Link 2016 Oost Nederland Special D

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SMART INDUSTRY IN DEN ÖSTLICHEN NIEDERLANDEN: NÄHRBODEN FÜR INNOVATION UND WACHSTUM

D I E VE R B I N D U N G ZWI S C H E N TEC H N O LO G I E, MAR KT U N D M E N S C H

Special

2015/2016

BOOST FÜR SMART INDUSTRY VON MASTERKLASSE BIS FIELDLAB CROSS-OVERS FERTIGUNGSINDUSTRIE MIT FOOD, HEALTH UND DEM KREATIVSEKTOR SEHR VIEL LIEGT „GLEICH NEBENAN“

REMEHA: BEISPIEL FÜR OPTIMIERUNG IN DEN ÖSTLICHEN NIEDERLANDEN

LEAN-PRODUCTION IN DER KETTE

DENNIS SCHIPPER DEMCON GROEP

„REGIERUNG SOLLTE MEHR AUF ARBEITSPLÄTZE ABZIELEN“


Sie wünschen sich maximale Leistungen in kleinsten Räumen? Sie möchten Maßarbeit für Leichtmontage und Elektronik? :LU ELHWHQ HIĖ ]LHQWH $XWRPDWLVLHUXQJHQ MH QDFK ,KUHQ %HGÒUIQLVVHQ :( $5( 7+( (1*,1((56 2) 352'8&7,9,7<

Eine Herausforderung für Maschinenbauer, innovative Lösungen für individuelle und meist extrem leichte Produkte zu präsentieren, die sich gleichzeitig universell einsetzen lassen. Zum Glück gibt es diese bereits im großen Stil.

Dennis van Beers,

Ich sehe dies nicht nur bei hochwertigen Montageprozessen in der Elektronikindustrie, sondern auch in der Medizin und der Laborwelt, zum Beispiel bei automatisierten Probenentnahmen und Analysen. Unentbehrlich für eine schnelle Entscheidung, um GLH RSWLPDOH %HKDQGOXQJ IÑU HLQ VSH]Lą VFKHV .UDQNKHLWVELOG ]X bestimmen. Gute Lösungen für Leichtmontagen, aber auch für innovative Verpackungssysteme. Genau da beginnt die Zukunft.“

Leiter Vertrieb Festo BV

Festo BV

Sustainable innovation 6HFXULW\ _ 6LPSOLFLW\ _ (Ią FLHQF\ _ &RPSHWHQF\

015 2518759 www.festo.nl


INHALT 4 6 8 14 15 16

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DENNIS

NACHRICHTEN Dennis Schipper (Demcon Groep): „Regierung sollte mehr auf Arbeitsplätze abzielen“ Boost: Smart Industry in den östlichen Niederlanden: Unternehmer am Ruder GREAT-Project für erneuerbare Energien verhilft Innovationen auf den internationalen Markt Innovativer Gesundheits- und Hightechfertigungsbereich kommen zusammen Diskussionsrunde über Beziehung zwischen Staat und (Smart) Industry: Fertigungsunternehmen im Mittelpunkt im „Baden-Württemberg der Niederlande“ Lebensmittelpartnerschaft: Niederländische Innovation, kanadisches Sprungbrett „CENTERFOLD“ Smart Industry in den östlichen Niederlanden: Nährboden für Innovation und Wachstum Cross-over schaffen Marktchancen für Lebensmittelinnovationen Personalpolitik und Wachstum gehen bei AWL Hand in Hand Vielfältige Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups, Optimierung ist möglich NieuweWemes Containerbau ist ein starker Wachstumsmotor Beispiel für Optimierung in den östlichen Niederlanden: Lean-Production in der Kette Gemeinsamer Messebesuch kreiert Netzwerk im In- und Ausland VIRO und IMS entwickeln generische Steuerungssoftware für 4.0-Produktionsplattformen KURZBERICHTE Auch der Kreativsektor sucht Cross-over mit Fertigungsindustrie

IMPRESSUM Magazine

COLOFON

Diese Sonderausgabe „Smart Industry in den östlichen Niederlanden: Nährboden für Innovation und Wachstum“ ist dem Link Magazine von Februar 2016 beigelegt.

2015/2016 HERAUSGEBER H&J Uitgevers Mireille van Ginkel Postfach 101, 2900 AC Capelle a/d IJssel, Niederlande + 31 10 451 55 10 + 31 10 451 53 80 (Fax) + 31 6 50 68 78 36 (Mobil) www.linkmagazine.nl

INTELLIGENT ORGANISIEREN

Die Einladung der Herausgeber von Link, einen Beitrag zu dieser Sonderausgabe zu leisten, habe ich mit großer Freude angenommen. Denn auch wenn wir bei Demcon immer stärker international arbeiten und wir – neben weiteren Orten – eine stark expandierende Niederlassung in Eindhoven haben, bleiben wir doch ein Enscheder, ein Twenter, ja ein ostniederländisches Unternehmen. Die Region liegt mir am Herzen – aus Eigeninteresse, natürlich, aber da ist auch noch mehr. Ich treffe sie und lese im Link Magazin von ihnen, den „Perlen“, die so charakteristisch für die Fertigungsindustrie der östlichen Niederlande sind. Unternehmen, die intelligent und innovativ unterwegs sind und kontinuierlich expandieren. Sie arbeiten beispielsweise bereits an Smart Industry. Hier in den östlichen Niederlanden sind Unternehmen bereits dabei, „smart“ zu schneiden, zu biegen, zu schweißen, Möbel herzustellen, Daten auszutauschen und was nicht noch alles mehr. Manchmal lassen die „Perlen“ wenig von sich hören, deshalb nehmen Forschungseinrichtungen sie kaum wahr, Behörden wissen nicht, wie sie sie besser in ihrem Wachstum unterstützen könnten, und Investoren bleiben lieber auf ihrem Geld sitzen. Das müssen wir zukünftig in gemeinsamer Anstrengung ändern. Und das kann gelingen. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, wenn es um Investitionskapital geht. Seit Demcon mit seinem Gründungszentrum die Wege ebnet, melden private Investoren ihr Interesse an jungen und aufblühenden Unternehmen in unserer Obhut an. Die Investoren finden durchaus zum Demcon Campus. Campus ist vielleicht im Moment noch etwas übertrieben, aber die Pläne sehen auf jeden Fall gut aus. Der Campus steht gewissermaßen symbolisch für das Ökosystem, das ich in den östlichen Niederlanden entstehen sehe. Wo Unternehmen – ob groß, ob klein – innovativ sind und expandieren, wo Forschungseinrichtungen und Behörden ein offenes Ohr für die Bedürfnissen der diversen Unternehmen haben, und wo (öffentliche und private) Investoren die nötigen Mittel beschaffen können, da müssen wir eigentlich nur intelligent organisieren, und dann wird alles gut mit der im Werden befindlichen Smart Industry der östlichen Niederlande.

Auf Bitte des Link Magazins ist Dennis Schipper mit dem ihm eigenen Unternehmergeist als Gastchefredakteur dieser Sonderausgabe „östliche Niederlande“ tätig geworden. Dafür unser Dank! Die Herausgeber Mireille & John van Ginkel

DENNIS SCHIPPER CEO Demcon Groep www.demcon.nl

REFERENZLISTE J. Beernink MSc (Golden Egg Check), Ing. B. Draaijer (KLS Netherlands), J.A.L.M. van Erp MSc (Holland HighTech), Dipl.-Ing. J.F.M.E. Geelen (Océ), Dipl.-Ing. R. van Giessel (ehemaliger CEO von Philips CFT), Ing. A.L. Goudriaan MBA (Bosal), Ing. J.B.P. Hol (Legrand Group), Dipl.-Ing. T.J.J. van der Horst (TNO), Prof. Dr. Dipl.-Ing. J.G.H. Joosten (Dutch Polymer Institute), Dipl.Ing. W. Jouwsma (Bronkhorst High-Tech), R.J.C.M. Kok (ehemaliger Hauptgeschäftsführer der OTB Group), Dipl.-Ing. M.W.C.M. van den Oetelaar (Bosch Rexroth), Dipl.-Ing. Th.J.O. Pehrson (Festo), Dr. Dipl.-Ing. M. Peters (President & CEO Moba Group), Dr. Dipl.-Ing. D.A. Schipper (Demcon), E. Severijn (Siemens PLM Software Benelux), H.G.H. Smid (Variass Group), Dipl.-Ing. W.W.M. Smit MMC (DBSC Consulting), Ing. N.J.F. van Soerland MBA (Philips Healthcare), Dipl.-Ing. H.H. Tappel (Frencken Europe), Prof. Dr. L.H.J. Verhoef (TU Eindhoven), W.B.M. van Wanrooij (IBN Productie), Dipl.-Ing. S.J. Wittermans (ASML) CHEFREDACTEUR Martin A.M. van Zaalen, Dennis Schipper (Gast-Chefredacteur) SCHLUSSREDACTION Hans van Eerden, redactie@linkmagazine.nl MITARBEITER DIESER AUSGABE Maaike Büchner, Pim Campman, Tamara Franke, Lucy Holl, Wilma Schreiber

TITELBILD Arjan Reef ÜBERSETZUNGEN Sigrid Winkler-Borck, Gronau GRAFISCHE GESTALTUNG Primo!Studio, Delft, Niederlande DRUCK Ten Brink Offset, Meppel, Niederlande ABONNEMENT u 63,50 pro Jahr ANSCHRIFT DER REDAKTION Postfach 101, 2900 AC Capelle a/d IJssel, Niederlande redactie@linkmagazine.nl ANZEIGENVERTRIEB H&J Uitgevers John van Ginkel Postfach 101, 2900 AC Capelle a/d IJssel, Niederlande + 31 10 451 55 10 + 31 6 53 93 75 89 (Mobil) john.vanginkel@linkmagazine.nl

ISSN 1568 - 1378 Sämtliche Nutzungsrechte an der vorliegenden Publikation liegen bei H&J Uitgevers. Jegliche Nutzung der Publikation, insbesondere die Vervielfältigung, Verbreitung, öffentliche Wiedergabe oder öffentliche Zugänglichmachung ist ohne die vorherige schriftliche Einwilligung des Herausgebers unzulässig. Diese Ausgabe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt, dennoch übernimmt der Herausgeber keine Verantwortung für eventuelle Fehler. Aus dem Inhalt können keine Rechte abgeleitet werden.

Spezialausgabe Ost-Niederlande – Februar 2016

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NACHRICHTEN TECHNIEKPACT TWENTE: PROGRAMMIEREN LERNEN Smart Industry sei für den Techniekpact (Technikpakt) Twente ein wichtiges Thema, erklärt Programmleiter Ton Beune. „Wir wollen die Region als Hightechregion profilieren und konzentrieren uns vor allem auf den Topsektor High Tech Systemen en Materialen (HTSM). Man kann den Techniekpact als Humankapitalplan für die Smart Industry betrachten. Aufgrund der zunehmenden Produktionsautomatisierung und Robotisierung muss, abgesehen von traditionellen Fachkenntnissen, auch jenen Fachleuten gegenüber Aufmerksamkeit entgegengebracht werden, die sich mit dem Programmieren auskennen bzw. die als IKT-Spezialisten verstehen, was in den Produktionsprozessen

geschieht. Wir knüpfen deshalb an nationale Initiativen an, um schon in Grundschulen das Interesse am Programmieren zu wecken. Wir stellen auch eine Verbindung zur Fachhochschule Saxion her, an der das erste LEGO Education Innovation Studio auf dem europäischen Kontinent angesiedelt ist. Kinder können dort auf spielerische Weise Technik und Programmierung kennenlernen.“ Während im niederländischen Landesdurchschnitt die Arbeitsplatzanzahl im Bereich HTSM sinkt, steigt sie in Twente noch an. Also muss Techniekpact einen Gang zulegen, um den Zustrom, Aufstieg und Erhalt von technischem Nachwuchs zu stimulieren. Die Zahlen zeigen ein positives Bild. Ein Erfolg, der natürlich

mehrere Väter hat. So steigt der Anteil der Studierenden in den technischen Fächern an Saxion und Universität Twente weiter an. 2014 waren es 33 Prozent. Beune: „Es muss allerdings noch eine Schippe zugelegt werden, denn als Ziel für 2020 ist angepeilt, dass sich 40 Prozent der Abgänger weiterführender Schulen für ein technisches Studium entscheiden.“ Das Wachstumspotenzial der Hightechfertigungsindustrie ist auch der Grund, warum Techniekpact mit Twente Branding zusammenarbeitet. Es geht darum, die Region für Absolventen aus Twente, die jetzt woanders arbeiten, sowie für erfahrene Arbeitskräfte aus dem Ausland attraktiv zu machen. Einer der Aktionspunkte sieht vor, ausländische Studieren-

HUMAN TALENT GELDERLAND PAPIER

Imageverbesserung bei der Jugend fängt auch in der Papierindustrie mit einem „Tag der offenen Tür“ an. Foto: VAPA

Mit acht Unternehmen und etwa 2.200 Mitarbeitern in der Papierund Kartonindustrie ist Gelderland die „Papierprovinz“ der Niederlande. Genau wie andere Bereiche auch ist die Papierindustrie von einem Mangel an gut ausgebildetem technischem Personal betroffen. Es fehlen Operatoren, Techniker und Prozesstechnologen verschiedener Ausbildungsniveaus (mbo und hbo). Überdies wird es in der nächsten Zeit einen großen Arbeitskräfterückgang aufgrund von Pensionierungen geben. Das war Grund genug für die VAPA,

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das Ausbildungszentrum von und für die niederländische Papier-, Karton- und Wellpappebranche, mit Unterstützung der Provinz Gelderland das Projekt Human Talent Gelderland papier ins Leben zu rufen. „Jeder hat täglich mit Papier und Karton zu tun, denkt aber nicht über die Herstellung nach, ganz zu schweigen davon, dass das in den Niederlanden in der Provinz Gelderland geschieht“, sagt Projektleiter Joris Spaan. Ziel des Projekts ist es, technischen Nachwuchs heranzubilden und zu halten, den Zustrom zu fördern und

Spezialausgabe Ost-Niederlande – Februar 2016

das Image des Sektors zu verbessern. „Wir haben zur Realisierung unseres Ziels z.B. verschiedene Versuchsfelder eingerichtet. Es ist ein Praktikumsbüro entstanden, das zwischen Unternehmen und Ausbildungseinrichtungen unterschiedlicher schulischer Niveaus (mbo und hbo) Praktika vermittelt.“ Die Niederlande haben keine Papierausbildung, deshalb gibt es auch kein natürliches Interesse von Praktikanten. Sie müssen stattdessen von Ausbildungen aus den Bereichen Chemie und Prozesstechnologie generiert werden. „In dem Rahmen intensivieren wir die Kontakte zum Studiengang Chemie der Hogeschool ArnhemNijmegen und zum Nachwuchsprogramm Prozesstechnologie des ISPT (Institute for Sustainable Process Technology, Anm.d.Red.). Was die schulische Ausbildung (mbo) betrifft, gibt es Kontakte zum Graafschap College in Doetinchem und zu Aventus in Apeldoorn, hinsichtlich der Aufnahme der Papiertechnologie in die regulären Ausbildungen.“ Auf einem anderen Versuchsfeld wurde ein Startwert festgelegt. „Wir haben eine Vorstellung davon, wie ein Operator 2020 auszusehen hat. Wenn Unternehmen jetzt Leute einstellen, wissen sie, worauf sie

de nach ihrem Abschluss in der Region zu halten. Aktuell ist auch die Flüchtlingsfrage. Beune erkundet jetzt die Möglichkeiten, hochqualifizierte Flüchtlinge an Unternehmen in Twente zu vermitteln. Ein neuer Schwerpunkt ist die Entwicklung von lokalen Plänen, auf lokaler Ebene die Bindung zwischen Schulen und Unternehmen zu stärken. „Auf diese Weise kann Technik für Kinder lebendig werden. Es ist natürlich an der UT oder Saxion sehr spannend. Technikunternehmen gibt es aber auch nebenan, wo beispielsweise Vater oder Mutter arbeiten. Das passt natürlich genau zur Erlebniswelt von Kindern. Warum nicht örtliche Unternehmer in die Klasse holen?“ www.techniekpacttwente.nl

achten müssen. Der Startwert wird zugrundegelegt, um zu sehen, wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Auf den Versuchsfeldern für Humanressourcenentwicklung schauen wir, welche Kompetenzen Mitarbeiter am Arbeitsplatz benötigen, so dass Unternehmen ihren Arbeitnehmern eine entsprechende Ausbildung anbieten können. Wir möchten dafür Kompetenzprofile für den ganzen Sektor erstellen.“ Die Finanzierung des Projekts Human Talent Gelderland papier wird von den Papierunternehmen und der Provinz Gelderland geschultert. Im April 2016 endet das Projekt. Die Unternehmen möchten aber weitermachen, da es erste Erfolge zu verzeichnen gebe, sagt Spaan. „Es wurden bereits 25 Praktikanten (auf hbo-Niveau) untergebracht, die ohne dieses Projekt nicht gekommen wären. Die Unternehmen beraten jetzt über strategische Personalpolitik und schnappen sich nicht mehr gegenseitig die Operatoren weg. Der Imageschritt ist getan, jetzt möchten die Unternehmen die Heranbildung und den Erhalt von Mitarbeitern und die Stärkung des Zustroms in einer neuen Organisationsform absichern, der Human Factory. Die Gespräche mit der Provinz über Unterstützung laufen noch.“ www.vapa.nl


MARKT AM HORIZONT Jaap de Rijk führte mit seinem Softwareunternehmen Luminis mehrere Aufträge für Philips Analytical (jetzt PANalytical) aus und lernte dabei Johannes Bethke kennen. Als Bethke sich 2010 entschloss, seine Idee eines neuen Prinzips der Materialanalyse mithilfe von Röntgentechnik selbstständig weiterzuentwickeln, war Luminis gern bereit mitzumachen. Also gründeten sie 2010 gemeinsam EnTech Scientific. Anwendungen würde es zweifellos zahlreiche geben, für sie stand aber der Entschluss fest, sich zunächst auf den Sicherheitsbereich zu konzentrieren. Mit Subventionshilfe aus unterschiedlichen Programmen (Interreg, Point-One und Eurostars) führten sie Grundlagenforschung durch. Nach einem Machbarkeitsnachweis, Patentanmeldungen und erfolgreichen Laborexperimenten ergab sich die auf den Markt ausgerichtete Industrialisierung. Abgesehen von der Suche nach Investoren, legte EnTech auch der EU einen Projektvorschlag vor. Das Horizon 2020 SME Instrument bot Chancen, denn „Sicher-

heit“ passte wunderbar zu den Themen innerhalb des Programms. „Sicherheit war bereits ein zentrales Thema in Europa und hat in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Innerhalb dieses Bereichs haben wir uns für Flughafensicherheit entschieden, und da vor allem für das Screening von Gepäck auf verbotene Stoffe wie Sprengstoffe. Mit unserer Methode können wir eine große Bandbreite an Materialien hinter einem Hindernis identifizieren. Ein Koffer muss deshalb bei der Kontrolle nicht ausgepackt zu werden. Da unsere Methode sowohl feste Stoffe als auch Flüssigkeiten erkennt, leistet sie im Vergleich zu anderen Gepäckscreeningmethoden auf Röntgenbasis mehr. EnTech aus Enschede reichte einen sogenannten Phase-1Antrag bei Horizon 2020 ein, damit die Relevanz des Konzepts innerhalb des Programms geprüft werden konnte. Ihm wurde entsprochen, daraufhin hat das Unternehmen die Hilfe der Entwicklungsgesellschaft Oost NV für den Phase-2-Antrag in

Screening von Gepäck auf verbotene Stoffe. Illustration: EnTech

Anspruch genommen. „Oost NV hat uns unterstützt und auch Kontakte zu Experten des Rijksdienst voor Ondernemend Nederland (RVO.nl, Wirtschaftsbehörde) hergestellt, die den Antrag durchgesehen haben. Das hat den Antrag verbessert. Eingereicht haben wir ihn Ende letzten Jahres, und jetzt warten wir gespannt ab. Wir möchten unseren Prototypen zu einem System weiter- und ausentwickeln, das in große Gepäckscannersysteme an Flughäfen integriert werden kann.“ Derzeitige EnTech Partner sind u.a. VIRO (Hengelo, Overijssel) für den mechatronischen Systementwurf, Luminis Arnhem für die Software, Canberra in den USA für Weiterentwicklung des Nachweissystems, das Nederlands Forensisch Instituut

für Experimente mit Sprengstoffen und das Fraunhofer-Institut in Deutschland für die Zertifizierung. „Wir möchten unter realen Bedingungen auf zwei Flugplätzen Tests durchführen und sind mit der Hilfe von PPM Oost, dem Beteiligungsunternehmen von Oost NV, auf der Suche nach Investoren. Der Phase-1-Antrag hat uns im europäischen Netzwerk in Erscheinung treten lassen. So wurden wir zum High Technology Investment Program der EU eingeladen. “ Auf diese Weise hat EnTech seinen Horizont in Europa erweitern können. www.entech-scientific.eu www.oostnv.nl www.ppmoost.nl www.rvo.nl

NEUER IMPULS FÜR SMART BENDING FACTORY Ende Januar erhielten einige Smart-Industry-Projekte in den östlichen Niederlanden Subventionen aus dem OP-Oost, dem Operationeel Programma EFRO 2014-2020 Oost-Nederland (dem EFRE (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung)-Subventionsprogramm für die östlichen Niederlande). Die Smart Bending Factory, Vorläufer unter den niederländischen Fieldlabs (siehe Seite 8), erhielt zwei Millionen Euro, davon stammt die eine Hälfte vom niederländischen Staat, die andere von der Provinz Gelderland (EFRE und Provinz). Andere berücksichtigte Projekte waren u.a. SLIM2 und FreeForm, für beide gab es jeweils fast 600.000 Euro. Im SLIM2-Projekt arbeitet ein Konsortium an einer neuen, flexiblen Produktionsplattform mit innovativen Systemen für integrale Prozesssteuerung und Qualitätskontrolle. Ziel ist die Entwic-

klung einer neuen Generation von Smart-Industry-Produktionsmittel, aus der ein zukunftsweisender, flexibler Produktionsprozess (Smart Manufacturing Platform) für die Hightechfertigungsindustrie hervorgeht. Im FreeForm-Projekt geht es um eine zum Verpacken von frischen Nahrungsmitteln standardisierte

Systemplattform mit einem hohen Maß an Flexibilität. Damit wird auf die weitgehende Standardisierung von Verpackungen reagiert, die der Lebensmittelindustrie nur sehr beschränkte Variationen und kaum Alleinstellungsmerkmale bietet. FreeForm-Technologie muss optimale Formfreiheit bieten, indem Produkt und Ver-

packung aufeinander abgestimmt sind, was zu niedrigeren Investitionskosten, einem geringeren Herstellungspreis, einer schnelleren Umrüstzeit und schnellerem Produzieren für den Markt führt. www.op-oost.eu

ARBEITSBESUCH IN SÜDDEUTSCHLAND Die süddeutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg – zusammen der Hightechmotor Deutschlands – streben aktiv die Zusammenarbeit mit europäischen Regionen an. Das ist ein Grund für den niederländischen Generalkonsul in München, Peter Vermeij, Industrievertreter niederländischer Regionen zu einem Arbeitsbesuch einzuladen. In diesem Frühjahr kommt Overijssel an die Reihe. Der Grundstock

wurde während eines Treffens zwischen Vermeij und Twente Board gelegt. Am 28. und 29. April wird eine kleine Delegation unter Leitung des Abgeordneten Eddy van Hijum (Wirtschaft, Overijssel) u.a. während des „zweiten niederländischen Königstags“ anwesend sein. An diesem Tag geben traditionell niederländische Botschaften und Konsulate Empfänge. In Van Hijums Entourage befinden sich u.a. einige

Unternehmer und Repräsentanten des Kennispark Twente, wie Universität Twente und das Forschungszentrum TPRC. Auf dem Plan stehen Treffen mit Politikern und Arbeitgeberorganisationen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird es auf jeden Fall einen Gegenbesuch geben, zudem kann die Entwicklungsgesellschaft Oost NV Handelsmissionen nach Süddeutschland organisieren. munchen.nlconsulaat.org

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DENNIS SCHIPPER HAT MEHR ALS DIE EXPANSION VON DEMCON IM BLICK

„WACHSTUMSBRILLANT“ BITTET UM AUFMERKSAMKEIT FÜR „KOLLEGENPERLEN“ High-End-Technologielieferant Demcon wuchs 2015 um fast 25 Prozent: Einerseits autonom – im Bereich Medizinsysteme und dem neuen Zweig Industriesysteme – und andererseits durch Übernahmen. Hinzu kommen die Funktion im eigenen Gründerzentrum, die Demcon mit Enthusiasmus ausfüllt, und die Ambitionen des Unternehmens bei der Serienproduktion. Da ist es kein Wunder, dass Demcon fast schon wieder aus der erst 2013 in Enschede bezogenen Zentrale platzt. CEO Dennis Schipper träumt von einem Demcon Campus, der Platz für weitere Expansion bietet, sowie von Regionalbehörden, die Unternehmen mit einem kontinuierlich starken Wachstum in den Mittelpunkt ihrer Wirtschaftspolitik rücken.

Die Zentrale von Demcon in Enschede, ergänzt um Produktionsmöglichkeiten (rechts).

VON HANS VAN EERDEN

emcon wuchs im letzten Jahr um fast 50 Mitarbeiter auf jetzt insgesamt 250. Sie verteilen sich auf die Zentrale in Enschede, dem 2013 bezogenen früheren Gebäude von Ericsson R&D, ergänzt um Produktionsmöglichkeiten, sowie die Niederlassungen in Eindhoven (dem bereits stark gewachsenen Brainport-Satelliten), in Amsterdam, Oldenzaal, Groningen und im westfälischen Münster. In diesem Jahr möchte CEO Dennis Schipper weitere 50 Mitarbeiter hinzugewinnen. Demcon wurde groß im Bereich Hightechsysteme, aber inzwischen stellt Medical Devices mit einem Umsatzanteil von 50 Prozent den größten Geschäftsbereich dar. Das hat mit früheren Übernahmen zu tun, wie von Finapres Medical Systems (nichtinvasive Blutdruckmesser) und von Macawi Medical Systems (Beatmungsgeräte). Sie brachten Serienproduktion und Marktpräsenz vor allem in Deutschland mit. 2015 kamen Inbiolab (Messen von Muskelspannung) und Nymus 3D (Bildgebung für u.a. die Medizinwissenschaft) hinzu. Außerdem erweist sich der neue Zweig Industriesysteme als Volltreffer. Demcon begann 2014 mit diesem Bereich, um u.a. mit dem Spezialmaschinenbau für verschiedene Bereiche die Abhängigkeit von der unbeständigen Halbleiterindustrie zu reduzieren. Natürlich ist ASML immer noch ein großer Auftraggeber. Demcon baut weiterhin Testsysteme für das Unternehmen. Abgesehen vom Aufstieg der Sparte Industrie-

D

PREISE 2015 war das Jahr der Preise. Das sehr profilierte Unternehmen Demcon erzielte jahrelang mäßige Ergebnisse bei den Dutch Industrial Suppliers Awards von Link. Ende des vergangenen Jahres jedoch war es so weit, Demcon wurde zum Best Knowledge Supplier gewählt. Dennis Schipper reagierte erleichtert: „Ich gebe zu: Es ist schön, einen Preis zu gewinnen. Ich finde, dass wir den Preis zurecht erhalten haben. Bereits seit mehr als 20 Jahren erarbeiten wir Lösungen für unsere Kunden. Wir denken von der Entwicklungsphase an mit und fertigen gemeinsam einzigartige Produkte. Dieser Preis ist allen 250 bei Demcon beschäftigten Mitarbeitern gewidmet.“ Fast noch wichtiger für Schipper ist der Preis, den sein Mitgeschäftsführer Peter Rutgers, „Demcons technische Gewissen“, erhielt. Rutgers

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wurde von der DSPE (Dutch Society for Precision Engineering) mit dem RienKoster-Preis ausgezeichnet, benannt nach dem Paten des präzisen Konstruierens und Positionierens. Koster schuf an der UT die Basis für die Mechatronik in Twente, und Demcon ist ein prominenter Vertreter. Schipper promovierte bei Koster und arbeitete in der Zeit zusammen mit dem Studenten Peter Rutgers. Gemeinsam gründeten sie 1993 Demcon. Schipper: „Peter ist wichtig. Wenn wir mit ihm bei einem Kunden sind, haben wir sofort einen guten inhaltlichen Anknüpfungspunkt. Wunderbar, dass er den Preis gewonnen hat.“

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Die Preisträger von 2015: Peter Rutgers und Dennis Schipper.


systeme hält Schipper die schnelle Internationalierung seines Unternehmens für bemerkenswert. „Sie ist bereits gut für 20 Prozent des Umsatzes, und geht von Deutschland über Belgien bis Singapur und Japan. Wir setzen vor allem auf Deutschland. Warum in Palo Alto oder in China suchen, wenn es noch so viel beim Nachbarn zu tun gibt. Wir sind bereits ein paar mal mit einer Handelsmission dort gewesen. Niedrigschwellig, mit den richtigen Geschäftsleuten in der Gruppe, so dass man sich auch untereinander gut kennenlernt.“

DEMCON CAMPUS Die Konsequenz des beständigen Wachstums ist, dass Demcons Zentrale, die erst vor drei Jahren bezogen wurde, jetzt schon wieder zu Dennis Schipper: „Meine Botschaft an die Regierung: „Ihr vergesst die Wachstumsunternehmen, zielt mehr auf Arbeitsplätze ab.“ Fotos: Arjan Reef klein wird. „An Grenzen stoßen wir in unserem Proschaut Schipper auf den Campus, den High Unternehmen, die auch erfolgreich sind und duktionsbereich, in dem wir medizinische Tech Systems Park Twente, der rund um Thajährlich wachsen, machen sich allerdings nicht Produkte in Serie fertigen, und beim Spezialles in Hengelo entwickelt wird. „Das ist eine bemerkbar und werden von den Behörden maschinenbau, bei dem es sich häufig um positive Entwicklung mit schönen Einrichtunnicht wahrgenommen. „Ich kenne hier in groß dimensionierte Projekte handelt. Hier, gen und entsprechender Anziehungskraft auf Twente eine Menge wahre Perlen. Unternehim ältesten Teil des Business & Science Parks Unternehmen. Aus diesem Grund möchte ich men, die jedes Jahr um 50 Mitarbeiter wach(BSP) in Enschede, stehen einige Gebäude hier einen Demcon Campus haben.“ sen oder die sich innerhalb von drei Jahren leer. In einem davon könnten wir unsere verdoppelt haben. Nicht immer nur auf erweiterten Produktionsstraßen und die groStart-ups setzen, denn bei genauem Hinsehen ßen Projekte unterbringen. Auch unser GrünARBEITSPLÄTZE zeigt sich, dass genügend Unternehmen mit derzentrum würde hineinpassen. Wir haben Demcon möchte somit auch in den öffentliWachstumschancen vorhanden sind. Will man jetzt bereits eine Warteliste mit Interessenten, chen Raum investieren. Auf der anderen Seite nur auf Erfindungen oder in erster Linie auf die bei uns mieten wollen. Dabei handelt es erwartet Dennis Schipper aber auch InitiatiArbeitsplätze hinaus? Ich bin nun wirklich sich um Start-ups von der Universität Twente ven aus dem öffentlichen Bereich. „Viele staatnicht negativ gegenüber staatlichen Organen (UT), aber auch um wachsende Unternehliche Investitionen für Innovationen gehen eingestellt. Ich möchte vielmehr nur beim Vermen, die Teil unseres Konzepts sein wollen. jetzt an Universitäten. Das hat Start-ups und such helfen, die Industrie besser zu organisieWir bieten flexible Unterkunft, coachen junge Erfindungen zur Folge. Ich entdecke aber keiren, damit sie tatsächlich als Gesprächspartner Unternehmer, führen für sie falls nötig Enginen Multiplikator für Arbeitsplätze darunter. für regionale Behörden und die Provinz funneering-Aufgaben zu internen Tarifen aus und Also Programme, die innerhalb absehbarer gieren kann. Wenn für die Politik der Zuwachs gewähren ihnen Zugang zu unserer Werkstatt. Zeit – sagen wir in zwei bis drei Jahren – zu an Arbeitsplätzen in einigen Jahren der In einige Jungunternehmen investieren wir Arbeitsplätzen führen. Ich meine, dass ein Schlüsselindikator (KPI) ist, dann muss auch auch. Es hat Strahlkraft, hier angesiedelt zu Staat zu entsprechenden Investitionen verdie Industrie eingeladen werden, um Vorsein, und es hilft ihnen und uns. Wir stellen pflichtet ist. Demcon ist selbst ein Start-up schläge zu machen. Es müssen Vereinbarunsie unseren Kunden vor. Sie führen auch gewesen, keine Frage, aber als Regierung sollte gen geschlossen und kontrolliert werden. Aufträge für uns aus.“ man sich nicht nur auf Start-ups und UniWenn ein Unternehmen die Absprachen nicht Inzwischen ist Demcon mit einem Projektversitäten beschränken, sondern auch die voreinhält und nicht das entsprechende Wachsentwickler im Gespräch. „Er arbeitet viel im handene Industrie stärken und optimieren. tum an hochwertigen Arbeitsplätzen vorBereich Wissenschaftsparks und hat ein Die Regierung sollte mit den Unternehmen weist, dann wird es von ganz alleine ein weniGefühl für Gründungszentren, Gebäude mit reden, die jedes Jahr zehn Prozent oder mehr ger interessanter Gesprächspartner für die Begegnungsmöglichkeiten, wo man einander Wachstum generieren. Die sollten gefragt werBehörden sein. Ich versuche jetzt gemeinsam automatisch über den Weg läuft. Ich möchte den, wie die Regierung sie unterstützen kann, mit einigen Kollegen, besorgten Unterneheinen Campus errichten. Dieser Bereich des so dass sie noch schneller wachsen können. mern aus Twente, ein Netzwerk aufzubauen, BSP muss mithilfe eines Qualitätsimpulses Das muss nicht direkt mit Geld sein, das kann das die Ambition hat, das Wachstum in den wieder eine Hightech-Ausstrahlung erhalten, auch beispielsweise über die Infrastruktur Mittelpunkt zu rücken.“ so dass unsere hochqualifizierten Mitarbeiter geschehen.“ sich hier gern aufhalten und arbeiten. StadtSchipper geht es dabei nicht so sehr um sein verwaltung und Provinz wissen Bescheid und eigenes Unternehmen, denn er kommt klar sind alle begeistert. Sie sehen, dass hier endund steht in Kontakt mit Behörden und lich wieder etwas geschieht.“ Interessiert Ausbildungseinrichtungen. Viele andere www.demcon.nl

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BOOST: SMART INDUSTY IN DEN ÖSTLICHEN NIEDERLANDEN

UNTERNEHMER AM RUDER Nach der Einführung des niederlandeweiten Aktionsplans Smart Industry 2014 waren die östlichen Niederlande schnell mit der regionalen Umsetzung beschäftigt. In der ersten Reihe von landesweiten Fieldlabs/Versuchsfeldern waren die östlichen Niederlande aktiv beteiligt. Unternehmer ergriffen die Initiative u.a. für Masterklassen, in denen auch das Thema Business Modeling aufgegriffen wird. Im vergangenen Jahr im Februar wurde der Aktionsplan Boost eingeführt. Eine erste Bilanz.

VON HANS VAN EERDEN

B

ei Smart Industry geht es um die Integration von IKT und zukunftsorientierten Technologien in die industrielle Produktionskette. Boost – der Aktionsplan für Smart Industry in den östlichen Niederlanden – unterstützt die Fertigungsindustrie, die sich entsprechend dieser Philosophie smart entwickeln möchte. Damit stärkt sie ihre internationale Konkurrenzfähigkeit und über Cross-overs – das ist zumindest die Intention – auch die Bereiche HTSM (High Tech Systemen en Materialen), Lebensmittelwirtschaft, Energie- und Umwelttechnologie sowie Life Sciences & Health. Im Februar 2015 wurde Boost von etwa 30 Beteiligten eingeführt, und in rasendem Tempo

entwickelt sich eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen KMU, Forschungseinrichtungen, Branchenverbänden und Regionalbehörden. Das erste Jahr diente dem Aufbau und der Bewusstwerdung. Es gab viele Informationstreffen, Workshops, Smart Cafés und Initiativen für beispielsweise Fieldlabs.

BIEGEN Fieldlabs sind ein Schwerpunkt: Praxisumfelder, in denen Unternehmen und Forschungseinrichtungen gezielt Smart-IndustryLösungen entwickeln, testen und in die Praxis umsetzen. Die östlichen Niederlande sind über Boost inzwischen an vielen nationalen Fieldlabs beteiligt. Von diesen Fieldlabs haben die Smart Bending Factory und Secure Connected Systems Garden ihre Wurzeln in der

Region. Sie sind bereits ganz aktiv. „Bei 247TailorSteel wurde die 2-D-Produktion für geschnittene Bleche und Rohre vollkommen digitalisiert und automatisiert. Im Fieldlab Smart Bending Factory möchten wir den Schritt Richtung 3-D machen, indem die Nachfolgebearbeitung einbezogen wird, zunächst das Biegen oder Abkanten.“ Das erzählt Michaël Hazersloot, Manager der Smart Bending Factory bei 247TailorSteel in Varsseveld. „Zur Unterstützung dieses Prozesses haben wir im September 2015 einen (inzwischen genehmigten, Anm.d.Red.) EFRE-Antrag eingereicht. Außer den Laserschneidemaschinen stehen bei uns jetzt zwei neue Gesenkbiegepressen, ausgestattet mit vollautomatisiertem Werkzeugwechsel. Der Kunde lädt seine STEP-Datei hoch, SOPHIA (Sophisticated Intelligent Analyser) analysiert das Produkt, teilt es in flaches Blech, Rohr und gebogenes Blech auf, generiert Schneide- und Abkantprogramme sowie ein Angebot „mit ein paar Mausklicks“. Die von 247TailorSteel in eigener Regie entwickelte Software testen und verfeinern wir jetzt zusammen mit unseren sieben Partnerunternehmen und Ausbildungseinrichtungen im Fieldlab. Kunden können auf diese Weise ihre Durchlaufzeit von Wochen auf Tage reduzieren, bei gleichzeitiger Senkung der integralen Kosten um 20-25 Prozent. Die ersten Resultate sind sehr ermutigend.“

TEILEN

Für die Smart Bending Factory wurden bei 247TailorSteel zwei Gesenkbiegepressen installiert.

STIMULIERENDES JAHRESEVENT 2016 Anfang Februar fand das niederländische SmartIndustry-Jahresevent 2016 statt. Partnerregion waren in diesem Jahr die östlichen Niederlande. Vieles was in diesem Artikel beschrieben wird, ließ man in Apeldoorn Revue passieren. Das stimulierende Ereignis bot eine Vielzahl allerneuester Neuheiten und zahllose Hightlights, darüber hinaus gab es Raum für Begegnungen und Unterhaltung (eine Roboterband). Referenten wie Willem Vermeend (Professor und Publizist), Ad van Berlo (designstudio VanBerlo) und Marc Hendrikse (NTS-Group)

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teilten ihre gewonnenen Erkenntnisse und besten Vorgehensweisen mit ihren Zuhörern. Zu den Referenten gehörten ebenfalls Gerben Edelijn, CEO bei Thales Nederland (Gastgeber des Secure Connected Systems Garden), Marjolein Boezel (Van Raam) und Maarten van Riemsdijk (Saxion). Durch Mitorganisation der Veranstaltung betonte Boost die führende Position, die die östlichen Niederlande in der Smart Industry anstreben. www.smartindustry.nl/jaarevent

Spezialausgabe Ost-Niederlande – Februar 2016

Bei Secure Connected Systems Garden gehe es um den gegenseitigen, sicheren Zugriff auf Daten, erklärt Evelien Bras, Manager Business Innovation bei Thales in Hengelo (Overijssel). „In der Smart Industry sind Unternehmen aus der gesamten Kette auf unterschiedliche Weise digital miteinander verbunden. Es geht um einen Produktionsprozess, ausgeführt von mehreren Unternehmen, die als eines operieren, um international wettbewerbsfähig zu sein. Das erfordert eine stärkere Berücksichtigung der Cybersicherheit. In unseren Projekten geht es um richtige Online-Zusammenarbeit, und das erfordert Vertrauen. Im Fieldlab arbeiten wir an Lösungen für die Cybersecurity für Smart Industry, mit zwanzig Betriebe und Forschungseinrichtungen. Meine persönliche Meinung ist, dass Smart Industry gut in die östlichen Niederlande passt. Ich denke da an den industriellen Hintergrund, die hohe Netzwerkdichte und den hier typischen Pragmatismus.“ Im Fieldlab laufen zwei Projekte. Die Konstruktion einer secure Infrastruktur muss den sicheren Datenaustausch möglich machen. In einem zweiten Projekt wird am erweiterten Produktlebenszyklus-Management (extended PLM)


HANDWERK UND HIGHTECH IN DER MÖBELINDUSTRIE „Von einer traditionellen Möbelfabrik, bekannt für ihre Stühle, haben wir uns zu einem Spezialisten für 3-D Massivholzteile entwickelt, die wir im Single-PieceFlow fertigen und zu allem montieren können. Denn der Markt verlangt von uns schnell, flexibel und kundenspezifisch, ja sogar personalisiert zu liefern. Unsere Produktion wurde digitalisiert und entsprechend der Prinzipien des 'Lean Manufacturing' und 'Quick Response Manufacturing' eingerichtet. Wir koppeln das fachliche Können unseres Handwerks an ganz moderne Technologie, damit erzielen wir eine Schnelligkeit, die lokale Möbelmacher oder der Fabrikant mit nur einer Hightechmaschine nicht erreichen kann. Die großen Möbelmarken nutzen inzwischen unsere Möglichkeiten in hohem Umfang. Über Oost NV haben wir Kontakte zur Universität Twente und dem Versuchsfeld 'Smart Meubelindustrie' geknüpft, um diese Umwälzung realisieren zu können.“ www.bsmfactory.com Jan Stroo, Geschäftsführer BSM Factory (Borculo)

über mehrere Organisationen hinweg gearbeitet, die auf sichere Weise miteinander verbunden sind.

SCHWEISSEN Weiter wurde mit einer Smart Welding Facto-

ry begonnen, in der zwölf Unternehmen in den Regionen Achterhoek und Twente gemeinsam an Lösungen rund um das Roboterschweißen arbeiten. „Wir bauen unsere Salzstreumaschinen bereits smart: kundenspezifisch aus Standardmodulen montiert“,

erzählt Teilnehmer Fred Harbers, Technischer Direktor bei Aebi Schmidt Nederland in Holten. „Für das Schweißen in hoher Qualität von Einzelstücken und kleinen Serien haben wir jedoch noch Unterstützung gesucht. Wir hatten nämlich Schwierigkeiten beim problemlosen Umsetzen einer CAD-Zeichnung in ein roboterschweißbares Programm. Aus diesem Grund haben wir zusammen mit Behälter-

Entwicklung und Engineering von Mechatronischen Systemen Würden Sie gerne neue, wegweisende Technologien entwickeln in einem multidisziplinären Team von Profis? Auf Sie wartet eine große Chance bei DEMCON! Wir sind ein High-End-Technologielieferant von Produkten und Systemen mit einem sehr breiten Projektportfolio in der Auftragsentwicklung von Präzisionsmaschinen,

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Eine Smart-Industry-Einrichtung bei Thales: die Produktionseinheit für Leiterplatten. Fotos: Willem van Walderveen

und Gerätebauer Gems in Vorden die Initiative für dieses Fieldlab ergriffen. Gemeinsam mit dem NIL (Niederländisches Institut für Schweißtechnik), LAC (Laser Applicatie Centrum) und Roboterlieferanten arbeiten wir an der Lösung: eine Sammlung kleinerer Teilschweißprogramme, mit denen schnell und flexibel ein komplettes Schweißprogramm für ein neues Produkt aufgebaut werden kann.“ Es gibt noch weitere Initiativen. In Zusammenarbeit mit dem niederländischen Fieldlab Campione arbeitet Boost unter dem Namen Camino an einem Fieldlab zur präventiven Instandhaltung von Infrastruktur wie Straßen, Wasserwegen und Elektrizitätsversorgung. Ferner sind die Versuchsfelder Flexible Manufacturing und Smart Meubelindustrie (Möbelindustrie) in der Entwicklung und wird es ein Thermoplastisch Applicatiecentrum geben, an dem KMU die eventuelle Hinwendung zu thermoplastischen Kompositen untersuchen können. Eine weitere Initiative richtet sich auf die (Anwendungs-)Möglichkeiten der Augmented Reality.

NEUE FERTIGKEITEN Smart Industry stellt neue Anforderungen an Wissen und Fertigkeiten von Mitarbeitern. Dabei handelt es sich nicht nur um Automati-

sierung und Digitalisierung, sondern auch um neue Technologien wie 3-D-Printing und Robotisierung. Außer den Schulen (mbo) entwickeln auch die Fachhochschulen in den östlichen Niederlanden (HAN, Saxion und Windesheim) rund um das Thema Smart Industry neue Ausbildungsprogramme (für verschiedene Abschlüsse bis zum Master) und kümmern sich um die Fortbildung von Berufstätigen. Die Fachhochschulen haben weitere Fachbereiche gegründet, deren Dozenten und Studenten Unternehmen bei der Einführung der Smart Industry helfen können. Darüber hinaus sind an mehreren Orten Ausbildungsgänge, beispielsweise für das Programmieren von Robotern, in Entwicklung. „Bei Saxion berücksichtigen wir außer der Technik auch sozialökonomische Aspekte“, sagt Maarten van Riemsdijk, Dozent im Bereich Schweißen bei Aebi Schmidt.

Smart Industry & Human Capital, Saxion Academie Mens en Arbeid. „Wir haben ein Netzwerk Smart Industry ins Leben gerufen und bündeln unsere Kräfte in den Bereichen Innovation und Unternehmertum, Corporate Identity, internationale Geschäfte, Personalwesen, Organisationsstudien und Ethik. Wir erforschen, was Smart Industry für den Menschen, die Unternehmen und die Gesellschaft bedeutet. Menschen werden anders arbeiten und benötigen andere Fertigkeiten, Unternehmen müssen sich anders organisieren, neue Geschäftsmodelle entwickeln und nach neuen Kooperationsformen suchen. Wir arbeiten u.a. mit Thales, Trumpf, Norma, Voortman Steel, WWINN, Bronkhorst High-Tech und Pas Reform zusammen. Ich mache mir durchaus Sorgen um die Unternehmen, die nicht mit der Smart Industry verknüpft werden. Wir möchten diesen Unternehmen konkret helfen, beispielsweise bei der Neueinrichtung der Produktionsprozesse, der Verbesserung der Zusammenarbeit in Teams und der Übertragung größerer Verantwortung an die Mitarbeiter. In diesem Jahr beginnen wir mit einer neuen Masterausbildung. Wir können ebenfalls Berufstätige fortbilden. Im Gegenzug lernen wir viel von den Unternehmen.“

FLEXIBEL RICHTUNG SMART FACTORY Für die östlichen Niederlande ist es wichtig, dass Unternehmen zusammen mit Forschungseinrichtungen die Chancen flexiblen und kundenspezifischen – First-Time-Right – Produzierens bei geringeren Kosten untersuchen. Vosteq Industry Consulting Group in Almelo ist daran aktiv beteiligt. Die Geschäftsführer Harry van de Vosse und Willem Lenselink: „In den vergangenen drei Jahren haben wir von Vosteq mehr als 60 Kunden bei der Produktionsoptimierung und der besseren Nutzung einer Produktionsautomatisierung unterstützt. Wir helfen beim Optimieren des Zusammenspiels von Organisation, Logistik und Technik sowie beispielsweise beim Schreiben der funktionalen Spezifikationen für

die Anschaffung einer neuen Automatisierungslösung. Sechs Kunden haben wir bereits bei ihrem Weg auf das Niveau einer Smart Factory begleitet, bei der Arbeitsvorbereitung und Produktion integral digitalisiert und automatisiert sind.“ Dieser Blickwinkel sprach Kennispark Twente und die Entwicklungsgesellschaft Oost NV an, das ist einer der Gründe, warum sie über Boost Schritte zu einem geplanten Versuchsfeld Flexible Manufacturing ermöglichen und ein Netzwerk bilden. Interessierte Partner sind u.a. die Universität Twente, Fachhochschule Saxion und Unternehmen wie Demcon, Lionix und Z-Tech. Sie sind auf der Suche nach flexiblen Produktionsprozessen und Konzepten, bei denen IKT und

Systeme flexibel zusammenarbeiten, für mehrere Aufgaben konfigurierbar und einfach mit Modulen zu erweitern sind. „In diesem geplanten Versuchsfeld werden wir an den genannten Themen arbeiten. Wir möchten unser Wissen und unsere Erfahrungen leichter für den Markt zugänglich machen, indem wir Simulationsbausteine entwickeln. Mit deren Hilfe können wir dann schneller Expertise geben. Vielleicht führt das zu einem Simulator für Produktionsprozessoptimierung und zu einem Konfigurator für die Spezifikation flexibler und renditeträchtigerer Automatisierungslösungen. www.vosteq.nl

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als anregend und versuchen in ihren Unternehmen, das Gelernte direkt umzusetzen. Sie bleiben auch zum Erfahrungs- und Wissensaustausch in Kontakt.

PRAKTISCH

Blick in eine Masterklasse. Foto: Stan Bouman

MASTERKLASSEN Unternehmen wie Royal Lovink Industries und 247TailorSteel ergriffen zusammen mit ACT, Oost NV und CIVON (Zentrum für innovatives Industriehandwerk in den östlichen Niederlanden) die Initiative für die Masterklassen Smart Industry & Business Modeling. Unter dem Motto „für Unternehmer, von Unternehmern“ wurde ein Ausbildungsabschnitt mit einer Reihe von sieben interaktiven Masterklassen erstellt. Im Januar 2015 begannen die direkten Vorbereitungen, und im Juni war das erste Treffen mit zehn Unternehmen aus der Hightechfertigungsindustrie, die alle in der Region Achterhoek angesiedelt sind. Außer Lovink und 247TailorSteel nahmen auch Unternehmen wie Kupan, Van Raam, Bronkhorst High-Tech und CAD2M teil. Jedes Unternehmen war mit einem vier- bis sechsköpfigen Team vertreten. Während der Masterklassen treten die Teilnehmer miteinander in Dialog. Experten kommunizieren ihr Wissen und ihre Erkenntnisse über Strategien und Businessmodelle, technologische Trends, Produktionstechnologien, Digitalisierung, Datenanalyse, Innovation und Marketing und die menschliche Note. Die Teilnehmer erleben die Sitzungen

schen (mbo) Ausbildung Engineering im Graafschap College wird stärker auf die Anknüpfung von IT an die Produktion geachtet. Dort wurden bereits vier Roboter angeschafft. Die Schüler können lernen, wie sie die Roboter über Internetanwendungen steuern müssen. Außerdem wird an einer zweijährigen Associate-Degree-Ausbildung Smart Industry gearbeitet, die die Fachhochschule Arnhem-Nijmegen in Doetinchem betreuen kann. Wir arbeiten auch mit der Fachhochschule Saxion zusammen.“

Marjonne van den Hout, Projektleiterin Masterklassen: AUCH DIENSTLEISTUNGEN „Das nationale Einer der Teilnehmer aus der ersten Serie Projektbüro Smart Masterklassen war Van Raam aus Varsseveld. Industry stellt fest, dass wir über den Status „Wir bauen behindertengerechte, größtenteils der Bewusstwerdung hinausgehen, auf die elektrische Fahrräder in 24 Modellen, die wir sich die meisten Initiativen bislang beschränkundenspezifisch montieren. Einen Teil der ken. Unternehmer arbeiten Pläne aus, präsenProduktion haben wir robotisiert und auch tieren sie während der jeweils letzten Sitzung unsere anderen Unternehmensprozesse sind und erhalten ein Feedback von ihren Kolleautomatisiert“, erzählt Marjolein Boezel gen. Die praktische Prägung sieht man noch (Geschäftsführerin Finanzen und Personalnirgends. Das passt zur Profilierung der wesen). „Weil wir bei den Entwicklungen zur Region Achterhoek mit ihren vielen FertiSmart Industry auf der Höhe bleiben wollen, gungsunternehmen als Zentrum der Smart haben wir teilgenommen. Es war eine InspiraIndustry.“ Am 19. April 2016 beginnt in Ulft tion für uns: wir haben ein Businessmodell die nächste Serie Masterklassen. Ingesamt werden in diesem Jahr drei Serien für jeweils zehn Unternehmen angeboten. Das CIVON fungiert im Innovationszentrum ICER in Ulft als Gastgeber für die Masterklassen und hört zu, um die Ergebnisse in neue Ausbildungen umzusetzen. Kees Nieuwenhuisje, Geschäftsführer von CIVON in DoetinVan Raam entwickelt eine App, mit der die Elektroräder des Unternehmens auf einem Smartphone ausgelesen werden können. chem: „In der schuli-

PRODUKTIONSPROZESSE INTELLIGENT VERBESSERN „IJssel Technologie unterstützt Kunden konkurrenzfähiger zu werden, indem Produktionsprozesse intelligent eingerichtet und unterhalten werden. Wir beraten Unternehmen, wie sie die Organisation rund um die Produktion kontinuierlich verbessern können, indem sie bei allen Prozessen dem Wert für den Kunden Priorität einräumen. IJssel Technologie konzentriert sich stärker auf technische Automatisierung, um Prozesse noch intelligenter optimieren zu können. Wir haben deshalb Ende letzten Jahres Technaut Automation Solutions übernommen. Mit dieser Übernahme ist die Mitarbeiterzahl von IJssel Technologie auf nunmehr etwa 400 gestiegen. Neue Technologien – man denke an 'Big Data', 'Collaborative Robotics' und 'Augmented Reality' – testen wir an unseren smarten Prinzipien, bevor wir sie intelligent einsetzen. Weil wir davon überzeugt sind, dass

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der Mensch der ausschlaggebende Faktor bei der Optimierung ist, haben wir für unsere eigenen Mitarbeiter und für die unserer Kunden die IJT Academie gegründet. Sie trägt auch zu den Masterklassen Smart Industry & Business Modeling im Achterhoek bei. In unserem Smart-Industry-Workshop können Teilnehmer neue Technologien und die smarten Prinzipien kennenlernen sowie an einem kundenspezifischen, zuverlässigen und effizienten Prozess arbeiten.“ ijsseltechnologie.nl

Im Smart-Industry-Workshop der IJT Academie kommen Themen wie Configure-to-Order, Augmented Reality,

Rien Slingerland Geschäftsführer IJssel Technologie (Zentrale Zwolle)

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3-D-Printing und Collaborative Robotics an die Reihe.


CHANCEN IN EUROPA Unter Bezeichnungen wie Industrie 4.0 und Smart Kennispark Twente und bei der EntwicklungsgesellIndustry findet weltweit die industrielle (R)Evolution schaft Oost NV anmelden. Bei MIND (Medizische statt. Die Europäische Union hat sie zu einem wichtiInnovation Niederlande-Deutschland) geht es um gen Thema in ihrem Forschungs- und Subventionsdie Entwicklung innovativer Produkte, Prozesse und programm gemacht. Das bietet Unternehmen, ganz Dienstleistungen, die wirtschaftliche und gesellbesonders auch KMU, Möglichkeiten der internatioschaftliche Herausforderungen in der Pflege nalen Zusammenarbeit. So haben verschiedene ostberücksichtigen. Es geht um drei Themen: Pflege zu niederländische Fieldlabs aus dem EFRE-Programm Hause, Selbstmanagement und Telemedizin; Medi(Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) zinprodukte; Prävention. Weitere Interreg-Projekte bereits Subventionen erhalten oder sind dafür noch sind Rocket (Regional Collaboration on Key Enim Rennen. Im Programm Vanguard – New Growth abling Technologies), FOOD2020 (Produkt- und through Smart Specialisation – arbeiten mehr als 20 Prozessentwicklung, Verringerung des Rohstoffvereuropäische Regionen in Clustern an Themen brauchs sowie der Lebensmittel-Arbeitsmarkt) und zusammen, wie nachhaltige Energie, HalbleiterinS2M (Sustainable Surfaces & Membranes – nachdustrie, Bioökonomie und Wertschöpfungsmanagehaltige, multifunktionale Materialien für antimikrobielment. Die Provinzen können im Rahmen von Vanle Oberflächen und Membrantechnologien). Alle guard gemeinsam mit Partnerregionen EU-Projekte Projekte werden im Laufe von 2016 unter der Teilorganisieren, die auch KMU in den östlichen Niedernahme dutzender deutscher und niederländischer landen offen stehen. Unternehmen beginnen. Für iPro, Rocket, MIND Im neuen Programm Horizon 2020 geht es u.a. um und FOOD2020 gibt es noch Unterstützungsgroße internationale Konsortien, in denen Formöglichkeiten. schungseinrichtungen mit größeren und auch kleineinfo@oostnv.nl ren Unternehmen zusammenarbeiten. So bietet das www.eu-opportunities.eu Horizon 2020-Programm Manunet III den technischen KMU Finanzierungen für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, Öffnung neuer (internationaler) Märkte und Stärkung der Konkurrenzfähigkeit an. Manunet III steht ab 2017, vorbehaltlich der Zustimmung aus Brüssel, der Wirtschaft in den östlichen Niederlanden offen. Die ver Hanno Provinzen Gelderland und ist die .0 4 ie d n ie str 4 ware ur Indu Overijssel sind die Finanziers. e. 201 ngen z s lu s k e rker in ic m Entw iefach and stä Die Chance auf Genehmigung m der Industr t das L is te östß m Zentru rö ie e g d d elt nd seit n auch eines Antrags ist höher als bei , die w eine h fehle rland, u c e Messe n li n e d rt m n a h anderen Horizon 2020-Projekten. nterne ande P stverstä U lb e d ir S ieses . w d Niederl reten Boost e April 2015 sind für das neue ver vert ch End rt nicht. u o s ad e o Hanno e b C d e an g mit Mess Interreg VA-Progamm DeutschNiederl ereitun für den rb g Aktivio lichen n V n u e it ie d e Begle vielfältig hören land-Nederland – u.a. finanziert von iv e it s g m n u t te z s ber a in lb n. D hung ü uch se anbiete den Provinzen – unterschiedliche esprec er Bes b d h , c . Unter g a Jahres te n N Beratu Kontak nd die d n u n e g u n Projekte entwickelt worden, von e in g n k ielchin gewon atchma in spez urde e rch die owie M w u s denen vor allem iPro (Intelligente Prod “ n 6 n te 1 e ie 0 tä tr in kung sindus nover 2 Auswir dukte und Prozesse) an Smart Industry rtigung ecp4Han e re F P r u.a. die „ e d „Conn g Motto er aus ichnun e m z m h e e gekoppelt ist. Das Projekt liefert IKTe d B h der r Untern um den ird nac eihen, ebot fü oost w Innovationen im Bereich der Produktn“ aufr kelt. B les Ang e rl ic e tw P „ n lieren. and e ver alle u etab und Prozesssteuerung. Unternehmer in Gelderl Hanno tional z a in rn “ te ts e Do ustry in der Fertigungsindustrie, die vom Projekt ting th art Ind lan Sm p s n o profitieren möchten, können sich beim ti Ak

ET ZU R T I E R E RB G UT V OO V E R M E S S E HAN N

ausgearbeitet, in dem wir außer Produkten auch Dienstleistungen entwickeln werden. Wir arbeiten jetzt an einer App zum Auslesen relevanter Daten der Elektroräder. Mit den Informationen können wir den Service für den Kunden intelligenter – präventiv – organisieren. Wir werden auch eine Plattform für Mitgestaltung durch unsere Endkunden schaffen. Gemeinsam mit ihnen möchten wir neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln.“

2016 Mit den Unternehmern am Ruder wird Boost 2016 so richtig durchstarten. Neue Inno-

vationsprojekte kommen hinzu, die Fieldlabs erhalten eine größere Basis und mehr Tiefe, die Ausbildung & Schulung für Smart Industry wird intensiviert, und der Blick wird stärker auf das Ausland, vor allem auf Deutschland, gerichtet. www.smartindustryoost.nl www.smarthubacademy.nl www.247tailorsteel.com www.aebi-schmidt.nl www.vanraam.nl saxion.nl/site/index/smartindustry www.civon.nl

SENSOR SOLUTIONS AND SYSTEMS For all areas of the automation industry As a global player, we stand for comprehensive system expertise, continuous innovation, the highest quality, and the greatest reliability. Balluff means technological variety and first-class service. Our 2450 worldwide employees are working to ensure this.

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6/24/2013 4:12


GREAT-PROJECT FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN VERHILFT INNOVATIONEN AUF DEN INTERNATIONALEN MARKT

KLEINE SCHRITTE, GROSSE AMBITIONEN Für startende Unternehmen, beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien, gibt es viele Hürden bei ihrem Weg auf den europäischen Markt. Das reicht von anderer Sprache und Kultur über andere, länderspezifische Vorschriften bis hin zu erforderlichen Investitionen. Das europäische GREAT-Project organisierte niedrigschwellige Hilfestellung für Marktsondierung, Matchmaking oder Bildung eines Konsortiums. DOOR HANS VAN EERDEN

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eit jeher ist der Energiesektor stark in der Provinz Gelderland vertreten. Zu nennen sind Unternehmen wie NUON, Alliander, KEMA/DNV GL und Tennet. Im Bereich Elektrizität sind in Arnheim und Umgebung nicht weniger als ein Drittel aller Arbeitsplätze in den Niederlanden angesiedelt. Um diesen Kern wächst ein aktives Cluster junger Unternehmen, die sich auf innovative und nachhaltige Produkte im Bereich Smart Energy konzentrieren. Die Provinz stimuliert diese Entwicklung und das gab auch den Ausschlag für die Teilnahme am Interreg IVB-Projekt GREAT (Growing Renewable Energy Applications and Technologies) innerhalb eines Konsortiums mit vier anderen Regionen in Nordwesteuropa (in Irland, Schottland, England und Flandern). Die Entwicklungsgesellschaft Oost NV entwickelte in diesem Rahmen Hilfen bei der Internationalisierung, die aus Gutscheinen im Wert von 2000, 4000 oder 6000 Euro bestanden. Damit konnten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Marktsondierung, Matchmaking oder Bildung eines Konsortiums finanzieren. Insgesamt erhielten zwölf KMU einen oder mehrere GREAT-Gutscheine. Sie arbeiten u.a. auf den Gebieten Stromspeicherung, CO2-Abscheidung, Energieeinsparung und Wärmekraftkoppelung. Drei Unternehmen berichten von ihren internationalen Abenteuern.

BOOM Pflanzen in Gewächshäusern wachsen durch Kohlendioxid (CO2) in Verbindung mit Wärme und Sonnenlicht schneller. Indem dieses CO2 vor Ort produziert wird, wird die höchste Rendite – ökonomisch und umwelttechnisch – erzielt. Das ist möglich, indem CO2 aus Rauchgasen abgetrennt und direkt verwendet wird. Das englische Unternehmen

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Lamellen in den Schöpfbrettern. Darüber hinaus ist sie leicht in (un)tiefem Gewässer zu installieren, preisgünstig zu warten und fischfreundlich. Partner sind u.a. QConcepts Design & Engineering (Doetinchem) für die Produktion der Schöpfbretter aus Kompositmaterialien und Hollarts Kunststoftechniek (Didam) für die Lamellen. Für die Marktanalyse in Deutschland nutzte DeepWaterEnergy zwei GREAT-Gutscheine. „In kleinerem Umfang spielt dort Wasserkraft bereits seit Jahrzehnten eine Rolle, aber noch nicht bei geringem Gefälle“, erklärt der Technische Leiter Dolf Pasman. „Wenn ich daran denke, wie lang der Rhein in Deutschland ist – da können viele Megawatt erzeugt werden.“ Inzwischen ist ein erster Auftrag für eine Wasserkraftzentrale an der IJssel bei Doesburg eingegangen, die Ende 2016 übergeben werden muss.

WASSERSTOFF

Energy4Growth liefert die nötigen Anlagen auf Grundlage der Technologie, die von CarbonOrO (Nimwegen) und CATO Engineering (Arnheim) entwickelt wurde. Für eine Marktsondierung und Forcierung der Zusammenarbeit in Großbritannien nahm CATO einen Gutschein in Anspruch. Geschäftsführer Immanuël Jurg: „Das hat das Formalisieren der Vereinbarungen zur Bildung eines Konsortiums beschleunigt.“ Vielversprechend war in England der Kontakt zu einem großen Müllverarbeitungsunternehmen, das einen neuen Gewächshauskomplex von mehr als zehn Hektar neben einer Müllverbrennungsanlage errichten will. Ferner haben sich bereits mindestens zehn weitere britische Interessenten gemeldet. „In der Nische CO2-Abscheidung für den Gartenbau sind wir ein Vorreiter. Der Markt fängt an zu boomen.“

MODERNE WASSERMÜHLEN Wasserkraft, das war etwas für schnell fließende Gewässer und ein großes Gefälle. Die sich horizontal drehende Oryon Watermill des Unternehmens DeepWater-Energy in Arnheim eignet sich besonders für langsam fließende Gewässer und geringes Gefälle. Das Potenzial weltweit ist enorm. Verglichen mit veralteten, sich vertikal drehenden Wassermühlen erzielt die Oryon Watermill einen wesentlich höheren Ertrag, aufgrund einer ausgeklügelten Konstruktion mit drehbaren

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Er wird vielleicht künftig die Energiequelle für dezentrale und mobile Anwendungen sein: Wasserstoff. Das Unternehmen HyET aus Arnheim entwickelt vor diesem Hintergrund lautlose Kompressoren, die aufgrund des hohen Drucks, den sie generieren, einzigartig sind. Der hohe Druck ermöglicht höhere Speicherkapazitäten, weshalb beispielsweise Elektroautos mit einer Brennstoffzelle eine größere Reichweite erzielen können. Ein norwegisches Unternehmen möchte für solch eine Anwendung die Technologie von HyET nutzen. In Norwegen steht nämlich sehr viel preiswerte Energie (wie Wasserkraft) zur Verfügung, um Wasserstoff zu produzieren. Zudem sind Elektroautos bereits beliebt, aber ihre Reichweite ist noch begrenzt. Die Hoffnung liegt jetzt auf Brennstoffzellautos, die auf Wasserstoff auch größere Strecken überwinden können. Mit einem GREAT-Gutschein besuchte HyET Oslo und Bergen, um Kontakte mit Partnern aus dem Herzen der norwegischen Wasserstoffindustrie zu knüpfen. Das führte zu einer norwegischen Projektsubvention für ein Joint Venture zwischen HyET und norwegischen Partnern, um zur Marktentwicklung zu gelangen. „Der Gutschein hat uns enorm dabei geholfen, Anschluss an den internationalen Markt zu finden“, sagt der Technische Leiter Peter Bouwman. „Und mit dem Wissen, das wir so gewinnen, können wir auch in den Niederlanden wachsen.“ www.greatproject.eu.com www.cato-engineering.com www.deepwater-energy.com www.hyet.nl


INNOVATIVER GESUNDHEITS- UND HIGHTECHFERTIGUNGSBEREICH KOMMEN ZUSAMMEN

SEHR VIEL LIEGT „GLEICH NEBENAN“, ABER NICHT ALLES Start-ups aus dem Gesundheitsbereich und Hightechfertigungsunternehmen – in den östlichen Niederlanden findet man beides zuhauf. Ideal, weil das Start-upUnternehmen seine Innovation „gleich nebenan“ produzieren lassen kann. „90 Prozent der Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, haben ihren Sitz in der Region“, sagt der eine. Manchmal werde aber etwas benötigt, das so speziell ist, sagt der andere, dass es nur mit einem Unternehmen von weiter weg klappt – und das kann dann auch Russland sein.

VON PIM CAMPMAN

PaDiC in Deventer entwickelt den DiaLin, eine innovative, subkutane Insulinpumpe. Viel cleverer, kompakter/leichter und zuverlässiger als das bereits seit 30 Jahren gängige – und in dieser Zeit nicht oder kaum verbesserte – Pumpsystem. Der DiaLin dosiert Insulin viel genauer, dank eines intelligenten Sensors, was gut 50 Prozent Insulin einspart. Außerdem reduziert er die Anzahl der Krankenhausaufenthalte (und, wenn das doch mal nötig ist, ist eine Operation wesentlich weniger belastend). Er ist selbstreinigend (keine Verstopfungen mehr), er hält 20 Jahre – und ist über Bluetooth an jedem Ort der Welt auslesbar.

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Der DiaLin, eine innovative, subkutane Insulinpumpe. Foto: IPaDiC

hin zur Markteinführung durchlaufen zu können. Wir setzen uns dabei beispielsweise auch mit der Möglichkeit des Crowdfunding auseinander.“ Oost NV hilft ebenfalls dabei, Partner zu finden, die diverse Komponenten für die drei Teile, aus denen der DiaLin besteht – Insulinpumpe, Service-Insel und Kommunikationseinheit (wie ein Smartphone) – fertigen werden. Es ist noch etwas früh, um Namen zu nennen, aber Gerrit Stam verrät schon, dass „90 Prozent der Partner“ in den östlichen Niederlanden zuhause sind.

EINMALIGE CHANCE

DEUTLICH ZU BEVORZUGEN

„Der DiaLin erspart Typ-1-Diabetikern, denen nur mit einer subutanen Insulinpumpe geholfen ist, eine Menge Elend und Stress; und weil alles doppelt ausgeführt wird, steht der Patient unter ständiger Kontrolle“, erzählt Gerrit Stam, Geschäftsführer von IPaDiC (Internal Pump and Diabetes Control). Und er muss es wissen, denn selbst hängt er bereits seit 20 Jahren „an der Pumpe“. „Ich weiß, was nicht gut ist und verändert werden muss. Das ist eine einmalige Chance; die erhalten wir kein zweites Mal.“ Der DiaLin, eine Idee des in den Niederlanden bekannten Internisten und Diabetes-Spezialisten Henk Bilo (Isala Klinieken, Zwolle), ist konzeptuell nahezu fertig. „Wir stehen in den Startblöcken, um den ersten physischen Prototypen zu fertigen. Mit der Hilfe der Entwicklungsgesellschaft Oost NV und des Health Innovation Parks in Zwolle suchen wir Sponsoren, um den Weg von den klinischen Versuchen bis schließlich

Beim Hemoclear, in den Medical2Market (vom Anästhesiologen Arno Nierich, ebenfalls mit den Isala Klinieken verbunden) sich gewissermaßen verbissen hat, sehe es anders aus. Das erzählt Marcel Zwaal, der sich dem geschäftlichen Bereich von M2M widmet. „Hemoclear ist ein ebenso cleveres wie simples System, mit dem das sich während und nach Operationen bildende Wundwasser gefiltert (sprich: gesäubert) wird, um dem Patienten anschließend wieder saubere, rote Blutzellen zuzuführen. Das spart nicht nur Spenderblut, sondern ist aus medizinischer Sicht auch der Fremdblutgabe vorzuziehen. Das ist schon lange möglich: mit sogenannten Cell Savers, großen und teuren Geräten, die – im Gegensatz zum Hemoclear – eigentlich nur in OPs eingesetzt werden. Zudem gehen sie noch etwas gröber mit dem empfindlichen Material um als der Hemoclear, der die Unkompliziertheit etwa eines Kaffeefilters

aufweist, weil er einfach die Schwerkraft nutzt und nicht Zentrifugalkräfte, wie die Cell Savers. Schaut man jedoch ins Innere, entdeckt man intelligente Technologie. Vor allem im Filter (disposable, für den einmaligen Gebrauch) befindet sich eine Nanofolie mit sehr kleinen und präzisen Perforationen, die mithilfe eines Zyklotrons gefertigt werden. Ein deutsches Unternehmen, bekannt als Produzent von Nierendialysefiltern, mit dem Medical2Market bereits früher zusammengearbeitet hat, konnte nicht sofort eine gute Lösung bieten. Es hatte aber Kontakte zu einem Unternehmen, das dies konnte – in Russland. „Das hat uns sehr geholfen, den Hemoclear voranzubringen“, sagt Marcel Zwaal. Für dieses wesentliche Teil gibt es also keinen Fertigungspartner in den östlichen Niederlanden – „wir gehen davon aus, dass der deutsche Partner den Filter fertigen wird“. Für die anderen Komponenten jedoch – Filtergehäuse und anderes – sind Fertigungsunternehmen, die „gleich nebenan“ ihren Sitz haben, durchaus im Rennen. „Für die Montage und Verpackung sind Reinraumkonditionen ein Muss“, erklärt Zwaal zum Schluss. Ja, und Reinräume gibt es reichlich in den östlichen Niederlanden. Gründe genug für Oost NV also, den Innovationsweg für den Hemoclear bereits zu einem früheren Zeitpunkt, bei der ersten EFRE-Finanzierung, zu unterstützen und kürzlich mithilfe des RedMedtech Ventures. www.hemoclear.com www.ipadic.com

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DISKUSSIONSRUNDE ÜBER BEZIEHUNG ZWISCHEN STAAT UND (SMART) INDUSTRY

FERTIGUNGSUNTERNEHMEN IM MITTELPUNKT IM „BADEN-WÜRTTEMBERG DER NIEDERLANDE“ Die Dezentralisierung der regionalen Wirtschaftspolitik verschaffte den Provinzen eine bedeutendere Rolle. In einer Diskussionsrunde Mitte Januar in Ewijk tauschten sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft der östlichen Niederlanden darüber aus, wie diese Rolle auszufüllen ist. VON HANS VAN EERDEN

ie Dezentralisierung war das Beste, was Den Haag beschließen konnte. Im Nachhinein betrachtet, hätte das mit mehr Geld verbunden sein können“, beginnt Eddy van Hijum, Abgeordneter der Provinz Overijssel (Wirtschaft und Finanzen) und ehemaliges Mitglied des niederländischen Parlaments. „Aus den Provinzen heraus können wir besser Verbindungen zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden herstellen. Wir konzentrieren uns auf einige Topsektoren und können dort mit Innovationen wirklich voran kommen. Ich bin optimistisch hinsichtlich des Wirtschaftsklimas in den östlichen Niederlanden.“

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LÜCKEN UND NETZWERKE Bert Dommerholt vom Unternehmen Dovideq Medical (Deventer) bringt einen Kritikpunkt zur Sprache. „Wir haben das weltweit einzige vollautomatische Messinstrument für Endoskope entwickelt, das in Krankenhäusern die Sicherheit verbessert und Kosten reduziert. Dovideq hat dennoch kurz vor der Pleite gestanden. Wenn es uns schon fast nicht gelingt, eine Finanzierung für Wachstum einzuwerben, dann wird das auch bei vielen anderen Unternehmen der Fall sein.“ Dovideq gelangte schließlich mit einem im letzten Monat wieder abgelösten Darlehn des Innovatiefonds Overijssel aus der Misere. „Ohne dieses Darlehn gäbe es uns nicht mehr. Die Zinsen waren aber schon recht happig, über zehn Prozent.“ Die Schwierigkeiten, an Geld zu kommen, deute auf Marktversagen hin, nimmt Michiel Scheffer an, Abgeordneter der Provinz Gelderland (Wirtschaft, Schule und

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Europa). „Die östlichen Niederlande haben in der Krise Instrumente entwickelt, diese Lücke zu füllen. Aber auch Behörden müssen alle Risiken einkalkulieren, weshalb die (marktkonformen, Anm.d.Red.) Zinsen hoch sind.“ Um Innovation zu stimulieren, sollten Behörden außer einem finanziellen auch einen räumlichen Rahmen schaffen, wo, so Scheffer, „Unternehmen sich gegenseitig aufsuchen und am Kaffeeautomaten leicht in Kontakt treten können.“ Ohne die räumliche Verbundenheit könne es jedoch auch gelingen, erzählt Michiel van Mil. Sein Unternehmen Anoxia Europe (Putten) entwickelte ein neues Mittel zum Einschläfern bzw. Keulen von Tieren. Stickstoffschaum, der das Leid der Tiere so weit wie möglich reduziert. Die erste Version des Systems wurde bereits weltweit verkauft, und für die weitere Entwicklung gibt es Unterstützung von der Entwicklungsgesellschaft Oost NV. „Netzwerke gibt es durchaus, man muss nicht zusammen in einem Gebäude sitzen. In der Region haben wir Zulieferer wie Parker Hannifin und Twente Medical Systems International, die beide in Oldenzaal angesiedelt sind.“ Die Behörden können Unternehmen ganz entschieden helfen, aber Unterschiede zwischen den beiden Provinzen hinsichtlich der Innovationsbestimmungen sind manchmal verwirrend. Scheffer: „Wenn es nach uns geht, arbeiten wir so viel wie möglich zusammen.“ Van Hijum ergänzt: „Wir müssen noch intensiver die Stärken des Einzelnen nutzen und Dinge abstimmen.“

VERBINDUNGEN UND KOLLISIONEN Die östlichen Niederlande hätten dennoch ihre Angelegenheiten gut geregelt, springt Tom van der Horst den Abgeordneten bei.

Spezialausgabe Ost-Niederlande – Februar 2016

Durch die unabhängige Forschungseinrichtung TNO war er an der Entwicklung des Smart-Industry-Handlungsplans, sowohl landesweit als auch für die östlichen Niederlande (Boost), beteiligt. „Wirtschaftliches Wachstum Schüren erfordert technologische Innovationen, die der Topsektor Hightech generieren muss. Die östlichen Niederlande sind in diesem Bereich mit der Universität Twente (UT) und vielen Fertigungsunternehmen gut aufgestellt. Die eigentliche Herausforderung ist, Innovationen von Universitäten an Anwendungsbereiche zu koppeln und Verbindungen zur Fertigungsindustrie herzustellen.“ Michiel Scheffer knüpft begeistert daran an: „Wir haben hier die Mutter aller Cross-overs, nämlich die Fertigungsindustrie: der Sektor, der den größten Mehrwert mit Topsektoren wie Lebensmittelwirtschaft, Gesundheit und Energie generiert. Von Putten bis Winterswijk in Gelderland und genauso in Overijssel gibt es in jedem Dorf eine Kirche, ein Café und einen Fertigungsbetrieb, der in seiner speziellen Nische zur Weltspitze gehört. Wir befinden uns hier im 'Baden-Württemberg der Niederlande'. Und mit den Valleys, wie Food Valley, haben wir einen Agglomerationsvorteil: Unternehmen und Forschungseinrichtungen knüpfen dort Verbindungen und aus den 'Kollisionen' zwischen den Beteiligten entstehen neue Innovationen.“ In der Region befindet sich außerdem – laut Elsevier-Ranking – die am besten fördernde und unternehmungslustigste Universität der Niederlande, die UT, ergänzt Van Hijum. „Dort haben wir ein Ökosystem für Innovationen.“ (Übrigens ist Wageningen UR laut Elsevier die am besten kooperierende Universität.)

SCALE-UPS Das klingt für Diskussionsleiter Dennis Schipper von Demcon (Enschede) noch etwas zu sehr nach „heiler Welt“. „Zu häufig erlebt man, dass technologische Innovationen bei Startups landen, die dann nicht wachsen. Neue


Technologie muss stärker bei bestehenden Unternehmen ankommen. Es geht darum, wie man mithilfe von Themen internationalen Formats, die eine anziehende Wirkung haben, das Wachstum beschleunigt. In den vergangenen Jahren sind beispielsweise hohe Summen an die Nanotechnologie gegangen. Daraus haben sich Unternehmen mit 50 Mitarbeitern entwickelt, aber keine Großkonzerne. Weil die Weltklasseerfindungen, beispielsweise von Mesa+ an der UT, nicht an Weltklasseunternehmern gekoppelt wurden. Eine Garantie gibt es dafür zwar nicht, aber jetzt ist es dem Zufall überlassen, ob sich einer der neuen Technologie annimmt.“ Tom van der Horst stimmt Schipper zu. „Außer Start-ups werden auch Scale-ups benötigt. Ideen gibt es genug, aber es bedarf eines roten Teppichs, um den Innovationsball weiter rollen zu lassen.“ Schipper: „Ich bin kein Befürworter von 'gratis' Geld. Die Qualitäten des Unternehmers müssen gezielt überprüft werden.“ Bert Dommerholt: „Die erste Frage müsste lauten: 'Wie kann man mit der Innovation Geld verdienen?' Aber mit so etwas beschäftigen sich viele Technikfreaks gar nicht.“ Anne-Jaap Deinum von Hollander Techniek, Systemintegrator mit Niederlassungen u.a. in Apeldoorn und Almelo, meint auch, dass die größte Herausforderung für Start-ups darin liege, weiterzuwachsen. „Dafür sind andere Kompetenzen nötig. Start-ups sind technisch orientiert, arbeiten von innen nach außen. Wenn sie größer werden, müssen sie ihr Unternehmen auf den Markt ausrichten, aber dann steigen Technikfreaks häufig aus.“ Wie stehen die Universitäten, die doch die meisten Start-ups generieren, zu diesem Problem, möchte Theo Föllings von Oost NV wissen. „Sind sie bereit, die Entwicklung ihres Wissens businessgerechter einzusetzen?“ Laut Dennis Schipper schon: „Geld macht alles geschmeidiger. Geld muss man den Unternehmern geben und nicht den Universitäten. Das setzt der Staat nun auch in einem Versuch mit den TKIs um (Topkonsortien für Kenntnisse und Innovation, Anm.d.Red.).“

UNTERSCHIEDLICHE ERFAHRUNGEN Unternehmen zu unterstützen, ist sicher eine wichtige Rolle für den Staat. Guido Roncken, COO beim Maschinenbauer VMI (1.200 Mitarbeiter, Zentrale in Epe, Produktionsniederlassungen weltweit) hat unterschiedliche Erfahrungen. „Vor fünf Jahren sind wir mit Unternehmen aus dem Nordosten der Region Veluwe aktiv geworden, weil die technischen Ausbildungen fast keine jungen Leute mehr anzogen. Mit Unterstützung der Provinz haben wir die Techniek Academie gegründet. Sie hat jetzt 100 Schüler; zehnmal mehr als am Anfang. Ich war beeindruckt, wie schnell wir mit den Behörden loslegen konnten.“ Die selbstorganisierende Kraft in den Regionen möchte die Provinz unterstützen, erklärt Scheffer, der Abgeordnete aus Gelderland. VMI, der größte Arbeitgeber in Epe, brütet

Teilnehmer der Diskussionsrunde in Ewijk: Anne-Jaap Deinum, Senior Business Consultant bei Hollander Techniek; Bert Dommerholt, CEO Dovideq Medical; Theo Föllings, Businessunitmanager Oost NV; Tom van der Horst, Business Director Strategies for Industry & Innovation TNO; Eddy van Hijum, Abgeordneter der Provinz Overijssel; Michiel van Mil, Geschäftsführer Anoxia Europe; Guido Roncken, COO VMI Group; Michiel Scheffer, Abgeordneter der Provinz Gelderland; Dennis Schipper, CEO Demcon Groep (Diskussionsleiter). Fotos: Gerard Verschooten

bereits seit fünf Jahren über Vergrößerungsplänen. Roncken: „Die ganze Zeit sind wir mit dem Flächennutzungsplan beschäftigt und das wird auch noch ein paar Jahre dauern. Behörden verweisen jeweils aufeinander; das ist alles sehr zäh. Wir können aber Kunden nicht abweisen, denn dann verlieren wir sie ganz. Wir haben ein Grundstück in Polen gekauft, um auch dort zu produzieren.“ Scheffer ist kürzlich auf das Problem aufmerksam geworden. „Das liegt jetzt bei mir auf dem Tisch. Wir haben eine Roteteppichpolitik und wollen Verfahren für Unternehmen beschleunigen. Manchmal haben wir aber auch ein Dilemma und mit unglaublich energischen Bürgern zu tun. Ich vereinbare bald einen Termin mit VMI.“ Dennis Schipper nickt zustimmend. „Der Staat muss Unternehmen, die nachhaltige Arbeitsplätze bieten, in den Mittelpunkt rücken. Wenn sie zusätzliche Stellen schaffen können, sollte man sie fragen, was sie dafür benötigen. Andersherum, wenn die Regionalbehörden beispielsweise 2.000 zusätzliche Arbeitsplätze fordern, mit welchen Unternehmen können sie darüber Abmachungen treffen und eine Vereinbarung schließen? Netzwerke sind genug vorhanden, aber nicht hierfür. Muss ich denn dann wieder ein Netzwerk schaffen?“ Tom van der Horst: „Die Herausforderung für die Behörden liegt darin, der Wirtschaft eine Stimme bei der regionalen Entwicklung zu geben.“ Schipper: „Der Techniekpact ist eigentlich das einzige Thema – der drohende Mangel an technischem Nachwuchs, Anm.d.Red. – worauf sich Unternehmer und auch Behörden wirklich geeinigt haben.“

SMART INDUSTRY Der Techniekpact, rund um Ausbildung und Technikförderung, ist ausschlaggebend, jetzt da die Smart Industry Einzug hält. So muss

auch das Unternehmen VMI, dessen Kunden immer stärker in Richtung Automatisierung gehen, „smarter“ arbeiten. Guido Roncken: „Wir müssen schneller ausbilden und fortbilden und beispielsweise mechanische Ingenieure zu Softwareentwicklern umschulen, die kaum zu bekommen sind.“ Tom van der Horst: „Unternehmen möchten hier in der Region bleiben, müssen aber den Wechsel zur Smart Industry vollziehen und Softwareentwicklung an den Maschinenentwurf koppeln können.“ Schipper sieht dafür in den (östlichen) Niederlanden eine Chance. „Systems Engineering, die dies erforderlich macht, ist ein durch und durch niederländisches Fachgebiet. Aus diesem Grund sind die Absolventen, die im Systemdenken geschult sind, das wichtigste 'Produkt' der Universität.“ Man solle auch die Rolle des Systemintegrators nicht unterschätzen, sagt Anne-Jaap Deinum. „Sie haben das Wissen, alle Maschinen und Systeme zu verbinden. Zusammenarbeit ist der Kern der Smart Industry.“ Zum Glück habe auch die Fachhochschulausbildung Anschluss gefunden, meint Föllings. „Das Boost-Programm hat an den Hochschulen in den östlichen Niederlanden zu Fachbereichen für Smart Industry geführt.“

„NAOBERSCHAP“ Die Zusammenarbeit ist noch nicht selbstverständlich, weiß Schipper. „Ich kenne schnellwachsende Unternehmen in der Region, denen es nicht gelingt, eine Beziehung zur UT oder zur Fachhochschule Saxion aufzubauen. Während ihr Wachstum vielleicht mehr Arbeitsplätze generiert als 20 Start-ups zusammen.“ Abgeordneter Van Hijum hat es während seiner 'Praktika' bei Unternehmen in Overijssel selbst erleben können. „Ich bin davon überzeugt, dass die Infrastruktur für Innovationsunterstützung eine solide Basis

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hat. Das Wissen über Regelungen und Fonds ist jedoch nicht immer ausreichend und zwischen Universitäten und Unternehmen gibt es nicht genug Übereinstimmungen. In Overijssel helfen die offenen Innovationszentren und Organisationen wie Kennispark Twente und Kennispoort Regio Zwolle den Unternehmen, die sich melden, gut. Aber längst nicht alle finden den Weg dorthin. Aus diesem Grund ist beispielsweise Kennispoort sehr intensiv damit beschäftigt, sehr engen Kontakt zu Fertigungsbetrieben zu halten.“ Gelderland habe dafür das Instrument der regionalen Zentren für Technologie, ergänzt Michiel Scheffer. „Wir haben in den östlichen Niederlanden kein dominantes Unternehmen oder einen entsprechenden Sektor, von dem aus die Rolle des Regisseurs übernommen werden könnte. Wir müssen eben selbst schalten und walten, Verbindungen knüpfen und die Naoberschap nutzen. Wir können hier beispielsweise recht einfach Cross-overs herstellen.“ Und zwar auch zum Ausland, vor allem nach Deutsch-

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land, lautet die Devise. Das würden die östlichen Niederlande noch viel zu selten machen, meint Van der Horst. „Enschede (wo das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie ein Projektzentrum auf dem Campus der UT eröffnet, Anm.d.Red.) kann das Tor nach Deutschland sein, gerade im Zusammenhang mit Industrie 4.0.“ Die Provinzen setzen jedoch stärker auf Handelsmissionen, die nach Süddeutschland (Overijssel, Ende April 2016) und auch nach China (Gelderland, letzten Herbst) erfolgen und damit bei Schipper den richtigen Nerv treffen. „In Süddeutschland gibt es so viel Industrie und ist der Mangel an guten Mitarbeitern noch größer als bei uns hier. Wir müssen dort, am besten in kleineren Handelsmissionen, zu verstehen geben, dass wir die Lösung sein können.“

ERSTKUNDEN Der Staat kann Innovationen auch in der Rolle des Erstkunden (Launching Customer) beschleunigen. Das kommt jedoch nur stück-

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chenweise in Gang. Zu häufig achten auch Behörden bei ihren Ausschreibungen vor allem auf den Preis und zudem beschränken Bestimmungen, beispielsweise zum Umfang oder vor dem Hintergrund früherer Erfahrungen, die Teilnahme von KMUs. Oder Behörden reagieren nicht aktiv auf neue Chancen, die (europäische) Vorschriften bieten. Gründe, warum Michiel van Mil für Tests an den innovativen Betäubungsmitteln von Anoxia nach Deutschland ausgewichen ist. „Dort konnten wir gleich mit unserer Technologie hin, weil die Behörden direkt die neuen europäischen Richtlinien umsetzen.“ Die Niederlande könnten aktiver werden, sieht Van Hijum ein: „Wir müssen bei Ausschreibungen den Umfang der Innovationen stärker belohnen.“ Scheffer: „In der Pflege z.B. stehen wir nicht an vorderster Front. Für diesen Bereich organisieren wir jedoch Versuchsbedingungen (Fieldlabs), die Unternehmen die Möglichkeit verschaffen, ihre Innovationen zu testen.“ Dennis Schipper fand Erstkunden bei behördennahen Partnern, die sein Unternehmen mit Entwicklungen gegen die Zusage einer garantierten Abnahme beauftragten. Die Behörden sollten ihre Rolle als Erstkunden an die gesellschaftlichen Herausforderungen koppeln, befürwortet Tom van der Horst abschließend. Die östlichen Niederlande beheimaten mehr als genug innovative Unternehmen, die Lösungen dafür entwickeln können.


LEBENSMITTELPARTNERSCHAFT ZWISCHEN ENSCHEDE UND PRINCE EDWARD ISLAND

NIEDERLÄNDISCHE INNOVATION, KANADISCHES SPRUNGBRETT Die kanadische Lebensmittelindustrie möchte von den Niederlanden lernen, die sich zu einem Weltmarktführer der Lebensmittelinnovation entwickelt haben. Vom ostkanadischen Prince Edward Island blicken Canada's Smartest Kitchen und Food Island Partnership u.a. auf Food Valley und Enschede.

Unternehmen (attraktive Präsentation und verbesserte Haltbarkeit von Hummer und anderen Schalentieren) und fünf Aufträge im Bereich Lebensmittelwirtschaft (u.a. Haltbarkeit von Kartoffelprodukten und neue Verpackungen für Fleisch). Die Stärke von Het Foodatelier und DéDutch liegt darin, dass sie

VON HANS VAN EERDEN

A

ufgrund des kleinen heimischen Marktes und der großen Konkurrenz müssen niederländische Lebensmittelunternehmen sich mit Innovationen, hoher Produktivität und Nischenproduk- Die Zusammenarbeit mit den östlichten Niederlanden müsse helfen, Prince Edward Island zu profilieren als „a place of origin for premium food products in ten auszeichnen. Weg von Canada.“ Fotos: Food Island Partnership Massengut und kleinen Unternehmern helfen können, die Wünsche Margen – diese Richtung möchte die kanadiVERPACKUNGSINNOVATION der Verbraucher in neue Produkt- und sche Lebensmittelindustrie auch einschlagen. Die beiden Unternehmen aus Enschede unterVerpackungsentwürfe zu übersetzen. Die Mit entsprechendem Auftrag waren Peter halten zusammen mit der European PackaProvinzbehörden der PEI unterstützen die Crooks, CEO des Forschungs- und Entwickging Gallery seit 2013 Kontakte nach Kanada. Projekte finanziell. lungszentrums Canada's Smartest Kitchen, Im letzten Herbst besuchte Joris Leferink, Inund Sebastian Manago, CEO der Food Island ternational Business Developer für Het FoodPartnership, kürzlich zum Arbeitsbesuch in atelier und DéDutch, den ersten Food Island WISSENSAUSTAUSCH den Niederlanden. Die Food Island PartnerDay auf Prince Eward Island (PEI). Er berich„Diese Zusammenarbeit ist von strategischer ship repräsentiert die Lebensmittelindustrie tete dort von der Aussicht auf LebensmittelBedeutung für uns“, sagen Peter Crooks und der Prince Edward Island, die sich als eine der und Verpackungsinnovationen und der Sebastian Manago. „Wir möchten von den führenden Lebensmittelregionen Kanadas Übersetzung von Lebensmitteltrends in neue Niederlanden lernen. Dieses Wissen über hervortut. Die Insel ist auch Zuhause von Verpackungskonzepte. Kontakte hat er bereits Produkt- und Prozessinnovation können wir Canada's Smartest Kitchen. Crooks und geknüpft mit der PEI Fishermen‘s Association in Nordamerika nicht finden. Mit WissensManago besuchten in Begleitung der Entwickund Loblaws, dem größten Einzelhändler in austausch hoffen wir Lösungen für Lebenslungsgesellschaft Oost NV u.a. Food Valley. Kanada. Die Zusammenarbeit erhält in diemittelhersteller zu finden, die mit hoher Dort knüpften sie Kontakte mit Wissenschaftsem Jahr konkrete Gestalt in Form von sieben Produktivität und höherem Mehrwert lern und Unternehmen wie LebensmittelinnoAufträgen, die Het Foodatelier und DéDutch Nischenmärkte bedienen wollen.“ Die Zusamvationsdienstleister TOP. In Deventer führten für kanadische Lebensmittelfabrikanten ausmenarbeit müsse auch helfen, Prince Edward sie Gespräche mit Akzo Nobel Research über führen werden, die eine Erneuerung ihrer Island zu profilieren als „a place of origin for Salzersatz und in Enschede mit Het FoodProdukte und Verpackungen benötigen. Es premium food products and a destination atelier und DéDutch. handelt sich um zwei fischverarbeitende for culinary excellence in Canada“, ergänzt Manago, und dazu beitragen, dass kanadische Unternehmen in Europa einen Fuß in die Tür THE DUTCH PACKAGE bekommen. Umgekehrt bietet die Zusammenarbeit niederländischen Unternehmen Zugang zu einem interessanten Markt. „Prince Edward Von Enschede aus unterhalten drei eng verwandte zusammen mit Forschungseinrichtungen und VerpacIsland kann für sie die Brücke nach Kanada Unternehmen die kanadische Verbindung. Het Foodkungsspezialisten Untersuchungen auf dem Gebiet bilden.“ Joris Leferink pflichtet dem bei und atelier arbeitet seit 2001 für die Lebensmittelindes „Structural Packaging and Processing“ durchfasst es noch weiter: „Die Geschmäcker sind dustrie und entwickelt neue Marktstrategien sowie führt. Themen sind Kosteneffizienz, Nachhaltigkeit verschieden. Canada's Smartest Kitchen kann Lebensmittelkonzepte und -produkte. 2013 wurde und Convenience (inklusive Haltbarkeit und dabei helfen, Produkte aus unserem Land das Unternehmen DéDutch, das die komplette Kette Gebrauchsfreundlichkeit). EPG hat etwa 35 Mitgliegeschmacklich an den nordamerikanischen von der Landwirtschaft bis zum Verbraucher bedient, der, die sich zu zwei Dritteln aus Unternehmen, von Markt anzupassen. Anderes Beispiel, in Euroals selbstständiger Spezialist für LebensmittelverAviko bis Zwanenberg, zusammensetzen. Ausländipa ist das Regelwerk im Bereich Hygiene und packung ausgegliedert. Aus einer Zusammenarbeit sche Unternehmen wie die kanadischen ProjektGrundstoffe bereits verankert. Nordamerika zwischen DéDutch und der Universität Twente ist partner können ebenfalls Mitglied werden und damit ist noch nicht so weit, da liegen also noch die European Packaging Gallery (EPG) entstanden. Zugang zum erarbeiteten Wissen erhalten. Chancen.“ Kanada kann das Sprungbrett Sie erhält finanzielle Aufwendungen aus dem Innodafür sein. www.hetfoodatelier.nl vationsprogramm für die Lebensmittelwirtschaft der Provinz Overijssel. EPG ist eine unabhängige Wissensplattform, auf der die Lebensmittelindustrie

www.dedutch.eu www.epgallery.nl

canadassmartestkitchen.ca foodislandpei.ca

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SMART INDUSTRY IN DEN ÖSTLICHEN NIEDERLANDEN KAMPEN

Z

NÄHRBODEN FÜR INNOVATION UND WACHSTUM LEGENDE Fieldlab/Versuchsfeld Smart Industry Campus

• •

HARDERWIJK

Offenes Innovationszentrum

APELDOORN

Centre of Expertise

START-UP- UND FÖRDERPROGRAMME

G E L D E R L A N

• StartLife www.start-life.nl • RedMedtech Ventures www.redmedtechventures.nl • Koplopers aan de A1 www.kennispark.nl • Gelderland Valoriseert www.gelderlandvaloriseert.nl

• CBBE (Biobased Economy)

WEITERE INITIATIVEN

• Smart Dairy Farming 2.0 • Smart Meubelindustrie

• Versuchsfelder für Markteinführungen der Lebensmittelwirtschaft www.oostnv.nl/page/proeftuinen • Embedded Field Labs für die Pflege www.health-valley.nl/projecten/ embedded-field-labs • www.overijssel.nl/thema's/economie/ innovatie/

EDE

ARNHEM

• Wageningen Campus

RENKUM

• Algae Parc • Stichting Hout Research • CAT-Agrofood

• Biorefinery Campus

WAGENINGEN

www.smartindustryoost.nl

TIEL NIJMEGEN

• Novio Tec • Mercator


• Smart Polymeric Materials • Polymer Campus • Health Innovation Park

WOLLE

HARDENBERG

• Green Pac / iLab • Polymer Science Park

• Veterinair Kenniscentrum Oost Nederland (VKON)

DEN HAM

O V E R I J S S E L

• Secure Connected Systems Garden • High Tech Systems Park Twente

ALMELO

• Integraal Praktijkcentrum / STODT

NIJVERDAL TechYourFuture Technicampus

• North and East Netherlands: Region of Smart Factories

Cleantech Center

HENGELO

• Open Innovation Center Advanced Materials (OICAM)

ENSCHEDE

DEVENTER

N D

HAAKSBERGEN • Texperium

• SEECE (Sustainable Electrical Energy) • Automotive

ZUTPHEN

• Smart Space Industry

• Smart Bending Factory

VELP

• TechForFuture

DOETINCHEM WINTERSWIJK

• AgroDier

ch Campus Technology & Science Park

• Innovatiecampus Kennispark • Center for Medical Imaging – North East Netherlands (CMI-NEN) • ThermoPlastic composite Research Center (TPRC) • High Tech Factory • Sanderink Technology Centre • Laser Applicatie Centrum • European Membrane Institute Twente • European Packaging Gallery • LEO Center for Service Robotics • Drone Centre Netherlands • Centre4Cloud

• Energy Campus • Watt Connects • InnoSportLab Papendal • Game Garden Gelderland

• Designing Ultra Personalised Products (UPPS) • Flexible Manufacturing • Camino • Sociale Innovatie • Smart Welding Factory

VARSSEVELD • ICER innovatiecentrum

ULFT

DISCLAIMER Diese Karte zeigt eine Momentaufnahme. Die ostniederländische Innovationslandschaft hat selbst auch Innovationen und Wachstum vorzuweisen.


ADVERTO RIAL

TWENTE, EIN INSPIRIERENDES ÖKOSYSTEM FÜR ROBOTER Sie haben viele Formen und sind aus unserem Alltag fast nicht mehr wegzudenken: Roboter, sie sind überall und liefern Stoff für viele Diskussionen. Werden sie demnächst all unsere Arbeit übernehmen oder werden sie uns gerade bei dem unterstützen, was wir dann selbst nicht mehr können? In Twente glauben Unternehmer, Bildungseinrichtungen und Forscher an die vielen Möglichkeiten und Innovationen, die Roboter bieten. An der Universität Twente in Enschede werden innerhalb der Gruppe Robotics and Mechatronics bereits seit Jahren die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf unsere Gesellschaft erforscht. Professor Stefano Stramigiolis Faszination für Roboter begann während des Kinofilms Star Wars, den er als Kind mit seinem Vater in Bologna gesehen hat. „In 30 Jahren finden wir Roboter genauso selbstverständlich wie Mobiltelefone jetzt. Jede Technologie birgt Gefahren, aber Roboter haben uns sehr viel zu bieten!“ Seine Kollegin, Professorin Vanessa Evers, ist eine sehr gefragte Referentin zum Thema „Soziale Intelligenz bei Robotern“ und sitzt mit am Tisch beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos. In Twente fühlt sie sich wohl wie ein Fisch im Wasser. „Es gibt wenige Orte auf der Erde, an denen man so gesund und grün leben kann, während dort gleichzeitig eine intellektuelle Ökonomie besteht, in der man sich als Wissenschaftler entfalten kann.“ Etwas Besonderes ist die Zusammenarbeit zwischen den Bildungseinrichtungen in Twente. Forschungen der Universität werden an der Fachhochschule Saxion in die Praxis umgesetzt, und zwar innerhalb der Ausbildung und dem Fachbereich Mechatronik. Kenntnisse vom Werkzeugbau, von der Elektrotechnik und Informatik sind eine häufig nachgefragte Kombination bei Unternehmen. Auch am ROC van Twente können Studenten eine Mechatronik-Ausbildung erhalten, so dass sie auch in Zukunft die freien Stellen besetzen können. Absolventen dieser Ausbildungen tragen mit ihren Kenntnissen nicht nur zum Erfolg der KMU bei, sondern auch zu dem der größeren Unternehmen in der Region. Voortman Steel Machinery in Rijssen ist so ein Unternehmen, das mit der Zeit geht und sich selbst in der Zukunft als „maschinenbauendes IT-Unternehmen“ sieht.

Klima des Wissens und der Innovation. Twente ist ein Brutplatz für Talente und Start-up-Unternehmen, wie KITE Robotics und Clear Flight Solutions. In Twente wird seit jeher am Wissens- und Kenntnisvorsprung sowie an Lösungen auf höhstem Niveau zusammengearbeitet. Mehr unter www.twente.com/robotics

Twente Branding Hengelosestraat 500 7521 AN Enschede

Twente ist eine Region, in der Wissen geteilt wird. Inititiativen wie Smart Welding Factory, wo die allerneuesten Anwendungen auf dem Gebiet des Schweißens entwickelt werden, oder eine Plattform wie LEO Robotics, die den östlichen Niederlanden im Bereich der Robotik einen wichtigen Stellenwert in der Öffentlichkeit verleiht, schaffen ein

The Netherlands +31 (0)53 - 483 68 38 info@twente.com www.twente.com


CROSS-OVER SCHAFFEN MARKTCHANCEN FÜR LEBENSMITTELINNOVATIONEN

ÄPFEL LÄNGER VERKÄUFLICH, POMMES VOLLAUTOMATISCH FRITIERT Lebensmittelwirtschaft und Hightech- und Fertigungsindustrie in den östlichen Niederlanden unterstützen sich gegenseitig und entwickeln gemeinsam Innovationen. Zwei vielversprechende Beispiele. Ländern mit durchschnittlich weniger effizienten Kühlzellen liegt der Prozentsatz noch höher.“ Die Innovation VAN AMERONGEN bewirkt, dass Äpfel gewissermaßen ins Rob Veltman, Geschäftsführer bei Van AmeKoma fallen – einmal aus der Kühlung rongen, kennt sich aus. Nach sieben Jahren bei genommen, dauert es ein paar Food & Biobased Research (Wageningen Wochen, bevor alle Prozesse wieder in University & Research centre) wechselte er Gang kommen. „Diese natürliche 2003 als Wissenschaftler zu Van Amerongen, Behandlung hat keine Auswirkungen dem Spezialisten für Obstlagerung in Tiel. auf die Reifung und den Geschmack. Eine Schalenkrankheit (Schalenbräune), die Äpfel bleiben härter und grüner und auftritt, nachdem Äpfel aus der kontrollierten deshalb besser verkäuflich.“ Atmosphäre einer Kühlzelle gekommen sind, Der Nutzer muss nur die Apfelsorte war Anlass für seine Innovation. „Die Schale Am 2. September vergangenen Jahres erlebte Louise Fresco (Rektorin der Wageningen UR) eine Premiere: die erste Portion Pommes aus dem eingeben, das Advanced Control of wird dunkel, die Frucht wertlos. Bis vor kurRespiration-system von Van Ameron- Fritierautomaten von Caenator. Foto: Koen Verheijden zem verhinderte ein Antioxidans das Problem, gen lädt dann automatisch die nötigen das wurde jedoch in der EU verboten. Eine zum besten Businessplan an, und Roest erhielt Einstellungen für den optimalen RespirationsAlternative gab es nicht.“ die Möglichkeit, den Fritierautomaten u.a. auf wert. Das Unternehmen nimmt mit dieser Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Van der Food Valley Expo zu präsentieren. „Das neuen Technologie am Programm „VersuchsAmerongen ein neues System vorstellte, das Medieninteresse war enorm, sowohl in den felder für Markteinführungen der Lebensmitdie Atmung des Obstes – den RespirationsNiederlanden als auch darüber hinaus. Viele telwirtschaft“ in der Provinz Gelderland teil, quotienten – in der Kühlzelle bestimmen und Interessenten meldeten sich, u.a. die französidas von der Entwicklungsgesellschaft Oost NV darauf mit dynamischer Begasung reagieren sche Supermarktkette Casino Group. Diese erarbeitet wurde. Der Schwerpunkt liegt auf kann. „Auf diese Weise vermeidet man bei Kette nimmt am Beta-Programm teil, bei dem Marktentwicklung und Internationalisierung. extrem niedrigen Sauerstoffwerten Fermentazwanzig Automaten auf BenutzerfreundlichVan Amerongen arbeitet in diesem Bereich tion, wodurch Obst verdirbt“, erklärt Veltman. keit, Kompatibilität zum eigenen Bezahleng mit Einrichtungen in Spanien, Italien, „Aber man hat ja den niedrigst möglichen system und tägliche Verkäufe getestet werden. Belgien, Brasilien und den USA zusammen. Sauerstoffwert, bei dem Obst die geringste Die Casino Group plant in den kommenden Veltman: „Dort werden Sorten getestet und Wärme produziert. Das bedeutet für Kühlfünf Jahren jährlich mindestens 200 dieser unser System validiert. In der Nähe von Tiel zellen in den Niederlanden eine EnergieAutomaten abzunehmen“, so ein stolzer Roest. sind es drei Obstunternehmen mit insgesamt einsparung von zwanzig Prozent. In anderen Eine weitere gute Nachricht ist, dass VDL 61 Kühlzellen, die Wageningen UR erwägt, den Automaten zu montieren und und wir selbst betreuen.“ ÄPFEL LÄNGER VERKÄUFLICH vielleicht auch zu finanzieren. Denn hier liegt im Moment der Knackpunkt: Caenator CAENATOR 5,8 benötigt eine Million Euro, um seine InnoFür Bastiaan Roest sind es ebenfalls vation auf den Markt zu bringen. „Oder aufregende Zeiten. Sein Unter5,6 eigentlich 500 000 Euro, denn wenn wir einen nehmen Caenator (Lateinisch für Investor finden, würde die BeteiligungsEssensgast) aus Wageningen 5,4 gesellschaft PPM Oost die anderen 50 Prozent entwickelte eine vollautomatische kofinanzieren können. Und langsam wird es Fritiermaschine. Der erste Proto5,2 auch dringlich, denn wir haben ja unsere typ, in China gefertigt, erfüllte Lieferverpflichtung gegenüber Casino.“ Die nicht die europäischen Vorschriften 5,0 Zukunft sieht rosig aus was Kunden – und und Normen. Also suchte Roest die Arbeitsplätze – angeht. „Um die Nachfrage Zusammenarbeit mit der Wagenin4,8 bedienen zu können, müssen wir wachsen gen UR. „Die Herausforderung bei und neunzehn Automaten pro Tag bzw. etwa der Produktion eines guten Fritier4,6 5000 pro Jahr produzieren“, so Roest. „Für automaten lag hauptsächlich bei uns geht es im Moment um alles oder nichts: der Lebensmitteltechnologie.“ Er 4,4 Jeder ist vom Produkt begeistert, aber die erhielt finanzielle Unterstützung Finanzierung steht noch nicht.“ von StartLife, einem Programm von Oost NV und der Wageningen DIREKT NACH OHNE ACR MIT ACR DER ERNTE NACH 4 MONATEN KÜHLZELLE UND 1 WOCHE BEI 18°C UR für Start-up-Unternehmen aus www.van-amerongen.com Dank des Advanced Control of Respirationsystem (ACR) von Van Amerongen dem Technikbereich. Die Partner bleiben Äpfel länger hart und damit auch länger verkäuflich. stellten ebenfalls Überlegungen www.caenator.com (Foto Äpfel: Slick/Wikimedia Commons)

HÄRTE (KG/CM)

VON WILMA SCHREIBER

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GESPRÄCH MIT PIET MOSTERD UND SEINEM NACHFOLGER BRAND VAN 'T HOF

PERSONALPOLITIK UND WACHSTUM GEHEN BEI AWL HAND IN HAND Piet Mosterd ist im vergangenen Januar als CEO des Unternehmens AWL, Produzent von Schweißanlagen für die Automobilindustrie, zurückgetreten. Zeit sowohl für einen Blick zurück als auch auf das Kommende, zusammen mit dem alten CEO und seinem Nachfolger Brand van 't Hof. Ein Gespräch über Pionierarbeit, die Bedeutung einer guten Personalpolitik, Strategiepläne und die „zu niedrige Roboterdichte“ in den Niederlanden. VON MARTIN VAN ZAALEN

s ist ein Freitagmorgen im Januar, bei AWL in Harderwijk sind alle Parkplätze belegt. Auf den Besucherparkplätzen stehen viele Autos mit deutschen Kennzeichen. Denn auch am Freitag sind die Automotive-Kunden intensiv mit dem Testen von Schweißstraßen beschäftigt, die sich bei AWL in der Entwicklung und Produktion befinden. Piet Mosterd hört auf, 25 Jahre nachdem er AWL über ein Management-Buy-out aus einem Konkurs erworben hatte. Das Hauptmerkmal des Unternehmens hat sich seitdem gar nicht verändert: AWL ist ein Spezialist für die Entwicklung und Fertigung von Produktionssystemen zum Schweißen und „Kaltverbinden“ von in erster Linie Autoteilen und hat deshalb viel deutsche Kundschaft.

E

PIONIERARBEIT Gleichzeitig hat sich seit 1993 viel verändert. Die Mitarbeiterzahl ist von 48 auf jetzt etwa

450 gestiegen, von denen 300 in Harderwijk und die anderen in den Niederlassungen in China und Tschechien sowie in Harderwijk bei MechDes Engineering beschäftigt sind. Auch hinsichtlich einiger anderer Aspekte scheint das heutige Unternehmen nicht mehr viel mit dem von Anfang der 90er-Jahre gemein zu haben. Mosterd definiert eine Entwicklungslinie in vier Phasen: Pionierphase (1993-1998), Technologiephase (19992007), Professionalisierungsphase (20082014) und Globalisierungsphase (seit 2014). Wichtigste Veränderung in der ersten Phase war die technische Erweiterung vom reinen Widerstandsschweißen hin zum Lichtbogenschweißen und Kaltverbinden. Robotergesteuert. Er begründet: „Natürlich weiß der Kunde, was er kurzfristig mit der Produktionsstrecke machen will, die er bei uns bestellt. Aber nach ein, zwei Jahren ergeben sich verschiedene Produktänderungen, die andere Produktionsmethoden erforderlich machen. Direkt nach dem Neustart haben wir

AUSZEICHNUNG Am 1. Januar 2016 ist Piet Mosterd offiziell als Generaldirektor von AWL zurückgetreten. 25 Jahre nachdem er das Unternehmen übernommen hatte. In dieser Zeit hat er dem Unternehmen zu einem kräftigen Wachstum verholfen und damit zahlreiche wertvolle Arbeitsplätze geschaffen. Beigetragen hat dazu auch sein Einsatz für regionale – und nationale – (Ausbildungs)-Initiativen, wie De Techniek Academie, Veluwe Portaal, Platform Techniek Noordwest Veluwe, Nederlands Instituut voor Lastechniek und Laser Applicatie Centrum. Der Bürgermeister von Nunspeet, aus dessen Händen Mosterd im vergangenen Dezember eine königliche Auszeichnung (Ridder in de Orde van Oranje-Nassau) erhalten hat, erklärte es folgendermaßen: „Piet Mosterd kümmert sich auch darum, dass man in der Provinz Gelderland weiß, dass die Veluwe (die Region, in der AWL angesiedelt ist, Anm.d.Red.) mehr ist als Natur, Erholung und Tourismus. Wir sind hier ein zupackender Menschenschlag, Schönfärberei liegt uns nicht, stattdessen setzen wir entschlossen auf Innovation. Piet Mosterds Rolle dabei ist unverkennbar, und sein Einsatz wird überaus geschätzt und gewürdigt.“

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Piet Mosterd ist seit vergangenem Dezember Ridder in de Orde van Oranje-Nassau. Foto: AWL

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begonnen, den Kunden Flexibilität anzubieten. Und das war manchmal wirklich schon Pionierarbeit. Sich als Unternehmen die Entwicklung und Produktion von Lichtbogenschweißenanlagen anzueignen, geht nicht von selbst. Es kommt zu Fehlschlägen. Die konnten wir uns aber erlauben, weil wir mit anderen Projekten immer genug Gewinn erzielten.“ „Viel besser noch, nach dem Neustart war 2004 das einzige Jahr, in dem wir eine – kleine – Einbuße hinnehmen mussten“, ergänzt Brand van 't Hof, der zum 1. Januar die Nachfolge von Mosterd als CEO angetreten hat. Ein Mann der nicht zufällig von „wir“ spricht: Angefangen als Ingenieur bei AWL, arbeitet er bereits seit 26 Jahren eng mit Mosterd zusammen.

PERSONALPOLITIK In der zweiten Phase stand bei AWL die gezielte Personalpolitik im Vordergrund. Piet Mosterd hat bereits in jenen Jahren viel Zeit in die gute Kontaktpflege zu Ausbildungseinrichtungen wie berufsbildenden Schulen und Universitäten investiert – auch wenn die Marktnachfrage nicht so groß war – und konsequent Praktikumsplätze verschiedener Art zur Verfügung gestellt. Als es darauf ankam, technische Schritte zu unternehmen, um den eigenen Konkurrenten zuvorzukommen und die Kunden bei deren Konkurrenzkampf unterstützen zu können, machte sich die Investition in erfolgreiche Personalanwerbung bezahlt. So verfügte AWL über die nötigen akademischen Kenntnisse aber auch über die „Bauernschläue“, um frühzeitig auch das Laserschweißen dem Technikportfolio hinzufügen zu können. „Zum Beispeil das Konzept unserer Strahlweiche war vor allem das Ergebnis logischen Denkens“, berichtet Van 't Hof. „Einen Laser kann man nicht so einfach ausschalten, wenn man ihn kurz nicht benötigt. Also wird die Energie in einem sogenannten Absorber aufgefangen. Wir haben ein System entwickelt, bei dem der Laser in dem Moment optisch woanders hin gerichtet wird, um dort Schweißarbeiten auszuführen.“ Mosterd: „Natürlich war die Erarbeitung der Lösung alles andere als einfach, aber es fängt bei Mitarbeitern an, die einfach ihre Kreativität nutzen.“

NACH VORNE UND HINAUS In der dritten Phase wurde schließlich der Blick immer stärker nach vorne und vor allem hinaus gerichtet. In dieser Periode setzte AWL


ten Kundenfrage 2010. Mosterd erzählt: „Ein Kunde, zu dem wir bereits seit Jahren eine ausgezeichnete Beziehung haben, forderte: ‚Wenn Sie mir das, was Sie mir in Europa liefern, auch aus China liefern können, bleiben wir Kunde. Ansonsten suchen wir uns für das gesamte Paket einen anderen Lieferanten.‘ Eigentlich kam die Aufforderung zu früh, aber 2012 haben wir in China einen Standort gefunden und 2014 haben wir dann mit sieben Mitarbeitern angefangen. Inzwischen arbeiten wir dort bereits mit 35 Leuten.“

VARIANTENFERTIGUNG

Piet Mosterd (links) und Brand van 't Hof neben einer AWL-Schweißanlage: „Der CTO von General Motors hat sich selbst ein Bild davon gemacht, was wir hier für Opel fertigen. Jetzt hat GM all seinen Sitzlieferanten uns als Lieferant von Schweißproduktionsstraßen vorgegeben.“ Foto: Maarten Hartman

auf Marketing- und Kommunikationsaufgaben. Es wurde ein Strategieplan aufgestellt und konsequent upgedatet. Van 't Hof: „Zu jener Zeit haben wir beispielsweise die Anlagen nur zum Schweißen von Sitzkomponenten für Fahrzeugsitze einzelner Kunden gefertigt. Wir haben uns gefragt, was zu tun ist, um diese Anlagen für die Produktion vieler weiterer Teile liefern zu können; etwa auch für Sitzschienen und weitere Verstellelemente. Wir haben den ganzen Sitz ins Visier genommen: Welche Technologie ist nötig, um das Ganze effektiv und zuverlässig zu produzieren?“ „Und weil Sitze leichter werden mussten“, ergänzt Mosterd, „haben wir uns mit hochfestem Stahl auseinandergesetzt, der weniger Gewicht hat und schneller schweißbar ist, allerdings nur mit Laserschweißen. Wir haben unsere Ideen an einem Kundentag präsentiert und innerhalb eines halben Jahres hatten wir fünf neue, große Aufträge hereingeholt.“ Bei solch einem Blick in die Zukunft wird auch der demografische Wandel berücksichtigt. „Die westeuropäischen Gesellschaften vergreisen. In zehn Jahren kann man hier die Fertigungsindustrie nur noch aufrechterhalten, indem clever mit Robotik automatisiert wird. Auf jeden Fall muss die niederländische

Industrie in diesem Bereich investieren, denn die Roboterdichte ist in den Niederlanden im Vergleich zu anderen Ländern besonders gering. Kunden aus Deutschland sagen uns auch, dass wir dafür sorgen müssen, dass sie hier clever produzieren können, damit sie mit ihren Aufträgen nicht nach China müssen. Nur so kann man verhindern, dass die Fertigungsindustrie hier verschwindet“, ist Mosterd überzeugt. Van 't Hof: „In fünf oder zehn Jahren fertigen wir noch immer Schweißproduktionsstraßen, aber das Kunststoffschweißen wird voraussichtlich an Bedeutung gewinnen. Und das, was man schweißt, wird etwas anderes sein. Das selbstfahrende Auto wird bald keine Stoßstangen mehr benötigen.“ „Aber“, wirft Mosterd lachend ein, „auch für Wasserstoffautos werden Sitze benötigt.“

GLOBALISIEREN Die aktuelle Globalisierungsphase begann 2014 mit dem Auftragseingang und der Ausführung des ersten „globalen Projekts“: Für die Produktion von Sitzrahmen für BMW wurden die Fertigungsstraßen für Produktionsanlagen sowohl in Europa als auch in den USA und Asien gebaut. Die Vorbereitung darauf begann tatsächlich mit einer prägnan-

Laut dem FD Gazelle Ranking (der schnellstwachsenden Unternehmen der Niederlande, Anm.d.Red.) hat AWL in den Jahren 2012 bis 2014 ein Wachstum von 82 Prozent realisiert, bei einem Umsatz von 78 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen „etwas zurückschalten müssen“, aber Mosterd und Van 't Hof haben „Gründe genug anzunehmen, dass der Wachstumstrend 2016 wieder aufgenommen wird“. Mosterd stolz: „Kürzlich hat der CTO von General Motors sich selbst ein Bild davon gemacht, was wir hier für Opel fertigen. Jetzt hat GM all seinen Sitzlieferanten uns als Lieferant von Schweißproduktionsstraßen vorgegeben.“ Das Wachstum macht jedoch weitere Schritte erforderlich. Vor zweieinhalb Jahren begann AWL mit der Variantenfertigung des Schweißzellenbaus. „Wir sind natürlich ein richtiges Engineeringto-Order-Unternehmen, aber um die Produktionszahlen, die der Markt fordert, erzielen zu können, müssen wir in den nächsten fünf Jahren stärker standardisieren. Das weicht natürlich vom Engineering ab, und intern gibt es Stimmen, die fürchten, dass nichts mehr zum Engineeren bleibt. Fakt ist aber, dass wir in der letzten Zeit etwa 130 Leute einstellen mussten, um mit dem Wachstum Schritt halten zu können“, merkt Mosterd an. „Wir gehen davon aus, dass dieser Prozess noch etwas anhält, sowohl in den Niederlanden als auch in den Niederlassungen im Ausland.“

LOSLASSEN Das ist nun etwas, worüber er sich Sorgen macht: „Um weiter zu wachsen, müssen wir Mitarbeiter anwerben und ausbilden, aber darunter werden nicht immer nur Spitzenkräfte sein. Das beschäftigt mich. Brand ist jedoch überzeugt, dass wir das managen können. Ich vertraue darauf. Ja, ich habe gern die Kontrolle. In den letzten Jahren habe ich aber immer mehr Aufgaben nach und nach Brand übertragen. Ich habe jetzt wirklich das Gefühl, loslassen zu können“, so Piet Mosterd, der noch immer an drei Tagen in der Woche bei AWL zu finden sein wird. „Nicht um das operative sondern das strategische Geschäft werde ich mich kümmern. Vor allem möchte ich verhindern, dass wir irgendwo etwas an Marktoder Technikinnovationen übersehen.“

www.awl.nl

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VIELFÄLTIGE FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR START-UPS, OPTIMIERUNG IST MÖGLICH

„INNOVATIONSDÜNGER“ Die Idee, das Talent und das Kapital sind ausschlaggebende Faktoren für Innovationen. In den östlichen Niederlanden gibt es eine ganze Reihe auf Jungunternehmer zugeschnittene Bestimmungen zur Deckung ihres Finanzierungsbedarfs. Voraussetzung ist, dass sie überzeugend nachweisen können, chancenreich zu sein. Es handelt sich dabei größtenteils um Fonds aus öffentlichen Mitteln, die als „Dünger“ den richtigen Nährboden für neue Betriebsamkeit und Arbeitsplätze schaffen. VON PIM CAMPMAN

ür Start-ups, denen im Hinblick auf Erfolg am Markt – also auf substanzielles Umsatz- und Arbeitsplatzwachstum – große Chancen eingeräumt werden, gibt es in den östlichen Niederlanden unterschiedliche öffentliche Finanzierungsinstrumente. Risikokapital, das die Provinzen Gelderland und Overijssel, der Staat und/oder die EU in Form von zinsgünstigen Darlehn oder Beteiligungen verschaffen. Im Folgenden einige Beispiele von jungen Unternehmen, die etwa Unterstützung von der Entwicklungsgesellschaft Oost NV und ihrem Beteiligungsunternehmen PPM Oost erhielten, sowie von Start-up- und Förderprogrammen, wie StartLife, „Koplopers aan de A1“, „Gelderland Valoriseert“ und RedMedtech Ventures. In diesem Rahmen gibt es nicht einfach nur Geld, es wird vielmehr auch Unterstützung

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und Begleitung angeboten, etwa bei der Formulierung des Businessplans. Zudem führen die Unterstützer die Jungunternehmer in relevante Teilgebiete ihrer großen Expertennetzwerke ein und machen sie mit potenziellen Investoren und Jaap Beernink: „Eine Finanzierungsstrategie scheint bei den Unternehmern (Produktions)Partnern regelmäßig zu fehlen.“ Foto: Golden Egg Check bekannt. Die östlichen Niederlande hätten „enorme Chan2500 Nutzern) und bietet außerdem Coachcen“, im Bereich Hightechinnovationen eine ing, Marktanalyse und Due Diligence an. weltweit bedeutende Rolle zu spielen, sagt Jaap Beernink. Er ist Mitgründer des Golden Egg Check, das Start-ups, Gründern und FINANZIERUNGSLÜCKE etablierten Unternehmen hilft, den eigenen Hightech-Gründer verheizen in den ersten Businessplan durch die Brille eines Risikovier Jahren 820.000 Euro, nannte Golden Egg kapitalanlegers zu betrachten und gewisserCheck Zahlen in einer Studie zum finanziellen maßen investorengerecht scharfzustellen. Ökosystem Twentes. Es herrscht kein Mangel Das Unternehmen aus Enschede hat dazu ein an innovativen Ideen. „KPMG“, sagt Beernink, Online Toolset entwickelt (mit inzwischen ca. „listet Twente und Brainport (Region Eind-

ROCKSTART-ACCELERATOR: BRUXLAB

WELTGRÖSSTE ZÄHNEKNIRSCH-DATENBANK Rockstart, Organisator von Accelerator-Programmen für Start-ups, ließ sich für die nagelneue Digital Health Accelerator-Initiative in Nimwegen nieder. Zehn Jungunternehmer, nach strengen Kriterien ausgewählt, begannen im Oktober 2015 auf dem Novio Tech Campus mit dem Ziel, in 180 Tagen Riesenschritte auf dem Weg von der Wahnsinnsidee bis zum marktreifen, erfolgreichen Produkt zu machen. In Kürze präsentieren sie ihren Businessplan unter anderem potenziellen Investoren. Denn die nächsten Schritte – Plausibilitätskontrolle und Zertifizierung, Prototypenbau und (Serien)Produktion – erfordern viel Geld. Bruxlab, eines der zehn Start-ups, entwickelt eine Methode, mit der in einem frühen Stadium Zähneknirschen diagnostiziert wird, was ernste Gebisschädigungen vorbeugen kann. Das Start-up entwickelte eine App, die während des Schlafs Zähneknirschen (Bruxismus) einwandfrei wahrnimmt und zu einer Tonaufzeichnung komprimiert. Mit ergänzenden Tools kann der Zahnarzt eine entsprechende Diagnose

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stellen und ein Mittel anbieten, beispielsweise eine „Knirscherschiene“ oder auch Botox. Laut Michiel Allessie (Zahnarzt) und Ad Linssen von Bruxlab wird damit ein unterschätztes Problem aufgegriffen. „Bekannt ist, dass Stress, Rauchen, Alkohol, Antidepressiva, Drogen und Koffein Bruxismus verursachen können. Unsere App schafft Klarheit: Wenn man sein Smartphone drei Nächte lang auf das Nachtschränkchen legt, erfährt man, ob man mit den Zähnen knirscht. Passiert das jede Nacht oder beispielsweise nur am Wochenende, weil man ordentlich gebechert hat? Dann weiß man: Wenn man den Alkoholkonsum reduziert, muss man die – lästige – Knirscherschiene nicht einsetzen.“ Der Zahnarzt stellt letztendlich die Diagnose, das Intelligente liegt im Algorithmus. „Mit etwa 7.000 Zähneknirschgeräuschen besitze ich die größte, validierte Datenbank der Welt.“ Allessie hat die Entwicklung bis jetzt aus eigener Tasche bezahlt. Rockstart hilft ihm, jetzt noch das letzte I-Tüpfelchen zu setzen. „Es werden Workshops und Coachings angeboten. Zudem werden Kontakte zu

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potenziellen Geldgebern hergestellt. Weiter haben wir Zugang zu Einrichtungen der Radboud Universität in Nimwegen, um testen und validieren zu können.“ Linssen: „Im Gegenzug für diese Unterstützung und 20.000 Euro in bar erhält Rockstart einen Anteil von acht Prozent.“ Der Rockstart Digital Health Accelerator wird finanziell und anderweitig aus Fonds des PPM Oost unterstützt. Das ist bei diesem ersten Mal der Fall und wird es, wenn die Evaluation positiv ausfällt, auch 2017 und 2018 sein. www.bruxlab.com www.rockstart.com


GELDERLAND VOOR INNOVATIE: HAMWELLS

E-SHOWER: EINE WOHLTAT FÜR HAUT, PORTEMONNAIE UND UMWELT Ein Duschsystem, das jeden Wassertropfen sieben Mal wiederverwendet und zwar hygienisch und blitzsauber: Das ist die Öko-Dusche (e-Shower), die das Start-up-Unternehmen Hamwells Europe aus Arnheim kürzlich vorstellte. Die Öko-Dusche spare 90% Wasser und 80% Energie (Gas, Strom), erzählt Wouter Chömpff. Die Leistungen der Dusche sind mit einer App auszulesen. „Die Leute möchten natürlich kein Duschsystem, das eklig ist und stinkt, weil Schmutzwasser übrig bleibt, sich Bakterien vermehren oder Filter volllaufen. Die Öko-Dusche ist und bleibt blitzsauber und ist wartungsfrei.“ Laut Chömpff ist das Pfiffigkeiten wie dem Single PipeSystem, der Elektronik und auch der Unkompliziertheit zu verdanken. „Wir haben sechs Patente laufen.“ Hamwells arbeitet seit Ende 2014 an der innovativen Öko-Dusche. „Wir versuchen ein bisschen nach dem 'Apple-Modell', selbst Produktentwicklung und Marketing durchzuführen und anderswo zu produzieren. Damit wir uns schnell vergrößern

können.“ Anfangs finanzierte das Start-up die Entwicklung mit Unterstützung von Familie und Freunden. Das stärkte die Zuversicht von PPM Oost, und das Beteiligungsunternehmen verschaffte einen Frühphasenkredit (Pre-Seed) von 75.000 Euro. „Für die Entwicklung zur Massenproduktion war das ein bedeutender Beitrag. Außerdem hat PPM sich um das Vorstellen bei potenziellen Investoren/Finanziers gekümmert. Wir gehen davon aus, dass die erste richtige Investitionsrunde erfolgreich verlaufen wird. Jetzt geht es darum, Glaubwürdigkeit aufzubauen und so schnell wie möglich eine Marktposition zu erringen, bevor ein Riese wie Hans Grohe an uns vorbeirauscht.“ Die Hamwells Öko-Dusche, die inzwischen die niederländischer KIWA-Zertifizierung hat, erhält auch Unterstützung von der europäischen Wissensund Innovationsgemeinschaft Klima (Climate-KIC).

hoven) in seinem Ranking der attraktivsten Innovationsregionen in der EU innerhalb der Top Vier.“ Aber im Bereich der Finanzierung erkennt er Mängel. „Vor allem in der risikoreichen frühen Phase, vor der Markteinführung, findet man eine große Finanzierungslücke – Nachfrage und Angebot stimmen häufig nicht überein. Auch eine Finanzierungsstrategie scheint bei den Unternehmern regelmäßig zu fehlen. Sie blicken nicht weiter als bis zur nächsten Runde.“ Weiter konstatiert Beernink, dass Unternehmer und Investoren längst

nicht immer die gleiche Sprache sprechen. Sie sehen sich zu wenig als Team, das – im Interesse beider – den Erfolg des Start-ups voraussetzt. „Der Beherrschung von Investitionsrisiken wird häufig größere Bedeutung beigemessen als der Entwicklung einer optimalen Chance. Dann werden in Teilbeträgen relativ kleine Summen – gegen viel zu strenge Auflagen – freigegeben. Folge: Das Start-upUnternehmen wird in seiner Entfaltung gehindert, das Potenzial erstickt, und damit wird die Chance auf die

www.hamwells.com

Entstehung eines Weltunternehmens verkleinert.“ Werden in diesen Bereichen Verbesserungen durchgeführt, dann werde, prophezeiht Jaap Beernink, in den östlichen Niederlanden die Post abgehen. goldeneggcheck.com www.oostnv.nl www.ppmoost.nl

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FINANZIERUNG CLEANTECH & ENERGY: 2-B ENERGY

NEUES WINDRAD FINDET SCHWUNGRAD FÜR WACHSTUMSFINANZIERUNG Seit vergangenem Monat produziert das neue Windrad von 2-B Energy aus Hengelo (Overijssel) den ersten Strom. Ein Meilenstein nach sieben Jahren Entwicklung an dem Megaprojekt. Die Turbine ist eine auffällige Erscheinung zwischen ihren „Schwestern“ im Windpark in Eemshaven (Groningen). Sie hat zwei statt drei Flügel und steht auf einem Gittermast (ähnlich einem Strommasten). Die Turbine steht nicht, wie die anderen, „im Wind“, sondern passt auf, dass sie den Wind immer „im Rücken“ hat. Es gebe noch weitere Unterschiede, so CEO Herbert Peels. „Zu Grunde liegt der Gedanke, bei weniger Material und Komponenten eine längere Lebensdauer zu erreichen. Das haben wir konsequent verfolgt, bei jedem Teil der Turbine und dem gesamten Netzwerk drumherum. Das spart Material-,

Installations- und Wartungskosten, reduziert den Nutzungsausfall usw.“ Ergebnis: Ein Offshore-Windrad mit einem 30 bis 40 Prozent niederigeren Herstellungspreis je produzierter Kilowattstunde. „Wir bringen das Vorführmodell in Eemshaven jetzt schrittweise auf Nominalleistung (6 Megawatt), um zu sehen, ob alles wie vorgesehen bei verschiedenen Windgeschwindigkeiten funktioniert. Die Zertifizierung ist dann der nächste Schritt. Wenn man erst soweit ist, geht man auch mit größerer Überzeugungskraft auf den Markt.“ Ein so großes und auch risikoreiches Projekt erfordert Millionen Euro. 2-B Energy besorgte sie bei privaten Geldgebern (wie dem französischen Risikokapitalgeber Truffle Capital und Shell) und öffentlichen (PPM

Oost). Für das nächste Projekt – zwei Turbinen vor der schottischen Küste, Bau 2017 – steigen schottische/englische Investoren ein. „Die nächste Finanzierungsrunde ist in Vorbereitung. Da geht es um „Wachstumsfinanzierung“ für die Phase des Ausbaus und der Erweiterung.“ 2benergy.com

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FORTSETZUNG VON SEITE 27

STARTLIFE: VITALFLUID

BLITZE GUT BEIM DESINFIZIEREN UND STERILISIEREN Mit „Plasmawasser“ kann man desinfizieren, sterilisieren und das Pflanzenwachstum stimulieren, und zwar genauso gut oder besser als mit Chemikalien, wie Chlor und Pestiziden – und das 100 Prozent umweltfreundlich. Aus einem EFRE-Projekt, an dem die TU Eindhoven, Wageningen UR Glastuinbouw, Radboudumc, FloraHolland, Alewijnse, Bactimm und Filtex zusammengearbeitet haben, ist das Start-upUnternehmen VitalFluid entstanden. 2014 wurde die Herausforderung angenommen, einen Apparat (Reaktor) zu entwickeln, den die Kunden vor Ort einsetzen können, um selbst Plasmawasser zu produzieren. Gründungsleiter Paul Leenders: „Diesen Monat liefern wir die erste Laboreinheit an ein Saatgutveredelungsunternehmen aus.“ Eine hohe elektrische Spannung über zwei Elektroden, an denen Wasser entlangfließt, erzeugt eine „Blitzschicht“, wodurch reaktive Sauerstoff- und Stickstoffteilchen aus der Luft im Wasser aufgelöst werden. Das

„neue“ Wasser, das auf diese Weise entsteht, Plasmawasser, erweist sich als besonders geeignet, um Krankheitserreger wie Bakterien, Algen und Schimmel zu bekämpfen. Plasmawasser ist also in Potenz eine ausgezeichnet arbeitende, preiswerte und umweltfreundliche Alternative für u.a. Landwirtschaft- und Gartenbau, Wasserreinigung und den Medizinbereich. „Wir konzentrieren uns auf die Landwirtschaft und die Wasserreinigung. Praxistests haben u.a. ergeben, dass Plasmawasser die Haltbarkeit von Schnittblumen signifikant verlängert und ein gutes Pflanzenschutzmittel ist.“ VitalFluid erhält eine Finanzierung aus einigen, hauptsächlich öffentlichen Fonds. Dazu gehören das GO Programma Oost-Nederland, EFRE, Climate-KIC und – seit Anfang des Jahres – StartLife. Dieses Förderprogramm des niederländischen Wirtschaftsministeriums und der Provinz Gelderland hilft Start-

ups aus den Bereichen Lebensmittelwirtschaft und Bioökonomie in der frühen Phase, mit zinsgünstigen Darlehn, Rat und Dienstleistungen den Schritt von der „Idee zum Unternehmen“ zu machen. www.vitalfluid.nl

„KOPLOPERS AAN DE A1“: SOUNDINSIGHT/4SILENCE

SONOCAT HAT LÄRM IN DER HAND Mit dem SonoCat des Start-up-Unternehmens SoundInSight aus Enschede können Akustikingenieure an jedem Ort und in Echtzeit zukunftsweisende Geräuschmessungen durchführen – mit den Daten können sie mit beispielloser Genauigkeit unerwünschte Geräusche (Lärm, Stimmengewirr und was auch immer) bekämpfen. Das Mobilgerät im Format eines Brillenetuis beinhalte diverse Pfiffigkeiten, erklärt Eric de Vries. Er ist CEO bei 4Silence, einem Spin-off der Universität Twente, das vor einiger Zeit

eine bahnbrechende Methode zur Reduzierung von Lärm durch Straßenverkehr vorstellte. Mit SoundInSight spielt das Spin-off jetzt seinen zweiten Trumpf aus: den SonoCat. Algorithmen kartografieren mithilfe von acht sehr kleinen Mikrofonen die Geräuschsituation in Fahrzeugen, Büros, Konzertsälen und Häusern. Dargestellt wird sowohl die Intensität, als auch der Ort, woher genau das Geräusch kommt, damit festgestellt werden kann, wo dämpfende Materialien den größten Effekt haben. „Ich kann ein Auto mucksmäuschenstill machen, indem ich das Innere mit Isolationsmaterial vollstopfe, aber dann gibt es keinen Sitzplatz mehr. Und Außenisolierung macht

das Auto breiter, höher und schwerer. Damit ist dann der Windwiderstand größer, und es wird mehr Kraftstoff verbraucht. Mit unserer Lösung kann man im fahrenden Auto messen, woher der Lärm genau kommt, und wo man optimale Maßnahmen ergreifen kann.“ Der SonoCat befindet sich im letzten Entwicklungsstadium. Dank der Geldgeber wie Oost NV, die sich engagiert haben. „Die Entwicklungsgesellschaft hat uns u.a. geholfen, an Geld aus dem 'Proof of Concept'-Fonds zu kommen sowie beim Verfassen des investorengerechten Businessplans.“ www.soundinsight.nl

INNOVATIONSFONDS ÖSTLICHE NIEDERLANDE: OJAH (BEETER)

BISS MIT PFLANZLICHEM FLEISCHERSATZ Noch nie von Beeter gehört? Die Chancen sind groß, dass man in den Niederlanden auf einer Verpackung für pflanzlichen Fleischersatz das Beeter-Logo findet. In dem Fall kommt der Rohstoff von Ojah in Ochten. Ein Unternehmen, das immer häufiger den Großhandel sowie Supermärkte und Restaurants beliefert. Frank Giezen fasste 2005 mit zwei Kompagnons den Entschluss, pflanzliche Eiweiße aus Soja zu texturieren – nachhaltig angebaut, nicht genmanipuliert. Auf Grundlage einer inzwischen patentierten Extrusionstechnologie, die ihrem Produkt den „Biss“ von Fleisch gibt. Was für Flexitarier – Menschen, die nur gelegentlich Fleisch essen – attraktiv ist. 2009 wurde Ojah gegründet. „Wir wollten ein Produktionsunternehmen gründen. Keine Kosten durch Outsourcen drücken, son-

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dern die Technologie bei uns behalten. Das Wissen ist so einzigartig, wenn man das aus den Händen gibt, was ist das Unternehmen dann noch wert? Das wollten wir nicht, obwohl wir uns deshalb für den schwereren Weg entscheiden mussten.“ U.a. weil da sehr viel Geld zusammenkommt. Eine Bank wollte sich beteiligen, falls wir einen Kofinanzierer finden würden. „Seinerzeit wurde PPM Oost zusammen mit dem Risikokapitalgeber StartGeen Anteilseigner. Das sind sie noch immer, was wir als Kompliment betrachten. Sie sehen unsere stetige Wertsteigerung und erzielen, wenn sie ihren Ausstieg noch etwas verschieben, einen höheren Ertrag. Prima, wir haben sie gern dabei. Sie helfen im juristischen Bereich, kennen den Weg zu EFRE-Subventionen (Europäi-

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scher Fonds für Regionale Entwicklung, Anm.d.Red.) und verfügen über ein Netzwerk von Experten und potenziellen Investoren.“ Inzwischen bekommt Ojah (25 Mitarbeiter) auch außerhalb der Niederlande einen Fuß in die Tür. „Um mit den großen Jungs wie Nestlé und Campina konkurrieren zu können, müssen wir ganz schön groß werden.“ www.beeter.nl




NIEUWEWEMES CONTAINERBAU IST EIN STARKER WACHSTUMSMOTOR

2016 – JETZT BEREITS EIN REKORDJAHR Schnelle Installation vor Ort, die Sicherheit, dass alles richtig funktioniert, preiswerter Transport und geringer Platzbedarf: Diese Vorteile beim Bau von Installationen in Containern sorgen dafür, dass die NieuweWeme Groep mit diesem Geschäftsfeld einen kräftigen Wachstumsmotor in Händen hält. Ein ziemlich einfaches „Midtech“Konzept, mit dem das Unternehmen in Oldenzaal, gemeinsam mit seinen vor allem regionalen Kunden, in der ganzen Welt erfolgreich ist.

VON MARTIN VAN ZAALEN

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in israelischer Unternehmer hat den Auftrag, eine Kläranlage für eine Babypuderfabrik in Vermont (USA) zu bauen. In Goch an der niederländischen Grenze steht eine Aufbereitungsanlage, die NieuweWeme Technische Montages dort für eine Kartoffelmehlfabrik im Auftrag von Aqana aus Sneek (NL) gefertigt hat. Eine Anlage, die komplett in einem Container untergebracht ist und innerhalb von drei Wochen an Ort und Stelle installiert wurde. „Mit dem israelischen Unternehmer bin ich ins Gespräch gekommen, und innerhalb von acht Wochen hatte ich den Auftrag für den Bau einer elektrotechnischen und mechanischen Installation, und zwar komplett mit Software, für die es gleich sieben solcher Container bedarf“, erzählt Geschäftsführer Ben Nieuwe Weme vom Wachstumsmotor seines Unternehmens NieuweWeme Groep in Oldenzaal.

300 PROZENT WACHSTUM Das Jahr war gerade eine Woche alt, als er davon ausgehen konnte, dass sein Unternehmen 2016 mit dem Containerbau ein Wachstum von 300 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielen wird. Vor allem in den letzten Monaten des vergangenen Jahres kamen Schlag auf Schlag große Aufträge herein. „Mein Betriebsleiter möchte schon gar nicht mehr, dass ich vor die Tür gehe“, sagt er feixend während er sein Handy weglegt, nachdem er noch dem Geschäftsführer von Waste Treatment Technologies versprochen hat zurückzurufen. Dieses Ingenieurbüro in Almelo, spezialisiert auf die Entwicklung von Abfalllösungen, ist sein Auftraggeber für den Bau von Biogasanlagen in Vancouver (Kanada) und in Lubartow (Polen). „Wir kümmern uns darum, dass die von Waste Treatment entwickelte Technologie dort innerhalb von vier bis sechs Wochen

Ben Nieuwe Weme: „In dem Moment, in dem der Container zum Transport bereit ist, sind 98 Prozent der gesamten Installationsarbeiten abgeschlossen. Der Kunde ist zudem sicher, dass alles vorschriftsmäßig ist.“ Foto: Arjan Reef

installiert wird. Vorher hatte das Büro für solche Aufgaben einen Manager ein halbes Jahr lang vor Ort, der mit einem Team aus Installateuren und in ständiger Rücksprache mit dem Kunden die ganze Installation an Ort und Stelle aufbaute. Gerade wenn man so lange vor Ort ist, werden ständig neue Anforderungen gestellt. Man ist konfrontiert mit Gas-, Wasser- und Elektroanschlüssen, die an ungünstigen Stellen liegen und für die extra Lösungen gebaut werden müssen, für die man aber keine zusätzlichen Kosten in Rechnung stellen kann. Jetzt bauen wir hier in Oldenzaal innerhalb von ein paar Monaten die komplette Installation auf, verschiffen sie einfach preisgünstig auf einem Containerschiff und schließen sie an Ort und Stelle an. Wenn dann die Anschlüsse ungünstig liegen, ist es für den Endkunden selbstverständlich, dass die zusätzlich anfallenden Stunden auch abgerechnet werden.“

SICHERHEIT BIETEN Ein weiterer Vorteil des Containerkonzepts ist die Gewissheit, dass alles funktioniert. Zum

Zeitpunkt des Interviews wird in Oldenzaal eine Entsalzungsanlage für Salttech im friesischen Sneek gebaut. „Noch vor Monatsende kommt der Kunde zu uns, um sie auf Herz und Nieren zu prüfen. Wir sorgen mit einem LESEN SIE MEHR AUF SEITE 33

ZUWACHS AUF 125 MITARBEITER Zum 23. Dezember 2015 wurde die NieuweWeme Groep offiziell um den Metallbearbeiter Niemeijer erweitert, mit dem schon länger intensiv zusammengearbeitet wurde. Die Gruppe lässt bei ihm viele Metallarbeiten für verschiedene Komponenten ausführen. Zur Gruppe gehören ferner NieuweWeme Technische Montages, HOAF Infrared Technology, Infra Heat Techniek und das Handelsunternehmen Qdel. Mit Niemeijer beläuft sich die gesamte Mitarbeiterzahl auf 125, und der Umsatz liegt bei über 20 Millionen Euro.

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BEISPIEL FÜR OPTIMIERUNG IN DEN ÖSTLICHEN NIEDERLANDEN

LEAN-PRODUCTION IN DER KETTE Das Unternehmen Remeha in Apeldoorn ist weltweit die Nummer drei auf dem Heizungsmarkt und arbeitet eng mit einigen Lieferanten aus der Region zusammen. Diese gegenseitige Befruchtung sorgt für eine gute Ernte bei allen Beteiligten.

Von links nach rechts Daniël Lentink (Lentink), Frank Dijkman (Ovimex), Edu Veldhuis (Remeha) und Wim Simons (Timmerije) im Montagebereich von Remeha in Apeldoorn. Foto: Arjan Reef

VON WILMA SCHREIBER

MODULARE KESSEL

emeha beschäftigt jetzt etwa 6000 Mitarbeiter, die zusammen einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro realisieren. Den europäischen Markt nennt Betriebsleiter Edu Veldhuis gesättigt. „Das bedeutet, dass wir nach anderen Wachstumsmärkten Ausschau halten. So haben wir im letzten Sommer einen unserer chinesischen Zulieferer übernommen. In Shanghai hat er bereits Montagearbeiten für uns ausgeführt, und jetzt produziert er auch in kleinerem Rahmen für den lokalen Markt. Darüber hinaus muss auch die Akquise von ECR in den USA eine Expansion ermöglichen.“ Für das von Remeha intendierte Wachstum ist, abgesehen von Innovationen bei der Hardware, die Digitalisierung ebenfalls ein absolutes Muss. Connected Devices – Geräten also, die alle über das Internet miteinander verbunden sind – gehört die, nahe, Zukunft. Bei uns laufen zurzeit dann auch einige Pilotprojekte auf diesem Gebiet. Software wird viel wichtiger, es gibt jetzt bereits Apps zur Regulierung von Thermostaten. Diese Entwicklung wird sich im Eiltempo in der Heizungsindustrie durchsetzen.“

Ferner strebt das Unternehmen aus Apeldoorn nach größerer logistischer Flexibilität und Kostenreduzierung. Das sind Gründe, um auf modular aufgebaute Kessel wie den TZERRA zu setzen. Das bietet den Vorteil, dass ein Teil der Montage auch woanders ausgeführt werden kann. Beispielsweise bei Timmerije in Neede und Lentink in Varsseveld, Lieferant für Stahlblechkomponenten. „Wir haben in einem Lean-Projekt eine spezielle Montagestraße errichtet, die direkt an eine unserer vollautomatischen Pulverbeschichtungsstraßen gekoppelt ist. Darauf montieren wir alle Gehäuse, die für die Remeha-Heizkessel benötigt werden. Daraus ergibt sich für Remeha eine konstant hohe Qualität, verbunden mit einem niedrigen Herstellungspreis. Für uns war das ein deutlicher Auftrieb im Montagebereich“, erklärt Geschäftsinhaber Daniël Lentink. Der Produktionsprozess bei Remeha selbst basiert bereits seit Jahren auf den Prinzipien des Lean, Kenntnisse, die das Unternehmen mit seinen Lieferanten teilt. „Wir streben die ultimative Fabrik an. So haben wir im letzten Jahr eine Pick-to-Light-Straße in Betrieb genommen, bei der Operatoren nach Lam-

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pensignal die richtigen Komponentenkonfigurationen für den gerade in Arbeit befindlichen Kessel angereicht werden“, erzählt Edu Veldhuis. „Jetzt arbeiten wir noch mit einem Lagerbestand für drei, vier Tage, und alle Teile werden nach dem Kanban-Prinzip (einfaches (visuelles) System für logistische Steuerung, Anm.d.Red.) für den täglichen Bedarf angeliefert. In zwei Jahren wollen wir alles direkt angeliefert bekommen, ohne Lager.“ Die Montage wird noch per Hand ausgeführt. „Das hat so seine Nachteile. Wir sind auf der Suche nach Robotisierung, auch im Hinblick auf den beständigen Einsatz von Mitarbeitern, Qualitätsverbesserung und natürlich auch auf die Kosten.“ Automatisierung ist nicht immer selbstverständlich. So stellt es sich bei Timmerije dar, dem Unternehmen, das die Kunststoffkappe für den TZERRA im Spritzgussverfahren fertigt. „Für Remeha ist es wichtig, dass in diese Kappe Funktionen integriert werden können, und der Verbraucher möchte einen schönen Kessel haben, darum erhält die Kappe eine Hochglanzoberfläche“, erzählt Geschäftsführer Wim Simons. Timmerije führt gleichzeitig auch einen Teil der Montagearbeiten für die Kessel in der eigenen beschützenden Werkstatt aus. „Dort werden die Isolation, Aufkleber und ein Abdichtprofil aus Gummi angebracht. Handarbeit, die wir bis jetzt nicht robotisiert oder automatisiert haben. Die Technologie ist zwar da, aber aus Umwelterwägungen entscheiden wir uns nicht dafür.“

UMWELTVORTEILE Ein anderes heißes Thema ist nämlich gesellschaftlich verantwortetes Unternehmertum. Remeha praktiziert bereits Refurbishing – Rücknahme, Überholung und Instandsetzung von Komponenten für den Wiedergebrauch – und möchte das in der nahen Zukunft weiter ausbauen. „Das bedeutet einen niedrigeren Preis für den Kunden, mit derselben Garantie, und wir müssen das Material nicht als Abfall behandeln“, so Veldhuis. Die Endlichkeit fossiler Brennstoffe stellt Remeha ebenfalls vor Herausforderungen. „Man denke an niederländische Programme wie ‘Nul op de meter’, bei denen sich Wohnungen selbst um ihren Energiebedarf kümmern. Die Frage ist: Was setzt man dem entgegen? Vor einigen Jahren


haben wir den eVita eingeführt, einen intelligenten Brennwertkessel, der Wärme und Warmwasser liefert und Ökostrom erzeugt. Zurzeit liefern wir Hybridsysteme, Heizkessel mit Wärmepumpe, und gleichzeitig haben wir ein Auge auf Energiespeicherung, die immer wichtiger wird.“ Ein weiterer Umweltvorteil ist, dass die Partner nah beieinander angesiedelt sind, weshalb auch große Volumen logistisch keinen Knackpunkt darstellen. „Wir nehmen am Milkrun-

LIEFERN NACH BEDARF Ein weiterer mit dem Kunden mitdenkender Lieferant ist Ovimex, Spezialist für Komplettlösungen im Bereich IKT und Print, der die technischen Gebrauchsanweisungen für alle Wärmekessel von Remeha liefert. Das Unternehmen in Deventer entwickelte einen Tool für den Digitaldruck nach Maß. „Mit Blick auf eventuelle Änderungen möchte Remeha keinen großen Lagerbestand haben. Wir arbeiten mit einer Prognose für eine Woche. Weil die

Vormontage. „Isolation anbringen passt bei Remeha nicht ans Band und wurde deshalb zu uns verlegt. Zudem montieren wir auch Einzelteile wie Kunststoffteile und Gummischläuche“, erzählt Daniël Lentink. Er bezeichnet einen hohen Automatisierungsgrad als wichtigen Mehrwert. „Deshalb können unsere Maschinen Bleche sehr effizient schneiden, was Produzieren mit weniger Abfall, und damit eine preiswertere Produktion bedeutet.“

PLATTFORM

„In der Zukunft werde ich noch intensiver die Spezialkenntnisse unserer Zulieferer nutzen.“

Konzept von Remeha teil: Jeden Tag holt ein LKW unsere Produkte ab, auf Basis von Prognosen und Zeitfenstern ist das genau auf deren Produktionsabläufe abgestimmt“, so Wim Simons von Timmerije. „Und für den Kundendienst können wir innerhalb von 45 Minuten vor Ort sein.“ Auch sein Unternehmen sucht nach Möglichkeiten des Refurbishing. „Die Kunststoffkappe ist gut zu recyclen. Wir arbeiten intensiv daran, unseren Produktionsprozess softwaremäßig darauf einzustellen.“

Prognose variiert, ist unser System so eingerichtet, dass es vor- und zurückblicken und so nach Bedarf liefern kann“, erklärt Geschäftsführer Frank Dijkman. Ovimex beliefert über fünf Transportwagen täglich die fünf Produktionsstraßen bei Remeha. „Das machen wir an fünf Tagen die Woche und fünfzig Wochen im Jahr.“ Auch Lentink fährt nach Kanban-Prinzip täglich mit den Stahlgehäusen für die Heizkessel nach Apeldoorn. Gleichzeitig trägt der Lieferant aus Varsseveld Sorge für einen Teil der

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dort erfahren, dass wir eine hohe Position in einem Lieferanten-Ranking von ATEX-zertifizierten (explosionssicheren, Anm.d.Red.) Installationen einnehmen“, erklärt Nieuwe Weme, wie seine Container auch im russischen Öl- und Gassektor gelandet sind. „Für den Containerbau haben wir jetzt sieben Kunden, von denen die meisten in den Niederlanden angesiedelt sind. Die Endkunden sitzen zu 90 Prozent im Ausland, aber unsere Auftraggeber sind häufig Midtech-Unternehmen aus der direkten Umgebung. Wir selbst

Generator für die gleiche elektrische Spannung wie in Texas, wo die Installation für das Entsalzen von Wasser zum Einsatz kommen soll, das bei der Gewinnung von Schiefergas benötigt wird. In dem Moment, in dem der Container zum Transport bereit ist, sind 98 Prozent der gesamten Installationsarbeiten abgeschlossen. Der Kunde ist zudem sicher, dass alles vorschriftsmäßig ist. Das einzige, worum er sich noch kümmern muss, ist ein Betonfundament in der texanischen Wüste. Meine Leute stellen ihm die Anlage dann innerhalb von vier Tagen einsatzbereit auf.“ Ein dritter Vorteil liegt darin, dass mit Containern kompakt gebaut werden kann. Die Kläranlage in Vermont wird nur 225 Quadratmeter amerikanischen Bodens in Anspruch nehmen. „Container sind gut stapelbar, bis zu neun übereinander.“

MIDTECH Außer zur Entsalzung und Reinigung werden die Container von NieuweWeme auch bei der Energieerzeugung, bei Druckluftsystemen, (Laminier)öfen (die der Bereich HOAF der NieuweWeme Groep entwickelt und baut), und bei Pumpinstallationen genutzt. Für letztere ist das Unternehmen Rosscor aus Hengelo ein Kunde, der beispielsweise Mehrphasenpumpen für den Endkunden Lukoil engineert. „Über Mund-zu-Mund-Propaganda hat man

Summa summarum ist Remeha-Betriebsleiter Edu Veldhuis sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. „Ovimex, Lentink und Timmerije entlasten uns dank ihrer stabilen operationellen und logistischen Performance. Außerdem reagieren sie schnell auf unsere Wünsche und sind zuverlässig hinsichtlich Planungen, was wichtig für unsere Markteinführungszeit ist. Bleibt nichts zu wünschen übrig? Doch: frühe Beteiligung der Zulieferer. In der Zukunft werde ich noch intensiver ihre Spezialkenntnisse nutzen und eine Plattform dafür einrichten, sodass Remeha größere Freiheiten bieten kann, um zu noch besseren Produkten zu kommen.“ www.remeha.nl www.lentink.nl www.ovimex.nl www.timmerije.nl

Nieuwe Weme es aus. „Midtech hat den zusätzlichen Vorteil, dass man sich nicht ständig Sorgen um den Schutz seines geistigen Eigentums machen muss. Hightech kaufen wir ein, wenn es ausreichend entwickelt ist.“

VERHANDELN Übrigens baut NieuweWeme auch Installationen (Skids) ohne Containergehäuse. „Einem thailändischen Endkunden werden wir 108 Skids für eine große Entsalzungsanlage liefern“, erzählt der Geschäftsführer, um das

„Wenn man schlau ist, ist wesentlich höherer Mehrwert mit Midtech zu generieren und auch mehr Geld zu verdienen.“

sind schließlich auch ein Midtech-Unternehmen. Das Hightechgeschäft, das in den Niederlanden hauptsächlich in der Region Eindhoven ansässig ist, ist ebenfalls sehr wichtig, aber wenn man schlau ist, ist wesentlich höherer Mehrwert mit Midtech zu generieren und auch mehr Geld zu verdienen. So bin ich auch auf das Konzept des Containerbaus gekommen. Einfachheit ist modular konzeptionelles Denken im Quadrat. Beziehungsweise, um es mit Einstein zu sagen: E = mc²“, drückt Ben

schnelle Wachstum noch mal kurz zu illustrieren. „Nein, auch hinsichtlich Betriebskapital ist das kein Problem. Die Banken sind sehr loyal geworden. Ferner ist es eine Frage der Verhandlung. Für die Arbeit in Vancouver hatte ich bereits eine halbe Million Euro der Verdingungssumme gutgeschrieben bekommen, obwohl ich noch nicht eine einzige Schraube eingekauft hatte.“ www.nieuweweme.nl

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GEMEINSAMER MESSEBESUCH KREIERT NETZWERK IM IN- UND AUSLAND

WEGWEISER ZUM INTERNATIONALEN MARKT Liesbeth van den Akker (Abelan Fibor Packaging) und Maria Lijding (Smart Signs Solutions) haben im vergangenen Jahr eine Reihe interessanter neuer Kontakte geknüpft. Genau wie andere Unternehmer aus den östlichen Niederlanden, die über Oost NV große Messen im Ausland besuchen. Dort entdecken sie neue Chancen auf internationalen Märkten. Reise hörte, war sie sofort gewillt teilzunehmen. Smart Signs liefert m vergangenen November fuhr ein Bus personalisierte und mit gut dreißig Teilnehmern zur Messe dynamische InformaMedica 2015 nach Düsseldorf. Es handelte tionssysteme für Gesich um die Match2Medica Tour 2015 von bäude. „Ich wollte noch der Entwicklungsgesellschaft Oost NV zum genauer wissen, was Thema „Digital Health Smart Devices“. Drei sich auf dem Markt tut. Tage lang tauchten die Teilnehmer ein in den Wer unsere Konkurren- Smart Signs sieht Chancen in Krankenhäusern. Gründe für Geschäftsführerin Maria Lijding, größten medizinischen Marktplatz der Welt. die Medica 2015 in Düsseldorf zu besuchen. Foto: Hartmut Benz ten sind und was sie Es ging darum, sich inspirieren zu lassen, machen. Mit wem wir Handelsmöglichkeiten ins Visier zu nehmen Wir sind immer auf der Suche nach neuen zusammenarbeiten können. Ich habe beiund vor allem um Netzwerke auszubauen. Märkten. Auf der Messe waren wir vier Tage spielsweise mit einem Unternehmen gesproDie Entwicklungsgesellschaft organisierte den lang mit einem großen Springbrunnen vertrechen, das komplette Systeme für das GesundMessebesuch zusammen mit Health Valley, ten: Unsere Verpackungen für Tomaten und heitswesen in Europa liefert und größer ist als Health Innovation Park und Kennispark Melonen wurden nass, blieben jedoch fest und wir. Vielleicht möchte es sein Portfolio um Twente und möchte Unternehmer mit Interstabil.“ Das machte Eindruck. Der Springunsere Produkte erweitern.“ Ein Krankenhaus nationalisierungsplänen auch auf diese Weise brunnen erregte großes Aufsehen. Van den bat Smart Signs kürzlich, ein Angebot für ein unterstützen. Die teilnehmenden UnternehAkker knüpfte eine Reihe guter Kontakte, mit Projekt zu unterbreiten. „Wir können nicht men aus den Bereichen Biowissenschaften & denen sie sich jetzt an die Arbeit macht. „Man exakt das Gewünschte liefern. Aber dank der Gesundheit sowie der medizinisch-technimuss es langsam aufbauen, auf jeden Fall in Medica-Tour habe ich jetzt einen Kontakt schen Industrie konnten im Vorfeld angeben, diesen Ländern. Ich habe viel über den türkigeknüpft, mit dem wir vielleicht zusammen welche Art von Kontakten sie suchen. Zu schen Markt gelernt. Man fängt in jedem doch noch anbieten können, was das einem attraktiven Reisepreis wurde den Teilneuen Land bei Null an, wenn man sich dann Krankenhaus möchte.“ nehmern ein individuell zugeschnittenes an einen Organisator wenden kann, der sich Programmpaket geschnürt. Die Provinzen auskennt, nimmt man das sehr gerne an. Der Gelderland und Overijssel beteiligten sich an SPRINGBRUNNEN IN ANTALYA Holland Pavillon sah fantastisch aus und wir der Finanzierung. Vertriebsleiterin Liesbeth van den Akker sorgkonnten die Kosten teilen.“ te mit den Produkten von Abelan Fibor Packaging aus Zutphen Anfang Dezember für SCHÖNE KONSTRUKTION große Aufmerksamkeit auf der wichtigen Als Geschäftsführerin Maria Lijding von FÜR FORTSETZUNG SORGEN Agrarfachmesse Growtech Eurasia im türkiSmart Signs Solutions aus Enschede von der Die Unternehmer kommen oft begeistert schen Antalya. zurück. Gehen dann aber zur Tagesordnung Die Nederlandse über. Oost NV bleibt deshalb am Ball. Die Export Combinaneuen Messebesuche sind schon wieder in tie und Oost NV Vorbereitung. In diesem Jahr fährt wieder eine haben dort genau Gruppe zur Medica nach Düsseldorf. Mitte wie bereits 2013 April können Unternehmen zur Connecting und 2014 einen Healthcare IT nach Berlin mitfahren und Holland Pavillon Ende April beispielsweise wieder zur Hannobetreut. Von den ver Messe. Liesbeth van den Akker und Maria vierzehn UnterLijding werden zweifellos häufiger mit von der nehmen im Partie sein, sagen sie. Lijding: „Das ist eine Pavillon kamen prima Sache, auch um unser Netzwerk in der acht aus den östeigenen Region auszubauen.“ lichen Niederlanden. „Fibor fertigt stabile Kartonverpacwww.smartsigns.nl kungen für u.a. www.abelan.com den Obst- und remco.lucassen@oostnv.nl Abelan Fibor Packaging präsentierte seine stabilen Kartonverpackungen für u.a. den Obst- und Gemüsebereich auf der Agrarfachmesse Growtech Eurasia in der Türkei. Foto: Fibor Packaging Gemüsebereich. (Information zu Messebesuchen) VON LUCY HOLL

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VIRO UND IMS ENTWICKELN GENERISCHE STEUERUNGSSOFTWARE FÜR 4.0-PRODUKTIONSPLATTFORMEN

„VEREINFACHEN IST AUFWENDIG“ Flexibilität und Skalierbarkeit sind Stichworte für die modernen Produktionssysteme der Industrie 4.0. Ingenieurbüro VIRO ist nach der jüngsten Erweiterung um Software- und Controlkompetenzen für die Entwicklung eines Toolkit für die dazugehörige Systemarchitektur gerüstet. Maschinenbauer IMS nutzt das Toolkit, um seine neue Generation flexibler und skalierbarer Produktionssysteme mit der benötigten Steuerungsintelligenz auszurüsten.

besteht die Nachfrage nach flexiblen, skalierbaren Produktionsplattformen, vor allem von Unternehmen, die die Produktion in Europa nah bei ihren Innovationszentren halten möchten. Sie möchten bereits früh im Lebenszyklus, wenn ein Produktentwurf noch nicht ganz festgelegt ist und die Produktionszahlen noch nicht hoch sind, automatisieren. Dies geschieht im Hinblick auf Lohnkosten und Qualität. Diese Unternehmen wollen aber das Risiko einer großen Investition in eine Dedicated Machine für ein Produkt vermeiden, dessen Lebenszyklus noch unvorhersagbar ist. Wir entwickeln deshalb jetzt eine Plattform, die flexibel und wiederkonfigurierbar ist; ähnlich wie existierende Maschinen, aber auch stärker skalierbar und programmierbar. Eine einzige Maschine muss die Produktionsabläufe für sehr unterschiedliche Produkte verarbeiten können. Mit solch einer generischen Plattform können Kunden flexibel auf die Dynamik ihres Marktes reagieren.“

Im Gespräch über flexible Systemarchitektur, die VIRO für den Erstkunden IMS entwickelt. Von links nach rechts: Barry te Dorsthorst (IMS), Theo de Vries (VIRO), Ton Pothoven (IMS/WWINN) und Jacob Vlasma (VIRO). Foto: Arjan Reef

VON HANS VAN EERDEN

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IRO ist ein wachsendes, internationales Ingenieurbüro mit 600 Mitarbeitern und Zentrale in Hengelo (Overijssel), das auf Engineering und Projektmanagement spezialisiert ist. Kunden aus den Bereichen Maschinenbau und Industrieprojekte bitten VIRO über die gesamte Kette – von der Idee und dem Engineering bis zur Produktion und Inbetriebnahme einer Maschine – um Unterstützung und Mehrwertsteigerung. Das sei in Form von u.a. Qualitätsoptimierung, Durchlaufzeitverkürzung, Kostensenkung, Flexibilisierung und Expertise möglich, erläutert Jacob Vlasma, Niederlassungsleiter in Hengelo. Das sind für das Unternehmen VIRO Gründe, sein Leistungsspektrum weiter auszubauen. Jüngster Zugewinn ist die Abteilung Software & Control, die im vergangenen Jahr durch die Übernahme von neun Mitarbeitern des Enscheder Unternehmens Imotec zu VIRO gekommen ist. Unter der Leitung von Theo de

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Vries entwickelt diese Abteilung Technologie und anspruchsvolle Software für die Steuerung von Maschinen und für weitere mechatronische Systeme. Jetzt kann VIRO Kunden auch im Bereich Industrie 4.0 mit zukunftsweisender Software, Systemengineering und intelligenten Konzepten für Systemarchitektur unterstützen.

UNVORHERSAGBAR Einer der Kunden ist IMS in Almelo, der zur WWINN Group (90 Mitarbeiter) gehört. IMS entwickelt und baut Produktionssysteme für die halb- und hochautomatisierte Produktion meist kleiner Verbundprodukte. Das sind beispielsweise Komponenten für Verbraucherelektronik wie Smartphones und Medizinprodukte. „Wir sind seit 1999 tätig“, berichtet Geschäftsführer Ton Pothoven, „und es fing mit kundenspezifischen Arbeiten an, Dedicated Systems für ein bestimmtes Produkt. Danach kamen modulare Systeme, die innerhalb einer Produktionsfamilie flexibel unterschiedliche Produkte fertigen können. Nun

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STEUERUNGSINTELLIGENZ Das neue Konzept von IMS, METIS 4.0 genannt, beinhaltet ein hohes Maß an Flexibilität. Es erfordere aber auch hohe Steuerungsintelligenz, um das System optimal zu nutzen, erklärt Pothoven. „Unsere eigene Expertise liegt vor allem im Echtzeitbereich, in dem es um Motion Control und den Ablauf der Produktionsschritte an einer Maschine geht. Die flexible Steuerung einer kompletten Produktionszelle und -straße ist für uns relativ neu. Um in diesem Bereich ein höheres Niveau zu erreichen, sind wir eine Partnerschaft mit VIRO eingegangen. VIRO übernimmt bereits häufig mechanisches Engineering für uns, und weil jetzt Theo de Vries und die Kompetenzen seiner Gruppe hinzugekommen sind, bot sich das an. Sie entwickeln ein Toolkit, das unseren Bedürfnissen entspricht: Steuerungsintelligenz, die nicht nur einfach eine Schnittstelle zu unserer Maschinensteuerung bietet, sondern auch Komponenten von Dritten integrieren kann und vor allem eine Schnittstelle zur Außenwelt herstellt, von ERP (Produktionsplanung auf höhstem Niveau, Anm.d.Red.) bis zu Instandhaltungssystemen. Das ist die Flexibilität der Industrie 4.0.“


WIEDERVERWENDUNG Theo de Vries erläutert das Konzept von VIRO: „Die Systemarchitektur ist an der Basis so konzipiert, dass mit relativ wenig Aufwand Änderungen für spezifische Automatisierungslösungen zu realisieren sind. Wir entwickeln zunächst die Basisfunktionalität und zeigen, dass sie gut funktioniert und zuverlässig ist.“ Pothoven: „Damit macht ihr auf Steuerungsniveau das, was wir auf der physischen Seite machen: eine Architektur mit einigen Bausteinen schaffen, die man wiederverwenden kann, um schnell kosteneffizient und vor allem vorhersagbar und kundenspezifisch Lösungen zu generieren.“ IMS fungiert als Erstkunde (Launching Customer) für das Toolkit, das VIRO entwickelt. VIRO möchte durchaus noch Kunden aus anderen Marktsegmenten einbeziehen, ergänzt De Vries. „Unser Toolkit muss wirklich generisch sein, und um das zu erreichen, möchten wir es auch bei anderen Partnern einsetzen. Dafür wurde eine Philosophie des Geistigen Eigentums in die Softwarearchitektur integriert, so dass mit Respekt vor den kommerziellen Interessen von IMS keine Komponenten in das Toolkit integriert werden, die dem Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal verleihen. Die Herausforderung ist, das richtige Maß an Flexibilität und Skalierbarkeit zu finden.“ Dort liege die Bedeutung der Zusammenarbeit, reagiert Barry te Dorsthorst, Elektroingenieur bei IMS. „Wir haben konkrete Ideen hinsichtlich der

Flexibilität, aber ihr kümmert euch darum, dass auch andere Ideen, die vielleicht weniger mit unserem Markt zu tun haben, in das Toolkit kommen.“ Flexibilität sei die größte Herausforderung für IMS, sieht Pothoven ein. „Unsere Systeme müssen sehr unterschiedliche Produktformen verarbeiten können. Wir wollen möglichst wenig spezifisches Engineering machen müssen, denn das kostet Zeit und beinhaltet Risiken. Das Beste ist eine flexible Lösung, die relativ einfach aussieht.“ Dem stimmt Theo de Vries zu: „Aber meine Meinung ist, dass vereinfachen aufwendig ist. Das macht es wiederum so interessant.“ Wesentlich an der Auffassung des Unternehmens VIRO ist die Offenheit der Systemarchitektur, so dass der Kunde selbst oder Dritte die Steuerung erweitern können. Te Dorsthorst: „Der Übergang von unserer Echtzeitsteuerung zu einer höheren Steuerungsebene wird eine sehr offene Schnittstelle sein, basierend auf Kommunikationsstandards.“ De Vries: „Wir müssen Schnittstellen zu sehr vielen Systemen schaffen, können aber nicht alles und müssen also eine Wahl treffen. Auch vor diesem Hintergrund ist es gut, mit mehreren Seiten zu reden und den Toolkit bereits direkt in unterschiedliche Projekte einzusetzen.“

zient mit relativ kurzer Durchlaufzeit und in garantierter Qualität spezifische Projekte für Kunden auszuführen. Mit dem Toolkit wollen wir die Konkurrenzfähigkeit der Kette – der Kunde mit uns als Dienstleister – stärken.“ Die Entwicklung des Toolkits ist ein fortlaufender Prozess, aber Teile, die fertig sind, wird IMS sofort in neue Systeme einsetzen. Pothoven: „In ein paar Jahren haben wir ein komplett demonstrierbares System. Wir sind ziemlich sicher die Ersten, die damit herauskommen. Unsere Konkurrenten liefern hauptsächlich noch Dedicated Systems. Wir beobachten jetzt aber auch, dass sie modulare Lösungen auf den Markt bringen. Mit METIS 4.0 hoffen wir unseren Vorsprung wieder herzustellen. Wir erhalten auf jeden Fall überraschend viel Zuspruch von den Kunden. Unsere Vorgehensweise kann hervorragend in der Hochvolumenproduktion in Asien eingesetzt werden, aber unser erstes Ziel ist, die Flexibilität zu kreieren, die in Europa gefordert wird. Mit unserer Plattform und dem Toolkit von VIRO leisten Unternehmen eine generische Investition, die nicht mit einem einzigen speziellen Produkt amortisiert werden muss.“

VORSPRUNG VIRO werde das Toolkit nicht als ein Softwareprodukt vermarkten, erklärt Jacob Vlasma: „Wir werden es einsetzen, um kosteneffi-

www.ims-nl.com www.viro.nl

Next level in plastics Timmerije is an ISO/TS 16949 certified full service manufacturer of plastic injection molded parts and specializes in products with a technologically complex character. The factory is equipped with 50 injection molding machines ranging from 25T to 1400T clamping force and state of the art 2K injection molding, gas injection, insert molding and in-mold decoration. As “Custom Moulder” with over 150 dedicated employees, an own engineering department and tool shop, they create the distinctiveness for the customer. Proud! During the DISA '14 Timmerije has been rewarded. Timmerije can call itself the 2nd Best Knowledge Supplier, something to be proud of!

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KURZBERICHTE STARTSCHUSS FÜR EUROPÄISCHES CLEAN MOBILITY CENTER Ende Januar ist das Clean Mobility Center, European Center for Business Innovation, offiziell gestartet. „Neue Energielösungen sind notwendig, um den CO2Ausstoß zu verringern, der in hohem Maße durch Mobilität verursacht wird. Angesichts des Umfangs und der Komplexität der vorhandenen Herausforderungen sind Teillösungen jedoch nicht ausreichend“, so AllegoGeschäftsführerin Anja van Niersen, eine der Aktiven. Das Clean Mobility Center konzentriert sich auf innovative Lösungen für alle Formen der Mobilität, also Autos, Busse, Fahrräder und LKW, die nachhaltiger zu gestalten sind. Es

geht um den innovativeren und/oder effizienteren Gebrauch der Fahrzeuge selbst, um die Infrastruktur und die direkt mit Mobilität verbundene nachhaltige Energieerzeugung und -speicherung. Das Zentrum siedelt sich mit einem Testgelände, einem Ausstellungsraum und Forschungseinrichtungen im Gewerbegebiet Kleefse Waard (IPKW) in Arnheim an. Die Gründer sind Allego, CGI, DEKRA, DNV GL, EL-KW und IPKW. Die Stadt Arnheim, die Hogeschool van Arnhem en Nijmegen (HAN), Stichting kiEMT, Oost NV, ROC Rijn IJssel, SEECE (Sustainable

MADE IN HOLLAND AWARD 2016 GEHT AN DIE ÖSTLICHEN NIEDERLANDE Die Machinefabriek Boessenkool, PillenGroup, Romias und Exner Ingenieurstechniek wurden für den Made in Holland Award 2016 nominiert. Der Award wurde ins Leben gerufen, um Leistungen der Niederlande als (Fertigungs)Industrieland ins Blickfeld zu rücken. Die Preisverleihung erfolgt Mitte März in Utrecht während der Fachmessen ESEF und TechniShow in den dortigen Messehallen (Jaarbeurs). Die Machinefabriek Boessenkool

(Almelo) bewirbt sich mit Drone4Agro und die PillenGroup (Lichtenvoorde) mit dem Heat-

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Electrical Energy Centre of Expertise) und SUEZ haben sich der Initiative ebenfalls angeschlossen.

Am 21. April findet die offizielle Eröffnung statt. cleanmobility.eu

Fun Comfortpanel. Diese Nominierten sind ESEF-Teilnehmer. Aus den Einsendungen für den TechniShow Innovatie Award hat die Jury Romias (Enter) mit der Robotersteuerung Romias-MI und Exner Ingenieurstechniek

(Druten) mit dem Instant Robot Programming System ausgewählt. Alle vier Nominierten stammen aus den östlichen Niederlanden. www.esef.nl www.technishow.nl

NEUER TEILCHENBESCHLEUNIGER AM RADBOUDUMC Das Universitätsklinikum Radboudumc hat einen Teilchenbeschleuniger von Siemens Healthcare in Betrieb genommen. Damit kann das Klinikum in Nimwegen schwach radioaktive Substanzen (Radiopharmaka)

ELEKTRISCHER RIESENTRECKER VOR DEM PARLAMENTSGEBÄUDE Letzten Monat legte Ineke Dezentjé Hamming-Bleumink, Vorsitzende des FME (Unternehmerorganisation der niederländischen Industrie) den Bericht „Nederland maakt“ allen Parteivorsitzenden vor. Mit Blick auf die Parlamentswahlen 2017 weist der Bericht auf die Bedeutung der technischen Fertigungsindustrie als Zugpferd der niederländischen Wirtschaft hin. Als passender Blickfang stand vor dem Parlamentsgebäude in Den Haag zwar kein Pferd, aber ein Trecker, als ein Beispiel für technische Innovation der niederländischen

Ansicht des Clean Mobility Center im Gewerbegebiet Kleefse Waard.

Fertigungsindustrie. Der Multi Tool Trac wurde von der Machinefabriek Boessenkool in Almelo gefertigt. Die Entwicklung erfolgte in Zusammenarbeit mit Wissels Techniek, Van Ham Organisatie & Advies sowie sieben Biolandwirten unter Führung der Osse Equipment Manufacturing Group. Der Multi Tool Trac ist der weltweit erste große Elektrotrecker. Er erleichtert dem Landwirt auf nachhaltige Weise die Arbeit und schützt optimal das natürliche Bodenmilieu. www.multitooltrac.com

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produzieren und sehr schnell den Patienten verabreichen. So werden Gewebe, Organe und Prozesse besser bildlich dargestellt. Das versetzt die Ärzte in die Lage, eine Entscheidung bei der Wahl der sinnvollsten Behandlungsmetho-

NEDERLAND MAAKT! Oveer het belang van de industrie en industriële waardeketens voor Nederland

de für Krebs, Stoffwechselerkrankungen oder Herzleiden und neurologische Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson zu treffen. www.radboudumc.nl www.siemens.com


AUCH DER KREATIVSEKTOR SUCHT CROSS-OVER MIT FERTIGUNGSINDUSTRIE

„QUALITÄT UND NACHHALTIGKEIT, UND DAS AM LIEBSTEN WUNDERSCHÖN“ „Innovationskraft ist eine Voraussetzung, um als Unternehmen im Kreativsektor mithalten zu können. Das ist nur möglich, indem Kooperationen mit anderen Bereichen eingegangen werden, in diesem Fall mit der Fertigungsindustrie. Nachhaltige Innovationen entstehen in der Region.“ Das sagt Mars Holwerda vom StudioMOM in Arnheim. Das ebenfalls dort angesiedelte Maison the Faux entscheidet sich für eine Innovationsroute, indem es gemeinsam mit dem offenen Innovationszentrum Texperium in Haaksbergen kreative, nachhaltige Bekleidung entwirft. VON TAMARA FRANKE

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n den östlichen Niederlanden wird immer häufiger zwischen verschiedenen Topsektoren zusammengearbeitet. So nehmen auch der Kreativsektor und die Fertigungsindustrie für Innovationen Kontakt miteinander auf. Schöne Beispiele sind StudioMOM / Identity & Design und Maison the Faux. StudioMOM hat sich mit dem Entwerfen von Produkten „mit einer starken, klaren Identität“ profiliert. Modelabel Maison the Faux konzentriert sich auf Handwerk, Innovation und Visionen als Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft. Tessa de Boer: „Der Entwurf kreativer, nachhaltiger Bekleidung – das ist unser Schwerpunkt. Es bedeutet mehr, als nur jedes Jahr eine neue Kollektion herauszubringen. Gerade innerhalb der Modeindustrie ist Nachhaltigkeit immer noch kaum ein Thema. Die nachhaltigen Produkte, die es gibt, sind häufig hässlich und entsprechen nicht den Anforderungen von Haute-Couture-Entwürfen. Das möchten wir ändern.“

RECYCELN An einer Innovation arbeitet Maison the Faux mit Texperium, dem offenen Innovations-

zentrum für hochwertiges Textilrecycling. „Wir haben Kontakt zum Zentrum aufgenommen, um über die Möglichkeiten eines recycelten Garns zu sprechen, das den Anforderungen der Haute Couture gerecht wird. Gemeinsam arbeiten wir jetzt an der Entwicklung einer Reihe von Garnen, die auch schön sind. Das ist spannend. Texperium hat das technische Know-how und entwickelt das Garn. Wir drehen und zwirnen das Garn und nutzen es für unsere neue Kollektion. Es ist vorgesehen, dass die Garne danach jedem Interessenten zur Verfügung stehen.“ Tessa de Boer ist begeistert von der Rolle, die die Entwicklungsgesellschaft Oost NV als Sparringspartner u.a. bei der Beantragung von Finanzierung gespielt hat. „Wir sind zwar kreativ und unternehmerisch orientiert, sind uns aber auch im Klaren darüber, dass wir keine Ahnung von Finanzierungsangelegenheiten haben. Oost NV füllt diese Lücke und verfügt über ein Netzwerk, von dem man als junger Unternehmer enorm profitieren kann.“ Die Tageszeitung „De Volkskrant“ hat Maison the Faux zum Modetalent 2016 gekürt. „Darauf sind wir kolossal stolz. In erster Linie werden wir als Modelabel gesehen, und dort liegen auch ganz sicher unsere Wurzeln. Wir selbst sehen uns aber als Kreativstudio. Wir möchten mehr als nur Mode machen. Wir wollen auch andere Produkte weiterentwickeln. Wir arbeiten weiter an Verbesserungen und Differenzierung und an positiver Veränderung, das ist unser Ziel.“

NETZWERK

StudioMOM hat den Hochleistungsholzofen Oak entworfen, der lokal produziert wird. Foto: Wanders

StudioMOM profitierte auch von dem umfassenden Netzwerk von Oost NV. Mars Holwerda: „So haben wir unseren Partner Wanders in Netterden gefunden. Wir sind ständig mit der Entwicklung neuer Konzepte beschäftigt. Das Schönste aber ist, wenn wir das Konzipierte dann auch in der Region produzieren können. Erst dann ist man wirklich im kleineren Umfeld und nachhaltig tätig. Genau das ist mit dem Holzofen Oak von Wanders gelungen – ein Musterbeispiel für einige Unternehmen in der Region, die zusammen dieses Produkt fertigen. Die Nach-

Maison the Faux entwirft kreative, nachhaltige Bekleidung.

haltigkeit liegt im hohen Ertrag des Ofens und im Konzept der lokalen Produktion. Man fertigt nur das, was benötigt wird, und braucht deshalb kaum Vorratshaltung. Die Attraktivität trägt dazu bei, dass die Leute ein Produkt pflegen und lange behalten. Das ist etwas, wonach wir immer auf der Suche bei unseren Produkten sind: Qualität und Nachhaltigkeit, und das am liebsten wunderschön. Wir möchten flexibel, lokal und interessant sein, und das funktioniert, wenn man in der Region produziert.“ StudioMOM lässt seine Produkte am liebsten in der Region anstatt in Niedriglohnländern produzieren. „Man ist sonst nicht flexibel. Abgesehen von der Entfernung ist auch die Sprache eine Barriere. Innovation ist in Gelderland sicher optimal, wenn man auf regionale Zusammenarbeit setzt. Gerade indem Wissen geteilt wird, können großartige neue Produkte entstehen. Wenn man kurz beim anderen vorbeischaut, um Zwischenschritte anzusehen und zu besprechen, in welche Richtung es gehen soll, kommt man auf neue Ideen. Es ist einfacher, etwas auszuprobieren, also wird das Produkt auch viel innovativer. Das ist die Zukunft: Kleinräumig, in der Region, mit geteiltem Wissen, das stimuliert, um gemeinsam schöne, nachhaltige Produkte zu entwerfen und zu fertigen.“ www.maisonthefaux.com www.studiomom.nl

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