Fine Das Weinmagazin 2|2013-Leseprobe

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Deutschland · Österreich · Schweiz ·

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Australien

WEI NMAGA ZIN

Alexandra Pereyre de Nonanc ourt von Laurent-Perrier

J ü rge n Dol l a se bei Tim Rau e

spektakuläre Welt-Weinprobe

Die grossen Weine der Maremma

Das pfä lzer Weing ut K n i p se r

Marchesi de’ Frescobaldi

Château L’Evangile

We i ng u t G ran s -Fas s ian

Château de Saint Cosme W E I N G U T

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Wie der Vater, so die söhne Unsere wahre stärke liegt in den genen Die Geschichte von Land Rover begann 1947. Seitdem hat sich vieles verändert – und alles weiterentwickelt. Vom Design unserer Fahrzeuge bis hin zum Leistungsvermögen, das heute wie damals eine Klasse für sich darstellt. Ein Land Rover ist und bleibt eben ein Land Rover. landrover.de

Verbrauchs- und Emissionswerte Neuer Range Rover Sport: Kraftstoffverbrauch (l/100 km) innerorts 18,3 – 8,3; Alle Angaben wurden nach dem Messverfahren RL 80/1268/EWG ermittelt.


außerorts 9,7 – 6,7; kombiniert 12,8 – 7,3; CO2-Emissionen: kombiniert 298 – 194 g/km. CO 2 -Effizienzklassen G, F, C.


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2/2013

Seite 16 Louis Barruol vom Château de Saint Cosme

Seite 60 Alexandra Pereyre de Nonancourt von ­Laurent-Perrier

Seite 68 Ein Leben für den Wein: Walter Eigensatz

Seite 100 Château L’Evangile

Seite 126 Werner Knipser und sein Weingut in der Pfalz

Seite 136 Knipser versus Cloudy Bay


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I N H A LT Seite 48 Gerhard Grans vom Weingut Grans-­Fassian

Seite 82 Die Weine der ­Maremma

Seite 116 Eine spektakuläre Welt-Weinprobe

Seite 28 Das Florentiner Traditionshaus Marchesi de’ Frescobaldi

Seite 108 Das Weingut Robert Weil

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FINE Editorial

Thomas Schröder

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FINE Rhône

Louis Barruol vom Château de Saint Cosme

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FINE Toskana

Das Florentiner Traditionshaus Marchesi de’ Frescobaldi

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FINE Wein & Speisen

Jürgen Dollase bei Tim Raue

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FINE Mosel

Gerhard Grans vom Weingut Grans-Fassian

60

FINE Frauen im Wein

Alexandra Pereyre de Nonancourt von Laurent-Perrier

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FINE Weinlegende

Ein Leben für den Wein: Walter Eigensatz

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FINE Wein und Zeit

Aufstieg, Fall und Zukunft des Müller-Thurgau

82

FINE Toskana

Die Weine der Maremma

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FINE Die Pigott Kolumne

Identitätskrise im Weinparadies: Das Elsass

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FINE Das Große Dutzend

Domaine Armand Rousseau Chambertin Grand Cru

98

FINE Die schönen Dinge

Das Seidentuch

100

FINE Bordeaux

Château L’Evangile (III)

108

FINE Rheingau

Das Weingut Robert Weil

116

FINE Tasting

Gipfeltreffen: Eine spektakuläre Welt-Weinprobe

120

FINE Reiner Wein

Anne Zielke: Der Weinsputnik

122

FINE Weinwissen

Über Flaschenverschlüsse

126

FINE Pfalz

Werner Knipser und sein Weingut in der Pfalz

136

FINE Tasting

Blind Date: Knipser versus Cloudy Bay

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FINE Das Bier danach

Bernd Fritz: Über Kristallweizen

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FINE Abgang

Ralf Frenzel

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Mit Gaggenau gewinnt die Kunst der Zurückhaltung Ausdruck.

Der Unterschied heißt Gaggenau. Scheinbar Widersprüchliches zu verbinden, ist eine Kunst, die wir perfekt beherrschen. Unser unverwechselbares Design zeigt selbst in kompromissloser Reduktion Charakter. Wie die neue Backofen-Serie 200, eine Komposition in den Gaggenau Farbtönen Anthrazit, Metallic oder Silber, die sich stilvoll in jedes Ambiente einfügt. Ausdruck und Zurückhaltung erweisen sich nicht als Gegensatz, sondern vereinen sich in vollkommener Harmonie. Informieren Sie sich unter 01801 1122 11 (3,9 Ct./Min. a. d. Festnetz der Telekom, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.) oder unter www.gaggenau.com.

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Verehrte Leserin, lieber Leser, ist das nicht wunderbar: Wein macht Freude – und Freunde! Das ist vielleicht seine schönste, seine schätzenswerteste Eigenschaft und Wirkung, dass er Menschen zueinander bringt, dass er menschliches wie sachliches Interesse aneinander weckt, dass er Gespräche evoziert, die ohne seine belebende Kraft wohl nie möglich wären. Dieses beglückende Erlebnis wurde uns in den letzten Wochen mehrfach zuteil. Auf Einladung von Fine hatten sich, zur Feier unseres fünfjährigen Bestehens, zwanzig Granden der Weinwelt auf dem Riesling-­Weingut Robert Weil in Kiedrich eingefunden, wo zugleich die Eröffnung des Keller-Neubaus mit einem gigan­ tischen Fest begangen wurde. Mit ihren Spitzenweinen saßen da vier ­Winzer aus der Wachau und dem Kamptal – Franz ­Hirtzberger, ­Emmerich Knoll, Lucas Pichler und Michael M ­ oosbrugger –, sechs Weinmacher aus Italien – die Marchesi Piero Antinori (Solaia) und Carlo Guerrieri Gonzaga (San ­Leonardo), Priscilla Incisa della Rocchetta (Sassicaia), ­Elisabetta Geppetti (Saffredi), Axel Heinz (Ornellaia) und Georg Weber (Monteverro) –, fünf Franzosen – Amélie Chatin von Cham­pagne Ruinart, Fabienne Durou von Pichon Longueville ­Comtesse, Remi Edange von der Domaine de Chevalier, Jean Méo von Méo-Camuzet und ­François ­Wilhelm von der Maison Trimbach – zusammen mit dem Schweizer Daniel Gantenbein, dem Amerikaner Michael Silacci (Opus One), dem Spanier Alejandro Fernández von ­Pesquera, dem Argentinier Gonzalo Carrasco von Terrazas de los Andes und dem Hausherrn Wilhelm Weil. Zaghaft begann das Verkosten, ernste Mienen waren noch so sehr aufgesetzt, dass der Nestor der Runde, Alejandro F ­ ernández, verwundert-verschmitzt fragte: Warum denn alle so traurig wären – wir tränken doch Wein miteinander! Das änderte sich rasch; bald war klar, dass jeder Wein, ob weiß, ob rot, ein Star, ein Weltstar für sich war, dass gewissermaßen auf Augenhöhe

getrunken wurde. Schon erklang das erste Lachen, der Öster­ reicher plauderte mit dem Amerikaner, der Franzose mit dem Florentiner, der S ­ chweizer mit dem Kollegen aus den Anden. Und als sei der Geist des Weines in sie gefahren, wurde mit eins ein herzliches Gefühl der Zusammengehörigkeit lebendig, sodass, als zum ­Dinner ge­beten wurde, die Gespräche entspannt quer über die Tische geführt wurden, die Scherzworte hin und her g­ ingen: Wein­familie, best­gelaunte Elite war da versammelt, jeder und jede v­ oller P ­ assion für den eigenen großen Wein – und ­voller Respekt vor den ­großen Weinen der anderen. In heiterster S ­ timmung präsen­tierten sie am nächsten Tag ihre Weine bald fünfzig internationalen Weinjournalisten – ein beeindruckendes Fine-­Tasting, über das Caro Maurer berichtet. Ähnliches hatten wir Wochen zuvor in der Maremma erlebt, wo ein von Fine initiiertes Tasting die Winzer der bedeutenden Maremma-Weine auf Monteverro zusammenführte. Erst drei Jahrgänge hat das Weingut vorgelegt, die Neugier der Etablierten auf den Newcomer war also groß – so groß, dass Piero ­Antinori seine Önologenlegende Renzo Cotarella mitgebracht hatte. Das Debüt gelang; am Ende eines immer angeregter werden­den Abends war Monteverro von der Hohen Runde der Maremma als Mitglied akzeptiert. Monteverro-Berater Michel Rolland nahm es wie Winzer Georg Weber mit Genugtuung zur Kenntnis. »Ein neues Weingut, einen neuen Wein zu lancieren ist heute ­schwieriger denn je«, kommentierte Marchese Antinori, »die Qualitätsdichte ist so hoch – man kann nur reüssieren, wenn gleich der allererste Auftritt in die Spitzenklasse führt.« Kristina Bäders Verkostungsnotizen können dies bezeugen. Wein kann aber noch mehr als freundschaftliche Gefühle wecken, kann mehr als Kommunikation emotional bereichern. Das Schicksal unseres Weinfreundes Walter Eigensatz belegt es eindringlich: Wein kann Lebensmut schenken, kann gar ein Leben retten. Sein geliebter Cheval Blanc hat ihn, wie er Rainer Schäfer erzählte, ins Dasein zurückgerufen. Wein als Lebenselixier: Gut, dass man ihn hat, wenn man ihn wirklich braucht!

Thomas Schröder Chefredakteur

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» Wenn man meine Weine modern nennt, dann ist das einfach dumm« Louis Barruol vom Château de Saint Cosme im südlichen Rhônetal ist ein Mensch mit vielen Talenten Seine Weine verschmelzen die Kraft des Südens mit einer extravaganten Frische Von Rainer Schäfer Fotos Marco Grundt

Louis Barruol sieht mitgenommen aus, bleich und etwas zerknittert, als wenn er mehrere Nächte kein Bett mehr gesehen hätte. Sein grüner Fleece-Pullover ist am rechten Ellenbogen löchrig. Entweder er hat es nicht bemerkt oder es stört ihn nicht. Den Kragen hat er so weit wie ­möglich hochgeschlagen, wie um zu signalisieren: Bitte nicht ansprechen. Louis Barruol wird Charme und ­Charisma nachgesagt, an diesem Morgen hält er beides hinter einer kargen Mimik ver­borgen. In der ver­gangenen Nacht hat es geregnet, sein Leseteam kann nicht wie geplant in die Weinberge aus­rücken, um den spät reifenden Grenache und Mourvèdre zu ernten. »Es ist nicht auszu­halten«, knurrt er und gähnt ausgiebig. »Dieser Marathon will einfach nicht zu Ende gehen.« Zwei lange Monate dauert er schon, er hat Spuren hinterlassen. »Ich bin müde«, sagt er entschuldigend, »­wirklich sehr müde.« Aber er ist bekannt dafür, dass er höchste Ansprüche stellt, an sich, an seine Weine. Er wird noch mal alle Kräfte mobilisieren, um die perfekten Trauben ernten zu können.

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Überragend: Die Kapelle des heiligen Kosmas aus dem 11. Jahrhundert ist das Wahrzeichen und das Herzstück von Château de Saint Cosme. Zu ihren Füßen wachsen und reifen die Grenache-Trauben für den Gigondas Le Poste.

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om Dorf Gigondas aus windet sich die Straße noch ein paar Schleifen nach oben zum Château de Saint Cosme, das Louis Barruol leitet. Über dem Weingut steht eine Kapelle, im 11. Jahrhundert erbaut, die auf den meisten seiner Wein­ etiketten zu sehen ist. Sein Vater Henri hat die Skizze der Kapelle entworfen. »Sie ist das Herzstück unseres Weinguts«, sagt Barruol. Die Kapelle wurde zu Ehren des heiligen ­Kosmas errichtet, dem Schutzpatron der Ärzte und Heilenden. »Mein Vater behauptet, dass unser Wein von der Kranken­ kasse verschrieben werden müsste, weil er so gesund sei. Er macht ­selten Witze. Wenn er so etwas sagt, dann muss etwas daran sein.« Er lässt seinen Blick schweifen, über das grüne Tal, die gezackten Bergkämme der Dentelles de Montmirail und die knorrigen Rebstöcke, kräftig wie die Oberarme eines Bau­arbeiters. Manche Reben sind mehr als hundert Jahre alt; insgesamt bewirtschaftet das Château zweiundzwanzig Hektar Weinberge. Louis Barruol hat vor allem Grenache angepflanzt, dazu noch Syrah und Mourvèdre. Das Château Saint Cosme liegt genau dort, wo zwei geologische Verwerfungen aufeinandertreffen und zwölf verschiedene Bodenarten freigeben. Im bunten Mosaik finden sich vor allem Kalk, Tonmergel und Sand. Wenn die Geologie schon so ein großzügiges Angebot mache, sagt Barruol, dann müsse er es auch nützen. Er baut auch die kleinsten Parzellen getrennt aus. Die Trauben reifen unterschiedlich auf ihrem Terroir und in ihrem Mikroklima, auch wenn die Reben manchmal nur wenige Meter vonein­ ander entfernt stehen. »Wir fangen als Erste an zu ernten und hören als Letzte auf«, sagt er. Daran hält er fest, auch wenn es die Ernteperiode zur Tortur werden lässt. Louis Barruol zählt zu den besten und leidenschaftlich­ sten Winzern der Appellation Gigondas im Süden des Rhône­ tals. Der Weinkritiker Robert Parker adelte ihn schon Mitte der neunziger Jahre zu einem der »begabtesten Weinmacher der Rhône« und beglückwünschte ihn, über ein »magisches ­Terroir« verfügen zu können. Mit gerade einmal dreiundvierzig Jahren hat Barruol schon zwanzig Jahrgänge verantwortet

und in Gigondas neue Maßstäbe gesetzt, für Qualität, Ausdruck und Persönlichkeit der Weine. Er stammt aus einer außer­gewöhnlichen Familie. Das Weingut wurde 1490 gegründet, es ist das älteste in Gigondas. »Erst zwei Jahre später hat ­Kolumbus Amerika entdeckt«, sagt Barruol. 1570 kam es in den Besitz seiner Familie. Sein Vater Henri, inzwischen vierundachtzig Jahre alt, hat 1957 in das Château eingeheiratet. Zuvor hatte er Möbel entworfen und angefertigt, auf Fotos sieht er aus wie ein Schauspieler. »Er hat Wein gemacht wie ein Künstler, mit ganz viel Seele«, sagt sein Sohn. Henri B ­ arruol hatte ein anderes Verständnis von Wein als die meisten Weinbauern in Gigondas: Für ihn war er mehr als ein alkoholisches Getränk, für ihn war er ein Kulturgut. Um dem gerecht zu werden, beschloss Henri Barruol schon Anfang der siebziger Jahre, biologischen Weinbau zu betreiben. Als er 1992 schwer erkrankte, musste Louis Barruol mit zweiundzwanzig Jahren schon die Verantwortung im Château übernehmen. Weinbau hat er nie studiert. »Das war nicht nötig. Mein Vater hat mir alles über Wein beigebracht. Er ist bis heute die einzige Autori­ tät, die ich respektiere.« Stattdessen studierte er Betriebswirtschaft. »Ich wollte in der Lage sein, ein Unternehmen zu führen.« Hat es ihn belastet, in der vierzehnten Generation in diese Weindynastie einzutreten, die über so viel Tradition und Vermächtnis verfügt? »Nein, nie«, sagt er, »in unserer Familie war die Idee von Freiheit immer wichtig. Ich konnte immer so arbeiten, wie ich wollte, und war glücklich damit.«

Mit Herz und mit Hand Seine Mutter Claude, schon hoch in den Siebzigern, kommt um die Ecke, in knöchelhohen Stoffturnschuhen, wie Teenager sie tragen. Barruol strahlt und herzt sie. Längst hat er verdrängt, wie erschöpft er ist. Seine Augen blitzen pfiffig hinter der ovalen Brille, er ist ins Plaudern gekommen. Louis B ­ arruol ist eine Persönlichkeit mit vielen Talenten: Er ist ­Musiker – wenn Zeit dafür bleibt, spielt er Cello. Er ist weit herum­ gekommen – als seine Winzerkollegen Frankreich noch als allerwichtigste Tangente der Weinwelt ansahen, flog er schon um die Welt, um seine Weine vorzustellen: in perfektem Englisch. Er ist schlank und durchtrainiert – im nahe gelegenen Städtchen Vaison-la-Romaine spielt er Rugby und nimmt eine der wichtigsten Positionen im Rugby Club ­Vaisonnais ein. Er ist der Fly-half, der Verbindungsspieler zwischen Angriff und Verteidigung, der die meisten taktischen Entscheidungen trifft

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se Leonardo Frescobal e h c r Ma it seinem Florentiner W di e i nh rt m de’ Frescobaldi eine h a a bewarchesi von sieben Jahrhu Familien us M adition z-Joachim Fischer  Fotos Thilo nderte Weima in n r tr Von He

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Gelassene Gegenwart: Marchese Leonardo, Oberhaupt der Familie Frescobaldi in neunundzwanzigster Generation, setzt auf Costanza, auf Beständigkeit. Sein Lieblingswein ist der Edel-Toskaner Mormoreto vom Castel Nipozzano.

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an kann sich Marchese Leonardo Frescobaldi auch gut in einer anderen Zeit vor­stellen. Nicht, weil der Chef des toskanischen Weinhauses Marchesi de’

­Frescobaldi mit bald zweiundsiebzig Jahren irgendwie unmodern oder gar angestaubt wirkte. In tadellos aufrechter Haltung, unauffällig in land-elegantes Tuch gekleidet, ­steuert der Edelmann s­ einen Mercedes-­Kombi flott, zentimetergenau durch die enge Ausfahrt seines Florentiner Stadt-Palazzos in der Via Santo Spirito Nummer 11, direkt neben der Kirche zum Heiligen Geist. Zuvor musste er schnell oben im dritten Stock einige Anweisungen geben. In den Büros schwirrte und summte es wie in einem Bienenstock. Das Wein-Reich will ordentlich verwaltet sein. Das angesehene Mailänder Geldhaus M ­ ediobanca setzt Frescobaldi mit einem 2011 überwiegend im Premium-Sektor erwirtschafteten Umsatz von 86 ­Millionen Euro auf die zwölfte Stelle in der Rangliste der italienischen Aziende vinicole – mit so be­rühmten Weinen wie Mormoreto, Castelgiocondo oder Giramonte.

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anche schreiben den Frescobaldi gar sagenhaften Einfluss unter den großen ­Familien der Welt zu, und unermesslichen Reichtum. ­Richtig ist, dass es Beziehungen der vielköpfigen Familie aus der Toskana zum englischen Königshaus gibt. Es stimmt auch, dass die Königin der Niederlande Beatrix zu Besuch in der T ­ oskana war und sicher zu den Frescobaldi wieder­kommen wird. Aber der Marchese ist diskret und macht von all dem kein Aufhebens. Vielleicht auch, weil die heutigen Royals von Rotwein nicht so begeistert sind wie etwa Heinrich VIII., dem im Reformations­ jahr 1517 vom Florentiner Haus eine ordentliche Ladung Rotwein nach London geliefert wurde. Nachzulesen in den Dokumenten des vom italienischen Ministerium für Kulturgüter im Internet

zur Verfügung gestellten Archivio f­amiliare. In dieser Sphäre also sind wir. Der Geschmack von Geschichte ist da. Leonardo Frescobaldis markantes Gesicht mit der ausgeprägten Nase, dem freundlichen Mund und den prüfenden Augen scheint vertraut, weil man es schon auf vielen Bildern gesehen zu haben glaubt: in Darstellungen erdverbundener Land­ edelleute auf den Tafeln des Mittelalters etwa oder auf den wunderschönen Fresken und Gemälden der Renaissance, die überall in den Palazzi und Kirchen von Florenz gegenwärtig sind. Die erste Frage, die amerikanische oder australische Journa­ listen dem Presidente Frescobaldi gewöhnlich ­stellen, ist, wie es sich denn anfühle, in der neunundzwanzigsten Generation – »oh my God« – die Familie zu leiten.

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ir haben die schmalen Florentiner ­Gassen nach Osten hin verlassen und uns zum hundertsten Mal darüber gewundert, wie es die Italiener geschafft haben, um ihre wunderbaren, durch keinen Krieg zerstörten historischen Innenstädte so hässliche Vororte zu legen, als Leonardo ­Frescobaldi anfängt, von der Arbeit zu erzählen.

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G E H E IM R AT »J« Riesling in Rheinkultur!

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Mit wachem Blick fürs Wesentliche Gerhard Grans kann mit seinem Weingut Grans-Fassian an der Mosel auf eine erstaun­ liche Entwicklung blicken: hier entstehen feinste frucht­ süsse Rieslinge und jüngst auch erstklassige trockne Gewächse Von Till Ehrlich Fotos Christof Herdt

Wer denkt, er kenne alles, was es an der Mosel an großen Rieslingen gibt, der irrt. Dafür ist das Gebiet einfach zu vielgestaltig und die Dynamik zu groß. Da öffnet sich eine ganze Welt, eigenständig, differenziert, voller geschmacklicher Finesse. Nicht nur die junge Winzergeneration macht rasante Entwicklungsschritte – auch manche Altmeister individualisieren und perfektionieren ihre Stilistik. Etwa ­Gerhard Grans aus Leiwen: Wenn man die einschlägige Weinliteratur der letzten zwanzig Jahre liest, zeichnet sich das Bild eines ambitionierten, engagierten Winzers aus der zweiten Reihe ab. Doch wenn man seine Weine unvoreingenommen beurteilt, bekommt man einen anderen Eindruck.

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Angekommen: Mit einer Verkostung von vierzehn großen Bordelaisern aus dem Jahrgang 1986 wurde die Genesung von Walter Eigensatz gefeiert, darunter natürlich auch der Cheval Blanc, sein Lebenselixier.

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EIN LEBEN FÜR DEN WEIN: WALTER EIGENSATZ

Mister Cheval Blanc

und sein Gespür

für Bordeaux Von Rainer Schäfer Fotos Guido Bittner

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as Leben schien vorbei zu sein. Am 26. April 2012, einem Donners­tag, fiel

Walter ­Eigensatz ins Koma, ausgerechnet auf Mallorca, der Insel der Unbeschwerten. Nichts hatte darauf hingedeutet. Zwei Tage zuvor hatte er noch

diniert bei Sternekoch Harald ­Wohlfahrt in Tonbach. Danach war er mit seiner Frau

Karin auf die Mittelmeerinsel ge­flogen, wo sie schon seit Ende der siebziger Jahre einen Teil ihrer Zeit verbringen. Die Ärzte hatten ihn fast schon aufgegeben, als er mit einer schweren Blutvergiftung in die Klinik ein­geliefert wurde. Mit einer Infusion von ­sieben Litern Blut versuchten sie, sein Leben zu retten, aber er war noch zusätzlich durch einen Virus geschwächt. Nur eine ­winzige Chance bliebe, sagten die Ärzte: wenn er sich das rechte Bein amputieren ließe. Walter Eigensatz erinnert sich nicht daran, dass er die Ärzte beschworen haben soll: »Und wenn die Chancen eins zu fünfhunderttausend stehen, ich will leben.« Das Bein wurde amputiert, und lange Zeit sah es so aus, als ob er den Eingriff nicht überstehen würde. Erst am 8. Juli erwachte er wieder. Und wie.

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erade dem Tod von der Schippe gesprungen, verlangte Walter Eigensatz nach s­ einem Lieblingswein. »Ich habe davon geträumt, endlich wieder Cheval Blanc trinken zu können«, erzählt er. Vielleicht war es der Wunsch nach ­diesem Wein, der ihn aus dem Schattenreich zurückbrachte. Seiner Familie und den F ­ reunden war klar: Mit Walti, wie sie ihn rufen, war ­wieder zu rechnen. Wenn er nach Cheval Blanc verlangte, dann musste das Schlimmste überstanden sein. Der Schweizer, Jahrgang 1939, zählt zu den ver­siertesten Weinkoryphäen. Seine Kompetenz endet bei weitem nicht an den Grenzen des B ­ ordelais. Wie kaum ein anderer Weinsammler hat er über die Jahrzehnte

ein geradezu symbiotisches Verhältnis zu diesem Château in Saint-Emilion entwickelt. »Mister Cheval Blanc« wird er respektvoll in der Weinszene genannt. Walter Eigensatz hat alles daran­ gesetzt, möglichst viele Weine aus den letzten Jahrhunderten zu verkosten. Cheval Blanc mit seiner fast schon artistischen Balance zwischen Kraft und Eleganz ist ihm dabei zum Lebenselixier geworden. Der Jahrgang 1947 mit seiner portweinähnlichen Opulenz ist für ihn der »beste Wein des letzten Jahrhunderts. Wenn ich ihn trinke, treten mir Tränen in die Augen.« Walter Eigensatz hat weltweit einige der erstaunlichsten Weinproben organisiert. Wie 1996

in Luzern, wo er einhundertvierund­vierzig Weine aus dem Jahrgang 1990 präsentierte. 2001 ­richtete er eine Verkostung auf Schloss Johannis­berg aus; zur 900-Jahr-Feier des Schlossguts kamen mehr als fünfzig der renommiertesten Winzer und Weinsammler. Der Star des Abends aber war ein ­Riesling Goldlack aus dem Jahr 1862. Auf M ­ allorca ließ er vor zwei Jahren Weine aus dem Rioja von 1904 bis 1994 ausschenken. Wer an diesen Genussfeiern teilnehmen konnte, schwärmt noch heute davon. Walter Eigensatz gilt als exzellenter Verkoster, eine Fähigkeit, die man nur erringt, wenn man sich dem Wein hingibt, mit Leib und Seele. Geld ist dabei nur eine Voraussetzung, eine

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DIE ERFOLGSGESCHICHTE AUS DEM RHEINGAU


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»Eine neue Rebsorte«

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Aufstieg, Fall und Zukunft des Müller-Thurgau

Foto Christof Herdt

Von Daniel Deckers

Der Königlich Bayerische Landesinspektor für Weinbau schloss im April 1914 die Arbeit an seinem ersten und einzigen Buch ab. »Weinbau und Weinbehandlung« lautet der Titel des schmalen, nicht einmal hundertfünfzig Seiten umfassenden Bändchens. Doch auf den Umfang kam es nicht an. Denn das Werk erschien in der renommierten »Thaer-Bibliothek«, die sich seit den 1860er Jahren mit kompakten Einführungen in alle Zweige der Landwirtschaft einen herausragenden Namen gemacht hatte. In ebensolchem Ruf stand aber auch der Verfasser: August Dern.

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ann der Verleger der im Berliner Verlag Paul Parey erscheinenden Bibliothek an den aus Flacht bei Diez an der Lahn stammenden Nassauer herangetreten war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Nur das Anliegen ist überliefert. August Dern, der als langjähriger Weinbau­ wander­lehrer in Rheinhessen, als Adminis­trator des Weinguts Prinz von Preußen im Rheingau und als oberster Weinbaufachmann in D ­ iensten des Königs von Bayern und Mitglied in allen ­wichtigen Weinbaugremien seiner Zeit über einen immensen Erfahrungsschatz verfügte, sollte das Bändchen »Weinbau. Anleitung zur ratio­nellen Traubenzucht« überarbeiten, das im Jahr 1894 erschienen war. Dazu sah er sich nicht in der Lage: Binnen zweier Jahrzehnte hatte sich so viel im deutschen Weinbau getan, dass eine Fortschreibung der ­ersten Auflage nicht in Frage kam.

Quelle Bibliothek Hochschule Geisenheim

Höhenflug und Absturz Am Vorabend des Ersten Weltkriegs stand deutscher Wein im Zenit seines Ruhms, und das auf dem heimischen wie auf dem Weltmarkt. R ­ iesling aus den »Edelweinbaugebieten« Rheingau, Rheinpfalz und Rheinhessen sowie von Mosel und Saar waren auf den Weltausstellungen von Paris 1900 und St. Louis 1904 als die besten Weißweine mit Auszeichnungen überhäuft worden. In der H ­ eimat wurden sie auf den jährlichen Versteigerungen in Wiesbaden, Trier, Mainz oder Neustadt an der Haardt fast mit Gold auf­gewogen. In den nobelsten Hotels und Restaurants von H ­ amburg, Zürich oder New York durften sie auf keiner Karte ­fehlen, ebensowenig an den Kaiserhöfen von Berlin, Wien und St. Petersburg. August Dern hatte diese Entwicklung begleitet und nach Kräften gefördert. 1908 war er in Neustadt die treibende Kraft hinter der Gründung des ­Vereins der Naturweinversteigerer der Rheinpfalz, zwei Jahre später stand er beim Aufbau des Verbands Deutscher Naturweinversteigerer (VDNV, heute VDP) Pate. 1912 wollte er auch in Franken einen Zusammenschluss von Naturweinversteigerern ins Leben rufen, was allerdings aus heute unerfind­lichen Gründen scheiterte. Doch als August Dern sich an die Neubearbeitung des Weinbau-Büchleins machte, konnte auch er nicht absehen, wie lange der Höhenflug des deutschen Weins anhalten würde. An der Kriegsgefahr lag es nicht. Auch nicht an der Aus­breitung der Reblaus. Im Vergleich zu Frankreich und Österreich-Ungarn, wo der Weinbau in ­vielen Regionen weitgehend zum Erliegen gekommen war, hatte die Reblaus im Deutschen Reich

bislang wenig Unheil anrichten können. Nur die Reb­flächen um das lothringische Metz und um Naumburg an der Saale waren aufgegeben worden. In allen anderen Regionen wurden Reblausherde so früh bekämpft, dass die Verseuchung auf kleine Flächen beschränkt blieb. Zugleich hatte vor allem der preußische Staat alles darangesetzt, ­Methoden zum Wiederaufbau befallener Rebflächen zu erforschen, allen voran die Pfropfung europäischer Edelreiser auf reblaustolerante Unterlagsreben aus Amerika. Doch was die Reblaus nicht vermochte hatte, schien anderen Schädlingen zu gelingen. Im ­Verein mit dem Heu- und Sauerwurm vernichteten der echte (Oidium) und der falsche (Peronospora) Mehltau, wie die Reblaus im zweiten D ­ rittel des 19. Jahrhunderts aus Amerika eingeschleppt, fast Jahr für Jahr Weinernten im Wert von v­ ielen ­Millionen Reichsmark. Abhilfe war trotz aller Anstrengungen der wissenschaftlichen Forschung nicht in Sicht, jedenfalls nicht im Kampf gegen den Heu- und Sauerwurm und die Peronospora. »Deren Bekämpfung hat den Weinbau vor neue Auf­gaben gestellt und sie hat ihn verteuert,« so schilderte August Dern in der Einleitung seines Werks die neuen Gefahren.

»Riesling x Sylvaner« Den ranghöchsten Weinbaubeamten Bayerns plagten jedoch nicht nur Zweifel, ob der Weinbau wegen der hohen und oft vergeblichen Aufwendungen für die Schädlingsbekämpfung

langfristig noch rentabel sein könne. Weitsichtige Zeitgenossen wie er hatten längst erkannt, dass die Zukunft des Weinbaus auch von dem Ersatz minderwertiger Rebsorten und minderwertiger Pflanzen abhängen sollte. »Das Klima in Deutschland zwingt uns wegen des feuchteren ­Herbstes, hauptsächlich weiße Sorten anzubauen«, hielt August Dern fest und fuhr fort: »Aber gerade aus w ­ eißen Sorten läßt sich mehr Qualität heraus­holen, besonders dann, wenn sie sorgfältig ausgewählt sind.« Der Landesinspektor dachte an ­Riesling, roten Traminer, Sylvaner, weißen Gutedel, Elbling, Ortlieber, weißen und grauen ­Burgunder und Ruländer, an gelben, roten und blauen Muskateller, roten Veltliner, Rotgipfler, Orleans, Heunisch, Silberweiß, Welschriesling und sogar gelben Mosler. Für die Erwähnung einer neuen Rebsorte namens »Riesling x Sylvaner«, die Dern aus der Schweiz nach Franken gebracht hatte, war es im April 1914 noch zu früh. Dabei war sich August Dern seiner Sache sicher. »Unter den vielen Betriebsfaktoren, die für den Erfolg des Weinbaus maßgebend sind, ist jedenfalls die Rebe selbst der wichtigste, und gerade darum hat man sich seither ganz allgemein viel zu wenig bekümmert«, monierte er in dem »Bericht des Königlichen Landesinspektors für Weinbau über seine Tätigkeit in den Jahren 1911, 1912 und 1913«. Seine Mahnungen verhallten nicht ungehört. »1912 wurde eine bayerische Hauptstelle für die züchterische Behandlung der Weinrebe unter Leitung des Landesinspektors geschaffen, die erste derartige Organisation«, konnte er Ende

Ein weiter Weg: Zwischen dem WeinbauBüchlein von August Dern, der nach Lösungen für die Weinbaukrise Anfang des 20. Jahrhunderts suchte, und den Weinbergen des badischen Spitzenwinzers Bernhard Huber, der heute auch mit seinem Müller-Thurgau von sich reden macht, liegen hundert Jahre.

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» Wir müssen zu den Besten gehören. Wenn wir das heute noch nicht sind, dann sicher morgen.« Jean Pascal Vazart kann sich grosse Ambitionen leisten – als Leiter von Château L’Evangile, das im Norden das legendäre Château Pétrus zum Nachbarn hat und im Süden Château Cheval Blanc, das Spitzengut von Saint-Emilion. Sein Ziel ist es, L’Evangile nach Jahren des Stillstands zum Pomerol-ReferenzWeingut neben Pétrus und Château Lafleur zu machen. Von Christian Volbracht  Fotos Camilo Rui

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,das0weingut0robert0weil< Ein Bauwerk wie eine Erzählung

»Dieses Gebäudeensemble ist über Generationen gewachsen. Es wird nie unmodern werden, weil es nie modern war« Von Dieter Bartetzko Fotos Jürgen Nogai, Alex Habermehl

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n Boscoreale, einem einstigen Vorort der antiken Vesuvstadt Pompeji, wurde 1978 eine Villa rustica ausgegraben. Wir w ­ ürden das An­wesen heute als Weingut bezeichnen. Denn es lag inmitten von Weingärten, die auf den hügeligen Ausläufern des Vesuv

empor­kletterten. Auch dienten, wie man herausfand, zwei Drittel der Gebäude dem Keltern und der Lagerung von Wein: In einem der ­größten Räume des Guts wurde eine stattliche Traubenpresse freigelegt, in Nebengelassen fanden sich Hunderte säuberlich aufge­ stapelter A ­ mphoren. Außer diesen unverkennbar zum Abfüllen diverser Weinsorten bereitliegenden Gefäßen entdeckte man mehrere ­Dutzend fass­förmiger tönerner Behältnisse, sogenannte Dolia, die in das Erdreich eines weiten überdachten Hofs eingesenkt waren. Darin wiederum sichteten die Archäologen sogar noch pechartig eingedickte Reste der einstigen Flüssigkeit – den jungen, gerade gekelterten Wein des Jahrgangs 79 nach Christus, den niemand mehr trinken sollte. Denn wenige Wochen nach der Lese brach der Vulkan aus und begrub mit Pompeji und Herculaneum auch dieses Weingut unter meterhohen Asche- und Lavaschichten. Doch wer weiß – vielleicht leerten ­während der letzten Tage von Pompeji die Besitzer des Weinguts einige Becher mit dem, was wir heute Federweißer nennen. Was wir wissen, ist, dass nicht nur zu Füßen des Vesuv, sondern überall in den Weinbaugebieten des Imperium Romanum die reichen Besitzer von Weingütern sich luxuriöse Wohnungen in ihre Gutshöfe einbauen ließen, wo sie sommers oder zur Zeit der Weinernte ihre Besitztümer genossen, die Lese überwachten, Gäste einluden und im Schatten der Reben tafelten.

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nd damit kommen wir nun endlich nach Kiedrich: Zwar ist bis heute unbekannt, ob auch hier, wie in weiten Teilen des Rheingaus, die Römer Wein anbauten und ­Villae rusticae anlegten. Aber denkbar ist es schon, dass der Ort dank seiner idealen Lage lange vor seiner ersten urkund­lichen Erwähnung im Jahr 937 römische Weinbauern angezogen hat. So könnte es statt Zufall ein Zeichen unbewusster, Jahr­tausende überspannender Kontinuität sein, dass mit dem Weingut Robert Weil in Kiedrich ein Anwesen existiert, in dem das antike Miteinander von luxuriöser Villa und Winzerbetrieb einen neuzeitlichen Nachfolger gefunden hat. Eines jedenfalls steht fest: Wer einmal vor dem ausgegrabenen Eingang des Weinguts der pompejanischen Familie der Istacidii in Boscoreale gestanden hat, der wird vor dem Portal des Weinguts Robert Weil in Kiedrich unweigerlich Verwandtes erkennen. Hier wie da ein imposantes Tor in einer stattlichen Mauer, und da wie dort beschirmen höhere Mächte den Zugang – in Boscoreale sind es zwei geflügelte Sphingen aus Tuff, in Kiedrich die Nachbildung einer gotischen Madonna aus Rotsandstein. Die Gestalten mögen sich gewandelt haben, die Aussage ist die gleiche geblieben: Jede Kulturleistung bedarf neben menschlicher Tüchtigkeit auch glücklicher Fügung von oben. Ein kunstvolles schmiedeeisernes Tor am entgegengesetzten Ende der Mauer, durch das man das Weingut vom historischen Ortskern aus betreten kann, ist stolz geschmückt durch das leuchtend rote Familienwappen der Weils. Der erste Bauherr auf dem Gelände des heutigen ­Weilschen Anwesens, Baronet John Sutton, hatte anderes als Weinbau im Sinn, als er 1869 in Kiedrich ein winziges, verfallenes Winzer­haus kaufte und zu einem kleinen Landsitz im Tudorstil umbauen ließ. Ihm ging es vorrangig darum, in Sichtweite der gotischen Sankt Valentinskirche und der herrlichen Michaelskapelle zu leben, deren Restaurierung er ebenso finanzierte wie die bald berühmte Choral­ schule der kleinen Stadt. Der Baronet, in dessen Heimat mit dem Sommerhaus Strawberry Hill des Schriftstellers Horace Walpole 1776 das Gothic Revival begonnen hatte, wusste, was er sich, seinem Stand und der in England geborenen Baukunst des Historismus schuldig war, die mittlerweile ganz Europa zu erobern begann: Der Umbau der Kiedricher Kate ließ ein pitto­reskes Gebäude entstehen, das den Vergleich mit den originalen Tudor-Villen Englands nicht zu scheuen braucht: Selbst für Kenner ist es noch heute schwierig, die charakteristischen eselsrückenförmigen Tudorbögen und dunklen Holzvertäfelungen außen

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Malerisches Capriccio in Kiedrich: Gemeinsam mit der pittoresken gotischen Kirche Sankt Valentin bietet das sorgsam restaurierte, vom englischen Baronet John Sutton 1879 im gotisierenden Tudor­stil erbaute Haupthaus des RieslingWeinguts Robert Weil mit Spitztürmchen, Erker und hölzernen Galerien das Prachtbild eines romantischen Ensembles. Links schließen sich die moderne Vinothek, rechts die Verbindungsbauten zur spektakulären neuen Kellerei an.

oder die Balkendecken, Intarsien, Dielen­böden und reich geschnitzten Türblätter und Fensternischen im Innern der Sutton-Villa von den Originalen in Chester oder London zu unterscheiden. In stillen Momenten meint man, jederzeit könnten Königin Elizabeth I. oder William Shakespeare eintreten.

legendäre Hotel Adlon in Berlin. Was Wunder also, dass das Weingut unter diesen Voraussetzungen rund um das vergleichsweise winzige Tudor-Haus des Baronet zweimal erweitert wurde: Bauherr war beide Male Dr. Robert Weil, der 1879 das Anwesen käuflich erworben hatte. Eine seiner ersten Maßnahmen war im gleichen Jahr der Ankauf weiterer Weinberge und die prächas Haus des Baronet hat sich fast unversehrt erhalten. Vom beweglichen tige Erweiterung des Tudor-Hauses in Gestalt einer großräumigen Villa mit Mobiliar allerdings ist nur ein elegant geschweifter Lehnstuhl geblieben. weitem Blick in die umgebenden Weinberge und über die Dächer Kiedrichs. Doch auf ihm hätte auch die anspruchsvolle Good Queen Bess ohne Zaudern Platz genommen, so täuschend echt ist er den Originalen des 16. Jahr­hunderts auptmerkmale des ersten Erweiterungsbaus wurden ein monumen­ nachgestaltet. Heute dient das Sitzmöbel, dessen Holz mehr als einhunderttales steiles Satteldach mit ortstypischer Schieferdeckung, üppiges, mit fünfzig Jahre einen unvergleichlichen Seidenschimmer verliehen haben, als Kennzeichen der Gotik versehenes Fachwerk im sogenannten fränkischen Ehrenplatz intimer Weinproben, die im Hauptraum in der geschichts­trächtigen Stil und ein seitlich angefügter Wohnturm mit umlaufendem Altan. Dieser Atmosphäre des Sutton-Hauses stattfinden. ­gipfelt in einer kühn verschachtelten Aus kunsthistorischer Perspektive ist der anglophile Kernbau des h ­ eutigen Schiefer­haube mit steiler Achteck­ Weinguts der Pionier eines spezifischen Historismus-Zweigs in Deutschland. spitze, deren Umriss die gotische Ein beeindruckendes Beispiel dafür hat sich im nahen Kronberg er­halten: Himmelstürmerei des nahen Turms Schloss Friedrichshof, das die Witwe des deutschen Kaisers ­Friedrich III., von St. Valentin zitiert; das Ganze ist eine Tochter Queen Victorias, 1889 im Tudorstil errichten ließ. Um ein ver- ein malerisches Capriccio aus behaggleichbar pompöses Anwesen zu finden, muss man rund sechshundert Kilo­ lichem Patrizierhaus und gotischem meter nach Osten reisen. Nach Potsdam nämlich, wo das fast jedem Deutschen Herrensitz. Als Bauherr orientierte bekannte Schloss Cecilienhof steht, das 1914, gleichfalls im Tudorstil gestaltet, sich Robert Weil damit weniger an Wilhelm II. als Wohnsitz des Kronprinzen und im Andenken an seine engli- England als vielmehr an den histoschen Verwandten in Auftrag gab. Während der Cecilienhof geplant wurde – rischen Bauten der Landschaften und bereits davor –, trank man in Berlin bei Kaisers gern eine 1893er Kied- ringsum. Aufmerksame Betrachter richer Auslese aus dem Weingut Robert Weil. finden so manches Bürgerhaus des Auch an das österreichische Kaiserhaus, an die englischen Könige und den Rheingaus in den Lauben­gängen, russischen Zarenhof lieferte das Gut seinen berühmten Riesling – und an die Erkern, Altanen, Zwerchhäusern Stätten des Geldadels: die Luxushotels diverser Großstädte, allen voran das und gotischen Lanzettfenstern der

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» Man muss offen bleiben. Es gibt immer wieder Lektionen.«

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Gewissenhaft und beharrlich hat Werner Knipser aus dem pfälzischen Laumersheim den traditionellen Rebsortenspiegel um rote wie weisse Trauben erweitert. Er wurde damit zum Vor­ reiter und Ideengeber nicht nur der Pfalz. Doch ein Einzel­ kämpfer ist der heimat­verbundene Familien­mensch nicht. Von Martin Wurzer-Berger Fotos Johannes Grau

Alle packen an: Zum Wohl ihres Weinguts arbeiten Werner Knipser, sein jüngerer Bruder Volker und sein Sohn Stephan gern Hand in Hand. Seine Tochter Sabine amüsiert sich am Steuer des piekfeinen Oldtimer-Lieferwagens über das schöne Bild des Familienfleißes.

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Die Einfahrt zum Weingut Knipser liegt direkt an der Hauptstraße von Laumersheim. Die beiden Torflügel sind einladend ge­öffnet. Auf der Hoffläche spielen zwei Kinder in der Sonne, die kurz z­ wischen den Wolken hervorlugt. Der Frühling lässt sich in diesem Jahr ­reichlich Zeit. Vor der Probierstube warten Tische und Bänke auf ­kundige Gäste. Doch die Besucher ziehen heute die großzügige, unauf­dringlich modern gestaltete Probierstube vor. Lachen liegt in der Luft. Wein beschwingt auch an kühlen Tagen.

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abine Knipser, die Tochter des Hauses, führt uns zu ihrem Vater. Durch ältere Gebäudeteile, wo ein betagter Lanz Bulldog auf seine Restaurierung wartet und Gitterboxen mit allerlei Bau- und Arbeitsmaterial und hohe Stapel mit Weinkartonagen lagern. Schließlich öffnet sich ein großes Tor auf eine schmale Straße. Der Blick fällt auf eine hell verputzte, mit roten Ziegeln gedeckte Halle. Seit knapp zehn Jahren schon steht sie hier auf dem ehemaligen Kirchenacker. Bald soll sie für die Geräte und Maschinen des Außenbetriebs erweitert werden. »Am Weingut werden wir dann den Garten schöner machen und einen Barrique-Keller zum Vorzeigen bauen«, freut sich Sabine Knipser. Mit den schlanken Rundbogenfenstern in der Stirnseite und den niedrigeren Seitenschiffen wirkt die Halle fast wie eine Basilika. Eine sakrale Stimmung wird in ihrem zweckmäßigen Innern dennoch kaum aufkommen: zahllose Gärbehälter aus Edelstahl und aus mächtigem Holz, teilweise in zwei Etagen, in der Mitte eine große Filterpresse, die offensichtlich gerade noch im Einsatz war, betriebsame Menschen allenthalben. Weiter hinten liegen die Barriques. Mitten durch

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das Gewimmel technischer Armaturen und hallenhoher Tanks geht es in den Mannschaftsraum. Ein langer Tisch steht in der Mitte.

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en Raum erfüllt ein voller Bratenduft. Werner ­Knipser, angetan mit einer kleidsamen Schürze, kommt mit einem breiten Lachen aus der Küche dahinter. Gerade bereitet er Ochsen­backen für das abendliche Essen vor. Nur Z ­ wiebeln, Tomaten, Lorbeer, Wacholder, Salz und Pfeffer kommen an das Fleisch. »Und für die Bindung eine große Kartoffel. Die fehlt noch.« Sagt es und verschwindet wieder. Die Bäckchen werden wunderbar schmecken. Die Knipsers kochen und genießen gern. Am Tisch wird spätabends zur allgemeinen Erheiterung im schönsten Pfälzisch der Spruch »Wammer wach sin, hammer Hunger, wammer satt sin, simmer mied – Wenn wir wach sind, haben wir Hunger, wenn wir satt sind, sind wir müde« zum Besten gegeben. Aber da haben alle, Werner, Volker, Stephan und Sabine, schon einen sehr l­ angen Arbeitstag und eine ausgedehnte Probierrunde im BarriqueLager hinter sich.


Alles sieht gut aus: Als ein pfälzisches Vorzeigegut präsentieren sich Haus und Hof der Knipsers. Prächtig gelungen erscheint Volker Knipser auch der Spätburgunder, den er prüfend betrachtet.

Der alte Holzweg, der von Laumersheim in den Pfälzer­ wald führt, ist lehmig und aufgeweicht. Auch mit zugeschaltetem Allradantrieb müht sich der Pickup redlich. Die Regenfront, die gerade noch die Tropfen aufs Wagendach prasseln ließ, zieht Richtung Rhein. Ein voller Regenbogen, ein ­stiller Moment angesichts seiner duftigen Vergänglichkeit, dann lebt das angeregte Gespräch wieder auf. Werner Knipser lenkt den Wagen, im Fond sitzt sein jüngerer Bruder Volker. Sie ­kennen hier jeden Quadratmeter. Durch ihre Erzählungen und Be­schreibungen gewinnen die Weinberge, die ganze Landschaft ein klar konturiertes Profil. Jetzt meint auch der Ortsfremde, ein r­ iesiges Amphitheater zu erkennen.

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m Westen zeichnet sich der Höhenzug der Haardt ab, der fast parallel zum Rhein verläuft. An seiner Ostflanke – in seinem Regenschatten – gibt es verhältnismäßig geringe Nieder­schläge. Die reichen aus, um die Reben zu versorgen, und lassen die Trauben trocken und gesund zu hoher Reife finden, besonders um die Weinorte Großkarlbach, Laumersheim und Dirmstein. Zwei flache Hügelketten ziehen sich vom

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Abgang

Wie alles begann … F

ünf Jahre Fine – Anlass für eine kleine Feier mit einigen der renommiertesten Winzer der Welt. Sie und viele andere waren gern u ­ nserer Einladung auf das Weingut Robert Weil gefolgt, um im kleineren und im größeren Kreis einige ihrer besten Weine zu verkosten. Fünf Jahre Fine – Anlass auch für einen Rückblick, nicht nur auf den Erfolg dieses Magazins, sondern vor allem auf den des deutschen Weins und seiner Protagonisten. Vor dreißig Jahren gehörte die Ente vom Lehel im Nassauer Hof in Wiesbaden zu den wenigen Spitzenrestaurants, die sich für deutsche Weine engagierten und sie auf der Weinkarte anboten. Das war revolutionär, aber konsequent, denn in der sich wandelnden Restaurantszene wurde nach trocknen Weinen verlangt, die zum Essen passten. Und die kamen hauptsächlich aus Frankreich. Die 1983er Hattenheimer ­Nussbrunnen Spätlese, eine Exklusivabfüllung des Weinguts Langwerth von Simmern, wurde so zum Referenzwein und zum Vorläufer für viele Weine, die heute in Deutschland entstehen. Die Zahl der engagierten Winzer wächst, die eine hervorragende Arbeit machen und dafür sorgen, dass sich der deutsche Wein heute international wieder mit den größten Weinen der Welt messen kann. ­Während der Vorbereitung zu unserem kleinen Jubiläum fiel immer ­wieder ein Name, der auch von den Winzerkollegen als einer der führenden in Deutschland anerkannt wird: Wilhelm Weil vom Weingut Robert Weil. Das freut mich umso mehr, als wir vor zwei Jahren beschlossen haben, gemeinsam ein Buch über den Riesling und das Weingut Weil zu machen. Zur Einweihung der neuen Kellerei in Kiedrich konnten wir den Band präsen­tieren. Das Weingut, das sich in seiner fast einhundertfünfzig­ jährigen Geschichte einen einzigartigen Ruf für vollendete edelsüße ­Rieslinge erworben hat, war auch an der internationalen Reputation trockner Weißweine aus Deutschland erheblich beteiligt. Bei unserer Jubiläumsverkostung musste Wilhelm Weil mit seinem 2004er ­Kiedricher Gräfen­berg Riesling Erstes Gewächs den Vergleich mit ­großen ­Rieslingen aus Österreich und dem Elsass wahrhaftig nicht scheuen. Vor hundert Jahren genossen deutsche Weine im In- und Ausland enormes Ansehen und erzielten höchste Preise. Um wieder dahin zu kommen, ist es noch ein weiter Weg. Ein Weg, auf dem wir die ­Winzer gern begleiten. Ralf Frenzel Herausgeber

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