UNI FRIZZ Frankfurt Wintersemester 2020/21

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UNI

2020/2021

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Das machen die Hochschulen

Ein halbes Jahrhundert Design

Klimaschutz mit Wissenschaft

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›› FRIZZ INHALT

THEMEN 04

FORUM Enrico Schleiff neuer Präsident der Goethe-Universität, Buch „Erzähl Dein Leben neu“, Stiftungsprofessur für Radverkehr

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LICHT UND SCHATTEN IN DER KRISE Das zweite Semester mit dem Virus

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DAS BESONDERE PROJEKT Wenn Studis eine Ausstellung kuratieren

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50 JAHRE DESIGN Die Hochschule für Gestaltung feiert Geburtstag

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„WIR HABEN NUR NOCH SIEBEN JAHRE!“ Frankfurter Start-up verbindet Wissenschaft und Klimaziele

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VORSCHAU Kino, Konzerte, Bühne, Museen: ungewisse Zeiten

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MAXIMALE FLEXIBILITÄT Porträt der Hochschule für angewandtes Management (HAM) in Frankfurt

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SERVICE Apfelwein - vom Streuobst bis zur Handtasche

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GASTRO Studierende als Gastronomen

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ARENA Ein Blick zurück mit Rassismus-Expertin Hadija Haruna-Oelker

IMPRESSUM FRIZZ Das Magazin Uni-Special Herausgeber und Verlag SKYLINE Medien Verlags GmbH Varrentrappstr. 53 60486 Frankfurt Tel. 069/97 95 17 20 Internet-Adresse: frizz-frankfurt.de E-Mail Adresse: info@frizz-frankfurt.de Redaktion: Varrentrappstr. 53, 60486 Frankfurt

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Redaktionsleitung: Daniela Halder-Ballasch, Jürgen Mai Redaktionelle Mitarbeiter: Tamara Kämmerer, Antje Kroll, Sohra Nadjibi Anzeigen: Erk Walter (verantw.), Uwe Bauer, Barbara Beaugrand, Anja Weigand Geschäftsführung: Erk Walter Assistenz: Yvonne Wittmann

Gesamtherstellung: FRITZ&friends Varrentrappstr. 53, 60486 Frankfurt Tel. 069/97 95 17 40 Art Direction: Silke Beck Artwork & Produktion: lithium3, Torsten Smend Datenschutzbeauftragter: Torsten Smend Bildnachweis: Alle Fotos ohne nähere Angaben sind uns zur Verfügung gestellte Pressefotos.

Druck und Verarbeitung: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Bankverbindung: Frankfurter Sparkasse, IBAN: DE59 5005 0201 0000 3454 66 Nachdruck von Bildern und Artikeln nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Artikel wird keine Haftung übernommen. Bei Anfragen bitte

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›› UNI FRIZZ FORUM

Texte: Daniela Halder-Ballasch & Jürgen Mai

ENRICO SCHLEIFF WIRD NEUER PRÄSIDENT DER GOETHE-UNI

Neue und bewährte Köpfe an der Spitze

©Uwe Dettmar, Goethe-Universität Frankfurt

Enrico Schleiff wird neuer Präsident von Hessens größter Hochschule. Er war sechs Jahre Vizepräsident der Goethe-Universität mit dem Ressort wissenschaftlicher Nachwuchs, Gleichstellung und akademische Infrastrukturen. Danach kehrte der zurück an seinen Fachbereich, wo der Professor für Molekulare Zellbiologie der Pflanzen derzeit als Direktor des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) fungiert. Im Juli 2020 wurde er zum Präsidenten der Goethe-Uni gewählt. Seinen Dienst beginnt er zum 1. Januar 2021. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre. Es hat ein wenig gedauert, bis der Biologe gewählt war. Erst im dritten Wahlgang erreichte Schleiff die notwendige absolute Mehrheit von 18 Stimmen. Auch von der Frankfurt UAS gibt es präsidiale News: Präsident Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich ging am 1. Oktober in seine zweite Amtszeit, die ebenfalls sechs Jahre dauern wird. Er erhielt gleich im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit der Stimmen.

JEDER HAT EINE GESCHICHTE

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Knapp 1.600 neue Wohnungen

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frizz-frankfurt.de

©Daniel Willinger dwphoto.at

Es wird viel gebaut in Frankfurt – auch Wohnraum für Studierende. Etwa ein neues Wohnheim an der Adickesallee. Hier werden in einem Neubau an der Frankfurt School of Finance & Management etwa 1.100 rund 20 Quadratmeter große Apartments entstehen. Bis Ende 2023 soll das Objekt fertiggestellt sein. 135 der Wohnungen werden öffentlich gefördert. Die Miete beträgt hier 350 Euro. Weitere 400 sollen preisgebunden an Studierende der Frankfurt School vermietet werden, und 486 Apartments werden etwa 600 Euro monatlich kosten. In dem Gebäude werden auch ein Hotel, ein Fitnessstudio, ein Veranstaltungssaal, eine Dachterrasse, ein Restaurant und eine Tiefgarage entstehen. Das Studentenwerk hat gleich zwei schöne Nachrichten zum Thema: Zum einen übernimmt es 170 durch die ABG Frankfurt neu gebaute Studierendenwohnungen in der Platensiedlung. Gebaut wurden sie bereits seit 2017, erste Bezüge erfolgten in 2019. Nun sind alle Wohnungen vermietet. Die Appartements sind ca. 25 Quadratmeter groß und unmöbliert. Die Kosten liegen bei 430 Euro Warmmiete monatlich. Zum zweiten baut das Studentenwerk ein neues Wohnheim und International House auf dem naturwissenschaftlichen Campus Riedberg. Dabei entstehen 324 Wohneinheiten für Studierende (darunter 313 Einzelappartements mit ca. 20 Quadratmetern, zwei Mutter-Kind Appartements mit ca. 31 Quadratmetern und 44 Einzelzimmer mit ca. 12 Quadratmetern in Wohngemeinschaften mit gemeinsamem Koch- und Wohnbereich) und 27 Wohnungen für internationale Gastwissenschaftler. Die Mietpreise für Studierende liegen im Schnitt bei 350 Euro, inklusive aller Nebenkosten. Die Fertigstellung ist für 2022 geplant.

„Jeder von uns hat eine Geschichte. Eine Geschichte, die erzählt, warum wir das machen, was wir machen. Warum wir das Leben haben, das wir haben. Eine Story, die beschreibt, warum wir den Job, den Partner, die Freunde, die Wohnung haben, die wir haben. Diese Geschichte können wir selbst gestalten.“ So beginnt Rebecca Vogels ihr Buch „Erzähl dein Leben neu. Wie Storytelling dir zeigt, wer du wirklich bist.“ Was esoterisch klingen mag, entpuppt sich als anregend-kurzweilige Lektüre. Das Buch der in Bonn geborenen Unternehmerin kann Studis helfen zu erkennen, was uns antreibt und was wir wirklich wollen. Und regt oft zum Schmunzeln an, wenn es zum Beispiel um Meeresschildkröten und einarmige Banditen geht. Vogels zeigt einfache Strategien, die eigene Lebensgeschichte besser zu verstehen und zu erzählen.


20. FRANKFURTER GRÜNDERPREIS

Gut geklappt ›› bit.ly/frankfurtergruenderpreis2020

In diesem Jahr gab es bei der Verleihung des Gründerpreises einen Sonderpreis für das Modelabel Zemuye.

Moselstraße 8 in FFM | deep-fat.com

COMING SOON Die raumvonwert GmbH sicherte sich den ersten Platz mit ihren kreativen und platzsparenden Möbelentwürfen

„Gut geklappt“ – das haben sich vermutlich Lukas Wagner, Katja Becker und Bastian Amberg nach der diesjährigen Verleihung des Frankfurter Gründerpreises gedacht. Das Trio der raumvonwert GmbH heimste den 1. Preis (12.500 Euro) ein und überzeugte die Jury mit ihrem Konzept, kreative individuelle Lösungen im Bereich Innenausbau, Möbel- und Produktdesign Die Auffüllerei GmbH, die Lebensmittel ohne zu entwickeln, um vor allem kleinen Verpackung anbietet, belegt den dritten Platz. Wohnraum aufzuwerten. Ein Thema, das auch viele Studierende umtreibt. Erstes Produkt von raumvonwert ist eine raumsparende Klapptreppe mit dem hippen Namen Klapster. Der zweite Platz ging an die Lithium Designers, die Gebäudehüllen planen und dabei Fassadenknoten aus dem 3D-Drucker verbauen. Platz 3 teilten sich die Auffüllerei GmbH – ein Laden in der Höhenstraße 40, der Lebensmittel ohne Verpackung anbietet – und Die Backhelden. Sie haben Backboxen für Kindergeburtstage entwickelt, die mit abgemessenen Zutaten und Deko-Elementen jedem die Möglichkeit geben, zum Backhelden zu werden. Der Gründerpreis, eine Initiative der Stadt Frankfurt am Main, der Wirtschaftsförderung Frankfurt und der Frankfurt University of Applied Sciences wurde in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen. Und es war eines der seltenen Jahre, in dem die Jury einen Sonderpreis vergab. Diese Ehre wurde dem Modelabel Zemuye zuteil. Designerin Rahel Zemuye verbindet lässige Streetwear mit traditionellen Stoffen aus Ostafrika und sei somit ein „Aushängeschild für den Fashion-Standort Frankfurt am Main“. Stadtrat Markus Frank resümierte: „Wer mit dem Frankfurter Gründerpreis ausgezeichnet wurde, ist mit einem Qualitätssiegel geadelt.“ Übrigens: Über 80 Prozent der in den vergangenen Jahren ausgezeichneten rund 70 Preisträger sind nach wie vor erfolgreich am Markt. frizz-frankfurt.de

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›› UNI FRIZZ FORUM

FRANKFURT UAS BAUT

Gegen die Platznot

©2020 Constantin Film Verleih GmbH

Die Frankfurt UAS braucht mehr Platz. Die Zahl ihrer Studierenden hat sich seit 2008 auf über 15.000 nahezu verdoppelt – die Räumlichkeiten allerdings nicht. Wohin mit all den wissbegierigen Menschen? Schon seit Jahren will sich die Hochschule auch räumlich vergrößern. Zwischenziel auf dem Weg war die Anmietung von Räumlichkeiten im BCN-(City Gate) Hochhaus gegenüber vom Campus. Auch die Anmietung von rund 10.000 m² an der Friedberger Landstraße/Hungener Straße verschafft der Frankfurt UAS Luft zum Atmen. Und jetzt kommen weitere Quadratmeter hinzu: Die Hochschule realisiert zwei Neubauprojekte (Gebäude 10 und Gebäude 7). Das künftige Gebäude 10 wird derzeit am nördlichen Campusabschluss an der Gleimstraße gebaut. Das Mehrzweck- und Seminargebäude mit viereinhalb Geschossen soll 4.000 m² Platz bieten. Es beherbergt künftig Lehr- und Seminarräume, Forschungslabore, Büro- und Technikflächen, das Hochschularchiv sowie eine Mehrzweckhalle für Veranstaltungen, Lehre und Sport. Die Fertigstellung ist für Herbst 2022 geplant. Ein Ersatzbau für das Gebäude 7 wird ab Sommer 2021 am südwestlichen Campus-

WORTMANN MIT TRAGIKOMÖDIE

©agn Niederberghaus & Partner GmbH

Goethe-Uni als Bühne ›› „Contra“, ab 23.12. im Kino, constantin-film.de/kino/contra

Für den Film „Contra“ wurde die Goethe-Uni zum Filmset. Die Tragikomödie von Regisseur Sönke Wortmann basiert auf der französischen Vorlage „Le Brio“ und thematisiert Rassismus und Sexismus. In der Hauptrolle ist Christoph Maria Herbst (Stromberg) als Professor Richard Pohl zu sehen, der die Jura-Studentin Naima Hamid (Nilam Farooq) im vollbesetzten Hörsaal rassistisch und sexistisch beleidigt. Er droht von seiner Universität zu fliegen. Seine letzte Chance: Unterstützt er die Erstsemestlerin Naima bei einem bundesweiten Debattier-Wettbewerb als Mentor, steigen seine Chancen vor dem Disziplinarausschuss. Pohl und Naima sind gleichermaßen entsetzt, doch mit der Zeit sammelt die ungleiche Zweckgemeinschaft erste Erfolge – bis Naima erkennt, dass das Multi-Kulti-Märchen offenbar nur einem Zweck dient: den Ruf der Universität zu retten.

Areal an der Kreutzerstraße/Nibelungenallee entstehen. Geplant sind sechs Stockwerke mit Lehrräumen und Laboren auf ebenfalls rund 4.000 m². Die Modernisierung des Bestandsgebäudes 9 ist ebenfalls in Arbeit.

START-UP MOOVEO

Laufend Rabatte Eine Geschäftsidee, die Fortbewegung zu Fuß mit Rabatten im Einzelhandel verknüpft? Klingt ungewöhnlich. Aber Carlos Gienow und Maximilian Pfestorf glauben daran. Die Marketing-Studenten von der International School of Management (ISM) in Frankfurt haben das Start-up „Carma Insights“ gegründet, um ihre App mooveo an den Markt zu bringen. Die Idee: Man sammelt Punkte, indem man sich klimafreundlich fortbewegt. Lange Fußwege füllen das Konto auf der App also üppiger als fünfminütige Autofahrten. Die Punkte, so genannte „Mooves“, kann man bei Läden in der Nachbarschaft gegen Rabatte einlösen. Damit das funktioniert, geben die Nutzer bei der Registrierung in der App bis zu 30 Vorlieben an. Die Inhaber der Läden können dann sehen, ob sich Personen in der Nähe aufhalten, für die sie ein attraktives Angebot haben – und zack landet es per Push-Nachricht auf dem Smartphone des Users. Und natürlich gilt: Mehr Mooves, mehr Rabatte. Im Frühjahr 2021 soll „Mooveo“ startklar sein.

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frizz-frankfurt.de

©Meghan Schiereck on Unsplash

›› mooveo.app


g u n e G ! t h c s a n e g

Satter Sound zum Verschenken oder selbst Genießen … Mal ehrlich: seit September futtern wir den Kram schon – das Zeug kann doch keiner mehr sehen! Statt den süßen Naschereien nachzugeben ist es jetzt endlich an der Zeit, herzhaft in die Saiten oder Tasten zu greifen und deftige Klänge in die düstere Jahreszeit zu schmettern!

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›› UNI FRIZZ FORUM BUNDESWEIT EINZIGARTIGES KONZEPT

Zukunftslabor der KI-Forschung

©Possessed Photography on Unsplash

Künstliche Intelligenz (KI) – das klingt für manche Ohren noch bedrohlich, nach Macht der Maschinen und Verlust von Menschlichkeit. Fakt ist jedoch auch: KI ist schon mitten in unserem Alltag – sei es der Empfehlungsalgorithmus von Netflix, die Gesichtserkennung auf dem Smartphone oder der Staubsaugerroboter. Und der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Als hessisches Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI-Hessen) machen sich nun 13 Hochschulen gemeinsam auf den Weg – ein bundesweit einzigartiges Netzwerk. Es möchte Grundlagen erforschen, aber auch anwendungsorientiert sein und den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft fördern. Heimat des Zentrums ist die TU Darmstadt. Ein Nebenzentrum wird an der Goethe-Universität agieren. Auch die Frankfurt UAS, die Frankfurt School of Finance und die HfG Offenbach sind dabei. Insgesamt gibt das Land Hessen 38 Millionen Euro, damit 20 zusätzliche Professuren entstehen. Prof. Dr. Birgitta Wolf, Präsidentin der Goethe-Universität, kommentiert: „Das neue Zentrum gewinnt dadurch an Schlagkraft, dass es die jeweiligen KI-Kompetenzen aller beteiligten Hochschulen in ihrer ganzen Vielfalt, Originalität und Qualität einbezieht und bündelt. Künftig können wir mit vereinten Kräften im internationalen Wettbewerb auftreten und Hessen so zu einem Zukunftslabor der KI-Forschung machen.“

PROJEKT „RESCRIPT“ AN DER GOETHE-UNI STIFTUNGSPROFESSUR FÜR RADVERKEHR

›› frankfurt-university.de/ verkehr ©Priscilla Du Preez on Unsplash

Die Frankfurt UAS besetzt eine Stiftungsprofessur für Radverkehr. Dennis Knese (siehe auch S. 30) startet im Januar mit seiner Lehre zu Radverkehrs-Konzepten und nachhaltiger Mobilität. Außerdem will er Mikromobilität, alternative Antriebe, Digitalisierung im Verkehr sowie Zukunftsthemen der Mobilität vorantreiben. Dabei will Knese seinen Studierenden praxisnahe Forschung bieten – und das fachbereichs- und hochschulübergreifend. „Ingenieurs-, wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Perspektiven zu vereinen, ist für eine nachhaltige Verkehrs- und Stadtentwicklung entscheidend“, sagt der 35-jährige Frankfurter, der zuletzt in der Politikberatung bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig war. An der Frankfurt UAS ist er kein Unbekannter. Zwischen 2010 und 2016 war Knese wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert die Professur jährlich mit 400.000 Euro für fünf Jahre.

Psychotherapie für Geflüchtete Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflüchtet sind, haben oft traumatische Erfahrungen gemacht. Die Folge kann eine posttraumatische Belastungsstörung mit Albträumen, Schlafstörungen, Angst und anderen intensiv negativen Gefühlen sein. Sie benötigen dringend psychotherapeutische Hilfe, diese bleibt aber aus verschiedenen Gründen oft aus. Ein Projekt an der Goethe-Uni erprobt nun neue Therapiemethoden. Unter dem Namen „Brief Imagery Rescripting for Posttraumatic Stress Disorder in Refugees“ (ReScript) erforscht ein Team der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie die Kraft von inneren Vorstellungsbildern, die Traumatisierte mit Unterstützung von Therapeut*innen entwickeln, um die Belastung durch die schlimmen Erinnerungen zu senken. Im Rahmen des Projekts werden in Frankfurt ab sofort Therapieplätze für Geflüchtete mit Traumafolgestörung angeboten. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Forschungsverbünde zur psychischen Gesundheit geflüchteter Menschen“ mit rund einer Million Euro gefördert.

FRANKFURTER BÜRGERUNIVERSITÄT

Von der Krise der Demokratie bis zum Planet Plastik ›› buerger.uni-frankfurt.de

Musste die Bürgeruni im Sommersemester pandemiebedingt entfallen, wandelt sie in diesem Semester auf überwiegend digitalen Pfaden. Das Programm spannt einen weiten Bogen vom Klimawandel in Frankfurt zu Perspektiven der Sozialdemokratie, vom Theater und der Krise der Demokratie bis hin zu Ringvorlesungen zur deutschen Literaturgeschichte. Manche Veranstaltungen knüpfen unmittelbar an die momentane Situation an und fragen, wie wichtig mathematische Modelle für das Verständnis von Viren und Epi-

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Am 27. Februar 2021 (11-13 Uhr) lädt die Bürgeruniversität zur Führung „Schönster Campus Europas“.

frizz-frankfurt.de

demien sind. Andere stellen sozial-ökologische Überlegungen zum „Planet Plastik“ an oder zeigen dieMachtverschiebung durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz. Die meisten Veranstaltungen sind digital geplant, etwa per Zoom und Youtube. Aber es wird auch Campusführungen (in Präsenz!) geben. Da unter den gegebenen Pandemiebedingungen Programmänderungen möglich sind, sollten sich Interessierte auf der Webseite informieren, ob die Veranstaltung wie geplant stattfindet.

©Frankfurt UAS_Friederike Mannig

Neue Mobilität


©Frankfurt UAS_Friederike Mannig

© Photo by Zan on

Unsplash

NACH SIEBEN JAHREN LEERSTAND

Das IvI wird zum Hotel

©Gene Glover

Sieben Jahre sind vergangen, seitdem das Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) das Gebäude im Kettenhofweg 130 räumen musste. Zehn Jahre lang war das ehemalige Amerika-Institut ein Ort für linke Gegenkultur, für kritische Theorie – und natürlich auch für Partys. Seit der Räumung im April 2013 tat sich an der Adresse nichts. Bis jetzt. Der Inhaber K 130 GmbH gab nun bekannt, dass dort ein kleines Hotel mit 18 Zimmern entstehen soll, plus ein Restaurant im früheren Hörsaal. Das ausführende Architektenbüro kündigte an, dass die Zimmerpreise für Studierende bezahlbar sein sollen. Der AStA der Goethe-Universität kommentierte auf seinem Facebook-Kanal: „Kein*e Student*in in Frankfurt braucht ein ‚bezahlbares Hotelzimmer‘, wir wollen Wohnraum für alle!“

FRANKFURTER POETIKVORLESUNG

Champagner für die Pferde

WEIHNACHTSVORLESUNG IM STREAM

When is Davy on the road again?

›› 1.+2.12., 18 Uhr, poetikvorlesung.uni-frankfurt.de

Die Lyrikerin Monika Rinck hält in diesem Jahr die Frankfurter Poetikvorlesung der Goethe-Uni. „Champagner für die Pferde“, so heißt eines ihrer Bücher, das beim Frankfurter Fischer-Verlag erschienen ist und beworben wird mit dem Ausspruch „Eine Feier der Poesie“. Klingt vielversprechend. Da das gesamte Wintersemester ein überwiegend digitales sein wird, passt sich hier auch ihre Poetikvorlesung unter dem Titel „Vorhersagen. Poesie und Prognose“ an. Die ersten beiden Vorlesungen sind bereits gelaufen und auf der Webseite als Video verfügbar. Die dritte hält Rinck am 1. Dezember 2020 ebenfalls per Video. Die in Berlin lebende Autorin spricht nicht nur über die Möglichkeiten des Poetischen, sondern wird auch einen Einblick in ihr außergewöhnlich vielseitiges Werk geben. Es umfasst Gedichte, Essays, Hörspiele, Liedtexte, Prosawerke, Zeichnungen – und einen Theorie-Comic! Am 2. Dezember gibt Rinck – wenn Corona es erlaubt – ihre Abschlusslesung im Literaturhaus Frankfurt, mit maximal 30 Teilnehmer*innen und im StreamFormat.

›› uni-frankfurt.de/53311915/ Weihnachtsvorlesungen

Der Titel der diesjährigen Weihnachtsvorlesung der Goethe-Universität greift einen Songtitel auf: „Der Covid19-Patient – When is Davy on the road again?“ Jahr für Jahr nehmen sich Prof. Dieter Steinhilber vom Institut für Pharmazeutische Chemie und Prof. Theo Dingermann vom Institut für Pharmazeutische Biologie ein Krankheitsbild vor, das sie am Beispiel eines prominenten Künstlers vorstellen. Den Anfang machte im Jahr 2006 Elvis Presley und das metabolische Syndrom. Und in diesem Jahr? Der Titel der Vorlesung verweist auf einen Hit von Manfred Mann’s Earth Band. Um welche Krankheit geht es? Eine Nachfrage bei Prof. Steinhilber ergibt: „Wir werden dieses Mal verschiedene Interpreten adressieren, deren Konzerte wegen Corona ausgefallen sind. Manfred Mann’s Earth Band ist mit dabei, soviel verrate ich schon mal…“. Die Weihnachtsvorlesung findet am 14. Dezember (10 Uhr c.t.) statt. Da die Anzahl der Plätze im Hörsaal begrenzt ist, wird die Veranstaltung zusätzlich über uniintern via Livestream übertragen.

NEUE STRASSENNAMEN AM CAMPUS RIEDBERG

Zu Ehren dreier Forscher Am naturwissenschaftlichen Campus Riedberg tragen drei namenlose Straßen nun Namen von Forschern, die mit der Goethe-Uni verbandelt sind. Die erste Namensgeberin ist Mikrobiologin Emmy Klieneberger-Nobel (1892-1985). Sie war die erste Frau, die in den 20er Jahren an der Frankfurter Universität gegen Widerstände von Kollegen habilitiert wurde. 1933 wurde der Bakteriologin aufgrund ihrer jüdischen Abstammung die Lehrbefugnis entzogen. In London konnte sie ihre Forschungen fortsetzen und sich als Mitentdeckerin der sogenannten

Mykoplasmen einen Namen machen. Ihren Namen trägt nun der Weg am Biologicum. Der zweite im Bunde ist der Atomphysiker Friedrich Hermann Hund (1896-1997). Nach ihm ist die campusinterne Verbindung von Physikalischen und Chemischen Instituten benannt. Er war von 1951 bis 1957 in Frankfurt Ordinarius für Theoretische Physik und wurde bekannt durch die „Hundschen Regeln“ und den „Tunneleffekt“. Die Zufahrtsstraße von der Altenhöferallee in Richtung Biozentrum erinnert an den Chemiker und Nobelpreisträger Sir Alexander Robertus Todd (1907-1997). Der Brite promovierte an der Goethe-Uni, lehrte an der Universität Cambridge und war einer der Pioniere der Erforschung der Nukleinsäuren.

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© Alexandra Koch /Pixabay

›› UNI FRIZZ CORONA

Hochschule in Zeiten von Corona

LICHT UND SCHATTEN IN DER KRISE Corona hält die Welt, Deutschland, Frankfurt und die Hochschulen weiter in Atem. Die Auswirkungen sind zum Teil fatal. Dennoch machen Studienrede und Hochschulen das Beste aus der Krise. ›› Text: Daniela Halder-Ballasch, Umfrage: Jürgen Mai

CORONA IN DER LEHRE Erstes virtuelles Semester lief ganz gut Das erste Corona-Semester, also das vergangene Sommersemester, war ein durch und durch digitales. Nicht nur Teams-Sitzungen im Werkstudentenjob und Whatsapp-Calls mit Familie und Freunden, auch Online-Vorlesungen bestimmten den Alltag. Und das lief gar nicht mal so schlecht, so eine Umfrage des Philosophischen Fakultätentags, der fächerübergreifenden hochschulpolitischen Vertretung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften an den deutschen Universitäten. Demnach haben mehr als die Hälfte der Studierenden und über 60 Prozent der Lehrenden die Krise gut bewältigt. Allerdings bewerten die Befragten die Auswirkungen des Verzichts auf Präsenzlehre recht negativ. Lediglich rund 11% sagen, die Qualität der Lehre habe sich verbessert.

Ausblick: Hybridsemester Im Wintersemester wird die Lehre hybrid ablaufen. Konkret bedeutet das, dass die virtuelle Lehre – wenn es die Corona-Zahlen erlauben – ergänzt wird von Präsenzveranstaltungen. „Hochschulen sind Orte des gemeinsamen Lernens

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– das soll, wo immer es unter Hygienegesichtspunkten vertretbar und organisatorisch möglich ist, mit Formaten der Präsenzlehre gelebt werden“, sagte die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn. Diese sollen vor allem für Erstsemester und Studierende in der Abschlussphase angeboten werden.

UAS belohnt studentisches Engagement Zu Beginn der Corona-Krise in Deutschland stieg der Bedarf an ehrenamtlicher Unterstützung rasant. Die Frankfurt UAS warb um gesellschaftliches Engagement – und rund 120 Studierende folgten diesem Aufruf. Damit ihr Engagement entsprechend begleitet und im Rahmen des regulären Studiums honoriert werden konnte, wurde zu Beginn des Sommersemesters 2020 das Modul „Zusätzliches freiwilliges soziales Engagement“ im Rahmen des interdisziplinären Studium Generale neu geschaffen. Die Studis engagierten sich ehrenamtlich bei verschiedenen Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, Stiftungen und Initiativen. Dabei erledigten sie Apothekengänge, boten Lerngruppen für Geflüchtete an, dolmetschten, kauften ein, unterstützen die Kinder- und Jugendhilfe, gaben Online-Nachhilfe und supporteten soziale Start-Ups. Gleich mehrere Studierende koordinierten in einem Corona-Call-Center eines Kooperationspartners stadtweit Hilfesuchende und Helfende. Für den erfolgreichen Abschluss mussten die Studis mindestens 100 Stunden Freiwilligenarbeit erbringen. Das Modul bietet die Hochschule auch im Wintersemester an.

Prüfungen auf 10.000 Quadratmetern Der Sommer ist Prüfungszeit an der Frankfurt UAS. Bis zu 300 Studierende müssen gleichzeitig ihre Klausuren schreiben. Normalerweise kein Problem. Aber in Zeiten von Corona musste eine neue Lösung her. Um die Abstandsund Hygieneregelungen einzuhalten, schrieben die Studierenden ihre Prüfungen in der 10.000 Quadratmeter großen Halle 11 der Frankfurter Messe.

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© Alexandra Koch /Pixabay

„Es freut mich, dass uns die Messe so schnell und unkompliziert unterstützt hat“, betont Prof. Dr.-Ing. Jochen Abel, Professor für Facility Management am Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik der Frankfurt UAS.

CORONA IN DER FORSCHUNG Podcast der Corona-Forscher www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Update-Der-Podcast-mit-Christian-Drosten-SandraCiesek,podcastcoronavirus100.html

Virologe Christian Drosten ist eines der Gesichter der Krise. Der Leiter der Virologie an der Berliner Charité informierte in der Anfangsphase der Pandemie täglich über seinen NDR-Podcast. Im September stieß ein Frankfurter Gesicht dazu. Virologin Sandra Ciesek, Leiterin der Virologie an der Uniklinik, wechselt sich seitdem wochenweise mit Drosten ab. Sie hat eine angenehme Stimme und ist ähnlich wie Drosten sehr gut in der Lage, komplexe Informationen verständlich zu machen. Damit ist Ciesek in der Königsklasse der Corona-Wissenschaftler angekommen.

Forschungsprojekte an der Uniklinik Ciesek ist nicht nur eine anerkannte Expertin in Sachen Corona, die auch von der Politik zu Rate gezogen wird. Sie ist auch in ihrer Forschung sehr umtriebig. Die 42-Jährige und ihr Team erforschten Fragen wie: Welche Rolle spielen Kinder im Vorschulalter bei der Ansteckung? Wie können Testkapazitäten gesteigert werden? Welche bereits zugelassenen Medikamente können schwere Krankheitsverläufe mildern? Eine weitere Studie untersuchte die Übertragung von SARS-CoV-2 im Flugzeug und kam zu dem Schluss: Vieles spricht dafür, dass die Luftfilteranlagen im Flugzeug Übertragungen des Virus reduzieren können – aber nicht vollständig verhindern. Zusammen mit Aachener Forschern entwickelten Ciesek und Kollegen ein Frühwarnsystem für Corona im Abwasser. Aus dem Vorkommen von Sars-CoV2-Viren im Abwasser kann man so Aufschluss über die Infektionszahlen aller an eine Kläranlage angeschlossenen Einwohner erhalten. Einem Team aus Biochemikern und Virologen gelang es in Zellkultur-Experimenten, mit einer Reihe klinisch erprobter Krebs-Medikamente die Virusvermehrung zu stoppen. Zwar lassen sich die Ergebnisse nicht ohne weitere Tests auf den Menschen übertragen, sollten aber dazu führen, dass man schnell mit entsprechenden klinischen Studien beginnen kann. Eine Studie zu Antigen-Schnelltest mit 1.000 Lehrkräften soll klären, inwiefern die Tests helfen können, um Infektionen mit dem Coronavirus vor allem im Schulbetrieb möglichst frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus leitet Ciesek mit der Infektiologin Prof. Dr. Maria Vehreschild Projekte zur COVID-19-Forschung im internationalen Verbund „CARE“. Er besteht aus 37 Universitäten, Wissenschaftsinstitutionen und forschenden Pharmaunternehmen und ist die größte europäische Initiative zur Entwicklung von COVID19-Therapien. CARE wird in den kommenden fünf Jahren mit 77,7 Millionen Euro gefördert.

Auch andere Fachbereiche nehmen Corona unter die Lupe Ciesek ist die bekannteste der Frankfurter Wissenschaftler*innen, die zum Thema Corona forschen. Aber es gibt viele mehr. Atmosphärenforscher der Goethe-Universität haben zum Beispiel herausgefunden, dass bestimmte Luftreiniger die Aerosolkonzentration in einem Klassenzimmer in einer halben Stunde um 90 Prozent senken können. +++ Soziologen der Goethe-Uni konstatierten, dass die Pandemie-Verordnungen unterschiedliche Auswirkungen auf Männer und Frauen haben. Mütter sorgten sich eher um das Wegfallen der Kinderbetreuung, Männer bangten mehr um die wirtschaftliche Lebensgrundlage. Dafür werteten sie die Antworten von mehr als 1.100 Personen aus einer Onlineumfrage aus. +++ +++ Zwei Wirtschaftswissenschaftler entwickelten die COVID-Cockpit-App, eine Art Symptom-Tagebuch, das Covid19Symptome nachhalten und die Kommunikation von Betroffenen mit Arzt und Klinik vereinfachen soll. Bald soll sie auch von HIV-Infizierten und Menschen mit anderen viralen Krankheiten genutzt werden können. +++ Eine weitere Studie nimmt die psychischen Folgen der Pandemie unter die Lupe – und das frizz-frankfurt.de

im Vergleich mit anderen Ländern wie Israel, Russland, Italien, Südafrika, China und Großbritannien. +++ Erziehungswissenschaftler der Goethe-Uni befragten unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie bundesweit Streetworker und die ambulante Drogenhilfe zur Situation von Drogenabhängigen. Ermöglicht wird ein Großteil der Forschung an Goethe-Universität und Universitätsklinikum vom Corona-Fonds (www.goethe-corona-fonds.betterplace. org). Der Spendenstand betrug Mitte November 4,75 Millionen Euro und nähert sich damit seinem Ziel von fünf Millionen Euro. Inzwischen erforschen 30 wissenschaftliche Teams die Folgen der Pandemie.

Forschung an der Frankfurt UAS Wie wirkt sich die Corona-Krise auf unser Mobilitätsverhalten aus? Welchen Einfluss hat sie auf die angestrebte Verkehrswende? Mit diesen Fragen haben sich Wissenschaftler*innen der Forschungsgruppe Research Lab for Urban Transport (ReLUT) beschäftigt. Das Ergebnis: Das Mobilitätsniveau während der Corona-Krise war insgesamt geringer. Viele stiegen von Bus, Bahn oder Auto auf das Fahrrad um. Jedoch wird sich das Kfz-Verkehrsaufkommen nach Corona wohl wieder erhöhen, sodass Handlungsbedarf seitens der Politik besteht, um die Verkehrswende zu erreichen.

CORONA IM STUDENTISCHEN LEBEN Corona-Nothilfe aus- und wieder eingesetzt www.überbrückungshilfe-studierende.de, www.studentenwerkfrankfurt.de

In den vergangenen Monaten wurden 135.000 Anträge auf Überbrückungshilfe für Studierende mit Zahlungen in Höhe von 60 Millionen Euro von den Studentenwerken in Deutschland bewilligt – Geld, das nicht zurückgezahlt werden muss. Allerdings wurden auch rund 80.000 Anträge abgelehnt, so das Deutsche Studentenwerk. Bei mehr als der Hälfte dieser abgelehnten Anträge seien die Betroffenen nicht in einer pandemiebedingten, sondern in einer dauerhaften Notlage gewesen. Da die Nachfrage nach den Coronahilfen sank, wurden die Hilfen Ende September vorerst eingestellt. Nun wurden sie wieder neu aufgelegt. Die Antrage laufen wieder über die Studierendenwerke.

Mainzer Studentin kommt mit Corona-Comics in die NY Times Corona traf die Studentin Lucie Langston hart. Sie musste ihr Erasmus-Semester in Cardiff aufgrund der Pandemie abbrechen. Ihre Enttäuschung und die Zeit in der Isolation verarbeitete sie unter anderem in Zeichnungen. Eine Professorin wies die Kommunikationsdesign-Studentin der Hochschule Mainz auf das Online-Tagebuch „Art In Isolation“ der „New York Times“ hin. Dafür konnten Illustrationen, Comics und andere künstlerische Arbeiten eingereicht werden, die während des Lockdowns entstanden waren. Langston reichte den sechzehnseitigen Comic „Through The Dunes“ ein, inspiriert von Spaziergängen durch den Mainzer Sand, ein Naturschutzgebiet mit Dünen und seltenen Pflanzen. Die mit dem iPad skizzierten Bilder kamen an, die New York Times veröffentlichte sie im Juli in der Online-Ausgabe.

DIGITALE RINGVORLESUNG Wissenschaft & Öffentlichkeit in der Corona-Krise 3.12., 14.1., 21.1., 28.1., 4.2., 18.15-20 Uhr, online über „Zoom“ mit Anmeldung über https://listserv.uni-muenster.de/mailman/listinfo/rv-corona Wie lässt sich das Geschehen beschreiben und einordnen? Was darf der Staat in solchen Ausnahmesituationen und wo liegen die Grenzen zwischen wissenschaftlicher Expertise, politischer Meinung und verschwörungstheoretischer Verirrung? Die interdisziplinäre Ringvorlesung des Zentrums für Wissenschaftstheorie an der Uni Münster geht der gesellschaftlichen Dynamik der Corona-Pandemie und dem Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit nach. Die Vortragenden sind Philosophen, Soziologen, Rechtswissenschaftler, Virologen und Journalisten. Die Veranstaltung findet ausschließlich in digitaler Form über „Zoom“ statt.

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›› UNI FRIZZ CORONA

Drei Fragen zu Corona an …

VON CORONA TRACERN UND FREISCHUSSREGELUNGEN

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1) Das zweite Semester im Zeichen von COVID-19 beginnt. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung? 2) Auf welche Lösung, die Ihre Organisation in den vergangenen Monaten realisiert hat, sind Sie besonders stolz? 3) Die Pandemie brachte einen großen Digitalisierungsschub – welche neuen Elemente möchten Sie gerne beibehalten?

© Natalie Färber

Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich

Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) 1) Wir müssen geduldig bleiben und dürfen nichts überstürzen, was einen vollständigen Hochschulbetrieb in Präsenz angeht. Die Gesundheit unserer Gesellschaft und unserer Hochschulangehörigen müssen wir im Auge behalten. Wir alle haben unser Bestes gegeben – nun gilt es, weiterhin Disziplin zu zeigen. 2) Besonders stolz bin ich darauf, wie flexibel unsere Hochschulangehörigen mit der Situation umgegangen sind. Viele spannende digitale Lehr- und Veranstaltungsformate sind entstanden, die wir so in dieser Form niemals für möglich gehalten hätten. 3) Wir haben die Chance ergriffen und werden einige der neuen Online-Formate weiter nutzen. Dadurch, dass digitaler Lehrstoff leicht zu wiederholen ist, sind die Studierenden nicht mehr vom „Konsum“ einer einzigen Vorlesung in „realtime“ abhängig. Ich denke, hybride Formate, also die Kombination aus Präsenz und Online, werden auch nach Corona bleiben. Wir werden die Zeit, die wir durch den Digitalisierungsschub gewinnen, noch mehr in die persönliche Lehrbegleitung unserer Studierenden investieren.

Prof. Dr. Birgitta Wolff

Präsidentin der Goethe-Universität

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Der AStA-Vorstand der Frankfurt UAS mit Vorsitzender Michele Dorothy Helms-Brooks (2.v.l.)

Michele Dorothy Helms-Brooks

Vorstandsvorsitzende AStA Frankfurt UAS

©Uwe Dettmar, Goethe-Universität

1) Die größte Herausforderung wird sein, unseren Erstsemestern ein Präsenzerlebnis zu ermöglichen, ohne angesichts der Pandemie ihre Gesundheit zu gefährden. Immerhin begrüßen wir im Wintersemester 2020/21 wieder mehr als 8.000 Erstis, auf die wir uns freuen. Und natürlich werden die vielen Präsenzprüfungen wieder ein echter Kraftakt. Damit auch dieses Semester wieder möglichst reibungslos klappt, sind wir aber auch mehr denn je auf Mithilfe und Kooperation aller angewiesen: Studierende, Lehrende, Forschende und Mitarbeitende der Verwaltung. 2) Dass es uns bislang gelungen ist, die Ausnahmeregelungen für Prüfungen und Studienleistungen rechtskonform und im Einvernehmen mit den Universitätsgremien zu organisieren (z. B. Freischussregelung, Fristverlängerungen, Reduktion der studentischen Mindestarbeitsstundenzahl pro Kreditpunkt): Damit wurden noch stärkere Belastungen für unsere Studierenden vermieden. 3) Seit 2017 haben wir das Leitbild Digitale Lehre und definieren uns als digital unterstützte Präsenzuniversität. Genau die wollen wir auch künftig bleiben, gegenwärtig eben pandemiebedingt mit etwas mehr Digitalität als unter Normalbedingungen wünschenswert. Was die interne Verwaltung angeht, haben wir einige Verfahrensverschlankungen ausprobiert, die wir sehr gerne beibehalten würden.

frizz-frankfurt.de

1) Die Pandemie stellt uns vor drei große Herausforderungen: der völlig geänderte Hochschulalltag, die Probleme der Studierenden auch abseits vom Campus und die Organisation der verfassten Studierendenschaft selbst. Beim zweiten Punkt sehen wir das strukturelle Versagen bei der Unterstützung der Studierenden immer deutlicher: Viele haben ihren dringend benötigten Nebenjob verloren und verfügen über keine oder unzureichende Ausstattung für das digitale Studium. Eine echte Überbrückungshilfe oder Unterstützung fehlt bis jetzt. 2) Zum einen die digitale Erstsemestereinführung, die wir in Rekordzeit gemeistert und mit der Hochschulleitung zusammen durchgeführt haben. Zum anderen das Übergangsticket mit dem RMV, das es den Studierenden unbürokratisch und sicher ermöglicht, mobil zu bleiben. 3) Im Grunde alle, die das Campusleben einfacher und nachhaltiger machen. In sehr kurzer Zeit gab es Errungenschaften, die auch langfristig Meilensteine für die Familienfreundlichkeit und Barrierefreiheit sein können und müssen. Das sind mitunter ganz einfache Dinge wie die digitale Bereitstellung von Vorlesungsunterlagen.


Prof. Dr. Nils Stieglitz Präsident der Frankfurt School of Finance & Management 1) Unsere Studierenden können im aktuellen Wintersemester entscheiden, ob sie vom Campus aus oder online an den Lehrveranstaltungen teilnehmen. Eine Herausforderung bleiben die steigenden Corona-Neuinfektionen in Hessen und die sich ändernden Regulierungen. Wir sind aber darauf vorbereitet und können nahtlos zu einer reinen Online-Lehre wechseln. 2) Zusätzlich zu einem strengen Abstands- und Hygienekonzept haben wir sogenannte CoronaTracer eingeführt. Das sind kleine Geräte, die Studierende und Mitarbeitende auf dem Campus bei sich tragen. Die CoronaTracer zeichnen pseudonym Kontakte zu anderen CoronaTracern auf, die sich innerhalb des kritischen Abstands zueinander befinden. Im Fall eine Corona-Infektion können wir die Tracer auslesen und diejenigen informieren, die engen Kontakt mit der infizierten Person hatten. 3) Ein Beispiel sind Recruiting-Events für Studierende in Zusammenarbeit mit Unternehmen, die wir seit März virtuell anbieten. Dieses Format wollen wir auch anbieten, wenn sich die Situation wieder entspannt.

Kyra Beninga

Prof. Dr. Elmar Fulda

Hochschule für Musik und Darstellende Kunst

1) Geduld. Nach dem Schock im März – plötzlich ging vieles nicht mehr, was substanziell zu Musik und darstellenden Künsten gehört – hatten wir neue digitale und hybride Unterrichtsformate gefunden. Getragen wurde dies alles durch den Optimismus, dass die Pandemie früher oder später überwunden ist. Nun sehen wir, dass wir viel länger mit der Situation leben müssen. Sich hier nicht frustrieren zu lassen, wird die größte Herausforderung sein. 2) Es ist uns gelungen, ein vollgültiges Studienprogramm in allen Fächern anzubieten, Nachteile für unsere Studierende gering zu halten – und sie in finanzieller Not mit über 150.000 Euro aus dem Corona-Hilfsfonds der Freunde und Förderer der HfMDK zu unterstützen. 3) Online-Vorlesungen als Podcast, kombiniert mit Liveformaten zur vertiefenden Auseinandersetzung.

Mitglied im Vorstandskollektiv des AStA der Goethe-Uni © Guido Werner

1) Als AStA sehen wir die größte Herausforderung darin, als Studierendenschaft wieder mehr Zugehörigkeit zur Universität und dem eigenen Studium zurückzugewinnen, trotz OnlineVeranstaltungen. 2) Die Aussetzung der Teilnahmeverpflichtung bei digitalen Lehrveranstaltungen, die universitätsweite Freiversuchsregelung für nichtbestandene Prüfungen und die Aussetzung der Abgabefrist bei Abschluss- und Hausarbeiten für die Zeit der Schließung der Universitätsbibliotheken. Außerdem konnten wir durch die Verlängerung der Rückmeldefristen, durch die faktisch auch die Säumnisgebühren entfallen, ein bisschen finanziellen Druck für viele Studierende rausnehmen. 3) Wir zweifeln, ob der „Digitalisierungsschub“ wirklich nachhaltig und erfolgreich war. Die Notwendigkeit, auf digitale Lehrformate umzusteigen, hat die Universität im Frühjahr mehr oder weniger unvorbereitet getroffen. Anfangs war eher eine Überforderung als ein Schub zu verspüren. Prinzipiell verstehen wir die Universität als einen sozialen Raum, an dem Studierende und Lehrende zusammenkommen, um gemeinsam Lehre und Forschung zu betreiben. Daher sind wir der Ansicht, dass ein bloßer Umstieg von Präsenzveranstaltungen auf Videokonferenzen alles andere als einen Gewinn darstellen würde. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie sich die Digitalisierung der Lehre sinnvoll in diesen sozialen Raum integrieren lässt.

Du nennst es Zweifel wir nennen es Aufbruch.

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Foto: ronstik/Shutterstock.com

JOBSTARTER wird gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfonds.


›› UNI FRIZZ KUNST

Das besondere Projekt

WENN STUDIS EINE AUSSTELLUNG KURATIEREN

© Florian Menath/Bildungsstätte Anne Frank

›› Bis 21.2.2021, Bildungsstätte Anne Frank, Hansaallee 150, Frankfurt, (069) 560 00 20, Mo-Fr 14-17, Sa+So 12-18 Uhr, bs-anne-frank.de/hingucker

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Wie lässt sich Kolonialrassismus ausstellen, ohne den kolonialen Blick zu reproduzieren? Wessen Geschichte wird erzählt? Von wem und für wen? Eine aktuelle Ausstellung in der Bildungsstätte Anne Frank geht diesen Fragen nach. UniFRIZZ hat mit den studentischen Kuratoren Tim Mulhanga und Isa Mahmut gesprochen.

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ie Epoche des Kolonialismus produzierte Gewalt. Und sie machte Menschen in Kolonialausstellungen und Völkerschauen zu Exponaten, zu „Hinguckern“. So heißt auch die Ausstellung, die die Politikwissenschaftsstudenten Tim Mulhanga und Isa Mahmut gemeinsam mit Robin Koss und Jeanne Nzakizabandi von der Bildungsstätte Anne Frank kuratiert haben. Sie will den kolonialen Blick zurückwerfen – und die Praxis des Ausstellens selbst zur Diskussion stellen. „Alles begann mit einer Ausstellung in Dresden über Rassismus, die viel Kritik einstecken musste“, erzählt Tim. Sie sollte auch nach Frankfurt kommen. Doch das Historische MuTim Mulhanga Isa Mahmut seum entschied, sich zunächst kritisch damit auseinanderzusetzen. Als Studierende der Rassismusforschung und als Aktivisten (Tim ist Mitglied der Initiative Schwarze Menschen Deutschland, Isa ist stellvertretender Vorsitzender einer Hilfsorganisation, die sich mit dem Genozid an Jesiden mit dem Schwerpunkt Sklaverei gegenüber Frauen und Kindern beschäftigt) wurden sie in die Arbeitsgruppe eingeladen. „Es entstand für uns die Möglichkeit, das, was wir im Studium in der Theorie diskutieren und im Aktivismus thematisieren, auf künstlerischer Ebene umzusetzen“, berichtet Isa, und Tim ergänzt: „Es hat uns sehr motiviert, unter anderem aus der Kritik an dem Dresdener Projekt eine andere Umsetzung der Thematik zu schaffen. Wir hoffen, das ist uns gelungen.“ Neben dem Historischen Museum, das die Stadtlabor-Ausstellung „Ich sehe was, was du nicht siehst“ konzipierte, entwickelte auch die Bildungsstätte Anne Frank eine Ausstellung. Sie übernahm schließlich Teile aus Dresden. Das Kuratorenteam setzte sie in einen neuen Kontext und ergänzte weitere Exponate – zum Teil mit Frankfurter Bezug, zum Teil mit Bezug zu den aktivistischen Hintergründen der Kuratoren. „Es war gar nicht so einfach, aus der Fülle an Material das richtige herauszusuchen. Wir haben uns viel Zeit genommen und alle möglichen Exponate minutiös besprochen und darüber reflektiert, ob sie zur Ausstellung passen“, skizziert Tim die Konzeptionsarbeit. Die Ausstellung behandelt zwei Themenkomplexe: „Koloniale Gewalt“ veranschaulicht, wie Menschen nichteuropäischer Herkunft in „Rassen“ eingeteilt und entrechtet wurden, wie sie in sogenannten Völkerschauen zum Objekt, zu Hinguckern gemacht wurden. „Antikoloniale Kämpfe um Selbstbehauptung/Postkoloniale Widerstände“ zeigt anhand von Biografien Schwarzer Menschen den Kampf um Selbstbehauptung und für rechtliche Gleichstellung. „Wichtig war uns dabei, Gewalt zu thematisieren, ohne sie zu reproduzieren. Wir wollten unbedingt vermeiden, betroffene Zuschauer zu retraumatisieren“, erläutert Tim. „Aus diesem Grund haben wir als zweites Thema Widerstand gewählt. Durch die empowernden Exponate sollen Betroffene beim Betrachten eine Form von Selbststärkung erfahren können“, umreißt Isa die Absicht dahinter. „Darüber hinaus wollten wir Ausstellungspraktiken hinterfragen. Der Zuschauer soll angeregt werden, sich zu seiner Position zu befragen“, fügt Tim an. Eine besondere Herausforderung war der Blickwinkel. Betroffene haben eine ganz andere Perspektive als Menschen, die sich noch wenig mit Rassismus beschäftigt haben. „Wir mussten uns entscheiden: Für wen machen wir die Ausstellung? Wie richten wir sie aus? Wir haben entschieden, uns vor allem an den Betroffenen zu orientieren“, sagt Tim.

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Wir

Frankfurt

als u e n e t h c chi ruf ! s e e B G r e e n i h e e i d Schreibe eiger*in in den Erz t Quereins Unser Auftrag ist unsere Leidenschaft: In unseren 146 Krippen, Kindergärten, Horten und in der Schulbetreuung setzen wir uns täglich in ganz Frankfurt dafür ein, dass 13.000 Kinder die Welt entdecken und sich zu Persönlichkeiten entwickeln können. Gestalte mit uns als Erzieher*in die Zukunft unserer Stadt.

Alle Infos unter: jobs.kitafrankfurt.de

Ein Eigenbetrieb der


›› UNI FRIZZ HOCHSCHULE 15. SEPTEMBER 1970: EIN PAPIERPLAKAT ZUM START

Happy Birthday für Hessens kleinste staatliche Hochschule: Ein Blick zurück nach vorn mit fünf Highlights aus fünf Jahrzehnten der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach.

1970 ist für die Stadt Offenbach ein besonderes Jahr. Die Kickers feiern mit dem Gewinn des DFB-Pokals den größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte. Rund drei Kilometer Luftlinie vom Stadion am Bieberer Berg entfernt, läutet die bisherige Werkkunstschule Offenbach am Main in der Schloßstraße am Mainufer eine neue Ära ein: Am 15. September 1970 geht die Trägerschaft von der Stadt Offenbach auf das Land Hessen über. Die Institution agiert fortan als Hochschule für Gestaltung. Der Name hat Gewicht und wurde bis dato vom Bauhaus in Dessau benutzt. Der Start der HfG gerät unprätentiös: Stadtrat Walter Buckpesch nimmt das bisherige Schild ab, Schuldirektor Dieter C. Döpfner bringt ein provisorisches Papierplakat an. Seitdem trennen sich die Wege: Der OFC spielt heute viertklassig in der Regionalliga, während die HfG erneut an der Schwelle zu einer neuen Ära steht.

80ER JAHRE: DER OFFENBACHER ANSATZ WIRD BEKANNT

›› Text: Jürgen Mai

HfG feiert Geburtstag

50 JAHRE

© Isabella / unsplash

DESIGN

Getrieben durch Jochen Groß, der fast 30 Jahre an der HfG lehrte und Mitte der 1970er Jahre die studentische Arbeitsgruppe „Des-In“ zur Entwicklung einer eigenständigen Recycling-Ästhetik gründete, machte sich die HfG schnell einen Namen in der Designtheorie. Die Theorie der Produktsprache wird geboren, die sich der Beziehung von Mensch und Objekt widmet. Sie wird auch als „Offenbacher Ansatz“ bezeichnet. Die Kernthese lautet, dass ein Produkt nicht nur einen Zweck erfüllt (praktische Funktion), sondern auch ästhetische Qualitäten aufweist und symbolische Aussagen transportiert. In den 80er Jahren veröffentlich die HfG hierzu drei Bände. Ende dieses Jahres werden die aktuellen HfG-Professoren Prof. Dr. Kai Vöckler und Prof. Dr. Thilo Schwer diese Ära würdigen. Sie veröffentlichen einen fast 500 Seiten dicken Band mit historischen Dokumenten, Interviews und Stellungnahmen von Zeitzeugen. „Der Offenbacher Ansatz“ wird am 27. Dezember 2020 im Transcript Verlag erscheinen.

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1997: DER ERSTE RUNDGANG Es ist ein Fixpunkt in der Hochschulszene des Rhein-Main-Gebiets und der traditionelle Jahreshöhepunkt der HfG: Der Rundgang zum Ende des Sommersemesters. 1997 findet er zum ersten Mal statt. Die Hochschule öffnet ein Wochenende lang ihre Türen. Studierende aller Fachrichtungen zeigen ihre Projekte in den HfG-Gebäuden. Besucher*innen können sich über die künstlerische und gestalterische Arbeit aus den Bereichen Kunst, Kommunikationsdesign, Medien, Bühnenbild und Produktdesign informieren und Einblicke in die Ausbildung an der HfG und in gestalterische Prozesse erhalten. Präsentiert werden Arbeiten des vergangenen Studienjahres und speziell auf die Situation abgestimmte Projekte.

© Wonge Bergmann

HfG-Präsident Prof. Bernd Kracke

2010ER JAHRE: MEILENSTEINE FÜR DEN NEUBAU

2007: ERINNERUNG AN DIE WURZELN Die HfG erinnert sich an ihre Wurzeln und blickt zurück ins Jahr 1832, als Georg Fink eine private Handwerkerschule gründete. Er tut dies, wie die Chronik der Hochschule betont, „aus eigener Initiative, auf eigene Kosten und ohne Unterstützung der Stadt“. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Bau- und Möbelzeichnen, freies Handzeichnen, Architektur, Mechanik und Geometrie. Letzteres verwundert nicht, denn Fink war Geometer von Beruf. Die Schule wird 1846 vom Gewerbeverein übernommen. Vereinigte Kunst-, Industrie- und Handwerkerschule (1877), Kunstgewerbeschule (1885), Technische Lehranstalten (1902) und Offenbacher Werkkunstschule (1949) lauten weitere Meilensteine der bewegten und von vielen Namenswechseln geprägten Geschichte. Anlässlich des 175. Jubiläums der Handwerkerschule erscheint 2007 die Festschrift „Gestalte/Create“, begleitet von einer Alumni-Ausstellung im Museum Angewandte Kunst.

2015 kommen gute Nachrichten vom Land Hessen: Die HfG erhält einen Neubau im Hafen Offenbach. 2019 folgt der Erwerb der Grundstücke. HfG-Präsident Prof. Bernd Kracke ordnet ein: „Nach dem Neubau der Hochschule im Jahr 1912 durch Hugo Eberhardt ist das nun die nächste Stufe, um die Entwicklungsperspektive der HfG gewährleisten zu können und eine zukunftssichere Positionierung in der internationalen Hochschullandschaft zu zementieren. Dies ist eine Jahrhundertentscheidung.“ Rund 15.000 Quadratmeter Fläche stehen zur Verfügung, das Land Hessen unterstützt mit 100 Millionen Euro aus dem Hochschulbauprogramm „HEUREKA II“. Der Architekturwettbewerb, in dessen Vorfeld sich die HfG bewusst zurückhält, soll in Kürze starten. Kracke sagt: „Im Jahr des 50. Jubiläums, das durch die Pandemie selbst ein Jahr des anthropologischen Umbruchs ist, reflektieren wir unsere Geschichte, um den Blick für die Zukunft zu schärfen. Mit dem Neubau im Offenbacher Hafen bauen wir aktuell ganz buchstäblich an einer neuen HfG und damit auch an der Idee einer Kunst- und Designhochschule des 21. Jahrhunderts.“

Aktionen zum Jubiläum – die HfG zum Anschauen Ausstellung „Aus heutiger Sicht. Diskurse über Zukunft“ ›› 29.1.-28.3.2021, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt Anlässlich des 50. Jubiläums ihrer Umwandlung in eine Kunsthochschule des Landes im Jahre 2020 richtet die HfG den Blick in die Zukunft. In Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst werden aktuelle künstlerische und angewandte Positionen aus verschiedenen Lehrgebieten präsentiert. Durch die Exponate und ein umfangreiches Ausstellungsprogramm ergeben sich in Kunst und Design unvorhersehbare Interaktionen zwischen verschiedenen Akteur*innen und wechselnden Kontexten. Es entstehen neue Entwürfe zu brennenden Fragen unserer Zeit, die Diskurse über die Zukunft eröffnen.

Filmreihe ›› ab Mitte November werden die Folgen wöchentlich auf der HfG-Homepage (hfg-offenbach.de) veröffentlicht Anlässlich des Jubiläums hat die Dr. Marschner Stiftung der Hochschule durch die Finanzierung eine fünfteilige Kurzfilmreihe ermöglicht, die sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Hochschule beschäftigt. Ehemalige und aktuelle HfG-Angehörige aus den beiden Fachbereichen Kunst und Design reflektieren in den Filmen Ereignisse, Stimmungen und Perspektiven. Sie eröffnen einen Blick auf die Historie der Hochschule, auf die Vielseitigkeit der gegenwärtigen interdisziplinären Arbeits- und Denkweisen und auf die Zukunft von Lehre und Forschung an einer Kunsthochschule des 21. Jahrhunderts.

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© unsplash.com@markusspiske

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›› UNI FRIZZ NACHHALTIGKEIT

„WIR HABEN NUR NOCH SIEBEN JAHRE“ Ein Start-up verbindet Wissenschaft und Klimaziele

Das Frankfurter Start-up right. based on science unterstützt Unternehmen beim Klimaschutz und zeigt, dass wissenschaftlich fundierte Arbeit ein Geschäftsmodell sein kann. ›› Text: Jürgen Mai

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Phone 12 ohne Ladegerät und Kopfhörer – so spart Apple jährlich zwei Millionen Tonnen CO2“. Nachrichten wie diese sind für right. based on science eine willkommene Gelegenheit, um die eigene Start-up-Story zu erzählen und zu erläutern, warum der Transparenz zum Thema Klimaschutz mit dem selbst entwickelten XDC-Modell mehr geholfen ist als mit abstrakten CO2-Zielen. Dabei genügen zum Einstieg wenige simple Fragen: Zwei Millionen Tonnen CO2-Vermeidung von einem Technologie-Riesen wie Apple – ist das viel oder wenig? Hilft das dem Klimaschutz? Kommt die Menschheit damit dem sogenannten 1,5-Grad-Ziel näher, also die globale Erwärmung auf weniger als 1,5 Grad Celsius bis zum

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Jahr 2100 gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen? Man merkt schnell: Solche Formulierungen klingen natürlich gut, sie machen aber auch ratlos. Man kann sie nicht einordnen. Es fehlt die Vergleichbarkeit. Geht das nicht griffiger? „Wir brauchen etwas, das auf der einen Seite klar und verständlich ist, auf der anderen Seite der Komplexität der Klimawissenschaft gerecht wird“, erläutern Hannah Helmke und Sebastian Müller. 2016 haben die beiden deshalb right. based on science gegründet und das XDC-Modell entwickelt. XDC steht für „X-Degree Compatibility“. Es basiert auf drei Fragen: Wie viele Emissionen generiert ein Unternehmen, um eine Million Euro Brutfrizz-frankfurt.de

towertschöpfung zu erreichen? Darauf aufbauend: Wie viele Emissionen würden entstehen, wenn die gesamte Weltwirtschaft ebenso emissionsintensiv wäre? Und zum Abschluss: Wie stark würde sich die Erde dadurch bis 2050 voraussichtlich erwärmen? Das Modell setzt also die Emissionsintensität eines Unternehmens ins Verhältnis zur wirtschaftlichen Leistung und verschränkt BWL und Klimawissenschaft. Der besondere Clou aber ist das Ergebnis. Denn das ist keine seitenlange Abhandlung, sondern eine Zahl in Grad Celsius. Mit ihr weiß das untersuchte Unternehmen: Wenn alle Welt so wirtschaften würde wie wir selbst, würde sich das Klima um X Grad Celsius erwärmen. Und durch den Abgleich mit einem Zielwert, der


ten mittlerweile rund 30 Menschen für right. based on science. Das Start-up wächst, mehr und mehr Unternehmen und Finanzmarktakteure nutzen das XDC-Modell, darunter zum Beispiel die Continental AG und Sanofi. Für Aufsehen sorgt das Startup im November 2019 mit dem #Whatif-Report. Er analysiert die Klimaziele der DAX-Unternehmen und kommt zu dem Ergebnis: Zwei Drittel der DAX-Konzerne scheitern mit ihren Bemühungen an den Klimazielen. Auch mit Hochschulen arbeitet das Unternehmen eng zusammen. Unter dem Motto „right.open“ steht der Quellcode für wissenschaftliche Projekte frei zur Verfügung. Knapp 20 Hochschulen nehmen dieses Angebot bereits wahr und in diesem Kontext erscheinen immer wieder Forschungsarbeiten. So hat eine Master-Arbeit an der TU Darmstadt das XDC-Modell auf die Immobilienwirtschaft und Gebäude übertragen. „Wir finden das so vielversprechend, dass wir jetzt gemeinsam mit Partnern aus der Immobilien- und der IT-Branche an der Weiterentwicklung und Umsetzung einer ‚XDC for Real Estate‘ arbeiten“, sagt Helmke. Auch die Frankfurt School ist dabei. Dort nahm eine Gruppe von MBA-Studierenden 30 der weltweit größten unternehmerischen TreibhausgasVerursacher unter die Lupe. Sie recherchierten und quantifizierten die öffentlich kommunizierten Klimaziele der Unternehmen. Dann nutzten sie das XDC-Modell, um zu kalkulieren, mit wieviel Grad Celsius Erderwärmung das Unternehmen im IstZustand vereinbar ist und wie sich dieser Wert verändert, wenn der Konzern das selbst gesetzte Klimaziel erfüllen würde. Das Ergebnis: In den meisten Fällen reichten die Klimastrategien noch

nicht aus, um Emissionen ausreichend zu reduzieren und das Pariser Klimaziel einzuhalten. Auf Ankündigungen wie jetzt von der Frankfurt UAS, bis 2030 klimaneutral sein zu wollen (siehe Infokasten auf dieser Seite), reagiert right. based on science zurückhaltend. Denn aus dem Hochschulsektor liegen schlicht noch nicht genügend Emissionsdaten vor, um das Modell dort belastbar einsetzen zu können. Aber dann doch so viel: „Wir finden es immer sinnvoller, wenn es nicht allein bei einem weit entfernten Ziel bleibt, sondern dazu auch eine jährliche Reduktion angepeilt wird. Das hilft dem Klima viel mehr“, so Helmke. Bleiben noch zwei Fragen: Warum heißt das Unternehmen eigentlich right.? Helmke lacht: „Weil wir es richtig machen möchten.“ Und was ist nun mit Apple und seinen neuen Verpackungen beim iPhone 12? Die angekündigten CO2-Einsparungen hat right. noch nicht analysiert, aber den XDCWert für Apple schon einmal berechnet. Das Ergebnis: 1,5 Grad.

Nachhaltigkeit an UAS und Goethe-Uni Die Frankfurt UAS hat in Sachen Nachhaltigkeit viel vor. Bis Ende 2022 soll eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet werden. Ziel der Hochschule ist es, bis 2030 CO2-neutral zu werden und Professuren für Nachhaltigkeit in jedem Fachbereich zu implementieren. Zudem soll ein „Green Office“ entstehen, um Ideen zu entwickeln, mit denen Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung, Transfer sowie in Betriebsabläufen strukturell verankert werden. Deutlich weniger konkret ist die Goethe-Universität, die sich bislang auf eine umfangreiche Beispielliste mit Projekten und Initiativen beschränkt, ohne strategische Klammer.

Hannah Helmke und Sebastian Müller. Gründer von right. based on science.x ›› right-basedonscience.de

© Farideh Fotografie

© unsplash.com@markusspiske

für jeden Sektor individuell angepasst ist, wird sehr klar, ob man mit Blick auf das 1,5-Grad-Ziel auf der richtigen Seite steht oder nicht. Müller hat Jura studiert, Helmke Psychologie und Wirtschaft. Während ihres Studiums hörte sie einen Vortrag zur Kohlenstoffblase, der sie seitdem nicht mehr losgelassen hat. Bei der Kohlenstoffblase geht es um Folgendes: Wenn die Menschheit das 1,5-Grad-Ziel erreichen möchte, so ist dafür nur noch eine gewisse Menge an CO2 erlaubt. Betrachtet man jedoch die Menge an CO2, die die großen Unternehmen dieser Welt in ihre Bilanzen und Geschäftsmodelle eingepreist haben, so ist diese um ein Vielfaches zu hoch. Die Folge: Irgendwann platzt die Blase und es kommt zu einer massiven Korrektur der Unternehmensbewertungen. Das Thema fasziniert die beiden Gründer, die Arbeiten am XDC-Modell beginnen, die Idee für right. based on science wird geboren. 2016 wagen Helmke und Müller den Schritt in die Selbständigkeit, heute sitzt ihr Unternehmen für Klimametriken und Software in einem Loft im Frankfurter Osthafen. Das Start-up ist der Beleg, dass vermeintlich trockene wissenschaftliche Modelle dazu geeignet sein können, Geld zu verdienen und sich selbständig zu machen. Warum Frankfurt? Es ist die Nähe zum Finanzmarkt, die zu dieser Entscheidung führt. right. based on science versteht sich als Übersetzer zwischen Finanzwelt, Klimaschutz und Unternehmen. „Jedes dieser Systeme spricht eine andere Sprache. Durch die permanenten Übersetzungen geht Zeit verloren. Zeit, die die Menschheit nicht hat. Wir haben nur noch sieben Jahre, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen“, so das Gründerduo. Insgesamt arbei-

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›› UNI FRIZZ VORSCHAU

Wilhelmine

Texte: Daniela Halder-Ballasch, Antje Kroll, Jürgen Mai, Sohra Nadjibi

KULTUR: DAS GEHT [ hoffentlich ]

© Daniel Graf

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Wonder Woman

Boppin‘ B

Sarah Kaiser

© Dirk Behlau

© Katrin Schander

Respect

Talk Radio Inside WikiLeaks Was Jini übrigMayee bleibt

Free Guy 2

© 2020 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc

Es sind schwere Zeiten für Kulturbetriebe: Programme unter Vorbehalt, Spielpläne voller Ungewissheit. So auch bei unserer traditionellen Vorschau für Kino, Konzerte, Theater und Ausstellungen für die nächsten Monate.

›› JANUAR FILM Tom Hanks spielt neben der jungen Helena Zengel („Systemsprenger“) im Western Neues aus der Welt (7.1.). In der Verfilmung von Stefan Zweigs Schachnovelle (7.1.) rettet ein Schachbuch den Anwalt Josef Bartok vor dem Wahnsinn in der Nazigefangenschaft. Jennifer Hudson spielt im Biopic Respect (14.1.) die legendäre Soul-Sängerin Aretha Franklin. Kate Winslet und Saoirse Ronan zeigen in Ammonite (21.1.) zwei sehr unterschiedliche Frauen, die einander so nah kommen, dass es ihre Leben unwiderruflich verändert. Astronautin Sarah wird ausgewählt, an der Mission Proxima (21.1.) teilzunehmen. Nimmt sie an – und lässt ihre siebenjährige Tochter allein zurück? In Der Rausch (28.1.) mit Mads Mikkelsen wagen vier Lehrer das Experiment, ihren Alkoholpegel konstant hoch zu halten. Die Protagonistin Cassie wirkt im Thriller Promising Young Woman (28.1.) zwar harmlos, doch nachts nimmt sie Rache für ein Unrecht, das ihr geschehen ist.

LIVE Im Rahmen des Jazz Winter Darmstadt präsentiert Johanna Summer (14.1.) in der Centralstation klassische Jazzstücke, aber auch Eigenkompositionen. Fünf Tage später kommt Rockröhre Jini Meyer, bekannt als ehemalige Stimme von Luxuslärm, ins Nachtleben und wird dort auch manch leise Töne auf die Bühne bringen. Alternativ könnt ihr am 19.1. in der Brotfabrik

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dem Deutschpop des Brüderpaars Bruckner lauschen – „als würden Bilderbuch und Die Höchste Eisenbahn auf den tanzbaren Afrobeat von Paul Simon treffen“. Noch ein Frontmann auf Solopfaden: Henning Wehland am 20.1. im Schlachthof in Wiesbaden. Der Ex-Shouter der H-Blockx zeigt mit Songs wie „Der alte Mann und das Leergut“ auch nachdenkliche Seiten. Zum Monatsende könnt ihr dann nochmal in die Centralstation: Boppin‘ B (30.1.) spielen zum Tanz auf und geben soliden Rock’n’Roll zum Besten.

BÜHNE Ein junges Paar trifft bei der Besichtigung einer Traumwohnung auf einen Mitbewerber und eine Mitbewerberin. Der nicht anwesende Vermieter übermittelt die Nachricht, dass sich die Interessent*innen einigen sollen, andernfalls bekäme niemand von ihnen die Wohnung .… Volker Zills Oben! ist am 15. und 16.1. im Kellertheater zu sehen. Satire und Komik, Kommentar und Nonsens über den alltäglichen Wahnsinn: All das ist Ab dafür! , eine rasante Achterbahnfahrt durch die letzten zwölf Monate, präsentiert vom Kabarettisten, Bestsellerautor und Meister des satirischen Jahresrückblicks Bernd Gieseking. Zu erleben im Kabarett Änderungsschneiderei am 8. und 9.1. Anny Hartmann blickt am 10.1. im Neuen Theater Höchst mit ihrem Programm Schwamm drüber? Best of 2011-2020 gleich auf ein ganzes Jahrzehnt zurück. Sie fokussiert sich auf Strömungen und Entwicklungen, die sich in die Gesellschaft schleichen wie Rassismus, Populismus, Chauvinismus, bietet aber auch Lachen, Frohsinn, Heiterkeit. Yvonne, die Burgunderprinzessin von Witold Gombrowicz

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feiert am 16.1. im Schauspielhaus Premiere: Yvonne schweigt. Und gerade durch ihr Schweigen provoziert sie andere zum Handeln. Für den Prinzen eines imaginären Puppenstaats wird sie zum Objekt der Begierde.

KUNST Die Ausstellung Weltenbewegend. Migration macht Geschichten im Museum Weltkulturen setzt sich mit dem Austausch der Kulturen im Zuge der Migration auseinander. Menschen wandern, verändern ihren Lebensraum und sind stets in Bewegung. Die Schau möchte das komplexe Thema der Migration nicht im Kontext der damit aufkommenden Probleme aufgreifen, sondern den Austausch der Kulturen aufzeigen (bis 31.1.2021). Wir sind alle rassistisch sozialisiert. Struktureller Rassismus gehört zum Alltag vieler Menschen. Während BiPOC täglich damit zu kämpfen haben, erkennen andere ihn nicht einmal. Die partizipative Stadtlabor-Schau Ich sehe was,

was du nicht siehst. Rassismus, Widerstand und Empowerment im Historischen Museum thematisiert Rassismus, die Auswirkungen auf Betroffene sowie Empowerment-Strategien. Lebensrealitäten marginalisierter Gruppen wie Schwarzer Menschen, People of Color sowie Menschen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrungen stehen dabei im Fokus (bis 28.2.2021). Mothers of Ultra so der Titel der Ausstellung der Künstlerin Miaoxiuqin im Synnika Space im Bahnhofsviertel. Die Installation entstand in Kollaboration in Jieyang innerhalb einer Community alleinstehender Mütter, die in erster Linie für die internationale Textil-Industrie tätig sind (1.12.2020-25.1.2021).


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›› UNI FRIZZ VORSCHAU

FILM Im Sci-Fi-Drama Chaos Walking (4.2.) mit „Star Wars“Star Daisy Ridley und „Spiderman“ Tom Holland hören durch ein Virus alle Menschen sämtliche Gedanken von anderen. Das actiongeladene Prequel The King‘s Man: The Beginning (11.2.) zeigt die Vorgeschichte der britischen Spionage-Organisation Kingsman und ihre Entstehung um 1900 – mit Ralph Fiennes. Sängerin Camila Cabello ist der Star der Neuverfilmung von Cinderella , während Sängerin-Schauspielerin Jennifer Lopez in der Valentinstagsromanze Marry Me (beide 11.2.) zu sehen ist. Benedict Cumberbatch versucht als Der Spion (18.2.) während des Kalten Kriegs die Kubakrise zu beenden und steht im Guantanamo-Bay-Drama Prisoner 760 (25.2.) auf der Seite der Anklage. Im Animationsfilm Raya und der letzte Drache (11.3.) macht sich die Titelheldin auf, den Drachen Sisu zu finden, der ihre Welt aus dem Chaos befreien soll. Jared Leto ist im Spider-Man-Spin-off über den grausamen Vampir Morbius (18.3.) endlich wieder in einer Titelrolle zu sehen. Der 19-jährige Hannes (18.3.) fällt nach einem Motorradunfall ins Koma, sein bester Freund Moritz glaubt fest an dessen Genesung – und will sein Leben umkrempeln. Darauf wartet die Welt: Nach vier Verschiebungen soll Daniel Craigs letztes Abenteuer James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben (31.3.) nun endlich doch auf die Leinwand kommen.

LIVE Mit akustischer Gitarre und viel Herzblut kommt die Singer-Songwriterin Miss Allie am 19.2. Im Rahmen der Reihe Hamburger Küchensessions in die Centralstation nach Darmstadt. Drei Tage später, wieder Centralstation, wieder Hamburger Künstler, wieder Geschichtenerzählen– aber dieses Mal mit Olli Schulz . Er nimmt

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den dritten Anlauf für seine Tour „Eigentlich wollte ich da nicht mehr hin“, die ihn zurück auf die kleinen Bühnen der Republik bringt. Aller guten Dinge sind drei: Wieder drei Tage später, nochmal Geschichten, nochmal Centralstation, dieses Mal stärker lyrisch, etwas trauriger, aber trotzdem tanzbar und voller guter Laune: Enno Bunger (25.2.). Dazwischen könnt ihr The Jesus and Mary Chain dabei zuhören, wie sie ihr Kultalbum „Darklands“ einmal komplett darbieten – am 21.2. im Schlachthof Wiesbaden. Zu den wichtigsten Vertretern des deutschsprachigen Elektropop zählen 2RaumWohnung – und das seit 20 Jahren. Die Jubiläumstour gastiert am 12.3. in der Batschkapp. Wer es etwas ruhiger mag, kommt am 26.3. ins KUZ in Mainz zum Saltwaterfolk mit Jules Ahoi – und bleibt vielleicht dort über Nacht, um am nächsten Tag noch dem Austropop von Voodoo Jürgens im Schonschön zu lauschen. Am 31.3. gibt es an gleicher Location Berliner Pop mit feinen Alltagsbeobachtungen von Wilhelmine .

BÜHNE Anlässlich des 50. Geburtstages von Sarah Kane (1971–1999), die als eine der radikalsten Vertreterinnen des Theaters der 1990er Jahre gilt, führt das Theater Landungsbrücken das Gesamtwerk der britischen Autorin auf. Die Reihe beginnt am 4.2. mit der Premiere ihres ersten Stücks Zerbombt , der ins „Extrem gesteigerten Bestandsaufnahme eines beschädigten Lebens“ (Rowohlt Theater Verlag). Das Interkulturelle Theater zeigt am 5. und 6.2. sowie am 5. und 6.3. Yusuf Kilics Stück Regenblume , das sich als poetischer Protest gegen jede Form von Gewalt versteht. Es geht unter anderem um Fragen wie diese: Was denken Menschen unter dem Einfluss von Folter? Was fühlen sie und wie nehmen sie ihre Umwelt wahr? Buy little buy less buy nothing at all von Claire Dowie ist vom 6. bis 8.3. im Gallus Theater und im April im Theater Landungsbrücken zu sehen. Thema ist der Selbstermäch-

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tigungsprozess einer Großstädterin auf ihrem Weg von einer konsumgetriebenen Primark-Fetischistin zu einer Frau, die radikal der Konsumwelt entsagt. Am 21.3. feiert in der Oper Frankfurt Georg Friedrich Händels Orlando Premiere: Der Wahnsinn des Titelhelden, dem ein „Wind“ namens Liebe den „Verstand auf den Mond“ katapultiert hat, bot Händel die Möglichkeit, auch musikalisch „außerhalb der Form“ zu stehen: Seine innovative Partitur bricht mit dem Erwartbaren.

KUNST Das britische Kunstduo Gilbert & George ist zugleich Subjekt und Objekt seiner Arbeit. Als Living Sculptures verkörpern sie ihre Kunst und sind Thema und Gegenstand ihrer großformatigen Collagen und gerasterten Bildwelten. Eine künstlerische Einheit, die nicht zwischen Kunst und Leben unterscheidet. Die Retrospektive Gilbert & George. The Great Exhibition in der Schirn zeigt das Œuvre des exzentrischen Londoner Künstlerduos, das nach wie „von ungebrochener Brisanz und Bedeutung“ ist (12.2.-16.5.2021). ScienceFiction-Autor*innen, -Erfinder*innen und -Technikenthusiasten träumten von fliegenden Autos, Städten im All, Lebenswelten unter Wasser und sagten die Zukunft voraus. Die Schau Back to future im Museum für Kommunikation zeigt Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität und ist eine „Bildreise zu den technischen Visionen der Zukunft von gestern, die sich kreative Vordenker ausgedacht haben“. Zukunftstechnologien der Gegenwart – Roboter, Künstliche Intelligenz und selbstfahrende Autos – lassen sich zum Teil in den visionären Entwürfen vergangener Tage entdecken (bis 29.8.2021). Der Titel der Ausstellung im TOWERMMK ist Programm. Sammlung zeigt Werke aus der Sammlung des MMK. Darunter sind die frühen 1960er-Jahre genauso vertreten wie zeitgenössische und kürzlich erworbene Werke, u. a. von Andy Warhol, Isa Genzken, Abisag Müllmann und Thomas Bayrle (bis 30.5.2021).

© Philipp Eisermann

© Courtesy of Gilbert & George

Talk Radio Inside WikiLeaks Was übrig bleibt Gilbert & George

James Bond 007

›› FRÜHJAHR

Miss Allie

© Catherine Lieser

© Katrin Schander

By little by less by nothing

© Dirk Behlau

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© Matthias Wagner

Jules Ahoi


Gemeinsam für unsere Sportvereine. rewe.de/scheinefürvereine *Ausgabe der Vereinsscheine bis 20.12.2020, nur solange der Vorrat reicht, nur in teilnehmenden Märkten und im REWE Onlineshop. Zuordnung der Vereinsscheine bis 31.12.2020, Prämienbestellung bis 31.01.2021. Veranstalter ist die REWE Markt GmbH. Vollständige Teilnahmebedingungen unter rewe.de/scheinefürvereine

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›› UNI FRIZZ HOCHSCHULPORTRÄT

Klein aber fein ist der erste Jahrgang des Fachs Fußballmanagement an der Frankfurter HAM.

MAXIMALE FLEXIBILITÄT

Hochschule für angewandtes Management (HAM) in Frankfurt

Wer ungewöhnliche Studiengänge und viel Flexibilität beim Studieren sucht – und ein bisschen Geld auf dem Konto hat – für den könnte die private, staatlich anerkannte HAM das richtige sein. Seit August hat sie eine Dependance in Frankfurt. ›› Text: Daniela Halder-Ballasch

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o Philosophie, Informatik, Sinologie und Rechtswissenschaft nach viel Theorie und Bücherwälzen klingen, kann die HAM mit Studiengängen punkten, die Spannung und Anwendungsorientierung versprechen: Fußball-, Mode- oder Musikmanagement, Sportjournalismus, Wirtschafts- und Digitale Psychologie. Einige davon kann man jetzt auch in Frankfurt studieren.

KLEIN ABER FEIN: HAM FRANKFURT STARTET MIT 30 STUDIS Die HAM hat ihre Zentrale in Ismaning bei München, dort studieren die meisten der rund 3.500 Studierenden. Sie eröffnete 2004 und hat mittlerweile zehn Studienzentren. Am Frankfurter Standort, der sich aktuell im ecos Office Center mitten in der Innenstadt an der Mainzer Landstraße befindet, haben zum 15. September 30 junge Männer und Frauen ihr Studium aufgenommen. Eine von ihnen ist Chiara Brunner. Nach zwei Semestern BWL an der TH Aschaffenburg ist sie in den Studiengang Fashionmanagement & Global Brands an der HAM gewechselt. „Ich wollte zwar in Richtung Management gehen, habe aber gemerkt, dass reine BWL nicht 100 Prozent zu mir passt. Die Spezialisierung frizz-frankfurt.de

auf die Modebranche hat mich beim HAM-Studiengang sofort angesprochen“, sagt Brunner. Zwar hat die 21-Jährige keine beruflichen Vorkenntnisse aus der Branche, aber „ich arbeite in einer Modeboutique, bin eine eifrige Vogue-Leserin und interessiere mich sehr für Mode“.

SEMI-VIRTUELL STUDIEREN Im aktuellen Semester gibt es neben Fashionmanagement & Global Brands noch die beiden Studiengänge Fußballmanagement und eSports Management. „Wir bieten alle Studiengänge des HAM-Portfolios an. Welche aber letztlich zustandekommen, hängt davon ab, wie viele Interessenten sich anmelden“, erklärt die Frankfurter Campus-Leiterin Nicole Ulbricht. Sie rechnet damit, dass im Wintersemester 2021/22 zusätzlich BWL, Immobilienmanagement, Wirtschaftspsychologie und eventuell Social Media & Online Marketing starten werden. „Wenn nicht, können unsere Interessenten trotzdem starten, nämlich an einem unserer anderen Standorte“, spricht Ulbricht eine weitere Besonderheit der HAM an. Sie hat ein semi-virtuelles Studienkonzept – auch schon vor der Corona-Pandemie. Das bedeutet, die Studierenden absolvieren den Großteil ihres Studiums als Online-Fernstudium und sind nur zu zehn Prä-


senzveranstaltungen an fünf Tagen auf dem Campus. Beim virtuellen Studium unterstützen eine Lernplattform zum Selbstlernen mit zahlreichen Folien, Videotutorials und Aufzeichnungen von Seminaren, die digitale Onlinebibliothek sowie ein virtuelles Klassenzimmer auf der Basis von MS Teams. „Das ist ein tolles Konzept“, sagt Chiara Brunner, „das Online-Selbststudium liegt mir. Ich kann mir alles gut einteilen und bin sehr flexibel mit meinen Lernzeiten.“ Chiara Brunner studiert Fashionmanagement & Global Brands an der HAM.

orientierung versprechen auch die Dozenten: Die Hälfte sind Profs, die andere Hälfte Manager, CEOs, Entrepreneure und andere Praktiker. Darunter sind Manager von Adidas, der Lifestyle-Suchmaschine Stylight, SportCheck oder der Modemarke Heine. „Wichtig ist uns, dass die Studiengänge auf den Arbeitsmarkt zugeschnitten sind und die Studierenden das lernen, was gefragt ist“, erläutert Ulbricht. „Das sorgt auch dafür, dass wir eine Übernahmequote von knapp 98 Prozent drei Monate nach Studienabschluss haben.“ Gute Chancen für Brunner, die hofft, dass sie nach dem Studium einen Job bei einem Modemagazin ergattert.

MONATLICH 400 EURO STUDIENGEBÜHREN Ansonsten ist die HAM eine Hochschule wie andere auch – mit Partnerhochschulen im Ausland, Career Service für die Studierenden, Creditpoints, Klausuren, Hausarbeiten und mündlichen Prüfungen. Im Gegensatz zu einer staatlichen Hochschule kostet das Studium an einer privaten allerdings: der Bachelor 395 Euro, der Master 495 Euro pro Monat. Chiara Brunner hat Glück, ihre Eltern unterstützen sie finanziell. Es gibt auch die Möglichkeit, BAföG zu beziehen oder einen Studienkredit zu beantragen. „Die Studiengebühren eröffnen uns als Hochschule mehr Möglichkeiten“, umreißt Campus-Chefin Ulbricht. „Bei uns gibt es nicht wie in der Uni Semi-

Die Studierenden des Fachs Fashionmanagement & Global Brands lernen BWL-Grundlagen mit Schwerpunkt auf Fashion und Branding.

PROMINENTE PRAXISPARTNER Auch in der Wahl des Studienformats ist man an der HAM sehr flexibel: Möglich sind ein Studium in Voll- oder Teilzeit oder berufsbegleitend. So kann man Studium und Familie oder Studium und Beruf einfacher miteinander vereinbaren. „Das Pensum beträgt zwischen 20 und 25 Wochenstunden“, umreißt Ulbricht. „Das ist an zwei Tagen zu schaffen. So bleiben drei Tage für Arbeit oder andere Dinge.“ Auch ein duales Studium ist möglich. Wer sich dafür interessiert, kann sich an das Partnermanagement der Hochschule wenden. Die Berater bringen duale Studierende und Unternehmen wie Adidas, Decathlon oder den Sportvermarkter Infront zusammen. Dass das Studium insgesamt praxisnah ist, dafür sorgen weitere Partner wie der Deutsche Fußball-Bund, die Deutsche Fußball Liga, ProSiebenSat.1 oder Yahoo. Sie sind bei der Konzeption der Studiengänge mit an Bord. Praxis-

nare mit 50 oder 100 Menschen. Wir garantieren kleine Gruppen mit maximal 30 Studierenden pro Veranstaltung. So kann effizient gearbeitet werden.“ Das soll auch dann gelten, wenn die Studierendenzahl in den kommenden Jahren steigt. Ulbricht sieht dem erwartungsvoll entgegen. „Wir wollen in den nächsten drei bis fünf Jahren auf 300 bis 500 Studierende anwachsen – und uns dann auch eine eigene Immobilie suchen, auf der wir unseren Campus aufbauen.“

›› Hochschule für angewandtes Management Frankfurt ecos Office Center, Mainzer Landstr. 50 Mo-Fr 9-18 Uhr, fham.de

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›› UNI FRIZZ SERVICE

VOM STREUOBST BIS ZUR HANDTASCHE

Rund um den Apfelwein

Genuss aus Geripptem und Bembel, Natur erleben, selbst anpacken, kreativ werden – wir nehmen euch mit auf eine Reise rund um den Äppler, das Frankfurter Nationalgetränk. ›› Text: Jürgen Mai BÄUME HEGEN UND PFLEGEN Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aber damit er das tun kann, müssen die Bäume auf den Streuobstwiesen gehegt und gepflegt werden. Wer sich hier engagieren möchte, hat vielfältige Möglichkeiten. Eine ist das Projekt „Pflege gegen Nutzung“ des MainÄppelhaus Lohrberg Streuobstzentrum e. V. Der Name ist Programm: Ihr kümmert euch um eine Streuobstwiese mit Baumschnitt und Wiesenmahd und dürft im Gegenzug das Obst ernten (mainaeppelhauslohrberg.de, dort gibt es auch viele Kurse und Mitmach-Aktionen). Die Ortsgruppe Frankfurt-West der Naturschutzorganisation BUND hat Streuobstwiesen im Sossenheimer Unterfeld in ihrer Obhut und freut sich ebenfalls über Mitstreiterinnen und Mitstreiter (Kontakt: jutta.erich@t-online. de), die sich unter anderem auch um den dortigen Obstwiesenlehrpfad kümmern. Und beim in Hofheim ansässigen Main-Taunus Naturlandschaft und Streuobst e. V. könnt ihr euch sogar in sieben Modulen zum Baumwart ausbilden lassen (streuobst-mtk.de).

ÄPFEL ERNTEN Sich das ganze Jahr um eine Streuobstwiese zu kümmern ist euch zu viel, aber mal bei der Ernte helfen wäre ganz cool? Kein Problem. Frank Winkler, Inhaber der Gaststätten „Daheim im Lorsbacher Thal“ (Große Rittergasse 4951, lorsbacher-thal.de) und „Daheim in der Affentorschänke“ (Neuer Wall 9, affentorschaenke.de) in Sachsenhausen sucht regelmäßig helfende Hände. Einfach vor Ort nachfragen. Wer Äpfel für den Hausgebrauch sucht, findet auf dem Portal mundraub.org wilde Obstbäume (und zahlreiche andere Früchte), die man ernten kann. Aber bitte: Fair bleiben und nur für den eigenen Ge-

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brauch pflücken. Und Finger weg von Bäumen, die offensichtlich nicht wild sind. Sie sind Existenzgrundlage für Betriebe.

SIEHT DAS SCHÖN AUS Du bist mehr der Genussmensch und überlässt die Apfelweinproduktion lieber anderen? Du möchtest aber den Blick über Bäumen und Wiesen schweifen lassen? Dann Wanderschuhe anziehen oder ab aufs Rad schwingen und hinein in die hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute (apfelweinroute.de) mit ihrem rund 1.000 Kilometer langen Wegenetz. Die insgesamt sechs Regionalrouten verbinden Streuobstwiesen, Lehrpfade, Keltereien, Gaststätten, Direktvermarkter, Handwerksbetriebe, Museen und Naturdenkmäler.

SELBER MACHEN Echte Keltereien werden uns für diesen Tipp hassen, aber trotzdem: Bei braufaesschen.com könnt ihr ein Do-it-yourself-Cider-Set bestellen, das wirklich – pardon – idiotensicher ist. Saftkonzentrat, Apfelaroma, Hefe und FünfLiter-Fass inklusive Zapfhahn werden in einem Karton nach Hause geliefert, müssen lediglich mit Wasser aufgegossen werden, dann sieben Tage warten – und fertig ist euer erster selbstgemachter Cider. Und er schmeckt sogar ganz solide. Erhältlich in den Varianten Birne und Apfel, pro Set 31,90 Euro.

DAS STÖFFCHE GENIESSEN Jetzt geht es ans Eingemachte: Die Äpfel sind geerntet und gekeltert, die Gärung abgeschlossen, die Hefe abgezogen, das Warten hat ein Ende – das Stöffche fließt ins Gerippte. In Frankfurt gibt es noch rund 30 Gaststätten, die selbst Apfelwein herstellen. Eine Übersicht findet ihr auf apfelweinwirte.de, eine seit 1919 bestehende Frankfurter Vereinigung. Einen etwas weiter gefassten Fokus auf die Region legt das Portal apfelwein.de. Hinzu kommen Betriebe, die keine Gaststätten sind. Hier lohnt ein Abstecher in den Frankfurter Norden nach Nieder-Erlenbach zum Obsthof am Steinberg (Am Steinberg 24, obsthof-am-steinberg.de), der aus einer Fülle historischer Sorten viele sorten-

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reine Spezialitäten herstellt, die sich auch als Weinbegleitung beim exklusiven Fünf-Gänge-Menü nicht verstecken müssen. Das Apfelweinkontor in Sachsenhausen (Wallstraße 13, apfelweinkontor.com) weiß als auf Apfelweine spezialisierter Fachhändler zu überzeugen, der auch eigene Produkte herstellt. Und bei der alljährlichen Messe Ciderworld im Palmengarten Gesellschaftshaus (in der Regel im April, aber wer weiß das zurzeit schon so genau?) werdet ihr feststellen: Apfelwein ist, in seinen verschiedenen Spielarten von Cider über Cidre bis hin zu Sidra, eine internationale Angelegenheit (cider-world.com).

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30–18.00 Uhr Samstag 8.30–9.30 Uhr + 17.00–18.00 Uhr Bockenheimer Landstr. 133 60325 Frankfurt/Main Telefon: 069/798 230 48, Fax: 069/707 900 40 www.kfz-referat.de, transporter@kfz-referat.de

TIEFERE EINBLICKE Ihr möchtet mal genauer hinter die Kulissen der Apfelweinproduktion blicken? Dann bietet sich eine Führung an, zum Beispiel beim Frankfurter Platzhirsch, der Kelterei Possmann in Rödelheim (possmann.de). Dort erfahrt ihr auch, wie U-Boot-Hohlkörper nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Keltereikeller gekommen sind, um dort fortan als Fässer ihre Dienste zu tun. Auch der Obsthof am Steinberg bietet regelmäßig Touren an. Besonders schön sind die Fackelwanderungen im Herbst und Winter – Verkostung natürlich jeweils inklusive.

Schon auf Kurs gekommen? Wir haben für dich jedes Jahr ca. 5.600 Kurse, Workshops, Vorträge, Führungen u.v.m. zu den unterschiedlichsten Bildungsthemen – viele davon jetzt auch online!

GENIESSEN MIT ALLEN SINNEN Trinken ist das Eine. Dass sich mit Äpfeln als Grundlage in der Küche noch allerlei mehr anstellen lässt, zeigen verschiedene Restaurants in Frankfurt. Besonders konsequent auf apfelbasierte Küche setzt Schuchs Restaurant (AltPraunheim 11, schuchs-restaurant.de) in der Nähe der Niddabrücke in Praunheim. Den Apfelwein sogar im Namen tragen die an die Kelterei Possmann in Rödelheim angedockte Frankfurter Äpfelweinbotschaft (Eschborner Landstraße 154, apfelweinbotschaft.de) und Ebbelwoi Unser (Abtsgäßchen 8, ebbelwoi-unser.de) in Sachsenhausen.

Schau’ vorbei unter vhs.frankfurt.de

RESTE VERWERTEN Und die Reste der Apfelweinproduktion? Der Trester lässt sich natürlich zu Schnaps brennen. Man könnte ihn sich aber auch umhängen. Daran arbeitet zurzeit Ines Langer vom Institut für Materialdesign der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Gemeinsam mit Saskia Brabänder, die in Gießen Umweltmanagement studiert, versuchen sie Apfeltrester in einen komplett ökologischen Stoff zu verarbeiten, der irgendwo zwischen Leder und Kork angesiedelt ist und sich zum Beispiel für die Gestaltung von Taschen eignet. „Ebbeltex“ lautet der Projektname. Langer und Brabänder wurden damit sogar in das Programm „Hessen-Ideen-Stipendium“ aufgenommen.

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Für Student/-innen

-20% *Nur mit einem gültigen Studentenausweis mit Hauptwohnsitz in Frankfurt am Main. Beachte, dass auf Studienreisen, Prüfungsentgelte und Materialkosten keine Ermäßigung gewährt werden kann.

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›› UNI FRIZZ GASTRO

Preisniveau: *** = gehoben **= mittel * = günstig

ESSEN & WISSEN-

SCHAFT Nach dem Studium in die Gastronomie

UniFRIZZ hat fünf Lokale von ehemaligen Studis getestet. ›› Redaktion: Daniela Halder-Ballasch

SUNNY SIDE UP**

CAFÉ HEIMELIG**

KAFFEEMACHEREI*

Sonniges Frühstück

Oma und Opa in der Backstube

Kaffeebohnen statt Gesetzestexte

In dem chicen Frühstückslokal mit fröhlichen gelben Akzenten treffen stylische Studis auf junggebliebene 40er.

Ein besonderes Konzept mit sozialer Komponente in schnuckeligem Eck-Café.

Der leckere Kaffee der ehemaligen Frankfurter Jura-Studentin Golnaz Frud kommt gut an.

ESSEN: SERVICE: AMBIENTE:

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Sonntagmorgen, 10 Uhr. Im Sunny Side Up ist es ziemlich voll für Corona-Verhältnisse. Auch im Außenbereich füllt es sich trotz kühler 11 Grad schnell. Das freut Ana Maria Myers del Alamo und Dennis Burkhardt. Beide haben in Frankfurt studiert, sie International Management an der ISM, er Business Administration an der FOM. Der Kaffee (Cappuccino klein 3,20 €, Milchkaffee 3,50 €) schmeckt. Die Frühstückskreationen klingen spannend: Double Trouble Porridge, Circle of Trust oder The G.O.A.T. Wir entscheiden uns für „Did someone say Pancakes?“ (10,90 €) und „It‘s a Smash!“ (9,90 €). Die fluffigen amerikanischen Pfannkuchen kommen daher mit süßer Banane und karamellisierten Kokosflocken. Das knusprige Sauerteigbrot mit cremigem Süßkartoffel-KürbisSmash begleitet von Wildkräutersalat mit Mango-Orange-Chili-Dressing kann sich ebenfalls sehen lassen. Mit den Säften „Golden Boost“ mit Honigmelone und Kurkuma und „Hangover Curve“ mit Karotte, Apfel und Ingwer (beide 4,50 €/0,25 l) lassen wir das sonnige Mahl ausklingen. Daniela Halder-Ballasch

›› Sunny Side Up Bockenheimer Landstr. 9 (Westend) (069) 60 66 00 22, sunnysideup-ffm.de Mo-Fr 8-18, Sa+So 9-18 Uhr

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ESSEN: SERVICE: AMBIENTE:

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ESSEN: SERVICE: AMBIENTE:

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Wenn die Einrichtung im Café Heimelig sprechen könnte, kämen mit Sicherheit viele spannende Geschichten zu Tage. Seien es die handgeschriebenen gerahmten Kuchenrezepte oder die Pfaff-Nähmaschine im oberen Teil des Gastraums: Inhaberin Tina Brückmann hat fleißig gesammelt, und dennoch wirkt der Laden wie aus einem Guss und schafft eine Wohlfühl-Atmosphäre. Die ehemalige Marketing-Studentin, der Fresenius-Hochschule könnte über ihr im August eröffnetes Café ebenfalls bereits eine Menge erzählen: Corona machte den geplanten Start im Frühjahr zunichte, eine Crowdfunding-Kampagne half beim Überbrücken. Wir kommen an einem Sonntagnachmittag, das Heimelig ist gut besucht. Brückmanns Konzept kommt an. Die Kuchen werden von Rentnern gebacken, die dadurch etwas dazuverdienen. Wir probieren die Jensen-Torte – ein Gedicht. Die Möhren-Stulle (6,90 €) bedient unseren Sinn nach etwas Herzhaftem, der selbst gemachte Aufstrich ist frisch und knackig. Einziger Wermutstropfen: Auch wenn es lokales Craft Beer ist, sind 4,20 Euro für ein Pils aus der Flasche oberhalb unserer Schmerzgrenze. Jürgen Mai

Den Namen Golnaz Frud hat man in Frankfurt schonmal gehört – denn Standbein Nr. 1 der „kaffeemacherei“ in der Eckenheimer Landstraße 70 gibt es bereits seit 2014. Gründerin Golnaz wusste kurz nach ihrem Jurastudium an der Frankfurter Goethe-Uni, dass ihre Passion doch eher weniger den Paragraphen und Gesetzesbüchern gebührt, sondern dass der kräftige Duft der dunklen Bohne ihre Leidenschaft ist. Und dieser verbreitet sich angenehm in den Räumlichkeiten von Café Nr. 2 im Bornwiesenweg/Ecke Oeder Weg, das im September 2020 eröffnete. In leuchtenden Neonbuchstaben erfährt man direkt nach Betreten: Man befindet sich in der „kaffeemacherei“. Diese ist hell und freundlich gestaltet – gesessen wird auf Oldschool-Stühlen, während man seinen saftigen Streusel-Cheesecake (4,50 €) von Handmade-Geschirr im portugiesischen Stil genießt. Der Americano (2,50 €) schmeckt gut, und den Cappuccino bekommt man in klein (3 €) und groß (4 €) mit der Milch seiner Wahl. Empfehlen können wir auch die Mohn-Karotten-Schnitte (4,50 €), obwohl sich hier der Streusel irgendwie nicht ganz zurechtfindet.

›› Café Heimelig Diemelstr. 9 (Bockenheim) (069) 77 06 20 80, heimelig-frankfurt.com Di-So 10-18 Uhr

›› kaffeemacherei Bornwiesenweg 4 (069) 90 55 17 81, die-kaffeemacherei.de Mo-So 10-18 Uhr

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Tamara Kämmerer


Save the date!

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YALDY BAR***

WEINSTUBE ALTE MÜNZE**

Kreative Drinks und Tapas

Behutsam auf neuen Wegen

Hipper Laden im Industrial-Style. Nicht ganz günstig, aber definitiv einen Besuch wert.

Mit Sensibilität für die Wurzeln entwickelt sich die alte Weinstube in der Höchster Altstadt weiter.

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Studieren in Worms

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Yaldy Bar. Der Name legt nah, dass es sich um eine Cocktailbar handelt, doch weit gefehlt. Im Sommer hat sie eröffnet, und schon hat sie sich in die Herzen vieler Frankfurter gemixt und gekocht. Hinter dem langen Bartresen stehen Michele Heinrich, ehemaliger Student der Physiotherapie (und ein Semester Sprachwissenschaften), der aus der The Kinly Bar kam, die seit Jahren oben auf der Liste der Frankfurter Lieblingsbars steht, und Andrei Lipan, der BWL studiert hat. Sie tischen kleine feine Speisen und spannende Cocktails auf. Neben einem süffigen Riesling (9 €) kosten wir einen namenlosen fruchtig-frischen Drink mit Erdbeere und einer Zimtnote (12 €). Das Nudelrisotto mit Flusskrebsen, Erbsen, Kurkuma und Erdbeere (14 €) ist etwas weniger spektakulär als es klingt. Die Flusskrebse und die Erbsen konkurrieren um die geschmackliche Vorherrschaft auf dem Teller. Ein kleines Geschmacksfeuerwerk ist hingegen die Kreation mit Wirsing, Ei, Paprika, Sambal und Shiitake (12 €). Das Beste kommt zum Schluss: Safraneis mit Schaum aus weißer Schokolade und Sesam auf warmen Zwetschgen (8 €). Daniela Halder-Ballasch

Viele Jahre gehörte die Weinstube Alte Münze zu den gesetzten gastronomischen Koordinaten in der Höchster Altstadt. Nach zwölf Monaten Leerstand haben Sonja Mähn und Anton Unnold die rustikale Location übernommen. Die beiden, privat ein Paar, haben an der Hochschule in Geisenheim Weinwirtschaft studiert und bringen auch ihre weiteren Wurzeln ein: Mähn ist Gastronomen-Tochter, Unnold gelernter Winzer. Die beiden haben den Charakter der Weinstube – Fachwerkbau, klassisches Holzmobiliar – beibehalten und behutsam modernisiert. Die Karte mit den offenen Weinen ist nicht zu groß und nicht zu klein, angenehm sortiert in die Kategorien „Eleganz“, „Kraft“ und „Frucht“, mit Glaspreisen (0,15 l) ab 3,50 Euro. Wir wählen die schön balancierte Scheurebe vom Weingut Espenschied aus Rheinhessen und den mineralischgradlinigen Rheingau-Riesling von Balthasar Ress. Der dazu gewählte vierteilige Käseteller (12,50 €) überzeugt. Der süße Flammkuchen (7 €) mit Apfelmus und Apfelschnitzen ist handwerklich ebenfalls gut, hätte jedoch etwas mehr Zimt vertragen können. Jürgen Mai

›› Yaldy Bar Moselstr. 15 (Bahnhofsviertel) (069) 24 00 57 16, yaldy.bar Di-Fr 17-23, Sa 12.30-23 Uhr

›› Weinstube Alte Münze Alt-Höchst 7 (Höchst) (069) 31 66 41, frankfurt.wine Mi-Sa ab 18 Uhr

hoher Praxisbezug international aufgestellt sehr gute Betreuungsrelation

Bewerbungszeitraum Masterstudiengänge: 02.11.20 - 15.01.21 Bachelorstudiengänge: 01.12.20 - 15.01.21

Informatik Touristik/Verkehrswesen Wirtschaftswissenschaften www.hs-worms.de | #hsworms

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›› UNI FRIZZ ARENA

Texte: Daniela Halder-Ballasch

JOURNALISTIN HADIJA HARUNA-OELKER ERINNERT SICH AN IHR STUDIUM

Von Herzensthemen und Selbstbestimmung

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m Anfang von Hadija Harunas-Oelkers Studienwahl stand ein Traum: „Ich wollte unbedingt Journalistin werden. Ich hatte ein Handbuch von meiner Mutter bekommen, wie man in den Journalismus kommt“, erzählt sie. Weil sie in Frankfurt bleiben wollte, offenbarte das Buch nicht viele Optionen. Politikwissenschaften war eine davon. Und so nahm sie 2000 ihr Studium der Politikwissenschaften an der Goethe-Uni auf. „Das war eine gute Wahl. Die Themen interessierten mich, und dass ich mir den Stundenplan selbst zusammenstellen konnte, bedeutete für mich ein Maximum an Selbstbestimmung.“ Diese Freiheit genoss sie. Das Schulsystem mit festen Vorgaben war nicht ihre Sache gewesen. Die neue Selbstbestimmtheit lag ihr. Ihre Nebenfächer waren Volkswirtschaftslehre („eine Wahl aus Vernunft, die mich meine letzte Kraft gekostet hat“), Afrikanistik („ein Herzensthema“) und Soziologie. Haruna-Oelker, so sagt es ihr Wikipedia-Eintrag, ist eine deutsche Politologin, Journalistin und Moderatorin. Außerdem ist sie eine gefragte Expertin zu den Themen Jugend, Rassismus, Identität der Schwarzen Diaspora in Deutschland, Migration und Flucht. Sie schreibt nicht nur darüber, sondern hält Vorträge, moderiert Fachkonferenzen und Tagungen, bietet Workshops an – und kuratierte das umfangreiche Rahmenprogramm der zwei aktuellen Ausstellungen „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ und „Hingucker? Kolonialismus und Rassismus ausstellen“. Letztere wurde von zwei Frankfurter Studenten mitkuratiert (siehe Seite 14). Die erste Hälfte ihres Studiums war ein Suchen. „Ich war anwesend, aber richtig gepackt hatte es mich noch nicht.“ Sie war viel mit Freunden unterwegs, machte Praktika und musste Geld verdienen. So kam sie auch zu FRIZZ Das Magazin, wo sie Gastrokritiken schrieb und über Partys berichtete. Außerdem jobbte sie für Planet Radio, verfasste Musikkritiken für die Frankfurter Neue Presse, war „Red Bull-Promotionmädchen“ und kellnerte. In der zweiten Studienhälfte fand sie dann ihre Themenfelder: Migration, Entwicklungszusammenarbeit und Länderforschung Afrikas, später Rassismusforschung – auch heute als Journalistin sind das ihre Steckenpferde. Ab diesem Zeitpunkt war Haruna-Oelker eine begeisterte Studentin und begann später sogar als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Lehrstühlen für Soziologie und politische Soziologie mit den Schwerpunkten Migrations- und Entwicklungsländerforschung zu arbeiten. Sie genoss es, sich mit komplexen Sachverhalten auseinandersetzen. „Das größte Geschenk meines Studiums war, dass ich gelernt habe, zu reflektieren und mich einem Thema differenziert zu nähern. Ich mag die Art des Denkens, es sich nicht so einfach zu machen. Das hat Einfluss genommen auf meinen Werdegang als Journalistin.“

DIE LIEBLINGE DER PROFS

Lieblingsmusik: Rock, Metal, Punk und angrenzende Genres. Meine absoluten Favoriten, insbesondere live, sind Metallica und Die Toten Hosen.

Leibgericht: Das mag für manche sicher etwas verstörend klingen, aber ich liebe den Kaninchenbraten meiner Mutter. Mit Kartoffelklößen und Rotkohl unschlagbar!

© Frankfurt UAS_Friederike Mannig

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Liebstes Zitat: „Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen“. Im Internet wird diskutiert, ob das Zitat von Konfuzius, Goethe, Erich Kästner oder jemand ganz anderem stammt. Schön ist es allemal. Mir gefällt aber auch der Spruch „Das Leben ist zu kurz für Irgendwann“.

Absacker ade

Lieblingsort: Ein Sehnsuchtsort, an dem ich fast ein Jahr gelebt habe, ist Vancouver in Kanada. Hier ist an einem Tag alles möglich: Morgens in den Bergen wandern (oder Skifahren), mittags internationale Küche genießen und Menschen aus aller Welt treffen, nachmittags eine Abkühlung im Pazifik, abends am Strand den Sonnenuntergang mit Blick auf die Skyline vor traumhafter Bergkulisse genießen, danach ein Eishockey-Spiel der Vancouver Canucks in der Arena oder im Pub schauen!

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›› hadija-haruna.de

Lieblingsfilm: Ich mag Thriller, Komödien und Dramen, aber auch kultige Actionfilme wie „Stirb langsam“.

Der Verkehrs-Experte Prof. Dr. Dennis Knese Lieblingsbuch: Einer meiner ersten englischen Romane in der Schule war „A Painted House“ von John Grisham. Das Buch hat mich gefesselt und zum Grisham-Fan gemacht. Aber auch das Reisebuch „1000 places to see before you die“ von Patricia Schultz ist großartig, weil es regelmäßig zum Träumen einlädt.

Ihr prägendstes Erlebnis im Studium war ihre Abschlussarbeit zum Thema „Gender und Armutsbekämpfung am Fallbeispiel Ghana“, die sie 2006 schrieb. Erneut begab sie sich auf die Suche, schrieb ein Exposé für ihre Diplomarbeit und verwarf es wieder. Dann noch eins und noch eins... Gemeinsam mit anderen Diplomandinnen und Doktorandinnen entwickelte sie Schritt für Schritt ihre Ideen weiter. „Das waren viele kluge Köpfe, mit ihnen konnte ich gemeinschaftlich denken und wachsen. Letztlich habe ich fünf Exposés geschrieben, bis es gepasst hat“, erinnert sich die 40-Jährige. Die Arbeit hat sich gelohnt, es wurde eine 1,3. Die wissbegierige Haruna-Oelker wollte aber noch mehr erfahren und ließ sich nach dem Studium zur Redakteurin und später zur Moderatorin ausbilden. Dann war das Ziel erreicht. Heute arbeitet sie, wie sie es sich vor vielen Jahren erträumt hat, als Journalistin und Moderatorin in Frankfurt.

frizz-frankfurt.de

Wir verzichten dieses Mal auf den „Absacker“. In Zeiten wie diesen mit dem Risiko der Ansteckung und Ausgangssperren bleiben wir lieber mal zuhause. Davon haben wir alle mehr. Wenn sich die Lage wieder beruhigt hat, dann gehen wir gern wieder einen für euch trinken – und berichten hier darüber. Bis dahin: Bleibt gesund.


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