finanzwelt Ausgabe 02/2018

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rung zum ersten Mal die 100 DollarMarke und wenige Monate später waren für einen Bitcoin erstmals 1.000 Dollar fällig. Die nächsten Jahre wurde es aber wieder ruhig um den Bitcoin und der Kurs fiel langsam aber kontinuierlich. Die Wende kam erst drei Jahre später: Ab Juli 2016 nahm der Bitcoin-Kurs langsam, aber dann immer mehr an Fahrt auf und erreichte im Januar 2017 wieder die 1.000 Dollar-Marke. Von da an gab es kein Halten mehr: Trotz kleinerer Korrekturen zur Mitte des Jahres erreichte der Kurs der Kryptowährung im Herbst immer wieder neue Höchststände und notierte am 17. Dezember bei fast 20.000 Dollar. Bereits während des rasanten Kursanstieges wurde immer wieder über eine mögliche Blasenbildung gesprochen. Die Kritiker dürften sich bestätigt gefühlt haben, als der Kurs zum Jahreswechsel deutlich einbrach und der Bitcoin bald nur noch halb so viel wert war als zur Zeit seines Höchststandes. Wer jedoch glaubte, dass mit dem Kursverlust des Bitcoin der Anfang vom Ende der Kryptowährung eingeläutet wurde, sah sich gewaltig getäuscht.

Erfolg schafft Nachahmer Anfang dieses Jahres brachte Venezuela mit dem Petro die erste staatliche Kryptowährung auf den Markt. Die Regierung in Caracas wollte damit vor allem die eigene Wirtschaft stabilisieren, da die heimische Währung Bolivar Fuerte aufgrund einer seit Jahren andauernden Hyperinflation praktisch wertlos geworden ist. Doch Kryptowährungen sind nicht nur ein Mittel von Regierungen, hausgemachte wirtschaftliche Probleme zu lösen, sondern bieten sich auch in anderen Bereichen an. So brachte auch Kodak unter dem Namen KodakCoin eine eigene Kryptowährung auf den Markt. Mit dieser und der dazugehörigen Plattform KodakOne sollen Fotografen ihre Autorenrechte absichern und die Bilder vermarkten können. Das Unternehmen verfolgt damit das Ziel, die Fotografie zu dokumentieren und für eine faire Vergü-

tung der Autoren zu sorgen. Hier zeigte sich, welche Faszination Kryptowährungen bei Anlegern auslösen: Die Aktie des amerikanischen Fotoherstellers schoss am Tag der Bekanntgabe in die Höhe und schloss mit einem Plus von 120 % auf 7 Dollar. Nachbörslich kletterte der Kurs sogar auf 9 Dollar. Auch die schwedische Reichsbank soll sich für die dem Bitcoin zugrunde liegende Blockchain-Technologie sehr stark interessieren und plant, bis Ende des Jahres eine „E-Krone“ genannte elektronische Währung auf den Markt zu bringen. Doch Vorsicht: Der Bitcoin-Boom hat auch seine schlechten Seiten. Da sich hinter vielen Anzeigen für Kryptowährungen Betrüger verbergen, gab Google im März bekannt, solche Anzeigen künftig von der Seite zu verbannen.

seine Geschäftspartnerin Michelle Mone mit der Idee beim Verkauf von Wohnungen in Dubai: Die Wohnungen wurden in Dollar bepreist und am Tag der Transaktion in Bitcoin umgerechnet. Anfang Februar zahlten dann mehrere Käufer für Wohnungen im Wert von 130.000 bis 380.000 Dollar 15 bis 45 Bitcoins. Auch in Deutschland werden immer wieder Immobilien gegen Bitcoins angeboten. Jedoch ergeben sich hier praktische Probleme, denn da die Kryptowährung kein anerkanntes Zahlungsmittel ist und es keinen klaren Wechselkurs gibt, hat das Finanzamt keine Möglichkeit, die genaue Höhe der Grunderwerbsteuer zu ermitteln.

Kryptowährungen als Zahlungsmittel

Dass der Bitcoin den Weg in die klassische Finanzindustrie gefunden hat, zeigt auch das Beispiel des „Postera Fund – Crypto I“: Der als AIF konzipierte Fonds investiert mindestens 51 % seines Vermögens in Kryptowährung oder sogenannte Tokens (eine Art Aktie auf Kryptowährungen). Ende Februar wurde der Fonds von der Liechtensteiner Finanzmarkaufsicht FMA genehmigt, womit erstmals ein Fonds, der in Blockchain-Assets investiert, nach der dafür vorgesehenen europäischen Richtlinie aufgelegt wurde. Auch wenn die Anlage zunächst nur institutionellen Investoren zur Verfügung steht, wurde doch ein erster Schritt gemacht, die Blockchain-Technologie als Anlageobjekt zu nutzen. (ahu)

Besonders in Japan erfreuen sich Kryptowährungen großer Beliebtheit, über 40 % des weltweiten Handels mit Bitcoin werden in Yen abgerechnet. Im April letzten Jahres ließ die Regierung in Tokio Kryptowährungen sogar als Zahlungsmittel zu, sodass Kunden nun in hunderten von Geschäften und bei großen Einzelhandelsketten damit bezahlen können. Und während in Japan die Kryptowährung längst Einzug in den Kauf alltäglicher Dinge gefunden hat, scheint sie sich andernorts eher als Zahlungsmittel für große Anschaffungen zu etablieren, nämlich für Immobilientransaktionen. Als der Bitcoin im vergangenen Herbst von Höchststand zu Höchststand eilte, begannen Immobilienmakler in den USBundesstaaten Florida, New York und Texas die Kryptowährung als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Der Kurssturz zum Jahreswechsel konnte dem Bitcoin als Zahlungsmittel sogar zugutekommen, schließlich waren die extremen Kursaufschläge für die Verkäufer äußerst unangenehmen, da sie die Preise ständig anpassen mussten. Diesem Problem entgegenwirken wollten der britische Unternehmer Doug Barrowman und

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Erster Kryptofonds auf dem Markt

Fazit Der Bitcoin hat nach einem Jahrzehnt seiner Existenz bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Einige Nachahmer und Anwendungen im Alltag deuten darauf hin, dass wir aktuell Zeugen davon werden könnten, wie sich eine völlig neuartige Form des Geldes etabliert.


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