Wdk chemnitz

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Spielberichte Meidericher Spielverein – SSV Jahn Regensburg; 2:1 Schon in der letzten Saison ging es gegen die Mannschaft aus der Oberpfalz und wie auch in der letzten Saison lag der MSV sehr früh zurück, konnte das Spiel dann aber doch noch drehen. Die Mannschaft macht aktuell einfach Spaß und auch dank unserer Tagesplanung war die Motivation auf einem vernünftigen Level. Nachdem in den Medien bekannt wurde, dass der MSV nach aktuellen Vorkommnissen aktiv gegen Rassismus und andere Diskriminierungen arbeiten möchte, entschieden wir uns dafür, auch in der Nordkurve zu zeigen, dass Menschen jeglicher Herkunft beim MSV willkommen sind und dass es im Wedaustadion auch genügend Orte gibt, wo ihnen nicht mit Abneigung begegnet wird. Im Stimmungsblock wurden blaue und weiße Ballons verteilt, dazu gab es im Oberrang und unten am Zaun jeweils ein Spruchband zur Positionierung gegen Rassismus. Komplettiert wurde das Bild dann durch zwei runde Doppelhalter aus Pappe und der klaren Aussage „Stoppt Rassismus“! Optisch konnte sich die Choreo definitiv sehen lassen und auch die Reaktionen in der Öffentlichkeit waren meistens positiv. Es gab allerdings auch genug Äußerungen auf diversen Internetplattformen, die deutlich machten, dass die Fangemeinde hier noch einiges zu tun hat. Die Aussage, dass Politik nichts im Stadion zu suchen hätte, fiel zu dieser Choreo immer wieder. Abgesehen davon, dass jede Positionierung gegen Kartenpreise, gegen Roland Kentsch, gegen Red Bull, sogar die Rote-Karte-Aktion gegen Bommer absolut politische Aktionen waren und Politik daher allgegenwärtig ist, zeugt die Ablehnung einer Positionierung gegen Rassismus doch von ziemlicher Ignoranz. Gerade in der aktuellen Situation und nach den Zeitungsartikeln ist es doch umso wichtiger zu zeigen, dass der MSV für alle Menschengruppen da ist. Es freut sich schließlich jede_r über ein volles Stadion und in einer Stadt wie Duisburg, die so sehr von unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen geprägt wird, sollte der MSV doch ebenfalls positive Signale für eben diese Menschen aussenden. Von daher ziehen wir persönlich ein absolut positives Fazit zu der Choreo. Aber auch der restliche Tag lief zu unserer Zufriedenheit ab. Bereits vor dem Spiel herrschte erneut großer Andrang an unserem Stand und auch der Block füllte sich schnell mit motivierten Jugendlichen und älteren Personen. Wie auch in den Spielen zuvor konnte sehr oft eine anständige Lautstärke erreicht


werden. Wenn 50 Minuten „Meidericher SV“ gesungen wird, so fehlt in diesem Fall zwar etwas die Spontanität und die Nordkurve wirkte phasenweise eher wie „Party auf Knopfdruck“, aber das wird sich mit der Zeit sicherlich wieder einpendeln. Schade war allerdings, dass zum Ende des Spiels hin der Stimmungsblock anscheinend auf Grund der durchgehenden Lautstärke im gesamten Stadion etwas zu entspannt war und keine vernünftige Leistung abrufen konnte, als sich die restlichen Ränge eine Pause gönnten. Gerade hier hätten wir bei diesem emotionalen Spiel und der bisherigen Leistung des Wedaustadions vernünftig abdrehen dürfen. Die Chance wurde leider verpasst. Trotzdem können wir recht zufrieden auf das Spiel zurückblicken. So ein Tor in der Schlussphase ist schließlich immer etwas Besonderes. Die Freude über den Sieg wurde leider auf Grund des Todes eines MSV-Fans in der Nordkurve getrübt und auch ein zweiter verstarb einen Tag später. Unser Beileid gilt natürlich den Angehörigen und wir hoffen, dass mittlerweile auch jeder Fan in der Nordkurve Verständnis dafür hat, dass wir nach dem Spiel nicht ausgiebig mit der Mannschaft die verdienten drei Punkte feiern wollten.

MaRketing Bullshit – Meidericher Spielverein; 1:1 Im zweite Auswärtsspiel der Saison ging es also gegen das Kunstprodukt aus Leipzig, wo eigentlich jeder Mensch vorher den Wunsch hegte, niemals dorthin zu müssen. Dementsprechend gab es auch einige Wochen lang ausufernde Diskussionen in unseren Reihen, wie wir mit dem als Werbeveranstaltung gedachten Spiel umgehen. Ein Boykott und damit verbundene Informationsveranstaltungen in Duisburg stand auf der Agenda wie auch aktiver Protest vor Ort. Nach ausgiebigem Hin und Her kamen wir zu dem Entschluss, den ihr bereits in der letzten Ausgabe lesen konntet, das Spiel zu besuchen. Die Entwicklung der Werbewirkung deutscher Fußballvereine können wir nicht stoppen und auch die Mannschaft aus Leipzig ist nur ein weiterer Schritt in einem bereits abartigen System des Profisports. Trotzdem werden wir alles daran setzen, diese Entwicklung auszubremsen und lassen es uns auch nicht nehmen, unseren Unmut auf einer recht großen Bühne kund zu tun. Dank der Ferien und der damit verbundenen Auslastung aller Busunternehmen gestaltete sich die Anreise dann zwar doch etwas kniffliger als geplant, im Endeffekt war das Gefährt dann allerdings trotzdem voll und wir kamen zeitig an der riesigen Schüssel Zentralstadion in Leipzig an. Dank einer kleinen Ehrenrunde konnten wir auch einen Blick auf die Trainingsplätze der Bullen (die roten, nicht die grünen) werfen, welche sich über eine riesige Fläche streckten und damit die Fläche der Westenderstraße locker toppten. Es wirkte fast schon so, als ob jede Jugendmannschaft einen völlig eigenen Rasenplatz für sich bekommen hat. Diese Plätze gab es sicherlich schon zu Regionalligazeiten oder davor, weswegen der letztjährige Durchmarsch absolut nicht verwundert. Das Zentralstadion selbst war vielen ja noch vom Pokalspiel gegen Halle in der Finalsaison bekannt und ist auch weiterhin keine Standardschüssel wie viele andere Neubauten. Die vielen Treppen trieben zwar vor allem die Raucher und Raucherinnen unserer Truppe an den Rand der Verzweiflung, aber das Schicksal habt


ihr euch schließlich selber ausgesucht. Schade nur, dass hier ein absolutes Kackteam spielt, das kein normal denkender Fußballfan sehen will. Dementsprechend möchten wir auch nicht allzu viele Worte über den dortigen Anhang verlieren. Eine Kurve, in der ausnahmslos alle Fahnen bunt bedruckt und nur zwei selbstgemalt aussehen, dazu ein absolut skurriles Maskottchen und tatsächlich einige tausend Leute, die sich an Anfeuerungen erproben schocken dann aber doch. Der Verein ist in Sachsens Großstadt angekommen, schade! Umso mehr freut es dann natürlich, dass unsere Zebras diesem Kunstprodukt mit riesigem Etat einen Punkt abringen konnten und sogar drei drin gewesen wären. Leider gab es einen zugegebenermaßen sehr schönen Freistoß und eine zweite Hälfte auf Sparflamme, die ein besseres Ergebnis verhinderten. Trotzdem konnten alle anwesenden Fans im Gästeblock erneut zufrieden mit der mannschaftlichen Leistung sein. Nicht zufriedenstellend war allerdings die Stimmung im Block. Geschätzte 700 Zebras waren zwar phasenweise recht laut, vor allem die zweite Hälfte war allerdings von großer Lethargie geprägt. Auch wir müssen uns da stark in die Kritik nehmen. Es wirkte oft so, als wären wir und große Teile des Gästeblocks auf Grund großer Unkoordiniertheiten und mehrerer Stimmungsherde etwas überfordert und überrumpelt. Außerdem schien Leipzig ein ähnliches Touristenpublikum angezogen zu haben, wie wir es auch schon in Hamburg oder Berlin erlebt haben. Mit Ruhm bekleckert haben wir uns also bei der Anzahl an Zebras nicht. Zu Beginn der ersten Hälfte gab es außerdem noch ein Spruchband in Gedenken an die zwei verstorbenen Zebras eine Woche zuvor und damit verbunden eine von großen Teilen des Blockes getragene Schweigeminute. Übrigens wollten die Ordner eben jenes Spruchband erst nicht ins Stadion lassen, da es ja brennbar wäre und auch nicht angemeldet. Es liegt natürlich auf der Hand, dass man Spruchbänder mit solch einem Inhalt liebend gerne abfackelt. Demnächst melden wir einfach vorsichtshalber zwei Wochen vorher Spruchbänder zum Gedenken an Verstorbene an, um dann nicht plötzlich vom Tod eines Menschen überrascht zu werden. Glücklicherweise löste sich die Situation schnell auf, so dass wir das Spruchband


ohne Probleme zeigen konnten. Zur zweiten Halbzeit gab es dann die von uns organisierte Protestaktion gegen den Brausehersteller mit einem Spruchband „Red Bull ist da – der Fußball geht unter – rette sich wer kann“, zu dem wir einige Rettungsringe durch den Block schmissen. Die Aktion lief bestens, die Ordner schritten nicht ein und auch die Bilder waren ganz nett anzusehen. Dementsprechend ging es also mit gemischten Gefühlen aus dem Block. Die Rückfahrt war dann recht betrübt, zu den Ursachen möchten wir hier allerdings nichts schreiben. Fest steht, dass wir uns nicht einschüchtern lassen werden! Das nächste Spiel in Krefeld stand schon vor der Tür!

TSV Bockum – Meidericher Spielverein; 0:4 In der ersten Runde des Niederrheinpokals ging es gegen den TSV Bockum, ein Verein aus der siebten Liga. Da die Anlage der Krefelder für den erwarteten Andrang der Zebras nicht ausreichte, wurde das Spiel kurzerhand in die Krefelder Grotenburg verlegt, wo die komplette Gegengerade für den Anhang des Spielvereins bereitgestellt wurde. Bereits um 16 Uhr trafen wir uns und machten uns per Zug und Straßenbahn auf Richtung Uerdingen, wobei allerdings einige unserer Mitglieder erst kurz vor Anpfiff den Spielort erreichten. Eine Anstoßzeit um 19:00 bei dieser Distanz lädt halt nicht unbedingt dazu ein, die Arbeit sausen zu lassen. Die frühe Abfahrt hatte allerdings den Vorteil, dass es völlig entspannt und gänzlich ohne Polizei ablief. Im Stadion positionierten wir uns direkt unter dem Dach, was sich im Laufe der 90 Minuten als optimale Entscheidung herausstellen sollte. Die Zebras, welche verständlicherweise nicht mit der stärksten Elf aufliefen, hatten das Spiel wie erwartet von Beginn an unter Kontrolle und fuhren einen Angriff nach dem anderen. Bis zum ersten Tor hat es zwar etwas gedauert, der Sieg war allerdings nie wirklich gefährdet, so dass am Ende ein lockeres 4:0 herausspringen konnte. Der gesamte Gästeanhang war bei diesem munteren Spielchen auch bestens aufgelegt und stieg in sehr viele der angestimmten Lieder ein, so dass das Liedgut am heutigen Tage eine schöne Mischung aus simplen und anspruchsvolleren Liedern war und die Menschen in unserem Bereich auch ordentlich abdrehten. Das gesamte Spiel über hatten viele Zebras einfach einen riesigen Spaß und das konnte absolut jeder merken. Zum Ende hin wurde dann noch etwas die Spaßfraktion bedient, die gesungenen Lieder waren allesamt nicht mehr wirklich ernst zu nehmen, aber damit konnte ausnahmslos jede_r bestens leben. Wie gesagt, die Laune war einfach zu gut. Nach dem Abpfiff wurden dann auch noch beide Mannschaften gefeiert, wobei auch die Bockumer Spieler, welche sich sichtlich freuten, vor so einer Kulisse gespielt zu haben, sich ihren Applaus bei den mitgereisten Zebras abholten. Die Rückfahrt gestaltete sich dann am Anfang etwas knifflig. Äußerst knapp wurde der Zug nach Duisburg verpasst, so dass auf einen Bus nach Rheinhausen umgesattelt wurde. Völlig ausgedurstet übernahmen die Kohorte Ultras den Bus, woraufhin der äußerst entspannte Busfahrer einfach mal fast jede Haltestelle rechts liegen ließ und in einem ziemlichen Tempo nach Duisburg düste. Sollte der nette Herr mal bei einem Reisebusunternehmen anfangen, darf er uns sicherlich gerne quer durchs Land kutschieren. Von Rheinhausen aus ging es dann mit dem nächsten Bus auf die andere Rheinseite, wo von einigen noch der Ausklang des MSV-Bier-Mittwochs zelebriert wurde. Es war also definitiv ein schöner Tag mit dem MSV, dem König der Wedau! Wir holen den Niederrheinpokal und wir steigen wieder auf… irgendwann zumindest… hoffentlich… oder so!


Ultra Aktiv

Vortrag zur Tessera del Tifoso Am 11.08. konntet ihr euch einen Vortrag zur Tessera del Tifoso in unseren Räumlichkeiten anhören. Die Tessera ist eine Art Registrierung für Fans in Italien, um an Dauer- und Auswärtskarten zu kommen. Dabei müssen nahezu alle relevanten persönlichen Daten abgegeben werden. Das sollte dazu dienen, Gewalttäter aus den Stadien zu bekommen und war ein weiterer Schritt im Gesamtprozess der Repressionen gegen italienische Fankultur. Typisch italienisch gibt es bei der Handhabung der Tessera allerdings nie eine klare Linie, so dass einige Vereine trotzdem allen Fans ermöglichten, Auswärtskarten zu erhalten oder zu bestimmten Spielen Schlupflöcher schufen. Trotzdem war der Protest gegen diese Fankarte enorm und spaltete die italienische Szene in Gruppen, die die Tessera annahmen und die, die sich ganz klar dagegen positionierten und damit auch auf viele Spiele ihrer Mannschaft verzichteten. Problematisch war vor allem, dass in Italien kein gemeinschaftlicher Protest möglich war und ist und die Tessera noch immer ein Problemfeld in Italien darstellt. Mit dem in Deutschland beschlossenen Sicherheitspapier sind sicherlich noch nicht solche Ausmaße der Repression erreicht, trotzdem war es uns wichtig, dieses Thema ins Bewusstsein einiger Menschen zu rufen und daher haben wir uns natürlich über euer reges Interesse gefreut.

Fußball spielen im Rheinpark und Schwimmspaß Das gute Wetter kann aktuell noch genutzt werde und genau das möchten wir auch versuchen. Daher luden wir letzte Woche Dienstag zum munteren kicken in den Rheinpark ein und werden am kommenden Montag mit allen Interessierten schwimmen gehen. Wenn ihr Lust habt, sagt einfach Bescheid und ihr erhaltet die nötigen Infos. Je nach Wetterlage könnte auch auf eine erneute Runde Fußball umgeschwenkt werden, da sind wir ja ganz flexibel.

Reisgenossen-Abend: Iran Morgen Abend laden wir euch ab 19Uhr in unsere Räumlichkeiten ein, wo es einen erneuten Reisegenossen-Abend geben wird. Der Schwerpunkt diesmal ist der Iran, es gibt also leckere Mahlzeiten aus den dortigen Regionen sowie einiges Interessantes zu erfahren. Die bisherigen Abende konnten auf jede Fall immer durch das leckere Essen, Fotos, Videos oder Vorträge über Kultur und Fußball überzeugen. Wenn ihr Zeit habt, lohnt sich ein Besuch also definitiv. Wir freuen uns auf euch!

Ab hier beginnt die Sackgasse… …bei einem Großteil der Bewohner der Plattenbausiedlung in Berlin-Hellersdorf. Das ehemalige Max-Reinhardt-Gymnasium im Berliner Hinterland Hellersdorf wurde im Laufe der vergangenen Monate zu einem Flüchtlingsheim umgebaut. Nach einem Senatsbeschluss im letzten Jahr, der eine gleichmäßigere Verteilung der Asylsuchenden in Berlin festlegt, plante das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), welches für die Unterbringung der Flücht-


linge zuständig ist, das leer stehende Gymnasium zu nutzen, um dort eine Unterbringung entstehen zu lassen. Im Juli dieses Jahres wurden die Bürger in Hellersdorf von den Verantwortlichen des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf über die Planungen aufgeklärt. Es ging sofort ein großer Aufschrei durch die Menge der Anwohner. Besorgte Mütter beklagten, dass es kein Geld für Spielplätze gäbe, aber für einen Umbau der Schule, andere wiederum stellten die viel sagende Vermutung auf, die Kriminalität würde sichtbar zunehmen, wenn die Refugees den „idyllischen“ Stadtteil Hellersdorf bewohnen. Am 19. August 2013 kamen die ersten Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan dort an, direkt gab es Proteste der Anwohner und ein Anwesender ließ es sich nicht nehmen die Refugees, unter denen viele Kinder waren, mit dem Hitlergruß zu empfangen. Seit diesem Tag gibt es an der Schule eine Mahnwache, die mit Transparenten behangen ist, um zu zeigen, dass man dem Hass der Anwohner keine Plattform bieten möchte und den Refugees Unterstützung sicher ist. Das konnte aber trotzdem nicht verhindern, dass einige der Flüchtlinge die Unterkunft aus Angst bereits wieder verlassen haben. Schon einen Tag nach dem Einzug meldete die NPD eine Kundgebung an, um gegen das Flüchtlingsheim zu demonstrieren. Sie versammelten sich am Alice-Salomon-Platz, ca. 800 m Luftlinie entfernt vom Max-ReinhardtGymnasium, um mit schätzungsweise 15 Nazis ein paar der höchstkreativen Wahlplakate der NPD in die Höhe zu halten. Ungefähr 600 Gegendemonstranten stellten sich in etwa drei Stunden um die „Kundgebung“ herum und wurden dabei zeitweise den absolut willkürlichen Repressionen der Berliner Polizei ausgesetzt, weshalb es letztlich auch mindestens sieben Festnahmen gegeben hat. Nicht nur die 600 Gegendemonstranten am Dienstag in Hellersdorf setzten ein wichtiges Zeichen gegen die Schranken in den Köpfen der Leute, auch in Bremen versammelten sich ca. 70 Leute zu einer Spontandemonstration. Die Besonderheit sind in Hellersdorf einige wenige Anwohner, die sich bei der Mahnwache informieren, was für Möglichkeiten es gibt, Hilfe zu leisten. All das lässt hoffen, dass sich die „guten Deutschen“ weiterhin in ihrer „Idylle“ gestört fühlen und möglicherweise ein Umdenken stattfindet. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Die Solidaritätsbekundungen aus Bremen zeigen deutlich, dass dieses Problem ein Bundesweites ist, wie man in unserer Heimatstadt Duisburg am von der Presse so gerne titulierten „Problemhaus“ in Rheinhausen sieht. Dort wohnen seit ca. einem Jahr nach Deutschland geflüchtete Sinti und Roma. Anders als in Hellersdorf wohnen die Menschen dort in eigens angemieteten Wohnungen und nicht in einem Flüchtlingsheim. Nebst Nazischmierereien gibt es aber auch dort zahlreiche Anfeindungen der Anwohner, die sich über die angebliche Vermüllung ihres Viertels, vermehrte Diebstähle, Ruhestörungen und vieles mehr beschweren. Die rechtspopulistische Partei Pro NRW führte im Frühjahr dort eine Kundgebung durch, die ebenfalls von zahlreichen Gegendemonstranten gestört wurde. Gerade die aktuelle Problematik in Berlin-Hellersdorf und auch die nicht abebbende Aufruhr rund um das Haus In den Peschen 3-5 in Duisburg-Rheinhausen zeigen deutlich, dass die Ablehnung gegenüber Flüchtlingen auf der Tagesordnung steht und dass es von immenser Wichtigkeit ist, weiterhin aufzuklären und ein Zeichen gegen die Ahnungslosigkeit der meisten Bürger und den Hass von Parteien wie NPD oder Pro NRW oder auch anderweitig organisierten Rechten zu setzen.


Anderswo Dortmund

Unvorhersehbar wurde das Spiel gegen Braunschweig von der Dortmunder Ultrászene boykottiert. Grund dafür ist, dass die Gruppe Desperados vor dem Spiels seitens der Polizei am Stadion Rote Erde eingekesselt wurde. Der Anlass für diese komplett überzogene Maßnahme war ein Banner beim letzten Saison-Heimspiel, welches sich gegen Hoffenheim Mäzen Hopp richtet. Die Polizei vermutete, dass dieser Banner auf die Gruppe Desperados zurückzuführen ist. So wurde sämtliches Material geprüft und die einzelnen Personen gefilzt. Verbotene Gegenstände oder “beleidigende” Spruchbänder wurden nicht gefunden. Doch auch The Unity und die Jubos wurden auf dem Weg zum Stadion nicht verschont. Ihnen wurde die Wahl gestellt, sich durchsuchen zu lassen oder den Heimweg anzutreten, was sie dann auch taten. Da fragt man sich einmal mehr völlig zurecht, ob Grundrechte für Fußballfans nur noch auf dem Papier gelten..

München

“Ultras boykottieren Heimspiele”, ”Neue Repressalien gegen Heimfans”. Das waren nur einige der letzten negativ Schlagzeilen, welche die Fanszene des FC Bayern betreffen. Doch nach diversen Rückschlägen, falschen Versprechen und Einschränkungen, scheint nun eine Wende im negativen Trend, den die Südkurve zurzeit durchmacht, in Sicht zu sein. Rummenigge kündigte im Stadion-Magazin der Münchener an, dass ein Entgegenkommen vom Verein in Planung ist. Im Herbst soll bei einem Heimspiel, so absurd es für einige zu Recht klingen mag, ein freier Blockzugang getestet werden. Traurig, dass eine eigentliche Selbstverständlichkeit für den Stadionbesuch zu etwas “besonderem” wird.

Düsseldorf

Mehr Transparenz und Fairness bei der der Vergabe von Stadionverboten. Ausnahmsweise mal keine leeren Worte. Die Verantwortlichen der Fortuna haben nun eine SV-Kommission eingeführt. Die Aufgabe dieser Kommission ist es, jeden einzelnen Fall, in dem ein SV verhängt werden soll, intensiv zu prüfen und auf die genauen Umstände der Situation und der Person zu achten. So wird in Zukunft, zumindest in Düsseldorf, jedes Stadionverbot geprüft, bevor es wirksam ist, auch Verkürzungen der Laufzeit und Bewährungsmodelle sollen mithilfe der Kommission ausgearbeitet werden. Ein zu lobender Schritt der Fortuna in eine vernünftige Richtung!

Leipzig

Nach dem im Pokalspiel beim SV Babelsberg, bei dem ein Großteil der Gruppierung Szenario Lok rassistische Gesänge von sich ließ und die Heimfans attackierte, erteilte der Verein Lok Leipzig ein Auftritt- und Erscheinungsverbot. Personen, die bei dem Angriff auf die Babelsberg Fans ausfindig gemacht wurden, werden mit einem Hausverbot bestraft. Die jahrelange Arbeit gegen Diskriminierung seitens des Vereins geht bei Lok leider aufgrund einer großen Rechten Fanszene unter. Doch nun will der Verein noch offensiver dagegen angehen und hat offen bei Fans, Institutionen gegen rechts, Polizei und dem Land um Hilfe und Courage gebeten.


Rom

Rassismus. Leider in vielen Italienischen Stadien Alltag. Während des Super Cup Spiels Lazio gegen Juventus wurden 3 dunkelhäutige Spieler von Juve mehrfach rassistisch beleidigt. Die Rufe und Gesänge kamen aus der Lazio Kurve, der “Curva Nord”. Das Spiel wurde aufgrund dieser Geschehnisse einige Minuten vor Abpfiff bereits beendet. Folglich wird die “Curva Nord” beim ersten Ligaspiel geschlossen bleiben. In Zukunft will die Italienische Fußball Liga härter gegen Rassismus vorgehen und auf neue Regeln der Fifa gegen Diskriminierung eingehen.

Zur Situation in Brasilien Alle 4 Jahre ist es soweit, Flaggen von diversen Nationen hängen aus den Fenstern oder an Autos, Menschen, die sich vorher in keiner Art und Weise für Fußball interessiert haben, werden zu Sport-Patrioten, nur weil ihr “Heimatland” spielt und alles dreht sich nur noch um eins, um die Weltmeisterschaft. Nach außen hin ist es für die Normalbevölkerung ein tolles Fußballfest. Doch kaum jemand bekommt mit, was sich im Vorfeld einer WM abspielt und/ oder welche Folgen eine WM für Länder hat, die finanziell schwach sind und ausreichend soziale Probleme in der eigenen Gesellschaft haben. Die FIFA betont immer wieder, dass es für jedes Land eine Bereicherung sei, so ein “tolles” Sportereignis bei sich zu haben. Der Tourismus wächst, Arbeitsplätze werden geschaffen und das Image des Landes steigt, so reizt die Fifa zumindest (erfolgreich) diverse Nationen, sich als Gastgeberland zu bewerben. Aber jede Medaille hat 2 Seiten, was vielen gar nicht bewusst ist. Sämtliche Arbeiten und Vorbereitungen müssen im Vorfeld durchgeführt werden, Sanierung der Stadien, Erweiterungen des Verkehrsnetzes, Bau von neuen Hotels und vieles mehr. Und wer kommt für diese immensen Kosten auf? Nein, nicht die FIFA, das Gastgeberland! Noch heute muss Südafrika ca. 3 Milliarden Euro Schulden abbezahlen (ganz nebenbei, die WM war vor 3 Jahren). Doch kommen wir zum aktuellen Thema: 2014 also findet sie in Brasilien statt. Dass sich zum Beginn des Confederations-Cup in Brasilien eine Menge tat, haben vielleicht einige von euch mitbekommen. Doch was wirklich war und ist, halten wir für ein relevantes Thema, deshalb wollen wir euch diese Thematik etwas näher bringen. “Eine Fußballnation ist Gastgeber der Weltmeisterschaft“, klingt für die normalen WM-Fernsehzuschauer doch grandios. Selten hat sich aber im Vorfeld einer WM so viel im Landesinneren zugetragen wie dieses Jahr. Nachdem Mitte Juni in Brasilien die Fahrpreise für öffentliche Verkehrsmittel umgerechnet um 7 Cent erhöht wurden, kam es zu kleineren regionalen Protesten von Studentenorganisationen. Doch aus diesen kleinen Anfangsprotesten raste eine Welle der Aufstände durch das Land. Vorerst war lediglich die Erhöhung der Fahrpreise der Kritikpunkt. Doch im Prinzip war dies nur der Auslöser dafür, dass sich die angestaute Unzufriedenheit der Bevölkerung in Protestwellen gezeigt hat, sozusagen der Punkt auf dem Buchstaben i. Denn auch nachdem die Preise wieder gesenkt wurden, gingen die Aufstände stetig weiter. Es ist ein Ruck durch ganz Brasilien gegangen, der die Leute dazu gebracht hat, ihre Stimme zu nutzen und das Recht, auf die Straße zu gehen, in vollen Zügen auszunutzen. Zu Beginn liefen die Demonstrationen alle friedlich ab. Doch die Unzufriedenheit und die Wut, die die Bürger_innen in sich trugen, wurden schnell in gewaltsame Aufstände umgewandelt. Auch das korrupte und menschenverachtende Verhalten der Polizei führte dazu, dass die Gewalt kaum vorstellbare Maße annahm. Überall wurde protestiert und immer mehr Kritikpunkte an der Regierung wurden geäußert. Doch schnell wurde aus diversen Demonstrationen ein Ziel herauskristallisiert: Ein besseres Brasilien. Doch wo ist da der Zusammenhang zu der WM? Auch in Bra-


silien muss die Regierung sämtliche Maßnahmen im Voraus treffen, um den Anforderungen der Fifa gewachsen zu sein. 12 Stadien werden saniert und umgebaut zu den kosten von ca. 2 Milliarden Euro, für die ein Kredit aufgenommen werden musste. Sehr bedauerlich ist dabei allerdings, dass so der besondere Charme der brasilianischen Fußballstadien, welche nicht wie so häufig heutzutage einem Betonklotz oder einem Playmobilstadion gleichen, im Nu verfliegt. Durch einen Schlag wird dem Brasilianischen Fußball ein großes, besonders schönes Merkmal entzogen. Künftig werden die größten Vereine in Brasilien also auch in Stadien der Moderne kicken. Doch es bleibt nicht nur beim Umbau der Stadien, es kommen noch diverse weitere Kosten hinzu, welche wir vorhin bereits aufgelistet haben. Zudem kommt auch noch, dass 2016 die Olympischen Spiele in Brasilien stattfinden. Sporthallen und Leichtathletikstadien müssen nun auch noch saniert und neu gebaut werden. Eine Doppelbelastung also. Die größte Kritik der Demonstrierenden richtet sich an die Regierung und vor allem an die FIFA. Die Unmengen an Geld, welche die Regierung verpulvert hat, werden für viel wichtigere und elementarere Dinge als die WM benötigt, denn überall mangelt es an Geld. Der Staat ist sich dessen bewusst, doch weshalb bewirbt sich Brasilien dann für zwei der größten Sportereignisse der Welt? Um die Sport- und vor allem Fußballbegeisterten Einwohner_innen zufrieden zu stellen? Wenn dies das Ziel war, wurde es um einiges verfehlt. Die Bevölkerung will etwas ganz anderes, bessere Bildungs- und Berufschancen, eine Verbesserung der Infrastruktur und die Besserung der sozialen Gleichheit. Auch der Kampf für mehr Rechte von Homosexuellen und vor allem gegen die korrupte Regierung gehört zu den Inhalten der Demonstrationen. Zeitweise waren landesweit ca. eine Million Demonstranten auf den Straßen. Dies zeigt, wie wichtig der Bevölkerung diese Ziele und wie groß der Wunsch und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft sind. Vor allem wird deutlich, wie dringend das Geld, welches nun für die Modernisierung von Sportstätten etc. verwendet wird, in anderen Bereichen benötigt wird. Doch für Sepp Blatter stand zu keiner Zeit zur Diskussion, dass Brasilien vielleicht die falsche Entscheidung gewesen sei. Im Gegenteil, er sei sogar der Meinung, dass die Regierung Fehler gemacht habe. “Die Lehren müssen nicht wir ziehen (…), die muss die Politik ziehen.”, so Blatter in einem Interview. Natürlich muss kritisiert werden, dass Brasilien sich überhaupt bei solch einer Problematik im Landesinneren bewirbt, doch auch die FIFA sollte und muss Ihre Fehler einsehen. Nicht nur in diesem Fall, sondern auch für die Zukunft.

Neues vom Infostand One. LoV.e-Shirts

Wahnsinn, wir ihr uns auch die Nachbestellung der Shirts aus den Händen gerissen habt, bis auf wenige T-Shirts in Größe XXL ist alles ausverkauft. Diese bekommt ihr natürlich weiterhin für 9 Euro am Infostand.

Neue Fanzines

Nächstes Heimspiel und schon haben wir die nächsten neuen, frisch eingetroffen Fanzines für euch bereitliegen. Als da wären die erste Ausgabe des 45° Heftes der neuen Saison, welches zahlreiche Spielberichte und Fotos aus den Monaten Mai bis Juli zusammenfasst. Zu zahlreichen Spielberichten aus dem deutschsprachigen Raum (u.a. die Relegationsspiele der abgelaufenen Saison) kommt diesmal ein ausführliches Special zu diversen europäischen Pokalendspielen, welches die Seitenstärke auf 112 Seiten anwachsen lässt. Der Kostenpunkt beträgt nur 2€. Das zweite Magazin, das wir euch ans Herzen legen wollen, ist das


Transparent-Magazin, welches mit seiner August-Ausgabe neu erschienen ist. Inhaltlich gibt es diesmal eine bunte und sicherlich interessante Mischung, so bekommt ihr beispielsweise gute Texte zu den Sozialprotesten in der Türkei und Brasilien zu lesen. Weitere Themen sind die Fankultur in der DDR oder ein Rückblick auf die geleistete Fanarbeit von BAFF und der KOS. In einem weiteren Text wird das deutsche Ligensystem kritisch betrachtet. Ein buntes Heft für gut investierte 4€. Auch von den „BFU Saisonrückblicken“ und dem aktuellen „Erlebnis Fußball“ haben wir noch ein paar Hefte auf Lager. Schaut bei uns am Infostand vorbei.

Fördermitgliedschaft Auch in dieser Saison bieten wir euch die Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft in unserer Gruppe. Wenn euch die Choreos gefallen, ihr Gefallen an unseren Fahnen findet oder uns einfach nur so cool findet und deswegen Ultra in Duisburg unterstützen wollt, auch wenn ihr selber kaum Zeit habt, könnt ihr einmalig 15€ bezahlen. Dafür erhaltet ihr regelmäßig unseren Newsletter, der euch alles Wissenswerte zu den kommenden Spielen wie Treffpunkte und Buszeiten näher bringt und immer wieder interessante Artikel oder Fernsehbeiträge beinhaltet, die wir euch wärmstens ans Herz legen wollen. Wenn ihr Interesse daran habt, euch intensiver in die Gruppe einzubringen, steht euch für den gleichen Preis auch die Mitgliedschaft im Förderkreis offen. Hier bekommt ihr eines unserer Gruppenmitglieder an eure Seite, das euch ständig auf dem Laufenden hält was gerade so ansteht und wo wir unsere Aktivitäten durchführen, euch unterstützt und den Zugang in unseren Kreis erleichtert. Hierfür braucht ihr nur genügend Motivation, die euch gemachten Angebote auch anzunehmen. Wir freuen uns auf euch!

Leserbeteiligung Die Worte der Kohorte ist ein kleines Heftchen für euch. Wir wollen euch unsere Standpunkte darlegen, Informationen weitertragen und euch über Entwicklungen und Fußball- und Ultra-Deutschland auf dem Laufenden halten. Das klappt allerdings nur, wenn euch unser Heft auch gefällt. Daher steht es euch natürlich frei, Feedback oder vielleicht sogar selbst geschriebene Texte, die ihr gerne in unserem Heftchen lesen würdet, an folgende E-MailAdresse zu schicken: kohorte.ultras@gmail.com


Worte der Kohorte verpasst? Die aktuelle Ausgabe war schon vergriffen, als ihr ins Stadion gekommen seid? Oder ihr hattet generell keine Zeit, ins Stadion zu kommen, wollt aber trotzdem die aktuelle Ausgabe der WdK lesen? In dieser Saison wollen wir euch von dieser Problematik befreien und die jeweiligen Ausgaben wieder hochladen. Schaut einfach einige Tage nach dem Spieltag auf http:// issuu.com/ultrasliberi vorbei. Dort werden dann die letzten Ausgaben unseres kleinen Heftchens zu finden und zu lesen sein.


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