WdK Saarbrücken

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Spielberichte Meidericher Spielverein – Hansa Rostock; 2:0 Ein Spiel an einem Freitagabend gegen Hansa Rostock bedeutet immer viel Trubel. Es ist nämlich davon auszugehen, dass massenhaft Menschen aus der Hansestadt nicht geschlossen per Zug oder Bus, sondern mit Neuner-Bussen anreisen und daher auch schon recht frühzeitig mobil in Duisburg unterwegs sind. Dementsprechend gab es auch mal wieder den expliziten Hinweis, gut auf den eigenen Kram aufzupassen, blieb es gegen Rostock die Jahre zuvor schließlich selten gänzlich ruhig und entspannt. Irgendwie passiert immer etwas, worüber auch noch Jahre später erzählt werden kann. Problematisch an der Anstoßzeit war, wie wir es auch schon aus Zweitligazeiten kannten, die Tatsache, dass wir uns bemühen mussten, allesamt rechtzeitig am Treffpunkt zu sein. Nicht jeder kann sich die Feierabende so legen, dass pünktlich zur Standöffnung mentale und körperliche Anwesenheit am Stand gegeben ist. Trotzdem war der Haufen, der sich am intern ausgerufenen Treffpunkt sammelte, eine positive Überraschung. Von den angeblich zahlreichen Neunern der Rostocker war auf dem Weg zum Stadion nichts zu sehen. Das lag allerdings auch zum Teil daran, dass ein beträchtlicher Teil Mülheim an der Ruhr angesteuert hatte, um von dort wenigstens ein bisschen Bahnfahrer-Flair zu schnuppern. Kann hier schon von Zwangsneurose gesprochen werden? Auf jeden Fall etwas, dass die Rostocker seit Jahren auszeichnet und das Personal der deutschen Bahn in die Verzweiflung treibt. Per pedes am Stadion angekommen verlief dann auch bis zum Anpfiff alles vollkommen ruhig. Es lief mal alles wie geplant, was ja auch nicht immer der Fall bei uns ist. So konnten wir uns auf ein munteres Spielchen freuen, dass die Zebras auch recht sicher für sich entschieden. Nach einigen richtig miesen Vorstellungen überzeugten die Blau-Weißen mal wieder durch Dominanz, eine kluge Taktik und schöne Offensivaktionen, wodurch die Hanseaten nicht wirklich zum Zuge kamen. Zwar war bei einigen Rostocker Offensivaktionen eine gehörige Portion Glück für uns dabei, aber für das Phrasenschwein muss gesagt sein, dass eine Mannschaft sich dieses Glück auch erarbeiten muss. Eingeleitet wurde das Spiel dabei von einer Choreo im Block 10, welche an die Vizemeisterschaft vor 49 Jahren erinnerte. Auch der Stimmungsblock schien neue Kräfte in sich zu entdecken, war der Auftritt doch deutlich besser als die Heimspiele zuvor. Zwar kam es weiterhin zu einigen äußerst lethargischen Phasen, denen stand aber auch die ein oder andere Situation gegenüber, wo munter abgedreht und sehr aktiv zu den Lieder durch den Block gehüpft wurde, ohne dabei an Lautstärke einzubüßen. Wenn sich solche Situationen häufen oder länger durch das Spiel ziehen, dann können wir zumindest für den Stimmungsblock von einem vernünftigen Tag reden. Die Rostocker Gäste legten ebenfalls wie gewohnt einen sehr guten Auftritt hin. An einem Werktag konnten sie den Stehplatzbereich des Gästeblocks fast gänzlich füllen und diesen auch bei einer sehr guten Mitmachquote in Bewegung halten, so dass ab und zu etwas aus der Süd-Ost-Ecke zu vernehmen war. Zur 75. Minute wurden dann allerdings jegliche Support-Bemühungen eingestellt und auch alle Zaunfahnen abgehangen. Während einige dachten, die Menschen von der Ostsee hätten die Schnauze voll vom Spiel, war vielen klar,


dass dort gerade der Vorspann für eine gut durchdachte Aktion ablief. Immer mehr Personen waren plötzlich schwarz gekleidet oder auch direkt vermummt, die Farbe Schwarz breitete sich in kürzester Zeit durch den Block aus und zwischen 85. und 90. Minute wurde wie von vielen erwartet die in Kiel ergatterte Inferno Duisburg-Fahne präsentiert. Die Fahne wurde aber nicht einfach nur gezeigt und zerrissen, das ganze wurde untermalt mit einer gehörigen Pyroaktion, Bengalo-Würfen auf Ordner und einer bis nach Abpfiff brennenden Fahne. Die Aktion sollte wohl ein ganz besonderes Ausrufezeichen werden, was den Gästen auch definitiv gelang. Die Situation im und um das Stadion wurde bis zum Abpfiff und auch noch weit danach sehr unruhig. Für uns stand im Fokus, in dieser Situation nicht die Übersicht über unser Material zu verlieren, weswegen wir es recht zügig und geschlossen an einen sicheren Ort brachten. Die Polizei hatte an diesem Abend noch einige Zeit was zu tun. Wie gesagt, gegen Rostock passiert öfters etwas, worüber wir auch noch Jahre später erzählen können.

SV Elversberg – Meidericher Spielverein; 1:0 Zebras in der Pampa. Anders lässt sich das Spiel in Elversberg nicht beschreiben. Fußballerisch sahen die mitgereisten Fans hier keinen Leckerbissen, das gesamte Flair war aber absolut einzigartig. Frühzeitig vor Stadionöffnung kamen wir an der Baustelle an der Kaiserlinde an, was das Ordnungspersonal völlig aus dem Konzept brachte. Im Stadion wurde noch gebaut und da sind so ein paar Zebras vor den Toren alles andere als hilfreich. „Vor den Toren“ ist dabei allerdings nicht ganz richtig, die Tore gab es nämlich nicht. Das führte dazu, dass bis zum Einlass eines unserer Mitglieder insgesamt drei Mal das Stadion von innen inspizierte und wieder herausgeleitet wurde und jedes Mal neue Geschichten hatte von Menschen, die auf riesigen Boxen im Block rumhämmern oder ablenkenden Gesprächen mit dem Würstchenverkäufer. Wenn ein Spiel nicht wirklich was zu bieten hat, setzen wir uns die Highlights eben selber. Erwähnte Boxen standen dann auch tatsächlich im Block, als wir diesen betraten, wurden dann allerdings schnell entfernt, als der mehrmalige Eindringling aus unseren Reihen anfing, an den Kabeln herumzuspielen. Ein Hoch auf das Kind in uns allen. Wie bereits erwähnt, das Ordnungspersonal wusste gar nicht, wie es mit uns umzugehen hatte. Ein Beweis dafür war, dass massenhaft Karten von uns weder abgerissen geschweige denn kontrolliert wurden. Da hätten wir einiges an Kohle


sparen können. Der Spaß ging aber noch weiter. Das Stadion an sich war schon richtig geil. Das Baustellenflair überzeugte voll und ganz, der Gästeblock war die einzige völlig überdachte Tribüne, alle Heimfans wurden kletschnass. Dazu kam ein Maskottchen, das ziemlich an einen stark übergewichtigen Rapper Cro erinnerte. Wobei das eigentliche Maskottchen vom Einlass bis kurz vor Anpfiff die Linien des Platzes nachzog und dies wahrscheinlich auch schon zu Zeiten der Vereinsgründung tat. Alles hatte hier irgendwie seinen ganz eigenen Flair, die Welt schien noch in Ordnung und die urbanen Gesellschaft aus der Ruhrmetropole wirkte irgendwie fehl am Platze. Solche Spiele sind mir persönlich dann doch tausend Mal lieber als überteuerte Eintrittskarten für irgendwelche hochgepriesenen Fußballtempel zu bezahlen, zumal auch unser Stadionverbotler dank der Baustelle das gesamte Spiel verfolgen konnte, zwar im Regen stehend, aber mit bestem Blick auf Feld und Gästeblock. Die Heimkurve hätte er sicher auch begutachten können, viel zu bieten hatten die Saarländer_innen hinter der Horda-Fahne nicht. Was anderes war allerdings auch nicht zu erwarten. Der MSV machte also in der ersten Hälfte das Spiel, war ein paar Mal gefährlich, aber nichts war zwingend genug, so dass es mit dem 0:0 in die Pause ging. Wer dann in der Halbzeitpause ein leichtes Hungergefühl verspürte, war als Vegetarier ziemlich arm dran. An der einzigen Imbissbude gab es nur einen riesigen Grill, keine Pommes, nur Fleisch über Fleisch. Netterweise wurden Brötchen umsonst rausgegeben. Aber selbst wenn man kein Vegetarier ist bestand das Angebot nur aus Schweinefleisch, was einigen Mitfahrern unseres Busses dann ebenfalls einen Strich durch die Rechnung machte. Also auch die Verpflegung hier war dörflich, andere Ernährungsgewohnheiten schienen hier nicht alltäglich zu sein. In die zweite Hälfte ging es dann also mit einigen knurrenden Mägen und dann gab der MSV auch noch das Spiel aus der Hand. Hätte definitiv besser laufen können. Immerhin konnte der gesamte Auftritt durchaus gefallen, der Gästeblock war von der Größe optimal für den supportwilligen Haufen und das wurde auch ausgiebig genutzt. Zum Ende hin war leider etwas verfrüht die Luft raus, aber gute 80 Minuten war das Liedgut laut, recht vielseitig und hat Spaß gemacht. Von daher war der Tag bis auf das Ergebnis definitiv ein Erlebnis!


TuS Bösinghoven – Meidericher Spielverein; 0:3 Ganz ehrlich? Besonders viel gibt es zum Spiel nicht zu sagen. Erneut ging es nach Homberg, wodurch wir eher ein weiteres Heimspiel als ein Spiel auf einem coolen Dorfplatz hatten. Recht schnell war daher klar, dass wir uns an der gleichen Stelle im Stadion positionieren, wie auch schon gegen Korschenbroich. Ätzend war dabei allerdings, dass trotz des spielfreien Wochenendes das Spiel auf einen Mittwoch gelegt wurde und es wieder für viele unserer Mitglieder ziemlich stressig war, pünktlich am abgemachten Treffpunkt zu erscheinen. Insgesamt war die Anzahl der Anwesenden Personen aber zufriedenstellend und es ging wieder mit dem Linienbus über den Rhein. Auf dem Weg zum Stadion wurde auf eiem Sperrmüllhaufen ein platter Fußball entdeckt, der wohl anscheinend für einige das größte Unterhaltungspotential bieten sollte. Im Stadion wurden wie auch beim letzten Mal alle interessierten Stimmungsblock-Gänger irgendwie auf die Tribüne geschleust und das Spektakel konnte beginnen. Der MSV spielte nicht besonders überzeugend, wurde zwar mit der Zeit immer dominanter, konnte aber nix zählbares erreichen und krampfte sich was zusammen. In der zweiten Hälfte lief die Offensive dann deutlich besser, es entstanden richtig gefährliche Chancen und irgendwann fiel dann endlich das 1:0 für die Zebras, welches dann auch locker verwaltet und ausgebaut werden konnte. Wie die Mannschaft ließ sich auch der Stimmungsblock etwas einlullen, so dass der Auftritt an sich zwar durchaus Spaß gemacht hat, phasenweise aber dann doch äußerst leise war. Die gleiche Anzahl an Menschen, die die Tribüne richtig laut werden lassen konnte, war in manchen Situationen verdammt leise. Da wurde definitiv nicht alles aus den Stimmbändern geholt, was diese zu bieten hatten, was vor allem die Lautstärke nach kurzen, gewollt ruhigen Phasen in den Liedern zeigte. Da wäre deutlich mehr drin gewesen, aber der Hype um den Niederrheinpokal scheint auch in unserem Umfeld ein bisschen zu verfliegen. Vielleicht kann ja ein hoffentlich neues Stadion in der nächsten Runde gegen den Cronenberger SC daran etwas ändern.

Ultra Aktiv

FARE-Wochen Wir befinden uns aktuell mitten in den FARE-Wochen und auch heute im Stadion wird euch auffallen, dass sich in diesen Tagen seitens des Vereins explizit gegen Rassismus und Diskriminierung im Allgemeinen positioniert wird. Rund um diesen Spieltag waren letzte Woche zwei Vorträge im Presseraum des Wedaustadions. Zum einen referierte am letzten Dienstag Jonas Gabler über Rassismus und Rechtsextremismus als Bestandteil der Fankultur und erläuterte, wie diskriminierendes Verhalten im Fußball entsteht und seitens der Fans legitimiert wird, wies aber ebenfalls daraufhin, wie mit der Entstehung der Ultrakultur rassistische und antisemitische Auswüchse im Stadion durch den Fokus auf organisierte Stimmung weniger wurden. Der Vortrag und die anschließende Diskussion darüber, wie die aktuelle Situation im deutschen Fußball einzuschätzen ist, waren sehr interessant und mit Sicherheit bereichernd für alle Personen im vollen Saal. Schade war nur, dass trotz der Ankündigung auf der Vereinshomepage und der Facebook-Seite keine neuen Gesichter angetroffen werden konnten. Am Donnerstag darauf referierte Jochen Dohm als Vorsitzender der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft über den Fußballalltag und die damit verbundenen Probleme behinderter Fans. Sicherlich ein Thema, welches oftmals übersehen wird, obwohl es eigentlich bei nahezu


jedem Verein extra angelegte Bereiche im Stadion für körperlich behinderte Menschen gibt und diese Minderheit bei jedem Spiel der deutschen Profiligen präsent ist. Den Blick mal auf dieses Thema zu richten, war daher sehr interessant. Um den weiteren Kontakt zu fördern, seid ihr im Übrigen auch eingeladen, nach dem Spiel an einem von den Rolli-Zebras und uns organisierten Buffet mit Kuchen teilzunehmen. Es folgen in den nächsten zwei Wochen noch zwei weitere Vorträge. Am kommenden Donnerstag referiert Antje Hagel am 24.10. über Sexismus im Sport um 19:30 und am Montag, den 28.10. erzählt uns Martin Curi interessantes über die Proteste in Brasilien im Vorfeld der Weltmeisterschaft sowie über den Fußball und das Drumherum im allgemeinen. Zwei äußerst interessante Veranstaltungen, auf die wir euch natürlich nochmals hinweisen wollen.

Busfahrten In nächster Zeit stehen äußerst interessante Auswärtsfahrten an, zu denen wir gerne mit einem gut aufgelegten Haufen aus dem Stimmungsblock fahren wollen, um den MSV dort unseren Ansprüchen entsprechend zu unterstützen. Der Bus nach Stuttgart nächste Woche und auch die Tour an einem Sonntag nach Osnabrück und kurz vor Weihnachten nach Münster und Heidenheim sind entweder aus fantechnischen Aspekten oder durch lange, intensive Touren eine Reise wert. Wenn ihr also Bock habt, für einen fairen Preis den MSV auch auswärts zu unterstützen, schreibt uns entweder eine Mail an kohorte.ultras@gmail. com oder meldet euch an unserem Stand, um euch für eine Busfahrt anzumelden.

Anderswo Essen

Am Mittwochabend sollte vom Essener Fanprojekt das Filmprojekt „ Blut muss fließen“ vorgestellt werden . Bei dem Film geht es um eine Undercover Dokument in der rechtsextremen Szene. Doch pünktlich zum eigentlichen Start des Filmes wurde der Raum von Ca. 30 Thor Steinar und Quarzsandhandschuhen tragenden Personen betreten. Die Aufforderung ,die Veranstaltung zu verlassen wurde von den Personen, welche der Essener Fanszene zuzuordnen sind, ignoriert und mit einer Drohung beantwortet. Zum Schutze der anwesenden Personen wurde die Filmvorstellung abgebrochen. Eine weitere schockierende Aktion , mit einer nicht zu übersehenden politischen Motivation.

München

Nachdem zwei Spiele lang in der Münchener Südkurve ein freier Blockzugang getestet wurde, hat der Verein aufgrund der positiven Resonanz und der „hervorragenden Stimmung bei Heimspielen“ den freien Zugang bis zur Winterpause verlängert. Nach den Repressionen, welche die Münchener Fanszene in letzter Zeit ertragen musste, ein kleiner Lichtblick.

Lwiw

Der ukrainische Erstligist Karpaty Lwiw hat nach einer Sperre des Stadions für Länderspiele aus trotz eine umstrittene nationalistische Fahne zu seinem Symbol erklärt. Grund für die Sperrung des Stadions waren vermehrte Rassistische Vorfälle in der Vergangenheit. Auswärts laufen die Spiele nun immer in den Trikotfarben schwarz-rot statt dem traditionellen


grün-weiß auf. Die Farbkombination lehnt sich an die ehemalige radikale Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) an.

Sofia

Während der Pressekonferenz von Levski Sofia, in welcher der neue Trainer des Clubs vorgestellt wurde, stürmten ca. 30 Fans die Veranstaltung. Sie forderten den Trainer vor laufender Kamera dazu auf, seinen Pullover auszuziehen, was er nicht ganz freiwillig tat. Grund für die Aktion war, dass ihm vorgeworfen wurde, Anhänger des Stadtrivalen ZSKA Sofia zu sein. Ihr Ziel haben die Fans erreicht, einen Tag später trat der neue Trainer aus seinem Amt zurück.

Gedankengänge In dieser neuen Rubrik wollen wir euch in unregelmäßigen Abständen an den Gedankenspielen unserer Mitglieder und Leser_innen teilhaben lassen. Die Themen können völlig unterschiedlich sein, wenn ihr eure Gedanken zu allem möglichen Kram, der euch durch den Kopf schwirrt, in Worte fassen könnt, dann ist dieses geistige Erzeugnis hier genau richtig. Den Anfang macht eines unserer jungen Mitglieder zum Thema Homophobie und der Tatsache, dass es sich dabei nicht um ein Problem handelt, dass allein im Fußballstadion existent ist und gelöst werden kann. Du bist uncool, wenn du sagst, dass das Wort „schwul“ eben kein Schimpfwort, sondern etwas ganz normales ist. Das hat bestimmt jeder schon mal so mitbekommen, unabhängig davon, in welcher Position man hierbei war bzw. ist. In der des „uncoolen“, der einfach nur klarstellen möchte, dass Homosexualität nichts schlimmes, geschweige denn etwas ekelhaftes ist, oder in der des „coolen“, der gerade jemanden als schwul „beschimpft“ hat. Beispiele aus dem Alltag eines Schülers kennt wohl jeder, der das hier gerade in den Händen hält. „Bist du schwul, oder was?“ haftet zum Beispiel eine sehr negative Bedeutung an, weil schwul auch hier meist nur im negativen Sinne gemeint ist. „Schwul“ als Synonym für „Scheiße“ ist auch weitestgehend geläufig. Und das leider schon in immer jüngeren Jahren, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich erinnere mich an ein Gespräch aus der 5. oder 6. Klasse, bei dem mir gesagt wurde, dass „schwul“ eben momentan Schimpfwort Nummer 1 ist. Ich habe damals noch nicht großartig dagegen argumentiert, in Erinnerung geblieben ist es mit trotzdem. Dabei ist es ja so, dass jeder Mensch von Geburt aus tolerant ist. Oder hat schon mal jemand ein Kind mit 6 Jahren erlebt, dass Schwule bewusst ekelhaft findet? Ich nicht. Warum? Weil es den Kindern egal ist. Nun stellt sich die Frage, warum es älteren Kindern meist nicht egal ist. Eigentlich muss man sagen, dass sich diese Frage nicht stellt, weil eben meistens nicht aktiv Homosexuelle diskriminiert werden sollen, sondern weil es einfach nur als Schimpfwort gemeint ist. Daraus ergibt sich aber die Angst klarzustellen, dass „schwul“ kein Schimpfwort ist. Angst davor, durch solche Äußerungen abgedrängt zu werden. Aus einigen Gesprächen und eigener Erfahrung kann ich auch das bestätigen. Wenn man jedoch den Mut hat, laut etwas dagegen zu sagen, führt das in den meisten Fällen nicht zur Einsicht. Entweder der/die Schüler/-in, der/die dir gegenüber steht, hat keine Argumente mehr und verzieht sich oder es wird krampfhaft versucht, Homosexualität abzuwerten. Warum? Weil „schwul“ ein Synonym für „scheiße“ ist, womit wir wieder am Anfang sind. Hier zeigt sich der Teufelskreis ganz deutlich. Warum ist das so? Ich persönlich habe in der Schule noch nie vorgelebt bekommen, dass Homosexualität etwas ganz normales ist. Zwar ist auch nicht das Gegenteil der Fall, aber thematisiert wurde das Thema im Unterricht noch nie, auch nicht in Sexual-


kunde, und auch bei den oben genannten „Beleidigungen“ schreiten Lehrer kaum oder nie ein. Damit möchte ich auch ganz klar der Schule, bzw. den Lehrern eine Mitschuld daran geben. Nicht weil ich denke, dass alle komplett intolerant sind oder ähnliches, sondern aus dem Grunde, dass das Thema so ausnahmslos verschwiegen wird, sodass es ähnlich wie im Fußball ein Tabuthema ist. Und das sollte nicht der Fall sein. Mir ist bewusst, dass es auch einige weitere gesellschaftliche Faktoren gibt, die Einfluss auf das Denken von Kindern und Jugendlichen haben, aber da das hier kein wissenschaftlicher Text ist, will ich diese mal beiseitelassen und die genannten in den Vordergrund stellen. Wie oft höre ich homophobe Beleidigungen jeden Schultag. Manchmal im Wissen, dass sie eigentlich gar nicht so gemeint sind, ab und zu sind sie aber eben doch so gemeint. Am liebsten möchte ich jedes Mal einschreiten, doch das ist nicht immer möglich. Zum einen bleibt mir kaum Zeit, das jedes Mal zu erklären, zum anderen würde ich wahrscheinlich total im Abseits landen. Mein Möglichstes versuche ich aber trotzdem zu tun und das rate ich jedem/-r Schüler/-in. Im Rahmen eurer Möglichkeiten natürlich. Aber damit kann jeder einen Teil zur Lösung dieses Problems beitragen. Welche Wege gibt es sonst noch diese Probleme zu lösen? Das Wichtigste ist meiner Meinung nach möglich offen mit Homosexualität umzugehen. Vor allem in der Schule. Damit sollten Schulen und Lehrer möglichst bald anfangen, es muss ja schließlich möglich sein, das in den (ohnehin schon sehr knappen) Lehrplan reinzupacken, denn gerade das ist ein sehr Wichtiges Thema, was nicht einfach so verschwiegen werden darf. Schließlich hindert die bei Schülern/-innen entstehende Angst sie auch beim Erkunden und Entdecken ihrer eigenen Sexualität, denn es entsteht ein Druck, möglichst nicht „schwul“ zu wirken. Wenn jemand etwas „schwules an dir entdeckt hat“, versuchen die meisten es sofort zu ändern. Zumindest war das in den ersten Jahren nach dem Schulwechsel so. Mit fortgeschrittenem Alter kann ich nicht gerade sagen, dass die Leute vernünftiger geworden sind. Nicht alle, viele können damit mittlerweile auch schon etwas besser umgehen. Meist wird aber nur mit einem gereiztem „Ich bin doch nicht schwul“ reagiert. Mir ist es mittlerweile ziemlich egal, ob ich wegen meiner Einstellung als schwul gelte oder auch nicht. Wichtiger ist mir, das Thema offen zu behandeln und meine Mitschüler/-innen aufzuklären, sodass vielleicht immer weniger „schwul“ als Synonym für „scheiße“ verwenden. Dieser Text steht hier, weil ich zum einen möchte, dass viele junge Menschen erreicht werden und ich weiß, dass das hier möglich ist und zum anderen, weil das gleiche Problem beim Fußball genauso existiert, vielleicht in einem noch etwas größeren Umfang. Auch Jugendliche sind davon betroffen, weil auch hier nicht Offenheit vorgelebt wird, sondern das genaue Gegenteil. Deplatziert ist der Artikel hier also nicht, denn beim Fußball, also auch hier in der Nordkurve, ist während des Spiels nicht selten der Ruf „schwule Sau“ (völlig unlogisch im Übrigen) zu hören, den auch Ich und viele andere Leute in meinem Alter mitbekommen. Auch hier ist es nötig, als Jugendliche/-r sein Verhalten zu hinterfragen. Es steht in Verbindung mit der Schule und mit anderen Jugendlichen in der Kurve und nebenbei wird es dadurch homosexuellen Fußballern, und die gibt es bestimmt, nicht einfacher gemacht, die Thematik offen zu behandeln. Fußball, Jugendliche und Schule sind also in vielerlei Hinsicht rückständig in der Offenheit mit Homosexualität, wie sie allgemein in der Gesellschaft existiert und es ist an der Zeit, daran etwas zu ändern.

Neues vom Infostand Die letzten Wochen wurden die verschieden Aufklebermotive bei uns am Infostand immer weniger und weniger, jetzt endlich haben wir wieder ein neues (altbekanntes) Motiv für euch auf der Ladentheke liegen. Schlagt zu, verschönert euer Viertel, wie gehabt das Päck-


chen für einen Euro. Unmittelbar nach unserem letzten Heimspiel gegen Rostock traf der Paketbote mit der Septemberausgabe des 45 Grad Kurvenmagazins ein. Wer in den letzten Wochen noch kein Exemplar dieser Ausgabe ergattern konnte, hat dazu natürlich heute die Möglichkeit. Für 2 Euro gibt es das bewährte Konzept dieses Fanzines mit zahlreichen Spielberichten aus Inund Ausland. Das neue Blickfang Ultra ist ebenfalls weiterhin bei uns erhältlich. Die 29. Ausgabe bietet dabei eine bunte Mischung, so dass sicherlich für jeden Leser mehrere interessante Texte dabei sind. Einige Interviews u .a. mit Carsi von Besiktas und Ultras Rapid, Spielberichte zu Europapokal und DFB-Pokalspielen, eine Vereins- und Fanszenevorstellung des Eishockeyclubs Eisbären Berlin und jede Menge ganzseitige Kurvenfotos und diskussionswürdige Texte. Gerade diese „Theorietexte“ entsprechen bei der aktuellen Ausgabe (und auch in der Vergangenheit) nicht unbedingt alle unserer Meinung, dies ist aber doch gerade das tolle an überregionalen Fanzines, hört man doch auch mal andere Sichtweisen. Und jetzt bitte nicht falsch verstehen: Auch in diesem Heft gibt es Positionen und Sichtweisen denen man durchaus zustimmen kann. Kaufen!

Rezension Transparent-Magazin Mit der 6. und aktuellen Ausgabe des „Magazins für Fußball und Fankultur“ liefert die kleine Redaktion eine rundum runde Sache und eine der stärksten Ausgaben bisher ab. In der Reportage zum Titelthema „Aufruhr der Fußballfans“ berichtet Marcus Kanzinger über die Großproteste in Istanbul und der weiteren Türkei gegen die Erdogan-Regierung. Langweilig, gab es doch in den letzten Wochen in den Massenmedien und diversen Fanzines mehr als genug? Der Autor war während des Protestes im Frühjahr selbst in Istanbul vor Ort und findet so noch einmal einen ganz andern Angang an das Thema. In seiner Reportage nimmt er den Leser mit auf eine Tour über den Taksim-Platz und Gezi-Park. Er spricht mit zahlreichen Anwesenden und Organisatoren, dokumentiert die Geschehnisse in zahlreichen Bildern und hinterlässt so Eindrücke beim Leser, als wäre man selber vor Ort mittendrin gewesen. Über die Proteste im Land des nächsten WM-Gastgebers berichtet Martin Curi in seinem Text. Er zeichnet die Entwicklung der Proteste nach, schildert wie die FIFA und die Ministerpräsidentin Dilma Roussef auf die Demos reagierten und erklärt warum sich die großen Fangruppen in Sao Paulo und dem weiten Rest Brasiliens eher zurückhielten. Im zweiten großen Themenblock, dreht sich alles um Fanbündnisse und Organisationen. Gleich 2 auf diesem Metier tätigen Einrichtungen feiern in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Die „Koordinationsstelle der Fanprojekte“ und BAFF. Erste portraitiert dabei Gerd Dembrowski, während Antje Hagel, welche seit der Gründung im „Bündnis aktiver Fußballfans“ engagiert ist, im Interview auf 20 Jahre Fanarbeit zurück blickt. Ein Blick wird auf die Fankultur in den 80iger Jahren der DDR geworfen und Jan Tölva analysiert unter dem Titel „eine andere Liga“ die Schwächen des deutschen Ligen- und Lizenzierungssystems. Neben Offenbach, Aachen, Lübeck, Wuppertal, Mannheim, Essen, Dresden, TeBe Berlin, Schweinfurt, Ulm, Reutlingen und vielen anderen spielt hierbei natürlich auch unser MSV eine Rolle. Die Mängel im System werden treffend analysiert, neue Lösungsansätze bietet aber auch Jan Tölva nicht. Stattdessen gibt es einen Exkurs zum Frauenfußball, wo zwar weniger Geld im Spiel ist, sich die Situation um Traditionsvereine aber ähnlich darstellt. Beim belgischen Zweitligisten AS Eupen sind währenddessen auch die Scheichs eingestiegen,


genauer gesagt die Aspire. Aspire ist ein Projekt aus Katars Hauptstadt Doha, in welchem junge Sportler aus Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika in verschiedensten Sportarten gefördert werden sollen. Das ganze geschieht in einem riesigen und Milliarden teuren Sportkomplex in Doha und sicherlich mit dem Ziel Katar im Medaillenspiegel mal ganz weit oben anzusiedeln. Um den jungen Fußballern nun den Sprung nach Europa zu erleichtern, wurde quasi der kleine Verein nahe der deutschen Grenze übernommen und zahlreiche Spieler aus der Akademie wurden in die erste Mannschaft transferiert. Der Autor hat Eupen besucht und dokumentiert die Entwicklung rund um den AS Eupen, mit all seinen Vorzügen und Nachteilen. Heute schon leider nicht mehr ganz aktuell ist das Portrait von Kea Müttel über die Ultras in Braunschweig, so absurd der Satz anhand der geschilderten Vorfälle auch klingt. Die neusten Entwicklungen in Braunschweig konntet ihr sicherlich alle in den Medien verfolgen, eigentlich unvorstellbar was dort passiert ist und immer noch passiert. Im Text könnt ihr euch noch mal einen Eindruck von der Braunschweiger Fanszene verschaffen. Abgerundet wird die lesenswerte Ausgabe, von der Kolumne des verbrochenes.net „Seien Sie, wie Sie sind, seien Sie Fan“ und 3 Hoppingberichten, deren Ziele mit Messina, Mostar und Minsk unterschiedlicher nicht sein könnten. Für die 6. Ausgabe des Transparent Magazins gibt es von uns beide Daumen nach oben und eine absolute Kauf- bzw. Leseempfehlung. Für 3,90 Euro bekommt ihr die Zeitschrift im A4 Format an unserem Infostand, im Bahnhofsbuchandel und im Internet über die Homepage www.transparent-magazin.de. Dort könnt ihr euch auch in einzelne Texte der aktuellen Ausgaben einlesen.

Fördermitgliedschaft Auch in dieser Saison bieten wir euch die Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft in unserer Gruppe. Wenn euch die Choreos gefallen, ihr Gefallen an unseren Fahnen findet oder uns einfach nur so cool findet und deswegen Ultra in Duisburg unterstützen wollt, auch wenn ihr selber kaum Zeit habt, könnt ihr einmalig 15€ bezahlen. Dafür erhaltet ihr regelmäßig unseren Newsletter, der euch alles Wissenswerte zu den kommenden Spielen wie Treffpunkte und Buszeiten näher bringt und immer wieder interessante Artikel oder Fernsehbeiträge beinhaltet, die wir euch wärmstens ans Herz legen wollen. Wenn ihr Interesse daran habt, euch intensiver in die Gruppe einzubringen, steht euch für den gleichen Preis auch die Mitgliedschaft im Förderkreis offen. Hier bekommt ihr eines unserer Gruppenmitglieder an eure Seite, das euch ständig auf dem Laufenden hält was gerade so ansteht und wo wir unsere Aktivitäten durchführen, euch unterstützt und den Zugang in unseren Kreis erleichtert. Hierfür braucht ihr nur genügend Motivation, die euch gemachten Angebote auch anzunehmen. Wir freuen uns auf euch!

Leserbeteiligung Die Worte der Kohorte ist ein kleines Heftchen für euch. Wir wollen euch unsere Standpunkte darlegen, Informationen weitertragen und euch über Entwicklungen und Fußball- und Ultra-Deutschland auf dem Laufenden halten. Das klappt allerdings nur, wenn euch unser Heft auch gefällt. Daher steht es euch natürlich frei, Feedback oder vielleicht sogar selbst geschriebene Texte, die ihr gerne in unserem Heftchen lesen würdet, an folgende E-MailAdresse zu schicken: kohorte.ultras@gmail.com



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