Ausstellung: Italien - Deutschland 4:4

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ITALIEN DEUTSCHLAND 4:4 Zeitgenรถssische Comiczeichnerinnen und ihre Werke zusammengestellt von dem Kulturverein Hamelin in Bologna


ITALIEN DEUTSCHLAND 4:4 Zeitgenössische Comiczeichnerinnen und ihre Werke Acht Autorinnen zeitgenössischer Comics, vier Deutsche und vier Italienerinnen, sind die Protagonistinnen eines Dialogs mithilfe von Bildern: Leila Marzocchi und Line Hoven, Gabriella Giandelli und Aisha Franz, Ulli Lust und Lorena Canottiere, Anke Feuchtenberger und Anna Deflorian. Zeichnerinnen mit unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedenen Generationen, Meisterinnen und Schülerinnen, etablierte Künstlerinnen und junge Talente: Ihre persönlichen Universen begegnen und messen sich kraft ihrer Standpunkte, ihrer Interpretation der Realität durch ihre jeweiligen Figuren und ihrer unterschiedlichen Ausdrucksweisen innerhalb des Mediums Comic. Die Ausstellung verfolgt den roten Faden, der sich durch die Poetik der Künstlerinnen zieht und erforscht gleichzeitig die grammatischen Strukturen des Comics anhand von vier Schlüsselbegriffen – Technik, Thema, Graphic Novel und Stil –, die untersucht werden, indem die Zeichnungen jeweils zweier (wahlverwandter) Autorinnen nebeneinander gestellt werden; auch wird aus der umfangreichen Produktion einer jeden Künstlerin ein emblematisches Buch ausgewählt. Das Ergebnis ist eine Reise hin und her zwischen zwei Ländern, wobei der Comic zum Transportmittel für Ideen und Sichtweisen wird – eines der interessantesten „optischlinguistischen Instrumente“ zur Entzifferung unserer heutigen Welt. Italien-Deutschland 4 : 4 möchte eine Gelegenheit zur Entdeckung der „neunten Kunst“ bieten, LeserInnen zur Lektüre eines zeitgenössischen Comics anregen und die Komplexität, die Vielschichtigkeit und die unbegrenzten Möglichkeiten dieses Genres aufzeigen.


Leila Marzocchi Niger Der Wind trägt die winzige Pupa, die Larve eines rätselhaften Wesens, das nur die Zeit enthüllen kann, auf den Tisch des Hauses im Baum. Wie es prophezeit war, wird sie von einer Gruppe Vögel aufgezogen und beschützt, während um sie herum das Leben des Waldes seinen Fortgang nimmt: geheimnisvoll, komisch und manchmal erbarmungslos. Leila Mazzocchi mischt verschiedene Traditionen – die des tierischen Mikrokosmos aus dem Comic von Krazy Kat bis Pogo und die uralten Geschichten von sprechenden Tieren aus Mythos und Fabel – zu einer ganz persönlichen Rezeptur zusammen, die der traumähnlichen Materie einer Erzählung Konsistenz verleiht, wo Komisches und Heiliges kontinuierlich miteinander im Kampf liegen, wo Prophezeiung und Mysterium Alltag sind, der allerdings von Momenten der Entzauberung durchzogen ist. Die Süße und die Grausamkeit des Lebens, vereint und verwandelt durch das Fantastische, können betrachtet werden, während man sich in Sicherheit wähnt. Wie in Klarträumen scheint jedoch alles uns zu gleichen, auch die extremen Abtriften des Absurden und Bizarren.

© L. Marzocchi, Niger, Coconino Press

© L. Marzocchi, Niger, Coconino Press


Leila Marzocchi Niger

Š L. Marzocchi, Niger, Coconino Press


Technik Die von den beiden Autorinnen in ähnlicher Weise, aber doch mit einigen entscheidenden Varianten genutzte Technik nennt sich Scraperboard oder Kratztechnik und stammt aus der alten Holzschneidekunst; hier werden die Bilder in eine vorher mit Tinte bedeckte Oberfläche geritzt. Die Wahl dieser Technik erfolgte weder zufällig noch aus rein ästhetischen Gründen, sondern steht in engem Zusammenhang mit der erzählten Materie. Am Anfang steht das Schwarz, das der Vergangenheit, aus dem Line Hoven ihre Erinnerungen mühevoll und ganz allmählich herausarbeitet, und das der von Träumen durchzogenen Nacht, aus der Leila Marzocchi ihre Welt aus sprechenden Tieren erstehen lässt. © L. Hoven, Liebe schaut weg, Reprodukt

Der schöpferische Akt besteht also im „Hervorziehen“ der Figuren aus dem Blatt (im Gegensatz zu ihrem Hinzufügen, wie es bei der Zeichnung der Fall ist), was die Ausführung verlangsamt und dem Künstler mehr emotionale Konzentration auf seine Arbeit erlaubt. Das solchermaßen geschaffene Gewebe kleiner, subtiler Zeichen ist auch eine Aufforderung an den Leser/ Betrachter, sich bei der Lektüre des Bildes Zeit zu nehmen und seine Nuancen ebenso zu erfassen wie seine Ausdrucksdichte. © L. Marzocchi, Niger, Coconino Press


Line Hoven Liebe schaut weg

Š L. Hoven, Liebe schaut weg, Reprodukt

Š L. Hoven, Liebe schaut weg, Reprodukt


Line Hoven Liebe schaut weg

© L. Hoven, Liebe schaut weg, Reprodukt

Tochter eines Deutschen und einer Amerikanerin, rekonstruiert Hoven ihre Abstammung: Die Großeltern väterlicherseits lernten sich in einem Lager der Hitlerjugend kennen, die mütterlicherseits begegneten sich bei Kriegseintritt der USA, und die Eltern der Autorin hatten sprachliche Barrieren und verwurzelte Vorurteile zu überwinden, bevor sie eine Familie wurden. Liebe schaut weg ist eine Erzählung über die Verdrängung von Erinnerung, über das Bedürfnis nach Wiederaneignung und über die unauslöschliche Kraft des Lebens. Grafik und Erzählrhythmus tendieren dazu, die Augenblicke einzufrieren und so ihre emotionale Intensität zu verlängern; die Erzählung schreitet voran und setzt dabei Ellipsen, sparsame Dialoge und Momente des Schweigens ein. Grundlage sind die Erinnerungen der Protagonisten und ein paar Gedächtnisstützen – Fotos, Kassenbons, Fahrkarten –, aber es ist das tiefe Bedürfnis nach Entdeckung der eigenen Wurzeln, das die Orte und Situationen der Vergangenheit mit Wahrheit füllt, das die Blicke der Protagonisten prägt und ihre Gefühle zum Leben erweckt.

© L. Hoven, Liebe schaut weg, Reprodukt


Gabriella Giandelli Interiorae Interiorae ist eine intime Erzählung, die sich ausschließlich in einem Mietshaus abspielt, wo ein Kaninchen, das durch Wände geht und zum Fenster hereinkommt, den Leser in jedes Zimmer und damit in das Privatleben der Bewohner führt. Deren Alltag wird beobachtet, die Monotonie des täglich Gleichen, aber es wird auch versucht, mehr in die Tiefe zu gehen und ihre Träume zu entdecken. Das Haus mit seinen Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Alten könnte in jeder Stadt stehen, ein Haus, wo das Leben beginnt und endet. Die Zeit der Personen teilt sich in gelebte und in geträumte Zeit zwischen Wirklichkeit und Fantasie, Routine und Fluchtwunsch. Vorgestellt werden kleine Ausschnitte von Leben, die in ihrer Kürze doch Gefühle, Empfindungen, Enttäuschungen und Wünsche einschließen; so kommen wir den verschiedenen Geschichten nah, bis sie schließlich universell werden. © G. Giandelli, Interiorae, Coconino Press

© G. Giandelli, Interiorae, Coconino Press


Gabriella Giandelli Interiorae

Š G. Giandelli, Interiorae, Coconino Press


Das Thema

Giandelli und Franz erzählen die von Gewohnheit skandierte Alltagswirklichkeit und die Einsamkeit, die sich in jeder Person verbirgt. In Alien und Interiorae fällt das Fantastische in den Alltag ein und eint die Menschen, bewirkt, dass sie sich weniger einsam fühlen und begleitet sie bei ihrem Wachstum und in ihrer Routine, wo das Wichtige die kleinen Dinge sind, die tagtäglichen Entdeckungen. Aber die Autorinnen folgen bei der Behandlung des gemeinsamen Themas zwei der möglichen Richtungen, die dieses nehmen könnte.

© G. Giandelli, Interiorae, Coconino Press

Wenn sich bei Aisha Franz das Fantastische in einem imaginären Freund konkretisiert, dank dessen eine der Protagonistinnen die Möglichkeit wahrnimmt, ihr Leben zu verändern, so wird es bei Gabriella Giandelli zum Motor der Erzählung, zu dem Element, das alle Geschichten verbindet und mit dessen Hilfe man von einem realen Erzählregister zu einem anderen, intimeren und persönlicheren, gelangt. Bei der Lektüre beider Werke befinden sich Traum und Fantastik nicht in einem Anderswo – und genau das ist ihre Stärke, nämlich das Alltagsleben zu prägen und zu einer Veränderung beizutragen.

© A. Franz, Alien, Reprodukt


Aisha Franz Alien

Š A. Franz, Alien, Reprodukt


Aisha Franz Alien Ein Luftballon schwebt an einem beliebigen Tag in den Himmel, ein kleines Mädchen folgt ihm durch die ganze Stadt, bis sie ihn eingefangen hat und begegnet dabei verblüffender Weise einem Außerirdischen, der soeben auf der Erde gelandet ist. Unter dem Vorwand, ihm helfen zu wollen, verschafft sich die Protagonistin die Möglichkeit, sich selbst einzubringen und mit ihm die Freundschafts- oder auch Liebesbeziehung einzugehen, die ihr mit Gleichaltrigen so schwer fällt. Parallel hierzu verfolgt das Buch das Leben der Mutter und der älteren Schwester und bietet so einen sehr realistischen und gleichzeitig anrührenden Querschnitt dreier verschiedener Lebensmomente: Kindheit, Jugend und Reife, erlebt in einer Phase des Übergangs und der Selbstfindung. Eine Erzählung unter weiblichem Gesichtspunkt, geprägt von Einsamkeit und kleinen Akten der Rebellion, an denen die drei Frauen wachsen und sich schließlich der Realität stellen, ohne jemals in Resignation zu verfallen, denn, so wird suggeriert, Veränderung ist immer möglich. © A. Franz, Alien, Reprodukt

© A. Franz, Alien, Reprodukt


Ulli Lust Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens Diese Autobiografie von Ulli Lust ist ein echtes Roadmovie: Udine, Verona, Rom, Neapel, Palermo. Zwei Mädchen aus Österreich, noch minderjährig, machen sich ohne Geld und ohne Papiere auf die Reise. Ziel ist ihr Traumland Italien, wo die Sonne scheint, ein Raum, wo die beiden ganz sie selbst sein können, und sie nehmen sich alles, was die Reise zu bieten hat. Eine fast schon pikareske Erzählung von unglaublichen Abenteuern und Gewalt, denn die Realität ist manchmal brutaler als angenommen. Wie ein Seismograf enthüllt Lusts Zeichenstift die Rebellion der Protagonistin und den gewaltsamen Übergang von jugendlicher Leichtherzigkeit zum kruden Erwachsenendasein. Den Hintergrund der gesamten Geschichte bildet das Italien der frühen 80er Jahre, gesehen mit den Augen einer Ausländerin, die es entdeckt und es den Lesern so zum ersten Mal präsentiert. Das Land von Pizza und Cappuccino, von Autostopp und Campen im Freien, aber auch das Land der Machos und Patriarchen, des Heroins und der großen Mafia-Massaker. © U. Lust, Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens, Avant-Verlag

© U. Lust, Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens, Avant-Verlag


Ulli Lust Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens

Š U. Lust, Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens, Avant-Verlag


Die Graphic Novel

Unter Graphic Novel versteht man einen Roman in Form eines Comics, ein abgeschlossenes Werk, das eine einzige, vollständige Geschichte mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende erzählt und sich im allgemeinen an ein erwachsenes Publikum wendet. Die Themenauswahl ist – ebenso wie in der Literatur – nahezu unbeschränkt, aber eine der am weitesten verbreiteten Formen ist sicherlich die autobiografische Erzählung, zu der auch die Werke von Lust und Canottiere gehören.

© U. Lust, Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens, Avant-Verlag

Trotz ihrer Unterschiedlichkeit handelt es sich um zwei Bildungsromane, die sich auf realistische Weise durch die Erinnerung an Fakten und Ereignisse entwickeln, während parallel dazu die Gedanken, Gefühle und Triebe der Protagonisten laufen. Das alles vor dem Hintergrund der jeweiligen Städte: Jene der Italienreise von Ulli Lust bzw. das multiethnische, rassistische Turin von Lorena Canottiere.

© L. Canottiere, Oche, Coconino Press


Lorena Canottiere Oche

Š L. Canottiere, Oche, Coconino Press


Lorena Canottiere Oche

© L. Canottiere, Oche, Coconino Press

Henry, Davide und Nadia sind Jugendliche: Sie gehen zur Schule, hören den Reden der Erwachsenen zu und verstecken sich; jede/r hat einen guten Grund, aus seinem Alltag ausbrechen zu wollen, oder ein Problem, das ihm diesen Alltag verdirbt. Sie begegnen sich dank der Gänse, die vor dem Wohnwagen eines Landstreichers herumstreifen und dank eines vereitelten Neonazi-Attentats – das unterbricht ihre Einsamkeit und gibt ihnen neue Lust aufs Leben. Lorena Canottiere erzählt eine Geschichte, in der sich die Stimmen der Protagonisten überschneiden und zu einer mehrstimmigen Erzählung verschmelzen. Die Autorin mischt unterschiedliche Stil- und Sprachebenen: Die Chronik des Alltäglichen und der Ablauf der Tagesereignisse wird mit schnellem Strich erzählt, das ferne Echo der Träume bricht mit farbigen Vignetten in den Fluss der Erzählung ein, und die Erinnerung schließlich durchbricht die Bildrahmen des Comics, um sich mit einem dickflüssig gezogenen Zeichen auf der Seite zu verbreiten.

© L. Canottiere, Oche, Coconino Press


Anke Feuchtenberger Grano blu Das Beeindruckendste in den Werken Anke Feuchtenbergers ist die evokative Kraft, die sich sowohl aus den Bildern generiert, die aus einer flüchtigen Paste gemacht scheinen, als auch aus der oft unvorhersehbaren Erzählung. In ihrer Vorstellungswelt scheinen Literatur, Theater und Malerei erkennbar zu sein, in Wirklichkeit jedoch ist sie bevölkert von Zeichnungen, bebilderten Erzählungen, Comics. In Grano Blu verflechten sich drei Geschichten, während in der Mitte das organische Leben abläuft, in dem Tiere und Menschen ihren kleinen Beschäftigungen nachgehen. Ein kräftiger Mann kämpft in seinem Garten mit Schnecken, drei Engel helfen Menschen bei Unfällen, ein Mädchen und eine religiöse Zeremonie, ein Fest, ein tödliches Gift… Eine traumähnliche Erzählung, fragmentiert, unschuldig und gnadenlos zugleich, in der Zeichen, Erzählstruktur und Ungesagtes eine Sprache enthüllen, die das Erlebte auspresst und daraus Metaphern destilliert.

© A. Feuchtenberger, Grano blu, Canicola

© A. Feuchtenberger, Grano blu, Canicola


Anke Feuchtenberger Grano blu

Š A. Feuchtenberger, Grano blu, Canicola


Der Stil In der Erzählkunst ist der Stil von besonderer Wichtigkeit, definiert er doch das Werk eines Autors. Man sagt: Es geht nicht darum, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird. Die Sprache, die Worte, die benutzt werden, verkörpern die Weltsicht des Autors, und daher kann die Erfahrung von Literatur unsere Sicht der Dinge, auch der einfachsten, erneuern. Bei den Comics geschieht dasselbe; hier tritt der Stil mit großer Unmittelbarkeit hervor, denn Bilder sind nicht nur schneller nutzbar, sondern haben auch eine eigene Aura, die uns anweht, noch bevor wir wirklich gelesen haben. Es gibt die akademischere und dem Realismus eher zugeneigte „schöne Zeichnung“, es gibt die Tradition der „ligne claire“ mit sauber gesetzten Zeichen und ästhetischer

© A. Deflorian, Canicola bambini, Canicola

Strenge, es gibt den Expressionismus, wo der Künstler selbst der emotionale Filter dessen ist, was er sieht, sich vorstellt, lebt. Stil ist immer auch Inhalt, und in seinen persönlichsten Formen – wie in den Werken von Feuchtenberger und Deflorian – nimmt er grundlegende Bedeutung an. Eine Linie ziehen oder unterbrechen, eine bestimmte Farbnuance wählen, ein Gesicht oder eine anatomische Proportion verzerren – das sind immer Verlängerungen der Erzählung und dienen der Sinnsuche.

© A. Feuchtenberger, Grano blu, Canicola


Anna Deflorian Canicola bambini

Š A. Deflorian, Canicola bambini, Canicola


Anna Deflorian Canicola bambini

© A. Deflorian, Canicola bambini, Canicola

Mit Hilfe ihrer Zeichnungen recherchiert Anna Deflorian in mehrere Richtungen, und so zeigen ihre Geschichten und Comics eine Grammatik, die das Verweilen in mehreren Sprachen spiegelt. Wie alle guten Erzählungen führt Ufficio anatomia unmittelbar in die Atmosphäre der Geschichte hinein. Eine Tochter und ihre tote Mutter, die Gespenster eines vergangenen Krieges, unwahrscheinliche Gerichte, Verpflichtungen: Durch ein schmuckloses Schwarzweiß werden wir auf eine nicht näher präzisierte, düstere Dimension von Raum und Zeit eingestimmt, zwischen Vergangenheit und Zukunft gelegen, wo der Klammergriff einer repressiven Regierung sich mit der Einführung des Fantastischen nach und nach löst. La casa sul ghiaccio hingegen ist farbig, mischt Graphit, bunte Zeichenstifte und Öl und entwickelt sich wie ein Bilderalbum, mit großen Figuren und wenig Text. Zwei Mädchen, ein Junge und ein Hund leben in einem Haus auf einem zugefrorenen See. Eines Tages wird es wärmer, das Haus versinkt und jede/r geht seines Weges. Eine einfache, intensive Geschichte, in der die Ästhetik sanft die Empfindungen beeinflusst und das Verhältnis zwischen Text und Bildern uns immer wieder etwas anderes suggeriert.

© A. Deflorian, Canicola bambini, Canicola


Ulli Lust wurde 1967 in Wien geboren. Sie lebt und arbeitet seit 1995 in Berlin. Die Kunst des Geschichtenerzählens ist eines der Kennzeichen ihrer Arbeit. Bezeugen tut das auch der Name des Kollektivs “Monogatari“, dem sie angehört, und der von ihr geleitete Verlag Electrocomics, der Comics online vertreibt. Ulli Lust zeichnete Comic-Reportagen über Berlin, historische Comics und die erotische Serie Springpoems. Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens (Avant Verlag, 2009) ist ihre erste Graphic Novel und brachte ihr auf dem Comic-Festival von Angoulême den “Prix Révélation“ ein. 2013 erscheint das Buch unter dem Titel Troppo non è mai abbastanza bei Coconino Press in Italien. www.ullilust.de

Anke Feuchtenberger wurde 1963 in Ost-Berlin geboren und studierte Industriegrafik und Bildhauerei. 1989, im Jahr des Mauerfalls, gründete sie zusammen mit Henning Wagenbreth, Holger Fickelscherer und Detlef Beck die Gruppe “PGH Glühende Zukunft“, die die deutsche Comicszene radikal aufmischen sollte. Seit 1997 lehrt sie Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und ist zusammen mit Stefano Ricci Gründerin des Mami Verlags. Zu ihren Werken zählen: Wenn mein Hund stirbt, mach ich mir eine Jacke (Kiki Post, 2005), Die Hure H. wirft den Handschuh (Reprodukt, 2007), Grano blu (Canicola, 2011), Superlacrimella (Logos, 2011). Anke Feuchtenberger lebt und arbeitet in Hamburg und Quilow. www.feuchtenbergerowa.de

Line Hoven wurde 1977 in Bonn geboren. Sie machte ein Diplom der Kunsthochschule Kassel in Visueller Kommunikation und arbeitete am Kasseler Staatstheater als Kostüm- und Bühnenbildnerin. Hoven absolvierte Anke Feuchtenbergers Kurs an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Der Titel ihre Abschlussarbeit war Liebe schaut weg, das 2008 als Erstlingswerk L’amore guarda da un’altra parte in Italien bei Coconino Press erschien. In Deutschland publizierte sie in der FAZ zusammen mit Jochen Schmidt die Dudenbrooks, eine raffinierte wöchentliche Literaturspielerei zum Thema Alphabet (2012 bei Jacoby & Stuart als Sammelband erschienen). Line Hoven lebt und arbeitet in Hamburg. www.linehoven.de

Aisha Franz wurde 1984 im bayrischen Fürth geboren und studierte ab 2004 bei Hendrik Dorgathen an der Kunsthochschule Kassel. Ihr Erstlingscomic Alien erschien 2011 beim Verlag Reprodukt und 2012 in italienischer Übersetzung auch bei Canicola in Italien. Weitere Arbeiten von Aisha Franz sind in den Anthologien “Kuš!“ und “Orang“ sowie im Selbstverlag erschienen. Aus der Sammlung einiger dieser kleinen Alben entstand Brigitte und der Perlenhort (Reprodukt 2012). Aisha Franz lebt und arbeitet in Berlin. www.fraufranz.com


Lorena Canottiere begann ihre Tätigkeit als Comiczeichnerin mit der Gruppe Struwwelpeter beim “Corrierino” und arbeitete dann für die Zeitschriften “Terre di Mezzo”, “Schizzo presenta”, “Mondo naif”, “Black” und “ANIMAls”. Als Illustratorin zeichnet sie für die wichtigsten italienischen Verlage (EL, Fabbri, Giunti, Mondadori, Rizzoli, Piemme, Giunti, Touring Club Italiano, Editoriale Scienza). Sporadische Ausflüge führen sie auch in die Werbung und zum Theater. Daneben entwirft sie Cover für Musik-CDs. Ihr Erstlingswerk erschien unter dem Titel Oche (Coconino Press 2011). Darauf folgte eine lange Reihe von Strips über die Kindheit, die Lorena Canottiere in ihrem Blog verbreitete und die heute in dem Band Marmocchi (Diabolo Edizioni 2012) zusammengefasst sind. capousse.blogspot.it

Anna Deflorian wurde 1985 in Trient geboren und studierte Verlagsillustration in Bologna und Hamburg. In Helsinki arbeitete sie im Comiczeichner-Kollektiv “Kutikuti“. Sie gehört der Gruppe “Canicola“ an, einer Kulturvereinigung mit Sitz in Bologna, die sich mit Comics und zeitgenössischem Zeichnen beschäftigt. Anna Deflorian arbeitete bereits mit diversen internationalen Verlegern zusammen, darunter Teiera, Kuš!, Kutikuti und der Mami Verlag und stellte ihre Arbeiten auf internationalen Festivals (Helsinki, Luzern, Angoulême) aus. Sie war u.a. auch Mitarbeiterin bei verschiedenen Theaterfestivals wie dem Santarcangelo dei Teatri und dem Centrale Fies Festival. Anna Deflorian lebt und arbeitet in Trient. cargocollective.com/annadeflorian

Leila Marzocchi stammt aus Bologna, wo sie lebt und arbeitet. Nach dem Besuch der Schule Zio Feininger in Bologna und ersten Erfahrungen mit der Gruppe “Valvoline“, begann sie Mitte der 80er Jahre mit dem Zeichnen von Comics, die in Tageszeitungen wie “Reporter”, “Il Manifesto”, “L’Unità” sowie in diversen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Die Weichen für ihre weitere Laufbahn stellten die Begegnungen mit der japanischen Kultur und dem Manga-Comic, die Zusammenarbeit mit der Zeitschrift “Morning“, aber auch ihr Eintauchen ins Theater. Zu ihren Werken zählen L’enigma (2002), La ballata di Hambone (nach Texten von Igort 2009 und 2010), die Serie Niger (2006-2012) und Il Diario del Verme del Pino (2012), alle bei Coconino Press eschienen. www.leilamarzocchi.it

Gabriella Giandelli wurde 1963 in Mailand geboren. Ab 1984 erscheinen ihre ersten Comics in Zeitschriften wie “Alter Alter”, “Frigidaire” und “Dolce Vita”. Als eine der konsequentesten und feinsinnigsten Comiczeichnerinnen Europas, veröffentlichte sie mehrere Arbeiten, darunter Hanno aspettato un po’ poi se ne sono andate (Mano Edizioni 1997), Silent Blanket (Seuil 2000), Sotto le foglie (2008) und Interiorare (2010) bei Coconino Press. Neben dem Comic beschäftigt sie sich mit der Illustration von Kinderbüchern, sie zeichnet für Verlage, Tageszeitungen und Zeitschriften wie “La Repubblica”, “Internazionale” und “Le Monde” und ist in der Sparte Industriedesign für Hersteller wie Memphis, Alessi und Swatch aktiv. Gabriella Giandelli lebt und arbeitet in Mailand. www.gabriellagiandelli.com


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