BIORAMA 79

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KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR

P.B.B. — 11Z038861 M — 1060 WIEN

AUSGABE 79 — JUNI/JULI 2022. WWW.BIORAMA.EU – ÖSTERREICHAUSGABE

WI GENÜ R U NS G E N JE S E L B T ZT ST

ALLES DA?

Gemeinsam sind wir autark! Getrennt befragt: Zwei, die ausgestiegen sind – und anders wieder eingestiegen. Halbherzig geklärt: Ob auf dem Balkon oder am Feld – Pflanzen lieben Dreckwasser. Slide to the right: Auf ein Paar richtige Badeschuhe haben wir sehnsüchtig gewartet!

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POLITIK IST KEINE ONE-MAN SHOW


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E D I T O R IA L , IM P R ESSU M

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DIE UNABHÄNGIGKEITSBEWEGUNG

I

n den fetten Jahren konnten wir uns ein bisschen Bio und Biodiversitätsspaß gerne zum Drüberstreuen leisten, aber jetzt ist wieder Ernst. Blühstreifen, Kohle- und Atomausstieg waren gestern. Steigern wir den Selbstversorgungsgrad! Produktionsseitig. Steigen wir aus, werden wir autark. Alles muss man selber machen! Um auszusteigen, muss man nicht allein in einem Zelt im Wald leben. Auch nicht ohne Zelt. Man muss seine Kinder nicht zuhause unterrichten und auch keine Ranch in Afrika kaufen. Man muss weder Besitz ablehnen noch Gold, Klopapier oder Diesel bunkern, nicht einmal seinen Job muss man kündigen. Aussteigen, das kann vieles bedeuten – aber eines leider kaum: Unabhängigkeit vom Rest der Welt, der Umwelt. Der kleinste gemeinsame Nenner unterschiedlicher Visionen vom Aussteigen bedeutet vermutlich Konsumverzicht. Manche distanzieren sich dazu auch räumlich ein wenig von den Zentren unserer Konsumgesellschaft. Wenn Lebensmittel, Energie oder Futtermittel knapper oder teurer werden, ist auch eine Reduktion des Verbrauchs naheliegend. Und eine gesellschaftliche Flexibilität, die Lasten neu verteilt – nicht eine, die Biodiversitätsflächen wieder abschafft. In einer Zukunft ohne fruchtbare Böden wird dann anders gespart.

BILD ISTOCK.CO M / FO NA2, ADRIA N HILL MAN, CO UNTE RFE IT_UA, BI ORAMA

Wir wünschen gute Lektüre!

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

IMPRESSUM HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Samantha Breitler, Florian Jauk, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Jürgen Schmücking, Thomas Weber GESTALTUNG ­Selina Schobel, Stefan Staller LEKTORAT Mattias Feldner ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Tanja Grossauer-Ristl, Thomas Weber DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Windmühlgasse 9 / 14, 1060 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG ­Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT biorama.eu/abo ERSCHEINUNGSWEISE BIORAMA 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE BIORAMA ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. BIORAMA erscheint sechs Mal im Jahr. Zusätzlich erscheinen wechselnde BIORAMA-Line-Extentions.


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AU F TAK T

79 INHALT

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Editorial Bild der Ausgabe Street Talk Global Village »Habe meinen Traum gelebt« Michael Voit ist vom Aussteigen ausgestiegen.

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Experiment Selbstversorgung Lisa Pfleger lebt seit 13 Jahren autark in einem Wohnwagen.

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Bauer sucht Sau loszuwerden Macht der Preis für Getreide und Energie die Schweinemast unrentabel?

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Bäuerliche Kooperation Der Jaklhof und der Pur Naturhof tauschen Schweinekraft gegen Futter.

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Sojatreibstoff Ein Biobauer beklagt die mangelnde Nachfrage nach Sojaöl.

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Gemüsekreislauf Hypo Wave nutzt die Nährstoffe im Abwasser zum Anbau von Gemüse.

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Fischzucht Markus Moser züchtet Bioforellen und Biosaiblinge.

Insektenfreundlichkeit Manche Insektenhotels schaden mehr, als sie nutzen.

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Lückenfüllerin Von der Kunst, Löcher zu stopfen.

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Badeschuhe Eco-Fashion-Varianten aus Algen, Autoreifen oder Naturkautschuk.

51

Qualitätseiweiß Pflanzliche Lebensmittel und ihre Eiweißqualität.

Kochbuchempfehlung 60 Buchrezensionen

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18 »SELBST SCHLACHTEN WÜRDE ICH NICHT« Seit 13 Jahren versorgt sich Lisa Pfleger weitgehend selbst und lebt autark in einem Wohnwagen. Neuerdings schätzt sie aber auch ihren »Brotjob« im Büro.

MARKTPLATZ 48

Marktplatz Kosmetik Feuchtigkeitsregulierung

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Marktplatz Food Ein komplettes Grillmenü.

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Marktplatz Drinks Drink pink!

KOLUMNEN 64 66

Aus dem Verlag Elternalltag

BILDER CLAUDIA HO RNIK, JÜRGEN S CHMÜ CKING , BIOR AMA , A&H NITTAUS, HANNI S WEI N, WIENE R DI RNDL, BRENNEREI SCHNITZER

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AUCH EIN BLINDES HUHN, FINDET MAL EINEN KARFIOL.

32 GESCHLECHTER-PARITÄT IM FORELLENTEICH Biofisch: Lokalaugenschein in der nachhaltigen Forellenzucht.

40%

48

KONTROLLE & VERTRAUEN. 10 x Deodorant in Naturkosmetikqualität

62

DURCH DIE ROSÉROTE BRILLE

Bio-Huhn,

60% Veggie

SAY YES TO LESS!

Die Auswahl an Biogetränken in Rosa ist auch heuer angenehm groß.

www.rebelmeat.com IM TIEFKÜHLREGAL BEI:


brandnamic.com | Fotos: Tobias Köhler, Marion Lafogler, Theiner’s Garten (Archiv)

DEN GESCHMACK DER SONNE KOSTEN

In theiner’s garten leben und arbeiten wir nach dem biodynamischen Konzept. Dafür wurden wir als erstes Hotel Italiens von Demeter zertifiziert. Spüre die Kraft der Südtiroler Natur mit allen Sinnen in theiner’s garten.

W W W.T H E I N E R S G A R T E N . I T


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BI L D D E R AU SGA B E

BILD FRA NZ SWOBO DA, BA DE N BE I WIE N / Q UE LLE: BURGE NLÄNDI SCHE S LANDES ARCH IV, FO TOS AMMLUN G.

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RIESENRÜBEN

BILD: FRANZ SWOBODA

Bis ins 18. Jahrhundert waren Rüben einfach Rüben. Dann hat eine Selektion und Unterscheidung zwischen den besonders süßen (Zucker-)Rüben und den Futterrüben, die besonders proteinreich sind, begonnen. Verfüttert wurde die Burgunderrübe historisch vor allem an Rinder, inzwischen wird sie auch zur Biogasproduktion angebaut. Grundsätzlich ist sie nach wie vor auch für den Menschen genießbar, das Grün der Rübe kann wie Mangold verarbeitet werden. Gesät wird im Frühjahr, geerntet im Herbst. Im Bild zu sehen ist ein Bauer in Rust (Burgenland) im Jahr 1931, fotografiert von Franz Swoboda. Es ist Teil der Fotosammlung des Burgenländischen Landesarchivs und war im Rahmen der Ausstellung »Grenzland im Fokus – 100 Jahre Burgenland« im Wiener Westlicht zu sehen. IRINA ZELEWITZ


»Die Geschichte von Ruth Klüger. Wie ein kleines Mädchen mit Glück und Gedichten am Leben blieb.«

ERHÄLTL ICH UNT ER e d i t i o n. b io r ama .e u

Ruth Klügers beeindruckende Lebensgeschichte soll inspirieren. Kindgerecht aufbereitet, fundiert recherchiert und liebevoll illustriert und erzählt – als haptisches Erlebnis zum Immer-wieder-in-die-HandNehmen, zum gemeinsamen Lesen oder als Geschenk!

Bücher über Vorbilder, gute Beispiele und beeindruckende Persönlichkeiten.

Edition BIORAMA


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ST R E E T TAL K

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STREET TALK WIR FRAGEN, ACHT UNABHÄNGIGE ANTWORTEN.

» WOMIT SOLLTEN WIR UNS BESSER SELBST VERSORGEN?« INTERVIEW UND BILD FLORIAN JAUK

ANDREA

51, Personaltrainerin Wenn man die Möglichkeiten dazu hat, also einen Garten besitzt, dann Obst und Gemüse. Auch Kleintierhaltung würde meiner Meinung nach Sinn machen, Hühner zum Beispiel.

LEO PETRA

42, Büroangestellte Mit manchen Basics wie Salat oder Kartoffeln und so weiter – meine Schwiegereltern haben im Burgenland ein Haus, dort kann man das anpflanzen. Mit Babykleidung für mein Kind könnte ich mich wohl aber kaum selbst versorgen, aber ich versuche sie, so gut es geht, secondhand zu kaufen.

19, studiert Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Mit Nahrungsmitteln. Ich würde Obst und Gemüse anbauen, um Tierhaltung würde ich mich nicht gerne kümmern, das ist einfach zu viel Aufwand. Eine Photovoltaikanlage könnte ich mir auch vorstellen, wenn ich das Ziel hätte, unabhängig zu sein. Wirtschaftlich sinnvoll ist so eine Anlage allerdings erst nach 20 bis 30 Jahren.

PAUL

26, Angestellter Wir sollten uns auf regionale Produkte konzentrieren. Natürlich geht das nicht immer, aber ich denke, im Bereich von regionalen, saisonalen Lebensmitteln sollten wir mehr konsumieren und so in Österreich noch autarker werden. Durch solidarische Landwirtschaften könnte es da in die richtige Richtung gehen.


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ST R E E T TA L K

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HERBERT,

47, Restaurator Da stellt sich für mich die Frage, womit wir uns überhaupt selbst versorgen können. Das Wichtigste und Einfachste wäre natürlich, wenn wir uns selbst mit Essen versorgen könnten, aber in der Stadt haben nicht alle einen Garten. Selbstversorgung mit Energie ist schon etwas komplexer: Windräder fallen für Einzelpersonen weg, Photovoltaikanlagen wären da wohl sinnvoller.

LEON

22, Biologischtechnischer Assistent Mit Energie. Am besten sollten wir alle Solaranlagen haben und Windkraft nutzen. Ein Windrad funktioniert für eine Einzelperson allerdings wohl nicht wirklich und auch Solarenergie bringt für einen einzelnen Haushalt nicht so viel, obwohl man immer wieder hört, dass neue Solarzellen besser und effizienter arbeiten.

ANIA,

FLINTAN

32, Filmvorführer Ist es so gut, sich selbst zu versorgen? Wir denken immer, Autarkie ist etwas Positives, aber man kann sich ja nicht immer selbst um alles kümmern. So schlimm der Kapitalismus auch ist, er macht das Leben doch angenehmer und man muss nicht jeden Tag überlegen, wo man seine Lebensmittel beziehen kann. Das ist nicht in jedem Gebiet einfach. Wenn es möglich ist, ist Selbstversorgung mit Lebensmitteln am besten. Das würde aufzeigen, wo all die Lebensmittel ihren Ursprung haben und was es braucht, um sie herzustellen. Dieses Gefühl verlieren wir nämlich zunehmend.

35, Künstlerin In kleineren Communitys könnten wir Recycling verbessern, weniger Wasser und Boden verbrauchen und Dinge innerhalb dieser Gemeinschaften produzieren. Beispielsweise könnte man Kartoffeln selbst anpflanzen, statt zu importieren. Ich denke, solche Gartenarbeiten könnten viele Leute machen, statt auf der Couch zu liegen und Netflix zu schauen. Das wäre nicht nur förderlich für die Gesundheit des Planeten, sondern auch für die eigene.

UTE

79, Immobilienmaklerin Mit Wasser und Nahrungsmitteln. Außerdem sollten alle einen Gaskocher und ein Zelt haben, denn ein Blackout wird kommen. Wir sollten alle bereit dafür sein. Die Leute, die keine Ausrüstung und keine Lebensmittel haben, werden die anderen überfallen und plündern. Das glaube ich wirklich.


Das Entlastungspaket bringt’s – z.B. für Kinder bis 18 Jahre: Ab 1. Juli 2022: Erhöhung des Familienbonus Plus um 250 Euro auf bis zu 1.750 Euro pro Kind und Jahr Ab 1. Jänner 2023: Erhöhung des Familienbonus Plus um 500 Euro auf bis zu 2.000 Euro pro Kind und Jahr

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Entgeltliche Einschaltung

Was bringt die Erhöhung des Familienbonus Plus fürs Familienbudget?


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G L O BAL VIL L AG E

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NIEDERÖSTERREICH:

SACHSEN:

Wo es Hühner gibt, gibt es regional verfügbaren Dünger.

Biodünger, der auch aus Biorohstoffen gemacht wird.

Hühnerdung ist eine wichtige Nähstoffquelle für Pflanzen im Biolandbau. Denn Hühnermist hat einen hohen Phosphorgehalt, enthält zahlreiche Stickstoffverbindungen und große Mengen Kalium und Kalzium, was Pflanzen nicht nur mit Nährstoffen versorgt und sie widerstandsfähiger macht. Frisch angewendet wäre er allerdings den meisten Pflanzen durch seine »Schärfe« zu viel des Guten. Außerdem könnten sich allfällige in frischem Hühnermist enthaltene Krankheitserreger im Gemüseacker ausbreiten. Wie wird der Hühnerkot daher zu sogenanntem Hühnerdung? Durch Kompostierung – und um ihn bequemer in der Landwirtschaft und auch für HobbygärtnerInnen nutzbar zu machen, stellt die Firma Pressgold Düngerpellets aus getrocknetem Hühnermist her. Der Universaldünger ist für alle Pflanzen geeignet und wird in die zu düngende Erde eingearbeitet. Der in den Pellets enthaltene Hühnermist stammt aus extensiver österreichischer Tierhaltung, also aus Tierhaltung, die eine großflächige Landnutzung mit geringem Viehbesatz vorsieht. Laut Gründer Florian Stöger, der Pressgold noch während seiner Ausbildung an der FH Wiener Neustadt und mit Unterstützung des Campus Wieselburg gegründet hat, sorgt der geruchlose Biodünger für kraftvolle Obst- und Gemüsepflanzen mit hohem Ertrag und hat eine abschreckende Wirkung auf Schnecken und Wühlmäuse. Seit Frühling 2022 ist der Universaldünger auch biozertifiziert.

Anders als vieles, das sich »Biodünger« nennt und auch nennen darf, besteht jener von Kleepura auch aus Biorohstoffen, nämlich aus Bioklee. Denn der Begriff »bio« ist nicht nur bei Erde, sondern auch bei Düngemitteln und Substraten nicht gesetzlich geschützt, wie das etwa bei Lebensmitteln der Fall ist. Es ist kompliziert, das EU-Biologo und Bioverbändesiegel bieten aber auch bei Dünger gute Orientierung. Mit Naturland zertifiziert eines der Verbändesiegel mit den strengsten Kriterien den Kleedünger, der schon 2017 den Sächsischen Umweltpreis gewonnen hat. Der Dünger wird zudem nicht aus diversen landwirtschaftlichen Rest- und Abfallstoffen aus internationalen Quellen hergestellt, sondern ausschließlich aus regionalem Bioklee. Klee ist wie alle Leguminosen ein guter Stickstofflieferant, da er während seines Wachstums durch die sich in ihm befindlichen Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft filtert, speichert und beim Absterben an den Boden abgibt. Meistens wird die Pflanze daher als Gründüngung zur Vorbereitung für den Obst- und Gemüseanbau angebaut, bei Kleepura wird Bioklee getrocknet und für die Nährstoffversorgung von Pflanzen im Garten und in der Landwirtschaft zu veganen Pellets gepresst. Er kann sowohl für Gemüse-, Kräuter-, Beeren- und Blumenanbau als auch als Rasendünger und für Zimmerpflanzen genutzt werden. Der Nährstofflieferant wird außerdem von Bodenlebewesen aufgeschlossen und fördert dadurch die Bodenfruchtbarkeit.

pressgold.at

kleepura.de

HÜHNER-MIST-FRAGEN

ÜBER DEN GRÜNEN KLEE


transdisziplinär. nachhaltig. wirtschaften.

ManageMent in der Ökobranche

BACHELOR O F A RT S

ÖKO & BWL Geht das? MÜNSTERLAND:

NACHHALTIGE SOFORTHILFE

BILD PRES SG OLD, PIXABAY, NATU RME ISTER

Pflanzen schnell und langfristig mit Nährstoffen versorgen? Es hat sich herumgesprochen: Die Herstellung synthetischer Düngemittel ist energieaufwendig. Doch die synthetisch hergestellten Mineraldünger haben den Vorteil, dass sie von Pflanzen schnell aufgenommen werden können, räumen die beiden Gründer von Naturmeister ein. Aber langfristige Wirkung fehle und dem Bodenleben wären sie auch nicht zuträglich, im Gegenteil: »Der Humus wird bei dauerhafter mineralischer Düngung sogar abgebaut«, heißt es auf der Website des Duos aus Landwirt und Medieninformatiker. Es musste daher eine Kombination aus der Langzeitwirkung von organischem Dünger und schneller Verfügbarkeit der Nährstoffe her. Durch eine Mischung aus Kuhdung und Geflügelmist aus konventioneller Tierhaltung und von zehn Bioland- und Naturlandbetrieben aus Nordrhein-Westfalen und Pflanzenresten verspricht Naturmeister, dass der Biodünger schon in den ersten zwei Wochen, aber auch noch bis zu drei Monate lang wirkt. Das Produkt ist sowohl für HobbygärtnerInnen als auch für landwirtschaftliche Betriebe geeignet und wird klimaneutral in Deutschland produziert. Aus den Inhaltsstoffen wird vor der Düngerproduktion Strom produziert, mit dem ein Fernwärmenetz in der Region des Naturschutzgebiets Hohe-Mark gespeist wird. Naturmeister wird ausschließlich mit Photovoltaikstrom hergestellt, ist für den Biolandbau zugelassen, aber selbst noch nicht biozertifiziert – transparent auf der Website erläutert, wie auch der Vorsatz, dass sich das ändern soll. naturmeister.com

Zwei Welten in einem Studiengang vereint – für Visionär*innen und Macher*innen von morgen. Transdiziplinär werden Inhalte aus BWL, Naturwissenschaft und Ökologie miteinander verknüpft und anwendungsnah gelehrt – ein fundiertes Verständnis für die Themenfelder des nachhaltigen Wirtschaftens ist garantiert.

www.th-nuernberg.de



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E X PE R I ME NT SE L B STVE R SO R G U N G

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»HABE MEINEN TRAUM GELEBT« Michael Voit (ehemals Hartl) hat das »Experiment Selbstversorgung« schon vor Jahren abgebrochen.

B ILD EXPERIME NT S ELBSTVERS ORGUNG

Ganz aussteigen wollte Michael Voit auch als Selbstversorger nie. Dann ist er vom Aussteigen ausgestiegen, dem Experimentieren aber treu geblieben. Die dabei gefundene Freiheit möchte er sich bewahren.

A

m Balkon stehen ein paar Töpfe mit Gemüsepflanzen und Kräutern. »Abgesehen davon gärtnern wir derzeit nicht«, sagt Michael Voit (ehemals Hartl). Die Betonung liegt wohl auf dem derzeit. Denn beinahe ein Jahrzehnt lang lebte der heute 41-Jährige mit seiner damaligen Partnerin (siehe Interview auf den Folgeseiten) und ein paar Gleichgesinnten in der burgenländischen Einschicht – als Selbstversorger und leidenschaftlicher Gärtner. Das »Experiment Selbstversorgung« sorgte für Aufsehen. Den

Höhepunkt der Aufmerksamkeit erlangte es im Frühjahr 2016: Bei der österreichischen Zentralmatura (bundesweites Abitur, Anm.) wurde in einem Impulstext ein ganzer Maturajahrgang mit dem Thema Selbstversorgung konfrontiert. Heute betreibt Voit mit PartnerInnen eine Agentur in Berlin (ACAB – All Codes Are Beautiful) und wohnt mit seiner Familie in einem Vorort von München. Vom Sinn des selbstermächtigten Handels ist er mehr denn je überzeugt. Auch wenn das im städtischen Umfeld etwas anderes bedeutet

INTERVIEW Thomas Weber


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E X PE R I M EN T SEL B STVER SO R G U N G

16 als früher auf dem Land: »Wir sind im Carsharing-Verein, in der Energiegenossenschaft, die Energieautarkie für die Region anstrebt, in der Genossenschaft regionaler LandwirtInnen, die einen Bioladen in der Stadt betreiben, und so weiter.« Auch im »Café Übrig«, das Lebensmittel rettet und als lokaler Vernetzungsraum fungiert, ist er engagiert. Ganz aus der Welt ist der Gedanke ans Gärtnern zur Selbstversorgung aber noch nicht. »Der Traum, wieder auf einem Hof zu leben, ist definitiv weiter wach in mir und noch nicht ausgeträumt.« BIORAMA: Du hast das »Experiment

Der frühere Blog »Experiment Selbstversorgung« wird inzwischen von Michael Voit allein und mit neuem Namen weitergeführt unter nanu-magazin.org

2016 war euer Projekt Thema bei der österreichischen Zentralmatura. Danach kursierten Memes: »Scheiß auf Schule, werden wir Selbstversorger«. Weißt du, ob es jemand daraufhin mit Selbstversorgung versucht hat? Die Memes waren teils total witzig – vieles einfach flach. Aber ich habe nichts Beleidigendes mitbekommen. Das war ein witziger Tag – mit knapp über 200.000 BesucherInnen an einem Nachmittag auf unserer Website. Es kamen auch ein paar sehr liebe und nette E-Mails – und eine Maturantin war wenige Wochen spä-

Selbstversorgung« nach einiger Zeit abgebrochen. Warum? MICHAEL VOIT: Das war keine Entscheidung von heute auf morgen, sondern ein Prozess. Ich habe zu keinem Zeitpunkt Autarkie an sich für das alleinig Erstrebenswerte gehalten, sondern Wandelprojekte an sich: Lernorte, an denen Menschen gemeinsam einüben, wie wir uns und die Welt verwandeln können. Somit ging es immer um mehr als Selbstversorgung. Nach drei Anläufen, dass das Ganze zu einer Gemeinschaft heranwächst, gab es den Zeitpunkt, bei dem gerade keine Ener»Unsere Gesellschaft muss gie mehr da war. Zum selben Zeitpunkt hat sich meine familiäre Situation posiautarker werden. Das würde tiv verändert (eine Trennung von seiner für viele Menschen mehr Partnerin, Anm.) und die Pacht für den Lebendigkeit bedeuten. « Platz, an dem ich fast 10 Jahre gelebt hatte, wurde nicht verlängert. Also ein Punkt, —  Michael Voit, an dem es sich natürlich angefühlt hat, eiAussteiger vom Aussteigen nen Schritt der Veränderung zu gehen. Hat sich das Aussteigen vom Aussteigen wie eine Niederlage angefühlt? Im Großen und Ganzen nicht. Klar kenne ich als selbstkritischer Mensch Momente des Zweifels: Hätten wir das nicht auch an einem anderen Platz wieder so aufbauen können? Hätten wir nicht irgendwie das Geld aufstellen können, den Hof zu kaufen? Aber nein, ich habe ein Jahrzehnt lang meinen damaligen Traum gelebt – ziemlich intensiv und stark – und viele der Erfahrungen aus der Zeit haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich konnte dabei eine umfassende Freiheit kennenlernen. Also eigentlich viel zu viel Gewinn, um von einer Niederlage zu sprechen.

ter für ein paar Tage am Hof und hat mitgearbeitet. Ob irgendwer aber konkret dadurch sein Leben geändert hat, weiß ich nicht. Viele reagierten damals befremdet. Auch einige LehrerInnen haben sich über euch lustig gemacht. Wenn sich Menschen über mich oder meine Lebensweise lustig machen, gibt es im Groben ja nur drei Ursachen dafür: Man fühlt sich ertappt oder ist neidisch und muss das überspielen, man versteht nicht, um was es eigentlich geht, oder man ist einfach ein unguter Mensch. Letzteres trifft sicher fast nie zu. Und Unsi-

BILD ALL CO DES ARE BEAU TIFUL

Michael Voit war Rundfunkredakteur und Tierschutz-Campaigner, ehe er 2009 das »Experiment Selbstversorgung« startete – und nach fast zehn Jahren für sich beendete.

War es eine Rückkehr aus der Autarkie in die Zivilisation? Ich war ja in vielen Punkten nie raus aus der Gesellschaft als Ganzes; was ich auch nie wollte. Aber ein paar Sachen waren schon enorm krass. Wie laut mir selbst kleine Dörfer vorkamen, weil man ab und zu NachbarInnen gehört hat oder ein Auto vorbeigefahren ist. Und wie schnell man wieder in den Alltags- und Freizeitstress hineingezogen wird. Und wie normal einem das nach einiger Zeit wieder vorkommt.


VOM REGISSEUR VON „BAUER UNSER“ cherheit oder Verständnisprobleme sowie das Unvermögen, damit umzugehen, sind nichts, weswegen ich Menschen böse wäre. Wer klare und gute Argumente gegen eine solche Lebensweise hat oder deren Sinnhaftigkeit für einen gesellschaftlichen Wandel oder eine klimafreundlichere Zukunft infrage stellt, der macht sich ja nicht lustig darüber, sondern diskutiert sachlich – und genau das brauchen wir: eine laufende Auseinandersetzung mit alternativen Modellen zum aktuell scheiternden Konzept der letzten Jahrzehnte. Darum ist es gut, dass diese Themen der Relokalisierung, des Selbermachens und auch des Gärtnerns eigentlich nie verschwinden. Dass sie aktuell wieder stärker im Bewusstsein sind, liegt sicher an den wirtschaftlichen und globalen Umständen. Als Aussteiger vom Aussteigen: Welche Erfahrungen, die du als Selbstversorger gemacht hast, haben dich geprägt? Ich kann die Erfahrungen der Zeit nicht trennen zwischen dem »Selbstversorger-Sein« und dem Lernort, den ich dabei geschaffen habe, an dem sich über die Jahre Hunderte Menschen ausgetauscht haben. Was dabei für mich stark herauskam, ist, dass ich dankbar und verantwortungsvoll annehmen sollte, was das Leben mir glücklicherweise bietet, und es mit voller Hingabe und Zuversicht leben. Denn wenn sich ein Weg doch mal als der falsche herausstellt, lässt sich das korrigieren. Doch wenn ich aus Angst davor nie einen mutigen Schritt gehe, lebe ich nichts von meinen Träumen. Erachtest du Autarkie als Wert und als prinzipiell anstrebenswert? Lebendigkeit ist erstrebenswert. Und ein Stück mehr Autarkie zu wagen würde für viele Menschen mehr Lebendigkeit bedeuten. Das für mich auf einer individuellen Ebene Erstrebenswerte ist, mehr zu erschaffen und weniger zu konsumieren. Das verändert die eigene Haltung von einer passiven in eine aktive. Du wirst wirkmächtiger, selbstbewusster, klarer; also die Art von Mensch, die wir für eine funktionierende Demokratie brauchen und für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Dieses »Erschaffen« kann nicht nur Brotbacken oder Gemüseanbauen sein, sondern durchaus auch, ein Computerprogramm zu schreiben, ein kaputtes Gerät zu reparieren oder zu lernen, wie man über aktives Zuhören und bewusstes Zugewandtsein anderen Menschen einen Raum gibt, sich zu öffnen. Wenn wir uns die Abhängigkeit von Energieträgern wie Öl und Gas ansehen, ist es gerade auf gesellschaftlicher Ebene wohl überhaupt keine Frage, ob mehr Autarkie anstrebenswert ist. Klar muss unsere Gesellschaft autarker werden! Und ein Schritt dazu ist reduzierter Energiebedarf und Konsum.

Ein Film von

ROBERT SCHABUS

DER FILM DER STUNDE (KLEINE ZEITUNG)

JETZT IM KINO


E X PE R I M EN T SEL B STVER SO R G U N G

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»SELBST SCHLACHTEN WÜRDE ICH NICHT« Seit 13 Jahren versorgt sich Lisa Pfleger weitgehend selbst und lebt autark in einem Wohnwagen. Neuerdings schätzt sie aber auch ihren »Brotjob« im Büro.

Lisa Pfleger versorgt sich seit 2009 selbst und lebt in einem Wohnwagen auf ihrem Grundstück im Südburgenland.

A

ls BIORAMA sie am Telefon erreicht, sitzt Lisa Pfleger gerade in ihrem Erdbeerbeet und mulcht mit Stroh. »Damit die Früchte nicht alle schmutzig sind«, erklärt sie. Das ist kein ästhetisches Problem, sondern spart Wasser. Ihr Wissen als Selbstversorgerin hat sich die heute 33-Jährige durch Lesen, Versuch und viel Irrtum angeeignet. Alles begann 2009 mit ihrem damaligen Partner Michael Hartl und dem gemeinsamen »Experiment Selbstversorgung«, das die beiden auch in einem gleichnamigen Blog begleiteten, der nun von Hartl unter dem neuen Namen Nanu weitergeführt wird. Er stieg nach der Trennung aus. Lisa blieb dabei, kaufte mit Erspartem ein Grundstück im Südburgenland, auf dem sie heute lebt. »Weitgehend autark«, wie sie sagt.

BIORAMA: Dein Exmann hat euer gemeinsam begonnenes »Experiment Selbstversorgung« aufgegeben. Du bist nach 13 Jahren noch dabei. Wie weit versorgst du dich heute selbst? LISA PFLEGER: Ich könnte mich seit vielen Wochen nur aus dem Garten ernähren. Ich kaufe

aber Obst und Kartoffeln ein, weil ich nicht nur Bock auf Salat hab. Beim Gemüse ernähre ich mich zu 90 Prozent selbst. Es könnten locker 100 Prozent sein, nur müsste ich mich ganz darauf beschränken, was bei uns wächst. Und ich esse wirklich gerne Bananen! Ich bin ein Obstfreak und habe auf meinem Grundstück viele Obstbäume. Heuer war eine tolle Blüte, es gab keinen Spätfrost. Das könnte eine gute Obsternte werden. Am liebsten esse ich es zwar frisch, aber ich koche auch Marmeladen ein, mache Säfte, experimentiere mit dem Trocknen und habe erst vor Kurzem ein Rezept gefunden, bei dem man Früchte im Ganzen ohne Zucker einwecken kann. Köstlich! Womit klappt denn die Selbstversorgung nicht? Ganz klar mit Getreide. Das ist urviel Arbeit. Getreide braucht auch viel Fläche und vom Aussäen bis zur Ernte alles in Handarbeit zu erledigen ist mühsam und körperlich zehrend. Deshalb kaufe ich manchmal Brot, oft aber auch Getreide und Mehl. Ich backe selbst gerne mit dem Überschussstrom meiner Photovoltaikanla-

BILD CLAU DI A HO RNI K, U LMER

INTERVIEW Thomas Weber


19 ge, seit ich am Flohmarkt eine Brotbackmaschine gefunden habe. Du bist vegan … … nicht mehr! Ich hab Hühner, Eier, ab und zu esse ich Milchprodukte und tatsächlich manchmal auch Fleisch. Ich bin zwar überwiegend vegan, gönne mir aber, wonach ich gerade Verlangen habe. Mir wurde das alles zu streng. Es hat mir Stress bereitet, wenn ich auf etwas Gusto hatte, es aber nicht essen durfte, weil ich mir eine selbstgeißelnde Ideologie aufgebaut hatte. Theoretisch könnte ich mich auch mit Fleisch selbst versorgen. Aber Töten bleibt für mich etwas Arges. Selbst schlachten würde ich nicht. Einmal musste ich ein Huhn, das ein Marder schwer verletzt hatte, notschlachten. Mich ekelt nicht vor rohem Fleisch. Nur: Meine süßen drei Hühner schlachten, das würde nicht gehen! Wie hat sich denn dein Lebensstil auf die Lebenshaltungskosten ausgewirkt? Sie sind deutlich zurückgegangen. Viel maßgeblicher als die Selbstversorgung ist aber, dass ich keine Miete und keine Stromkosten zu zahlen habe. Ich wohne ja auf meinem eigenen Grundstück, das insgesamt 1,8 Hektar groß ist. Ich lebe in einem ausgebauten Wohnwagen, habe Photovoltaikstrom, keinen Herd und heize im Winter mit einem Holzherd, auf dem ich gleichzeitig kochen kann. Es gibt einen Wasseranschluss im Garten – ganz gewöhnlich über die Gemeinde –, weil die Niederschläge zu gering sind für meine Gartendusche. Im Winter wird der Anschluss abgedreht, da gibt’s aus dem Wasserreservoir in Regentonnen Katzenwäsche aus dem Kübel. Und auf die Lebensqualität? Ich schätze es, die Haustür aufzumachen und draußen zu sein. Ich bin im Sommer fast nie drin. Mein Traum war immer schon eine Sommerküche, die ist ab Frühling bis zum Spätherbst in Betrieb. Draußensein ist für mich Lebensqualität. Alles lebt, ich krieg voll viel mit. Ich muss ja auch aufs Kompostklo raus. Im Winter kostet das manchmal Überwindung. Aber dann geh ich raus und hab den geilsten Sternenhimmel über mir oder sehe einen riesengroßen roten Mond. Dann bin ich selig.

Gibt es etwas, auf das du in deinem Leben verzichten musst? Wenn ich körperlich gerade nicht fit bin, dann wünsch ich mir eine warme Badewanne, aber hin und wieder gönne ich mir einen Tag in der Therme. Das schätzt man dann voll. Die Arbeit im Garten ist sehr zeitaufwendig. Aber auch als Selbstversorgerin brauchst du Geld. Womit verdienst du welches? Momentan arbeite ich in einem Bäckerei-Start-up, zertifiziert glutenfrei, bio und vegan: Pacha-Maia in Güssing. Dort sitze ich in der Marketingabteilung und nütze meine Blog-Erfahrung. Ich hätte mir nie gedacht, jemals in einem Büro zu sitzen, derzeit sogar 30 Stunden die Woche! Aber das ist total cool: Wenn ich von der Arbeit heimkomme, habe ich überschüssige Energie für den Garten. Früher habe ich nebenbei in der Gastro gearbeitet, da war ich körperlich immer k. o. Ein Bürojob ist ideal für die Selbstversorgung. Möchtest du dich bis ins hohe Alter selbst versorgen oder gibt’s für deinen Lebensstil eine Altersgrenze? Ich habe vor ein paar Jahren schon einmal gedacht, dass meine Grenze körperlich erreicht ist. Mittlerweile achte ich mehr auf meine Ressourcen, mein Rücken ist etwas angeschlagen. Aber ich hoffe, ich bin lange fit und falle irgendwann mal einfach im Garten um.

Inspiration gibt Lisa Pfleger auch in Büchern weiter. Zuletzt erschien 2014 »Vegan regional saisonal« bei Ulmer.

Seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr setzt Lisa Pfleger auf Selbstversorgung. Mittlerweile muss die 33-Jährige auch mit ihren körperlichen Ressourcen haushalten.


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FUTTER

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BAUER SUCHT SAU LOSZUWERDEN »Zum Glück bauen wir den Großteil des Futters selbst an.« Biobauer Reinhard Asenbaum mit Ferkel in seinem Sommergerste-Futteracker.

R TEXT Thomas Weber

einhard Asenbaum erinnert sich gleich an mehrere Telefonate. »Züchter haben angerufen, dass sie Ferkel übrig haben. Sie wollten wissen, ob ich vielleicht von jemandem weiß, der oder die gerade Ferkel braucht.« Es waren keine verzweifelten Verkaufsgespräche, nein. Aber es herrschte doch eine gewisse Ratlosigkeit. Denn Absatzprobleme, die kannte man bislang nicht. Noch vor kurzem waren Bioferkel absolute Mangelware. Die gestiegenen Preise für Getreide, Futtermittel und Energie aber machen die Schweinemast zusehends unrentabel. Besonders stark betrifft das die von Futterimporten abhängige konventionelle Mast. Erste Auswirkungen sind aber auch in der kleinen Nische der Bioschweinehaltung spürbar. In Deutschland

genießt nur knapp 1 Prozent aller Schweine die besseren Haltungsbedingungen, die eine Biozertifizierung vorschreibt. Reinhard Asenbaum züchtet selbst Schweine. Bedarf, Jungtiere zuzukaufen, hat er nicht wirklich. Im südlichen Waldviertel hält er zwanzig Muttersauen. Deren Ferkel mästet er selbst. Die Mastschweine – aktuell knapp 200 Tiere – bringt er selbst zum Metzger, wenn sie schlachtreif sind. Auch den allergrößten Teil des Futters baut er selbst an. »Zum Glück«, wie er betont. Nur Kürbiskernkuchen, der in einer Ölmühle abfällt, und Soja muss er zukaufen. Für Sojaanbau ist die Gegend zu trocken. »Wenn du als reiner Mastbetrieb alles zukaufen musst, vom Futter bis zum Ferkel und der Energie, dann geht sich das nicht

BILD DA NIE LA AS ENBAUM

Der hohe Preis für Getreide und Energie macht die Schweinemast unrentabel. Getreide wird eher verkauft als verfüttert. Bringt das eine Reduktion des Fleischkonsums?


aus, weil du die Mehrkosten am Ende nicht aufs Produkt draufschlagen kannst. Das bezahlt dir niemand.« Der Energiebedarf ist auch auf seinem Hof groß. Vor allem das Heizen der Ferkelnester für die neugeborenen Jungtiere frisst Strom. »Wir haben zum Glück Photovoltaik am Dach«, sagt er. Sein Konzept mit dem »obersten Ziel eines Stoffkreislaufs auf einem geschlossenen Betrieb« sieht der Biobauer aktuell bestätigt. »Je autarker ein Betrieb wirtschaftet, desto besser geht es ihm derzeit wirtschaftlich«, vermutet Stefan Hörtenhuber, Nutztierwissenschafter an der Universität für Bodenkultur (BOKU), zumindest »insofern eine gewisse Betriebsgröße gegeben ist, die auch mit den vorhandenen Arbeitskräften zusammenpasst.« Im Forschungsprojekt »SusPigSys« habe sich gezeigt, »dass familiengeführte Mastbetriebe mit guter Produktivität die höchste ökonomische Resilienz aufweisen«. Genau sagen lasse sich das derzeit aber noch nicht. Wie sich die allgemeine Teuerung und der absehbare Verlust der Kaufkraft auswirken, werden erst die Konsumzahlen im Spätsommer zeigen. In Deutschland hat der Diskonter Aldi zuletzt die Preise für Biofaschiertes um 30 Prozent erhöht, von 10 Euro auf 13 Euro pro Kilo. Was das für den Absatz bedeutet, ist ungewiss. Und auch, ob und wie treu die BiokäuferInnen ihren Konsumgewohnheiten bleiben – und bereit sind, weiterhin mehr auszugeben. Gerade beim Fleisch ist der Preisunterschied zwischen konventioneller Ware und Bioqualität groß; Biotiere haben mehr Platz, bewegen sich mehr, wachsen langsamer, brauchen mehr Futter.

»Wer Bioschweinefleisch isst, ist tendenziell 50 plus und finanziell besser aufgestellt.« — Christian Wucherpfennig, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen den vergangenen 15 Jahren von 40 Kilogramm auf jährlich 31 Kilogramm gesunken. »Und bald werden wir abermals eine kräftige Senkung spüren«, ist sich Christian Wucherpfennig sicher. Er berät für die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen BioschweinehalterInnen und unterrichtet an der Fachschule Kleve Agrarwirtschaft. Wucherpfennig schätzt, dass steigende Preise diese Entwicklung insgesamt beschleunigen. Und wieder einmal könnte Bio – vorerst jedenfalls – Glück haben: »Der Bioschweinemarkt ist nach wie vor sehr konstant. Wir hatten vor der Krise einen Angebotsmangel. Das heißt: Was hätte verkauft werden können, war nicht da. Deshalb gibt es aktuell keinen Preisdruck.« Auch würden sich KäuferInnen von konventionellem Schweinefleisch und solche von Bioschweinefleisch stark unterscheiden: »Pro Kalorien betrachtet ist Schweinefleisch meist billiger als

SPEISEPLAN EINES MASTSCHWEINS

FRÜHINDIKATOREN AM FERKELMARKT

Konventionell:

»Manche Schweinebauern überlegen bereits, ihr Getreide zu verkaufen, weil der Preis dafür so gut ist, und dann im Herbst keine Schweine mehr zu mästen«, berichtet Adolf Marksteiner, der Leiter der Marktpolitik-Abteilung für tierische Erzeugnisse der österreichischen Landwirtschaftskammer (LKÖ). Dass das mehr als Gerede ist, würden erste Frühindikatoren belegen – »etwa die seit vielen Wochen rückläufigen Ferkelabsatzzahlen«. Nicht nur bei Reinhard Asenbaum hat also das Telefon öfter geklingelt. Dass wir in Mitteleuropa weniger Schweinefleisch essen, ist keine ganz neue Entwicklung. In Deutschland ist der Pro-Kopf-Verzehr in

ca. 75% Energiefuttermittel (Körnermais, Gerste, Weizen, Triticale, Hafer, Roggen), ca. 20% Eiweißfuttermittel (Sojaextraktionsschrot, Rapsextraktionsschrot/-kuchen, Sonnenblumenextraktionsschrot/-kuchen), ca. 5% Mineralstoffe (Phosphor, Kalzium etc.)

Biologisch: (sehr unterschiedlich nach Standortbedingungen, z. B.:) ca. 70% Energiefuttermittel (Körnermais, Gerste, Weizen, Triticale, Hafer, Roggen), ca. 25% Eiweißfuttermittel (Erbsen, Sojabohnen, Sojakuchen, Rapskuchen), ca. 3–5% Mineralstoffe (Phosphor, Kalzium etc.) Für 1 Kilo Fleisch braucht es 3,2 bis 4,5 Kilogramm Futter. 1 Kilo Donausoja (GVO-frei, aus Europa) kostete Anfang April 2022 79 Cent pro Kilo. Im Januar 2021 waren es 56 Cent pro Kilo; im Juni 2022 wieder 65 Cent.

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FUTTER

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»Das wahre Leben der Bauernhoftiere«: In ihrem Kinderbuch (Klett-Verlag, 2020) zeigt Illustratorin Lena Zeise, wie unsere Nutztiere gehalten werden – auch Tiertransporte und Schlachtung sind Thema.

BIORAMA.EU/ DAS-WAHRE-­LEBEN-DERBAUERNHOFTIERE

Gemüse«, weiß Wucherpfennig, »deshalb kommen klassische SchweinefleischesserInnen eher aus einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen. Wer hingegen Bioschweinefleisch isst, ist tendenziell 50 plus und finanziell besser aufgestellt.« Das heißt: Inflation und Teuerung setzen dem konventionellen Schweinemarkt vermutlich schneller zu als der Öko-Nische.

DAS SCHWEINESYSTEM, EIN GLOBALISIERTES GESCHÄFT Auch wenn manche Mastbetriebe versuchen, sich mit Futtermitteln weitestgehend selbst zu versorgen: Das Schweinesystem ist ein globalisiertes Geschäft, vor allem was den Einkauf der Futtermittel und die Verwertung der Tiere nach dem Schlachten betrifft. Letzteres liegt ebenfalls an Konsumgewohnheiten. Denn auch wenn ein Schlachtkörper beinahe zur Gänze verwertet werden kann, am Ursprungsort verzehrt wird nur ein Teil. »Wir haben immer noch einen Edelstücknachfragemarkt, deshalb ist Deutschland beim Filet und beim Nacken ein Nettoimporteur und exportiert Bäuche, Pfötchen und Öhrchen – was die ChinesInnen noch bereit sind zu essen«, sagt Christian Wucherpfennig. Gerade bei den Edelteilstücken erwartet Adolf Marksteiner von der Landwirtschaftskammer Österreich einen Einbruch. Derzeit werde das noch kaschiert – »weil gerade Hauptgrillzeit ist«, in der große Mengen an Fleisch gekauft und gegessen werden. Für die nächste Zeit sieht Marksteiner für seine Branche »zwei Megatrends«: »Weil die ErzeugerInnen genauer rechnen, ob sie auf ihren Deckungsbeitrag kommen, gehen wir von einer leicht sinkenden Produktion bei hochpreisigen Fleischsorten wie Pute aus und von einer sinkenden Schweineproduktion.« Als zweiten Megatrend erwartet er nicht weniger als »die möglicherweise völlige Neuordnung der Märkte«: dass vor allem im Billigsegment die Eigenmarken der Lebensmittelkonzerne unabhängige Qualitätsmarken verdrängen. Denkbar wäre auch, dass diese den Biomarktanteil insgesamt ein wenig reduzieren. »Kein Mensch kann wirklich vorhersagen, was Herbst, Winter und Krieg noch bringen«, meint dazu Christian Wucherpfennig. »Der große Verlierer ist hoffentlich der Mistkübel«, sagt Adolf Marksteiner, »der hohe Anteil des weggeworfenen Essens sinkt durch die Teuerung hoffentlich rapide«.

BILD LE NA ZEIS E

»Der Fleischmarkt bei den teuren Edelstückteilen ist rückläufig. Das wird derzeit noch durch den super Absatz kaschiert, weil gerade Hauptgrillzeit ist.« — Adolf Marksteiner, Landwirtschaftskammer Österreich


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BÄU E R L I C HE KO O P E R ATIO N

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KEIN KUHHANDEL Schweine übersiedeln im März bis Dezember vom Pur Naturhof zur Beikrautregulierung auf den Gemüsebetrieb von Anna Ambrosch.

Der Jaklhof und der Pur Naturhof im Grazer Umland tauschen Schweinekraft gegen Futter und wollen so unabhängiger von außen werden.

I

m Sommer übersiedeln 15 Schweine von Anton Donnerers Biohof in Eggersdorf bei Graz zu Anna Ambrosch und ihrer solidarischen Landwirtschaft in Kainbach bei Graz. Dort bereiten die Tiere den Boden nicht nur für die nächste Ernte vor, sondern befreien ihn auch von einem invasiven Beikraut.

BILD JOHANNE S A MBRO SCH

SCHWEINEBAUER UND OBSTBÄUERIN Nur sieben Kilometer trennen die beiden Höfe, auf den ersten Blick haben sie nur wenig gemeinsam. Anton Donnerer ist Schweinebauer, Anna Ambrosch baut Obst und Gemüse an. Was die beiden Höfe und ihre BesitzerInnen verbindet? Die Überzeugung von biologischer Kreislaufwirtschaft und das Streben nach Autarkie. Anna Ambrosch führt seit 2014 den Betrieb mit Vulgonamen Jaklhof, der seit 1993 biologisch bewirtschaftet wird. Anton Donnerer seinen seit 2010. Gemeinsam mit seiner Frau Daniela Haller übernahm er den Pur Naturhof, der damals ein Obstbaubetrieb war, mittlerweile wird hier auch Urdinkel produziert und er hält 100 Freilandschweine.

SELBST PRODUZIERTES SCHWEINEFUTTER Für die Schwäbisch-Hällischen Schweine, die das ganze Jahr im Freien auf einer Fläche von fünf Hektar verbringen, baut Donnerer einen Teil des Futters selbst an. Mit Dinkel, Weizen, Gerste, Ackerbohne und Hafer können die Tiere in der zweiten Jahreshälfte selbst versorgt werden, davor wird zugekauft. »Autarkie ist Grundvoraussetzung, um das bewirtschaften zu können, was man möchte. Wenn alles zusperrt, können wir immer noch weiterarbeiten«, sagt Donnerer. Die Futtermethode mit Getreide hat sich bewährt, die Schweine wachsen langsam und haben einen guten Muskelaufbau. Dass sie das ganze Jahr Freilauf haben, verdanken sie sogenannten Erdställen, die in den Hang gebaut wurden und die Tiere auch im Winter warm und trocken halten. Der Erdstall ist auch einer der ersten Orte, den die Ferkel nach ihrer Geburt sehen. Dort bleiben sie in der Regel sechs bis acht Wochen, bis sie wieder gemeinsam mit ihren Müttern zur Gruppe kommen. Neben dem Biofutter für die Tiere wird auch ein Teil der Energie am Hof produziert. Das ge-

TEXT Florian Jauk

Solidarische Landwirtschaft bedeutet, dass Lebensmittel durch einen von VerbraucherInnen mitgestalteten Wirtschaftskreislauf organisiert und finanziert werden. Solawis bieten Ernteanteile – Abnahmegarantien über einen bestimmten Zeitraum – an.


BÄU E R L ICH E KO O P ER ATIO N

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KLEINBÄUERLICHE BETRIEBE sind laut der Welternährungsorganisation FAO Landwirtschaften, die weniger als zwei Hektar Land bewirtschaften. Häufig werden auch Betriebe mit größeren Flächen, aber nur einer geringen Ausstattung an Produktionsfaktoren als kleinbäuerliche Landwirtschaften bezeichnet. In Österreich beträgt die bewirtschaftete Gesamtfläche pro Betrieb 45 Hektar (Agrarstrukturerhebung, Statistik Austria), in Deutschland 63 Hektar (Destatis). Kleinbauern und Kleinbäuerinnen bewirtschaften nur rund 12 Prozent der Flächen weltweit, produzieren aber ungefähr 35 Prozent der globalen Lebensmittel. Das Team hinter dem Pur Naturhof: Anton Donnerer, Daniela Haller und Tochter Anna.

Starkzehrer Pflanzen, die dem Boden beim Wachstum besonders viele Nährstoffe entziehen, wie etwa Kartoffeln, Tomaten und Paprika.

Pökelsalz ist eine Mischung aus Kochsalz und Salzen der Salpetersäure wie Kaliumoder Natriumnitrit. Durch die Mischung behält Fleisch seine Farbe, ist länger haltbar und bekommt ein intensiveres Aroma. Ab einer Temperatur von 150 Grad reagiert das Nitrit aus dem Pökelsalz mit dem Eiweiß im Fleisch und es bilden sich schädliche Nitrosamine.

samte Areal wird mittels Pellets, die aus eigenem Holz in einer eigenen Hackschnitzanlage gepresst werden, beheizt, eine Photovoltaikanlage liefert Strom für die Kühlanlagen. Die überschüssige Wärme der Kühlanlage wird zurück in den Heizkreislauf gespeist und dient der Warmwasserproduktion.

BEIKRAUTJÄGERINNEN Zwischen März und Dezember sind es allerdings weniger Schweine, die Anton Donnerer füttern muss – 15 der drei bis vier Monate alten Tiere werden auf den Jaklhof zu Anna Ambrosch gebracht. Auch wenn er zufüttert, spart er sich durch die Kooperation 30 Prozent Futter für diese Tiere im Vergleich zu den Monaten, die sie auf seinem Hof verbringen. Die Schweine fressen auf Grünflächen am Jaklhof alles, was ihnen in die Quere kommt, entfernen dabei Wurzelbeikräuter, liefern wertvollen Dünger und bereiten den Boden auf den nächsten Gemüseanbau vor. »Die Beikrautregulierung ist im Biolandbau die Knochenarbeit«, sagt Anna Ambrosch, die froh ist, die tierischen Helfer als Unterstützung zu haben. Wie viele andere BiolandwirtInnen kämpft auch sie mit dem Stumpfblättrigen Ampfer, der schnell und platzgreifend wächst und bei starkem Auftreten zu Ernteausfällen führen kann.

Seine Samen bleiben im Boden bis zu 50 Jahre keimfähig und die Wurzeln der Pflanze reichen bis zu 20 Zentimeter unter die Erde, wegen der in ihm enthaltenen Oxalsäure hat er wenige natürliche Fressfeinde und breitet sich umso schneller aus. In der biologischen Landwirtschaft wird Ampfer üblicherweise mitsamt seiner Wurzel und den sich am unteren Wurzelhals befindlichen Erneuerungsknospen mit einem sogenannten Ampferstecher ausgestochen oder mit heißem Wasser verbrüht. Es gibt auch eigens entwickelte Wurzelstechmaschinen wie den Wuzi, die den Stumpfblättrigen Ampfer entfernen. Bei großflächigem Befall ist das Ausstechen oder Verbrühen sehr mühsam. Der Landwirt Ferdinand Riesenhuber hat daher den Wuzi – eine selbstfahrende Wurzelstechmaschine, mit der Ampfer maschinell beseitigt werden kann – entwickelt. Der 2,7 Tonnen schwere Prototyp ist allerdings noch nicht marktreif. Die Schweine buddeln am Jaklhof Stumpfblättrigen Ampfer mitsamt der Wurzel aus – der ausgebuddelte Ampfer muss dennoch händisch entfernt werden. Damit der Boden für den Gemüseanbau vorbereitet und möglichst frei von Wurzelunkräutern ist, brauchen die Schweine drei bis vier Saisonen als Beikrautmanager, Pflugersatz und Düngemaschinen. Die Schweine bedeuten zwar auch zusätzli-


BILD BIO AU ST RI A

ÜBERBETRIEBLICHER NÄHRSTOFFKREISLAUF Wenn die 15 Schweine im Dezember wieder zum Pur Naturhof zurückkehren, sind sie etwa zwölf Monate alt und kommen erneut auf Weideflächen, auf denen sie noch zwei bis vier Monate leben. Geschlachtet werden sie direkt am Hof, ganz stressfrei, so Anton Donnerer. Das Fleisch verarbeitet er ohne Zusatzstoffe, ohne fertige Gewürzmischungen und ohne Pökelsalz. Donnerer findet es zwar gut, dass sich einzelne Betriebe spezialisieren, doch er ist der Meinung, dass es als kleinbäuerlicher Betrieb dennoch wichtig ist, mit anderen LandwirtInnen zu kooperieren, um nachhaltiger zu agieren. »Es ist unumgänglich, dass kleine landwirtschaftliche Betriebe zusammenarbeiten, weil dadurch nicht nur Ressourcen, sondern auch Wissen geteilt wird. Die Zusammenarbeit und die gegenseitige Hilfe sind das Wünschenswerteste, das es für kleine Betriebe gibt«, sagt Donnerer. Als Hauptgrund, warum nicht mehr bäuerliche Kooperationen entstehen, vermutet er Unsicherheiten bei Rechtsfragen. »Man muss sich vorab informieren, um alles richtig zu machen, sonst gibt es ein böses Erwachen«, sagt der Biobauer. Die Zusammenarbeit zwischen dem Pur Naturhof und dem Jaklhof wurde 2022 mit dem Innovationspreis von Bio Austria ausgezeichnet, der seit 2010 vergeben wird, um klimafitte Landwirtschaft zu fördern. Die Trophäe – ein Fuchs – wurde für beide Betreibe angefertigt, das Preisgeld wurde natürlich geteilt. Auch wenn Ambrosch sich durch Donnerers Schweine Dünger und Arbeitskräfte spart und Donnerer seine Schweine am Jaklhof weniger füttern muss, verhilft beiden das Tauschgeschäft zu mehr Autarkie – zumindest abseits ihrer Kooperation.

Es geht auch anders! Johannes Gutmann, SONNENTOR Gründer

Wir ernten, was wir säen Der erste Schritt in Richtung Unabhängigkeit ist, sich anzusehen, was will ich, was kann ich – was kann ich säen und was ernten. Bevor ich SONNENTOR gegründet und die vielen Kooperationen mit Bio-Bäuerinnen und -Bauern gestartet habe, hatte ich nicht selbst das Steuer in der Hand. Ich konnte den Kurs nicht bestimmen. Aus diesen Abhängigkeiten wollte ich mich befreien, selbst bestimmen und zeigen, wie es anders geht. Ohne Chemie, dafür mit Vielfalt! Ein Beispiel ist unser Frei-Hof: Auf unserem eigenen Bio-Bauernhof zeigen wir, wie der Kreislaufgedanke beim Anbau erfolgreich funktioniert, wie jede und jeder selbst zu Hause auch im Kleinen, ob im eigenen Garten oder am Balkon, erfolgreich die Bio-Vielfalt wachsen lassen kann. Was im Kleinen funktioniert, ist auch im Großen machbar. Immer, wenn eine Krise kommt – egal ob das nun die explodierenden Energie- oder Kunstdüngerpreise sind, zeigt sich, wie angreifbar das heutige Agrarsystem und wie widerstandsfähig die Bio-Landwirtschaft ist. Zu wissen, welche Fruchtbarkeit wir selbst vor der Haustür haben, was der Boden braucht und was nicht – darauf kommt es an. Dank der guten Bio-Böden, die mit viel Wissen und Geduld aufgebaut wurden, dürfen wir jetzt unabhängig sein, während die anderen zusammenfallen wie ein paar leere Kartoffelsäcke. www.sonnentor.com/esgehtauchanders

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG VON SONNENTOR

chen Arbeitsaufwand, da man die Flächen mit Elektrozäunen sichern muss, trotzdem überwiegt ihr Nutzen. »Die Schweine durchwühlen wirklich alles und bereiten den Boden besser auf, als wir das könnten, weil der Dünger auf der ganzen Fläche verteilt wird. Außerdem fressen sie auch Schadinsekten wie Engerlinge«, erklärt Anna Ambrosch. In vielen Gemüsekulturen benötigt der Jaklhof dank der Anwesenheit der Schweine keinen Dünger mehr, bei den starkzehrenden Arten wird zusätzlich eigener Kompost eingesetzt, wodurch sich der Jaklhof während des Obstund Gemüseanbaus selbst versorgen kann, einzig die Erde für die Jungpflanzen wird bei einem österreichischen Unternehmen zugekauft. Ambrosch sieht die Zukunft einer biologischen Kreislaufwirtschaft in der Kooperation von kleinstrukturierten landwirtschaftlichen Betrieben. Eine Voraussetzung dafür ist laut ihrem Kooperationspartner, Anton Donnerer, das gegenseitige Vertrauen. Denn das brauche es, damit der Schweinebauer der Gemüsebäuerin seine Schweine anvertraut.


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SOJAT R EIB STO F F

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MIT DEM FAHREN, WAS DA IST? Ein Biobauer fühlt sich vom Markt zu mehr Autarkie gezwungen, als ihm lieb ist. Und stößt dabei auf die »Teller oder Tank«-Frage.

Biokraftstoffe sind flüssige oder gasförmige Kraftstoffe, die aus Biomasse hergestellt werden. In Österreich wurden laut Klimaschutzministerium 2020 6,08 Prozent der fossilen Kraftstoffe durch Biokraftstoffe substituiert.

A

uf dem Hof der Familie Tomic in Buchbrunn, rund fünf Kilometer entfernt vom Klopeiner See, wird auf 150 Hektar Getreide angebaut: Dinkel, Weizen, Roggen und Hafer werden direkt vermarktet, seit 2016 gibt es eine hofeigene Bäckerei. Der Biobetrieb baut allerdings nicht nur Getreide an, sondern beherbergt auch eine Schweinemast. Als einer der ersten Kärntner Bauern begann Johannes Tomic damit, Soja anzubauen. Die Pflanze dient der Eiweißversorgung der Schweine und bindet als Fruchtfolgeglied Stickstoff im Boden, der Biobauer kann durch den Sojaanbau im Getreideanbau und bei den Futtermitteln nach eigenen Angaben autark handeln. Abhängig ist er nur von der Natur und von den Menschen, die seine Produkte auf Bauernmärkten, in seinem Onlineshop oder im Einzelhandel kaufen, sagt

er. Sojaöl, das bei der Futtermittelproduktion in großen Mengen anfällt, stellt den Biobauern im Zuge seines Strebens nach Autarkie vor die »Teller oder Tank«-Frage.

GUTES ÖL MIT SCHLECHTEM RUF Um den Sojakuchen herzustellen, der den Schweinen als Eiweißquelle verfüttert wird, wird die Sojabohne in einer eigenen Aufbereitungsanlage, die seit 2017 auf dem Hof des Landwirts steht, ausgepresst. Danach bleibt kaltgepresstes Sojaöl übrig. Für den Kärntner ist das Öl zwar ein Nebenprodukt, aber ein wertvolles Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, aufgrund seines hohen Rauchpunkts eignet es sich auch als Bratöl. Sein Biosojaöl ist mehrfach mit der Goldmedaille bei der Alpe-Adria-Ölprämie-

BILD ISTOCK.CO M/JJ GO UIN

TEXT Florian Jauk


rung ausgezeichnet worden, große Kooperationen mit dem Lebensmittelhandel blieben bisher dennoch aus. »Soja ist in Österreich aufgrund der Anbaumethoden in anderen Teilen der Welt teilweise noch immer verrufen«, bedauert Tomic. Er war auch im Gespräch mit Molkereien, die überlegten, sein Öl in Butter und Topfen beizumischen, um die Streichfähigkeit zu verbessern und die Produkte mit Omega 3 anzureichern. Doch auch hier dominiert genau wie in der breiten Bevölkerung laut dem Sojabauern »die Angst vor der Sojabohne«. Bis sich das ändert, setzt er sich weiter dafür ein, die Wahrnehmung von biologischen, gentechnikfreien Sojabohnen zu verbessern. »Sie fördern die biologische Landwirtschaft bei der Stickstoffversorgung, sind ein gutes Futtermittel und könnten uns auch beim Treibstoff unabhängiger machen«, sagt er und meint damit die Idee, Sojaöl als Biokraftstoff für seine landwirtschaftlichen Maschinen zu verwenden.

SOJAÖLTRAKTOR Dass für Biokraftstoffe Lebensmittel wortwörtlich »im Tank versickern«, ist für Tomic zwar ein Problem, die Verwendung von selbst erzeugten Biokraftstoffen auf seinem Hof dennoch eine Überlegung für die Zukunft. »Mir ist es lieber, ich kann das Öl als Lebensmittel oder als Pharmazieprodukt verkaufen«, sagt er, hat aber bisher zu wenige AbnehmerInnen gefunden. Insgesamt produziert der Biobauer jährlich rund 20.000 Liter Sojaöl, nur einen Bruchteil, rund 1000 Liter, kann er derzeit als Lebensmittel verkaufen. Der Rest wandert um ein bisschen mehr als einen Euro pro Liter an Futtermittelbetriebe. »Früher hat man Hafer angebaut, um die Pferde zu füttern. Als Nebenprodukt des Sojakuchens könnte ich einen Teil des Öls als Kraftstoff verwenden. Das würde ökologisch Sinn machen«, sagt Tomic und meint damit, lieber übrig gebliebenes Sojaöl in seinen Tank füllen zu wollen, als an Tierfutterbetriebe zu verkaufen. Für den Kärntner ist die Verwendung von Sojaöl als Biokraftstoff aber nicht nur eine Möglichkeit, übrig gebliebenes Öl selbst zu verwerten, sondern auch ein weiterer Schritt Richtung Autarkie, denn die Schweinefutter- und Stickstoffkreisläufe hat er am Hof bereits geschlossen, es fehlt noch selbst hergestellter Treibstoff, sagt Tomic, der für seinen Betrieb und die hauseigene Bäckerei Strom mit Photovoltaikanlagen produziert. Biokraftstoffe werden in drei Generationen eingeteilt. Die erste Generation wird aus nur wenigen Teilen einer Pflanze wie etwa Öl oder Zucker gewonnen, die zweite Generation nutzt die vollständige Pflanze, Generation drei sieht Algen als Basis für Biokraftstoffe vor, ist allerdings noch im Entwicklungsstadium. KritikerInnen von Biokraftstoffen argumentieren, durch Biokraftstoffe der ersten Generation würden Lebensmittel verschwendet, außerdem wird im Zusam-


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SOJAT R EIB STO F F

»Wir müssen den Ruf der biologischen und gentechnikfreien Sojabohne zurechtrücken.« — Johannes Tomic Biolandwirt

In Deutschland betrug der Anteil an Biokraftstoffen am Kraftstoffverbrauch im Verkehrssektor laut dem Umweltbundesamt im gleichen Jahr 6,4 Prozent.

2003 trat in der EU eine Biokraftstoffrichtlinie in Kraft, 2009 wurde sie durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie ersetzt und 2018 novelliert. Sie sieht EU-weit bis 2030 einen Mindestanteil an erneuerbaren Energien von 14 Prozent im Verkehrssektor vor, darunter müssen mindestens 3,5 Prozent fortschrittliche Biokraftstoffe, also Biokraftstoffe der zweiten Generation aus Abfällen, Reststoffen oder Waldholz, sein.

lang mit eigenem Biokraftstoff versorgen und dennoch würden einige Hundert Liter Biosojaöl als Lebensmittel übrig bleiben. Pro Hektar kann er 400 Liter Sojaöl produzieren, in der Zukunft will er rund ein Viertel davon als Biokraftstoff verwenden und die restlichen 300 Liter als Lebensmittel verkaufen. Für Tomic stellt sich dadurch keine »Teller oder Tank«-Frage, vielmehr sieht er in seinem Vorhaben eine Antwort auf jene Frage. Doch das ist Zukunftsmusik. Derzeit versucht er weiterhin, die Menschen von seinem Sojaöl zu überzeugen. »Wir müssen den Ruf der biologischen und gentechnikfreien Sojabohne zurechtrücken.« Auf die Sojapflanze will er nicht verzichten, auch wenn sich andere Leguminosen ebenfalls zur Stickstoffversorgung und als Futtermittel eignen würden. Zu gut funktioniere sein Betrieb mit der Pflanze, der Einsatz von Sojaöl als Biokraftstoff würde für ihn »den Kreislauf weiter schließen«, bisher hat er aber für seinen Betrieb noch keine passenden Maschinen gefunden, die mit Biokraftstoffen betrieben werden können, auch größere Kooperationen konnte Tomic noch nicht an Land ziehen. So wandert weiterhin ein Großteil seines Biosojaöls an Futtermittelbetriebe – und weder auf den Teller noch in den Tank.

menhang mit Biokraftstoffen auch das Thema Flächenkonkurrenz diskutiert. Die Umweltschutzorganisation Transport & Environment, eine Dachorganisation mit 53 nichtstaatlichen europäischen Mitgliedsorganisationen, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzen, errechnete in einer Studie im März 2022, dass europaweit täglich rund 10.000 Tonnen Weizen, aus denen rund 15 Millionen Laib Brot entstehen könnten, zu Ethanol für Autos verarbeitet werden. Johannes Tomic stellt in der Debatte aber auch eine Preisfrage. »Die Gesellschaft zahlt derzeit mehr für Energie als für Lebensmittel. Für viele Bauern ist es daher eine logische Konsequenz, Energie statt Lebensmittel zu produzieren«, so der Landwirt. Er wäre bereit, einen Pflanzenöltraktor über seine Felder rollen zu lassen. »Ich biete mich gerne als Versuchskaninchen an. Die erforderlichen Normen kann ich mit meinem Öl einhalten«, sagt Tomic. Laut eigener Rechnung könnte er mit dem derzeitigen Ertrag an Sojaöl die für seinen Acker notwendigen Maschinen ein Jahr Beim Sojaanbau nutzt Johannes Tomic einen eigens adaptierten Wendepacker.

BILD BIOHOF TOMIC

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ABWASS ER

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GEMÜSEKREISLAUF TEXT Florian Jauk

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ydroponik spezialisiert sich auf den Anbau von Nutzpflanzen, die anstatt in Erde in einer Nährlösung wurzeln und entweder mit Grund- oder Trinkwasser bewässert werden. Das Forschungsprojekt Hypo Wave nutzt für ein hydroponisches Glashaus eine Technik, für die statt Grundwasser Abwasser zum Einsatz kommt. Das Verfahren eignet sich vor allem für Gegenden mit Wasserknappheit. Aber nicht nur.

SAUBERES WASSER OHNE NÄHRSTOFFE Thomas Dockhorn ist Projektleiter von Hypo Wave und Lehrender am Institut für Siedlungswasserwirtschaft an der TU Braunschweig.

Kläranlagen reinigen Abwasser in mehreren Stufen. In einer mechanischen Stufe werden grobe Verunreinigungen wie Steine und Hygieneartikel entfernt, danach folgen zwei biologische Klärstufen mit der gezielten Entfernung von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor. Das Wasser ist dann allerdings von Verunreinigungen und »Nährstoffen« geklärt – und wird in Flüsse oder andere Gewässer geleitet.

Manche der Nährstoffe können zur Bewässerung für hydroponische Gewächshäuser nützlich sein und den Verzicht auf Zugabe von Düngemitteln ermöglichen, weswegen Hypo Wave, das von der Technischen Universität Braunschweig geleitet wird, eigene Aufbereitungsanlagen entwickelt. In ihnen wird das nach der ersten Klärstufe aufbereitete Wasser, das noch in hoher Konzentration Nährstoffe beinhaltet, verwendet und so weiterbehandelt, dass das Wasser wie nach dem Durchlauf durch eine Kläranlage zwar gereinigt ist, aber dennoch für das Pflanzenwachstum essenzielle Stoffe enthält. »Schwermetalle sind einerseits Schadstoffe, aber auch Spurenstoffe, die Pflanzen zum Wachsen brauchen. Ob diese nützlich oder schädlich sind, kommt immer auf die Konzentration an. Was wir rausfiltern, sind zu hohe Konzentrationen an Spurenstoffen, organische Spurenstoffe und vor allem humanpathogene Keime«, erklärt Thomas Dockhorn, Projektlei-

BILD IS OE W IKOM, PRIVAT

Das Forschungsprojekt Hypo Wave nutzt die Nährstoffe in kommunalem Abwasser zum Anbau von Paprika und Tomaten.


ter und Lehrender an der Technischen Universität Braunschweig. So wird bereits von Kläranlagen aufbereitetes Wasser wenige Meter entfernt nochmals durch von Hypo Wave entwickelte Aufbereitungsanlagen gefiltert, damit Spurenstoffe in den für die Pflanzen gesunden Dosen in das Glashaus geleitet werden können. Haben die Glashauspflanzen das Wasser aufgenommen, wird das sogenannte nährstoffabgereicherte Sickerwasser abgeleitet und kann zum Beispiel zur weiteren Bewässerung außerhalb des Glashauses verwendet werden. Es gibt auch die Möglichkeit, es im Sinne eines vollständigen Kreislaufs zur Bewässerung im Glashaus weiterzuverwenden – jedoch müssten dann wieder Nährstoffe beigemischt werden, sagt Dockhorn.

Sommer Sonne Grillerei

ABWASSER-GEMÜSE Hypo Wave wird unter anderem vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung mit zirka 2,8 Millionen Euro gefördert. In Phase eins wurde zwischen 2017 und 2021 ein System mithilfe von Fallstudien in Deutschland und in der belgisch-deutschen Grenzregion sowie im portugiesischen Évora entwickelt. Im Nachfolgeprojekt, Hypo Wave Plus, wird nun die großtechnische Realisierung erprobt. Auf einer Glashausfläche von einem Hektar sollen nach Fertigstellung 700 Tonnen Tomaten und Paprika erzeugt werden. Das aufbereitete Abwasser kommt dabei aus einer umliegenden Kläranlage und wird danach von einer eigenen Aufbereitungsanlage in das hydroponische Glashaus geleitet. »Wir haben uns bisher zwar auf ländliche Gebiete konzentriert, eine Umsetzung des Systems ist aber auch im urbanen Raum möglich. Man könnte in Städten beispielsweise gereinigtes Grauwasser, also das Abwasser aus Küche und Bad, zur Bewässerung verwenden«, erklärt Dockhorn. Er hebt als Vorteile des Projekts gegenüber bestehenden hydroponischen Systemen vor allem Einsparungen von Nährstoffen und die Wiederverwendung von Wasser hervor, die Kombination bietet ihm zufolge »alles, was die Pflanzen benötigen«. Betriebe, die ein Glashaus besitzen, das mit einem Hydroponik-System ausgestattet ist, bräuchten für die Umsetzung des Forschungsprojekts Zugang zu einer Kläranlage, die vorgeklärtes Wasser liefert, das vom Hypo-Wave-Verfahren nochmals aufbereitet wird und ins Glashaus geleitet wird. Die großtechnische Umsetzung des Forschungsprojekts ist bereits im Gange, bis es erste Kostproben gibt, wird es noch dauern. Ab 2024 soll es das erste Hypo-Wave-Gemüse im deutschen Einzelhandel zu kaufen geben. Für alle, die sich überzeugen wollen, wie gut Abwasser als Pflanzendünger funktioniert, gibt Dockhorn schmunzelnd einen Tipp für die »kleintechnische Anwendung« zuhause: Urin fungiere im Verhältnis 1:20 mit Leitungswasser als Nährstoffquelle für Tomaten – »Ihre Balkonpflanzen werden dankbar sein!«.

Im Sommer wird die Küche nach draußen verlegt und der Griller angeheizt. Mit Bio auf dem Grill liegst du dabei richtig. Alles, was dein Bio-Herz begehrt, findest du bei uns am ADAMAH BioHof. www.adamah.at/grillerei


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F I SC H ZU CH T


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GESCHLECHTERPARITÄT IM FORELLENTEICH Am Traunsee konzentriert sich ein Fischzampano auf die Zucht in Bioqualität.

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uf Google Maps ist es ein Teich, der Angelteich Salmos. Das stimmt in zweifacher Hinsicht nicht. Erstens ist es kein Angelteich (mehr), zweitens sind es eher viele kleine, sehr unterschiedliche Teiche, die hier in einer Waldlichtung auf halbem Weg zwischen Attersee und Traunsee in Oberösterreich, nahe der Grenze zum Land Salzburg, liegen. Das Areal, auf dem sich die Teiche von Biofisch Großalm befinden, gehört den Österreichischen Bundesforsten. Was in Österreich üblich und auch einfach zu erkennen ist. Viel Wald, ein altes Forsthaus. Neben den Eigenfischereien am Grundl-, am Toplitz- und am Hallstätter See verpachten die Bundesforste österreichweit etwa 400 kleinere Fischereien. Dabei unterstützen sie PächterInnen auch bei Projekten und Vorhaben in Sachen Ökologie, Naturschutz oder Wiederansiedlungsprojekte. Bei Biofisch Großalm kümmert sich Markus Moser als Pächter um die Fische und die Teiche am Traunsee. Moser hat (fast) Fisch-DNA. Er ist Spross einer alten und eingesessenen Dynastie von Fischern (war und scheint hier noch Männersache zu sein). Aber er ist nicht nur Züchter. Bis 2016 hatte er auch ein Café im Stadtkern von Gmunden. Außerdem ist er ausgebildeter Gastrosoph. Ein Mann, dem Lebensmittel und ihre Qualität am Herzen liegen. Bei seiner Fischzucht hat er sich für biologische Bewirtschaftung entschieden. Das bedeutet konkret vor allem, dass es beim Futter grundsätzlich verboten ist, Hormone, An-

tibiotika und Anabolika einzusetzen. Mit Hormonen oder Anabolika wie etwa Methyltestosteron wird in der konventionellen Fischzucht versucht, bei den Fischen eine Geschlechtsumwandlung herbeizuführen. Dadurch entstehen im Teich überwiegend männliche Populationen, bei denen sich die Fische durch schnelleres Wachstum auszeichnen. Wodurch sich wiederum schnellere Produktionszyklen und mehr Umsatz ergeben. In der biologischen Fischwirtschaft wird auf dieses Hilfsmittel verzichtet und beim Wachstum auf Zeit gesetzt. Der Einsatz von synthetischen Herbiziden, Pestiziden und Insektiziden ist ebenfalls untersagt. Letzteres würde auch wenig bringen, denn die Insekten, die auf den üppig bewachsenen Flecken rund um die Teiche leben, sind für Moser Teil des Futters. Der Hauptteil besteht jedoch aus biozertifiziertem Fischfutter, das nach strengen Richtlinien, im Fall des Produkts AquaEco der Firma Garant auch frei von Zutaten aus dem Meer, hergestellt wird. Dabei wird bei der Produktion auf Restematerial der Fischverarbeitung zurückgegriffen. Bei der Zucht von Salmoniden, wie sie bei Biofisch Großalm heranwachsen, kann auf tierisches Protein (noch) nicht verzichtet werden. Zurück ins Salzkammergut. Ein Besuch bei Moser zahlt sich aus, weil man bei ihm ausgesprochen gute Forellen und Saiblinge bekommt. Früher kamen öfter BesucherInnen. Früher, damit ist vor der Pandemie gemeint. Da war Biofisch Großalm noch ein Angelteich. Väter kamen mit ihren Kindern, hielten Angel-

TEXT UND BILD Jürgen Schmücking


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F I SC H ZUCH T

34 ruten ins Wasser und holten sich die Forellen und Saiblinge für den Grillabend. Oder fürs Familienessen am Sonntag. Im Laufe der Covidkrise hat sich das aufgehört. Es kamen immer weniger BesucherInnen und irgendwann hat Markus Moser entschieden, es sein zu lassen – das mit dem Angelteich. Drei Mal in der Woche steht Markus Moser oder einer seiner Freunde oder Partner an einem der Märkte in der Region. Hin und wieder kommen auch BesucherInnen und kaufen direkt »ab Teich«.

DIE UNGEBETENEN GÄSTE Zwei Besucher kommen allerdings immer noch regelmäßig. Oder versuchen es zumindest. Der Fischotter und der Fischreiher. Dass beide massive Schäden im Fischbesatz anrichten, ist bekannt. Beim Fischotter ist es ähnlich wie beim

Wolf oder beim Fuchs. Der Hunger ist schnell gestillt, aber dann setzt der Blutrausch ein, und der Otter wird erst verschwinden, wenn sich nichts mehr bewegt. Und in einem kleinen Fischteich (die »Teiche« ähneln teils kleinen Bachläufen der Aurach) bewegt sich lange was. Der Otter ist sowohl in Deutschland als auch in Österreich streng geschützt. Aus jagdrechtlicher Sicht genießt er meist einen Schutz, der über das Konzept der »Schonzeit« weit hinausgeht. Das ist einerseits gut so, denn der Fischotter galt lange als bedrohte Art. Der Schutz hat auch zu einer soliden Bestandsvermehrung der Otter geführt. Natürliche Feinde gibt es so gut wie keine. FischzüchterInnen und TeichwirtInnen verweisen auf massive Bestandsschäden bei ihren Arten, den Fischen, und versuchen, die Behörden davon zu überzeugen, dass


35 für Fischotter ähnliche Argumente gelten wie für die Bejagung von Raubwild (wie Fuchs, Marder und Dachs) als Schutz- und Hegemaßnahme von Feder- und Niederwild (etwa bodenbrütende Vögel und Feldhasen). In vielen deutschen und österreichischen Bundesländern gibt es allerdings Ausnahmebestimmungen zur »Entnahme«. Jenseits dieser bleibt nur der Selbstschutz. Im Fall von Biofisch Großalm sieht dieser Schutz so aus: ein tief in die Erde gegrabener Zaun von etwa anderthalb Metern Höhe, verstärkt durch ein enges Mäusegitter und an der oberen Zaunseite mit einem Elektrodraht gesichert. Für den Otter ist das wie Fort Knox. Nur, dass er eigentlich nicht raus-, sondern eher reinwill. Diesmal er: keine Chance. Beim Fischreiher sieht die Sache anders aus. Um die Fische gegen ihn zu schützen, müss-

te eine Drahtkuppel über die Teiche gespannt werden. Das ist illusorisch und wäre vor allem auch unpraktisch. Hin und wieder sieht man in einem von Markus Mosers Teichen eine Forelle oder einen Saibling vorbeischwimmen, der oder dem ein Stück vom Rücken herausgepeckt wurde. Das war dann mit großer Wahrscheinlichkeit der Reiher. Am Teichrand stehend warten sie einfach, bis ein Fisch vorbeischwimmt, und versuchen, sich den Leckerbissen zu holen.

FÜR JEDE GENERATION EIN EIGENER TEICH Moser hat für Forellen und Saiblinge mehrere Teiche in unterschiedlichen Größen. Für jede Generation einen. »Geerntet«, also abgefischt, werden sie mit einem Alter von zwei oder drei Jahren. Die dreijährigen Fische sind dann jedenfalls richtige Brocken und auch geschmacklich stellen sie die Jugend in den Schatten. Ähnlich wie beim Abfischen eines Karpfenteichs gehen Moser und einer seiner Mitarbeiter watend durch den schmalen Teich und ziehen die Fische mit einem Netz an einer Stelle zusammen. Danach werden sie mit Keschern, also kleineren Fangnetzen, aus dem großen Fangnetz gefischt und in großen Kübeln zur Schlachtbank gebracht. Ein kurzer, heftiger Schlag auf den Kopf, ein schneller Schnitt den Bauch entlang, ausspülen, fertig für den Markt. Die Innereien, vor allem Leber und Rogen, bekommen KundInnen, die danach fragen. Apropos KundInnen. Die Biofische von Biofisch Großalm gibt es an Markttagen an verschiedenen Märkten im Salzkammergut. Oder in der Gastronomie. Mittlerweile liefert Moser auch an Lukas Nagl, Österreichs Fischzampano, der im Bootshaus am Traunsee am Herd steht und gerade dabei ist, die Fischküche neu zu erfinden. Als eine seiner Vorspeisen serviert er Eis aus Kren und Gurken mit Forellenkaviar, Karpfen (Wildfang aus dem Mondsee) serviert er mit roten Rüben, von der Aalrutte (die Markus Moser zwar auch gerne hätte, der empfindsame Fisch aber mit den Bedingungen im Teich nicht zurechtkommt) gibt es die Leber – und was nicht verarbeitet wird, kommt in Nagls Werkstatt und fermentiert dort zu Garum, einer intensiven Fischsauce, die als Umamibombe seine (und viele andere) Küche bereichert.

Markus Moser hat mit Angela Hirmann, ebenfalls Gastrosophin und Köchin, das wunderbare Buch »Fisch echt einfach« (Löwenzahn, 2018 zweitaufgelegt) geschrieben.


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I NSE K T EN F R EU N DL ICH KEIT

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GUT GEMEINT Manche Insektenhotels im Handel schaden mehr, als sie nutzen. InsektenfreundInnen haben es trotzdem nicht schwer. Insektenhotels dienen Wildbienen und anderen Insekten als Nisthilfe. Hier von Bienenlieb aus lasiertem Kiefernholz, Aststücken aus Birkenholz, Buchenholzblöcken und Schilfrohrhalmen.

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ünstlich geschaffene Insektennisthilfen, längst besser bekannt als Insektenhotels, sollen Insekten einen Unterschlupf – vor allem im Winter – bieten oder ihnen beim Nisten helfen. Inzwischen zieren sie viele Gärten – Marke Eigenbau oder vorgefertigt, etwa aus dem Baumarkt. Ein falsch designtes Insektenhotel kann Tieren mitunter schaden, wird meistens aber von diesen einfach nicht angenommen und ist somit vergebene Liebesmüh für die Artenvielfalt.

UNBEABSICHTIGTE INSEKTENFALLEN

Der Nabu liefert auf ­­ nabu.de Bauanleitungen für Luxusunterkünfte.

Häufig sei das Problem bei vorgefertigten Insektenhotels die billige Verarbeitung, erklärt Laura Breitkreuz, Expertin für Insektenkunde beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Ihr zufolge sind die Bohrlöcher bei vielen handelsüblichen Insektennisthilfen oft zu klein, weswegen die Gänge von Insekten nicht angenommen werden. Ist das Holz nicht richtig abgeschliffen und die Bohrungen »ausgefranst«, können sich die Tiere an den abstehenden Holzsplittern verletzen, sagt Breitkreuz. Nisthilfen sollten aus Hartholz – also beispielsweise aus Esche, Birke oder Kastanie – bestehen, schlechte Holzqualität kann für Insekten zum Verhängnis werden. »Wenn Risse zu Beginn nicht da sind, nehmen die Bienen die Gän-

ge zunächst an, bauen ihr Nest und legen Eier. Durch die entstehenden Risse können die Larven an die Luft gelangen und dadurch austrocknen oder sie sind anfälliger für Parasiten und Schimmel.«

LUXUSUNTERKÜNFTE Solide Modelle erkennt man halbwegs zuverlässig schon beim Kauf mit Blick auf ein paar Details: »Die Löcher sollten gut gebohrt und abgefeilt sein. Wenn sich die Hersteller da Zeit genommen haben, achten sie auch meistens auf den Rest. Man sieht bei Insektenhotels recht schnell, ob es in Masse und schnell produziert wurde oder ob sich dabei Zeit gelassen wurde«, sagt Laura Breitkreuz. Außerdem müssen die Nisthilfen eine gewisse Tiefe haben, damit sie von Tieren angenommen werden. Mindestens fünf Zentimeter tief müssen die Löcher sein, zehn Zentimeter sind laut Breitkreuz ideal. Das Holz darf außerdem – selbstverständlich, sollte man meinen – nicht mit Insektiziden behandelt worden sein. Richtig konstruierte Insektenhotels fördern die Artenvielfalt und das wiederum kommt auch vielen Pflanzen im eigenen Garten oder auf dem Balkon zugute. Um ein Insektenhotel selbst zu bauen, braucht man nur ein paar Bauteile und ein wenig Zeit.

BILD BIENE NLIE B

TEXT Florian Jauk


Um die Welt zu retten, braucht es oft nur ein Taschengeld. Die 5-jährige Sophie würde sogar ihr Eis spenden. Und du? Lassen wir unsere Kinder Kinder sein. Spende jetzt auf global2000.at/zukunft


SCHUTZ DES WASSERSCHATZES Grundwasser ist eine wertvolle Ressource für Österreich, denn aus diesem wird der gesamte Bedarf an Trinkwasser gedeckt und darüber hinaus profitieren Landwirtschaft, Tourismus und Gewerbe von den Wasserquellen des Landes. In einer Broschüre des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wurden die Ergebnisse der Studie »Wasserschatz Österreichs« anschaulich zusammengefasst, um auf die Bedeutung von (Grund-)Wasser und dessen Schutz aufmerksam zu machen. Die Broschüre gibt Einblick in den Wasserbedarf Österreichs und die Frage, wie dieser nachhaltig gedeckt werden kann. Aktuell verfügt Österreich über genügend Wasser in herausragender Qualität, jedoch ist die Grundwasserneubildung vom Niederschlag abhängig. Der Einsatz des Grundwassers ist vielfältig: Den größten Anteil an der Grundwassernutzung nimmt die Wasserversorgung (61 %) ein, danach folgen Gewerbe und Industrie (29 %). Die Landwirtschaft benötigt nur einen vergleichsweise geringen Anteil (10 %), jedoch sind diese Entnahmen saisonal und regional stark konzentriert. 40 Prozent des Wasserbedarfs werden aus dem Grundwasser abgedeckt, die restlichen 60 Prozent werden aus dem Oberflächenwasser entnommen.

Grundwasser angereichert. Trockenperioden in den letzten Jahren führten in bestimmten Regionen bereits zu Engpässen. Der Klimawandel und seine Auswirkungen, wie etwa der Temperaturanstieg, erhöhte Verdunstung und Niederschlagsänderungen, haben Folgen für das Grundwasser: Durch diese Einflüsse können die verfügbaren Grundwasserressourcen in Österreich bis 2050 um bis zu 23 % von derzeit 5,1 Mrd. Kubikmetern auf 3,9 Mrd. Kubikmeter abnehmen, während sich der Wasserbedarf bis 2050 um 11 bis 14 Prozent erhöhen wird. Die Landwirtschaft wird bis dahin doppelt so viel Wasser benötigen. Für Industrie und Gewerbe wird mit geringen Bedarfsveränderungen gerechnet. Diese Daten bilden die Grundlage, um die Weichen für unsere Wasserzukunft zu stellen. So können die richtigen Maßnahmen gesetzt werden, damit Österreich auch in Zukunft über Grundwasser in bester Qualität und ausreichenden Mengen verfügt. Die Broschüre zum Download und alle Infos zum Wasserschatz unter bmlrt.gv.at/wasserschatz

GRUNDWASSERNUTZUNG NACH SEKTOREN:

GESCHÜTZTES WASSER Wer an Wasser denkt, denkt oft auch an Trinkwasser: Dieses stammt in Österreich zu 100 % aus Grundwasser, also aus Brunnen und Quellen. Diese Form des Wassers ist – im Vergleich zu dem aus Oberflächengewässern – durch den Boden und seine Filterfunktion besser geschützt. Allerdings sind die Grundwasservorkommen in Österreich nicht gleichmäßig verteilt: Besonders der Osten des Landes gilt als niederschlagsarm und dadurch wird generell weniger

10 %

29 %

61 %

Wasserversorgung Industrie und Gewerbe Landwirtschaft Ausgewählte Dienstleistungen

40 Prozent des österreichischen Wasserbedarfs werden aus Grundwasser gedeckt, sie werden in dieser Aufteilung genutzt.

BILD ISTOCK/ZBY NE K PO SPIS IL, VLA DI MI RO VIC, S ERG EY_FE DOS KI N, BMLRT/ A LEXA NDE R HA ID EN

Die Broschüre »Wasserschatz Österreichs« informiert darüber, wie sich unser Grundwasser nützen und schützen lässt.


STECKBRIEF

DIE DONAU

Die Donau ist der zweitgrößte und zweitlängste Fluss Europas – und damit eine wichtige wirtschaftliche, geografische und kulturelle Kraft. Millionen Menschen leben entlang der Donau und sie ist außerdem Lebensraum einer vielfältigen und artenreichen Flora und Fauna. Nur 10 % der gesamten Donau fließen durch Österreich. Die Donau prägt für Österreich wichtige Regionen wie die Wachau, ein besonders beliebtes Ausflugsziel (Dürnstein, Krems, Spitz, Melk und das Benediktinerstift Göttweig), bekannt für Wein- und Obstanbau (Wachauer Marille). Die Stadt Tulln würdigt die Donau mit dem Nibelungendenkmal

– eine Erinnerung daran, welche Rolle der Fluss im Nibelungenlied spielt. Der Nationalpark Donau-Auen verbindet Wien mit Bratislava und schützt ein großes Auengebiet der Donau. Die 9.300 Hektar beherbergen ein komplexes Ökosystem und bieten attraktive Wanderrouten. Auch Wirtschaft und Schifffahrt profitieren von der Donau, denn sie ist eine wichtige internationale Wasserstraße und immerhin zwei Prozent des Gütertransportaufkommens des Landes werden auf der Donau verschifft. Zu guter Letzt ist sie auch für die Aufnahme des gereinigten Abwassers von Bedeutung.

DANUBE DAY 2022 Der Danube Day 2022 macht die Donau zum erlebbaren Highlight für Kinder und Jugendliche. Von 13. 15. Juni wird im schlossORTH Nationalpark-Zentrum der größte Fluss Österreichs mit zahlreichen Aktionen für Kinder und Jugendliche gefeiert. Ein erster Höhepunkt ist die Bootstour, mit welcher das Event am 13. Juni 2022 eröffnet wird. In Kooperation mit dem neuen Projekt LIFE WILDisland werden fünf Boote mit 50 SchülerInnen die Strecke von Fischamend

bis Haslau befahren. Neben dem Kennenlernen von Tieren und Pflanzen, Donauufern und Inseln steht eine gemeinsame Müllsammelaktion auf dem Programm. Am 14. und 15. Juni 2022 bekommen Schulklassen die Möglichkeit, an interaktiven Stationen ihr Wissen über die Donau zu vertiefen und zu testen: »Nuschelnde Muscheln« oder auch »Riechen, Kosten, Tropfen und Blubbern«. Weitere Informationen unter www.danubeday.at.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DES BMLRT

Der Fluss hat eine Gesamtlänge von 2857 Kilometern und durchfließt bzw. berührt zehn Länder. In ihr zeigen sich Geschichte und Kulturen der Regionen und auch ein Walzer und eine Torte sind nach ihr benannt: die Donau.


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Seit 1996 ist Sabine Hüttgraber Inhaberin der letzten Kunststopferei der Steiermark.

UNSICHTBARES HANDWERK

BILD BIORAMA

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Über die fast vergessene Kunst des Stopfens und darüber, woran man reparierbare Kleidung erkennt.

or einer großen weißen Lupe sitzt Sabine Hüttgraber und untersucht penibel einen Pullover auf Löcher. Die 54-Jährige ist Kunststopferin. Und zwar die letzte in der Steiermark und eine der wenigen im deutschsprachigen Raum. Wie viele KunststopferInnen es tatsächlich noch gibt, lässt sich nicht genau ausmachen, da Kunststopfen auch von TeppichreparateurInnen, ÄnderungsschneiderInnen und TextilreinigerInnen angeboten wird, deren Leistungsumfang typischerweise aber ganz anderes ausmacht als das, was Sabine Hüttgraber anbietet. Nur die wenigsten beherrschen allerdings das, was Sabine Hüttgraber kann: nämlich per Hand löchrige oder gerissene Kleidung reparieren, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Die Kunst des Stopfens besteht darin, dem Ausgangsstoff an einer Stelle, wo es nicht so sehr fehlt, Material zu entnehmen und an der löchrigen Stelle händisch wieder einzuweben. Das Handwerk stammt aus den 1960ern – einer Zeit, in der grobe Wollstof-

fe mit Karo- und Pepita-Muster hochmodern waren, die man besonders gut und besonders unauffällig stopfen konnte. Mittlerweile sind die meisten Kleidungsstücke allerdings aus hochfeinen, teilweise synthetischen Stoffen, die das händische Stopfen erschweren. Trotzdem erlebt die Kunststopferei Illy in Graz ein Revival.

TEXT Florian Jauk

EIN REIN HÄNDISCHES HANDWERK Das kleine Geschäft in der Grazer Steyrergasse wurde 1964 eröffnet, 1996 hat es Hüttgraber übernommen. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur noch drei KunststopferInnen – heute ist Hüttgraber in der Stadt die letzte ihrer Art. Dass es überhaupt so weit kam, war Zufall: Ihre Vorgängerin war eine Bekannte, die gelernte Schneiderin Hüttgraber überlegte kurz und lernte das Handwerk von ihr. Denn eine Ausbildung als Kunststopferin gab und gibt es nicht. Auch Schneidereien gibt es heutzutage nicht mehr viele. Der Unterschied einer

85 Kleidungsstücke – plus Unterwäsche und Socken – besitzt ein Mensch laut einer Greenpeace-Studie durchschnittlich in Österreich. In Deutschland sind es zehn mehr.


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Bunte Auswahl: Ein Nähfaden, der nicht für die Arbeit Hüttgrabers passt, muss erst erfunden werden.

Kunststopferei zu einer Änderungsschneiderei, die auch Löcher stopft, ist, dass die Kunststopferin nur Material aus dem Ausgangsstoff entnimmt und händisch einarbeitet, beim Ändern verwendet man passende Nähseide und eine Nähmaschine. Es ist eine rein händische Tätigkeit, denn die kurzen Fäden könnten im Vergleich zur Nähseide gar nicht maschinell eingearbeitet werden. Dafür sind sie viel zu kurz, außerdem müssen die Muster händisch nachgewebt werden, damit man die Nachbesserungen nicht sieht. Dennoch umrandet die Grazer Kunststopferin nach ihrer Arbeit die ausgebesserte Stelle mit einem Faden, der nachher wieder entfernt wird, damit ihr unsichtbares Handwerk für ihre KundInnen sichtbar wird.

ZIELGRUPPE VERJÜNGT UND VERGRÖSSERT SICH Am häufigsten stopft Hüttgraber Pullover und Sakkos, auch alte Kleider geraten häufig unter ihre weiße Lupe. Die meisten Stücke haben für die durchmischte Kundschaft einen hohen sentimentalen Wert. Je feiner der Stoff ist, desto aufwendiger ist die Reparatur für die Kunststopferin, die dann auch einen höheren Preis verlangt. Der beginnt bei kleinen Reparaturen bei 5 Euro und reicht bis zu 100 Euro. Man müsse vor dem Stopfen aber auch abwägen, ob sich eine Reparatur überhaupt auszahlt, so Hüttgraber: »Ich würde nie ein Kleidungsstück reparieren, bei dem die Reparatur 300 Euro kostet.«

Damit Kleidungsstücke möglichst lange getragen werden können, ist das Material und dessen Verarbeitung entscheidend. Hüttgraber erkennt gute Kleidung schon beim ersten Kontakt auf der Haut, ihr geschultes Auge haben aber nicht alle. Deswegen lautet ihr Tipp beim Kleidungskauf: zuerst das Etikett ansehen. Hier sollte sich ein hoher Anteil an Naturstoffen wiederfinden. Das Stopfen von Stoffen aus Naturfaser ist Hüttgraber zufolge einfacher als das von synthetischen, da Naturfasern weicher sind und sich besser einweben lassen. »Das gestopfte Loch kann danach außerdem besser gebügelt werden, wodurch die Reparatur beim Endergebnis weniger sichtbar ist«, ein Elastananteil von rund 5 Prozent in einem ansonsten aus Naturfaser bestehenden Gewebe sei allerdings aus Reparaturperspektive noch kein Problem, ergänzt Hüttgraber. Aus ökologischer Perspektive ist freilich auch dieser schon relevant – und sorgt für Mikroplastikeintrag in die Umwelt. Fast Fashion und ein hoher Anteil an synthetischen Fasern und dünnen Stoffen, der sich in vielen modernen Kleidungsstücken wiederfindet, haben ihre Arbeit zwar erschwert, die Kundschaft allerdings vergrößert. Zu beobachten ist auch ein stärkeres Bewusstsein für den Wert von Kleidung aufseiten der KundInnen, die ihre liebsten Stücke reparieren lassen und nicht neu kaufen wollen. Auch eine Altersverschiebung nach unten ist erkennbar. Waren es früher eher die älteren Menschen mit hochqualitativer Kleidung, die die Kunststopferei aufsuchten, sind es jetzt auch viele junge Menschen, die Hüttgrabers Service in Anspruch nehmen. Sie glaubt, dass aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins auch in Zukunft immer mehr Menschen in ihr Geschäft kommen werden. Dass ihr Beruf aussterben wird, glaubt sie nicht. Damit es das Handwerk auch in Zukunft weiterhin gibt, braucht es allerdings neben der Nachfrage auch Kunststopfereien, in denen man das Handwerk erlernen kann, auch wenn das in der Kunststopferei Illy derzeit nicht möglich ist, wie Sabine Hüttgraber erklärt. Zu viel zu tun und zu wenig Zeit hat die 54-Jährige momentan, um in ihrem Geschäft jemanden die Kunststopferei zu lehren. Vielleicht wird sie sich eines Tages aber doch erwärmen, das unsichtbare Handwerk weiterzugeben.

BILD BIORAMA

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DIE PET-FLASCHE IST ALLES ANDERE ALS EINE „FLASCHE“

Warum? Weil sie nicht einfach den Geist aufgibt. Und, wenn sie es doch tut, als recycelte Flasche wieder aufersteht. Gigantisches Potenzial im Recycling PET lässt sich sehr gut wiederverwerten. Umso wichtiger ist es, dass wir alle dafür sorgen, dass der Kunststoff nicht in der Umwelt landet, sondern richtig recycelt wird. Durch einen geschlossenen Kreislauf lässt sich die bereits sehr gute Klimabilanz von PET-Flaschen weiter verbessern.

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Recyceltes PET verursacht bis zu

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SCHLAPFEN AUS REIFEN

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Plastikfrei: Flipflops von Waves und Hippobloo sind zu 100 % aus Latex.

Du kaufst noch schadstoffbelastete Badeschuhe aus Plastik? Es gibt Eco-Fashion-Varianten aus Algen, Autoreifen oder Naturkautschuk.

adeschuhe wie Flipflops und Slides – wasserfest und unkompliziert, meistens komplett aus Kunststoff – sind zu einem kurzlebigen Wegwerfprodukt geworden. Damit tragen sie nicht nur zum Verbrauch der endlichen Ressource Öl und zum (Mikro-)Plastikmüll bei, in vielen Modellen stecken auch noch Schadstoffe, die die Haut reizen oder sogar in den Körper eindringen können. Auch große Modemarken wie Primark mussten bereits Produkte zurückrufen, da die Konzentration bestimmter Chemikalien über den Grenzwerten lag, die in der REACH-Verordnung der EU zur Produktsicherheit festgelegt sind. Oftmals wurden die Grenzwerte der aufgrund ihrer reproduktionsschädigenden Wirkung beschränkten Phthalate und Weichmacher wie Bisphenol A (BPA) überschritten. Oder es wurde der Grenzwert von einem Milligramm pro Kilo von bisher 8 nachweislich als krebserregend eingestuften polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) erreicht. Bei einer Produktuntersuchung von ÖkoTest 2017 konnten in 14 der 25 untersuchten

Flipflops PAKs und in einem Modell sogar das Schwermetall Quecksilber nachgewiesen werden. Viele Schuhe bleiben auf dem Markt, obwohl ihre Zusammensetzung über den vorgegebenen Grenzwerten liegt. Doch es geht auch anders – hier sind Materialien und Modelle, mit denen du nicht nur stylisch, sondern auch ressourcenschonender und hautfreundlich durch den Sommer schlapfst.

TEXT Samantha Breitler

ALGEN UND AUTOREIFEN Ecoalf hat sich mit seinen Materialinnovationen längst einen Namen gemacht. So verwundert es nicht, dass das Label gleich mehrere Badeschuhe aus unterschiedlichen Materialien entwickelt hat. Das Hauptgewebe der »Algaf-Flipflops« besteht zu 70 Prozent aus EVA und 30 Prozent aus der namengebenden Alge. Ethylen-Vinylacetat-Copolymere – kurz EVA –, das ist ein wärme- und alterungsbeständiger Kunststoff, der für viele »gummiartige« Alltagsprodukte wie Schuhsohlen eingesetzt wird. (Birkenstock fertigt inzwischen etwa ganze Slides von der Sohle bis zum Obermaterial aus

Mikroplastik durch Autoreifen Eine der größten Quellen von Mikroplastik sind Autoreifen. Laut einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung und der Universität Wien gelangen in Europa jährlich rund 1.327.000 Tonnen Reifenabriebpartikel in die Umwelt.


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»Bicolalf-Flipflops« bestehen derzeit zur Hälfte aus recycelten Autoreifen.

ist ein Naturprodukt. Es wird aus dem Saft unterschiedlicher Kautschukpflanzen hergestellt.

REACH Die EU-Verordnung regelt die Bewertung, Beschränkung und Zulassung von chemischen Stoffen in der EU. Daraus ergeben sich für Hersteller und Importeure bestimmte Rechte und Pflichten im Umgang mit Chemikalien.

KOMPOSTIERBARE BIOKUNSTSTOFFE Das vor mehr als zehn Jahren gegründete Label Boombuz fertigt seine in Italien hergestellten Flipflops aus biologischem Kunststoff, der aus aufbereiteten Pflanzenresten wie Raps, Mais und Soja besteht. Manche Modelle haben zusätzlich einen Riemen aus Biobaumwolle. Das ergonomisch geformte Boombuz sind aus Biokunststoff, bei Modellen mit Baumwolle ist diese GOTS-zertifiziert. Fußbett sorgt für ein

bequemes Tragegefühl – es gibt zusätzlich Ausführungen mit einem erhöhten Profil. Neben verschiedenen einfärbigen Badeschuhen findet man auch diverse knallige Farben und Muster. Der gesamte Schuh ist nach Angaben des Herstellers im Heimkompost rückstandslos kompostierbar, manche Modelle enthalten zusätzlich zum Biokunststoff noch Teile aus Kork oder aus GOTS-zertifizierter Baumwolle.

GANZ OHNE PLASTIK Ganz ohne Plastik kommen etwa die Flipflops von Waves und Hippobloo aus. Beide werden vollständig aus Naturkautschuk, auch als Latex bekannt, hergestellt. Der Gummi sorgt für einen angenehmen Tragekomfort. Die portugiesische Marke Asportuguesas verarbeitet in ihren Sohlen zusätzlich zu Naturkautschuk noch Kork aus Portugal. Für die Korkproduktion müssen die Bäume nicht gefällt werden, die Korkeiche wird lediglich geschält und regeneriert sich dann wieder von selbst. Die Riemen werden aus Gummi gefertigt. Es gibt viele verschiedene Ausführungen in unterschiedlichen Farben – mit gefärbter Sohle oder in natürlicher Korkoptik. Neben normalen Flipflops gibt es für Damen auch Modelle mit einer erhöhten Sohle. Bei dieser Auswahl zeigt sich schnell, dass die Eco-Fashion-Varianten sicherlich keinen Abstrich in Sachen Bequemlichkeit und Style machen. Schnell fällt allerdings auf, dass sich die Unternehmen bisher auf die Herstellung von Flipflops konzentriert haben, auf eine große Auswahl ressourcenschonender Slide-Modelle muss man noch warten.

BILD FRE ESTOC KTE XTURE S. COM / MATT HE W KANE, BO OMBU Z, EC OALF

Latex

EVA.) Im Gegensatz zu anderen Kunststoffen enthält er keine Weichmacher und gilt bisher zumindest als gesundheitlich unbedenklich. Der Riemen wird gänzlich aus Gummi gefertigt. In Weinrot, Schwarz oder Khaki, werden sie diesen Sommer zum perfekten Accessoire. Außerdem hat das Unternehmen zwei Jahre an einem zu hundert Prozent aus gebrauchten Reifen zusammengesetzten Schuh geforscht, der nun bald auf den Markt kommen soll. Derzeit ist noch das Vorgängermodell »Bicoalf« erhältlich, das zur Hälfte aus Reifen und zur anderen Hälfte aus Gummi und EVA besteht. Beide sind jedenfalls nicht nur durch ihr Ausgangsmaterial einzigartig, das durch Trennung des Gummis von den anderen Materialkomponenten wie Metall und Textilgewebe gewonnen und dann zu Pulver zermahlen wird, sondern diese Partikel werden auch durch Druck und Hitze fixiert, ohne dass irgendwelche Klebstoffe oder Zusätze verwendet werden. Diese Flipflops werden komplett in Spanien hergestellt.


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48 TEXT Irina Zelewitz

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ie einen wollen vor allem Sicherheit und Berechenbarkeit, die anderen nicht vorauseilend zu stark regulieren und lieber den Selbstregulierungskräften vertrauen: Das gute Deo gibt es nicht – weil genau jene Inhaltsstoffe, die manche suchen, andere versuchen zu vermeiden. Innerhalb der zertifizierten Naturkosmetik sind viele Stoffe zwar ohnehin nicht zugelassen, der Rest ist dann aber – mal abgesehen von der Verarbeitung von Biorohstoffen – schnell Frage individueller Präferenzen. Zehn Vorschläge für unterschiedliche Geschmäckern.

BILD Stefan Staller

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Lavendel · Atlas Zeder · P a t c h o u l i · We i h r a u c h Klingt wilder, als es ist – beide Deos duften zurückhaltend herb, sind alkoholfrei und überzeugen in der Anwendung mit Antitranspirant- und Antiperspirant-Wirkung. Less is More waren bei den Ersten, die es in Wien mit Biokosmetik (ursprünglich Haarpflege) versucht haben, die Produktpalette ist gewachsen, die Philosophie geblieben: luxuriöse Basics. Die Deocreme im Braunglastiegel ist erwartungsgemäß ergiebiger als der Spray im Pumpspender. Cosmos-Organic-zertifizierte Biokosmetik. Made in Austria. lessismore.at

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EIN EIWEISSREICH Beispiel für eine gute pflanzliche Eiweißquelle: 100 Gramm Quinoa enthalten rund 15 Gramm Protein.

Pflanzliche Lebensmittel können einen höheren Eiweißanteil als tierische haben, jedoch ist ihre Eiweißqualität geringer. Man kann sie steigern.

BILD ISTOCK.CO M / SO NJA RACHBAUE R

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roteine halten unseren Körper gewissermaßen zusammen, sind neben Kohlenhydraten und Fetten Hauptnährstoffe und finden sich in tierischen wie auch in pflanzlichen Nahrungsmitteln. Dennoch beschäftigt die Frage »Woher bekommen VeganerInnen ihr Eiweiß?« hartnäckig Onlineforen und Social-Kanäle. Mitunter womöglich in erster Linie, um Produkte zur Lösung dieses Problems anzupreisen: vegane Eiweißshakes, High-Protein-Produkte und millionenfach geklickte »High protein vegan meals« auf Social Media. Andererseits: Wozu es proteinreiches Functional Food mit tierischen Inhaltsstoffen gibt, fragt auch schon lang keineR mehr. Und: Wenn es Proteinshakes gibt, dann soll es sie wohl auch vegan geben! Sogar wenn das ernährungsphysiologisch nicht notwendig wäre, wie das deutsche Bundeszentrum für Ernährung (BZFS) festhält, denn bei einer veganen Kost lässt sich der Proteinbedarf ganz ohne Zusatzprodukte decken.

MEHR ALS MUSKELNAHRUNG Laut dem BZFS benötigt ein Erwachsener täglich rund 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Schwangeren, Säuglingen,

Menschen ab 60 und LeistungssportlerInnen wird zu einer höheren Menge geraten. Nach der Nahrungsaufnahme funktionieren Proteine anders als Kohlenhydrate und Fette, die im Körper vorwiegend in Energie umgewandelt werden: Eiweiße bleiben im Körper – und zwar als Baustoffe, die wir beispielsweise zum Sauerstofftransport, für den Hormonhaushalt, den Stoffwechsel und auch zur Immunabwehr benötigen, denn auch Antikörper bestehen aus Proteinen. Proteine bestehen aus Bausteinen, die für den menschlichen Körper unentbehrlich sind. 20 unterschiedliche Aminosäuren stecken in Lebensmitteln, neun davon werden als essenziell bezeichnet, da man sie nur über die Nahrung aufnehmen und nicht selbst im Körper bilden kann. Die gute Nachricht: Alle neun essenziellen Aminosäuren stecken in allen Lebensmitteln, auch in pflanzlichen. Unterschiedlich ist nur die Menge der einzelnen Aminosäuren in den Proteinen, von denen jedes anders aufgebaut ist.

EIWEISS IST NICHT GLEICH EIWEISS Der Proteingehalt von manchen pflanzlichen Lebensmitteln übertrifft sogar oft den einiger

TEXT Florian Jauk


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Linsen, deren biologische Wertigkeit bei 45 liegt.

Die Lösung, um durch Pflanzen einen gleich hohen Anteil an Proteinen wie durch tierische EiEinzelne vegane Eiweißquellen können teilweise schlechter vom menschlichen Organismus aufgenommen werden als einige tierischen weiße aufzunehmen, Proteine. Um die biologische Wertigkeit zu erhöhen, müssen sie so kombiniert werden, dass ihre Aminosäuren sich gegenseitig ergänzen. ist einerseits, mehr von ihnen zu essen, oder andererseits – und das ist wohl für die tierischer, wie ein Blick auf die Nährwertanmeisten Menschen praktikabler –, die Eiweißgaben von Kürbiskernen, Hülsenfrüchten und qualität und Verdaulichkeit zu steigern. Die Tofu verrät. Allerdings bedeutet das nicht auVerdaulichkeit pflanzlicher Lebensmittel kann tomatisch, dass dadurch auch mehr Protein im einfach über das Kochen, durch Einweichen Körper aufgenommen werden kann. Das Zauvon beispielsweise Hülsenfrüchten, Zerteilen, berwort heißt hier biologische Wertigkeit, auch Keimen oder fallweise auch durch FermentaEiweißqualität genannt. Sie ist eine Maßzahl tion gesteigert werden. Durch die Kombinadafür, wie gut Nahrungsproteine zur Bildung tion pflanzlicher Eiweißquellen und die darvon körpereigenen Proteinen genutzt werden aus folgende Ergänzung der einzelnen Aminokönnen. Je mehr die Zusammensetzung der säuren wird die biologische Wertigkeit erhöht. Aminosäuren in den Proteinen der LebensDies kann in einer Mahlzeit erfolgen, aber auch mittel dem Bedarf des menschlichen Organisüber den Tag verteilt werden. Gute pflanzliche mus entspricht, desto höher ist die biologische Eiweißkombinationen sind beispielsweise GeWertigkeit. Diese sei bei tierischen Eiweißen treide oder Reis mit Hülsenfrüchten und Sain der Regel höher, da ihre Strukturen denen men oder Nüssen, also ein Linsengericht mit körpereigener Proteine ähneln, erklärt die LeAmaranth und Quinoa und Kürbiskernen oder bensmitteltechnologin Regine Schönlechner Hanfsamen. von der Universität für Bodenkultur Wien. Ein Ei beispielsweise erreicht den Wert 100, aber KEINE ANGST VOR EINEM PROTEINMANGEL auch gewisse pflanzliche Lebensmittel weisen hohe Werte auf – etwa Soja mit einer biologiDie biologische Wertigkeit sagt viel über die schen Wertigkeit über 80. Eiweißqualität und damit darüber aus, wie gut Zudem bestimmt auch die Verdaulichkeit aufgenommene Proteine in Körpereiweiße umvon Proteinen darüber, wie gut sie vom Körper gewandelt werden können. Omnivoren haben aufgenommen werden können. Auch hier hahier mit dem Lebensmittel mit der höchsten ben tierische Eiweiße die Nase vorne, so Schönbiologischen Wertigkeit, nämlich dem Ei, einen lechner. »Pflanzliche Proteine sind manchmal Vorteil. Dennoch müssen sich auch VeganerInschwerer verdaulich, weil sie an andere Innen nicht vor einem Proteinmangel fürchten, haltsstoffe gebunden oder von ihnen umhüllt durch Lebensmittelkombinationen, die die sind. Außerdem enthalten Pflanzen oft Polybiologische Wertigkeit eines Gerichts erhöhen, phenole (sekundäre Pflanzenstoffe), die die und richtige Verarbeitung von Eiweißquellen, Verdauung behindern.« Bei 100 Gramm Eiweiß die deren Verdaulichkeit steigert, kann der tägaus einem Hühnerei kann also insgesamt ein liche Eiweißbedarf auch bei pflanzlicher Erhöherer Anteil an Proteinen aufgenommen und nährung problemlos in jedem Lebensstadium vom Körper genutzt werden als bei 100 Gramm erreicht werden.

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LASAGNE FÜR VIELE E Gemüseideen aus der Sterneküche.

TEXT Irina Zelewitz

REZEPTE AUS:

ine Menge guter Ideen, was man mit Gemüse warum anstellen kann, liefert Christian Henze in »Pur. Gemüse.«. Henze ist übrigens nicht nur ziemlich erfolgreicher Sterne- und Fernsehkoch (MDR) sondern war, wie der Verlag auf dem Umschlag verrät, Privatkoch des Milliardärs Gunter Sachs. Gekocht wird hier aber nur mit Zutaten, die überall zu bekommen sind und die Zubereitung ist unkompliziert. Die Nächste gute Idee im Buch: jedes Gemüse wird durch ein Kurzportrait vorgestellt, in

dem recht willkürlich ausgewählte Funfacts in den Vordergrund gestellt werden. Was sich durchzieht, ist allerdings nicht nur die Angabe, was das jeweilige Gemüse (in Deutschland) Saison hat – sondern auch zu welcher Zeit es als Importware verfügbar ist. Außerdem werden mit jedem Rezept auf die Portion gerechnete Nährwertangaben mitgeliefert – von Kilokalorien bis zum Fett- und Eiweißgehalt. Die Zutaten kann man sich mit Portionsrechner als Einkaufsliste via App aufs Handy holen.

KNOLLENSELLERIE-LASAGNE MIT TOFU-BOLO UND GRUYÈRE ZUTATEN FÜR 2 PORTIONEN

»PUR. Gemüse.« von Christian Henze, Becker Joest Volk Verlag, 2022.

• 250 g qualitativ guter Tofu • 1 Zwiebel • 2 Knoblauchzehen • 6 EL qualitativ gutes Olivenöl • 3 EL Tomatenmark • 1 TL brauner Zucker • 150 ml trockener Rotwein • 200 g passierte Tomaten

• 1 TL getrockneter Oregano • Meersalzflocken • Pfeffer • 1 mittelgroße Sellerieknolle • 1 EL weiche Butter • 150 g Gruyère am Stück • einige Basilikumblätter (nach Belieben)

ZUBEREITUNG: • Den Backofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. • Den Tofu zerbröseln oder mit einer Gabel zerdrücken. Zwiebel und Knoblauchzehen fein würfeln. 3 EL Olivenöl in einer beschichteten Pfanne erhitzen und den Tofu darin 5–6 Minuten kräftig anbraten. Zwiebeln und

Knoblauch hinzufügen und bei mittlerer Hitze 4–5 Minuten weiterbraten. Tomatenmark dazugeben und gut anrösten. Mit Zucker bestreuen und kurz karamellisieren. Dann mit Rotwein ablöschen und einköcheln lassen. Passierte Tomaten und Oregano hinzufügen und weitere 7–8 Minuten köcheln lassen. Die Tofu-Bolo mit Meersalzflocken und Pfeffer herzhaft abschmecken. In der Zwischenzeit die Sellerieknolle schälen und grob raspeln. Restliches Olivenöl in einer beschichteten Pfanne erhitzen und die Sellerieraspel darin unter häufigem Rühren 10–15 Minuten gold- braun anbraten. Dann mit 100 ml Wasser ablöschen und abgedeckt weich köcheln. Mit Meersalzflocken und Pfeffer würzen. Eine kleine Auflaufform mit Butter auspinseln. Schichtweise Sellerieraspel und Tofu-Bolo einfüllen. Mit Tofu-Bolo abschließen, zum Schluss den Gruyère darüber- reiben und im vorgeheizten Ofen etwa 40 Minuten goldbraun backen. Die Sellerielasagne in der Auflaufform servieren. Nach Belieben mit Basilikumblättchen garnieren.

B ILD HUBERTU S S CHÜLE R, BE CKE R JOE ST VO LK

45 Minuten plus Backzeit ca. 40 Minuten


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KO C H BU CH EM P F E H L U N G

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GEGRILLTER LAUCH MIT STEINPILZ-APRIKOSENBUTTER ZUTATEN FÜR 2 PORTIONEN 15 Minuten plus Grillzeit 30–40 Minuten • 2 Lauchstangen • 5 EL Butter • 10 g getrocknete Steinpilze

• 1 EL Panko-Panierbrösel • 4 getrocknete Soft-Aprikosen • Meersalzflocken

ZUBEREITUNG: • Den Backofen auf 250 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. • Die dunkelgrünen Teile vom Lauch kürzen, den Wurzelansatz dabei nicht abtrennen. Lauch gut waschen und trocken tupfen. 2 EL Butter zerlassen, Lauchstangen damit bestreichen, auf ein Backblech legen und im vorgeheizten Ofen 30–40 Minuten grillen, dabei öfter wenden und gegen Ende den Garzu- stand mit einem spitzen Messer prüfen. • Inzwischen die getrockneten Steinpilze in eine Schüssel geben, mit reichlich lauwarmem Wasser bedecken und etwa 30 Minuten einweichen. • Das Blech aus dem Ofen nehmen und leicht abkühlen lassen. Grüne Teile und Wurzelansatz großzügig abschneiden. Den mittleren Lauchteil schälen und längs halbieren. • Restliche Butter in einer großen beschichteten Pfanne aufschäumen. Den Lauch darin mit den Schnittseiten nach unten kräftig anbraten, dabei darauf achten, dass die Butter bräunlich wird, aber nicht verbrennt. Aus der Pfanne nehmen und warm halten. • Pankobrösel in die Pfanne geben und rösten. Eingeweichte Steinpilze gut ausdrücken, in Streifen schneiden und hinzufügen. Soft-Aprikosen ebenfalls in Streifen schneiden und in die Pfanne geben. Gut durchschwenken und mit Meersalzflocken würzen. • Den Lauch mit den Schnittseiten nach oben auf zwei vorgewärmte Teller legen und die Steinpilz-Aprikosen-Butter darüber verteilen.


B ILD HUBERTU S S CHÜLE R


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MP F O O D

58 TEXT UND BILD Jürgen Schmücking

GRILLGUT

Ein komplettes Menü abseits ausgetretener Pfade.

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ie Temperaturen steigen, allerorts werden die Griller aus den Kellern und Garagen geholt und geputzt und poliert. Hier folgen Produkte für ein Menü ohne Steaks und Cevapcici, ohne Käsekrainer und

Halloumi. Im Produktverständnis von Köchinnen und Köchen, also nicht notwendigerweise als Marke. Alles davon ist recht einfach und so gut wie überall zu bekommen. Bei manchem steht eine Quellenempfehlung dabei.

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(GANZER) BIOSAIBLING

Ob Saibling oder Forelle, das ist eigentlich egal. Nicht ganz, aber fast. Beim Kauf sollte man jedenfalls darauf achten, dass vom Fisch kein (unangenehmer) Geruch ausgeht, die Augen klar sind und die Kiemen (so sie noch drin sind) ein sattes, strahlendes Rot zeigen. Am Grill kann dann eigentlich gar nichts passieren. Ein Hauch Öl, eine Prise Salz, im Extremfall mit ein paar Zitronenscheiben und ein paar Rosmarinzweigen füllen. Aber eigentlich braucht er gar nichts. Bezugsquellen: entweder bei dem hier im Magazin beschriebenen Angelteich Salmos oder über Nahgenuss bei der Jagersimmerl-Fischerei im Almtal. biofisch-grossalm.at


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RÜCKEN VOM BIOLAMM

Wenig Fleisch, viel Geschmack. Darauf könnte man diese Kotelett-Erfahrung reduzieren und liegt damit eigentlich voll im Trend. Der Zeitgeist sagt, dass wir uns beim Fleisch einbremsen sollen. Aber so ein zartes, hochgradig aromatisches Stück vom Lammrücken, das kann man sich hin und wieder gönnen. Im Frühjahr, wenn die Kitze kommen, könnte man genauso gut (oder noch besser) zu Ziegenkitz greifen. Am Griller reichen mittlere Hitze, ein paar Minuten und nur ein Hauch Würze. Zu bekommen beim Schafoder Ziegenbauern des Vertrauens. Etwa bei Familie Pleiner am Riedlgütl in Oberösterreich. Im kleinen Format und abgepackt. riedlguetl.at

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WASSERMELONE

Ernsthaft. Die Melone in etwa 2,5 bis 3 Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Wer will, kann beide Seiten mit etwas Gin oder Ouzo beträufeln, dann auf den Grill damit. Das Wasser zischt, verdampft, der Fruchtzucker karamellisiert, das angekokelte Schwarze am Rand gibt der Melone einen feurigen Drive. Man kann dem Ganzen noch die Krone aufsetzen und die Melonenscheiben in Form von Porterhouse- oder T-Bone-Steaks schneiden. Das ist aber weniger eine Frage des Geschmacks. Jedenfalls nicht in sensorischer Hinsicht.

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TALEGGIO

Käse am Grill kennt auch jeder. Allerdings meistens nur diesen kaugummiartigen Halloumi-Grillkäse. Oder Feta in der Aluschale. Das war’s im Großen und Ganzen. Käse kann aber noch viel mehr am Grill. Nur ein Beispiel: Taleggio ist ein hocharomatischer Weichkäse aus Italien. An seiner Rinde wachsen Rotkulturen und leichte Schimmelflecken. Aromatisch wie gesagt eine Bombe. Und nichts, was man einfach so auf den Grill knallt. Entweder – vermutlich die beste Wahl – die Ochsenherztomate halbieren, das Fleisch herauslösen (und mit Harissa und Basilikum zu einem BBQ-Dip verrühren) und die halben Paradeiser mit dem Taleggio füllen. Dann auf den Rost damit. Kleine bis mittlere Hitze, ein wenig länger liegen lassen, damit der Käse die Chance hat, zu schmelzen.

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OCHSENHERZTOMATE

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BIO-PORTOBELLOPILZE

Bioochsenherzen sind keine Rarität mehr. Man bekommt sie am Bauernmarkt, beim Gemüsehändler sowieso, aber auch im Super- und im Biomarkt. Und dass man Tomaten schmoren und grillen kann, ist auch kein Staatsgeheimnis mehr. Trotzdem. Neu ist vielleicht die Methode. Besonders grandios werden sie nämlich, wenn man sie für eine Dreiviertelstunde bei etwa 100 Grad ins Backrohr schiebt und ihnen am Grill dann nur noch einen leicht angekohlten Touch gibt. Bei großer Hitze und ganz kurz. Ausprobieren. Die Grillgäste werden jubilieren.

Quasi die Familienpizza unter den Pilzkörberln. Die Portobellos sind – neben ihrem eleganten Geschwisterl, den Shiitakes – hervorragende Grillpilze. Erstens, weil sie kein oder kaum Öl oder anderes Fett als Geschmacksträger brauchen, zweitens, weil sie gut aussehen und schnell genussfertig sind, und drittens, weil es meistens ordentliche »Wascher« sind, die man auch gut mit Sauerrahm, Käse oder sonst was füllen kann. tirolerbiopilze.at

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B IO R A M A N Ö

NEU ODER NOCH GUT

Empfehlungen, Warnungen, warnende Empfehlungen. Von Neuentdeckungen und alten Perlen. Auf dass uns weghören und -sehen vergeht.

CHRISTIAN SIRY / »AUSSTEIGER-STORYS – VON MENSCHEN, DIE AUSZOGEN, IHREN TRAUM ZU LEBEN« / VERLAG WENN NICHT JETZT, 2022.

Vorgelesen für jene, die mit Ausgestiegenen bisher wenig zu tun hatten. Der Gärtner Christian erzählt aus einer Welt, die er irgendwie schon hinter sich gelassen hat, und von den Fragen, die ihn einst antrieben, als er jung war und kein Normalverbraucher sein wollte: »Für was stehe ich? Für was lebe ich?« – na ja, die Aussteigerstorys sind schnell geschrieben, schnell gelesen, eher locker und unkompliziert wie mutmaßlich auch ihr Autor. Der glaubt gar nicht so sehr ans Aussteigen – One World und so –, aber ans Umsteigen. Er lebt »in Gemeinschaft mit Freunden« auf einem Hof in Alleinlage in der Pfalz. Um sich davon eine Auszeit zu gönnen, macht er sich zur vermuteten Halbzeit seines Lebens – die Antwort lautet 42 – auf, alte und neue Freunde zu finden und deren Aussteigerstorys zu erzählen. Mit Hund Mio und stark angejährtem Bus Paule natürlich. Jano, so Christians Spitzname, skizziert mit der hörbaren Erfahrung vieler Jahre in Alternativwelten die Begegnungen mit einer Reihe sympathischer, freundlicher Menschen. Laut Klappentext zeichnen sich ihre Lebensentwürfe durch »Freiheit, Unabhängigkeit und tiefe Zufriedenheit« aus. Da steht auch noch: »Dieses Buch soll Mut machen, aufzubrechen. Denn nur wer losgeht, kann auch ankommen.« So schlimm ist das Buch aber wirklich gar nicht. IRINA ZELEWITZ

KRISTOFFER HATTELAND ENDRESEN / »SAUGUT UND EIN WENIG WIE WIR. EINE GESCHICHTE ÜBER DAS SCHWEIN« / WESTEND, 2022.

Vorgelesen für alle, die sich auf die gemeinsame Kulturgeschichte der intelligenten Allesfresser Sus scrofa domesticus und Homo sapiens sapiens einlassen wollen. Der norwegische Journalist Kristoffer Hatteland Endresen hat für seine »Geschichte über das Schwein« einen Wurf Ferkel bis zur Schlachtreife begleitet. Anfangs erinnert ihn ein Ferkel an seinen neugeborenen Sohn. Während er gerade eigenhändig Zuchtsauen künstlich befruchtet, wagt er einen Exkurs über Sodomie. Überhaupt wird nicht nur viel Stroh, sondern auch viel Kulturgeschichte eingestreut. Wer weiß etwa, dass es im antiken Rom bereits große Mastställe gab, in denen Schweine mit importiertem Kraftfutter gemästet wurden? Sie verschwanden erst mit dem Zerfall des Weströmischen Reichs im 5. Jahrhundert. Beim Ausmisten wird Endresen übel, fast wird er von Sauen aufgefressen. Er beobachtet sein eigenes Abstumpfen und jenes im Schlachthof, wo die Arbeitsteilung offenlässt, wer genau für den Tod der Tiere verantwortlich ist. »Ist es der Mann bei der Gaskammer oder der Mann mit dem Messer? Die Verantwortung ist diffus. (…) Das Prinzip erinnert verdächtig an die übliche Praxis bei der Hinrichtung von Menschen.« Am Ende bekennt der Autor, er habe »das Ziel verfehlt, meine Würde als Industriefleischesser zurückzugewinnen«. Sehr lesenswert. THOMAS WEBER

B ILD WENN NICHT JE TZT-VERLAG, WESTEND, TRIAS

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R E ZE NSIO N EN


WALTER C. PICKET, PATRICK J. SKERRETT / »HARVARD MEDICAL SCHOOL GUIDE GESUNDE ERNÄHRUNG« / TRIAS, 2021.

Vorgelesen für AnfängerInnen und Fortgeschrittene auf der Suche nach Grundlagen und Ratschlägen zum Thema Ernährung. Dieses Kompendium zum Thema »Gesunde Ernährung« ist die überarbeitete Neuauflage eines 2001 erstmals erschienen Buchs, das sich äußerst gut verkauft hat. Autor Walter C. Picket leitet seit über 25 Jahren die Abteilung Ernährung der Harvard T. H. Chan School of Public Health und Patrick J. Skerrett ist ebendort dafür verantwortlich, die wissenschaftlichen Texte für die Allgemeinheit lesbar und verständlich aufzubereiten. Auf gut 300 Seiten gelingt ihnen die Ausformulierung eines – wie sie es nennen – Kompasses auf Basis breiter und langjähriger wissenschaftlicher Beschäftigung mit Ernährung: von allgemeinen Themen wie der Bedeutung gesunder Ernährung für Individuen über Richtlinien und Ernährungspyramiden und die Frage, unter welchem Einfluss – Industrie und Politik – diese entstehen und was wissenschaftliche Arbeit in dem Feld bedeutet, bis zu ganz konkreten Informationen zu Kohlehydraten, Gemüse, Protein, Calcium, Nahrungsergänzungsmitteln oder auch dem Einfluss der Ernährung auf Umwelt und Klima. Mehr als zwei Drittel des Buchs sind diesen konkreten Themen gewidmet. Hier ist eine verständliche, klare und informative Grundlage für alle Gedanken und Gespräche rund um »Gesunde Ernährung« gelungen. MARTIN MÜHL


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R O SA SOM M E R DR IN KS

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TEXT Martin Mühl

NOCH EIN SOMMER DURCH DIE ROSÉROTE BRILLE! E

s waren Biowinzer wie Gerhard Pittnauer, die den Rosé mit frischen Noten und neuen Interpretationen interessanter machten. Die Auswahl an Biogetränken in Rosa ist auch heuer angenehm groß.

KALK & SCHIEFER ROSÉ 2021

Der Kalk & Schiefer Rose 2021 von Anita und Hans Nittnaus ist eine Cuvée aus Zweigelt un d Blaufränkisch. Neben Kräutern sind hier in der Nase kräftige (Erd-)Beeren und etwas Kiwi. Am Gaumen ist er anfangs recht trocken und schlank, dann aber mit der aus der Nase erwarteten Frucht in voller Breite und einer erfrischenden Säure im Abgang. Bis dieser Wein in einigen Monaten vielleicht noch runder geworden ist, gefällt er mit seiner prallen Vollmundigkeit. nittnaus.shop

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HANNI’S ROSÉ 2021

Ebenfalls im Burgenland produziert wird Hanni’s Rosé – eine Kollaboration von Johannes Kattus mit Winzer Albert Gesellmann. Die Idee: ein Rosé, der österreichischen Boden und Trauben ins Glas bringt und dabei auch etwas mehr anecken darf, als klassischer Rosé dies lange getan hat. Das Ergebnis hält die Balance aus junger Fruchtigkeit und gut trinkbarer Leichtigkeit. Rätsel bleibt, wer Hanni ist. Der Apostroph in ihrem Wein schränkt den Trinkgenuss aber nicht ein. hannis.wine

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MONDINO SENZA

Mondino bezieht sich in jeder Hinsicht auf klassischen italienischen Aperitif, wird aber in den Chiemgauer Voralpen in Bayern aus Biozutaten hergestellt. Und: Es gibt neben dem Amaro mit dem Senza auch eine alkoholfreie Variante für Cocktails und Mischgetränke. Drin sind Zucker, Cranberry, Zitrone, Holunder und Johannisbeere. Das funktioniert mit Soda als Longdrink, Tonic oder als Bitter-Komponente in alkoholfreien Cocktails und gibt aber auch Wein oder Gin eine beerig-herbe Note. amaro-mondino.de

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WIENER DIRNDL

Nicht mehr ganz neu, aber gut konserviert, ist der süße Biolikör aus Dirndln, also Kornelkirschen. Dieser lässt sich auch ohne Lederhosenromantik trinken – in erster Linie als Mischgetränk mit Tonic oder anderen Limonaden. Gern eingesetzt wird er auch als Bioalternative zum fruchtig-bitteren Aperol, als Ergänzung in Spritzern und Schorlen. Die Macher empfehlen auch eine Negroni-Variante mit Gin und Vermouth. Nur auf Wunsch mit Alkohol vermischen, lässt sich der Dirndl Sirup. wienerdirndl.at

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DU BIST NUR EIN MAL JUNG!*

* Etwa eine LKW-Ladung Plastik landet pro Minute im Meer. Plastikmüll zersetzt sich im Meer durch Brandung, Wellengang, Salzwasser und UV-Strahlung in seine kleinsten Teile. Gleichzeitig gelangt das Plastik teilweise auch schon als Mikroplastik ins Meer. In 6500 Metern Tiefe wurde eine neue Krebsart entdeckt. Auch sie hatte eine PET-Faser im Bauch und bekam daher den Namen Eurythenes plasticus. Who cares?

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PUBERTÄTERÄTÄ-TÄÄÄT!

Endlich, endlich, es ist so weit! Wir pubertieren! Wir stinken und laufen vor Mädchen davon!

Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.

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ei uns steht die Pubertät vor der Tür. Sie hat eine Ja, ich denke, bei uns steht die PuberBaseballkappe auf, lange, dünne Beine und fragt: tät vor der Tür. Ich muss euch sagen: Ich »Mag der T. rauskommen?« Es ist unser entzübin ziemlich aufgeregt. Nicht nur weil ckendes Nachbarmädchen I., das mir vor drei sich mein Elternalltag endgültig veränWochen noch seine erste Zahnlücke präsentiert hat dern wird. Ich befinde mich in den allerund vor zwei Monaten ein Eis aus Sand. I. ist stolze letzten Zügen der Zeit, in der Elternsein vier Jahre älter als der große Sohn und trotzdem körperliche Zuwendung ist. Vielmehr ist es steht sie jetzt da und fragt, ob er rauskommen mag. schon intellektuelle Zuwendung, ist es nicht Wenn I. klingelt, ist der große Sohn ein geölter mehr Umarmen oder Busseln, sondern DisBlitz, zieht sich im Lauf die Schuhe an und ist, kutieren und Reden. Bald werde ich wahrhast du nicht gesehen, auf und davon. I. kommt scheinlich nur noch Geldscheine sprechen nicht mehr so oft vorbei wie früher, aber heute lassen können. Ich bin auch aufgeregt, weil steht sie da und fragt nach ihrem Spielgefährich ja, wie jede gute Mutter, die reine Freude ten, vermutlich braucht sie eine kleine Pause verspüre, diese Scheißzeit noch einmal durchvom Pubertieren. Der große Sohn ist zwölf Jahre alt, noch kein Teen» Ich bin auch aufgeregt, weil ich ager, schon gar kein Erwachseja, wie jede gute Mutter, die reine ner, aber auch irgendwie kein Kind mehr. Ich kann ihm derFreude verspüre, diese Zeit noch zeit ohne Bücken oder Strecken einmal durchleben zu können.« den Scheitel küssen und langsam auf Augenhöhe mit ihm sprechen, von der Körpergröleben zu können, ohne dass mir selber Pickel sprieße her, meine ich jetzt. Er ist noch eine ßen, Haare an den unmöglichsten Stellen wachsen Schuhgröße hinter mir her und mit seioder ich unbemerkt so stinke, dass mir ungefragt Deos nen knallharten Argumenten Lichtjahre ins Bad gestellt werden müssen. Hurra, dieses Mal bevoraus. Ich rufe nicht mehr den Opa an kommen wir sogar einen Bart! und frage, ob er auf ihn schauen kann, Eine Freundin hat mich vor Kurzem auf die unglaubsondern schicke ihn zum Opa, um die lich coole Homepage »Jungsfragen.de« aufmerksam geHecken zu schneiden. Er teilt mir mit, macht. Eine Seite, die im Grunde ein großes, lautes »Ja!« dass er sich sicher sei, der Verkäufer auf die Frage »Bin ich normal?« gibt. Sexualkunde, Viim Schuhladen habe einen Crush auf deos, alle Themen, alles. Vor allem ist die »Pubertätsliste« mich (sorry, Schuhverkäufer, du bist spannend, in der Jungs, anonym, von der Penisgröße bis mir zu jung), genau wie die drei zur Wichshäufigkeit alles eintragen können. Nach intenMädchen, die ihn den ganzen Weg siver Studie dieser Liste kann ich sagen: Oh. Die Pubertät von der Schule nach Hause gejagt steht eigentlich schon in der Tür. hätten.

ILLUSTRAT ION NANA MANDL

TEXT Ursel Nendzig


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Wir haben gelernt, dass man dem Boden nicht mehr abringen darf, als er bereit ist zu geben. Ihm zurückgeben, was er braucht, um immer wieder etwas Gutes hervorzubringen. Und nur ja keinen Kunstdünger! Lieber Kompost samt Regenwürmern. Und ganz sicher keine chemisch-synthetischen Spritzmittel, wo wir doch wissen, dass es gegen jeden Schädling einen Nützling gibt. „Danke“, sagt der Boden. Im Namen der Zukunft all seiner Bewohner. Weitere Infos auf janatuerlich.at

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AUFERSTANDEN VON DEN BROTEN. Aus altem Brot wird wieder Brot! Unser BioWiederbrot gegen Lebensmittelverschwendung. stroeck.at/wiederbrot


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