Arbeitsbericht 2009/2010

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Arbeitsbericht 2009/2010

LidiceHaus Jugendbildungsst채tte Bremen Landesjugendakademie


LidiceHaus

ServiceBureau Jugendinformation


Arbeitsbericht LidiceHaus Jugendbildungsstätte 2009 und 2010 2 I Einleitung 5 I Schwerpunkte der Bildungsarbeit 9 I Leitbild – Wir bewegen uns Definition vom gelungenen Lernen 11 I Leitbild des ServiceBureau Jugendinformation 14 I Erlebnispädagogik goes Public – neue Wege in der politischen Bildungsarbeit 20 I Partizipations-Lernen in Bremen: Da geht was! Die gesellschaftliche Dimension des Konzeptes 25 I Zur Bedeutung von Friedensbildung und Friedenspädagogik in der Jugendbildungsarbeit 30 I Rechtsextremismus und menschenfeindliche Orientierungen – Bildungsarbeit, Qualifizierungen, Beratung 35 I Vom Vor_ankommen des ServiceBureau Jugendinformation 44 I Unsere Kooperationspartner in der Bildungsarbeit 46 I Qualifizierung in Beschäftigung 48 I Mitarbeiter_innen des LidiceHauses 50 I Zahlen und Fakten Auslastung der Einrichtung Auszüge aus den Bilanzen 56 I Seminare und Veranstaltungen 2009/2010 – eine Auswahl 65 I Kooperationsvereinbarung und Fördervereinbarungen 73 I Unsere Spenden- und Sponsoringbitte an Sie


Einleitung In den vergangenen Jahren hat das LidiceHaus stets seinen Tätigkeitsbericht in Form einer Broschüre, die einen Zeitraum von jeweils 2 Jahren umfasste, abgegeben. Dieses, schon fast zu einer Tradition gewordene Heft, beschreibt umfangreich und detailliert die geleistete Arbeit in den unterschiedlichen Bereichen des Hauses. Es geht hier also nicht nur um die Darstellung der mannigfachen Bildungsmaßnahmen und Schwerpunkte, sondern auch um eine Gesamtdarstellung der Arbeit der Jugendbildungsstätte in den Jahren 2009 und 2010. Am 19. August 1987 haben die damaligen Gesellschafter, die Bremer Sportjugend, das Olof Palme Institut, der Stadtjugendring Bremen und der Verband Bremer Bürgerhäuser die gemeinnützige GmbH gegründet, um die von der Stadt Bremen damals aufgegebene Jugendbildungsstätte Bremen LidiceHaus weiterzuführen. Von diesen Gründern sind heute nur noch der Bremer Jugendring als Nachfolger des damaligen Stadtjugendringes Bremen und die Bremer Sportjugend dabei. Am 19. März 1996 entschied sich der Vorstand der AWO Kreisverband Bremen als Gesellschafter einzutreten. Seit dem 27.11.2008 sind weitere Gesellschafter der gemeinnützigen GmbH beigetreten. Mit dem Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Bremen und der Aktion Sühnezeichen, Soziale Friedensdienste Berlin, tragen und verantworten jetzt fünf, in der Kinder- und Jugendarbeit, sehr engagierte Träger die Bildungsarbeit des Hauses mit. Die Gesellschafter arbeiten gemeinsam mit der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales und dem Amt für Soziale Dienste im Kooperationsausschuss, dem Leitungsgremium des Hauses zusammen. Alle Entscheidungen, den Betrieb, die Personalentwicklung und die pädagogische Ausrichtung betreffend, werden in diesem Ausschuss getroffen. Die Einrichtung wird ganzjährig Gästen und TeilnehmerInnen für Eigenveranstaltungen zur Verfügung gestellt, sowie als Tagungshaus von anderen Anbietern pädagogischer Programme genutzt.

Foto: Walter Gerbracht

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Im Erdgeschoss und 1. Stock des neuen Gebäudes befinden sich 7 Seminar- sowie Tagungsräume, die mit ihrer Ausstattung und verschiedenen Größen für unterschiedliche Anforderungen vorbereitet sind. Die Räume stehen auch externen Seminargruppen für eigene Veranstaltungen offen. Der Saal hat eine Größe von 148 qm und fasst ca. 90 Personen. Ein Medienraum mit 6 Arbeitsplätzen eignet sich besonders für die medienpädagogische Kinder- und Jugendarbeit und für Fortbildungen von Erwachsenen. Das Haupthaus und ein damit verbundener Gebäudekomplex, die ehemalige Sportschule, bietet mit 72 Betten in 34 Zimmern, jeweils mit Dusche und WC ausgestattet, unseren Gästen eine Unterbringungsqualität, die mittlerweile in vielen Bildungsstätten zum Standard gehört. Vier Zimmer stehen als Einzelzimmer zur Verfügung, weitere können gerne als Einzelzimmer hergerichtet werden. Das ganze Haus ist behindertenfreundlich gestaltet und somit weitestgehend barrierefrei; zwei Zimmer sind rollstuhlgerecht eingerichtet. Unter dem Dach der LidiceHaus gem.GmbH befindet sich eine weitere Einrichtung: das ServiceBureau Jugendinformation. Nach dem Umzug der Jugendbildungsstätte aus Bremen-Nord in die Mitte der Stadt im Jahr 2007 hat sich vieles verändert. Nicht nur der Ort. Es scheint derzeit, als wenn dieser Standortwechsel und die Aufnahme eines neuen inhaltlichen Schwerpunktes Erlebnispädagogik die Attraktivität der Jugendbildungsstätte in den Augen der potentiellen Nutzer deutlich gesteigert hätte. Denn nur so sind die enorm gestiegenen Besucher- und Nutzerzahlen zu erklären. Gleichwohl bleiben Risiken. Wenn politisch beschlossene Förderprogramme auslaufen, heißt es darauf zu reagieren und wenn die Zahl der Nutzer des Hauses sich fast verdoppelt, bedeutet es für uns, uns noch mehr zu engagieren, um die Qualität in allen Bereichen auf einem gleichbleibend hohen Stand zu halten. Das uns dies weitgehend gelungen ist, können Sie den nachfolgenden Darstellungen entnehmen. Im Bereich der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hauses sind im Verlauf der letzten beiden Jahre nur leichte Veränderungen eingetreten. Cornelius Peltz, der in den vergangenen Jahren im Rahmen des Bundesprogramms kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus im Land Bremen vom 01.04.2008 bis 31.12.2010 in die senatorische Behörde abgeordnet war, ist ausgeschieden. Er hat eine neue Arbeitsstelle gefunden. Wir wünschen ihm viel Erfolg! Des Weiteren sind bedingt durch das Auslaufen von Förderprogrammen einige besonders engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Bereichen Küche, Hauswirtschaft und Haustechnik mit zum Teil unbefristeten Verträgen weiter beschäftigt worden. Derzeit sind in der Jugendbildungsstätte, zu der auch das ServiceBureau Jugendinformation gehört, beschäftigt • 7 Bildungsreferent_innen in Teil- und Vollzeit • 5 Mitarbeiter_innen in Teil- und Vollzeit in der Verwaltung • 5 Mitarbeiter_innen in Teil- und Vollzeit in der Hauswirtschaft/ Küche/Haustechnik, die von weiteren 8 - 10 aus unterschiedlichen Programmen geförderten Mitarbeiter_innen unterstützt werden und • 1 Auszubildende.

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Finanziell unterstützt wird das Haus durch eine in den letzten Jahren in etwa gleichbleibende projektbezogene und institutionelle Förderungen durch den Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, dem Amt für Soziale Dienste und nicht zuletzt auch aus Bundesmitteln und Stiftungsgeldern. Unter der Voraussetzung, dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen in den kommenden Jahren nicht wesentlich verschlechtern, bieten sich der Jugendbildungsstätte durchaus positive Perspektiven. Das Haus hat sich mit seiner modernen Einrichtung und seinen inhaltlichen Schwerpunktthemen bundes- und landesweit einen guten Ruf erworben und wird auch als Tagungsstätte intensiv genutzt. Erstmalig haben wir 2009 mit dem Senator und dem Amt eine neue Kooperationsvereinbarung getroffen, an die eine mittelfristig konzipierte Fördervereinbarung gekoppelt ist. Natürlich gilt grundsätzlich ein Haushaltsvorbehalt, denn letztlich ist immer das Parlament der Ort, an dem Haushalte beschlossen werden, in denen auch Zuwendungen an freie Träger beschrieben sind. Gleichzeitig ermöglicht aber diese über drei Jahre geltende Fördervereinbarung auch eine gewisse Planungssicherheit. Des Weiteren gilt es in der Zukunft darüber nachzudenken, ob das Haus sich räumlich noch ausdehnen kann. Aber neben der Klärung von bau- und planungsrechtlichen Fragen gilt es, wirtschaftliche und finanzielle Fragen zu diskutieren. Aufgrund der nach wie vor bestehenden hohen Nachfrage nach Tagungsmöglichkeiten könnte sich eine Erweiterung des Hauses ggf. sogar als wirtschaftlich positiv darstellen. Was im Bereich der Erwachsenenbildung mittlerweile zum Standard gehört, soll in den nächsten beiden Jahren auch für das LidiceHaus gelten, wir werden uns nach LQW zertifizieren lassen. Dies ist ein langer, schwieriger, aber notwendiger Prozess. Im Jahr 2012 wird die Jugendbildungsstätte LidiceHaus gGmbH 25 Jahre alt. Das ist sicherlich ein Anlass, um zum einen zurückzuschauen, aber auch um nach vorn zu blicken und ein wenig zu feiern. Abschließend: ein herzlicher Dank geht an alle Gesellschafter und Kooperationspartner, die in den beiden letzten Jahren das Haus gestützt und die Arbeit inhaltlich und finanziell unterstützt haben und, so hoffe ich, es auch in der Zukunft tun werden.

Karl Vennegeerts

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Schwerpunkte der Bildungsarbeit Der Umzug vor drei Jahren in die neuen Räumlichkeiten am neuen Standort Stadtwerder ermöglichte dem LidiceHaus neue, erweiterte Arbeitsmöglichkeiten. Der gestiegene Standard der Räumlichkeiten, aber auch der deutliche Zugewinn an Servicequalität macht Haus und Einrichtung noch attraktiver für unterschiedlichste Gruppen von Jugendlichen und Erwachsenen. Hervorgegangen aus der Arbeit einer Jugendbildungsstätte, in deren Zentrum Veranstaltungen der gesellschaftspolitischen Bildung durchgeführt werden, ist das LidiceHaus seit vielen Jahren bekannt als ein Zentrum, in dem Jugendlichen und ihren Multiplikator_innen kompetente und engagierte Seminarmöglichkeiten geboten werden. In der Diskussion um Jugendpolitik sowie auch als Anbieter von Fortbildungen, Qualifizierungen und Beratung ist das LidiceHaus anerkannter und lokal sowie überregional geschätzter Partner. Die besondere Nähe und gegenseitige Erreichbarkeit in einem Zwei-Städte-Bundesland ermöglicht neben der normalen Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen die Mitarbeit in regionalen und lokalen Netzwerken und Foren zur Entwicklung neuer Aktivitäten und Foren. Die Initiierung verschiedener lokaler Engagements wie der Lokale Aktionsplan Vielfalt Bremen gegen Rechtsextremismus, die Mitinitiierung des bremischen Beratungsnetzwerkes Proaktiv gegen Rechtsextremismus, die Mitarbeit an Fachrunden in der Zusammenarbeit mit Jugendhilfe und Schule zum Thema Partizipation und Demokratieentwicklung, die vielfältigen Arbeitsansätze der Interkulturellen Pädagogik und Friedensarbeit, der Aufbau und die große Akzeptanz des seit drei Jahren neu entwickelten Arbeitsansatzes erlebnis- und bewegungsorientierter Pädagogik und nicht zuletzt das ServiceBureau Jugendinformation mit seinen vielfältigen Internationalen Aktivitäten und der fachlich anerkannten Auseinandersetzung um Fragen der Mediennutzung Jugendlicher sind Beispiele einer engagierten und kompetenten Arbeit der jeweiligen Mitarbeiter_innen in ihren Arbeitsschwerpunkten – und der Zusammenarbeit des Teams bei übergreifenden Fragestellungen. Über Homepages, die mit uns verbunden sind bzw. von einem der Arbeitsbereiche des LidiceHauses vorbereitet und gepflegt werden, informieren wir Sie regelmäßig über unsere Arbeit und Veranstaltungsangebote. www.lidicehaus.de www.jugendinfo.de www.vielfalt-bremen.de www.rote-bunte-karte.de Daneben erscheinen inzwischen wichtige Informationen aus dem LidiceHaus bei Facebook.

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Die Vielfalt und Vielzahl unserer Veranstaltungen lässt keinen vollständigen Bericht zu, wir mussten eine Auswahl treffen. Wir legen in den Berichten eher Wert auf Debatte und Position als nur auf die Auflistung des „Vollbrachten“. Wenn es uns gelungen ist mit unserem Arbeitsbericht Ihre Neugierde und Interesse zu wecken, freuen wir uns über ein Feedback und auch über Ihre Nachfragen.

Nicht alles Berichtenswerte macht Hoffnung. Der Februar 2008 war geprägt vom Erschrecken über drei rechtsextreme Überfälle auf das LidiceHaus. Gleich zweimal innerhalb von einer Woche stürmten junge Angehörige der rechtsextremen Szene auf das Gelände. Bewaffnet mit Plastersteinen zertrümmerten sie das LidiceHaus-Fahrzeug, schlugen Scheiben ein und schleuderten, in einem Fall, dem Zivildienstleistenden, der durch den Lärm zersplitternder Scheiben aufgeschreckt war, einen massiven Stein entgegen. Einige Tage später wurden Scheiben am alten Gebäude des LidiceHauses in Bremen-Nord eingeschlagen, das Gebäude wurde mit aufgesprühten Sprüchen und Tags wie Terrormaschine Combat18, Rote Karte – Nein Danke und anderen beschmiert. Die Polizei und der Staatsschutz waren seinerzeit überrascht von der Brutalität und Anzahl solcher Überfälle. Fachleute und die Staatsanwaltschaft vermuten die Täter_innen in den Kreisen unterschiedlicher rechtsextremer Gruppierungen und Hooligangruppen aus Bremen und dem Umland. Die Ordnungsbehörden versprachen damals schnelle und intensive Ermittlungen um deutlich zu zeigen, dass Angriffe von Rechtsextremen in Bremen keine Chance haben und streng geahndet werden. Es ist nur schwer nachvollziehbar, dass auch im Jahr 2011 noch immer kein Verfahren stattgefunden hat, mit dem auch auf juristischem Wege klar Position gezeigt wird, dass Nazi-Straftaten in Bremen nicht geduldet werden. Die klare und konsequente, strafrechtliche Verfolgung finden wir besonders wichtig, denn rechtsextreme Hooligans und Rechts-

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extreme wiegen sich allzu häufig in Sicherheit. Bei von ihnen verübten Straftaten, Überfällen und Verbrechen beweist sich scheinbar auch in Bremen erneut: die Täter bleiben im Wesentlichen unbehelligt. Junge – nicht nur männliche – Jugendliche fühlen sich von gewaltorientierten radikalisierten Milieus und Strategien der extremen Rechten angezogen. Kräfte aus den Reihen der sogenannte Autonomen Nationalisten begreifen sich als revolutionärer KampfFlügel und werben mit dem Abenteuer-Charakter ihrer Strategien. Zur Bundestagswahl 2009 plakatierte die NPD, pünktlich zum Beginn des 18. bundesweiten Praktikertreffens Jugendarbeit in rechten Szenen, zielgerichtet die Straße und jeden Laternenpfahl von der einen Grundstücksgrenze bis zur anderen. Zur kommenden Bürgerschaftswahl will die NPD – die Volksunion als neuer Zusammenschluss von DVU und NPD gemeinsam stark antreten. Sie rufen bundesweit zu einer zentralen Kundgebung am 1. Mai in Bremen auf und melden einen Sozialkongress an, mit dem sie sich gerieren wollen als die Garanten des Schutzes von Arbeit (für Deutsche) und Sozialleistungen (für Deutsche), sozialer Gerechtigkeit (für Deutsche) und Kritik an der kapitalorientierten Umsetzung einer globalisierten Strategie. Konflikte verschärfen sich zunehmend: Rechte Parteien sind nicht die einzigen, die Wind machen gegen Zuwanderer und Andersdenkende. Der – nicht nur undifferenziert peinlichen, sondern vor allem auch zynischen – Debatte um die Bildungs-, Arbeits- und Integrationsfähigkeit von Zuwanderern, den makabren Äußerungen der Bundesfamilienministerin zu vermeintlicher Deutschenfeindlichkeit wird nicht mit einem breiten Aufstand der Anständigen jeder Boden entzogen. Hohe Zustimmungsbereitschaften verweisen auf einen Wertewandel, in dessen Zuge Diskriminierungsbereitschaften und Vorurteile sich erneut zum gesellschaftsfähigen Teil der sogenannten bürgerlichen Demokratie nicht nur konservativer und rechtspopulistischer Kräfte entwickeln. NPD-Plakat vor dem LidiceHaus.

Grundgesetz und Verfassungsrechte, Gleichheitsgrundsätze, Menschenrechte und Solidarität verkommen mehr und mehr zur hohlen Phrase, die zwar (noch) auf dem Papier erklärt (bleiben), aber scheinbar im Alltag als Grundlage politischen und gesellschaftlichen Diskurses und Handelns keine Anwendung findet. Wären es exklusiv die Zuwanderer, die die Härte der Diskriminierung und Nicht-Integrationsbereitschaft der deutschen Öffentlichkeit trifft, es wäre schon schlimm genug. Die Vorurteilswelten breiten sich aus: nicht nur die klassischen Adressat_innengruppen von Anfeindungen und Abwehr (Zuwanderer, Islamangehörige, Schwule, um nur einige zu nennen) trifft die Ausgrenzungsbereitschaft und Diffamierung. Langzeitarbeitslose, Obdachlose, Kranke, Bezieher von Sozialleistungen geraten unter Generalverdacht und werden zum Bittsteller staatlicher Transferleistungen degradiert. Die Süddeutsche vom 04.12.2010 schreibt über die neuen Ergebnisse der Studien zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit: je reicher, desto rabiater. Es ist nicht (nur) die Welt der Modernisierungsverlierer, die ihre Not in Bereitschaft zur Diskriminierung der noch Schwächeren wenden. Die Zustimmungswerte gerade der Reichen und Wohlhabenden, gutsituierten Deutschen steigt signifikant – intelligenter, sozial unverdächtiger formuliert, im Kern aber mit demselben Tenor von Ungleichwertigkeitsdenken und Diskriminierungsbereitschaft.

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Protest und Demokratiefragen, Debatten um Castor-Transporte und Atomabfall, Stuttgart 21, Milliarden für die Bankenrettung in Deutschland und Europa, Milliardenaufwendungen für Rüstungskosten – nur eine kleine Aufzählung von Phänomenen, die die Skepsis über die Sinnhaftigkeit und Verantwortbarkeit politischer Entscheidungen steigern. Die Schere von Arm und Reich klafft weiter auseinander. Die Explosion von Sozialen Hilfekosten und Förderbedarfen bei Familien und Kindern wird mit Kürzungen in sozialen Förderbereichen beantwortet. Wenn der Abstand zwischen Erwerbslosen und Arbeitenden immer kleiner wird findet sich die Ursache nicht in steigenden Sozialleistungen, sie sind die Folgen im Alltag spürbarer Langzeitarbeitslosigkeit, Lohndrückerei und eines sprunghaften Anstieg prekärer Arbeitsverträge. Sparpolitik, auch im Bereich eines Bildungsangebotes, das ohnehin schon soziale Unterschiede zusätzlich betont statt ausgleicht, verschärfen die Unterschiede von Lebensverhältnissen. Die Unterschiedlichkeit positiver Integrationserfahrungen oder existenzieller Des-Integrationsfolgen entscheidet nicht nur über individuell erlebtes gelingendes oder nicht-gelingendes Leben, sondern ebenso über die Fähigkeit zur Zustimmung oder Skepsis gegenüber der Demokratie, Solidarität, Vielfalt und Toleranz. Aber auch im Umgang mit denen, die sich um soziale Fragen und Bildung bemühen, zeigt sich der ökonomische Druck. Fördervereinbarungen schreiben Aufträge und zu erbringende Leistungen freier Träger fest und grenzen Aufgaben ein oder eben aus. So gut und hilfreich klare Vereinbarungen und Aufgabenprofile sein können, das im Grundgesetz festgeschriebene Subsidiaritätsprinzip sieht die Freiheit und Selbstbestimmung freier Träger vor. Es scheint nicht zufällig, dass das Bundesamilienministerium als zuständiges Ministerium für die Bundesprogramme zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und zur Förderung von Demokratie von allen Trägern und Akteuren explizit eine Demokratie-Erklärung als Fördervoraussetzung unterschreiben lässt. Sie als auch die als Partner ausgewählten Organisationen, Referenten etc. sind aufgefordert, sich schriftlich den Zielen des Grundgesetzes zu verpflichten. Erinnerungen werden wach an den Radikalenerlass der 70er Jahre, der unbedingte Treue gegenüber dem Grundgesetz der Bundesrepublik festschrieb und der damaligen politischen Interpretation, wer als verfassungskonform und wer als verfassungswidrig galt. Das Grundgesetz formuliert hingegen bewusst die Freiheit der Meinungsäußerung und des gesellschaftlichen Diskurses. Dennoch stehen kritische Auffassungen scheinbar heute wieder unter dem Generalverdacht der Linkslastigkeit und Verfassungsfeindlichkeit.

Andrea Müller

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Leitbild: Wir bewegen uns… Das LidiceHaus ist eine Bildungsstätte für Jugendliche und Fortbildungsstätte zu Fragen von Jugend, Pädagogik und Jugendpolitik. Es ist zugleich auch Seminar- und Tagungsstätte für Veranstaltungen anderer Träger in der Region, sowie für Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet, Europa und anderen Ländern der Welt. In der Stadt und doch im Grünen gelegen, ist das LidiceHaus ruhiger Ort und Insel für kreative Seminare und Veranstaltungen. Ein kompetentes und erfahrenes Team bereitet das Programm mit seinen Themenschwerpunkten und das Serviceangebot des LidiceHauses vor. Die Zusammenarbeit mit externen Partnern ermöglicht ein breit gestreutes und flexibles Fach-, Themen- und Methodenangebot. LidiceHaus – mit der Namensgebung unserer Bildungsstätte wollen wir mehr als ein Zeichen setzen. Lidice ist Mahnmal und Erinnerung an die Verbrechen faschistischer Herrschaft. Und Lidice ist Programm. Programm für eine subjektorientierte Jugend- und Seminararbeit, die sich der Begegnung und Solidarität, der Selbstbestimmung und Gerechtigkeit verschrieben hat. Erinnern für die Zukunft, die Auseinandersetzung mit der Geschichte und aktuellen antidemokratischen, autoritären Entwicklungen bilden dabei gemeinsam mit der Förderung von demokratischen Lebens- und Beteiligungsformen den Kern unserer Bildungsarbeit. Jugendlich zu sein bedeutet heute, sich im rasanten Tempo in gesellschaftlichen Veränderungen und Prozessen zurechtzufinden, zu behaupten und einbringen zu lernen. Im LidiceHaus haben wir uns zum Ziel gesetzt Jugendliche in dieser schwierigen Lebensphase zu unterstützen. Anknüpfend an ihre individuellen Kompetenzen und Ressourcen, wollen wir sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit sich selbst, ihrem sozialen Umfeld und der Gesellschaft ermutigen. Wir fördern Jugendliche in ihrer Bereitschaft sich an gesellschafts- und jugendpolitischen Prozessen zu beteiligen. Wir engagieren uns überzeugt für die Entwicklung unserer demokratischen Gesellschaft und unseres Zusammenlebens. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit unseren internationalen Partnern, mit denen wir friedenspädagogische und konflikttransformierende Konzepte entwickeln. Als Landesjugendakademie hat das LidiceHaus den Auftrag neue Ansätze der Jugendbildung und Jugendarbeit zu erproben, fachliche Standards weiter zu entwickeln, Jugendliche, Fachkräfte und Multiplikator_innen zu qualifizieren sowie Fachberatung anzubieten und durchzuführen. Seminarteilnehmer_innen und Gäste finden im LidiceHaus mit seiner einladenden Atmosphäre gute und passende Rahmenbedingungen für ihr Vorhaben. Das LidiceHaus bietet eine Umgebung, die ein produktives Arbeiten mit allen Sinnen ermöglicht und vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung bietet.

LidiceHaus 9


Aus diesem Grund sind unsere Seminar- und Veranstaltungsräume für eine multifunktionale Nutzung eingerichtet: technische Medien und Visualisierungsmaterialien stehen im Haus genauso zur Verfügung, wie Equipment der Bewegungs- und Erlebnispädagogik. Flexibel gehen wir auf Wünsche unserer Gäste ein. Sowohl in Servicefragen, als auch in der Vorbereitung und Durchführung von Programmplanungen helfen wir unseren Gästen gerne. Wir entwickeln unseren Service und unsere Angebote in regelmäßigem Feedback mit unseren Teilnehmer_innengruppen weiter. Das LidiceHaus-Team begrüßt Sie mit einer von Respekt und Kreativität getragenen Atmosphäre. Definition vom gelungenen Lernen erzähl mir was, zeige mir was, lass mich was tun… (Originalzitat: „erzähl mir was – und ich vergesse es; zeig mir etwas; und ich erinnere mich; lass es mich tun, und ich verstehe“ Konfuzius, Chinesischer Philosoph, 551 – 479 vor Christus) Gelungenes Lernen erreicht den Kopf (Verstand) das Herz (Gefühl) den Bauch (Körperlichkeit) den gesamten Körper (die Bewegung) Gelungenes Lernen verläuft prozessorientiert partizipativ respektvoll kreativ gleichberechtigt selbstbestimmt Lernen gelingt, wenn erweiterte Verhaltens- und Handlungsspielräume im persönlichen, sozialen und politischen Miteinander für die Teilnehmenden konkret erfahrbar werden, die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung selbstbestimmt erfolgt und Konflikte gewaltfrei gelöst bzw. transformiert werden können. Lernen gelingt, wenn es die Lust und Neugier darauf fördert sowie Selbstständigkeit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwikkeln hilft. Wir setzen auf ein Bildungskonzept, das Jugendliche sowohl auf kognitiver als auch sensomotorischer und affektiver Ebene anspricht. Bildung mit Herz, Hand und Verstand so wie wir sie verstehen, macht Jugendlichen vielfältige Angebote, die prozessorientiert gemeinsam mit den Jugendlichen gestaltet werden, auf einer Kultur der Anerkennung und Mitbestimmung basieren, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken und damit das Selbstwertgefühl, das Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit befördern. (Auszug aus Das Leitbild und die Definition Gelungenen Lernens durch das Gesamtteam erarbeitet und beschlossen. Stand, Herbst 2010)

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Leitbild des ServiceBureau Jugendinformation Das ServiceBureau Jugendinformation ist eine gemeinnützige Einrichtung im und für das Land Bremen. Wir sind eine Tochter der Jugendbildungsstätte LidiceHaus mit eigenen Räumlichkeiten, die zentral in der Bremischen Innenstadt liegen. Unsere Zielgruppe sind Jugendliche und junge Menschen sowie Eltern, Multiplikator_innen der Jugend- und sozialen Arbeit und auch Lehrer_innen. Neben der allgemeinen Jugendinformation bilden Internationale Jugendarbeit & Jugendmobilitätsberatung sowie Medienpädagogik & Jugendmedienschutz unsere Arbeitsschwerpunkte. Unser Name ist für uns Programm: Wir arbeiten service- und kundenorientiert. Unser professionelles Handeln zeichnet sich aus durch schnelle Reaktion und Flexibilität, kurze Wege, Sorgfalt und dem Streben nach hoher Qualität.

Unser Handeln ist geprägt von folgenden Grundsätzen: Wir nehmen Jugendliche ernst Die Mitarbeiter_innen des ServiceBureaus beteiligen sich mit ihrer Arbeit daran, dass Jugendliche in ihrer Eigenständigkeit, ihrem Verantwortungsbewusstsein und ihrer Handlungsund Kritikfähigkeit gestärkt werden. Dazu liefern wir ihnen das Handwerkszeug: Informationen, Hinweise und Denkanstöße, auf deren Grundlage sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Jugendliche gestalten sich ihre Lebenswelt nach ihren Bedürfnissen. Wir achten diese Bedürfnisse, stehen der jugendlichen Lebensweise aufgeschlossen gegenüber. Die Pubertät ist eine spannende und gleichzeitig spannungsreiche Zeit, die viele Herausforderungen mit sich bringt und mit Schwierigkeiten verbunden sein kann. Wir wollen junge Menschen auf ihrem Weg unterstützen, ohne dabei den Zeigefinger zu heben. Wir wirken engagiert darauf hin, dass Jugendlichen die Voraussetzungen zur Verfügung stehen, sich aktiv in gesellschaftliche Prozesse einzubringen und daran teilzuhaben. Unsere Informationen sind jugendgerecht Sowohl bei der Auswahl unserer Themen als auch in der Art der Ansprache achten wir auf die Bedürfnisse unserer Zielgruppe. Dies sind in erster Linie Jugendliche aus dem Land Bremen, weshalb lokale Themen einen Schwerpunkt bilden. Wir achten auf eine klare, verständliche und jugendgerechte Sprache und nutzen verschiedene Kanäle um Jugendliche zu erreichen: Wir informieren im Internet, publizieren Broschüren und andere Materialien zu ausgewählten Themen, beraten und informieren persönlich. Wir unterstützen das Informationsbedürfnis Jugendlicher auch, indem wir sie bei der Navigation durch das große Angebot an Informationen unterstützen. Der Bremische Landesjugendserver jugendinfo.de bietet bremischen (nicht-kommerziellen) Organisationen einen Raum zur Selbstdarstellung und Veröffentlichung eigener Inhalte. Wir arbeiten nach dem Leistungs- und Qualitätskatalog für Dienste und Einrichtungen im Arbeitsfeld Jugendinformation.

Link: www.jugendinfonetz.de

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Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten…

…aber nicht von uns. Als Jugendinformation sind wir mit Fragen von Jugendlichen konfrontiert, die – sobald sie uns erreichen – schnellstmöglich und selbstverständlich immer freundlich und respektvoll beantwortet werden. Es gibt keine überflüssigen Fragen, wir nehmen jedes Anliegen ernst. Können wir selbst eine Frage nicht beantworten, so nennen wir passende Ansprechpartner. Wir sind schneller als Probleme Wir sind Späher für die Jugendarbeit in Bremen: Wir warten nicht auf Fragen, sondern halten Augen und Ohren offen, identifizieren wichtige Themen und bearbeiten sie zeitnah und kompetent, bevor sie zum Problem werden. Dies betrifft vor allem den Bereich vernetzte Medien, der sich durch eine äußerst große Dynamik kennzeichnet und neben all den positiven Möglichkeiten auch immer neue Risiken hervor bringt. Wir greifen aktuelle Trends auf und wirken mit unserer Arbeit darauf hin, dass Jugendliche das Netz eigenverantwortlich und reflektiert nutzen können. Vernetzte Medien spielen im Alltag der Jugendlichen eine wichtige Rolle. Uns ist es wichtig, dass sich Erziehende mit diesem Thema auskennen, damit sie Jugendlichen als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen können. Erwachsene, die das Internet in der Regel anders nutzen als Heranwachsende, stehen der jugendlichen Mediennutzung oft mit Vorbehalten oder Ängsten gegenüber. Wir werben bei Erziehenden für Verständnis, indem wir begreifbar machen, dass die Möglichkeiten des Internets ideal zu den Bedürfnissen und Aufgaben der jugendlichen Lebensphase passen. Wir erklären die Motivation des jugendlichen Handelns, weisen dennoch auf Risiken hin, werben für Gelassenheit und fördern die Kommunikation zwischen den Generationen.

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Wir bauen Brücken In der zunehmend globalisierten Welt und dem zusammenwachsenden Europa gewinnen Fremdsprachenkompetenzen und interkulturelle Lernerfahrungen verstärkt an Bedeutung. Mit unserer Arbeit möchten wir junge Menschen und Multiplikator_innen für Auslandsaufenthalte und internationale Projekte begeistern, da diese eine wichtige Erfahrung im Leben darstellen, Horizonte erweitern und neue Perspektiven eröffnen. Im Austausch mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturkreisen können Selbstverständlichkeiten hinterfragt und Vorurteile abgebaut werden. Internationale Projekte fördern zudem die Eigenständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein von jungen Menschen. Durch die Teilnahme an Auslandsprojekten lernen junge Menschen nicht nur andere, sondern auch sich selbst und ihre Stärken und Talente besser kennen. Wir bauen durch unsere Arbeit Brücken für Begegnungen und Austausch und tragen so zur Teilhabe in einem demokratischen Europa und einer vielfältigen Welt bei. Wir sind ein Knoten in einem großen Netz Gute Vernetzung ist wichtig für unsere Arbeit, denn wir sind eine Informationsschnittstelle. Wir legen Wert auf Austausch über Grenzen hinweg – sowohl von Ländern als auch Disziplinen: Wir engagieren uns in Netzwerken, treten neuen bei oder versammeln relevante Akteure an einem Tisch, um neue Netzwerke zu initiieren. Durch die Kommunikation mit verschiedensten Akteuren beleuchten wir Sachverhalte von verschiedenen Seiten, entwickeln unsere Sichtweisen weiter, bekommen Impulse für unsere Arbeit, nehmen Informationen auf, verteilen und verbreiten sie weiter. Wir geben alles und wollen mehr Uns stehen begrenzte Ressourcen zur Verfügung, sowohl räumlich als auch finanziell und personell. Dennoch ist unser Handeln stets von hohem Engagement und großer Begeisterung geprägt.

Wir nehmen folgende Aufgaben wahr: • Wir betreuen den Bremischen Landesjugendserver jugendinfo.de. Dazu gehört die redaktionelle Pflege, die technische und inhaltliche Weiterentwicklung • Wir informieren und beraten Jugendliche sowie Erziehende über die Chancen und Risiken des Internet • Wir unterstützen Multiplikator_innen bei der Planung und Durchführung internationaler Jugendbegegnungen und der Implementierung und Organisation des Europäischen Freiwilligendienstes • Wir beraten Jugendliche und junge Menschen neutral, trägerübergreifend und kostenlos über die Möglichkeiten von Auslandsaufenthalten • Wir geben jährlich den Katalog Bremer Kinder- und Jugendreisen heraus: Kinder, Jugendliche und deren Familien finden darin gebündelt und stadtteilübergreifend die Reiseangebote gemeinnütziger Einrichtungen • Wir arbeiten in vielfältigen lokalen, regionalen und bundesweiten Netzwerken, Arbeitskreisen und Fachgruppen mit • Wir bringen unsere Kompetenzen im Bereich Grafik & Gestaltung, jugendgerechte Ansprache und Webseitenadministration in Kooperationsprojekte ein • Wir beherbergen die Verwaltung der Daniel-SchnakenbergStiftung

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Erlebnispädagogik goes Public – neue Wege in der politischen Bildungsarbeit Mit der aktuellen Shell Studie wird zum wiederholten Male die Politikmüdigkeit von Jugendlichen beklagt. Lediglich ein gutes Drittel zeigt sich interessiert am politischen Alltagsgeschehen, das Vertrauen in die Parteien und die Bundesregierung ist gering. Auf der anderen Seite machen Bilder von Stuttgart 21 und den Castor Protesten die Runde auf denen sehr viele engagierte Jugendliche zu sehen sind. Wie passt das zusammen? Tatsächlich stellt auch die Shell Studie fest, dass viele Jugendliche bereit sind, sich an politischen Aktivitäten zu beteiligen, die ihnen selbst wichtig sind: 44 % würden an einer Demonstration teilnehmen und 77 % Unterschriftenaktionen unterstützen. Zudem sind immer mehr Jugendliche zivilgesellschaftlich aktiv und setzen sich für soziale Zwecke ein, Mädchen mehr noch als Jungen. Dieses Engagement wird gemeinhin jedoch nicht als Politik verstanden, auch von den Jugendlichen selbst nicht. Als Politik gilt hierzulande lediglich parlamentarische Politik. Zu dieser Form von Politik haben Jugendliche in der Regel jedoch eine sehr große Distanz. Nicht nur, weil sie auf Grund ihres Alters kaum an ihr partizipieren können, sondern auch, weil sie ihnen in vielen Punkten fremd ist: Die Themen, die Sprache und die Art der Auseinandersetzung. Die vorherrschenden Formen der Politik sind diskriminierend und ausschließend. Sie stehen für eine Politik, mit der sich Jugendliche mehrheitlich nicht identifizieren können und von der sie sich auch nicht vertreten fühlen. Ausgangspunkt einer jugendgerechten politischen Bildungsarbeit wäre demnach nicht die Frage, wie sich Jugendliche für parlamentarische Politik begeistern lassen, sondern das Politikverständnis zu erweitern und jugendliche Formen politischen Engagements zu verstehen, anzuerkennen und zu fördern. Wie kommt es dazu, dass Jugendliche politisch aktiv werden? Wie eignen sich Jugendliche politische Themenfelder an? Und welche Rolle spielen in diesem Kontext gesellschaftliche Machtstrukturen wie Geschlecht, Klasse, Bildungshintergrund und Herkunft?

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Grundlage, um politisch aktiv zu werden, ist unseres Erachtens zunächst einmal ein Ungerechtigkeitsempfinden, ein Gefühl, dass Kinder schon in sehr frühen Jahren entwickeln und zeigen. Dabei müssen sie nicht unbedingt selbst betroffen sein, da sie schon sehr früh in der Lage sind, sich empathisch in andere Personen einzufühlen. Ein zweiter wichtiger Schritt ist der Austausch und die Auseinandersetzung mit anderen. Festzustellen, dass wichtige Bezugspersonen ähnliche Meinungen und Gefühle haben. Aber auch konträre Standpunkte, an denen man sich reiben kann, tragen dazu bei, eine eigene Position zu entwickeln. Diese kann durchaus im Widerspruch zu herrschenden Normvorstellungen sein. Sowohl Zugehörigkeit, als auch Abgrenzung, nicht zuletzt von den Eltern, sind wichtige emanzipatorische Schritte im Prozess der Identitätsentwicklung. Im Prozess dieser Auseinandersetzung entwickeln sich auch gemeinsame Positionen. Vielfach entsteht dann auch das Bedürfnis, diese weiter zu kommunizieren und in einer geeigneten Form in die Öffentlichkeit zu tragen. Das Gefühl, gemeinsam etwas zu bewegen, ermöglicht Jugendlichen sich als handlungs- und wirkmächtig zu erfahren. Gleichzeitig stoßen Jugendliche dabei immer wieder an Grenzen. So werden in konkreten Aktionen auch Ohnmachtsgefühle erlebt und Machtstrukturen erfahrbar oder zumindest sichtbar. Der Moment der eigenen Betroffenheit ist extrem wirkmächtig. Sich am eigenen Leib in ein Feld politischer Auseinandersetzungen zu begeben und dabei neue Erfahrungen zu sammeln, kann dazu beitragen, die eigene Verwobenheit in gesamtgesellschaftliche Macht- oder Herrschaftsverhältnisses zu erkennen und das bisherige politische Koordinatensystem in Frage zu stellen. Gleichzeitig entwickelt sich in polarisierten und emotional stark aufgeladenen Konflikten, an denen sich viele Menschen beteiligen, eine Eigendynamik, bei der gemeinsame Überzeugungen gefestigt und das Gefühl der Zusammengehörigkeit gestärkt werden. Um in der häufig angespannten Stimmung handlungsfähig zu bleiben, bedarf es einer Vergewisserung der gemeinsamen Ziele. Werden zumindest Teilziele gemeinsam erreicht, setzt die Euphorie darüber Motivation für weiteres Engagement frei und mobilisiert somit auch andere. Politische Aktivität von Jugendlichen ist jedoch nicht nur in Stuttgart oder Gorleben zu beobachten. Fragen, die die sexuelle Orientierung, die Herkunft, Gesundheit und Schönheit betreffen, sind ebenso politisch brisante Themen, die alltäglich unter Jugendlichen verhandelt werden. Dabei spielt es immer eine Rolle, wie sie sich selbst in dem jeweiligen Diskurs positionieren, ob sie eine gesellschaftlich machtvolle Position einnehmen oder aus der Erfahrung der Zugehörigkeit zu einer marginalisierten Gruppe sprechen. Allerdings wird in diesen Auseinandersetzungen oftmals kein gesellschaftspolitischer Bezug hergestellt. Rassismus und Sexismus bleiben Worte, die nicht mit den eigenen Erfahrungen und dem eigenen Handeln in Verbindung gebracht werden. Und umgekehrt wird ausgrenzendes und diskriminierendes Handeln oder sich dagegen zur Wehr zu setzen oft nicht als politisches Handeln wahrgenommen.

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Politische Bildungsarbeit, die diese Erfahrungen und Auseinandersetzungen aufnimmt und gemeinsam reflektiert, ist in der Lage, das gesellschaftspolitische Bewusstsein zu schärfen. Anknüpfungspunkte bieten hierfür die von den Jugendlichen selbst bevorzugten politischen Handlungs- und Ausdrucksformen, die je nach Alter und Interesse sehr unterschiedlich sein können. Theater, Kultur, Medien, Musik, Demos, Plakate, Buttons, T-Shirts, Graffities, Internetforen, Videoclips, … die Formen des politischen Engagements von Jugendlichen sind vielfältig. Oft unterscheiden sie sich von denen der Erwachsenen und sind damit weniger anerkannt oder werden erst gar nicht gesehen. Das gilt insbesondere für Ausdrucksformen von marginalisierten Jugendlichen. Beispielsweise werden Hip Hop und Rap kaum als politische Protestkultur ernst genommen, sondern als pubertäres Auflehnen begriffen, anstatt sich ernsthaft mit den durch sie transportierten Inhalten auseinanderzusetzen. Demgegenüber bekommen bürgerliche Jugendliche, die sich erwachsenenkompatibel engagieren, z.B. in Jugendparlamenten, sehr wohl Anerkennung.

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Subjektorientierte Zugänge Ansatzpunkte für eine emanzipatorische politische Bildungsarbeit bieten Konzepte, die die Kreativität, den Erfahrungsschatz und das politische Potential von benachteiligten Jugendlichen wertschätzen. Konzepte, bei denen die Jugendlichen die inhaltlichen Schwerpunkte, die Formen, das Tempo und die Ziele der Arbeit selbst bestimmen können. Dadurch werden (subjektorientierte politische) Prozesse möglich, bei denen eine Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen stattfindet: Was ist für mich an dem Thema interessant? Welche Zugänge zu dem Thema liegen mir nahe? Welche würde ich gerne mal ausprobieren? Darüber hinaus werden auch in der Gruppe politische Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse initiiert: Wo stehe ich, wo die anderen? Was von meinen Anliegen bringe ich in die Gruppe ein und wie? Inwieweit bin ich bereit, mich auf die Anliegen anderer einzulassen und Kompromisse zu schließen? In diesem Prozess werden auch die sozialen Beziehungen innerhalb der Gruppe sichtbar: Wer ergreift zuerst das Wort? Wer hat einen hohen Redeanteil und wer hält sich zurück? Wer erfährt Zustimmung und von wem wird sich abgegrenzt? Wer wird angehimmelt, beleidigt oder sogar ausgelacht? Vielfach geschieht dies auf spielerische Art und Weise, inszeniert nicht nur durch Sprache sondern auch durch Gestus, Mimik und Handlungen. Es sind vielfältige bewusste und unbewusste Subjektpositionierungen, durch die die Jugendlichen zugleich ihren Status und ihre Zugehörigkeit markieren bzw. aushandeln. Dabei beziehen sie sich auch immer wieder auf die eigenen Erfahrungen mit gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsstrukturen. Einer gesellschaftlich machtvollen oder einer marginalisierten Gruppe zugerechnet zu werden, privilegiert zu sein oder regelmäßig mit Diskriminierungen konfrontiert zu sein, beeinflusst sowohl die eigenen Selbstentwürfe, als auch die Bildung von Bezugsgruppen. So hat sich z.B. in einem unserer Seminare eine Gruppe von schwarzen Jugendlichen schnell in einer Kleingruppe zusammengefunden, sich den Namen Black Beauty gegeben und jeden Erfolg ihres Teams mit gegenseitigem Abklatschen und Black Power! Kommentar gefeiert. Die geteilte Erfahrung, von diskriminierenden Zuschreibungen und Handlungspraxen betroffen zu sein, mündet jedoch nicht notwendigerweise in einem Gefühl von gemeinsamer Betroffenheit oder gemeinsamem Widerstand. Zum einen auf Grund der Heterogenität der Geschlechter- und Zugehörigkeitsverhältnisse, zum anderen weil dafür Selbstvertrauen, Austausch, Reflexion notwendig sind und es der Fähigkeit zur Selbstorganisation bedarf. Umgekehrt setzen sich Personen in privilegierten Positionen (z.B. weiß, männlich, heterosexuell lebend, ohne Behinderung, mittelklassen-angehörig ...) nur selten freiwillig mit ihrem Status auseinander; was dazu führt, dass sie diesen in der Regel nicht bewusst wahrnehmen, als individuellen Verdienst umdeuten oder ganz und gar leugnen. Letzteres gilt auch für politische Bildner_innen selbst. So hat es beispielsweise lange gedauert, bis Critical Whiteness als essentieller Bestandteil antirassistischer Bildungsarbeit begriffen wurde. Und bis heute ist es nicht selbstverständlich, das eigene Geschlecht,

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die eigene Hautfarbe, den eigenen Bildungshintergrund etc. als bedeutsame Kontextbedingung in der Bildungsarbeit mitzudenken. Handlungs- und erlebnisorientierte Ansätze Politische Bildungsarbeit, die an der politischen Alltagsrealität von Jugendlichen anknüpfen möchte, bezieht sich zuallererst auf deren Ressourcen und Kompetenzen. Strategien der Selbstermächtigung und des Selbstempowerment auf Seiten von marginalisierten Jugendlichen sind anzuerkennen, ebenso Ansätze von Selbstkritik und Solidarität auf Seiten der Privilegierten. Desweiteren geht es aber auch darum, problematische Erfahrungen, Handlungen und Äußerungen aufzugreifen und diese gemeinsam zu reflektieren. Unserer Erfahrung nach gelingt dies besonders gut durch das Arrangement eines spezifisch auf die Gruppe zugeschnittenen handlungs- und erlebnisorientierten Lernsettings. Ein Setting, das den Teilnehmenden ermöglicht, ihre Lebenswelt auf der Basis konkret erlebter Situationen logisch und emotional zu durchdringen, damit ein Bewusstsein für gesellschaftspolitische Zusammenhänge und deren Veränderbarkeit zu entwickeln und sich selbst als beteiligte und handlungsmächtige Akteure zu begreifen. Gute Möglichkeiten bieten hierfür zum Beispiel theaterpädagogische Methoden. So hat beispielsweise das Forumtheater die Zielsetzung persönlich erlebte Diskriminierungserfahrungen zu bearbeiten. Für Betroffene ist es ein Werkzeug der Selbststärkung, der Suche nach Handlungsspielräumen und der Aneignung von Widerstandsstrategien. Andere Rollenspiele versuchen Menschen in privilegierten Positionen ihre alltägliche Beteiligung an und damit auch Aufrechterhaltung von gesellschaftlichen Macht- und Unterdrükkungsverhältnissen vor Augen zu führen und sie zu couragiertem solidarischem Handeln zu ermutigen. Wenn es darum geht neue Erfahrungsräume zu öffnen, bieten politisch kontextualisierte City-Bound-Methoden gute Ansatzpunkte. Anders als bei klassischen erlebnispädagogischen Settings wird hier die Stadt zum Erlebnisraum, Lernort und Medium handlungsorientierter Bildungsarbeit. Es werden Aufgaben gestellt, durch die die Teilnehmenden allein oder in Gruppen ihr Lebensumfeld neu

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entdecken, indem sie mit dessen räumlichen, sozialen und politischen Gegebenheiten konfrontiert werden. Ziel ist es, die Jugendlichen zu einer praktischen Auseinandersetzung mit bislang unreflektierten Gewohnheiten, Einstellungen und Strukturen anzuregen und neue Ideen, Vorstellungen und Handlungsoptionen zu entwikkeln. Beispielsweise durch Stadterkundungen, die die Geschlechterverhältnisse zum Fokus haben: Wo bewege ich mich im öffentlichen Raum? Wo und wann fühle ich mich wohl bzw. unwohl? Welche öffentlichen Treffpunkte/Angebote gibt es für Jungen bzw. Mädchen? Wer hinterlässt wie Spuren im öffentlichen Raum (Graffities/ Streetart)? Wie werden Männer, wie Frauen und wie Trans im öffentlichen Raum sichtbar/inszeniert (Werbung, Denkmäler, Straßennamen, ...)? Wie fühlt es sich an, selbst als gleichgeschlechtliches Paar Hand in Hand über den Marktplatz zu gehen? Durch die Struktur der Aufgaben, die den Jugendlichen einen großen Gestaltungsspielraum lassen, werden unterschiedliche Ressourcen aktiviert: Kreativität, Ideenentwicklung, Planung, Moderation, Zeitmanagement, Geduld, Motivation, Geschicklichkeit, Hilfsbereitschaft, Solidarität, Kommunikation, Kooperationsfähigkeit. Sie bieten ein erweitertes Lernfeld für Jugendliche, die sich in unterschiedlichen Rollen ausprobieren können und damit die Chance bekommen, starre und einengende Selbstkonzepte zu verflüssigen. Die Aufgabe der Leitung besteht darin, den Prozess verantwortlich zu begleiten und Austausch und Reflexion so zu moderieren, dass innere Prozesse in Worte gefasst, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jeweiligen Erfahrungen herausgearbeitet und in den gesamtgesellschaftlichen Kontext eingeordnet werden können. Die Vorteile der erfahrungs- und erlebnisorientierten politischen Bildung liegen auf der Hand: Die Wirkweise der gesellschaftlichen Verhältnisse wird sichtbar, greifbar, fühlbar und durch Reflexion und Aktion schließlich auch veränderbar.

Alex Sott & Tanja Schwichtenberg

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Partizipations-Lernen in Bremen: „Da geht was!“ Die gesellschaftspolitische Dimension des Konzeptes Im Zentrum einer demokratischen politischen Bildung steht das Ziel, Menschen für ein aktives Interesse und Engagement zu gewinnen und zu fördern. Gesellschaft verstehen zu können und Demokratie im eigenen Lebensumfeld positiv zu erfahren, ist ein Weg der Aneignung demokratischer und gerechter Grundhaltungen. Jugendliches Gerechtigkeitsempfinden, Einmischungsinteresse und Handlungsbereitschaft verstehen wir dabei als zentrale Ressourcen. Um diese zu nutzen, müssen die strukturellen Bedingungen in denen Demokratie-Lernen stattfinden soll, verändert werden. Ernstzunehmende Demokratie- und Mitbestimmungskonzepte bieten Jugendlichen real erfahrbare Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten sowie die dafür notwendige Verfügungsgewalt über politische und ökonomische Machtmittel. Dies setzt bei Erwachsenen die Bereitschaft voraus, diese zu teilen. Die Zielsetzung des Arbeitsbereiches Mitbestimmung und Partizipation erfolgt vor dem Hintergrund der gesellschaftspolitischen Dimension und mündet in der Umsetzung des Qualitätsrahmens Partizipations-Lernen in Bremen. Dieser sieht vor, allen Kindern und Jugendlichen in Bremen kontinuierlich, lebens- und bildungsweg-begleitend vielzählige Möglichkeiten zur Partizipation anzubieten. Das heißt für uns: • Systematische Verankerung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Schule, Stadtteil und Jugendarbeit Etablierung von grundlegenden Qualitätskriterien für Demokratie-Lernen/ Partizipations-Lernen in Bremen • Strukturelle Verbesserung der Partizipationsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche • Umsetzung der Partizipationsprojekte in der Kooperation Jugendbildung, Schule, Jugendarbeit • Partizipation von Kindern und Jugendlichen als Querschnittsaufgabe in Schule – ein zentraler Erfahrungsraum für Demokratiebildung – installieren Qualitätsrahmen Partizipations-Lernen in Bremen Schule ist zu einem wichtigen Kooperationspartner von Jugendbildung und Jugendarbeit geworden. In der Kooperation von Jugendbildung und Schule wurden in den vergangenen Jahren erste Erfahrungen mit dem Aufbau einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe von Mitarbeiter_innen des Senators für Bildung, des Senators für Jugend, des Bremer Jugendrings, der Serviceagentur Ganztägig lernen und des LidiceHauses gesammelt. Selbstverständnis dieses langfristig angelegten Kooperationsbündnisses ist u. a. die kritische Bestandsaufnahme und Evaluation der inneren Strukturen der beteiligten Institutionen und der Angebote im Bereich Partizipations-Lernen in Bremen. Gemeinsam wurde ein erster Entwurf für einen Qualitätsrahmen Partizipations-Lernen in Bremen erarbeitet. Dieser beschreibt in drei Zielbereichen Qualitätsstandards, an denen die entwickelten und realisierten Angebote sich orientieren und an denen sie gemessen werden sollen.

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Bildungsergebnisse von Kindern und Jugendlichen Die Frage „welche Kompetenzen und Ressourcen sollen die Kinder und Jugendlichen durch Partizipations-Lernen, Partizipationsprojekte entwickeln?“ orientiert sich an den durch die von der OECD 2002 formulierten Key Competencies/Schlüsselkompetenzen 1. Diese werden als die Kernkompetenzen definiert, die die/der Einzelne benötigt, um ein auf allen Ebenen erfolgreiches Leben zu führen sowie zu einer gut funktionierenden Gesellschaft beizutragen. Da es dafür spezifischer demokratischer Handlungskompetenzen bedarf, werden zudem die im BLK-Modellprogramm Demokratie lernen und leben 2007 formulierten demokratischen Handlungskompetenzen in diesen Zielbereich integriert 2. Übergeordnete Kompetenzkategorien sind somit: Eigenständiges Handeln, Interagieren in heterogenen Gruppen, Interaktive Anwendung von Medien und Mitteln, Demokratisches Handlungswissen.

Prozessqualität In welcher Qualität soll Partizipations-Lernen, Partizipationsprojekte in der Kooperation Schule – Jugendhilfe umgesetzt werden? Die Prozessqualität entwickelt sich anhand der Orientierung an formulierten Prozessstandards. Diese „bezeichnen die pädagogischen Handlungsregeln, Arbeitsprinzipien und Haltungen, die dem Handeln in Partizipationsprojekten zu Grunde liegen sollen“ 3. Dabei gilt u.a. die Differenz der Teilnehmenden wahrzunehmen und methodisch zu berücksichtigen sowie Kinder und Jugendliche als demokratisch denkende und handelnde Personen ernst zu nehmen. Strukturqualität

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vgl. OECD (2005) www.pisa.oecd.org/ dataoecd/36/56/ 35693281.pdf 2

vgl. de Haan, G./ Edelstein, W./ Eikel, A. (2007), 11 3

Sturzenhecker, B. (2005)

4

Sturzenhecker, B. (2005)

Welche Strukturqualität ist in der Kooperation Schule – Jugendhilfe zur Umsetzung von Partizipations-Lernen, Partizipationsprojekten Basis für das gemeinsame Handeln? Formulierte Strukturstandards beschreiben die formalen Bedingungen als Basis demokratischer Entscheidungsprozesse 4: • Die Schule und die Jugendhilfeeinrichtung verorten sich im Sozialraum und im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen • Die Schulen und die Jugendhilfeeinrichtungen können auf zentrale Unterstützung der Behörden zugreifen • Partizipation ist ein grundlegendes, programmatisches Ziel der Schule und der Jugendhilfeeinrichtung • Partizipationsprojekte orientieren sich an grundlegenden Standards

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Partizipations-Lernen durch Bildungsangebote des LidiceHauses auf 3 Ebenen Mit diesem Qualitätsrahmen sind erst zentrale Grundlagen zur Umsetzung des Arbeitsbereiches in den Bildungsangeboten des LidiceHauses als auch für die Kooperation mit den unterschiedlichen Einrichtungen und Akteuren in Schule, Jugendarbeit und Politik geschaffen. Ziel ist, Strukturen, die Demokratieentwicklung und Beteiligung von Jugendlichen an gesellschaftlichen Prozessen hemmen und/ oder verhindern, zu verändern. Das heißt in der Konsequenz, dass die politische Bildungsarbeit nicht nur alle beteiligten Akteure – Jugendliche und Erwachsene – einbezieht sondern auch qualifiziert. Allen drei, im folgenden dargestellten, Arbeitsebenen immanent ist die theoretische Auseinandersetzung, die Arbeit an eigenen Haltungen und Entwicklung praktischer Bildungsangebote in regionalen und bundesweiten Modellprojekten in Kooperation mit Partnern aus der Region und anderen Bundesländern. Die schulbezogene Ebene zielt darauf ab, Schule in unterschiedlichen Bereichen auf Grundlage der Interessen von Kindern und Jugendlichen zu verändern. Die stadtteilbezogene Ebene bezieht sich auf die Entwicklung von Beteiligungs- und Mitbestimmungsstrukturen im Stadtteil auf der Grundlage der Interessen von Kindern und Jugendlichen. Die szene- und jugendverbandsorientierte Ebene stärkt demokratische und couragierte Jugendinitiativen, um alternative Mitbestimmungsformen im Alltagleben zu etablieren. Im Folgenden werden die genannten Ebenen differenzierter dargestellt.

Schulbezogene Ebene Auf der Schulebene sind drei inhaltliche Ziele zu nennen: Entwicklung demokratischer Beteiligungsstrukturen im Schulalltag, Etablierung der strukturellen Mitbestimmung von Schüler_innen durch Gremienarbeit und die Entwicklung adäquater Mitbestimmungsund Beteiligungsmöglichkeiten im Unterricht. Letzteres stellt wohl die schwierigste Aufgabe dar, da Unterricht das Kernstück von Schule ist und die Beteiligung von Schüler_innen an der Entwicklung von Unterricht das Selbstverständnis der Lehrenden als Wissende und der Schüler_innen als Unwissende in Frage stellt.

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Entwicklungspotenzial liegt insbesondere in der dialogischen Zusammenarbeit aller an der Institution Schule Beteiligten: Schüler_innen, Lehrer_innen, Eltern, Sozialpädagog_innen, Senator für Bildung, Landesinstitut für Schule Bremen, Gesamtschüler_innenvertretung Bremen. Vor allem wenn Erwachsene bereit sind Macht mit Kindern und Jugendlichen zu teilen und eine demokratische Grundhaltung miteinander zu (er)leben, werden Schüler_innen sich in ihren Anliegen ernst genommen fühlen und in der Lage sein, Schule nach ihren Wünschen und Interessen zu verändern. Qualifizierung muss entsprechend für alle Beteiligten gelten, sowohl für die erwachsenen Beteiligten im System Schule, als auch für die Schüler_innen.

Die Umsetzung der Zielsetzung erfolgt durch unterschiedliche Angebote • Beteiligung von Schüler_innen an unserer Schule – Entwicklung eines Leitbildes • Umgang mit Beschwerden von Schüler_innen – Entwicklung eines Beschwerdesystems für meine Schule • Projektmanagement für Schüler_innen – Entwicklung und Umsetzung eigenständiger Projekte in der Schule

Schulübergreifende Bildungsangebote • Fortbildung für Schülervertretungen zu Mitbestimmungsarbeit und -rechten von Schüler_innen. Grundausbildung für Schülervertretungen • Fortbildung für Lehrer_innen und Sozialpädagog_innen zur Begleitung von Schülervertretungen • Ausbildung von jugendlichen Multiplikator_innen zum Aufbau sowie zur Begleitung von Schülervertretungen in Kooperation mit der Gesamtschüler_innenvertretung, dem Landesinstitut für Schule Bremen und dem SV-Bildungswerk Berlin • Fortbildung und Erfahrungsaustausch für Schüler_innen aus Bremen und Hessen zu demokratischen Mitbestimmungsstrukturen und -kulturen in ihren Schulen in Kooperation mit der Bildungsstätte Alte Schule Anspach Stadtteilbezogene Ebene Kinder und Jugendliche sind wie Erwachsene aktiver Teil eines Stadtteils. Mit besonderen Bedürfnissen in einer besonderen Entwicklungsphase, in der sie sich befinden, entsprechen Jugendliche bewusst nicht den Vorstellungen Erwachsener. Jugend bedeutet, sich abzugrenzen, eigene Vorstellungen von Leben und Welt zu entwickeln und neue Wege zu entdecken. Dies birgt ein hohes Potential für Mitbestimmung im Stadtteil, da junge Menschen neue Perspektiven eröffnen und Ideen einbringen. Erst die Einbeziehung dieser Perspektiven in die politische Stadtteilarbeit ermöglicht die Beachtung der gesamten Interessenlage vor Ort. Kinder und Jugendliche von Anfang an in die Entwicklung von Mitbestimmungs- und Beteiligungsstrukturen sowie in den Aushandlungsprozessen mit den Erwachseneninstitutionen – Beiräte, Schule, Jugendausschüsse, Jugendeinrichtungen – einzubeziehen, steht im Mittelpunkt dieser Arbeitsebene. Der Fokus richtet sich auf die Begleitung und Vernetzung im Stadtteil vor dem Hintergrund der Entwicklung kommunaler Bildungslandschaften. Die Einbeziehung der Anliegen und Interessen von Kindern und Jugendlichen ist hierbei ein zentraler Bestandteil.

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Stadtteilbezogene Seminarthemen und -formen • Entwicklung und Begleitung von Jugendbeiräten • Durchführung von Kinder- und Jugendforen und anderen Einzelprojekten zu einer jugendgerechten Entwicklung des Stadtteils • Qualifizierung von jugendlichen Multiplikator_innen und Stadtteilpolitiker_innen für die Begleitung von Jugendbeiräten oder Jugendforen sowie die Netzwerkarbeit im Stadtteil (Beirat – Schule – Kinder- und Jugendeinrichtungen) Szene- und jugendverbandsorientierte Ebene Jugendverbände, -initiativen und -projekte sind ein wichtiges Feld demokratischer Bildung. Denn dort können Kinder und Jugendliche alternative Mitbestimmungsformen erproben und leben. Das zu fördern, ist Ziel dieser Arbeitsebene. Zusammen mit regionalen und bundesweiten Initiativen und Verbänden werden u.a. folgende Angebote mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunktsetzungen durchgeführt: • Demokratieprojekte mit Kindern, wie z.B. das Kinderdorf, welches an unterschiedlichen Orten im Bundesgebiet in Kooperation mit der Naturfreundejugend Bremen, der Jugendbildungsstätte Hütten, dem Kinderbüro Jena und der Bürgerstiftung Barnim-Uckermarck durchgeführt wird. In dem Schwerpunkt „Demokratieprojekte mit Kindern“ werden innerhalb der Kooperation zudem Fortbildungen für Multiplikator_innen konzipiert und neue Modelle erprobt • Begleitung der basisdemokratisch organisierten Jugendinitiative Werderfans gegen Diskriminierung. Diese konzipiert Fortbildungen für Fans, Mitarbeiter_innen von Sportvereinen und Sicherheitskräfte zu Diskriminierungsformen beim Fußball. Zudem werden Handlungsstrategien gegen Diskriminierungen beim Fußball entwickelt sowie Öffentlichkeitsmaterialien zur Sensibilisierung von Stadionbesucher_innen erstellt Methodische Zugänge Generell ist der Einsatz von Methoden abhängig von der Zielgruppe, die in den Bildungsangeboten vertreten ist sowie dem Inhalt der Maßnahme. Global denken und lokal handeln heißt für uns, Anknüpfungspunkte im Alltag Jugendlicher zu finden, die ihre Interessen und ihre Anliegen konkret verdeutlichen und wo das demokratische Lernen und Engagement in ihrem eigenen Handeln sichtbar wird. Um Beteiligungsstrukturen zu entwickeln und festzulegen, arbeiten wir mit unterschiedlichen sogenannten Beteiligungsmethoden wie Zukunftswerkstatt, Appreciative Inquiry, World Café, Projektmanagement und vielen anderen interaktiven, kreativen, erlebnispädagogischen Methoden. Innerhalb dieser Methoden werden kontinuierlich Medien in die Arbeit einbezogen – Internet, Podcast, Zeitung, Flashmob, Foto, Film – um Bildungsprozesse zu verdeutlichen, Verläufe und Ergebnisse zu dokumentieren sowie diese für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

Anne Dwertmann

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„Es gibt keinen Weg zum Frieden – Frieden ist der Weg“ Mahatma Gandi

Zur Bedeutung von Friedensbildung und Friedenspädagogik in der Jugendbildungsarbeit Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wurde von den Vereinten Nationen (UN) unter das Zeichen des Friedens und der Gewaltlosigkeit gestellt. Mit vielen Veranstaltungen, Seminaren und Projekten weltweit sollte bei Kindern und Jugendlichen Frieden und Gewaltlosigkeit gefördert werden. Diese UN Dekade von Anstrengungen, Gewalt und Konflikte abzubauen und Friedensbereitschaft zu fördern, ist mit Beginn dieses Jahres nun offiziell beendet. Gleichwohl zeigen uns die aktuellen Erfahrungen und (Medien-)Berichte, dass Feindbilder, Ausgrenzungen und gewalttätige Konflikte zwischen Menschengruppen sowohl im eigenen Land, als auch weltweit, nach wie vor stattfinden und von vielen Menschen als dazu gehörig wahrgenommen werden. Im Leitbild des LidiceHauses heißt es: Lidice ist Mahnmal und Erinnerung an die Verbrechen faschistischer Herrschaft. Und „Lidice“ ist Programm. Programm für eine subjektorientierte Jugend- und Seminararbeit, die sich der Begegnung und Solidarität, der Selbstbestimmung und Gerechtigkeit verschrieben hat. Erinnern für die Zukunft, die Auseinandersetzung mit der Geschichte und aktuellen antidemokratischen, autoritären Entwicklungen bilden dabei gemeinsam mit der Förderung von demokratischen Lebens und Beteiligungsformen den Kern unserer Bildungsarbeit. Wie kann, wie sollte, also eine zeitgemäße friedenspädagogische Arbeit aussehen? Was konnte, und kann, das LidiceHaus Jugendlichen und Erwachsenen anbieten? Bevor hier einige ausgewählte Beispiele aus dem Berichtszeitraum 2009 /2010 vorgestellt werden, möchte ich einige Anmerkungen zum Verständnis von Friedenspädagogik voranstellen. Das Interesse an friedenspädagogischen Angeboten und Projekten ist in den letzten Jahren gestiegen und wird besonders im Zusammenhang mit der Diskussion um Konzepte von Konflikttransformation bzw. ziviler Konfliktbearbeitung als präventive Notwendigkeit in Jugendarbeit und Schule angemahnt (siehe auch zum Beispiel beim Tübinger Institut für Friedenspädagogik).

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In Konzepten und Methoden der (westlich orientierten) Friedenspädagogik fließen die Erfahrungen und Grundhaltungen der Menschenrechtsbildung, der Demokratieerziehung sowie natürlich auch der Interkulturellen Pädagogik ein. Norbert Frieters – Reermann (Erziehungswissenschaftler an der Hochschule Aachen) weist aktuell auf kulturelle Engführungen in der deutschen Friedenspädagogik hin, da schulische und außerschulische Konzepte in der Regel auf ausschließlich westlich (christlich – westlich) geprägte Kulturvorstellungen basieren. Die Kultur des Friedens als Leitbild unseres westlich demokratischen Denkens und Handelns habe bisher eine interkulturelle und internationale Perspektive ausgeklammert. In Zeiten von (globaler) Mobilität und Begegnung müssen die Konzepte der Friedenspädagogik in dieser Hinsicht weiter entwickelt werden. Friedenspädagogische Ansätze aus anderen Kulturen und Ländern können hier eine fruchtbare Ergänzung bieten. In der Auseinandersetzung mit Jugendlichen aus unterschiedlichen Einwanderungsgruppen werden Pädagog_innen aus Jugendarbeit und Schule zunehmend herausgefordert, wenn es um sogenannte persönliche wie kollektive Normen und Werte geht. In dem Selbstverständnis unserer westlich orientierten Pädagogik sprechen wir von der Förderung persönlicher Kompetenzen und setzen an der Stärkung von Selbstbewusstsein und Selbstkompetenzen an. Viel weniger geht es bei uns um Gruppenidentitäten oder kollektive Identitäten und Kompetenzen. In der interkulturellen und internationalen Bildungsarbeit müssen wir aber um die verschiedenen Identitäten und die Existenz von kollektiven sozialen Systemen wissen (Norbert Frieters – Reermann), damit eine möglichst gleichberechtigte Zusammenarbeit auf den Weg gebracht werden kann. Deutlich zu spüren bekommen Pädagog_innen dies auch, wenn es um die Vermittlung unserer deutschen Geschichte, dem Holocaust, geht. Während es für uns Pädagog_innen unerlässlich ist, die Konsequenzen aus den deutschen Verbrechen zu thematisieren, um eine friedliche und gewaltlose Gegenwart und Zukunft mit zu gestalten, stoßen wir bei Jugendlichen aus Einwanderungsfamilien manchmal auf Widerstand, wenn es um die Nazi-Vergangenheit geht. Sie wehren sich, unser Vermächtnis mit zu tragen. Und sie vermissen gleichzeitig die Realisierung ihrer persönlichen wie auch kollektiven Geschichte(n). Europäisierungs- und Globalisierungsprozesse erfordern meines Erachtens ein Abschied nehmen von der nationalen Perspektive – globales Lernen und auch die historisch-politische Jugendbildung brauchen neue Konzepte. Friedenspädagogik hat hier eine große Verantwortung und Aufgabe. Ganz deutlich spüren wir dies natürlich in den deutsch-israelischpalästinensischen (Jugend-)Begegnungen: Hier erleben wir die Existenz der verschiedenen persönlichen wie auch kollektiven Identitäten und Narrative hautnah. Opfer und

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Täter, Verlierer und Gewinner, Unrecht und Recht, Misstrauen und Angst, Leid und Schmerz bilden sich von der großen Politik auf den kleinen Mikrokosmos der Seminargruppe ab. Unser Projekt Leihst du mir deinen Blick? begann 2009 als langfristig angelegtes virtuelles und reales Face-to-Face-Projekt, in dem sich deutsche, israelische und palästinensische Jugendliche zunächst im Web-Tool miteinander bekannt gemacht haben und auf die erste Face-to-Face-Begegnung im Sommer 2010 im LidiceHaus Bremen vorbereiteten. Die israelischen Jugendlichen kommen aus der High School einer Kibbutzschule in Beersheva/Israel – die palästinensischen Jugendlichen aus einer Schule in Bethlehem bzw. Hebron in der Westbank. Die Bremer Jugendlichen haben sich aus der gymnasialen Oberstufe Leibnizplatz heraus in einer Projektgruppe organisiert. Bereits in der Planungsphase wirkten die politischen Rahmenbedingungen in das Projekt hinein: palästinensische Jugendliche unserer Partnerorganisation wurden bei einer Militärrazzia festgenommen. Dieses Ereignis hatte natürlich nicht nur auf die palästinensiche Jugendgruppe selbst enorme Auswirkungen, sondern Zweifel und Ängste machten sich auch in der israelischen Gruppe breit. Viele Treffen auf allen drei Seiten waren nötig, um eine gewisse Stabilität und Motivation wieder herzustellen. Ende Juni 2010 trafen sich dann die 3 Gruppen für 10 Tage im LidiceHaus. Diese 10 Tage waren für alle Beteiligten Tage der Höhen und Tiefen: die Jugendlichen erlebten viel Spass sowie Annäherungen, aber auch Tränen der Wut und der Verletzung. Alles was vorher Theorie war, geschah ganz hautnah: ein israelisches Mädchen rannte weinend aus dem Raum, weil sie nicht hören konnte und wollte, was ein palästinensischer Junge zu sagen hatte. Wir mussten den palästinensischen Jugendlichen verständlich machen, dass eine erlebte Kassamrakete in Beersheva (auch wenn sie nur ein Haus beschädigt und keine Menschen tötet) genauso traumatisieren kann wie nächtliche Militärrazzien, Verhaftungen oder Häusersprengungen durch die israelische Armee in den Orten der Westbank. Und wir mussten die israelischen Jugendlichen immer wieder motivieren, sich auch die Geschichten der anderen Seite anzuhören. Während zum Beispiel die israelischen Mädchen fanden, es wäre zu viel über Politik gesprochen worden, warfen uns einige der palästinensischen Jugendlichen vor, wir wären viel zu pädagogisch an die Themen heran gegangen. Auch das ist nicht untypisch für diese Konstellation. Und die Bremer Jugendlichen? Zu Beginn war es wirklich nicht leicht für sie – aber nach und nach wurden sie selbstsicherer und achteten darauf, mit möglichst allen im Kontakt zu bleiben. Dialogarbeit mit Jugendlichen aus Konfliktregionen kann nicht ohne Konflikte geschehen, aber für uns Projektverantwortliche bleibt die Frage: wieviel und WAS alles soll pädagogisch moderiert werden und wieviel Raum darf sein für Emotionen. Wo sind die Grenzen zu ziehen? Sicherlich: zu Beginn haben alle TN die Spielregeln für das Dialogseminar mit ausgearbeitet – aber da war es eben noch die Theorie. Im Frühjahr 2011 soll das Follow up in Israel und den palästinensischen Gebieten stattfinden. Wir hoffen und wünschen uns sehr, dass wir dort einen gemeinsamen Ort finden können, an dem sich alle drei Gruppen treffen und sicher sein können.

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Das Thema Für Frieden sind wir alle verantwortlich steht auch im Mittelpunkt unserer jährlichen Friedensläufe: seit 2007 organisiert das LidiceHaus – zusammen mit dem Forum ZFD und anderen Bremer Trägern sowie Schulen – einen Friedenslauf unter dem Motto „Laufen fairbindet“. Dieser Spendenlauf ist eingebettet in ein bildungspolitisches und friedenspädagogisches Rahmenprogramm (Veranstaltungen in den Schulen und im LidiceHaus) und fördert die Empathie und Solidarisierung mit Kindern und Jugendlichen aus Krisen- und Konfliktregionen. Mit den Spenden können wir jugendbezogene Friedensprojekte in solchen Regionen unterstützen. Immer wird dabei auch ein Bremer Projekt mit gefördert. Im vergangenen Jahr (2010) konnten wir so auch das oben beschriebene Projekt Leihst du mir deinen Blick? mit unterstützen. Gewaltfreiheit lernen in einer Umgebung der Gewalt: unter diesem Titel haben wir mit dem Forum ZFD ein Unterrichtsheft zum Nahost Konflikt für die Vorbereitung der Friedensläufe entwickelt. In den vergangenen Jahren haben mehrere Tausend Kinder und Jugendliche aus 15 Bremer Schulen in diesem Projekt mitgewirkt. Die friedenspädagogischen Konzepte und Internationalen Begegnungen benötigen zudem auch eine geschlechterbezogene Perspektive: besonders in der Thematisierung von Gewalterfahrungen und in Konfliktbearbeitungsseminaren sind die geschlechtsspezifischen (Rollen-)Zuweisungen, Problemlagen und Gewaltdynamiken sorgfältig zu analysieren und in die Seminarkonzepte einzubeziehen. In unserem letzten Arbeitsbericht habe ich in diesem Zusammenhang bereits auf die Veröffentlichung einer Dokumentation unseres langjährigen deutsch-israelisch-palästinensischen Frauenprojekts hingewiesen (Between the lines – women engendering peace & democracy). 2010 haben wir – zusammen mit dem UN Büro von Willi Lemke – eine völlig neue Form der Internationalen Frauenfriedensarbeit initiiert: Frauen, Fußball – Friedensentwicklung war das Motto einer Frauenfußballbegegnung mit Mädchen und jungen Frauen aus den palästinensischen Gebieten und den Werder Bremen Frauen. Der in den letzten Jahren immer größere Bedeutung und Wertschätzung erfahrende Frauenfußball stellt für arabische Frauen in einer patriarchal geprägten Umgebung eine große Herausforderung dar – und bietet ihnen gleichzeitig auch Chancen! Die Frauenfußball-Begegnungen schaffen neue Erfahrungsräume, internationale Kontakte und bieten professionelle Begleitung. Themen wie Rolle der Frauen im Leistungssport und Frauenbilder im Wandel der Kulturen diskutierten die jungen Frauen in verschiedenen Workshops – und kombinierten so das Kicken mit politischer Bildung.

Mütter- und Töchterleben im Wandel: unter diesem Titel fand in Zusammenarbeit mit dem Mädchentreff Gewitterziegen eine deutsch-türkische Begegnung in Ankara im Oktober 2009 statt. Dieses intergenerative Töchter-Mütter-Seminar stellte sowohl die Frage nach den Modernisierungsprozessen in der Türkei als auch die Frage nach einer deutsch-türkischen Annäherung. Der Erfahrungsaustausch zwischen den deutschen und türkischen Töchtern und ihren Müttern war von großer Offenheit und Vertrauen gekennzeichnet. Während die Mädchen in ihrem Workshop gemeinsame und trennende Aspekte ihrer Erfahrungen diskutierten (insbesondere Werte/Normen, die mit Freiheiten, Sexualität und Partnerschaften

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verbunden sind), konstatierten die Frauen, dass es in beiden Gesellschaften nach wie vor verkrustete patriarchale Strukturen gibt, die es gilt aufzubrechen. Die Gewalterfahrungen von Frauen auf der türkischen Seite spielen in diesem Kontext eine große Rolle. Die Ent-Tabuisierung dieser geschlechterspezischen Gewalt in der Türkei hat gerade begonnen. Friedenspädagogik und Mädchen- bzw. Frauenbildung können durch die internationale Dimension dazu beitragen, globale geschlechtsbezogene Diskriminierungsformen und Gewalterfahrungen aufzudecken und zu skandalisieren.

Anders als man denkt, im Rahmen des Bundesprogramms Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie hat das LidiceHaus 2009 zusammen mit Schüler_innen der Wilhelm Wagenfeld Schule unter dem Motto Anders als man denkt ein viermonatiges interkulturelles und genderbezogenes Seminar- und Ausstellungsprojekt durchgeführt. Die Ziele unseres Interkulturellen und geschlechterbewussten Projekts waren: • Kenntnisse, Empathie und Selbstreflexion hinsichtlich des Umgangs mit den anderen erlangen • Selbstreflexion der eigenen Werthaltungen, Erlangen von Selbstvertrauen und Sensibilität (eigene Stärken und Schwächen sowie Bedürfnisse erkennen und reflektieren zu können) • Gemeinsamkeiten entdecken und erkennen können als Grundlage der Verständigung • Prinzipien von Gerechtigkeit/Geschlechtergerechtigkeit erfahren und erlernen Die inhaltlichen Ansätze waren: • Thematisierung der Geschlechterrollen in der Familie, Schule und Umwelt • Thematisierung des Spannungsbogens von Heimat und Fremde, Eigenem und Fremden, Bekanntem und Unbekanntem • Assoziatives künstlerisches Arbeiten um Begriffe wie nah & fern, weiblich-männlich, vertraut und fremd etc. • Transkulturelle Lebensstile und Trends • Transkulturelle sowie transgender Moden & Styles Die Ausstellungseröffnung der Ausstellung Anders als man denkt mit 90 Exponaten konnte mit ca. 100 Gästen nach einer mehrmonatigen Arbeitsphase am 3. Juni gefeiert werden. Der große Erfolg veranlasste die beiden Partner (LidiceHaus und Wilhelm Wagenfeld Schule) ein neues Projekt zu beginnen: Fremde – Heimat ist das Thema für das Folgeprojekt – die Ergebnisse sollen am 16. Juni 2011 im LidiceHaus ausgestellt werden. Miteinander lernen – voneinander lernen: die Ergebnisse aus dem Bundesmodellprogramm Vielfalt tut gut, an dem das LidiceHaus unter Federführung des AdB von 2007 – 2010 mitgewirkt hat, sind nun in zwei Dokumentationen nachzulesen: die Handreichung für die Interkulturellen Fortbildungen unter gleichnamigen Titel Miteinander lernen – voneinander lernen ist im LidiceHaus erhältlich. Ebenso die Gesamtdokumentation über die Modellseminare aus dem Vielfalt-Programm (AdB).

Anette Klasing 29


Rechtsextremismus und menschenfeindliche Orientierungen – Bildungsarbeit, Qualifizierungen, Beratung Der Lokale Aktionsplan „Vielfalt Bremen“ In den Jahren 2007 bis 2010 führte die Stadt Bremen, auf Initiative des LidiceHauses, im Bundesprogramm gegen Rechtsextremismus Vielfalt tut gut einen Lokalen Aktionsplan in Bremen Vielfalt Bremen durch. Von 2007 bis 2010 erhielt Bremen pro Jahr 100.000 Euro Bundesmittel, um die sich Projekte bewerben konnten, die sich mit rechtsextremen oder menschenfeindlichen Einstellungen, mit der Integration von Adressat_innengruppen mit Desintegrationserfahrungen oder mit der Stärkung des Engagements für Vielfalt, Toleranz und Demokratie beschäftigen.

Vielfalt Bremen bot freien Trägern und Projekten die Möglichkeit zur finanziellen Bezuschussung. Gefördert wurde eine Vielzahl von Projekten in der Schule, in der Jugendarbeit, im Stadtteil, im (Sport-) Verein, in der Weiterbildung, in der Öffentlichkeitsarbeit, in der Zivilgesellschaft und in der Zusammenarbeit von staatlichen Stellen und freien Trägern und Initiativen. Das Programm unterstützte zugleich die Vernetzung von Trägern, die mit ihrem Engagement dokumentieren, dass sie ein Klima schaffen wollen, in dem sich Bremerinnen und Bremer gegen Rechtsextremismus wenden und sich für eine vielfältige und lebendige Kultur des Miteinanders und der Vielfalt stark machen. Die Koordination des Lokalen Aktionsplans wurde vom LidiceHaus übernommen, hier fanden Interessent_innen Beratung bei der Antragstellung und in der Projektarbeit. Zugleich war die Koordinationsstelle zuständig für die Verwaltung und das Controlling der Projektförderungen. Über newsletter und eine eigene Homepage www.vielfalt-bremen.de wurden Berichte aus der Projektarbeit und wichtige weitere Informationen vorgestellt. Die Entscheidung über die Vergabe der Mittel traf ein Begleitausschuss, dem u.a. Vertreter der Fraktionen in der Bürgerschaft, Jugend- und Wohlfahrtsverbände, der Zentralelternbeirat und die Landeszentrale für Politische Bildung angehörten. Auf verschiedenen Ebenen wurde die Fortführung des Programms Vielfalt Bremen als ein kommunales Förderprogramm vorbereitet. Neben der Möglichkeit der finanziellen Förderung von Projektvorhaben sollte die Weiterarbeit in einem Netzwerk aus freien Trägern und behördlichen Ressorts befördert werden. Miteinander abgestimmte Situationsanalysen sollten als Grundlage für die systematische Entwicklung von Reaktions- und Handlungsstrategien dienen. Das Bundesministerium war bereit, eine Weiterführung des Lokalen Aktionsplans mithilfe jährlicher Zuschüsse von 40.000 € in 2011, 30.000 € in 2012 und 20.000 € in 2013 zu ermöglichen. Die Koordinationsstelle hat gerne ihre Weiterarbeit angeboten. Leider konnte sich die Stadtgemeinde aufgrund der finanziellen und personellen Situation nicht entschließen, den dafür notwendigen Förderantrag zu stellen. Der Lokale Aktionsplan lief damit entgegen aller vorherigen Planungen der Verstetigung in dieser Form mit Ende des Jahres 2010 aus.

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„Pro aktiv gegen Rechts“ Mobile Beratung in Bremen und Bremerhaven Auch auf Anregung des LidiceHauses wird das Land Bremen seit 2009 zunächst im gerade beendeten Programm „kompetent. für Demokratie“ für ein Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus gefördert. Angesiedelt beim Senator für Jugend und Soziales übernahm ein Mitarbeiter des LidiceHauses Beratungsaufgaben überwiegend für den Bereich der Stadt Bremen. Leider war entgegen der Zusicherungen des Bundesministeriums bis zum Sommer 2010 nicht sichtbar, ob die Beratungsarbeit auch nach Auslaufen des Bundesprogramms über ein Nachfolgeprogramm gefördert wird. Im Frühsommer 2010 orientierten sich alle MitarbeiterInnen von pro aktiv gegen Rechts um und das Beratungsnetzwerk musste seitens des Senators neu aufgebaut werden. Inzwischen sind innerhalb des neuen Bundesprogramms Toleranz fördern – Kompetenz stärken die Förderbescheide für die Landesberatungsnetzwerke erteilt, in allen Bundesländern kann weiter gearbeitet werden. Wir wünschen dem Team von pro aktiv gutes Gelingen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.

Bundesweites Praktiker_innentreffen Jugendarbeit in rechten Szenen Seit 1992 finden regelmäßig Tagungen und Veranstaltungen statt, die Kolleg_innen aus dem gesamten Bundesgebiet, die in ihrer Arbeit mit rechten Jugendszenen befasst sind, zusammenbringen. Der intensive Erfahrungsaustausch über Praxiserfahrungen, Ergebnisse aus der Forschung und Modellprojekten sowie die Weiterentwicklung konzeptioneller Grundlagen dieses Arbeitsbereiches stehen im Vordergrund. Das LidiceHaus kann dabei auf die langjährige Kooperation mit Prof. Dr. Kurt Möller, Hochschule Esslingen, Prof. Dr. Franz Josef Krafeld, Hochschule Bremen und weiteren Partnern aus dem gesamten Bundesgebiet zurückgreifen. Das 18. bundesweite Praktikertreffen Jugendarbeit in rechten Szenen im Jahr 2009 ging unter der Fragestellung: Rechtsextreme und menschenfeindliche Einstellungen bei Zuwanderern besonders den Fragen nach Aktivitäten rechtsextremer und rechtspopulistischer, antidemokratischer Gruppierungen in der Zuwanderbevölkerung nach. Einen zweiten Schwerpunkt bildete die Auseinandersetzung mit nationaler und gewaltaffiner Erziehung in Familien aus dem Nazispektrum und der Frage nach Möglichkeiten familienbezogener Arbeit. Das 19. Treffen im Jahr 2010 stellte Einschätzungen zu Zugängen zu rechtsextrem orientierten Jugendlichen in den Mittelpunkt – Ziel war der Erfahrungsaustausch und die Reflexion über Handlungsansätze der sozialen und ausstiegsorientierten Arbeit und die Grenzen sozialer und pädagogischer Arbeit im Kontext rechtsextremer Milieus und Organisationen.

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Einen zweiten Schwerpunkt stellte das Thema: Zugänge zur Gestaltung von Rahmenbedingungen (sozial-)pädagogischer Arbeit im Alltag und in Sonderprogrammen und Modellprojekten. Leitfragestellung war hier, welche Rahmenbedingungen eine (sozial-) pädagogische Arbeit braucht, um der Modernisierung rechtsextremer Organisationen und Erlebniswelten wirksam begegnen zu können. Rechte Jungs, rechte Mädchen – ratlose Eltern Bundesweites Modellprojekt 2011 bis 2014 Seit dem Jahr 2003 bietet das LidiceHaus Eltern und Angehörigen von rechtsextremen Jugendlichen ein je nach Bedarf punktuelles oder kontinuierliches Beratungsangebot. Im Rahmen des Bundesprogramms entimon erarbeitete das LidiceHaus ein Modellprojekt zur Qualifizierung von Ansprechpartner_innen und Berater_innen. Die Inhalte und Ziele der dreiteiligen Zusatzqualifikation umfassen folgende Qualifizierungsebenen: • Rechtsextremismus, menschenfeindliche Ideologien und Jugendkultur: das Spannungsfeld von jugendlichen Subkulturen, Lifestyles und rechtsextremer, autoritärer Identitätsentwicklung • Beziehungsgeflecht Familie: Eltern-Kind-Beziehungen und ihr Zusammenhang für den Einstieg und Ausstieg in extreme Denkund Verhaltensmuster • Grundlagen von Beratung und Gesprächsführung: Erlernen, Einüben und Weiterentwickeln von Beratungs- und Gesprächsführungskompetenz Die Zusatzqualifikation kann und soll eine umfangreiche Beraterund Beraterinnenausbildung nicht ersetzen. Im Zentrum steht hier individuelle Beratungskompetenzen zu fördern und Handlungssicherheit in der täglichen Arbeit zu entwickeln. Die Teilnehmenden lernen auf die steigende Beratungsnachfrage durch Eltern und Angehörige bedarfsgerechter zu reagieren und Wege praktikabler Beratungskonzepte anzubieten. Bestandteil ist ebenso die Einübung von Beratungsgesprächen unter Anleitung ausgebildeter Trainer_innen und Berater_innen. Das LidiceHaus hat mit dieser Beratung einen Stein ins Rollen gebracht. Bundesweit fragen Eltern um Rat bei der Suche nach einem Beratungsangebot in ihrer Region, für die Region Bremen und Umland hat das LidiceHaus selbst ein – in den Ressourcen umgrenztes – Beratungsangebot geschaffen. Im Rahmen des neuen Bundesprogramms stellte das LidiceHaus einen Antrag auf Förderung eines Modellprojektes in diesem Kontext. In dessen Mittelpunkt steht eine deutliche Verstärkung dieses bundesweit anerkannten Arbeitsbereiches. Arbeitsebenen hier sind unter anderem • Qualifizierung für Berater_innen für Eltern und Angehörige rechtsextremer Jugendlicher • Weiterbildungsangebote für Berater_innen • Erstellung von Infomaterialien für die Beratungsarbeit im Kontext • Erstellung von Eltern- und Angehörigeninformation • Beratung für Berater_innen – Fallcoaching • Unterstützung beim Aufbau regionaler Beratungsangebote • Aufbau eines informellen Beratungsnetzwerkes • Beratung von Eltern und Angehörigen rechtsextremer Jugendlicher

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Team- und arbeitsfeldbezogene Fortbildungsangebote Das LidiceHaus mit seiner kontinuierlichen Bildungs- und Beratungsarbeit gilt auch Trägern und Kolleg_innen in anderen Feldern und Regionen als wichtiger Partner für die Entwicklung und Qualifizierung eigener Handlungskonzepte. Die Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen nutzt die Kompetenz im Rahmen der Ausbildung der polizeilichen Jugendbeauftragten und Kontaktbereichsbeamten. Seit dem Jahr 2006 vertritt Andrea Müller das Land Bremen im wissenschaftlichen Beirat der Clearingstelle Rechtsextremismusprävention im Justizministerium des Landes Niedersachsen und im niedersächsischen Beratungsnetzwerk. Jugendämter, Kommunen, Initiativen, freie Träger aus allen Teilen der Bundesrepublik fragen das LidiceHaus an für Fortbildungen und die Beratung ihrer eigenen Mitarbeiter_innen und Teams. Das Bündnis www.Rote-Bunte-Karte.de Nach der großen Resonanz auf die Veröffentlichung der Roten Karte gegen Rechts und der Bunten Karte für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit wurden die Workshops mit Jugendlichen fortgesetzt. Inzwischen konnten weit über 20 von Jugendlichen entwickelte Motive in einer Auflage von ca. 250.000 Gratispostkarten veröffentlicht und verteilt werden und dazu eine Plakatserie öffentlich vorgestellt werden. Im Herbst 2010 wurden zwei Workshopwochenenden – mit Fördermitteln des Lokalen Aktionsplan Vielfalt Bremen – unter dem Stichwort gewitzt gegen Rechts durchgeführt. In einer Postkartengruppe wurden satirische Motive zum Druck vorbereitet. Erstmalig wurde in den Workshops auch mit dem Medium Video gearbeitet. Auf einer DVD sind 4 Beiträge nach Ideen der Jugendlichen zusammengestellt, ergänzt um Postkartenmotive und Materialien zur Zusammenarbeit im Bündnis Rote Bunte Karte. Die Workshops wurden zur Frage: Wie geht es mit Humor gegen Rechts? tatkräftig unterstützt von Pago Balke, Filmemacher und Regisseur, und Til Mette, Karikaturist und Zeichner. Für die Filmproduktion wurde bewusst ein professionelles Filmemacher_innenteam und, ergänzend zu den Jugendlichen, Schauspieler_innen des Theaterlabors Bremen eingeladen. Die Videoclips sind bei youtube unter dem Stichwort „gewitzt gegen Rechts“ zu sehen, Clips und Postkarten stehen auf der Homepage des Bündnisses als download zur Verfügung oder können bei uns bestellt werden. Link: www.rote-bunte-karte.de Politische Bildung als Prävention gegen Rechtsextremismus? Modernisierte rechtsextreme Organisationen treten in vielfältigen Strategien insbesondere an Jugendliche heran, versuchen sie für ihre Ziele zu gewinnen und zu instrumentalisieren. Schulhof-CD’s, Internetauftritte, Kameradschaftsabende, Aufmärsche, Flugblätter, Schulungsabende mit Partycharakter in abgelegenen Gasthöfen, Lifestyle-Accessoires, Konzerte an geheimen Orten, über Handymitteilungen konspirativ verbreitet, schaffen eine Erlebnis- und Abenteueratmosphäre, die insbesondere auf eine Vielzahl männlicher Jugendlicher attraktiv und anziehend wirken. Der Versuch jugendliche Sympathisant_innen ausschließlich mithilfe von politischer Bildung und Aufklärung gegen diese Erlebnis-

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angebote immunisieren zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Rechtsextreme richten ihre Angebote gezielt auf die Sehnsüchte und psychologisch, jugendkulturelle Anliegen und Suche nach Anerkennung und Zugehörigkeit. Politische Bildung ist – und bleibt – ein wichtiges Element der Auseinandersetzung mit steigendem Rechtsextremismus. Rechtsextreme gerieren sich als die, die sich scheinbar als einzige um die Anliegen Jugendlicher ernsthaft bemühen. Eine Bildungsarbeit, die diese Modernisierung wirksam thematisieren will, kommt mit der historischen Aufklärung alleine nicht aus, sondern sie muss zentral an den Lebenswelten Jugendlicher ansetzen. Rechtsextremismusprävention kann nur gelingen, wenn sie die Existenznöte und Anliegen Jugendlicher ernsthaft analysiert und Angebote im Rahmen der demokratischen Gesellschaft entwickelt, die Jugendlichen eine erlebbare Perspektive des Engagements und der Zukunftssicherung vermitteln können. Eine Bildungsarbeit, die die Alltagserfahrungen und kritischen Fragen Jugendlicher ausblendet zugunsten von historischer Information und Aufklärung, zielt an den Fragen Jugendlicher vorbei und verliert gegenüber den Adressat_innen an Bedeutung und an Glaubwürdigkeit.

Zur Auseinandersetzung mit rechtsextremen Geschäftswelten und Kundgebungen der Rechtsextremen in Bremen In einem Brief an bremische Makler wirbt die NPD um Unterstützung bei der Gründung einer Landesgeschäftsstelle in Bremen. In Zusammenarbeit mit dem Bündnis Ladenschluss, dem Stephaniebündnis, der Hauseigentümergemeinschaft Haus und Grund Bremen und der City-Initiative Bremen ist es gelungen, eine gemeinsame Bremer Erklärung zu formulieren, in deren Mittelpunkt Verträge und Immobiliennutzungen durch Rechtsextreme stehen. Diese – in der Zusammensetzung ihrer Urheber – beispielhafte Intiative und Erklärung trägt der steigenden Anzahl von Gewerbebzw. Geschäftseröffnungen aus dem rechtsextremen Spektrum Rechnung. Inzwischen haben viele weitere Organisationen sich als Unterzeichner angeschlossen. Für den 1. Mai 2011 hat die NPD ihre zentrale Wahlkundgebung und einen sozialpolitischen Kongress in Bremen angemeldet. Das LidiceHaus gehört als Mitaufrufer zum Kreis der Initiativen und Organisationen, die ein klares und demokratisches Signal Keinen Meter breit für Nazis in Bremen senden werden.

Andrea Müller

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Vom Vor_ankommen des ServiceBureau Jugendinformation Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Helmut Schmidt

Ankommen: Das heißt für uns, sowohl inhaltlich als auch personell, in den letzten zwei Jahren eine konstante Entwicklung vollzogen und uns als Team gut zusammen gefunden zu haben... Ankommen heißt aber für uns nicht, uns nun zur Ruhe zu setzen, sondern beinhaltet eher nach den arbeitsreichen letzten Jahren nun auch einmal inne zu halten, den momentanen Stand der Dinge kritisch reflektieren und gemeinsam neue Pläne zu schmieden. Vorankommen heißt in diesem Zusammenhang deshalb auch das Gegenteil von Stillstand... wir bauen Arbeitsbereiche aus, setzen uns neue Ziele, haben Visionen. Ein bedeutender deutscher Politiker hat den Ausspruch „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ geprägt, der Meinung sind wir nicht! Wir halten Visionen eher für die Triebfedern des Vorankommens! Sowohl unsere bisherigen Aktivitäten als auch unsere zukünftigen Vorhaben, Ideen und Visionen möchten wir Ihnen im Folgenden gerne näher vorstellen. Medienpädagogik An einem Sonntagabend am Ende der Weihnachtsferien im Jahre 2015 liegt der Winter über dem Land. Nicht irgendwo, sondern in jedem Haushalt fragen die Eltern ihren Teenager: „Hast du schon das mobile internetfähige Schulgerät aufgeladen und deine Federmappe in den Tornister gepackt?“ Alle Jugendlichen haben so ein Gerät, mit dem sie schreiben, rechnen, lesen und weiterführende Informationen im Internet recherchieren können. Im Unterricht, für die Hausaufgaben und in ihrer Freizeit nutzen die Schüler_innen dieses Gerät. Denn nicht nur in der Schule ist ein freies WLAN, sondern auch in den Jugendzentren, im Supermarkt oder im Bus können die Kids ihrer Lust am Lernen, Entdecken und Forschen frönen. Natürlich sind die Erwachsenen auch unterwegs im Internet, erledigen dienstliche Aufgaben und kommunizieren online mit der Familie und Freunden. Sie informieren sich über Urlaubsziele, Freizeitmöglichkeiten wie z.B. Restaurants, Kino und spannende Bücher. Politische Prozesse egal ob in Europa, auf Bundesebene oder im Stadtteil sind transparent im Internet abgebildet und die Wahlberechtigten geben dort ihre Meinung kund. Genauso gestalten die Jugendlichen die (ihre) Zukunft mit. Doch wie kam es dazu? Damals im Dezember, nach der Bundestagswahl 2013, hatte die neue Ministerin für Internet, Information, Kommunikation und politische Transparenz in einer konzertierten Aktion alle relevanten Vertreter der Wirtschaft und Politik zusammengerufen. Sie eröffnete diese Tagung mit den Worten „in den letzten Jahren haben die Enquetekommission des Bundestages, der Dialog Internet des Familienministeriums und der Runde Tisch des Verbraucherministerium gute Vorarbeit gemacht und jetzt sei es an der Zeit zu handeln“. Sie rief die Initiative Deutschland 2015 ist on aus und verpflichtete mit der Bundesregierung alle Ministerien aus Stadt, Land, Bund und rief alle Mitbürger_innen auf, gemeinsam diese Aufgabe 2014 umzusetzen. In Bremen schmunzelten sie ein wenig, denn sie hatten diesen Prozess schon 2010 mit einer Auftaktveranstaltung gestartet. Von der ersten BreMeKo-Tagung (Bremer Medienkompetenz) mit mehr als 100 Personen bis zum Eckpunktepapier zur Bürgerschaftswahl 2011 hatten engagierte und visionäre

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Menschen in sechs unterschiedlichen Arbeitsgruppen einen Standpunkt für Bremen erarbeitet. Eine führende Internetzeitung resümierte im Rückblick im Dezember 2014 in einer Kolumne: • Welche Fragen wurden 2010 gestellt, dass solch innovative Antworten gefunden wurden? • Wie konnten die damals vorherrschenden Ängste zum Umgang mit dem Internet abgebaut werden? • Wie wurden die ängstlichen Menschen, wie Pädagog_innen, Lehrer_innen, Eltern und andere überzeugt, dass eine Zukunft nur mit einem freien Internetzugang für alle möglich ist? • Welche Idee überzeugte, dass die Menschen lieber Schönes und Kreatives mit dem Netz starteten als sich zu gegenseitig zu mobben oder sich zu ekeln? Jugendinformation Vor vielen Jahren, im letzten Jahrtausend, ging die Internetseite www.jugendinfo.de ans Netz. Diese ist inzwischen die älteste aktive Jugendinformationsseite in Deutschland. In den vielen Jahren haben sich die Seite und die Arbeitsansätze stark verändert. Vor 15 Jahren war das Ziel der Jugendinformation Jugendlichen eine Internetseite als Einstiegsportal für die Recherche nach Themenbereichen anzubieten und ihnen ausgewählte und geprüfte Informationen zur Verfügung zu stellen. In der Zwischenzeit sind fast 100 % der Haushalte, in denen junge Menschen leben, im Internet. Die jungen Menschen haben fast alle eine E-Mailadresse und mindestens ein eigenes Profil in einem virtuellen sozialen Netzwerk. Damit verbunden wandelte sich auch der Ansatz der Jugendinformation: Früher stellten wir Jugendlichen relevante Informationen zur Verfügung, heute steht vielmehr die Information über die verantwortliche Nutzung des Internets und der neuen Medien im Vordergrund. Und verstärkt informieren wir Erwachsene/ Multiplikator_innen über die jugendliche Nutzung der neuen Medien. Dabei sind wir auch immer mit dem Ohr am Puls der Zeit und lernen von den Jugendlichen beständig über neueste Trends und Entwicklungen dazu. Das von uns entwickelte Konzept der Expert_innenkonferenz bietet beispielsweise die Möglichkeit des generationsübergreifenden und kooperativen Lernens, bei dem die Jugendlichen als Expert_innen ihrer virtuellen Lebenswelt ihre eigenen Stärken und Kenntnisse im Umgang mit den neuen Medien mit einbringen können. Das Internet und die mobilen Medien fordern ein ständiges gemeinsames Lernen von Jung und Alt und eine Umkehrung des Lerndogmas die Alten bringen den Jungen etwas bei. Mittels Twitter und Facebook hat sich zudem die Verfügbarkeit der Information geändert: die Menschen haben nunmehr nicht nur die Möglichkeit interessante jugendrelevante Informationen von www.jugendinfo.de abzuholen, sondern wir liefern ihnen diese auf ihre Timeline bei Facebook. Dadurch gelingt es noch besser (als z.B. durch Newsletter) Themen und Inhalte aktuell und serviceorientiert für alle Interessierten zur Verfügung zu stellen. Die Informationsküche jugendinfo wurde um einen Lieferservice erweitert!

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Trotz dieser Tendenz haben wir weiterhin konstante Nutzerzahlen bei www.jugendinfo.de. Über den Server und die Datenbank werden beständig auch neue Internetseiten gehostet, beispielsweise www.fobi.jugendinfo.de · www.lidicehaus.de www.vielfalt-bremen.de · www.jugendinfo-gegen-rechts.de www.express-yourself.de · www.jubis-bremen.de www.freiwilligendienste-bremen.de · www.bremerjugendring.de ecetera. Der Server wurde 2010 erneuert, um die vielen Anfragen bedienen zu können, leider ist dieses mit der Datenbank nicht so einfach möglich. Die Entwicklung einer erneuerten Datenbank für www. jugendinfo.de wäre dringend erforderlich, um den aktuellen Anforderungen weiterhin gerecht zu werden. Dieses würde derzeit allerdings leider das Budget des ServiceBureau sprengen. Unsere Vision für das Jahr 2015 können Sie sich an dieser Stelle sicher denken! Auskundschafter? Auskunftschaffer? Die Kolleg_innen des ServiceBureau Jugendinformation verstehen sich nicht nur in der Medienpädagogik und in der Jugendinformation als Späher für die Jugendarbeit in Bremen (siehe Leitbild), sondern versuchen mit den unterschiedlichsten Personen in Bremen zusammen zu arbeiten und neue Positionen zu entwickeln, sie zu überprüfen und zu bewerten und die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. In den Jahren 2009/2010 ist das ServiceBureau auch hier vorangekommen und hat an vielen verschiedenen Arbeitsgruppen und -kreisen teilgenommen und diese teilweise selbst initiiert. Der Arbeitskreis Mediensucht besteht seit mehr als 5 Jahren und wird erfolgreich gemeinsam mit dem Landesinstitut Schule – Prävention und Schule organisiert. Die Arbeitskreise Mobbing, Cyberwork und Schulsozialarbeit bringen viele interdisziplinäre Menschen an den Tisch und gemeinsam lernen sie voneinander und entwickeln Standpunkte. Der Arbeitskreis Digitale Kultur und Schule bringt u.a. die Uni, den Zentralen Elternbeirat, die senatorischen Dienststellen Bildung und Soziales, die Landesmedienanstalt, das Landesinstitut Schule, den Datenschutz, Handelskammer, das ServiceBureau Jugendinformation und viele weitere an einen Tisch. Aus diesen Arbeitstreffen entstehen Fachtage, werden Standpunkte ausgetauscht, Statements verfasst und gemeinsame Arbeitsstandards vereinbart. Das ServiceBureau hat 2009/2010 auf ca. 150 Veranstaltungen u.a. zu der jugendlichen Mediennutzung, die Internetnutzung und soziale Netzwerke referiert. Eingeladen zu diesen Veranstaltungen hatten Eltern, Schulen, Jugendeinrichtungen, Fachverbände Landesund Bundesministerien. Zudem gab es auch in den letzten zwei Jahren viele Presseanfragen, wobei wir nicht mit allen Formaten zusammengearbeitet haben, da wir aus Prinzip alle Reportagen und Dokumentationen, die junge Menschen vor die Kamera zerren, die selber Opfer, Täter, oder computersüchtig sind, ablehnen vgl. www.jugendinfo.de/presse. Mit unseren verschiedenen medienpädagogischen Flyern erreichten wir auch in den letzten zwei Jahren eine ungeahnt große Anzahl an

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Menschen. Der Flyer Cyberbullying ist in inzwischen über 100.000 Mal gedruckt worden. Die anderen Flyer zu den Themen Computersucht, Happy Slapping und Big Brother (schülerVz) haben ebenfalls jeweils eine Auflage von 30.000 Stück. Weiterhin kooperiert das ServiceBureau sehr eng mit der Bremischen Landesmedienanstalt und führte in deren Auftrag ElternMedienkompetenzabende und den E-Learning-Kurs Unterwegs im Web 2.0 – Jugendliche im Mitmachnetz durch. Bei diesem Kurs stand die Auseinandersetzung über die jugendliche Internetnutzung und die damit verbundene Faszination über deren Risiken im Mittelpunkt. Das Medium über das sich die Teilnehmenden fortbildeten war dabei gleichzeitig das Unterrichtsmedium, so dass auf doppelte Weise der Umgang mit den neuen Medien angeregt und trainiert wurde. Aus Oldenburg brachten wir die Idee einen Streitschlichtertag zu veranstalten mit nach Bremen. An einem solchen Streitschlichtertag wurden am 03.09.2010 die Streitschlichter aus allen Bremer Schulen in die Volkshochschule eingeladen und ihr Engagement vom Bürgermeister und dem Polizeipräsident wertgeschätzt. In verschiedenen Workshops hatten die engagierten Jugendlichen anschließend die Möglichkeit, sich zu verschiedenen Themen fortzubilden. Der Streitschlichtertag wurde maßgeblich in Kooperation mit dem Landesinstitut Schule und dem Zentralenelternbeirat entwickelt. Auf Bundesebene haben wir weiterhin am Qualitätsprozess der Jugendinformation mitgearbeitet und eine Qualitäts-Software entwickelt, die im Sommer 2011 auf dem Jugendhilfetag in Stuttgart vorgestellt werden soll. Diese Kooperation findet im Rahmen des Jugendinfonetzes www.jugendinfonetz.de statt, welches unter anderem durch die heterogene Zusammenarbeit und durch die Qualifizierungsmaßnahme zur Fachkraft für Jugendinformation weiter wächst. An der Qualifizierungsmaßnahme haben wir als Organisatoren und auch dozierend mitgewirkt. Im Rahmen des neuen Kooperationsverbundes zum Projektes Draufhaber.TV, das im Wesentlichen von der Universität Bremen geplant wird, haben wir 2010 einen medienpädagogischen Workshop zu Youtube entwickelt und diesen an einigen Bremer Schulen angeboten. In den nächsten zwei Jahren werden wir in diesem Projekt in Kooperation mit der Universität Bremen und dem Verein für akzeptierende Jugendarbeit (VAJA e.v.) mit jungen Menschen niedrigschwellig Filme/Handyclips drehen, in denen diese zeigen, was sie draufhaben. Diese Handyclips können die Jugendlichen unter anderem für ihr Bewerbungsportfolio nutzen und so gerade Kompetenzen, die in einer schriftlichen Bewerbung schwer vermittelbar sind, präsentieren. Auch die Erstellung von Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Plakate) von Draufhaber.TV gehört mit zu den übernommen Aufgaben im Projekt. Internationale Jugendarbeit Noch weiter in die Zukunft gedacht: Wir schreiben das Jahr 2020, der Prozess der Europäischen Integration ist mittlerweile auf die noch recht jungen Demokratien im Nahen Osten und der arabischen Welt ausgeweitet worden, die sich im Verlaufe des Jahres 2011/2012 durch große Protestbewegungen neu gegründet haben. Die Globalisierung schreitet unaufhörlich voran, die damit verbundenen sozialen Folgen konnten durch einen stärkeren Einfluss der Entwicklungsländer auf die Industrienationen glücklicherweise abgemildert

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werden. Langsam aber stetig wandelt sich das Bewusstsein bei einem Großteil der Bürger in den G8-Nationen, dass sie deutlich noch stärkere Anstrengungen für eine gerechtere Verteilung von Wohlstand und Bildung unternehmen müssen, um (auch zukünftig) in einer friedvollen Welt leben zu können. Dieser gesellschaftliche Wandel wurde unter anderem durch den neu eingerichteten internationalen Freiwilligendienst (IFD) unterstützt, der es jedem deutschen Jugendlichen unabhängig von Bildungsstand, sozialer Herkunft und finanziellen Ressourcen ermöglichte, einen freiwilligen, einjährigen Dienst in einem anderen Land zu absolvieren. Im Gegenzug für jeden ins Ausland entsendeten deutschen Jugendlichen wurde mit Hilfe von eigens eingerichteten Stipendien der Aufenthalt eines ausländischen Jugendlichen in der Bundesrepublik ermöglicht. Durch dieses breit angelegte, beiderseitige Austauschprogramm gelang es, viele Menschen für die Lebensbedingungen, die Armut und den Alltag in den Entwicklungsländern zu sensibilisieren und verstärkte Anstrengungen für den Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu mobilisieren. Aber auch innereuropäisch hat dieser neue, von der Bundesregierung als Vorreiter initiierte, Freiwilligendienst die Sensibilisierung für die gleichgewichtige und gerechte Ressourcenverteilung unterstützt. Wobei bei all diesen Ausführungen die Bundesrepublik nur eine untergeordnete Rolle in der Wahrnehmung eines jeden EU-Bürgers darstellte: Die eigene Definition und Verortung der European Citizens hatte sich im Laufe der Jahre durch die zunehmende Identifikation der Bürger mit Europa hin zu einem nicht mehr an Nationalstaaten orientierten Selbstbild gewandelt und ein zunehmendes WIR-Gefühl als EU- oder auch Weltbürger nach sich gezogen. Rassismus, die Benachteiligung und Ausgrenzung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind im Zuge dieser Entwicklung ebenfalls sowohl in der EU als auch den Mitgliedsstaaten nur noch marginale Probleme. Durch den in Deutschland begonnenen Ausstieg aus der atomaren Energiegewinnung und den damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien konnten zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dieses hatte für die anderen EU-Mitgliedsstaaten sowie umliegende Länder eine Vorbildfunktion gerade in Hinblick auf die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Die Schaffung von Millionen neuer Stellen konnte die soziale Spaltung der (europäischen) Gesellschaft verhindern, was ebenfalls zum Abbau von Konkurrenzdenken, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus beigetragen hat. Gerade die breit angelegte Förderung von Maßnahmen der Internationalen Jugendarbeit (wie Schüler- und Jugendaustausche,

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Freiwilligendienste, Workcamps etc.) bei denen Themen wie Umwelt, der Abbau von Diskriminierungen und die Entwicklung eines Europäischen Bewusstseins im Vordergrund standen, konnte diese positive Entwicklung eingeleitet werden.

Eine schöne Welt! Doch wie ist es dazu gekommen? Sicherlich reichen die bisherigen Aktivitäten und Arbeitsansätze des ServiceBureau Jugendinformation im Arbeitsbereich der Internationalen Jugendarbeit dafür nicht einmal ansatzweise aus ... doch erste kleine Schritte haben wir gewagt: Europäischer Freiwilligendienst 2009 haben wir nun jährlich stattfindende Netzwerktreffen zum Europäischen Freiwilligendienst (EFD) initiiert, bei denen sich alle in Bremen und Bremerhaven aktiven Entsende- und Aufnahmeorganisationen in den letzten zwei Jahren mit der Frage, wie benachteiligte Jugendliche besser in den EFD integriert werden können, auseinandergesetzt haben. Momentan haben nur wenig benachteiligte Jugendliche generell den Zugang zu Auslandsaufenthalten, nur wenige Programme schließen sie explizit mit ein und sind auf ihre Bedürfnisse abgestimmt (z.B. keine Kosten, Sprachkenntnisse keine Voraussetzung, etc.). Obwohl die benachteiligten Jugendlichen beim Europäischen Freiwilligendienst bereits explizit mit einbezogen werden sollen, gibt es in der Praxis bisher nur wenige Projekte, die diesen Anspruch in die Praxis umsetzen. Daher steht für uns momentan die Unterstützung aller Aufnahme- und Entsendeaktivitäten mit diesem Fokus im Vordergrund. Das ServiceBureau Jugendinformation begleitet alle in dem Bereich tätigen Organisationen hinsichtlich der Akkreditierung, Antragstellung, Durchführung und Nachbereitung besonders intensiv. Internationale Jugendbegegnungen Auch im Bereich der Teilnahme an Internationalen Jugendbegegnungen sind benachteiligte Jugendliche und/oder Jugendliche mit Migrationshintergrund deutlich unterrepräsentiert. Um hier entgegenzuwirken haben wir vom ServiceBureau aus gezielt Projekte bei denen Jugendliche mit Migrationshintergrund und/oder benachteiligte Jugendliche integriert sind, unterstützt. Hierzu wurden Kontakte zu Einrichtungen, die mit diesen Jugendlichen arbeiten, ausgebaut und für die dort arbeitenden Multiplikator_innen Infotreffen, bei denen Förderungsmöglichkeiten in der internationalen


Jugendarbeit vorgestellt wurden, veranstaltet. Dieses Engagement entspringt nicht nur einem Beteiligungs- und Gleichberechtigungsgedanken, sondern gerade die Jugendlichen mit Migrationshintergrund profitieren von der Teilnahme an internationalen Jugendbegegnungsprojekten besonders, da sie in besonderer Weise ihre Kompetenzen und Ressourcen (wie beispielsweise Sprachkenntnisse) einbringen können. Zudem tragen die internationalen Begegnungsprojekte auch zur Integration in Deutschland bei, da die Jugendlichen in der Rolle als Botschafter von Deutschland und seinem Lebensalltag erlebt werden. Diese Rolle, ein ganz selbstverständlicher Teil der deutschen Gruppe zu sein, ist eine Erfahrung, die ihnen bei rein lokalen Projekten nicht zugesprochen wird. Ein Jugendbegegnungsprojekt stach 2009 hierbei durch seine Intensität heraus: Das internationale Jugend-Circus-Festival wurde unter dem Motto Bridges for Youth gemeinsam mit Bremer Jugendcircusgruppen und Jugendlichen aus Schweden, Belgien, Lettland, Frankreich und Palästina veranstaltet. Das gemeinsame Brückenbauen nicht nur untereinander, sondern auch zu jugendlichen Flüchtlingen, stand dabei im Mittelpunkt und war Dreh- und Angelpunkt für verschiedene Workshops. Auch hier ging es darum den Blick auf diejenigen in der Gesellschaft zu richten, die so oft ausgegrenzt und nicht wahrgenommen werden. Internationale Fachkräftebegegnungen Vom ServiceBureau wurden 2009 und 2010 verschiedene Fachkräftebegegnungen organisiert. Dabei lag der Fokus ebenfalls auf Ländern, zu denen viele Bremer Jugendliche mit Migrationshintergrund familiäre Bezüge haben (Russland und Türkei). Hier konnte in den vergangenen zwei Jahren eine gute Grundlage für eine weitergehende und beständige Kooperation mit den russischen (St. Petersburg und Petrosawodsk) und türkischen Partnerorganisationen (Istanbul) gelegt werden. Aus ersten Besuchen, bei denen das gegenseitige Kennenlernen der Arbeit der Partnerorganisationen und der Strukturen der Jugendarbeit in Russland und der Türkei im Vordergrund stand, haben sich nun inhaltlich anspruchsvolle Projekte und weitere gemeinsame Fortbildungen entwickelt. Auch neue Kooperationspartner wurden gefunden. So haben wir 2010 das deutsch-russisch-estnische Projekt Spielen verbindet realisiert, bei dem gemeinsam viele Kennenlern-, Bewegungs- und Kooperationsspiele sowie erlebnispädagogische Übungen praktisch erprobt wurden. Aus diesem großen Fundus an Methoden und Übungen soll nun eine deutsch-russische Publikation erstellt werden, die die Spielanleitungen auch einem größeren Kreis an Interessenten zugänglich macht. 2011 ist darüber hinaus geplant, gemeinsam mit weiteren Bremer Kooperationspartnern, eine deutsch-türkische Fachkräftebegegnung in Izmir zu veranstalten, bei der Konzepte und Arbeitsansätze zum Übergang Schule – Beruf gemeinsam vorgestellt und reflektiert werden. Beratung und Information Das ServiceBureau Jugendinformation bietet bereits seit vielen Jahren Beratung für Jugendliche an, die Auslandsaufenthalte planen und führt Informationsveranstaltungen an Schulzentren etc. durch. Das diesbezüglich in den letzten Jahren konstant gestiegene Interesse von Jugendlichen, einen Auslandsaufenthalt zu planen, ist ein sehr erfreulicher Trend. Wenn sich im Verlauf der Beratung hinter diesem Wunsch jedoch auch zunehmend Zukunftsängste und die

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Sorge um Konkurrenz bei der Vergabe von Arbeitsplätzen als Motivationsgrund herausstellen, so ist diese Entwicklung mit einem fahlen Beigeschmack behaftet. Nicht bei jedem Jugendlichen steht die Neugier auf andere Lebenswelten, neue Erfahrungen und soziales Engagement im Vordergrund, sondern der bedrückende Versuch sich mit guten Fremdsprachenkenntnissen möglichst gute Startchancen ins Berufsleben zu sichern. Dieses ist sicherlich ebenso kritisch zu sehen wie die bisher zu geringe Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze im Freiwilligendienst (im Gegensatz zu vielen Interessenten). Auf unsere Vision sei an dieser Stelle verwiesen... Zweimonatlich erscheint auch weiterhin der Newsletter MOBIL, der über aktuelle Entwicklungen, Förderungsmöglichkeiten, Fortbildungen und Arbeitsmaterialien rund um die internationale Jugendarbeit informiert. Zudem bietet der Katalog Kinder- und Jugendreisen, der alljährlich vom ServiceBureau Jugendinformation herausgegeben wird, Jugendlichen und ihren Eltern ein breites Angebot an Möglichkeiten, sich über Reiseangebote zu informieren. Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringen finanziellen Spielräumen können darin speziell bezuschusste Reiseangebote finden, und ihre Eltern sich über Zuschussmöglichkeiten, insbesondere der Daniel-Schnakenberg-Stiftung (deren Verwaltung ebenfalls beim ServiceBureau angesiedelt ist) informieren. Erstmals seit langer Zeit ist es uns dabei 2011 gelungen, den Druck des Kinder- und JugendreisenKataloges komplett aus eingeworbenen Anzeigenschaltungen zu finanzieren.

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Europäisches Jugendkonzept Im Land Bremen wurde auf Initiative der Bremischen Bürgerschaft im Frühjahr 2010 die Entwicklung eines Europäischen Jugendkonzepts beschlossen. Dieses soll behördenübergreifend und partizipativ mit relevanten Akteuren der bremischen, europabezogenen Jugendarbeit erstellt werden. In diesen Prozess bringt sich auch das ServiceBureau Jugendinformation mit ein. Qualitätsentwicklung Das ServiceBureau Jugendinformation beteiligt sich am Prozess der Qualitätsentwicklung der Jugendbildungsstätte LidiceHaus und wird sich gemeinsam mit diesem im LQW-Verfahren 2011/2012 zertifizieren lassen. Im Zuge erster Arbeitsschritte wurde dabei ein Leitbild entwickelt, das folgende Grundsätze unserer Arbeit beschreibt: • Wir nehmen Jugendliche ernst • Unsere Informationen sind jugendgerecht • Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten • Wir sind schneller als Probleme • Wir bauen Brücken • Wir sind ein Knoten in einem großen Netz • Wir geben alles und wollen mehr • Detailliertere Erläuterungen, welche Ideen, Grund- und Arbeitsansätze sich hinter diesen Schlagworten verbergen können Sie unter http://servicebureau.de/about.php einsehen. Dort steht das Leitbild als Download zur Verfügung.

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Zu guter Letzt Gerade den Punkt Wir sind ein Knoten in einem Netz möchten wir an dieser Stelle jedoch noch einmal aufgreifen und uns an dieser Stelle für die vertrauensvolle, fruchtbare und engagierte Zusammenarbeit bei allen Kooperations-Partnern bedanken. Ohne euch wäre das ServiceBureau ein einsamer Satellit, erst ihr macht uns zu dem Aktivitätszentrum, das wir sind. Und auch der Grundsatz Wir geben alles und wollen mehr macht natürlich gerade in Bezug auf das Anfangszitat Sinn: Wir wünschen uns weiter Veränderung, ein Vorankommen, ein Weiterdenken des bisher Bestehenden. Wir freuen uns an dieser Stelle auch weiterhin auf den anregenden, streitbaren und bereichernden Dialog mit euch, so dass die Visionen auch eine Chance haben Realität zu werden! Gaby Benckert, Sabine Heimann, Markus Gerstmann und Lena Dittmer

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Unsere Kooperationspartner in der Bildungsarbeit – eine Auswahl

Kooperationspartner in Bremen

• Amt für Soziale Dienste Bremen • Amt für Jugend Bremerhaven • Arbeitnehmerkammer Bremen • Arbeitskreis Geschichtspfad beim Beirat • Neustadt • Arbeitskreis Jungenarbeit • Arbeitskreis Mädchen in Bewegung • Arbeitskreis Mädchenpolitik • Arbeitskreis Straßensozialarbeit Bremen/ • nördliches Niedersachsen • ARGE – Gemeinschaftsverpflegung/ • Akademie Überlingen • Axent – Agentur für Werbung und • Öffentlichkeitsarbeit, Bremen • Bildungsgemeinschaft Arbeit und Leben, • Bremen • Bremer Agentur für Arbeit • Bremer JungenBüro e.V. • Bremer Sportjugend • Bündnis Rote-Bunte-Karte Bremen/ • Niedersachsen • Bündnis: Keinen Meter breit – • kein Nazi-Aufmarsch in Bremen • Bündnis Ladenschluss • DGB-Jugend Bremen • Fachstelle für Gewaltprävention Bremen • FanProjekt Bremen – • Werderfans gegen Diskriminierung • Gesamtschüler_innenvertretung Bremen • Haus der Zukunft Lüssum • Jugendhütte Kamphofer Damm • Jugendzentren Friese, Lesum, • Oslebshausen, Vahr, • Jugendhaus Buchte • LFI Bremerhaven • Lidice Initiative Bremen • LIS – Landesinstitut für Schule, Gesundheit • und Suchtprävention • Mädchenkulturhaus • Mädchentreff Gewitterziegen • Mädchentreff Huchting • MBR-Berlin – Mobile Beratung gegen • Rechtsextremismus in Berlin • Migrantinnenrat • Netzwerk Internationale Jugendarbeit • Ortsämter Bremen-Lesum, Blumenthal, • Vegesack und Ortsamt Neustadt – • Jugendforen • Präventionsrat Bremen-Nord • Pro aktiv gegen Rechts – Mobile Beratung • in Bremen und Bremerhaven

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Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales Senator für Bildung und Wissenschaft Bremen Stadtschüler_innenrat Bremerhaven Sozialer Friedensdienst Bremen Susanne Reinhardt, Kommunikation und Management Urte Mücke, b.sticht, visuelle Kommunikation Verein Erlebnispädagogik und Jugendarbeit (vej.) Verein zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit (VAJA e.V.) Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. Zentrum für schülerbezogene Beratung, LIS, Bremen ZEBB, Zentrum für soziale Beratung und Bildung, Hochschule Bremen Zentralstelle für die Gleichberechtigung der Frau Bremen und Bremerhaven

Schulkooperationen

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Albert-Einstein-Schule Gesamtschule Mitte Gesamtschule West Integrierte Schule an den Sandwehen Integrierte Stadtteilschule am Leibnizplatz Integrierte Stadtteilschule Johann-Heinrich-Pestalozzi Schule in der Vahr Schulzentrum Findorff Schulzentrum Koblenzer Straße Schulzentrum Rockwinkel Schulzentrum Ronzelenstraße Schulzentrum Schaumburger Straße Wilhelm-Kaisen-Schule Wilhelm-Olbers-Schule Heinrich-Heine-Gesamtschule Bremerhaven Geschwister-Scholl-Schule Bremerhaven


Überregionale und internationale Kooperationspartner

Kooperationen ServiceBureau Jugendinformation 2009/10

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Aktion Courage – Berlin (Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage) Al Tariq, Westbank Alte Schule Neu Anspach Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V. Berlin Arug – Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt, Braunschweig Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus, Niedersachsen Bildungswerk Blitz – Jugendbildungsstätte Hütten Bundesarbeitsgemeinschaft Straßensozialarbeit e.V., Gelnhausen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin Clearingstelle zur Prävention von Rechtsextremismus, beim Landespräventionsrat Niedersachsen Culture et Liberté, Frankreich Deutsch-französisches Jugendwerk Deutsch-polnisches Jugendwerk Forum ziviler Friedensdienst, Bonn Gender Institut Hamburg Gsub Berlin – Gesellschaft für Soziale Unternehmungsberatung Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., Berlin Givat Haviva, Israel Hochschule Bremen, Fachbereich Sozialwesen Hochschule Esslingen, Fachbereich Sozialwesen IJAB – Internationaler Jugendaustauschund Besucherdienst, Bonn Internationales Begegnungszentrum, Bethlehem Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld Landespräventionsrat Niedersachsen Municipality of Haifa/Israel Palestinian Circus School, Jerusalem WABE e.V. Verden/Nienburg – engagiert für Demokratie und Zivilcourage Willi-Brandt-Zentrum, Jerusalem Stiftung die schwelle Stiftung Begegnung – deutsch-palästinensisches Jugendwerk

Senatorin für Arbeit, Frauen, Jugend, Gesundheit und Soziales Amt für Soziale Dienste Bremen Landesinstitut für Schule Jugendinfonetz Arbeitskreis Qualitätsentwicklung in der Jugendinformation Arbeitskreis Schulsozialarbeit Arbeitskreis Cyberwork Arbeitskreis Mobbing Arbeitskreis Digitale Kultur und Schule JanKo-Netzwerk Jugendinformation Arbeitskreis Mediensucht in Bremen Bremische Landesmedienanstalt Bremer Volkshochschule ZentralElternBeirat Bremen Eurodesk Netzwerk DFJW Jugend für Europa Bremer Jugendring EuropaPunktBremen Beratungs- und Bildungszentrum Gewitterziegen e.V. Naturfreundejugend Bremen – Jugendhaus Buchte Sozialer Friedensdienst Bremen Netzwerk zum Europäischen Freiwilligendienst (EFD) Bremen Zahlreiche Bremer Schulen und Jugendeinrichtungen

Das LidiceHaus ist seit 1988 aktives und eingetragenes Mitglied im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V., Berlin

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Qualifizierung in Beschäftigung Hauswirtschaft, Küche und Hausmeisterei der Jugendbildungsstätte arbeiten unter der Leitung von Herrn Schu (Küchenleiter), Herrn Salewski (Hausmeisterei) und Frau Horn (Hauswirtschaftsleiterin). Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Bereichen, die zum Teil aus unterschiedlichen Programmen (EGZ, Entgeltvariante und Injob) gefördert werden, sind im Schichtdienst 7 Tage die Woche tätig. Diese Mitarbeiter_innen, die oft jahrelang auf Grund Ihrer persönlichen Lebensgeschichte und nur gering vorhandener beruflicher Qualifizierung kaum Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, werden im LidiceHaus praxisnah qualifiziert. Sie arbeiten zunächst 25 Stunden in der Praxis und werden zusätzlich extern 5 Stunden durch die Akademie Überlingen in Küchenfachkunde und Bewerbungstraining unterrichtet. Zudem bieten wir den Mitarbeiter_innen hausinterne Schulungen an. Diese erfolgen z.B. im Bereich: Nutzung von Reinigungsmitteln und geeigneten Reinigungsgeräten, Reinigung und Bearbeitung von unterschiedlichen Bodenbelägen sowie Training im Umgang mit unterschiedlichen Gastgruppen und Entwicklung von Schlüsselqualifikationen, wie z.B. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit.

Neu im Team waren Mitarbeiter_innen, die uns von der bras e.V. (Bremer Arbeitslosenselbsthilfe e.V.) und vom Förderwerk vermittelt wurden und seit einem Jahr unterstützt uns ein Praktikant vom Martinshof in der Küche. Die mit uns kooperierenden Beschäftigungsträger schätzen vor allem die praxisnahe Qualifizierung. Viele Mitarbeiter_innen aus Küche und Hausmeisterei identifizieren sich in hohem Maße mit unserem Haus und engagieren sich teilweise über das Geforderte hinaus. Vielfach entsteht auch der Wunsch, bei uns weiter beschäftigt zu werden. In den Jahren 2009/10 hatten wir insgesamt 12 Beschäftigte mit sogenannten Injob-Verträgen in der Küche und 5 Beschäftigte in der Hauswirtschaft. Leider blieben im Durchschnitt 3 Plätze, insbesondere in den Bereichen Hauswirtschaft und Küche, nicht besetzt. Aus diesem Personenkreis konnten wir 6 Mitarbeiter_innen auf der Basis der so genannten Entgeltvariante für ein Jahr weiterbeschäftigen. Außerdem konnte 1 Mitarbeiter aus der Küche auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden, 1 Mitarbeiterin aus der Hauswirtschaft wurde bei uns als 400-Euro-Kraft angestellt.

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Um die Qualität des Hauses auch aufgrund der extrem gestiegenen Auslastung mittel- und langfristig zu sichern, sind wir auf engagiertes und zuverlässiges Personal in allen Bereichen angewiesen. Von daher haben wir eine Mitarbeiterin als Vorarbeiterin fest angestellt und greifen zu Spitzenzeiten auf weitere 400-Euro-Kräfte zurück. Nicht zuletzt bilden wir auch seit 2009 zur Hauswirtschafterin aus. Seit dem 01.08.2009 ist Finja Wilke in unserem Betrieb als Auszubildende tätig. Die Ausbildung besteht aus Grund- und Fachbildung und dauert drei Jahre. Vermittelt werden Fertigkeiten und Kenntnisse zur hauswirtschaftlichen Versorgung und Betreuung von Menschen, wie zum Beispiel: • • • • • • • • • •

Ermittlung von Bedarf und Ansprüchen der zu versorgenden Personen Speisezubereitung und Service Vorratshaltung und Warenwirtschaft Angebotsermittlung und Kostenplanung Beurteilen und Planen von Betriebseinrichtungen Gestaltung und Pflege von Räumen und Wohnumfeld Medienkompetenz Persönlichkeitsbildung Personenorientierte Gesprächsführung

Verlässliche Mitarbeiter_innen sind unverzichtbar für die Bereitstellung eines guten Service im laufenden Betrieb der Jugendbildungsstätte. Gute Raum- und Essensqualität, Freundlichkeit und Flexibilität der Mitarbeiter_innen werden von vielen Seminargruppen im Haus besonders gelobt. In den letzten beiden Jahren sind auch zwei Zivildienstleistende in den Arbeitsbereichen Küche, Hauswirtschaft, Hausmeisterei und Büro eingesetzt worden. Dieser Dienst läuft mit der Entscheidung, den Wehrdienst auszusetzen, spätestens zum Ende des Jahres 2011 aus. Von daher müssen wir im Team nach Lösungen suchen, die bislang von den Zivildienstleistenden übernommenen Aufgaben auf andere Schultern zu übertragen. Auch die sogenannten Ein-Euro-Jobs werden – politisch gewollt – immer weiter reduziert, so dass es auch in diesem Bereich notwendig wird, über finanzierbare Alternativen nachzudenken. Annette Horn

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Verwaltung

Pädagogische Abteilung

Karl Vennegeerts Geschäftsführer Hauptberuflich stellvertretender Geschäftsführer des Landessportbund Bremen e.V., seit April 2002 zusätzlich in der Geschäftsführung der Jugendbildungsstätte Bremen tätig. • kvennegeerts@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-17

Frank Hubel Zuständig für Finanzen und Verwaltung sowie Personalplanung und Personalsachbearbeitung. Außerdem Ausbilder und QM-Beauftragter des LidiceHauses, Betriebsratsmitglied • fhubel@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-15

Martina Hoburg Sekretariat Koordinierung der Seminar- und Veranstaltungsplanung, Planung und Überwachung der Belegung • lidice@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-12

Katharina Soyka Bürokauffrau Schwerpunkt Buchhaltung • lidice@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-11

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Andrea Müller Dipl. Sozialarbeiter Zusatzausbildungen: Projektmanagement und Beratung, Supervision (2003) Schwerpunkte: Strategien des modernisierten Rechtsextremismus, zur Bedeutung von dresscodes und lifestyle-Elementen, Fortbildungen und Beratung zu Rechtsextremismus als Themenstellung in Jugendarbeit und Gesellschaft, Partizipationsmöglichkeiten Jugendlicher; Teamberatung und Entwicklung, Elternberatung, Lokaler Aktionsplan Vielfalt Bremen, Rote Karte gegen Rechts • amueller@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-13

Anne Dwertmann Dipl. Pädagogin Schwerpunkte: Demokratieentwicklung gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung: Gedenk- und Erinnerungsarbeit, Beteiligung von Jugendlichen zur Förderung selbstverantwortlichen und demokratischen Handelns. • adwertmann@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-23

Anette Klasing Dipl. Sozialpädagogin Schwerpunkte: Mädchenarbeit, Geschlechtsbezogene Pädagogik, Interkulturelle und Internationale Bildungsarbeit, Friedenspädagogik. • aklasing@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-14

Alexander Sott Dipl. Sozialpädagoge Zusatzausbildungen in den Bereichen Genderkompetenz, Systemische Beratung und als Kletterund Ropes Course Trainer. Schwerpunkte: Gesundheit, Bewegung und Erlebnispädagogik • asott@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-19


Bewirtschaftung

ServiceBureau Jugendinformation

Harald Schu Küchenleiter u.a. auch zuständig für die Anleitung und Qualifizierung der Mitarbeiter_innen in der Küche. Vertretung der Hauswirtschaftsleiterin. • service@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-20

Annette Horn Hauswirtschaftsleiterin Leitung und Koordination der Hauswirtschaftsleitung. Anleitung und Qualifizierung der Mitarbeiter_innen in Hauswirtschaft und Küche. Zuständig für die Raumplanung. Vertretung der Küchenleitung. • service@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-29

Lena Dittmer Dipl. Pädagogin Leiterin des ServiceBureau Jugendinformation Jugendmobilitätsberatung • dittmer@jugendinfo.de • Fon 0421 - 330089-10

Gaby Benckert Verwaltungsangestellte Verwaltung und Buchführung des ServiceBureau und der Bremer Daniel-Schnakenberg-Stiftung • gaby.benckert@jugendinfo.de • Fon 0421 - 330089-11

Angela Özgen Mitarbeiterin in der Hauswirtschaft Betriebsratsvorsitzende

Finja Wilke Auszubildende in der Hauswirtschaft

Frank Salewski Hausmeister Zuständig für technische Wartung, Renovierungsarbeiten und Pflege des Geländes. • fsalewski@lidicehaus.de • Fon 0421 - 69272-18

Sabine Heimann Dipl. Soziologin Jugendmobilitätsberatung, Medienpädagogische Arbeit, E-Learning • heimann@jugendinfo.de • Fon 0421 - 330089-19

Markus Gerstmann Dipl. Sozialpädagoge Betreuung des Landesjugendserver jugendinfo.de Medienpädagogische Arbeit USK-Gutachter Betriebsratsmitglied • gerstmann@jugendinfo.de • Fon 0421 - 330089-15

Jens Brockmann Mitarbeiter in Hausmeisterei und Garten

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Zahlen und Fakten

Auslastung der Einrichtung in Gast- und Eigenseminaren Ein gutes Freizeitangebot um das LidiceHaus und in der Nähe, die ganzjährige Öffnungszeit und nicht zuletzt die Flexibilität und das Engagement unserer Mitarbeiter_innen waren Garanten für eine hohe Auslastung. Seit dem Umzug im August 2007 auf den Stadtwerder stieg die Zahl der Übernachtungen kontinuierlich auf einen neuen Rekord von über 19.600 Übernachtungen in 2010. Allerdings stoßen wir mit diesem Ergebnis an die Grenze des Machbaren, wenn man den Standard und die Qualität halten möchte. Der Standard in den Gästezimmern und Seminarräumen wurde weiter verbessert. Durch die Vielzahl von Sportmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe zum LidiceHaus wurden wir zusätzlich verstärkt von Sportgruppen angefragt, die unser Haus für Wettkampfvorbereitungen nutzten. So hatten wir im Februar 2009 sogar eine Jugendfußballmannschaft aus Neuseeland für 10 Tage zu Gast. Als Jugendbildungseinrichtung, die zugleich – häufig zeitlich parallel – von Erwachsenengruppen frequentiert wird, ist es jedoch nicht immer einfach, allen Wünschen und Forderungen unserer Gäste gerecht zu werden. Deshalb werden seit 2009 erstmalig eigene Seminare mit Schulklassen von Montags bis Freitags alle Betten blockieren, ebenso haben sich einige Gastgruppen zu dieser Belegungsform entschlossen. Der institutionelle und programmfördernde Zuschuss der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales ist die zentrale Grundlage für die Durchführung eigener Veranstaltungen. Darüber hinaus werden einige Veranstaltungen und Seminare aus Modellprogrammen oder Stiftungs-, Bundes- bzw. europäischen Fördermitteln finanziert. Steigende Personalkosten durch Tarifabschlüsse, die zusätzliche Einstellung von Personal sowie allgemeine Kostensteigerungen machten eine Anhebung der Tagessätze für die Teilnahme an unseren Seminarangeboten und für die Buchung durch Fremdgruppen unserer Einrichtung notwendig. Allerdings wurde auch das Verpflegungsangebot noch weiter verbessert, so gibt es zum Beispiel zu jedem Mittagstisch ein großes Salatbuffet. Für alle Gäste, Jugendliche wie Erwachsene, sind seit 2010 Bettwäsche und Handtücher im Tagessatz enthalten. Ebenfalls seit 2010 gibt es ein großes Duschtuch zu den normalen Handtüchern.

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Tagessätze für Unterkunft bei Veranstaltungen mit Übernachtung

Für Jugendliche bis 26 Jahre Für Erwachsene im Doppelzimmer Einzelzimmerzuschlag

2009

2010/2011

Euro 13,00 Euro 22,00 Euro 10,00

Euro 15,00 Euro 25,00 Euro 12,00

Jugendliche werden überwiegend auch in Doppelzimmern untergebracht. Es gibt nur noch 7 Dreibett- und 2 Vierbettzimmer. Alle Zimmer im Haupthaus wie im Gästehaus verfügen über eine eigene Toilette und Dusche. Den Übernachtungsgästen wurde immer ein Gruppenraum mit zur Verfügung gestellt, der nicht extra berechnet wurde. Die Verpflegung kann individuell zusammengestellt werden. So zahlen Gäste z.B. für 4 Mahlzeiten (Frühstücksbuffet, Mittagessen, Kaffee/Kuchen, Abendessen) 25,00 Euro pro Tag. Sobald das Wetter es zulässt, wird von den Gästen gerne der Grillplatz mit dem normalen Abendessen getauscht. Mehrbettzimmer werden kaum noch angefragt. Insofern hat es sich gelohnt, auf Doppelzimmer zu setzen und nur noch 9 Mehrbettzimmer anzubieten. Das LidiceHaus kann 72 Betten, aufgeteilt auf 34 Zimmer, zur Verfügung stellen. Alle sind mit einer eigenen Dusche/WC ausgestattet. Jedes Zimmer kann auch als Einzelzimmer gebucht werden, so dass maximal 34 Einzelzimmer zur Verfügung stehen. Tagesgäste zahlen für einen Gruppenraum bis 12 Personen 60,00 Euro pro Tag. Die Kosten für einen Gruppenraum bis 30 Personen belaufen sich auf 90,00 Euro. Der große Saal kann von Vereinen und Verbänden für 200,00 Euro pro Tag gemietet werden. Die Verpflegung kann hier individuell zusammengestellt werden. So zahlen z.B. Gäste für Vormittagskaffee, Mittagessen und Kaffee/Kuchen am Nachmittag 14,50 Euro. Für bezuschusste Seminare, die vom LidiceHaus für Jugendliche veranstaltet werden, gelten – sofern nicht anders angegeben – folgende Teilnehmer_innenbeiträge:

Wochenseminare Wochenendseminare 3 Tage in der Woche

2009

2010 /2011

Euro 90,00 Euro 37,00 Euro 59,00

Euro 100,00 Euro 45,00 Euro 65,00

Eintägige Fortbildungen für Erwachsene/Multiplikator_innen mit externen Referent_innen werden mit mindestens 35,00 Euro Teilnehmer_innenbeitrag berechnet. Der Preis für mehrtägige Fortbildungen mit oder ohne Übernachtung wird nach Absprache und nach Programmaufwand errechnet. Wir beraten Sie gerne bei Ihren Buchungsanfragen.

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Auslastung im Jahresdurchschnitt Für die pädagogische Arbeit wurden von der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales für 2009 50.647,00 Euro und für 2010 45.000,00 Euro Bildungsmittel (Globalmittel außerschulische Jugendbildung) plus jeweils 5.000,00 Euro Landesmittel zur Verfügung gestellt. Über Projektanträge des pädagogischen Teams und Auftragsveranstaltungen werden regelmäßig in erheblichem Umfang weitere pädagogische Programme ermöglicht und abgesichert: Im Jahre 2009 waren es zusätzlich 91.523,00 Euro und im Jahre 2010 79.560,00 Euro. Hier sind beispielhaft zu nennen: Jugend für Europa, Jugend in Aktion, Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) – Politische Bildung; KJP – Internationale Mittel, Europäisches Programm Jugend; bremische Kinder- und Jugendstiftung, Bundesprogramm Vielfalt tut gut, EVZ European for peace. Martina Hoburg, Frank Hubel, Katharina Sojka

Herkunft von Belegungen 2009 Bremen

52,90 %

Niedersachsen

30,00 %

Nordrhein-Westfalen

10,20 %

übrige Bundesländer

6,90 %

Herkunft von Belegungen 2010 Bremen

53,00 %

Niedersachsen

29,40 %

Nordrhein-Westfalen 12,90 % übrige Bundesländer

52

4,70 %


Belegungsstatistik nach Gruppenstärke

2009

1. Quartal

2. Quartal

3. Quartal

4. Quartal

Summe

Übernachtungen

4.176

5.113

5.500

4.687

19.476

Belegungstage

5.978

7.452

7.652

6.806

27.888

64,44 %

78,04 %

83,03 %

70,76 %

74,07 %

1. Quartal

2. Quartal

3. Quartal

4. Quartal

Summe

Übernachtungen

4.217

4.816

5.201

5.395

19.629

Belegungstage

5.842

6.809

7.041

7.800

27.492

65,08 %

73,05 %

78,52 %

81,45 %

2009

2010

77,00 % 74,70 % 74,70 %

65,00 % 76,80 % 74,10 %

Bettenauslastung

2010

Bettenauslastung

Übernachtungsstruktur

Stammbelegeranteil Bettenauslastung pro Belegungstag Bettenauslastung nach Gesamtkapazität

74,64 %

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Auszüge aus der Bilanz 2009 sowie vor Bilanz 2010

Einnahmen / Zuwendungen * in Euro * ohne ServiceBureau Jugendinformation

SfAFGJuS - Zuschuss zu den Betriebskosten SfAFGJuS - Bildungsmittel Stadt SfAFGJuS - Bildungsmittel Land SfAFGJuS - Zuschuss für Komplettierung Inventar sowie Implementierung eines QM-Systems SfAFGJuS - Kompetenz für Demokratie SfAFGJuS - LAP Koordinierung, Mikroprojekte ÖA, ÖA-Plus SfAFGJuS - Internationale Maßnahmen Incoming und Outgoing (KJP/Land), sonstige Maßnahmen Zuschüsse (Bund, EU, Stiftungen etc.) für Internationale Maßnahmen Incoming und Outgoing AdB e.V. - Bundesmittel Vielfalt tut gut, Projekt Communis AdB e.V. - Bundesmittel BildungsreferentInnenprogramm Zuschüsse aus Beschäftigungsprogrammen (AFA, EGV, §16a Programm etc.) Sonstige Zuschüsse (Beiratsmittel etc.) Erstattung vom Bundesamt für den Zivildienst Fremdbeleger (Erwachsenenbildung) - steuerpflichtig Fremdbeleger (Jugendliche und MultiplikatorInnen) - steuerfrei TeilnehmerInnenbeiträge aus Eigen- und Kooperationsmaßnahmen Energiekostenerstattungen vom Sportamt Sonstige Einnahmen Spendeneingänge Gesamt

Aufwendungen * in Euro * ohne ServiceBureau Jugendinformation

Personal (inkl. der Zivildienstleistenden und den freien MitarbeiterInnen im pädagogischen Bereich) Verbrauch an Lebensmitteln und Getränken Seminarkosten (internationale Begegnungen, weitere) - Incoming und Outgoing Verwaltungskosten (Kopien, Porto, Telefon etc.) / Buchführungskosten / Rechtsanwalt- und Beratungskosten Layout- und Druckkosten Sonstige Abgaben (Werbekosten, Geschenke, Bewirtung, Reisekosten etc.) Raumkosten inklusive der Energiekosten und der Reinigung Versicherungen / Beiträge Kosten des Fuhrparks Reparaturen / Instandhaltung technischer Anlagen / Geräte, Kauf- und Mietleasing Zinsaufwendungen für kurzfristige und langfristige Verbindlichkeiten / Sonstiger neutraler Aufwand Betriebsbedarf / Werkzeuge und Kleingeräte Miet- und Kaufleasing, Sofortabschreibungen Sonstige Aufwendungen (inklusive nicht abzugsfähiger Vst 2009 Euro 28.836 und vor Bilanz 2010 Euro 26.000) Gesamt

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2009

2010

vor Bilanz 305.900,00

3 0 5 .0 0 0 , 0 0

50.647,00

4 5 .0 0 0 , 0 0

5.000,00

5 .0 0 0 , 0 0

0,00

2 0 .0 0 0 , 0 0

49.448,00

2 9 .1 6 0 , 0 0

24.000,00

4 3 .5 0 0 , 0 0

19.165,00

1 7 .7 0 4 , 0 0

29.938,00

3 9 .2 7 1 , 0 0

13.000,00

6 .5 0 0 , 0 0

38.151,00

4 1 .1 3 2 , 0 0

66.751,00

5 5 .8 6 7 , 0 0

5.075,00

400,00

8.066,00

4 .8 1 1 , 0 0

127.208,00

1 3 8 .0 4 8 , 0 0

234.327,00

2 9 7 .8 8 3 , 0 0

106.875,00

63.589,00

15.871,00

1 7 .2 0 0 , 0 0

19.167,00

1 6 .4 8 1 , 0 0

744,00

2.050,00

1.119.333,00

1. 1 4 8 .5 9 6 , 0 0

vor Bilanz 698.643,00

690.926,00

97.456,00

98.181,00

68.730,00

66.663,00

22.193,00

23.820,00

16.532,00

13.571,00

7.927,00

6.708,00

92.279,00

96.580,00

13.659,00

13.315,00

5.475,00

6.383,00

6.647,00

6.417,00

4.701,00

14.596,00

19.566,00

13.892,00

3.518,00

8.540,00

51.086,00

26.225,00

1.108.412,00

1. 085. 817, 00

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Seminare 2009 – Auswahl I

2009

Jan – Sep 2009

Jan – Dez 2009

20. Jan 2009

21. – 23. Jan 2009

23. – 24. Jan 2009

28. Jan 2009

30. Jan – 4. Feb 2009

9. Feb 2009

10. Feb 2009

20. – 21. Feb 2009

26. Feb 2009 27. Feb 2009

Mär 2009

Mär – Apr 2009

2. Mär 2009

11. Mär 2009 13. – 14. Mär 2009

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Wir können es auch selbst Juleica Qualifizierung zur selbständigen Öffnung von öffentlichen Räumen Erlebnispädagogische Teamtage Seminare mit Jugendlichen aus verschiedenen Schulen. Insgesamt 14 Seminare, jeweils 3–5 Tage. Vielfalt tut gut – ohne Angst verschieden sein Seminare mit Jugendlichen und ihren Lehrer_innen aus Bremer Schulen (2009 insgesamt 6 Seminare, jeweils 3 bzw. 5 Tage) Geschichtspfad Langemarckstraße Entwicklung eines Konzeptes der Erinnerungsarbeit. In Kooperation mit dem AK Geschichtspfad Neustadt Rechte Jugendliche – ratlose Eltern 4. Durchgang der Zusatzqualifizierung für Berater_innen 3. Modul einer dreiteiligen Qualifizierung Mitwirkung mit Wirkung Berufsbegleitende Qualifizierung für Mitarbeiter_innen im Arbeitsfeld Schule. In Kooperation mit dem LIS Deutsche Zustände – grenzenlose (Vor)Urteile? Auftaktveranstaltung mit Anna Klein vom Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung Brücken schlagen zwischen Ost und West Eine Deutsch-Russische Fachkräftebegegnung in St. Petersburg und Petrosawodsk Leitlinien Jungenarbeit AG-Gründung zur Erarbeitung von Leitlinien für die Jungenarbeit in Bremen Vortrag beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Berlin zum Thema Datenschutz und Informationsgesellschaft Ohne Rassismus verschieden sein? Critical Whiteness als Chance Fortbildung im Rahmen der Reihe Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Wie umgehen mit Xenophobie, Rassismus, Sexismus, Islamophobie, Antisemitismus, Homophobie? Fördermittel in der internationalen Jugendarbeit Rote Karte gegen Rechts Jugendliche mischen sich ein mit öffentlichen Produkten. In Kooperation mit dem Bündnis Rote Bunte Karte Patenprojekt Qualifizierung für den 8. Jahrgang zur Übernahme von Pat_innenaufgaben in der Schule Wir können auch anders! zweiteiliges Seminar zum Umgang mit Konflikten in einer Wohngruppe. In Kooperation mit DRK Lebenslagen Jugendlicher – Hintergründe rechtsextremer Einstellungsaffinitäten bei Jugendlichen Seminar in Kooperation mit der Hochschule für öffentliche Verwaltung im Rahmen der Ausbildung der Jugendsachbearbeiter der Polizei Bremen Lokaler Aktionsplan Vielfalt Bremen 1. Netzwerktagung Mitwirkung mit Wirkung Berufsbegleitende Qualifizierung für Mitarbeiter_innen im Arbeitsfeld Schule. In Kooperation mit dem LIS


16. Mär 2009 17. Mär 2009

20. – 21. Mär 2009 4. – 5. Mär 2009 5. Mär 2009 19. Mär 2009 Apr 2009

14. Apr 2009 16. Apr 2009 17. Apr 2009 24. – 25. Apr 2009

1. – 9. Mai 2009

6. Mai 2009

8. – 12. Mai 2009 14. – 20. Mai 2009

20. – 23. Mai 2009

20. – 23. Mai 2009 3. Jun 2009

15. – 19. Jun 2009

15. Jun 2009 19. Jun 2009

Dresscodes in der rechten Szene Seminar in Kooperation mit dem SZ Neustadt Was wir zu sagen haben 1. Jugendforum Lüssum – in Kooperation mit dem Präventionsrat Bremen-Nord und dem Beirat Lüssum Vielfalt leben können – eine Kultur des Dialogs ermöglichen Fortbildung zur Förderung der Interkulturellen Kompetenz Jahrestagung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien Auslandsmesse im Berufsinformationszentrum (BIZ) Erstes EFD-Netzwerktreffen Jugend entdeckt Demokratie! Jugendbegegnung der IS Pestalozzi und der Philipp-Reis-Gesamtschule Friedrichsdorf Jugend – wo finden wir sie? Fachtag Jungenarbeit in Bremen – Fachtag zur Jungenarbeit In Kooperation mit dem Bremer JungenBüro e.V. Erlebnispädagogischer Schnuppertag In Kooperation mit dem LIS – Suchtprävention Mitwirkung mit Wirkung Berufsbegleitende Qualifizierung für Mitarbeiter_innen im Arbeitsfeld Schule. In Kooperation mit dem LIS Erziehung, Bildung, Qualifizierung, Kultur – 4 wichtige Säulen für ein gewaltfreies Zusammenleben in einer Zivilgesellschaft Fachkräfteseminar im Internationalen Begegnungszentrum/ Bethlehem (1.Teil) Strategien des modernisierten Rechtsextremismus Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiter_innen der Zivildienstschulen Neue Wege gemeinsam gehen Eine Deutsch-Russische Fachkräftefortbildung in Bremen Erziehung, Bildung, Qualifizierung, Kultur – 4 wichtige Säulen für ein gewaltfreies Zusammenleben in einer Zivilgesellschaft Folgeseminar mit jungen Multiplikator_innen aus dem IBZ im LidiceHaus (2.Teil) Der Blick in die Mitte der Gesellschaft: Gruppenbezogene menschenfeindliche Orientierungen – Aufgabenstellung für die Arbeit der evangelischen Kirche? Veranstaltung im Rahmen des 32. Evangelischen Kirchentages Ort: Musicaltheater Bremen Das ServiceBureau hat einen Stand auf dem Kirchentag in Bremen Anders als man denkt Ausstellungseröffnung der Kunstobjekte des Jugendprojekts mit der Wilhelm Wagenfeld Schule Laufen fair-bindet Veranstaltungen zur Vorbereitung des 3. Bremer Friedenslaufs in Bremer Schulen (3 Veranstaltungen) Leitlinien Jungenarbeit AG zur Erarbeitung von Leitlinien für die Jungenarbeit in Bremen Von virtuellen zu realen Erlebniswelten 4. Erlebnispädagogischer Fachtag und Messe. In Kooperation mit dem ServiceBureau, dem LIS-Suchtprävention und dem VEJ e.V. (Hannover)

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Seminare 2009 – Auswahl II

22. – 24. Jun 2009 23. Jun 2009 25. Jun – 1. Jul 2009

2. – 12. Jul 2009 3. – 25. Jul 2009

29. Jul – 2. Aug 2009 14. Aug 2009

14. – 16. Aug 2009

20. Aug – 30. Sep 2009 Herbst 2009

2. Sep 2009

3. Sep 2009 7. Sep 2009

7. Sep 2009 9. – 11. Sep 2009

11. – 13. Sep 2009

14. Sep 2009

14. – 18. Sep 2009

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Von Barbie und Ken zu Germany’s next Topmodel Ein Seminar mit Jugendlichen der Jugendwohngruppe Friesenstraße 3. Bremer Friedenslauf In Kooperation mit dem Forum ZFD, LSB, BJR Circus Youth overcoming bridges and walls Trinationale Jugendcircus Begegnung mit Jugendlichen aus Bremen, Frankreich und Ramallah (in Kooperation mit Arbeit & Leben Bremen) – anschl. Teilnahme am Internationalen Jugendcircusfestival (2. – 12. Juli) Bridges for Youth Das Internationale Jugend-Circusfestival Kinder – was geht? Dt.-dt. Kinderdorf, in dem Kinder ihr eigenes Dorf bauen und Zusammenleben organisieren. Ein Demokratieprojekt in Kooperation mit der Jugendbildungsstätte Hütten, Thüringen und dem Internationalen Haus Sonnenberg Abenteuertage für Jungen, die von Ausgrenzung betroffen sind In Kooperation mit dem Bremer JungenBüro e.V. Warum werden manche Jugendliche rechts? Workshop mit BewohnerInnen der Jugendwohngemeinschaft Allerhof/Kirchlinteln Erlebnispädagogik in der Bildungsarbeit – Grundlagen, Leitlinien und Ziele Fortbildung für Fachkräfte und MultiplikatorInnen Unterwegs im Web 2.0 E-Learning-Kurs Ohne uns läuft nix Qualifizierung von Schülervertretungen zur Stärkung von Interessenvertretung an Schulen. In Kooperation mit dem LIS und der GSV Bremen Perspektiven zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsextremismus 4. Netzwerktagung im Lokalen Aktionsplan Vielfalt Bremen Streitschlichtertag Bremen Perspektiven zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsextremismus 4. Netzwerktagung im Lokalen Aktionsplan Vielfalt Bremen Jungenarbeit in Bremen – Fachtag zur Jungenarbeit In Kooperation mit dem Bremer JungenBüro e.V. 18. bundesweites PraktikerInnentreffen Jugendarbeit in rechten Szenen Erfahrungsaustausch von MitarbeiterInnen. In Kooperation mit den Hochschulen Bremen und Esslingen und VAJA e.V. Erlebnispädagogik in der Bildungsarbeit – Arbeitsansätze und Methoden in der Auseinandersetzung mit Körperlichkeit und Geschlecht Fortbildung für Fachkräfte und Multiplikator_innen Lebenslagen Jugendlicher – Hintergründe rechtsextremer Einstellungsaffinitäten bei Jugendlichen Seminar in Kooperation mit der Hochschule für öffentliche Verwaltung im Rahmen der Ausbildung der Jugendsachbearbeiter der Polizei Bremen Rechtsextremismus und menschenfeindliche Einstellungen Schüler_innenseminar mit der Heinrich-Heine-Gesamtschule Bremerhaven


17. Sep 2009 24. – 25. Sep 2009

29. Sep 2009

30. Sep 2009

1. Okt 2009 2. – 10. Okt 2009

16. – 18. Okt 2009

29. Okt 2009 2. – 4. Nov 2009

4. Nov 2009 5. Nov 2009 12. Nov 2009 16. – 18. Nov 2009 20. – 21. Nov 2009

27. Nov 2009

1. Dez 2009

7. Dez 2009 7. – 9. Dez 2009 14. – 16. Dez 2009

16. – 18. Dez 2009

Mediensucht 3.0 Fachtag Bremen Grenzenlose Vielfalt – grenzenlose (Vor)Urteile? Wie umgehen mit modernem Antisemitismus? Fortbildung im Rahmen der Reihe Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Wie umgehen mit Xenophobie, Rassismus, Sexismus, Islamophobie, Antisemitismus, Homophobie? Und wir antworten euch… 2. Teil des Jugendforums Lüssum Antworten des Beirats auf die Anfragen der Jugendlichen Grenzenlose Vielfalt – grenzenlose (Vor)Urteile? Wie umgehen mit Islamophobie? Fachtagung im Rahmen der Reihe Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Wie umgehen mit Xenophobie, Rassismus, Sexismus, Islamophobie, Antisemitismus, Homophobie? Expert_innenkonferenz In Kooperation mit der GSM Bremen Mädchen- und Frauenwelten im Wandel der Kulturen Deutsch-türkische Begegnung zwischen Müttern und Töchtern in Ankara Erlebnispädagogik in der Bildungsarbeit – Arbeitsansätze und Methoden in der Auseinandersetzung mit Ausgrenzung und Diskriminierung Fortbildung für Fachkräfte und MultiplikatorInnen Jungenarbeit in Bremen – Fachtag zur Jungenarbeit In Kooperation mit dem Bremer JungenBüro e.V. Rechte Jugendliche – ratlose Eltern 5. Durchgang der Zusatzqualifizierung für BeraterInnen 3 x 3 Tage mit Zertifikatsabschluss, in Kooperation mit der Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt, 1 Termin im 1. Quartal 2010 Jugend ist auf dem Weg Europapolitischer Projekttag Ausgrenzung und Gewalt unter Mädchen Fachtagung für Multiplikator_innen aus der Jugendarbeit Einbeziehung benachteiligter Jugendlicher EFD-Netzwerktreffen Jugendinformationstagung Rote Karte gegen Rechts – Stand up for respect… Kultur und Workshops. In Kooperation mit dem Bündnis Rote Karte gegen Rechts Klausurtagung mit dem Begleitausschuss des Lokalen Aktionsplans Vielfalt Bremen Entwicklung der Perspektiven der Arbeit in 2010 Gefährdetenansprache. Frühe Ansprache rechtsorientierter Jugendlicher – eine Möglichkeit der Frühintervention zu rechtsextremen Karriereverläufen? In Kooperation mit dem LPR und Beratungsnetzwerk Niedersachsen, Ort: Hannover Leitlinien Jungenarbeit AG zur Erarbeitung von Leitlinien für die Jungenarbeit in Bremen Treffpunkt 2010 von Jugend in Aktion Rechte Jugendliche – ratlose Eltern 5. Durchgang der Zusatzqualifizierung für Berater_innen 3 x 3 Tage mit Zertifikatsabschluss, in Kooperation mit der Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt, 1 Termin im 1. Quartal 2010 Qualifizierung zum Informationspädagogen (www.jugendinfonetz.de)

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Seminare 2010 – Auswahl I

2009 und 2010

Jan 2010

Jan – Jun 2010

29. Jan – 4. Feb 2010 13. Jan 2010

25. Jan 2010

Feb – Mär 2010 1. – 3. Feb 2010

8. Feb 2010

8. Feb 2010 15. Feb 2010

24. – 26. Feb 2010

25. Feb 2010

2. Mär 2010 4. Mär 2010 8. Mär 2010

9. – 10. Mär 2010

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Wir können es auch selbst Juleica Qualifizierung zur selbständigen Öffnung von öffentlichen Räumen LebenskünstlerInnen 2.0 Ein Seminar mit Jugendlichen der Gesamtschule Mitte. In Kooperation mit dem LIS/Suchtprävention. Insgesamt 2 Seminare, jeweils 5 Tage. Miteinander lernen – Für eine Schule der Vielfalt Seminare mit Jugendlichen und ihren LehrerInnen aus Bremer Schulen (2 Seminare mit Jugendlichen sowie 2 Fortbildungen für Pädagog_innen) Spielen verbindet Fachkräftebegegnung mit Russland und Estland in Bremen (Teil 1) Den Rechten die Rote Karte zeigen Vortrag und Diskussion mit Jugendlichen aus dem Jugendverband SJD – Die Falken Rechtsextremismus erkennen Seminar mit Erzieher_innen in der Ausbildung In Kooperation mit dem SZ Neustadt Stand up – Konzert gegen Rechts In Kooperation mit VAJA, Buchte, Friese, DGB-Jugend, Schlachthof Rechte Jungs, rechte Mädchen – ratlose Eltern 3. Modul einer Zusatzqualifizierung zur Beratung von Eltern rechtsextremer Jugendlicher. In Kooperation mit der Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Braunschweig) Leitlinien Jungenarbeit Fachtag zur Erarbeitung von Leitlinien für die Jungenarbeit in Bremen. In Kooperation mit dem Bremer JungenBüro e.V. und der Senatorin für AFGJS Informationspädagogen Qualifizierung (IJAB) in Hannover-Springe Der Mythos Langemarck In Kooperation mit dem Arbeitskreis Geschichtspfad Langemarckstraße Bremen Kinder – was geht?! Konzept Kinderdorf als ein Baustein zur Demokratiebildung mit Kindern Fortbildung in Kooperation mit Jugendbildungsstätte Hütten, Internationales Haus Sonnenberg, Bürgerstiftung Barnim Uckermark Ausgrenzung, Rechtsextremismus & Gewalt unter Mädchen Fachtagung für MultiplikatorInnen aus der Jugend-, Mädchen- und Bildungsarbeit 1. Netzwerktagung 2010 im Lokalen Aktionsplan Vielfalt Bremen Vernetzungstreffen der im LAP Vielfalt Bremen geförderten Projekte Auslandsmesse im Berufsinformationszentrum (BIZ) Deutsche Zustände beim Fußball Fortbildung zu Diskriminierung beim Fußball. In Kooperation mit Fanprojekt, Werderfans gegen Diskriminierung und SV Werder Bremen Fit für Kids in die Club’s? Seminar mit jungen Freiwilligen der Bremer Sportjugend


12. – 15. Mär 2010

16. Mär 2010 17. – 21. Mär 2010 19. Mär 2010

20. – 27. Mär 2010

9. Apr 2010 12. Apr 2010

13. – 30. Apr 2010

14. Apr 2010

19. – 21. Apr 2010 28. Apr 2010 29. Apr 2010 29. Apr – 3. Jun 2010 11. Mai 2010

11. – 16. Mai 2010

19. – 21. Mai 2010

27. Mai 2010

1. Jun 2010

1. Jun 2010 2. – 3. Jun 2010

Stätten deutscher Geschichte: Buchenwald und Weimar Seminar für Schüler_innen/Schulklassen. In Kooperation mit den Bildungsstätten Alte Schule Anspach, Europäische Jugendbildungsstätte Weimar Fachtag zur Situation von Opfern und Zeugen rechtsextremer Gewalt in Bremen Inklusive Abenteuer Ein Seminar mit Jugendlichen des SZ Julius-Brecht-Allee Jugendliche Ideen zu einem Geschichtspfad Langemarckstraße Workshop zur Ideenentwicklung jugendlicher Anforderungen an Erinnerungsarbeit Youth in risks, Families in risks – Herausforderungen einer multikulturellen Großstadt Fachkräfteaustausch in Haifa/Israel Erlebnispädagogischer Schnuppertag In Kooperation mit dem LIS-Suchtprävention Der Sportsfreund – Dresscodes und Lifestyleelemente in der rechten Szene In Kooperation mit dem Ortsamt Bremen Mitte – Östliche Vorstadt Tatort Stadion Ausstellung. In Kooperation mit der AG Werderfans gegen Diskriminierung, Fanprojekt, BAFF Fit für’s Leben? – Auswirkung prekärer Lebenslagen auf die Lebensplanung junger Frauen Fachtagung für Multiplikator_innen der Mädchen-, Jugend- und Bildungsarbeit Eurodesk Jahrestagung in Bonn Sprachanimation in der Internationalen Jugendarbeit Fachtag in Kooperation mit dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk Fairplayer Prävention von Schulgewalt und Mobbing Unterwegs im Web 2.0 – Jugendliche im Mitmachnetz E-Learning-Kurs Eltern gegen Rechts In Kooperation mit der Elterninitiative gegen Rechts, Niedersachsen Spielen verbindet Fachkräftebegegnung mit Russland und Estland in St. Petersburg (Teil 2) Politik erleben – Alternate Reality Games in der politischen Jugendarbeit Fortbildung in Kooperation mit der Bildungsstätte Alte Schule Anspach Wohin mit der Wut der Jungen – 2.Teil Fachtag Jungenarbeit in Bremen. In Kooperation mit dem trägerübergreifenden Arbeitskreis Jungenarbeit in Bremen Hooligans, Rechtsextreme, den Blick sensibilisieren im ländlichen Raum Veranstaltung in Kooperation mit der Gemeinde Oyten Kreativ & Riskant, GMK Bielefeld Beratung von Eltern und ihren rechtsorientierten Kindern Möglichkeiten der gleichzeitigen Beratung von Eltern rechtsextremer Jugendlicher und ihren Söhnen und Töchtern. Fachtagung im informellen bundesweiten Netzwerk Elternberatung. In Kooperation mit der ARUG Braunschweig

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Seminare 2010 – Auswahl II

5. Jun 2010

5. Jun 2010 12. Jun 2010

14. – 18. Jun 2010

14. Jun 2010 16. Jun 2010 22. Jun 2010 25. Jun – 4. Jul 2010

25. Jun 2010

12. – 24. Jul 2010

14. – 24. Jul 2010

28. Jul – 1. Aug 2010 30. Jul – 8. Aug 2010

9. – 22. Aug 2010

12. Aug 2010 20. – 21. Aug 2010

23. Aug 2010 30. Aug 2010

6. Sep 2010

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Abenteuer und SehnSucht 5. Erlebnispädagogischer Fachtag und Messe. In Kooperation mit dem LIS/Suchtprävention und dem VEJ e.V., Hannover Schüleraustauschmesse am Hermann-Böse-Gymnasium Aktionstag gegen Diskriminierung beim Fußball Fortbildung und Konzeptentwicklung in Kooperation mit Fanprojekt und Werderfans gegen Diskriminierung Laufen fair-bindet Veranstaltungen zur Vorbereitung des 4. Bremer Friedenslaufs in Bremer Schulen (3 Veranstaltungen) Was tun gegen Rechts und Rassismus? Seminar in Kooperation mit der SV des SZ Utbremen Informationspädagogen Qualifizierung IJAB Dresden 4. Bremer Friedenslauf in Kooperation mit dem Forum ZFD, LSB, BJR und Bremer Schulen Leihst du mir deinen Blick? Internationale Jugendbegegnung mit Jugendlichen aus Bremen, Israel und Palästina im Rahmen von Europeans for Peace (in Bremen) Machen wir jetzt Cyber-Arbeit? Jugendliche, dort abholen wo sie sind? BAG Streetwork, Hoechst Honey kick’s it like Beckham – kann Frauenfußball Frieden fördern helfen? Eine bewegungsorientierte und friedenspolitische Frauenbegegnung mit Gästen aus Bethlehem/Palästina Kinder was geht?! Dt.-dt. Kinderdorf, in dem Kinder selbstbestimmt ihr eigenes Dorf bauen und Zusammenleben organisieren. Ein Demokratieprojekt in Kooperation mit Jugendbildungsstätte Hütten, Internationales Haus Sonnenberg Abenteuertage für Jungen, die von Ausgrenzung betroffen sind In Kooperation mit dem Bremer JungenBüro Building bridges Trinationales Jugendcircustraining in Lothringen/Frankreich. In Kooperation mit Jokes und Arbeit & Leben Alltagsphänomen Rechtsextremismus Öffentliche Ausstellung und Führungen in Kooperation mit der Friedrich Ebert Stiftung Bremen Hamburg EFD-Netzwerktreffen Rote Karte gegen Rechts – Gewitzt gegen Rechts Workshops mit Jugendlichen 1 In Kooperation mit dem Bündnis Rote Karte gegen Rechts Runder Tisch Medienkompetenz Bremen (Rathaus Bremen) Leitlinien Jungenarbeit Fachtag zur Erarbeitung von Leitlinien für die Jungenarbeit in Bremen. In Kooperation mit dem Bremer JungenBüro e.V. und der Senatorin für AFGJS 2. Netzwerktagung 2010 im Lokalen Aktionsplan Vielfalt Bremen Handlungsstrategien des Lokalen Aktionsplans Vielfalt Bremen


7. Sep 2010

14. – 18. Sep 2010

14. – 21. Sep 2010 15. – 17. Sep 2010

17. – 18. Sep 2010

17. – 21. Sep 2010

23. Sep 2010 28. Sep 2010

29. Sep 2010

30. Sep 2010

1. Okt 2010 4. Okt 2010

5. Okt 2010

5. – 6. Okt 2010

11. – 19. Okt 2010

14. Okt 2010 18. – 19. Okt 2010

Lebenslagen Jugendlicher – Hintergründe rechtsextremer Einstellungsaffinitäten bei Jugendlichen Seminar in Kooperation mit der Hochschule für öffentliche Verwaltung im Rahmen der Ausbildung der Jugendsachbearbeiter der Polizei Bremen Rechtsextremismus und menschenfeindliche Einstellungen Schüler_innenseminar mit der Heinrich-Heine-Gesamtschule Bremerhaven Blickwechsel – Farklı Bakısacısı Eine Deutsch-Türkische Fachkräftebegegnung in Istanbul 19. Bundesweites PraktikerInnentreffen Jugendarbeit in rechten Szenen Erfahrungsaustausch von Mitarbeiter_innen. In Kooperation mit den Hochschulen Bremen und Esslingen, Vaja e.V. und Pro aktiv gegen Rechts, Bremen Rote Karte gegen Rechts – Gewitzt gegen Rechts Workshops mit Jugendlichen 2 In Kooperation mit dem Bündnis Rote Karte gegen Rechts Streitschlichter Ausbildung für den 6. Jahrgang in Kooperation mit der Gerhard-Rohlfs-Schule Computer_leiden_schafft Fachtag Mediensucht 4.0 vom Arbeitskreis Mediensucht Bremen Runder Tisch Ladenschluss – Zum Umgang mit rechtsextremen Szeneläden In Kooperation mit dem Bündnis Stephanie und dem Bündnis Ladenschluss Fundraising für Soziale Projekte 1 Einführungsfortbildung für Engagierte im Lokalen Aktionsplan Vielfalt Bremen Rechtsextremismusprävention in Bremen Veranstaltung in Kooperation mit dem Ortsamt Mitte und der Kooperationsrunde Jugendarbeit Kameraeinführung von WeserTV für DraufhaberTV Regionale Untersuchungen zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Bremen Auftaktveranstaltung mit der Begleitgruppe zur Bremer Regionalstudie. In Kooperation mit dem IKG Bielefeld Mitwirkung mit Wirkung Fortbildung für VertrauenslehrerInnen zu Mitbestimmungsrechten und Gremienarbeit von SchülerInnen. In Kooperation mit LIS und GSV Ohne uns läuft nix Fortbildung für Schülervertretungen zu Mitbestimmungsarbeit und -rechten von Schüler_innen. In Kooperation mit LIS und GSV Entwicklungshindernis Gewalt – welche Friedenspotentiale haben eine Chance im Nahost-Konflikt? Seminar in Kooperation mit Arbeit & Leben in Bethlehem/ Westbank Alternate Reality Game In Kooperation mit BASA und Waldritter e.V. Qualitätsentwicklung in der Jugendinformation Arbeitskreis

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Seminare 2010 – Auswahl III

25. – 27. Okt 2010 27. Okt 2010

28. Okt 2010

1. Nov 2010

1. – 2. Nov 2010 3. Nov 2010

4. Nov 2010

4. Nov 2010

18. Nov 2010

18. Nov 2010 20. Nov 2010 22. – 23. Nov 2010 25. Nov 2010

26. – 27. Nov 2010

30. Nov 2010

6. Dez 2010

13. – 14. Dez 2010

Informationspädagogen Qualifizierung IJAB in München-Gauting Fachtag Jungenarbeit in Bremen In Kooperation mit dem trägerübergreifenden Arbeitskreis Jungenarbeit in Bremen Rechtsextremismus demokratisch bekämpfen Veranstaltung mit Zivildienstleistenden aus der Zivildienstschule Hude Erlebnispädagogik Weiterdenken Erlebnispädagogischer Fachtag. In Kooperation mit dem LIS/Suchtprävention. Fremde – Heimat Seminar mit Jugendlichen aus der Wilhelm Wagenfeld Schule Regionale Untersuchungen zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Bremen Veranstaltung mit der Begleitgruppe zur Bremer Regionalstudie. In Kooperation mit dem IKG Bielefeld Zur Situation von Eltern und Angehörigen rechtsextremer Jugendlicher Veranstaltung im Auftrag der WABE e.V. Verden/Nienburg Dialog Internet Vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin Fundraising für Soziale Projekte 2 Einführungsfortbildung für Engagierte im Lokalen Aktionsplan Vielfalt Bremen Allzeit bereit? Allzeit verfügbar? Jugendliche, Sexualität, Pornographie und Medien. Fachtag Weltweiser-Messe an der Evangelischen Bekenntnisschule Miteinander lernen – Für eine Schule der Vielfalt Fortbildung mit Pädagog_innen aus Bremerhaven Rechtsextremismus demokratisch bekämpfen Veranstaltung mit Zivildienstleistenden aus der Zivildienstschule Hude Rote Bunte Karte selbst gestalten Workshop mit Jugendlichen zur Erarbeitung von Öffentlichkeits-medien und give aways im Bündnis Rote Karte gegen Rechts Rechtsextreme Geschäftsstrukturen bekämpfen In Kooperation mit der StephanieInitiative und dem Bündnis Ladenschluss Öffentlichkeitsarbeit für Soziale Projekte Einführungsfortbildung für Engagierte im Lokalen Aktionsplan Vielfalt Bremen Miteinander lernen – Für eine Schule der Vielfalt Fortbildung mit Pädagog_innen aus Bremer Schulen Jeden letzen Montag im Monat 2010 Werderfans gegen Diskriminierung Arbeitsgruppe zur Entwicklung von Handlungsstrategien gegen Diskriminierung beim Fußball

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Kooperationsvereinbarung zwischen dem Land Bremen, vertreten durch die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales – Landesjugendamt – (im folgenden Landesjugendamt genannt), der Stadtgemeinde Bremen, vertreten durch das Amt für Soziale Dienste und der Jugendbildungsstätte Bremen – LidiceHaus gGmbH (im folgenden LidiceHaus genannt)

Präambel (1) Das LidiceHaus ist als Jugendbildungsstätte und als Landesjugendakademie eine Bildungs- und Tagungsstätte sowie zentrale Einrichtung für die Kinder- und Jugendarbeit und der außerschulischen Jugendbildung. Das LidiceHaus ist mit seinen Arbeitsschwerpunkten in der Stadtgemeinde Bremen und dem Land Bremen, überregional, bundesweit und in Feldern der Internationa–len Jugendarbeit tätig. Als zentraler Bestandteil der Jugend- und Jugendbildungsarbeit trägt es zur Förderung und Entwicklung sowie zur Stärkung der Beteiligung junger Menschen in unserer Gesellschaft bei. (2) Mit der Namensgebung der Bildungsstätte wird ein Zeichen gesetzt. Lidice ist Programm und Verpflichtung für eine Jugend- und Seminararbeit, die sich der Begegnung und Solidarität, der Selbstbestimmung und Gerechtigkeit verschrieben hat. Erinnern für die Zukunft bedeutet in diesem Sinne, die Auseinandersetzung mit der Geschichte und mit aktuellen antidemokratischen und autoritären Entwicklungen gemeinsam mit der Entwicklung von demokratischen Strukturen und Lebens- und Beteiligungsformen junger Menschen in das Zentrum der Jugendbildungsarbeit zu stellen. ( 3) Das LidiceHaus hat den Auftrag, neue Ansätze in der Jugendbildung und Jugendarbeit zu erproben, fachliche Standards weiter zu entwickeln, Jugendliche, Fachkräfte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu qualifizieren und Fachberatung anzubieten und durchzuführen. (4) Die Arbeit des LidiceHauses trägt im Rahmen demokratischer Prozesse dazu bei, Erfahrungs- und Bildungprozesse bei jungen Menschen zu fördern, positive Lebenshaltungen bei jungen Menschen und ihren Familien zu unterstützen und zu erhalten und Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen. Das LidiceHaus ist ein Lernort, Ort, Raum und Umgebung, sich auszuprobieren, zu experimentieren, Erfahrungen zu machen oder zu reflektieren. ( 5) Das LidiceHaus arbeitet mit öffentlichen und freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe zusammen und wird vom Landesjugendamt und vom Amt für Soziale Dienste in seiner Arbeit unterstützt.

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§ 2 Rechtsform und Betrieb (1) Das LidiceHaus wird in Form einer gGmbH betrieben. Die Grundlagen des GmbH-Rechts sind für die Gesellschafter und für den Betrieb bindend. Die gGmbH soll grundsätzlich von bis zu fünf Gesellschaftern getragen werden. (2) Das Lidicehaus erstellt jährliche Wirtschaftspläne. Die Jahresabschlüsse erfolgen durch externe Wirtschaftsprüfungen und gelten insoweit als Verwendungsnachweise.

§ 3 Gesellschafterversammlung (GV) und Kooperationsausschuss (1) Das LidiceHaus wird über die Gesellschafterversammlung der gGmbH getragen. Ihr gehören die Vertreter/innen der Gesellschafter an. Die GV beschließt über • die Bilanz • den Haushalt der Jugendbildungsstätte • die Einstellung/Kündigung des Geschäftsführers/der • Geschäftsführerin • die grundsätzliche inhaltliche Ausrichtung der Bildungsarbeit (2) In Ergänzung zur GV richtet die GmbH einen Kooperationsausschuss ein, dem als ständige Mitglieder angehören: • ein/e Vertreter/in der die gGmbH führenden Gesellschafter • ein/e Vertreter/in aus der Jugendverwaltung der Stadtgemeinde • Bremen • ein/e Vertreter/in aus der Jugendverwaltung der Stadt • Bremerhaven • ein/e Vertreter/in des Landesjugendamtes (3) Die Mitglieder des Kooperationsausschusses werden für einen Zeitraum von drei Jahren durch die Gesellschafter berufen. Weitere Personen können durch Beschluss der Gesellschafterversammlung als Mitglieder berufen werden. (4) Zu seinen Aufgaben gehören • die Beratung inhaltlicher Schwerpunktsetzungen, der Jahres• planung und des Jahresberichtes der Bildungsarbeit • die Vorberatung des Wirtschaftsplanes der Jugendbildungsstätte

§ 4 Zusammenarbeit mit dem Landesjugendamt und § 4 dem Amt für Soziale Dienste (1) Das Landesjugendamt und das Amt für Soziale Dienste beraten das LidiceHaus auf Grundlage der jeweils gültigen Richtlinien. (2) Das LidiceHaus beteiligt das Landesjugendamt und das Amt für Soziale Dienste an den programmatischen Ausrichtungen, bei inhaltlich-pädagogischen Grundsätzen, Arbeitszusammenhängen und Grundsatzklausuren. (3) Das LidiceHaus legt jährlich eine/n Bilanz/Geschäftsbericht vor als auch zweijährlich einen Bericht zu wirtschaftlichen und inhaltlichen Fragen.

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Kooperationsvereinbarung § 5 Leistungsbereiche, Leistungsumfang, Leistungsschwerpunkte § 5 des LidiceHauses (1) Ziel ist es, jährlich Eigenmaßnahmen mit jungen Menschen und jungen Erwachsenen und sowie in der Aus- und Fortbildung von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zu erbringen. Als Eigenmaßnahmen gelten auch solche Maßnahmen, die vom LidiceHaus, jedoch nicht im LidiceHaus durchgeführt werden, und die eher beratenden oder moderierenden Charakter haben. (2) Die pädagogischen Leistungsschwerpunkte beziehen sich unabhängig möglicher abgestimmter Änderungen und Ergänzungen auf: • Demokratie, Teilhabe an der Gesellschaft und Gerechtigkeit • Aktivitäten gegen Demokratieverlust, Rechtsextremismus und • autoritäre Ideologien • Positive Identitätsentwicklung junger Menschen, Förderung von • Lebenskompetenzen • Kommunikation, Vermittlung, Medien • Präventionsarbeit • Jugendbildung im Zusammenhang mit Bewegung, Gesundheit • und Sport • Friedenspädagogik und Interkulturelle Bildung • Geschlechtsbezogene Arbeit mit Mädchen und mit Jungen ( 3) Das schließt die Entwicklung von Modellen methodischer und/ oder didaktischer Arbeitsansätze zu aktuellen Fragestellungen ein. (4) Auf die Angebote des ServiceBureaus Jugendinformation, das dem LidiceHaus als wirtschaftlich eigenständiger Teil angegliedert ist, wird verwiesen. Das ServiceBureau hat eine eigenständige Leitung und Fachaufsicht und entwickelt eigene Angebotsprofile. Es arbeitet kontinuierlich mit dem LidiceHaus zusammen. Die Dienstaufsicht wird vom LidiceHaus wahrgenommen. Das ServiceBureau schließt eine eigene Fördervereinbarung mit dem Landesjugendamt und dem Amt für Soziale Dienste ab; es wird insoweit nicht von dieser Vereinbarung erfasst. ( 5) Das LidiceHaus kooperiert mit verschiedenen Partnern in der Jugend- und Bildungsarbeit, anderen bremischen Trägern der Jugendund Jugendsozialarbeit und mit Schulen sowie mit überregionalen und internationalen Partnern aus Praxis, Weiterbildung und Forschung. Den Anforderungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nach einem mindestens 50%igen Anteil außerbremischer Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist Rechnung zu tragen. (6) Das LidiceHaus kann bei Vorrang von Eigenmaßnahmen anderen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe und der Bildungsund Sozialarbeit Gastbelegungen anbieten.

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§ 6 Leistungen des Landes Bremen und § 6 der Stadtgemeinde Bremen (1) Das Landesjugendamt gewährt dem LidiceHaus für die in der Kooperationsvereinbarung beschriebenen Leistungen als Landesjugendakademie jährliche Zuwendungen im Rahmen der geltenden Richtlinien. Die Einzelheiten werden im Rahmen einer mehrjährigen Fördervereinbarung festgelegt. (2) Das Amt für Soziale Dienste gewährt dem LidiceHaus für die in der Kooperationsvereinbarung beschriebenen Leistungen als Jugendbildungsstätte jährliche Zuwendungen im Rahmen der geltenden Richtlinien. Die Einzelheiten werden im Rahmen einer mehrjährigen Fördervereinbarung festgelegt. (3) Weitere Zuwendungen außerhalb von Fördervereinbarungen werden durch diesen Vertrag nicht ausgeschlossen.

§ 7 Qualitätssicherung und Evaluation (1) Das Qualitätsmanagement bezieht sich auf den gesamten Betrieb des LidiceHauses. (2) Die Qualität der Bildungsarbeit wird gewährleistet durch: • entsprechende Qualifikationen (pädagogische Ausbildung, • ggf. wissenschaftliche Qualifikationen) der pädagogischen • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. • den Einsatz adäquat qualifizierter externer Referentinnen und • Referenten. • die Evaluation von Veranstaltungen. Sie wird unterstützt durch die Mitarbeit in Fachgremien. (3) Das Landesjugendamt, das Amt für Soziale Dienste und das LidiceHaus können gemeinsam über eine externe Evaluation entscheiden. Für Fragestellungen solcher Evaluationen wird das Einvernehmen zwischen den Beteiligten hergestellt.

§ 8 Laufzeit (1) Diese Vereinbarung wird zum 01. Juli 2010 für eine Zeitdauer von 5 Jahren geschlossen. (2) Der Vertrag ist frühestens zum 30. Juni 2015 kündbar. (3) Er verlängert sich jeweils um weitere fünf Jahre, wenn er nicht bis zum 30.11. des jeweils vorletzten Vertragsjahres dieser Laufzeiten von einem der Vertragspartner gekündigt wird. (4) Es wird vereinbart, diese Vereinbarung jeweils in der Mitte des Vertragszeitraumes gemeinsam zu überprüfen, ggf. zu verändern oder zu ergänzen.

Bremen, den 18.05.2010

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Fördervereinbarungen Fördervereinbarung 2011 – 2013 (1) Auf der Basis des Kooperationsvertrages und der jeweiligen vorliegenden inhaltlichen Planungen werden dem LidiceHaus Zuwendungen aus Mitteln des Landes und der Stadtgemeinde Bremen gewährt.

(2) Für das Jahr 2011 wird konkret festgelegt: a) Der Betrieb des LidiceHauses wird entsprechend dem vorläufigen Wirtschaftsplan mit einer Zuwendung in Höhe von Euro 305.000,00 gefördert. b) Das LidiceHaus erhält Projekt- und Bildungsmittel für Maßnahmen der außerschulischen Jugendbildung und für sonstige Maßnahmen und Projekte im Rahmen der Jugendarbeit in Höhe von insgesamt Euro 50.000,00. c) In Bezug auf den Mietvertrag (Liegenschaften Weg zum Krähenberg 33a, 28201 Bremen) zwischen der Immobilien Bremen GmbH und dem LidiceHaus erhält das LidiceHaus zum jährlichen Gesamtmietzins eine zweckgebundene Zuwendung. Der Eigenanteil des LidiceHauses zur Kostenmiete beträgt Euro 9.430,00 jährlich. d) Für die Durchführung von Angeboten zur Qualifizierung der stadtteilbezogenen Jugendförderung (z.B. Qualifizierung von Fachkräften für Partizipation) trifft das LidiceHaus weitergehende Vereinbarungen mit dem Amt für Soziale Dienste. e) Das LidiceHaus und das Landesjugendamt streben in den Jahren 2011 und 2012 gemeinsam die Realisierung einer Zertifizierung des LidiceHauses nach dem System LQW (Lernorientierte Testierung in der Weiterbildung) an. f ) Das LidiceHaus beteiligt sich als Landesjugendakademie an der Erarbeitung und Umsetzung eines europapolitischen Jugendkonzeptes für das Land Bremen. Aus diesem Zusammenhang entstehende, zusätzliche Maßnahmen und Veranstaltungen werden bei abgestimmtem Bedarf vom Land zusätzlich finanziert.

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g) Die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales sagt zu, mit der Senatorin für Bildung und Wissenschaft Gespräche über die zukünftige Mitfinanzierung von Angeboten des LidiceHauses für Schulklassen durch diese anzustreben. h) Das LidiceHaus sagt zu, dass die Kosten für Jugendbildungsmaßnahmen für klassenbezogene Arbeit mit Schülerinnen und Schülern aus Bremen einen Anteil von 44% der Globalmittel im Jahr 2011 nicht überschreiten und dass grundsätzlich nur mit Schülerinnen und Schülern ab der 6. Jahrgangsstufe (entspricht in der Regel 12 Jahren) gearbeitet wird. Maßnahmen mit Kindern unterhalb dieser Altersgrenze werden nur mit einer vorab einzuholenden Einzelgenehmigung der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales akzeptiert. i) Die Partner vereinbaren im Jahr 2011 für die Frage der Antragstellung und Anerkennung von Bildungsurlauben nach dem Bremischen Bildungsurlaubsgesetz Gespräche mit der Senatorin für Bildung und Wissenschaft anzustreben. j) Die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales stimmt zu, dass das LidiceHaus ein vom BMFSFJ bewilligtes Modellprojekt Rechte Jungs, rechte Mädchen – ratlose Eltern, Beratung von Eltern und Angehörigen rechtsextremer Jugendlicher (Laufzeit 01.04.2011 bis 31.03.2014) anteilig aus seinem Wirtschaftsplan durch einen Eigenanteil mit trägt.

(3) Für die Jahre 2012/2013 wird angestrebt, unter Beachtung des Haushaltsvorbehaltes die Zuwendungen wie folgt fortzuschreiben: Zu a) Die Fortschreibung der Zuwendungen für die Betriebskosten soll mindestens in bisheriger Höhe erfolgen. Angestrebt wird eine Anpassung im Rahmen der Steigerungen des Lebenshaltungskostenindexes. Zu b) Die Zuwendungen sollen mindestens in bisheriger Höhe fortgeschrieben werden. Angestrebt wird eine Erhöhung um Euro 5.000,00 für das Jahr 2012. Zu c) Die Höhe der zweckbezogenen Zuwendungen für Mieten an Immobilien Bremen soll den Eigenanteil des LidiceHauses in bisheriger Höhe berücksichtigen. Zu h) Die Anteile der Globalmittel, die für klassenbezogene Jugendbildungsmaßnahmen eingesetzt werden können, verringern sich im Jahr 2012 auf 35% und im Jahr 2013 auf 25% der Fördergelder.

Bremen, den 16.02.2011

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Kooperationsvereinbarung Fördervereinbarung 2010 – 2012 (1) Auf der Basis der Kooperationsvereinbarung und der jeweiligen vorliegenden inhaltlichen Planungen werden dem ServiceBureau Jugendinformation Zuwendungen aus Mitteln des Landes und der Stadtgemeinde Bremen gewährt.

(2) Für das Jahr 2010 wird konkret festgelegt: a) Die Arbeit des ServiceBureau Jugendinformation wird entsprechend dem Antrag mit einer Zuwendung in Höhe von 130.800,00 Euro gefördert. b) Das ServiceBureau Jugendinformation erhält für die Projektbegleitung im Rahmen der Internationalen Jugendarbeit und des Europäischen Freiwilligendienstes im Bereich der stadtteilbezogenen Jugendförderung vom Amt für Soziale Dienste eine Zuwendung in Höhe von 7.850,00 Euro. c) Das ServiceBureau Jugendinformation kann auf gesonderten Antrag Projekt- und Bildungsmittel erhalten. d) Für die Durchführung von Angeboten zur Qualifizierung und Fortbildung von Fachkräften und MultiplikatorInnen der Sozialen Arbeit im Bereich Medienpädagogik und Jugendmedienschutz erhält das ServiceBureau vom Land Bremen eine Zuwendung in Höhe von 4.000,00 Euro. e) Für die fachliche und technische Betreuung des Fortbildungsportals des Landesjugendamtes Bremen fobi.jugendinfo.de erhält das ServiceBureau vom Land Bremen eine Zuwendung in Höhe von 4.000,00 Euro.

( 3) Für die Jahre 2011/2012 wird unter Beachtung des Haushaltsvorbehalts angestrebt, die Zuwendungen wie folgt fortzuschreiben:

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Kooperationsvereinbarung Zu a) Die Fortschreibung der Zuwendungen für die Arbeit des ServiceBureau soll mindestens in bisheriger Höhe erfolgen. Angestrebt wird eine Anpassung im Rahmen der Steigerungen des Lebenshaltungskostenindexes. Zu b) Die Fortschreibung der Zuwendungen des ServiceBureau für die Projektbegleitung im Rahmen der Internationalen Jugendarbeit und des Europäischen Freiwilligendienstes soll mindestens in bisheriger Höhe erfolgen. Zu c) Für die Durchführung des Internationalen Jugend Circus Festivals 2012 wird dem ServiceBureau Jugendinformation eine Förderung in Aussicht gestellt. Zu d) Die Fortschreibung der Zuwendungen für die Durchführung von Qualifizierungsangeboten und Fortbildungen im Bereich Medienpädagogik und Jugendmedienschutz soll mindestens in bisheriger Höhe erfolgen. Zu e) Die Fortschreibung der Zuwendungen für die fachliche und technische Betreuung des Fortbildungsportals des Landesjugendamtes Bremen fobi.jugendinfo.de soll mindestens in bisheriger Höhe erfolgen.

Bremen, den 18.05.2010

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Unsere Spenden- und Sponsoringbitte an Sie Wir sind das LidiceHaus Bremen. Wir engagieren uns für demokratisches Lernen und Entwicklung. Wir engagieren uns gegen Rechtsextremismus und Gewalt. Wir engagieren uns für Freiheit, Gerechtigkeit und demokratische Kultur. Wir engagieren uns darin, diejenigen, die sich gesellschaftlich engagieren, zu Erfahrungsaustausch und gemeinsamem Handeln zusammen zu bringen. Wir arbeiten gerne mit Jugendlichen. Wir arbeiten gerne mit all den Multiplikator_innen, die in unterschiedlichen Feldern mit Kindern und Jugendlichen befasst sind. Wir sind eine regionale und überregionale Einrichtung der Jugendbildung. Wir sind eine regional und überregional anerkannte Einrichtung der Fortbildung, Qualifizierung und Beratung für Mitarbeiter_innen in Jugendhilfe, Pädagogik und Politik. Wir sind eine Tagungseinrichtung für Bildungsträger, die das Haus und seinen Service nutzen für die Durchführung eigener Programme. Wir sind ein kleines, engagiertes, kompetentes und flexibles Team. Mit unserer Arbeit leisten wir einen leidenschaftlichen Beitrag zu Demokratie, Beteiligungsvorhaben und Zukunftsentwicklung. Dieses Engagement braucht vielfältige Unterstützung – und Geld. Unser Spendenkonto: Sparkasse in Bremen BLZ 290 501 01 Konto-Nr: 7 074 420

Das LidiceHaus wurde durch das Bündnis für Demokratie und Toleranz für sein besonderes zivilgesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. Im Mai 2009 wurde das LidiceHaus für sein Projekt „Jugend entdeckt Demokratie“ mit dem 2. Preis des Bundesausschusses für Politische Bildung ausgezeichnet.

Wir arbeiten betriebswirtschaftlich mit einem kleinen öffentlichen Zuschuss. Wir erwirtschaften den überwiegenden Teil unseres Budgets aus eigenen Kräften – und sind in unserem Engagement auf Kooperation und finanzielle Unterstützung angewiesen. Das LidiceHaus ist eine gemeinnützige GmbH. Wir sind als gemeinnützig anerkannt. Ihre finanzielle Unterstützung ist steuerlich einsetzbar. Wir freuen uns über Ihre Spenden oder Ihre Sponsoringbereitschaft. Wir stehen Ihnen gerne für Fragen und Anregungen zur Verfügung.

Ab April 2011 wird das LidiceHaus im Auftrag des Bundesfamilienministeriums ein dreijähriges Modellprojekt zum Thema Beratung von Eltern und Angehörigen rechtsextremer Jugendlicher durchführen.

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Erklärung gegen Ausgrenzung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, für Freiheit, Toleranz und Respekt

Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner sozialen Stellung, sexuellen Identität, seiner religiösen und politischen Anschauungen bevorzugt oder benachteiligt werden. [...] Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. aus: Artikel 2 der Landesverfassung der Freien Hansestadt Bremen

Unter dem Deckmantel einer normalen, geschäftlichen Tätigkeit werden seit einigen Jahren immer wieder Betriebe gegründet, die nach außen als normale Geschäftsbetriebe auftreten, tatsächlich aber tief in rechtsextreme Strukturen und Netzwerke verstrickt sind. Hinter oft modern und/oder harmlos klingenden Namen fungieren sie als Anlaufstelle für Rechtsextreme, als Treffpunkt rechter Szenen und Multiplikator für rassistisches, menschenfeindliches und gewaltverherrlichendes Gedankengut. Sie verbreiten vordergründig moderne Musik, Kult- und Fanartikel und neben unverfänglichen Waren CDs rechtsextremer Bands, Devotionalien, Kleidungsmarken und -label der Neo-Nazi-Szene. Wir, die Unterzeichner, lehnen derartige geschäftliche Aktivitäten entschieden ab. Dabei geht es nicht um die Frage, ob ein Geschäft als solches legal betrieben wird, ob die angebotenen Waren verboten sind oder dass unsere Grundrechte auch für Personen mit rechtsextremen Hintergrund gelten. Wir wollen den Akteuren politisch entgegentreten und dazu beitragen, ihnen die Grundlagen für die Verbreitung ihrer menschenfeindlichen Ideologie und der Verherrlichung des autoritären Regimes der Nationalsozialisten zu entziehen. Wir setzen uns dafür ein und empfehlen unseren Mitgliedern, an Personen, Freiberufler oder Gewerbetreibende, die rechtsextremen Strukturen zuzuordnen sind, die rassistische und fremdenfeindliche Ideologie direkt oder indirekt verbreiten, die Waren verkaufen, vermitteln oder herstellen oder Dienstleistungen anbieten, die symbolhaft für diese Gesinnung stehen oder diese verherrlichen, keine Geschäfts-, Veranstaltungs- oder Praxisräume sowie Lagerflächen zu vermieten, zu verpachten oder zur Verfügung zu stellen und bestehende Vereinbarungen und Verträge aufzukündigen sowie von ihnen keine Spenden oder sonstige Unterstützung anzunehmen, die Beteiligung an gemeinsamen werblichen Auftreten abzulehnen, die Aufnahme einer Mitgliedschaft abzulehnen und eine bestehende Mitgliedschaft aufzulösen.

Standortgemeinschaft Stephani e.V. • CityInitiative Bremen Werbung e.V. Haus & Grund Bremen e.V. • Jugendbildungsstätte LidiceHaus gGmbH Paritätisches Bildungswerk Landesverband Bremen e.V. • DGB Bremen Vorstand Die Wachmannstraße e.V. • Architektenkammer der Freien Hansestadt Bremen Ingenieurkammer der Freien Hansestadt Bremen Interessensgemeinschaft Medienmeile Bremen • Bremer Volkshochschule Schlachte Marketing und Service Verband e. V. mit Unterstützung von Beirat Mitte und Beirat Östliche Vorstadt • Dr. Klaus Hübotter, Ehrenbürger der Stadt Bremen Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen • Zuflucht Ökumenische Ausländerarbeit e.V. Diakonisches Werk Bremen • Verein Innere Mission Bremen St. Michaelis-St. Stephani-Gemeinde

Stand: 3. Februar 2011


Impressum Herausgeber: Jugendbildungsstätte Bremen LidiceHaus gGmbH Konzeption und Design: Susanne Reinhardt Kommunikation und Kulturmanagement Urte Mücke b.sticht – visuelle kommunikation Bildnachweis: fotolia.de: Seite 1 Walter Gerbracht: Seite 2 Nikolai Wolff: Seite 4, 19, 26, 27, 33, 38, 43, 53, 72 Archiv: Seite 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 25, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 39, 40, 41, 46, 47, 48, 49, 50, 65, 66, 69, 71, 74 und Umschlagseite 3


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