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VORSCHAU

KULTUR: DAS GEHT ›› [ hoffentlich ]

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© Daniel Graf

Wonder Woman Boppin‘ B

Sarah Kaiser Talk Radio Inside WikiLeaksWas übrig bleibt Jini Mayee Free Guy 2

© 2020 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc

Es sind schwere Zeiten für Kulturbetriebe: Programme unter Vorbehalt, Spielpläne voller Ungewissheit. So auch bei unserer traditionellen Vorschau für Kino, Konzerte, Theater und Ausstellungen für die nächsten Monate.

›› JANUAR

FILM

Tom Hanks spielt neben der jungen Helena Zengel („Systemsprenger“) im Western Neues aus der Welt (7.1.). In der Verfilmung von Stefan Zweigs Schachnovelle (7.1.) rettet ein Schachbuch den Anwalt Josef Bartok vor dem Wahnsinn in der Nazigefangenschaft. Jennifer Hudson spielt im Biopic Respect (14.1.) die legendäre Soul-Sängerin Aretha Franklin. Kate Winslet und Saoirse Ronan zeigen in Ammonite (21.1.) zwei sehr unterschiedliche Frauen, die einander so nah kommen, dass es ihre Leben unwiderruflich verändert. Astronautin Sarah wird ausgewählt, an der Mission Proxima (21.1.) teilzunehmen. Nimmt sie an – und lässt ihre siebenjährige Tochter allein zurück? In Der Rausch (28.1.) mit Mads Mikkelsen wagen vier Lehrer das Experiment, ihren Alkoholpegel konstant hoch zu halten. Die Protagonistin Cassie wirkt im Thriller Promising Young Woman (28.1.) zwar harmlos, doch nachts nimmt sie Rache für ein Unrecht, das ihr geschehen ist.

LIVE

Im Rahmen des Jazz Winter Darmstadt präsentiert Johanna Summer (14.1.) in der Centralstation klassische Jazzstücke, aber auch Eigenkompositionen. Fünf Tage später kommt Rockröhre Jini Meyer, bekannt als ehemalige Stimme von Luxuslärm, ins Nachtleben und wird dort auch manch leise Töne auf die Bühne bringen. Alternativ könnt ihr am 19.1. in der Brotfabrik dem Deutschpop des Brüderpaars Bruckner lauschen – „als würden Bilderbuch und Die Höchste Eisenbahn auf den tanzbaren Afrobeat von Paul Simon treffen“. Noch ein Frontmann auf Solopfaden: Henning Wehland am 20.1. im Schlachthof in Wiesbaden. Der Ex-Shouter der H-Blockx zeigt mit Songs wie „Der alte Mann und das Leergut“ auch nachdenkliche Seiten. Zum Monatsende könnt ihr dann nochmal in die Centralstation: Boppin‘ B (30.1.) spielen zum Tanz auf und geben soliden Rock’n’Roll zum Besten.

BÜHNE

Ein junges Paar trifft bei der Besichtigung einer Traumwohnung auf einen Mitbewerber und eine Mitbewerberin. Der nicht anwesende Vermieter übermittelt die Nachricht, dass sich die Interessent*innen einigen sollen, andernfalls bekäme niemand von ihnen die Wohnung .… Volker Zills Oben! ist am 15. und 16.1. im Kellertheater zu sehen. Satire und Komik, Kommentar und Nonsens über den alltäglichen Wahnsinn: All das ist Ab dafür!, eine rasante Achterbahnfahrt durch die letzten zwölf Monate, präsentiert vom Kabarettisten, Bestsellerautor und Meister des satirischen Jahresrückblicks Bernd Gieseking. Zu erleben im Kabarett Änderungsschneiderei am 8. und 9.1. Anny Hartmann blickt am 10.1. im Neuen Theater Höchst mit ihrem Programm Schwamm drüber? Best of 2011-2020 gleich auf ein ganzes Jahrzehnt zurück. Sie fokussiert sich auf Strömungen und Entwicklungen, die sich in die Gesellschaft schleichen wie Rassismus, Populismus, Chauvinismus, bietet aber auch Lachen, Frohsinn, Heiterkeit. Yvonne, die Burgunderprinzessin von Witold Gombrowicz

feiert am 16.1. im Schauspielhaus Premiere: Yvonne schweigt. Und gerade durch ihr Schweigen provoziert sie andere zum Handeln. Für den Prinzen eines imaginären Puppenstaats wird sie zum Objekt der Begierde.

KUNST

Die Ausstellung Weltenbewegend. Migration macht Geschichten im Museum Weltkulturen setzt sich mit dem Austausch der Kulturen im Zuge der Migration auseinander. Menschen wandern, verändern ihren Lebensraum und sind stets in Bewegung. Die Schau möchte das komplexe Thema der Migration nicht im Kontext der damit aufkommenden Probleme aufgreifen, sondern den Austausch der Kulturen aufzeigen (bis 31.1.2021). Wir sind alle rassistisch sozialisiert. Struktureller Rassismus gehört zum Alltag vieler Menschen. Während BiPOC täglich damit zu kämpfen haben, erkennen andere ihn nicht einmal. Die partizipative Stadtlabor-Schau Ich sehe was, was du nicht siehst. Rassismus, Widerstand und Empowerment im Historischen Museum thematisiert Rassismus, die Auswirkungen auf Betroffene sowie Empowerment-Strategien. Lebensrealitäten marginalisierter Gruppen wie Schwarzer Menschen, People of Color sowie Menschen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrungen stehen dabei im Fokus (bis 28.2.2021). Mothers of Ultra so der Titel der Ausstellung der Künstlerin Miaoxiuqin im Synnika Space im Bahnhofsviertel. Die Installation entstand in Kollaboration in Jieyang innerhalb einer Community alleinstehender Mütter, die in erster Linie für die internationale Textil-Industrie tätig sind (1.12.2020-25.1.2021).

Stiftung Nantesbuch Kunst und Natur Kunst und Natur

13 9 20 20 ––24 1 24 1 21 21

By little by less by nothing

© Dirk Behlau © Courtesy of Gilbert & George Miss Allie

James Bond 007 Talk Radio Inside WikiLeaksWas übrig bleibt© Catherine Lieser Gilbert & George

›› FRÜHJAHR

FILM

Im Sci-Fi-Drama Chaos Walking (4.2.) mit „Star Wars“Star Daisy Ridley und „Spiderman“ Tom Holland hören durch ein Virus alle Menschen sämtliche Gedanken von anderen. Das actiongeladene Prequel The King‘s Man: The Beginning (11.2.) zeigt die Vorgeschichte der britischen Spionage-Organisation Kingsman und ihre Entstehung um 1900 – mit Ralph Fiennes. Sängerin Camila Cabello ist der Star der Neuverfilmung von Cinderella, während Sängerin-Schauspielerin Jennifer Lopez in der Valentinstagsromanze Marry Me (beide 11.2.) zu sehen ist. Benedict Cumberbatch versucht als Der Spion (18.2.) während des Kalten Kriegs die Kubakrise zu beenden und steht im Guantanamo-Bay-Drama Prisoner 760 (25.2.) auf der Seite der Anklage. Im Animationsfilm Raya und der letzte Drache (11.3.) macht sich die Titelheldin auf, den Drachen Sisu zu finden, der ihre Welt aus dem Chaos befreien soll. Jared Leto ist im Spider-Man-Spin-off über den grausamen Vampir Morbius (18.3.) endlich wieder in einer Titelrolle zu sehen. Der 19-jährige Hannes (18.3.) fällt nach einem Motorradunfall ins Koma, sein bester Freund Moritz glaubt fest an dessen Genesung – und will sein Leben umkrempeln. Darauf wartet die Welt: Nach vier Verschiebungen soll Daniel Craigs letztes Abenteuer James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben (31.3.) nun endlich doch auf die Leinwand kommen.

LIVE

Mit akustischer Gitarre und viel Herzblut kommt die Singer-Songwriterin Miss Allie am 19.2. Im Rahmen der Reihe Hamburger Küchensessions in die Centralstation nach Darmstadt. Drei Tage später, wieder Centralstation, wieder Hamburger Künstler, wieder Geschichtenerzählen– aber dieses Mal mit Olli Schulz. Er nimmt den dritten Anlauf für seine Tour „Eigentlich wollte ich da nicht mehr hin“, die ihn zurück auf die kleinen Bühnen der Republik bringt. Aller guten Dinge sind drei: Wieder drei Tage später, nochmal Geschichten, nochmal Centralstation, dieses Mal stärker lyrisch, etwas trauriger, aber trotzdem tanzbar und voller guter Laune: Enno Bunger (25.2.). Dazwischen könnt ihr The Jesus and Mary Chain dabei zuhören, wie sie ihr Kultalbum „Darklands“ einmal komplett darbieten – am 21.2. im Schlachthof Wiesbaden. Zu den wichtigsten Vertretern des deutschsprachigen Elektropop zählen 2RaumWohnung – und das seit 20 Jahren. Die Jubiläumstour gastiert am 12.3. in der Batschkapp. Wer es etwas ruhiger mag, kommt am 26.3. ins KUZ in Mainz zum Saltwaterfolk mit Jules Ahoi – und bleibt vielleicht dort über Nacht, um am nächsten Tag noch dem Austropop von Voodoo Jürgens im Schonschön zu lauschen. Am 31.3. gibt es an gleicher Location Berliner Pop mit feinen Alltagsbeobachtungen von Wilhelmine.

BÜHNE

Anlässlich des 50. Geburtstages von Sarah Kane (1971–1999), die als eine der radikalsten Vertreterinnen des Theaters der 1990er Jahre gilt, führt das Theater Landungsbrücken das Gesamtwerk der britischen Autorin auf. Die Reihe beginnt am 4.2. mit der Premiere ihres ersten Stücks Zerbombt, der ins „Extrem gesteigerten Bestandsaufnahme eines beschädigten Lebens“ (Rowohlt Theater Verlag). Das Interkulturelle Theater zeigt am 5. und 6.2. sowie am 5. und 6.3. Yusuf Kilics Stück Regenblume, das sich als poetischer Protest gegen jede Form von Gewalt versteht. Es geht unter anderem um Fragen wie diese: Was denken Menschen unter dem Einfluss von Folter? Was fühlen sie und wie nehmen sie ihre Umwelt wahr? Buy little buy less buy nothing at all von Claire Dowie ist vom 6. bis 8.3. im Gallus Theater und im April im Theater Landungsbrücken zu sehen. Thema ist der Selbstermächtigungsprozess einer Großstädterin auf ihrem Weg von einer konsumgetriebenen Primark-Fetischistin zu einer Frau, die radikal der Konsumwelt entsagt. Am 21.3. feiert in der Oper Frankfurt Georg Friedrich Händels Orlando Premiere: Der Wahnsinn des Titelhelden, dem ein „Wind“ namens Liebe den „Verstand auf den Mond“ katapultiert hat, bot Händel die Möglichkeit, auch musikalisch „außerhalb der Form“ zu stehen: Seine innovative Partitur bricht mit dem Erwartbaren.

KUNST

Das britische Kunstduo Gilbert & George ist zugleich Subjekt und Objekt seiner Arbeit. Als Living Sculptures verkörpern sie ihre Kunst und sind Thema und Gegenstand ihrer großformatigen Collagen und gerasterten Bildwelten. Eine künstlerische Einheit, die nicht zwischen Kunst und Leben unterscheidet. Die Retrospektive Gilbert & George. The Great Exhibition in der Schirn zeigt das Œuvre des exzentrischen Londoner Künstlerduos, das nach wie „von ungebrochener Brisanz und Bedeutung“ ist (12.2.-16.5.2021). ScienceFiction-Autor*innen, -Erfinder*innen und -Technikenthusiasten träumten von fliegenden Autos, Städten im All, Lebenswelten unter Wasser und sagten die Zukunft voraus. Die Schau Back to future im Museum für Kommunikation zeigt Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität und ist eine „Bildreise zu den technischen Visionen der Zukunft von gestern, die sich kreative Vordenker ausgedacht haben“. Zukunftstechnologien der Gegenwart – Roboter, Künstliche Intelligenz und selbstfahrende Autos – lassen sich zum Teil in den visionären Entwürfen vergangener Tage entdecken (bis 29.8.2021). Der Titel der Ausstellung im TOWERMMK ist Programm. Sammlung zeigt Werke aus der Sammlung des MMK. Darunter sind die frühen 1960er-Jahre genauso vertreten wie zeitgenössische und kürzlich erworbene Werke, u. a. von Andy Warhol, Isa Genzken, Abisag Müllmann und Thomas Bayrle (bis 30.5.2021).