUNG NOTWENDIG erreichen wir eine maximale Sicherheit“, sagt Und last, but not least investiert die BOZ Von Opdorp. Group umfassend in die Schulung aller Mitarbeiter, und zwar sowohl intern als auch bei Maschinenlieferanten. Van Opdorp: „Dies ist JEDES PRODUKT VERFOLGBAR eine absolute Notwendigkeit, da auch in der Die interne Logistik bei der Zulieferung, wie der Transport von Materialien und HalbfertiProduktion immer mehr hoch qualifizierte gerzeugnissen von der einen BearbeitungsMitarbeiter benötigt werden, die auf dem station zur anderen, wurde ebenfalls weiter Arbeitsmarkt schwer zu finden sind. Als neue professionalisiert. So führte die InventarisieZielgruppe hat BOZ Asylanten mit Aufrung der Materialströme und die Suche nach enthaltsgenehmigung ausgemacht. Aus einer effizienten Lösungen u.a. zu weiterem Einsatz Gruppe von 30 Syrern wurden drei talentierte von RFID-Transpondern (radio-frequency neue Mitarbeiter eingearbeitet. Die Integraidentification) zur Identifizierung und Lokation war sehr erfolgreich, die Resultate sind lisierung von Produkten und einer noch ausgezeichnet und die Belegschaft schätzt zuverlässigeren Planung. „Vorteil ist, dass die neuen Kollegen.“ niemand in seiner Arbeit gestört werden muss und Zeitverlust durch Suchen vermieden wird. Zu den Neuerungen gehört auch die www.bozgroup.de

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WBM MEHR ALS 75 % DER PRODUKTIONSMENGE MACHT BEI WBM STAHL MIT EINER BLECHSTÄRKE VON MEHR ALS 4 MILLIMETERN AUS „WBM wurde 1968 gegründet und ist nach wie vor in Familienbesitz. Dank unserer jahrelangen Erfahrung und unserer Branchenkenntnisse haben wir uns eine ausgezeichnete Position aufgebaut“, sagt WBM-Geschäftsführer Hermen Bos. Das Unternehmen in Stramproy unterstützt Kunden als Fertigungspartner und innovativer Problemlöser. „Wir helfen unseren Kunden gern beim Entwurf sowie der Produktion von Halbfertigerzeugnissen und komplexen Montagen.“

BIEGEN VON VERSCHLEIßFESTE UND HOCHFESTEM BLECHE WBM ist Spezialist für das Biegen von verschleißfeste und hochfestem Bleche in den Abmessungen bis zu 6 Metern und einer Stärke von 4 bis 40 Millimetern. „Wir haben Abkantpressen bis zu 1000 Tonnen Presskraft, um diese Bleche zu biegen. Bei der Bearbeitung von hochfestem Stahl ist die Gefahr der Rissbildung und der Rückfederung nicht unerheblich. Daher ist die Verarbeitung komplex und erfordert umfassende Kenntnisse und Spezialwerkzeuge.“ WBM ist entsprechend ausgerüstet. Bos und seine Mitarbeiter denken beim Produktdesign oder der Konstruktion gern mit, u.a. anhand

von Machbarkeitsstudien. Jeden Tag werden im Unternehmen unterschiedliche Stahlsorten geschnitten und gebogen, dazu gehören S355MC, S420MC, S500MC, S700MC, Hardox, Domex und Raex. WMB hat Kunden in Bereichen, in denen diese Materialsorten zum Einsatz kommen, beispielsweise im Transportsektor, bei Anbietern von Zug- und Hebevorrichtungen, im Maschinenbau und bei Unternehmen aus dem Bereich Landmaschinenbau.

BANDBREITE AN 3D-FORMEN Hermen Bos: „WBM hat bereits mehr als fünfzehn Jahre Erfahrung mit dem 3DSchneiden und Laserschweißen. In unserer Trumpf Laserzelle 7040 können wir alle 3D-

WBM hat sich eine ausgezeichnete Position aufgebaut. Foto: WBM

Formen schneiden. 3D-Laserschneiden bietet unseren Kunden neue Möglichkeiten beim Entwerfen, Entwickeln und Produzieren von Stahlblechprodukten. Unsere Konstruktionsingenieure verfügen damit über viel mehr Freiheiten bei der Produktgestaltung.“ Besuchen Sie WBM auf der Hannover Messe (Halle 4, D47) www.wbmssc.nl

Der beste Chefkoch steht nie allein in der Küche Das Entwickeln, Fertigen, Montieren und Testen

So können sie sich auf ihre Kernprozesse richten und

komplexer (opto-)mechatronischer Systeme und

ihre Maschinen mit einer kürzeren Durchlaufzeit zu

mechanischer Module ist wie Kochen in einem Ster-

geringeren Kosten liefern. Unser Rezept ist flexibel

nerestaurant. Auf das Timing und die Dosierung

und ehrgeizig und das Ergebnis behält seinen

kommt es an, aber auch auf Präzision und Wendigkeit.

erstklassigen

Geschmack

über

den

gesamten

NTS versteht das wie kein anderer. Wir haben viel

Lebenszyklus. Unser Profiteam setzt auf Spitzenqua-

Wissen und Know-how im Bereich der Systeme und

lität. Damit unsere Auftraggeber ihrem Geschäft

Module für Handling, Transfer und Positionierung in

Fahrt verleihen können. Setzen Sie auch auf die verfei-

Maschinen zusammengetragen. Unsere Kenntnisse

nerten Ergebnisse mit NTS? Wir schnuppern gerne in

und Kompetenzen aus diversen Disziplinen setzten

Ihre Küche hinein.

wir weltweit für die einmaligen Produkte unserer

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Auftraggeber ein: Hightech-Maschinenbauer (OEMs).

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KURZNACHRICHTEN DEMCON ÜBERNIMMT DEN MECHATRONIKSPEZIALISTEN SYSTEC Der niederländische Technologieentwickler und -produzent Demcon aus Enschede hat den Mechatronikspezialisten Systec GmbH aus Münster übernommen. Mit mechatronischen Standardprodukten bildet Systec eine willkommene Ergänzung zu Demcons hochwertigen mechatronischen Produkten und Systemen. Systec bietet Demcon außerdem eine Ausgangsbasis für weiteres Wachstum in Deutschland. Das Unternehmen wird unter dem Namen Systec Industrial Systems GmbH als selbständiger Bereich von Demcon agieren. Die 25 Mitarbeiter können in der neuen Einheit bleiben. In den kommenden Jahren wird der Personalbestand noch vergrößert. Der Kontakt zwischen Demcon und Systec kam im Rahmen der Smart Production zustande. Bei diesem grenzüberschreitenden Interreg-Projekt wurden Prozesse, Maschinen und Materialien zur

Fertigung von Produkten in kleinen Serien (1 bis 1000 Stück) untersucht und entwickelt. Demcon arbeitet innerhalb der Smart Production an einem flexibel programmierbaren Tiefziehwerkzeug, und Systec entwickelt großformatige 3D-Drucklösungen für diverse Materialien. „Die Kompetenzen von Systec bilden eine ideale Ergänzung zu den Stärken von Demcon“, sagt Demcon-Geschäftsführer Dennis Schipper. „Darüber hinaus ist Münster dank der Universität, der Fachhochschule und einiger Forschungseinrichtungen für uns ein ausgezeichneter Standort für eine Niederlassung. Von hier aus können wir den deutschen Markt, auf dem wir bereits viele große Auftraggeber mit unserer Technologie und unseren Produkten bedienen, mit einer neuen GmbH und eigenen Kenntnissen über die deutsche Arbeits- und Geschäftskultur noch besser bearbeiten.“ Niederlassungsleiter Jan Leide-

man ergänzt: „Bei unseren Projekten für kundenspezifische Systeme werden häufig mechatronische Produkte benötigt, wie Systec sie mit DriveSets und Xemo liefert. Im Gegenzug können wir dazu beitragen, dass Systec seinen

Kunden mit Demcon-Leistungen, etwa mit Visionsystemen oder Simulationssoftware, komplettere Lösungen bieten kann.“ www.demcon.nl/de www.systec.de

NEWAYS VERGRÖSSERT PRODUKTIONSFLÄCHE Komplettanbieter im EMS-Markt (Electronic Manufacturing Services) Neways Electronics International baut seinen Deutschen Standort in Neunkirchen aus. Mitte Februar sind die Baumaßnahmen für das neue Gebäude gestartet. Die zusätzliche Produktions- und Bürofläche beträgt circa 1.000 m², so dass der Standort auf insgesamt 5.500 m² anwächst. Neben einem wachsenden Auftragseingang, der zusätzliche Produktionskapazitäten fordert, sind

die neuen Projekte teilweise auch sehr platzintensiv. Die Kunden beauftragen zunehmend den Box build-Service, so dass hier zukünftig beispielsweise weitere Montagelinien notwendig werden, für die die aktuelle Produktionsfläche nicht ausreicht. Im Zuge der Flächenerweiterung gestaltet Neways Neunkirchen das derzeitige Fertigungslayout um, so dass die Arbeitsabläufe noch effizienter werden. ➤ FORTSETZUNG AUF SEITE 35

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PARTNERSCHAFT ERFOLGSGESCHICHTE: HALTER CNC AUTOMATION KOOPERIERT MIT FASTEMS SYSTEMS GMBH

QUALITÄT TRIFFT HANDELSGEIST Deutsche Produktqualität und niederländischer Handelsgeist: auch in der Produktionsautomatisierung ein Erfolgsgespann. Das Unternehmen Halter CNC Automation aus dem niederländischen Hoevelaken beispielsweise vertreibt weltweit Robotersysteme zum automatischen Beladen von CNC-Maschinen, die von der Fastems System GmbH im deutschen Issum gefertigt werden. Halter-Gründer und Geschäftsführer Wouter van Halteren berichtet wie die Zusammenarbeit begonnen hat, worauf sie beruht und warum sein Unternehmen ein wenig deutscher geworden ist. VON FRANK WÖBBEKING

KAPAZITÄT VERDOPPELT

er Roboterarm greift ein Werkstück, hebt es an und positioniert es an eine exakt vorgegebene Stelle in die CNC Fräs- oder Drehmaschine. Immer und immer wieder. Tag und Nacht. „Da wir unsere Drehmaschine jetzt automatisch beladen, sind wir viel effizienter geworden und können Teile unbemannt in den Nachtstunden produzieren. Dadurch sind wir wieder wettbewerbsfähig“, berichtet Rainer Reimer, Geschäftsführer und Firmeninhaber der Alfred Reimer GmbH in Gronau. Das Unternehmen produziert Präzisionsteile für die Luft- und Raumfahrt. Diese erfolgreiche Entwicklung verdankt die Alfred Reimer GmbH einem Produkt, das aus einer deutsch-niederländischen Kooperation hervorgegangen ist: dem Halter LoadAssistant, einem automatischen Beladesystem für die Zerspanungsindustrie. Die Vorgeschichte beginnt bei dem Niederländer Wouter van Halteren, einem langjährigen Experten in der CNC-Fertigung. „Als ehemaliger Produzent von CNC-gesteuerten Drehbänken kenne ich die Bedürfnisse der Anwender genau. Vor allem die weitere Automatisierung im Bereich kleiner Serien von 10 bis 1.000 Stück ist unerlässlich, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Außerdem sollte ein solches System problemlos an unterschiedlichen Maschinen eingesetzt werden können. Genau diese Anforderungen erfüllt unser Halter LoadAssistant. Mit dem System helfen wir kleinen und mittelgroßen Firmen, direkt ihren Gewinn zu steigern“, erläutert Van Halteren. Während der Plan für den Beladeroboter Gestalt annahm, kam Van Halteren mit dem Management der finnischen Firma Fastems in Kontakt – ein perfekter Match, wie sich herausstellte. „Zusammen mit Fastems in Finnland und der deutschen Tochterfirma Fastems Systems GmbH in Issum haben wir schließlich das Beladesystem entwickelt“, blickt Van Halteren zurück. Das habe so gut funktioniert, dass er auch die Produktion des Systems bei Fastems in Auftrag gab.

„Ursprünglich hatten wir überlegt, den Halter LoadAssistant selbst zu produzieren. Von der Idee sind wir dann aber schnell abgekommen.“ Der Erfolg hat die Entscheidung bestätigt: In den vergangenen vier Jahren sind schon mehr als 200 Beladesysteme produziert und verkauft worden. Inzwischen hat Fastems sogar in die Erweiterung der Produktion investiert. Durch diese Maßnahme wurde die KapaHalter CNC Automation kennt die Anforderungen der Kunden, Fastems zität für die Fertigung des Halter Systems kann diese Bedürfnisse in Maschinen übertragen. LoadAssistant mit einem Schlag Foto: Halter CNC Automation verdoppelt. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis? „Zum einen bringen die Partner Kompetenzen ein, die sich MADE IN GERMANY ergänzen, zum anderen passen ihre DNAs Die Zusammenarbeit bietet für Halter CNC perfekt zusammen“, analysiert Van Halteren. Automation einen weiteren Vorteil: Das Das heißt konkret: Halter CNC Automation Unternehmen kann ein Produkt mit dem kennt die Anforderungen der Kunden, Label „Made in Germany“ vermarkten. „DieFastems Systems kann diese Bedürfnisse in ses Gütesiegel ist weltweit ein Türöffner und Maschinen übertragen. Daneben ist Halter steht für kompromisslose Qualität. Das ist den CNC Automation auf Vertrieb und Service deutschen Maschinenbauern manchmal gar auf internationaler Ebene fokussiert, während nicht mehr bewusst.“ Fastems Systems sich auf die Fertigung dieser Sieht sich Halter CNC Automation inzwiProduktkategorie konzentriert. „So entsteht schen eigentlich selbst als deutsches Untereine Win-Win-Situation: Wir erhalten Pronehmen? „Nein, wir sind nach wie vor eine dukte in perfekter Qualität, Fastems bekommt niederländische Firma. Obwohl ich feststellen Zugang zu neuen Marktsegmenten.“ muss, dass wir in mancher Hinsicht deutsch Juristisch handelt es sich bei der Kooperation geworden sind. Das merken wir im Manageum eine reine Lieferanten-Kunden-Beziement vor allem an unserem gewachsenen hung. Inhaltlich ist sie aber viel mehr. „Beide Pünktlichkeit“, erklärt Van Halteren schmunPartner bringen die erforderliche Flexibilität zelnd. Das habe aber auch damit zu tun, dass ein. Das heißt, wir denken und arbeiten auf Deutschland neben den USA der wichtigste unsere eigene Weise, passen uns aber auch Markt ist. Und dabei ist das Verständnis für den Gepflogenheiten des jeweils anderen an.“ typisch deutsche Eigenheiten und VerkaufsDie typischen deutsch-niederländischen prozesse ausgesprochen hilfreich. „Die Kulturunterschiede sind somit kein HinderZusammenarbeit läuft bereits seit mehreren nis, sondern ein Erfolgsfaktor. Jahren zur beiderseitigen Zufriedenheit. Jetzt Inzwischen arbeiten die Partner auch im sind wir dabei, einen neuen KooperationsBereich Forschung und Entwicklung eng vertrag für die nächste Entwicklungsphase zusammen. „Wir treffen uns monatlich, um auszuarbeiten.“ die weitere Entwicklung zu besprechen. Dabei geht es um Optimierungen oder um die Frage, ob und wie wir weitere Modelle auf den haltercncautomation.de Markt bringen können.“ www.fastems.de

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KURZNACHRICHTEN NIJDRA GROUP: „AN DER GRENZE DES MACHBAREN“ Was haben Hightech-Kopfhörer mit Geräten zur zerstörungsfreien Materialanalyse zu tun? Ganz einfach: Entscheidende Komponenten stammen von der niederländischen Firma Nijdra mit Sitz in Middenbeemster, nördlich von Amsterdam. „Wir sind Lieferant von Hightech-Baugruppen und unterstützen unsere Kunden inzwischen von der Designphase bis zur Montage und vom Funktionstest bis zum Supply Chain Management“, erklärt Vertriebs-leiter Dennis van Dijk. Am Niederlande-Pavillon auf der Hannover Messe (Halle 4, D34) zeigt der Spezialist für feinmechanische Verarbeitung, was er unter dem Slogan „Wir arbeiten an der Grenze des Machbaren“ versteht. Zwischen hochkomplexen Komponenten und einfacher Serienproduktion: „Wir sind breit aufgestellt und für viele unterschiedliche Branchen tätig. Der große Vorteil besteht darin, dass wir die Erkenntnisse, die wir in der einen Branche gewinnen, auch in einem anderen Industriezweig anwenden können“, erklärt Van Dijk. Die Bandbreite reicht von medizinischen Produkten wie Implantaten oder Röntgenblenden über Komponenten für Mikrofone bis hin zu Spektrometeranalysegeräten. Dabei werden auch Hochleistungswerkstoffe wie Nickelbasislegierungen und Titan verarbeitet. Was heißt für Nijdra „An der Grenze des Machbaren arbeiten“? „Wir sehen uns als Entwicklungs-

partner für unsere Kunden. Wir arbeiten gemeinsam an Innovationen, mit denen wir bisherige Leistungsgrenzen überschreiten“, erklärt Van Dijk. Ein Musterbeispiel sei die Kooperation mit Sennheiser. Das Ergebnis sei der beste Kopfhörer und Verstärker der Welt: der Orpheus. „Bei diesem Prestigeprojekt, das unter direkter Leitung der Sennheiser CEOs Daniel Sennheiser und Dr. Andreas Sennheiser stand, haben wir unsere Expertise auf dem Gebiet hochwertiger Zerspanung zur Reproduzierbarkeit verschiedener mechanischer Teile des Kopfhörers und des Verstärkers eingebracht“, berichtet Van Dijk. Nach mehreren Angebots- und Gesprächsrunden wurde Nijdra schließlich zum

Produktionspartner für dieses Projekt ausgewählt. Zusammen mit Malvern-PANalytical hat Nijdra den modernsten Röntgendiffraktometer der Welt entwickelt. Das Know-how von Nijdra war für das Herz des Geräts gefragt. Dabei handelt es sich um eine Achsenkonstruktion aus drei Teilen mit einer maximalen Toleranz von fünf µm. „Von Anfang an saßen die Ingenieure und technischen Leiter von Nijdra mit den Konstrukteuren von Malvern-PANalytical an einem Tisch. Schon bei der Entwicklung des Prototypen haben wir verschiede-

Dennis van Dijk: „Ein Musterbeispiel sei die Kooperation mit Sennheiser.“ Resultat: der Sennheiser Orpheus. Foto: Sennheiser

ne Maßnahmen zur Optimierung und Kostensenkung beigesteuert“, blickt Van Dijk zurück. Auch Vertreter des wissenschaftlichen Megaprojektes CERN aus Genf waren an dieser Entwicklung beteiligt. In diese Position bei internationalen Top-Kunden ist Nijdra durch eine interne Entwicklung gelangt. „Early Supplier Involvement ist für uns ein Schlüsselbegriff geworden. Während wir früher nur vorgege-

Entwicklung und Engineering von Mechatronischen Systemen Würden Sie gerne neue, wegweisende Technologien entwickeln in einem multidisziplinären Team von Profis? Auf Sie wartet eine große Chance bei DEMCON! Wir sind ein High-End-Technologielieferant von Produkten und Systemen mit einem sehr breiten Projektportfolio in der Auftragsentwicklung von Präzisionsmaschinen,

Industriesystemen und medizintechnischen Apparaten. Wir unterstützen unsere Kunden entlang der gesamten Entwicklungskette, vom Machbarkeitsbeweis über die Prototypenentwicklung und Preproduktion bis hin zur Serienproduktion. Realisieren Sie Ihr Potenzial in unserem dynamischen Entwicklungsteam bei DEMCON! www.demcon.nl

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bene Aufträge ausgeführt haben, sind wir heute schon in die Planung neuer Produkte einbezogen. Das ist nur deshalb möglich, weil wir inzwischen die Expertise für die gesamte Produktionskette im Hause haben. Auf diese Weise können wir unseren Kunden von Anfang eine nachhaltige Wertschöpfung bieten.“ Es muss aber nicht immer an die Grenzen des Machbaren gehen. Neben der Entwicklung hochkomplexer Hightech-Teile bietet Nijdra auch die kostengünstige Serienfertigung einfacher Komponenten an. „Wir haben unseren Produktionsbereich stark auto-

matisiert, viele Tätigkeiten übernehmen Roboter. Deshalb sind wir in der Lage, zu wettbewerbsfähigen Preisen zu fertigen“, berichtet Van Dijk. Heute erwirtschaftet Nijdra durchschnittlich 19 Millionen Euro Umsatz im Jahr, rund 50 Prozent davon in den deutschsprachigen Ländern. Hier sieht Van Dijk auch das größte Wachstumspotenzial. Kunden wie Philips Healthcare, Sennheiser, Carl Zeiss, Renk und CERN sind bereits beste Referenzen. Nach der Hannover Messe 2018 sollten weitere Namen diese Liste ergänzen. www.nijdra.com

➤ FORTSETZUNG VON SEITE 32

Deutschland, der Slowakei, Tschechien und China. Das Unternehmen bietet maßgeschneiderte Lösungen in enger Zusammenarbeit mit Kunden für den gesamten Lebenszyklus von PCBAs, Kabeln, Hybridelektronik und Box-Build-Anwendungen. Neways konzentriert sich auf fünf Marktbereiche: Automotive, Medizin, Defence, Industrie und Semiconductor. www.newayselectronics.com

Auf der neuen Bürofläche werden zudem die Bereiche Auftragseingang, Vertrieb, Disposition und Fertigungssteuerung angesiedelt. Davon verspricht sich Neways kürzere Abstimmungswege, weniger E-Mails und eine effizientere Kommunikation. Neways Electronics International (2.792 Mitarbeiter) hat zwölf Standorte in den Niederlanden,

NACH DEM ROBOTER KOMMT DER COBOT Nach dem Roboter macht jetzt der Cobot in der Fertigungsindustrie und der Logistik seine Aufwartung. Der Cobot ist im Vergleich zum Roboter intelligenter, einfacher zu programmieren, wesentlich preiswerter und deshalb auch für KMU erschwinglich. Start-up WiredWorkers aus dem niederländischen Doetinchem schwört bei Cobots auf die des deutschen Unternehmens Franka Emika und hilft Unternehmern auf Wunsch bei der Inbetriebnahme. Sind Produktionsmitarbeiter schwer zu finden? Oder ist eine vorübergehende Spitze aufzufangen? Nehmen Sie einen Cobot als Leiharbeiter oder feste Hilfe. Für das Jahresgehalt eines durchschnittlichen Arbeiters gibt es einen siebenachsigen Arbeitsarm, der Produkte in Maschinen lädt, Bolzen und Muttern verschraubt, Kartons packt oder Produkte auf Fehler kontrolliert. „Es sind monotone und häufig nervtötende Arbeiten, die ein

Cobot einfach übernehmen kann“, sagt Robbin Mennings von WiredWorkers. „Mitarbeiter können sich dann auf komplexere Aufgaben konzentrieren. Ein Cobot kann der flexible Springer für ein Unternehmen sein, und zwar auch für den kleineren Unternehmer.“ WiredWorkers ging kürzlich eine Partnerschaft mit Franka Emika ein und liefert neuerdings die Cobots in den Niederlanden. „Einfach und schnell über Apps zu programmieren. Und für einen sehr akzeptablen Preis, wodurch die Produktion gesteigert wird.“ Robbin Mennings versteht gut, dass die KMU noch abwarten. „Sie glauben, dass der Cobot kompliziert sei. Stimmt aber gar nicht. Mit den Apps kann man dem Cobot sehr viel beibringen. Und wir bieten die nötige Unterstützung. Wir geben eine Übersicht, was ein Unternehmen mit einem Cobot alles machen kann.“ www.wiredworkers.io www.franka.de

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