Die Beste Zeit Nr. 22 2013

Page 51

mit Max Reinhardt gesprochen, das „allertraurigste Gewerbe“. Theaterleute sind es gewohnt, Arbeitsstätten zu wechseln, und regelmäßig ihre Arbeit an anderem Ort neu zu starten. Dieses Ensemble wird spätestens am Ende der nächsten Spielzeit die Stadt verlassen. Ein großer Teil wird auch schon in wenigen Wochen seine Zelte abbrechen. Für diese Schauspieler gibt es über den nächsten Sommer hinaus keine Perspektive in dieser Stadt. Die neue kleine Spielstätte werden andere Schauspieler, andere Regisseure einweihen. Trotzdem freuen wir uns auf eine ganz besondere Spielzeit, in der wir uns treu bleiben und Ihnen an vielen interessanten Orten in der Stadt, natürlich auch im Opernhaus, spannende Arbeiten zeigen werden.

Zuletzt möchte ich Sie schon jetzt bitten, meine Nachfolgerin bei ihrem Neustart in der Spielstätte im Engelshof durch regelmäßigen Besuch zu unterstützen. Dieses schöne, neue Haus liegt mir persönlich am Herzen, weil ich gemeinsam mit den Theaterfreunden und vielen anderen lange darum gekämpft habe. Quelle: www.nachtkritik.de

Der Wuppertaler Intendant Christian von Treskow hat diese Rede am Ende der letzten Vorstellung des Wuppertaler Schauspielhauses gehalten. Die große Bühne ist schon seit beinahe vier Jahren aus baupolizeilichen Gründen geschlossen. Mit Sondergenehmigung durfte nur noch im Foyer für etwa 130 Zuschauer gespielt werden. Am Sonntag, den 30. Juni 2013 nun ist die Geschichte des Schauspielhauses Wuppertal endgültig zuende gegangen. Zur Eröffnung des Hauses hatte am 14. Oktober 1966 der spätere Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll einst seine berühmte Wuppertaler Rede gehalten: Die Freiheit der Kunst.

Das Wuppertaler Schauspielhaus von der Wupper-Seite gesehen Foto: Bjørn Ueberholz

51


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.