finanzwelt Ausgabe 02/2018

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als guter Schuldner mit Investmentqualität (Baa/BBB und besser) galt und der Rand als Emissionswährung akzeptiert wurde. Daher sind für Südafrika bislang auch keine Währungsrisiken aus der Staatsverschuldung entstanden, die in den Finanzkrisen der Emerging Markets eine zentrale Rolle spielen. Das ist nach den jüngsten Abstufungen in Gefahr, es fehlt noch ein Schritt bei Moody‘s zum endgültigen Abstieg, dann fallen Südafrika und die auch bei deutschen Anlegern beliebten Rand-Anleihen aus dem World Government Bond Index (WGBI), der maßgeblich ist für die meisten einschlägigen Investmentfonds. Folge: Südafrika würde unmittelbar mit starken Abflüssen zu kämpfen haben und sich auf Dauer in fremder Währung zu schlechteren Konditionen finanzieren müssen, wie die Notenbank in ihrer jüngsten Stellungnahme noch einmal ausdrücklich hervorgehoben hat. Diese Risiken hatten die Finanzmärkte stark gedrückt, was jetzt aber auch Raum nach oben schafft.

Landreform ist zentrales Thema

Befürchtungen zerstreute. Die Laune der Konsumenten verbessert sich dagegen deutlich langsamer angesichts von 26,7 % Arbeitslosigkeit. Die verbesserten Aussichten und Erwartungen spiegeln sich bereits im neuen Ausblick der Notenbank, die ihre WachstumsProjektion von 1,2 % und 1,5 % für 2018/19 auf 1,4 % und 1,6 % heraufsetzte. Das ist nicht zuletzt im Hinblick auf die bedrohten Ratings eine gute Nachricht, denn Wachstum bedeutet Spielraum zur Sanierung der Staatsfinanzen und der Staatsunternehmen. Das schon in Apartheidszeiten chronisch defizitäre Südafrika ist auf Zuflüsse aus dem Ausland angewiesen, da die Ersparnis im Inland weit unter den Investitionen liegt. Der Kapitalimport war bislang unproblematisch, weil Südafrika

Mittlerweile ist die längst überfällige Landreform zum zentralen Thema der Politik geworden. Die in der Kolonialzeit geschaffene Landverteilung zugunsten der weißen Siedler mit den in der Apartheidszeit festgeschriebenen Besitzrechten und räumlichen Strukturen ist heute noch unverändert in Kraft. Es hat keine Korrektur gegeben. Nach wie vor gibt es die schwarzen Townships neben den weißen Städten. Das nutzbare Agrarland ist annähernd vollständig in weißer Hand. Damit lebt die Apartheid im Alltag ungeschmälert weiter, denn neben der politischen Frage nach einer „gerechten ...“ Verteilung steckt hier ein zentrales praktisches Problem: Ohne Grundbesitz als Sicherheit ist auch der Zugang zu Kredit bestenfalls eng begrenzt, Schwarze haben kaum eine Chance auf einen aussichtsreichen Start in die wirtschaftliche Selbstständigkeit. Staatliche Kredit- oder Garantieprogramme müss-

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ten die Begünstigten wieder nach rassischen Kriterien auswählen und schaffen nur neue Ansätze zur Korruption. Kurz: Ohne Landreform wird Südafrika nicht zur Ruhe kommen. Der Haken: In der Verfassung ist der beim Übergang zur Demokratie ausgehandelte Vorbehalt verankert, dass es keine Enteignungen der (weißen) Landbesitzer ohne Entschädigung geben darf.

Keine schnelle Lösung in Sicht Indes haben Zuma und sein Anhang das staatliche Vermögen so gründlich ausgeplündert, dass es aktuell dafür keinerlei finanziellen Spielraum mehr gibt. Es ist also keine schnelle Lösung in Sicht. Ohne eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung, wie sie von Ramaphosa erwartet wird, werden die sozialen Spannungen weiter eskalieren. (mk)

Fazit Die neue Regierung und ihre ersten Erfolge haben große Hoffnungen geweckt. Die Kurse des Rand und der Aktien an der Börse gehen nach oben. Wer einsteigen möchte, findet interessante Investmentangebote in Südafrika selbst. Neben den lokal großen Name der Finanzbranche wie Stanlib oder ABSA (Barclays) bietet die Investmentfirma Bridge Fund Managers (früher Grindrod) interessante Investmentfonds mit einer starken Ausrichtung auf Multi Asset Strategien, so den stärker aktienorientierten „Bridge Equity Income Growth A“ (ZAE000180071), der bei Morningstar mit 4 Sternen bewertet wird, und dem ausgeglicheneren „Bridge Managed Growth A“ (ZAE000163424), den sogar 5 Sterne schmücken. Beide werden in Rand geführt. Wer im Euro und bei vertrauteren Namen bleiben möchte, sollte den Aktienfonds „Robeco Africa“ (NL0006238131 mit 4 Sternen) in Betracht ziehen.


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