2 ANFANG

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

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„Der Geist des Mannes ist normalerweise frisch und aktiv. Das kommt nicht von ungefähr, sondern von der männlichen Fähigkeit des reflektierten Denkens. Genetisch bedingt, geht der Mann voller Tatendrang den Dingen auf den Grund. Gegen diesen Reflex kann sich der Mann nicht wehren, denn die Evolution hat es so vorgesehen. Sein aufrechtes Tun ist sein Schicksal. Der Geist der Frauen ist vollkommen anders. Er führt eine Art flatterhaftes Triebleben, bildhaft gesehen wie ein ziellos treibendes Ruderboot auf einem spiegelglatten Bergsee, kurz vor dem Einsetzen des Alpenwinds. Das muss man wissen, um von lustigen und scheinbar sanftmütigen Frauen nicht geblendet zu werden. Aktives, weibliches Verhalten, gepaart mit den üblichen, körperlichen Attributen versucht nur den fehlenden Inhalt zu überdecken, an dem sich der Geist weiterentwickeln könnte, was er aber nicht macht. Zusammenfassend kann man sagen: Bei der Beurteilung einer Frau geht es letztendlich nicht darum wie viele Tassen, sondern wie viele Schuhe sie im Schrank hat.“ Paul van Cre im Oktober 2010

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Am m Anfang steht imm mer der An nfang vom m Ende

„Schon n seit der Stteinzeit bis heute, und es wird bis in alle Ewiggkeit so sein, ist es das un nabänderlicche Schicksaal des gestaandenen Maannes. An einem schönen Morgen wacht man n auf und sttellt fest, daass die orden, und was noch schlimmer s isst, Ehefrau langgweilig gewo defäätistisch dass Gegenteil glaubt, obw wohl man es ihr gesagtt hat. Der Zustand Z wääre noch ertträglich, we enn nicht no och Schlimm meres dazu kommen k wü ürde. Für deen intelligen nten Mann zur schwereen Last wird diie Gattin, wenn w man entdeckt, dass das alte Fleisch zwar willig, aber der Verstand V sch hwach ist.“ Paul van Cre

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nfing an diiesem Bucch zu schreeiben, war ich Als ich an ein mäännliches,, jedenfalls dachte ich es, einund dvierzigjähriges und d verheiraatetes Lebewesen, d das sich am m Anfang vom gefü ühlten End de sechzeh hn eintöniiger Ehejah hre befand d. Hinter mir m lag ein ne relativ sichere

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

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Zeitspanne, in der ich zwar hin und wieder an die Rente, aber noch weniger an das Leben im letzten Drittel der mir vermutlich noch verbleibenden Zeit gedacht hatte. Warum ich so gleichgültig in den Tag hinein gelebt habe? Das ist einfach zu erklären. Der tägliche Albtraum von Maloche und Verbrauch hatte alles was im Leben wirklich wertvoll ist überlagert. Aber was ist im Leben wirklich wertvoll und was ist im letzten Lebensdrittel entbehrlich? Haus und gut gefülltes Bankkonto ist gut. Das ist keine Frage, denn es gibt dir die Freiheit, das zu tun was du innerhalb deiner sozialen und hedonistischen Ansprüche tun musst und möchtest. Frau ist für deine Grundbedürfnisse gut. Frau ist gut, wenn du Kinder hast. Kinder sind gut, wenn du eine Frau hast. Frau und Kinder sind schlecht, wenn du an die grenzenlose Freiheit denkst.

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„Du mussst dir keine Sorgen machen, alles a wird gut“, lautet die Theorrie der Verdränger. Ich behau upte, dasss die n dann beeginnen, wenn w die Erinnerung E gen verblaassen. Sorgen Vieles habe ich vergessen n, aber daran kann ich mich n noch nen Tages und vollkommen gut erinnern. Eines schön m Verstand zu reegen und zzu unverhofft beggann sich mein h es vor mir. m Ich, deer Rebell d der vor streckken. Plötzlich sah ich langerr Zeit die Welt W verän ndern wollte, war zum lustlosen Schreb bergärtner meines kleinen Le ebens verkkommen. Rein rechneerisch und d unter op ptimistisch h kalkulierrten Voraussetzungeen hatte icch etwa zw wanzig Pro ozent m abgeleebter Verggangenheit eines, und zwar meines wertvo ollen Lebeens mit ein ner mir fre emd gewo ordenen FFrau verbraacht, von der d man nicht n behaaupten kon nnte, dasss sie die Fähigkeit beesessen haatte, über die Erfind dung des ßpulvers nachzuden n nken. Schieß Die Zeit war w wie im m Flug mit einem Dü üsenjet an n mir

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

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vorbeigegangen und ich hatte sie brav, so wie es seit jeher den gesellschaftlichen Normen in einer zivilisierten Gesellschaft entspricht, ohne Murren abgeleistet. Mein Lebensglas war nicht mehr voll. Es war auch nicht halbvoll, die letzte Hälfte des Inhalts begann sich immer schneller zu leeren. Was mich noch zusätzlichen deprimiert hatte, war die unspektakuläre Aussicht auf weitere, klar strukturierte Jahre der letzten Hälfte meines Lebens, die wie graue Betonklötze, neben denen Panzersperren wie Spielzeug für Kleinkinder wirken mussten, unbeweglich und unveränderbar vor mir lagen. Zu dem ganzen Elend traf mich auch noch das tückische Zeit-Raum-VolumenPhänomen. Du hast noch nie etwas davon gehört? Dann will ich es dir in einer einfachen Form erklären. Je älter du wirst, umso schneller vergeht die Zeit in einem immer kleiner

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werdeenden Aktionsradiuss, in dem du gefanggen bist, währeend sich allle Personen wie au ufgedunsene Körperr in einer Leichenhaalle ausdehnen. Du musstt mir zu meiner senssationellen Entdeckkung nicht gratuliere g er, ich hättte niemals n. Mir wäre es liebe darüber nachgeedacht. Wie ich darauf gekommen bin? b Ich haabe Zeit-RaaumVolum men-Phäno omen das erste Mal vor etwaa fünfzehn n Jahren n am eigen nen Leib erfahren. e Mir M war der spontane Gedan nke gekom mmen, dasss eine Bahnfahrt an ngenehmeer und auch sicherer s seein könntee, als der Stress S auf den überfü üllten Autobahnen. Weg mit dem Risikko des ungeh hemmten Verkehrs, V rein in die geregeltten Abfahrtund Ankunftszeeiten. Einm mal ganz entspannt im luxuriö ösen hnen und die Fahrt genießen.. Intercity-Sessel zurückleh h also, zuffrieden un nd mit eineer guten LLaune. Da saß ich utofahrer achtet a maan ja nicht so darauff. Anfangss, Als Au

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sozusagen als unerfahrener Bahnfrischling, konnte ich mich noch am Blick aus dem Zugfenster freuen. Die Aussicht war schön und die farbenfrohe Herbstlandschaft, es war am Ende des dritten Jahresquartals, zog immer schneller an mir vorbei. Kennst du den dämmrigen Zustand, wenn man grenzenlos vertraut und plötzlich schläfrig wird? Die Aufmerksamkeit lässt nach, denn man hat es sich behaglich gemacht. Mit hochgelegten Beinen im häuslichen Fernsehsessel ist diese Erfahrung besonders schön. Man ruht und kann nicht wegrennen, denn der schwache Wille (männlich) wird von der brutalen Bequemlichkeit (weiblich) manipuliert. Ich erinnere mich noch genau, es war ein entspanntes Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens, damals in meinem komfortablen Bahnabteil. Von mir zuerst unbemerkt, fiel es mir immer schwerer, mich auf die

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vorbeihuschend de Landsch haft zu ko onzentriereen. Die Hääuser, h die Kirch htürme sah h ich nur n noch Wieseen, Bäumee und auch als ein nen vorbeiziehenden Einheitssbrei. Die Zeit Z schien stehen n zu bleibeen und gleeichzeitig immer sch hneller zu u verrinnen. Trotzz der schö önen Herb bstzeit wurrde die Farbe Z im mmer grauer. der Laandschaft mit der Daauer der Zugfahrt Die Au ugen fielen n mir zu und u ich hörte die Stimmen deer Mitreiisenden wie w aus weeiter Ferne e. Dann beegann sich h etwas zu veränd dern. In meinem m Wachtraum m hörte ich h nde Stimm me, die sich nach zuerstt eine leisee, fast sanft flüstern und naach zu ein nem hysterischen, sich überscchlagendeen Geschrei steigerte. Es waren die ge ellenden Worte: W „Du s lange mit m diesem m Zug fahrren, bis daass der Tod d euch sollst so scheid det“ und eine e riesigee Hand mit einem ausgestrec a ckten Zeigeffinger deute auf micch. In meinem Traum sah ich einen Geisteerzug vor mir, m endlo os auf fest verlegten n Gleisen fahren nd, jeden Tag T und jeede Nachtt und nie wieder w

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anhaltend, weil die toten Seelen der Mitreisenden den Zug nicht mehr stoppen konnten. Es war eine Fahrt bis zum vorbestimmten Ende, dem endgültigen Ende vor dem Nichts. Ich bekam grauenhafte Angst und die Panik schnürte mir den Hals zu. So war es nicht abgesprochen. Es war nicht die versprochene Sicherheit, es war eine raffiniert inszenierte Falle. Voller Entsetzen sprang ich auf und rüttelte an den Ausgangstüren, aber sie ließen sich nicht mehr öffnen, niemals mehr. Der Geisterzug fuhr stampfend und ratternd immer schneller und er hielt nicht mehr an. Für immer und ewig sollte ich dazu verdammt sein, in diesem Zug zu fahren. Immer die gleichen Erlebnisse mit den immer gleichen Mitreisenden, solange ich noch dahinleben würde. Dann sprach eine andere, eine gefährlich drohende Stimme von oben zu mir: „Kontrolle.“

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Ich spürtee eine festte Hand, wie w eine hart zupackende Kralle auf meineer Schulteer. Es war die pure Angst, A die wie hweres Haalseisen meine m Lebe ensgeisterr abwürgte. ein sch Schweeißgebadeet und am ganzen Körper zitteernd bin icch aufgew wacht. Plö ötzlich sah h ich klar. Mein Lebeen ist zu kkurz und zu u wertvoll. Ich mussste etwas verändern n, um zu überleeben. ________________ ______

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

____________________ … und hier geht’s weiter

Erstes Kapitel

Ich rede mit dir

Zweites Kapitel

Am Anfang steht immer der Anfang vom Ende

Drittes Kapitel

Eheliches

Viertes Kapitel

Wartezeiten

Fünftes Kapitel

Liebesfragen

Sechstes Kapitel

Erweckungsspiele

Siebtes Kapitel

Seidenstrümpfe und Verpackungsspiele

Achtes Kapitel

Philosophisches Korsett

Neuntes Kapitel

Liebeszeiten

Zehntes Kapitel

Eindeutige Erkenntnisse

Elftes Kapitel

Rettungsversuche

Zwölftes Kapitel

Interessengeficke (Kopenhagener Deutung der Quantentheorie)

Dreizehntes Kapitel Rote Pumps

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R Raoul Yanniik

Geboren im m Oktober 1950 1 in der damals besschaulichen n, schwäb bischen Kleiinstadt Sind delfingen. Nach Abitur und Ausbild dung schlosss sich ein län ngeres, aus heutiger Sicht ziemlich h nutzloses Studium m in Berlin an. a Heute, nach n einer kurzen k Ehe und andereen Missgeschicken lebe ich aus LebensL und d Liebesgrün nden in Essen. Ich schreib be Essays, Kurzgeschich hten und Ro omane überr die Abgrün nde der Seele, über ü die Irrw wege der Liiebe, über das d was sein n könnte un nd was ist.

Meine Schreib-Werkstattt: www.raoulyannik.de h nnik.blogspot.co om/ Meine Web-Tagebücherr für Kommentaare und Tipps: http://raoulyan und http://raoulyannik.w wordpress.com m/ Hier gibt es noch mehr von v mir: http:///www.scribd.co om/people/doccuments/12496 6102-raoul-yann nik u Fragen an mich: m kontakt@ @raoulyannik.de e Kontakt und Tweet mich: http://twittter.com/RaoulYYannik

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