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»Ein Gürtel, eine Straße« Die Seidenstraße, diese älteste Handelsroute, die schon in vorchristlichen Zeiten genutzt wurde, wird zu einem globalen Großprojekt unserer Zeit. Seide war bereits vor mehr als 2.000 Jahren eine sehr be gehrte Ware. Sie dokumentierte Macht und Reichtum. Semi ramis, Kleopatra und andere Kaiserinnen gierten nach ihr, Cäsar ließ zu seinen Spielen als Zeichen seiner unumschränk ten Möglichkeiten die Arena Roms mit ihr überspannen. Aber es ging nicht nur um Seide, und es war auch nicht nur eine Straße. Die Seidenstraße bzw. das Straßennetz, das so genannt wird, verband weite Teile der bekannten Welt und sorgte bis ins 14. Jahrhundert hinein nicht nur für den Aus tausch von Keramik, Papier, Tee, Waren vielerlei Art, sondern auch von Kulturen und Wissenschaften, Erfindungen und Technologien, Krankheiten und Religionen zwischen Europa und Asien. Auf ihr reisten Händler, Prediger, Ideenstifter – der erste chinesische Zirkus kam über sie zur Zeit Jesu in Rom an. Lang war die Reise und beschwerlich, es ging über Tausen de Kilometer auf Pferden, Trampeltieren, Dromedaren oder zu Fuß durch Trockengebiete und Wüsten. Hat man erst das
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Tarimbecken mit der Taklamakan-Wüste erreicht, ist man umgeben von den höchsten Gebirgsketten der Erde: Im Nor den ragt der Tian Shan auf, im Westen der Pamir, im Süd westen der Karakorum und im Süden der Kunlun. Durch die Gebirge, die mit ihren tiefen Schluchten und 5.000 zu über windenden Höhenmetern zu den am schwersten zu überque renden der Welt gehören, führen nur wenige vereiste Pässe. Und all diese abenteuerlichen Mühen wurden vollbracht in der ständigen Angst vor Überfällen, in Sorge um Ware und Leben. Als Vasco da Gama 1497/98 den Seeweg nach Indien ent deckte, der das Risiko von Überfällen reduzierte und den Händlern die Zölle der Araber ersparte, verlor die Seidenstra ße endgültig ihre Bedeutung – erst Sven Hedin und andere sollten ab Ende des 19. Jahrhunderts mit großen Expeditionen die alten Verbindungen erforschen. Heute treibt die Volksrepublik China die Wiederbelebung eines Europa und Asien umspannenden Verbindungsnetzes in neuen Dimensionen voran. Chinas Präsident Xi Jinping sagte 2015: »Wir müssen gemeinsam eine regionale Ordnung schaf fen, die besser zu Asien und zum Rest der Welt passt«, und be