finanzwelt Ausgabe 02/2018

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44 | INVESTMENTFONDS | Anleihen

Frank Witt Managing Director PIMCO Deutschland und Österreich

unserer Meinung nach nicht von Dauer sein. Langlaufende Bundesanleihen sind auf dem gegenwärtigen Renditeniveau kaum attraktiv. Wir gehen davon aus, dass der Renditeanstieg bei langlaufenden, sicheren Staatsanleihen begrenzt ist. Zahlreiche Investoren nutzen bereits geringste Renditeanstiege, um sich die höheren Zinsen zu sichern, damit begrenzt die Nachfrage den Anstieg bei den langlaufenden Renditen, zumal die Inflationsaussichten insbesondere für den Euroraum nach wie vor verhalten sind. In unseren Fonds haben wir dennoch die durchschnittliche Laufzeit bzw. die Duration weiterhin etwas reduziert“, so Witt zur Positionierung bei den Laufzeiten. Die kürzeren Laufzeiten bieten in einer längeren Phase mit steigenden Renditen den Vorteil, dass die Mittel etwas schneller fällig werden und dann zu den jeweils neuen, weiter gestiegenen Sätzen angelegt werden können. Zugleich sind die Buchverluste kleiner, die bei einem Verkauf vor Fälligkeit der jeweiligen Anleihen realisiert werden müssen. Auch unter diesem Blickwinkel verbessern kürzere Laufzeiten die Handlungsfähigkeit im Anleihen-Portfolio.

Was tun bei mageren Erträgen? Gerade angesichts der mageren Erträge mit Bundespapieren stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll sein könnte, stärker in die höher verzinslichen Papiere der schwächeren Schuldner zu investieren: in den Markt für High Yield-Anleihen. Das ist aber zumindest aus Sicht der PIMCO-Experten eine heikle Sache, denn die Märkte bewe-

gen sich nicht exakt im Gleichschritt: „Anhaltende Marktschwankungen und ein deutlicher Anstieg der Risikoaversion würden sich aber vor allem bei risikobehafteten Anleihen wie Unternehmensanleihen mit geringerer Bonität oder auch teilweise Anleihen der EuroPeripherie negativ auswirken. Vor allem bei Euro-Hochzinsanleihen haben wir unsere Allokation daher in den letzten Monaten reduziert. Auch Privatanleger sollten bei Euro-Hochzinsanleihen und anderen kreditrisikobehafteten Titel vorsichtiger werden und Risiken schrittweise reduzieren“, warnen die AnleiheExperten und raten stattdessen: „Erstklassige Staatsanleihen dürften also ein sicherer Hafen bleiben, insbesondere wenn die Aktienmärkte unruhiger werden.“ Dahinter steht ein einfacher Marktmechanismus: Wenn die Risiken an den Finanzmärkten steigen, steigt nicht nur die Nachfrage nach Sicherheit, sondern auch der Preis für die Übernahme von Risiken, der hinter den Risikoprämien steht. Unterm Strich ergibt das eine Konstellation, in der die von Schuldnern mittlerer und schwächerer Bonität deutlich schneller steigt als für erstklassige Emittenten, da hier parallel zur Basis (Benchmark-Rendite) auch die Risikoprämien anziehen.

Wo Risiken, da auch Chancen Dennoch sieht PIMCO auch Chancen jenseits dieser rein auf Sicherheit ausgerichteten Anlage in Bundespapieren. „Die Entscheidung eines Privatanlegers ist natürlich von zahlreichen Faktoren wie Anlagehorizont, Anlageziel und Risikotragfähigkeit abhängig. Grundsätzlich macht es aber Sinn, über eine Erweiterung des Anlageuniversums nachzudenken, das auch Papiere aus dem Dollarraum umfasst, wo das Renditeniveau höher ist“, erklärt Witt. In der Tat hat das Ausland einiges zu bieten, etwa mit US-Staatsanleihen: Mit zweijährigen Laufzeiten werden bei den sogenannten T-Bonds (T für Treasury, das US-

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Finanzministerium) 2,3 % erzielt, was schon weit über den 10-jährigen Bundespapieren liegt (derzeit 0,57 %) – und das bei deutlich kürzerer Laufzeit, also sehr viel mehr Bewegungsspielraum. Für etwas risikobereitere Anleger könnten US-Hypothekenanleihen eine interessante Alternative zu klassischen Unternehmensanleihen sein. Doch nicht nur die USA locken mit attraktiveren Zinsen als hierzulande erzielbar: „Anleihen der Schwellenländer sehen wir grundsätzlich positiv, da sich die meisten Schwellenländer auch konjunkturell zuletzt deutlich robuster erwiesen haben und ihre Abhängigkeit von den Industriestaaten und der Lage der internationalen Finanzmärkte gesunken ist. Allerdings ist hier eine sorgfältige Analyse und Identifikation der aussichtsreichsten Emittenten und Titel entscheidend“, so Witt. Fühlbar wurden diese Risiken gerade im Fall Türkei, wo eine unsolide Wirtschaftspolitik (hohe Inflation, hohe Defizite gegenüber dem Ausland) mit hausgemachten politischen Risiken (Erdogan) zusammentreffen – womit die Türkei eine Checkliste liefert: Inflation und Leistungsbilanz und die Neigung zu autokratischem Gehabe sind zentrale Risiko-Indikatoren, die gegen die Wachstums- und Ertragsaussichten abzuwägen sind. Innerhalb dieses Spektrums bevorzugt Witt Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern. Generell empfiehlt er Fonds mit sog. Income-Strategien, die aus unterschiedlichen Währungen, relativer Bewegung der Risikoprämien zwischen Unternehmen und Staaten und unterschiedlicher nationaler Zinstrends im globalen Maßstab zusätzliche Chancen kreieren und Risiken vermeiden können, wobei PIMCO natürlich mit dem Icome Fund (IE00B8N0MW85) ein entsprechendes Produkt anbietet. Witt: „Grundsätzlich glauben wir, dass Anleger in dieser Phase des Konjunkturzyklus ihre Risiken, insbesondere in risikobehaftete Anleihen und Aktien, reduzieren sollten.“ (mk)


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