Die Beste Zeit Nr. 22 2013

Page 28

Abschlusskonzert im ort ADA ein, um dort mit ihr im Duo zu spielen: „Das war am 7. Juli 2002. So etwas vergisst man nicht. Noch im August habe ich ihn dann zu einem Konzert zur Expo Schweiz eingeladen. Das war sein letztes Konzert in Europa. Danach ging er in die USA, wo er drei Wochen später in New York gestorben ist. Hier im ORT, in der Luisenstraße 116, ist sein Geist, seine Anwesenheit für mich immer noch spürbar. Ich fühle, dass Peter jetzt im Frieden mit sich selbst sein muss, der ORT, an dem er gelebt hat, ‚atmet’. Ich kann in diesen Räumen sein. Es ist schön, ihm auf diese lose Weise verbunden zu sein.“ Uns so schließt sich in diesen Juli-Tagen für Saadet mit ihrem Aufenthalt als Artist in Residence in Peter Kowalds ORT ein Kreis. Denn hier arbeitete sie zusammen mit Musikerinnen und Musikern, die in Peter Kowalds ORT-Ensemble zur Improvisationsmusik gekommen sind, oder im Trio „Cush“ mit dem Schlagzeuger Paul Lovens und dem Pianisten Uwe Oberg, die langjährige Mitbewohner waren in Peter Kowalds globalem Dorf. Doch zugleich öffnet sich mit ihrer Wuppertaler Zeit in diesem Juni auch etwas Neues. Denn im Bild des Kreises wird eine Linie beschrieben, eine Vergangenheit, die sich mit der Gegenwart zusammenschließt, aber um diese Linie herum ist ein offener Raum, die Zukunft, in die hinein wir permanent leben. „Ich will, nachdem ich hier in Wuppertal mit Studenten der Musikhochschule Ausflüge in die Klassische Musik gemacht habe, diesen Weg konsequent weiter gehen und diese Möglichkeiten weiter ausloten.“ Wie lohnend und vielversprechend dieser Weg sein kann, zeigte sich im Abschlusskonzert ihrer Zeit als Artist in Residence, bei dem Igor Strawinskys Musiktheater-Werk „Die

28

Geschichte vom Soldaten“ mit dem SchönbergEnsemble der Musikhochschule unter Leitung von Professor Werner Dickel aufgeführt wurde. In Abkehr von der neuromantischen Musik schuf Strawinsky eine neue Musiksprache, die durch strukturelle Strenge der Komposition und durch einen asketischen Klang bestimmt ist. Während das Werk durch das Ensemble der Musikhochschule werkgetreu aufgeführt wurde, setzte Saadet mit ihrem Sprechgesang und ihrer Gesangskunst neue Akzente, brach an einigen Punkten die Ästhetik des Kargen und Ironischen auf, und verlieh dem etwas mehr als 100 Jahre alten Werk überraschende neue musikalische Aromen. Das in diesem Kontext exotisch anmutende Klangbild von Saadets Stimme fügte sich überraschend gut in die surreale, märchen- und legendenhafte Geschichte des Soldaten, der dem Teufel seine Seele verkauft. Etwa wenn sie das triumphale Gelächter des Teufels in Szene setzte und dabei das Diabolische der Figur modulierte. Mit Saadet hielt plötzlich großes Gefühl Einzug in die bewusst unterkühlte Musiksprache Strawinskys. Saadet Türköz wird die Zeit in Wuppertal als einen Impuls aufnehmen, Grenzen zu anderen Musiksprachen überschreiten. Sie sagt: „Die Musik wie das Leben sind Zeitkünste. Das Leben geht weiter, ohne dass es von der Vergangenheit erdrückt wird. Und im Leben wie auch in der improvisierten Musik geschehen immerzu Neuanfänge, die wir weiter entwickeln. Und diese Erfahrungen geben mir den Mut, meinen Weg weiter zu gehen. Inschallah.“ Heiner Bontrup Fotos: Karl-Heinz Krauskopf

ABITUR UND NUN? Dipl.-Päd. Antje Backhaus, RINKE CONNECT GmbH www.rinke-connect.de/personalberatung

PERSPEKTIVEN FINDEN: INDIVIDUELLE WEGEPLANUNG UND BERUFLICHE ORIENTIERUNG. BEWERBUNGSMANAGEMENT.

NACHHALTIG GUT BERATEN.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.