FINE Ein Magazin für Wein und Genuss 1|2014 – DUFTSTARS 2014

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Verleger und Herausgeber Ralf Frenzel ralf.frenzel@fine-magazines.de Chefredakteur Thomas Schröder thomas.schroeder@fine-magazines.de Redaktion Carola Hauck Art Direction Guido Bittner Mitarbeiter dieser Ausgabe Bernd Fritz, Susanne Kaloff, Angelika Ricard-Wolf, Alena Schröder Fotografen Guido Bittner, Johannes Grau, Thilo Weimar Verlag Tre Torri Verlag GmbH Sonnenberger Straße 43 65191 Wiesbaden www.tretorri.de Geschäftsführer: Ralf Frenzel Anzeigen Judith Völkel Tre Torri Verlag GmbH +49 (o) 611-57 990 anzeigen@fine-magazines.de Druck Prinovis Ltd. & Co. KG  ·  Nürnberg Fine Ein Magazin für Wein und Genuss ist eine Sonder­beilage des Tre Torri Verlags und erscheint im Verbund mit Fine Das Wein­magazin.

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbe­ dingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Verlag h ­ aftet nicht für unverlangt eingereichte Manus­kripte, Dateien, Datenträger und Bilder. Alle in diesem Magazin veröffent­ lichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt.

Verehrte Leserin, lieber Leser, ein wahres Wunderwerk muss der Geruchssinn des Menschen sein: Mehr als eine Billion Düfte ­sollen unsere Nasen unterscheiden können. Mehr als eine Billion – mit B! Können Sie, wollen Sie das g­ lauben? Uns jedenfalls fällt es schwer, auch wenn uns diese gigantische Zahl von ameri­ kanischen Wissen­schaftlern kürzlich so versichert wurde. Zwar k­ önnen wir alle an diesen schönen Maien­tagen die Nase nicht voll genug kriegen – so ­würzig ist die Luft, so trächtig mit den köstlich­sten Frühlings­aromen. Wald und Flur sind wieder grün, die Blütenpracht der Apfelbäume ist dabei, sich zu entfalten, und auch in der Stadt p ­ rangen Parks und Alleen im frischen Blätterkleid: Da bläht die Nase die Nüstern, und die Seele atmet tief durch. Herr­ liche Lenz­gerüche! »Wenn du«, wie der ­Dichter sagt, »eine Rose siehst«, dann verweile, zieh die Blüte zu dir und verifiziere ihre zwei­hundert­ fünfund­siebzig Duftmoleküle. So viele, das berich­ ten jedenfalls Wissenschaftsjournalisten über die Erkenntnisse der New Yorker Forscher, dringen auf unseren Geruchssinn ein. Sage und schreibe: zweihundertfünfundsiebzig Einzelmoleküle!

Und was sagen wir, nachdem wir den Duft ein­ gesogen haben? »Wie wundervoll«, sagen wir träume­risch, »eine Rose!« Nur was wir auch benen­ nen können, können wir differenziert er­kennen. Wo keine S ­ prache ist, ist für uns auch keine Erkenntnis. Die Nase ist eben kein Labor, unsere Empfindung schert sich nicht um Reagenzgläser, sondern sucht das Kostbar-Komplexe, und unser Gefühl will die subtile Erregung der Sinne. Das ist auch das Betriebsgeheimnis jener ­schönen, kulturstiftenden Branche, die vorgestern Abend in Berlin die »Duftstars 2014«, die begehr­ testen Auszeichnungen der Parfümindustrie und ihrer Kompositeure, vergeben und sich damit selbst manche Frage beantwortet hat. Denn auch das kann ein Parfüm: eine Botschaft sein. Wenn der verliebte Mann um ein Rendezvous bittet, um die Frage aller Fragen zu stellen, kann es geschehen, dass er bei der zärtlichen Begrüßung der Angebeteten ihr Parfüm als die neueste Kreation von Armani erkennt und, noch bevor ein einziges Wort gesprochen wurde, die Antwort weiß. Denn ihr Parfüm trägt einen alles versprechenden Namen: »Sì«.

Ralf Frenzel Thomas Schröder Herausgeber Chefredakteur

6 Serge Lutens: Ein Kapitel für sich 10 Roberto Cavalli: Preiswürdig und animalisch gut 12 Marni: Hautnah und punktgenau 14 Cool Water: Aus Liebe zum Meer 16 Paco Rabanne: Mit Mut zum Unterschied 20 Prada: Die Essenz des Weiblichen 22 Parfüm in der Küche: Ein Kammerspiel 27 Professor Hans Hatt: »Es gibt keinen duftfreien Raum« 30 Yves Saint Laurent: Die Oriental Collection 32 Francis Kurkdjian: Magier der Düfte 34 Nudo: Ein Juwel wird flüchtig 36 Lanoé: Geheimtipp aus der Manufaktur 40 Giorgio Armani: Ein klares Ja 42 Nobilis: Die Gestalt der Düfte 44 Deutscher Parfumpreis DUFTSTARS 2014 46 Michael Michalsky: Ein Interview F I N E   DUF TSTARS 2 014

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»Meine Kompositionen sp

Ein Kapitel für sich: Allerweltsdüfte hat der französische Parfümpoet Serge Lutens noch nie gemacht und gemocht. Das passt nicht zu dem Ästheten, der sein Leben und sein Werk als Fortsetzungsroman sieht. Von Angelika Ricard-Wolf Fotos Johannes Grau

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ein Händedruck ist keiner. Es ist eher so, als ob man eine Feder berührte. Man hat Angst, sie zu zerdrücken. Die Sorge ist unbegründet. Serge Lutens, mittlerweile zweiund­ siebzig, klein, eher zierlich von Statur und stets wie aus dem Ei gepellt, wirkt nur rein äußerlich zart und zerbrechlich. Ganz feinsinniger Künstler, der er zweifellos ist. Doch er ist recht handfest. Fühlt er sich wohl, verwandelt er sich in einen ­Charlot, einen amüsanten Clown, der brillant erzählen, andere Menschen perfekt und aufs Köstlichste imitieren und herzhaft lachen kann. So wie neulich in einer Pariser Galerie, in der er seinen neuen Duft »Laine de Verre« (Glaswolle) vorstellte. Das ist ausgefallen und damit typisch Lutens. Der fran­ zösische Duftästhet gibt seinen feinen Kreationen gern Namen, die alles andere als einladend klingen und ganz und gar nicht zum Näherkommen animieren. Im Gegenteil. Mit »­Boxeuse« (Boxerin), »Tubérose criminelle« (frevelhafte Tuberose), »­Vitriol d’Œillet« (Nelkengift) , »L’Eau froide« (kaltes ­Wasser) oder »La Vierge de Fer« (Eiserne Jungfrau)


iegeln die Wirklichkeit« Strenger Habit: In klassischem Schwarzweiß präsentiert sich der Dandy unter den Pariser Designern – und ebenso inszeniert er seinen Duft »L’Eau Serge Lutens«.

Auf die Frage hat er bloß gewartet, um postwendend einer seiner liebsten Beschäftigungen zu frönen: dem Philosophie­ ren. »Glaswolle ist ein Isoliermittel«, doziert er, »sie schützt vor dem Äußeren. In dem Begriff selbst treffen zwei Gegen­ sätze aufeinander, die sich dennoch ergänzen. Glas ist hart und transparent und zerbricht so schnell wie manche Wahrheit. Wolle ist weich, undurchsichtig, sie kratzt nur manchmal und wird in Maschen etwa zu einem Hemd verstrickt. Nur zusam­ men schützen beide vor etwas, das Gefahr bedeuten könnte.« Was will der Dichter (der er übrigens tatsächlich gern noch werden möchte) damit sagen? »In dieser Kreation steckt Widerstandskraft.« Sie soll wappnen, gegen Isola­ tion oder Ängste. Und Gegensätze einander näher bringen. Durchaus auch Männer und Frauen. Deshalb hat Parfümeur Christopher Sheldrake, sein Alter Ego an der Duftorgel, den von Lutens gewünschten metallischen Aldehyd-Duftpanzer weich mit Moschus und der floral-holzigen Note Cash­meran unterfüttert.

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hat er seinen Anhängern schon einige, wenn auch durchaus wohlige Duftschauer bereitet.

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o reiht sich auch die neueste Kreation des Duftpoeten nahtlos in sein exklusives olfaktorisches Gesamtwerk ein, das mittlerweile siebenunddreißig Parfüms umfasst. »Es ist ein enormes Monster«, mokiert er sich, »das jeden Tag dicker wird.« Ein »Fortsetzungsroman« mit diversen Kapiteln – wie sein eigenes Leben. Das besteht zwar nicht aus siebenunddreißig, aber doch aus einer ganzen Reihe höchst unterschiedlicher Abschnitte. Serge Lutens wird in den Wirren des Kriegsjahres 1942 »als Kind der Liebe«, wie er lächelnd formuliert, in Lille geboren. Die ersten zehn Jahre seines Lebens verbringt er in einer Pflege­ familie. Seine Mutter, die er für ihre Stärke in schweren Zeiten

llerweltsparfüms sind seine Sache nicht. .»Ich mache keine Düfte, die sich prostituieren, die sich aufspielen. Ich bin kein Parfümeur im herkömmlichen Sinn. Das ist nicht mein Metier, das interessiert mich nicht. Ich versuche, in Duft umzusetzen, was Frauen erlebt haben und erleben. Meine Kompositionen spiegeln die Wirklichkeit. Das berührt die Menschen.« Nun also »Laine de Verre «. Das ist im Alltagsleben ein Dämmstoff, der gern für den Brandschutz eingesetzt wird, weil er Temperaturen bis zu siebenhundert Grad standhält. Glaswolle, das assoziiert Rohbau, Handwerk und schuftende Kerle im Blaumann und bestimmt nichts für den Frisiertisch. Aber wer wird das denn so wörtlich nehmen! Da bringt der Schöngeist doch nur wieder eine seiner geliebten Metaphern ins Spiel, oder?

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sehr verehrt, sieht er als kleiner Junge nur selten. Diese Erfah­ rung, eine Mischung aus Einsamkeit und Stolz, bildet bis heute die Basis für sein künstlerisches Schaffen, das den Frauen mit Make-up-Kreationen, außergewöhnlichen Parfüms huldigt und sie in seiner stilistisch makellosen Fotografie überhöht.

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ach einer Friseurlehre und ersten Fotografierver­suchen geht Serge Lutens im Alter von zwanzig ­Jahren nach Paris. Die Zeitschrift Vogue engagiert ihn als Visa­gisten, ­Coiffeur und Stilisten für Mode-Shootings. 1967 holt ihn

Reiche Fülle: Siebenunddreißig Düfte umfasst das olfaktorische Gesamtwerk von Serge Lutens – für ihn »ein enormes Monster, das jeden Tag dicker wird«.

wir nicht missen möchten. Etwas Vertrautes aufzugeben, ist sehr schmerzhaft. Weil es keine kleinen Veränderungen sind, ­sondern extrem beeindruckende. Sie führen zu etwas, das man nicht vorhergesehen hat. Ich habe sehr heftige Perioden durch­ lebt. Danach ist man nicht mehr dieselbe Person, die Sicht­ weise hat sich geändert.« So wechselhaft Lebens- und Berufsweg des Impresarios auch waren, es gibt darin doch Konstanten, an denen er eisern festgehalten hat. Sie waren seine Eckpfeiler und bilden bis heute, wenn man so will, seine Glaswolle. Beruflich gehören

die enge Zusammenarbeit mit Christopher Sheldrake bei der Duftentwicklung dazu und seine inzwischen vierunddreißig­ jährige Verbundenheit mit Shiseido. Privat wird dieser Kokon durch die Liebe zu seiner Wahlheimat Marrakesch ergänzt, wo er seit vierzig Jahren ein Haus besitzt und fast ganzjährig wohnt. Für Fremde ist sein Domizil tabu. Gäste lädt er dort stets in eine Extrableibe, die allein Repräsentations­zwecken dient.

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erlässt er sein kleines, feines Privatimperium, gibt Serge Lutens perfekt den letzten Dandy. Ein Image, das er mit gegeltem Haar und strengem Habit kultiviert. Grundsätzlich trägt er Klassisches in Schwarz, vom Brillengestell bis zu den das Mode- und Parfümhaus Dior als Kreativ­direktor für deko­ extrem weiten Bundfaltenhosen. Nur das blütenweiße Hemd, rative Kosmetik. Lange vor Karl Lagerfeld foto­grafiert Lutens geschlossen bis zum letzten Kragenknopf, kontrastiert effekt­ seine Looks selbst und erreicht mit den avant­gardistischen voll mit der schwarzen Satinkrawatte. Immer hat er auch eine Auf­nahmen Kultstatus. Nach dreizehn Jahren bei Dior dünne, schwarze Kladde dabei, in die er spontan Notizen ­wechselt er zum japanischen Beauty-Konzern Shiseido, wo einträgt. Ist er in Paris, wohnt er nur im »Ritz« und stets im er bis heute unter Vertrag steht. 1982 entwickelt er für das ­selben Zimmer. Es liegt weit oben und ruhig nach hinten, die Unternehmen, das ihm absolut freie Hand lässt, den ersten Spitze des Eiffelturms ist vom Fenster aus sichtbar und grüßt Duft. Den Parfüms gehört seitdem seine Leidenschaft, die er von fern über die Dächer. inzwischen in einer nach ihm benannten Linie pflegt. Dass die Luxusherberge gerade umgebaut wird und Lutens »Jede Richtungsänderung«, kommentiert er sein wechsel­ ins nicht weniger feine »Meurice« ein paar Schritte um die volles Leben, »hat mich weiter nach vorn gebracht. Ich bin Ecke ausweichen muss, stört seine Kreise gewaltig. Ihm fehlt quasi immer wieder im rechten Winkel von meiner bis­herigen der geliebte Sofaplatz neben einer der Säulen im Foyer des Linie abgewichen.« Das ist ihm nicht immer leicht gefallen. »Ritz«. Es ist sein favorisierter, weil diskreter Spähposten für »Der Lebensweg bringt die Notwendigkeit mit sich, sich zu ausgedehnte Studien am lebenden Lobby-Passanten. Schließ­ verändern, Neues auszuprobieren. Aber es gibt Dinge, die lich braucht er Vorbilder für seine nächste Pantomime.  >

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Lange hat der italienische Parfümlizenz gewartet. Es h umsetzen – dafür wird er j

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Kylie Minogue, Jennifer Lopez oder Miley Cyrus tragen seine umwerfenden Kreationen gern beim Gang über den roten Teppich – für einen supersexy Auftritt im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Tigerstreifen mäandern nun auch um die goldene Ver­ packung für das neue, nach Roberto Cavalli benannte Parfüm. »Gold ist Freude und Leben«, begründet der Showeffekte lie­ bende Roberto die glänzende Farbwahl. Ins Duftgeschäft ist er, ungewöhnlich für einen so erfolgreichen Modemacher, ­relativ spät eingestiegen. Immerhin gründete er sein Label schon 1972, das erste Parfüm lancierte er aber erst dreißig Jahre ­später. Er habe, sagt er, lange auf das richtige Angebot gewar­ tet. Erst als Coty ihm einen Vertrag anbot, der ihm ein ­großes Mitspracherecht bei der Gestaltung von Duft, Packaging und Werbung einräumte, ging der heute Dreiundsiebzigjährige unter die Parfümpaten.

uf dicken, weichen Tatzen federt der Tiger durch den Werbe­spot für das neue Signaturparfüm von Roberto Cavalli. Als Symbol für die animalische Wildheit, die in der Duftmischung aus rosa Pfeffer, Orangenblüten und Tonka­ bohnen steckt und zu der sie, subtil aufgesprüht, möglicher­ weise verführt. Das Reklame-Raubtier stammt nicht aus der Menagerie des italienischen Modemachers, der ein Faible für Tiere hat, je exotischer desto besser. Auch ein lebender Tiger gehörte durchaus mal zu seinem Haushalt. Der Maestro hatte ihn mit dem Fläschchen groß gezogen, wie Erinnerungs­ fotos in seinem Wohnzimmer beweisen. Entsprechend präch­ tig entwickelte sich der Knabe. So gut, dass er schnell ein ­kleiner Kraftprotz wurde und die Dimensionen der – selbst bei C ­ avallis Latifundien irgendwann begrenzten – Haustier­ haltung sprengte. Noch heute bedauert sein Ziehvater, dass er die Wildkatze in den Zoo geben musste. ohl wissend, was seine Fangemeinde von ihm erwar­ Dafür hat er dessen wunderschön gezeichnetes Fell tet, setzt er auch bei Parfüms auf Glamour pur. Für den auf ­vielen Stoffen verewigt. Tigerstreifen gehören zu den vergangenes Jahr lancierten Duft »Just Cavalli« engagierte ­Klassikern der Animal Prints, aus denen der Couturier mit er als Kampagnengirl Georgia May Jagger, die bildhübsche Vorliebe seine weibliche Formen umschmeichelnden K ­ leider Tochter von Rolling Stone Mick und Fotomodell Jerry Hall. schneidert. Sie haben ihn weltberühmt gemacht. Stars wie Sie posierte für den provokanten Mix mit Ingredienzien aus

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Fotos: Cavalli

Von Angelika Ricard-Wolf Foto Thilo Weimar


rdig und animalisch gut

e Designer Roberto Cavalli auf den richtigen Partner für seine hat sich gelohnt. Bei Coty kann er seine Duftideen stilgerecht jetzt von der Fragrance Foundation ausgezeichnet.

tahitianischen Tiaré-Blüten und Palisanderholz in hautengen Leggings im Python-Print. Schließlich hat Roberto Cavalli auch mal eine Boa Constrictor besessen.

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Signature, Acqua, Nero Assoluto und Exotica heißen die Düfte, die Meisterparfümeurin Louise Turner für Roberto Cavalli komponiert hat. Sie sind Ausdruck jener Italianità, die der Modedesigner verkörpert.

ür die aktuelle Parfümwerbung ist neben dem Tiger die gebürtige Italienerin Elisa Sednaoui am Start. Das Super­ model, übrigens eine Patentochter des Schuhdesigners Chris­ tian Louboutin, zieht in einem atemraubenden bodenlangen Nichts aus hauchdünner Seide im Tigerprint alle Blicke auf sich – und den Duft. Die Wahl fiel auf sie, weil »sie sich wie eine Raubkatze bewegt«. Was Elisa mit ausgefahrenen Finger­ nägel­krallen bestätigt: »In mir steckt ein Tiger.« Für die kongeniale Umsetzung seines extra­vaganten Modestils in ebenso verführerische Parfüms »mit dem ge­wissen Etwas« wird Roberto Cavalli dieses Jahr von der ­Fragrance Foundation Deutschland mit dem Persönlichkeits­ preis geehrt. Die Auszeichnung wird für »herausragendes Engagement« in der Duftbranche nur alle paar Jahre ver­ liehen. Karl L ­ agerfeld und Jean Paul Gaultier gehören zum kleinen Kreis der Aus­erwählten. Ehrensache, dass Roberto Cavalli zur Übergabe des Preises, die bei der Verleihung der Duftstars 2014 in ­Berlin stattfindet, sein Erscheinen ange­ sagt hat. Allerdings ohne Tiger.  >

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Fotos: Davidoff

Aus Liebe zum Meer Davidoff Cool Water engagiert sich für den Schutz der Ozeane Von Alena Schröder

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ann ein Parfüm Gutes tun? Aber ja, es kann. Im Fall von Davidoff Cool Öffentlichkeit über die Notwendigkeit und den Nutzen solcher Schutz­zonen Water stimmt das sogar in mehrfacher Hinsicht: Seit 1988 sorgt dieser informiert werden. Zu diesem Zweck drehen die Forscher und Aktivisten Klassiker dafür, dass Männer nicht nur wie schaumgeborene Meeresgötter spekta­kuläre Unterwasser-Filme, informieren über ihre Expeditionen in Web­ duften, sondern auch ein wenig mehr Augenmerk darauf legen, wie solche blogs, Büchern und Zeitschriftenartikeln. Im April begann die aktuelle Expe­ auszusehen. Der Cool-Water-Mann, in wechselnder Besetzung von Models dition an die Südküste Mosambiks, Heimat einer großen Population von und Schauspielern verkörpert, taucht in den Werbekampagnen s­ einen per­ Manta-Rochen und Walhaien. fekt ausdefinierten, muskulösen Körper in stahlblaue Fluten – und das seit islang steht nur ein Prozent der gesamten Meeresfläche der Erde unter nunmehr sechsundzwanzig Jahren. Diesem Körperideal ­schwitzen seither ganz normale Männer überall auf der Welt in Fitnessstudios entgegen. Und Naturschutz – mindestens zwanzig Prozent sollen es durch die Mission ­Millionen Frauen träumen davon, zusammen mit einem Cool-Water-Mann von »Pristine Seas« werden. Davidoff Cool Water unterstützt diese Expedi­ tionen mit weltweiten Kampagnen – und indem es seine Fans dazu aufruft, an den Strand einer einsamen Insel gespült zu werden. Doch Davidoff hat mit seinen Cool-Water-Kampagnen nicht nur der ganz konkret etwas für den Schutz der Meere zu tun. Schönheit des männlichen Körpers gehuldigt, sondern immer auch der Schön­ Der letzte Cool-Water-Mann und zugleich das Gesicht der »Love the heit und Kraft des Ozeans. »Love the Ocean«: Unter dieser Devise hat sich Ocean«-Kampagne war der amerikanische Schauspieler Paul Walker, der im Davidoff nun mit der National Geographic Society zusammengetan, um deren vergangenen November bei einem Autounfall ums Leben kam. Walker, der »Pristine Seas Project« zu unterstützen. Im Rahmen dieses Projekts suchen in Kalifornien Meeresbiologie studiert hatte, stand nicht nur optisch für das Wissenschaftler nach unberührten Meereszonen mit dem Ziel, sie als Reser­ Ideal­bild des Cool-Water-Manns – er fühlte sich der Aufgabe, den Ozean vate ausweisen zu lassen. Die Erforschung dieser Gebiete und die Dokumen­ als einzigartigen Lebensraum zu schützen, besonders tief verbunden. Seit tation des Lebensraums zahlreicher Meeresbewohner sind nur ein Teil der ­frühester Kindheit sei er vom Meer und seinen Bewohnern fasziniert ge­wesen: Mission, der wichtigste ist die Lobbyarbeit: Regierungen müssen für die Idee »Der erste Seestern, die erste Seeanemone, der erste Seeigel – das hat mich von Meeresreservaten in ihren Hoheitsgewässern gewonnen, eine kritische nie wieder losgelassen«.  >

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Hautnah und punktgenau Marni:

Von Susanne Kaloff

Vorurteile gibt es, die halten sich ewig: Frauen brauchen High Heels, um sexy auszusehen. Dabei ist der aufrechte, (selbst-)sichere Gang viel attraktiver. Das italienische Modelabel Marni steht nicht für Stöckelschuhe und Pencil Skirts, sondern für Bewegungsfreiheit. Für gerade Schnitte, Kleider in A-Linien-Form und für bequeme Schuhe, in denen man zwar nicht unbedingt einem Mann, aber schnell mal dem Bus hinterherlaufen kann. Marni macht Frauen. Und Düfte. Die sind alles andere als zuckrig-süß. Sie unterstreichen die Aura moder­ ner, selbstbewusster Frauen durch würzige Noten und die Aromen edler Hölzer. 14

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Fotos: Marni

keine Mädchenmode, sondern Kleider, Taschen, Schuhe und Accessoires für gestandene


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onsuelo Castiglioni ist der kreative Kopf hinter Marni. Die Halbchilenin wuchs im Tessin auf und gründete 1994 mit ihrem Mann, dem Kürsch­ Zum Sprühen oder Tupfen: Tupfen. Die ner Gianni Castiglioni, die Modefirma Marni in typischen Marni-Punkte zieren den Flakon Mailand. Sie tat das mit Leidenschaft, auch wenn sie keinerlei Ausbildung auf dem Gebiet der Mode des Eau de Toilette, das Handtaschenspray hatte. Anfangs stand sie ihrem Ehemann lediglich und das Marni-Püppchen, das es nur in beratend zur Seite. Doch schon bald präsentierte sie ihre erste eigene Kollektion, die in der Haupt­ limitierter Auflage gibt. sache aus Pelzen bestand. Die Unverfrorenheit, mit der sie mit dem Material umging – sie ließ die Felle kurz scheren und färbte sie ein –, war absolut neu. ein Stil-Diktat. Die typische Marni-Kundin ist Nicht nur damit erregte das Label schnell interna­ eine vielseitig interessierte, neugierige Frau, die tionale Aufmerksamkeit. Auch durch expressive sophisti­cated genug ist, um sich nicht jedem Mode­ Farbkompositionen, geometrische Formen, gewag­ trend zu unterwerfen. Und weil die Modelle zeit­ ten Mustermix, aber auch naiv anmutende Blumen­ los sind, können sie gern auch noch in der über­ prints. Die fünf Großbuchstaben MARNI stan­ nächsten Saison getragen werden. Übrigens wird den von Anfang an für Schnörkellosigkeit. Was alles, vom Prototyp bis zur Konfektion, in Mai­ sie bedeuten? Da könnte man jetzt spekulieren. land gefertigt. Es gibt einen Thriller von Alfred Hitcock, dessen Im Jahr 1998 folgten Accessoires: Handtaschen Titel­figur am Ende allerdings mit einem e geschrie­ und Schuhe mit der typischen Marni-­Signatur. Was ben wird und schon deshalb als mögliche Vorlage mit Damenmode erfolgreich begann, wurde 2002 verworfen werden muss. Lösen wir es auf: Marni durch eine Linie für Herren ergänzt. ­Consuelo ist der Spitzname der Schwägerin von Consuelo ­Castiglioni hat noch eine weitere Leidenschaft: ­Castiglioni, der Schwester von Gianni Castiglioni, Interieur Design. Sie kümmert sich selbst um die Inneneinrichtung der mehr als hundert Marnidie Marina heißt. Bei Marni geht es um die vielen Möglich­keiten, Shops auf vier Kontinenten. Es gibt sogar Tep­ die das Leben und die Mode bieten, und nicht um piche aus der Casa Marni. Sie tragen Namen wie

Anemone, Margherita oder Summer Flowers. So kann man sich das beliebte Design auch ins Wohn­ zimmer holen. Im vergangenen Jahr kamen die Par­ füms hinzu. Düfte sind häufig eine logische Konsequenz in der Modebranche, weil sich die Kundinnen mit ihrem Label hautnah identifizieren möchten – als olfaktorische Verlängerung eines Looks, der ihn nuanciert ergänzt. Bei Marni sind auch die Namen der beiden Duftlinien so schnörkellos wie der Look: Marni Marni und Marni Rose. Der erste atmet rosa Pfeffer, Ingwer, Weihrauch und Zimtrinde, der zweite Rosen, Kardamom und Himbeere. Beiden gemeinsam ist die Aura der Individualität. Der Flakon erzählt eine Geschichte: Vor zwan­ zig Jahren fand Consuelo Castiglioni auf dem Flohmarkt eine alte Flasche. Die diente ihr als Inspiration für den Marni-Flakon. Hier ­findet sich das typische Punktemuster wieder. Auch die kleine Marni-Puppe, die es in limitierter Auflage zum Handtaschenspray gibt, trägt ein Polka-Dot-Röckchen. Die künstlerische Leitung liegt nach wie vor in den Händen von Consuelo Castiglioni, die admi­ nistrative Führung hat Gianni Castiglioni inne, und für den Internet-Vertrieb ist Tochter ­Carolina ­Castiglioni zuständig: ein Weltkonzern made in Italy und ein Familienbetrieb zugleich.  > F I N E   DUF TSTARS 2 014

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Mit Mu Unter Von Angelika Ricard-Wolf

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us der Mode hatte sich Firmengründer Paco Rabanne schon seit längerem peu à peu zurückgezogen. Er hat dar­ unter ohnehin immer eher Kunst als Kommerz verstanden. Was vielleicht an seiner philantropischen Grundhaltung liegt, die er mit einem ausgeprägten Hang zum Übersinnlichen

Untragbar? Nicht unbedingt, wenn auch nur zu ausgesuchten Gelegenheiten. Die eigenwilligen Schöpfungen von Paco Rabanne, des »Meisters«, wie ihn Vincent Thilloy fast ehrfürchtig nennt, erinnern mehr an skulpturale Kunstwerke und sind doch edle Damenroben.

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Fotos: Paco Rabanne

er Mann am Schreibtisch steht unter Beobachtung. Modeschöpfer Paco Rabanne hat ihn mit magischem Blick im Visier. Vom Porträtfoto aus, das feingerahmt im Regal steht. Vincent Thilloy hat es so postiert, dass ihm Rabanne auf Augenhöhe begegnet, wenn er von der Arbeit aufschaut. Zwecks stummer Zwiesprache mit dem »Meister«. So nennt er Rabanne, dessen Pariser Mode- und Duftlabel er ziel­strebig runderneuert. Das tut der Neunndvierzigjährige seit dreizehn Jahren. Die 1965 gegründete Marke hatte ihre Glanzzeiten hinter sich, als Vincent Thilloy anfing, ihr mit in rascher Folge lancier­ ten Düften neues Leben einzuhauchen. Mit den Parfüms XS, 1 Million, Lady Million und Invictus holte er sie »von der Vor­ stadt in die Parkallee« zurück. Im internationalen Duft­ranking von Platz 25 unter die Top-Five der Branche aufzurücken, das sei im Beauty-Business der letzten zehn Jahre »der größte Erfolgssprung« gewesen. Er weiß, warum er Sneaker trägt. Vincent Thilloy, Vice President der Marke Paco Rabanne, hatte das richtige Gespür, wo er anknüpfen musste, um ihr zum Comeback zu verhelfen. Denn mit ­Düften wie Calandre oder Pour Homme hatte sie bis dahin überhaupt überlebt – finan­ ziell und im Bewusstsein der Kunden.


ut zum rschied

Wie der Pariser Manager Vincent Thilloy die französische Mode- und Parfümmarke Paco Rabanne mit fashionablen Düften und Kollektionen wieder zu einem Top-Label macht.

pflegt. Er liest regelmäßig in der Bibel, im Koran und in hin­ »Er liebt das Design«, sagt Thilloy, »klar, bei seinem Back­ duistischen Schriften. Der gebürtige ­Spanier, der als Kind mit ground.« Von dem Flakon des Herrendufts 1 Million in Form seiner Mutter vor den Faschisten nach Frankreich floh, hatte eines Goldbarrens war der Grandseigneur besonders angetan. ursprünglich Architektur studiert. Sein Professor war Auguste »Er meinte, der Entwurf hätte von ihm sein können.« Ein ver­ Perret, der Erfinder des Eisenbetonbaus. Was die Vorliebe baler Ritterschlag für den Manager, der bei allen Projekten des späteren Designers für technische Materialien wie Metall, versucht, Rabannes modernistischen Stil zeitgemäß zu inter­ Kunststoff oder Glasfasern erklärt. Bevor er sich mit einem pretieren. »An den alten Codes festzuhalten«, sagt er, »wäre eigenen Couture-Atelier selbständig machte, arbeitete er als das Einfachste. Aber auch der größte Fehler.« Es genüge nicht, Zeichner bei so großen Pariser Mode­schöpfern wie Pierre die Kernelemente der Marke, etwa eine gewisse Einfachheit ­Cardin, André Courrèges und Hubert de G ­ ivenchy. Im Gegen­ in Linienführung und Formgebung oder die Verwendung satz zu diesen sah er sich jedoch nie als ­Schneider, sondern als bestimmter Materialien wie Metall, eins zu eins zu kopieren. Bildhauer. Entsprechend formte er seine ­Kleider. Sie waren wie »Die größte Herausforderung ist, dass man sich die Freiheit Jane Fondas spektakuläres Barbarella-­Plastikoutfit E ­ yecatcher, nimmt, die DNA visionär zu interpretieren.« avantgardistisch und selten alltagstauglich, geschweige denn im Sitzen tragbar. Legendär sind seine Ketten­hemden, die as Motto dafür lautet kurz und knapp: »Dare to be diffe­ er aus Tausenden von Einzelteilen mit Ringen zusammen­ rent«. An dieser Maxime orientiert sich Vincent ­Thilloy löten ließ. und riskiert ganz bewusst, aus der Reihe zu tanzen. Oder ist Inzwischen ist der Futurist, der sich selbst nie als solcher vielleicht schon zuvor einmal jemand auf die Idee gekom­ sah, die Kollegen aber als »Zuspätkommer«, achtzig Jahre alt. men, ein Parfüm ausgerechnet in Pseudo-Goldbarren abzu­ Aus dem operativen Geschäft hält er sich heraus, es gehört füllen? Der Schalk blitzt aus seinen braunen Augen – gelungen ohnehin seit Jahrzehnten zum Imperium der spanischen der Streich gegen diese Armada »rechteckiger Flakons«, die Unternehmerfamilie Puig (Prada, Valentino, Mango). Kalt ­seiner Meinung nach die Szene beherrschen. »Paco Rabanne lässt ihn die Zukunft des Labels trotzdem nicht. war nie konventionell«, sagt er, »und dennoch eine luxuriöse Welch ein Glück, dass seine Prophezeiung, die sowjetische Marke. Sie ist dabei nicht abgehoben, sondern populär wie Raumstation »Mir« würde 1999 auf Paris stürzen, nicht ein­ manche Musik.« Kein Bayreuth, sondern »mehr ein ­Chanson getroffen ist. Sonst könnte er wohl kaum sporadisch im Büro von Serge Gainsbourg«. von Vincent Thilloy an den Champs Elysées aufkreuzen, um Dessen erotischer Evergreen »Je t’aime – moi non plus«, zu schauen, was der so mit seinem Logo anstellt. den er 1969 zusammen mit Jane Birkin erotisch veratmete,

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Unbezahlbar? Nicht unbedingt, auch wenn die aufwändige Verpackung von »1 Million« und die an einen geschliffenen Diamanten erinnernde Version für Damen das glauben machen mögen. Im Siegespokal kommt Invictus, der aktuelle Duft von Paco Rabanne, daher; und der Flakon von Calandre, Paco Rabannes erstem Herrenduft von 1968, ist

Zusammenarbeit getrennt. »Es ist wie in der Ehe, man kann sich scheiden lassen«, sagt der lange verheiratete Vater dreier Kinder zwischen zehn und achtzehn Jahren. »Ehrlich, es ist megaschwer, den richtigen Designer zu finden. Das war das Komplizierteste, was ich bisher regeln musste.« Seit Sommer vergangenen Jahres setzt er auf Julien D ­ ossena. Der dreißigjährige Franzose hat zuvor mit Nicolas G ­ hesquière für Balenciaga gearbeitet und mit seinem P ­ artner Lion Blau ein eigenes Label gegründet. »Der passt prima zu uns«, froh­ lockt Thilloy. Er hat ihm die volle Verantwortung für die Modelinie übertragen, die natürlich »tragbar« sein muss. Und es auch ist, wie die jüngste Schau im Februar bewies, bei der die neue Herbst- und Winterkollektion vorgestellt wurde. Mit schmalen Silhouetten, feinen grafischen Effekten und Materi­ alien wie Leder und metallisch glänzenden ­Stoffen knüpfte er lässig und schick an die einstigen Astronauten-­Monturen des »Meisters« an. »Eine solide Kollektion«, urteilte die Branchen­ vertont perfekt die für Rabanne so typische Provo­kation. bibel »Women’s Wear Daily«, »die bestätigt, dass er eines der ­Vincent Thilloy, der aus der französischen Schuhstadt Romans- aufstrebenden Talenten von Paris ist«. sur-Isère in der Region Rhône-Alpes stammt und mit Mode ossena könnte ein Glücksgriff für Vincent Thilloy sein. von klein auf vertraut ist, hat die Herausforderung angenom­ men und auf die Parfüms übertragen. Alle neuen Düfte sind Hier der junge Designer, der die Chance hat, ein ganz nicht nur metallisch gold- oder silberglänzend für ihren Auf­ Großer zu werden. Dort eine Firma im Besitz der Familie Puig, tritt gerüstet, sie tragen auch offensive Namen: XS assoziiert die im Gegensatz zu den Shareholdern großer ­Companies Exzess, 1 Million die reiche Beute in Rezessionszeiten und nicht mit schnellen Erfolgen verwöhnt werden muss, son­ Invictus die Unbesiegbarkeit. Eine Art self-­fulfilling prophecy. dern Spielraum lässt. »Klar, das gehört zur Story«, sagt er grinsend, »manchmal sind Vincent Thilloy ist im Prinzip in der gleichen komfor­ tablen Ausgangssituation wie Chanel 1983, als Karl L ­ agerfeld einfache Ideen eben die besten.« zum Erfolg des Unternehmens und zu seinem eigenen antrat. icht so leicht tut er sich mit der Mode, die er seit 2012 »Man muss bescheiden bleiben«, wiegelt Thilloy etwaige aufleben lässt. »Mit Parfüms haben wir die Marke ­Parallelen ab, »wir müssen die Rabanne-Frau zunächst über ­wieder aufgebaut. Jetzt geht es darum, sie breiter aufzu­stellen, die Mode definieren. Erst wenn eine Fashion-Marke bedeu­ sie mit Fashion zu bereichern. Ich erwarte von den Kollek­ tend ist, kann sie Accessoires wie Schuhe oder Taschen on tionen, dass sie in den kommenden zehn, zwanzig ­Jahren top setzen.« Dann muss er allerdings doch in gewohnt ver­ ­wieder die Essenz des Labels sind.« Die Resonanz auf die schmitzter Manier g­ rinsen: »Ich klopf mal auf Holz. In dieser ­ersten Schauen war positiv. Trotzdem hat sich Vincent T ­ hilloy Branche braucht man einen langen Atem. Aber diese Marke von den je­weiligen Designern, den renommierten Mode­ ist immer für Überraschungen gut.« Pause. »Weil sie keine machern Manish Arora und Lydia Maurer, schon nach kurzer Grenzen hat.«  >

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Fotos: Paco Rabanne

an eleganter Schlichtheit kaum zu übertreffen.


Mit Gaggenau beginnt perfekter Weingenuss schon vor dem Öffnen der Flasche.

Der Unterschied heißt Gaggenau. Zum Genuss gehört immer auch das Warten auf den perfekten Moment. Genau das wird mit unseren Weinklimageräten zum sinnlichen Erlebnis: Sie erfreuen das Auge und bestehen aus Materialien, deren besondere Güte fühlbar ist. Zudem reifen Ihre Schätze hier auf vibrationsarmen Flaschenablagen in separaten Klimazonen. Der Anspruch ist dabei der gleiche, den Sie auch an exzellente Jahrgänge haben: Perfektion für alle Sinne. Informieren Sie sich unter 089 20 355 366 oder unter www.gaggenau.com.


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PRADA PROUDLY PRESENTS

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DIE ESSENZ DES WEIBLICHEN

Fotos: Prada Parfums

Wann immer man versucht, sich dem Subtilen zu nähern, ringt man um Worte. Beim Parfüm beispielsweise: Sein Duft kann aufdringlich sein wie seine Trägerin, zart wie ein Buschwindröschen oder herb wie ein Gin T ­ onic. Er kann die ganze Komplexität der Weiblichkeit in sich vereinen. ­Bevor es zu poetisch wird: Es geht um die Düfte aus dem Hause Prada und ihre visuelle Umsetzung.

Von SUSANNE KALOFF

Amber: Daria Werbowy, das ukrainisch-kanadische Topmodel, stöckelt, tanzt und fährt durch Berlin – sehr feminin, selbstbewusst und so tiefgründig wie der Duft, der mit ihr schwebt.

Dass heutzutage niemand mehr ein Kleid nur wegen seines

Berlin, die ausschließlich Schönes zeigt. Scott, der eher für

vorteilhaften Schnitts kauft, ist ja kein Geheimnis; es geht

Actionfilme wie »Alien«, »Blade Runner« und »Gladiator«

immer auch um die Ideologie, die ein Label verkörpert. Das

berühmt ist als für Duftwasser-Reklame, lässt die an­mutige

ist in der Welt der Düfte nicht anders, zumal man bei der

Daria Werbowy sich durch die Stadt träumen. Das Super-

Vielzahl der Flakons ohnehin zu einem Spürhund oder eher

model ist eine der schönsten Frauen der Welt. Dieser Film

einem Trüffelschwein werden müsste, um unter Tausenden

wirkt nicht wie ein Werbespot, dafür ist er zu geheimnisvoll

das eine zu finden. Miuccia Prada ist eine kluge Frau mit großem Stilempfinden.

ein Lebensgefühl. Alles in diesem Film ist schön, einfach nur

Sie ist für die Designs der Labels Prada und Miu Miu ver-

schön. Das schönste aber ist das Gedicht, das Daria Werbowy

antwortlich und offenbar auch leidenschaftliche Cine­astin. Die Werbespots für ihre Duftkreationen gleichen Meister­ werken aus Hollywood. Kein Wunder: Filmregisseure wie ­Ridley Scott, Wes Anderson und Roman Coppola (ja, das ist der Sohn von Francis Ford) wurden damit beauftragt. Als sie 2004 beschloss, in den Parfüm-Markt einzusteigen, ließ sie Jordan Scott mit seiner Tochter Ridley für ihre Parfümreihe »Amber« den Kurzfilm mit dem Titel »Thunder Perfect Mind« mit Model Daria Werbowy drehen. Nach der Premiere des Fünfminüters auf der Berlinale l­öste er weltweit Begeisterung aus. Eine elegante Hommage an

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und – da ist es wieder – zu subtil. Er präsentiert – bis auf eine winzige Sequenz ganz am Schluss – kein Produkt, sondern


aus einem Büchlein rezitiert, während sie durch Berlin läuft,

schen schwarz­gelockten Jünglingen. Im Schönheitssalon, wo

stöckelt, tanzt, U-Bahn oder, mit nicht viel mehr als einem

­Candy unter der Trockenhaube sitzt und gleichzeitig mani-

BH bekleidet, Taxi fährt. »Bronte« oder »The Thunder. Perfect

und pedikürt wird, seufzt sie zornig: »Hätte ich die beiden

Mind« lautet der Titel dieses gnostischen Textes, der 1945 im

nicht innerhalb von drei Stunden kennengelernt, wäre ich

ägyptischen Nag Hammadi gefunden wurde, die Selbstoffen-

jetzt einfach nur verliebt.«

barung eines weiblichen göttlichen Wesens, in der es heißt: »Denn ich bin die Erste und die Letzte.

In wenigen Tagen, pünktlich zur frühsommerlichen Blüten-

Ich bin die Geehrte und die Verachtete.

pracht, kommt Prada Candy Florale als Eau de Toilette auf

Ich bin die Hure und die Hehre.

den Markt, der neue blumige Duft von Parfümeurin ­Daniela

Ich bin das Weib und die Jungfrau.

Andrier. In dem kurzen Spot setzt der Amerikaner Stevan

Ich bin die Mutter und die Tochter.«

Meisel, einer der weltweit führenden Modefotografen, Léa ­Seydoux ganz anders in Szene: nicht als hitzköpfige ­Kindfrau

Was diese Lyrik mit Patchouli, Mimose, Amber und Bitter­

im atemlosen Zwiespalt der Gefühle, sondern hauchzart, zer-

orange zu tun hat? Der Duft von Prada soll das Wesen

brechlich, verspielt, verträumt, fast feenhaft. Auch das ist

der Frau in all seiner Vielschichtigkeit, seiner Zerrissenheit

Candy. >

Candy: Léa Seydoux, die französische Schau­spielerin, spielt für Candy l’Eau mit zwei charmanten Galants – unbeschwert, zornig und so jung wie der Duft, der zu ihr passt. Für Candy Florale ist sie die zarte, verträumte Märchenfee.

und s ­ einen Widersprüchen ausdrücken. Das wird auch in jenem Spot offenbar, den Anderson und Coppola für C ­ andy l’Eau ­drehten. Er erinnert an Truffauts »Jules und Jim«, den ­Klassiker der Nouvelle Vague aus dem Jahr 1962: Zwei ­Männer, eine Frau. Für den schwungvollen, fröhlichen Duft mit ­Karamell und Moschus wurden drei quirlige Episoden mit der hin­reißenden Schauspielerin Léa Seydoux gedreht: Sie kann sich einfach nicht entscheiden zwischen zwei hüb-

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Parfüm in der

Ein Kammerspiel in dreize Von Bernd Fritz Fotos Guido Bittner

Wissenschaft trifft Kochkunst, beide bilden ein Team und liefern sich ein elf Gänge langes Match mit der Parfümeurkunst. So könnte die Zusammen­ fassung eines kulinarischen Experiments lauten, das diesen Frühling im rheinischen Bad Neuenahr Gaumen und Nase der Teilnehmer faszinierte. Die Parfümseite hatte dreizehn Düfte von Givenchy aufgestellt, die Wissenschaft den ­Mainzer Physik­ professor und Molekularküche-Forscher Thomas Vilgis und die Kochkunst den Schweizer Trend­ koch Rolf C ­ aviezel sowie die ­deutsche Gastro-Ikone Hans Stefan Steinheuer.

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er Part von Vilgis und Caviezel bestand in der Konzep­ tion des Menüs und der Entwicklung parfümkompa­ tibler Rezepte (Arbeitstitel »Das Parfüm der Küche«), der Prolog: Die Damendüfte Amarige und Organza nehmen Part von Steinheuer in der kongenialen Umsetzung. Und zwar es mit dem 2004er Moët & Chandon Grand Vintage auf. durch die Küche seines Zwei-Sterne-Restaurants »Alte Post«, in dem sich acht Probanden, darunter zwei leitende Damen von Givenchy, erwartungsfroh der anspruchsvollen Aufgabe es sodann mit einem Deckel zu versehen. Für den Schnupper­ des kritischen Verkostens stellten. versuch wird dieser abgenommen, und die Duftkomponen­ Präsentiert wurden die Düfte mit der innovativen ten des dergestalt verdünnten Elixiers verlassen das Glas für Emul­sions­methode: Ein Trinkglas wird daumenhoch mit den gewünschten Zeitraum und zudem in moderater Intensi­ geschmacksneutralem Mineralwasser befüllt, in welches das tät. Denn gegen das reine Parfüm als Konzentrat stärkster jeweilige ­Parfüm zwei, dreimal kräftig eingesprüht wird, um Riechstoffe anzukommen wäre für Essen wie Wein ein Ding

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Küche

ehn Düften

Zweiter Akt, erste Szene: Jakobsmuscheln gebraten mit Fenchel-Cotta und Muschelbouillon treffen auf den rosigen Damenduft Very Irrésistible Givenchy L‘Intense, begleitet von einem 2012er Chardonnay Cloudy Bay.

Erster Akt, erste Szene: Die Maki-Rolle mit ihrem zarten Tabak­ hauch stellt sich der holzigen Note des Herrendufts Play Sport.

der Unmöglichkeit und verhülfe lediglich dem alten Diktum Herbert Achternbuschs zu neuerlicher Geltung: Du hast keine Chance, also nutze sie. Gelegenheit dazu boten der Apéritif, zwei Entrées, drei Hauptgänge und sechs Desserts, die es mit sieben Damenund sechs Herrendüften zu tun bekamen. Den Schnüffel- und

Schmeck-Marathon in voller Länge zu schildern ist leider aus Platzgründen nicht möglich, halten wir uns daher an einigen der packendsten Momente schadlos, deren erster schon beim Apéritif zu notieren war. Der Champagner, ein 2004er Moët & Chandon Grand Vintage, wurde mit gleich zwei Damendüften konfrontiert,

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»Amarige« und »Organza«. Ersterer trumpfte mit kräftigen Noten von Zitrus, Pfirsich und Pflaume auf, die das zarte Fruchtaroma des Champagners in einer Weise zudeckten, dass sich die Hefe des Schaumweins zum beherrschenden Geruchs­eindruck aufschwang. »Organza« hingegen, über­ wiegend fl ­ oral mit Geißblatt, Gardenie, Jasmin und YlangYlang, verhalf der Fruchtigkeit des Moët erst so recht zur ­Geltung. Der Erkenntnis­gewinn: Ergänzende Aromen ­können dem Genuss mit­unter besser dienen als allzu ähnliche. Das zweite Entrée, eine Verrine, durfte sich mit einem Herrenduft paaren: »Gentlemen Only«. Die Kopfnote des Eau de Toilette wartete unter anderem mit Grüner Manda­rine und Rosa Pfeffer auf, die Herznote mit Patchouli und Zeder und die

Basisnote mit Weihrauch. Analog war am Boden des Verrine-­ Glases ein Würfel süßlich-rauchig confierter Schweine­bauch platziert worden, in der Mitte Veilchen­tapioka-Perlen und Ziegenkäse und oben Grüner Apfel mit Spargel. R ­ esultat: ein perfektes Zusammenspiel ähnlicher, sich gegenseitig gar ver­ stärkender Geschmacks- und Dufteindrücke. Die Hauptgänge, zweimal Fisch und einmal Fleisch, ­wurden von Hans Stefan Steinheuer beigesteuert. Gebratene

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Jakobsmuscheln mit Fenchel-Cotta und Muschel­bouillon, Seezunge mit Sellerie und Kaffee sowie über Holzkohle ge­bratenes Lamm mit Paprika, Artischocke, Aubergine und Polenta lieferten sich, önologisch begleitet von Sauvignon Blanc, Merlot und Malbec, herrliche Aromen-Matches mit ihren Parfüm-­Partnern, bevor die sechs Desserts für eine

Zweiter Akt, zweite Szene: Champagner 2004 Dom Pérignon, Seezunge mit Sellerie und Kaffee und das orientalisch-frische Play for her intense liefern sich ein aufregendes Aromen-Match.


Epilog, erste Szene: Die Kokos-, Jasmin- und Lavendel-­Aromen des Fruchtdesserts wett­ eifern mit den geheimnisvoll-­blumigen Noten des Eau de Parfum Dahlia Noir, eskortiert von Champagne Krug Grande Cuvée.

­ askade berückender Duft- und Geschmacksakkorde sorg­ K ten – begleitet von Cham­pagnern des Kalibers La Grande Dame (Veuve Cliquot) oder Dom Ruinart.

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üchtern betrachtet grenzt es an ein kleines Wunder, dass Gerichte und Getränke in der olfaktorisch-­sensorischen Sinfonie nicht nur die zweite Geige spielten. Denn ein ­Parfüm der Spitzenklasse ist alles andere als eine schlichte Mixtur. Es kommen dafür an die sechzig reine Essenzen zum Einsatz, die der Parfümeur, der rund dreitausend verschiedene Düfte im professionellen Gedächtnis hat, aus kleinen Fläschchen hinter verschlossener Labortür in monatelanger Arbeit bis auf das zehntel Promille genau zusammenmischt. Geht der fertige Duft in Produktion, werden die Beschäftigten jeweils nur drei bis vier Teile der Mischung kennen, deren vollständiges Ver­ hältnis das Geheimnis des Parfümeurs resp. des Firmensafes ist.

Epilog, dritte Szene: Die erfrischende Säure der Macarons konkurriert mit der blumig-orientalischen Duftkomposition Ange ou Démon; der Champagner 2002 Dom Ruinart Blanc de Blancs spielt mit.

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Epilog, vierte Szene: Die Tabaksahne in der E ­ isbombe setzt sich mit den maskulinen Noten des Herrendufts Gentleman ausein­ ander, während La Grande Dame von Veuve Clicquot assistiert.

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olchen Duftkunstwerken begegnen die Speisen auch hinsichtlich ­ räzision und Komplexität durchaus auf Nasenhöhe. Namentlich unser P Dessert Nummer fünf, eine kleine Eisbombe, die sich mit dem Herrenduft

»Gentleman« auseinanderzusetzen hatte und deren Rezept es verdient, zum Beleg kompositorischer Ebenbürtigkeit vollständig wiedergegeben zu werden:

EISBOMBE Aromatisierte Tabaksahne 200 ml Sahne / 1,8 g loser Pfeifentabak (z. B. ­Borkum Riff Black Cavendish) / 2 g Jin-Jun-Mei-Tee (natürlich süßer Schwarztee) / 0,6 g frisch gehacktes Zitronengras / 0,5 g frisches Bohnenkraut / 0,1 g frischer oder getrockneter Waldmeister / 0,1 g gemahlene Vanille / 1 Esslöffel Erdbeersirup / 50 ml Wasser

Die Sahne mit dem Tabak verrühren und etwa 24 Danach durch ein Sieb gießen und abkühlen lassen. Stunden ziehen lassen. Danach durch ein feines Die Tabak-Sahne mit dem aromatisierten Tee Sieb gießen. vermischen und steif schlagen. Die Sahne gleich­ Jin-Jun-Mei-Tee, Zitronengras, Bohnenkraut, mäßig als erste Schicht in die Mulden einer r­ unden Wald­meister, Vanille und Erdbeersirup mit dem Silikon-Eiswürfelform verteilen und 3 Stunden auf 60 Grad Celsius erwärmten Wasser über­ gefrieren. gießen und alles etwa 5 Minuten ziehen lassen.

Würzige Sojamilch Muskatnuss, Kurkuma, Safran, Zimt und Yuzusaft­ pulver mit der Sojamilch und dem Gellan unter ständigem Rühren aufkochen und etwas ab­kühlen lassen. Zum Schluss den Honig einrühren und auf-

lösen. Die Masse in eine Form gießen und kaltge­ stellt etwa 4 Stunden gelieren lassen. Danach alles mit einem Stabmixer pürieren, gleichmäßig auf die erste Eisschicht verteilen und 3 Stunden gefrieren.

3 Blatt Gelatine / 80 ml frisch gepresster Grapefruit­saft / 130 ml frisch gepresster Mandarinensaft / 15 g Mandarinen­ abrieb / 1 Gewürznelke / 1 Teelöffel Gin / 0,5 g frisch gemahlene rosa Beeren / 1 g Ingwerpulver / 1 Prise geriebene Muskatnuss / 2 g Yuzusaftpulver / 70 g Sanddornpüree / 60 g Zucker / 0,5 g loser Pfeifentabak

Die Gelatine etwa 10 Minuten in kaltem ­Wasser einweichen. Grapefruit- und Mandarinensaft mit Mandarinenabrieb, Gewürznelke, Gin, rosa ­Beeren, Ingwer, Muskatnuss, Yuzusaft­pulver, Sanddorn, Zucker und Pfeifentabak in einem Topf kurz erwärmen. Dann die gut ausgedrückte

Gelatine zugeben und darin auflösen. Alles in einen »Pacojet«-Becher füllen, verschließen und 24 Stunden gefrieren. Dann einmal pacossieren und die Sorbetmasse gleichmäßig auf die vor­ herige Eisschicht verteilen. Nochmals 2 Stunden gefrieren.

Fertigstellung

Die Zartbitterkuvertüre im Wasserbad schmel­ Kuvertüre überziehen und nochmals 2 Stunden zen. Die Eispralinen aus der Form lösen, mit der gefrieren.

1 Prise geriebene Muskatnuss / 1 Prise Kurkuma­ pulver / 1 Prise Safranpulver / 1 Prise Zimtpulver / 0,5 g Yuzusaftpulver / 200 ml Sojamilch / 4 g Gellan / 25 g Lavendelhonig

Zitrusfrucht-Sorbet

200 g Zartbitterkuvertüre

Gewiss: Es sind »nur« fünfundzwanzig olfak­torisch wirksame Kompo­ nenten, und Mengen­angaben wie Tee- oder Esslöffel sowie Prise zählen nicht gerade zu den exaktesten. Gleichwohl dürfte die Parfümeur­zunft der Schöpfung von T ­ homas ­Vilgis und Rolf Caviezel, die um ihr Rezept keiner­ lei Geheimnis machen, den Respekt nicht ver­sagen. An den Laien, pardon, den geneigten Leser aber ergeht zum Schluss, frei nach B ­ ertolt Brecht, die Aufforderung: Sind Sie’n Küchenheld? Na, dann kochen Sie’s mal nach!  >

Das Parfüm der Küche Der Schlüssel zum Genuss Fünfzig Gerichte mit begleitenden Hinter­grundinformationen auf 272 Seiten. Tre Torri Verlag ISBN: 978-3-941641-97-6  € 49,90 (D)

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»Mit offener Nase durch die Welt« Professor Hanns Hatt (Jahrgang 1947) gehört weltweit zu den renommiertesten Geruchsforschern. Der dreifach promo­ vierte Wissenschaftler ist seit 1992 Inhaber des Lehrstuhls für Zellphysiologie an der Ruhr-Universität Bochum. Zu seinen Pub­ likationen ge­hören »Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken« (2012) und »Das Maiglöckchen-­Phänomen: Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt« (2008).

Interview Bernd Fritz Foto Guido Bittner Herr Professor Hatt, Sie haben Biologie, Chemie und Medizin studiert – wie kamen Sie zur »Riech-Fraktion«?

es gibt praktisch keinen duftfreien Raum. Ganz gespeichert, also mit Situationen, Bilder, Emotio­ gleich, wo man hinkommt, ist es immer eine span­ nen und so fort, und ergibt ein sogenanntes Riech­ Wie die Jungfrau zum Kind; genauer gesagt durch nende Frage: Wie riecht es hier? In Zug und Flug­ muster. Wir haben einmal mit Studenten ein Expe­ Konrad Lorenz, den wir Münchner Biologie-­ zeug oder auch im Kino nimmt man die Sitznach­ riment gemacht, bei dem derselbe Riechstoff – es Studenten am Max-Planck-Institut Seewiesen barn durchaus geruchlich wahr. Die niedrigere war der von Schweißfüßen – ­völlig entgegen­ kennenlernten. Er bot eine Examensarbeit an, die Wertschätzung des Riechens zeigt sich übrigens gesetzte Reaktionen auslöste. Während die Proban­ unter anderem das Duftverhalten respektive die auch daran, dass es zwar Sehhilfen und Hörgeräte den an dem Präparat rochen, wurden ihnen zwei Olfaktorik von Nachtfaltern behandeln sollte. Ich gibt, aber Riechhilfen – Fehlanzeige. Bilder gezeigt: Auf dem ersten erkennbar unge­ waschene alte Socken – Reaktion: Pfui Teufel! Auf interessierte mich zufälligerweise für Schmetter­ Wer sichtbar schnüffelt, wird meist irritiert beäugt. Und wer dem zweiten ein Harzer Käse – Reaktion: Mmh! linge, besaß auch schon eine Sammlung und hob gar zuerst am Essen riecht, bevor er zum Besteck greift, gilt den Finger. Tja, das Auge riecht mit. Zurück zum Parfüm-Menü. Was schnell als unhöflich, wenn nicht misstrauisch. Nahmen Sie auch andere Tierarten in den olfaktorischen Blick? geschieht genau, wenn wir einen Menü-Happen zerkauen und In der Tat. Hält man sich im Restaurant den ­Teller dabei an einem Parfüm riechen? Freilich. Meine spätere Doktorarbeit in Medizin unter die Nase, um auch den Duft der Speisen aus­ etwa befasste sich damit, wie Krebse riechen, ins­ giebig zu genießen, kommt der Koch aus der Küche Vom Mund gelangen die Aromen der Speise durch besondere Flusskrebse und Hummer. Die Tiere gelaufen und fragt, ob etwas nicht in Ordnung sei. die Choane-Röhre (die Rachen und Nasenhöhle tun das interessanterweise mit den Laufbeinen, sie Die gehobene Küche hingegen bezieht die Nase verbindet) in die Nase. Dort werden sie zusammen riechen und schmecken gewissermaßen mit den bewusst mit ein. Auf einer Schiffsreise wurde uns mit dem direkt in die Nase gelangenden Parfüm­duft Füßen. Was durchaus sinnvoll ist, da sie, wenn sie einmal ein Zehn-Gang-Menü serviert, bei dem zu wahrgenommen, bilden einen mehr oder weniger auf etwas treten, sofort merken, ob es essbar ist. jedem Gang ein Duftelement zum Beschnuppern harmonischen Duftakkord und können im güns­ Heute, in Bochum, konzentrieren wir uns auf die gereicht wurde. Zimt zum Beispiel mit ­seiner erdi­ tigsten Fall unser Riechhirn um ein neues Riech­ Olfaktorik des Menschen. gen Note zu etwas Erdigem, wie Schwarz­wurzeln muster bereichern. Die Geruchswahr­nehmung im Mund, gemeinhin als Schmecken bezeichnet, nennt etwa. Wie schneidet der Mensch beim Riechen denn ab im Vergleich man retronasal, das eigentliche Riechen orthonasal. zur Tierwelt? Was halten Sie von der kulinarischen Innovation, ein Menü Was wäre denn ein weniger günstiger Fall bei einem mit richtigem Parfüm zu begleiten? Gar nicht mal so schlecht. Der Mensch besitzt Parfüm-Essen? immerhin dreihundertfünfzig Riechrezeptoren. Als Forscher halte ich die Kombination Essen, Gewiss, die Maus zum Beispiel hat deren tausend, ­Trinken und Parfüm nicht für abwegig. In der Zum einen, wenn die Parfümdüfte, die ja hoch­ aber wir haben die Fähigkeit, eine Billion Düfte Küche finden ohnehin ätherische Öle Verwendung, konzentriert sind, ähnliche ­Aromen des Essens unterscheiden zu können. Eine Sekunde Maiglöck­ und man verzehrt ja auch entsprechend zuberei­ oder auch des Weins überlagern, sodass diese kaum chenduft sendet etwa eine Million Informationen tete Rosenblätter, deren Duftstoffe zum Standard­ mehr wahrgenommen werden. Zum anderen kann ein Parfüm auch andere Düfte blockieren; man an unser Gehirn. repertoire der Parfümerie gehören. spricht hier von Antidüften, die den R ­ ezeptor »ver­ Gleichwohl hat der Geruchssinn gemeinhin keinen hohen Die Verbindung Parfüm und Essen stößt allerdings bei vielen stopfen«. Diese beiden Fälle zu vermeiden, wäre Stellen­wert – selten sieht man einmal einen Fußgänger, der auf Skepsis. Wer einmal versehentlich Parfüm zu schmecken eine zusätzliche Aufgabe für den Menü-Koch. einen blühenden Busch nicht nur anschaut, sondern stehen bekam, wird sich immer an den Eindruck von etwas extrem bleibt, einen Zweig zu sich herbiegt und an den Blüten riecht. Bitteren erinnern. Was können Sie der riechenden Menschheit in punkto Kulinarik abschließend mit auf den Weg geben? Das ist schade. Man sollte, analog zu den Augen, Unsere Dufterfahrungen spielen beim Riechen auch mit offener Nase durch die Welt gehen. Sonst eine große Rolle. Was man zum ersten Mal riecht, Mit offener Nase nicht nur durch die Welt gehen, entgeht einem ein Großteil ihres Reichtums, denn wird im Gehirn immer zusammen mit dem ­Kontext sondern auch mit offener Nase essen!  > F I N E   DUF TSTARS 2 014

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GENIESSEN SIE EXCELLENCE MIT ALLEN 5 SINNEN. Falls Sie glauben, Chocolade sei ein sinnliches Erlebnis für den Gaumen, dann ist dies nur die halbe Wahrheit. Zumindest, wenn Sie eine Tafel Excellence probieren. Die Maîtres Chocolatiers von Lindt kreieren für ihre Excellence eine einzigartige Komposition aus kostbaren, handverlesenen Cacaosorten, die für ihren unvergleichlich zarten Schmelz besonders lange conchiert werden. So entsteht eine Sinfonie aus über 400 Aromen – eine Chocolade, die Sie tatsächlich mit allen 5 Sinnen genießen können. Für dieses Abenteuer der Sinne müssen Sie kein Fachmann sein: Lernen Sie die Kunst der Chocoladenverkostung in 5 Schritten von unseren Maîtres Chocolatiers und teilen Sie dieses besondere Chocoladenerlebnis mit Ihren Freunden und der Familie. Mehr zu Lindt Excellence erfahren Sie auf www.lindt.com

CHOCOLADENVERKOSTUNG IN 5 SCHRITTEN.

1

SEHEN Nehmen Sie die Farbe der Chocolade wahr. Achten Sie auf den hochwertigen, seidig-matten Glanz und die ebenmäßige Beschaffenheit.

2

FÜHLEN Fühlen Sie die seidig-glatte Oberfläche der Chocolade – Premiumchocolade ist niemals grob oder körnig.

3

HÖREN Lauschen Sie dem markanten, lauten Knacken, wenn Sie die Tafel brechen. Ein deutliches Knacken und ein glatter Bruch sind Merkmale für höchste Qualität der Chocolade.

4

RIECHEN Atmen Sie den reichhaltigen Duft und die intensiven Aromen der Chocolade ein. Vielleicht können Sie den Duft von Vanille, Früchten oder Honig erkennen? Oder eines der anderen rund 400 Aromen?

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SCHMECKEN Nehmen Sie ein Stück Chocolade in den Mund und lassen Sie es langsam auf Ihrer Zunge zergehen. Erleben Sie den intensiven Chocoladengeschmack, der all Ihre Sinne berührt.


MIT EINEM HAUCH VON

FLEUR DE SEL.

Überraschen Sie Ihre Sinne mit Excellence Fleur de Sel. Die feinherbe Chocolade wird durch zarte Kristalle des kostbaren Meersalzes harmonisch ergänzt und lässt so ein außergewöhnlich delikates Aroma entstehen. LINDT EXCELLENCE. SO DÜNN. SO INTENSIV.


Luxus hoch drei Fotos: Yves Saint Laurent

Die Oriental Collection von Yves Saint Laurent

Den mystischen Zauber des Morgenlands in all seiner Gegensätzlichkeit und Aromenfülle in eine einzige Duftkomposition zu packen, ist schier unmöglich. Also hat man im Hause YSL richtig hingelangt und gleich drei neue Düfte komponiert – als Ver­ beugung vor der kulturellen Vielfalt und dem sinnlichen Reichtum des Ostens. »Noble Leather«, »Majestic Rose« und »Supreme ­Bouquet« ­bilden die »Oriental Collection«, der Einstieg des Hauses in die Luxuswelt der Haute Parfumerie. Von Alena Schröder

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chon als Gründer des Modehauses hatte Yves Saint Laurent ein ausgeprägtes Faible für alles Östliche: Die fließenden Linien orientalischer Gewänder dienten ihm für seine Kollektionen als Vorbild, er sammelte islamische Kunst und verbrachte viel Zeit in Marokko, wo er mehrere ­Häuser besaß. In Marrakesch ließ er den ­Jardin Majorelle wieder anlegen, eine üppige Parkanlage mit ­seltenen Pflanzen aus der ganzen Welt und bis heute eine der größten Attraktionen der Stadt. Hier, im privaten Teil des Gartens, ließ Yves Saint Laurent nach seinem Tod im Jahr 2008 seine Asche verstreuen – man darf davon ausgehen, dass ihm die Oriental Collection, eine Hommage des H ­ auses YSL an den Orient, gefallen hätte. Ein Garten wie dieser dürfte auch Parfümeur Dominique Ropion inspiriert haben, der den Duft »Supreme Bouquet« komponiert hat: Ein üppiger Strauß weißer Blüten, umrahmt von edlen Holzund Ambernoten lässt die verschwenderische und

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geheimnisvolle Aura maghrebinischer Gärten und Oasen entstehen. Der spanische Parfümeur Alberto Morillas hat sich für den Duft »Majestic Rose« zwei Ikonen orien­talischer Parfümkunst erwählt – die ebenso delikate wie opulente Mairose und das warm-­ sinnliche Oud-Holz. Und Parfümeurin Julie Massé hatte bei der Komposition von »Nobel Leather« die Vision eines von Trockenfruchtnoten gezähmten herb-erdigen Ledertons, der den Duft für Damen und Herren gleichermaßen tragbar macht.

und sieben Uhr, bevor sie ihre flüchtigen Duft­ stoffe verlieren, und ausschließlich von Frauen, deren Hände sowohl zart als auch flink genug sind. Bis spätestens neun Uhr müssen die Blüten verarbeitet sein, um die höchstmögliche Duft­ konzentration zu erzielen. Für tausend Gramm Absolute werden siebenhundert Kilo Blüten benö­ tigt. Das hat seinen Preis: Etwa 180 Euro kostet ein Achtzig-Milliliter-Flakon. Vor allem betuchte und verwöhnte Kundschaft aus dem Nahen Osten will YSL mit ­seiner ­Oriental Collection umwerben und erreichen. In Deutsch­ llen drei Düften wohnt eine Spannung inne, land sind die Düfte ausschließlich im ­Berliner die aus der scheinbaren Gegensätzlichkeit KaDeWe, im Hamburger Alsterhaus und bei Ober­ ihrer Komponenten entsteht, Komponenten übri­ pollinger in München zu bekommen. Wer sich den gens, die zu den erlesensten und kostbarsten des Luxus der ganzen Kollektion nicht ­gönnen mag, Parfümkosmos gehören. Allein für das verwendete bekommt es wenigstens mit einem echten Luxus­ Indian Jasmin Sambac Absolute wird ein immen­ problem zu tun: sich für einen dieser ebenso auf­ ser Aufwand betrieben: Gepflückt werden die kost­ regenden wie exquisiten Düfte entscheiden zu baren Jasminblüten frühmorgens zwischen sechs müssen. >

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Foto: Thilo Weimar f端r FINE

The other Cavalli!

www.deglidei.it


Magier der Der Pariser Parfümeur Francis Kurkdjian ist mit seinen Kreationen für Modeschöpfer wie Jean Paul Gaultier und Elie Saab mega-erfolgreich; der Duft-Künstler verzaubert die Menschen mit seinen ausgefallenen Parfüminstallationen. Von Angelika Ricard-Wolf Foto Johannes Grau

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orgen fliegt er zu einem Kunden nach New York. Ges­ tern war er bei einem anderen Auftraggeber in Lon­ don. Heute ist Francis ­Kurkdjian in seinem Büro beim Riech­ stoffhersteller ­Tagasako in Paris und hat, wenn auch ziemlich außer Atem, Zeit für ein Gespräch. »Uff«, stöhnt er und lässt sich mit gespielter Dramatik in seinen ­Sessel ­fallen, zieht sein Handy aus der Tasche, checkt kurz seine Mails, blickt hoch und sagt ent­waffnend grinsend: »Keine Sorge, ich hör die ­Fragen schon.« Der Fünfundvierzigjährige ist einer der erfolgreichsten und gefragtesten Parfümeure der Welt. »Dreimal bin ich vergangenes Jahr um den Globus gejettet – rechnet man all die Meilen zusammen, die ich für den Job im Flugzeug saß«, beschreibt er ohne Koketterie die Kehrseite eines Berufs, zu dem neben Kreativität und Können auch die Kommu­nikation mit den Kunden gehört. Nervig sei das, langweilig, aber eben unumgänglich. F ­ rancis K ­ urkdjian, der an der Parfümeurschule ISIPCA in Versailles studiert hat, ist bei aller olfaktorischen

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Fantasie Realist genug, den gebotenen Umgang mit den Geld­ gebern richtig einzuschätzen. Sonst hätte er es wohl kaum unter die Top-Five seiner Zunft geschafft, wo ihn eine fran­ zösische Zeitschrift positioniert. Darauf sei er schon ziem­ lich stolz. Zu Recht. Mehr als vierzig international bekannte Par­ füms hat er bisher kreiert, darunter Topseller wie »Mania« für Giorgio Armani, »For Her« für Narciso Rodriguez, »­Kouros ­Cologne Sport« für Yves Saint Laurent, »Iris Nobile« für Acqua di Parma, »Silver Shadow« für Davidoff oder »Muse« für Joop. Seinen Durchbruch hatte der gebürtige Pariser, ­dessen Vor­ fahren aus Armenien stammen, mit gerade mal sechsund­ zwanzig Jahren. Da legte er den Herrenduft »Le Male« für Jean Paul Gaultier auf. Den Modemacher hatte er zwar noch nie persönlich getroffen, aber er wusste natürlich, welcher Ruf ihm vorauseilte: nämlich der, als Enfant terrible in der Pariser Fashionszene zu gelten. Unangepasst zu sein, gegen den Mainstream neue Akzente zu setzen – das deckt sich


Düfte Die aromatisierten Seifen­blasen von F ­ rancis K ­ urkdjian sind reine ­Poesie. In »Elie Saab L’Eau Couture« hat der Magier der Düfte das Licht des Libanons eingefangen.

haargenau mit der bis heute eher unorthodoxen Berufsauf­ fassung von ­Francis Kurkdjian. Also braute er für den Seelen­ verwandten keck eine entsprechend ausgefallene und für einen Herren­duft bis dato ungewöhnliche Mixtur aus Beifuß, Minze, Orangen­blüten, Zimt, Vanille und Tonkabohne. Gaultier ließ die blumig-­pudrige Mischung in einen inzwischen zum Kult­ objekt avancierten Matrosentorso-Flakon abfüllen – und der Siegeszug von »Le Male« begann. Der Duft, 1995 lanciert, kommt seitdem jedes Jahr in neuem Sailor-Outfit daher und ist längst ein Klassiker.

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ie Klaviatur des Parfümgeschäfts beherrscht Kurkdjian, ausgebildeter Pianist und Balletttänzer, perfekt. Der asketisch schlanke Mann mit den schwarzbraunen Augen und einem gepflegten Dreitagebart hält bei all seinen Projekten immer auf Distanz, doch wie ein Dschinn kann er sich in sie hineinversetzen. Als der libanesische Modeschöpfer Elie Saab 2011 sein erstes Parfüm herausbringen wollte, beteiligte sich der Maghreb-Fan an der Ausschreibung. »Ich wusste, dass ich

gewinne«, sagt er, »es gibt Dinge, da ist einem von Anfang an klar, dass sie klappen.« Warum war er sich da so sicher? »Elie Saabs Vorgabe war, dass der Duft das Licht des Libanons ein­ fangen sollte. Ich war dort häufig in Ferien. Das Licht ist wirk­ lich besonders, es geht über die Berge, vibriert über dem Meer. Die ersten Sonnenstrahlen, die durch sanfte Morgen­nebel auf ­Byblos scheinen – all das war mir vertraut. Das war mein Vor­ teil. Ich wusste genau, wovon er sprach, und konnte es umset­ zen.« Was er denn auch mit Ingredienzien wie Orangenblüten, Jasmin, Rose und einem Honigakkord tat. Der Couturier war begeistert, sein Signaturduft »Elie Saab Le ­Parfum« kommt so gut an wie seine Roben. Das liegt am guten Omen. »Der Codename für das Projekt war Noor. Das ist das arabische Wort für Licht. Mein zweiter Vorname ist ­Noohan. Auch das heißt Licht«, sagt ­Kurkdjian und lächelt. Gerade hat er für den Erfolgscouturier den zwei­ ten Duft maßgeschneidert. »Elie Saab L’Eau C ­ outure«, eine grüne, leichtere und beschwingtere Version des Originals.

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Foto: Elie Saab

eit 2009 kann sich der Ästhet, dank all dieser kommerziel­ len Erfolge, eine eigene Marke leisten, die »Maison F ­ rancis Kurkdjian« heißt. Die kleine Boutique in der Rue d’Alger Nummer 5 m ­ itten in Paris ist ein Schmuckstück und für jeden Duftliebhaber ein Must. Hier verkauft F ­ rancis Kurkdjian die Kreationen, die seinen exquisiten Geschmack widerspiegeln. Was bedeutet ihm das eigene Label? »Mir geht es wie einem Schau­spieler. Es ist schön, in einem Film mitzuspielen. Aber was für ein Spaß ist es erst, seinen eigenen zu ­drehen.« Und genau diese Lust am Parfümdreh merkt man den Komposi­ tionen an. Reine Poesie sind seine parfümierten Seifenblasen. Sie ­zeigen, was er wirklich ist: ein Magier der Düfte, der die Menschen verzaubern will. Wie das geht? Mit ungewöhn­lichen olfaktorischen Installationen. So parfümiert er das Wasser der Springbrunnen im Schlosspark von Versailles. Die Fon­ tänen tanzen bei Konzerten im Takt der Musik und hüllen die Zuhörer in eine zarte Duftwolke. Oder er lässt an einem Sommer­sonntag aus sechzehn Maschinen Abertausende von ­großen Seifenblasen über den Park schweben. Wenn sie zer­ platzen, aromatisieren sie die Luft mit dem Duft von Birnen, Melonen und Erdbeeren – den Lieblingsfrüchten Ludwigs XIV.  »Das«, sagt Francis Kurkdjian, »ist meine Sprache.«  >

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Pomellato, das einzigartige Schmucklabel, hat nun auch drei Düfte kreiert. Sie schmeicheln den Trägerinnen wie

Fotos: Pomellato

die bunten Ringe der Mailänder Goldschmiede.

Nudo:

Ein Juwel wird flüchtig

Von Susanne Kaloff

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uf hundert Meter Entfernung erkennt man sie: die Frau mit Stil. Woran? Am Understatement, an ihrer Persönlich­keit – und an einem runden Edelstein, so s­ ignifikant im Schliff wie in der Farbintensität. Nennen wir sie die Pomellato-­Frau, und jeder weiß, wovon die Rede ist. Pino Rabolini heißt der Mailänder Goldschmied, der 1967 die Schmuckmarke ­Pomellato ins Leben rief. Die starke Unver­ wechselbarkeit seiner Pretio­sen ließ das Unternehmen schnell wachsen und machte es in kürzester Zeit zum viertgrößten der Branche in Europa. Jede seiner Kollektionen interpretiert eine andere Stimmung und versucht, das Jahr einzufangen, in dem sie entstanden. Wer solch ein Schmuckstück besitzt, ist immer en vogue. Unabhängig von Trends und Moden hat es Flair. Wörtlich übersetzt bedeutet das Gespür oder Witte­ rung. Gibt es ein schickeres Statement, mit dem man sich schmücken kann? Zum vierzigsten Firmenjubiläum im Jahr 2007 brachte der High-End-Juwelier die Serie Pom Pom auf den Markt. Im Mittelpunkt jedes Ringes dieser ausgesuchten Kollektion steht ein seltener Stein. Schwere, unregelmäßig gestaltete ­Ketten, Glieder­armbänder und Colliers – alles in Silber – kenn­ zeichneten 2012 die Linie Pomellato 67, eine Reminiszenz an die Rock-Seele der späten Sechziger. Bei aller Vielseitigkeit

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der immer neuen Kollektionen: Der Ring Nudo von 2001 ist und bleibt der Bestseller. Es gibt ihn in zehn Farben, mit neunundzwanzig verschiedenen Steinen und in unzähligen Variationen. So viele Möglichkeiten haben natürlich ihren Preis: von etwa 1200 Euro an aufwärts. Die gute Nachricht: Seit kurzem gibt es Nudo auch als Duft – in drei Varianten: Amber, Blue und Rose. Die Flakons erinnern an den typi­ schen Nudo-Schliff. Nudo Blue wurde von Cécile Matton komponiert – ein blumig-orientalischer, kristallklarer Duft, der vom blauen London-Topas und von der Iris inspiriert ist. Auch für den Duft Rose ist die Französin verantwortlich: Pink Grapefruit, Pfirsich und Bergamotte; Rose, Maiglöckchen und rosa Freesie machen die Herznote aus. Pate für diesen frischen und hellen Duft, stand der Amethyst Rose de France. Die zentrale Duft­ note ist ein Rosenakkord, das Symbol der Liebe schlechthin. Den dritten Duft hat Aurélien Guichard komponiert. Amber ist ein orientalisch-blumiger Duft aus Orangenblüte, Sambac-Jasmin und Ambra. Die Basisnote von Moschus und Vanille ist warm und sanft. Sein Symbol ist der sonnige Madeira-Quarz. Ob Ringe oder Düfte: Nudo hat die magische Aura, das Flair, das Pomellato auszeichnet.  >


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Von einer, die auszog, Parfüms zu erfinden

Von Alena Schröder Fotos Johannes Grau

ihrer Kunden. Ihr Unternehmen Lanoé Cosmetics hat sich innerhalb weniger Jahre einen exquisiten und treuen Kunden­ Wenn Simone Schmelzer auf ihre Mutter gehört hätte, dann wäre sie heute stamm erarbeitet. Und die Parfüms, die sie in ihrer kleinen Manufaktur vor den Toren Hamburgs herstellt, ­gelten unter ­Fleischermeisterin. Und mit Sicherheit Inhaberin einer ungewöhnlich erfolg­ Liebhabern luxuriöser Düfte als Geheimtipp. reichen Metzgerei, denn man muss nur ein paar Minuten mit der quirligen »Meine Einstiegsdroge in die Welt der Parfüms war Angel von Thierry Mugler. Das war mein allererstes Parfüm, und ich ­jungen Frau zusammen sein, um zu merken: Sie brennt! Und wer so brennt wie wusste: Das mit mir und der Fleischerei – das wird nichts. Als sie, der kann alles verkaufen – Koteletts oder Parfüm. ich dann mit Anfang zwanzig meine erste eigene ­Parfümerie eröffnete, haben meine Eltern die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen«, erzählt Simone Schmelzer. »Essen und ut für die Welt der feinen Düfte, dass Simone Schmelzer trinken muss jeder, aber niemand braucht einen Duft. Wie ihrer inneren Stimme gefolgt und nicht in den Familien­ soll man von so etwas leben können?« Zumal ihre Heimat­ betrieb eingestiegen ist. Das wäre unnötige Verschwendung stadt Perleberg mit ihren damals zwölftausend Einwohnern von Talent gewesen, denn sie ist nicht nur eine blendende Ver­ von den großen Vertriebsfirmen wie Coty und Lancaster gar käuferin, deren Begeisterung für ihr Produkt so über­zeugend nicht erst besucht wird. So blieb Simone Schmelzer gar nichts wie ansteckend ist – sie ist vor allem eine Macherin mit einer anderes übrig, als sich unter kleineren Produzenten nach inte­ sehr guten Nase und einem feinen Gespür für die Wünsche ressanten Düften umzusehen – schon weil die häufig bessere

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Einen eigenen Luxus-Duft erschaffen, mit wenig mehr als einem Traum, einem Namen und jeder Menge Begeisterung? Wer die kleine Manufaktur von Lanoé besucht, versteht, wie das funktionieren kann.

Händler­margen bieten als die Großen der Branche. »Natür­ lich kamen die Kunden zu mir und wollten das, was sie aus dem Fern­sehen kannten: Davidoff, Roma, Priscilla Presley. Dann habe ich ihnen aber mal ein paar Düfte gezeigt, die unbekann­ ter waren, die eben nicht jeder hat. Und das hat toll funktio­ niert, die Kunden haben diese kleinen Düfte unglaublich lieb­ gewonnen«, erzählt sie. Ihre Parfümerie lief so gut, dass sie bald Filialen in anderen Städten eröffnete – und schließlich anfing, von einem eigenen Duft zu träumen.

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ber wo fängt man an, wenn man ein Parfüm machen möchte, in einem Markt, der so stark geprägt ist von Stars und Designern? »Als erstes wurde der Name geboren: Lanoé. Der ist mir abends bei einem Glas Wein mit meinem Mann eingefallen, im Jahr 2007«, erzählt Simone ­Schmelzer. Der Firmenname setzt sich zusammen aus den Anfangs­buchstaben der Begriffe, die am treffendsten für die Duftlinie stehen: lebendig, anziehend, nobel, originell und elegant.

Mit nicht mehr als diesem Namen und einer vagen Idee fuhr Simone Schmelzer zur Rohstoffmesse nach München – eine riesige Enttäuschung! »Da gab es ausschließlich komplett fertig abgemischte Produkte – ich wollte aber selbst etwas aus­ probieren«, erzählt sie. An einem der Kaffeestände kommt sie schließlich mit einem älteren Herrn ins Gespräch, erzählt von ihrer Enttäuschung und ihrer Vision. »Er hat sich mir als Christian Schmidt vorgestellt, Parfümeur. Keine Ahnung, ob er wirklich so heißt, er sagte, er arbeite für verschiedene Unternehmen und das immer unter anderen Pseudonymen. Seine Karte wollte er nicht rausrücken, aber er ließ sich meine geben und sagte: Sie hören von mir. Und eine Woche später hatte ich ein Paket mit verschiedenen Duftölproben auf dem Schreibtisch.« Mit diesen Proben begann sie zu experimentieren – bis schließlich das erste Lanoé-Parfüm gefunden war: Lanoé No. 3 – ein raffinierter Damenduft mit Bergamotte, Rose, ­Jasmin, Veilchen, Moschus, Iris und Vanille-Noten. Inzwischen

Romantische Neigung und Durchsetzungskraft: Simone Schmelzer hat beides. Wenn sie ihre Flakons mit edlen Swarovski-Kristallen schmückt, hat sie immer auch den Markt im Blick.

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Poetische Legende und Behauptungswille: Simone Schmelzer sieht sich gelassen als Branchen-Exotin. Ihr Label »Nina von Sighn«verwebt in einer anrührenden Geschichte Schicksal und Parfüm.

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gibt es zehn Lanoé-Düfte, optisch zu unterscheiden vor allem an den farbigen Schmuckbändern, die jedem Flakon um den Hals gewunden sind – Kunden merken sich Farben einfach leichter als Namen. Entstanden sind alle Lanoé-Parfüms auf ähnliche Art und Weise: Simone Schmelzer entwickelt zusammen mit ihren fünf Mitarbeitern – vier Damen und einem Herrn – eine Idee, und der geheimnisvolle Christian Schmidt schickt Duftöle, die zu dieser Idee passen könnten. »Dann ­setzen wir uns gemütlich zusammen und probieren herum, hiervon ein Tröpfchen, davon ein Tröpfchen – wie im Chemie­baukasten. Dann lassen wir jede Mischung ein

paar Tage stehen, schnuppern immer mal wieder daran – und schließlich setzt sich eine durch, die dann in Serie geht«, erzählt Simone Schmelzer.

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ls Chefin hat sie natürlich das letzte Wort – nur in einem Fall hat sich Simone Schmelzer eine Duftrezeptur vor­ geben lassen: Ein alter Freund, der Künstler Bernd S ­ treiter, hatte im Nachlass seiner Urgroßmutter einen Brief ent­ deckt – verfasst von Nina von Sighn, einer jungen Frau, die zur ­Berliner Künstlerszene der zwanziger Jahre gehörte und die Gabe besaß, Menschen und Begebenheiten als Duft zu emp­ finden. Sie verliebte sich und verfasste zu den Stadien dieser Liebe – die erste Begegnung, die heimliche Schwärmerei, der erste Kuss, die erste gemeinsame Nacht – vier Duftkomposi­ tionen. Schließlich emigrierte sie zusammen mit ihrer großen Liebe nach Australien, von wo sie eben jenen Brief mit den Duft-Rezepturen an ihre beste Freundin in Berlin schickte. Dass diese Düfte heute tatsächlich unter ihrem Namen existieren, hätte Nina von Sighn sicherlich gefallen. Und sicher auch der Umstand, dass sowohl die Nina-von-Sighn-Linie als auch alle weiteren Lanoé-Produkte nach wie vor in Hand­ arbeit hergestellt werden. Jeder Flakon mit Eau de Parfum wird hier von Hand abgefüllt, verschlossen, etikettiert und ver­ packt. Für Liebhaber gibt es eine exklusive Swarovski-Edition, deren Flakons Simone Schmelzer eigenhändig und geduldig mit kostbaren Kristallen beklebt. Ein enormer Aufwand – und eine Vorgehensweise, die Simone Schmelzer zu einer absoluten Exotin in der Branche macht. Wenn es nach ihr geht, soll das auch so bleiben. LanoéDüfte gibt es deshalb, außer über die Website, ganz bewusst nur in ausgesuchten, inhabergeführten Parfümerien – und demnächst im ersten Lanoé-Store am Leipziger Platz in B ­ erlin. 129 Euro kostet ein Hundert-Milliliter-Flakon Eau de Parfum von Lanoé – ein Preis, der niemanden schreckt, der sich in einen dieser Düfte verliebt hat und gern etwas trägt, was nicht jeder hat. Und der zu schätzen weiß, dass dieses Geld einem kleinen, jungen und dynamischen Unternehmen, seinen Mit­ arbeitern und Rohstofflieferanten zugute kommt – und nicht in teure Marketingbudgets und Testimonial-Gagen fließt. Simone Schmelzers Mutter hat sich inzwischen übrigens abgefunden mit der Berufswahl ihrer Tochter. Und trägt am liebsten Lanoé No. 3.  >


Foto: André Berger für Tre Torri

blumig-würzig Safran-Orangen-Sorbet, Chili-Graffiti, Kardamom-Karamell-Brösel und Gebackener Milchreis

Das Parfüm der Küche | Der Schlüssel zum Genuss Das Parfüm-Kochbuch aus dem Tre Torri Verlag Essen ist einer der sinnlichsten Momente überhaupt! Gutes Essen ist Duft, Geschmack und Gefühl! Nach einer Idee des Tre Torri Verlages verbinden Thomas Vilgis und Rolf Caviezel ­Theorie und Praxis des Genusses in 50 „Gerichten“ und zeigen anschaulich, wie sich die die acht Grunddüfte fruchtig, blumig, grün, harzig, holzig, erdig sowie animalisch und würzig lustvoll miteinander kombinieren lassen. ISBN: 978-3-941641-97-6  € 49,90 (D)

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Ein klares Von Alena Schröder

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Für seinen neuen Damenduft »Sì« hat Giorgio Armani drei starke Frauen engagiert, die – jede in ihrer eigenen Disziplin – als die Besten ihrer Zunft gelten. Eine von ihnen ist die Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett.

s gibt Beziehungen, die kündigen sich an, noch bevor sich die Protagonisten das erste Mal tatsächlich über den Weg laufen. So erging es der Schauspielerin Cate Blanchett mit ­Giorgio Armani. Schon als Teenager habe sie von seinen exquisiten Herrenanzügen geträumt, verrät sie. »Und dann, als ich die Schauspielschule abgeschlossen und meine allererste Gage in der Hand hatte, da habe ich mir einen Armani-Anzug gekauft, den ich immer noch habe – und immer noch trage!« Zum ersten Mal leibhaftig begegnet ist sie dem Designer erst im Jahr 2005, als sie einen Oscar für ihre Rolle als ­Katharine Hepburn in dem Film »The Aviator« bekam. Und als sie dieses Jahr ihren zweiten Oscar für ihre Darstellung der Titelheldin in Woody Allens »Blue Jasmine« gewann, funkelte nicht nur der Goldjunge in ihrem Arm, sondern auch das großzügig mit Swarovski-Kristallen besetzte Kleid von Armani Privé an ihrem Körper. Nun ist Cate Blanchett das Gesicht für den Armani-Duft »Sì«, ein sinnlicher Dreiklang aus Cassis-Nektar, modernem Chypre und z­ arten Moschus- und Holz-Noten, Giorgio A ­ rmanis neue­ste »Hommage an die Weiblichkeit von heute – an diese unwiderstehliche Kombination aus G ­ razie, Stärke und Unabhängigkeit«, wie er selber sagt. Kaum eine Schauspielerin verkörpert ist ihr Gesicht eines der unverwechelbarsten ihrer Duft repräsentiert«. Und Christine Nagel mit diese Eigenschaften so stark wie die fünfundvier­ Zunft. Und noch ein Aspekt macht Cate Blanchett ihrer Mischung aus helvetischer Präzision und zigjährige Austra­lierin. Die Stärke ihres Spiels zum Inbegriff all d ­ essen, was speziell dieser Duft italienischer Lebensfreude zählt zu den renom­ liegt im Changieren zwischen Kühle und Sinn­ auszu­sagen vermag: Sie hat zu allen Möglichkeiten, miertesten Parfümeuren der Welt. »Parfümeure lichkeit, Eleganz und Natürlichkeit. Ihre Schön­ die ihr das Leben bot, begeistert Ja gesagt und meis­ sind wie Übersetzer«, sagt sie, »Übersetzer, die heit ist klassisch – die blonden Haare, die Katzen­ tert das Kunststück, sowohl eine gefragte Film- und in die Vision eines D ­ esigners eintauchen und die augen, der geschwungene Mund – und doch hat Theater­schauspielerin als auch engagierte Mutter Essenz dieser Vision in einer Duftkomposition ihre Erscheinung etwas berückend Eigenwilliges, dreier Kinder zu sein. Giorgio Armani hat also gut aus­drücken.« Die Inspiration für »Sì« hat sie ganz daran getan, auf die Ausstrahlung und die Präsenz praktisch im Umgang mit den Stoffen und Materi­ ­seines neuesten Testimonials zu vertrauen, zehn alien gesucht, die Armani für seine Mode verwen­ Millionen Dollar soll ihm die Verpflichtung des det, und auch als Beobachterin in seinen Bouti­ Stars wert gewesen sein. quen und auf Fashion-Shows. Die olfaktorische Entsprechung für ­Armanis Mode hat sie schließ­ a auch in der Parfümbranche bei einer Duft­ lich in einem von allem Unwesentlichen befreiten komposition aller guten Dinge drei sind, hat Chypre-Duft gefunden: »Chypre hat starke, holzige Armani noch zwei weitere Topstars engagiert: Die Noten, die man vielleicht als männlich bezeich­ Schweizer Parfümeurin Christine Nagel und die nen könnte, zugleich ist der Chypre-Akkord der französische Regisseurin Anne Fontaine, die schon Inbegriff von Weiblichkeit. Diese Dualität zeich­ mit ihrer Filmbiographie über Coco ­Chanel ihr net auch die Armani-Frau aus. Sie ist nicht andro­ Gespür für die Welt der Mode und Düfte gezeigt gyn, sondern sehr feminin, aber sie nutzt männli­ hat. Nun setzt sie Cate Blanchett im Werbespot che Attribute, um ihre Weiblichkeit zu bereichern.« für »Sì« opulent und bildgewaltig in Szene. Die Ob auch »Sì« – wie der Armani-Anzug, in den reine Freude sei die Zusammenarbeit ge­wesen, sich Cate Blanchet schon als Teenager verliebte – sagt Cate Blanchett: »Sie ist lustig, sie ist sexy, das Zeug zum zeitlosen Klassiker hat? Angesichts sie ist stark, vielleicht sogar ein bisschen gefähr­ ­dieses hochkarätigen weiblichen Trios gibt es nur lich. Anne F ­ ontaine ist selbst all das, was dieser eine Antwort: ein klares Ja.  >

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Fotos: Armani

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Foto: Guido Bittner für Tre Torri

G E H E I MR AT »J« Riesling in Rheinkultur!

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Die Gestalt der Düfte

Wie man exklusive Parfüms mit dem neuen Konzept »Visual Fragrances« art-gerecht darstellen kann: als Kunstwerk. Von Angelika Ricard-Wolf

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as ist das? Ein bisher unbekanntes Werk von Piet ­ ondrian? Oder von Kasimir Malewitsch? Weit gefehlt. M Das ist das neue Parfüm »Aperture« des in New York leben­ den deutschen Duft­impresarios Ulrich Lang. Dargestellt als »Visual F ­ ragrance« aus lauter Tetraedern, deren unter­ schiedliche Farbgebung die Ingredienzien symbolisieren: rosa,

­weißen und schwarzen Pfeffer, Tabak, ein paar Maiglöckchen, Moschus oder Vetiver. Die Collage für die Nase ist der Versuch, das Herz jedes ­Parfüms, den Duft selbst, künstlerisch darzustellen. Ein ­Parfüm zu kreieren, ist schließlich Kunst. Nur leider eben nur riech-, doch weder greif-, noch sichtbar. Thomas S ­ chnitzler, Geschäfts­führer der Nobilis Group in ­Wiesbaden, ein Ver­ triebsunternehmen für Luxus- und Prestigedüfte, hat seit ­Jahren davon geträumt, Düfte optisch wahrnehmbar zu machen. Da sein Unternehmen nun seit zwanzig ­Jahren besteht, gönnte er sich das Experiment zum Jubiläum. Er bat Seyyal und T ­ omaso C ­ arnetto, die leitenden Dozenten der Frank­furter Akademie für Kommunikation und Design, gemeinsam mit ihren S ­ tudenten »eine andere Art der Kommu­ nikation zu fi ­ nden, um Duft zu visualisieren«. Für die optische Um­setzung ließ er den Krea­tiven völlig freie Hand.

Der visualisierte Duft – ob zwei- oder dreidimensional – ist ein Eyecatcher.

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Fotos: Nobilis Group und Ulrich Lang

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u der Idee hatte ihn der firmeninterne Versuch inspiriert, ­Parfüms anhand der für die Branche typischen Mood-­ Werbung identifizieren zu lassen, die allerdings bar aller Logos und Flakons waren. Ergebnis: Sie waren relativ austauschbar. Der Wiedererkennungswert eines Parfüms entsteht allein durch seinen Auftritt, den Flakon, die Umverpackung, den prominenten Duftbotschafter, also das Drumherum. Nie durch die Kreation selbst, die ja letztendlich überzeugen muss. Genau das soll die Objektidee »Visual Fragrances« ändern, das Seyyal und Tomaso Carnetto mit ihrem Team ent­wickelt haben. »Parfüm ist es wert, dass man sich gestalterisch damit aus­ein­andersetzt«, sagt Akademieleiter Tomaso Carnetto über die Arbeit an diesem außergewöhnlichen Projekt. »Um die Aufgabe ästhetisch zu bewältigen, sind wir unter die Ober­ fläche eines Parfüms gegangen.« So landete man zwangs­läufig bei den Molekularstrukturen der Ingredienzien. Sie bilden das Gerüst für die vom Konstruktivismus geprägte Umsetzung, die durch Form, Farbe und Volumen »emotionale ­Qualität« bekommt. Ob in der Computeranimation oder als Plastik aus räumlich verschachtelten Dreieckskörpern – in jedem Fall ist die Struktur des Duftes maßgebend für die Form, die Ingredien­zien bestimmen die Farbigkeit. Als Skulptur – ideal etwa für die Präsentation eines Dufts im Schaufenster einer Parfümerie – erinnern die aus Kunststoff gefertigten Tetraeder mit ihrer Dreidimensionalität und Leichtigkeit an die japa­ nische Faltkunst Origami. Sie spiegeln die Schwere­losigkeit eines Duftes wider. Logisch, dass unter dieser Prämisse gerade Premiumdüfte für die Umsetzung in eine außergewöhnliche und den Betrach­ ter faszinierende Parfümskulptur geschaffen sind. »Mir kommt es darauf an«, sagt Thomas Schnitzler, mehr als zufrieden mit dem Ergebnis seiner Initiative, »dass wir ­Menschen künftig auch noch auf einer anderen, einer intellek­ tuelleren Kommunikationsebene für Parfüms begeistern ­können«. Ob als Eyecatcher im Schaufenster, ob als futuris­ tischer App auf dem Handy, »Visual Fragrances« werden, da ist er sicher, »eine interessante Dynamik« entwickeln.  >


Endlich!

Alle Kaffee-Spezialitäten auf einen Knopfdruck. Cafissimo LATTE


DEUTSCHER PARFUMP Das Geheimnis ist gelüftet, die Preisträger sind ge-

­Deutschen. In vier Kategorien wurde die ebenso hoch­

kürt. Zum zweiundzwanzigsten Mal hat die Fragrance

karätige wie begehrte Aus­zeichung jeweils für D ­ amen-

­Foundation Deutschland den Deutschen Parfum­preis

und für Herrendüfte verliehen: In den ­ Bereichen

an die »Duftstars« vergeben, die Lieblings­düfte der

»­Lifestyle«, »Prestige« und »Exklusiv« standen Duft-

LIFESTYLE DAMEN: CHRISTINA AGUILERA UNFORGETTABLE

HERREN: JAMES BOND 007 QUANTUM

Unwiderstehlich, unverwechselbar und so unvergesslich wie Christina

Nicht umsonst spielt der Name auf den Thriller »Quantum of Solace« an:

­Aguilera, die vierfache Grammy-Gewinnerin. Schon im Auftakt ver­strömen

Der dritte Herrenduft des Geheimagenten setzt auf markante Ingredienzen,

die Aromen von Pflaume und Granatapfel pure Sinnlichkeit. Die Herz­

die in jedem Mann den Draufgänger wecken. Quantum eröffnet mit kräfti-

note wird dominiert vom betörenden Duft des nachtblühenden Jasmin. Im

gen Wacholderbeeren, erfrischender Bergamotte und belebenden Zitrus­

­mittleren Akkord entfaltet sich, luxuriös und feminin, türkische Rose, die

noten und verströmt so herbe Männlichkeit. Der zweite Akkord verbreitet

in eine berauschend ­würzige Cashmerannote mündet, begleitet von ver­

mit dem Zusammenklang edler Leder- und Veilchennoten pure Gelassen-

führerischer Vanille und hocharomatischer Tonkabohnen-Essenz.

heit. Cool bleiben, auch in den schwierigsten Situationen, ist seine Botschaft.

PRESTIGE 44

DAMEN: GIORGIO ARMANI SÌ

HERREN: DIOR HOMME COLOGNE

Unabhängig und stark, sanft und sinnlich zugleich ist die Frau, von der sich

»Luxus bedeutet in erster Linie Schlichtheit.« Diesen Satz von Christian Dior

Giorgio Armani bei all seinen Kreationen inspirieren lässt. Drei Akkorde ver-

hat Parfümeur François Demachy hier neu umgesetzt. Die belebende ­Frische

leihen »Sì« den Ausdruck überschwänglicher Lebensfreude: Cassis-Nektar,

eines Kölnisch Wasser geht mit moschusartiger Sinnlichkeit eine ganz neue,

zarte Moschus- und Holznoten, die unwiderstehliche Wärme verbreiten, und

unverblümt charmante Verbindung ein. Trotz seiner kraftvollen Duftspur

eine Neuinterpretation des modernen Chypre, die das Herz berührt und die

will dieses Cologne nichts überdecken, sondern kristallklar das Wesen, die

Sinne fesselt. Der Duft, der die Armani-Frau umhüllt, ist subtil, geheimnis-

­Virilität seines anspruchsvollen Trägers unterstreichen, ihn wie ein treuer

voll, raffiniert und ganz und gar lebensbejahend.

Gefährte begleiten.

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PREIS DUFTSTARS 2014 neuheiten zur Wahl, die »Klassiker« sind den Klassikern

Prominez aus Politik, Wirtschaft, Kultur und M ­ edien zähl-

vorbehalten. In bewährter Manier führte die Mode­ratorin

ten. Neu war die Location: Die eindrucksvolle B ­ erliner

­Barbara Schöneberger durch den glanzvollen Abend, zu

Arena Treptow direkt an der Spree b ­ ildete den passen-

dessen Gästen neben Persönlichkeiten der Branche viel

den Rahmen für d ­ ieses rauschende Fest der Düfte.

EXKLUSIV DAMEN: BOTTEGA VENETA EAU LÉGÈRE

HERREN: BOTTEGA VENETA POUR HOMME

Inspiriert vom Traumbild der venezianischen Landschaft, durchdrungen von

Wie eine Reise durch Zeit und Raum. Markant maskulin ist dieser frische, fas-

Wärme, Sonne und einer Sommerbrise. Ein zarter Lederhauch, eine Reminis­

zinierende und dezente Duft, in dem kostbares Labdanum, Tannen­balsam

zenz an das italienische Luxus-Label, macht seine Herkunft unverkennbar.

und Bergamotte zu einer hinreißenden Komposition verschmelzen. Ein

Der ledrig-florale Chypre-Akkord wird ergänzt durch eine strahlende Kopf-

nostal­gisch anmutender Lederakkord und warme holzige Noten von sibi-

note. Im Herzen des Dufts wird der einzigartige florale Akkord von zarter

rischer Kiefer und Wacholder untermalen die besondere Anziehungskraft

Gardenie belebt. Die Basisnote aus einer Kombination von Moschus und

dieser Duftkreation.

Eichenmoos signalisiert Anmut und Weiblichkeit.

KLASSIKER DAMEN: NARCISO RODRIGUEZ FOR HER

HERREN: HERMÈS TERRE D’HERMÈS

Eine Hommage des Designers Narciso Rodriguez an seinen Lieblingsduft

Eine ganze Welt in der Flasche: die Welt von Hermès. Parfümeur Jean-­

Moschus, den er als Talisman stets bei sich trägt: elegant, magisch und auf-

Claude Ellena versteht diesen Herrenduft als eine olfaktorische Reise zwi-

regend. Floral-fruchtige und holzige Noten und Amber umhüllen die Basis-

schen Himmel und Erde. Geheimnisvoll kühle Noten von Feuerstein, die

note. Geradlinig und schlicht, in enigmatischem Schwarz präsentiert sich der

­Milde von Atlas-Zedern, zartbittre Akkorde von Pampelmuse und Orange

von innen lackierte Flakon; sein Geheimnis gibt er nur der Dame preis, die

und das flammende Aufleuchten von Pfeffer und roten Beeren kennzeich-

es zu ergründen vermag.

nen sein Spiel mit Paradoxien – gemacht für einen Träumer, der mit beiden Beinen fest auf der Erde steht. >

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»Wer will schon wie eine Wiese riechen?« Michael Michalsky, der in Berlin sein eigenes Mode- und Lifestyle-Label betreibt, ist einer der einflussreichsten Designer ­Deutschlands. Seit 2010 ist er mit seinen Düften »Michalsky« und »Urban Nomads« auch ein Connaisseur der feinen Essenzen. Interview: Susanne Kaloff

Anders gefragt: Kann ein flexibler Geist womöglich be­törender sein als jede olfaktorische Wahrnehmung? Gute Frage. Ich würde sagen, sie ergänzen einander. Eine inspirierende, aufmerksame Persönlichkeit weckt meine Neugier. Das tut auch ein neuer Duft. Wenn sie zusammen passen, umso besser. Wenn meine Duftwahrnehmung nur flüchtig ist und die der Person auch, verlieren sie beide. Es sollte ein Eindruck bleiben, eine Erinnerung. Wenigstens ein Hauch, der mich lächeln lässt. Wie sind die Frauen, die Männer, die Ihre Düfte lieben? Positiv. Selbstbewusst. Freigeister, vielleicht. Inspi­ rierend. Überraschend. Auch stark und aufge­ schlossen. Mit eigenem Stil. Menschen, die man in Erinnerung behält. Was macht einen Menschen in Ihren Augen schön? Das, was er oder sie sagt. Würden Sie Ihre Düfte als extrovertiert bezeichnen? Jein. Der zweite Duft, »Urban Nomads«, wurde etwas spitzer entwickelt. Für starke Persönlich­keiten. Das wollte ich gern so. Mein erster, »­Michalsky«, ist freundlicher in der Duftnote. Mehr Komplimente bekomme ich für den zweiten. Die Frauen l­ieben ihn mehr. Ich denke, jeder sucht nach seiner Identi­ tät, seiner persönlichen Note. Wir wollen keinen Einheitsduft. Natürlich gibt es Gelegenheiten, bei denen ein Duft nur unterstreichen soll. Er wirkt fast unbewusst, drängt sich nicht ins Licht. So ist der »Michalsky«-Duft. Angenehm, ohne aufzufallen. Aber wir wollen auch Außenwirkung, Aufmerksam­ keit und Statements. Wie eine große, starke Stadt. Einen Auftritt, um es so zu formulieren. Und dafür habe ich »Urban Nomads« entwickelt. Kann man selbstbewusst duften – ohne es zu sein? Allerdings. Man kann sich auch selbstbewusst ­kleiden, ohne es zu sein. Viele Menschen ver­ wechseln Optik und Duft mit Substanz. Wir ver­ kleiden uns und spielen mit Eindrücken, die wir bei anderen Menschen wecken wollen. Doch Vorsicht! Ein Mann im maßgeschneiderten Anzug ist nicht automatisch ein guter Geschäftsmann. Eine Frau, die ein frisches Parfüm trägt, nicht automatisch ­witzig. So etwas kommt heraus, und dann ist die Enttäuschung groß. Wir leben nicht auf dem Roten Teppich. Wir müssen auch miteinander reden.

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Welcher Duft berührt Sie am meisten? Frisches grünes Gras. Kann man den in eine Flasche bringen? Das wurde schon versucht, glaube ich. Aber wer will schon wie eine Wiese riechen? Wie stark ist Ihre Nase in den Prozess von Duftfindung und Parfümherstellung involviert? Wir haben vor der Entwicklung des ersten Duftes eine ausführliche Duftschulung gemacht. Und die Experten waren komplett überrascht, als ich nach fünfzehn Proben immer noch Details der Duft­ noten erkennen konnte. Normalerweise schalten unsere Rezeptoren in der Nase nach sechs bis acht verschiedenen Düften ab. Deshalb schnuppert man zwischendurch ja auch an Kaffeebohnen.

Was bedeuten die »Duftstars« für Sie? Ich finde gut, dass es diese Veranstaltung gibt. ­Parfüm ist ein wichtiges Produkt. Es wirkt über das Unbewusste. Es ist doch schön, dass hier der Duft in den Mittelpunkt gestellt und die Menschen gewürdigt werden, die Tag für Tag an neuen ­Düften arbeiten. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Mode und ­Parfüm? Wie kommt es, dass die meisten Designer einen ­eigenen Duft auf den Markt bringen? Natürlich wollen Sie Geld verdienen. Das ist der geschäftliche Grund. Aber es geht auch um Geschmack und Lifestyle. Mode steht immer in Wechselwirkung zu anderen Kreativdisziplinen. Sie erschafft ein Gefühl und hat Wirkungen auf das Miteinander der Menschen. Und da sind wir schon beim Duft. Deshalb ist es nur natürlich, dass die Kunden fragen, welche Duftnote der Designer als zu seiner Mode passend sieht. Was war ihr erstes eigenes Parfüm? Wenn meine Mutter Blumen geschenkt bekam, bin ich als Kind hingerannt und habe daran ge­rochen. Ein oder zweimal habe ich die Blüten genom­ men und sie zwischen meinen Händen zerrieben, um diesen Duft anzunehmen. Das war ein tolles Gefühl. Meine Mutter fand das natürlich nicht so gut. Aber an das Gefühl und den Duft kann ich mich heute noch erinnern. Trennen Sie Job und Freizeit, oder ist man als Designer immer im Dienst? Ich trenne das nicht. Wenn ich irgendwo auf der Welt durch die Straßen laufe oder in einem Café sitze, beobachte ich unwillkürlich die Menschen. Wie kleiden sie sich? Wie bewegen sie sich? Wie reden sie miteinander? All das fließt in meine Inspi­ration ein. Neue Dinge zu designen ist mein Leben. Davon muss ich nicht abschalten. Wo finden Sie Ruhe? Oder wird die überschätzt? Abstand ist wichtig. Ruhezonen sind wichtig. Ich finde meinen Abstand am besten, wenn ich mit guten Freunden über deren Leben rede. Gedank­ lich in deren Sorgen, Wünsche oder Freuden eintauche. Wenn ich Gesprächspartner für ganz andere Themen sein kann. Ein Parfüm ohne eine Frau ist nichts! Oder: Ein Kleid ist nur ein Stück Stoff, wenn man es nicht mit Leben füllt. ­Richtig oder falsch? Ich finde das falsch. Zu eindimensional. Denken Sie an tolle Raumdüfte. Ich liebe es, in Räume zu kommen, die merkbar angenehm riechen. Das ist in Europa leider viel zu wenig verbreitet. Dasselbe gilt für ein Kleid. Denken Sie an die Ausstellung »Little Black Dress« von Karl Lagerfeld. Er hat Kleider als Kunst inszeniert. Das hat wunderbar funktio­ niert. Ganz ohne lebendige Frauenkörper in den Kleidern. >

Foto: Alexander Gnädiger

Herr Michalsky, einer Ihrer Düfte heißt »Urban Nomads«. Was ist urbaner Sex-Appeal für Sie? Wenn ein Mensch die Energie der Stadt, in der er lebt, ausstrahlt. Man hat das Gefühl, er passt in diese Stadt. Er oder sie kennt sich aus. Fühlt sich wohl. Ist verbunden mit der Umgebung und den Angeboten der Stadt. Sagt nicht »Ich weiß nicht, wohin wir jetzt gehen können«, sondern »Lass uns dorthin oder dorthin gehen. Der Laden ist neu und soll ganz toll sein. Die spielen die und die Musik, und die Drinks sind auch gut.« Dieser Mensch gehört in diese Stadt.


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