»Der König aber wurde zornig und sprach: ›Wer dir geholfen hat, als du in Not warst, den sollst du hernach nicht verachten!‹«
Ihre Märchensammlung haben die Gebrüder Grimm als »Erziehungsbuch« verstanden. Mittlerweile sind einige der verhandelten Werte jedoch aus der Mode: Kinder zu Folgsamkeit und Passivität zu erziehen, ist kaum mehr zeitgemäß. Auch die häufig vermittelte Rolle der braven Frau ist in Europa überholt. Die Erzählung vom Froschkönig aber kann als komplexe Emanzipationsgeschichte interpretiert werden: Zunächst kümmert sich die Königstochter nur aus Gehorsam gegenüber ihrem Vater um den aufdringlichen Frosch, bis sie sich schließlich ver weigert und das Tier an die Wand wirft – Pubertät im Schnelldurchlauf. Erst nach diesem Reifeprozess kann die Prinzessin erkennen, wer tatsächlich in ihr Leben getreten ist: ein edler Königssohn. Das Ende der Geschichte ist bekannt.