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Land kauft privatisiertes Viertel der Energie Steiermark zurück

525 Millionen Euro zahlt das Land Steiermark beim Rückkauf für jenes Viertel an der Energie Steiermark, das im Jahr 1998 erstmals an den französischen Atomstromkonzern „Électricité de France“ (EDF) veräußert wurde und von diesem 2015 an „Macquarie Investment Management Austria“, einen Ableger des australischen Finanzinvestors „Macquarie Group“, weiterverkauft wurde.

Das Engagement von „Macquarie“ hatte von Anfang an ein Ablaufdatum. Daher gab es ein monatelanges Verkaufsverfahren, an dem sich mehrere europäische Infrastrukturfonds und auch ein österreichisches Konsortium beteiligten. Das Land Steiermark hatte bei diesem Verkauf ein Vorkaufsrecht. Macquarie musste dem Land die Kaufinteressenten samt den ausgehandelten Verkaufsbedingungen mitteilen. Das Land prüfte die Angebote, von denen das beste bei 541 Millionen Euro lag. Eigentlich war davon auszugehen, dass die Bieter durchaus bereit gewesen wären, noch deutlich nachzulegen. Das Land hatte angesichts der niedrigen Preise jedoch bereits Gefallen am Rückkauf gefunden und gab die eigenen Bewertungsgutachten für die Energie Steiermark AG nicht an die bietenden Unternehmen weiter. Daher wurden die Erstangebote auch nicht mehr nachgebessert. Für Macquarie wiederum ist ein Rückkauf durch das Land ebenso vorteilhaft. Angesichts der vielen vergaberechtlichen Fallstricke, die mit so großen

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Deals bei Einbindung der öffentlichen Hand immer verbunden sind, ist die jetzige Lösung mit keinem besonderen Risiko verbunden. Daher gewährten die Australier dem Land einen zusätzlichen Nachlass von 16 Millionen Euro auf das beste Gebot. Und so kann das Land die Anteile nun um nur 525 Millionen zurückkaufen. Damit hält die öffentliche Hand jetzt wieder 100 Prozent am heimischen Energieversorger. Diese 525 Millionen liegen deutlich unter dem bilanziellen Wert des 25-Prozentanteils von 650 Millionen Euro (nach IFRS). Die beiden Gutachterunternehmen „Ernst & Young“ und „Centurion“ bewerten den Anteil – je nach Marktentwicklung – mit 628 bis 739 Millionen Euro.

Landeshauptmann Christopher Drexler kündigte bereits eine neuerliche Teilprivatisierung der Energie Steiermark AG an. Einen genauen Zeitpunkt ließ er offen; ebenso ob wieder nur ein knappes Viertel der Anteile privatisiert werden soll oder ob die Möglichkeiten des zweiten Verstaatlichungsgesetzes, das einen Rückzug des Staates auf 50 Prozent plus eine Aktie ermöglichen würde, voll ausgeschöpft werden sollen. Drexler kann sich – anders als seine Amtsvorgänger – durchaus wieder einen strategischen Partner aus der Elektrizitätswirtschaft für die Energie Steiermark vorstellen. Auch ein Verkauf über die Börse wäre möglich.

Angesichts des aktuellen Bilanzwerts, der regen Investitionstätigkeit und der guten Bewertung des Unternehmens erscheint das Risiko des Rückkaufs überschaubar. Trotzdem ist die weitere Verschuldung des Landes problematisch, weil sie die Bonität belastet. Daran ändert auch nichts, dass das Maastrichtsaldo der bei der Bundesfinanzierungsagentur aufgenommenen 525 Millionen sogar positiv ausfallen wird. Denn mit dem Macquarie-Anteil übernimmt das Land auch die zugehörige Dividende für 2022. Die dürfte laut Finanzlandesrat Anton Lang etwa 17 Millionen Euro ausmachen, deutlich mehr als die Zinsen, die das Land für den Kaufpreis zu entrichten hat. n

Landeshauptmann Christopher Drexler und LHStv. Anton Lang sind davon überzeugt, dass der vorübergehende Rückkauf von 25 Prozent der Energie-Steiermark-Anteile ein gutes Geschäft für die Steirerinnen und Steirer wird.

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