Fine Das Weinmagazin 2|2011-Leseprobe

Page 1

E U R O P E A N

F I N E

W I N E

Deutschland · Österreich · Schweiz ·

M A G A Z I N E

S k a n d i n av i e n

·

G r o s s b r i ta n n i e n

·

USA

2 / 2 011

DA S

·

Australien

€ 15

Deu tsc hl and Öst er r eic h €  16,90 I ta l i e n    €  18 , 5 0 Sc hw eiz c hf   3 0,00

WEI NMAGA ZIN

L i fe s t y l e- Ex t r a : D uft Si ng l e Malt u n d d ’ Yquem : G l en mor a ng i e

Jürgen Dollase bei Christian Bau

Die Schatzkammer von Burg Eltz

Burkard Bovensiepen

Kult -We i n Opu s One

Die Cantina Terlan

C h â t e au Fig e ac W E L T R E I S E

Z U M

W E I N


www.giorgioarmanibeauty.com


Nominiert f端r

Duftstars 2011 Publikumspreis Prestige Damen

The new Essence of Joy


E

DA S

8

F I N E

2 /  2 01 1

U

R

O

P

E

A

N

WEINM AGAZI N

F

I

N

E

W

I

N

E

M

A

G

A

Z

I

N

E

2/2011

Seite 26 Burkard Bovensiepen

Seite 50 Der Perfektionist von Opus One

Seite 58 Die Schatzkammer von Burg Eltz

Seite 86 Pride 1981 von Glenmorangie

Seite 104 Lifestyle-Extra: Duft

Seite 164 Cantina Terlan


D

I

E

G

R

O

S

S

E

N

W

E

I

N

E

D

E

R

W

E

LT

I N H A LT Seite 64 Das Bier danach

Seite 94 Joselito und Dom Pérignon

Seite 172 Selbstgespräch

Seite 16 Château Figeac

10

14 16 26 32 50 58 64 72 82 86 94 98 104 110 114 120 126 130 130 136 142 146 150 154 162 164 172 178

Seite 32 Das Estate-Hopping

Thomas Schröder FINE Degustation Die Fine-Kriterien FINE Bordeaux Château Figeac FINE Porträt Burkard Bovensiepen FINE Welt-Weinreise Das Estate-Hopping FINE Napa Valley Opus One FINE Weinlegenden Burg Eltz FINE Das Bier danach Ball des Weines FINE Wein & Speisen Jürgen Dollase in Victor’s Gourmet-Restaurant Schloss Berg FINE Die Pigott Kolumne Konkurrenz-Angst und Winzer-Paranoia FINE Whisky Glenmorangie Distillery FINE Gourmandise Joselito und Dom Pérignon FINE Das Große Dutzend Weingut Erich & Walter Polz FINE Lifestyle Duft Parfüm und Wein FINE Lifestyle Kleine Kulturgeschichte des Parfüms FINE Lifestyle Interview mit Catherine Walsh FINE Lifestyle Guerlain – Eine Reise zum persönlichen Parfüm FINE Lifestyle Der Duft des Herrn FINE Lifestyle Parfüm und Literatur FINE Lifestyle Duft-Klassiker FINE Lifestyle Der Traum im Flakon FINE Lifestyle Mode und Parfüm FINE Lifestyle Farina oder 4711: Wie das Eau de Cologne die Welt eroberte FINE Lifestyle Das Tor zum Unterbewussten FINE Lifestyle Ein spielerisches Diner von Ruinart FINE Reiner Wein Anne Zielke: Mir tun jetzt die Männer leid FINE Südtirol Die Cantina Terlan FINE Selbstgespräch Felix Schmidt mit einer Flasche Hermitage La Chapelle 1990 FINE Abgang Ralf Frenzel FINE Editorial

F I N E

I n h a l t

9


Der heimliche Groll

16

F I N E 

2 /  2 01 1


»So, so, Sie kommen gerade von Château ­Figeac,« stellt Jacques Hébrard mit hochgezogenen Augenbrauen fest »dann ­wissen Sie ja schon alles über ­Cheval Blanc, und ich brauche Ihnen gar nichts mehr zu er­zählen!« Hébrard, ein Hüne von einem Mann und langjähriger Verwalter von Château C ­ heval Blanc, traf mit seiner leicht süffisanten Anmerkung ins Schwarze. Vieles von dem, was mir ­Thierry Manoncourt über Château Figeac erzählt hatte, bezog sich irgendwie auf den Nachbarn Cheval Blanc, jenes ­berühmte Weingut, das 1955 gemeinsam mit Château Ausone in den Adelsstand als Premier Grand Cru Classé A erhoben wurde. Wie Château Figeac zählt in Saint-­Emilion ein Dutzend weiterer Güter zur so klassifizierten Wein­ elite, aber eben nur in der Kategorie B.

des Grandseigneurs Wie Thierry Manoncourt sein Leben lang um die angemessene Wertschätzung der Weine von Château Figeac kämpfte Text: ARMIN DIEL Fotos: JOHANNES GRAU

F I N E

B o r d e a u x

17


Schon bei meinem ersten Besuch in Saint-Emilion im Sommer 1981 war ich sehr beeindruckt von dem eleganten Herrn, der mir die ­große weiße Holztür von Château Figeac öffnete und mich in den Salon des Schlosses geleitete. Im Unterschied zu vielen kleineren Weingütern der Region, die sich im Bordelais zwar Château nennen dürfen, weil dies hier als Synonym für Domaine oder Weingut steht, kann man bei Château Figeac sehr wohl von einem Schloss sprechen.

T

hierry Manoncourt bot mir ein Glas ­Wasser an und begann mit der Geschichte des Gutes. »Die ältesten Grundmauern gehen auf das dreizehnte Jahrhundert zurück, andere Gebäude­teile, die einen Großbrand während der Religions­ kriege überlebten, stammen aus dem sech­zehnten und siebzehnten Jahrhundert.« Der Name des Gutes geht zurück auf eine römische Villa namens F ­ igeacus, die hier im zweiten J­ ahr­hundert ge­standen haben soll. Ab dem 16. Jahrhundert gehörte Figeac beinahe dreihundert Jahre lang der Familie de Carle, die das Gut auf statt­liche zweihundertfünfzig Hektar Weinberge, ­Wälder und Wiesen brachte. Nachdem Elie de C ­ arle ver­storben war und das Gut in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, wurden größere T ­ eile des Besitzes verkauft, aus denen andere be­kannte Weingüter hervor­gingen, auch Château Cheval Blanc. E ­ inige ­trugen sogar den Namen Figeac in ihrer Firmierung, etwa Petit-Figeac, Yon-Figeac, La Tour-Figeac, La Tour du Pin-Figeac. Château Figeac selbst wechselte im 19. Jahrhundert nicht weniger als sieben Mal den Besitzer.

18

F I N E

2 /  2 01 1

Wie ein typischer Winzer kam mir der ­elegant gekleidete Thierry Manoncourt schon gar nicht vor, als er auf seine Vorfahren zu sprechen kam. »Mein Urgroßvater war zu Zeiten von Zar Nikolaus II. am Bau der Bahnstrecke Moskau– St. Petersburg beteiligt, mein Großvater unterhielt in Ägypten eine Import-Export-Firma, als der Suezkanal gegraben wurde, und mein Vater war Steuerberater von Madame Curie, als sie ihre Recherchen über die Radioaktivität machte!« Und wie kam das Weingut dann überhaupt in die Familie? »Den Besitz verdanken wir meinem Großvater mütterlicherseits, der damals D ­ irektor des Rathauses von Paris war. Ein alter Klassen­ kamerad hatte ihn 1892 davon überzeugt, das Weingut in Saint-Emilion zu kaufen und stattdessen einen alten Familiensitz zwischen Lüttich und Aachen aufzugeben.« Allerdings betrieb die in Neuilly bei Paris lebende Familie das Weingut beinahe ­fünfzig ­Jahre aus der Ferne, weil sich niemand persönlich um Figeac kümmern wollte. Stattdessen ­setzte man einen Verwalter ein, der den Betrieb mehr


Als Thierry Manoncourt, der Patriarch von Château Figeac, am 27. August 2010 starb, stand nicht nur auf seinem Schloss, sondern im ganzen Bordelais die Zeit für einen Augenblick still: Ein Großer war gegangen.

schlecht als recht führte. Nicht einmal in den Sommerferien fühlte man sich zu dem Landgut im fernen Bordelais hingezogen und fuhr vorzugsweise an den Atlantik oder in die Schweizer Alpen. Im Herbst 1943 reiste der junge T ­ hierry Manoncourt erstmals zur Traubenlese nach Saint-Emilion und war davon so begeistert, dass er seine Mutter anschließend bekniete, das Weingut um Gottes Willen nur ja nicht zu verkaufen. Nach dem Ende des Krieges schloss Manoncourt zunächst sein Studium als Agrarökonom ab und übernahm 1947, »erst einmal für ein Jahr«, die ­Leitung von Château Figeac. Dass daraus eine Entscheidung fürs Leben werden sollte, hatte wohl auch mit der Qualität des legendären Jahrgangs 1947 zu tun, den der junge Gutsherr gleich auf Anhieb einbringen konnte. Es folgte eine Reihe überaus erfolgreicher Jahrgänge wie 1949, 1950 und 1953, die es Thierry Manoncourt wirtschaftlich ermöglichten, verschiedene technische Inno­ vationen in Weinberg und Keller umzusetzen, etwa die Installation von Edelstahltanks. Dazu

zählte auch die Einführung eines so genannten Zweitweins, La Grange N ­ euve de Figeac. Diese Selektion des Lesegutes führte in den Folgejahren zu einer enormen Qualitätssteigerung des Grand Vin von C ­ hâteau Figeac. Um das Entwicklungs­ potential der verschiedenen Rebsorten zu ergründen, begann Thierry Manoncourt Anfang der fünfziger Jahre, jeweils dreißig Flaschen Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot sortenrein abzufüllen, um sie in den Folgejahren immer mal wieder mit Fachleuten verkosten zu können. Im Jahr 1956 heiratete er die aus Issac stammende Marie-France Duboys de Labarre, die ihm fünf Kinder schenkte, vier Mädchen und einen Jungen, Antoine, der im Alter von sechs Jahren im Teich des Châteaus einen tragischen Tod fand. Wir begannen die Besichtigung des Wein­gutes. Thierry Manoncourt erläuterte ausführlich die Details seiner Weinbereitung. Die selbstverständlich von Hand geernteten Trauben durchlaufen die alkoholische Gärung in großen Holzbottichen und werden danach in funkelnagelneue Barriques

umgelagert. »Das machen außer Figeac nur die Premiers Grands Crus Classés des Médoc, also Mouton, Lafite, Latour, Margaux, Haut-Brion und noch zwei weitere Güter so!« Erstaunt hatte mich seinerzeit, dass Château Figeac über einen ungewöhnlich hohen Anteil an Cabernet-Sauvignon-Reben verfügte, g­ enauer gesagt fünfunddreißig Prozent der insgesamt vierzig Hektar umfassenden Rebfläche. Im Unterschied zur Graves-Region und dem Médoc, wo Cabernet Sauvignon in der Regel die prägende Sorte ist, hat kein anderes namhafte Weingut in Saint-Emilion einen nennenswerten Bestand davon. Fast überall dominiert hier die früher reifende Merlot-Traube, die alkoholreiche und opulente Weine hervorbringt. Davon weichen zwar auch Château Ausone und Château C ­ heval Blanc ab, jedoch wird hier jeweils etwas mehr als die Hälfte der Rebfläche mit Cabernet Franc bepflanzt und der Rest mit Merlot. Wir verließen den Barriquekeller und ­betraten den Weinberg. Thierry Manoncourt hob einen dünnen Kieselstein auf und hielt ihn gegen die Sonne. »Hier gibt es ein ganz besonderes ­Terroir wie nirgendwo sonst in Saint-Emilion, wo meist lehmige, sandige oder von Kalkstein geprägte Böden vorherrschen. Während der Günz-Eiszeit hat der Fluss Isle diese Kieselsteine aus dem Zentralmassiv angeschwemmt, die sich hier auf einem bis zu sechs Meter starken Plateau abgesetzt haben. Nur wenige Weingüter profitieren von ­diesem einzigartigen Boden, etwa La D ­ ominique und Cheval Blanc.« Aha, schon wieder der Nachbar, und es sollte noch deutlicher kommen: »Wenn Sie genau hinschauen, dann sehen Sie im Weinberg von Château Figeac drei kleine Kieselsteinhügel, unser Nachbar Cheval Blanc hat davon aber nur zwei!« O je. Nach der Verkostung von zwei Weinen verabschiedete ich mich eilig, um den verabredeten Termin bei eben diesem Nachbarn nicht zu verpassen.

F I N E

B o r d e a u x

19


DAS ESTATE-HOPPING – DIE EX

Text: CHRISTIAN VOLBRACHT Fotos: JOHANNES GRAU »Wenn Mensch und Natur an magischen Orten zusammentreffen, dann kann man große Weine machen.« Das sagt Pierre Lurton, wichtige Figur der französischen Weintradition und Pionier der Spitzenweine der Neuen Welt. Der ­Franzose kann schwärmen. Und als Chef der Weingüter

32

F I N E

2 /  2 01 1

­Château Cheval Blanc und Château d’Yquem wie als Winemaker von Cheval des Andes in Argentinien kennt er sich auch aus. Das Zitat im Sinn starten wir zur Weltwein­reise – zu sechs Weingütern an magischen Orten rund um den Globus in zweieinhalb Wochen. Westaustralien, Neuseeland, Kalifornien, A ­ rgentinien, ­Spanien. Auftakt mit dem australischen Kultwein Cape Mentelle Cabernet Sauvignon, dann

zur neusee­ländischen Cloudy Bay Sauvignon Blanc. Weiter im Zick-Zack-Flug ins kalifornische Napa Valley zu den unfiltrierten Weinen der Newton Vineyards, ins argentinische Reich der authentischen Malbec-Trauben – Terrazas de los Andes und Pierre Lurtons Cheval des Andes. Und zurück nach Europa ins spanische Toro-Weingebiet zur Bodega Numanthia – junger Pionier­geist auch in der Alten Welt.


Weinland von Cape Mentelle, Australien

Cloudy Bay, Neuseeland

Newton Vineyards, Kalifornien

Terrazas de los Andes, Argentinien

XZELLENTE WELTWEINREISE Bodega Numanthia, Spanien

Es ist ein Kreuzflug für Weinbegeisterte zur ­Estates & Wines Collection von Moët ­Hennessy, einer locker um den Globus ­geschlungenen ­Kette feinster Weingüter, die prämierte Qualitäts­ weine produzieren. Moët ­Hennessy hat sich auf die Fahne geschrieben, durch »­Exzellenz« die Vielfalt der Herkunft­gebiete, der Reb­sorten, der Terroirs und der Menschen zu sichern, die diese Weine hervorbringen. Es sind Weine mit

individuellem Charakter, zugleich aber auch Weinmarken des Luxuskonzerns ­Louis ­Vuitton Moët Hennessy (LVMH). Der ­Präsident von ­Estates & Wines Xavier Ybargüengoitia verkündet in einem Prospekt: »Es ist unsere erste Aufgabe, den Schwerpunkt ­unserer Arbeit auf die Weiterentwicklung der Marken zu setzen.« Wir wollen passionierte Weinmacher treffen und erfahren, wie sie in einem solchen Umfeld

arbeiten. Jedes der Weingüter hat seine e ­ igene Legende, seine eigene Erfolgsstory, auch wenn die Geschichte manchmal nur kurz ist und sich das Alte zuweilen als bloße Dekoration entpuppt. Doch überall arbeiten passionierte Weinmacher, um die eigenen Ansprüche und die von Moët Hennessy und seinen Konzernpartnern geforderten und überwachten hohen Qualitätsstandards zu erfüllen. F I N E

W ein - W e l t r ei s e

33


Cape Mentelle, W

D

as Estate-Hopping führt aus dem deutschen Frühling zur Weinlese in den Herbst der südlichen Halbkugel. Über Singapur nach Perth in Südwestaustralien und dann mit dem Auto lange Stunden nach ­Margaret River, einem der entlegensten Weinbaugebiete der Welt. Der Name steht für die Region, den Fluss und den kleinen Ort. Ein Hotspot in dreierlei Hinsicht: für Surfer, Natur­ freunde und Weinliebhaber. Die internationale Wellenreiter-Elite hat gerade ein Masters beendet. Biologen und Naturschützer lieben das Gebiet als einen der vierunddreißig anerkannten Biodiversitäts-Schwerpunkte der Erde, mit Tausenden von endemischen Tier- und Pflanzenarten, die es sonst nirgendwo gibt. All dem kann sich niemand entziehen, der diese Landschaft bereist. Man ist hin- und hergerissen. Hier das packende Thema Wein, dort die faszinierende Landschaft zwischen Küste und Wüste.

34

F I N E

2 /  2 01 1


Westaustralien

Die Brise des pazifischen ­Ozeans sorgt für ­einen großen Cabernet Sauvignon. Robert Mann, Wine­ maker von Cape Mentelle, gebietet über erstklassiges Terroir.

1970 war es der Winzer David Hohnen, der als einer der ersten am Margaret River Wein an­baute und Cape Mentelle in den Rang der besten Weingüter des Kontinents aufsteigen ließ. Heute ist Robert Mann der Weinmacher der Winery, die nur fünf Kilometer vom Pazifik entfernt liegt, fünfzig Meter über Meereshöhe. »Wir haben ein gemäßigtes Seeklima, die B ­ rise vom Ozean sorgt für Abkühlung am Tag und schützt vor zu kalten Nächten.« Fast wie in B ­ ordeaux, nur noch beständiger. Kultwein bleibt der Cabernet Sauvignon, ein Wein mit viel ­Struktur und kräftiger Frucht, der gut zwanzig Jahre lagern kann. Daneben gibt es einen Cabernet Merlot, einen Shiraz und den weißen Sauvignon Blanc/Sémillon.

Beim Rundgang über das Weingut zeigt Robert Mann stolz die neue Selektionsmaschine, die alle schlechten Weinbeeren optisch erkennt und automatisch aussortiert. Der Konzern hat die Anschaffung genehmigt, im Bestreben um ­konstant hervorragende Weine. Noch ein Abstecher in die wilde Natur, wir sehen Kängurus unter Bäumen hoppeln, lassen uns die Geheimnisse von Grasbäumen erklären und besuchen den Karri-Eukalyptus-Wald mit bis zu hundert Meter hohen Bäumen. S ­ chwarze Vögel krächzen gespenstisch. Wir tauchen die Kanu-Paddel ins dunkle Wasser des ein­samen ­Margaret River und stehen andächtig vor einer Quelle im Buschland, die von den ­Aborigines genutzt wurde und später von den ersten Kartoffel­pflanzern aus Europa.

F I N E

W ein - W e l t r ei s e

35


Atemraubend ist der Blick über die ­pazifische Küste, nur ­wenige Kilometer entfernt von Cape ­Mentelles Rebland.

36

F I N E

2 /  2 01 1


F I N E 

W ein - W e l t r ei s e

37


A

bschied mit schwerem Herzen, nach Neuseeland. Der Weinpionier David ­Hohnen gab auch den Impuls für das heute florierende Weingebiet Marlborough an der Nordspitze der neuseeländischen Südinsel. 1985 gründete er dort eines der ersten Wein­ güter, Cloudy Bay, das schlagartig für seinen fruchtig-würzigen und ungemein klaren Sauvig­ non Blanc berühmt wurde. Cloudy Bay ist der Name, den der britische Entdecker Captain Cook 1770 einer Ankerbucht an der Küste gab – aber nicht wegen der W ­ olken, die auch bei unserem Anflug von Auckland nach Blenheim über der verwinkelten Küsten­linie schweben, sondern wegen des trüben ­Wassers

der Bucht. Das weite Tal ist von vielschichtigen Höhenzügen eingefasst, die mit dem Stand der Sonne die Farben wechseln, von braun und grau bis fast schwarz. Wer hier Abwechslung sucht, hat die Qual der Wahl: mit Delfinen schwimmen, nach Muscheln oder Abalone-Schnecken tauchen, Wandern, Whale-Watching. Bei uns steht eine Bootsfahrt auf einer der vielen Buchten der Küste mit Angeln und Tontaubenschießen von Bord aus auf dem Programm. Die erste Weinverkostung wird später in den repräsentativen Räumen des Weinguts inmitten alter Bäume und der Weingärten vertieft. Der Sauvignon Blanc ist das Aushängeschild der Marke Cloudy Bay. Weinmacher

Cloudy Bay,

38

F I N E

2 /  2 01 1


Nick Lane sagt: »Wir haben da nur wenig Spielraum für Irrtümer. Es gibt einen hohen Druck, in jedem Jahr dasselbe Niveau zu halten.« Exzellente Gastlichkeit umfängt den Besucher, im Hotel d’Urville oder beim Essen auf dem Weingut. Hirsch mit Pilzrisotto und Rote Bete zum Pinot Noir 2007 und 2009. Am nächsten Morgen ein Abstecher an die regenverhangene Cloudy Bay: glänzende, rund geschliffene Kiesel, grauer Sand und weißgraue Brandung hinter schwarzen Kiefern, unter denen ein paar Butterpilze wachsen. Auch die Schafe, die in einem Weingarten zwischen den Reben grasen, sind jetzt nass und grau.

Neuseeland Der große Atem eines weiten Landes schenkt Neuseeland einen berühmten Wein. Winemaker Tim Heath verantwortet einen Welterfolg.

F I N E

W ein - W e l t r ei s e

39


Wein und Legende: Die Winery Opus One in Napa Valley, von Baron Philippe de Rothschild und Robert Mondavi gemeinsam ersonnen und ins Werk gesetzt. Von Anfang an war Opus One ein Kultwein.

50

F I N E 

2 /  2 01 1


DER PERFEKTIONIST VON OPUS ONE Text: CHRISTIAN VOLBRACHT Fotos: STEPHAN HEIMANN und JOHANNES GRAU

Am großen weißen Tisch des Laborraums sitzt Michael Silacci vor einem Halbkreis aus fünfzehn Weingläsern, ein Notizblatt in der Mitte. Gewölbte Glas­deckel halten die Aromen des tiefroten Weins im Glas. Opus One, Jahrgang 2009. Zwei Wochen vor der Assemblage und dem Abfüllen auf Flaschen hat Michael Silacci zur Degustation auf das Kult-Weingut im Napa Valley geladen. Es ist eine Fassweinverkostung, bei der es vor allem ums Weinfass aus Eichenholz geht.

F I N E

N a p a

V a l l e y

51


Wein und Glas: Die avantgardistische Architektur des Weinguts Opus One am Highway 29 lässt die Helligkeit der Rebhügel durch große Scheiben ins Innere fluten. Der Chef-Weinmacher des Gutes trägt die graumelierten Haare kurz geschnitten, ­dunkle Jacke, offenes blaues Hemd und schwarze B ­ rille. Neben ihm konzentriert sich die Ö ­ no­login ­Meredith Taggart. Gegenüber senkt Mike F ­ armer, der Assistant Winemaker, die Nase in eines der fünfzehn Gläser, an seiner Seite die für den Weinberg zuständige Nathalie Jure. D ­ aneben sitzt die Frau, die heute zum ­Examen geladen ist, ­Laurence Cheftel. Die dunkel­haarige F ­ ranzösin vertritt die Kalifornien-­Nieder­lassung der französischen Fassmacherei Sylvain. Man hat ihr gezeigt, welches Glas den Wein aus einem ihrer Eichenfässer enthält. Dreizehn ­Gläser ent­ halten Proben aus Fässern ihrer K ­ onkurrenten. Glas Nummer 00 ist eine Assemblage aus allen ­Fässern. Madame Cheftel hatte das futuristisch anmutende Weingut am Highway 29 mit leicht angespanntem Gesicht betreten. Sie ist durch das römisch anmutende Atrium aus hellem Sandstein mit den dekorativen Olivenbäumen in den

52

F I N E

2 /  2 01 1

nüchternen Laborraum gekommen. »Ja, Opus One gehört zu den anspruchsvollsten Kunden«, sagt sie. »Aber es ist gut, wenn man penibel ist. Dadurch kommt man voran.« Michael Silacci hat uns Methode und Zweck der Sitzung erklärt. »Das wichtigste für den Wein sind die Trauben, dann kommt das Fass«, sagt er. »Wir benutzen hier vierzehn verschiedene ­Fässer aus französischer Eiche. Alle Hersteller werden im Frühjahr eingeladen, und wir t­ esten, welche Fässer für unseren Wein am b ­ esten sind.« Bei der mehrstündigen Verkostung wird jede Probe nach Bouquet und Geschmack benotet. Dann folgt die Debatte. Ein Teammitglied plädiert für, eines gegen die jeweilige ­Probe: ­Welche Auswirkungen hat das Fass auf den Jahrgang, ­welche Aromen setzt es frei, wie sind die Gerbstoffe? »Das Fass beeinflusst die Konzentration des Weins, das Volumen, die ­Länge und das Finish«, sagt Michael Silacci. »Die Fassmacher können diese Faktoren beeinflussen, und sie sollen wissen, was die Konkurren-


Eiche und Wein: In langen Tastings finden die Önologen auf Opus One heraus, welche Fässer aus welcher französischen Eiche die für den Wein am besten geeigneten sind. Für die richtige Entscheidung bürgen auf jeder Flasche die Silhouetten von Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild.

ten machen und was wir brauchen.« Er sucht eine möglichst enge Beziehung, die Fassmacher ­sollen zum Team gehören. Die wichtigsten Faktoren beim Eichenfass sind der Holztyp und das Toasting, also das Abflämmen der Fässer. Bei Opus One wird seit jeher nur französische Eiche verwendet; zwei der Fassmacher sitzen im Napa Valley, das übrige ­Dutzend in Frankreich. »Dort werden die ­Fässer im Spätsommer gemacht«, scherzt Silacci fröhlich. »Und was kann uns Besseres passieren, als Fässer, die von Franzosen gemacht werden, die gerade erholt und glücklich aus den ­Ferien zurück sind?« Beim Holz kommt es auf die Dichte an, auf die Maserung. Amerikanische Eiche ist weniger dicht, bringt dem Wein andere, härtere Noten als französische. In Europa werden seit Jahrhunderten Weinfässer hergestellt, während man sich in den Vereinigten Staaten lange Zeit auf Whiskey-Fässer spezialisiert hatte. Sogar die Holzbearbeitung ist dem Weinmacher wichtig: In Amerika wird die Eiche gesägt, in Frankreich mit der Axt gespalten. Das Entscheidende aber ist das Toasten, das die Aromen und die Beschaffenheit der T ­ annine im Wein stark beeinflusst. Wie lange und bei ­welchen Temperaturen wird ein Fass innen abgeflämmt, welche Aromen werden damit aus dem Eichenholz freigesetzt? Entstehen ­härtere oder weichere Noten? »Wir ziehen ein längeres Toasten bei niedrigen Temperaturen vor«, sagt er. Die Eiche ist für ihn die Grund­lage der Fruchtig­ keit eines Weins, das Holz darf die Frucht nicht verdecken. Er zeigt uns die Unterlagen für einen Riechworkshop der ­Firma Wine & Flavors in

F I N E

N a p a

V a l l e y

53


Trinkspiele mit Diana und Hirsch Text: DANIEL DECKERS Fotos: ALEX HABERMEHL

Die Schatzkammer von Burg Eltz – und wie man damals pokulierte Victor Hugo, der französische Goethe, war nicht leicht zu beeindrucken. Vieles hatte der uni­verselle und weitgereiste Dichter in seinem bewegten Leben erfahren, und vielem hatte er eine unver­ wechselbare Stimme gegeben: Unter anderem hatte »Notre Dame de Paris« (Der Glöckner von Notre Dame) ihm im Jahr 1841 zur Wahl in die Académie Française und damit zur Unsterb­ lichkeit ver­holfen. Mehr als zwanzig Jahre später, 1862, erschien »Les Misérables«, einer der wirk­ mächtigsten sozial­kritischen Romane des 19. Jahr­ hunderts. Doch die vielen Facetten der Hugoschen Persönlich­keit erschöpften sich nicht im Verfassen von Romanen oder auch Gedichten, ja nicht ein­ mal in ­Zeichnungen. Wie viele romantisch ver­ anlagte Zeit­genossen hatte es den im französischen Jura geborenen Schriftsteller in die Ferne ge­zogen. Die Aufzeichnungen zweier Reisen, die ihn in den J­ ahren 1839 und 1840 an den Rhein geführt ­hatten, ­wurden bald darauf in Briefform unter dem Titel »Le Rhin« publiziert. Bis h ­ eute zählen sie zu den tiefgründigsten und leidenschaftlichs­ ten Liebes­erklärungen, die dem »heiligen Strom« (­Heinrich Heine) je gemacht wurden. 58

F I N E

2 /  2 01 1


Steingewordene Geschichte – und ein Graf, der alles überblickt: Die Burg und ihr Hausherr Karl Graf von und zu Eltz.

F I N E

W ein l e g en d en

59


Goldgefasstes Ritual – Diana auf dem Hirsch: Das virtuose Kunstwerk des Augsburger Silberschmieds Joachim Friess diente den Damen und Herren auf Burg Eltz um 1600 als Trinkspiel zur Hebung der Geselligkeit.

60

F I N E

2 /  2 01 1


D

och die Ansicht, die sich dem mittlerweile einundsechzig Jahre alten Dichter an einem Sommertag des Jahres 1863 während einer neuer­ lichen Rheinreise bot, ließ auch ihn um Worte ­ringen. »Hoch, mächtig, verblüffend, fi ­ nster«, so trat ihm in einem abgelegenen Seiten­tal der Mosel eine »Ansammlung hoher Giebelhäuser« ent­gegen, »stürmisch um einen Gipfel g­ ruppiert«. Doch was für Häuser: »Kleine Glocken­türmchen, ­offene Lauben, vergitterte F ­ enster, L ­ aternen, Pech­nasen, Wachtürme, Fensternischen mit Erkern«, wie er sie »nie zuvor gesehen« habe, so hielt der D ­ ichter unter dem Datum des 23. August in atem­losem Stakkato die Begegnung mit Burg Eltz fest. Welch ein Glück, dass er sich dieser Auf­zeichnungen bis zu seinem Tod im Jahr 1885 nicht mehr an­nehmen sollte. Denn so sind s­ eine Impressionen der Nach­ welt nicht in kunstvoll literarisierter Form über­ liefert, sondern schlicht als »choses vues«, unge­ künstelt und ungefiltert, und darum um so unmittelbarer: Burg Eltz war und blieb für ihn »le burg«, die Burg schlechthin. Doch nicht nur er, jeder empfindsame Zeit­ genosse musste (und muss) von der wie eine Fata Morgana aus dem felsigen Talgrund emporsteigen­ den, himmelwärts strebenden Burg in Bann geschlagen werden. Wer konnte, griff angesichts des doppelten Kontrastes von friedlicher Natur und steingewordener Rittermacht, dazu von form­ vollendeter Burg und dem längst in Ruinen gefal­ lenen Gegenstück Trutz-Eltz anstatt zur Feder zu Farbe und Pinsel. Die Aquarelle Joseph Mallord

William Turners etwa, von denen die ersten um 1840 entstanden, zählen zu den beeindruckends­ ten unter den vielen grandiosen Spätwerken des Engländers, unter dessen Händen sich auch die Rheinromantik in ein jede Gegenständlichkeit transzendierendes Spiel von Licht von Farbe ver­ wandelte. Kein Wunder also, dass Burg Eltz im 19. Jahrhundert nicht nur ­Dichter und Maler, Reise­schriftsteller und Kunst­historiker, sondern auch die ersten Photographen anzog. Deren ­Bilder machten Eltz nur noch populärer, so dass der Strom der Besucher nie mehr abriss. Selbst ­Kaiser Wilhelm II. ließ es sich im Jahr 1906 nicht nehmen, das »Märchen in Stein« (so die e­ nglische Reiseschriftstellerin Katherine ­Macquoid) höchst­ selbst in Augenschein zu nehmen. Denn nicht allein die äußere Anmutung, »durch die Einsamkeit und Schönheit der Lage der Phantasie wunderbar entgegenkommend« (Georg Dehio), ließ Burg Eltz als »le burg« erscheinen. Mag sie auch bis heute wie ein großer Riesling von der nahen Terrassenmosel die Phantasie beflügeln, so war sie selbst nie ein Artefakt romantisieren­ der Phantasie oder gar jenes preußischen Historis­ mus, der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bei­ spielsweise bei der Vollendung des Kölner Doms oder der vermeintlich originalgetreuen Rekons­ truktion von Burgen wie Stolzenfels bei Koblenz oder der Hohkönigsburg bei Schlettstadt im Elsass den wahren deutschen Geist am Werke sah. Nein, vom 12. bis zum 16. Jahrhundert hatten die drei Eltzer Linien »vom silbernen Löwen«, »mit den

Büffelhörnern« und »vom goldenen Löwen« ihre Stammburg mehr oder weniger kontinuierlich und mehr oder weniger gemeinschaftlich ausgebaut. Und während die mittelalterliche Burgenherr­ lichkeit an Rhein und Mosel über den Dreißig­ jährigen Krieg, den Pfälzischen Erbfolgekrieg und schließlich die französische Annexion des linken Rheinufers in Trümmer fiel, wussten sie ihr gemeinsames Erbe, das durch den halben Löwen im Wappen symbolisiert wurde, vor jedem feind­ lichen Übergriff zu bewahren. Denn wer immer an Mosel und Rhein marschierte, gleich ob katho­ lische Kaiserliche, reformierte Schweden oder von der eigenen Größe berauschte Franzosen, immer (so wird noch heute erzählt) war ein Eltz in ihren Reihen und wusste Ungemach von dem eigenen Geschlecht abzuwenden. Selbst nach dem Untergang des Alten ­Reiches, als die rauhe Burg Eltz zugunsten des ­urbaneren Koblenz, der ausgedehnten Ländereien rund um das balkanische Vukovar und n ­ atürlich auch des wein­ seligen Eltville unwiederbringlich an Bedeutung­ verloren hatte, stand es um sie so gut wie immer. Als Karl Graf von und zu Eltz, der Ururgroß­vater des heutigen ­Besitzers Karl Graf von und zu Eltz, in der Mitte des 19. ­Jahrhunderts begann, die alten Gemäuer von Grund auf zu ­sanieren, da ging er mit dem Erbe aus acht Jahrhunderten deutscher Geschichte, mit ­romanischen Bögen und gotischen Gewölben, mit ­Malerei der Renaissance, Porträts aus dem Barock und ­Porzellan aus dem Rokoko so sorgsam um, als gelte es, die gesamte deutsche

F I N E

W ein l e g en d en

61


Reiner Wein

Mir tun jetzt

die Männer leid Dass Bier der neue Wein ist: Wohin soll das nur führen? Fragt unsere Kolumnistin Anne Zielke.

D

ie Schwestern L. kennen wir schon lange. Vor allem haben wir ihre allmähliche Wandlung von ländlichen Bier-Wachteln zu großstädtischsten Damen verfolgen können, was sich unter anderem daran zeigt, dass sie mehr und mehr auf Bier verzichtet haben und sich »gern mal« ein »gutes Glas Wein« »genehmigen«. Die verfeinerte Haltung merkt man schon daran, dass sie ihren Wein nie trinken, sondern immer genießen. Irgendwann sagten die L.s auch statt »lecker« »köstlich«, und wenn man ihnen so beim Genießen zuschaute, konnte man sicher sein: Der Wein schmeckte ihnen nicht einfach, nein, er »mundete« ihnen, und wenn er ihnen mundete, dann »vorzüglich«. Vorzüglich mundet auch Bier. Spätestens, seitdem Edelbier statt einfach nur Bier verkauft wird. Bier ist nämlich der so genannte neue Wein, was man an mindestens fünf Dingen erkennt: Erstens: Es gibt keine Trinker mehr, sondern nur noch Genießer. ­ Zweitens: Es gibt kein Sortiment, sondern eine Kollektion. Drittens: Es gibt keine Bierdimpfelei, sondern »feine Bierkultur«. Viertens: Man schickert sich nicht an, sondern lässt sich »inspirieren«. Fünftens: Die jüngere L. fragt jetzt in jedem Restaurant, ob es auch ein 1598 Edition Privée gibt – »köstlich!«. Jetzt sage ich Ihnen mal, was ich unter feiner Bierkultur verstehe: Zum Beispiel die Werke des Pariser Künstlers Cyprien Gaillard. Der hat vor kurzem eine Pyramide aus zweiundsiebzigtausend Flaschen Bier aufgebaut, eine riesige atemraubende Skulptur aus blauen Pappträgern, und das Schöne bei der Vernissage war, dass man sich selbst bedienen

162

F I N E

2 /  2 01 1

­konnte. Man trank das Kunstwerk einfach aus oder sich selbst zumindest an, und am Ende konnte man sicher sein: Das war sogar Bierhochkultur, und zwar vom Feinsten. Sonst aber frage ich mich, wohin die allgemeine Vergeistigung von Lebensmitteln noch führen soll. Angefangen hat ja alles in den ICEs, wo die Bordbistro-Schnelldreher laut Durchsage auf einmal als »erlesene« Weine gelobt wurden, pardon, »erläsene«, denn der Schaffner näselte. Dann kam die sogenannte Kaffeekultur mit George Clooney als Frontmann dazu, und dass man nicht mehr im Supermarkt kaufte, sondern nur noch in Lounges. Als nächstes blühte die Schokoladenkultur, die es mit sich brachte, dass überall der Kakaoanteil auf mindestens neunzig ungenießbare Prozent hochgepumpt wurde. Mir tun jetzt vor allem all die Männer leid. Ein Alphamännchen braucht – gute Lagerung ist alles – neben Weinkeller, Sauerstoffzelt und ­Humidor, Schokoladenbunker und Kaffeetresor jetzt auch noch einen Bierkeller. Schade auch: Bei Partys aus der Flasche zu trinken wirkt inzwischen ­weniger locker als früher, weil man sich gerade an einer Magnum­flasche Bier verhebt. Stoßen wir also an, solange wir solche Gewichte überhaupt noch stemmen können: Auf das Ende des banalen Konsumierens, ­hoffentlich bald auch in anderen Bereichen. Ich freue mich schon auf die ­erste inspirierende Toilettenpapierkollektion aus handgeschöpften Papieren, natürlich nur nach persönlicher Beratung. Und auf die limi­tierte Geschirrspülmittelcuvée bei Manufactum, abgefüllt in mundgeblasenen Flaschen – ein Genuss für fast alle Sinne. Falls Sie aber unverständlicherweise genervt sein sollten von der ständigen Frage: »Haben Sie Lust auf Genuss?«, dann verschwinden Sie doch in eine Ausstellung. Ich hätte da einen feinen Tipp für Sie. >


Bestellen Sie Ihr exklusives Sammlerp aket

DA S

W E I N M AGA Z I N

Ausgabe 2/2009 ist ausverkauf.

Für Sammler

Passionierte Reportagen, einzigartige Hintergrundgeschichten und aktuelle Degustationen – das ist die Welt von Fine Das Weinmagazin. Nutzen Sie jetzt die Chance und erwerben Sie das exklusive Sammlerpaket für Weinfreunde mit elf Ausgaben* und der Sonderausgabe »Next Generation – 101 Junge Winzer« für nur € 120,– zzgl. Versandkosten. Bestellung: info@tretorri.de W

W

W

.

F

I

N

E

-

M

Fine Das Weinmagazin ist erhältlich im ausgewählten Buch- und Zeit­ schriftenhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Werden Sie Abonnent von Fine Das Weinmagazin oder verschenken Sie es einfach! A

G

A

Z

I

N

E

S

.

D

E



Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.