HOMA EMAMI ÜBER GRENZEN WACHSEN
RELOKATION
In der Ausstellung ÜBER GRENZEN WACHSEN in Troisdorf plane ich im hinteren der beiden großen Ausstellungsräume mit Hilfe zweier Bauzaunsegmente eine Installation zu realisieren. Die Bauzäune werden entgegen ihrer sonstigen Verwendung horizontal mit Hilfe von Böcken gleich einer Tischplatte in den Raum gestellt. Möglicherweise auch ohne Böcke direkt auf dem Boden, auf den niederliegenden Zäunen oder auf dem Boden sind Objekte, Zeichnungen und Materialien zu sehen, die in offenen, schwarz überstrichenen Pappkartons und Obstkisten angeordnet sind. Diese Werke gruppieren sich mit hinterlegten schwarz, grauen und weißen Papieren. Meine Installationen sind von Auseinandersetzungen mit Migration und Ortlosigkeit geprägt. Persönliche und gesellschaftliche Erfahrungen kreisen um ein stets wiederkehrendes Thema. Deswegen möchte ich nicht nur meine neuen Objekte, sondern auch viele Skulpturen und Objekte aus meinem gesamten Werke aus früherer Zeit bis heute einbeziehen und zeigen. In der ortsspezifischen Anordnung nutze ich besondere Baumaterialien und Grundrisse, eingegipste Fotos von Häusern, Glasscherben, Steine, Erde, und zerbrochene Gips Wände, die mit Zeichnungen und Motiven aus meinem ursprünglichen Geburtsland übermalt sind. Ebenso werden verschiede-
ne Fragmente weitgehend kommentarlos und eher lakonisch gegenüber gestellt. Zuckerstücke finden ihren Platz neben Gebilden aus dem Inhalt von Staubsaugerbeuteln. Gerahmte Papierarbeiten liegen neben kugeligen Formen. Beispielsweise treffen reale Lebensmittel mit Wachs-Nudeln und gerollte Pergamentpapiere mit gepressten Zeitungen aufeinander. Alle Dinge und Objekte bilden eine Art “geordnetes Sammelsurium“, eine mehrdimensionale Collage. Obwohl fast jedes verwendete Stück das Potential zum eigenen, aufgeladenen Objekt aufweisen könnte, werden den Materialobjekten in den Zusammenhängen und Beziehungen der Assemblage/Installation die alten, eigenen Werte, Bedeutungen, Identität Herkünfte teilweise oder ganz entzogen: Es bilden sich Rekombinationen und Umordnungen, neue Zusammenhänge entstehen im neuen Kontext. In ihren Neuordnungen beginnen sie wiederum eine Auseinandersetzung mit dem neuen Milieu, neuen Beziehungsebenen adaptieren sich ganz oder teilweise durch Umwandelungen in neue Gegebenheiten.