Movers and Shakers

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movers and shakers

design through uncertainty Jahrespublikation Institut HyperWerk 2014 / 2015


movers and shakers




Inhalt Contents Diplomierende Diploma Students 1 Jahresthema und Essay Annual Theme and Essay 27 SchlĂźsselwĂśrter und Zitate Keywords and Quotations 35 Abstracts Abstracts 95 Portraits Portraits 149 Impressum Imprint 174


Diplomierende Diploma Students


Fabian Petignat Ereignisforscher Event Explorer 43 44 97 98 149

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Livia Matth채us stattutopie 45 46 99 100 150

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Ignaz Wetter Johnny Barrio — Geschichten aus der Vorstadt Johnny Barrio — Stories from Suburbia 47 48 101 102 151

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Luca Varisco HEJMA 49 50 103 104 152

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Florian Giraudel Ultra-Umami 51 52 105 106 153

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Benedikt Achermann Idle Minds 53 54 107 108 154

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Anja Bornhauser Drawing Minds 55 56 109 110 155

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Andreas Frehner Aufmerksamkeit vs. Gewohnheit Attention vs. Habit 57 58 111 112 156

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Kevin Renz Deviant Bits 59 60 113 114 157

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Etienne Blatz affekt — Ein Magazin erforscht die Stadt affekt — A magazine explores the city 61 62 115 116 158

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Thomas Koch postindustrial career 63 64 117 118 159

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Elisa Petri Die Bildung der Zukunft The Education of the Future 65 66 119 120 160

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Pascal Heimann (W)HERE 67 68 121 122 161

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Daniel Rend Form From 69 70 123 124 162

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Kris McGovern Ăœber eine Organisation und deren Wirken in Basel Research into an organisation and its influence in Basel 71 72 125 126 163

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Tendai Matare Like father like son? 73 74 127 128 164

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Amina Tanner presen-TI-amo 75 76 129 130 165

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Simon Krieger WHY ISSUE 77 78 131 132 166

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Lorenz Raich  «8» — ein Kurzfilm “8” — a short film 79 80 133 134 167

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Gabriel Meisel Institut für Chaos, Flucht — Wunsch & Grenze Institute for Chaos, Escape — Wish & Border 81 82 135 136 168

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Patricia Jordanov The Story 83 84 137 138 169

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Tobias Wiesinger do it yourself — do it together 85 86 139 140 170

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Manuela Meier UNLAUT 87 88 141 142 171

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Romana von Gunten Kino aufmachen! Open Cinema! 89 90 143 144 172

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Matthias W端rth Ganz gleich und doch anders Same Same but Different 91 92 145 146 173

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Jahresthema und Essay Annual Theme and Essay


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Jahresthema Annual Theme

Movers & Shakers Design Through Uncertainty «[S]o können wir sagen, dass ein Akteur in einer komplexen Handlungssituation einem Schachspieler gleicht, der mit einem Schachspiel spielen muss, welches sehr viele [...] Figuren aufweist, die mit Gummifäden aneinander hängen, sodass es ihm unmöglich ist, nur eine Figur zu bewegen. Ausserdem bewegen sich seine und des Gegners Figuren auch von allein, nach Regeln, die er nicht genau kennt oder über die er falsche Annahmen hat. Und obendrein befindet sich ein Teil der eigenen und der fremden Figuren im Nebel und ist nicht oder nur ungenau zu erkennen.» — Dietrich Dörner, Die Logik des Misslingens (2011) Unsicherheit ist unser Spiel, das Gewässer, auf dem wir segeln. Das HyperWerk zelebriert im Studienjahr 2014 / 15 die Un­sicherheit als Chance und Handlungsgrundlage. Denn genau das ist die Unsicherheit — die einzig verlässliche Handlungs- und Gestaltungsgrundlage, die wir haben. Was früher zu funktionieren schien, zerbröckelt gerade vor unseren Augen. Werte, die etwas galten und auf die man sich ver­ lassen konnte, sind plötzlich bedeutungslos. Die Ungewissheit über die Konsequenzen unseres Handelns lähmt. Ein Übermass an Sicherheit und Wohlstand ebenso. Wir machen uns auf die Suche nach neuen Handlungsfeldern und Gestaltungsfreiräumen, im ständigen Bewusstsein, dass unser Handeln andere Akteure beeinflusst. Und deren Handlungen uns. Wir ziehen den Kopf aus der Schlinge und nehmen die Fäden in die Hand. Wir ziehen andere mit, lösen Verbindungen auf, bilden neue Knotenpunkte, rütteln am Spielbrett. Manchmal bewegen wir uns im Nebel, um etwas auszuhecken. Oder weil wir uns wieder mal verirrt haben. Die schleichende Vereinnahmung durch das Geflecht, in dem wir uns befinden, sehen wir als gestalterische Chance, Abhängigkeiten aufzubrechen. Bestehende Regeln sind manifestierte Werte — wir begreifen sie als

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Jahresthema Annual Theme

Gestaltungsmasse. Wir befreien uns aus der Paralyse, wagen den Schritt auf neues Terrain, sind unberechenbare Pioniere und Kartographen.

Movers & Shakers: Design Through Uncertainty “[W]e can say, then, that an actor in a complex situation resembles a chess player who is forced to play a game involving a very large number [...] of pieces which are tied together with elastic threads such that it is impossible for him to move just a single piece. What is more, his pieces, and those of his opponent, move by themselves according to rules he does not fully understand or about which he makes false assumptions. In addition, some of his own pieces and those of his opponent are shrouded in mist and can only be partially seen, if at all.”  — Dietrich Dörner, Die Logik des Misslingens / The Logic of Failure (2011) Uncertainty is our game, the very waters on which we sail. In the academic year 2014 / 15 HyperWerk is celebrating uncertainty as an opportunity and as the basis for action. For that is precisely what uncertainty is — the only reliable grounds we have on which to plan and act. What once seemed to work so well is now crumbling right before our eyes.

­ alues that meant something and could be relied V upon are suddenly meaningless. We are paralysed by not knowing what the consequences of our actions are. As we are, also, by too much security and comfort. We set out to discover new fields of activity and new creative domains in constant awareness of our effect on others — and of their influence on us. We slip our heads out of the noose and take up the threads. We move others with us, abandoning ties, forming new connections, shaking the board. Sometimes we wander through the mist, working on some scheme or other. Or just because we have again lost our way. We see our gradual surrender to the complexity in which we find ourselves as a creative opportunity, the chance to disrupt dependencies. Existing rules are values made manifest. We see them as a substance to be moulded. We cast off our paralysis, daring to take the step into new territory as pioneers and cartographers of the unpredictable.

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Regine Halter, Ralf Neubauer Movers & Shakers: Design Through Uncertainty Move — and providence will move with you. Gilles Deleuze und Félix Guattari merken in ihrem späten gemeinsamen Werk Was ist Philosophie? an, dass die Trendsportarten, die vor etwa dreissig Jahren aufgekommen sind, gegenüber der traditionellen Leichtathletik — mit ihrer Beschleunigung von einem Nullpunkt aus, etwa im Laufen oder Kugelstossen — ein neues Paradigma eröffnet haben: Im Snowboarden, Surfen, Gleitschirmfliegen etc. geht es darum, zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Winkel in eine bereits laufende Dynamik einzusteigen und sich von ihr tragen zu lassen. In einer sehr konkreten Situation soll die Sportlerin ­optimal reagieren, indem sie sich auf genau diesen, jetzt aktuellen K ­ ontext ­einlässt; sie wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie die Situation ­möglichst gut einschätzt. Nennen wir diese Fähigkeit Kairos-Surfen. «Kairos» bedeutet in der griechischen Antike den Zeitpunkt, zu dem eine Aktion ihre grösste Wirkung entfaltet. Du musst also die Situation, in die hinein Du handeln willst, sehr genau kennen, besonders die Parameter, auf die es ankommt. (Dieser letzte Halbsatz deutet auf die Fähigkeit hin, das R ­ elevante vom nicht so Relevanten zu trennen; was immer auch Teil der Fähigkeit zur ganzheitlichen Analyse ist.) Du erreichst durch kontinuierliches ­Training, dass Dir diese Fähigkeit zum Erkennen der Lage zur zweiten Natur wird — zu einem verlässlichen Bauchgefühl, das aber nur zuverlässig bleibt, wenn es unablässig durch bewusstes Studium der Umstände informiert wird. (Dann stellt sich auch gelegentlich ein sechster Sinn ein.) Dann kannst Du Dich als Skater im richtigen Moment am Lastwagen festhalten, die Welle voll ausnutzen, mit dem richtigen Schwung vor die nächste Luftströmung kommen. Du bewegst Dich von Episode zu Episode, wohin der Wind Dich eben weht. Damit

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dieses Fortkommen nicht die ewige dérive bleibt, sondern zu einem plan­baren Ziel führen kann, brauchst Du eine strategische Orientierung. Und hier lassen wir die sportive Metaphorik los, denn sie bringt uns nicht mehr weiter. Wo die Vorstellung der Kausalität von Start und Ziel nicht mehr hält, was sie verspricht, gibt Gestaltung auch ihre konventionelle­ Vorstellung auf, sie könne die Welt mehr und mehr — Produkt für ­Produkt, Lösung für Lösung — zu einem sicheren, kontrollierbaren Ort ­machen. Ausgangspunkt und Orientierung von Gestaltung verlagern sich stattdessen auf die schwebende Balance labiler Ordnungen. In den Speichergedächtnissen ist nichts Neues. Das, was ich wahrnehme, sehe, erfahre, nun lediglich auf ihrer Grundlage ab­zu­ gleichen, tut nichts anderes, als das in sich verdrahtete, gesättigte­S ­ ystem von hergebrachtem Wissen zu bedienen. Neues, Überraschendes kann dabei nicht entstehen. Und auf gar keinen Fall ist das A ­ barbeiten von gesicherten (Vor-)Urteilen — «ich sehe und erkenne nur das, was ich schon weiss» — dazu geeignet, in unsicheren Gewässern zu navigieren. Tatsächlich hat die Dynamik gestalterischer Tätigkeit überhaupt nichts mit einer Abkehr vom Denken zu tun; wohl aber m ­ it etwas, das wir gestalterische Tugenden nennen wollen. Die Fähigkeit zur insistenten Befragung des Gewohnten ist eine solche Tugend; ­­die Notwendigkeit, alle unsere Sinne zu schärfen und zu kultivieren, ist eine weitere; damit einher geht die Herausforderung, den Zusammenhängen, deren Teile wir selber sind, mit grösster Wachheit und Aufmerk­samkeit zu begegnen. Wenn sich unser Fokus in dieser Weise verschiebt und wir Unsicherheit als ein durchgehendes Prinzip, als Handlungsvor­ aus­setzung anerkennen, dann heisst das noch lange nicht, dass sich prozessuale Gestaltung als eine mehr oder weniger geschickt ­orchestrierte Anhäufung von Unverbindlichkeiten mit offenem Ausgang v­ erhielte — und damit auch dem, was wir dezidiert nicht wollen, freien Lauf liesse. Unsicherheit ist also nicht mit Orientierungslosigkeit oder Verzagtheit zu verwechseln, und sie ist auch kein Freibrief für den

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­ nunterbrochenen Aufenthalt in der Hängematte des anything goes. u Es geht um Brüche — in der Kontinuität des Gewohnten; der eingefahrenen Wege und Methoden; des Verstehens; des Symbolischen. Solche Kontinuitätsbrüche, solche «Lücken, die der ­Teufel lässt», ermöglichen Neubewertung, Umdeutung, Veränderung. ­Einerseits wird im Wieder-(Hervor-)Holen auf lange Abgespeichertes ­zurückgegriffen, andererseits stelle ich neue, aktuelle Zusammen­ hänge her, wodurch die Umdeutung des Bekannten möglich wird. Es sind diese Lücken, die in der kreativen Arbeit intuitiv erkannt werden und die den Kontinuitätsbruch in einer Kultur, Gesellschaft, Welt als Option freisetzen. Denn nur im Hier und Jetzt erinnere ich mich, stelle ich wieder her, hole ich wieder hervor, schaffe neue Verbindungen und Zusammenhänge — aber stets mit der Referenz auf meine kulturellen Codes, Zeichen, Symbole. Auch wenn das, was ich tue, gerade in der Negierung dieser Codes, Zeichen und Symbole besteht — zum Beispiel beim cultural hacking. Unter kreativen Aspekten interessiert natürlich vor ­allem die Frage, wie das vor sich geht, wie Systeme aufgebrochen, Objekte umgedeutet oder im System symbolischer Bedeutungen neu ­positioniert werden können. Wie das im einzelnen Fall stattfindet, wäre am jeweiligen kreativen Impuls anzuschauen, der aber (eben) nicht aus dem Nirgendwo kommt. Dieser Impuls ist ein hochverdichteter Moment intuitiven Erkennens, der intuitiven Hypothesenbildung oder der Abduktion, von der Charles Sanders Peirce spricht. Sie hat ihre Ressourcen in der Ausübung der genannten gestalterischen Tugenden als tacit knowledge gebildet, als schweigendes Wissen, das sich nun intuitiv artikuliert. Jean-Luc Nancy zieht in seinem Buch Die Erschaffung der Welt oder Die Globalisierung aus diesen Überlegungen die f­olgende Quintessenz: «Unsere Aufgabe ist heute nichts Geringeres, als eine Form oder eine Symbolisierung der Welt zu erschaffen. Dies mag uns als die grösste Gefahr erscheinen, welche die Menschheit jemals anzugehen hatte. Doch ist nicht gewiss, ob sie dies nicht schon mehrmals

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getan hat, bzw. ob nicht die Welt selbst dies schon mehrmals getan hat. Es handelt sich weder um eine abstrakte noch um eine rein for­male Aufgabe — ob man dieses Wort nun logisch oder ästhetisch auffasst. Es ist vielmehr die höchst konkrete und bestimmte Auf­gabe — eine Aufgabe, die nur ein Kampf sein kann —, an jede Geste, an jedes Benehmen, an jeden habitus und jeden ethos die Frage zu stellen: ‹Wie führst du die Welt aus?› » Basel, Juli 2015

Regine Halter, Ralf Neubauer Movers & Shakers: Design Through Uncertainty Move — and providence will move with you. In their late collaborative work What is Philosophy? Gilles Deleuze and Félix Guattari observe that the fashionable types of sport that began to appear about thirty years ago initiated a new paradigm in relation to traditional athletics, in which ­acceleration began from zero (as in running and shot-put). In snowboarding, surfing, paragliding etc. one must throw oneself into a dynamic process at just the right time and at just the right angle and allow oneself to be carried along by it. The sportsperson is supposed to react optimally in a very concrete situation precisely by submitting herself to current conditions; she will then only be successful if she estimates the situation as accurately as possible. We might call this ability kairos-surfing. In Greek antiquity “kairos” meant the moment at which an act achieved its greatest effect. You need therefore to understand exactly the situation into which you wish to act — particularly the parameters which determine it. (This last clause refers to the ability to separate the relevant from the not so relevant, which is always part of the ability to carry out a holistic analysis.) This ability to understand a situation becomes second nature through continual training — it becomes a reliable instinct that only stays reliable if it is incessantly

informed by conscious study of the conditions. (In which case a sixth sense may develop.) As a roller-skater, then, you can grab on to the truck at just the right moment — or you can ride out the wave, or catch the next gust of wind with just the right manoeuvre. You move from episode to episode, wherever the wind chooses to blow you. A strategic orientation is required if this movement is to lead to a planned goal and not simply remain an end in itself. At this point we abandon the sporting metaphor since it can take us no further. Where the idea of a causality of start and finish is no longer able to keep its promise, design must also give up the notion of ­making the world — product by product, solution by solu­ tion — an increasingly safe, controllable place. ­Instead, the departure point and orientation of ­design practice become displaced towards the delicate balancing of precarious orders. Memory banks contain nothing new. Simply to relate everything that I perceive, see and ­experience back to its own fundamental conditions is to do nothing more than serve the ­interests of­a ­ saturated, totally interconnected system of ­traditional knowledge. The new and surprising cannot emerge from it. And in no way is the repetition of safe judgements (or prejudices) — “I see and understand only what I already know” — suited to navigating unsafe waters.

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Indeed, the dynamics of design work have absolutely nothing to do with a rejection of thinking, but rather with something we want to call design ­virtues. The ability insistently to question what is habitual is such a virtue; as is the necessity of sharpening and cultivating all our senses. Along with this goes the challenge of bringing the very greatest alertness and attentiveness to the c­ onnections we observe, since we are part of them ourselves. If our focus shifts in this manner and we recognise uncertainty as a dominant principle, as a condition of acting, then this by no means implies that process design becomes a more or less open-ended, cleverly orchestrated arrangement of indeterminacies — and, therefore, that it gives free rein to that which we do not intend. Uncertainty is not to be confused with a lack of orientation or timidity and it does not provide carte blanche for the lazy, armchair attitude of anything goes. It is about ruptures — in the continuity of habit, in well-worn paths and methods, in understanding, in the symbolic. Such breaks in continuity — “gaps, left by the devil” — allow for change, re-interpretation and re-evaluation. On the one hand, when I repeat something or bring it forth, I resort to what has long since been stored away, but on the other I create new connections in the present, making possible a re-interpretation of the familiar. It is these gaps which are intuitively identified in creative work and which enable the possibility of a rupture in a culture, a society or the world. It is only in the here and now that I remember, reproduce, repeat, create new connections and contexts — but always with reference to my cultural codes, signs and symbols.

Even if what I am doing consists of precisely negating these codes, signs and symbols — for example, in cultural hacking. In terms of the creative aspect we are ­­of course particularly interested in the question ­of h ­ ow that works, how systems are broken up, o ­ bjects ­re-interpreted or re-positioned in a system of symbolic meaning. How that occurs in an ­individual case would be observable in the particular creative impulse, which, however, does not ­simply ­appear from nowhere. This impulse is a highly condensed moment of intuitive understanding, the intuitive forming of an hypothesis or abduction in the terms of Charles Sanders Peirce. Its resources were formed as tacit knowledge in the practice of the already mentioned design virtues, as a silent knowledge intuitively articulated. Jean-Luc Nancy draws from these ideas the following lesson in his book The Creation of the World or Globalisation: “Our task today is nothing less than the creation of a form or a symbolisation of the world. This may seem to us the greatest danger which mankind has ever had to face. But it is not certain that it hasn’t already been done several times, or indeed whether the world itself hasn’t done this several times already. It is neither an abstract nor a purely formal task — whether one conceives of that word logically or aesthetically. It is rather the highly concrete and particular task — a task, which can only be a struggle — of posing to every gesture, every form of behaviour, every habitus and every ethos the question: ‘how are you constructing the world?’ ” Basel, July 2015

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Schlüsselwörter und Zitate Keywords and Quotations


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Schlüsselwörter Keywords

Schlüsselwörter Erklärung Die Movers & Shakers-Herausgeber hatten den Quattordici vorgeschlagen, in jedem der sechs Module des HyperJahres jeweils zwei Begriffe aus einer Liste von insgesamt 30 Schlagwörtern auszuwählen. Kriterium für die Wahl sollte sein, dass die beiden Begriffe in der aktuellen Projektphase helfen, den Prozess zu reflektieren; dass sie wie Bojen sind, die Orientierung geben und an denen man Gedanken und Befindlichkeiten festmachen kann.

Keywords Explanation The editors of Movers & Shakers suggested to the Quattordici that they choose two concepts from a ­ total list of 30 catchwords in each of the six modules in their final year. The criterion for the choice was to be that the two concepts should help the students

reflect on the process in the current project phase; they were to act as buoys that provided orientation and to which one could make fast one’s thoughts and concerns.

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Schlüsselwörter Keywords

Schlüsselwörter Keywords

Konsistenz Abweichung Komplexität Improvisation Erkundung Hypothese Paradigma Kanon Motiv Variation Serendipität Impuls Ergebnis Produkt Effekt Performanz Installation Relevanz Fake Transparenz Opazität Metapher Metonymie Customisation Hacking Intervention Widerspruch Paradoxon

consistency deviation complexity improvisation exploration hypothesis paradigm canon motive variation serendipity impulse result product effect performance installation relevance fake transparency opacity metaphor metonymy customisation hacking intervention contradiction paradox

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Schlüsselwörter Keywords

Erkundung Momentan suche ich nach Standorten für mein Projekt und erkunde meinen Heimatkanton mit ganz anderen Augen, da ich für mein Vorhaben Platz brauche, wo auch niemand gestört wird. Genauso erkundige ich mich bei vielen Kunststudenten und ehemaligen Schulkollegen, ob sie Lust haben, bei meiner Diplomarbeit mitzuwirken. Ich betätige mich mit meiner Erkundung in der zwischenmenschlichen Welt und in der topographischen Welt. — Amina Tanner Konsistenz Um mit Gewohnheiten arbeiten zu können, muss ich mir klarmachen, was ihnen zugrunde liegt — ihre Beschaffenheit, die nötigen Voraussetzungen und das Zusammenspiel verschiedener Aspekte, die zu ihrer Entstehung führen. Habe ich verstanden, wie diese Zusammensetzung aussieht, kann ich beginnen, mit verschiedenen Bestandteilen zu spielen. — Andreas Frehner Kritik Ein mehrfach geäusserter Kritikpunkt an meiner Arbeit ist, dass ich zwar sehr viel arbeite, aber dadurch zu wenig Zeit für Recherche und ­Reflexion habe. Ausserdem besteht die Gefahr, dass ich Schwierigkeiten ­bekomme, alle Aktionen innerhalb meines Projekts entlang eines roten Fadens zu platzieren, so dass eine runde, fundiert reflektierte Arbeit entsteht. Diese Kritik gilt es ernst zu nehmen und alles daranzusetzen, in meinem weiteren Diplomprozess schlau darauf zu reagieren. — Fabian Petignat

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Schlüsselwörter Keywords

Serendipität Die grosse Idee ziert sich. Je krampfhafter ich danach suche, desto länger warte ich auf sie. Ich fange an, mich im Kreis zu drehen. Frage mich: Lässt sich Serendipität bewusst herbeiführen? Als Methode scheint sie nicht recht zu taugen. Wie soll ich etwas finden, von dem ich gar nicht weiss, dass ich es suche? Ich entspanne mich, ziehe locker weitere Kreise um mein Gebiet. Hie und da verlasse ich den Perimeter, auf der Suche nach Zerstreuung, Nebensächlichem und vermeintlich Unbedeutendem. — Benedikt Achermann Motiv Wunder statt Wirtschaft. Empathie statt Zynismus. Vielfalt statt Einheitsbrei. Empörung statt Lähmung. Achtsamkeit statt Effizienz. Teilen statt Personalisieren. Experiment statt Masterplan. Verhandeln statt Freihandeln. Kultur statt Homogenisierung. Identität statt Individualismus. Geschichten statt Nachrichten. Innehalten statt Weitermachen. Soziale Intelligenz statt Smartness. Möglichkeitsräume statt Alternativlosigkeit. Wandel durch proaktive Gestaltung — statt durch Zerfall! — Livia Matthäus Komplexität Komplexität war zwar immer schon vorhanden, jedoch wird sie für uns in einem globalen gesellschaftlichen Kontext immer relevanter. Sie

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Schlüsselwörter Keywords

wird versteckt hinter dem schön gestalteten Vorhang, der Verständlichkeit vortäuscht. Sobald ich es wage, hinter den Vorhang zu spähen, werde ich erschlagen von ihr und verfalle in die Schockstarre der Ohnmacht. Dieser Zustand ist noch weniger produktiv als die fälschlich angenommene Verständlichkeit. Wie befreie ich mich aus dieser Lähmung? — Elisa Petri Impuls «Ich kann mich nicht mehr an das Gesicht meiner Mutter erinnern» sagte Sami, während er traurig aufs Meer hinaus blickte. Wir sassen an der Küste in Patras in Griechenland, wo der afghanische Flüchtling seit zehn Jahren feststeckt. — Dieser eine Satz gab mir die Idee für meine Reportage, die mich auf Samis Fluchtroute bis nach Afghanistan führen wird, um am Ende ein Foto seiner Mutter zu ihm zurückzubringen. — Simon Krieger Abweichung In meinem Diplomprojekt hat sich eine leichte Abweichung ergeben. Ob Teammitglieder, HyperWerk-Coach oder ich selbst: Jeder betrachtet dies als eine positive Entwicklung. Denn die Fähigkeit zu erkennen, wann eine Abweichung einzugehen sinnvoll ist, ist etwas sehr Wichtiges, das ich am HyperWerk gelernt habe. Das Institut gibt mir die Möglichkeit, im richtigen Moment das Richtige zu tun und nicht stur an vorgefassten Konzepten festzuhalten. — Tobias Wiesinger Opazität Meine Gedanken sind für andere nicht ersichtlich und verständlich; denn niemand kann in meinen Kopf hineinsehen. Ich muss also meine Ideen teilen und klar verständlich kommunizieren. Wie bringe ich

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Schlüsselwörter Keywords

meine Mitstreiter dazu, bei mir an die Scheibe zu klopfen, um einen Blick nach innen zu erhaschen? Ich kann nicht erwarten, geschweige denn voraussetzen, dass jemand dieselbe Lektüre liest und dann auf derselben Schiene mit mir weiterarbeitet. Denn auch ich kann nicht in andere Köpfe schauen. — Anja Bornhauser Metapher Es ist ein Monster. Ich habe es zwar an der Leine, doch es reisst mich in alle Richtungen. Ich will es irgendwo anbinden, so dass es mich mal durchschnaufen lässt. Aber ich werde noch durchhalten und weitersuchen — denn ich weiss: Wenn ich den richtigen Ort gefunden habe, wird es sich mit mir verbünden. — Pascal Heimann

Exploration At the moment I am looking for locations for my project and I’m exploring my home canton with quite different eyes because I need a place where no one is going to be disturbed. In the same way I am making enquiries with lots of art students and former schoolmates to find out whether they want to get involved with my diploma project. My explora­tions are taking place in the social world and in the topographical world. — Amina Tanner

Criticism A criticism often levelled at my work is that I may put in a lot of effort, but it then means that I have too little time for research and reflection. There is also the danger that it becomes difficult to group all the pieces of my project under one over-arching idea so that a well-rounded, reflective piece of work results. It is important to take this criticism ­seriously and to do everything to react skilfully to it in the rest of the diploma process. — Fabian Petignat

Consistency In order to work on habits I have to be clear about what lies at the bottom of them — their nature, their preconditions and the interplay of all the various aspects which gave rise to them. When I have ­understood how they are put together I can begin to play with their different components. — Andreas Frehner

Serendipity The great idea is shy. The more desperately I seek it, the longer I have to wait for it. I’m beginning to turn in a circle. I ask myself: can one consciously attain ­serendipity? As a method it doesn’t really seem to be up to much. How am I supposed to find something when I don’t know I’m looking for it? I relax, continue to circle my territory casually.

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Schlüsselwörter Keywords

Now and again I leave the perimeter in the search for ­distractions, the irrelevant and the apparently ­insignificant. — Benedikt Achermann

sitting on the coast in Patras in Greece where the Afghan refugee has been stuck for ten years. This one ­sentence gave me the idea for my story which will take me on Sami’s escape route back to ­Afghanistan in order to bring him back a photo of his mother. — Simon Krieger

Motive Outrage instead of apathy. Care instead of efficiency. Narratives instead of news. Empathy instead of cynicism. Diversity instead of monotony. Miracles instead of economics. Pausing instead of progressing. Sharing instead of personalising. Identity instead of individualism. Negotiation instead of free-trade. Experiment instead of master-plan. Culture instead of homogenisation. Possibilities instead of no alternatives. Social intelligence instead of cleverness. Change through pro-active design —  instead of decay! — Livia Matthäus

Deviation A slight deviation has occurred in my diploma ­project. Whether it is team-mates, the HyperWerk coach or myself — everyone regards this as a positive development. The ability to recognise when it is sensible to follow a deviation is very important and something that I have learned at HyperWerk. The Institute provides me with the opportunity to do the right thing at the right moment and not to stick stubbornly to preconceived ideas. — Tobias Wiesinger Opacity My thoughts are not visible and comprehensible to others; no one can look inside my head. Therefore, I have to share my ideas and communicate clearly and lucidly. How do I get others to knock on my window in order to take a look inside? I cannot expect, let alone assume, that someone is reading the same things I am and so can work with me towards the same ends. After all, I can’t look into other people’s heads either. — Anja Bornhauser

Complexity Complexity has always been there but it has become ever more relevant for us in a global social context. It is hidden behind a beautifully designed curtain that gives the illusion of comprehensibility. As soon as I dare to peek behind the curtain I am overwhelmed and blinded by my own powerlessness. This state is even less productive than the mistaken belief that I know what’s going on. How do I free myself from this paralysis? Metaphor — Elisa Petri It is a monster. I may have it on a lead but it pulls me in all directions. I want to tie it up somewhere so that it lets me catch my breath. But I will keep at Impulse it and continue to search — because I know: when “I can’t remember my mother’s face any more”, I have found the right place, it will become my ally. said Sami as he stared sadly out to sea. We were — Pascal Heimann

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Zitate Quotations

Zitate Erklärung Im November letzten Jahres haben wir die Diplomierenden gefragt, was ihre Motivation für das Diplomprojekt sei, dem sie sich ein ganzes Jahr lang widmen. Aus den Antworten, die sie uns vor der Kamera gegeben haben, haben wir kurze Statements extrahiert, die ihre Faszination für die Diplomthemen spürbar machen sollen.

Quotations Explanation In November last year we asked the final year the answers they gave us in front of the camera ­students what their motivation was for the diploma we have extracted short statements showing the project to which they devote an entire year. From fascination they feel for their diploma topics.

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Zitate Quotations

Fabian Petignat «Ich habe mir vorgenommen, in diesem Jahr einen Koffer voll an Erfahrungen zu packen.» “I intend to pack a whole suitcase full of experiences this year.”

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Zitate Quotations

Livia Matthäus «Als Teile der Gesellschaft gestalten wir immer mit.» “As parts of society, we are always designing.”

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Zitate Quotations

Ignaz Wetter «Das ist so meine grosse Motivation: die Geschichten zu erzählen, die ich auf dem Herzen habe.» “That’s my main motivation: to tell the stories that are close to my heart.”

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Zitate Quotations

Luca Varisco «Wir brauchen einfach zu viel Platz!» “We just need too much space!”

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Zitate Quotations

Florian Giraudel «Der Prozess, sich einfach eine Beere zu pflücken und in den Mund zu stecken, ist extrem komplex geworden.» “The process of just picking a berry and sticking it in one’s mouth has become incredibly complex.”

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Zitate Quotations

Benedikt Achermann «Das Best-Case-Szenario ist natürlich der Bachelor-Abschluss, dass ich dadurch steinreich werde, eine kluge und schöne Frau finde und meinen Beitrag zum Weltfrieden leiste.» “The best-case scenario is of course the bachelor’s degree, and that through it I get filthy rich, find a bright and beautiful woman and do my bit for world peace.”

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Zitate Quotations

Anja Bornhauser «Ich habe mich gefragt, woher die Bilder kommen, die scheinbar ungebremst aufs Blatt zu fliessen scheinen.» “I asked myself where these images come from which seem to flow so smoothly onto the page.”

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Zitate Quotations

Andreas Frehner «Wir folgen ständig gewohnten Mustern — was uns meist einschränkt.» “We are always following standard patterns — which tends to limit us.”

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Zitate Quotations

Kevin Renz «Wenn man sein eigenes Werkzeug baut, öffnet sich eine neue Welt an Möglichkeiten.» “If you build your own tools a whole new world of possibilities opens up.”

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Zitate Quotations

Etienne Blatz «Durch die Vielfalt verschiedener Lebenswelten entsteht eine schöpferische Kraft, die notwendig ist für eine zukunftsfähige Gesellschaft.» “From the diversity of different Lebenswelten / lifeworlds springs a creative force which is necessary for the society of tomorrow.”

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Zitate Quotations

Thomas Koch «Selbstverwirklichung vs. Pflichterfüllung» “Self-realisation vs. fulfilment of duty“

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Zitate Quotations

Elisa Petri «Was mache ich eigentlich als Gestalterin im Bildungsbereich?» “What do I actually do as a designer in education?”

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Pascal Heimann «Ich möchte den Menschen zeigen, dass ihre Realität vielleicht gar nicht dem entspricht, was sie sehen.» “I would like to show people that their reality perhaps does not correspond to what they see.”

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Daniel Rend «Die ganze Unsicherheit belebt das Projekt.» “This whole uncertainty animates the project.”

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Kris McGovern «Ich finde es extrem spannend, wenn ich mich in einem komplexen Konstrukt verirren kann!» “I find it really exciting when I am able to lose myself in a complex construction!”

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Tendai Matare «So viele Probleme entstehen durch diese Abwesenheit.» “So many problems come about through this absence.”

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Amina Tanner «Ich sehe die Arbeiten meiner Freunde oft nur digital. Das löst bei mir eine gewisse Skepsis aus.» “I often see my friends’ works only in digital format. That makes me a bit sceptical.”

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Simon Krieger «Mir ist guter Journalismus wichtig.» “Good journalism matters to me.”

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Lorenz Raich «Früher haben mich die Filmbilder verfolgt. Jetzt verfolge ich sie.» “Moving images used to pursue me. Now I’m pursuing them.”

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Gabriel Meisel «Mich interessiert, wie ich mir dieses unsichere Feld als Gestalter aneignen kann.» “What interests me is how I can get a grip on this whole risky field as a designer.”

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Patricia Jordanov «Der Nutzer erschafft das Erbstück von Morgen.» “The user is creating tomorrow’s legacy.”

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Tobias Wiesinger «Durch Selbermachen lernen wir die Produktionsprozesse kennen, nutzen unsere Kompetenzen und entwickeln eine nachhaltige Beziehung zu unserem Produkt.» “Through DIY we get to know the production processes, use our capabilities, and build a sustainable relation to our product.”

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Manuela Meier «Ich möchte die Klänge der störenden Geräusche harmonisieren.» “I would like to harmonise the sounds of disturbing noises.”

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Romana von Gunten «Ich möchte eine Welt aufbauen, die Kino auch sein könnte.» “I'd like to construct a world which cinema might also be.”

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Matthias Würth «Ich möchte anhand der Richtlinien, die ich mir gebe, eine Nische für Gestalter und Fotografen finden.» “Through the guidelines I give myself I would like to find a niche for designers and photographers.”

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Abstracts Erklärung Die sogenannten Abstracts zur Halbzeit des Diplomjahres markieren, nach den keimartigen Ein-Satz-Statements vom Anfang, ein differenziertes Zwischenstadium, in dem die Projekte aufblühen und ihre Komplexität sichtbar wird. Dennoch kann im Weiteren noch so manches Unvorhergesehene passieren: Umtopfen; Auslichten; Einkreuzen mit anderen Pflanzen; Namensänderungen; Schädlinge; Hagelschlag etc.

Abstracts Explanation After the seeds of the projects were planted with one-line statements, the so-called abstracts, written at the half-way point of the final year, mark a differentiated intermediate stage in which the works have really begun to blossom and their complexity

is beginning to show. As they progress, though, unpredictable things may still be happening: re-potting; thinning out; hybridisation with other plants; changes of names; pest infestations; hailstorms etc.

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Fabian Petignat Ereignisforscher Meine Grundintention ist es, Ereignisse oder Teilbereiche davon zu konzipieren und umzusetzen. Das heisst, ich will räumlich gestalten und die Interaktion zwischen Menschen oder zwischen Menschen und Inhalten konzipieren. Dazu möchte ich unterschiedliche Methoden und Materialien benutzen. Zum aktuellen Zeitpunkt habe ich vier Projekte innerhalb meines Diplomprojekts abgeschlossen: zwei Installationen mit Anja Bornhauser, die HyperMagazine-Redaktion am HyperWerk-OpenHouse und eine Arbeit am eco.festival. Die Idee ist, anhand von Projekten in verschiedenen Kontexten etwas über die Kernaspekte Raum, Mensch, Inhalt, Inszenierung zu lernen. Nicht in jedem Projekt stehen die Kernaspekte in gleicher Weise zueinander. Die HyperMagazine-Redaktion hatte einen interaktiven, kommunikativen Schwerpunkt, während bei den Elementen, die ich für das eco.festival entworfen und umgesetzt habe, das Visuelle, Materialästhetische im Vordergrund stand. In der Reflexion stosse ich innerhalb der oben genannten Kernaspekte immer wieder auf «Faszinationsblöcke», über die ich vertieft berichten möchte. Beispiele sind Meine Rolle im Projekt; ­Medium; Wirkung; Interaktion; Kommunikation; Gesprächskultur; ­Projektorganisation. Diese Faszinationsblöcke werden für jedes Projekt in einem doing-Dokument erläutert, das die Mechanik des Ereignisses behandelt. Neben den fünf bis sechs doing-Dokumenten wird ein thinking-Dokument entstehen. Hier geht es darum, wie ich funktioniere. Ich setze mich damit auseinander, wie ich mich in meiner Arbeit verhalte. Ein Schwerpunkt ist hier die Frage nach Intuition und Gestaltung. Beim Konzipieren meiner gestalterischen Interventionen oder eben meiner Ereignisse gibt es in der Regel kein Richtig oder Falsch. Ich verlasse mich auf meine Intuition, mein Bauchgefühl,

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wenn ich Entscheidungen treffe. Dies gilt es kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren. Vor mir liegen nun die Gesamtszenografie der Ausstellung Reset; eine Installation am wildwuchs-Festival; das Projekt Klang­ taucher (eine Installation, Mitarbeit an der Gesamtszenografie); und die Mitarbeit an der Ausstellung Arbeit als Erfindung im Museum der Kulturen Basel. Reset sowie die Installation am wildwuchs-Festival werden bis zum Zeitpunkt meiner schriftlichen Arbeit abgeschlossen sein. Klangtaucher und die Ausstellung im Museum der Kulturen werden in meiner Arbeit auf konzeptioneller Ebene behandelt.

Fabian Petignat Event Explorer It is my intention to conceptualise events or parts of them and turn them into reality. That is to say, I want to design spatially and to think about the inter­action between people or between people and particular contents. To this end, I would like to use a variety of methods and materials. At the present point in time I have completed four projects within the broader frame of the diploma: two installations with Anja Bornhauser; editing of the HyperMagazine at the Hyper­Werk OpenHouse and a piece of work at the eco.festival. The idea is to learn something about the key aspects of space, people, content, and staging through projects in various contexts. These key ­aspects relate to each other in different ways in each project. Editing the HyperMagazine had a more interactive, communicative focus while the ­elements I designed and set up for the eco.festival foregrounded aspects of the visual and of material aesthetics. In the course of reflection I constantly encounter fascinating thematic complexes within the above-mentioned key aspects, and I would like to report on these in more detail. Examples are My Role in the Project; Medium; Effect; Interaction;

Communication; Discursive Culture; Project Organisation. In each project these items of fascination will be set out in a doing-document, which addresses the mechanics of the event. These five or six doing-documents will be matched by a thinking-document which will look at how I operate. Here, I will be examining how I behave in my work with the emphasis on the question of intuition and form. When I conceive a design intervention or an event there is, as a rule, no right or wrong. When I make decisions I rely on my in­ tuition, my gut feeling. This process needs to be critically questioned and reflected upon. Ahead of me there still are the scenography for the exhibition Reset; an installation at the wildwuchs-festival; the Klangtaucher-/ SoundDiver-project (an installation and collaboration on the scenography); and a collaboration on the exhibition Arbeit als Erfindung / Work as Invention in the Museum of Cultures, Basel. Reset, as well as ­the installation for the wildwuchs-festival, will be ­completed by the time my written work is submitted. Klangtaucher and the exhibition in the Museum of Cultures will be dealt with in my written work at a conceptual level.

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Livia Matthäus stattutopie Auf meiner Diplomreise verbinde ich die grossen Fragen nach der ­Zukunftsfähigkeit unserer globalen Gesellschaft mit meiner Fas­zination für die Stadt als Lebenswelt und die Stadtentwicklung im Konkreten. Wie wir heute in Städten leben, zeigt vor allem eins: Wir haben keine gemeinsame Idee davon, wie wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts meistern wollen. Wir basteln ohne Plan in die Zukunft. Langsam aber sicher merken wir alle, dass die Gleichung nicht aufgeht: In einer Welt mit endlichen Ressourcen ist unendliches Wachstum nicht möglich. Doch wie wollen wir den unumgänglichen Wandel zu einer irgendwie–anderen Gesellschaft gestalten? Was gilt es zu bewahren, worauf können und müssen wir verzichten? Wie wollen wir leben? Diese Fragen haben mich in meiner Ausbildung zur ­Gestalterin geprägt. Die Frage, wie wir leben wollen, wie unsere ­Zukunft aussehen soll, ist in erster Linie eine soziale Frage, die auf ­sozialer Ebene verhandelt werden muss. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass wir eine Gestaltungsdisziplin brauchen, die sich hinsichtlich der universellen Menschenrechte klar positioniert und dem Paradigma der Raubbau betreibenden Wachstumswirtschaft wie auch der Technikgläubigkeit als Allheilmittel radikal entsagt. Eine Gestaltungsdisziplin, die ihre ­Basis in sozialen Fragestellungen findet und durch ihre Arbeit eine Änderung der kulturellen Praktiken im Gebrauch von Energie, Ressourcen und Produkten zu finden sucht — und als Ziel den guten Umgang mit der Welt verfolgt. In den letzten Monaten meiner Diplomreise habe ich ­gelernt, dass ich mit diesem Hintergrund nicht rein produktorientiert arbeiten will. Mit meinem dreiteiligen Diplomprojekt stattutopie werde ich darum versuchen, eine Plattform zu schaffen. Über die Metapher des Festivals versuche ich, möglichst viele Menschen zu erreichen und die unterschiedlichsten Akteure und Bedürfnisse zu versammeln, um

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öffentlich und gemeinschaftlich zu diskutieren, wie das urbane Leben der Zukunft aussehen soll. Hier sollen Visionen und Ideen für die wünschenswerte Stadt der Zukunft entwickelt werden. Denn genau das ist es meiner Meinung nach, was uns heute vielerorts fehlt: die konkrete Vision einer besseren Welt, das greifbare Utopia am Horizont. Aus den gesammelten Ideen und Wünschen möchte ich dann eine Gesamtvision für eine mögliche Stadt der Zukunft ent­ wickeln. Davon ausgehend möchte ich eine Projektplattform einrichten, wo zukunftsweisende Projektansätze versammelt und neue Ideen vernetzt werden können.

Livia Matthäus stattutopie In the course of the journey through my diploma I am making connections between the big questions about the future of our global society and my own fascination for the city as Lebenswelt and for urban development in particular. The way we live in cities today is evident of one thing above all: that we have no shared idea of how we intend to master the challenges of the 21st century. We are stumbling into the future without a plan. Slowly, however, we are beginning to notice that this is not going to work: in a world with finite resources, infinite growth is not possible. But how are we going to manage the unavoidable transition to a somehow-different society? What should we retain? What can or must we do without? How do we want to live? These questions have been to the fore in my studies to become a designer. The question of how we intend to live, what our future ought to look like, is essentially a social question which must be negotiated at a social level. I am increasingly of the view that we need a design discipline that takes a clear stance on universal human rights and makes a radical break with both the paradigm of rapacious economic growth and the belief in technology as a panacea. A design discipline which has its basis in social concerns and which, through its work, seeks

to change the cultural practices of energy, resource and product usage — and which pursues the aim of treating the world well. In the last few months of my diploma I have learned that, in light of this background, I do not wish to work in a product-oriented way. In my three-part diploma project stattutopie I will therefore be trying to create a platform. Through the metaphor of the festival I will be trying to reach out to as many people as possible and to gather together the most diverse requirements and individuals in order to discuss publicly, and as a community, what urban life in the future ought to look like. Visions and ideas for the city of the future will be developed since, in my opinion, this is what we lack today: the concrete vision of a better world, of a tangible utopia on the horizon. I would like to develop an entire vision for a city of the future from all the ideas and desires I gather. On this basis I would like to set up a project platform where suggestions for future-oriented projects can be gathered and networks for new ideas created. By combining these three elements I would like to stimulate people to think about possible futures and alternatives as well as encourage them to get involved themselves.

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Ignaz Wetter Johnny Barrio — Geschichten aus der Vorstadt Ich bin in der Vorstadt verwurzelt — St. Johann, 4056. Dort bin ich aufgewachsen und auch heute noch zu Hause. Mit den Jugendlichen in meinem Quartier stehe ich in engem Kontakt, und viele von ihnen sind meine Freunde. Wir ­erzählen uns oft unsere Geschichten und setzen uns damit auseinander. Deshalb möchte ich in meinem Diplomjahr einen Wunsch realisieren, den ich schon lange habe, nämlich unsere Geschichten in bewegten Bildern zu erzählen. Mein Ziel ist es, einen fiktiven Charakter zu erschaffen und für ihn eine Plattform zu kreieren — Johnny Barrio. Seine Bühne kann zunächst eine Internetseite oder auch nur ein Channel auf YouTube sein, worauf dann aber weiter aufgebaut werden soll. Die Absicht ist, Johnny Barrio damit ein Sprachrohr zu geben, womit er seine Geschichten aus der Vorstadt und über sich selbst erzählen kann, sich Gedanken macht und über Ideen spricht, die in seinem Kopf herumschwirren: die Johnny-Barrio-Quartier-Geschichten-Plattform. Auf dieser Bühne gibt es auch Informationen zu meinem Projekt und die Möglichkeit, sich mit eigenen Projekten anzumelden. Weiter will ich mehrere Kurzfilme von fünf bis zehn Minuten Länge über Johnny Barrio drehen, die ich beim Gässlifilmfestival 2015 in Basel und bei weiteren Filmfestivals / Wettbewerben in der Schweiz einreichen werde. Auch dort informiere ich über meine Plattform, so dass sich Interessierte mit eigenen Ideen bei mir melden oder an bestehenden Projekten mitwirken können. So soll eine soziale Plattform aufgebaut werden, die ­Projekte für und mit Jugendlichen anbietet. Indem Geschichten ­gemeinsam kreiert, umgesetzt, auf dieser Plattform präsentiert und angeschaut werden, entsteht also eine Art digitaler Jugiplattform. Mit meiner Filmarbeit will ich mir in meinem Diplomjahr ein handwerkliches Repertoire und Wissen aneignen, das ich nach meiner Zeit am HyperWerk nutzen kann. Dazu gehört das

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Schreiben eines Drehbuchs ebenso wie die Realisation von Kurzfilmen, das Regieführen oder die Postproduktion. Nicht zuletzt werde ich durch die Johnny-Barrio-Produktionen auch meinen eigenen filmischen Stil entwickeln und meine eigene Filmsprache finden. Ein weiteres Ziel ist die Auseinandersetzung mit dem Schweizer Film und der Schweizer Filmszene. Ich habe ausserdem bereits ein Drehbuch für einen Spielfilm geschrieben, das ich auf der Grundlage der im Diplomjahr erworbenen Kenntnisse überarbeiten und filmisch realisieren möchte.

Ignaz Wetter Johnny Barrio — Stories from Suburbia My roots are in the suburbs — St. Johann, 4056. I grew up there and it is still my home. I’m still in close contact with people my age in the neighbourhood and a lot of them are my friends. We often tell our own life stories and discuss them with each other. That’s why, in my final year, I would like to satisfy a desire I’ve had for a long time — namely, to tell these stories in moving pictures. My aim is to create a platform for a ficti­ tious character I’ve invented — Johnny Barrio. ­Initially this stage might be a Web page or simply a YouTube channel, but they would just provide the foundations on which we would continue to build. The idea is to give Johnny Barrio a voice with which he can tell stories about the suburbs and himself, a means to think things up and express the ideas that are floating around in his head: a Johnny-Barrio’sStories-From-The-Hood-Platform. On this stage there will also be information about my project and scope for people to signal their own projects. In addition I will be shooting several short films of five to ten minutes in length about Johnny Barrio which I will submit to the Gässlifilmfestival

2015 in Basel as well as to other film festivals and competitions in Switzerland. At these events I will also be discussing the Johnny-Barrio-Platform so that anyone interested can talk to me about their own ideas or get involved with existing projects. In this way, a social platform will be ­constructed with space for projects both for and by young people. By creating, shaping and presenting stories on this platform a kind of digital youth collective will emerge. Through my final year film-work I would like to acquire the knowledge and also build up a ­repertoire of skills that I can use after my time at HyperWerk. This involves the writing of a film script as well as the making and direction of short films, or post-production work. Ultimately, the Johnny Barrio productions will enable me to develop my own film-making style and discover my own film language. Another goal is to engage with Swiss film and the film scene in Switzerland. I have also already written a script for a feature film which I would like to shoot after having revised the concept in the light of knowledge gained in my final year.

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Luca Varisco HEJMA Wie wollen wir wohnen? Stadt vs. Land. Hochhaus vs. Einfamilienhaus. Villa vs. Wohnwagen. Privatsphäre vs. Gemeinschaft. Unsere Vorstellungen von der perfekten Wohn- beziehungsweise ­Lebensform sind unterschiedlich. Eines aber ist klar: Wohnräume und Ressourcen werden knapp, unsere Ansprüche an Raum und Besitz hingegen steigen. So weiterzufahren können wir uns gewiss nicht leisten. Die Lösung des Problems scheint einfach: Wir müssen unsere Städte verdichten und die Ränder der Agglomerationen eisern schützen. Was aber bedeutet das? Im Rahmen meiner Diplomarbeit HEJMA — eine Esperantovokabel, die «Leben» und «Wohnen» bedeutet — erforsche ich die Wohnlandschaft Schweiz und untersuche unsere ganz persönlichen Wohnträume. Was für eine Bedeutung hat das Wohnen für uns? Wie viel Platz brauchen wir dafür? Und wie können wir unsere unterschiedlichen Ansprüche an Wohnräume verbinden, so dass für viele dieser Träume Platz ist? Antworten auf diese Fragen versuche ich nun am stattutopie-Festival in der Markthalle zu finden, wo ich zurzeit einen Workshop zum Thema plane. Wie wird in der Schweiz abseits der konventionellen Wohnformen gelebt? Was ist hier möglich? HEJMA begibt sich auf die Suche nach Alternativen zu gängigen Wohnformen: Das wird eine Reise zu ExotInnen. Wir, mein Diplomteam und ich, schwärmen aus und besuchen bereits realisierte Projekte und Wohnsituationen, die allesamt vom Ansatz der Reduktion des eigenen Raumes ausgehen: vom Mehrgenerationenhaus über die Gross-WG bis hin zum Einsiedler in der Jurte. Zu jedem Portrait soll ein Werkzeugkasten entstehen, der zeigen soll, was es alles braucht, um in der jeweiligen Form zu wohnen; er benennt und untersucht Rahmenbedingungen und macht Vor- und Nachteile deutlich. Eine Anleitung zum Selbermachen sozusagen.

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Die Eindrücke dieser Reise möchte ich schlussendlich nach Hause bringen und meiner Stadt, meiner Nachbarschaft präsentieren. Das Haus als zentrales Symbol dieser Thematik soll hierzu als Leinwand dienen: Geplant sind Mappings auf Basler Fassaden, welche — und das ist die Hauptmotivation meiner Arbeit — die Menschen dazu anregen sollen, sich Gedanken über die eigene Vorstellung von Raum und Lebensformen zu machen bzw. ihre eigenen Ansichten dazu zu hinterfragen.

Luca Varisco HEJMA How do we want to live? City vs. country. Apartment building vs. detached How do people live unconventionally in Switzerfamily home. Villa vs. caravan. Private sphere land? What is possible here? HEJMA is setting out vs.  community to look for alternatives to standard ways of living: it will be a journey into the exotic. We, my diploma We all have different ideas about the perfect way to team and I, are heading out to visit already existing live. One thing is clear: living space and resources projects and situations which are all based on the are scarce, yet the demand for them is on the rise. idea of reducing one’s own space: from the multiWe definitely cannot continue in the same vein. The generational house to the big shared flat to the solisolution to the problem seems simple: we need tary yurt-dweller. Every portrait will be matched by to exploit every available space in our cities and a toolbox showing what each situation required in ­impose restrictions on their expansion. But what order to achieve its distinct form. It will name and does that mean? examine their conditions and discuss clearly their In the course of my final year project advantages and disadvantages. A DIY-instruction ­HEJMA — an Esperanto word which means both manual, so to speak. “to live” and “to dwell” — I am looking at the Swiss Ultimately, I would like to bring the impres­residential landscape and investigating our own per- sions of this journey back home and present them sonal dream-homes. What do homes mean for us? to my city and my neighbourhood. The house, as a How much space do we need for them? And how central symbol of this topic, will serve as a projeccan we connect our different desires for living space tion screen: I plan to show mappings on the facades in such a way that there is enough room for these of Basel buildings which — and this is the central dreams? I will be trying to find answers to these motivation of my work — will stimulate people to questions at the stattutopie-festival where I am plan- question their own positions and think about their ning a workshop on the subject. own ideas of space and ways of living.

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Florian Giraudel Ultra-Umami Diese Zeit, in der unsere Möglichkeiten exponentiell wachsen, in der das Rauschen der Medien immer intensiver wird und in der wir uns zunehmend von Bekanntem trennen, gibt mir den Anlass, mich mit den elementaren Dingen zu befassen: mit unseren Sinnen und mit der Wahrnehmung. Mit meiner Arbeit übersetze ich auf experimentelle Weise Geschmack — das Zusammenspiel von Geruchssinn und Geschmackssinn — auf andere Sinne, jenseits der Sprache. Als Inspiration für dieses Forschungsfeld dient die gastronomische Installation DrinkLink, die ich in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gastronautischen Gesellschaft für die HyperWerkDiplom-Expo 2014 entworfen habe. DrinkLink ist eine Bar, an der Gäste selbständig Getränke aus hängenden Gefässen abzapfen und kombinieren können. Die Getränke werden hier nicht konventionell beschriftet, sondern allein mit Piktogrammen gekennzeichnet. ­Besucher stellen sich so ihren Geschmack auf eine fremde, intuitive Art zusammen. Wir Gastronauten verstehen Essen und Trinken nicht als einfachen Ernährungsprozess oder als Vehikel, um immer raffiniertere Genüsse zu generieren, sondern wir hacken diesen alltäglichen sinnlichen Akt, um Fragen zu stellen, Gewohnheiten zu prüfen oder Geschichten zu erzählen. Mich interessiert, ob Geschmack, der sehr flüchtig und durch seine komplexe Entstehung schwer reproduzierbar ist, auf anderen Medien eingefangen und von Anderen verstanden werden kann. Dabei geht es nicht darum, ein perfektes, geschlossenes System zu realisieren, sondern darum, die Sinne zu schärfen und Menschen zu sensibilisieren. Ich lade Mitstudenten und Künstler ein, an kleinen Experimenten teilzunehmen, mitzudiskutieren und mitzugestalten, und ich präsentiere an öffentlichen Events gastronomische Inszenierungen. Zum Beispiel trete ich an verschiedenen Orten in Basel als Barkeeper

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auf und bediene mich dabei der Kunst des Cocktailmixens, die eine treffende Form ist, besondere Geschmäcke zu präsentieren. Mit ihrer differenzierten Technik und ihrem performativen Gestus regt sie zum bewussten Geniessen und Austausch an. Sinnliche Experimente sind für nahezu jeden Menschen zugänglich, und meine Ideen sollen sich nicht auf einen Sprach- oder Kultur­raum oder eine soziale Schicht beschränken. Produkte und Konzepte­aus diesem Rahmen werde ich weiterentwickeln und aufführen, und über die Gastronautische Plattform möchte ich ein wachsendes Publikum finden.

Florian Giraudel Ultra-Umami Our current age in which possibilities are expanding exponentially, in which the media torrent is becoming ever more intense and in which we are increasingly taking leave of the familiar also gives me the opportunity to focus on certain elementary things: on our senses and perception. In my work I am experimentally translating taste — that interplay of the senses of smell and taste — to other senses beyond language. The inspiration for this research came from the gastronomic installation DrinkLink, which I designed in collaboration with the Internationale Gastronautische Gesellschaft / International Gastro­ nautic Society for the HyperWerk diploma exhibition 2014. DrinkLink was a bar at which guests could pour and mix their own drinks from suspended c­ ontainers. The drinks were not conventionally ­labelled but rather marked with pictograms. Visitors could therefore put their own tastes together in an unusual, intuitive way. We Gastronauts do not think of food and drink simply as nourishment or as a means for ­producing ever more sophisticated pleasures. Instead we want to hack this mundane act of the

senses in order to pose questions, examine habits or tell stories. I’m interested in whether our sense of taste, which is fleeting and whose formation makes it very difficult to reproduce, can be captured in other media and made comprehensible. It is not about creating a perfect, closed system but rather it is about sharpening the senses and heightening awareness. I am inviting fellow students and artists to take part in, discuss and help shape small experiments, and I am presenting gastronomic performances at public events. For example, I am appearing at various ­places in Basel as a bartender where I employ the art of cocktail mixing, a form suitable for presenting specific taste experiences. With its elaborate technique and performative gestures cocktail mixing inspires conscious pleasure and leads to an exchange. Sensual experiments are accessible for ­almost everyone and my ideas should not be limited to one linguistic or cultural area or to a single social class. I will be developing and presenting products and concepts from this work, and my intention is to find a larger audience through the Gastronautic Platform.

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Benedikt Achermann Idle Minds In meinem Bachelorprojekt beschäftige ich mich mit der Arbeitswelt. Mich interessiert, was im System Erwerbsarbeit und bei den ­Menschen, die einer Arbeit im Angestelltenverhältnis nachgehen, los ist. Aus langjähriger eigener Erfahrung und der theoretischen Aus­ einandersetzung im Studium scheint mir klar: Die Art und Weise, wie wir heute in der Schweiz arbeiten, bringt eine Menge Risiken und un­ erwünschte Nebenwirkungen mit sich. Immer mehr Menschen können oder wollen nicht mehr mitmachen und stellen sich — spätestens beim ersten Burnout — die Frage: Wozu das alles? Ich ging zuerst der Frage nach, wie sich Arbeit ohne ­Hierarchien und Vorgesetzte organisieren lässt. Meine These war, dass viele der Probleme in der Arbeitswelt durch hierarchische ­Organisationsformen verursacht werden. Die weitere Recherche und eine Studienreise haben mich darin bestätigt — und gezeigt, dass es einige Beispiele von nicht-hierarchisch organisierten Betrieben gibt, die auch im wirtschaftlichen Sinne funktionieren. Innerhalb des ­Projekts wollte ich von Beginn weg mit einem Team arbeiten und konnte schnell motivierte Leute gewinnen. Die Zusammenarbeit war anfänglich sehr fruchtbar. Mein Versuch jedoch, möglichst wenig vorzugeben und nicht aktiv zu führen, führte allerdings zu absehbaren Schwierigkeiten. Mittlerweile bin ich bei der Organisation von Arbeit auf gesellschaftlicher Ebene und der Vision des Vierstundenarbeitstages angelangt. Die Idee, die Standardarbeitszeit auf zwanzig Stunden pro Woche zu senken, hat eine lange Geschichte. Und wirkt zunächst utopisch. Angesichts des Widerspruchs von Wirtschaftswachstum und begrenzten Ressourcen, der weit verbreiteten Unzufriedenheit der Menschen und der sich beschleunigenden Automatisierung der Arbeitswelt erscheint es mir aber als ebenso unrealistisch, einfach weiterzumachen wie bisher.

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Ich denke, der Vierstundentag könnte ein Lösungsansatz für viele ­gesellschaftliche Probleme, auch jenseits der Erwerbsarbeit, sein. In den Produkten, die aus dem Diplomprozess entstehen, wird es um die Vermittlung dieser Idee gehen. Dabei ist mir wichtig zu zeigen, dass der Wunsch, weniger zu arbeiten, nichts mit Faulheit zu tun hat. Im Gegenteil: Es gibt eine grosse Fülle an gesellschaftlich sinnvollen Tätigkeiten, die nichts mit Geldverdienen zu tun haben. Was würdest Du machen, müsstest Du nur noch vier Stunden am Tag arbeiten?

Benedikt Achermann Idle Minds The focus of my bachelor’s project is the world of work. I am interested in what goes on in the ­system of paid work and with people who are in non-tenured employment. From the many years of my own experience and from my theoretical studies one thing seems clear to me: the way we currently work in Switzerland brings with it a large number of risks and undesirable side effects. More and more people either do not want or are unable to go on, and at the latest when they experience their first burn-out, they are asking themselves the question: what’s all this for? First of all I pursued the question of how work might be organised without hierarchies and bosses. My thesis was that many of the problems in the world of work are caused by hierarchical forms of organisation. Further research and a study trip confirmed this — and showed that there are ­several examples of non-hierarchically organised operations that also work well economically. From the outset in my project I wanted to work with a team and I was able to quickly recruit motivated people. Initially the collaboration was very fruitful. My attempt, however, to provide the least possible

direction and not to be an active leader led to predictable difficulties. Meanwhile I have turned to the organi­ sation of labour on the social level and to the vision of a four-hour working day. The idea of reducing the standard working week to twenty hours has a long history. And seems at first utopian. In view of the contradiction between economic growth and limited resources, and between widespread unhappiness and the accelerating automation of production, it seems to me, however, just as un­ realistic to continue as we have in the past. I think the four-hour day might be a solution to many social problems, even those beyond paid labour. The products that emerge out of the process of my diploma project will be concerned with conveying this idea. It is important to me to show that the desire to work less has nothing to do with laziness. On the contrary: there is a wealth of socially meaningful activity that has nothing to do with earning money. What would you do if you only had to work four hours a day?

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Anja Bornhauser Drawing Minds Ich will mich in meinem Diplomjahr mit dem ikonischen Gedächtnis und dem Vorstellungsvermögen auseinandersetzen. Das ikonische Gedächtnis speichert alle ankommenden visuellen Informationen ­zwischen und macht sie für weitere Verarbeitungen zugänglich. Bestimmte Bilder werden aufgenommen, andere gehen schnell vergessen. Unser visuelles Gedächtnis wird dauernd überflutet mit Informationen, und so werden auch unsere Bildsprache und unsere Imagination beeinflusst — alles, was wir bildlich wiedergeben oder beschreiben. Wir sehen Bilder, die wir nicht sehen wollen, Bilder, die eigentlich Privatsache sind oder die Menschenwürde verletzen. Bei meiner Arbeit als Illustratorin beobachte ich mich beim Illustrieren und frage mich vermehrt, wie sich mein Bildwortschatz zusammensetzt. Wenn ich für einen Auftrag arbeite, setze ich das Thema oder die Geschichte in meiner Bildsprache um. Ich übersetze. Meiner ursprünglichen Fragestellung, woher all die Bilder in unseren Köpfen kommen und durch welche Faktoren mein visuelles Gedächtnis (und das Anderer) beeinflusst wird, bin ich in theoretischer Recherche nähergekommen, und mein Augenmerk legt sich nun auf die Frage, inwiefern sich mein ikonisches Gedächtnis mit dem Anderer deckt und «sichtbar» wird, sich im Ausdruck zeigt, auch in anderen Ausdrucksformen wie dem Zeichen. Durch Experimente habe ich versucht, möglichst viele Menschen zur Partizipation an meinem Projekt und somit zum Zeichnen zu bewegen. Auch Gespräche und Interviews mit Illustratoren, Zeichnern und Nicht-Zeichnern kamen nicht zu kurz. Die theoretische Auseinandersetzung und die zeichnerische Forschung durch Aufträge, die ich in letzter Zeit umgesetzt habe, haben mich auf die Idee eines grösseren Experiments gebracht. Ich will in einer Themenwoche / einem Workshop Anfang Juni dem Ausdruck des visuellen Gedächtnisses näherkommen.

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Ob ich jeden Tag zeichnerisch oder auch mit anderen Ausdrucksformen ­arbeiten will, ist noch unklar. Die ganze Veranstaltung über soll aber zu einem gleichbleibenden Begriff oder Thema gearbeitet werden. Ich bin ­daran, mir ein Team zusammenzustellen; der Aufbau dieser Themen­tage wird auch stark von meinen Mitstreitern abhängig sein. Mir geht es bei diesen Projekttagen hauptsächlich um das Experiment, um die Beobachtungen und Erfahrungen, weniger um ein Endprodukt. ­Ausserdem stellen sich die Fragen, wie sich das Ganze auch durch die Teilnehmer dokumentieren liesse, und wie «offen» die Veranstaltung ist.

Anja Bornhauser Drawing Minds In my final year I will be investigating iconic memory and the human capacity for imagination. The iconic memory provisionally stores all incoming visual ­information and makes it available for further processing. Some images are saved while others are lost. Our visual memory is continually flooded with information, and this influences the way our imagination and visual language work — everything we represent or describe in images. We see images we don’t want to see, images which are actually a private matter or which injure someone’s personal dignity. In my work as an illustrator I am observing myself in the act of illustrating and, increasingly, I ask myself how my own pictorial vocabulary is constructed. When I’m working on a job, I am transcribing the story into my own visual language. I am translating. My initial question about where our mental images come from and the factors that influence my visual memory (and that of others) has been reinforced by theoretical research. I am now focusing on the problem of the extent to which my iconic memory is the same as that of others and is

“visible”, and whether it expresses itself in various forms — such as drawing. Through experiments I have attempted to encourage as many people as possible to participate in my project and so motivate them to draw. I have also included conversations and interviews with illustrators, graphic artists and non-artists. Theoretical considerations and the insights gained through recently completed graphic work have led me to the idea of a still larger experiment. In a themed week / workshop at the beginning of June I will be exploring the expression of visual memory. Whether I will be working in a graphic medium or with other expressive forms has still to be decided. Throughout the whole event, however, we will work with regard to a single, unified concept or theme. I am in the process of putting a team together, and the structure of the event will also largely depend on my collaborators. I am primarily concerned with the experiment, its observations and experiences, rather than with any final product. There is also the issue of how “open” the workshop ought to be, and how the entire project is to be documented by its participants.

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Andreas Frehner Aufmerksamkeit vs. Gewohnheit Jeder von uns hat Gewohnheiten, und zwar in jeglichen Lebensbereichen. Ob im Handeln, im Denken oder in der Wahrnehmung: Wir folgen ständig gewohnten Mustern. Gewohnheiten basieren auf Entscheidungen, die uns meist nicht mehr bewusst sind, die uns aber in unserem Verhalten oft unbewusst beeinflussen, egal, ob es gute oder schlechte Entscheidungen waren. In meiner früheren Tätigkeit als Mechaniker habe ich ­erfahren, welche Vor- und Nachteile Gewohnheiten im industriellen Bereich mit sich bringen. In meinem Studium habe ich mit der Zeit bemerkt, dass Gewohnheiten — entstanden durch Ausbildung, Erziehung und Erfahrung — nicht nur Sicherheit bieten für die Art und Weise, wie man eine Aufgabe angeht. Sie hindern mich auch daran, im Gestaltungsprozess offenzubleiben und unkonventionell zu handeln. Für mich ist klar: Sich Gewohnheiten bewusst zu machen, sie zu hinterfragen, aus ihnen auszubrechen und sich auf unsicheres Terrain zu begeben — das alles birgt ein enormes Potential. Durch Literaturrecherche und persönliche Reflexion konnte ich erkennen, wie Gewohnheiten entstehen, wie ich sie verändern kann und worauf es dabei ankommt. Um meinen eigenen Alltagsgewohnheiten auf die Schliche zu kommen, mache ich ein Selbstexperiment, in dem ich versuche, sie zu erkennen und umzustellen. Mit drei Prototypen untersuche ich Gewohnheiten der visuellen Wahrnehmung im Zwei- und Dreidimensionalen sowie auf die Orientierung im Raum bezogen. Dafür arbeite ich mit Pascal Heimann zusammen, der sich mit der Wahrnehmung im Zwei- und im Dreidimensionalem ­beschäftigt. Mit einer anamorphotischen — Bilder technisch verzerrenden — Installation und zwei Plakaten mit übereinandergelegten Fotografien

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­ rzeugen wir ungewohnte Perspektiven und testen die Wirkung auf e die Betrachter. Auf dem Campus der Künste nutzen wir an der Oslo Night die starke Symbolik von Ampeln mit ihren seit der Kindheit an­trainierten Gewohnheiten aus. Wir bauen alternative Lichtsignale, die die Thematik der Perspektiven und der Orientierung auf dem Campus behandeln. Je länger ich mich mit Gewohnheiten auseinandersetze, desto mehr rückt das Thema der Aufmerksamkeit in den Vordergrund. Ich frage mich, in welcher Beziehung Aufmerksamkeit zur Gewohnheit steht; ob ich sie provozieren — und wenn ja, wie ich sie bewusst einsetzen kann. In meinem Diplom geht es mir um sinnvolles, bewusstes Arbeiten mit Gewohnheit und Aufmerksamkeit . Andreas Frehner attention vs. habit Each of us has habits in every area of his or her life. Whether it’s acting, thinking or perceiving: we constantly follow standard patterns. Habits are based on decisions which are generally not conscious but which often unconsciously influence our behaviour, regardless of whether they are good or bad. I know from my previous work as a mechanic what the advantages and disadvantages of habits are in industry. In the course of my study I have noticed that habits — the consequences of education, upbringing and experience — do not just provide certainty for the way one goes about a task. They also prevent me from keeping an open mind in the design process and from acting unconventionally. It is clear to me that becoming aware of habits, questioning them, breaking free from them and shifting to new terrain — all this holds an enormous potential. Through researching the literature and personal reflection I was able to understand how habits arise, how I can change them and what the important factors are. In order to catch my own everyday habits out I am conducting an experiment on myself,

in which I attempt to identify these habits and ­reconfigure them. With the aid of three prototypes I am looking at habits of visual perception in two and three dimensions as well as their relationship to spatial orientation. I am therefore working together with ­Pascal Heimann, whose focus is on perception in two and three dimensions. With an anamorphotic installation — in which images are distorted by technical means — and two posters with layered photographs, we are producing unusual perspectives and testing these on the viewer. At the Campus of the Arts on the Oslo Night we will be using the powerful symbolism of traffic lights and their associated behaviours that have been drummed into us since childhood. We are building an alternative set of lights which deal with perspectives and orientation on campus. The longer I grapple with the idea of habit, the more the theme of attentiveness shifts into the foreground. I ask myself what relationship attentiveness has to habit — whether I can provoke attentiveness and, if so, how I can apply it consciously. My diploma project is about working meaningfully and consciously with habit and attentiveness.

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Kevin Renz Deviant Bits Durch moderne maschinelle Fabrikation werden nahezu ­perfekte Produkte geschaffen. Nicht selten haben diese jedoch keine eigene Identität. Wird das gleiche Produkt mittels eines traditionellen Herstellungsverfahrens erzeugt, so erhält es durch die Spuren der Herstellung einen ganz eigenen Charakter. Es sind die kleinen und einzigartigen Abweichungen, die dem Produkt eine eigene Qualität verleihen. Die Ästhetik fluktuiert zwischen Perfektion und der Abweichung davon. Verschiedene Kulturen haben verschiedene Fabrikations­ verfahren. Die Unterschiede dieser Fabrikationsverfahren bringen eine eigene Geschichte mit sich. Das Produkt weist eine jeweils eigene Handschrift auf. Unausgereifte Fabrikationsverfahren erstellen ­Fehler — technische Fehler, die vom Zweck der Maschine nicht vorgesehen sind —, die zu einzigartigen Massenprodukten führen. Beispiele dafür sind der Batik- und der Siebdruck. Da die Ästhetik dieser Fehler beliebt ist, werden solche Fabrikationsverfahren teilweise mit Mühe erhalten. Im digitalen Bereich wird durch Fehler — sogenannte Glitches — eine eigene Kunstform erschaffen. Vergangenes Semester habe ich ein digitales Werkzeug entwickelt, das mittels eines e ­ igens entwickelten Algorithmus alle Bits einer Bilddatei verändert. Es erscheint ein Fehler, der dem Bild eine Ästhetik verleiht, die nur durch dieses Werkzeug entstehen kann. Digitale Bilder sind absolut reproduzierbar und haben eine volatile, rasch vergängliche Stofflichkeit. Sie erscheinen, abhängig von der Aufbaurate des Anzeigegerätes, etwa hundertmal pro Sekunde komplett neu. Wie kann ich die Stofflichkeit des Bildes festhalten und es dabei zu einem offensichtlichen Unikat machen? Ich versuche, das Bild in einem nichttrivialen Verfahren auf die physische Ebene zu übersetzen.

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Dazu habe ich ein Werkzeug geschrieben, das die Bildinformationen an einen modifizierten D.I.Y.-Plotter weiterleitet. Das Bild wird mit einem Pinsel Punkt für Punkt wie im Pointillismus auf das Papier übertragen. Durch physikalische Eigenschaften wie die des Duktus des Pinsels und die Makel des Plotters entwickelt sich das Unikat. In einem weiteren Schritt werde ich externe ­Einflüsse — wie beispielsweise Klang — in den Herstellungsprozess des Bildes mit einbeziehen. Somit verbirgt sich im Bild eine Handschrift, die den Prozess spiegelt.

Kevin Renz Deviant Bits Modern machine production creates almost ­perfect products. Not infrequently, however, these products have no specific identity. If the same object is made using traditional techniques it is given its own character by the traces left in the manufacturing process. These small, unique differences lend the product its own particular quality. Aesthetics fluctuates between perfection and a deviation from perfection. Different cultures have different production processes. A unique history is embedded in the differences between each of these processes. Each product has its own particular signature. Imperfect manufacturing processes produce flaws — unintentional technical errors — which lead to unique mass produced products. Examples are batik and screenprinting. Because the look produced by these flaws is so popular, these types of production processes are sometimes carefully kept alive. In the area of digital production specific art forms are created by mistakes — the so-called glitches. Last semester I developed a digital tool that altered all the bits in an image file by means of

a unique algorithm. An error then appears which lends the image an aesthetic derived solely from this tool. Digital images are absolutely reproducible and have a volatile, highly transient materiality. They are shown and refreshed around one hundred times per second, depending on the display rate of the device. How can I grasp the materiality of the image and thereby turn it into an obviously unique product? In a non-trivial process I am attempting to translate the image onto a physical plane. To this end I have created a tool that ­conveys the image information to a modified DIY plotter. The image is then transferred by a brush onto paper, dot by dot as in pointillism. Through physical characteristics such as the peculiarities of the brush strokes and the shortcomings of the ­plotter, a unique product emerges. In a further step I will include external ­influences — such as sound — in the production process of the image. In this way a signature will be inscribed into the image which reflects the process of its production.

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Etienne Blatz affekt — Ein Magazin erforscht die Stadt «Unsere gesellschaftlichen Beziehungen werden durch den Raum geordnet. Unsere Beziehung zur Welt und die Organisation unseres Zusammenlebens findet im Raum statt und ist räumlich strukturiert. Die Art der Raumbildung spiegelt das Selbstverständnis der geistigen Befindlichkeit einer Zeit wider.»  — Space and Truth. ZHdK, 2009 Die Stadt als Ort der Gegensätze, die Stadt als Ort, an dem bald die Mehrheit der Weltbevölkerung leben wird, und als Ort, an dem die ­sozialen Gefüge öffentlich diskutiert und sichtbar gemacht werden. Die treibende Kraft der Stadt erwächst aus ihrer Fähigkeit, verschiedene Lebensweisen und Alltagsrealitäten aufnehmen zu können. Die Vielfalt und Verschiedenheit der StadtbewohnerInnen, die gegenseitige An­ erkennung von Differenzen, die Konflikte und die immer wieder neu zu verhandelnden Lösungswege — sie alle sind Aspekte des städtischen Potentials. Öffentliche Räume des Austauschs, der Kommunikation, der Kreativität und der Möglichkeit sind für die nachhaltige und vielfältige Entwicklung einer Stadt somit unerlässlich. Mit meinem Diplomprojekt möchte ich urbane Bewegungen und Möglichkeiten erforschen, lesbar machen und Verbindungen innerhalb unserer Lebensräume aufzeigen. Den Rahmen dazu bildet ein Magazin — affekt, das als Diskussionsort die grossen und kleinen Geschichten der Stadt erzählt und damit zur öffentlichen Diskussion beiträgt. Die Stadt birgt unzählige Geschichten, welche die Zusammenhänge und Strukturen des Städtischen offenbaren, Aufschlüsse ­geben, neue Möglichkeitsräume zeigen. affekt macht es sich zur Aufgabe, diese versteckten Geschichten und Grauzonen nachzuzeichnen. Durch eine Mischung aus Wissenschaftlichem und Alltäglichem positioniert sich das Magazin nicht zwischen den Disziplinen, sondern bewegt sich hyperdisziplinär unabhängig und will den urbanen Diskurs für Jede

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und Jeden zugänglich machen. Ziel ist es nicht, ein gemeinsames ­Verständnis von Stadtforschung zu kreieren, sondern den verschiedenen Ansichten, Themen und Geschichten aus Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung, aus Raumordnung und bildender Kunst, Geographie, Soziologie, Politik- und Medienwissenschaften, aus Philosophie und Alltagsgeschichten eine Plattform zu bieten, um das Urbane kritisch und subversiv zu erkunden. So wird der Blick auf das Städtische in seiner Vielfalt sichtbar, wird kontinuierlich dargestellt und kann neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Ein Magazin erforscht die Stadt.

Etienne Blatz affekt — A magazine explores the city «Our social relations are organised by space. Our relation to the world and the organisation of our social life is situated in space and is spatially structured. Types of spatial configuration reflect the selfconception of an era’s sensibility.»  — Space and Truth. ZHdK, 2009 The city as a place of contradiction, the city as a place in which the majority of the world’s popu­ lation will soon live, and as a place in which social relations enter public discourse and are acknowledged. The vital force of a city derives from its ability to accommodate different life-ways and different experiences of everyday reality. The variety and diversity of city-dwellers, the mutual acknowledgement of difference, conflicts and the constant need to negotiate their resolution — these are all aspects of a city’s potential. Public spaces of exchange, communication, creativity and possibility are therefore indispensable for the sustainable and diverse development of a city. In my final year project I would like to investigate urban movements and ideas, making them legible and focusing on connections within

our various life-spaces. The context for all this is­ a magazine — affekt, a place for discussing all the stories of the city both large and small. In doing so it makes a contribution to public debate. The city is home to a limitless number of stories which reveal the connections and structures of urban life, provide information and open up new domains of possibility. By mixing the academic and the everyday the magazine does not position itself between disciplines but is rather hyper-disciplinary and independent in its attempt to make urban discourse accessible to everyone. Its aim is not to homogenise our understanding of urban research but to offer a platform for a variety of views, themes and stories from different fields — architecture, urban and rural planning, spatial planning and the fine arts, geography, sociology, political and media studies, philosophy and everyday life — with a view to throwing a critical and subversive light on the city. In this way, the whole concept of the city can be seen in all its contrasts and in a continuous process of presentation that offers new formal possibilities. A magazine explores the city.

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Thomas Koch postindustrial career Welche Verhaltensweisen begünstigen erfolgreiches Arbeiten auf dem postindustriellen Arbeitsmarkt? Ich entstamme einem Umfeld der klassischen «Bilderbuchkarrieren» im Bereich Ingenieurwesen. Baden-Württemberg ist eine Hochburg der deutschen Industrie und beheimatet mit Firmen wie Daimler, Bosch, Stihl etc. diverse Weltmarktführer. Für ein Beispiel eines solchen «klassischen» Karriere­ weges verweise ich auf den 1944 geborenen Jürgen Schrempp, der einst als «Besenjunge» bei der Daimler-Benz AG begann und dann seinen beruflichen Aufstieg mit der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker begann, bevor er über ein Ingenieurstudium und im Weiteren über den Bereich Management in den Daimler-Vorstand gelangte, dessen Vorsitz er von 1995 bis 2005 innehatte. Ist dies ein beruflicher Werdegang, der auch noch im 2 ­ 1. Jahrhundert Orientierung bieten kann, oder ändern sich die Verhältnisse grundlegend? Muss man einen new code aus den Veränderungen herausfiltern, der für die erfolgreiche Arbeit auf dem postindustriellen Arbeitsmarkt Gültigkeit besitzt? Die Empfehlungen zur Berufswahl unterliegen genauso dem Wandel der Zeit wie der Arbeitsmarkt selbst. In meinem Diplomprojekt postindustrial career setze ich mich mit der Berufsorientierung und -formulierung sowie mit der selbständigen Berufsausübung auf dem postindustriellen Arbeitsmarkt auseinander. Ausgehend von der Wahrnehmung eines hochentwickel­ ten, wohlgesättigten Bürgertums — sowie des Bildungsbürgertums an ­seiner Seite — will ich mich dem erwähnten new code unter sozialen und pragmatischen Gesichtspunkten annähern. Ich habe das Kommunikationsprojekt postindustrial career entworfen und befinde mich augenblicklich in der Produk­ tionsphase. Das Spiel, angelehnt an Text-Adventures aus den 1980er

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Jahren, zielt darauf ab, möglichst viele aktuelle Empfehlungen zur Berufsfindung zu versammeln. Diese werden in Form kleiner Videoclips produziert und im Rahmen des Spiels präsentiert. Die Spielteilnehmer entscheiden sich im Spielverlauf für jeweils eine von zwei Empfehlungen aus den drei Bereichen Geld, Bildung und Schicksal. Daraus ergeben sich Fortschritte oder Rückschläge auf einer virtuellen Karriereleiter. Mit der Umsetzung der Thematik in dieser Weise versuche ich, eine generationsübergreifende Debatte auszulösen mit dem Ziel, das Bewusstsein für die besonderen soziokulturellen Konstellationen unserer Zeit zu schärfen.

Thomas Koch postindustrial career What forms of behaviour encourage success in the post-industrial labour market? I come from an area known for its classic “picture book careers” in engineering. BadenWürttemberg is a stronghold of German industry, home to global market leaders such as Daimler, Bosch, Stihl etc. As an example of such a “classic” career I would refer to Jürgen Schrempp, born in 1944, who started working at Daimler-Benz AG as a ­“message boy”, and who then began his professional rise with an apprenticeship as a car mechanic. After studying engineering and working in management he reached the board of directors of Daimler where he was chairman from 1995 to 2005. Is this a model career for the 21st century or have circumstances fundamentally changed? Does one have to filter out a new code from these changes which is pertinent to success in a post­ industrial labour market? Recommendations for careers are just as much subject to change over time as the labour market itself. In my final year project, postindustrial ­career, I will be thinking about the shaping

and f­ ormulation of career choices as well as about self-employment practices in the post-industrial labour market. Proceeding from the recognition that there is a highly developed, contented middle class and an educationally aspirational class at its side — I will set out to approach this new code from social and pragmatic points of view. I have designed a communication project called postindustrial career and I am currently in the production phase. The game, which borrows from text-adventures from the 1980s, aims to collect as many current recommendations for careers as possible. These will be produced in the form of short video clips and presented within the framework of the game. Participants will decide in the course of the game for one of two recommendations provided from each of the areas of money, education and destiny. These will lead to either advancement or demotion on a virtual career ladder. By dealing with the topic in this way I will be trying to trigger an inter-generational debate with the aim of heightening awareness of the ­specific socio-cultural constellations of our age.

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Elisa Petri Die Bildung der Zukunft Faktenwissen ohne Zusammenhänge, stündlich wechselnde Schulfächer und pflichterfüllendes Auswendiglernen — das ist die Vorbereitung auf ein Leben im vergangenen Jahrhundert. Für heute und noch mehr für die Zukunft brauchen wir Menschen, die fähig sind, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, die gelernt haben, mit Unsicherheit umzugehen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Das überkommene Schulsystem jedoch vermittelt diese Fähigkeiten nicht. Die Vereinheitlichung der Bildung durch Bologna oder Lehrplan 21 sehe ich als problematisch. Vor lauter Vergleichbarkeitswahn schnallt man sich den Gürtel und den Blick selbst immer enger. Durch Schulleistungsuntersuchungen — wie beispielsweise die PISA-­ Studien — hat man sich ein Ziel gesetzt, das man anstreben und auf das hin man den Fortschritt messen kann. Doch dabei vergisst man zu hinterfragen, ob dieses Endergebnis überhaupt noch wünschenswert ist. Ich vertrete die Meinung, dass die Bildungslandschaft sich viel eher diversifizieren und mehr individuellen Gestaltungsfreiraum zulassen sollte. Dass sich neben der Pädagogik noch weitere Gesellschaftsbereiche an der Bildungsdebatte aktiv beteiligen, wird oft übersehen. Denn Bildung ist nicht bloss Selbstzweck, sie ist die W ­ iege ­unserer künftigen Gesellschaft. An der Frage, wie diese aussehen ­sollte, scheiden sich die Geister. Dem Konflikt — wie Bildung sein müsste — liegt das tiefe Bedürfnis des Menschen zugrunde, seine Zukunft zu sichern. Damit verbunden ist die Frage, was wir heute lernen sollten, um morgen ein gutes Leben zu führen. Wie kann eine Bildung aussehen, die unsere Gesellschaft zukunftsfähig macht? Was sind die Grundlagen, um uns allen eine ­lebenswerte Zukunft zu ermöglichen? Wie kann ich als Gestalterin den Wandel in diese Richtung unterstützen?

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Ich möchte mit Initiativen zusammenarbeiten, die Gestaltungsräume im Bildungsbereich schaffen oder nutzen und die einen zukunfts­ weisenden Charakter für die Gesellschaft besitzen. Meine Rolle als Prozessdesignerin sehe ich in der Auseinandersetzung mit der Entstehung solcher Initiativen und mit ihren Entwicklungsprozessen. Zudem werde ich meine Recherche zum Thema aufarbeiten. Die Ergebnisse sollen öffentlich zugänglich gemacht und somit weitere Menschen zum Handeln inspiriert und ermutigt werden.

Elisa Petri The education of the future Facts devoid of context, school subjects that change hourly and rote learning just to tick ­boxes — that’s how preparing for life was in the last century. ­Today, and still more in the future, we need people capable of leading a life they have defined for themselves, who have learned to deal with uncertainty and to take responsibilities for their own actions. The traditional school system, however, does not provide these skills. I see the harmonisation of education through the Bologna process or the Swiss educational initiative Lehrplan 21 as problematic. The sheer madness of making comparisons has meant that expenditures and perspectives have been drawn ever tighter. Through research into educational performance — such as the PISA-studies — aspirational targets are set and progress is measured. But in the process one forgets to ask whether the end result is at all worthwhile. I am of the opinion that the educational landscape should instead become more diverse and provide more space for individual choices. That other voices are involved in the ­debate on education besides those of pedagogical

researchers is something that is often ignored. Edu­cation, after all, is not just an end in itself, it is the cradle of our future society. The question of what shape it should take is a controversial one. The conflict — about how education ought to be — arises from people’s deep need to secure their future. It is therefore connected to the question of what we should be learning today in order to lead a good life tomorrow. What might an education look like that would future-proof our society? What is the basis for enabling us all to have a liveable future? How can I as a designer support change in this direction? I would like to work together with social initiatives which are using or exploiting opportunities for creative interventions in education and which have a socially progressive character. I see my role as a process designer as centered on an ­engagement with the way such initiatives emerge and develop. I will also review and write up my ­research on the topic; the results will be made publicly accessible and so encourage and inspire others to act.

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Pascal Heimann (W)HERE Wir können uns in drei Dimensionen frei bewegen, obwohl unser ­Sehapparat nur zweidimensionale Bilder zur Verarbeitung liefert. Dank verschiedener Parameter ist unser Gehirn dazu fähig, aus zweidimen­ sionalen Informationen räumliche Bilder zu generieren. Diese Bilder erlauben uns, Distanzen zu schätzen, Orte wiederzuerkennen und eine dreidimensionale Karte unserer Umgebung zu imaginieren. Dank Navigationssystemen, Überwachungskameras oder Videotele­fonie können wir, unabhängig von dem Ort, an dem wir uns gerade befinden, verschiedenste visuelle Perspektiven einnehmen. Wir vertrauen heute also nicht mehr nur unserer eigenen unmittelbaren Wahrnehmung, sondern erweitern unsere Perspektiven dank technischer Hilfsmittel. Anhand eines anamorphotischen Experiments habe ich erforscht, wie wir den Raum um uns visuell wahrnehmen und uns mit Hilfe von Sehinformationen darin orientieren. (Ein Bild ist anamorphotisch, wenn es in einer spezifischen Weise technisch verzerrt wurde.) In einem nächsten Schritt habe ich versucht, Bewegung und Zeit im Dreidimensionalen auf einer statischen 2D-Fläche abzubilden. Mit der Slit-Scan-Technik war es mir möglich, Bilder zu generieren, die verschiedene Perspektiven vereinen und damit eine andere Art visueller Wahrnehmung bieten. Das Zusammenspiel von interner und externer Perspektive sowie die Orientierung im Raum tauchten dabei immer wieder als Themen auf. Ich versuchte mir vorzustellen, alles immer von allen Seiten sehen zu können. Würde unsere Position im Raum und wie er um uns herum organisiert ist, noch eine Rolle spielen? Mit der Bildserie lifeless and full of life habe ich mich darangemacht, Objekte aus verschiedenen Blickwinkeln zu fotografieren und Wege zu finden, diese Blickwinkel in einem einzigen Bild miteinander zu verbinden oder aber voneinander loszulösen. Vor dem Hintergrund dieser Experimente setze ich mich in meiner Diplomarbeit mit der Frage auseinander, wie die Möglichkeiten

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multiperspektivischen Sehens unsere räumlich-visuelle Wahrnehmung beeinflussen und inwiefern für uns daraus die Schwierigkeit resultiert, Perspektiven zu vernetzen und uns selbst darin zu verorten. In einer Installation für die Oslo Night im April 2015 befasste ich mich ebenfalls mit dieser Frage. Dort habe ich die heute stark aus technischen und externen Quellen gespeiste räumliche Wahrnehmung thematisiert und in eine visuelle Raum-Erkundung übersetzt. In einem weiteren Schritt will ich eine Internet-Plattform bauen, auf der die räumliche visuelle Wahrnehmung auf einem Bildschirm erlebbar gemacht werden kann.

Pascal Heimann (W)HERE We can move freely in three dimensions although our visual apparatus only delivers two-dimensional images for processing. Thanks to various parameters our brain is capable of generating spatial images from two-dimensional information. These images allow us to estimate distances, recognise places and imagine a three-dimensional map of our surroundings. Thanks to navigation systems, surveillance cameras or video telephony we are able to absorb the most diverse visual perspectives, independently of our current location. Thanks to technical devices, therefore, we no longer simply trust in our own direct perceptions, we are able also to expand our perspectives. By means of an anamorphotic Experiment I have investigated how we visually perceive the space around us and orient ourselves in it with the help of optical information. (An image is anamorphotic if it is technically distorted in a specific way.) In a further step I attempted to represent threedimensional movement and time on a static 2-D surface. Using a slit-scan technique I was able to generate images which unified various perspectives and therefore offered a different type of visual

perception. The interplay of internal and external perspective as well as spatial orientation returned again and again as themes here. I tried to imagine always being able to see everything from all possible sides. Would our position in space and the way it is organised around us still play a role? In the image series lifeless and full of life I have set out to photograph objects from various angles and to find ways of connecting these angles in a single image or to separate them from each other. Against the background of these experiments I am investigating the question of how the possibilities of multi-perspectival vision influence our perception and to what extent it leads to the difficulty of linking perspectives and locating ourselves within them. An installation I prepared for the Oslo Night in April 2015 also focused on this question. The theme of this work was the powerful influence of external and technological sources on contemporary spatial perception, a state of affairs I translated into a visual exploration of space. In a further step, I intend to build an internet platform in which spatial visual perception can be experienced on a screen.

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Daniel Rend Form From ­—  Was bleibt, wenn aus einer Erfahrung etwas Fassbares wird? Der Körper ist nach wie vor ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Inzwischen ist es jedoch so, dass nicht mehr das Erschaffen von Formen im Mittelpunkt steht, sondern die Geschichten, die durch die Figuren hindurch erzählt werden. Mir war nicht klar, wie sehr ich mich selber ausdrücke durch das Kneten meiner Figuren. Ich habe erkannt, dass es nicht nur wichtig ist, wie etwas geformt wird, sondern wie ich forme. Wie drücke ich mich in der Form aus? Welche Einflüsse und Erfahrungen fliessen in die Arbeit ein? Bei der Arbeit wurden noch zwei weitere Themen ­relevant: der Wert des Handwerks; und der Körper heute. Ich weiss, dass ich diese Themen nicht wissenschaftlich untersuchen kann, aber ich kann meine eigenen Erfahrungen reflektieren und aus meinem ­Arbeitsprozess Erkenntnisse ableiten. Der Grundgedanke dabei ist, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und die mit dem Werkstoff-Körper einander ­gegenüberzustellen. Der Körper wird betrachtet und bewertet, sei es der eigene oder der fremde; und so ist es auch bei Formen, die wir sehen. Ein weiterer Aspekt dabei ist der persönliche Ausdruck, der manifest wird, da eigene Erfahrungen, Wissen und Körperideale automatisch ins Handwerk einfliessen. So vermischen sich persönliche und gesellschaftliche Faktoren — aus denen dann Unikate geformt werden. Aus dieser anfänglichen Recherchephase entsteht dann eine Art Form-Tagebuch, das alle Erlebnisse vor, während und nach der Entstehung der Figuren darstellt. Ich sehe im Prozess und seiner Dokumentation den ­eigentlichen Kern der Arbeit. Es ist ein Weg, der von vielen Einflüssen geprägt ist. So führen die einzelnen Themen zueinander und bilden ein Netz. So kommt die Körperwahrnehmung in Berührung mit Literatur und Geschichten, und diese wiederum kommen in Berührung mit dem

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Lehm. Die Schlüsse, die ich ziehe, schaffen daher nicht ein bestimmtes Produkt, sondern sie zeigen, dass das Experimentieren mit Materialien und das Arbeiten mit den Händen überraschende Wirkungen auf den Macher haben können. Eine Reise, die ins Ungewisse führt und Veränderungen im Denken mit sich bringt. Was in dieser experimentellen und zugleich dokumentarischen Arbeit stecken wird, sind sicherlich viele unterschiedliche Gefühle und Gedanken, die jene Frage in den Raum stellen, was erhalten bleibt, wenn etwas gemacht wird. Was bleibt, wenn aus einer Erfahrung etwas Fassbares wird?

Daniel Rend Form From — What remains when an experience becomes something tangible? The body is still an important part of my bachelor’s work. However, it is now the case that the focus is no longer on the creation of form but, rather, on the stories that are told through these forms, i.e. through the figures I am modeling. I was not at all aware of just how much I express myself when I model my clay figures. I have learned that it is not just important how something is formed — rather, it is more a question of how I form it. How do I express myself in form? What sort of influences and experiences flow into my work? Two other themes have become relevant in the course of my work: the value of working with one’s hands and the body. I realise that I cannot research these themes in an academic way but I am able to reflect on my own experiences and gain insights based on my own working process. The fundamental idea is to contrast the ­encounter one has with one’s own body and that which one has with the physical material. A body is always weighed up and assessed — be it one’s own or that of the other. And it is the same with the forms we see. Another aspect is how personal expression manifests itself in the way one’s own experiences, knowledge and physical ideals ­automatically flow

into one’s craft. Personal and social factors therefore combine — and, in the process, unique objects are formed. Out of this initial phase of research a type of form-diary has emerged which sets out all the experiences before, during and after the shaping of my figures. Is see this process and its documentation as the real core of my work. It is a path marked by many influences. The individual themes connect with each other and form a network. An awareness of the body, for example, encounters literature and history and they, in turn, come into contact with the clay. The conclusions I draw, therefore, do not lead to a specific product. Rather, they show that experimenting with materials and working with one’s hands can have surprising effects on the creative individual. It is a journey leading into the unknown and changing one’s way of thinking. This simultaneously experimental and documentary project will be home to many different thoughts and feelings, all of which raise the issue of what remains when something is made. What remains when an experience becomes something tangible?

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Kris McGovern Recherchearbeit über eine Organisation und deren Wirken in Basel Ausgangsthema meiner Diplomarbeit war die sogenannte Reflexive Ohnmacht. Der englische Kulturtheoretiker Mark Fisher meint mit ­diesem Ausdruck den Zustand der Unbeweglichkeit, der Lähmung angesichts der allgemeinen Weltlage, mit dem Subtext, den wir alle ­kennen: «Es ist alles furchtbar — aber wir können ja eh nichts verändern.» Als Antwort darauf versuche ich, den Möglichkeitssinn zu stärken, um diese starre Handlungsunfähigkeit zu überwinden. Ich untersuche, was möglich ist, wenn man etwas für möglich hält. Wenn man gedankliche und gesellschaftliche Schranken überwindet und begreift, dass die Kreisfläche des Möglichen durch einen persönlichen, gedanklichen Radius beschnitten wird. Dass man diesen Radius und das eigene Handlungsfeld erweitern kann, versuche ich zu zeigen anhand einer Dokumentation über eine Organisation in Basel. Sie dringt in bestehende Systeme ein oder bricht aus ihnen aus, greift in ablaufende Prozesse ein und rüttelt am Spielbrett der Gesellschaft. Sie begreift das Leben als Spiel und die Gesellschaft als Spielfeld, was meinen Ansichten zwar widerspricht, mich aber fasziniert und dazu antreibt, diese Organisation zu dokumentieren. Mit meiner Diplomarbeit beteilige ich mich indirekt an ihrem Schaffen: Ich erweitere ihren Wirkungsgrad durch meine Dokumentation und dadurch, dass ich die Aufmerksamkeit, die sie durch Aktionen in der Öffentlichkeit erzeugt, in die Diplomausstellung transportiere. Das Produkt meiner Arbeit ist eine schriftliche Dokumentation, bestehend aus meiner Recherche und persönlichen Tagebucheinträgen, ergänzt durch Fotografie, Video- und Tonaufzeichnungen. Es ist mir wichtig, den Betrachtern meine Dokumentation vorzulegen, ohne ihnen ihre jeweils eigenen Interpretationen und Schlussfolgerungen zu verbauen. Ich möchte das entstandene Material in möglichst ­roher Form zeigen. Damit versuche ich, ihre Vorstellungskraft

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und ihren Möglichkeitssinn zu stärken, um so der Entmündigung des ­Betrachters entgegenzuwirken, wie sie bei einem reinen, glatten Konsumgut so oft stattfindet. Über den Rand des Geschriebenen hinaus möchte ich diese Organisation anhand von ausgestellten Objekten, Plänen und Konzepten sichtbar machen, um so einen Eindruck von den beteiligten Personen und ihren Aktionen zu geben.

Kris McGovern Research into an organisation and its influence in Basel The point of departure for my final year project is what has been called reflexive powerlessness. With this expression English cultural theorist Mark Fisher refers to a state of immobility or paralysis in the face of a general global situation, with a subtext familiar to all of us: “Everything’s awful — but we can’t do anything about it.” In response I am trying to reinforce the sense of possibility in order to overcome this rigid incapacity to act. I am looking into what is possible when something is taken to be possible. When one overcomes social and conceptual obstacles and understands that, within the circle of possibility, there is also a personal, conceptual radius. By documenting an organisation in Basel I am endeavouring to show that one can extend this radius and one’s own field of action. This organisation intervenes in existing systems or emerges out of them, it engages with active processes and shakes up the social board game. It sees life as a game and society as the field of play — something which runs counter to my views but which fascinates me and

drives me to want to document this organisation. In my diploma project I am participating indirectly in its work: I am expanding its effectiveness through my documentation and by replicating the attention the organisation already gets from its public actions in our final year exhibition. My final product will be a written record consisting of my research and personal diary entries, supplemented by photos, videos and audio recordings. It is important to present the material to viewers in such a way that it does not prevent them from forming their own interpretations and conclusions. I would like to show the material in the rawest form possible. In so doing, my aim will be to stimulate the viewers’ imaginations and boost their sense of what is possible in order to counter the disempowerment so often felt in an encounter with a slick consumer product. In addition to this written work I would like to present this organisation in a series of objects, plans and concepts in order to convey an impression of the people involved and their actions.

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Tendai Matare Like father like son? Meine fünf vaterlosen Freunde In meiner Arbeit befasse ich mich mit Söhnen, die ohne ihre Väter aufwuchsen. Einige meiner Freunde und ich selber wurden von unseren Müttern allein grossgezogen. Rückblickend finde ich es interessant, wie wir uns auf der Suche nach Identität unsere eigenen Väter zusammenbastelten. Was für ein Männerbild jeder einzelne entwickelte. Wie jeder auf seine Weise versuchte, diese Lücke zu füllen. Meine erste Intention war, möglichst viele Beispiele zu beschreiben, so dass eine Repräsentativität erreicht wird, womit meine Problematik signifikant veranschaulicht wird und meine gewollt starke Wirkung eintritt. Aber ich habe ohnehin keine Chance, «alle» abzubilden, die dieses Schicksal teilen. Ich entschied mich dafür, eine kleine Gruppe zu portraitieren, so dass es möglich wird, die einzelnen jungen Männer differenziert darzustellen. Ich entschied mich für fünf Söhne und ihre Geschichten. Erster Grundbaustein meiner Arbeit sind Interviews, die ich mit ihnen führte. Mich interessierte ihre Biografie genauso wie spezifische Fragen zum Thema Vater und Vaterlosigkeit. Auf der Basis dieser Interviews wurde dann ein Fotokonzept entwickelt, das auf der Grundidee des Triptychons fusst. Mit den entstandenen Bildern und mit Ausschnitten der Texte ist eine Ausstellung und später auch ein Fotobuch geplant. Ich wollte möglichst tief in das Erlebte der Fünf eintauchen! Das konnte ich nur mit Menschen erreichen, mit denen bereits eine Vertrauensbasis besteht. Somit portraitierte ich fünf meiner vaterl­osen Freunde. Natürlich kann es sein, dass sie dadurch gewisse Ähnlichkeiten mit sich bringen. Ich würde jedoch lügen, wenn ich ­sagen würde, dass ich ihre Vater-Sohn-Geschichten zuvor genau kannte. Auch wir sprachen, bevor ich die Interviews machte, nie über dieses Thema. Die gewählten Personen entstammen meinem Umfeld und damit auch ähnlichen Milieus. Ich lernte jedoch aus der Literatur, dass das,

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was in dem heranwachsenden Sohn durch die Leerstelle des Vaters geschieht, nicht viel mit Herkunft oder sozialem Stand der Familie zu tun hat. Es ist beinahe egal, ob man mit dem neuesten Nike-Schuh Fussball spielt oder in Secondhand-Kickschuhen. Der Punkt ist, dass man der einzige Junge in der Mannschaft ist, dessen Vater nicht zum Spiel kam! Mit meinem Projekt möchte ich sichtbar machen, wie es den jungen Männern mit einem Thema ergeht, über das sie selten in aller Offenheit sprechen.

Tendai Matare Like father like son? My five fatherless friends My work is about sons who grew up without their fathers. Several of my friends and myself were brought up just by our mothers. Looking back I find it interesting that we constructed our own fathers in our search for identity. And that each of us developed different ideas of manhood in the attempt to fill this gap in his own way. My first intention was to describe as many examples as possible. I could then achieve a representative picture which would render the problem in a tangible form and deliberately allow my own part in its construction to become visible. But I ­really have no chance of depicting “everyone” who shares my fate. I decided to portray a small group so that it is possible to provide a differentiated ­representation of each young man. I decided on five sons and their stories. The foundations of my project are provided by interviews with them. I was interested in their biographies as well as in specific questions on the theme of fathers and fatherlessness. On the basis of these interviews a photographic concept was developed, grounded in the fundamental idea of

the triptych. An exhibition and, ultimately, a book of photos is planned with these images and text ­extracts from the interviews. I wanted to dive as deeply into the lives of these five as possible. I could only achieve that with people with whom there was already a basis for trust. That is why I have documented five of my fatherless friends. Of course this might mean that they have certain similarities. But I would be lying if I said I knew these father-son stories exactly beforehand. Before I did these interviews we had never spoken about the subject. The people I chose come from the same circles as I do, and are therefore from the same background. I learned from the literature, however, that what happens in a son’s development due to his lack of a father does not have much to do with the origins or social class of his family. It is virtually irrelevant whether you play football in the newest Nikes or in second-hand boots. The point is that you are the only one on the team whose father didn’t come to the game! In my project I would like to show how young men deal with a topic they seldom speak openly about.

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Amina Tanner presen-TI-amo Wer in der Deutschschweiz im Frühjahr das schlechte Wetter satt hat oder es im Herbst noch mal warm haben möchte, wenn im Norden der Schweiz schon Regen und herbstliches Grau die Tage bestimmen, der fährt ins Tessin. Die italienische Schweiz ist beliebtes touristisches Ziel, die Werbebroschüren sind voller Menschen, die die Sonne ­geniessen, Plätze und Städtchen bevölkern. Wie es im Tessin aussieht, wenn die Touristen gerade nicht da sind, ist den meisten nicht bekannt. Das Tessin ist von Abwanderung geprägt: Verlassen sie erst einmal ihren Herkunftsort, kehren die meisten jungen Tessiner und Tessinerinnen nicht in ihre Heimat zurück, weil sich ihnen zu ­wenig Chancen bieten. Dadurch entsteht im Südkanton immer mehr ein Generationenloch, das sich auf verschiedensten Ebenen bemerkbar macht. Es fehlt an Innovationen, an Unternehmunglust, an finanziellem Aufschwung, der Arbeitsplätze schaffen und das Lohndumping stoppen könnte. Aus organisatorischen Gründen studieren viele woanders und erleben dort eine intensivere, volatile, vielfältigere Welt, die sie in ihren Bann zieht und so schnell nicht mehr loslässt. Sie gewöhnen sich an das attraktive Angebot der Deutschschweiz. Fahren sie nach Hause ins Tessin, beklagen sie das dort fehlende soziale und kulturelle Angebot, tragen aber auch nichts dazu bei, etwas in dieser Richtung aufzubauen. Nach einer Tertièreausbildung ins Tessin zurückkehren und dann etwas verändern — das will niemand. In meiner Arbeit möchte ich dieses Problem genauer ­untersuchen. Einerseits möchte ich besser verstehen, wie dieses Verhalten zu erklären ist. Andererseits möchte ich es sichtbar machen und mit Provokation und gestalterischen Interventionen auf die Problemlage aufmerksam machen. Wie kann ein Kanton überleben, wenn die Jungen abwandern und erst im Pensionsalter planen heimzukehren? Was hinterlässt man den «Hinterbliebenen»? Was passiert mit den künftigen Generationen? Wie bringt man die Tessiner dazu, im eigenen

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Kanton sesshaft zu bleiben? Dies sind existenzielle Fragen, die gestellt und auch beantwortet werden müssen. Für mein Vorhaben plane ich mit dreizehn jungen Kreativen einen Event zum Thema «Migration» mit anschliessender Ausstellung. Nach dem Schneeballprinzip sollen die Teilnehmer mein Projekt alsdann mit anderen Protagonisten wiederholen. Provokante Plakate sollen die Bevölkerung zur Reflexion anregen. Es gilt, den Tessiner und die Tessinerin aus der Reserve zu locken.

Amina Tanner presen-TI-amo When rain and autumn dreariness are getting ­people down in northern Switzerland, or when they are fed up with spring weather then they head to Ticino. Italian Switzerland is a popular tourist ­destination: the travel brochures are full of people enjoying the sun and bustling through the villages and market squares. What Ticino looks like when the tourists aren’t there, however, remains a secret to most. Ticino is marked by emigration. Once they leave their home most young people from the ­region do not return because there are too few opportunities for them. That means there is increasingly a demographic hole in the southern canton which is noticeable at various levels. There is a lack of innovation, of entrepreneurial spirit, and of financial drive which might create more than just low-wage jobs. For logistical reasons a lot of people study elsewhere. They then experience a more intense, diverse and dynamic world which casts its spell on them and doesn’t let them go. They become used to the better offerings in German Switzerland. When they go home to Ticino they complain of the poor social and cultural opportunities but do nothing

to improve the situation. To return to Ticino after a ­tertiary education and then change things — no one wants to do that. I would like to take a closer look at this problem in my work. On the one hand, I would like to understand better the reasons for such behaviour. On the other, I would like to make it visible, bringing the problem to people’s attention provocatively and with designed interventions. How can a canton survive when young people leave and don’t plan to come back until they retire? What does one leave behind for those who are “left behind”? What happens to future generations? How does one persuade people in Ticino to stay in their own canton? These are existential questions that have to be asked as well as answered. For my project I am planning to hold an event, with thirteen other young creative people, on the theme of migration. An exhibition will follow. The idea will then “snowball” as all the participants will then replicate my project with other protagonists. Provocatively designed posters will encourage local people to reflect on the relevant issues. The idea is to get people in Ticino to come out of their shell.

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Simon Krieger WHY ISSUE In meinem Diplom erarbeite ich ein Modell, um gehaltvollen Journalismus zeitgemäss zu vermitteln. Die Reportage Ozra, an der ich arbeite, soll exemplarisch dafür stehen. Eine unkonventionelle Erzählstrategie — ich reise auf dem Fluchtweg eines Afghanen zurück zu seiner Mutter — und die innovative Aufarbeitung sollen helfen, die relevanten Inhalte nachhaltig mitzuteilen. Das Ganze heisst WHY ISSUE. WHY ISSUE wird sowohl als Magazin wie auch als Agentur funktionieren. Die Webumgebung, die ich seit Beginn des Diploms entwickle, wird die Grundlage von WHY ISSUE sein. Ihre Funktionalität habe ich im letzten Semester stark weiterentwickelt — immer mit dem Ziel, Geschichten in ihrer optimalen Form in den jeweils sinnvollen ­Medien zu erzählen. Dabei ist mir Klarheit ein besonderes Anliegen: Die Geschichte wird linear erzählt. Zusatzinformationen sind unauf­ fällig untergebracht und werden bei Bedarf eingeblendet. Meine persönliche Webseite — basierend auf dieser Webumgebung — ist inzwischen online. Fertig ist diese Umgebung aber noch lange nicht. Dass sie nie «fertig» sein wird, ist eine wichtige Erkenntnis aus dem bisherigen Prozess. Obwohl die Umgebung ­modular aufgebaut ist und so erlaubt, verschiedene Geschichten ­unterschiedlich zu erzählen, wäre es ein fataler Fehler, die Umgebung fertigzustellen und fortan für sie zu produzieren. So würde ich g ­ enau das replizieren, was ich an den grossen Medienhäusern kritisiere — und was mich dazu bewegt, dieses Projekt umzusetzen. Statt die Inhalte für das entwickelte Format zu produzieren, muss das Format jeweils mit dem Inhalt wachsen. Jede neue ­Geschichte erfordert somit neue Programmierarbeiten. Die Umsetzung einer solchen Arbeit ist teuer. Da WHY ISSUE werbefrei ist, will ich die Arbeiten crowd-finanzieren. So lassen sich jedoch nur die Kosten decken, nicht aber Honorare zahlen. Langfristig kann das nicht funktionieren. Da kommt die zweite Funktion

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von WHY ISSUE ins Spiel: Bevor die Geschichten auf whyissue.com erscheinen, will ich sie — mitsamt der technischen Lösung — an Zeitungen oder Magazine lizenzieren. Eine optische Anpassung, z.B. an das Layout der NZZ, wäre schnell gemacht. Für die Arbeit an der ersten Reportage konnte ich die ­Basler TagesWoche als Medienpartner gewinnen. Dort wurde bereits ein Teaser für die Reportage veröffentlicht. Während meiner Reise werde ich zudem einen Blog für sie schreiben. Ob und wo diese ­Reportage dann lizenziert wird, werde ich gegen oder nach Ende des Diploms verhandeln.

Simon Krieger WHY ISSUE For my diploma I have been working on a model for communicating contemporary, content-rich journalism. The story I am currently writing, Ozra, is an example of this. The unconventional narrative — I am travelling the escape route of an Afghan refugee back to his mother — and its innovative presentation help to convey the story effectively. The whole project is called WHY ISSUE. As well as being a magazine, WHY ISSUE will function as press agency. The web environment I have been developing since the beginning of my diploma will form the basis of WHY ISSUE. Last semester I significantly enhanced its functionality — always with the aim of telling stories in their optimal form in the various relevant media. Clarity is a particular concern to me in achieving this. The story is told in a linear fashion, with additional information included discretely and displayed when required. My personal website — based on this web environment — is now online. But this environment is by no means finished. That it will never be “finished” is an important insight gained from the previous process. Although the environment has a modular construction, and so allows for different stories to be told in different ways, it would be a fatal mistake to put the seal on the system and from

then on to work only in its service. This would be to do exactly what I criticise the big media concerns for — a critique that moved me to embark on this project in the first place. Instead of producing content to a prescribed format, the format itself should fit the ­relevant content. Every new story therefore requires new programming work. This kind of work is expensive. WHY ­ISSUE is free of advertising so I want to support my work through crowdfunding. But this means I can only cover costs, and can’t afford to pay anyone fees. In the long run it’s not going to work. That’s where the second function of WHY ISSUE comes into play: before stories appear on whyissue.com I want to license them — together with their technical packaging — to newspapers or magazines. A visual adaptation of the copy, e.g. to the layout of the Neue Zürcher Zeitung, would be quick to achieve. For the work on my first report I was able to get the Basler TagesWoche on board as a ­media partner. A teaser for the story has already been published there. During my Ozra journey I will also be writing a blog for them. Whether this report will then be licensed and where will be negotiated either towards the end or after the completion of my diploma.

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Lorenz Raich «8» ­­ —  ein Kurzfilm Das finale Jahr meines Studiums am Institut HyperWerk werde ich ganz dem Medium Film widmen. Mein Ziel ist es, Kameramann / Filmschaffender zu werden, mir eine eigene Handschrift anzueignen und in dieser Branche Fuss zu fassen. Seit zwei Jahren habe ich diverse Projekte als Kameramann dokumentiert. Dazu habe ich meinen Hintergrund als gelernter Rahmen­macher einsetzen könnten — eine Ausbildung, die mir bei der Kadrage meiner Kameraarbeit hilft. Ich bin während des Diplomjahres bereits in diversen Projekten als Kameramann engagiert. Ich arbeite mit Filmschaffenden z­ usammen und erhalte dadurch Einblick in die Welt des bewegten Bildes und die unterschiedlichsten Herangehensweisen. Ich übernahm die Kameraarbeit bei Ignaz Wetters kurzen Spielfilmen, bei denen ich kinematografische Probleme lösen durfte. Einmal mehr hat mir das die Augen geöffnet, worauf geachtet werden muss, um eine Geschichte authentisch und packend zu erzählen und die Illusion der Realität nicht zu verlieren. Manuel Wiedemann, ein Spezialist für Musikvideos und Postproduktion, engagierte mich in mehren Projekten als zweite ­Kamera. Während die erste Kamera auf den Protagonisten haften bleibt, war ich als zweite Kamera dafür zuständig, die Stimmung auf dem Set einzufangen. Während dieser Projekte konnte ich an konkreten Beispielen beobachten, wie die Arbeit eines selbständigen Filmschaffenden aussieht. In Zusammenarbeit mit dem Dokumentarfilmer Kamal Musale bin ich nach Detroit und Mulhouse gefahren und habe dort das Entstehen einer internationalen Designbewegung dokumentiert. Als Dokumentarfilmer hat man nie eine zweite Chance. Ich musste allzeit bereit sein, um die flüchtige Realität in ihrer Geschwindigkeit einfangen zu können. Und Interviews sind stets eine Gratwanderung

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zwischen Offenheit und der Notwendigkeit, das Gespräch b ­ estimmend in die richtige Richtung zu lenken. In der verbleibenden Zeit werde ich einen eigenen Kurzfilm produzieren, der zwischen fünf und acht Minuten dauern s­ ollte. Der Film handelt von einem Suchenden, der nach etwas konkret ­Gegenständlichem sucht, sinnbildlich aber den Fragen von Existenz, Verdrängung, Erinnerung, Abenteuer und Sinnsuche nachgeht. Formal soll dieser Film fiktionale und dokumentarische Herangehensweisen miteinander verbinden.

Lorenz Raich  “8” — a short film I will be completely devoting my final year of study at HyperWerk to the medium of film. It is my aim to become a cameraman / filmmaker, to acquire my own unique style and to establish myself in the industry. For two years I have been documenting various projects as a cameraman. In this, I have been able to use my background as a trained­ ­picture-framer — a training which assists me when framing a scene in my camera work. In the course of my final year I have a ­ lready worked on various projects as a cameraman. I am collaborating with filmmakers, gaining insights into the world of the moving image and the various ­approaches it takes. I was responsible for the camerawork for Ignaz Wetter’s short feature films in which my task was to solve cinematographic problems. Once again this experience opened my eyes to what is important when telling a story authentically and grippingly and in such a way that the illusion of ­reality is not lost. Manuel Wiedemann, a specialist in music videos and post-production work, employed

me in several projects as second camera. While the first camera was focused on the protagonists, as ­second camera I was responsible for capturing the atmosphere on the set. During these projects I could observe concrete examples of what the work of an independent filmmaker looks like. Together with the documentary filmmaker Kamal Musale I travelled to Detroit and Mulhouse and recorded the emergence of an international designmovement. As a documentary filmmaker one is never given a second chance. I had to be constantly prepared to capture a fleeting reality in real-time. And interviews are a constant balancingact between being open and needing to direct the conversation. In the time remaining I will produce my own short film which should play for between five and eight minutes. The film deals with someone looking for a real object but symbolically it will handle issues of existence, repression, memory, adventure and the search for meaning. Formally, the film will combine documentary and fictional techniques.

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Gabriel Meisel Institut für Chaos, Flucht — Wunsch & Grenze Ich rufe ein Institut ins Leben, welches zum Ziel hat, experimentelle Feldforschung im Bereich der europäischen Migrationsthematik zu betreiben. Das Institut befasst sich mit Ortschaften, an denen viele Flüchtlinge auf der Durchreise sind, festsitzen oder aufgrund unterschiedlichster Prozesse allgemein nicht weiterreisen können. Das Institut sammelt auf seinen Expeditionen Informationen aus diesen Gebieten und versucht in einem ersten Schritt, diese Orte für sich zu kartographieren, die darin ablaufenden Prozesse freizulegen, darzustellen und anschliessend diese Informationen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Institut befindet sich zwischen einer wissenschaftlichen, journalistischen und künstlerischen Arbeitshaltung. Als erste Aktion baut sich das Institut im kommenden Sommer eine Forschungsstation in Form einer reisenden Küche. Mit dieser Küche startet das Institut eine Expedition mit dem Ziel, die migrantischen Ballungzentren in der französischen Hafenstadt Calais zu kontextualisieren. In einem mehrwöchigen Aufenthalt mit einer Küche vor Ort möchte die Forschungsstation herausfinden, wie solche ­Ortschaften entstehen, funktionieren und welche Wünsche, Ziele, Ängste, Erfahrungen und Überlebensstrategien es darin gibt. Durch das Medium der Küche versuchen wir, ein niederschwelliges «Interaktionsmobil» aufzubauen. Die Chance in dieser ­Herangehensweise liegt darin, die klassischen Rollen einer Unter­ suchung auszuhebeln und ungewohnte Situationen zu erzeugen: Das eigentliche Thema rückt damit scheinbar in den Hintergrund und wird durch das vorgegebene Thema des Kochens ersetzt. Daraus erhoffen wir uns, Alltäglicheres und Persönlicheres zu erfahren. Mit dem ­Thema des Essens spricht das Institut ein Bedürfnis und eine alltäg­ liche T­ätigkeit an, welche es mit allen Menschen teilt.

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Während des Aufenthaltes in Calais konzentriert sich das Institut auf die Produktion von kartographischem Material. Die wissenschaftlichen, politischen, aber auch künstlerischen Aussagen von Karten passen zu den Themen des Instituts. Das Verfassen von subjektiven Karten sowie das Visualisieren und Sammeln von Daten werden die Haupttätigkeiten der Institutsmitglieder während des Aufenthaltes sein. Ziel ist es, einen Sammelband mit Kartenmaterial zu erstellen.

Gabriel Meisel Institute for Chaos, Escape — Wish & Border I am setting up an institute with the aim of conducting experimental field research in the area of European migration. The institute will focus on places where large numbers of refugees are either in transit or are in general unable to continue their travels for a variety of reasons. On its expeditions the institute will gather information from these regions and will attempt, as a first step, to map these places, revealing and depicting the processes at work in them and making this information accessible to the public. The institute is situated between science, journalism and artistic practice. In its initial action, the institute will, this coming summer, build a research station in the form of a mobile kitchen. With this kitchen the institute will set off on an expedition whose aim is to place the migrant centres of the French port of Calais in context. By setting up the kitchen for several weeks in each centre of migrant population the research station intends to find out how such places come

into being, how they work, and what their desires, goals, fears, experiences and survival strategies are. Through the medium of the kitchen we will be attempting to construct a low-profile “mobile ­interaction unit”. This approach presents us with the opportunity to abandon traditional research roles and generate unusual situations: the actual project will seem to recede into the background to be ­ostensibly replaced by the task of cooking. In this way, we hope to get closer to more personal and everyday experiences. The theme of food will allow the institute to address a need and an everyday activity shared by all people. During its stay in Calais the institute will concentrate on the production of cartographic material. The scientific, political or artistic content of these maps will correspond to the themes of the institute. The main occupation of the institute members will be the production of subjective maps as well as the collection and visualisation of data. The aim will be to publish an anthology of cartographic material.

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Patricia Jordanov The Story — So many stories of where I’ve been and how I got to where I am Ich möchte herausfinden, wie sich die emotionale Bindung zwischen Verbraucher und Möbelstücken zusammensetzt. Zu diesem Zweck besuche ich Menschen aus verschiedenen Altersgruppen, Berufen und Herkunftsländern zu Hause, um Informationen zu sammeln, die ich verwenden kann. Wie stellt sich die emotionale Bindung zwischen Nutzer und Möbelstück her? Während meines Besuchs bei den Interviewpartnern nehme ich eine beobachtende Rolle ein. Nach einem ­kurzen Kennenlernen wird der Ablauf des Interviews besprochen. Als Interview­methode verwende ich das biographische Interview mit dem Fokus auf die individuelle Lebensgeschichte und auf das von der ­Person ausgewählte Möbelstück. Das Interview hat keinen festen Frageablauf. Die für ein Interview gewonnenen Personen erzählen mir ihre Geschichte, und ich habe die Möglichkeit, an Stellen, die mich interessieren, einzugreifen und das Gespräch in die entsprechende Richtung zu lenken. Das Interview wird aufgezeichnet, um später die Auswertung des Gesprächs zu erleichtern. Neben der Audioaufnahme habe ich mich noch für das Medium der Fotografie entschieden. Ich mache Portraitfotos von den Interview­partnern aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Perspektiven sind Frontal, Halbfrontal und Dreiviertelprofil. So versuche ich, ein Foto zu machen, das nach Möglichkeit den Charakter der interviewten Person einfängt. Weitere Fotos mache ich von dem Möbelstück. Dazu ­mache ich Aufnahmen des Möbelstücks im Kontext und aus verschiedenen Perspektiven. Als weitere Aufnahmen fotografiere ich einzelne Details oder spezielle Merkmale des Möbelstücks, die entweder von der Person beschrieben werden oder mir auffallen. Wie die Endwertung aussehen wird, hängt mit den Informationen zusammen, die ich von meinen Interviewpartnern erhalte.

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Nach nur wenigen Interviews sind mir grosse Unterschiede aufgefallen in Bezug auf die Bereitschaft, Persönliches zu erzählen. Nicht selten habe ich auf eine Anfrage für ein Interview eine Absage erhalten. Mit Blick auf die Diplomausstellung kann ich mir vorstellen, ein ausgewähltes Interview auszustellen. Hierfür würde ich die Aufnahme des Interviews präsentieren, so dass der Besucher selbst aus erster Hand die Geschichte zwischen der Person und ihrem Möbelstück hört. Dazu die Bilder des Möbelstücks und eventuell der Person, und als Endprodukt möchte ich meine Ergebnisse mit allen anderen Interviews als Publikation auflegen.

Patricia Jordanov The Story I would like to explore how the emotional bond is formed between consumers and their furniture. To this end I am visiting people from various ages, ­professions and countries of origin in their own homes in order to gather relevant information. How is the emotional bond between user and furniture formed? During my visits with the interview partners I assume an observational role. After a short period of getting to know each other, we discuss the shape the interview will take. I ­employ the biographical interview method with a focus on the individual life story and the item of furniture selected by the person. The interview has no defined set of questions. The people I interview tell me their story and I have the chance to intervene at interesting points and steer the conversation in a certain direction. The interview is recorded so that the conversation can be more easily evaluated later. In addition to the audio recording I also take photographs. I make portraits of the interview partners from various perspectives. The perspectives are frontal, half-frontal and three-quarter

views. In this way, I attempt to take a photo that might capture the character of the interviewee. I take other photos of the piece of furniture, both in context and from a variety of ­angles. ­I also photograph individual details or special characteristics of the piece which have either been described by the person or which strike me as i­nteresting. Just how the final conclusion will look ­depends on the information I get from my interview partners. After only a few interviews it has become obvious that there are big differences in people’s willingness to discuss personal matters. Often my request for an interview has been turned down. With a view to the diploma exhibition I can imagine that I will be presenting a selected interview. I would present the recording of the interview so that the visitor can hear at first hand the story of the person and the item of furniture. In addition, I would present pictures of the item of furniture and, perhaps, the owner. As a final product I would like to put together my results with all other interviews as a publication.

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Tobias Wiesinger do it yourself — do it together Ich will eine Alternative zum heutigen Produktions- und Konsummodell aufzeigen und einen ganzheitlichen und verantwortungsvollen Umgang mit den Produkten fördern. Dies betrachte ich als wichtig für eine zukünftige Gesellschaft und einen nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten. Diese Alternative erreichen wir durch Selbermachen (D.I.Y.) und Reparieren. In einem theoretischen Teil setze ich mich kritisch mit der Konsumgesellschaft und dem Produktionsprozess im kapitalistischen System auseinander und stelle alternative Modelle für Produktion und für Konsum dar. Ich beschäftige mich mit der Verbindung zwischen Produkt, Mensch und Natur, mit Selbstversorgung, mit ökologischer Bildung und dem Wert des Produktes. Ich habe meine Arbeit mit geistesverwandten Projekten meiner Mitstudierenden vernetzt und an Livia Matthäus’ stattutopieFestival einen eintägigen Workshop mit meinen Erkenntnissen zu ­alternativen Produktions- und Konsummodellen veranstaltet. In einem ersten praktischen Teil thematisiere ich die ­Perspektiven der D.I.Y.- und Reparaturbewegung. Im Raum Basel ­entstehen gegenwärtig viele Initiativen, die dieser Bewegung zuzuordnen sind. Den Prozess dieser Bewegung und spezifisch die Bildung eines Netzwerkes beobachte und fördere ich. Ich setze das praktisch um in meinem Projekt rep-statt, das als Knoten- und Vernetzungspunkt des regionalen D.I.Y.- und Reparaturangebots fungiert und seinen Sitz in der Markthalle Basel hat. Ausserdem bin ich einer von neun Leuten in der macherSchaft und betreibe an dem Projekt Feldforschung über den Aufbau einer offenen Werkstatt in der Zwischennutzung Euer Werkhof. Meine Erkenntnisse aus diesen Aktivitäten fliessen ein in den zweiten praktischen Teil, in dem ich einen Selbstbau-Workshop als Erfahrungsraum entwerfe. In der Konzeptionierung des Workshops

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untersuche ich, wie ich bei den Teilnehmern eine Auseinandersetzung mit dem Produkt erreiche und welche Werte ich ihnen — neben dem Produkt — mitgeben kann. Dabei geht es um Erlebnisse, die nicht am Produkt hängen, sondern sich im Gruppenprozess des gemeinsamen Machens ergeben. Das Produkt prüfe ich auf Sinnhaftigkeit und ­gestalte den Produktionsprozess reproduzierbar. Das Konzept des Workshops entsteht durch Umfragen, Experimente und Beobachtungen, bei denen ich die Bedürfnisse der Teilnehmer evaluiere. Thema wird sein, gemeinsam einen Roboter zu bauen.

Tobias Wiesinger do it yourself — do it together I would like to show that there is an alternative to today’s model of production and consumption and to promote a holistic and responsible attitude to what we produce. I consider this important for our future society and for a sustainable relationship with our planet. We can achieve this alternative by making and repairing things ourselves — DIY. In the theoretical part of my work I engage critically with consumer society and the ­production process of the capitalist system, and I present alter­native models of production and consumption. I focus on the connections between people, ­products and nature, and on self-reliance, ecological education and the value of products. I have linked my work to like-minded ­projects amongst my fellow students and I organised a one-day workshop at Livia Matthäus’ stattutopie-Festival based on my insights into alternative models of production and consumption. In the first practical part of my project I take as my theme the perspectives of the DIY and repair movement. A lot of initiatives are springing up at the moment in the Basel area which belong to this movement. I am observing and promoting the process of this movement, in particular the way a network is being formed. I am putting this into

practice in my project rep-statt based in the B ­ asel Markthalle. rep-statt functions as a nodal and networking point for the region’s DIY and ­repair scene. Furthermore, I am one of nine people in the macherSchaft, a communal workshop where I am carrying out field research on the construction of an open repair shop in the temporary space of Euer Werkhof / Your Workshop. My insights from these activities flow into the second practical part of my project in which I design a DIY-workshop as an experiential space. In conceptualising the workshop I am looking at how I can encourage participants to engage with the product and what values — apart from those of the product — I might be able convey to them. It is a question of experiences which are not connected to the product but arise out of a group process of ­collaborative construction. I am testing the product for its meaningfulness and designing the production process so that it is reproducible. The concept of the workshop comes out of surveys, experiments and observations in which I am evaluating the needs of participants. The theme will be to work collaboratively to build a robot.

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Manuela Meier UNLAUT Eine kulturelle Organisation rund um Sound UNLAUT ist eine Organisation, die sich mit der D ­ ifferenzierung von Musik, Geräusch und Klang befasst. Mit kulturellen Veranstaltungen will UNLAUT die akustische Wahrnehmung sensibilisieren wie auch Informationen rund um die Begrifflichkeit von «Sound» neu erfahrbar machen. Das englische Wort «Sound» ist ein universaler Begriff für Ton, Klang, Schall, Geräusch, Musik und Akustik. Aus verschiedenen Perspektiven und mit diversen Bearbeitungs­weisen werden die essenziellen Eigenschaften unserer auditiven Umwelt e ­ xperimentell erkundet und anhand unterschiedlicher Darbietungen zugänglich gemacht. UNLAUT steht für einen Markennamen, unter dem eine medienübergreifende Auseinandersetzung mit dem Auditiven ermöglicht und neue Interpretationsformen der auralen Wahrnehmung von Schallereignissen angeboten werden. In diesem Rahmen wird im Juli die Klang-Installation STÖR&TON in der Markthalle Basel gezeigt. Laute Schallquellen — der sogenannte Lärm — sind Material wie auch Thema der künstlerischen Auseinandersetzung. Die Tatsache, dass störende Geräusche die ­Aufmerksamkeit erhöhen, wird in STÖR&TON besonders thematisiert und neu ausgelegt. Fasziniert und inspiriert von der breiten Vielfalt der rauschenden Störumgebung wird Lärm in ein bewusst wahrnehmbares und angenehmes Schallereignis umgewandelt und von seiner negativen Behaftung befreit. STÖR&TON kreiert im akustisch anspruchsvollen Kuppelbau ein einzigartiges Ambiente, welches subtil auf das akustische Treiben einwirkt. Die ausgeprägte Feldrecherche über die Stadtakustik sowie eine intensive theoretische Auseinandersetzung mit Musik, Klang- und Medienkultur führt zu einer Eigeninterpretation der akustischen Umgebung. Dabei wurden die bewusste ­sowie die unbewusste Wirkung von unpassenden Geräuschen, wie die meist ungehörte Rhythmik und mögliche Harmonie im Lärm, genauer erforscht.

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Für die Installation werden mittels der Soundsoftware AbletonLive Feldaufnahmen unserer lauten Atmosphäre im urbanen Raum synthetisch verändert. Die abstrahierten Geräusche werden anschliessend zu einer Komposition arrangiert und in der Markthalle über drei Lautsprecher wiedergegeben. Für die Aus­richtung der Klangquellen ist die akustische Raumeigenschaft der Halle genauer untersucht und miteinbezogen worden.

Manuela Meier UNLAUT — a cultural organisation on sound UNLAUT is an organisation concerned with differentiating music, sound and noise. Through c­ultural events UNLAUT intends to heighten people’s acoustic perception as well as provide information about the idea of “sound”. The word “sound” is a universal concept covering a variety of more s­pecific terms such as tone, noise, music and acoustic phenomena. The essential characteristics of our auditory environment will be explored experimentally through various perspectives and techniques and presented to the public through performances. UNLAUT is a brand name in which there is a cross-media engagement with auditory phenomena and which offers new forms of interpretation for the aural perception of sound. It is in this context that the sound installation STÖR&TON will be staged in the Basel Markthalle. The material as well as the theme of this artistic exploration will be loud sounds — socalled noise. The fact that intrusive sounds increase one’s attentiveness will be the specific theme of STÖR&TON.

Inspired and fascinated by the broad range of intrusive ambient sounds, noise will be transformed into a consciously perceptible and pleasant sound and freed from its negative connotations. In an acoustically demanding space in the Markthalle’s dome STÖR&TON will create a unique ambience which will be subtly integrated into the building’s acoustic hustle and bustle. Extensive field research on urban acoustics as well as an intensive theoretical engagement with music, sound and media culture have led to an interpretation of the acoustic environment. In the course of this work the conscious as well as the unconscious effect of intrusive sounds was investigated as well as the generally unheard rhythms and possible harmonies of noise. For the installation, field recordings of our loud urban environment are artificially altered with Ableton-Live sound software. These abstract sounds are then ultimately arranged into a composition and broadcast in the Markthalle over three loudspeakers. The spatial characteristics of the Markthalle have been studied and taken into ­account in the speaker set-up.

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Romana von Gunten Kino aufmachen! Wie sieht das Kleinstadtkino der Zukunft aus? Das Kino hat schon viele technische Erneuerungen ­mitgemacht. Die Digitalisierung hat die Branche so stark durchgerüttelt wie zuvor nur die Umstellung von Stumm- auf Tonfilm. Wer sich nicht von den analogen Projektoren verabschieden konnte, kann heute keine Filme mehr zeigen. Ein Kino zu betreiben hat sich mit der Digitalisierung stärker verändert als erwartet. Zum Beispiel wurde durch die digitale Technologie der Vertrieb der Filme um ein Vielfaches günstiger. Dies trägt entscheidend dazu bei, dass jedes Jahr viel mehr Filme auf den Schweizer Markt stossen (1995: 195 Filme; 2013: 367 Filme). Dies bereitet vor allem Einsaalkinos in Kleinstädten und auf dem Land Schwierigkeiten. Nach meinem Studium am HyperWerk werde ich den Kinobetrieb meiner Familie in Solothurn weiterführen. Die Übernahme eines Familienunternehmens kennt ein Erfolgsrezept — die neue Generation geht fort, sammelt Erfahrungen, baut Netzwerke auf und kommt wieder zurück. Die wohl grösste Herausforderung, die meine Diplomarbeit prägen wird, ist, dass meine Erfahrung als Kinobetreiberin Fluch und Segen zugleich ist. Damit ich eine Vision für die Zukunft gestalten kann, will ich neue Horizonte öffnen und versuchen, mich nicht von meinem Wissen bremsen zu lassen. Zur Erkenntnisgewinnung begab ich mich im Dezember 2014 auf eine Reise. Meine gedankliche Absicht — aufzubrechen, um meinen inneren Kino-Horizont zu öffnen — sollte sich in einer echten, physischen Reise widerspiegeln. Ich machte mich also auf in verschiedene Städte Europas, um neue Menschen und neue Ideen fürs Kino kennen zu lernen. Nach einer Phase der Auswertung konnte ich Bausteine für meine Vision definieren, wie das Kleinstadtkino der Zukunft aussehen kann. Diese Vision wird nun in einem weiteren Schritt formuliert.

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Dafür organisiere ich einen Workshop am Festival stattutopie in der Markthalle. Das Ziel des Workshops ist es, Utopien zu formulieren. Die Utopie ist wie ein Zündstoff zu verstehen, der die alteingesessene Kinobranche auf den Kopf stellen sollte. In jeder Utopie ist ein Funken Möglichkeit enthalten, der auf Bedürfnissen beruht. Diesen Funken nenne ich meine Vision. Ihn zu finden und mit dem richtigen Brennmaterial zu kombinieren, wird meine Arbeit abschliessen. In naher Zukunft möchte ich meine Arbeit den Kinobetreibern in der Schweiz und auch in Europa präsentieren. Dafür erarbeite ich eine Reihe von Produkten, um meine Arbeit zu vermitteln.

Romana von Gunten Open Cinema! What will small town cinema of the future look like? Cinema has already undergone many technological changes. The digital era has revolutionised the industry in a way that only the shift from silent to sound films has before. Today, anyone who sticks to analogue projection is no longer able to show films. Digitalisation has changed the way cinemas are run more dramatically than expected. For example, the distribution of films has become much less expensive with digital technology. That has been a significant contributing factor in more films being released onto the Swiss market every year (1995: 195 films; 2013: 367 films). This is particularly a problem for single-screen cinemas in small towns and rural areas. After studying at HyperWerk I will manage my family’s cinema business in Solothurn. There is a standard recipe for success in taking over a family firm: the younger generation goes out into the world, has experiences, establishes contacts — and then returns. Perhaps the biggest challenge for my final year project is the fact that my experience as a movie theatre manager is both a blessing and a curse. In order to shape a vision for the future I want

to open up new horizons and to avoid being held back by what I already know. In order to seek out new insights I embarked on a journey in December 2014. My intention — of broadening my inner cinematic horizon — was to be reflected in a real, physical journey. I therefore visited various cities in Europe in order to encounter new people and new ideas for the cinema. After a period of evaluation I was able to define the building blocks of my vision for a small town cinema of the future. This vision will now be formulated in a further step: I will be organising a workshop for the stattutopie-festival in Basel’s Markthalle. The aim of the workshop is to give expression to various ideas of utopia. This utopia is to be understood as an explosive able to throw traditional cinema on its head. Every utopia contains a spark of possibility, which is based on actual needs. This spark I call my vision. My project will be complete when I find it and bring it into contact with just the right fuel. In the near future I would like to present my work to cinema operators in Switzerland and elsewhere in Europe. I am therefore working on a series of products able to convey the nature of my work.

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Matthias Würth Same Same but Different ­—  Ganz gleich und doch anders In meinem Diplom befasse ich mich mit Unterschieden der Wahrnehmung und habe das Filmplakat als Medium für mein Diplomprojekt ­gewählt. Anhand von Experteninterviews habe ich den Schweizer Filmmarkt analysiert und nach Möglichkeiten von Komplettdienstleistungen im grafischen Bereich gesucht. Dabei musste ich feststellen, dass das von Subventionen abhängige Schweizer Filmgeschäft fast ausschliesslich auf Netzwerkzusammenarbeit basiert. Will man sich als Gestalter in der Schweizer Filmbranche etablieren, dann führt der Weg anscheinend nur über den Aufbau eines funktionierenden Netzwerkes. Dennoch habe ich beschlossen, meine Faszination für ­Geschichten erzählende Fotografien und Bilder sowie gesamtheitliche Auftritte von Designprojekten weiterzuverfolgen. Welche Mittel und Bildstile setzt das Medium des Filmplakates ein, um Informationen über den Inhalt des Filmes zu geben? Wie würde eine grafische Komplettdienstleistung für einen Film aussehen oder sich zusammensetzen? Die Funktion des Filmplakates und die Aspekte der visuellen Darstellung einer Geschichte möchte ich in dieser Arbeit untersuchen. Um diesen Fragen nachgehen zu können, werde ich ­anhand einer Geschichte, welche die Thematik der Wahrnehmungsunterschiede wiederaufnehmen soll und mir als Leitfaden dient, die Erarbeitung solch einer Dienstleistung untersuchen. Dazu möchte ich eine kleine Gruppe bilden und eine Art Auftragsverhältnis simulieren. Meine Diplomarbeit soll kompakt als DVD-Hülle daherkommen und mir ebenfalls ein Portfolio liefern. ­Zudem möchte ich meinen Fokus auf die konzeptionelle Fotografie richten und die Standbilder, wie sie oft auf der Rückseite von DVDHüllen zu finden sind, in Form von Fotografien nachstellen. Bei der Plakatgestaltung werde ich das Thema der Kategori­ sierung durch Bildstile wiederaufnehmen. Die Prozessdokumentation

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technischer Abläufe dient dabei zur Reproduktion und zum besseren Verständnis von non-destruktivem Design und der Entstehung­­ von Bildstilen. Diese Diplomarbeit soll sich an der Schnittstelle von ­Gestaltung und Wirtschaft bewegen und soweit möglich die Disziplinen Konzeption, Fotografie, Grafik, Typografie und Marketing vereinen. Durch die Arbeit an diesem Projekt hoffe ich, neue Erkenntnisse über Veränderungen in weiteren Bereichen der Gestaltungsbranche und der visuellen Wahrnehmung gewinnen zu können.

Matthias Würth Same Same but Different Throughout my diploma I have been dealing with perceptual differences and I have chosen the film poster as a medium for my final year project. ­By means of interviews with experts I have analysed the Swiss film market, and have focused parti­cularly on the possibility of a complete service ­provision in the area of graphic design. I was forced to acknowledge that the heavily subsidised Swiss film industry is based almost exclusively on networking. If one wants to establish a career as a designer in the Swiss film business then it seems the career path leads only through the formation of networks. Nevertheless, I have decided to continue pursuing my fascination for photographs and images that tell a story as well as for unified design projects. What tools and pictorial styles are employed in film posters in order to provide information about the content of the film? How could a complete graphic service for a film be put together and what would it look like? In this project I intend to look at the function of the film poster and aspects of the visual representation of a narrative.

In order to pursue these questions I will explore the modelling of such an enterprise by means of a story which takes up the theme of perceptual differences and which serves me as a guiding idea. To this end I would like to form a small group and replicate a kind of contractual relationship. My diploma project will be produced as a DVD and therefore also provide a portfolio. In addition I would like to direct my focus at conceptual photography and reconstruct the film stills that are often found on the reverse of DVD-cases in the form of photographs. For the poster design I will again take up the theme of categorisation through image style. The documen­tation of technical processes will serve as a reproduction and enable a better understanding of non-destructive design and of how pictorial styles emerge. This diploma project is at the intersection of design and business and unites, as far as possible, the disciplines of conceptual design, ­photography, graphics, typography and marketing. By working on this project I hope to gain new i­nsights into changes in other areas of visual perception and of the design industry.

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Portraits Portraits



























Impressum Imprint

Herausgeber, Redaktion und Lektorat Editors Regine Halter, Ralf Neubauer

Schrift Typeface Post Grotesk

Übersetzungen Translations Peter Barton

Papier Paper Maxigloss 90 g/m2, Munken Print white 1,5 100 g/m2

Gestalterische Leitung Art Direction Claudia Klein, Jan Knopp, Alexandra Stöckli Produktionsleiterin Production Manager Isabelle Baumgartner Team Meret Burkhalter, Martin Graf, Ivo Ludwig, Olivier Rossel, Alexandra Stöckli, Catherine Walthard und Manuel Wüst Fotografien Photographs Seiten; Pages 149 - 173 Brigitte Fässler Seiten; Pages 45 - 93 Nora Fankhauser, Olivia Schneider, Anna-Madeleine Schweizer und Andrina Stauffer

Auflage Copies 1 000 Druck Printing House Bucherer + End Printmedien GmbH in Zusammenarbeit mit Schwarz auf Weiss Litho und Druck GmbH Eine Publikation von Institute HyperWerk for Postindustrial Design HGK FHNW Campus der Künste Freilager-Platz 1 4023 Basel Switzerland Download unter issuu.com/hyperwerk

Administration Elena Mores
 T: +41 61 228 40 33 elena.mores@fhnw.ch

© Verlag HyperWerk 2015 ISBN-13 978-3-905693-58-4


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