1 ICH REDE MIT DIR

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

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„Der Geist des Mannes ist normalerweise frisch und aktiv. Das kommt nicht von ungefähr, sondern von der männlichen Fähigkeit des reflektierten Denkens. Genetisch bedingt, geht der Mann voller Tatendrang den Dingen auf den Grund. Gegen diesen Reflex kann sich der Mann nicht wehren, denn die Evolution hat es so vorgesehen. Sein aufrechtes Tun ist sein Schicksal. Der Geist der Frauen ist vollkommen anders. Er führt eine Art flatterhaftes Triebleben, bildhaft gesehen wie ein ziellos treibendes Ruderboot auf einem spiegelglatten Bergsee, kurz vor dem Einsetzen des Alpenwinds. Das muss man wissen, um von lustigen und scheinbar sanftmütigen Frauen nicht geblendet zu werden. Aktives, weibliches Verhalten, gepaart mit den üblichen, körperlichen Attributen versucht nur den fehlenden Inhalt zu überdecken, an dem sich der Geist weiterentwickeln könnte, was er aber nicht macht. Zusammenfassend kann man sagen: Bei der Beurteilung einer Frau geht es letztendlich nicht darum wie viele Tassen, sondern wie viele Schuhe sie im Schrank hat.“ Paul van Cre im Oktober 2010

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[ [Erstes Kapitel]

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Ich rede m mit dir

Aufhörren wirst du u zu fürchteen, wenn du u aufhörst zu u hoffen, deenn der Hoffnung folgt diie Angst. Beeides ist dass Merkmal eines e abhän ngigen, beidees eines in Erwartung E d Zukunft beunruhigtten Gemütees. Das der liegtt hauptsäch hlich daran, dass wir un ns nicht auff die Gegenw wart einsteellen, sondern die Gedaanken in we eite Ferne vorauseilen lassen. Die Erinnerung E bringt die Qual Q der An ngst zurück, die Vorausssicht n nimmt sie vo orweg; niem mand ist nur wegen deer Gegenwart unglücklich! S Seneca, 5.Brie ef

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drix durftee mit Usch hi O. vögeln. Das hatte Jimi Hend Stil, daas ist uns im herbstlich trüben Gedächtnis haften geblieben, und Jimi wurd de unsterb blich. Für mich m blieb b nur i über die der Feeld-, Wald- und Wieesenschrottt. Wenn ich entgan ngenen Möglichkeit M ten nachd denke, dan nn spüre icch, dass sich der Frust wie deer Affe in meinem Genick G

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

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festgebissen hat. Aber das Leben ist nun mal hart und das Alter nichts für Feiglinge. Für den kläglichen Rest meiner Lebenszeit bleibt ein kleiner Trost. Jimi ist seit vierzig Jahren tot, und ich lebe immer noch, und das hat auch seine Vorteile. Ich kann dir jetzt meine Geschichte erzählen. Du schüttelst mitleidig deinen angegrauten Kopf. Du glaubst mir nicht? Das was ich dir jetzt erzähle, hat sich tatsächlich so zugetragen. Ich rede nicht über die Frau, mit der ich viele Jahre meines kostbaren Lebens vergeudet habe. Ich meine die unvergleichliche, die göttliche und einzigartige Sina, also Petra, die sich Sina und wie ich später erfahren habe, oft auch ganz anders nannte. Ich weiß, jetzt wird es kompliziert, und vielleicht klingt es für dich irritierend, aber ich hätte es wirklich und wahrhaftig und noch viel mehr getan, wenn sie es verlangt hätte, was sie aber nicht getan hat. Ja, ich hätte auch den

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[ [Erstes Kapitel]

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Boden n abgeleckkt, auf dem m sie ging. Warum sie es nichtt von mir verlangt hat? h ort. Ich Auf diesee Frage weeiß ich bis heute keiine Antwo will au uch nicht mehr m darü über nachdenken, weil w ich niccht mehr daran den nken will, dass ich im mmer nocch an sie d denken muss. Vielleichtt ahnte siee nur nichtt, wie weit sie geheen b warr. konnte und wass ich für sie zu tun bereit Du fragstt dich, warrum ich dir meine Erlebnisse mit nmaligen und göttliichen Sinaa, also Pettra, die sich Sina der ein nannte, erzählee? Weil verheiratete e Männer,, wenn siee ein mmtes Alteer erreicht haben, häufig h von n so einer Art bestim Leicheenfrust in Verbindun ng mit ein nem beson nderen Mitteiilungsbedü ürfnis befallen werd den. Bis zu u einem bestim mmten Punkt, haben die sich irgendwiee mit ihrem m Leben arrangierrt, und dass war ´s daann – den nken die. B Bei mir ders. Und dann, gan nz plötzlicch und wenn du war ess nicht and schon aufgegeb ben hast, und u eigenttlich nichtt mehr dam mit

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

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rechnest, meldet er sich - dein revolutionärer Überlebenswille. Er packt dich an deiner handgenähten Seidenkrawatte, zieht sie langsam zu und spricht freundlich, aber doch bestimmt zu dir: „Sei einmal in deinem Leben stark und entscheide dich. Es gibt nur einen Mann im Haus. Vergiss die Selbstzusammenschraubregale mit Riester-Rente. Vergiss die unendlichen Abwasch- und Putzdiskussionen die dich zum nutzlosen Domestiken degradieren. Vergiss den dir verordneten Deo-Roller und die widernatürliche Sitzpinkelei. Verscheuch die Rotznasen, die angeblich von dir sind. Geh nicht zum gemeinsamen Elternsingen in die Waldorfschule. Sperr jetzt und sofort deine Frau weg, oder schick sie in die Küche wo sie hingehört. Sie hat hier nichts zu suchen. Sie soll nicht mitlesen und du musst dich nicht solidarisch zeigen. Sie würde dich doch nicht verstehen …“ Du siehst, der Überlebenswille ist ein ziemlich

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[ [Erstes Kapitel]

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durchggeknallterr Typ und das was er e sagt klin ngt nicht n nur für deine Ohren hart. Auch icch habe mich m lange Jahre geggen G zur Wehr gesetzt. g Ab ber glaubee es mir - eines sein Geflüster ist so sicher s wiee das Ameen in der Kirche K - auch du wirsst es eines Tages T so und u nicht anders hö ören und erleben, e w wenn du ersst mal meiin Alter errreicht hasst. Das soll jetzt nich ht überheblich klin ngen, denn das ist es e nicht. Ess ist auch nicht heinbare Weisheit W d Alterss, die mich des h zum Zyniiker die sch gemaccht hat. Alltersweish heit ist nurr eine plattte Entsch huldigung für ein Saammelsuriium geleb bter Erfahrrungen. e bei mir so war? Mich M hat mein m Warum es Überleebenswillee überzeugt. Seine Argument A te waren besserr, und er hat h mir ein ndringlich zugeflüsttert: „Raou ul du musstt durchhalten und unter u allen n Umständ den die Kapitu ulation verrmeiden, auch a wenn die Einschläge unaufhaltsam und u immerr schnellerr näher ko ommen.“

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

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Was ich dir damit sagen will, wirst du vielleicht verstehen, wenn ich dir meine ganze Geschichte erzählt habe. Du bist noch jung, und an deinem gelangweilten Gesichtsausdruck kann ich deine Gedanken ablesen. Erzählte, und noch weniger geschriebene Banalitäten älterer Männer interessieren dich nicht wirklich. Ich muss zugeben, meine Erlebnisse sind auch nur Alltäglichkeiten, die jedem von uns passieren können, wenn Zeit, Schmerz und Perspektive sich in der idealen Konstellation befinden, um sich gegenseitig die angstschweißigen Hände zu schütteln. Walk a mile in my shoes, auch wenn du es noch nicht verstehst. Schon bald wirst du dich an mich erinnern. Spätestens dann, wenn du dich verzweifelt fragst: „Sag mir wo die Jahre sind, wo sind sie geblieben?“ Du sagst, diese Frage stellt sich dir nicht, denn du

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hast noch n Zeit? Wenn du dich da mal m nicht irrst. In deer ersten n Hälfte deeines Lebeens kannstt du alles erreichen und bewirkken. Du haast Zeit. Du D kannst üben, pro obieren un nd dir die „H Hörner“ ab bstoßen. In n der zweiten Hälftee vergeht die Zeit im mmer schn neller und du brauchst mehr Zeit für daas, was du dir vorgenommen n hast. Am m Ende steeht immerr und ommt nich hts mehr. Deine unaussweichlich der Tod. Danach ko Witwee wird ein paar Trän nchen verggießen, un nd sie wird d mit deinem m schwervverdienten Geld ein nen Jüngeren finanzzieren, der ein ner sehr Jungen mitt großen Titten T vorm macht, er habe Geld. Der Tod nimmt n keiine Rücksicht, ob du u das, wass du dir im Leben vorgenomm men hast, auch a erreichen konn ntest. h nie geseh hen? Du hast h noch n nie So hast du es noch bewussst an das letzte Driittel deine es Lebens gedacht? Dein selbstggefälliges Lächeln kann k mich nicht täuschen. Mo orbide Gedan nken gehö ören zum Anfang A vo om Ende, wie w der

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

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widerliche Gestank zu einem langsam verfaulenden Kadaver. Du schweigst betroffen? Die Falten in deinem Gesicht verraten dich. Du bist nachdenklich und bedrückt. Das ist gut so, denn das was ich dir jetzt berichte ist die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, und es ist auch dein Schicksal. Wie ich es bemerkt habe? Ich denke, es war die Routine. Schleichend und zuerst vollkommen unbemerkt, fast wie von einem kurzen Tag auf den nächsten, der sich in nichts von seinem ereignislosen Vorgänger unterschied. Was hatte ich für eine Wahl? Ich konnte nichts dagegen tun. Alles, vom frühen Morgen bis in die Nacht war schon mal erlebt, und wie ein übriggebliebenes Fertiggericht immer wieder verdünnt und aufgekocht. Ich muss zugeben, spontan und immer öfter, aber nur damals und heute nicht mehr, habe ich an einen

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[ [Erstes Kapitel]

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klassisschen Morrd gedach ht. Nicht blutig wie ein e Steak, eher gut ab bgehangen n, raffinierrt gewürztt und sorggfältig tranch hiert, um dann d im Bewusstse B in, dass eiine Grund dreinigungg auch die letzten Sp puren besseitigen würde, den geeleerten Teller T in diie Spülmaschine zurr Reinigun ng zu stellen n. Die Ged danken sin nd ja bekanntlich freei, und es blieb auch bei b der Theorie. Ich habe micch für eineen anderen n Weg entsch hieden. Zu uerst habee ich begonnen, einige Wortee aneinaander zu reihen, r aber es ware en nur Hü ülsen ohnee Inhalt,, die keineen Sinn ergaben. Daann entstaanden Sätzze, und jeetzt ist so etwas e wiee ein umfaangreichess Buch darraus entstaanden. eine morbiden Gedaanken Du möchtest kotzeen und me nicht lesen? l Es sind s zu vieele Seiten und das Lesen L streengt dich zu u sehr an?? Das maccht nichts, du bist scchon mitteen drin – in unsereer Geschichte. ________________ ______

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[Aus „Sina und andere Erlebnisse“]

____________________ … und hier geht’s weiter

Erstes Kapitel

Ich rede mit dir

Zweites Kapitel

Am Anfang steht immer der Anfang vom Ende

Drittes Kapitel

Eheliches

Viertes Kapitel

Wartezeiten

Fünftes Kapitel

Liebesfragen

Sechstes Kapitel

Erweckungsspiele

Siebtes Kapitel

Seidenstrümpfe und Verpackungsspiele

Achtes Kapitel

Philosophisches Korsett

Neuntes Kapitel

Liebeszeiten

Zehntes Kapitel

Eindeutige Erkenntnisse

Elftes Kapitel

Rettungsversuche

Zwölftes Kapitel

Interessengeficke (Kopenhagener Deutung der Quantentheorie)

Dreizehntes Kapitel Rote Pumps

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[ [Erstes Kapitel]

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R Raoul Yanniik

Geboren im m Oktober 1950 1 in der damals besschaulichen n, schwäb bischen Kleiinstadt Sind delfingen. Nach Abitur und Ausbild dung schlosss sich ein län ngeres, aus heutiger Sicht ziemlich h nutzloses Studium m in Berlin an. a Heute, nach n einer kurzen k Ehe und andereen Missgeschicken lebe ich aus LebensL und d Liebesgrün nden in Essen. Ich schreib be Essays, Kurzgeschich hten und Ro omane überr die Abgrün nde der Seele, über ü die Irrw wege der Liiebe, über das d was sein n könnte un nd was ist.

Meine Schreib-Werkstattt: www.raoulyannik.de h nnik.blogspot.co om/ Meine Web-Tagebücherr für Kommentaare und Tipps: http://raoulyan und http://raoulyannik.w wordpress.com m/ Hier gibt es noch mehr von v mir: http:///www.scribd.co om/people/doccuments/12496 6102-raoul-yann nik u Fragen an mich: m kontakt@ @raoulyannik.de e Kontakt und Tweet mich: http://twittter.com/RaoulYYannik

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