Die Beste Zeit Nr.29

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DIE BESTE ZEIT Das Magazin für Lebensart

Ausgabe 29, 2014 - 3,50 Euro

Der Vater des Impressionismus Von der Heydt-Museum Wuppertal

Opern-Alternativen Hagen, Gelsenkirchen, Bonn

Luise Kimme Ausstellung im Skulpturenpark

Puccinis Tosca Saisoneröffnung im Opernhaus

Leibhaftig Ausstellung Arp Museum

Eine magische Stadt Fotografie von Olaf Joachimsmeier

Saitenspiel Kammermusik für Wuppertal

Ross ohne Reiter Asstellung Kunstmuseum Solingen

Heike Kati Barath – Huch Von der Heydt-Kunsthalle Barmen

ISSN 18695205

Wuppertal und Bergisches Land

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www.barrenstein.de

Wir laden herzlich ein: Trösten & Erinnern

Unsere alljährliche Veranstaltung, Trösten & Erinnern, findet dieses Jahr in der Alten Kirche Wupperfeld, Bredde 69, statt. Am Mittwoch, dem 19. November, um 19:15 Uhr.

Willkommen sind alle, die Ihrer Liebsten gedenken wollen, welche nicht mehr unter uns weilen. In starker Gemeinschaft möchten wir mit ausgesuchter Musik, Worten und künstlerischen Darbietungen, Zeit für Trost und Erinnerung möglich machen. Unser Fahrdienst-Service holt Sie ab und bringt Sie wieder nach Hause. Einfach vorher anmelden: 0202 - 663674. 2

www.neusel-bestattungen.de


Editorial Liebe Leserinnen und Leser,

Foto: John Oechtering

„Am schwärzesten Fluss der Welt, der Wupper, lernt man erkennen, welche Menschen leuchten.“ Dieser Spruch von Else Lasker-Schüler klebte vor 15 Jahren an den beigefarbenen Badezimmerfliesen meiner ersten Studentenwohnung. Die Wupper war zwar längst ein sauberer, klarer Fluss, doch ich kam damals aus einer Kleinstadt, war hier fremd, der Herbst legte sich grau über die Stadt und es dauerte eine Weile, bis ich die Leuchtmenschen fand. Viele von ihnen fand ich in der Kulturszene. Was mir Wuppertal letztlich nahe brachte, waren die architekturgeschichtliche Betrachtung der Gründerzeitviertel während meines Studiums und der Blick durch die Kamera für meine Filmprojekte. Die Kultur war mein Leuchten und ist es heute noch immer. Neulich ging ich durch Elberfeld und stand plötzlich vor einem kleinen Buchladen, der an diesem Tag eröffnete. Keine große Buchhandelskette, nein, eine richtige inhabergeführte Buchhandlung. Und das in Zeiten von Döppersbergumbau und Amazon-Machtausbaubestrebungen. Ich fühlte mich seltsam beglückt, was nicht nur an dem Namen des neuen Buchladens lag... Überall leuchten sie auf, die kleinen Projekte und Veranstaltungen, die unsere Stadt lebenswert machen. In Barmen eröffnet dank bürgerschaftlichen Engagements eine neue Spielstätte, in Vohwinkel geht ein Gitarrenfestival mit hochkarätigem Programm an den Start, Olaf Joachimsmeier setzt unsere Stadt in seinen Fotografien in ein ganz besonderes Licht, Pissarro, Puccini und Luise Kimme begegnen uns diesen Herbst in Wuppertal. Was macht Wuppertal, eine Stadt mit leeren Kassen, kulturell so reich? Sind es die alten Geschichten, die immer noch zwischen den Gründerzeitfassaden hängen und uns inspirieren? Oder ist es das Unfertige, Unvollendete, das den nötigen Raum für Kreativität bietet, so wie in den 90er Jahren die „Baustelle Berlin“? Obwohl topografisch sehr eng scheint, hier zwischen den Hügeln mehr Platz zu sein für das Ungesagte, die Zwischentöne, die kleinen Farbtupfer, die alle zusammen ein Gesamtbild ergeben, ein Leuchten. „DIE BESTE ZEIT“ ist wie eine Lichtershow, die uns diese Projekte vor Augen führt, uns an die Vielfalt erinnert und nicht zuletzt an das umfassende Engagement Wuppertaler Kulturschaffender und Kulturförderer. Helfen Sie mit und tragen Sie das Leuchten weiter. Erzählen Sie Ihren Bekannten von Kulturveranstaltungen in Wuppertal und weisen Sie auch gerne auf „DIE BESTE ZEIT“ hin, denn auch sie gehört zu den engagierten Kulturprojekten in dieser Stadt. Bei all den glänzenden Ausstellungen und Aufführungen dürfen wir nicht vergessen, dass wir das Leuchten auch dorthin bringen sollten, wo es noch nicht erweckt wurde. Deshalb gehen zum Beispiel Wuppertaler Schriftsteller immer wieder zu Lesungen und Workshops in Schulen, wecken die Begeisterung für das Lesen, leiten Schreibworkshops und vermitteln Spaß am Umgang mit Wörtern. In der Alevitischen Gemeinde Wuppertal läuft momentan sogar ein Projekt mit Autor Hermann Schulz, um die Sprachkompetenz der Kinder zu fördern. Auch das Wuppertaler Medienprojekt gibt seit über 20 Jahren Jugendlichen die Möglichkeit sich in Filmen kreativ auszudrücken und ihre Lebenswelt zu reflektieren. In den Herbstferien lassen wieder renommierte Künstler der Region Schüler im Rahmen des „Kulturrucksack NRW“ vielfältig kreativ werden. Zudem gibt es in unserer Stadt viele Menschen, die ehrenamtlich und ohne viel Aufsehen in Senioreneinrichtungen oder Kindergärten vorlesen. Auch das ist Kultur. Denn jedes große Leuchten beginnt mit einem Funken. In diesem Sinne. Ihre Marina Jenkner

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The art of tool making

Impressum Die Beste Zeit erscheint in Wuppertal und im Bergischen Land Erscheinungsweise: alle zwei Monate Verlag HP Nacke Wuppertal - Die Beste Zeit Friedrich-Engels-Allee 122, 42285 Wuppertal Telefon 02 02 - 28 10 40, E-Mail: verlag@hpnackekg.de V. i. S. d. P.: HansPeter Nacke Ständige redaktionelle Mitarbeit: Frank Becker, Thomas Hirsch, Matthias Dohmen, Susanne Schäfer Darüber hinaus immer wieder Beiträge von: Marlene Baum, Heiner Bontrup, Antonia Dinnebier, Beate Eickhoff, Fritz Gerwinn, Klaus Göntzsche, Karl-Heinz Krauskopf, Johannes Vesper und weiteren Autoren Erfüllungsort und Gerichtsstand Wuppertal

Nachdruck - auch auszugsweise - von Beiträgen innerhalb der gesetzl. Schutzfrist nur mit der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages. Gastbeiträge durch Autoren spiegeln nicht immer die Meinung des Verlages und der Herausgeber wider. Für den Inhalt dieser Beiträge zeichnen die jeweiligen Autoren verantwortlich. Kürzungen bzw. Textänderungen, sofern nicht sinnentstellend, liegen im Ermessen der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Beiträge kann keine Gewähr übernommen werden. Trotz journalistischer Sorgfalt wird für Verzögerung, Irrtümer oder Unterlassungen keine Haftung übernommen. Bildnachweise/Textquellen sind unter den Beiträgen vermerkt. Titel: aus der Ausstellung Neupräsentation der Sammlung im Von der Heydt-Museum - Domenico Gnoli, Damenfüße (Lady’s Feet),

1969, Leinwand, 191 x 161 cm

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Inhalt Ausgabe 29, 6. Jahrgang, Oktober 2014 Der Vater des Impressionismus

Goethes Landpartie - Die Pfeife

Ausstellung Camille Pissarro

von Falk Andreas Funke

Von der Heydt-Museum Von 1900 bis heute Neupräsentation der Sammlung Von der Heydt-Museum

Luise Kimme Seite 13

Puccinis Tosca Saisoneröffnung in Wuppertal von Fritz Gerwinn

Seite 16

Seite 20

Seite 25

Seite 27

Seite 31

von Karl-Heinz Krauskopf

Seite 37

Seite 39

Seite 42

Von der Heydt-Kunsthalle Barmen von Frank Becker

von Hermann Schulz

Seite 71

Seite 77

Seite 79

Interessantes zum Thema Steuern und Recht Seite 81 von Susanne Schäfer

glücksBUCHladen von Frank Becker

Seite 82

Seite 84

Seite 48 Geschichtsbücher, Buchgeschichten vorgestellt von Matthias Dohmen

Seite 87

Seite 54 Kulturnotizen

Solange ich lebe von Friederike Zelesko zu einem Scherenschnitt von Cornelia Ernenputsch

Ausstellung Museum Ludwig Köln

Neue Kunstbücher vorgestellt von Thomas Hirsch

Fließtext Gedicht von Marina Jenkner Fotografie von Karl-Heinz Krauskopf

Seite 67

Ein Buch ist...

Ross ohne Reiter Ausstellung Kunstmuseum Solingen von Marlene Baum

Fotografie von Olaf Joachimsmeier Text von Heiner Bontrup

Paragraphenreiter

Die Wassertürme von NYC Architekturfotografie in New York Stefan Altevogt / Karl-Heinz Krauskopf

Seite 65

Kirchenschändung - Wie ich einmal...

Hilla Becher Ehrung mit dem Rheinischen Kulturpreis

von Dorothea Müller

Heike Kati Barath - Huch!

Das Buffet von Dorothea Renckhoff

Seite 61

Ludwig goes Pop

Leibhaftig Ausstellung Arp Museum von Rainer K. Wick

Gitarrenfestival in Wuppertal

Eine magische Stadt

Opern-Alternativen Hagen, Gelsenkirchen, Bonn von Fritz Gerwinn

Seite 59

Und vergib uns unsere Schuld - Nina

Nachruf Hanna Marron von Anne Linsel

Ausstellung im Skulpturenpark

SaitenReise

Saitenspiel Kammermusik für Wuppertal von Elisabeth von Leliwa

Seite 57

Seite 6

Seite 56

Seite 88

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Pissarro – Der Vater des Impressionismus Camille Pissarro – 14. Oktober 2014 - 22. Februar 2015

links: Camille Pissarro: Selbstporträt, 1903, Öl auf Leinwand, 41 x 33 cm, © Tate London unten: Camille Pissarro: Boulevard Montmartre bei Nacht, ca. 1897, Öl auf Leinwand, 53,5 x 64,8 cm, © National Gallery, London

Das Von der Heydt-Museum Wuppertal stellt Camille Pissarro in den Mittelpunkt einer großen Ausstellung (14. 10. 2014 – 22. 2. 2015) – der ersten Überblicksschau seit 15 Jahren in Deutschland. Das Museum zeigt nicht nur die Werke dieses „Vaters des Impressionismus“, so der Titel der Schau, sondern auch die seiner Künstlerfreunde; denn Pissarro pflegte enge Kontakte zu den großen Malern seiner Zeit, allen voran zu Cézanne, Gaughin und Van Gogh. Seurat, Signac, Degas und Monet schätzte er sehr; ihre Werke sind ebenfalls in der Ausstellung vertreten, die teils chronologisch, teils thematisch geordnet ist. „Pissarro war nicht nur eine Vaterfigur für die Maler seiner Zeit, viele nannten ihn „père Pissarro“, und organisierte gemeinsa-

me Ausstellungen mit ihnen. Er war selbst eine Art praktischer Theoretiker, der sich viel mit Malerei auseinandergesetzt hat und sich von Cézanne, Gauguin und Van Gogh beeinflussen ließ, diese aber auch selbst beeinflusste“, sagt Dr. Gerhard Finckh, Direktor des Von der Heydt-Museums, der die Ausstellung kuratiert hat. Camille Pissarro (1830-1903) wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns französischer Abstammung auf St. Thomas, einer dänischen Antilleninsel in der Karibik, geboren. Seine Jugend verbrachte er in einem Internat in Paris, doch im Alter von 17 Jahren kehrte er zurück in die Karibik. Pissarro wollte nicht den Handel des Vaters übernehmen und widmete sich dem Malen und Zeichnen. 1857 zog die Familie zurück

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oben: Schneelandschaft in Louveciennes, 1872, Öl auf Leinwand, 46 x 55 cm, © Museum Folkwang, Essen links: Bäuerin mit Kuh, Osny, 1883, Leimfarbe auf Papier auf Leinwand, 81 x 65 cm, Von der Heydt-Museum Wuppertal

nach Frankreich. Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt mit Pissarros ersten Bildern, die während seiner anderthalbjährigen gemeinsamen Zeit (1852-1854) mit dem dänischen Maler Fritz Melbye in Venezuela entstanden. Paradiesisch muten Pissarros wie auch Melbyes karibische Landschaften mit Palmen und Sonnenuntergängen an, die drückende Schwüle der Luft scheint dank der differenzierten Farbgebung fast greifbar. Ein besonders atmosphärisches Werk Pissarros von 1856 zeigt „Zwei Frauen am Meer ins Gespräch vertieft“ auf St. Thomas. In La Varenne, La Roche-Guyon und Montmorency, nördlich von Paris, entstanden seine ersten französischen Landschaftsbilder, die noch von klassizistischen Vorbildern geprägt waren. Pissarro malte das ländliche Leben: Straßen und Felder,

einen Esel vor einem Gehöft und Lastkähne auf der Marne und die Seine, realistisch und poetisch gleichermaßen. Zur selben Zeit entstandene Werke seiner Zeitgenossen Courbet, Manet, Daubigny und seines Vorbilds und Mentors Corot belegen, wie diese sich dem Thema Landschaft auf ganz ähnliche Weise näherten. Ein erstes Selbstporträt von 1873 zeigt Pissarro bereits mit dem typischen Rauschebart. Die beiden folgenden Kabinette sind den Zeichnungen und Druckgrafiken Pissarros gewidmet, die in Pointoise, La Varenne und Louveciennes/Bougival bei Paris entstanden. Hier treffen Motive aus der Karibik auf solche aus Frankreich und erweisen sich oft als Vorstudien zu Ölgemälden. Doch sie sind nicht nur als Skizzen zu den Gemälden zu verstehen, sondern durchaus als eigenständige Werke. Pissarros feiner Strich

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bei Bäumen, Feldern und Häusern, aber auch bei seinen Akt- und Porträtzeichnungen beweisen sein zeichnerisches Können, vor allem was Räumlichkeit und Plastizität betrifft. Die späteren Zeichnungen wirken wie flüchtige Skizzen, die mit wenigen Strichen meisterhaft Personen, Bewegungen und Räume einfangen. Pissarro zeichnete auch seine Künstlerfreunde: Fritz Melbye verewigte Pissarro 1853/54 auf Karton, Paul Cézanne 1874 in einer Ätzradierung. Auch Graphiken von Rousseau, Corot und Daubigny belegen, wie Pissarro sich an seinen Vorbildern orientierte. In Pissarros Zeichnungen wie auch in seinen Gemälden spiegelt sich das soziale Interesse des Künstlers wider. Pissarro setzte sich für die Idee des sozialistischen Anarchismus ein und engagierte sich für soziale Gerechtigkeit. Äußerst realistisch stellte er Bauern auf dem Feld, beim Hüten der Tiere oder bei der Heuernte dar. 1870 floh Pissarro vor dem preußischfranzösischen Krieg nach London. Ein Raum ist der Zeit nach seiner Rückkehr aus London ab 1871 gewidmet, die er wiederum in Louveciennes und Pontoise verbrachte. Die 1870er Jahre waren für Pissarro eine äußerst produktive Zeit, sicher auch, weil ein Großteil seiner Bilder, die er im Krieg zurücklassen musste, von Soldaten zerstört wurde. Beeinflusst durch die Kunst der britischen Maler Turner und Constable hellten sich Pissarros Farben nun deutlich auf. Er suchte nach einer neuen Harmonie, und seine Pinselstriche wurden kürzer und präziser. Lastkähne, Landhäuser, Küchengärten und Steinbrüche malte er in hellen Farben; Licht und Atmosphäre spielen eine besondere Rolle bei diesen Bildern, die Pissarro allmählich zum Impressionisten machten. In seiner faszinierenden „Schneelandschaft in Louveciennes“ (1872) hielt er ein winterliches Spiel aus zartem Licht und hartem Schatten auf Schnee fest. Cézanne war Pissarros engster Freund zu dieser Zeit. Unter dem Einfluss Pissarros hellte sich Cézannes Palette merklich auf, und Pissarro kalkulierte die Komposition dank Cézannes Zwei Frauen am Meer ins Gespräch vertieft, St. Thomas, 1856, Öl auf Leinwand, 27,7 x 41 cm, National Gallery of Art, Washington

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Bauernmädchen mit Strohhut, 1881, Öl auf Leinwand, 73,3 x 59,5 cm National Gallery of Art, Washington Einfluss noch präziser. Seine Gebäude wurden kubischer, seine Bilder gewannen an räumlicher Tiefe. Stillleben spielten bei Pissarro eine nur untergeordnete Rolle, denn der Maler zog es vor, in der freien Natur zu malen. Einige seiner wenigen Blumenstillleben stellt die Ausstellung denen von Gauguin, Matisse und Redon gegenüber. Die „Menschen in Pissarros Umfeld“ entstanden in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. Auf diesen Bildern sind Passanten auf einer winterlichen Straße genauso dargestellt wie Wanderer bei der Rast unter Bäumen, ein „Bauernmädchen mit Strohhut“ (1881) und „Jeanne mit dem Fächer in der Hand“ (1871). Bei „Frau Pissarro näht am Fenster“ (1877) handelt es sich um ein Porträt der Mutter des Künstlers. Ein Schweinemetzger zerlegt Fleisch auf dem Markt, eine „kleine Magd“ kehrt eine Stube, eine Bäuerin bewacht eine Kuh – alle scheinen versunken zu sein in das, was sie gerade tun. Gemeinsam ist den Bildern die tastende Sorgfalt und Zugewandtheit, mit der Pissarro sich bemühte, den Porträtierten bei aller intimen Nähe eine besondere Würde zu geben. Die Landschaftsbilder der 1880er Jahre, auch von Monet und Sisley, belegen, dass die Kunst des Impressionismus sich zu dieser Zeit auf einem Höhepunkt befand. Pissarro lernte Mitte der 1880er Jahre die um einige Jahre jüngeren Maler Signac und Seurat kennen. Er interessierte sich für ihre Farbenlehre und probierte ihren Stil aus. So erkennt man in Pissarros Werken der späten 1880er Jahre den getupften Farbauftrag und die Verwendung von reinen, unvermischten Farben, die seine temporäre Entwicklung zum Pointillismus markieren. Korrespondierend sind Werke von Seurat, Signac und von Pissarros Sohn Lucien ausgestellt. Im Laufe der Jahre empfand Pissarro den Stil und seine Regeln zunehmend als einengend. Ab den 1890er Jahren widmete er sich wieder seinem freieren Impressionismus, den er als lebendiger empfand.

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Ein Raum versammelt diverse Akte von Pissarro, häufig sind es Badende. Sie werden denen von Degas, Toulouse-Lautrec und Cézanne gegenüber gestellt. Pissarro verwandte hierbei häufig die Technik der Radierung mit Kaltnadel oder Lithographie. Ein weiteres Selbstbildnis zeigt Pissarro 1890 bereits als alten Mann mit dicken Tränensäcken, die ein Augenabszess erzeugte, der ihm das Malen erschwerte. Die Werke im letzten Raum des Rundgangs markieren die spät-impressionistische Phase seines letzten Lebensjahrzehnts. Er widmete sich in Zeichnungen, Radierungen und Holzschnitten wiederum den einfachen Menschen bei der harten Arbeit. Fast schon dokumentarisch wirken diese Bilder, die von einer tiefen Verbundenheit von Mensch und Natur erzählen. Daneben entstanden aber auch diverse Stadtporträts aus Paris, Rouen, Le Havre und Dieppe,

von denen das Von der Heydt-Museum die wichtigsten zusammengetragen hat. Vor allem das durch einen großen Umbau modernisierte Paris bot Malern wie Pissarro, Manet, Monet und Renoir immer neue Motive, die das urbane Leben als Ausdruck der Moderne einfingen. „Ich wollte die Lebendigkeit dieses Gewimmels … wiedergeben“, schrieb Pissarro 1896 an seinen Sohn Lucien. So entstanden allein zwischen 1893 und seinem Tod 1903 rund 300 Werke aus der französischen Hauptstadt. Marion Meyer Von der Heydt-Museum Turmhof 8, 42103 Wuppertal Telefon 0202 563-2626 Öffnungszeiten: Di+Mi 11-18 Uhr, Do+Fr 11-20 Uhr Sa+So 10-18 Uhr www.von-der-heydt-museum.de


Von 1900 bis heute Neupräsentation der Sammlung September 2014 – 5. April 2015: Von 1900 bis heute

Das Von der Heydt-Museum besitzt eine reiche Sammlung, die insgesamt 3000 Gemälde, 500 Skulpturen und 30.000 grafische Blätter umfasst. Mit der jetzigen Neupräsentation im Ersten Obergeschoss zeigt es einen neuen Ausschnitt und rückt Werke von 1900 bis heute sowie Neuerwerbungen und Dauerleihgaben in den Fokus der Aufmerksamkeit. Aus der großen Sammlung hat Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh Meisterwerke ausgewählt, die in ihrer aktuellen Hängung neue Zusammenhänge und Parallelen aufzeigen. Auch bekannte Gemälde erscheinen so in neuem Licht. Die Präsentation ist chronologisch aufgebaut. Umfasste sie zu Beginn noch Werke des Impressionismus bis heute, startet sie nun mit den Meisterwerken des Expressionismus. Die Werke des Impressionismus sind nun Teil der Ausstellung zu Camille

Pissarro. Für seine expressionistischen Meisterwerke ist das Von der Heydt-Museum berühmt. Die farbintensiven Werke von Otto Mueller, Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel vermitteln die Aufbruchstimmung des beginnenden Jahrhunderts, bevor der Erste Weltkrieg die Zeit aus den Fugen geraten ließ. Erstmals in einer Reihe sind vier zarte Mädchenporträts von Paula Modersohn-Becker zu sehen und dazu ein Porträt der Künstlerin, das ihr Freund Bernhard Hoetger 1927, also 20 Jahre nach ihrem Tod, in Bronze schuf und das das Von der Heydt-Museum gerade gekauft hat. Im folgenden Raum beginnt bereits die Kunst ab den 1920er Jahren, die neue Ansätze in einem skeptischen Realismus und in konstruktiven, abstrakten Formen suchte. Fast schon grafisch wirken die Bilder

Vincent van Gogh, Kopf einer holländischen Bäuerin mit weißer Haube, 1885, Leinwand, 36,5 x 29,5 cm Von der Heydt-Museum Wuppertal

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Domenico Gnoli, Damenfüße (Lady’s Feet), 1969, Leinwand, 191 x 161 cm VG Bild-Kunst, Bonn 2014

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der Kölner Progressiven Franz Wilhelm Seiwert und Gerd Arntz. Oskar Schlemmer vertritt das Bauhaus. Nicht nur dank seiner Wuppertaler Schaffenszeit ist er mit zahlreichen Zeichnungen, Objekten und Gemälden in der Sammlung vertreten,

von denen drei in der aktuellen Ausstellung zu sehen sind. Trotz des Zweiten Weltkriegs gibt es eine kontinuierliche Entwicklung zur Kunst der Nachkriegszeit, die im nächsten Raum zu finden ist. Willi Baumeister gilt als wichtigs-


ter abstrakter Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Bild „Aru 7“ erwarb das Von der Heydt-Museum bereits 1956, kurz nach dem Tod des Künstlers. Zusammen mit Ernst Wilhelm Nay, Karl Otto Götz und Fritz Winter steht er für den Pluralismus der Stile innerhalb der informellen Kunst dieser Zeit. Diese Diversität setzt sich in den Werken der 60er Jahre fort. Hier sind die Künstler der Zero-Gruppe und der Gruppen „Nul“ und „Azimuth“ vertreten, wie Günther Uecker, Otto Piene, Jan Schoonhoven und Lucio Fontana. Reizvolle Kontraste ergeben sich aus dem Nebeneinander von Gemälde und Skulptur, so etwa bei Schoonhovens „R73-25“ und Alberto Giacomettis „Frau für Venedig V – Femme des Venise V“. Direkt gegenüber belegt Giacomettis „Figur III (Caroline)“ das feine malerische Werk des Italieners. Laura Grisis AluminiumInstallation „Angolare“ (1967) war bisher nur einmal im Von der Heydt-Museum zu sehen. Vor kurzem konnte es erworben werden. Bei Christos Werk „Look“ (1965) sowie bei John Chamberlains Stahlplastik aus den 1960er Jahren handelt es sich um

neue Schenkungen an den Kunst- und Museumsverein (KMV).

Cornelius Völker, Hände, 2003, Leinwand, 200 x 300 cm, VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Im folgenden Raum sind die Werke der Surrealisten bewusst dicht gehängt, um eine fast bedrückende Wirkung zu erzielen. Hier sieht man die Besucherlieblinge von Marc Chagall genauso wie Gemälde von Salvador Dali, Max Ernst, Karl Kunz und Yves Tanguy. Neu in der Sammlung und erstmals zu sehen sind zwei Ölbilder von Rosie Lee.

Eine ganze Wand im letzten Raum des Rundgangs ist den Arbeiten von Bazon Brock aus den Jahren 1963 bis 1977 gewidmet, die den Titel „Werk ist abgelegtes Werkzeug“ tragen. 18 Schwarz-Weiß- Fotos (Siebdruck auf Leinwand), eine aktuelle Schenkung an den KMV, dokumentieren Aktionen, die der emeritierte Wuppertaler Ästhetik-Professor und Vertreter der Fluxus-Bewegung durchgeführt hat oder an denen er beteiligt war, wie zum Beispiel die Gründung der Deutschen Studenten Partei mit Johannes Stüttgen, Jospeh Beuys und Henning Christiansen in der Kunstakademie Düsseldorf 1967.

Danach ist die Präsentation der Sammlung bereits in den 90er Jahren und bei den Neuerwerbungen der jüngsten Zeit angelangt. Als Dauerleihgabe kann das Von der HeydtMuseum erstmals Anne und Patrick Poiriers Fotografien von römischen Grabtafeln zeigen. Von Maike Freess ist ein expressives Porträt zu sehen. Die Von der HeydtKunsthalle Barmen widmet der Berlinerin nächstes Jahr eine Einzelausstellung. Sven Drühl, Tatjana Valsang, Cornelius Völker, hier ebenfalls mit Werken vertreten, haben bereits in der Kunsthalle Barmen ausgestellt. Bei Neo Rauchs „Roter Junge“ handelt es sich um einen spektakulären Ankauf des vergangenen Jahres.

Von der Heydt-Museum Turmhof 8, 42103 Wuppertal Telefon 0202 563-6231 Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr Do bis 20 Uhr www.von-der-heydt-museum.de

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Puccinis Tosca Saisoneröffnung in Wuppertal Das Licht geht aus, der Dirigent und neue Opernintendant Toshijuki Kamioka hat sich ungesehen an seinen Platz geschlichen, deshalb kein Eröffnungsbeifall für ihn, dann erklingen die unheilverkündenden ersten vier Akkorde der Oper.

links: 1. Akt, Mirjam Tola (Tosca), Mikolaj Zalasinski (Scarpia) unten: 1. Akt, Mikhail Agafonov (Cavaradossi), Mirjam Tola (Tosca)

Schon hier ist unüberhörbar, dass Kamioka sein Orchester exzellent vorbereitet hat und auch das Orchester sozusagen auf der Stuhlkante sitzt und alles gibt. Seht gut nachvollziehbar ist die differenzierte Arbeit mit den Lautstärken; kaum zu glauben, wie viele plötzliche Piani Puccini komponiert hat. Aber auch die lauten, dramatischen Stellen kamen punktgenau und trotzdem noch transparent, ebenso die satten Streicherkantilenen. Vor allem waren die Leitmotive so deutlich und farbenreich herausgearbeitet, dass selbst Menschen, die nicht so oft Opern besuchen, die daraus entstehende musikalische Vernetzung aufging. Höchste Konzentration im Orchester, kein einziges Mal wurden die Sänger übertönt.

Bravour, betonte der Regie folgend auch darstellerisch in drastischer Weise eher männliche Geilheit als Bösartigkeit. Mikhail Agafonov, der Sänger des Caravadossi, betörte vor allem durch seine strahlenden Spitzentöne, konnte dabei sicher sein, nicht forcieren zu müssen, weil das Orchester ihn in jeder Lautstärke unterstützte und nicht übertönte. Mirjam Tola überzeugte mit schönen Kantilenen, zeigte aber andererseits in den dramatischen Ausbrüchen, dass die Wahrhaftigkeit der dramatischen Handlung manchmal wichtiger ist als Stimmschönheit. Gefordert wird sie auch von der Regie, weil sie ihre berühmte Arie „Vissi d’arte“ auf Scarpias Tisch liegend singen muss.

Das war sicher auch einer der Gründe, warum die Sänger, vom Orchester so hervorragend getragen, sich in dieser Premiere zu Bestleistungen steigern konnten. Zu loben sind in gleicher Weise die Sänger der drei Hauptrollen. Der polnische Bariton Mikolaj Zalasinski meisterte seine Rolle mit

Stefano Poda hatte als Regisseur, Lichtdesigner, Bühnen- und Kostümbildner in Personalunion eine intelligente und nachvollziehbare Arbeit mit eigenen Akzenten abgeliefert, legte dabei mehr Wert auf ästhetische Bilder als auf den politischen Hintergrund. Fast das ganze Stück inszeniert er als

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düsteres Nachtstück (auch den 1.Akt, in dem der Maler Cavaradossi für seine Tätigkeit ja eher Licht braucht, und im 2. Akt bilden nur Toscas rotes Kleid und die Grablichter an den Seiten einen Kontrast), um am Ende die überraschende gleißende Helle umso deutlicher hervortreten zu lassen. Eine wichtige symbolische Rolle spielt das Untergeschoss: unter der Bühne liegen die Seitenkapelle, in der sich Angelotti versteckt, der Folterkeller, der Erschießungsort – Cavaradossi wird danach wieder per Aufzug auf die Vorderbühne gefahren. Auch Tosca verschwindet, nachdem Scarpia sie gegen Ende des 1. Aktes schon in der Hand hat und sie per Libretto eigentlich schon längst die Bühne verlassen hat, per Aufzug im Untergrund. Großen Wert legt Poda auf die

1. Akt, Opernchor, Mikolaj Zalasinski (Scarpia)

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Darstellung der Heuchelei Scarpias und der Einheit und Zielgleichheit von Polizei und Kirche. Er und seine Schergen tragen Priestermäntel, verbergen darunter nackte Oberkörper, hemmungslose Geilheit wird unter Kutten nur unzureichend versteckt. Eine latent gewaltsame homoerotische Atmosphäre wird beschworen, die dann nahtlos in die Unterwerfung Toscas durch Scarpia übergeht. Die Bischöfe beim Te deum mit den vielen Kreuzen wirken wie bedrohliche Dunkelmänner, die Chorkinder wie aus einem Frankensteinfilm entsprungen, dazu kommt das in den Boden gerammte Riesenkreuz im 1. Akt. In diesem Zusammenhang steht wohl auch die Bedeutung des Anfangs des dritten Aktes, der Darstellung der Morgendämmerung über der Engelsburg: Hier steht eine nackte Hirtin mit einer Art Dornenkrone auf dem Kopf und Dornengebüsch in den Händen ängstlich zusammengekauert neben der Drehbühne, auf der eine

Horde von Bischöfen sozusagen Karussell fährt, später abgelöst von Scarpias Schergen, die sich im weiteren Verlauf immer wieder dem Mädchen bedrohlich nähern. Die Funktion dieser Szene im Gesamtzusammenhang erschloss sich mir nicht ganz, ebenso wurde nicht immer klar, aus welchen dramaturgischen Gründen und zu welchen Zeitpunkten sich die oft verwendete Drehbühne in Bewegung setzte. Innerhalb des düsteren Gesamtscenarios kam der Lichtregie eine wichtige Bedeutung zu, das wurde überzeugend gelöst, in einer Szene im 3. Akt sogar besonders gut: Als Tosca und Cavaradossi ihre scheinbare Befreiung feiern, fällt das Licht von hinten auf das über ihnen hängende Holzgewirr – dadurch erscheint auf dem Gazevorhang ein Gefängnisgitter. Eine absolut einleuchtende Interpretation! Der spektakuläre, ins Utopische weisende Schluss war dann besonders sinnfällig und überraschend. Kein Wunder, dass Solisten,


Dirigent und Regisseur langanhaltend gefeiert wurden. Eine Frage bleibt aber: Wie neu war diese Wuppertaler Aufführung tatsächlich, die erste unter neuer Intendanz? Der Verdacht, dass die Klagenfurter Inszenierung Podas von 2012 mehr oder weniger übernommen wurde, ging im Sommer schon durch die Presse, als die Bühnenbilder aus der Klagenfurter Produktion angeliefert wurden. Die Gemüter wurden damals vorerst durch die Erklärung Podas beruhigt, die Wuppertaler Inszenierung werde in der Tat eine Neuproduktion, auch wenn seine eigene Handschrift natürlich dieselbe bliebe. Wie nah bzw. wie unterschiedlich die beiden Aufführungen sind, ist zumindest teilweise nachprüfbar,

2. Akt, Johannes Grau (Spoletta), Mikolaj Zalasinski (Scarpia), Mikhail Agafonov (Cavaradossi), Statist, Mirjam Tola (Tosca)

indem man die Bilder von Klagenfurt (www.stefanopoda.com) und die der Wuppertaler Bühnen vergleicht. Nach meiner Einschätzung hat sich aber nur wenig geändert. Die Bühnenbilder aller drei Akte sind in vielen Aspekten gleich, so das Riesenkreuz im ersten Akt (hier ist das Bild Caravadossis aber immerhin anders plaziert), der lange Tisch im zweiten und das hängende Holzgewirr im dritten. Auch auffällige Regieeinfälle sind geblieben, so die Liegestütze des Mesners beim AngelusGebet und die düstere Bischofsprozession mit den vielen Kreuzen. Und der überraschende Schluss, die fallende Wand, führte in Klagenfurt bei der Generalprobe sogar zu Prellungen der Hauptdarstellerin, so dass sie ersetzt werden musste. Neu (oder neu überlegt) könnte die Führung der Personen sein, die in einer Klagenfurter Besprechung als zu statisch kritisiert wurde, denn in Wuppertal war sie stimmig und lebendig. Schön wäre es gewesen, wenn man einige Hinweise bekommen

hätte, was denn in Wuppertal neu war, im Interview des Regisseurs im Programmheft hätte man das kurz und knapp darstellen können. Wie auch immer: Hingehen sollte man, es wird ein gelungener Abend. Fritz Gerwinn Weitere Aufführungen: 3./4./5./10./11./12. Oktober 2014

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Saitenspiel Kammermusik für Wuppertal Die Liebe zur Kammermusik brachte den gebürtigen Wuppertaler Detlef Muthmann auf die Idee, seiner Heimatstadt den Kammermusikzyklus „Saitenspiel“ zu schenken. Im Jahr 2010 ging die Serie mit dem Prisma Quartett um die Bratscherin Annette Hartmann und die Cellistin Pirkko Langer an den Start. Über vierzig, zum Teil auch selten gespielte Werke der Quartettliteratur standen in den folgenden drei Spielzeiten auf dem Programm.

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Seit der vergangenen Saison präsentiert die Reihe „Saitenspiel“ nun verschiedene Gastensembles aus der internationalen Kammermusikszene und gibt dem Wuppertaler Publikum mit fünf Konzerten im Jahr – jeweils sonntags um 18 Uhr – in abwechslungsreichen Programmen und Besetzungen die Gelegenheit, die bedeutendsten Werke der reichen Literatur für Streichinstrumente wieder neu zu entdecken. Im nächsten „Saitenspiel“-Konzert am 30. November 2014 steht mit Nils

Mönkemeyer einer der erfolgreichsten jungen Musiker Deutschlands auf dem Podium des Mendelssohn Saales in der Historischen Stadthalle Wuppertal. In Zeiten, wo über die Notwendigkeit von Opernensembles, Schauspielhäusern oder einer Orchesterlandschaft, die diesen Namen verdient, diskutiert wird, scheint das Unterfangen, eine Kammermusikreihe neu zu etablieren, etwas Träumerisches zu haben. Hört man sich um in der Musikbranche,


heißt es gerne, dass Kammermusik es schwer habe. Mit delikaten Besetzungen von zwei bis neun Musikern verzichtet dieses musikalische Genre auf die Überwältigungsmaschinerie des großen Orchesterapparats. Und vielleicht gibt es sogar Musikfreunde, die sich fragen, ob Kammermusik nicht etwas für besonders gebildete Spezialisten oder diese Art „andächtigen“ Zuhörens für das 21. Jahrhundert noch zeitgemäß sei. Die Antwort auf solche – zugegeben polemischen – Fragen

geben die Musiker selbst: Noch nie gab es so viele hervorragende Trios, Streichquartette, Duos und andere Ensembles wie heutzutage. Warum? Kammermusik ist eine durch und durch demokratische Kunstform – nicht umsonst verglich Goethe ein Streichquartett mit einer Unterhaltung vier vernünftiger Leute. Musizieren im kleinen Ensemble ist lebendig, eigenverantwortlich, schöpferisch. Für viele, gerade junge Instrumentalisten ein Ideal, das wesentlich attraktiver ist, als sich im

Orchester einem großen Kollektiv anzupassen und den Vorstellungen eines Dirigenten fraglos unterzuordnen. Und diese – ganz zeitgemäße – Individualität der Kammermusik gilt auch für den Zuhörer. Die Möglichkeiten, den Interpreten im Akt des Musizierens im wahrsten Sinne des Wortes „auf die Finger zu schauen“, ihre Interaktion, Mendelssohn Saal in der Historischen Stadthalle Wuppertal. Foto: Lars Langemeier

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die Einzelheiten des Zusammenspiels zu verfolgen, sind in der Kammermusik durch den intimen Rahmen des kleineren Konzertraumes viel ausgeprägter als etwa in einem Symphoniekonzert. Der Mendelssohn Saal der Historischen Stadthalle Wuppertal bietet dabei genau die hervorragende Akustik, um den Detailreichtum und die Spielfreude der Kammermusiker in außergewöhnlicher Weise zum Ausdruck zu bringen – was alle dort gastierenden Künstler immer wieder mit Begeisterung bestätigen. „Meisterwerke“ heißt das Motto der laufenden Saison – ein Motto, das eine ehrfürchtige Distanz einzufordern scheint. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Im Gegenteil vermag gerade das Meisterwerk auf vielen Ebenen – von der sinnlichen über die emotionale bis zur intellektuellen Wahrnehmung – jedem Hörer etwas zu bieten. Ein Meisterwerk bewegt die Herzen und Köpfe der Menschen über die Epochen hinweg. Die einzige und erste Grundvoraussetzung ist dabei das unvoreingenommene und offene Zuhören: Gefordert sind „Happy New Ears“ – wie der Komponist und Musikphilosoph John Cage es einmal mit Witz formulierte.

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Im Fokus des kommenden „Saitenspiel“-Konzerts am 30. November 2014 steht Nils Mönkemeyer. Der gebürtige Bremer hat in den vergangenen Jahren eine kometenhafte Karriere absolviert – und das mit einem stillen, vom Klang her fast melancholischen Instrument, der Bratsche, die er in allen Stilrichtungen vom Barock bis zur Avantgarde dem Publikum nahe bringt. Mit ihm macht die Reihe „Saitenspiel“ in dieser Saison den größten Sprung zurück in die Musikgeschichte – in den spanischen Barock. Dabei zeigt Mönkemeyer, unterstützt von Freunden aus der Akademie für Alte Musik Berlin, ein Spektrum von den Wurzeln in der Volksmusik bis zu Corellis berühmten Variationen über „La Follia“ und Boccherinis suggestiver „Musica notturna delle strade di Madrid“. Kein „Kanon“ der klassischen Musik kommt ohne den Namen Beethovens aus. So ist das folgende Konzert am 1. März 2015 auch ganz und gar Beethoven gewidmet – und zwar Meisterwerken der Kammermusik mit Streichern und Klavier. Die Ungarin Klára Würtz zählt zu den bedeutendsten Pianisten ihres

Heimatlandes – ist in Deutschland aber immer noch ein Geheimtipp. Als Musizierpartner bringt sie zwei herausragende junge Solisten in die Historische Stadthalle Wuppertal: den Geigenvirtuosen Kristof Baráti und den Cellisten István Várdai. Höhepunkt des Programms ist Beethovens „Erzherzog-Trio“ – eines jener Meisterwerke, dessen Namen jeder kennt, das aber gar nicht so häufig im Konzert gespielt wird, wie man meinen möchte. Mit der populären „Frühlings-Sonate“ op. 24 für Violine und Klavier und Beethovens erster Cello-Sonate op. 5/1, die als eines der ersten Werke der Musikgeschichte dieses Instrument aus der Bassfunktion löste, treten die beiden Streichinstrumente auch jeweils solistisch ins Rampenlicht. Dem Namen „Saitenspiel“ wird das Recital von Sergej Malov am 26. April 2015 in besonderem Maße gerecht. Gleich drei verschiedene links: Nils Mönkemeyer. Foto: Irene Zandel rechts: Klára Würtz


Instrumente wird der junge Russe (der als Kind eigentlich Fußballer werden wollte) an einem Abend spielen – und alle drei mit Kernwerken des Repertoires. Bachs Solo-Suite BWV 1012 ist bis heute mit einem Geheimnis belegt, da nicht ganz klar ist, für was für ein Instrument Bach dieses Werk eigentlich schrieb. Denn auf einem „normalen“ Violoncello lässt sich diese Komposition nicht notengetreu wiedergeben. Mit dem Nachbau eines barocken „Violoncello da spalla“ gibt Malov seine eigene Antwort auf diese spannende Frage. Im zweiten Werk des Abends wird er dann zur Violine wechseln: Bartóks „Sonate für Violine allein“ wurde für keinen Geringeren als Yehudi Menuhin komponiert. Mit seinem Vater Oleg Malov am Klavier wird Sergej

schließlich die Bratschensonate von Dmitri Schostakowitsch interpretieren – ein sehr bewegendes Werk, das der Komponist als Resümee am Ende seines Lebens schrieb. Zum Abschluss der Reihe wird es romantisch opulent: Das Minguet Quartett – eines der gefragtesten Streichquartette Deutschlands – widmet sich Johannes Brahms. Allerdings mit der weiteren Unterstützung des Bratschisten Gérard Caussé und des Cellisten Alexander Hülshoff, denn es stehen das Quintett op. 111 und das mitreißende Streichsextett op. 18 (von Brahms selbst, ironisch wie immer, als „langes, sentimentales Stück“ bezeichnet) auf dem Programm. Einen besonderen lokalen Akzent setzt in diesem Konzert das

Sergej Malov, Foto: Julia Wesely Erste Streichquartett von Ulrich Leyendecker, der 1946 in Wuppertal geboren wurde und in Hamburg und Wuppertal als Professor für Komposition wirkte. Der Anspruch, eine Kammermusikreihe „für Wuppertal“ zu gründen, zeigt sich auch in den begleitenden Programmen von „Saitenspiel“. Erstmals konnten in dieser Saison alle Interpreten dafür gewonnen, einen Auszug aus ihrem Programm am folgenden Tag in zwei Schulkonzerten für Kinder der 3. und 4. Jahrgangsstufen anzubieten. Die kindgerechte Vermittlung und Moderation übernimmt dabei der junge Geiger und Musikpädagoge Raphael Amend,

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Minguet Quartett. Foto: Christina Feldhoff

der auch als Konzertpädagoge für das Sinfonieorchester Wuppertal tätig ist. Auf der anderen Seite des Altersspektrums öffnet sich die Konzertreihe „Saitenspiel“ unter dem Motto „Auf Flügeln der Musik“ für Menschen mit Demenz. Musik als Sprache der Seele eignet sich in besonderer Weise als Schlüssel zur inneren Welt von Menschen mit Demenz. Ein Konzert an einem renommierten Ort des Musiklebens kann für diese Menschen, ihre Angehörigen und Wegbegleiter ein ganz besonderes Erlebnis sein und bedeutet zudem, trotz der Erkrankung weiter am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Für alle fünf Konzerte werden Menschen mit Demenz und ihre Begleiter zu besonderen Konditionen eingeladen: Neben einem ermäßigten Eintrittspreis gibt es die persönliche Anmeldung und Begleitung vor Ort durch eine im Umgang mit Menschen mit Demenz geschulte Ansprechpartnerin.

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Zu einer Kammermusik für das 21. Jahrhundert gehört nicht zuletzt die zeitgemäße Vermittlung über die digitalen Medien: Seit Beginn der Spielzeit gibt es nun auch eine informative Website mit allen Programmen, umfangreichem Material zu den Künstlern sowie den Details zu den zusätzlichen Angeboten und einem direkten Link zum Ticketkauf: www.saitenspiele.eu Elisabeth von Leliwa


Zum Tode von Hanna Marron Als der damalige Generalintendant Holk Freytag zum 50-jährigen Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges das Antikriegsstück „Die Troerinnen“ von Euripides inszenieren wollte, hatte er eine wunderbare Idee: Für die Rolle der greisen Hekuba (Hekabe) holte er als Gast die große israelische Schauspielerin Hanna Marron. Die Inszenierung wurde zum Ereignis.

Foto: Friedrich Riehl

Nach Wuppertal kam sie später noch einmal zu einem Vortragsabend im Schauspielhaus: sie las Gedichte aus „meinem furchtbar komplizierten Land“, von arabischen und israelischen Schriftstellern. Jetzt ist Hanna Marron in Tel Aviv neunzigjährig gestorben. Etwas abgehetzt, weil verspätet, kam ich Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zur Rückreise nach Deutschland am Flughafen in Tel Aviv an. Ich war, wie schon erlebt, auf lange Durchsuchungen und Befragungen der israelischen Flughafenpolizei, eingestellt. Auf die Frage nach dem Grund meiner Israel-Reise, antwortete ich, dass ich Hanna Marron besucht habe. Um mit ihr einen Dokumentarfilm über ihr Leben zu drehen. Das Gesicht der Polizistin erhellte sich kaum sichtbar – die Abfertigung ging ungewöhn-

lich schnell. Hanna Marron war die bekannteste Schauspielerin in ihrem Land, jeder kannte ihren Namen, „unsere Hanna“ sagten die Menschen. Das hatte nicht nur mit ihrer Theaterkunst zu tun. Am 10. Februar 1970 ist eine Maschine der El Al aus Israel kommend auf dem Weg nach London. Zwischenstopp in München. Unter den Passagieren, die in der Transithalle auf die Weiterreise warten, ist Hanna Marron, die große Dame des israelischen Theaters. Sie hatte ein Filmangebot aus London für „Anatevka“ angenommen. Plötzlich tauchen in der Halle drei bewaffnete Männer auf. Palästinensische Terroristen. Sie schießen sofort. Einer wirft eine Handgranate, die direkt neben Hanna Marron explodiert. Sie wird lebensgefährlich verletzt. Ihr linkes Bein ist nicht mehr zu retten.

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Hanna Marron gehörte zu den VIPs in ihrem Land

Einer der ersten Besucher am Münchener Krankenbett war Erich Kästner. Obwohl alt und gebrechlich, ließ er es sich nicht nehmen, sein „Pünktchen“, sein „Hanerle“ zu besuchen. Hanna Marron, geborene Maierzak, hatte Anfang der dreißiger Jahre das Pünktchen in „Pünktchen und Anton“ zum ersten Mal auf der Bühne gespielt – in Berlin. Dort, in ihrer Geburtstadt, war sie mit ihren Locken und großen Kulleraugen ein Kinderstar, auf der Bühne und im Film. Sie spielte neben Hans Albers, Emil Jannings oder Peter Lorre – im berühmten Film „M“ von Fritz Lang, war sie eines der Mädchen, das „Hanerle Maierzak“. 1933 verließen die Eltern mit ihrer Tochter Deutschland in weiser Vorausahnung und gingen nach Palästina – bis dahin hatte Hanerle Maierzak nicht gewusst, was das Wort „Jude“ bedeutet. Nach dem Abitur besuchte Hanna Marron kurz eine Theaterschule. Im

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Krieg ging sie zur britischen Armee. Machte dort Truppenunterhaltung für die Soldaten. Nach dem Krieg hatte sie ihr erstes Engagement am Habimah-Theater in Tel Aviv. Am neugegründeten Kammertheater spielte sie später alle großen Rollen der Weltliteratur. Dazu kamen viele Film- und Fernsehrollen. Sie spielte bis kurz vor ihrem Tod, zuletzt mit Riesenerfolg in dem Stück „Der Kofferpacker“ des israelischen Dramatikers Hanoch Levin. Das Alter nahm sie gelassen und mit Humor. Sie besaß eine große Portion davon, bis zuletzt. Hanna Marron war in dritter Ehe verheiratet mit Yakov Rechter, einem bekannten Architekten. Sie haben zusammen drei Kinder. In ihrem Land war Hanna Marron fast eine Institution. Das hing auch damit zusammen, dass sie sich politisch und sozial engagierte und einmischte. Attraktive Angebote aus dem Ausland – Broadway

z. B. oder Brecht-Theater in Berlin, wo sie die „Polly“ in der „Dreigroschenoper spielen sollte – lehnte sie all die Jahrzehnte ab. Sie wollte Künstlerin sein, nicht Karrierist, wie sie es einmal sagte. Und das bedeutete: da bleiben, wo man als Mensch mit dem Leben, der Sprache, der Politik verbunden ist. Zu „Anatevka“ ließ sie sich schließlich überreden ... Die Anteilnahme an ihrem Schicksal nach dem Attentat in München war überwältigend. Säckeweise kamen Briefe aus Israel ins Krankenhaus. Der Brief eines jungen Soldaten, der selbst verwundet und beinamputiert im Krankenhaus lag, schrieb: „Ich will dich wieder auf der Bühne sehen“. Ein Jahr nach dem Unglück stand Hanna Marron wieder auf der Bühne. Als Medea: diese Rolle (mit einem großen Rache-Monolog) habe sie anders gesehen und gespielt, nach dem Attentat. Mit der Einsicht, dass man einen anderen Weg als Rache finden muss. So war es nur konsequent, dass sie damals eine Frauenorganisation von israelischen und palästinensischen Frauen gründete – „Beschet“, die „Kette“. Mit einigen Frauen war sie einer Einladung der israelischen Regierung gefolgt und mitgereist zur Unterzeichnung des Osloer Friedensabkommens in Washington. Trotz aller Enttäuschung über die Politik ihres Landes, deren Unfähigkeit, Frieden mit den Palästinensern zu schließen („eine große Tragödie“), trotz der Rechten im Land, die sie „hasste“, war Hanna Marron bis zu ihrem Tod sicher: der Friedensprozess muss und wird weitergehen, auch wenn es immer wieder Rückschläge geben würde. Die kriegerischen Auseinandersetzungen ihres Landes in den letzten Monaten hat sie nicht mehr erleben müssen. Sie ist ohne Schmerzen sanft eingeschlafen, so, wie sie es sich erhofft hatte. Auf ihrem Grabstein steht „Sahkanit“ – Schauspielerin. Und ihrem Wunsch entsprechend, so schrieb es mir Tochter Ofra, ein Zitat von Shakespeare: „Vor allem aber, sei dir selbst treu“. Anne Linsel


Opern-Alternativen Hagen, Gelsenkirchen, Bonn Nein, einen fairen Start sollte die neue Wuppertaler Besatzung schon haben, und ansehen sollte man sich die Stücke allemal.

Otello im Theater Hagen

Es gibt aber nur fünf neue Inszenierungen, und auffällig ist, dass im Lauf der nächsten Saison das Opernhaus gerade mal 44mal bespielt wird, statistisch gesehen also nur alle 6 Tage (Ballett und geplante Kinderoper, deren Termine mir noch nicht vorliegen, nicht mitgezählt). Pro Monat gerechnet sieht das natürlich anders aus, im Oktober und November gibt`s die Maximalanzahl, jeweils acht Aufführungen, dafür wird im März und Juni nur jeweils dreimal gespielt, und im Januar bleibt das Opernhaus ganz zu. Für Operninteressierte also durchaus ein Anlass, sich mal die Konkurrenz anzusehen. In diesem Artikel stelle ich die Opernhäuser Hagen, Gelsenkirchen und Bonn vor. Es gibt natürlich noch Dortmund, Düsseldorf, Essen und noch mehr. Ich bin zwar sicher, dass auch sie ein interessantes Programm bieten und hervorragende Aufführungen zustande bringen, diese Häuser habe ich aber in der letzten Saison nicht besucht. Hagen Zuerst also Hagen: ein kleines feines Opernhaus, immerhin mit zwei Rängen. Das Theater liegt zentral in der Nähe des Hauptbahnhofs, ist am schnellsten über die A1, Ausfahrt Hagen-West zu erreichen. Ein Parkhaus ist direkt gegenüber, die Kosten betragen für den Abend, wenn man die Parkkarte richtig entwertet, nur 4 Euro. Hagen hat ein kleines, aber festes Ensemble mit guten und vielseitigen Sängern, die alle Rollenarten von großer Oper bis zum Musical hervorragend bewältigen.

Das Orchester ist kleiner als das Wuppertaler, tritt aber sehr professionell auf. Eine Besonderheit: Sänger, die sich in Hagen ihre ersten Sporen verdient haben, kommen gern und offensichtlich für kleine Gage zurück, so der Brasilianer Ricardo Tamura, der Sänger des „Otello“, der sonst an der Met und anderen großen Häusern auftritt. Die Bühne ist relativ klein und eng, umso erstaunlicher, welch kreative Lösungen den Hagenern dabei einfallen: Haben wir unten nicht genug Platz, gehen wir eben in die Höhe (bei „Carmen“, „Don

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Otello im Theater Hagen Quichotte“ und „Otello“ einleuchtend gelöst); vor allem bei doppelbödigen Stories lassen sich die unterschiedlichen Handlungsfäden gut übereinander schichten. Interessant ist auch, dass man immer wieder auf Namen trifft, die man aus Wuppertal kennt. So ist Richard van Gemert, der Sohn des legendären Wuppertaler Basses Theo von Gemert, als Tenor Mitglied des Hagener Ensembles, und der „Don Quichotte“ in der letzten Saison wurde inszeniert von Gregor Horres, dem Sohn des langjährigen Wuppertaler Oberspielleiters Kurt Horres. Die nächste Saison beginnt mit Mozarts „Entführung“ (ab 6. 9. 14), die Hagener bringen aber auch eine Operette heraus, Paul Abrahams „Ball im Savoy“ (ab 29. 11. 14). Gespannt sein darf man auf ein Musical von Stephen Sondheim: „Die spinnen, die Römer!“ (ab 18. 10. 2014). Besonders empfehlen kann ich Verdi „Otello“ (Wiederaufnahme ab 28.10.14), wohl mit dem oben genannten Tenor Ricardo Tamura, eine in jeder Hinsicht gelungene Aufführung. Verschwiegen sei nicht, dass auch das Hagener Theater mit den Sparzwängen zu kämpfen hat; umso beeindruckender die Leistungen. Und: bei den besuchten Aufführungen hatte ich den Eindruck, dass Ensemble und Publikum sich als Familie verstehen.

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On the Town im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen

Pique Dame im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen Gelsenkirchen Das „Musiktheater im Revier“ in Gelsenkirchen, das den Anspruch erhebt, das schönste Opernhaus im Revier zu sein, erreicht man über die A43 und 45 (nicht auf die A40 abbiegen!), dann diesmal an der Abfahrt Schalke vorbei bis Gelsenkirchen-Zentrum; nach ca. 2 km wird man per Schild nach links in die Rolandstraße (auch die NaviAdresse) geleitet. Dort habe ich bisher

immer einen kostenlosen Parkplatz bekommen. Gelsenkirchen bietet einerseits sehr avancierte und zum Nachdenken anregende Inszenierungen, wie eine Fassung der ernsteren Art von Massenets „Don Quichotte“ (gab´s auch in Wuppertal und Hagen in jeweils ganz unterschiedlichen Inszenierungen) und Tschaikowskis „Pique Dame“, reißt das


Aufführung „Aida“ im Theater in Bonn Publikum aber andererseits mit durch schmissige, aber keineswegs oberflächige Inszenierungen von Musicals: Bernsteins (ja, ein frühes Werk des „West Side Story“- Komponisten!) „On the Town“ garantierte in der letzten Saison immer ein volles Haus. Leider werden alle drei Stücke nicht wiederaufgenommen. Gelsenkirchen hat ein größeres Ensemble und ein exzellentes Orchester, die Neue Philharmonie Westfalen, so traut sich das Haus zu, als erstes Stück der neuen Saison ein Schwergewicht zu stemmen: Richard Strauss` „Die Frau ohne Schatten“ (ab 28. 9. 14). Danach bis Ende 2014 im abwechslungsreichen Programm: ein Fußball-Liederabend („Männer“, ab 18. 10. 14, Schalke 04 lässt grüßen), eine Händel-Oper, eine Kinderoper, eine Weihnachtskomödie und eine Operette.

Bonn Zum Schluss meine besondere Empfehlung: Bonn. Zugegeben: man muss an Köln vorbei, sollte sich also mit einem Zeitpuffer ausstatten. Fahren Sie auch nicht bis in die Innenstadt, sondern nehmen Sie, wenn sie von der A59 auf die A 565 gefahren sind, die erste Abfahrt (Beuel) und folgen dann über Niederkasseler und St. Augustiner Straße den Schildern zum Zentrum. Wenn Sie den Rhein auf der Kennedybrücke überqueren, sehen Sie links schon das Theater. Direkt nach Erreichen des festen Landes ist das Opernparkhaus ausgeschildert, dreimal geht es nach rechts, und man bezahlt 3 Euro für den ganzen Abend. Sehr zu loben ist das türkische Restaurant (Theater-Arkaden) direkt gegenüber dem Theater. U. a. gibt es dort jede Menge leckere Vorspeisen in sehr erträglicher Preislage, man kann selbst auswählen, und die Kellner wissen, dass etliche Gäste wenig Zeit haben, servieren schnell und kom-

men auch umgehend zum Bezahlen. So ist garantiert, dass der eigene Magen nicht unfreiwillig bei einer Pianissimostelle zu einem dissonanten Kontrapunkt ansetzt. Der neue Intendant Bernhard Helmich hat die letzte, seine erste, Saison sehr mutig mit einer Uraufführung begonnen und auch sonst ein auch überregional sehr gelobtes Programm hingelegt. Neben interessanter Programmplanung legt er sehr großen Wert auf gelingende Kommunikation in Ensemble und Haus, was ja durchaus nicht selbstverständlich ist. So kann man etliches stemmen, mit größerem Ensemble und dem Beethoven-Orchester. Gespart werden muss aber auch hier, und schließlich muss man sich noch eines bekennend amusischen Oberbürgermeisters erwehren. Die Saison beginnt diesmal mit dem Musical „Ein Käfig voller Narren“ (ab 4. 9. 14) und geht bonntypisch weiter mit Beethovens „Fidelio“ (ab 28. 9. 14). Aus

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Aufführung „Aida“ im Theater in Bonn dem umfangreichen Programm nur zwei besonders interessante Aufführungen: Zum einen ist am 26. 10. 2014 Premiere von Verdis selten gespieltem Frühwerk „Giovanna d`Arco“, und am 1. 2. 2015 öffnet sich der Vorhang zu Richard Strauss` „Salome“. Diese Oper wird ja auch in Wuppertal inszeniert (Premiere am 17. 4. 2015). Also eine sehr schöne Gelegenheit zu einem sicher interessanten Vergleich. Das Stück, das mich in der letzten Saison am meisten begeistert hat, kommt aus diesem Haus: Verdis „Aida“ in der Inszenierung von Dietrich Hilsdorf. Alle Aufführungen bisher waren ausverkauft, und in der von mir besuchten Vorstellung war der Anteil jüngerer Zuschauer so hoch wie noch nie erlebt. Und dieser Publikumsrenner wird im Oktober tatsächlich wiederaufgenommen, viermal sogar (4., 11., 19., 28.10)! Was das Besondere daran ist?

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Der Nil ist der Rhein, und die Siegesfeier mit dem Triumphmarsch ist das Zentrum der Inszenierung. In dieser „Haupt- und Staatsaktion“ wird sehr deutlich gemacht, wie hohles Pathos in Lächerlichkeit umschlagen kann. Nachdem vor der Schlacht schon ein Kind geopfert wurde, wird nach dem Sieg alles Passende und Unpassende aufgeboten: das Bonner BeethovenOrchester sitzt auf der Bühne, die Bläser mit Strohhüten. Nach den Veteranen des letzten Krieges grüßen die Veteranen des vorletzten Krieges den König; einer verliert dabei sein Holzbein und stört den Ablauf der Veranstaltung. Kriegerwitwen weihen ihre Kinder dem König, und zum Höhepunkt und Schluss der Feier sollen einige hohe Offiziere der „feindlichen Horden“ öffentlich hingerichtet werden. Doch dazu kommt es nicht, die Feier endet in priesterlichem Mord, Katastrophe und Trauerfeier. Mehr sei nicht verraten, wichtig erscheint aber, dass Hilsdorf sich nicht auf den Zuschauerraum beschränkt:

so werden die Zuschauer per Lautsprecherdurchsage zur Siegesfeier gebeten, in vielen Sprachen, auch Russisch und Arabisch, und zum Schluss in Bonner Platt. Und man sollte vor der Siegesfeier die Toilette aufsuchen, auch wenn man gar nicht muss, denn dort erklingt das musikalische Pendant zu „Aida“ aus den 20er Jahren. Fritz Gerwinn


Leibhaftig Eine Ausstellung über den menschlichen Körper „zwischen Lust und Schmerz“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck Dass es alles andere als leicht ist, aus den Beständen einer existierenden Privatsammlung mit einem facettenreichen Profil eine überzeugende Themenschau zu destillieren, zeigt die aktuelle Sonderausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck mit dem neugierig machenden Titel „Leibhaftig“. Der Untertitel „Der menschliche Körper zwischen Lust und Schmerz“ lässt allerdings sogleich Zweifel aufkommen, ob hier nicht zu hoch gepokert wird. Denn es ist illusorisch, mit rund sechzig Exponaten der ganzen Bandbreite dieses Themas gerecht werden zu wollen. Zumal dann, wenn der Anspruch erhoben wird, „den Körper im Wandel der Zeiten und im Wechsel der Kunstmedien“ – so Museumsdirektor Oliver Kornhoff – zur Anschauung zur bringen.

1 Damien Hirst, Saint Bartholomew, 2011, Foto: Prudence Cuming Associates

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Während andere Museen im Jahr des Gedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren die Reaktionen der Künstler auf die Kriegsereignisse und die physischen und psychischen Verletzungen der in das Kriegsgeschehen Verwickelten zeigen, möchte das Arp Museum „die Schrecken jener ersten globalen Katastrophe [...] nicht im großen Kriegs-Panorama, sondern mit Blick auf den Menschen selbst erfahrbar machen.“ (Kornhoff) Das bleibt sehr allgemein und unverbindlich, und so gelingt der Ausstellung trotz interessanter Exponate keine inhaltlich überzeugende Zentrierung oder thesenartige Zuspitzung. Den Kern der von Susanne Blöcker kuratierten Ausstellung bilden Werke aus der „Kunstkammer Rau“, sprich aus der Sammlung des 2002 verstorbenen Tropenmediziners und Kinderarztes Gustav Rau, der seinen Kunstbesitz schon zu Lebzeiten der Stiftung des Deutschen Komitees für UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, vermacht hatte. Im Arp Museum in Rolandseck wird ein Teil dieser Werke wissenschaftlich aufgebarbeitet und

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in wechselnden Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dass Rau nicht nur als Arzt, der nach dem Vorbild von Albert Schweitzer in Afrika in einem eigenen Krankenhaus vor allem Kinder behandelte, ein genuines Interesse am Menschen hatte, sondern auch als Kunstsammler, macht die aktuelle, durch Leihgaben ergänzte Schau unmittelbar deutlich. Entgegen der durch den Untertitel suggerierten Erwartung des Besuchers, dass diese Ausstellung den menschlichen Körper gleichermaßen hinsichtlich seiner lustvollen und schmerzhaften Aspekte thematisiert, liegt der Akzent allerdings eindeutig auf Darstellungen des körperlichen Leidens. Denn tatsächlich dominieren in der Ausstellung Gemälde und Skulpturen, die die Ausübung physischer Gewalt und deren Folgen demonstrieren – bis hin zum Tod. Dies belegen etwa zwei antike Darstellungen des Satyrn Marsyas, der es gewagt hatte, Apoll zu einem musikalischen Wettkampf herauszufordern, in dem er unterlag und zur Strafe gehäutet wurde. Von Marsyas schlägt die Kuratorin einen großen Bogen

zur Kunst der Gegenwart, nämlich zu Damien Hirsts vergoldeter Skulptur „Saint Bartholomew“ (1) von 2011, die den Heiligen als Märtyrer vorstellt, der seine Haut, die ihm von seinen Folterern abgezogen wurde, über den scheinbar triumphal ausgestreckten Arm geworfen hat. Hirst zitiert hier den berühmten „Muskelmann“ mit seiner anatomisch genauen Wiedergabe der menschlichen Muskelgruppen, den der klassizistische französische Bildhauer JeanAntoine Houdon im Jahr 1767 geschaffen hatte. Diese Strategie der Appropriation, der Aneignung und verfremdenden Verarbeitung vorhandenen Materials ist ein typisches Merkmal postmoderner Kunstpraxis, die seit geraumer Zeit unter dem Begriff der „Appropriation Art“ zirkuliert. Im Unterschied zur Hirst „Bartholomew“ erscheint die 2007/08 entstandene wächserne „Pietà“ (2) der belgischen Bildhauerin Berlinde De Bruyckere künstlerisch wesentlich eigenständiger, auch wenn sie ein ikonografisch 2 Berlinde de Bruyckere, Pietà, 2007-2008


5 Sensenmann, 18. Jahrhundert

6 Votivbleche, 17. Jahrhundert

3 Martyrium des Hl. Laurentius, 16. Jahrhundert

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8 Barberinischer Faun, um 220 v. Chr., Gipsabguss

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traditionsreiches und kunstgeschichtlich stark besetztes Thema aufgreift. Ihre eindringliche Wirkung bezieht diese Skulptur aus der irrtierenden Tatsache, dass sie nicht nur kopflos ist, sondern auch daraus, dass die traditionell den leblosen Christus auf dem Schoß haltende Schmerzensmutter fehlt. In erster Linie ist es die christliche Kunst vom Mittelalter bis in die Zeit des Barock, die mit oft überaus drastischen Bildmitteln Schmerz, menschliches Leiden und qualvolles Sterben zeigt. Dabei stehen der geschundene und gekreuzigte Jesus von Nazareth wie auch die Märtyrer und Märtyrerinnen in seiner Nachfolge im Mittelpunkt. Obwohl im Sinne einer christlichen Erlösungserwartung immer religiös hinterlegt, ist manchen dieser Kunstwerke ein ausgesprochen sadomasochistischer bis nekrophiler Charakter zu eigen. Belege gibt es genug, von Darstellungen des von Pfeilen durchbohrten hl. Sebastian aus der nordischen Renaissance über eine Szene des Martyriums des hl. Laurentius (3), der der Legende nach von seinen Folterknechten auf einem Rost dem Feuertod überantwortet wurde, bis hin zu einer moselländischen, farbig bemalten Tonstatue aus der Zeit um 1500, die die hl. Agatha (4) zeigt, der im Rahmen ihres Martyriums mit Zangen die Brustwarzen ausgerissen und die Brüste abgeschnitten wurden. Natürlich darf in der Ausstellung der Sensenmann (5) als memento mori, als mahnende Erinnerung an die Vergeblichkeit und Vergänglichkeit allen irdischen Seins, nicht fehlen – hier in Form eines aus Holz geschnitzten, dynamisch agierenden Todes aus dem Zeitalter des Barock. Dass in Rolandseck das dazu thematisch passende Motiv des Totenschädels eine prominente Rolle spielt, ist nur konsequent. Im Kontrast zum Schrecken, der von diesen Exponaten ausgeht, muten 0ben links außen: 4 Heilige Agatha, um 1500, oben links: 7 Herakles Lansdowne, um 340 v. Chr., Gipsabguss nach der Marmorkopie einer griechischen Originalbronze, 9 Gustave Courbet, Schlafende Bacchantin, 1844-47, Foto Horst Bernhard

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die schön gearbeiteten Votivbleche (6), die die Menschen im Barockzeitalter in die Wallfahrtskirchen brachten, geradezu versöhnlich an. Sie zeigen Gliedmaßen und Körperteile wie Arme, Beine, Füße, Brüste, Augen und Münder. Als Bittopfer waren sie Ausdruck eines Wunsches, zum Beispiel im Fall des Herzens eines Liebeswunsches. Nach überstandenen schweren Krankheiten stifteten die Gläubigen ihre Votivgaben zum Dank für das Wunder der unverhofften Genesung. Angesichts des Übergewichts von Darstellungen gequälter, leidender und sterbender

Leiber tritt in der Ausstellung der komplementär gedachte Aspekt körperlicher Schönheit und sinnlicher Freuden leider stark in den Hintergrund. Erwähnt seien nur der sog. Herakles Lansdowne (7) aus der Zeit um 340 v. Chr., der als klassischer „Idealkörper“ in Erscheinung tritt, der hellenistische „Barberinische Faun“ (8), der sich den Blicken in einer lasziven Pose darbietet (beide Skulpturen als Abgüsse des Bonner Akademischen Kunstmuseums), Gustave Courbets in einer unkonventionellen Perspektive gegebene „Schlafende Bacchantin“ (9) aus

den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, deren erotische Reize der Künstler dezidiert zur Schau stellt, und Frédéric Bazilles protoimpressionistischer „Fischer mit Netz“ (10) von 1868 mit „unterschwellig homoerotischer Ausstrahlung“ (Susanne Blöcker). Dass in der Ausstellung das 20. Jahrhundert krass unterrepräsentiert ist, dürfte den Interessen und Neigungen des Sammlers, Gustav Rau, geschuldet sein. Empfehlenswert ist das farbig bebilderte Katalogbuch, in dem sich neben Aufsätzen der Kuratorin und anderer Autoren Kleinabbildungen aller Exponate mit kurzen, aber prägnanten Begleittexten und sachdienlichen Literaturangaben finden. Wer an einer thematischen Vertiefung interessiert ist, sei auf das vor mehr als sechzig Jahren erschienene, immer noch lesenswerte Grundlagenwerk „Das Nackte in der Kunst“ des britischen Kunsthistorikers Kenneth Clark hingewiesen, in dem der Verfasser in den Kapiteln „Schmerz“ und „Ekstase“ ausführlich auf zwei Aspekte eingeht, die in identischer Begrifflichkeit auch im Katalog der Ausstellung in Rolandseck zur Sprache kommen. Jenseits des kunstgeschichtlichen Betrachtungshorizontes bietet die Ausstellung im Arp Museum eine ganz spezifische Reflexionsebene für die immer neu sich stellende Grundsatzfrage nach dem „sogenannten Bösen“ (Konrad Lorenz), das dem Gattungswesen Mensch offenbar tief eingeschrieben ist und sich seit eh und je und bis in die unmittelbare Gegenwart mit oft unfassbarer Brutalität Bahn bricht. Rainer K. Wick Fotos außer mit Namen versehene: Rainer K. Wick Leibhaftig. Der menschliche Körper zwischen Lust und Schmerz. bis 25. Januar 2015 Arp Museum Bahnhof Rolandseck Hans-Arp-Allee 1 53424 Remagen Tel. 0 22 28 92 55-0 Fax. 0 22 28 94 25 21 info@arpmuseum.org. www.arpmuseum.org Katalog in der Ausstellung 25,- Euro

10 Frédéric Bazille, Fischer mit Netz, 1868, Foto Peter Schälchi

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Das Buffet

Dorothea Renckhoff, Foto: Gert Renckhoff

Heute stand ein Fremder vor der Haustür. Er gab sich als Antiquitätenhändler aus und wollte das Buffet kaufen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte schon der Lieferwagen zum Abtransport. Im ersten Augenblick empfand ich ungeheure Erleichterung bei der Vorstellung, das Ding los zu sein. Seit es im Haus war, hatte ich seine Anwesenheit keinen Moment vergessen können, und noch immer fühlte es sich an wie ein kompakter Fremdkörper, der sich in mein Leben drängte, von Tag zu Tag stärker, störend wie eine Falte im Strumpf. Der Fremde trat ohne weiter zu fragen ein und ging zielstrebig in den hinteren Teil der großen Diele, wo das Ding stand. Während ich ihm folgte, begann ich mich zu fragen, warum er dieses Möbelstück unbedingt kaufen wollte und woher er überhaupt wusste, dass wir es ins Haus genommen hatten. Anders kann man es kaum bezeichnen, denn es kam damals zu uns wie ein zugelaufenes Tier. Eines wirklich schönen Tages – die Sonne schien von morgens bis abends – stand es plötzlich auf der Wiese hinter dem Haus. Wir hatten gerade überlegt, ob wir in der Küche oder auf der Terrasse frühstücken sollten, da sahen wir es durch die Glastür, ein schweres dunkel gebeiztes Buffet, mitten im hohen Gras. Andreas lief sofort nach draußen und nahm es in Augenschein. Er ging darum herum und betrachtete es von allen Seiten; er strich mit den Händen über das matt schimmernde Holz, tastete mit den Fingern die Schlösser ab, suchte nach einem Schlüssel. Es war, als habe er ein Lebewesen vor sich, irgendein Tier, ein Pferd vielleicht, das er kaufen wollte. Es faszinierte ihn von Anfang an. Ich konnte ihn kaum an den Frühstückstisch bekommen, und während ich aß, hielt er die Tasse vor dem Mund in der Luft, ohne zu trinken, und starrte zu unserm dunklen Gast hinüber. Als ich den Tisch abräumte, half er mir nicht wie sonst, sondern wandte sich wieder dem Ding zu, und auch nachdem er in seinem Arbeitszimmer verschwunden war, hielt es ihn dort nicht lange: Nach wenigen Minuten kam er wieder heraus und strich um das Buffet herum. Den ganzen Tag pendelte er zwischen allem, was er im Haus tat, und dem Ding hin und her, als werde er von einem unsichtbaren Faden im Innern des Fremdlings gezogen. Das ging so drei Tage, dann war es mit dem schönen Wetter vorbei; eine Gewitterwand

baute sich am Himmel auf, man musste jeden Augenblick mit Regen rechnen. Andreas stand eine Weile neben seinem neuen Lieblingsstück und sah zwischen ihm und den Wolken hin und her; dann rannte er plötzlich zur Straße und kam kurze Zeit später mit drei Arbeitern von einer nahe gelegenen Baustelle zurück, und alle vier schleppten das Ungetüm über die Terrasse ins Haus und an den Platz hinten in der Diele, wo es immer noch steht. Die Männer verschwanden mit vergnügten Gesichtern, und während Windstöße draußen Schleier aus Staub und welken Blättern vorbei trieben, wurde es immer dunkler in der Diele. Ich sah, wie Andreas sich im Dämmerlicht über das Möbelstück beugte, und dann schien eine Stichflamme aus dessen Innern herauf zu springen, und im selben Augenblick brach das Unwetter los mit Blitzen überall, mit Donnerschlägen und Regenfluten. Als es wieder heller wurde, stellte ich fest, dass es Andreas endlich gelungen war, das Buffet zu öffnen. Mit Hilfe einer verborgenen Feder hatte er die waagerechte Fläche vor dem erhöhten rückwärtigen Teil zur Seite geklappt und schaute jetzt ins Innere wie in einen Guckkasten, und dieses Innere war verspiegelt und hatte wohl den ersten Blitz dieses höllischen Gewitters eingefangen und vielfach verstärkt als Bild einer Stichflamme wieder ausgespuckt. So erklärte ich es mir damals. Von dieser Stunde an war es mit dem Interesse meines Mannes an allem, was ihn vorher bewegt hatte, vorbei. Fast den ganzen Tag verbrachte er über dem geöffneten Buffet und starrte so unverwandt hinein, als spiele sich drinnen ein faszinierender Vorgang ab, von dem er keine Sekunde verpassen durfte. Wenn er sich aber doch für kurze Zeit von seinem Ausguck trennte, dann schob er die deckende Platte wieder über das Innere, und ich konnte die öffnende Feder nicht finden in der kurzen Zeit, die er das Möbelstück jeweils nur allein ließ. Auf meine Fragen gab er nur unverständliche Antworten, Bruchstücke von Sätzen, zusammenhanglose Wörter, die für mich keinen Sinn ergaben, und immer häufiger antwortete er gar nicht mehr. Ein einziges Mal gelang es mir, mich unbemerkt zu nähern, als er gerade besonders fasziniert in die geheime Kammer des Schranks starrte. Keinen Blick wandte er von dem, was dort geschah, und hörte auch nicht auf die

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Geräusche im Raum, und so trat ich schräg hinter ihn und sah über seine Schulter. Das Buffet barg einen Abgrund. Es war, als reiche er klaftertief in den Boden hinab, und an seinem Grund bewegten sich winzig kleine Gestalten in farbenprächtigen Kleidern wie in einem Spiegelsaal hin und her. Ich hielt das erst für ein sehr kunstvolles mechanisches Puppentheater, doch dann hörte ich ihre Stimmen heraufdringen, sah die Natürlichkeit ihrer Bewegungen und empfand die Beziehung, die sich zwischen ihnen und meinem Mann gebildet hatte. Sie waren lebendig, und er liebte sie. Im nächsten Moment fuhr Andreas zu mir herum, und mit einer einzigen Bewegung schob er die hölzerne Abdeckung über das heimliche Theater. Die Verriegelung rastete ein, und ebenso verschloss sich sein Gesicht, und er sagte mir nichts, was ich noch hätte verstehen können. Aber ich spürte seine brennende Sehnsucht, und so hat mich das, was wenige Tage später geschah, kaum überrascht. Ich kam wieder dazu, wie er über dem Abgrund hing, und dies Mal drangen die

Stimmen lauter herauf. Ich gab mir keine Mühe, meine Anwesenheit zu verbergen, aber er nahm gar keine Notiz von mir. Der ganze Mensch war nur noch Konzentration auf diese Unterwelt, es schien fast, als befinde er sich mitten in einer stofflichen Verwandlung, und plötzlich stützte er sich mit den Händen auf dem Rand des Möbelstücks ab, wie jemand, der sich über ein Geländer schnellen will, und im nächsten Augenblick stürzte er sich in den Abgrund. Sein Körper schnurrte zusammen, als er sich überschlug, und wurde immer kleiner, während er fiel. Dann trat ich dicht an das Buffet und blickte hinein, und ich sah ihn, tief unten, in seinem marineblauen Pullover mitten unter den farbenprächtigen Figuren, und sie umringten ihn und legten ihm einen Mantel um, der glühte in rotem Gold. Ich schaute noch eine Weile hinab, und dann schloss ich die Abdeckung. Als der Fremde jetzt mehrere dicke Geldbündel auf die polierte Platte legte und mich mit ausgestreckter Hand aufforderte, den Handel abzuschließen, atmete ich auf. Die große Summe würde mich aus der Notsituation befreien,

in die das plötzliche Verschwinden meines Mannes mich versetzt hatte. Und gleichzeitig wäre das Ding, das mich ängstigte, aus meinem Haus und meinem Leben verschwunden. Ich wollte dem Händler die Hand darauf geben, aber mein Arm wollte die Hand nicht heben, und in den Sekundenbruchteilen, während ich ihn zu zwingen versuchte, wurde mir klar, dass Andreas irgendwo im Innern dieses quälenden Dings war, in einer anderen Welt und mir unerreichbar, doch umschlossen von den Wänden des Buffets, und wenn ich es dem Fremden verkaufte, so verkaufte ich damit meinen Mann an einen Unbekannten. Einen langen Augenblick träumte ich dennoch von einem neuen Anfang, einem Leben frei von quälenden Rätseln. Als ich meine Hand zurückzog, gehorchte mein Arm wieder. Der Fremde wandte sich ohne ein Wort ab und ging zur Tür. Ich würde mit dem dunklen Klotz in meinem Haus leben müssen. Er war das Einzige, was mich noch mit Andreas verband. Dorothea Renckhoff

Sparkassen-Finanzgruppe

„Wunderbar, dass unsere Sparkasse einer der größten Kulturförderer Wuppertals ist.“

Die Stadtsparkasse Wuppertal unterstützt Soziales, Kultur und Sport in Wuppertal mit rund 5 Mio. € pro Jahr. Wir sind uns als Marktführer unserer Verantwortung für die Menschen und Unternehmen in unserer Stadt bewusst und stellen uns dieser Herausforderung. Mit unserem Engagement unterstreichen wir, dass es mehr ist als eine Werbeaussage, wenn wir sagen: Wenn’s um Geld geht – Sparkasse

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Hilla Becher Hilla Becher wird mit dem Rheinischen Kulturpreis geehrt Für ihr fotokünstlerisches Lebenswerk wurde die Fotografin Hilla Becher am Dienstag, den 26. August im K21, der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, mit dem Großen Kulturpreis der Sparkassenstiftung Rheinland ausgezeichnet.

Frau Becher vertrete – so Michael Breuer, der Vorsitzende des Kuratoriums der Sparkassen Kulturstiftung Rheinland – zusammen mit ihrem 2007 verstorbenen Mann eine wegweisende industrielle Architekturfotografie die für ihre kühle Sachlichkeit Weltruhm erlangt hat. Bernd und Hilla Becher, die Begründer der renommierten Düsseldorfer Fotoschule an der Kunstakademie Düsseldorf, haben damit einzigartigen Einfluss auf folgende Generationen von Fotografen und Künstlern genommen. Die erfolgreichsten Vertreter der deutschen Fotografie, Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff und Thomas Struth, um nur einige Namen zu nennen, studierten in der legendären „Becher-Klasse“. Hilla Wobeser, 1934 in Potsdam zur Welt gekommen, lernte den 1931 in Siegen geborenen Bernd Becher während ihres Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie kennen. Sie heirateten 1961.

Die während ihres Studiums gemeinsam begonnene Dokumentation industrieller Produktionsanlagen, zumeist in festgelegten Serien mit immer gleichen Aufnahmewinkeln „abgewickelt“, führte zu vielfältigen Typologien industrieller Bauten, vor allem des 19. Jahrhunderts. Dabei war das vor der Haustüre liegende Ruhrgebiet für die später an der Düsseldorfer Kunstakademie auch Lehrenden über viele Jahre eine wahre Fundgrube architektonischer Schätze. Die Bechers lichteten die ab den 70iger Jahren zunehmend durch Abriss verschwindenden Industrieobjekte mit akribischer Perfektion ab. Reisen zu Produktionsstätten in andere europäische Länder und den USA folgten. Hilla Becher (im Rollstuhl) und Simon Sola Holischka (dritter von li.) im Kreis der Laudatoren nach der Preisverleihung (von links nach rechts: Michael Breuer, Ute Schäfer, Simon Sola Holischka, Dr. Marion Ackermann, Hilla Becher Professor Dr. Christoph Landscheidt, Dorothée Cossmann, Professor Dr. Armin Zweite, Hilla Becher).

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oben: Professor Dr. Christoph Landscheidt, Bürgermeister der Stadt Kamp-Lintfort und Vorsitzender des Vorstandes der SparkassenKulturstiftung Rheinland bei der Vergabe des Großen Kulturpreises der SparkassenKulturstiftung Rheinland an Frau Hilla Becher. unten: Professor Armin Zweite hält die Laudatio vor einem vollen Haus.

Der von ihnen entwickelte Bildtypus ist durch Sachlichkeit und Neutralität bestimmt. Das 13 x 18 Großformat unter ausschließlicher Verwendung von Schwarz-Weiß-Material und die präzise Wahl des Aufnahmezeitpunktes zu bestimmten Jahreszeiten, führte zu einer unerreichten Plastizität ihrer Bilder, die den fotografischen Dokumenten von Fördertürmen, Gasometern, Hochöfen und Fabrikationshallen vergangener Industrieepochen eine faszinierende Ästhetik verleiht. Folglich veröffentlichten die beiden

Hilla Becher (re.), im Anschluss an die festliche Preisverleihung, im Gespräch mit Ute Schäfer (li.), Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW.

Fotokünstler nicht nur über 20 Bildbände mit ihren die Industrievergangenheit dokumentierenden und PhotographieGeschichte geschriebenen Arbeiten, sondern erhielten ebenso zahlreiche Ehrungen, die ihnen im In- und Ausland überreicht wurden. 1985 verlieh ihnen die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) den Kulturpreis, 1990 erhielten sie den Goldenen Löwen der Biennale in Venedig, 2001 ging der Staatspreis des Landes Nordrhein Westfalen an das Ehepaar, 2004 folgte der Hasselblad Award für Internationale Fotografie. Der jetzt im K21 an Frau Hilla Becher verliehene und mit 30.000 Euro dotierte Große Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland ehrt, so Professor Dr. Christoph Landscheidt bei der Übergabe des Preises, das einzigartige

Lebenswerk der in Düsseldorf lebenden Photographin, die gemeinsam mit Bernd Becher wegweisend für die Akzeptanz der Photographie in der Kunst war. Professor Dr. Armin Zweite, ehemaliger Direktor der Kunstsammlung NRW und Wegbegleiter von Bernd und Hilla Becher sagte in seiner Laudatio: „So fruchtbar und symbiotisch diese Gemeinschaft auch war, nach dem Tod ihres Mannes hat Hilla Becher das Oeuvre eigenständig weitergeführt und dabei neue Arbeitsfelder erschlossen. Im Nachhinein gewinnt ihr eigener Anteil am Gesamtwerk deutlichere Konturen, und das soll mit dem Großen Kulturpreis 2014 gewürdigt werden“. Auf Vorschlag von Frau Becher wurde zudem der Nachwuchsphotograph Simon Sola Holischka mit dem mit 5000 Euro dotierten Förderpreis der Stiftung geehrt. Holischka wurde 1987 in Eichstätt geboren, studierte zunächst in München und beendete sein Studium an der Fachhochschule Bielefeld mit dem Master of Arts im Fachbereich Photographie. Die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland unterstützt mit ihrer Förderung überregional bedeutende Kunst- und Kulturprojekte im Rheinland in allen Sparten der Kunst. 1987 von der rheinischen Sparkasse gegründet, vergab sie seit 1989 den zu den höchst dotierten deutschen Kulturpreisen zählende Auszeichnung an herausragende Künstlerpersönlichkeiten oder Einrichtungen. Namen wie Pina Bausch (1991), Leverkusener Jazztage e.V. (1997), Mauricio Kagel (2002), Sönke Wortmann (2009) oder Tony Cragg (2013) stehen auf der langen Liste der mit dem Großen Preis geehrten. Text und Fotos: Karl-Heinz Krauskopf

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Die Wassertürme von NYC Zeichen einer nur scheinbar vergangenen Welt Hilla und ihr 2007 verstorbener Mann Bernd Becher, so hörte man unlängst in der Laudatio von Professor Armin Zweite zur Verleihung des Großen Kulturpreis der Sparkassenstiftung Rheinland im August in Düsseldorf, waren wegweisend für eine gleichfalls kühle wie ästhetisch strenge Schule industrieller Architekturfotografie.

Kühl, so weiß man heute, auch im direkten Sinne des Wortes, denn die Bechers arbeiteten wegen des angestrebten grauen Himmels und der sich daraus ergebenden Schattenlosigkeit der fotografischen Objekte fast ausschließlich unter eher widrigen Wetterbedingungen. Ästhetisch streng, weil stets ein leicht erhöhter Standpunkt für die Großformatkamera gesucht wurde und die Perspektive auf die Objekte immer vergleichbar blieben. Fördertürme wurden etwa stets von der einen Seite aufgenommen, die sie als umgedrehtes „R“ erscheinen lassen. Diese Einheitlichkeit war der Idee geschuldet, durch die Vielzahl der Einzelobjekte, das aus der Form ablesbare Wesen des Typs dieser Einzelobjekte einmal und vielleicht ein letztes Mal aufscheinen zu lassen. Es galt zu bewahren, denn es handelte sich bei den Fördertürmen, den Gasometern, Kokereien und Hochöfen des Ruhrgebiets um Bauwerke, die obsolet geworden und der Abrissbirne geweiht waren. Die Bechers fotografierten eine ihrer Serien in New York. Wie viele andere Menschen waren sie von der Ästhetik hölzerner Wassertürme auf den Hochhäusern der Stadt fasziniert, deren runden Grundrisse aus der Vogelperspektive an See-Anemonen erinnern könnten, die ansonsten nicht nur kleine Jungs an Holzraketen denken lassen und die besonders in den von glatten Spiegelfassaden geprägten Hochgebirgen von Downtown und Midtown Manhattan wie Relikte einer wenn nicht jahrtausende-, dann wenigstens doch jahrzehntealten Siedlungsgeschichte wirken. Irgendwie romantisch. Weit gefehlt, doch bei genauerer Betrachtung werden sie dann doch wieder zu Schmuckstücken im Concrete Jungle der Stadt.

Isseks Brothers ist die älteste New Yorker Baufirma für hölzerne Wassertanks

Aber erst einmal – in aller Sachlichkeit – die Fakten: Wenn man Häuser höher baut als sieben Stockwerke, und das tut man in New York seit dem späten 19. Jahrhundert, braucht man entweder einen höheren Druck in den Wasserleitungen, damit im siebten Stock im Alltag die Wasserspülung und im Notfall der Feuer-Sprinkler funktioniert, oder man baut einen Wassertank etwas oberhalb des höchsten Stockwerks, also

Die Becher-Fotoserie der hölzernen Wasserbehälter entstand Ende der 70iger Jahre in New York City auf oder direkt unter das Dach. Nun weiß selbst ein Klempner, dass für jeden Meter zu steigende Höhe ein Zehntel Bar Wasserdruck gebraucht wird, für die etwa 25 Meter eines Siebenstöckers auf Straßenniveau also wenigstens 2,5 Bar, damit der Wasserhahn zumindest leicht tropft, etwas mehr und mit zunehmender Höhe viel mehr, damit man es bei der schönen Aussicht auch bequem hat und im Brandfall Löschwasser zur Verfügung steht. Für derlei Drücke ist das Wasserleitungsnetz aber nicht ausgelegt und so sind für Hochhäuser in New York hoch angebrachte Wasserbehälter vor allem eines: alternativlos. Es gibt keinen Zensus für Wassertürme, auf einen möglichen Grund kommen wir gleich zu sprechen, doch geht man von einer Zahl zwischen 12.000 und 17.000 aus, was in etwa der Zahl der Yellow Cabs entspricht, allerdings mit einer deutlich höheren Dunkelziffer. Während man Yellow Cabs leicht erkennen kann und soll, zieren sich bei Hochhäusern manchmal Besitzer und/oder die für den ästhetischen Gesamteindruck verantwortlich zeichnenden Architekten ein wenig und verstecken die Wasserbehälter hinter gelegentlich ablenkend verzierten Ummauerungen. Oder sie packen sie

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rechte Seite: Ein Wooden Tank spiegelt sich in einer der vielen gläsernen Hochhausfassaden DowntownM anhattan. rechts: An der alten Hochbahntrasse im Meatpacking District in Lower Manhattan, heute eine beliebtes Naherholungsgebiet, steht die neueste Generation der Wooden Tanks auf sanierten ehemaligen Fabrikgebäuden.

Flankiert von Hochhäusern des Art Deco und der Post Moderne am Bryant Park, thront, eher unscheinbar, ein nagelneues, hölzernes Tankexemplar.

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gleich unters Dach. Man stelle sich nur einen runden und hölzernen Wasserturm auf dem Chrysler Building vor: Von den Proportionen mal ganz abgesehen, wäre das doch wohl ein Stilbruch. Das müssen die vielen Fotografen wohl ahnen, die hölzerne Wassertürme vor den glänzenden Symbolen architektonischer Moderne ablichten. Warum sind sie aber aus Holz und nicht etwa aus Aluminium, Edelstahl, Silber oder Gold? Die Reihenfolge ist hier nicht ganz zufällig gewählt, sondern entspricht der Reihung nach Kosten des Materials und – viel wichtiger noch – nach Wärmeleitfähigkeit bzw. ihrer Schwester, der thermischen Dämmung. Holz isoliert richtig viel besser als Gold und immer noch erheblich besser als sogar unedler Stahl. Einen Holztank kann man auch in New York auf ein Dach stellen, ohne dass das Wasser darin im Winter gefrieren oder im Sommer brühwarm würde. Zudem ist Holz natürlicherweise rostfrei, kostengünstig und begleitet unsere verschiedensten Kulturen lange genug, dass wir zum Beispiel die Herstellung von Fässern aus Holz mittlerweile gut beherrschen. Fassmacher waren denn auch die ersten Hersteller hölzerner Wassertürme in New York. Ein Fassmacher wie William

Dalton Ende des 19. Jahrhunderts. Dalton sicherte sich die Mitarbeit eines tüchtigen polnischen Immigranten namens Harris Rosenwach, auf Harris folgten Julius, Wallace, Andrew und Henry, und fünf Generationen später ist „The Rosenwach Group“ eine von zwei Firmen in New York City, die hölzerne Wassertürme nicht nur instand hält, sondern auch immer wieder neue baut. Die andere ist in der Gewerberolle mit Isseks Brothers verzeichnet und der Newcomer American Pipe and Tank sorgt sich vorwiegend um Tanks aus Stahl bzw. Edelstahl. Zwei bis drei neue Holztanks pro Woche, heißt es seitens Rosenwach und Isseks Brothers, und mit Hilfe einer kleinen Nebenrechnung können wir nun etwas Licht in die Dunkelziffer bringen. Laut Herstellergarantie halten hölzerne Wassertürme mindestens dreißig Jahre und das Geschäft mit ihnen liegt, wie soeben angedeutet, in den Händen zweier Firmen mit vergleichbarem Marktanteil. Nehmen wir mal an, zwei Firmen bauen jeweils 120 hölzerne Wassertürme im Jahr und diese gehen regelmäßig erst nach 35 Jahren irreparabel kaputt, dann müsste es so an die 8.400 hölzerne Wassertürme in New York City geben, vielleicht auch 10.000. Nach diesen harten Fakten wieder zurück zum Romantischen: Der Neubau

eines hölzernen Wasserturms trägt auch heute noch alle Insignien vorindustrieller Zunft, sieht man mal von den Bauteilen ab, die vom Sägewerk geschnitten auf der Baustelle angelandet werden, sobald ein stählernes Gestell für die gleichmäßige Lastverteilung auf dem Dach installiert ist. Darauf wird ein Bretterboden ausgelegt und dann wandern die Dauben von Hand zu Hand nach oben, werden senkrecht aufgestellt und von großen, horizontal angebrachten Stahlreifen dazu vor dem Auseinanderfallen bewahrt. Sobald die letzten Dauben eingesetzt sind – wenn es etwas spack ist, also passungseng, wird mit schweren Holzhämmern nachgeholfen – kann man Wasser einlaufen lassen. Holz hat die dem Küfer bzw. Fassmacher durchaus willkommene Eigenschaft, in Feuchtigkeit rasch aufzuquellen und bald jeden Spalt wasserdicht zu verschließen, der da noch zwischen den Dauben war. Am Ende dieses fast schon klassischen Tagwerks wird etwa auf der Hälfte der Höhe ein Auslass für das Trink- und Brauchwasser installiert, der Auslass im Boden mit den FeuerSprinklern im Haus verbunden und den Rest überlässt man der Schwerkraft. Aus den Sprinklern kommt dann im Brandfall erst das sich rasch bildende Sediment vom Tankboden und dann Löschwasser. Die Anzahl der im Haus verbauten Sprinkler ist es, die in erster Linie die Größe eines

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rechte Seite: Vier dieser archaisch wirkenden Tankexemplare stehen auf Dächern in NoHo, nahe der University of New York. rechtss: In unmittelbarer Nachbarschaft zum Empire State Building findet man nicht nur diesen Holztank.

Wie hölzerne Raketen auf Abschussrampen muten die Wassertanks in der Lower Eastside an.

Wasserturms bestimmt, womit wir wieder bei den Fakten wären. So eine Hochhausetage hat gerne mal 250 Sprinkler, pro Sprinkler rechnet man mit 1,5 Gallonen Wasser. Gebäude mit vielen Etagen erfordern dann auch schon mal mehrere Tanks, oder eben die Version XXL.

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Die größeren Türme im Angebot von Rosenwach sind eher untersetzt als schlank und wohl nicht die fotogensten. Die größten messen sieben Meter in der Höhe und fast 30 Meter im Durchmesser. Sie fassen dann 85.000 Gallonen Wasser, also über 330 Kubikmeter und


wie wir vom Sprudeltragen wissen: Wasser ist kein Leichtgewicht und die Stahlkonstruktionen unter den oft hunderte Tonnen schweren Wassertanks sind weder Stilbruch, noch übertriebene Vorsicht. Steht so ein Tank erst einmal, braucht er nur noch wenig Reparatur. Allerdings bräuchten die Tanks – so jedenfalls der Tenor einer Anfang dieses Jahres von der New York Times durchgeführten Recherche – deutlich kürzere Reinigungsintervalle. Im tiefsten Innern der Holztanks herrsche ein vorhygienisches Zeitalter, fast schon Romantik. In fünf von 12 Stichproben hätten sich E. coli Bakterien nachweisen lassen. Jene Wesen, die uns zwar nicht fremd sind, die wir aber konsequent aus Fleischtheken und Streichelzoos verbannt wissen wollen. In den auch für Trinkwasser benutzten Behältern auf den Dächern der Stadt haben E. coli ebenso wenig verloren, sie sind aber dennoch kaum zu vermeiden. Denn nicht nur wir finden die hölzernen Wassertürme anziehend, sondern auch Tauben, Eichkatzen und wen es sonst noch auf die Dächer der Stadt verschlägt. In den warmen Jahreszeiten bevölkern ja nicht nur Grillpartys die Landschaften gleich oberhalb der

Lofts, Gewerberäume und Wohnungen, sondern es herrscht hier oft auch künstlerische Avantgarde. Während das Anthology Film Archive als Ort von Welturaufführungen experimenteller Super-8-Filme schon fast als Establishment gilt, projiziert man einen weiter fortgeschrittenen Stand des ästhetischen Materials besser auf Rundungen hölzerner Wassertürme. Nur: Ein richtig scharfes Bild gibt es auf Wassertürmen nicht. Dafür allerdings regelmäßig Flaschenbier, Live-Musik, Ausdruckstanz oder was sonst so in der Avantgarde gereicht wird. Und oft wird der Wasserturm auf dem Höhepunkt der Party zum Schwimmbecken, denn die Dächer auf den Behältern haben – gerade für die laut New York Times oft vernachlässigten Reinigungen – durchaus komfortable Einstiege. Bislang scheint aber alles gut gegangen zu sein, denn die Stadt sehe keinen dringenden Handlungsbedarf. Weder gab es aktenkundig gewordene Party-Zwischenfälle, noch Erkrankungen, die auf Verunreinigungen aus Wassertürmen haben zurückgeführt werden können. Das Wasser in der Stadt bleibe nach Auskunft der Stadtverwaltung auch mit den hölzernen Wassertür-

men „the finest tap water of any city in the world.“ Und solange es in New York City Hochhäuser geben wird, darf man getrost mit dem Fortbestand hölzerner Wassertürme im Stadtbild rechnen. Oder mit den Worten von Scott Hochhauser, Vizepräsident bei den Isseks Brothers: „People say they look like relics but New York City watertowers are here to stay.“ Obwohl also die hölzernen Wassertürme mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch im 22. Jahrhundert ebenso integraler wie deplatziert wirkender Bestandteil des Stadtbilds von Manhattan sein werden, hat sich doch das Museum of Modern Art bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts ein künstlerisch interpretiertes Exemplar gesichert: den von Rachel Whiteread 1998 zunächst in SoHo installierten Watertower aus milchig-transparentem Kunstharz. Nach Auskunft des Museums hält dieser Watertower kein Wasser, was Henry Rosenwach, der jüngste Spross der Wasserturmbauerdynastie, mit einem Schulterzucken quittiert: „It must be art.“ Stefan Altevogt Fotos: Karl-Heinz Krauskopf

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Ross ohne Reiter Das Pferd in der Kunst der Gegenwart Kunstmuseum Solingen Die Ausstellung im Kunstmuseum Solingen folgt thematisch auf die Ausstellungen „Ross und Reiter im XX. Jahrhundert“ in der Kunsthalle Bremen 1991, „Das Pferd als Symbol in der Kunst des ausgehenden 20. Jahrhunderts“ im Stadtmuseum Ratingen 1993 sowie in der Kunsthalle Göppingen „Das Pferd in der zeitgenössischen Kunst“ 2006. In Solingen stehen künstlerische Arbeiten im Fokus, die Pferde ohne Reiter präsentieren. Zeitgenössische Künstler gewinnen nicht nur den tradierten Motiven neue Aspekte ab, sondern sie gelangen zu überraschenden Aussagen, gerade weil ihre „Rosse ohne Reiter“ auftreten.

Emil Schumacher, Falacca, 1989, Öl auf Holz, 170 x 250 cm, Foto: Ralf Cohen, Karlsruhe, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Emil Schumacher Museum Hagen

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Pferdedarstellungen gehören zu den ältesten überlieferten künstlerischen Zeugnissen des Menschen, und sie sind bis heute offensichtlich unverzichtbar. Der Mensch braucht das Tier, um sich an ihm als Mensch zu erfahren – von den Tieren kann er sich abgrenzen, in ihnen kann er sich spiegeln, und mit ihnen kann er sich identifizieren. Das Pferd, mit dem der Mensch gerade auch durch das Reiten eine besonders enge körperliche Verbindung eingehen kann, nimmt in diesem Zusammenhang eine Sonderrolle ein. Es spiegelt, steigert oder kontrastiert den Menschen, und es wird zum symbolischen Mittler zwischen Mensch und Tier, sogar dann, wenn der Reiter abgestiegen ist. Die Ausstellung in Solingen ist deshalb auch als Beitrag zum Phänomen der RossReiter-Symbiose zu sehen. Ein kurzer Blick auf die Mythologie und auf die Symbolik des Pferdes veranschaulicht die außerordentliche Bedeutung dieses Tieres: Wahrscheinlich fühlten sich die Menschen in vorgeschichtlicher Zeit den Tieren nicht überlegen, sondern bewunderten und fürchteten deren besondere Fähigkeiten – anders lässt sich die Vorstellung von Tieren als Gottheiten nicht erklären. In fast allen Kulturen gingen Götter in Tiergestalt den Göttern in Menschengestalt voraus. Um den Zauber der Vorstellungen zu erahnen, die von der Gestalt des Pferdes ausgelöst wurden, mögen zwei Beispiele genügen: Als der nordische Gott Wotan/Odin Menschengestalt annahm, blieb ihm sein achtbeiniges Zauberross „Sleipnir“ als Attribut. Die Anzahl seiner Beine machte ihn zum Sturmross, als solches war er grau, als Sonnenross war er weiß, und auf seinen Zähnen trug er Kraftrunen. Er konnte weissagen und seinen Herrn in die Unterwelt tragen, denn er war Himmels- und Höllenross zugleich. Wotans Töchter, die Walküren, deren Aufgabe es war, die gefallenen Helden ins Jenseits zu tragen, waren erst Wolkenrosse und saßen später zu Pferd. Den Germanen waren Andreas von Weizsäcker, Läufer schlägt Springer, 1993, Büttenpapier blau pigmentiert, 450 x 149 x 103 cm, Foto: Hans-Wulf Kunze, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Andreas von Weizsäcker

Julia Wilczewski, Das Pferd, das so schnell rennen sollte, dass sich die Nase biegt, 20102011, Holz, Schrauben, Draht, Kupfer, Blei, Graphit, Styropor, Polyurethan, Paraffin, Müllsack, 188 x 40 x 68 cm, Foto: Julia Wilczewski Schimmel heilig, man dachte, sie könnten weissagen, und wo sie sich niederlegten, errichtete man Heiligtümer. Bis heute ziert der Schimmel die Wappen von Westfalen und Nordrhein-Westfalen, und bis heute sollen gekreuzte Pferdeköpfe an norddeutschen Hausgiebeln vor bösen Geistern schützen. Aus griechischen Mythen sind zahlreiche unsterbliche Rosse bekannt. Eins davon war das weiße, geflügelte Pferd „Pegasos“, das Quellen öffnen konnte und später zum Musenross wurde. Die Göttin Athene gab ihrem Schützling einen goldenen Zaum, mit dem jener das Pferd zähmen

konnte. Nach zahlreichen Kämpfen wollte der Held zum Olymp fliegen. Doch Zeus schickte eine Pferdefliege, die den Pegasos stach, woraufhin dieser den vermessenen Reiter abwarf und allein in den Himmel flog, wo er hinfort dem Göttervater Blitz und Donner trug. Man erkennt unschwer, dass dieser Mythos zum Vorbild wurde für alle Varianten von künstlerischen RossReiter-Darstellungen. Wie alle Symbolik ist auch die des Pferdes ambivalent: Als göttliches Ross versinnbildlichte es das Männlich-Solare und das Himmlische ebenso wie das Weiblich–Dämonische, Unterirdische. Entsprechend

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Bart Koning, Now Run Along, and Don’t Get into Mischief, 2013, 210 x 300 cm, Öl auf Leinwand. Foto: Künstler wird in der Ross-Reiter-Symbiose dem Reiter traditionell das männlich-geistige und dem Pferd das triebhaft-weibliche Prinzip zugeschrieben. Diese Vorstellung findet ihren Ausdruck zuerst in den Kentauren, und auch diese leben in jedem Reiterbildnis fort. Im „Trojanischen Pferd“, – die Trojaner hielten es für ein Kultbild und ahnten nicht, dass sich darin die unheilbringenden Krieger verbargen – ist das mythische Vorbild für reiterlose Pferde in der Kunst zu sehen. Mit diesen wenigen Beispiele kann die reiche Symbolik und Mythologie des Pferdes nur umrissen werden. Dass sie bis in die Kunst der Gegenwart lebendig ist, macht die Ausstellung in Solingen anschaulich. Nicht nur die Symbolik und die Erscheinungsformen des Pferdes in Mythen wirken bis in die Kunst der Gegenwart fort, sondern auch seine kulturpolitische und wirtschaftliche Bedeutung. Nur dank des Pferdes als

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unermüdlichem Beweger konnten sich Kulturen in ungeahnter Schnelligkeit ausbreiten. Völker ohne Pferde entwickelten sich wesentlich langsamer. Die praktische Bedeutung des Pferdes ist längst von der Technik überholt, nicht aber die symbolische. Außer Schnelligkeit und Ausdauer beeindruckt die kraftvolle Eleganz des Pferdes: In der Ross-Reiter-Symbiose kann dieses Tier ausgleichen, was der Mensch für sich als Schwäche oder als Defizit empfindet, es soll ihn größer, stärker, schneller, mächtiger und erhabener erscheinen lassen. Das hat über Jahrtausende funktioniert, wie es zahllose Reiterbildnisse und Reiterstandbilder bezeugen. Allerdings wurden diese – je nach politischer Veränderung, – ebenso schnell gestürzt wie errichtet. Das älteste erhaltene Reiterstandbild aus der Antike ist das des Marc Aurel in Rom. Stehen geblieben ist es nur, weil man dachte, es stelle Kaiser Konstantin dar. Alle übrigen Pferdestandbilder aus der

Antike sind verloren. Das jüngst gestürzte Reiterstandbild war das des Saddam Hussein im Jahr 2003! Am Beispiel von Pferdedarstellungen in der Kunst lässt sich kultureller Wandel ablesen: Mit dem Ende des Absolutismus nach der Französischen Revolution wurden Reiterbildnisse und Reiterdenkmäler anachronistisch, denn das Pferd war nicht länger lebendiger Thron des von Gott gesandten Herrschers. Im Laufe des 19. Jahrhunderts konnten Künstler sogar den Sturz eines Reiters darstellen, obgleich sich darin menschliches (männliches) Versagen offenbart. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand Franz Marc gemeinsam mit Wassily Kandinsky die Bezeichnung „Der Blaue Reiter“. Kandinsky brauchte diesen, um, im tradierten Sinn der Ross-Reiter-Symbolik, das Geistige in der Kunst zu versinnbildlichen. Marc jedoch verzichtete auf den Reiter. Seine Pferde verherrlichen niemanden, sie sind in sich ruhende Kreaturen, die farblich und formal har-


Johannes Brus, Modell einer noch nicht ausgeführten Arbeit (ohne Titel), 2000, Arbeitsplatte, zwei Böcke; Pferde: Gips, Ton, Teer, Foto: Marlene Baum, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Johannes Brus monisch in die Natur eingewoben sind. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges malte Marc Pferde, die wie Seismographen auf Zeitströmungen zu reagieren scheinen und so symbolisch an die Stelle des Menschen treten können. 1937 rückte Pablo Picasso in das Zentrum seines Antikriegsbildes „Guernica“ ein sterbendes Pferd. Ende der 50er Jahre ließ Marino Marini – erschüttert von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges – Pferde und Reiter gemeinsam stürzen, die er in Anlehnung an die ‚Bekehrung des Paulus’ „Miracolo“ (Wunder) oder später „Grido“ (Schrei) nannte. Auch, dass eine Statue dieser Schaffensphase des Künstlers in Berlin im Regierungsviertel vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus als Mahnmal aufgestellt wurde, offenbart Veränderungen im Zeitgeist.

lichkeiten, die Beziehung zum Pferd – oder weitergefasst – zum Tier oder zur eigenen Tiernatur zu reflektieren, was ebenfalls auf kulturellen Wandel verweist. Dem Pferd, als uraltem symbolischen Mittler zwischen Mensch und Tier, kommt in diesen Fragen eine ganz besondere Bedeutung zu, offenbar auch dann, oder vielleicht gerade dann, wenn es als „Ross ohne Reiter“ auftritt. Bis zum 9. November sind im Kunstmuseum Solingen Arbeiten von Sonja Alhäuser, Johannes Brus, Angelika Freitag, Bart Koning, Walter Kütz, Christa Näher, Hans van Meeuven, Klaus Richter, Emil Schumacher, Norbert Tadeusz, Andreas von Weizsäcker, Julia Wilczewski und Jürgen Wolf zu sehen.

Ross ohne Reiter Das Pferd in der Kunst der Gegenwart Kunstmuseum Solingen Wuppertaler Str. 160, 42653 Solingen www.kunstmuseum-solingen.de 21. September – 9. November 2014 Di–So 10.00–17.00 Uhr Öffentliche Führung: Immer sonntags 11.15 Uhr Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog.

Marlene Baum Ohne Reiter kann das Pferd zum symbolischen Stellvertreter werden. Damit eröffnen sich der Kunst neue Mög-

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FLIESSTEXT KEIN FLUSS ZUM ANGEBEN NICHT HERRSCHAFTLICH, NICHT TIEF, NICHT BREIT

PROMENADE EIN FLUSS, DER EINST DER SCHWARZE WAR SOGAR DER SCHWÄRZESTE DER WELT FÜR DEN PRINZ VON THEBEN SICH SCHLÄNGELND DURCH DIE INDUSTRIE DRECKIG, STINKEND, ZÄHE BRÜHE DIE KRANKHEITEN VERBREITET HEUTE FLIESST DAS WASSER KLAR MÜNDUNGEN ALTER BÄCHE UNTER DER STADT AN DENEN SICH FORELLEN SAMMELN UNRAT UND LEBEN IM SCHMALEN FLUSSBETT WO EINKAUFSWAGEN LANGSAM ROSTEN UND FISCHREIHER MITTEN IM ZENTRUM UNERSCHROCKEN VON DER STAHLRAUPE DIE RATTERND UND MIT TAUSEND FÜSSEN STADTMENSCHEN ÜBER DIE WUPPER HEBT SANFT SPIEGELT FLUSSWASSER RAUPENBAUCH UND WASSERKRAFT STRÖMT AN LEUCHTMENSCHEN VORBEI DEM GROSSEN RHEIN ENTGEGEN. UND OHNE

MARINA JENKNER

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

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Solange ich lebe zu einem Scherenschnitt von Cornelia Ernenputsch Sie besitzen ein gutes Profil. Man erkennt es sofort an der Silhouette. Der Schattenriss konkurriert mit der Skyline der Stadt. Einer Stadt wie New York vielleicht, wo die Schere zwischen arm und reich weit auseinanderklafft.

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Moira, die Schicksalsgöttin, die eigentlich den goldenen Schnitt macht – so wünscht es sich jeder – hat die Begehrlichkeiten in ungleiche Stücke geschnitten: schnipp schnapp, schnipp schnapp und du fällst durch den Spalt und führst ein Schattendasein auf dem Boden, oder du trittst schnittig in einem Rad wie einer, der nie ankommen will. Auf die Proportionierung kommt es nicht mehr an. Die Schnittmenge ist außer Kraft gesetzt. Sie ist eine leere Menge. Sieben auf einen Streich, das gibt es nur im Märchen, und der Bursche, der mit seiner Kraft aufschneidet, ein Held auf dem Papier. Richtig zuschneiden ist eine Kunst, das wissen die Schneider. Sie besitzen viele Scheren, die alle ihre Funktionen erfüllen. Die Nagelscheren halten das Wachstum der Nägel auf. Die Hautscheren scheren nicht nur die Schafe sondern auch Kreaturen, die eigentlich ihre dicke Haut oder besser ihren Pelz nicht loswerden wollen. Den Haaren wird eine ganze Palette von scharfen und sehr spitzen Scheren gewidmet, denn der Haarschnitt, der die Silhouette des Menschen ausmacht, ist von großer Bedeutung. Bei dickem Haar

wird mit einer Zackenschere ausgedünnt. Das mag dem einen oder anderen, der an dünnem Haar leidet, sträflich vorkommen. Er fürchtet sich vor dem Schnittwinkel, der die Kopfhaut sichtbar macht, ganz egal, von welchem Schnittpunkt aus der Friseur anfängt zu schneiden. Haare wie Nägel müssen regelmäßig geschnitten werden. Und kleiden muss sich der Mensch. Schneider sind also gefragt. Ob das, was sie schneiden Kunst wird, ist eine andere Geschichte. Es ist unmöglich die ganze Welt zu betrachten, man kann nur einen Ausschnitt nehmen. Im Frühjahr schneiden wir die Rosenstöcke zurück. Im Sommer säen wir noch einmal Schnittblumen und im Herbst werden die Kopfweiden geschnitten, damit sie im Frühjahr wieder ihren beliebten Igelschnitt haben. Wir verzehren den Aufschnitt, schauen in den Ausschnitt eines schönen Kleides, balancieren an der Schnittkante des Rasens oder Gehsteigs entlang und erleben im Fernsehen einen Mitschnitt vieler Ereignisse. Und derjenige, der uns am Ende unseres Lebens begegnet, wird Schnitter genannt. Ist das Zufall? Friederike Zelesko


Goethes Landpartie Theaterstückchen in einem Akt von Falk Andreas Funke Personen: Johann Wolfgang von Goethe, seine Lebensgefährtin Christiane Vulpius und ihr gemeinsamer Sohn August. Man sitzt auf einer ausgebreiteten Picknickdecke am Wegesrand. Goethe: Fürwahr, es ist ein groß Ergetzen, sich in der Landschaft hinzusetzen. Wo’s ringsum voller Leben singt. Ein toter Mann, der da nicht schwingt. Falk Andreas Funke, Schreiber und Leser, Jahrgang 1965, geboren und geblieben in Wuppertal, Deutschland. Sachbearbeiter in der Arbeitsverwaltung. Seit 2001 Veröffentlichungen in diversen Anthologien, Zeitschriften und beim Westdeutschen Rundfunk. 2001 – 2007 Mitarbeiter des Satiremagazins „Italien“, Wuppertal. Bislang drei Bücher, zuletzt Krause der Tod und das irre Lachen Buchtitel: Tier und Tor, 2004; Ballsaal für die Seele, 2010 (jeweils Turmhut-Verlag), Krause, der Tod und das Irre Lachen (Verlag Thomas Tonn, 2012) Anschrift: Hombüchel 70, D-42105 Wuppertal, Tel. 0202/302971, Falka@wtal.de Bernd.boeker@yahoo.de Andreas.Funke@arbeitsagentur.de

Alle drei: (stoßen miteinander an und singen) Schwing dich auf Frau Nachtigall, gieß mir mein Blümchen zehntausend Mal. (sie lachen, prosten einander zu, trinken und August gibt einen gewaltigen Rülpser) Vorhang und Ende Falk Andreas Funke

Christiane: Iss nicht soviel Wurst, August. Wurst, mein Sohn, gibt Durst. Goethe: So trinke er denn Wasser aus dem Quell, der unweit unsrer Lagerstätte hell entspringt. August: Mir wäre Wein wohl lieber. Goethe: Doch gilt`s das rechte Maß zu halten. Weiß doch der Winzer, wenn das Köpfchen glüht, dass Schmerz und Übelkeit die künftgen Stunden prägen. Christiane: (gießt sich selbst einen Becher ein und prostet in die Luft) Goethe: Christiane, wenn du Augusten ein wenig Wein eingössest. Christiane: (stellt ihren Becher ab, gießt einen weiteren ein und gibt ihn Augusten, schlägt nun einen gekünstelten Ton der Nachäffung an) Wenn du Augusten ein wenig Wein eingössest. Mein lieber Herr Geheimrat, kömmt man von der Gosse, so wie ich, dann gießt man ein, dann gösst man nicht. Goethe: (streckt ihr seinen Becher entgegen, Christiane füllt ihn) So soll auch mir der Tropfen fließen. Mein kernig künftges Eheweib, du darfst aus ganzem Herzen gießen.

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Die Pfeife Matthias Düllmann lehnt sich zurück. Streckt die Beine aus: endlich sitzen. Und das nach Stunden erfolglosen Wanderns. Er hatte den Weg verloren, sich völlig verfranzt, war immer am schnurgeraden Landstraßenrand entlanggegangen, nur um auf Kreuzungen zu stoßen, die als Alternative andere schnurgerade Landstraßenränder boten. In einer unbeschilderten Provinz der Niederlande. Also hatte er irgendwann den Daumen rausgehängt. Dazu musste er Überwindungskräfte mobilisieren, weil es ihn demütigte, so offen um Hilfe zu bitten. Endlich hatte dieser Transporter angehalten und ihn mitgenommen. Nett. Der Fahrer hatte ihm lakonisch zugenickt, die Heckklappe geöffnet und er war eingestiegen wie über einen Laufsteg, auf dem man ein Schiff betritt. Nun hockt er auf einem Klappsitz, aber bequem. Mein Gott, er hätte noch stundenlang durch die Pampa irren können. Wenn man aus einer Hügelregion kommt – Bergisches Land – fühlt man sich in dieser Flachheit orientierungslos. Unheimisch. Eingekeilt von nichts als linealgeraden Horizonten. Und die Holländer scheinen alles, was sie umgibt, auf dem Reißbrett geplant zu haben. Er greift in die Jackentasche, holt Pfeife, Tabakdöschen und Stopfer heraus. Er hat es sich verdient. Sein ruhender Körper verlangt jetzt ein Zückerchen. Sein Selbstbelohnungssystem fordert es ein: Pause mit Pfeife. Ein Glas Wein dazu wäre nicht schlecht – aber, man kann ja nicht alles haben. Seine Hände machen das automatisch: das Deckelchen vom Tabakdöschen abknipsen, mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger den Presstabak zerbröseln und in die Pfeife stopfen: je höher der Tabakbröselpegel steigt, desto fester muss er angedrückt werden. Dann – das Mundstück schon zwischen die Lippen geklemmt – streicht er das Zündholz an. Das vertraute Zischen dringt in sein Ohr: Vorfreudebegleitmusik zum Auftakt des Rauchens. Der Schwefelgeruch, der dem Qualm des abgebrannten Zündholzköpfchens entströmt, ist ein Duft aus der Kindheit. Der kam von der Knallerei mit Platzpatronen, wenn die Vorstadtcowboys die Vorstadtindianer dezimierten. Und umgekehrt.

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Dann der Moment, in dem die Flamme über den Tabak streichelt! Und der angesogene Rauch das Gefühl vermittelt, als bissen hundert Silberfischchen mit Schmirgelzähnchen in seine Kapillaren. Jetzt Ausatmen. Mit einem lang hin geseufzten Ahh. Da ist er: der Geschmack von Vanille und Honig. Heute geht das Aroma auf wie eine sich öffnende Knospe an einem Sommermorgen. Und ein Rauchring steigt hoch, satt und fett, ein Sekundenkunstwerk. Ein waberndes Prachtgebilde, durch das Düllmann, der Genießer, nun mit zweiter Luft eine Rauchfahne bläst. Wenn er antworten müsste, wofür er eigentlich lebe, spräche er: für nichts als den Pfeifengenuss. Er fährt zusammen, sein Atem vereist, als ihm der bissige Qualm mit einem Husten wieder entfährt. Da hat jemand geröchelt! Er wendet den Blick in die Richtung, aus der er das Röcheln vernahm. Und plötzlich ist ihm bewusst: er befindet sich in einem Rettungswagen. Darin ein alter Mann um sein Leben ringt. Dem hält gerade ein Sanitäter eine Atemmaske vors Gesicht und eine Ärztin drückt mit flacher Hand auf die graubehaarte Brust des Alten, zweimal, dreimal. Herzmassage! Dann greift sie nach dem Reanimationsgerät, wie es Düllmann aus Fernsehfilmen kennt, sagt in lauter und rauer Betonung uit!, worauf der Sanitäter seine Hände zurückzieht und die Atemmaske entfernt. Die Ärztin versetzt mit den Elektroden der Brust des Alten die lebensrettenden Stöße. Zweimal, dreimal. Von den Schlägen getroffen zuckt und ruckt der Körper des Alten zusammen, Bewegung fließt in den Brustkorb zurück, der Atem kehrt wieder. Die Ärztin legt das Reanimationsgerät zur Seite und tätschelt die Wangen des Wiederbelebten, Beruhigungs- und Anerkennungsworte spricht sie ihm zu. Da haben sie zusammen ein riesen Projekt gestemmt; er mit seinem Herzen und sie mit ihrem notärztlichen Engagement. Dann lehnt sich die Ärztin auf ihrem Klappsitz zurück und schließt die Augen. Der Sanitäter tut es ihr nach. Die Lebensretter ruhen sich aus und genießen in Stille den Moment des Triumphs. Sie haben dem Tod ein Opfer entrissen. Vom Schlag getroffen. Schockgefroren: Düllmanns Nervengeflecht. Er raucht!

In einem Rettungswagen! Während ein Sterbender um sein Leben ringt! Der Pfeifenstopfer ist nicht zur Hand. Also presst er seinen Daumen in die Tabaksglut, nimmt Schmerz und Verbrennung in Kauf, nur um das Qualmding zu löschen. Aber schnell. Dass er hier Nikotinnebel produziert. Die Luft verpestet. Nicht mal in Kneipen ist das noch erlaubt. Und dass Düllmann nicht zurechtgewiesen, ja rausgeschmissen wird, verdankt er nur der diskreten Freundlichkeit dieser niederländischen Notärztin und ihres Sanitäters. Sitzen da mit geschlossenen Augen und tun so, als wäre er gar nicht da. Taktgefühl, das ihn, den Deutschen, den Rüpel, den Moffen in Beschämung stürzt. Man kann nicht unmöglicher sein als Düllmann in diesem Moment. Er muss jetzt den Daumen wieder dem Pfeifenkopf entziehen und heftig dagegen blasen, um den beißheißen Schmerz zu lindern. Gestank. Gestank von verbranntem Horn und verbrannter Haut. Und immer noch Qualm. Als wolle die Pfeife – ein eigenständiges Wesen – sagen: jetzt erst recht! Düllmann bläst in den Pfeifenkopf, was sich sogleich als unsinnig erweist, denn so entfacht er die Glut von neuem. Er blickt zu dem Alten hin: der wird regelrecht eingenebelt. Und scheint sich zu rühren! Noch bevor der die Augen aufschlägt, kräuselt sich seine Nase. Prüft den Geruch. Taxiert ihn. Der Alte nimmt einen langen Atemzug und seufzt, als erinnere er sich an etwas. Etwas Angenehmes. Er schlägt die Augen auf. Erwidert Düllmanns Blick, wach und quicklebendig. Und sagt – während Düllman versucht, sein Zittern unter Kontrolle zu bringen – sagt mit einer Reibeisenstimme, die eine lange Rauchervergangenheit offenbart: „Datt smackt. Bei Lungenssmacht“. Falk Andreas Funke


Luise Kimme im Skulpturenpark Waldfrieden Der Skulpturenpark Waldfrieden präsentiert vom 25. Oktober 2014 bis zum 11. Januar 2015 eine Ausstellung mit Werken der Bildhauerin Luise Kimme (1939 – 2013). Mehr als dreißig ihrer farbig gefassten Holzskulpturen werden erstmalig im Zusammenhang gezeigt. Zur Ausstellung erscheinen ein Katalog, eine Broschüre und ein Plakat.

Die Bildhauerin Luise Kimme (1939 bis 2013) hat ein künstlerisches Œuvre hinterlassen, das sich ohne Rücksichtnahme auf die ästhetischen Moden des Kunstmarktes in konsequenter Weise entwickelt hat. Seit 1979 besaß Kimme auf der Karibikinsel Tobago vor der Küste Venezuelas ein Atelier, dem später sogar ein Museum folgte. In dieser bewussten Abgeschiedenheit vom westlichen Kunstbetrieb entstanden ihre Werke, deren zentrales Motiv die menschliche Figur ist. Als Konsequenz dieser distanzierten Haltung wurde dem bildhauerischen Werk der Künstlerin in Deutschland bislang erst wenig Aufmerksamkeit zuteil.

präsentiert der Skulpturenpark Waldfrieden ihre Werke in einer Einzelausstellung. Die rund dreißig Holzskulpturen vermitteln einen Eindruck des Motivreichtums ihrer Kunst. Unter den geschnitzten und meist farbig gefassten Skulpturen finden sich Darstellungen von Tänzern und Alltagsszenen wie auch Figuren mit religiösem oder mythologischem Bezug. Gemeinsam ist den Werken aber der unverwechselbare Einfluss von Lebensgefühl und Kultur der Karibik, die Luise Kimme nicht nur zu ihrer Wahlheimat, sondern auch zu einem Thema ihrer künstlerischen Arbeit machte.

Die letztjährige Retrospektive „Die Bildhauer, Kunstakademie Düsseldorf. Von 1945 bis heute“ der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen war eine der ersten großen Museumsausstellungen, an denen Kimme beteiligt war. Nun

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Luise Kimme wurde 1939 in Bremen geboren. Nach dem Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin (1959 bis 1965) besuchte sie von 1966 bis 1968 die St. Martin School of Art in London. Es folgten Lehraufträge in Wolverhampton und Providence, Rhode Islands, sowie eine Gastprofessur in Turlock, Kalifornien. Von 1976 bis 2002 war sie Professorin im Orientierungsbereich der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 2002 lebte sie auf Tobago, wo sie seit 1979 ein Atelier besaß. www.luisekimme.com Skulpturenpark Waldfrieden Hirschstraße 12 42285 Wuppertal Tel. 0202 47898120 Fax 0202 478981220 mail@skulpturenpark-waldfrieden.de www.skulpturenpark-waldfrieden.de Öffnungszeiten: März bis Oktober: Dienstag bis Sonntag, 10-19 Uhr November bis Februar: Freitag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr

© Michael Richter, Cragg Foundation

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SaitenReise Gitarrenfestival Wuppertal Projekt 2014 BürgerBahnhof Vohwinkel

Ein neues Gitarrenfestival geht im Oktober in Wuppertal an den Start. – SaitenReise ist hervorgegangen aus der gleichnamigen Konzertreihe im BürgerBahnhof Vohwinkel, der sich zunehmend als Ort der Begegnung mit akustischer Musik etabliert hat. Nun also ein voller Monat mit zehn Konzerten und drei Workshops internationaler Stars, Vertretern der lokalen Szene, als auch Präsentationen des musikalischen Nachwuchses. Mit Tony McManus und Pierre Bensusan, sowie im Klassikbereich dem Doppelkonzert mit dem Amadeus Guitar Duo und Gruber/Maklar ist es gelungen absolute Ausnahmemusiker nach Wuppertal zu lotsen.

Das Konzertprogramm im Solo, Duo oder Ensemble ist nicht nur ein Muß für Gitarristen, es bietet abwechslungreiche Unterhaltung von Pop und Rock über Blues und Jazz zu Weltmusik und Klassik. Es unterstreicht die große Bandbreite des Instruments und verspricht „vielsaitige“ Erlebnisse für alle Livemusik-Fans. Neben den Konzerten im BürgerBahnhof wirkt das Festival durch Auftritte in der Vohwinkeler Gastroszene, sowie der evangelischen Kirche weit in den Stadtteil hinein. Organisiert wird das Ganze vom ehrenamtlichen Team des BürgerBahnhofs. Es ist ein stark ermäßigtes Festival-Ticket für 65,- Euro erhältlich. Zu den Konzerten im BürgerBahnhof bietet das Team vom Restaurant „glücklich“ leckere Tapas-Variationen. Darüber hinaus ist die Skulpturen-Ausstellung „Mission:Bahnhof“ von Eckehard Lowisch in der KunstStation zu den Veranstaltungen geöffnet. Donnerstag, 2. 10. 2014 / 20:00 h Konzert Tony McManus Tony McManus hat sich den Ruf als einer der weltbesten Gitarristen in der traditionellen keltischen Musik erarbeitet. Es ist ihm in einzigartiger Perfektion gelungen, die komplexe Ornamentik, die üblicherweise mit Geige und Flöte assoziiert wird, treffsicher auf die Gitarre zu übertragen. So bleiben Charakter und Emotionalität der keltischen Musik in seinem Spiel lebendig. Bemerkenswert ist seine Fähigkeit, auch ein mit traditioneller Musik nicht vertrautes Publikum zu erreichen. Der Schotte erschloss sich sein Können autodidaktisch. Und weil ihm niemand eine Entscheidungsnotwendigkeit einredet, entwickelte er Fingerstyle wie Flatpicking zu meisterlicher Reife. Inspiriert von Mandolinspieler Mike Marshall veröffentlichte er 2013 mit „MysteriTony McManus

ous Boundaries“ eine Sammlung von klassischen Stücken von Bach, Couperin, Monteverdi und Satie gespielt auf der Stahlseiten-Gitarre. Tony selbst meint: „Was schafft diese mysteriösen Grenzen (zwischen U und E- Musik)? Was passiert, wenn man die Seiten wechselt ? Darf man das ? Der Groschen fiel schließlich - man braucht keinen Abschluss in Musikwissenschaft um von Musik bewegt zu werden.“ Neben seiner Tätigkeit als Solo-Künstler ist er auch als Studiogitarrist sehr gefragt und mittlerweile auf mehr als 60 Studioproduktionen vertreten (u. a. Loreena McKennitt). www.tonymcmanus.com Tickets standard 15.00 Euro / Tickets ermäßigt 11.00 Euro VVK-Tickets standard 12.00 Euro / VVK-Tickets ermäßigt 8.00 Euro Samstag, 11. 10. 2014 / 20:00 h Konzert Chris Proctor Chris Proctor, in Frankfurt/Main geboren und heute in Salt Lake City lebend, ist ein Meister auf der 6 und 12-String Gitarre und in einem Atemzug mit Größen wie Peter Finger, Michael Hedges oder Leo Kottke zu nennen. Die Kompositionen und Arrangements des „U. S. National Finger-Picking Champion“ setzen sich aus einer Fülle an Elementen aus unterschiedlichsten Stilrichtungen zusammen, die melodisch und harmonisch, fast orchestral wirken. Für die Los Angeles Times ist er „der einzige barocke Fingerpicker“. Kunstvoll, elegant und organisch verbindet Chris Proctor Beatles-Welterfolge mit Paul Simon oder Lynyrd Skynyrd.

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Für seine Verdienste rund um die Fingerstyle-Gitarre ehrte ihn der renommierte Gitarrenhersteller Taylor Guitars mit dem nach ihm benannten „Chris Proctor Signature Model“. www.chrisproctor.com Tickets standard 12.00 Euro / Tickets ermäßigt 8.00 Euro VVK-Tickets standard 10.00 Euro / VVKTickets ermäßigt 6.00 Euro Freitag, 17. 10. 2014 / 20:00 h Gaststätte Alter Kaiser, Vohwinkeler Str. 25 Konzert Peter Nonn Blues Band Auf Ukulelen gespielter Reggae, Countrynummern auf der 70 Jahre alten Dobro, im klassischen Folkstil gespielte Titel mit Bass, Gitarre und Mandoline, dazu die klagende Bluesharp, rythmisch eingebettet in Conga- und Cajonbegleitung und mehrstimmiger Gesang. Das alles ist Blues im Stil der Peter Nonn Blues Band. Peter Nonn: Gitarre, Konzertukulele, Mundharmonika, Gesang / Tom Reinke: Dobro, Mandoline, Tenorukulele, 5str. Banjo, Gesang / Uwe Sönnichsen: Baritonukulele, Bass, Gesang / Mario Di Cara: Percussion, Gesang / Ralf Grottian: Mundharmonika, Gesang Das Konzert findet nicht im BürgerBahnhof, sondern in der Gaststätte Alter Kaiser, Vohwinkeler Str. 25 (gegenüber der Schwebebahnstation Vohwinkel), 42329 Wuppertal statt. Eintritt: Spendenbasis Peter Nonn Blues Band

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Samstag, 18. 10. 2014 / 20:00 h Konzert Hot Club De Cologne Wenn sich eine junge Band „Hot Club de Cologne“ nennt, ist allein das schon ein Traditionsbekenntnis. „Hot Club de France“ hieß die Band von Django Reinhardt und Stéphane Grapelli, den Säulenheiligen des Gypsy-Swing. Peter Kowal, Gründer- und Sologitarrist der Formation, hegte schon lange den Wunsch nach einem Ensemble, dessen Mitglieder nicht nur ihr Handwerk so gut verstehen, um diese spezielle Form des Jazz authentisch spielen zu können, sondern darüber hinaus auch den Mut besitzen, undogmatisch mit den Normen des JazzManouche umzugehen und die Musik auf ihre individuelle Weise zu interpretieren. Mit der Gründung des „Hot Club de Cologne“ ging dieser Wunsch in Erfüllung. Peter Kowal: Gitarre / Radek Stawarz: Geige / Hardo Kritz: Rythmus-Gitarre/Gesang / Stefan Rey: Kontrabass www.hotclubdecologne.de / Tickets standard 12.00 Euro / Tickets ermäßigt 8.00 Euro / VVK-Tickets standard 10.00 Euro / VVK-Tickets ermäßigt 6.00 Euro

Sonntag, 19. 10. 2014 / 17:00 h Gaststätte „Born Cafe“, Kaiserstraße 14 Konzert Lutz Griebel Eine sanfte Stimme, entspannte Grooves und eine virtuose akustische Gitarre: Lutz Griebel, die Musik-Institution vom Elberfelder Ölberg, spielt und singt die Bossa Nova im In- und Ausland und wird dabei regelmäßig von Brasilianern für einen der Ihren gehalten. Der gelernte Gitarrenbauer verbrachte ein ganzes Jahr in Brasilien, wo er seine Kenntnisse der seit den 50er Jahren durch Antonio Carlos Jobim und Joao Gilberto bekannt gewordenen Mischung aus Samba und Cool Jazz perfektionierte. Sein Repertoire beinhaltet die bekannten Bossaklassiker wie: Água de beber, Corcovado, Desafinado, u. v. m, die in seiner Interpretation zu einem besonderen und raren Erlebnis von außergewöhnlicher Schönheit werden. Das Konzert findet in der Gaststätte „Born Cafe“, Kaiserstraße 14 (5m Gehminuten vom Bahnhof), 42329 Wuppertal statt. Eintritt: Spendenbasis


Lutz Griebel

Pierre Bensusan

Donnerstag, 23. 10. 2014 / 20:00 h Konzert Pierre Bensusan Sein Name ist längst zum Synonym für großartige, zeitgenössische Gitarrenmusik geworden, noch bevor Begriffe wie New Age, New Acoustic Music oder World Music entstanden sind. Die erstaunliche Komplexität seiner Werke nimmt das Publikum mit auf eine faszinierende musikalische Reise. Doch Pierre beherrscht nicht nur sein Instrument. Ob in gefühlvollen Balladen oder begleitend mit seiner speziellen Scat- und Pfeiftechnik, immer verschmelzen Stimme und Instrument zu einer harmonischen Einheit. Er bevorzugt die offene DADGAD-Stimmung mit ihrem voluminösen Klang. Mit 17 Jahren unterschrieb er 1974 seinen ersten Schallplattenvertrag. Ein Jahr später gewann sein Debütalbum "Près de Paris" den Grand Prix du Disque beim Jazz-Festival im schweizerischen Montreux. Das amerikanische „Guitar Player Magazine“ wählte ihn 2008 zum "Best World Music Guitar Player". Die Liste seiner Spielpartner liest sich wie ein Who is Who der internationalen Gitarrenszene: Michel Haumont, Peter Finger, Tommy Emmanuel, Leo Kottke, Marcel Dadi, Paco de Lucia, Philipe Catherine, Taj Mahal, Larry Coryell... www.pierrebensusan.com Tickets standard 18 Euro / Tickets ermäßigt 14 Euro / VVK-Tickets standard 15 Euro / VVK-Tickets ermäßigt 11 Euro

Freitag, 24. 10. 2014 / 19:30 h Konzert Bergische Musikschule Die Bergische Musikschule Wuppertal ist mit rund 3600 Schülerinnen und Schülern eine der größten Musikschulen NRWs. Fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler der Gitarre bieten ein spannendes und abwechslungsreiches Programm. Sie treten solistisch und in Ensembles auf. Zusätzlich werden Dozentinnen und Dozenten der Musikschule zu hören sein. Das anspruchsvolle Programm begeisterte schon in verschiedenen Foren Nordrhein Westfalens. – Eintritt: Spendenbasis.

Preisträgerkonzert

Samstag, 25. 10. 2014 / 20:00 h Ev. Kirche, Gräfrather Straße 15 Amadeus Guitar Duo & Gruber/Maklar Guitar Gala Night: solo-duo-quartett Ausgewählte Kompositionen von Händel, Bach, Albéniz und de Falla und moderne Musik von Carlo Domeniconi und Mario Gangi. Das deutsch-kanadische „Amadeus Guitar Duo“ und das süddeutsche Duo „Gruber & Maklar“ lernten sich durch zahlreiche Begegnungen auf Gitarren- und Musikfestivals kennen und schätzen. Beide verbindet die Vorliebe für stilistisch vielseitige Programme, die harmonisch Emotionalität und den überlegten Zugriff auf die Klassiker der Gitarrenliteratur vereinen. So lag die Idee nahe, ein Konzertprogramm mit virtuoser, lyrischer und expressiver Musik für eine, zwei und auch vier Gitarren zu konzipieren. Christian Gruber und Peter Maklar wurden 1965 bzw. 1964 geboren und wuchsen in verschiedenen Teilen Bayerns auf. Als Jugendliche begannen sie, Gitarre zu spielen und fassten unabhängig voneinander den Entschluss, Musik zu studieren. Am Augsburger Leopold-Mozart-Konservatorium (mittlerweile Leopold-MozartZentrum) bei Helmut Hehl lernten sie sich kennen und gründeten 1985 das Duo. 1991 nahmen Gruber & Maklar am renommierten Wettbewerb „Concours international de guitare en duo“ in Montélimar, Frankreich, teil und gewannen

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neuen Klängen selbstverständlich auch auf lange nicht mehr live gehörte Highlights von damals und auf spannende freie Improvisationen freuen. Ihr Spiel hat etwas vom Atem großer und weiter Landschaften. Das sichtbare und hörbare Spielvergnügen äußert sich auf fünf akustischen Gitarren, von den schwebenden, brillanten Klangfarben der zwölfsaitigen Gitarre über den sonoren Tiefklang der seltenen Bariton-Gitarre bis ins glitzernde Flageolett in höchsten Lagen unter Ausschöpfung aller möglichen und unmöglichen Spieltechniken www.ralfillenberger.com www.autschbach.de/ Tickets standard 18 Euro / Tickets ermäßigt 14 Euro VVK-Tickets standard 15 Euro / VVKTickets ermäßigt 11 Euro

Amadeus Guitar Duo & Gruber/Maklar den 1. Preis. Dieser Erfolg bedeutete den Beginn einer weltweiten Konzertkarriere. Seit 1991 bilden Dale Kavanagh (Kanada) und Thomas Kirchhoff (Deutschland) das Amadeus Guitar Duo, das seitdem zu den erfolgreichsten Ensembles dieser Art in Europa zählt. Außer in Kammerkonzerten sind sie häufig als Solisten im Orchester zu hören und führen dabei auch Ihnen gewidmete Konzerte für zwei Gitarren und großes Orchester auf. Die aus dem kanadischen Halifax stammende Dale Kavanagh ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe, unter anderem des Segovia-Wettbewerbs in Spanien (1987). 1992 rief Thomas Kirchhoff das Internationale Gitarren-Symposion Iserlohn ins Leben, das mit über 130 Teilnehmern aus allen Teilen der Erde eine der größten Veranstaltungen dieser Art in Europa ist. Das Konzert findet nicht im BürgerBahnhof, sondern in der Evangelischen Kirche, Gräfrather Straße 15 (10 Gehminuten vom Bahnhof), 42329 Wuppertal statt. www.amadeusduo.com / www.grubermaklar.de Tickets standard 18 Euro / Tickets ermäßigt 14 Euro / VVK-Tickets standard 15 Euro / VVK-Tickets ermäßigt 11 Euro Donnerstag, 30. 10. 2014 / 20:00 h Konzert Peter Autschbach & Ralf Illenberger Mit packender akustischer Gitarrenmusik demonstrieren Ralf Illenberger und Peter

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Autschbach / Illenberger Autschbach auf höchst sympathische Art gelebte Musikalität. Altmeister und Gitarren-Guru Ralf Illenberger spielte schon in den 1970er Jahren im legendären Gitarrenduo KolbeIllenberger. Die beiden waren zu Recht als „bestes deutsches Gitarrenduo“ bekannt. Er verkaufte über 400.000 CDs und spielte in mehr als 50 Ländern weltweit. Seit 1995 lebt er in Sedona, Arizona. Peter Autschbach ist als kompetenter Interpret des Mainstream-Jazz bekannt und anerkannter Sideman diverser Musiker und Projekte, wie Pete Townshends Rock-Oper „Tommy“ und des Queen-Musicals „We Will Rock You“. Er wurde früh von Kolbe/ Illenberger beeinflusst und hat acht Alben mit eigenen Kompositionen veröffentlicht. 2012 haben Autschbach und Illenberger ihr Duo-Album „No Boundaries“ eingespielt, das die Geschichte dieser packenden akustischen Gitarrenmusik weiterführt. Beim Konzert dürfen sich alte Kolbe/Illenberger-Fans neben diesen

Freitag / 31. 10. 2014 / 20:00 h Konzert Hochschule für Musik und Tanz Köln/Wuppertal „And The Winners Are…“ – Internationale Preisträger der Gitarrenklassen von Prof. Alfred Eickholt und Prof. Gerhard Reichenbach spielen Musik von Paolo Bellinati, Astor Piazzolla, Sergio Assad u. a. Tickets standard 12 Euro / Tickets ermäßigt 8 Euro / VVK-Tickets standard 10 Euro / VVK-Tickets ermäßigt 6 Euro

Projekt BürgerBahnhof Initiative des Bürgerverein Vohwinkel e.V Bahnstraße 16 / D-42327 Wuppertal Telefon 0202 - 89 79 89 53 www.buergerbahnhof.com / www.face


Und vergib uns unsere Schuld Ich bin nicht auf der Welt, um deinen Erwartungen gerecht zu werden! Das hatte sie zu ihm gesagt. Früher, als sie noch mehr Pläne als Erinnerungen hatten, und ihre Träume mit großen Flügeln ausgestattet waren. Damals, als sie alles Schöne weggelegt und aufgespart hatten, für die Tage, die niemals kommen würden. Doch das hatten sie nicht gewusst und niemals für möglich gehalten.

Dorothea Müller, Foto: Studio Monhof

Wenn der Sommerwind die Hitze durch die Gassen blies, verschwanden die Menschen hinter ihren Schlagläden, und kein Laut drang mehr nach außen. Der Sturm bäumte die Wellen auf und blies den Sand vor sich her. Tag für Tag zog der Fluss weiter, während die Fischer ihre Netze bargen.

Und irgendwann der Tag, an dem alles keine Möglichkeit mehr war, sondern Last. Windräder, deren Flügelschatten über den Boden huschten. Regen, der in einem dichten Schleier herab sank. Grauweißer Himmel. Stille. Sein Atem hing wie Nebel in der Luft: Und vergib uns unsere Schuld… Dorothea Müller

Er sah, wie der schwarze Rand der Flamme über das Papier kroch. Doch die Erinnerung ließ sich nicht auslöschen. Sie hatte sich eingegraben, floss durch seine Blutbahnen und nistete in seinen Zellen. Längst vergangen die Nächte, die keine Rechenschaft forderten. Die Tage, die alle Erwartungen aufgegeben hatten. Längst hatten sie sich eingerichtet im Schweigen, das mehr war, als die Abwesenheit von Worten. Wo die bleigrauen Tage im Nichts zerflossen waren. Nur ab und zu malten Lichter helle Flecken darin. Seine Haut spannte sich wie fleckiges Pergament über den Wangenknochen. Die Arme über der Brust gekreuzt, die Hände in den Achselhöhlen verborgen. Noch immer trägt das Harz der Bäume in seinem Duft eine Spur von Weihrauch. Buschwindröschen unter alten Buchen, und die violetten Säume der Schatten der nahenden Nacht. Nicht auf die Füße, ins Bodenlose war er gefallen. Blatt für Blatt des Tagebuchs lasen sich wie die Grabsteine eines Friedhofs, deren Leerstellen er mit seinen Ängsten füllte. Der Atem des Windes über dem Meer. Wenn sie, wieder einmal, den Blick auf etwas Fernes gerichtet hatte. Etwas, das für ihn unsichtbar war.

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Nina Sie bemerkte es erst, als das Alpenveilchen in einer kleinen Pfütze stand.Sie, die sonst ihre Pflanzen nur unregelmäßig goss, was ihnen im übrigen gut zu bekommen schien, hatte sie heute zum zweiten Mal mit Wasser versorgt. Die hektische Betriebsamkeit, die sie heute durch den Tag getrieben hatte, wurde ihr in diesem Augenblick bewusst. Bis vor wenigen Minuten noch hatte es sie mit Stolz und Befriedigung erfüllt zu sehen, wie viel sie in den zurück liegenden Stunden geschafft hatte: Das Bett war frisch bezogen, die Kacheln im Bad glänzten, Briefe und Rechnungen waren erledigt, sogar die Fenster hatte sie geputzt, obwohl es regnete. Sie stellte die Gießkanne auf die Fensterbank zurück, zupfte ein paar gelbe Blätter aus dem Efeu und schob im Vorübergehen die Vase mit den Astern aus der Tischmitte. So sah es besser aus, fand sie. Sie ging in die Küche und beschloss, den halbvollen Abfallsack in den Müllcontainer zu bringen. Im Treppenhaus roch es nach Bratkartoffeln. Sie hasste Essensgerüche, die manchmal bis in ihre Wohnung drangen. Nicht, dass sie ungern gegessen hätte. Sie hatte ein geradezu sinnliches Vergnügen am Kochen, liebte den Duft exotischer Gewürze, selbst der aufdringliche Geruch eines selbst zubereiteten Blumenkohls störte sie nicht im Geringsten. Es waren die Gerüche aus anderen Küchen, die bei ihr eindrangen und sie daran erinnerten, dass da andere Menschen waren, Nachbarn, deren Nähe sie verdrängen konnte, so lange kein Bratengeruch oder der Duft eines frisch aufgebrühten Kaffees zu ihr herein wehte. Sie hatte vergessen Schuhe anzuziehen. Als sie auf dem kurzen Weg zum Container in eine Pfütze trat, waren Hausschuhe und Socken durchnässt. Obwohl der Wind graue Regenschleier vor sich her trieb, bekam sie Lust, trotz der einbrechenden Dämmerung durch den Regen zu laufen. Irgendwo hin, ohne Ziel. Doch die nassen Strümpfe brachten sie schnell wieder zur Vernunft. Sie lachte leise vor sich hin als sie bemerkte, dass sie das Wort „Vernunft“ halblaut vor sich hin gesprochen hatte. Ein dummes Wort, dachte sie, ohne Farbe – man

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kann sich nichts dabei vorstellen. Ganz anders als „Freudentaumel“, das Wort verzaubert und malt bunte Bilder der Phantasie. Warum ihr gerade dieses Wort in den Sinn gekommen war? Freudentaumel! Ein Wort, das sie nie benutzte und doch in ihrem Sprachschatz gespeichert war. Sprachschatz war auch so ein plastisches Wort. Wie Mittwoch, Mitte der Woche. Mittwoch war heute, und dazu ein Feiertag. Für sie war er ein Arbeitstag gewesen. Ein Feiertag, den sie zum Arbeitstag gemacht hatte. Warum, kam es ihr in den Sinn, mache ich es nicht umgekehrt, und lasse einen Arbeitstag zum Feiertag werden? Als sie den kleinen Flur zu ihrer Wohnung betrat, fiel ihr Blick auf das Telefon. Sofort war da wieder dieses Gefühl der Panik, das sie den ganzen Tag mit unzähligen Aktivitäten verdeckt hatte. Das sie voran getrieben und das sie mit sinnloser Ordnungswut erstickt hatte. Nun blieb nichts mehr, was zu tun übrig geblieben wäre. Selbst die Blumen hatte sie heute zweimal gegossen. Jetzt würde sie anrufen müssen. Mutters leidende Stimme am Telefon. Die versteckten Vorwürfe, die leisen Klagen. Ihr wurde übel, wenn sie daran dachte. Diese leise Stimme, der man nichts entgegen setzten konnte. Mutter, die nie von sich aus anruft. Die sich nicht in das Leben ihrer Tochter mischt. Die nie fordert, aber alles verlangt. Sie ging zur Diele, holte das Telefon ins Wohnzimmer und knallte es auf den Couchtisch. Sie musste jetzt anrufen, es ließ sich´nicht länger aufschieben. Sie sah die Mutter vor sich, die sich wohl den ganzen Tag in der Nähe des Telefons aufgehalten hatte. Es musste so sein, denn immer wenn Nina anrief wurde schon vor dem dritten Klingeln abgenommen. Sah sie vor sich, wie sie an den Enden ihrer Strickjacke nestelte, was sie immer tat, wenn sie aufgeregt oder nervös war. Sah die knochigen Hände mit den heraus tretenden Adern, den dunklen Altersflecken auf dem Handrücken, und zog die Hand, die sich schon nach dem Telefon ausgestreckt hatte, zurück. Sie verbarg ihre Hände unter den Achseln. So hatte

sie schon als Kind da gesessen, wenn sie nachgedacht hatte, oder während der Langeweile eines Stubenarrestes. Und damals wie heute das Gefühl ohnmächtiger Wut. Mutter, die mit sanfter Stimme und traurigen Augen Stubenarrest verhängte, weil das Kind böse oder unfolgsam gewesen war. Mutter, die niemals laut wurde, und Nina, die stumm geblieben war, auch wenn Wut und Hass sie zu ersticken drohten. Mein Kind, sagte die Mutter immer, niemals Nina. Das Kind. Das brave, folgsame Kind. Nina. Brave Nina. Folgsame Nina. Das Kind, das die Mutter haben wollte. Sie war es geblieben, bis heute. Mit klopfendem Herzen, zaghaft und doch entschlossen, griff Nina zum Telefon und brachte es in den Flur zurück. Sie ging ins Zimmer, lehnte den Kopf an die Fensterscheibe und sah in den Regen. Da war keine Erleichterung, kein Freudentaumel. Nur eine leise, unendliche Trauer. Dorothea Müller

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Eine magische Stadt Wuppertal 24 photographische Ansichten von Olaf Joachimsmeier

Photographien können Kunst sein – oder auch nicht. Städte können magisch sein – oder auch nicht. Die in diesem Kalender vereinigten Photographien von Olaf Joachimsmeier – 24 Stadtansichten auf Wuppertal – sind Kunst und sie zeigen, dass Wuppertal eine magische Stadt ist. Photographien können manipulieren und im schlimmsten Falle lügen, sie können schönen, aufhübschen oder sogar visuell potemkinsche Dörfer inszenieren. All das tut Olaf Joachimsmeier nicht. Er kontrastiert Monat für Monat je zwei Ansichten auf die Stadt, die widersprüchlicher nicht sein könnten: Im Juni schwebt die Schwebebahn zwischen der in olivgrünes Licht getauchten Wupper und einem blauen Himmel mit heiteren Kumuluswolken. Sie schwebt zwischen den im satten Grün stehenden Bäumen und Büschen entlang der Lebensader der Stadt, der Wupper. – Ein Idyll, eine photographische Allegorie auf die Leichtigkeit des Seins. Aber: So ist Wuppertal nicht. Oder: So ist Wuppertal; aber eben nicht nur. Ein Kalenderblatt des Juni zeigt das eiserne Rückgrat der Stadt, das die mäandernden Windungen des Flusses wiederholt: das Schwebebahngerüst – hier vor der Firma Sachsenröder, einem imposanten Fabrikgebäude aus der Gründerzeit, in der die Architekten Betriebsgebäude als säkularisierte Sakralbauten interpretierten: Tempel der Arbeit. Die Zeit hat tiefe und deutlich lesbare Spuren des Verfalls an diesem Backsteinbau hinterlassen. Kein Baum grünt hier, kein Blatt hängt mehr an den Bäumen; der Himmel ist in ein stählernes

Graublau getaucht. Ein Kalender will doch immer auch den Wechsel der Jahreszeiten zeigen. Warum fehlt dann hier das Grün? Sind Baum und Strauch gestorben? Als Folge chemischer Kontamination ? Ein ökologischer Kollaps ? Oder entstand diese Photographie etwa in einem anderen Monat? Das Konzept des doppelten Kalenderblatts pro Monat erlaubt es, solche Irritationen im Bewusstsein des Betrachters zu evozieren. Olaf Joachimsmeier inszeniert diesen doppelten Blick auf das Zeit-Wesen des

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jeweiligen Monats als einen ästhetischen Antagonismus zwischen vermeintlichem Idyll und Desillusionierung, als changierendes Spiel zwischen der Oberflächenschönheit repräsentativer Stadt- und Landschaftsarchitektur einerseits und der dem Alltagsblick häufig verborgenen Poesie vermeintlich hässlicher oder abstoßender Orte andererseits. Der Photograph überrascht uns mit Hinterhofansichten von unwirtlichen Wohnquartieren, die im Abendlicht einen unerwarteten Zauber entwickeln. Oder er legt den morbiden Charme völlig verfallener Wuppertaler Stadthäuser frei, die wahlweise an den bedauernswerten Zustand der Bausubstanz in der früheren DDR erinnern – oder an die morschen Villen des Mezzogiorno mit ihrem blätternden Putz. Egal, was der Betrachter assoziiert, so oder so sind diese Photographien auch eine Meditation über Zeit und Vergänglichkeit. Und eine Reflexion über den widersprüchlichen, surrealen und eben dadurch magischen Charakter der Stadt an der Wupper. So gegensätzlich die photographischen Stadtansichten sind, so ist es

auch die Stadt selbst: hier die im Briller Viertel verwirklichten Architekturträume der Industriellen, die in den gründerzeitlichen Jahren die Stadt an der Wupper zum „Manchester Deutschlands“ werden ließen, dort das soziale Elend an der Schwarzbach im tiefen Osten der Stadt, einem der Armutsgürtel des heutigen Wuppertal. Man möge sich der Serenissima ausschließlich über dem Meerwege nähern, rät der Erzähler dem alternden Schriftsteller Gustav von Aschenbach in Thomas Manns Erzählung Tod in Venedig. Nur so erschlösse sich die Schönheit der Stadt am Meere dem Reisenden. Wuppertal aber muss man schwebend erkunden, um den Charakter dieser Stadt zu erleben. Eine Fahrt mit der Schwebebahn wird leicht zu einer Entdeckungsreise, in der sich die Zeitschichten der Stadt, aber auch die sozialen und architektonischen Kontraste offenbaren. Anders als Venedig, das – wenn auch auf morbide Weise – „nur“ schön ist, ist Wuppertal eine Stadt voller Gegenpole und Widersprüche. Aus diesen Antagonismen aber

schöpft die Stadt bis heute ihre Vitalität und Energie. Es sind eben diese extremen Gegensätze, die Wuppertal nicht nur so vital, sondern auch so einzigartig machen. Und für die Künstler in besonderer Weise sensibilisiert sind. Der französische Dichter und Filmemacher Jean Cocteau schrieb, als er bei seiner Deutschlandreise im Jahre 1952 die unwahrscheinliche und magische Wirklichkeit der Stadt wahrnahm: „Mais c‘ est un ange. – Aber das ist ja ein Engel.“ Er war entzückt von dem surrealen Charakter der Stadt, in der sich die Kathedralen des Kapitals und des Glaubens, der Industrie, des Verkehrs und die ärmlichen Arbeiterbehausungen entlang der Wupper dicht an dicht drängten. An diesem Charakter der Stadt hat sich auch nach dem Besuch Cocteaus wenig geändert. Neue Gegensätze sind freilich hinzugekommen. Olaf Joachimsmeier hat uns mit seinen 24 Kalenderansichten daran dankenswerter Weise erinnert. Heiner Bontrup

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Wuppertal – Die Stadt in 24 Ansichten Kalender 2015 24 Fotografien von Olaf Joachimsmeier und einem Text von Heiner Bontrup Verlag HP Nacke Wuppertal Friedrich-Engels-Allee 122 42285 Wuppertal Telefon 02 02/28 10 40 Telefax 02 02/8 31 67 verlag@hpnackekg.de · 24,80 Euro ISBN: 978-3-942043-46-5

OLAF JOACHIMSMEIER

WUPPERTAL - DIE STADT IN 24 ANSICHTEN KALENDER 2015

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Ludwig goes Pop 2. Oktober 2014 – 11. Januar 2015 Andy Warhol, Portrait of Peter Ludwig, 1980, 105 x 105 cm, Acryl, Siebdruck auf Leinwand © 2014 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Artists Rights Society (ARS), New York. Foto: Colletion of National Art Museum of China

Das Museum Ludwig Köln verfügt dank Peter und Irene Ludwig über eine der international bedeutendsten Sammlungen amerikanischer Pop Art. Außer in Köln befinden sich Teile dieser Bestände noch im mumok Wien, im Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, im Kunstmuseum Basel sowie in den Ludwig Museen in Budapest, Koblenz, St. Petersburg und Peking.

LUDWIG GOES POP führt im Herbst 2014 erstmals ca. 150 zentrale Werke der führenden Protagonisten dieser Kunstrichtung aus so gut wie allen Häusern, die dem Namen Ludwig verbunden sind, zusammen und breitet darüber hinaus das historische Bild einer Privatsammlung von Weltrang aus.

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Mel Ramos Hippopotamus, 1967 180 x 247 cm, テ僕 auf Leinwand Ludwig Forum fテシr Internationale Kunst, Aachen ツゥ VG Bild-Kunst, Bonn 2014 Foto: Ludwig Forum fテシr Internationale Kunst, Aachen / Anne Gold

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oben: Roy Lichtenstein Takka Takka, 1962 173 x 143 cm, Magna, Leinwand Museum Ludwig, Köln © VG Bild-Kunst Bonn, 2014 Foto: Rheinisches Bildarchiv unten: Richard Lindner Leopard Lilly, 1966 177,8 x 152,4 cm, Öl auf Leinwand Museum Ludwig, Köln © VG Bild-Kunst, Bonn 2014 Foto: Rheinisches Bildarchiv rechte Seite: Robert Rauschenberg Tree Frog, 1964, 244 x 183 cm, Siebdruck, Öl, auf Leinwand Museum Ludwig, Köln © Robert Rauschenberg Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2014 Foto: Rheinisches Bildarchiv Bei seiner ersten Begegnung mit einer Pop Art Skulptur von George Segal Mitte der 60er Jahre im MoMA war Peter Ludwig, der bis dahin gemeinsam mit seiner Frau vorrangig alte Kunst gesammelt hatte, zunächst schockiert. Wenig später wurden beide dann jedoch zu begeisterten Sammlern dieser aktuellen Werke. Tom Wesselmanns Gemälde Landscape No. 4, das einen auf einer Landstraße vor Bergkulisse fahrenden Ford zeigt, war einer der ersten Ankäufe; bald folgten Schlüsselwerke von Roy Lichtenstein, James Rosenquist, Robert Rauschenberg und Jasper Johns. Die Künstler gehörten zur selben Generation wie das Ehepaar Ludwig, sie repräsentierten das moderne Leben, Ludwig besuchte viele direkt in ihren Ateliers. Wichtige Werke wechselten aus der renommierten New Yorker Sammlung Scull und den führenden Galerien vor Ort wie Leo Castelli, Sidney Janis und Ileana Sonnabend zu Ludwig, einige aus dem Besitz des Darmstädter Wellafabrikanten Karl Ströher, der die Pop-Art-Sammlung des New Yorker Versicherungsmaklers Leon Kraushar angekauft hatte. Nach der documenta 4 1968 kauften die Ludwigs Werke direkt aus der Ausstellung wie M-Maybe – A Girl’s Picture von Roy Lichtenstein, Claes Oldenburgs Soft Washstand, Robert Rauschenbergs Wall Street, George Segals

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Restaurant Window I oder Richard Lindners Leopard Lilly. Im folgenden Jahr zeigten sie ihre Sammlung erstmals in Köln im damaligen Wallraf-Richartz-Museum. Medien und Öffentlichkeit reagierten enthusiastisch, rund 200.000 Menschen sahen diese Ausstellung. Die Pop Art wurde in der Folge zur Erkennungsmelodie des Museum Ludwig Köln.

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Die Ausstellung wird im Anschluss im musem moderner kunst stiftung ludwig wien gezeigt. Es erscheint ein umfangreicher Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König. Kurator: Stephan Diederich unter Mitarbeit von Luise Pilz

James Rosenquist Untitled (Joan Crawford Says...), 1964 242 x 196 cm, Öl auf Leinwand Museum Ludwig, Köln © VG Bild-Kunst, Bonn 2014 Foto: Rheinisches Bildarchiv


Huch! Heike Kati Baraths Arbeiten machen Spaß

Heike Kati Barath, Wandarbeit, 2014

Treffen sich im Himalaya zwei Yeti, sagt der eine: „Du, ich hab Reinhold Messner gesehen!“ Erwidert der zweite: „Was, den gibt´s wirklich?“ Die neue Ausstellung in der Von der Heydt Kunsthalle Wuppertal Barmen hält, was das Konzept des Museumschefs Dr. Gerhard Finckh für die Kunsthalle verspricht: junge Kunst mit Substanz, die überrascht und neue Horizonte öffnet. Bis zum 25. Januar 2015 werden Arbeiten der in Berlin lebenden Bremer Kunstprofessorin Heike Kati Barath in den hellen Ausstellungsräumen zu Gast sein, Kunstwerke, die amüsieren ohne nach tiefgründiger Interpretation zu verlangen. „Du auch hier“ heißt die Präsentation von Bildern, die gar nicht so fern vom Comic aus einem Skizzenbuch der Kindheit stammen – nicht aus Kati Baraths, notabene, das betont sie ausdrücklich, sondern aus topischen Situationen. Es sind quasi die malerischen „Niederschriften“ von Gedächtnisprotokollen, die sie tagtäglich auf ihren Wegen durch die Stadt und durch die Natur anfertigt. Streiflichter, Mimiken, Momentaufnahmen. Heike Kati Barath gibt ihren Bildern in überwie-

gens fröhlichen, hellen Pastelltönen keine Titel. Wer vom Treppenhaus der einstigen „Ruhmeshalle“ im 2. Obergeschoß nach rechts in den ersten Ausstellungs-Raum einbiegt, dem könnte beim Blick um die Ecke ein freudig-überraschtes „Huch!“ entschlüpfen – so jedenfalls geschah es mir – das sich später gelegentlich durchaus wiederholt. Über-lebensgroße, auf den ersten Blick scheinbar konturlose Figuren und Gesichter lassen dann doch beim genauen Hinschauen Charakter erkennen, unerhörter Witz und oftmals unausgesprochene Worte ruhen in den Gesichtern des Begrüßungs-Komitees, durch das man sich erst einmal durchschlängeln muß und denen der folgenden Räume, Portraits von Kindern mit oft rot verschmierten oder messerscharfen Mündern, die eins gemeinsam haben: Frechheit und Kinderzorn. Was folgt, ist ein Heidenvergnügen, sich nämlich um

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Heike Kati Barath, ohne Titel, 2012

Heike Kati Barath, ohne Titel, 2012

jede neue Ecke herum von den grandiosen Sujets der quirligen Künstlerin einfangen zu lassen. Da endet zum Beispiel das monumentale, eine ganze Wand überspannende Bild eines sich vor Sommerhimmel dehnenden Badestegs in einer auffälligen Lücke. Dreht sich der Betrachter um 180º, wird er weit über Blickhöhe - die Tiefe des Sturzes illustrierend - das Opfer der Lücke sehen: einen Hund, der seinen fallenden Knochen fixierend, samt den morschen Brettern des Stegs ins Nirgendwo fällt. Einen Raum weiter fixieren überdimensionierte rotzige Blagen mit Knopfaugen-Blick und wie aus Lakritz-

schnecken gezogenen plastischen Haaren den eintretenden Gast. Ein überdimensionierter Freund Harvey oder ist es das Kaninchen aus „Alice im Wunderland“?, mit blutigem Gebiß und wie mit Zahnpastawürmern pastos auf die Leinwand gebracht, starrt uns verstörend an. Kuratorin Beate Eickhoff hat die humorvolle Ausstellung spannungssteigernd aufgebaut: im nächsten Raum überfällt den Besucher das, was man in der Literatur das „tremendum faszinosum“ nennt. Grusel (s. o.), der gleichzeitig ein im Bauch gluckerndes Lachen verursacht, Monster, die nicht wirklich Angst erzeugen, eine

Tricia und – unmotiviert wirkend – dazwischen drei knallbunte fehlfarbige Blumen-Motive. Schließlich die Begegnung mit dem Yeti, der beruhigenderweise rosa ist und gar nicht gefährlich ausschaut. Ihm, bzw. einer puscheligen Gruppe davon ist eine Ecke im letzten Saal gewidmet, aus der die Extremitäten plastisch herauswachsen und im Grunde einladen, sich in seine Obhut zu begeben. Aber das darf man natürlich mit Kunst nicht tun. Wer im letzten Raum weit zurücktritt, kann das 10 Meter breite/lange und ca. 2 Meter hohe fünfteilige Bild wieder eines Badestegs (wir interpretieren das nicht) überblicken, auf dem acht nackte Kinder, Mädchen, sieben sind blond, den Blick in die rote Ferne gerichtet, dem Betrachter den Rücken zuwenden. Das heißt, ein ganz kleines der Mädchen und das größere in der Mitte schauen sich nach dem, der die Szene beobachtet, um. Huch! – Erwischt! Ausstellungsdauer bis 25. Januar 2015. Ein Erlebnis für alle, die in einer Ausstellung mal wieder das gewisse Kitzeln im Bauch erleben möchten. Weitere Informationen: www.von-der-heydt-kunsthalle.de Frank Becker

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Kirchenschändung Diese Geschichte geht zurück auf eine tatsächliche Begebenheit.

Hermann Schulz leitete von 1969 bis 2001 den Wuppertaler Peter Hammer Verlag. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller.

Der Junge Wolfgang, elf Jahren alt, bewohnte mit seiner Familie ein altes Haus unmittelbar neben einer katholischen Kirche. Er war evangelisch, hörte aber heimlich und gerne die sehnsuchtsvollen Marienlieder, die durch die geöffneten Fenster der Kirche drangen. Auf den Beginn der Maiandacht wartend, saß er an einem warmen Nachmittag auf der Fensterbank seines Zimmers im ersten Stock und ließ seine nackten Beine nach draußen baumeln. In der Kirche war noch völlige Ruhe; durch ein Fenster sah er die rötlichen Spiegelungen des Ewigen Lichtes. Während er seinen ungeordneten Gedanken über den Sinn dieses Zauberlichtes nachhing, von dem in seinen Kreisen nur abfällig gesprochen wurde, bemerkte er, dass es plötzlich erlosch. Er hielt seine Wahrnehmung erst für eine Täuschung, war sich aber nicht sicher. Wenig später sah er, dass sich die schwere Tür der Kirche einen Spaltbreit öffnete und ein Mädchen mit Zöpfen seinen Kopf herausstreckte, Regina aus der Parallelklasse! Sie blickte rechts und links - und dann bemerkte sie Wolfgang. Sie blieb starr stehen. Dann lief sie davon und war schnell seinem Blick entschwunden. Am darauffolgenden Tag, Wolfgang hatte die Begebenheit schon halb vergessen, wurde in der Schule plötzlich der Unterricht unterbrochen. Der Priester eben jener Kirche kam, begleitet vom Direktor der Schule, in die Klasse. Es sei eine unerhörte Schändung des Kirchenraumes geschehen, jemand habe, kaum auszusprechen, das Weihwasser verschüttet, die Blumen zertreten, das Ewige Licht gelöscht und anderen ekelhaften Unfug angerichtet. Die beiden Männer standen mit empörten Gesichtern vor der Klasse. Schweigen. Ob einer etwas wisse, fragten Kaplan und Schulrektor. Schweigen in der Klasse. Wolfgang wurde aufgerufen und streng befragt: „Du wohnst doch direkt neben der Kirche, ist dir gestern etwas aufgefallen, hast du jemanden gesehen?“ Er stand da mit rotem Gesicht, schüttelte den Kopf. „Komm nach vorne!“ Der Junge gehorchte.

„Sieh mich an!“ Der Direktor packte ihn am Jackett. „Ist dir gestern nichts aufgefallen, wo warst du denn am Nachmittag?“ Wolfgang redete sich heraus, er habe im Garten arbeiten müssen, das könne seine Mutter bezeugen. Er habe nichts gesehen. Das Mädchen Regina blieb seit diesem Vorfall über viele Jahre, solange er in jenem Ort wohnte, wo immer er auch war und wo sie es ermöglichen konnte, in seiner Nähe. Wenn er zur Schule ging, ging sie auf der anderen Straßenseite in gleicher Höhe. Bei Klassenausflügen war sie an seiner Seite und im Kino saß sie einige Reihen hinter ihm. Im Tanzkursus wählte sie ihn bei Damenwahl. Nach einer durchtanzten Nacht in der einzigen Bar der Kleinstadt versuchte sie mit Erfolg, ihn zu verführen. Aber sie sprachen nie ein Wort über den Vorfall. Hermann Schulz

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Wie ich einmal… …Bruno Kreisky die Persönlichkeit von Johannes Rau erklärt habe ... Es war Anfang der 80 Jahre, als ich in München ganz gegen meine sonstige Gewohnheit mit einem Staatsoberhaupt, dem damaligen österreichischen Bundespräsidenten Bruno Kreisky im Restaurant Käfer zu Abend aß. Zusammengeführt hatten uns die Tatsache, dass wir den gleichen Zahnarzt hatten. Dr. Horst Engler-Hamm hatte uns eingeladen. Herr Käfer ließ es sich nicht nehmen, unseren Tisch persönlich zu begrüßen.

Kreisky hatte während des SPD-Parteitages in München eine Rede von Johannes Rau gehört – und war sehr angetan davon. Im Laufe unserer Gespräche erklärte er, dass solche politischen Begabungen wie Johannes Rau in Österreich und Europa Seltenheit wären. „Dass ein großartiger und kluger Politiker Humor hat, ist selten; dass einer die Witze an der richtigen Stelle macht, ist noch seltener. Dass einer wie Rau sogar die Bibel einbeziehen kann, ohne dass es peinlich wird, ist einmalig. Da steckt Poesie und ehrlicher Glaube drin.“ Kreisky wollte mehr über den Hintergrund des – in seinen Augen noch jungen – Politikers Johannes Rau wissen. Ich erzählte ein paar persönliche Erfahrungen, so auch, dass Raus Mutter Helene, als ihr Sohn schon Wissenschaftsminister und ich Verlagsleiter war, jährlich im November bei mir fünf Exemplare der ‚Herrnhuter Losungen’ bestellte und ich sie der alten Dame jeweils persönlich brachte. Zum Dank erhielt ich regelmäßig eine Orange. Ich gab auch einige Anekdoten zum Besten, um die besonderen, nicht von allen geliebten Ausprägungen des Wuppertaler Protestantismus zu verdeutlichen und dass Rau nicht selten mit Freunden in seinem Verlagsbüro leidenschaftlich Lieder aus dem ‚Reichsliederbuch’ (ein früher weitverbreitetes pietischtisches Gesangbuch) sang. Auswendig, versteht sich. Er sang nicht etwa, um sich und seine Autoren zu erbauen, sondern aus Freude an der unvergleichlichen, von manchen für einfaltig gehaltenen Poesie dieser musikalischen Jesusverehrung, die in Wuppertal zur Volkskultur gehört. Als Beispiel zitierte ich das Liedchen „Sterbend ein armer Zigeunerknab lag, ihm ward die Botschaft von Jesus gebracht ...“. Ich kannte es von Rau. Wären wir nicht in einem öffentlichen Lokal gewesen, hätte ich Kreisky sicher dieses und andere Lieder vorsingen müssen. Davon blieb ich verschont. Bruno Kreisky bemerkte schließlich, ihm sei Protestantismus immer erdenschwer und griesgrämig vorgekommen; das Beispiel Rau versöhne ihn irgendwie mit dieser ihm bisher sehr suspekten Religionskultur. Dass ich nie dazu gekommen bin, Rau diese Begebenheit zu erzählen, mag daran liegen, dass es bei unseren Begegnungen, die in

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seinen Jahren als Ministerpräsident oder Bundespräsident seltener wurden, viel Persönliches, Familiäres und Vertrautes aus der gemeinsamen Vergangenheit zu besprechen gab. Er interessiert sich für Menschen; nicht aus taktischem Kalkül, sondern weil er eine besondere Begabung für Freundschaft hatte und sie über Jahrzehnte pflegt. Er ist nicht nur als politische Kraft eine Ausnahmeerscheinung, sondern auch als Mensch, der nie vergisst, Freundschaften mit Briefen, Anrufen und Besuchen zu pflegen. Dazu kommt sein phänomenales Gedächtnis. Er nahm als Oberbürgermeister an einer kleinen Feierstunde für den Komponisten Gustav Adolf Uthmann im Barmer Nordpark teil. Nach seiner Rede ging er auf einen älteren Herrn im Publikum zu: „Sind sie nicht der Herr xy? Wohnen Sie nicht da oder da? Sagen Sie mal, hat Ihre Mutter immer noch Probleme mit dem offenen Bein?“ Solches Interesse am persönlichen Ergehen von Menschen aus allen Bevölkerungsschichten in allen möglichen Gegenden Deutschlands hat ihn für Hunderte unvergesslich werden lassen, sie getröstet und auch stolz gemacht. Bei ihm war es nie populistische Garnierung seiner Politikerkarriere. Anteilnahme gehört zu seinem Wesen, zu seiner Glaubwürdigkeit. Das hat ihm den halb spöttisch, halb anerkennend gemeinten Titel „Bruder Johannes“ eingebracht. Vermutlich war ihm diese Bezeichnung nicht ärgerlich, verweist sie doch auf seine Grundlage, die er – obwohl er seinen Glauben nie öffentlich hinaus posaunte – nie verheimlichte. „Ich weiß mich geführt“, sagte er anlässlich seines 65. Geburtstages im Barmer Rathaus. Als er mich 1960 im Peter Hammer Verlag einstellte, verlangte er, ich müsse mich aber für mindestens zwei Jahre verpflichten. Ich zögerte, so lange in diesem frommen Tal zu bleiben. Daraus sind über 50 Jahre in Wuppertal geworden. Vielleicht weil für mich als Zugereisten vom pietistischen Niederrhein Rau eine Art von Protestantismus und Menschlichkeit begegnete, die mir ein neues, umfassendes Heimatgefühl vermittelte. Er hatte von mir eine Verpflichtung von zwei Jahren gefordert. Er selbst hat in seinem Leben Verpflichtungen übernommen, die für ihn nie ein Limit hatten. Hermann Schulz


Paragraphenreiter Kann ich als Kunsthändler mit dem Verkauf von Fälschungen Steuern sparen?

(Falls Sie sich jetzt fragen, ob hier ein Druckversehen vorliegt, weil ich genau diese Frage bereits in der letzten Ausgabe gestellt habe – es scheint so. Da ich aber dieses Mal zu einer vollkommen entgegengesetzten Antwort kommen werde, zeigt sich hier großartig, dass man sich in der Welt von Kunst und Steuern auf nichts verlassen kann.) Im Januar 2004 verkaufte der New Yorker Kunsthändler Richard L. Feigen ein vermeintliches Gemälde von Max Ernst für $ 2.500.000 zuzüglich 8,625%, also $ 215.625, Umsatzsteuer an eine Kundin. Die Umsatzsteuer führte Herr Feigen ordnungsgemäß an den amerikanischen Fiskus ab.

Susanne Schäfer, Steuerberaterin Geschäftsführerin der Rinke Treuhand GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft/ Steuerberatungsgesellschaft

(Falls Sie sich jetzt fragen, ob alle steuerlich interessanten Kunstgeschichten sich in New York begeben – es scheint so. Könnte aber auch daran liegen, dass dort die Größenordnungen ganz andere sind, was den Reiz entsprechender Sachverhalte deutlich erhöht.) Dummerweise stellte sich im Jahr 2011 heraus, dass das Gemälde eine Fälschung war. Im Interesse der Pflege einer lukrativen Geschäftsbeziehung einigten sich Herr Feigen und seine Kundin auf eine Rückabwicklung des Kaufvertrags: Herr Feigen erhielt das Bild zurück, seine Kundin den Kaufpreis in Höhe von insgesamt $ 2.715.625.

Im Interesse der Minimierung eines erheblichen finanziellen Schadens beantragte Herr Feigen nur einen Tag später die Erstattung der sieben Jahre zuvor gezahlten Umsatzsteuer. Der Antrag wurde nicht nur von den amerikanischen Steuerbehörden, sondern auch von der amerikanischen Gerichtsbarkeit abgelehnt. Entsprechende Erstattungsanträge seien nur innerhalb von drei Jahren nach Einreichung der Steuererklärung zulässig. Ärgerlich für Herrn Feigen, der für ein wertloses Bild nicht nur $ 2.715.625 an seine Kundin zurück-, sondern auch noch $ 215.625 an den Fiskus zahlen musste. Er hat mit dem Verkauf einer Fälschung im Ergebnis alles andere als Steuern gespart. (Und falls Sie Kunsthändler sind und sich jetzt fragen, ob Ihnen das in Deutschland auch hätte passieren können – mit einem guten Steuerberater nicht. Laut deutscher Rechtslage stellt die Rückabwicklung eines Kaufvertrags aufgrund Fehlens einer zugesicherten Eigenschaft der Kaufsache – Echtheit! – ein sogenanntes rückwirkendes Ereignis dar, für das die Frist zur Festsetzung einer korrekten Steuer nicht vor Bekanntwerden des Ereignisses enden kann.)

6./7. und 13./14. Dezember 2014, geöffnet von 11–19 Uhr Eintritt: 4 € | Dauerkarte: 6 € | Kinder bis 12 Jahre frei | Kombiticket ÖPNV: 6 €, erhältlich über www.wuppertal-live.de Schloss Lüntenbeck | 42327 Wuppertal | Anfahrt und Parken: www.schloss-luentenbeck.de

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Ein Buch ist… Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele. Cicero

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…wie ein Garten, den man in der Tasche trägt. Es ist nicht nur für die WuppertalElberfelder Friedrichstraße und das vor sich hin dümpelnde angrenzende Einkaufs-Zentrum Rathausgalerie eine längst überfällige Belebung, sondern ein Impuls für die nach dem langsamen Sterben des individuellen Buchhandels im Elberfelder Zentrum darbende Literaturwelt: der vor einem guten Monat eröffnete „Glücksbuchladen“ in der Friedrichstr. 52. Mit Engagement und Herzblut hat Kerstin Hardenburg an der Ecke zum Willy-Brandt-Platz eine Oase für Leser und Bücher geschaffen, die durch Freundlichkeit, persönliche Beratung und eine wenn auch noch kleine, so doch erlesene Literatur-Auswahl besticht. „Bücher sind kein geringer Teil des Glücks. Die Literatur wird meine letzte Leidenschaft sein.“, ist von Friedrich dem Großen überliefert. Der Mann hatte unbedingt recht und nimmt der

Buchhändlerin sozusagen ein persönliches Statement von den Lippen. Man soll sich in ihrem Geschäft willkommen und wohl fühlen. Bequeme Sessel und Sofas laden zum Schmökern ein – wer möchte schon die Katze im Sack kaufen. Neben erlesenen Autoren der Weltliteratur wie Dino Buzzati, William Faulkner, Franz Kafka, James Joyce, Christian Daniel Friedrich Schubart und Steen Steensen Blicher sind auch die großen Namen der Wuppertaler Literatur-Szene zu haben – und künftig dort auch zu hören. Kerstin Hardenburg möchte ihr Geschäft nämlich auch zum Treffpunkt für interessante Lesungen ausbauen: den Anfang machte am 14. August der Von der Heydt-Preisträger Michael Zeller. Andere wie die Romanautorin und Else Lasker-Schüler-Biographin Christiane Gibiec und der Schauspieler Uwe Neubauer werden in loser Reihe folgen.


Kerstin Hardenburg setzt auf Qualität, weshalb sie auch die Literatur-Jahresschrift „Karussell“ und die ebenfalls im Verlag HP Nacke erscheinende Kulturzeitschrift „Die Beste Zeit“ in ihr Sortiment aufgenommen hat. In einem kleinen Kabinett neben dem Sortiment ist um ein Geringes auch eine Auswahl antiquarischer Bücher zu haben. Was interessierte Kunden nicht auf Anhieb finden, kann bestellt und über Nacht geliefert werden.

Die Welt allein bildet einen vollkommenen Menschen nicht. Das Lesen der besten Schriftsteller muss dazu kommen. Gotthold Ephraim Lessing

glücksBUCHladen – Literatur und mehr… Friedrichstr. 52 – 42105 Wuppertal Tel. 0202-37290058 www.gluecksbuchladen.de/ Text und Fotos Frank Becker

Saitenspiel:Meisterwerke in der Historischen Stadthalle Wuppertal So 30.11.2014, 18.00 Uhr

Barockes Spanien Corelli: Sonate d-moll op. 5/12 „La Follia“ Boccherini: Musica notturna delle strade di Madrid Anonymus: Jacarás Brunetti: Sonate D-Dur Soler: Fandango d-moll Murcía: Grabe/Canarios

Nils Mönkemeyer & Friends Nils Mönkemeyer, Viola Sabine Erdmann, Cembalo Klaus-Dieter Brandt, Violoncello Andreas Arend, Theorbe

VVK: KulturKarte Tel. 02 02 .563 76 66 Veranstalter: Historische Stadthalle Wuppertal GmbH

Die Konzertreihe „Saitenspiel“ wird ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von Detlef Muthmann www.saitenspiele.eu

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Neue Kunstbücher Eine Scheibe Arm Vertiefende Einblicke in komplexe Zusammenhänge vorgestellt von Thomas Hirsch

Herbert Bayer (1900-1985) war ein Multitalent in der Kunst, und zwar auf höchstem Niveau. Grundlage war seine Ausbildung und dann Lehre am Bauhaus, die ihn für die freie Kunst ebenso prädestinierte wie für die angewandten Disziplinen: Er war Maler und Bildhauer, Fotograf und Architekt, Typograph und Werbegrafiker. Berühmt ist seine Fotomontage, die ihn selbst beim Blick in einen Spiegel zeigt: Aus dem nackten angewinkelten Oberarm nimmt Bayer eine Scheibe heraus – damit war er einer der Pioniere der Fotomontage, und er brachte einen Hauch Surrealismus und Dada in die ansonsten so rationale Welt des Bauhauses. Bedeutend war er auch im angewandten Bereich, wesentliche dieser Leistungen datieren noch vor seiner Übersiedlung 1938 in die USA, wo er später in Aspen unterrichtete. Der gebürtige Österreicher, der 1925-28 in Weimar Typographie und Grafikdesign unterrichtet hatte, arbeitete von 1928 bis 1938 in Berlin als künstlerischer Leiter des Studio Dorland und zeitweilig Artdirektor der Zeitschrift Vogue; daneben etablierte er sich als Architekt für Ausstellungen. Wie sehr Bayer mit seinen Berliner Plakaten, Broschüren und Zeitschriften-Covern das visuelle Bild

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der Zwischenkriegszeit prägte, hat jüngst eine Ausstellung im Bauhaus-Archiv in Berlin verdeutlicht, die seine Entwürfe für verschiedene Firmen präsentiert und auch seine Beiträge für die Nationalsozialisten nicht ausgespart hat: Sie schilderte Bayer in seiner ganzen Zwiespältigkeit der Anpassungsfähigkeit und als Lebemann wie auch als akribischen und fleißigen Grafiker. Begleitend dazu ist im Vergangenheitsverlag „Herbert Bayer: Die Berliner Jahre – Werbegrafik 1928-1938“ erschienen, das sich – trotz der Möglichkeiten, die ein Buch immer einer Ausstellung voraus hat – in rigoroser Ausschließlichkeit Bayers Tätigkeit als Grafikdesigner in Berlin zuwendet. Im Design den Ansprüchen des Bauhaus nachempfunden, gliedert sich das Buch in zwei Teile. In seinem Text über sage und schreibe 120 Seiten, begleitet nur von wenigen Abbildungen, geht Patrick Rössler den Berliner Jahren nach. Daran anschließend folgt in mehreren Kapiteln eine Werkübersicht seiner grafischen Arbeiten, die bei aller Fülle an „Briefmarken“ ein vergleichendes Sehen ermöglicht. Differenzierend, kritisch und analytisch ist dies ein wichtiges Buch zum Grafikdesign der 1920er und 1930 Jahre in Deutschland und zu diesem sehr wichtigen Aspekt im Werk von Herbert Bayer. Herbert Bayer: Die Berliner Jahre – Werbegrafik 1928-1938, 298 S. mit etwa 600 Abb., Klappenbroschur, 29,5 x 21 cm, Vergangenheitsverlag, 39,90 Euro

Der Einblick in ein Werk kann auch sehr anders erfolgen, dann wenn er quer durch die verschiedenen Perioden und Sparten geht. Mit dieser Methodik ist nun bei Hatje Cantz „Marcel Odenbach. Stille Bewegungen/Tranquil Motions“ zu dem 1953 geborenen, in Köln lebenden Künstler erschienen, der als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf lehrt. Odenbach ist Pionier der Videokunst in Deutschland. Gemeinsam mit Ulrike Rosenbach und Klaus vom Bruch hat er 1976 in Köln das Video-Label „Alternativ-Television“ gegründet, mit dem ersten Fernsehsender, der von Künstlern ausgestrahlt wurde (eine Ausstellung dazu ist derzeit im Museum Folkwang in Essen zu sehen). Darüber hinaus haben die drei Künstler jeweils eigene Filme, Videos und Projektionen erstellt. Marcel Odenbach reflektiert in seinen frühen Beiträgen das Medium des Fernsehens selbst, führt die verschiedenen Formate der Unterhaltungsshow und der Tagesschau zusammen, bezieht sich selbst ein und dokumentiert so – in der Suggestion eines „Tatort“-Krimis – Laufwege durch die Wohnung und die Stadt. Später (sozusagen nachdem er sich erst seines Mediums vergewissert hat) arbeitet er in seinen Filmen stark politisch und gesellschaftskritisch und wendet sich den Kulturen außereuropäischer Völker zu. Klärend, aber auch autonom erstellt er dazu Zeichnungen, welche in seinen Ausstellungen und Publikationen in den letzten Jahren stärker in den Fokus rückten. Nun aber tourt eine Ausstellung des „Institut für Auslandsbeziehungen“ durch Südamerika und stellt die verschiedenen Facetten des Gesamtwerkes vor. Das Katalogbuch dazu macht alles richtig. Es ist natürlich schwierig, das bewegte filmische Bild einzufrieren – hier funktioniert dies durch die vorausgehende knappe Beschreibung und die Folgen von Stills. Schön auch, dass Odenbach in einem Interview selbst zu Wort kommt. Mithin erfahren wir hier sehr viel von den Intentionen und der Bildsprache dieses wichtigen Künstlers. Marcel Odenbach, Stille Bewegungen/ Tranquil Moments, Hrsg. Institut für Auslandsbeziehungen, dt., engl, 224 S. mit 384 Abb., Hardcover, 25,7 x 18,7 cm, Hatje Cantz, 38,- Euro


Marcel Odenbach hat auch an den Videowochen im Wenkenpark in Riehen bei Basel 1984 und 1986 mit seinen Filmen und als Workshop-Leiter teilgenommen; nur auf der dritten und letzten Veranstaltungsreihe 1988 war er nicht vertreten. Diese Video-Wochen waren – in diesen frühen Jahren – als Fachveranstaltung zu verstehen. Sie dienten dem Austausch zwischen Künstlern und Theoretikern und stellten die Frage nach der Zukunft des neuen Mediums, zugleich wurden hier Filme produziert. Natürlich waren sie die beste Werbung für die Video-Kunst. Dazu ist jetzt im Christoph Merian Verlag „Video Rewind. Videowochen im Wenkenpark“ – halb Dokumentation, halb Würdigung mit einer CD, welche die Videos beinhaltet – erschienen, das dieses Projekt in Erinnerung ruft, welches in der Anfangszeit des Videos dieses als Kunstform förderte und weiter verbreitete. Das Buch ist angenehm unprätentiös, dadurch authentisch, dabei klar gegliedert in der Verknüpfung der historischen Dokumente. Es macht den Geist des Improvisierten und Engagierten spürbar und zugleich verdeutlicht es die Qualitäten und Spezifika der frühen Videokunst: Teilgenommen haben im Wenkenpark so herausragende Künstler wie Dara Birnbaum, Dan Graham, Nan Hoover, Bruce Nauman und eben Marcel Odenbach. Reinhard Manz, René Pulfer (Hrsg.), Video Rewind, 176 S. mit 136 üwg. farb. Abb., geb., mit DVD (176 min), 22,5 x 15 cm, Christoph Merian Verlag, 39,- Euro

Wieder ganz anders geht das Buch „Hungarian Cubes“ bei Park Books vor. Die 1969 geborene Künstlerin Katharina Roters schildert mit ihren Sachaufnahmen ein Phänomen, das Malerei mit Architektur und Gesellschaft mit individueller Behauptung, auch Protest verknüpft. Mit den Augen der Fremden ist Roters 2003 von Düsseldorf in ein kleines ungarisches Dorf gezogen und sieht dort die „Würfelhäuser“: Quadratische Häuser der ländlichen Bevölkerung, die während der Ära von János Kádár zwischen den 1950er und den späten 1980er Jahren errichtet worden waren und durch den musterartigen, einerseits strengen, andererseits spielerischen Fassaden-Anstrich eine Einzigartigkeit erhielten. Sie waren die Einfamilienhäuser der Pendler, die auf dem Land lebten und in der Stadt arbeiteten. Heute sind diese Wohnhäuser nicht mehr zeitgemäß und werden abgerissen oder aufgelassen, so dass sie verfallen. Mit konstruktiv malerischen Qualitäten, oft auf Symmetrie hin angelegt, erhalten die Fenster die Bedeutung von Augen und deuten auf eine Beziehung von Innen und Außen. Roters verhält sich hier als Feldforscherin mit der Kamera. Dabei wird das Buch in seine Abfolge zur künstlerischen Form. Es wird zu einer Erzählung, konsequenter Weise sind die begleitenden Texte erst im Abspann. Übrigens sind sie nicht leicht zu lesen; der Text von Katharina Roters selbst hat etwas unangenehm Wichtigtuerisches – schade. Aber Star des Buches sind doch die Fassaden dieser Häuser, die frontal aus geringem Abstand, dabei sachlich, zentiert in knappem Umraum fotografiert sind. Hungarian Cubes, hrsg. und mit Fotografien von Katharina Roters, 173 S. mit 123 üwg. farb. Abb., geb. mit Schutzumschlag, 25 x 22 cm, Park Books, 38,- Euro

Einen tieferen Einblick in die chinesische Kunst der Gegenwart aus freilich deutscher Perspektive liefert das umfangreiche Buch „Crossing China“, das jetzt bei daab erschienen ist. Es hat in etwa den Look von Merian-Bänden, also eines Reiseführers, um sich durch das Land zu bewegen und, über Hintergrundwissen, neben der Kunst überhaupt die Kultur und vielleicht die Architektur zu verstehen. Dazu passt, dass unterschiedliche, überwiegend deutsche Autoren schreiben; unklar bleibt, ob sie die besten Kenner zum Sachverhalt sind. Zwar stehen in den Artikeln einzelne Künstlerpersönlichkeiten im Vordergrund, werden mit ihre Vita und anhand von Werken vorgestellt, aber schon durch die (ziemlich unruhige) Grafik stark in den Kontext ihres Lebens- und kulturellen Umfeldes eingeordnet. Die Werkabbildungen sind als Teil des Konzeptes oft angeschnitten; im Zentrum stehen sie nicht so richtig. Strukturmerkmal – also zur Gliederung in Kapitel – sind die Städte und Regionen als jeweils spezifische kulturelle Zentren. Darum geht es: Atmosphären und das Klima zu vermitteln, aufgrund dessen und in dem die Kunst wächst. Es gibt andere Bücher über die chinesische Kunst und andere Methoden der Annäherung – diese hier ist eine passable. Gérard A. Goodrow (Hrsg.), Crossing China – Land of The Rising Art Scene, dt., engl., 360 S., durchgehend bebildert, Hardcover im Schuber, 28 x 24 cm, daab, 125,- Euro

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Versunkene Landschaften

Holger Klaes/Hans Blossey/Gisela Schmoeckel Talsperren im Bergischen Land und Sauerland Š 2012 Bergischer Verlag, 190 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Fadenheftung, ca. 23 x 30,5 cm, 164 farbige Abb. ISBN: 978-3-943886-03-1 24,80 Euro

„Zukunftsweisend veränderten Ende des 19. Jahrhunderts Städte, Gemeinden und Wirtschaftsverbände die Landschaft des Bergischen und des Sauerlandes. Der Aachener Professor Dr. Otto Intze, Ingenieur und Spezialist des Wasserbaus, errichtete 1889 im Eschbachtal bei Remscheid die erste gebogene Sperrmauer fĂźr eine Trinkwassersperre. Dieser Pioniertat folgte eine Welle von Talsperrenbauten zur Gewinnung von Wasserkraft und Trinkwasser, die die freundliche HĂźgelund Berglandschaft zwischen Rhein, Ruhr, Sieg und Diemel zu einer abwechslungsreichen Seenlandschaft machten. Bis zum 1. Weltkrieg entstanden an die 20 Sperrmauern, danach folgten bis in die 1980er Jahre mächtige Dammbauten.“ Soweit der Verlag Ăźber das einzigartige Werk der Fotografen Holger Klaes und Hans Blossey, mit dem sie 41 Talsperren und Stauseen NordrheinWestfalens zwischen Ennepetal im Norden (Hasper Talsperre), Netphen im SĂźden (Obernau-Talsperre), Burscheid im Westen (Diepental-Talsperre) und Brilon im Osten (Diemel-Talsperre) in brillanten Fotografien, historischen Abrissen, Baugeschichte, UmriĂ&#x;- und Querschnittzeichnungen, statistischen Zahlen, Zweck und technischen Informationen vorstellen. Die Textgestaltung lag dabei in den Händen der Journalistin Gisela Schmoeckel, die vor allem im und Ăźber das Bergische Land publiziert. Heute wie damals unverzichtbare Wasserreservoirs, Energiequellen, Naherholungsgebiete und Natur-Ressourcen, haben die Talsperren zur Zeit ihrer Entstehung durchaus gegen den Wider-

stand der zwangsläufig umgesiedelten BevĂślkerung traditionsreiche Landschaften, Täler und ganze Ortschaften bis Ăźber die Kirchturmspitze verschlungen, womit sie mit dem Braunkohle-Tagebau eine fatale Gemeinsamkeit haben. Heute schmiegen sich die kĂźnstlichen Seen in die Mittel- und Vorgebirgslandschaft, als wäre es schon immer so gewesen. Die Reise mit den Augen, zu der Ideengeber und Autor Holger Klaes seine Leser mit diesem prächtigen Bildband einlädt, macht Appetit auf wirkliche AusflĂźge zu diesen magischen und auch ein wenig mystischen Landschaften. Von romantischen „Zwergen“ wie der Ronsdorfer Talsperre, bis zu den Giganten wie der Bigge- und der legendären MĂśhne-Talsperre, fĂźr deren ZerstĂśrung die englische Luftwaffe im 2. Weltkrieg eine raffinierte „rollende“ Bombe konstruierte, erzählt das Buch, beschreibt die Landschaften drumherum und gibt beherzigenswerte Ausflugstips. Ein Buch, das Freunde der Rheinisch-Westfälischen Heimat, der Bautechnik, an Wasserwirtschaft interessierte Leser, groĂ&#x;e und kleine Jungs, Fotofreunde und Reiselustige gleichermaĂ&#x;en anspricht. Vielleicht eines der schĂśnsten Geschenke fĂźr den weihnachtlichen Gabentisch. Von den Musenblättern empfohlen. Frank Becker Weitere Informationen: www.bergischerverlag.de und www.klaes-w.de/

IM SKULPTURENPARK WALDFRIEDEN, WUPPERTAL MITTWOCH, 19. NOVEMBER > 19 UHR > PAVILLON JARRY SINGLA & EASTERN FLOWERS > THE MUMBAI PROJEKT <

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Geschichtsbücher, Buchgeschichten Vorgestellt von Matthias Dohmen

Eine Ansmeerfahrt Ein Liebesroman: Zwei Menschen, die in ihrem bisherigen Leben mit funktionierenden Beziehungen nicht gerade verwöhnt wurden, treffen sich in einem Nordsee-Restaurant und beschließen spontan, für ein paar Tage an die niederländische Küste zu fahren. Über die beiderseitige Verehrung der Musik vor allem Keith Jarretts kommen sie sich näher und näher, bis die Romanze – mehr sei nicht verraten – ein jähes Ende findet. Eine kurze sehr intensive Beziehung, auf über 230 Seiten packend, flüssig und eigenwillig beschrieben. Schon wegen seiner Wortschöpfungen wie Ansmeerfahrt, Brustbefassung, Marielächeln oder Marieverbleib ist der Roman des 1958 in Wuppertal geborenen Autors ein Lesegenuss. Urkomisch die Nebengestalten wie der schachspielende und rülpsende US-Amerikaner oder die astreines Bayerisch sprechende schwarze Nutte. Kundenrezension auf Amazon, gefunden am 18.7.2014: „Kluge Gedanken, wunderbare Ideen zur Musik und vor allem die große Empathie mit den handelnden Personen machen den Roman zu einem Meisterwerk.“ Und wer noch nicht weiß, ob er Wien besuchen soll und, wenn ja, welche Bau- oder Kunstwerke: Hier wird ihm geholfen. Nicht die „Sissistadt“ oder die „Fiakerstadt“: „Einen Tag auf dem Zentralfriedhof, das ist das Größte, glauben Sie mir!“ Christian Oelemann, Dumme Gedanken. Roman, Bedburg: Verlag 3.0 2014, 232 S., 16,90 Euro

Widerstand I Ein Buch über ein Verbrechen: Am 3. Oktober 1943 brennt die deutsche Wehrmacht das griechische Dorf Lyngiádes nieder. Im Rahmen einer „Vergeltungsaktion“ gegen Partisanen finden mehr als 80 Personen, darunter 34 Kinder und Säuglinge, den Tod. Die Häuser geplündert und dann abgefackelt. Hunderten Ortschaften blühte ein ähnliches Schicksal. Doch die Geschichte von Lyngiádes ist minutiös und akribisch rekonstruiert und in dem 2011 in Griechenland und 2013 vom Verlag J. H. W. Dietz Nachf. veröffentlichten Buch festgehalten. General Hubert Lanz, der in der frühen Bundesrepublik seine Karriere als FDP-Sicherheitsexperte fortsetzte und den „Kameradenkreis der 1. Gebirgsdivision“ gründete, und dem Miltärbefehlshaber in Griechenland, Wilhelm Speidel, wurde 1948 in Nürnberg der Prozess gemacht, doch kamen sie nach kurzer Haft wieder frei. Weder Bonn oder Berlin noch Athen haben die Opfer jemals entschädigt. Renommierte Geschichtswissenschaftler waren so frei, den Autor des Buches und emeritierten Professor für Rechts- und Sozialgeschichte als „Barfuß-Historiker“ zu schmähen. Auch eine Form von Vergangenheitsbewältigung. Christoph U. Schminck-Gustavus, Feuerrauch. Die Vernichtung des griechischen Dorfes Layngiádes am 3. Oktober 1943, Bonn: J. H. W. Dietz Nachf. 2013, 336 S., 24,00 Euro

Widerstand II Eine Saga aus Böhmen und Mähren: In dem Roman, der das Verhältnis der Tschechen und der Deutschen nach der Besetzung des Sudetenlandes zum Thema hat, kommt die Hauptfigur, Drahomira, 1940 mit einem fertigen Attentatsplan gegen die deutschen Besatzer nach Neuperstein. In dem Gutsbesitzer glaubt sie einen Mann zu finden, auf dessen Unterstützung sie zählen kann. Doch der Adelige sucht den Freitod, zumindest legen bestimmte Umstände diese Theorie nahe. „Ich dachte, die Verzauberung durch eine Frau könnte ihn zu Handlungen veranlasst haben, die er im Innersten gar nicht wollte.“ In der laut Vorspruch „frei erfundenen“ Geschichte taucht, etwas verwirrend, ein „Onkel des Icherzählers“ auf, aus dessen Briefwechsel mehrfach „Eigennamen und Ortsangaben teilweise geändert“ worden seien. Da sich die Anmerkungen am Ende des Bandes befinden, ist der Leser gehalten, ständig hin- und herzublättern. Alles in allem aber ein spannendes Werk, in dem der im Nordpark-Verlag und vielfach in den „Musenblättern“ (www. musenblätter.de) publizierende Verfasser Befindlichkeiten und Aktivitäten des antifaschistischen Widerstands romanhaft rekonstruiert. Wolf Christian von Wedel Parlow, Drahomira. Roman, Wuppertal: Nordpark 2008, 338 S., 15,00 Euro

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Kulturnotizen Akademie Plus

Barockes Spanien Sonntag, 30. 11. 2014, 18.00 Uhr Historische Stadthalle Wuppertal – Mendelssohn Saal Anonymus: Jacarás Gaëtano Brunetti: Sonate D-Dur Antonio Soler: Fandango d-moll Luigi Boccherini: Musica notturna delle strade di Madrid Santiago di Murcía: Grabe/Canarios Arcangelo Corelli: Sonate „La Follia“ Nils Mönkemeyer, Viola & Freunde: Sabine Erdmann, Cembalo Klaus-Dieter Brandt, Violoncello Andreas Arend, Theorbe

Der spanische Barock fand zu einer ganz eigenen Mischung aus mitreißenden Rhythmen und galantem Stil. Murcía, ein berühmter Gitarrist, notierte die Volkstänze, die er auf seinen Reisen gehört hatte. Boccherini setzte das Nachtleben in den Straßen Madrids lautmalerisch um. Die „Follia“ gehört zu den „Evergreens“ des spanischen Barock, die berühmtesten Variationen über dieses Volkslied stammen von Corelli. Nils Mönkemeyer hat in den vergangenen Jahren eine kometenhafte Karriere hingelegt – und dies mit der Bratsche, die gerne im Schatten der glamourösen Violine steht. Nicht nur sein leidenschaftliches Spiel, sondern auch seine außergewöhnlichen Programme begeistern weltweit das Publikum. 17 Euro | ermäßigt 6 Euro VVK: KulturKarte. Veranstalter: Historische Stadthalle Wuppertal GmbH mit freundlicher Unterstützung von Detlef Muthmann www.saitenspiele.eu

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Veranstaltungshinweise Oktober und November 2014 Rost und Gold in der Acrylmalerei Termin: 20. – 24.Oktober, Montag, 15 Uhr bis Freitag, 13 Uhr Kunst im Dialog Piet Mondrian Termin 24. – 26. Oktober, Freitag, 15 Uhr bis Sonntag, 13 Uhr Fast jeder kennt das Bild: Komposition mit Gelb, Rot und Blau. Piet Mondrian, nach Rembrandt und Vermeer einer der berühmtesten holländischen Maler, kreierte es 1927. Die Primärfarben hat er als bildnerisches Mittel eigesetzt, ebenso Weiß als „Nichtfarbe“. Das Bild ist horizontal und vertikal komponiert. Aber welchen künstlerischen Weg nahm Mondrian, bevor er dieses Bild schaffte? Wir betrachten, hören und skizzieren, malen und zeichnen zu Piet Mondrian. Dabei tauchen wir praktisch und theoretisch in seine Arbeit von Landschaftsbildern, über den Kubismus bis hin zur Gegenstandslosigkeit ein. Freie Malerei – offenes Atelier: Abstrakte Acrylmalerei mit Vorkenntnissen Termin: 27. – 31.Oktober, Montag, 15 Uhr bis Freitag, 13 Uhr

Auf Entdeckungsreise Verschiedene Materialien als Inspirationsquelle für abstraktes Arbeiten Termin: 7. – 9. November, Freitag, 15 Uhr bis Sonntag, 13 Uhr Neben den klassischen Bildhauermaterialen Ton und Gips bieten uns auch industriell produzierte Werkstoffe wie Kunststoff, Papier oder Draht unendlich viele Möglichkeiten der dreidimensionalen Gestaltung. Angeregt von Beobachtungen in der Natur lassen wir unserer

Fantasie freien Lauf, indem wir unterschiedlichste Materialien kombinieren: Verknoten, umwickeln, vernähen, einund abgießen, modellieren, stapeln... vieles ist möglich. Staunen Sie, was geschieht – Fantasiegebilde entstehen, floral-organisch, anmutend-bizarr, schönbefremdlich. Neben der Vermittlung spezieller Techniken werden gestalterische Fragestellungen nach der Wirkung von Raum, Konstruktion, Oberfläche, Struktur und Farbe thematisiert. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. „Kreativ mit Tablet-Computer oder Smartphone?!“ Termin: 8. Nov., Samstag, 10 – 18 Uhr Tango Café Tango Argentino: Workshop für Einsteiger Termin: 8. Nov., Samstag, 14-18 Uhr Klicken statt Kleben Das Fotobuch als Schatzkiste persönlicher Erinnerungen Termin: 17.-21. November, Montag, 15 Uhr bis Freitag, 13 Uhr Apple Spezial Termin: 21. – 23. November, Freitag, 15 Uhr bis Sonntag, 13 Uhr Für alle, die gerne mit dabei sein möchten, finden sich weitere Informationen unter: www.akademieremscheid.de/ Akademie-Plus.de oder telefonisch unter 02191-794 212.

KUNSTHOCHDREI Kunsthochdrei ist eine Veranstaltungsreihe des Kunst- und Museumsvereins in Kooperation mit dem Von der HeydtMuseum, dem Literaturhaus e. V. und der Hochschule für Musik und Tanz Köln/ Wuppertal. 22. Oktober 2014 Camille Pissarro Einführung Dr. Gerhard Finckh: Camille Pissarro, der Vater des Impressionismus Ingeborg Wolff liest Texte aus der Zeit Camille Pissarros Musik von Camille Saint-Saëns Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 1 c-Moll op. 32 Susanne Müller-Hornbach, Violoncello Florence Millet, Klavier Moderation Prof. Dr. Lutz-Werner Hesse www .kmv-wuppertal.de


Emil Schumacher Museum Henri de Toulouse-Lautrec Der Meister der Linie im Emil Schumacher Museum Bis zum 25 Januar 2015 Zum fünfjährigen Bestehen des Emil Schumacher Museums zeigen wir eine umfangreiche Einzelausstellung des Malers und Graphikers Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) im Kunstquartier Hagen. Diese Werkschau aus der Sammlung Gerstenberg ermöglicht einen Überblick über das druckgraphische Gesamtwerk eines der bedeutendsten Künstler der Belle Epoque. Toulouse-Lautrec ist vor allem für seine großformatigen Farblithographien und Werbeplakate berühmt. Mit großem Realismus machte der Künstler in Ihnen die Dekadenz der heute romantisch verklärten Epoche nach der Industriellen Revolution und vor dem I. Weltkrieg zum Thema. Am Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich entstanden, markiert das zugleich den Aufbruch in die Moderne im 20. Jahrhundert. Im Kunstquartier Hagen findet die Ausstellung im Jahr des 150. Geburtstages von Henri de Toulouse-Lautrec an einem ganz besonderen Ort statt. Hier wurde 1902 das Folkwang Museum gegründet, dessen Jugendstil-Interieur von Henry van de Velde (1863-1957) noch heute besichtigt werden kann. Künstler wie Toulouse-Lautrec und Vincent van Gogh hatten hier ihre ersten Museumsausstellungen in Deutschland.

Henri de Toulouse-Lautrec, Eldorado, Aristide Bruant, 1892, Lithographie, Plakat, 137 x 96,5 cm. Sammlung Gerstenberg

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch – 1. Spielzeithälfte 2014/2015 bis Dezember 2014 • Spielzeitöffnung in Paris und Wuppertal • Buchpremiere „Schönheit wagen“ • Neue Tänzer im Ensemble • 30 Jahre Brooklyn Academy of Music

Kleider für alles: weinen, den Boden wischen, Ziegelsteine schleppen, schwimmen und natürlich tanzen. Am 18. September stellte das Tanztheater Wuppertal im Anschluss an die Aufführung von „Sweet Mambo“ die Publikation „Schönheit wagen“ vor, ein Fotobuch mit

Julie Shanahan in „Sweet Mambo“. Copyright Bettina Stöß

Anna Wehsarg und Rainer Behr in “ … como el musguito en la piedra, ay si, si, si …”. Copyright Bo Lahola

Das Tanztheater Wuppertal gastiert zu Beginn der Spielzeit mit „Sweet Mambo“ beim Internationalen Edinburgh Festival. Auf Einladung der Opéra National de Paris eröffnete das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch die Spielzeit in Paris Anfang September mit sechs Aufführungen von „Two Cigarettes in the Dark“ und setzte damit das Abenteuer fort, das 1991 mit einem Gastspiel des Tanztheaters mit „Iphigenie auf Tauris“ im Palais Garnier begonnen hatte. Auf Wunsch der Pariser Oper wurde der Austausch im Laufe der Jahre intensiviert. Zwei Choreografien von Pina Bausch, „Das Frühlingsopfer“ und „Orpheus und Euridike“, gehören mittelweile zum festen Repertoire des Ballettensembles der Pariser Oper. Drei neue Tänzer haben sich dem Ensemble angeschlossen: Ophelia Young, Cagdas Ermis und Breanna O´Mara aus den USA. Sie wird in „Sweet Mambo“ zum ersten Mal in Wuppertal auf der Bühne zu sehen sein. Buchpremiere im Opernhaus Wuppertal Für 27 Stücke von Pina Bausch und den Film „Die Klage der Kaiserin“ hat Marion Cito die Kostüme entworfen.

großformatigen, größtenteils bisher unveröffentlichten Fotografien der Tanzkleider von Marion Cito, entstanden mit freundlicher Unterstützung der Pina Bausch Foundation. 30 Jahre Gastspielpartnerschaft mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch feiert die Brooklyn Academy of Music (BAM) in New York anlässlich von neun Kontakthof-Vorstellungen des Tanztheaters im Oktober und November 2014. Weitere Gastspielreisen führen die Kompanie Ende 2014 nach Ottawa, Montreal und Antwerpen. Karten und Gesamtspielplan www.pina-bausch.de. Reservierungstelefon Kulturkarte 0202 563 76 66

Klangart extra Mittwoch, 19. November, 19 Uhr > Pavillon Jerry Singla & Eastern Flowers > The Mumbai Projekt

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Kulturnotizen Jarry Singla / Piano, Indian Harmonium Ramesh Shotham / Perkussion, Gesang Christian Ramond / Bass – Sanjeev Chimmalgi / Gesang – Pratik Shrivastav / Sarod – Vinayak Netke / Tabla Als Ausklang gibt es noch eine ganz spezielle „Zugabe“ zum diesjährigen

KLANGART-Festival. Anlässlich ihres 25-jähriges Bestehens fördert die Kunststiftung NRW besondere Projekte international renommierter Künstler und Künstlerinnen aller Sparten im Land. Als ein herausragendes musikalisches Projekt hat sie den deutschindischen Pianisten, Komponisten und Kosmopoliten Jarry Singla mit seiner Formation Eastern Flowers, der deutsche und indische Musiker angehören, ausgewählt. Gelebt hat Singla schon in den musikalischen Melting Pots Köln, New York und Mexico City; Unzählige Begegnungen mit Musikern verschiedenster Länder haben Spuren hinterlassen. In seiner Musik verbindet Singla europäisches Musikfundament mit den Spielarten des Jazz sowie der Folklore und Traditionen der Kunstmusik außereuropäischer Länder; Instrumente des indischen Kulturkreises treffen auf Jazz-Instrumentarium. Eine wahrhaft kosmopolitische Musik – und damit ein würdiger Abschluss für KLANGART 2014 in Verbindung mit der Kunststiftung NRW.

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Ausstellung Eckehard Lowisch: Mission Bahnhof Skulptur und Zeichnung

hof Vohwinkel aus. Lowisch zeigt in der KUNSTSTATION neue, großformatige Skulpturen, Installationen, Reliefarbeiten und erstmalig Zeichnungen. Die Ausstellung Eckehard Lowisch Mission:Bahnhof – Skulptur und Zeichnung ist Di-Fr von 10:00 Uhr-12:00 Uhr und So. von 15:00 Uhr-17:00 Uhr geöffnet. Außerdem gibt es die Möglichkeit die Ausstellung zu den Terminen der Konzerte des Gitarrenfestivals SAITENREISE und zum WOGA-Wochenende zu besuchen. www.buergerbahnhof.com Vernissage: Do. 2. 10. 14, 18:00 Uhr Eckehard Lowisch (geb. 1966) arbeitet seit über 25 Jahren virtuos und experimentell mit dem Material Stein. Seine Methode ist es, tradierte Vorstellungen und physikalische Eigenschaften dieses

Zwei Bergische Künstler Eugen Batz und August Preuße in der Ausstellung „Wir waren bei Paul Klee“ GEO-Zentrum, 92670 Windischeschenbach 21. September bis 16. November 2014 Nachdem vor einiger Zeit in der Städtischen Galerie Remscheid eine Ausstellung mit Arbeiten von Bauhaus-Schülern gezeigt wurde und im Berliner Bauhaus-Archiv eine Ausstellung speziell mit Arbeiten von Kandinsky-Schülern stattfindet, widmet sich eine Ausstellung im oberpfälzischen Windischeschenbach den Werken von Schülern Paul Klees. Genauer gesagt, den Schülern, die Paul Klee in seiner Zeit an der Kunstakademie in Düsseldorf hatte. Viele waren es nicht, die sich Klee-Schüler nennen durften, war ihm nur eine kurze Lehrtätigkeit in Düsseldorf beschieden. Paul Klee kam 1931 vom Bauhaus Dessau nach Düsseldorf. Seine Tätigkeit dort wurde aber bereits im April 1933 abrupt durch die Nationalsozialisten beendet. Die Ausstellung mit rund 50 Arbeiten ermöglicht einen spannenden und sehr interessanten Blick auf die jeweils eigene Entwicklung dieser Künstler- persönlichkeiten. Dabei sind auch zwei Künstler aus dem Bergischen Land, nämlich der aus Velbert stammende Eugen Batz und der Solinger August Preuße, beides Meisterschüler von Paul Klee. Weiterhin sind beteiligt Hubert Berke, Georg Jakob Best und Petra Petitpierre. Noch einen weiteren Bezug zum Bergischen Land hat diese Ausstellung. Kurator ist der ehemalige Solinger Ralf Seilheimer.

Materials zu konterkarieren. Wer seinen Skulpturen begegnet, erkennt ihre Valenz, ihre Eigenschaft sich mit uns verbinden zu wollen. Seine skulpturalen Werke erschließen sich oft erst über den zweiten Blick. Er arbeitet auf humorvolle Weise mit ungewöhnlich gewöhnlichen Motiven und mit Materialverschiebungen. www.lowisch.de

Paul Klee,Geometrische Flächenkomposition, 1934, Aquarell, monotypisiert

Der Wuppertaler Bildhauer Eckehard Lowisch stellt vom 2. 10. 14 bis 2. 11. 14 Skulpturen und Zeichnungen im Bahn-


TalTonTheater Spielplan Oktober/November 2014 Freitag, 3. 10., 20:00 Uhr „Achtung Deutsch!“ Multi-Kulti-Komödie

Friedrich-Spee-Akademie Das Ausscheiden aus dem Beruf bei gleichzeitigem Anstieg der Lebenserwartung ist eine neue Herausforderung an unsere Gesellschaft. Menschen in der zweiten Lebenshälfte betrachten das Leben ohne Erwerbstätigkeit als erfüllte Zeit. Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten: ohne Alltagsverpflichtungen Hobbys nachzugehen, Kenntnisse aufzufrischen oder berufliches Wissen, Erfahrungen und kreative Fähigkeiten zu vermitteln. Ein Forum für neue soziale Kontakte. Die Friedrich-Spee-Akademie wurde 1996 durch Bernhard Lamprecht mit engagierten Persönlichkeiten ins Leben gerufen. Nach Gründungen in Düsseldorf, Mönchengladbach, Berlin, Hamburg, München und Frankfurt erfolgte der Start der FSA BergischLand im Sommer 2006. Die Friedrich-Spee-Akademie Wuppertal ist seit 2010 als gemeinnütziger Verein anerkannt. Ihre Ziele: * Die Akademie möchte in Kooperation mit anderen Institutionen durch Kultur- und Bildungsangebote den Menschen in der zweiten Lebenshälfte Anregungen geben, ihr Leben aktiv und lebendig zu gestalten * Sie möchte dazu beitragen, dass sich die wachsende Gruppe der älteren Bürgerinnen und Bürger am gesellschaftlichen Dialog beteiligt * Das Angebot soll Anregungen geben für diejenigen Mitbürger, die durch Engagement und Aktivität als Teilnehmer, Mitarbeiter und Referenten ihr Leben nach ihrer Arbeitszeit als glücklichen „Unruhestand“ gestalten wollen * Miteinander den gesellschaftlichen Dialog suchen.

Programm Herbst/Winter: 15. Oktober Rundgang unter Leitung von Stadtführer Jürgen Holzhauer. Unter dem Motto „Vertellches entlang der Wupper“ geht es von Oberbarmen bis Vohwinkel. Am 22. Oktober folgt im Historischen Zentrum eine Lesung zum Thema „Friedrich Engels und Genossen“ 21. November Führung durch die Stadthalle. 12. Dezember „Wildgänse und Schloss Moyland“. Dabei wird die Beuys-Sammlung besichtigt. Stadtrundgänge: 10. Oktober Motto: „Tod In der Wupper“ zu den Orten eines fiktiven Mordes 1807, 17. Oktober „Die Zanella-Meile“ über die Friedrich-EbertStraße. Exkursionen: Barmer LieraTour, zu den Barmer Anlagen, zu 500 Jahren Textilgeschichte, zu Denkmälern, die an Menschen und Vorbilder erinnern und zum Beipiel zum Ehrenfriedhof Lönsstraße. Weitere Führungen: durch die JuniorUni und ins historische Farbfernsehlabor. Zudem gibt es Vorträge und Workshops zu E-Books, zur Sicherheit im Internet und zu den Religionen in Wuppertal. Handykurse und Smartphone-Kurse für Senioren, einen Vortrag zum Palliativ-Netzwerk und Besuch bei der Traditionsbäckerei Hösterey. Kulinarisch wird es bei einer Weinprobe im Weinstein und bei einer Führung im Golfhotel Vesper mit Gänseessen. Höhepunkte sind auch ein Besuch der Pissarro-Ausstellung im Von der HeydtMuseum, ein Besuch des Seniorentanztheaters sowie mehrere Konzerte, unter anderem von Thomas Rückert und Marili Machado.

Achtung deutsch Durch einen bürokratischen Irrtum wird Henrik Schlüters Multi-Kulti-Studenten-WG als Familie eingestuft. Als während seiner Abwesenheit ein pflichtgetreues Prüforgan der Wohngenossenschaft zum Lokalaugenschein kommt, spielen der Syrer Tarik, die Französin Virginie, der Italiener Enzo und der Wiener Rudi die pefekte deutsche Familie. Weitere Aufführungen: Samstag, 4. 10., 20:00 Uhr / Samstag, 1. 11., 20:00 Uhr / Sonntag, 2. 11., 18:00 Uhr Samstag, 11. 10., 20:00 Uhr Modernes Märchen Die Irre von Chaillot Klassiker von Jean Giraudot Letzte Aufführung: So, 12. 10. 18:00 Uhr Freitag, 17. 10., 20:00 Uhr Lars Lienen „Bis dass Dein Tod uns scheidet“ Ein-Mann-Revue Komödie um einen professionellen Witwer mit schauerlichen Songs und schwarzem Humor Samstag, 18. 10. 20:00 Uhr André Baldes „André Baldes & Band“ Singer/Songwriter aus Aachen, 1x live in Wuppertal Samstag, 25. 10. 20:00 Uhr „Mörderkarussell“ – Premiere – Drei ist einer zu viel – Irrwitzige Screwball-Komödie Weitere Aufführungen: Sonntag, 26. 10. 18:00 Uhr, Samstag, 8. 11. 20:00 Uhr, Sonntag, 9. 11. 15:00 Uhr inkl. Kaffee und Kuchen, Sonntag, 9. 11. 18:00 Uhr Freitag, 14. 11. 20 Uhr „Fünf Frauen und ein Mord“ Kriminalkomödie Weitere Aufführung: Sa 15. 11. 20 Uhr

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Kulturnotizen Sonntag, 16. 11. 15:00 Uhr „Kunst der Travestie: Die Golden Girls“ Travestie-Revue zu gast im TalTonTheater – Weitere Aufführung: Sonntag, 16. 11. 19:00 Uhr Samstag, 22. 11. 20:00 Uhr „Oh Tannengrau’n“ – Das Weihnachtsmusical für die ganze Familie. Weitere Aufführungen: Sonntag, 23. 11. 18:00 Uhr, Freitag, 28. 11. 20:00 Uhr, Samstag, 29. 11. 20:00 Uhr, Sonntag, 30. 11. 15:00 Uhr TalTonTHEATER Wiesenstraße 118, 42105 Wuppertal, www.taltontheater.de Preise: VK Typ A: 17,-/15,- VK Typ B: 15,-/12,- AK Typ A: 18,50-/15,- AK Typ B: 16,50-/12,- /// kontakt@taltontheater.de Kartentelefon: 0211 27 4000 /// online

Programm Okt./Nov. 2014 Mi 1. 10. 2014, 19:30 Uhr /// Theater am Engelsgarten /// Die schöne Müllerin /// Liederzyklus von Wilhelm Müller und Franz Schubert /// Ein Abend für neun SchauspielerInnen /// Am Flügel: Christoph Schnackertz /// Der Dichter Wilhelm Müller (1794 – 1827) und der Komponist Franz Schubert (1797 – 1828): Nur durch Zufall nahm der Komponist Notiz vom Dichter – und war hingerissen. So entstanden zwei der wichtigsten Liederzyklen der Musikgeschichte: Die schöne Müllerin und Die Winterreise. Der Abend wird eine Reise an den Rand, eine Mischung aus Musiktheater und theatraler Ausstellung, ein Mosaik. Mit einem Vergrößerungsglas auf Details, die heute die Liebe, das Leben, die Sehnsucht und den Todestrieb bestimmen. – Ein Theaterabenteuer, in dem wir uns verabschieden vom romantischen Ideal der Liebe. Und wo aus einem leeren Raum, den wir uns schaffen, vielleicht bald etwas Neues wächst. Und was bleibt danach? Auf jeden Fall die Musik von Schubert. Sehnsucht und Liebesschmerz in Schönheit verwandelt für alle Zeiten. – Jos van Kan

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Weitere Aufführungen: Sa 4. 10. 2014, 19:30 Uhr / So 5. 10. 2014, 16:00 Uhr / Mi 8. 10. 2014, 19:30 Uhr / Do 9. 10 2014, 19:30 Uhr / Sa 11. 10. 2014, 19:30 Uhr / Fr 31. 10. 2014, 19:30 Uhr / So 2. 11. 2014, 16:00 Uhr / Mi 5. 11. 2014, 19:30 Uhr / alle Vorstellungen im Theater am Engelsgarten Mi 1. 10. 2014, 19:30 Uhr /// Opernhaus /// „...como el musguito en la Piedra, ay si, si, si...“ /// Tanztheater Wuppertal PINA BAUSCH

Do 2. 10. 2014, 17:00 Uhr /// City-Kirche Elberfeld /// Das literarische Solo Die Katastrophe ist vorprogrammiert. In der bedrohlichen Atmosphäre eines Folterregimes und getrieben von den dunklen Obsessionen des Scarpia dreht sich das Karussell der Gewalt immer schneller und reißt schließlich alle Protagonisten in den Tod. Stefano Poda, laut BBC einer der wichtigsten Opernregisseure unserer Zeit, inszeniert diesen Opernthriller und entwirft wie bei all seinen Produktionen auch Bühnenbild, Kostüme und Lichtdesign. Generalmusikdir ektor Toshiyuki Kamioka steht am Pult des Sinfonieorchesters Wuppertal. Diese Neuproduktion der Tosca ist gleichzeitig sein Einstand als Opernintendant. Weitere Aufführungen: Sa 4. 10. 2014, 19:30 Uhr / So 5. 10. 2014, 16:00 Uhr / Fr 10. 10. 2014, 19.30 Uhr / Sa. 11. 10. 2014, 19:30 Uhr / So 12. 10. 2014, 16:00 Uhr / Alle Aufführungen im Opernhaus Fr 3. 10. 2014, 19:30 Uhr / Theater am Engelsgarten /// Visitenkarte: Uwe Dreysel /// Kaffee & Vodka - ein Liederabend /// Abends der Wodka und morgens der Kaffee.

Abends die Euphorie und morgens der Kater der Erkenntnis. – Abends die rosige Zukunft und morgens das kalte Erwachen, dass doch alles Arbeit ist, nämlich nicht nur die Arbeit. Ein Liederabend irgendwo zwischen „Ich habs total verstanden!“ und „Keine Ahnung, was hier passiert!“: Uwe Dreysel am Klavier mit selbstgeschriebenen Texten und Eigenkompositionen. Di 7. 10. 2014, 20:00 Uhr /// Ankerpunkt /// Engelsgartentexte /// Eine AutorInnen-Lesereihe /// Erziehung durch Dienstmädchen und andere Abenteuer /// Hermann Schulz erinnert (sich) an den Wuppertaler Dichter Robert Wolfgang Schnell Fr 10. 10. 2014, 19:30 Uhr /// Theater am Engelsgarten /// Visitenkarte: Julia Reznik /// Spoonface Steinberg von Lee Hall /// Das Mädchen Spoonface Steinberg weiht die Zuschauer in die Geheimnisse des Lebens ein. Sie behauptet

„zurückgeblieben“ zu sein, das hätte man ihr immer wieder so gesagt. Sie erkennt jedoch, was magische Funken sind und woher sie kommen. Ihre Liebe zur Musik ermöglicht ihr die Einsicht in die Schönheit des Sterbens. Und Spoonface muss sterben. Das sagen die Maschinen im Krankenhaus. Doch vorher macht sie viele Funken! So 12.10.2014 18:00 Uhr / Theater am Engelsgarten /// Visitenkarte: Miko Greza /// Ein Gemischtwarenladen Di 14. 10. 2014, 20:00 Uhr /// Ankerpunkt /// Uni-Stammtisch So 19. 10. 2014, 18:00 Uhr /// Opernhaus /// Chorkonzert /// Deine Sehnsucht wacht / Romantische Chormusik mit Werken für Chor und Klavier


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So 2.1 1. 2014, 11:00 Uhr /// Opernhaus /// Matinée – Don Giovanni Di 4. 11. 2014, 20:00 Uhr / Ankerpunkt /// Erinnern für die Zukunft /// Karl Otto Mühl liest aus seinem Roman „Nackte Hunde“ / Das Buch erzählt von Kindheit und Erwachsenwerden in Wuppertal /// Über Formen des

rinke.eu

November 2014

Erinnerns wollen wir sprechen. Über die Notwendigkeit, die Erinnerung über den Holocaust wach zu halten. Wie tun wir das? Wir sprechen mit ZeitzeugInnen. So mit Karl Otto Mühl, der seit 1929 seine Kindheit und Jugend in Wuppertal verbrachte und sich mit wachen Sinnen der Fragen erinnert, die eine vom Nationalsozialismus geprägte Zeit in ihm weckten. Bedrohliche Fragen, da es in der Herkunft der Mutter einen „dunklen Punkt“ gab. Wir werden aber auch an zwei Abenden das neue Theaterstück von Jessica Durlacher/ Leon de Winter ANNE in einer szenischen Lesung vorstellen. Fr 7. 11./8. 11. 2014, 19:30 Uhr /// Theater am Engelsgarten /// Erinnern für die Zukunft /// Szenische Lesung mit SchauspielerInnen des Ensembles ANNE von jessica Durlacher / Leon de Winter Sa 8. 11. 2014, 19:30 Uhr /// Opernhaus /// PREMIERE /// Don Giovanni /// Wolfgang Amadeus Mozart (17561791); Dramma giocoso in zwei Akten; Libretto von Lorenzo da Ponte /// Weitere Vorstellungen: Fr 14. 11. 2014, 19:30 Uhr / Sa 15. 11. 2014, 19:30 Uhr / So 16. 11. 2014, 18:00 Uhr / Mi 19. 11. 2014, 19:30 Uhr / Sa 22. 11. 2014, 19:30 Uhr / Fr 28. 11. 2014, 19:30 Uhr / Sa 29. 11. 2014 , 19:30 Uhr / So 30 .11. 2014, 16:00 Uhr So 9. 11. 2014, 18:00 Uhr / Theater am Engelsgarten / Erinnern für die Zukunft / Inge Deutschkron / ZERISSENES LEBEN / Eine Rede, gehalten 2013 im Deutschen Bundestag, zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Mit anschließendem Gespräch Sa 22. 11. 2014, 19:30 Uhr / Theater am Engelsgarten / Premiere /// Minna von Barnhelm /// Ein Lustspiel in fünf Aufzügen von Gotthold Ephraim Lessing /// Lessings Minna von Barnhelm ist mehr als eine klassische Komödie in der dünnen Höhenluft von Liebe und Ehre. Das Stück ist eine der hinreißendsten Liebesgeschichten der deutschen Bühnenliteratur. Und ein grandioses Stück gegen den Krieg. /// Weitere Vorstellungen: So 23. 11. 2014, 18:00 Uhr / Mi 26. 11. 2014, 19:30 Uhr / Do 27. 11. 2014, 19:30 Uhr / 28. 11. 2014, 19.30 Uhr /// alle Aufführungen Theater am Engelsgarten

STANDORT STÄRKEN KULTUR FÖRDERN

Di 21. 10. 2014, 20:00 Uhr /// Ankerpunkt /// LehrerInnen-Stammtisch Fr 24. 10. 2014, 19:30 Uhr /// Opernhaus /// Wiederaufnahme-Premiere: „Der Barbier von Sevilla“ /// Gioachino Rossini (1792-1868), Melodramma buffo in zwei Akten; Libretto von Cesare Sterbini nach dem Schauspiel von Pierre Auguste Caron de Beaumarchais in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Weitere Aufführungen: Sa 25. 10. 2014, 19:30 Uhr / 29. 10. 2014, 19:30 Uhr / alle Aufführungen im Opernhaus Sa 25. 10., 19:30 / Theater am Engelsgarten / Premiere /// Der gestiefelte Kater nach Motiven aus dem Volksmärchen der Brüder Grimm /// Fassung von Peter Raffalt /// Familienstück ab 7 Jahren /// Mit Intelligenz, Höflichkeit und List gewinnt der Kater das Vertrauen der Zauberin und versucht, ihren Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Sobald sie auch der Prinzessin ihre Schönheit geraubt und den König geheiratet hat, ist sie die Mächtigste im Reich. Aber der schicke Schmusekater durchkreuzt mit Charme und einem etwas geschmeidigen Verhältnis zur Wahrheit ihren Plan. Ein herrlicher Spaß für die ganze Familie. Weitere Vorstellungen: So 26. 10. 2014, 16:00 Uhr / Di 28. 10 2014, 9:00 Uhr / Di 28. 10. 2014, 12.00 Uhr / Mi 29. 10. 2014, 9.00 Uhr / Mi 29. 10. 2014, 12.00 Uhr / Do 30. 10. 2014, 9:00 Uhr / Do 30. 10. 2014, 12:00 Uhr / 29. 11. 2014, 19.30 Uhr / 30. 11. 2014, 11:00 Uhr /// im Opernhaus, alle anderen Vorführungen im Theater am Engelgarten Sa 25. 10. 2014, 21:00 Uhr / Cafè ADA / Nachtfoyer Mi 29. 10. 2014, 16:00 Uhr /// Theater am Engelsgarten /// Club Theater Silber /// Ein regelmäßiger Treffpunkt für Senioren Do 30. 10. 2014, 19:30 Uhr / Opernhaus /// „Zueignung“ – Liederabend zum 150ten Geburtstag von Richard Strauss, eine Veranstaltung der GEDOK

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Kulturnotizen Sa 22. 11. 2014, 21:00 Uhr / Cafè ADA / Nachtfoyer Mi 26. 11. 2014, 16:00 Uhr / Opernhaus / Club Theater Silber Sa 29. 11. 2014, 12:00 Uhr / City-Kirche Elberfeld /// Ohrenöffner - Musik im Gespräch /// Worte aus Musik: Literaturvertonungen in der Klassik

Pina40. Tanztheater Wuppertal – Pina Bausch

Peter Kowald

Trio Engstfeld_Pluemer_Weiss 16. Oktober 2014

Programm Oktober/November 2014 Fr 3. 10. 2014, 11:00 Uhr /// Historische Stadthalle /// Benefizkonzert Mo 13. 10. 2014, ,20:00 Uhr / Historische Stadthalle / 1. Kammerkonzert So 19. 10.2014, 11:00 Uhr / Historische Stadthalle / 2. Sinfoniekonzert Mo 20. 10. 2014 20:00 Uhr /// Historische Stadthalle /// 2. Sinfoniekonzert So 26. 10. 2014, 11:00 Uhr / Historische Stadthalle / 1. Familienkonzert So 26. 10. 2014, 11:00 Uhr / Historische Stadthalle / Familienmusikfest So 26. 10. 2014, 18:00 Uhr / Historische Stadthalle / Die Todsünden des klassischen Konzerts Mi 29. 10. 2014, 10:00 Uhr / Historische Stadthalle / 1. Schulkonzert Weitere Aufführungen: Mi 29. 10, 10:00 Uhr und 12:00 Uhr, Fr 14. 11., 10:00 Uhr und12:00 Uhr So 2. 11. 2014, 18:00 Uhr / Historische Stadthalle / Jubiläumskonzert zum 90. Geburtstag der Wuppertaler Kurrende So 16. 11. 2014, 11:00 Uhr / Historische Stadthalle / 3. Sinfoniekonzert Weitere Aufführung: Mo 17. 11., 20:00 Uhr So 23. 11. 2014, 18:00 Uhr / Historische Stadthalle / 1. Chorkonzert

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Wolfgang Engstfeld_sax / Gunnar Plümer_b / Peter Weiss_dr Das Trio Engstfeld / Plümer / Weiss wird bis heute von von vielen Fans als eine »Kultband« der deutschen Jazzszene angesehen. Auf internationalen Festivals, zahlreichen Tourneen im In- und Ausland und vier Alben präsentierte sich die Band mit ihrem unverwechselbaren Sound. Tenorsaxophonist Wolfgang Engstfeld, Kontrabassist Gunnar Plümer und Schlagzeuger Peter Weiss gelten darüber hinaus vielen jüngeren Jazzmusikern als Vorbilder, da sie Kommunikations- und Spielfreude in den Vordergrund ihres Zusammenspiels stellen.

Kalender 2015

Ein Jahr lang feierte das weltberühmte Tanztheater Pina Bausch Wuppertal sein 40jähriges Bestehen mit einem reichhaltigen Festival. Höhepunkte des Jubiläums zeigt der neue Kalender „Tanztheater Pina Bausch Wuppertal“ 2015 mit Fotografien von Jochen Viehoff. Die Szenenfotos aus den Stücken Nelken (1982), Wiesenland (2000), Für die Kinder von gestern, heute und morgen (2002), Café Müller (1978) und Das Frühlingsopfer (1975) wurden jeweils einen Tag vor der Premiere im Schauspielhaus Wuppertal aufgenommen. Mit sensiblem Gespür für die Dramatik der Bewegung interpretiert der Fotograf zentrale Momente des unvergleichlichen Tanztheaters von Pina Bausch.

Soundtrip 22 27. Oktober 2014

Harald Kimmig_Violine / Daniel Studer_ Kontrabass / Alfred Zimmerlin_Violoncello Gast: Erhard Hirt_Gitarre Aufmüpfige Streicher: Konventionelle Form-Schemata des Jazz lassen Kimmig/ Studer/Zimmerlin aussen vor. Das mit Violine, Cello und Kontrabass ungewöhnlich besetzte Streichtrio lässt den Klangkörper in verschiedenste Richtungen ausdehnen, improvisiert spontan aus dem Augenblick heraus. www.kowald-ort.com

Ab sofort erhältlich:

Pina40. Tanztheater Wuppertal – Pina Bausch

Kalender 2015, Fotos Jochen Viehoff Format 470 x 300 mm, VK 18,90 Euro Verlag HP Nacke Wuppertal ISBN: 978-3-942043-47-2,


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