ATLAS 07 deutsch

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36 den gipfel im blick

text:  Judith Gebhardt-Dörler

I

ulia Dodu weiß sehr genau, wohin sie will: möglichst hoch hinaus! Sie arbeitet in der Abteilung Logistik­ lösungen bei Gebrüder Weiss Bukarest und besteigt in ihrer Freizeit die höchs­ ten Gipfel Europas: Im Sommer 2015 erreichte sie die Gipfel von Mont Blanc (4.810 Meter) und Gran Paradiso (4.061 Meter), 2016 kletterte sie auf den höchsten Berg Sloweniens, den Triglav (2.864 Meter), und bestieg den 3.789 Me­ ter ho­hen Großglockner. Wir haben mit ihr über ihr ambitioniertes Hobby ge­ sprochen.

»In den Bergen entdecke ich Facetten dieser Erde, die man sonst nicht sieht.« Für deine Leidenschaft, das Berg­ steigen, bringst du sehr viel Zeit auf. Was gibt der Sport dir zurück? Nach den Anstrengungen des Aufstiegs Iulia Dodu wurde am 23. Juli 1988 in Bukarest ­geboren und geht nicht nur gerne bergsteigen, ­sondern auch wandern und mountainbiken. Ihr Partner ist bei jeder Bergtour dabei.

2006–2007

Arbeit als Immobilienmaklerin 2007–2012

Disponentin bei Lekkerland Convenience 2009

Studium Business Management in Commerce an der Christlichen Dimitrie Cantemir Universität in Bukarest 2011

Masters Degree 2012

Beginn bei Gebrüder Weiss Rumänien als Customer Representative im L ­ ogistics Solutions Team, ­ Koordinatorin des Teams

auf einem Berggipfel zu stehen, ist ein fast unbeschreiblich schönes Erlebnis: Ich liebe die ursprüngliche Natur dort oben, ich mag den Weitblick, das Aben­ teuer, und mein Respekt vor der Berg­ welt wächst dabei kontinuierlich. In den Bergen entdecke ich Facetten dieser Erde, die man sonst nicht sieht. Aber obwohl für mich die Natur im Vorder­ grund steht, nicht die körperliche Leis­ tung, ist es schon ein besonderes Ge­ fühl, eine wirklich anspruchsvolle Situation gemeistert zu haben. Es geht mir also auch um das Ausloten meiner persönlichen Grenzen. Allein schon der Gedanke, den Mont Blanc zu besteigen, hat mir Angst gemacht, immerhin ist er über 4.000 Meter hoch! Und ich kenne die Gefahren am Berg, ich weiß, was dabei alles passieren kann. Mehrmals habe ich mich gefragt, ob ich das über­ haupt schaffen kann. Als ich dann tat­ sächlich auf dem Gipfel stand, habe ich mich unendlich frei gefühlt und trotz der Strapazen voller Energie. Und so ist es eigentlich nach jeder Tour: Hinterher fühle ich mich stärker und leistungsfähi­ ger als vorher.

Wie bereitest du dich vor?

Der Mont Blanc war meine erste große Tour, und ich musste mir dafür zunächst eine hochalpine Ausrüstung mit Steig­ eisen, Seil, Eispickel, Helm und der­ gleichen besorgen. In einem mehrtägi­ gen Alpinkurs habe ich anschließend den richtigen Umgang damit trainiert. Ich lernte den Einsatz von Steigeisen, elementare Klettertechniken und das Gehen in einer Gruppe von vier bis fünf Personen an einem Seil – in einer soge­ nannten Seilschaft ist der gleiche Rhyth­ mus nämlich enorm wichtig. Ich lernte, Gletscher zu überqueren, auf Gletscher­ spalten zu achten, und biwakierte zu Trainingszwecken in einer selbstgebau­ ten Schneehöhle. Außerdem halte ich mich mit Mountainbiken körperlich fit. Welcher Berg ist dir der liebste? Das ist schwierig zu beantworten – mit jedem Berg verbinde ich eine spezielle Geschichte und besondere Gefühle: Der Aufstieg auf den Mont Blanc ist natür­ lich unvergesslich für mich. Ich stand am höchsten Punkt Westeuropas und fühlte die totale Freiheit, das war ein­ fach einmalig. Der Anstieg auf den G ­ ran Paradiso schien mir endlos, da der Gipfel nicht zu sehen war, dafür hatten wir dann oben einen traumhaften Blick auf das Mont-Blanc-Massiv mit gefühl­ ten tausend Gipfeln. Den Triglav in Slowenien muss man allein schon we­ gen der Via Ferrata lieben – wer Kletter­ steige mag, der sollte unbedingt ein­ mal dorthin. Am meisten aber bedeutet mir vermutlich der Großglockner, spe­ ziell die Passage vom Kleinglockner zum Großglockner. Ein wunderbarer Berg, bei dessen Besteigung ich die stärksten Gefühle hatte, voller Leidenschaft war und voller Adrenalin. Welche Rolle spielt bei den Bergtouren das Wetter? Gerade in den Bergen muss man stets mit allen Wettersituationen rechnen. Wenn die Sonne scheint und die Sicht gut ist, ist natürlich alles einfacher. Allerdings sind wir schon oft bei wol­ kenlosem Himmel und warmen Tempe­ raturen gestartet und waren dann am


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