IM LABOR DER ZEICHEN UND DINGE

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HOMA EMAMI IM LABOR DER ZEICHEN UND DINGE


IM LABOR DER ZEICHEN UND DINGE

Einzelausstellung im Frauenmuseum Bonn 2015 Homa Emami ist eine ausgebildete Bildhauerin, deren Werke in den vergangenen Jahren raumgreifende Dimensionen erobert haben. Einem prozesshaften Laboratorium gleich, werden Ihre Arrangements und Installationen in vielschichtiger und poetischer Weise inszeniert. Stets neugierig experimentiert sie mit dem von ihr vorgefundenen Raum. In ihrer kommenden Einzelausstellung im Bonner Frauenmuseum führt uns die Künstlerin Homa Emami anhand ihrer Raumanordnung durch vier komplexe Themenbereiche. RAUM 1 Der erste und gleichzeitig Eingangsraum beherbergt ein obskures Archiv, deren Grundmodule zu bausteinähnlichen Blöcken geformte Massendruckerzeugnisse sind. Deren Texte sind nur noch in Teilen sichtbar, ein „weiter-lesen-wollen“ der angedeuteten Inhalte ist nicht mehr möglich, da die bedruckten Papiere durch eine Wachsbehandlung konserviert und dem normalen Gebrauch entzogen wurde. Auf weißen Stühlen gestapelt bilden die Arrangements eine hochästhetische Komposition. RAUM 2 Das Archiv bezieht sich biografisch auf ihr Geburtsland, dass sie als junge Frau gemeinsam mit Ihrer Familie verlassen hat,

um ein neues Leben in Deutschland zu beginnen. Die damals fremde Sprachumgebung und die Ergänzung des alltäglichen Leben mit ihrer künstlerischen Arbeit führte sie zu einem ganz besonderen Werk, dem „Küchenkalender“, der im zweiten Raum eine ganze Wand einnimmt. Innerhalb von drei Jahren hat sie täglich eine von Ihr gekochte Mahlzeit mit wissenschaftlicher Akribie dokumentiert und dazu einen künstlerischen Code entwickelt. Dieser verweist auf eine Besonderheit in der Arbeit von Homa Emami: in paradoxer Weise geht sie mit dem Begriff der künstlerischen Abstraktion um, bei Kindern beobachtete sie deren natürlichen, leichten wie spielerischen Umgang mit solchen Abstraktionsprozessen, mit denen sich Erwachsene sehr schwer tun und die von Künstlern in langen Werkprozessen erarbeitet werden müssen. Leicht, fast spielerisch, abstrahiert Homa Emami mit alltäglichen Materialien ihre komplexe Gedankenwelt, während sie dazu neigt vorgefundenen Vereinfachungen ihren Code wieder entreißen und konkretisieren zu wollen. RAUM 3 Im dritten Raum finden sich Gärten, die unter anderem von Migration, Multikulturalität und Integrationserfahrungen berichten. Eine Art biologisches Labor mit unterschiedlichem Saatgut erfahren durch Homa Emamis Interpretation eine neue


Bedeutung. Einzelne Naturbestandteile werden hinterleuchtet und bis zu ihrem Herkunftsland zurückverfolgt. Die Einzelteile wie Blätter, Saatgut und Gartenarchitektur werden durch ihre Komposition vielschichtig vereinigt. RAUM 4 Im vierten Raum erinnern sich aufmerksame und regelmäßige Besucher/innen des Frauenmuseum an das filigrane und fast zerbrechliche Gerüst der Arbeit „120 mm Stone“, mit der Homa Emami 2013 in der Ausstellung „Frauen in den Weltreligionen“ einiges Aufsehen erregte. Statt der Versuchung einer Reinszenierung dieser und anderer ihr sehr wichtiger Arbeiten vergangener Expositionen zu erliegen, recycelt und rekombiniert sie das modulare Gerüst von „120 mm Stone“ zusammen mit einer Vielzahl von anderen Bildern, Plastiken und Materialexperimenten in ein Zukunftsarchiv. Im vierten Raum rekonstruiert Homa Emami ihr Atelier und bringt ihre Arbeitsprozesse in Exposition. Nicht nur Formen und konzeptbezogene Arbeiten, auch Materialreste, die in der Entstehung von Werken übrig geblieben sind, gehören zu ihrem Arbeitsprozess. Nutzlose Materialien werden in wiederkehrenden Botschaften nützlich und beziehen sich dabei thematisch auf ihre Migrationserfahrungen und eine neue Wertschätzung in der Gesellschaft. Homa Emami nutzt in ihrer Kunst sehr oft die Konzepte und Er-

fahrungen ihres eigenen Lebens und stellt dabei die Rolle von Frauen in der Gesellschaft in Frage. Dies spiegelt sich unter anderem auch in den Titel der Arbeiten wieder: „Kopf in Glas“; „Recycling“; „Süß Werk“; „Küchen Kalender“; „Garten“ „Brigitte“ oder „120.mm Stone“. Die Einzelausstellung bietet den Betrachtern einen Einblick in das phantastische Werk der Künstlerin Homa Emami. Es hinterlässt dabei die Erinnerung an ein, auf einer Art sehr sensiblen und doch sehr starken Werk. Die Ausstellung hinterleuchtet dabei nicht nur das Werk der Künstlerin, sondern spiegelt auf einer gefühlvollen Weise ihre Persönlichkeit und Erfahrungen wieder.

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