MarktImpulse 1/22

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2022 N°1

DE/AT 8,50 € CH 8,90 SFR

Praxis- e inar Live-Sem e teraktiv Jetzt in d Work n u re a Webin uchen! shops b

Ein Betrieb, drei Chefs In der Fati GmbH in Köln setzt man auf Teamwork – auch nach Feierabend

Zukunft dank Zunft Soziale Sicherungssysteme gab es schon im Mittelalter

Geht nicht gibt’s nicht Ohne Willenskraft kein Höhenflug – sie treibt uns an, sie treibt uns weiter. Wie Handwerker ihre Kräfte mobilisieren und bündeln können, um auch in der Krise erfolgreich zu bleiben


Natürliche Holzoptik dank bunter Lasur; Seite 56


Cover: Getty Images (PM Images); Foto S. 3: Daniel Elke

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Wie der Wolf nach Köln kam Wenn jemand Arben Graiqevci, Bali Baliu und Irfan Percuku (v. l.) von der Fati GmbH eine Aufgabe stellt, dann meistern sie diese – selbst wenn ­gefordert wird, ein detailgetreues Raubtier herzustellen. Mehr auf Seite 48


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INHALT

10 06 Buh! Das Gewinnerfoto des Comedy Wildlife Awards

08 Jahrmarkt Farbfakten

10 Das Beste aus zwei Welten Die interaktiven Praxis-Live-Seminare der Brillux Akademie

12 Geht nicht gibt’s nicht Schwerpunkt

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22 Wie im Sport, so im Leben Was wir von Athleten lernen können

24 Wer will, der macht Reportage Betrieb Grünberg, Berlin

32 Wann sind Sie im Job über sich hinausgewachsen? Betriebsumfrage

36 Kurz und lustig – das bringt Klicks Neues aus der Online-Welt

Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht


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46 38 And the winner is … „Deine Zukunft ist bunt“: Kacper Kaczmarski im Porträt

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40 Spielend zum Meistertitel „Deine Zukunft ist bunt“: Neuer Spielmodus für die App „Buntes Battle“

48 Drei Männer und ein Betrieb Reportage Betrieb Fati, Köln

42 Stadion mit Signalwirkung Baustellenporträt über das Stadion des 1. FSV Mainz 05

56 Lignodur: Leidenschaft und Kompetenz für Holz Branchennews und -trends

46 Einer für alle, alle für einen Serie „Historisches Handwerkszeug“

60 Fachkräftemangel – nicht bei mir Betrieb im Fokus

62 Zeit fürs Wesentliche Interview mit Malermeister Harald Hüttner

Editorial Ein Kanarienvogel hebt ab – trotz(t) großer Last. Und sprengt dabei die Grenzen der Physik. Dieser kleine Piepmatz steht symbolisch dafür, dass wir Großes schaffen können, wenn wir es wirklich wollen. Ein starker Wille ist, neben Können, die Superkraft schlechthin, um Betriebe nach vorne zu bringen. Und genau die beflügelte auch Frank Tischner, als er die Kreishandwerkerschaft SteinfurtWarendorf zu einem modernen Verband umbaute – gegen viele Widerstände. Wie, verrät er in unserer Titelgeschichte.

66 Unterschied bei Tag und Nacht Anblick


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Foto: Arthur Trevino/Comedywildlifephoto.com

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Buh! PRÄRIEHUND TRIFFT WEISSKOPFSEEADLER, USA Mut zahlt sich aus! Der kleine Präriehund hat es mit seiner frechen Geste tatsächlich geschafft, den um einiges größeren Adler zwar nicht in die Flucht zu schlagen, aber zumindest so lange zu verblüffen, dass er schnell in seinen sicheren Bau flitzen konnte. Sekunden nach dem Foto war der kleine Kerl verschwunden, und der große musste mit leerem Magen abziehen. Den eindrucksvollen Moment hat der Fotograf Arthur Trevino eingefangen – und damit den Comedy Wildlife Photography Award 2021 in der Kategorie „Creatures of the Land“ gewonnen. Alle Gewinnerbilder des Awards finden Sie hier

bit.ly/3IhpgvT


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FARBE

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Das Leben ist wie ein Karussell. Entweder man springt auf oder man steht da­ neben und schaut zu. Lebensweisheit

Jahrmarkt Fotos: Shutterstock (Thorsten Koecher, mipan, Pixel-Shot)

Fröhliche Stimmung, fröhliche Farben: ­ So ein Jahrmarkt, je nach Region auch ­Kirmes, Rummel, Dom oder Kirchweih, macht richtig gute Laune. Umso schöner, dass wir uns diesen Flair in die eigenen vier Wände holen können. Probieren Sie es aus – mit dem B ­ rillux Farbdesigner

Ein bisschen Gummi, ein bisschen Luft … … und fertig sind die Luftballons. Mit Helium gefüllt fliegen sie und können sogar Lasten tragen. Der US -Amerikaner Kent Couch legte mit ihrer Hilfe 380 Kilometer zurück – er hatte mehr als 150 Ballons an seinem Gartenstuhl befestigt. Ein ziemlich luftiger Weltrekord.

Sonnengelb

HIMMELBLAU


09 Farbtonabweichungen zum Original sind drucktechnisch bedingt.

Brillux Scala 66.18.18

Brillux Scala 75.18.15

Glück gehabt? Das Loseziehen funktioniert wie eine Lotterie: Der Zufall entscheidet. Diese Tradition geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damals wurden die Erlöse zum Wieder­aufbau nach Kriegen, Brandunglücken, Seuchen oder Naturkatastrophen verwendet.

Hoch hinaus Bereits im 17. Jahrhundert drehten sich die ersten Riesen­ räder, damals noch eher klein und aus Holz. Heute steht das größte in Dubai: Es transportiert seine Gäste auf stattliche 260 Meter Höhe.

TÜRKIS

Süß und fluffig Die klebrige Süßigkeit ist ein Muss auf jedem Jahrmarkt. Und wer hat’s erfunden? Ein Zahnarzt! Ob William Morrison aus Nashville, Tennessee, sich damit Kundschaft für die Zukunft sichern wollte oder einfach nur ein kreativer Erfinder war, ist allerdings nicht überliefert.

Neonpink

Grasgrün

Brillux Scala 96.24.12

Brillux Scala 33.18.24

Gas geben! Wenn wir mal ganz ehrlich sind, geht es beim Autoscooter eigentlich gar nicht ums Fahren. Es geht ums Anfahren, ums Flirten und Spaßhaben. Im Englischen heißt das Fahrgeschäft Bumper Car – klingt irgendwie passender.

Und jetzt Sie! Mit dem Brillux Farbdesigner können Sie virtuell ganz unterschiedliche Räume in verschiedenen Farben gestalten. farbdesigner.de

B O N B O N R O S A

O r a n g e


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Das Beste aus zwei Welten

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equem am Laptop und doch mittendrin: So empfand Manuel El-Jauoni, Geschäftsführer des Malerbetriebs Krieger und Kropp aus Mainz, seine Teilnahme am Seminar „Das Qju-System“ im vergangenen Jahr. „Da ich in meinem Betrieb das Thema WDVS gerne weiter ausbauen möchte, habe ich mich auf die Suche nach passenden Seminaren begeben“, berichtet ­El-Jauoni. „Dann kam ich mit unserem Brillux Verkaufsberater ins Gespräch, der mir Praxis-Live empfohlen hat.“ Mit Erfolg: „Durch die Online-Form hatte ich keinen Fahraufwand und konnte bequem vom Laptop aus alles Wichtige erfahren – und vor allem auch gleich sehen, wie das System ganz praktisch angewendet

wird. Zudem konnten die Teilnehmenden auch direkt Fragen ­stellen, das war hilfreich. Auch, dass ich jetzt im Nachhinein die Möglichkeit habe, mir alles nochmal in Ruhe anzugucken, finde ich sehr gut“, fasst er zusammen. Viel Wissen praktisch und effektiv ver­mitteln – damit kennt sich

„Ein guter Mix aus Theorie und Praxis mit Interaktionsmöglichkeiten.“ Christoph Brügmann, Berufsschullehrer

Icons: The Noun Project (Thuy Nguyen); Porträts: privat

Online-Weiterbildungen haben sich aufgrund der Pandemie mehr und mehr durchgesetzt. Mit Praxis-Live geht Brillux einen Schritt weiter: In diesem interaktiven Digitalformat geht es um ­detaillierte Verarbeitungstipps – die direkt aus dem Brillux Praxisraum übertragen werden


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Jetzt

ANMELDEN

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Gleich geht’s los: 01 Die Praxis-Live-Schulungen bringen die Werkstatt auf den Bildschirm 02 Verarbeitung ­­ inklusive: Im Brillux Praxisraum wird angepackt 03 Know-how im Doppel­ pack: Die technischen Referenten Johannes Ruhe (li.) und Florian Poppe

Teilnehmer Christoph Brügmann bestens aus: Er unterrichtet an der Flensburger Eckener Schule angehende Maler/-innen und Lackierer/-innen und sitzt auch im ­Prüfungsausschuss. „WDVS ist nach der neuen Ausbildungsverordnung ein Schwerpunkt. Und da junge Leute sich heute lieber ein Video anschauen, als technische Merkblätter zu lesen, fand ich es interessant zu sehen, wie ein solches Live-Online-Format funktionieren kann“, so Brügmann. Besonders gefallen hat ihm die professionelle und unterhaltsame Präsentation durch das Team und vor allem die Möglichkeit, sich direkt zu beteiligen. Praxis-Live ist ein effizientes und komfortables Format für die Zukunft – ­das attestieren beide Teilnehmer dem Seminar. Und wann sind Sie dabei?

„Der praktische Schwerpunkt hat mich überzeugt.“ Manuel El-Jauoni, ­Malermeister

Praxis-Live

In den neuen Programmen zeigen die Brillux Trainer/-innen live, wie verschiedene Techniken angewendet werden. Dazu geben und demonstrieren sie viele Tipps und Tricks für beste Ergebnisse. Dieses Digitalformat wird live aus dem Brillux Praxisraum übertragen – Teilnehmerfragen sind jeder­zeit möglich und willkommen. „Das Qju-System – Kniffe und Tricks für Dämmprofis“ und „Wasserbasierte Lacke im Wettkampf: Verarbeitung – ­Effizienz – Beständigkeit“ sind die beiden ersten Seminare der Reihe, mehr Themen folgen im Laufe des Jahres. Alle aktuellen Infos, auch zu weiteren Online-Seminaren, unter: •  60- bis 180-minütige Live-Webinare sowie Online-Workshops zu verschiedenen Themen •  detaillierte Verarbeitungstipps •  interaktiv erleben und einbringen

bit.ly/3I8Tgth


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Mit Willenskraft in fremde Welten: Anna von Boetticher erkundet einen Gletscher in der Arktis von unten – bei minus zwei Grad (Salz-)Wassertemperatur und ohne Atemgerät

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Foto: Tobias Friedrich

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Geht nicht gibt’s nicht Krise. Ein Wort, das wir alle zur Genüge kennen. Doch womit überwindet man mentale, wirtschaftliche und reale Hindernisse? Mit Willenskraft. Sie kann „ganz normale“ Menschen zu sportlichen Höchstleistungen anspornen und in Handwerksunternehmen regelrechte Wunder bewirken – Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft SteinfurtWarendorf, spricht aus persönlicher Erfahrung

Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

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Anna von Boetticher 33-fache deutsche Rekordhalterin im Apnoetauchen

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Fotos: Daan Verhoeven (2x); Porträts: www.imago-images.de (Malte Ossowski/SVEN SIMON), Jörg Kersten

Einfach mal abtauchen – für Anna von Boetticher bedeutet das keineswegs sich Ruhe zu gönnen, sondern sportliche Spitzenleistung zu erbringen. Mit Leidenschaft und festem Willen hat sich die 49-Jährige einen Namen gemacht: Als Deutschlands erfolgreichste Apnoetaucherin – das heißt, sie taucht ohne Schnorchel und Druckluftflasche. Und erreicht dabei Tiefen von bis zu 130 Metern. Schon als Kind durchquerte von Boetticher mit großer Freude jeden Pool – mit dem Kopf unter Wasser. Später zog es sie in wildere Gewässer. Zunächst noch mit voller Tauchausrüstung, zum Apnoetauchen kam sie erst mit 37. Ihr Erfolgsrezept? Sich nicht zu fragen, ob man für etwas geeignet ist, sondern, ob es einen interessiert. Und dann zu gucken, wie weit man kommt. annavonboetticher.com


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Meter in die Tiefe

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Visionen muss man wollen Frank Tischner weiß, wovon er spricht. Er ist selbst gelernter Handwerker und jemand, der die Dinge anpackt und klare Worte findet. Beides musste er als Hauptgeschäftsführer in seiner Kreishandwerkerschaft öfter

Frank Tischner, 52, ist Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft ­Steinfurt-Warendorf. Die erste Amtshandlung des Strategen und Businessplaners: Er strukturierte den Verband beherzt um – und führte ihn so in die Zukunft

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unter Beweis stellen, als ihm lieb war. Als er vor zehn Jahren diesen Job antrat, hatte er sich auf einen gut geführten Handwerksverband gefreut. Stattdessen fand er schwierige Zustände vor, die ihn in seine bisher größte berufliche Krise manövrierten. „Wir haben fast vor dem Ende gestanden“, erinnert er sich. „Eine nicht mehr zeitgemäße strategische A ­ usrichtung und die 2007 erfolgte Fusion der beiden Kreishandwerkerschaften Steinfurt und Warendorf, die bis dahin nur auf dem Papier bestand – umgehendes Handeln war gefragt, damit der Betrieb weiterlaufen konnte.“ Um Arbeitsplätze zu retten, mussten für den Umbau zunächst viele Stellen abgebaut werden. Was im ersten Moment paradox klingt, sei eine sehr schwere, aber notwendige Entscheidung gewesen, resümiert Frank Tischner. „Die Frage war, wie kommen wir aus der Krise wieder heraus? Wie sieht die Zukunft eines modernen Arbeitgeberverbandes aus, und was sind unsere Themen, beispielsweise die Themen unserer Mitgliedsbetriebe?“ ­Tischners festen Willen zur Veränderung und seine Vision teilten dabei nicht alle

01 Größter Fisch im Schwarm: Anna von ­Boetticher im Mittelmeer vor Zypern 02 Wie Bergsteigen, nur in die Tiefe: Bei Apnoetauch-Wettbewerben dient ein Seil als Sicherung und hilft bei der Orientierung unter Wasser

„Wir haben fast vor dem Ende gestanden.“ Frank Tischner

Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

s ist kein Geheimnis: Corona bescherte einigen Malerbetrieben ziemlich viele Herausforderungen – wirtschaftlich, gesellschaftlich und persönlich. „Ein paar kleine Viren haben uns vor Augen geführt, dass wir sehr verletzbar sind und uns nicht isoliert auf dieser Welt befinden und bewegen“, bringt es Frank Tischner auf den Punkt. Der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf ist sich aber sicher, dass diese Krise ein Anstoß sein wird. Zum Beispiel um eine neue Form der Diskussion zu führen, wenn es um die gesellschaftliche Bedeutung des Handwerks geht. Der Mann ist Optimist. Er blickt nach vorn. Auf die Frage, was er denn da sehe, fasst er die Zukunft zuversichtlich zusammen: „Dass im Handwerk aktuell sehr viel geht und noch gehen wird.“ Die Aus­rede „Das geht nicht“ wird es laut dem Handwerksexperten so nicht mehr geben. Krise hin oder her. Was jetzt alle in der Branche dringend bräuchten, so der 52-Jährige, sei Willenskraft und Zusammenhalt – der Rest werde sich entwickeln.


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Meter in die Höhe

Von der möglichen ­ Insolvenz zum Erfolg – durch Willenskraft und Veränderung. ländlich geprägten Region beweisen, dass Familienfreundlichkeit und Arbeitgebermarke auch Themen des Handwerks sind.“ Kulturwandel, das war Tischners Weg der Krisenbewältigung. Von der möglichen Insolvenz zum Erfolg – durch Willenskraft und Veränderung. Momentan investiert die Kreishandwerkerschaft 26 Millionen Euro in die neuen Ausbildungszentren an den Standorten in Beckum und Rheine. Risiken und Perspektiven Wie jede Branche leidet auch das Handwerk unter Krisen. Gerade zu Beginn der Pandemie waren die Ängste groß: „Die CoronaKrise ist eine sehr schwierige Situation, weil sie so dynamisch, wenig vorhersehbar und schlecht planbar ist“, erklärt Britta Renner, Professorin und Gesundheitspsychologin an der Universität Konstanz, in

einem Interview. Das nahmen auch die Handwerksbetriebe wahr. Doch das hat sich nach Aussage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH ) mittlerweile verändert. Gemeinsam mit Handwerkskammern und Fachverbänden führte der ZDH im August 2021 eine Betriebsbefragung zu den Folgen von Covid-19 durch. Ein Ergebnis: Die pandemische Atempause in den Sommermonaten ist auch den Geschäften der Handwerksbetriebe zugutegekommen. Deutlich weniger Betriebe sind aktuell von Umsatzeinbußen betroffen. Und wenn, dann fallen diese geringer aus als zuvor. Gleichzeitig stiegen die Auftragsbestände der Betriebe erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie und schufen eine gute Grundlage für die weitere Erholung der Geschäftslage. Das Vor-Corona-Niveau wurde zwar noch nicht erreicht, aber die wirtschaftlichen Perspektiven haben sich zuletzt in vielen Betrieben aufgehellt – und auch die Erwartungen für die kommenden Monate sehen viele deutlich positiver. Im Grunde gute Nachrichten ... ... wenn da nicht noch der Fachkräftemangel wäre. Denn der hat einen ähnlich großen Einfluss wie die Pandemie. Vor allem für Kunden, die dringenden Bedarf haben. Viele Betriebe freuen sich über volle Auftragsbücher, klagen aber über zu wenig Personal. Aktuell fehlen uns knapp 65.000 Handwerker, hat das Kompetenzzentrum Fachkräfte (Kofa) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW ) in einer aktuellen Studie ermittelt. Von den knapp 65.000 fehlenden Fachkräften entfallen allein 54.000 auf Gesellinnen und Gesellen. Die Zahl der offenen Stellen bei den handwerklichen Berufen ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr zwar um gut 14 Prozent gesunken. Trotzdem ist es schwer, die

Fotos: Gero Furchheim (2x); Porträt: Katy Otto

s­ einer ­Kollegen. „Damals haben mich alle für verrückt gehalten, weil ich einen Teil unserer Zukunft unter anderem auch im Ausland gesehen habe“, schildert er. Doch sein Plan ging auf. „Mittlerweile beschäftigen wir Mitarbeiter in Südafrika und Mosambik und sind Partner der deutschen Bundesregierung in Jordanien. Als einziger Verband in ganz Deutschland betreiben wir einen eigenen Kindergarten, das heißt, wir möchten für den Mittelstand in einer


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Sechs Arme, sechs 01 Beine und viel Willenskraft: Lei, Janis, Torsten und Sven (v. l.) am Kilimandscharo

Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

02 Motivator auf dem Rücken: Beim Tragen des Spezialrucksacks wechselten sich die Freunde ab

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Janis McDavid (und Torsten, Sven, Lei und Gero) Weltentdecker, Blogger und Motivationsredner

Den Machu Picchu in Peru, den indonesischen Vulkan Rinjani, den Kilimandscharo in Tansania – Janis McDavid hat sie alle bereits bestiegen. Das wäre für jeden Menschen an sich schon eine große Sache. Doch der 30-jährige Berliner ist ohne Arme und Beine geboren worden. Dafür aber mit einem starken Willen: „Wenn ich vor einem Hindernis stehe, frage ich mich immer: ‚Was muss passieren, damit es möglich wird?‘ Dann finde ich meist auch eine Lösung. Und wenn ich mal Arme und Beine brauche, dann leihe ich sie mir halt aus.“ Bei seinen Bergtouren muss er das – und seine Freunde borgen sie ihm gern. So hat das Team Janis, Torsten, Sven, Lei und Gero zuletzt gemeinsam das Dach Afrikas, den 5.895 Meter hohen Kilimandscharo, bestiegen. janis-mcdavid.de


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1:02,95 Minuten

Julia „Hurricane“ Hawkins Weltrekordhalterin im Sprint über 100 Meter

01 01 Volle Konzentration: Die 105-jährige Julia Hawkins auf dem Weg zum Weltrekord 02 ... und geschafft! Mit ­eisernem Willen und Freude am Sport schlägt Hawkins nicht nur die Konkurrenz, sondern auch das Alter

Fotos: Brit Huckabay

freien Stellen zu besetzen. Frank Tischner weiß auch warum: „Nach wie vor verfügen Handwerker nicht über den gesellschaft­ lichen Stellenwert, den sie durch ihre Arbeit eigentlich bekommen müssten. Dabei sind sie das Rückgrat unserer Gesellschaft. Ohne Maler, Mechaniker, Tischler oder Maurer würden alle Räder stillstehen. Wir müssen die Attraktivität dieser Berufe klarer kommunizieren. Denn als Handwerker kannst du überall und immer arbeiten. Das sieht bei vielen Akademikern anders aus.“ Krise als Chance Das so zu betrachten – da tun wir Menschen uns schwer. In der Regel begrüßen wir Veränderungen nicht freudig. Wir verlassen ungern unsere Komfortzone, ­befürchten, unser Privatleben könnte darunter leiden. Auch Tischners Weg zur Konsolidierung war steinig. Und zwar ­ nicht nur beruflich, auch persönlich. Er bekam Droh-Mails, nächtliche Anrufe und

Vandalismus gehörten in dieser Zeit zum Alltag des Hauptgeschäftsführers. Tischners Schutz gegen die Angriffe: ein dickes Fell – und der Wille und die Leidenschaft, sein Ziel, nämlich einen nicht mehr zeitgemäßen Verband zu modernisieren, nie aus den Augen zu verlieren. In nur zwei Wochen schrieb er damals ein 144-seitiges Sanierungskonzept und marschierte damit zur Bank. Er wollte dem Neustart ein Gesicht geben, Verantwortung übernehmen und sich nicht hinter Beratern verstecken. Danach kehrte Ruhe ein, der Grundstein für den Neubeginn war gelegt. „Die Restrukturierung funktionierte deshalb, weil alle Mitarbeitenden an einem Strang zogen und mir Vertrauen schenkten. Aber auch das im Handwerk so wichtige Ehrenamt und die vielen Netzwerkpartner aus Politik, ­Wirtschaft und Verwaltung in der Region sind ganz wichtig für einen solchen P ­ rozess. Wir alle haben das als Riesenchance gesehen. Und am Ende waren wir gemeinsam erfolgreich. Nur wer sich anpasst, den Markt beobachtet und sich nicht auf Erfolgen ausruht, wird überleben.“ Die Willenskraft stärken, auch wenn man am Boden ist: Frank ­Tischner ist – genau wie die Sportler/-innen

Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

Und was haben Sie so vor, wenn Sie 105 sind? Wenn Sie jetzt an gemütliche Spaziergänge denken, haben Sie wahrscheinlich noch nicht von US -Amerikanerin Julia Hawkins gehört. Die 105-jährige pensionierte Lehrerin brach im November 2021 einen Weltrekord: Sie lief bei den nationalen US -Seniorenmeisterschaften 100 Meter in 1:02,95 Minuten. Und obwohl sie erst mit 80 Jahren zum Sport kam, ist sie dank ihres hohen Alters schon ein alter Hase. Seit 25 Jahren ist Julia Hawkins, genannt „Hurricane“, im Seniorensport aktiv. Zum Sprint kam sie mit 100 – nach mehreren Goldmedaillen im Radfahren. Der Rat der leidenschaftlichen Gärtnerin, die auch beim Sport immer eine Blume im Haar trägt: „Wenn Sie gesund und glücklich alt werden wollen: Bleiben Sie aktiv!“


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Weg aus der Krise Doch warum können einige besser Krisen meistern als andere? Die Lösung liegt (siehe auch MarktImpulse 04/2020) in der Resilienz. Widerstandsfähige Menschen lassen sich von Schicksalsschlägen nicht aus der Bahn werfen, sondern sie kommen schnell wieder auf die Beine und bewältigen ihr Leben mit Zuversicht. Das kann durchaus auch auf Unternehmen übertragen werden:

Frank Tischners Top 3, um Krisen zu meistern 1. Selbstkritisch bleiben Erfolg macht blind. Darum sollte man immer wieder auch nach links und rechts schauen. Was heute funktioniert, kann sich morgen überholt haben. Es ist also wichtig, dass man immer wieder selbstkritisch den aktuellen Zustand reflektiert und im Ernstfall Veränderungen einleitet. 2. Verantwortung übernehmen Wenn es mal zu Problemen kommt, sollte man sich der Verantwortung stellen. Das gelingt nur mit Vertrauen. Gemeinsam mit dem Team lassen sich immer Lösungen finden, um den Betrieb wieder auf Erfolgskurs zu bringen. 3. Transparenz und Kommunikation Ist der Kahn auf Grund gelaufen, sollten die ­Gründe und zukünftigen Maßnahmen klar kommuniziert werden. Transparenz schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

„Die meisten Unternehmen blicken nach einer Krise mit neuem Mut in die Zukunft.“ Frank Tischner

Je besser ein Betrieb aufgestellt ist, desto erfolgreicher kann er schwierige Situationen meistern. Resilienz hilft uns also in Krisen. Aber auch der Zusammenhalt innerhalb einer Innung. Eine exemplarische Situation dafür nennt Frank Tischner aus seinem Arbeitsalltag. „Eine größere Tischlerei, die sich stark auf den Messebau konzentriert, hatte durch die Corona-Krise nahezu alle Auf­ träge verloren. Zwei Innungskollegen sind auf das Unternehmen zugegangen. Sie hatten so viel zu tun, dass sie Aufträge an die Messebauer abgegeben haben. Das ist für mich ein vorbildliches Verhalten. Es zeigt, wie man sich untereinander bedingungslos unterstützt und die Kollegen so letztlich aus dieser Krise herausführt. Und das, obwohl beide auf der gleichen Weide grasen – also Mitbewerber sind.“ Die einen manövrieren sich aus der Krise, die anderen stellen ihre Kunden zufrieden. Ermöglicht durch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aller Beteiligten. Frank Tischner vergleicht das gern mit einem Jongleur: „Zuerst mit zwei, dann mit drei und zum Schluss mit fünf Bällen. Und keiner fällt runter. Du musst als Handwerker in der Lage sein, dich veränderten Situationen erfolgreich anzupassen. Gerade die Digitalisierung und Nachhaltigkeit verlangen das von uns in immer schnelleren Schritten.“ Noch heute profitieren die in Not geratenen Handwerksunternehmen von dieser gelebten Solidarität. Eine ­Win-win-Situation, die aus einem Tief resultierte. „Auf Veränderung folgt schnell wieder Stabilität“, erklärt Tischner das Phänomen. „Die meisten Unternehmen blicken nach einer Krise mit neuem Mut in die Zukunft.“ Und die einzige Voraussetzung für dieses Krisenmanagement lautet: Man muss das wirklich wollen.

Fotos: Oscar Minyo, Nono Konopka

in unserer Bilderstrecke – Paradebeispiel dafür. Die Ausrede „Es geht nicht“ wird es bei ihm so nicht mehr geben. Der Wille zu Veränderung und starker Zusammenhalt sind wesentliche Bestandteile zur Umsetzung von Zielen. Aber ohne weitreichende Unterstützung geht es eben auch nicht. ­„Du musst vieles abschütteln können und positiv nach vorne blicken. Nicht nur die Kollegen, auch die Familie muss mitziehen. In dieser schwierigen Zeit war meine für mich eine große Stütze“, fasst Tischner zusammen.

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Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

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250 Tage und

250.000 Euro Nono Konopka und Maximilian Jabs

Nono (l.) und Max (r.)

Weltumradler, Projektgründer, Geldsammler

Kurze Verschnaufpause: Nono und Max bei einer Bergabfahrt im Iran. Mehr als 6.900 Kilometer waren die Freunde da schon geradelt

Die Freunde Nono und Max wollten die Zeit zwischen Studium und Arbeits­ beginn für eine Reise nutzen – und gleichzeitig Sinnvolles tun. Und so machten sich die beiden damals 24-Jährigen auf den Weg. Obwohl beide Fahrradfahren hassen, schafften Max und Nono es bis nach China. In 250 Tagen fuhren sie von Berlin nach Peking und durchquerten dabei 18 Länder. Sie reisten durch Schnee, Eis, Wüste und über Flüsse und mussten vor wilden Wölfen und Bären Reißaus nehmen. Indem sie ihren Trip auf Social-Media-Kanälen dokumentierten, einen Film drehten und ein Buch* schrieben, generierten sie schon 250.000 Euro Spenden und ermöglichten so den Bau von Schulen für mehr als 1.850 Kinder. Wie schafft man so eine Aktion? „Alles, wirklich alles, ist möglich, wenn man nur doll genug will“, antwortet Max. bikingborders.com * Lektionen für ein richtig gutes Leben, Nono Konopka, Kallash Verlag, 240 Seiten, 16 €


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Wie im Sport, so im Leben Leistung erbringen, Siege einfahren, Durststrecken überwinden – für Berufssportler/-innen gehört das zum Job-Alltag. Aber wie schaffen die das? So viel vorweg: Ins Ziel zu kommen ist keine Raketenwissenschaft

Immer dranbleiben

Think Big! Was ich mir nicht vorstellen kann, kann ich auch nicht erreichen. Also: Haben Sie keine Angst vor großen Ideen – wer sagt, dass Sie nicht wirklich eines Tages den Großbetrieb haben, den Sie sich wünschen? Was man dagegen mit Sicherheit sagen kann: Wenn Sie es sich gar nicht erst vorstellen, wird daraus definitiv nichts.

„Zielstrebige Menschen sind glücklicher und zufriedener mit ihrem Leben.“ Patrick Hill, Psychologe, Carleton-Universität, Kanada

Illustrationen: Shutterstock (Angelina Bambina)

Die Zeiten sind schwierig, die Umsätze schlecht, die Mitarbeiter unzufrieden? Und Sie? Werfen Sie jetzt das Handtuch? ­Besser nicht. Auch ein Fußballer wie Lionel Messi ist nach verpatzten Aktionen immer ­wieder aufgestanden und hat weiter­gemacht – bis er schließlich an der Spitze stand.


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Regelmäßig Pause machen

Kleine Schritte Eine Weltmeisterschaft gewinnen, bei Olympia die Goldmedaille holen – klar, das wollen wohl alle Athleten und Athletinnen. Der Weg dahin besteht aber aus vielen einzelnen (­Trainings-)Schritten. Halten Sie es genauso: Definieren Sie Etappenziele, überlegen Sie, wie Sie diese am besten ­erreichen ­können. Und schreiben Sie die Ziele unbedingt auf, denn so verankern sie sich am besten im Gehirn.

„Mentale Stärke macht 50 Prozent der Leistung aus.“ Hochspringerin Heike Henkel, 20-fache Deutsche Meisterin, Europameisterin, Weltmeisterin und Olympiasiegerin

Sich mit Stärkeren umgeben Der Aufstieg auf ein besseres Trainingsniveau oder in eine höhere Liga geht im Sport oft mit einer deutlichen Leistungssteigerung einher. Warum? Weil die professionellere Umgebung motiviert und die Stärkeren als Vorbild dienen und Tipps geben können. Treffen auch Sie sich also gezielt mit Menschen, die bereits ­geschafft haben, was Sie sich wünschen.

Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

Wer sich übermäßig beansprucht, riskiert Verletzungen – Sportler/-innen wissen das. Und trainieren entsprechend, indem sie regelmäßige Ruhepausen einplanen. Das sollten auch Sie tun. Sonst gefährden Sie nicht nur Ihren Erfolg, sondern auch Ihre Gesundheit.


Fünf Gesellen im Maler­ meisterbetrieb Andres Grünberg: Frank Mittel­ bach, Koska Gorell, Steffen Schneider, Marvin Becker, Alexander Wolff (von oben im Uhrzeigersinn)

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Fotos: Roland Justynowicz

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Wer will, der macht

Andres Grünberg will Menschen begeistern

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o andere sich nicht rantrauen, da fangen wir an“, so formuliert Andres Grünberg das Credo seines Unternehmens. Der 49-Jährige hatte nach einer Lehre als Bootsbauer und einer Offiziersausbildung in Berlin das Maler- und Lackiererhandwerk gelernt – und seine Leidenschaft dafür

Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

Wenn Malermeister Andres Grünberg über seinen Beruf spricht, leuchten seine Augen: Er liebt, was er tut, jeden Tag aufs Neue. Doch geschenkt wurde ihm nichts. Seinen Erfolg verdankt er seinem eisernen Willen – und außergewöhnlichen Mitarbeitern

entdeckt. „Aber während der Ausbildung wurde mir von Gesellen prophezeit, ich würde nicht mal den Gesellenbrief erlangen, geschweige denn den Meistertitel. Das lag wohl daran, dass ihnen selbst die Arbeit absolut nichts bedeutete. Es hieß immer nur: ‚Komm, lass uns ein Bier trinken.‘ Dabei trinke ich gar kein Bier. Als ich sagte, ich würde mich gerne irgendwann selbstständig machen, habe ich nur Spott geerntet.“ Doch unbeirrt legte Grünberg 2003 erfolgreich die Meisterprüfung ab. Wenig später folgte der entscheidende Moment seiner Karriere: „Wir arbeiteten damals im Kranzler Eck Berlin, einem Büro- und Geschäftshauskomplex am Kurfürstendamm. Mein Chef hatte keinerlei Ehrgeiz hinsichtlich der Qualität, das wollte ich nicht mehr mitmachen. Also klopfte ich beim technischen Leiter des Kranzler Ecks und fragte vorsichtig: ‚Wenn ich mich selbstständig mache – würden Sie mir Arbeit geben?‘ Die Antwort: ‚Ich bin nicht mit einem Briefkopf verheiratet, mich interessieren die Menschen dahinter.‘“


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Für die eigenen Ziele kämpfen Am 1. Januar 2005 startete Grünberg „mit großer Zuversicht, zwei Angestellten und einer Sekretärin ins Selbstständigenleben, obwohl alle gesagt haben: ‚Du hast doch ’ne Macke!“, erinnert er sich lachend. Der Schritt in die Selbstständigkeit sei der größte und wichtigste seines Lebens gewesen, so G ­ rünberg. Sein erster Auftrag als Chef bestand darin, einen Heizkörper und einen kleinen Flur herzurichten. „Aber schon nach

„Der Schritt in die Selbst­ ständigkeit war der größte und wichtigste meines Lebens.“ Andres Grünberg, Geschäftsführer

zwei Monaten konnte ich die Löhne nicht mehr zahlen und dachte, das war’s!“ Tatsächlich war das erst der Anfang. Ein befreundeter Tischler vermittelte Grünberg eine Zusammenarbeit mit einem Innenarchitekten, der weltweit unter anderem für Prominente tätig ist. Schnell lernte er weitere Architekten mit entsprechendem Renommee kennen, kam an weitere Auf­ träge im High-End-Bereich – und spezialisierte sich kurzerhand auf dieses Segment. Es folgten internationale Baustellen. Dass Andres Grünberg keine Herausforderung scheut, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. „Als Jugendlicher in der DDR war ich Leistungssportler, Diskuswerfer: Da habe ich Disziplin und eisernen Willen gelernt“, schildert er. „Wer etwas erreichen will, darf nicht sagen ‚Ich würde ja, wenn …‘, sondern ‚Ich mache, damit …‘. Sonst fährt die Chance ohne einen ab. Ich habe immer gemacht.“ Mit dieser Einstellung erklomm

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01 Andres Grünberg bespricht mit Stefanie Wirnhier, seit 2012 Pro­ kuristin und Assistentin der Geschäftsführung, die Farbauswahl für ein Projekt

03 Chefzone: Wenn Andres Grünberg nicht gerade selbst mit anpackt, steuert er von hier aus die Geschicke des Unter­ nehmens

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Grünberg 2013 dann die höchste Stufe der Karriereleiter: Er wurde öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Maler- und Lackiererhandwerk.

Malermeisterbetrieb Andres Grünberg

Menschen brauchen Chancen Bei allem persönlichen Erfolg ist Grünberg überzeugt: „Wir leben nicht von mir, sondern von den Menschen um mich herum.“ Zwei davon sind als tragende Säulen aus dem Betrieb nicht wegzudenken: Christian Schiefer ist seit 2006 technischer Leiter und für administrative Aufgaben hinsichtlich der Baustellen zuständig. Nach Malerlehre und Wehrdienst war er bei einem Sicherheitsdienst beschäftigt, jedoch unzufrieden mit der Situation. Dann lernte er Andres Grünberg kennen und ergriff die Chance auf einen Neuanfang, die der ihm bot: „Dass ich jetzt Personalverantwortung trage und Baustellen koordiniere, hätte ich früher nie für möglich gehalten.“ Auch Stefanie Wirnhier, seit 2012 Assistentin der Geschäftsführung und Prokuristin, hat sich selbst überrascht. Sie war ursprünglich in der Gastronomie tätig – Grünberg hatte bei ihr regelmäßig seinen Kaffee getrunken. Als er ihr Potenzial erkannte, warb er sie einfach ab. „Früher hatte ich zwar auch kaufmännische Aufgaben, aber keine entsprechende Ausbildung. Jetzt bin ich für die Buchhaltung, Budgetplanung, Rechnungen, Angebote, Kundenabwicklung zuständig!“

Im Jahr 2005 gründete Andres Grünberg in BerlinFriedrichshain sein eigenes Unternehmen – mit zwei Angestellten und einer Sekretärin. Heute beschäftigt der Betrieb 13 Festangestellte. Grünberg spezialisier­ te sich zunehmend auf den High-End-Bereich. Das Portfolio umfasst eine breite Palette: von Tapeten­ gestaltung und Lackierungen über das Verlegen von Teppich- und Designböden bis hin zu Applikationen, Türfüllungen und Trockenbau. malermeister-gruenberg.de

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Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

02 Christian Schiefer ist seit 2006 technischer Leiter und koordiniert die Baustellen


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01 Geselle Marvin ­Becker bei der Arbeit in einem Berliner Objekt 02 Spachteln von Hand ist Routine für das Team

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03 In der Pause Arm in Arm, auf der Baustelle Hand in Hand: Alexander Wolff (links) und Marvin Becker 04 Ein eingespieltes Team: Alexander Wolff, Koska Gorell und Frank Mittelbach (von oben im Uhrzeigersinn)

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Insgesamt beschäftigt der Betrieb heute 13 Festangestellte, davon acht Gesellen und zwei Auszubildende. Das Portfolio geht über das eines klassischen Malerbetriebs hinaus: Von Tapetengestaltung und ­Lackierungen über das Verlegen von Teppich- und De­ sign­­böden bis hin zu Applikationen, Tür­ füllungen und Trockenbau bietet der Maler­ meisterbetrieb alles an. Und für Aufträge, die er nicht selbst erledigen kann, werden befreundete Firmen herangezogen. Dabei ist Chef Grünberg immer darauf aus, neue Möglichkeiten auszuloten, bei aktuellen Entwicklungen die Nase vorn zu haben. So war sein Betrieb einer der ersten in Deutschland, die Büroräumlichkeiten großflächig mit einer neu entwickelten Kombination aus Magnetfarbe und beschreibbarer Farbe streichen ließen. Aber nicht nur wegen

seiner schönen Büroräume freut sich Andres Grünberg noch immer jeden Montag darauf, zur Arbeit zu gehen. „Das Tollste an meinem Job ist, wenn die Kunden uns ihr Vertrauen schenken. Wenn sie uns ihre Räume an die Hand geben, die sie über alles lieben – und wir dürfen sie noch schöner machen. Ich stehe mit meinem Namen dafür, dass jeder meiner Mitarbeiter dieselbe Leidenschaft an den Tag legt wie ich. Wir sind eine tolle Gemeinschaft.“ Gemeinsam wachsen Ebenso wie Kundenstamm und Portfolio hat sich auch das Team über die Jahre weiterentwickelt – nicht zuletzt dank regel­ mäßiger Feedbackgespräche und TeamEvents. „Wir alle sind über die Jahre miteinander gewachsen“, meint Stefanie Wirnhier.


Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

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„Ich stehe mit meinem Namen dafür, dass jeder meiner Mitarbeiter dieselbe Leidenschaft an den Tag legt wie ich.“ Andres Grünberg, Geschäftsführer

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„Wer zufriedene und ­m otivierte ­Mitarbeiter hat, ­kann alles erreichen.“ Andres Grünberg, Geschäftsführer

01 Sorgfalt ist bei jedem Handgriff selbst­verständlich

Schwerpunkt: Geht nicht gibt’s nicht

02 Marvin Becker liebt Spachtelarbeiten – auch in der Höhe 03 Wohlverdiente ­Kaffeepause: Frank Mittel­ bach, Koska Gorell und Alexander Wolff

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„Wir haben uns gegenseitig Hilfestellung ­gegeben und ergänzen einander.“ Essenziell ist für Grünberg dabei vor allem eines: „Ohne Respekt läuft gar nichts. Wir alle ­hören einander zu. Man kann durchaus hierarchisch arbeiten, aber immer auf Augen­höhe, auch den Auszubildenden gegenüber.“ Das musste auch Grünberg erst lernen und erinnert sich schmunzelnd an eine Situation mit einem Mitarbeiter: „­Christian wollte sich eines Tages den Namen seiner Tochter auf den Unterarm tätowieren lassen. Ich dachte, dass das unseren Kunden sicher nicht gefällt. Das stimmte aber gar nicht! Heute sind einige im Team von Kopf bis Fuß tätowiert – aber

ihre Arbeitsphilosophie begeistert die Kunden ganz unabhängig vom Äußeren. Ich bin überzeugt, dass diese Authentizität und Individualität auch unser Schlüssel zum Erfolg ist.“ Und was ist Grünbergs persön­ licher Schlüssel zum Erfolg? Abgesehen von seinem Motto „Geht nicht gibt’s nicht! Geht nicht heißt immer ‚Ich will nicht.‘“? Auch da muss der Chef nicht lange nachdenken und sagt: „Ich mach’s anders. Ich behandle ­meine Mitarbeiter so, wie ich immer behandelt werden wollte. Ich bin nicht so un­ inspiriert wie meine damaligen Arbeitgeber. Ich möchte die Menschen begeistern! Wer zufriedene und motivierte Mitarbeiter hat, kann alles erreichen.“


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Wann sind Sie im Job über sich hinausgewachsen? Sie überwinden jede Höhenangst und lieben die Herausforderung: Sechs Mitarbeiter des Malermeisterbetriebs Andres Grünberg ver­ raten, was sie im Job geschafft haben, von dem sie vorher dachten, sie könnten es nicht

Fotos: Roland Justynowicz

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Lohnender Neuanfang

Ohne Teamarbeit läuft nichts

Ich war bei meinem vorherigen ­Arbeit­geber nicht glücklich. Seit ich mit Herrn Grünberg zusammenarbeite, habe ich wieder Spaß an der Arbeit und kann mich ständig weiterentwickeln. Dass ich jetzt auf einem eigenen Büro­ stuhl sitze, mich um administrative Be­ lange kümmere, Baustellen koordiniere und Personalverantwortung trage, hätte ich früher nie für möglich gehalten.

Bei allen Projekten muss man anfangs – oft nur auf Grundlage von Fotos – einen Plan für die Abläufe erstellen. Zum Beispiel: Wie lassen sich Arbeiten in der Höhe effektiv bewältigen, ohne dass das Gerüst unnötig oft versetzt werden muss? Dafür ist Zusammenhalt im Team unerlässlich: dass man sich abstimmt und auch aufeinander Rücksicht nimmt, wenn jemand etwas Höhenangst hat. Diese Zusammenarbeit ist jeden Tag eine neue Herausforderung.

Christian Schiefer, 41 Technischer Leiter, seit 16 Jahren im Betrieb

Koska Gorell, 41 Geselle, seit acht Monaten im Betrieb

Ist Ansprechpartner für alle technischen Belange

Schätzt die Abstimmung mit den Kollegen

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Am Vertrauen wachsen

Jede Baustelle ist eine neue Herausforderung

Als ich ganz neu in der Firma war, wurde mir gleich eine hochwertige Zahnarztpraxis als Baustelle anvertraut. Da durfte ich Tapeten kleben, was ich sehr gerne mache, war aber auch für die Abstimmung mit den anderen Gewerken zuständig. Alle Abläufe so zu koordinie­ ren und durchzuführen, dass der Kunde zufrieden ist, war für mich eine tolle Herausforderung!

Bei Brillux in Münster habe ich an einem zweitägigen Lehrgang in Spritztechnik teilgenommen – dabei ging es um Spachteln und Farbauftrag, aber auch um Maschinenpflege und -wartung. Der Umgang mit der M ­ aschine hat mich persönlich sehr vorangebracht. ­Ich finde aber auch Spachtelarbeiten in einer gewissen Höhe oder das Tapetenkleben in einem Treppenhaus spannend: Es ist nie selbstverständlich, dass das Resultat gut aussieht. Und das Schöne ist: Kein Arbeitsgang ist jemals gleich!

Alexander Wolff, 33 Geselle, seit elf Monaten im Betrieb

Marvin Becker, 32 Geselle, seit neun Jahren im Betrieb

Übernimmt gerne Verantwortung

Liebt die Abwechslung


Maßgeschneiderte Handarbeit

Mit Ausblick ist es am schönsten

Bei unserem aktuellen Projekt war ich maßgeblich für die Neugestaltung des Treppenhauses verantwortlich: Ich habe den ursprünglichen Buntsteinputz heruntergeholt, einen neuen Putz­ aufbau gemacht und dann verspach­ telt – alles in Handarbeit. Das alles im zeitlichen Rahmen und in Top-Qualität hinzubekommen, war schon ein en­ ormes Stück Arbeit. Die größte Heraus­ forderung ist aber aktuell für mich, ­hier vor der Kamera zu stehen – ich lasse mich nämlich überhaupt nicht gerne fotografieren!

Wir haben bei der Stahlkonstruktion im Kranzler Eck den Korrosionsschutz gemacht – über die komplette Höhe. Dafür sind wir mit Hebebühne und Gondeln an der ­Fassade hinaufgefahren, bis in Höhen, in denen wir normalerweise nicht arbeiten. Das war anfangs sehr nervenaufreibend. Aber dann hab ich gemerkt: Das gefällt mir! Außerdem tapeziere ich gerne und liebe „schwierige“ ­Tapeten: Tapeten mit Mustern oder Strukturen, die nahtlos ineinander übergehen ­müssen. Da muss man schon etwas nachdenken, bevor man loslegt!

Steffen Schneider, 43 Geselle, seit acht Monaten im Betrieb

Frank Mittelbach, 43 Geselle, seit sieben Jahren im Betrieb

Sorgfalt ist für ihn selbstverständlich

Scheut keine Höhe und keine komplizierte Tapete

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#ONLINE

Instagram @malerbetrieb_giesen

Kurz und lustig – das bringt Klicks „Instagram-Usern kommt es gar nicht auf perfekte Fotos an“ – so lautet die Erkenntnis von Tom ­Giesen, seit er für Social-Media-Präsenz im Malerbetrieb Giesen sorgt. Viele nutzen Instagram, um e ­ inen schnellen – und gern unterhaltsamen – Überblick zu einem Thema zu gewinnen. Diese ­Geschwindigkeit schätzt auch Tom Giesen: „Ich kann innerhalb weniger Minuten ein Bild hoch­laden oder Werbung schalten.“ Für den wachsenden Account des Betriebs nimmt sich der 24-Jährige wöchentlich eine halbe Stunde Zeit: „Ich möchte Jugendlichen unseren Berufsalltag zeigen und so potenzielle Auszubildende begeistern.“ Seine Fotos und Videos wirken nicht konstruiert und von langer Hand geplant, sie entstehen oft spontan auf der Baustelle. „Man muss sich auf dieses Medium einlassen“, findet er. „Andere Betriebe investieren viel Zeit, bekommen aber kaum Aufrufe. Wenn ich ein kurzes, spontan entstandenes Video hochlade und es mit lustiger Musik unterlege, bekomme ich deutlich mehr Resonanz.“ malerbetrieb_giesen

Fotos: Instagram @malerbetrieb_giesen; shutterstock.com (Bloomicon, hvostik, bioraven)

Vielfältige Einblicke: Der Instagram-Account des Malerbetriebs ­Giesen wird vom Sohn des Inhabers bestückt, der sich mit seinen 24 Jahren gut in die Zielgruppe ein­fühlen kann


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PRAXISTIPP

Social Media: ­Account schließen? Um auf Social Media erfolgreich zu sein, brauchen Sie Zeit – und Spaß an der Sache. Wenn Sie beides nicht haben, auf Ihre Posts keine gute Resonanz erhalten oder feststellen, dass Ihre Zielgruppe gar nicht auf den Kanälen unterwegs ist, die Sie be­ stücken, sind das gute Gründe, einen Account zu schließen. Aber Achtung: Lassen Sie ihn nicht einfach ins ­Leere laufen, sondern kommunizieren Sie seine Schließung so aktiv wie einen Firmenumzug – und nennen Sie Möglichkeiten, wie und wo Ihre ­Follower Sie jetzt erreichen können.

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Und Sie? Sind Sie mit Ihrem Betrieb auch auf Insta­gram aktiv? Nutzen Sie vielleicht sogar TikTok? Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Social-Media-Präsenz vor­stellen! Sprechen Sie gerne Ihren Verkaufsberater an oder melden Sie sich direkt: marketingunterstuetzung@brillux.de

Digitale Visitenkarten Verteilt, gesammelt – und verloren? Mit der App CamCard (kostenlos für Android und iOS) ist das Vergangenheit: Einmal eingescannt, können Sie jederzeit auf Ihre Visitenkartensammlung z ­ ugreifen, sie organisieren und aktualisieren. Die App übernimmt die ­Daten ­automatisch in Ihre Kontaktliste und kann sogar ­komplexe Kate­ gorien wie Abteilung oder Titel selbstständig erkennen und ­spei­chern. Tipp: Versehen Sie Ihre eigene Visitenkarte mit einem ­Q R -Code – so funktioniert die App bei Geschäftspartnern fehlerfrei.

Alarm aufs Handy: Ende 2022 sollen im Katastrophenfall laut Bundesrat WarnSMS möglich sein – eine Lehre aus der Flutkatastrophe 2021.

60,1 %

Jobbörsen unter der Lupe Wo kommen Arbeitgeber/-innen und Handwerker/-innen am besten zusammen? Auf der ­Stellenbörse Indeed, zeigt eine Umfrage des Marktforschers Trendence. Auch eine Anzeige bei der Arbeitsagentur lohnt sich: Ein Viertel der Befragten nutzt diese zur Jobsuche, ein Fünftel greift auf StepStone zurück. Das Portal AZUBIYO ist ein Tipp für alle, die auf der Suche nach Auszubildenden sind. ­Brillux Kunden können hier profes­ sionell gestaltete Anzeigen schalten.

der Weltbevölkerung sind inzwischen online. Quelle: Digital 2021 April Global Statshot Report

azubiyo.de


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And the winner is … Gäbe es einen Oscar im Malerhandwerk, wäre Kacper Kaczmarski wohl längst ­nominiert. Der 23-jährige Geselle im ­Neu-Isenburger Betrieb ­Westphal Maler ­ lernte nicht nur in Windeseile Deutsch, er legte bisher auch eine Einser-Karriere im Malerhandwerk hin

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eutschzertifikat, Maleraus­ bildung mit „Sehr gut“, bester Malergeselle im Kammer­ bezirk Rhein-Main, zweiter Platz beim hessischen Landes­leistungswettbewerb: Der heute 23-jährige Kacper Kaczmarski blickt zweifellos auf eine beeindruckende Laufbahn zurück. Und dabei konnte der in Polen aufgewachsene Handwerker nicht einmal sofort durch­starten: „Bis meine polnischen Zeugnisse hier endlich beglaubigt und anerkannt waren, dauerte es ein gutes Jahr“, schildert er die Startschwierigkeiten. „Dann habe ich erst mal Deutsch gelernt und 2018 meine Ausbildung begonnen.“ Die Lehrstelle bei Westphal Maler hatte er schon nach ­einem halbstündigen Gespräch in der Tasche. „Kacper hat mich schnell überzeugt: Sein Deutsch war bereits damals fast perfekt, ­er war hochmotiviert und zeigte auch fachlich großes Interesse“, erinnert

Icons: The Noun Projectt (Adrien Coquet, Vyacheslav Doroshenko, Malinda Courey, myiconfinder, Maciej Swierczek); Fotos: Westphal Maler GmbH, Brillux, privat (1x)

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„Kacper hat mich schon im Bewerbungsgespräch mit ­ seinem Engagement überzeugt.“ Frank Müller, Geschäftsführer bei Westphal Maler GmbH, Neu-Isenburg

01 Zweitbester Geselle in ganz Hessen: Kacper ­Kaczmarski ist stolz auf ­seine jüngste Auszeichnung Viel gelernt: Kacper 02 Kaczmarski (links) beim Brillux Azubi-TalentForum

sich Geschäftsführer Frank Müller. Seine Einschätzung erwies sich als richtig. Bereits nach zehn Tagen arbeitete Kacper ­Kaczmarski auf den Baustellen mit, von den Gesellen gab es Lob, „und seine Berufsschullehrerin war so begeistert, dass sie mich persönlich anrief und sagte, dass sie einen so engagierten Schüler noch nie gehabt habe. Kacper hatte sogar immer ein Wörterbuch dabei, um Begriffe schnell nachschlagen zu können“, erzählt Frank Müller.

Lernen fördert – auch die Loyalität Auch im Betrieb unterstützte der Unternehmer seinen Schützling nach Kräften. Neben internen und Innungs-­ Seminaren nahm Kaczmarski schließlich als einer von 24 ausgewählten Teilnehmenden am Brillux Azubi-TalentForum teil. „Besonders gefallen hat mir der praktische Teil, in dem wir verschiedene Musterplatten bearbeitet ­haben. Dabei konnte ich viel lernen“, sagt Kacper ­Kaczmarski. Diese Chance zahlte sich nicht nur fachlich aus, sondern auch in puncto Loyalität: „Ich habe von Seiten meines Betriebs immer viel Unterstützung gespürt. Das hat mir geholfen. Ich bin während meiner Ausbildung viel selbst­ bewusster geworden.“

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Ein Chef, ein Geselle, eine Vision Im Hinblick auf die Zukunft sind sich der Meister und sein frischgebackener Geselle einig: Das ist noch nicht alles gewesen. Und während Frank Müller seinen Mitarbeiter spätestens in zehn Jahren als Meister und Betriebswirt des Handwerks sieht, und zwar auf einer Führungsposition in seinem Betrieb, bleibt Kaczmarski bescheiden: „Gedacht habe ich an so etwas natürlich schon. Aber mein Plan für die kommenden zwei, drei Jahre lautet, erst mal den Meister zu machen. Wenn das geschafft ist, sehe ich weiter.“

Brillux Ausbildungspartnerschaft: das Plus für Ihre Auszubildenden Gute Auszubildende sind rar gesät – und sie suchen sich den Betrieb aus, der ihnen am meisten bieten kann. Als Brillux Ausbildungspartner wird Ihr Betrieb für den Nachwuchs attraktiver: Mit Azubi-Seminaren, KompaktKursen und TechnikTagen stellen Sie sicher, dass Ihre Auszubildenden fachlich immer auf dem Laufenden sind. Und dank der digi­talen Angebote wie etwa der Brillux Lernwelt oder der Lern-App simpleclub geht das auch von zu Hause aus. Alle Infos dazu finden Sie hier: brillux.de/ausbildungspartnerschaft


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Spielend zum Meistertitel Quizfragen beantworten, Farben mischen, Techniken erkennen – alles auf dem Smartphone. Seit 2020 können sich Jugendliche mit der App „Buntes B ­ attle“ der Nachwuchsinitiative „Deine Zukunft ist bunt“ spielerisch dem Maler- und Stuckateur­handwerk nähern. Das Update mit dem Spielmodus „Bunte Baustelle“ bietet viele neue Herausforderungen – wer hat das Zeug zum Meister?

Battle Was machen Maler und Stuckateure? Wer spielt, erhält spannende und informative Einblicke

Zwei Spielebenen für noch mehr Gaming mit Mehrwert

Mehr Infos zum Spiel gibt es unter dzib.de/battle Die App kann im App Store oder bei Google Play heruntergeladen werden

Geräte: Adobe Stock (Can Yesil, Coloures-Pic)

Das innovative Handwerkerspiel wurde 2021 als herausragendes digitales Bildungsmedium mit dem Comenius-EduMedia-Award ausgezeichnet. Der neue Spielmodus „Bunte Baustelle“ sorgt nun für noch mehr Spielspaß – und weckt den Ehrgeiz. Denn nur, wer alle Hindernisse überwindet und erfolgreich spachtelt, lasiert oder tapeziert, schafft es vom Praktikanten zum Azubi, von der Gesellin zur Vorarbeiterin und schließlich bis zum Meistertitel.


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Die Spiele-App gibt es k ­ ostenfrei im App Store und über Google Play

dzib.de oder @deinezukunftistbunt

AUSBILDUNG IM MALER- UND STUCKATEURHANDWERK

Baustelle Hindernisse überwinden, Farben mischen, spachteln, tapezieren: So testen Jugendliche spielerisch, ob sie Interesse und Talent haben

So macht Azubi-Marketing Spaß Wie erreiche ich potenzielle Auszubildende am besten? Ganz klar: digital! Die App ist ein aus­gezeichnetes Tool, mit dem Betriebe bei Schulkooperationen, auf Berufsmessen, am Tag der ­offenen Tür oder auf der Website Jugendliche spielerisch über ihr bevorzugtes Medium erreichen. Mit einer Spieldauer von maximal ­­30 Minuten kann das Spiel praxisnah integriert werden, um künftige Berufsstarter für das Handwerk zu b ­ egeistern.

Wir unterstützen Sie gerne! Sie haben Fragen zur Spiele-App oder zur Nachwuchsinitiative? Wir freuen uns über Ihren Anruf oder eine Nachricht! Tel.: +49 251 7188-8090 E-Mail: dzib@brillux.de

Mit den Levels wachsen die Aufgaben: ­ Die Spielenden nutzen immer speziellere Werkzeuge, um sie zu erledigen, und klettern so die Karriereleiter hinauf – das motiviert


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Stadion mit Signalwirkung Dieses Rot sehen Fußballer gerne – zumindest die ­Spieler des 1. FSV Mainz 05. Und so blieb beim Anstrich ihres Stadions durch den Malerbetrieb Hans Körner GmbH alles beim Alten. Mit einem Unterschied: Das Rot strahlt wieder

Oliver Körner, Hans Körner GmbH, Taunusstein 1968 gründete Malermeister Hans Körner seinen Betrieb in ­Taunus­stein im Rhein-Main-Gebiet. Sein Sohn Oliver legte 1991 ­die Maler­meisterprüfung ab und ließ sich anschließend zum ­Restaurator ausbilden. 1993 stieg er in die Firma seines Vaters ein. 2004 wurde er ­Geschäftsführer der Hans Körner GmbH für Maler­ arbeiten, Denkmalpflege, Putz und Trockenbau. Der Betrieb hat mittlerweile 42 Mitarbeiter und vier Auszubildende und stand für „Exzellenten Denkmalschutz“ 2019 auf der Shortlist zum Maler des Jahres. 01

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Fotos Baustelle und Porträt: Hans Körner GmbH

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ainz ist vor allem bekannt für die Produktion der ZDF -heute-Sendung und als Stadt, in der man viel „singt und lacht“ – zumindest in der fünften Jahreszeit. Gesungen wird hier nicht nur in der Fußgängerzone, sondern auch im Fußballstadion. Siegt die Mannschaft des 1. FSV Mainz 05, erklingen Siegeshymnen aus den Kehlen von rund 33.000 Fans – so viele feuerten hier vor der Pandemie an jedem zweiten Wochenende die Spieler des Bundesligisten an. Das Fußballstadion in der Mainzer EugenSalomon-Straße 1 wurde, nach zweijähriger Bauzeit, 2011 eröffnet. Entworfen vom Architekturbüro agn Niederberghaus & Partner gilt es als Aushängeschild der Stadt, das auch von der Autobahn 60 aus nicht


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„Die Fassade ist wieder ein richtiger Hingucker.“ Oliver Körner, Malermeister und Geschäftsführer

zu übersehen ist. 2012 wurde das Stadion, das zu diesem Zeitpunkt noch Coface Arena hieß, für den internationalen TheStadiumBusiness Award nominiert, der innovative und neue Ideen im Bereich Stadionbau würdigt. Nach zehn Jahren, pünktlich zur Umbenennung in Mewa Arena, wurde 2021 der erste Renovierungsanstrich fällig. Zweiter Zuschlag Warum auswechseln, wenn’s läuft? Was im Sport gilt, trifft auch auf die Arbeitswelt zu. Auf Betreiben des technischen Beraters ­Borris Gönner hatte sich Brillux bereits 2009 um den Auftrag für den ersten Außen­ anstrich der Arena beworben – und am Ende den Zuschlag erhalten. 2021 wiederholte sich die Geschichte. Als ausführender Betrieb war bei beiden Aufträgen der Maler­

betrieb Hans Körner GmbH aus dem 31 Kilo­ meter nördlich gelegenen Taunusstein mit von der Partie. Dass die Fassade überhaupt einen neuen Anstrich benötigte, lag nicht an der Qualität, es lag am Mainzer Wetter: UV -Strahlung und Witterung ließen die Farbe i­nnerhalb eines Jahrzehnts verblassen. Und so traten Brillux und die Hans Körner GmbH als einge­spieltes Team Runde zwei an, um das ­weithin strahlende, die Farbe des Vereins­logos aufnehmende Rot zu erneuern. Wie schon beim ersten Anstrich erwiesen sich auch 2021 die Dimensionen dieses Auftrags als respekteinflößend. Der Umfang des Stadions beläuft sich auf stolze 750 Meter. 20 Meter in die Höhe reichen die rechtwinkeligen Betonkonstruktionen an den Fassaden, die an etwas zu breit geratene Fußballtore erinnern.

01 Mit einem Zuschauer­schnitt von 33.047 war das neue Mainzer Stadion schon in seiner ersten Saison fast ausverkauft 02 Pünktlich zur Umbenennung nach dem Sponsor Mewa, einem Textil-Management-Unternehmen, erstrahlt die ­ Arena 2021 im neuen Rot


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„Wir standen hier voll in der Witterung, ­ einerlei da es k Dach­überstand gibt.“ Oliver Körner, Malermeister und Geschäftsführer

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01 Ab nach oben: Geselle Sean Marshall, 28, lässt sich für den Fassadenanstrich vom Hubsteiger gern in luftige Höhen fahren 02 So sah es 2020/2021 auch in Mainz oft aus. Aufgrund der Corona-­Pandemie gab es im Schnitt nur 200 Zuschauer pro Spiel 03 Mit Autobahn­an­ bindungen nach Nord, Süd, Ost und West gehört die Arena zu den am besten erreichbaren Stadien der Liga 04 Das Rot der Fassade bezieht sich auf das ­markante Logo. Es kombiniert das M für Mainz mit dem Jahr der Vereinsgründung 1905 05 Leiter statt Lift: Gesellin Julie Magge, 28, und Kollege Leon Zapp, 24, streichen den unteren Teil des Stadions

Sturm und Abwehr Malermeister und Geschäftsführer Oliver Körner schreckten diese Zahlen nicht. Im Gegenteil, er betrachtete es auch beim zweiten Mal als Herausforderung: „Es ist natürlich speziell, rund 8.000 Quadrat­meter mithilfe einer Hebebühne zu streichen.“ Auf zwei Hubsteigern arbeiteten jeweils zwei Mitarbeiter an dem frei stehenden Gebäude in mitunter großen Höhen – und waren dabei dem unbeständigen Wetter des Sommers 2021 ausgesetzt. „Wir standen hier voll in der Witterung, da es keinerlei Dachüberstand gibt“, erinnert sich der 52-Jährige an diese stürmischen Zeiten. Da spürte das Team am eigenen Leibe, welchen Belastungen ein solches Bauwerk ausgesetzt ist –

und dass Malerarbeiten hier nicht nur eine optimierte Optik, sondern vor allem einen nachhaltigen Betonschutz zum Ziel haben. Um diesen zu erreichen, musste die Fassade im ersten Schritt gereinigt werden. Und zwar mechanisch, von Hand. Für einen Dampfstrahler wären die Schlauchwege schlichtweg zu lang gewesen. Gute Teamarbeit Das kräftige, seidenmatte Rot wurde dann in zwei Anstrichen im Rollverfahren aufgebracht. Das Team der Hans Körner GmbH nutzte dafür, wie schon beim ersten Anstrich, Multi-Protect 800 auf Methacrylatharz-Basis, das b ­ esondere Farbstabilität und hohen Schutz vor C ­ arbonatisierung


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„Multi-Protect 800 trocknet schnell und gleichmäßig.“ Oliver Körner, Malermeister und Geschäftsführer

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des Untergrunds garantiert. „Die Farbe lässt sich gut verteilen und trocknet satt, schnell und gleichmäßig auf“, zeigt sich Oliver Körner zufrieden. „Nichts ist schlimmer, als wenn nach zwei Jahren die Fassade bereits komplett ausgeblichen ist und aus dem Rot ein Orange wird“, ergänzt Brillux Verkaufsberater Lars Hillmann und wagt eine positive Prognose: Das neue Rot werde, dank des Produktes, nun viele Jahre problemlos leuchten. Strahlend in die neue Saison Als im Juli vergangenen Jahres endlich das weiße Logo des neuen Namen­ sponsors auf der frisch gestrichenen Fassade der Mewa Arena erstrahlte, galt

schließlich der Farberhalt für das Stadion erst einmal als gesichert. Wie auch der Klassenerhalt für den 1. FSV Mainz. Nach einem 17. Platz im Dezember 2020 hatte sich der Verein mit der erfolgreichsten Rückrunde seiner Geschichte aus dem sportlichen Tief befreit. Die Hinrunde der Saison 2021/2022 beendete er auf dem 9. Platz. Und so stehen die Chancen nicht schlecht, dass Mainz in diesem Sommer wieder Spiele auf europäischer Ebene austragen wird. Und dafür bietet die Mewa Arena jetzt einen würdigen Rahmen, findet Malermeister Oliver Körner: „Das Stadion strahlt in neuem Glanz und bietet Fans und Verein eine tolle Plattform für weitere Erfolge.“

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Beteiligte und Services Bauherr: 1. FSV Mainz 05 e. V. Ausführender Betrieb: ­ Hans Körner GmbH, Taunusstein Verkaufsberater: Lars Hillmann, Brillux Wiesbaden Technischer Berater: Borris Gönner, Brillux Mainz und Wiesbaden Material: Multi-Protect 800


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„Es ist bemerkenswert, zu welch frühem ­Zeitpunkt die Handwerker das ­Thema soziale ­Sicherung ­angepackt haben.“

Auf Nummer sicher: Die Kassen wurden mit einem soliden Schloss versehen und aus Eisen gearbeitet, denn bei einem Brand durfte sich die Vorsorge nicht in Rauch auflösen

Fotos: Conny Trumann

Michael Sommersell, Experte für Malergeschichte


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TEIL 8 HISTORISCHES HANDWERKSZEUG

SOZIALE SICHERUNG

Einer für alle, alle für einen Schwere Farbeimer schleppen, auf hohen Leitern stehen, über Kopf streichen: Jeder Arbeitstag hat seine Tücken und manch­ mal laufen Dinge schief oder die immer gleiche Bewegung fordert ihren Tribut. Und dann geht plötzlich nichts mehr – zumindest zeitweise oder auch für lange Zeit. Gegen die Widrigkeiten des Berufs­ lebens schützen seit dem späten 19. Jahr­ hundert die Sozial­versicherungen. Aber auch im Mittelalter, also lange vor Einfüh­ rung der ersten Sozialgesetze durch Otto von Bismarck, konnten Handwerker auf die Gemeinschaft vertrauen. Denn eine Krankheit oder ein Unfall sollten nicht zur persönlichen Tragödie werden. Zusam­ menstehen und sich unterstützen – diese Idee haben schon die Zünfte verfolgt. Zur Kasse, bitte Ab dem 12. Jahrhundert gründeten Handwerker in den Städten Zünfte. Die erste bekannte Vereinigung von Malern auf deutschem Gebiet hat sich 1196 in Magdeburg zusammengetan. Sie nann­ ten sich Schilderer, weil sie vor allem Ritterschilde mit Wappen bemalten. Das Geld der Zunftmitglieder für die Un­ terstützung von Kranken und Witwen wurde sicher verwahrt, im Malermuseum Hamburg lassen sich heute Kassetten und K ­ assen bestaunen. Über das Geld wachten die Vorsteher der Zünfte – Älter­ männer genannt. Michael Sommersell vom Maler­museum erklärt: „Es ist sehr bemerkenswert, zu welch frühem Zeit­

Ob Krankengeld, Meisterprüfungen oder Preise: Alle Entscheidungen und Ehrungen wurden in den ­Büchern detailliert festgehalten, die in kunstvollen ­Truhen – den Zunftladen – aufbewahrt wurden

punkt die Handwerker das Thema soziale Sicherung angepackt haben. Die Zünf­ te hatten sehr große Macht bis weit ins Private. Wenn zum Beispiel ein Maler­ meister gestorben ist, suchte in der Regel die Zunft nach einem Nachfolger, der den Betrieb weiterführte und auch die Familie des Verstorbenen versorgte.“ Wer in einer Stadt sein Handwerk ausüben durfte, war ebenfalls Sache der ­Zünfte – genauso wie die Organisation von Ausbildungen, die Abnahme von Prüfungen oder die ­Re­gulierung des Marktes. Alle Entschei­ dungen wurden akribisch protokolliert. Einmalig: die Malerkasse Die Gewerbefreiheit markierte schließ­ lich das Ende der einst mächtigen Zünfte. Heute kann – fachliche ­Qualifikation vorausgesetzt – jeder Mensch sein Hand­ werk ausüben, ohne vom Wohl­wollen einer Zunft abhängig zu sein, soziale Absicherung inklusive. Eine Besonderheit gibt es dennoch im jahrhundertealten Malerhandwerk bis heute – nämlich die Maler­kasse. Die bundesweite Einrichtung bietet den Malern und Stuckateuren eine Absicherung im Alter zusätzlich zur ge­ setzlichen Rente. Außerdem sorgt sie über eine branchenweite Umlage dafür, dass Beschäftigte ihren Urlaubsanspruch be­ halten, auch wenn sie den Betrieb wech­ seln. Die Maler des Mittelalters konnten von Urlaub vermutlich nur träumen, die Work-Life-Balance hatten die Zünfte ­ noch nicht auf der Tagesordnung.

Unser Experte Michael Sommersell, 62, ist Maler und (ö. b. u. v.) Sachverstän­diger in Hamburg und bewahrt im Deutschen Maler- und Lackierermuseum die Geschichte des Handwerks malermuseum.de


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Die Chefs der Fati GmbH kamen als Flüchtlinge und machten hier Karriere. Nun realisieren sie Projekte für Großkonzerne wie die Deutsche Telekom AG

Fotos: Daniel Elke

Drei Männer und ein Betrieb


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„Man muss uns nur die erste Chance ­geben, die zweite ­erarbeiten wir uns.“ Bali Baliu, Geschäftsführer und Mitgründer

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uf dem Schreibtisch von Irfan Percuku steht ein schwarzer Wolf. Das Tier besteht aber nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Plastik. Percuku nimmt das zehn Zentimeter lange Miniatur-Raubtier in die Hand, betrachtet es und grinst: „Zu dieser Figur gibt es eine Geschichte“, sagt der 44-Jährige. „Ein befreundeter Handwerker wollte mich herausfordern.“ Zunächst habe der Mann die Fati GmbH gelobt, bei der Percuku einer der drei Geschäftsführer ist. Er sagte, das Unternehmen könne doch alles rund ums Thema Bauen – vom Betonieren der Bodenplatte bis zur Montage der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. „Er hat allerdings daran gezweifelt, dass wir auch sein Lieblingstier herstellen können.“ Percuku lächelte damals nur und machte sich anschließend an die Arbeit. Kurz darauf präsentierte er dem Zweifler seinen Wolf – frisch aus dem 3D-Drucker.

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01 Kluges Quartett: W ­ eil Irfan Percuku (v. l.), Arben Graiqevci und Bali Baliu Albert Einstein bewundern, stellten sie eine Statue des Genies im Treppenhaus des Betriebs auf 02 Wolf aus dem ­3D-Drucker: Irfan Percuku stellte die Figur spontan her, weil ihn ein Kollege mit seinem breitgefächerten Angebot aufzog 03 Neue Heimat in Köln: eine Lagerhalle am Rande der Domstadt


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Und so wurde der Wolf zu einem Symbol für die Fati GmbH. Aufgeben kommt für Chef Percuku nämlich einfach nicht in Frage. „Wenn uns jemand eine Aufgabe gibt, dann lösen wir sie“, sagt er. Dieser positive Ehrgeiz hat die Fati GmbH zu dem gemacht, was sie heute ist. Das Unternehmen mit Sitz in Köln beschäftigt 80 eigene Mitarbeitende, dazu kann es auf rund 300 weitere Leute von Partnerfirmen zurückgreifen. Diese Teams sind nach Bedarf zusammengestellt und sanieren große Verwaltungsgebäude, bauen Mehrfamilienhäuser oder verwandeln alte Lagerhallen in moderne Büroräume. „Die Kunden schätzen an uns, dass sie hochwertige Qualität aus einer Hand bekommen“, sagt Percuku. Was er damit meint, ist aktuell in Bonn zu verfolgen. Dort realisiert die Fati GmbH den Bau von zwei Achtfamilienhäusern inklusive einer Tiefgarage. „Der Auftraggeber erhält von uns das Komplettpaket“, bestätigt auf der Baustelle Projektleiter Kim Österwind, 40, und erklärt: „Wir kümmern uns um die Böden, Decken, Wände, Türen, Beleuchtung und die Elektrotechnik.“ Das demonstriert im ersten Stock des Rohbaus Shpend Pllumaj. Der 33-Jährige verlegt große Bodenfliesen, während zeitgleich woanders Kabel verlegt werden. Der Handwerker ist schon viel rumgekommen: Er hat Berufserfahrung in Kanada und in den USA gesammelt. „Dort habe ich in den Villen der EishockeyTopstars die Badezimmer gefliest“, erzählt Pllumaj. Nun arbeitet er für die Fati GmbH – der gute Ruf des Unternehmens erreichte ihn über Freunde. Für diesen Job kehrte er zurück nach Deutschland. Glück und Geschäftssinn Zum Kundenstamm gehören mittler­ weile die Deutsche Telekom AG , das Kölner Kino Cinedom und die Europäische Zentralbank in Frankfurt. Von so einer Entwicklung hatte der Firmengründer Bali Baliu zu Beginn nicht zu träumen gewagt. ­Der 50-Jährige stammt aus der Nähe von Pristina, der heutigen Hauptstadt Kosovas. Als 1991 der Krieg auf dem Balkan ausbrach, ergriff er die Flucht. Baliu verschlug es nach Nord­rhein-Westfalen. Dort konnte er sein Geologiestudium

aufgrund der Sprachbarriere nicht fortsetzen. Noch schlimmer war für ihn: Als Asylbewerber durfte er anfangs gar nicht arbeiten. „Ich wollte unbedingt mein eigenes Geld verdienen“, erinnert sich der heutige Geschäftsführer, „war aber zum Nichtstun gezwungen.“ Nach drei Jahren bekam Baliu die ersehnte Arbeitserlaubnis und begann auf dem Bau ranzuklotzen – zunächst für 13 D-Mark pro Stunde. Er überzeugte mit seinem Fleiß, drückte nach einem Jahr eine Lohnerhöhung auf 18 D-Mark durch. „Aber ich wollte nicht auf Dauer Steine und Zementsäcke für andere

01 Feinarbeit im Keller: Xhevdet Salihu (l.) verspachtelt die Treppenkante. Kim Österwind und Haki Baliu (r.) gefällt’s 02 Der Handwerker der Stars: Shpend Pllumaj verschönerte Villen von US -Sportlern genauso kunstvoll, wie er heute in Bonn Fliesen verlegt

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„Ich habe in den Villen der Eis­ hockey-Topstars die Badezimmer gefliest.“ Shpend Pllumaj, Fliesenleger


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„In diese Firma zu wechseln, war eine der besten Ent­ scheidungen.“ Arben Graiqevci, Geschäftsführer

schleppen, sondern selbst etwas auf die Beine stellen“, fasst Baliu zusammen. Also gründete er mit Kollegen in Lüdenscheid ein kleines Bauunternehmen mit dem Namen Fati – was im Albanischen so viel wie „Glück“ bedeutet. Der Erfolg der Firma ist jedoch eher weniger auf Glück zurückzuführen, sondern vielmehr auf harte Arbeit. In den Anfangsjahren übernahmen die Handwerker als Subunternehmer viele spontane, kleinere Aufträge. „Wir waren wie die Feuerwehr“, erzählt Baliu. „Wenn es auf einer Baustelle gebrannt hat, sind

wir ausgerückt.“ Sie zogen Kabel, verlegten Böden und strichen Bürowände. Die Handwerker lernten stetig dazu, machten sich in der Branche einen Namen und mischten schnell bei größeren Aufträgen mit. Als die Kreishäuser in Mettmann und Gütersloh neue Lochgipsdecken brauchten, reichte die Fati GmbH ein Angebot ein – und bekam den Zuschlag. Mit diesem Projekt stieg das kleine Unternehmen aus dem Sauer­­ land ins große Geschäft ein. „Man muss uns nur die erste Chance geben, die zweite ­er­arbeiten wir uns“, erklärt der Chef.

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Mit dieser Devise zog Baliu weitere Kunden an Land. 2007 stand zum ersten Mal die Deutsche Telekom AG in den Auftragsbüchern, in einem Funkturm in Münster montierten die Handwerker Glaswände, Zwischenwände und Türen. Auch am Neubau des Bürokomplexes „Airrail Center“ am Frankfurter Flughafen war die Fati GmbH beteiligt – wer über die Autobahn 3 fährt, kennt dieses markante Gebäude. Akquise für die Chefetage Das Wachstum stieß irgendwann an Grenzen. 2012 merkte Bali Baliu, dass er sein Unternehmen nicht mehr alleine managen kann. Der Geschäftsführer sprach Irfan Percuku an, den er auf einer gemeinsamen Italien-Tour kennengelernt hatte. „Ich habe damals gemerkt, dass er genauso tickt wie ich und habe ihn dann überzeugt, zu uns zu kommen“, sagt Baliu. Mit seiner Biografie passte Percuku ins Unternehmen. Auch er war aus Kosova geflohen und in Deutschland beruflich neu gestartet. In Neu-Ulm mistete Percuku zunächst Pferdeställe aus. An die Sonntage in dieser Zeit erinnert er sich noch gut: „Ich habe damals Fußball

gespielt und musste immer nach exakt sechzig Minuten ausgewechselt werden. Ansonsten hätte ich es mit dem Fahrrad nicht rechtzeitig in den Stall geschafft.“ Später absolvierte er ein BWL -Studium und machte Karriere beim Computer-Riesen IBM . Doch als die Anfrage der Fati GmbH kam, verließ er Neu-Ulm und zog nach Nordrhein-Westfalen. „Den Schritt habe ich zu keiner Zeit bereut“, betont Percuku. Neben der Arbeit schätzt er vor allem den Austausch mit seinem internationalen Team, dessen Mitglieder aus Griechenland, Polen, der Türkei, Kosova und Deutschland kommen. „Ich verbringe auch privat viel Zeit mit den Kollegen“, so P ­ ercuku. Freitagnachmittags geht’s beispielsweise in eine Kölner Soccerhalle, sogar gemeinsame Skiurlaube stehen auf dem Programm. Auch Arben Graiqevci fährt inzwischen mit der Fati GmbH in die Alpen. Der 40-Jährige ist seit 2018 der dritte Geschäftsführer im Bunde. Graiqevci war ebenfalls aus Kosova geflohen, auch er verdiente sich zunächst auf ­Baustellen sein Geld, wechselte dann ­später in den Baustoff­handel. „Währenddessen habe ich viel Gutes über Bali Baliu

01 Aus den Büros ­ steuert das Fati-Team ­Projekte in München, Frankfurt oder in Wien 02 Das geht gut voran: Vorarbeiter Haki Baliu (r.) weiß, dass er mit seinen Kollegen jeden Zeitplan einhalten wird 03 Abfahrt zur ­Baustelle: Mittlerweile umfasst der Fuhrpark der Fati GmbH rund 20 Autos


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01 Ihre Anzüge ­tauschen Irfan Percuku (l.), Bali Baliu und Arben Graiqevci (r.) jeden Freitag­ abend gegen Trikots – dann geht’s gemeinsam zum Hallenkick 02 Im Mai 2020 waren die Büros am Marsplatz in München für das Tele­komTeam bezugsfertig 03 Digital ist Trumpf: Auf dicke Schreibblöcke verzichtet die Fati GmbH schon seit Jahren

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Fati GmbH Bali Baliu gründete die Fati GmbH 1996 als Vier-Mann-Unternehmen in Lüdenscheid. Seit 2012 befinden sich die Büros und das Lager in Köln. Zu den Kernkompetenzen der Firma zählen insbesondere die Planung und Umsetzung hochqualitativer Generalübernehmerleistungen. Die Fati GmbH setzt dabei auf eine digitale Arbeitsweise: Die Bauleiter vor Ort sind mit Tablets ausgestattet, mit denen sie auf den Bau­stellen u. a. Fotodokumentationen erstellen. fati-gmbh.eu

„Wenn uns jemand eine Aufgabe gibt, lösen wir sie.“ Irfan Percuku, Geschäftsführer

Fotos: Firma Fati

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gehört“, erzählt Graiqevci. „Ich wollte ihn unbedingt kennenlernen.“ 2015 saßen die beiden dann bei einem Abendessen zusammen und blieben in Kontakt. Bali Baliu bewies dann kurze Zeit später sein Gespür für perfektes Timing und aufkeimende ­Aufbruchstimmung. Als Graiqevci eines ­Tages von einem Vorstellungsgespräch kam, klingelte auf dem Rückweg sein ­Handy. Der Anrufer war Bali Baliu. „Er hat sofort gemerkt, dass mich etwas beschäftigt“, erinnert sich Graiqevci. „Und dann hat er mich gefragt, ob ich den Beruf wechseln will.“ Baliu überzeugte ihn, der anderen ­Firma abzusagen und als weiterer Geschäftsführer zur Fati GmbH zu kommen. „In diese Firma zu wechseln, war eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe“, fi ­ ndet Graiqevci.

Mittlerweile hat er für die Fati GmbH längst einige prestigeträchtige Projekte mit ­umgesetzt – etwa in München. Das Gebäude der Deutschen Telekom AG am Marsplatz war sanierungsfällig. In nur acht Monaten plante und realisierte das ­Unter­nehmen den Komplettumbau – und das während des laufenden Betriebs. „Das war für uns eine große Herausforderung, die wir aber gemeistert haben“, so Graiqevci. Egal ob es um den Bau eines Mehrfamilienhauses oder die Sanierung eines Bürokomplexes geht: Bisher stemmte das Team der Firma Fati nicht nur alle großen Aufträge. Es bearbeitet ebenso gut und gern die kleinen, feinen Sachen – wie etwa die Produktion des Schreibtisch-Wolfes, der zum Maskottchen wurde.


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MELDUNGEN

Eingesetzte Farbtöne: Scala 15.OL .04 Scala 42.ML .01 Scala 03.LA .01 Scala 72.06.30 Scala 75.LA .10 Scala 81.09.27

Lignodur – Leidenschaft und Kompetenz für Holz Immer das richtige Produkt für jedes Projekt. Unter der Marke Lignodur sind zukünftig alle Produkte rund ums Thema Holzbeschichtungen zu finden. Egal ob Pflege, Schutz oder Gestaltung von Holz­oberflächen, Lignodur hat für jeden Anwendungsbereich die passende Antwort in gewohnter Brillux Qualität. Zum bestehenden Sortiment reihen sich eine neue Holzimprägnierung und zwei neue Holzöle mit ein. Alle ­Mitglieder der neuen Familie haben außerdem ein frisches Design erhalten.

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Geölt, lasierend oder deckend – das Lignodur Sortiment bietet für jede Gestaltungs- und Verarbeitungsvorliebe das richtige Produkt

Die lösemittelbasierte Holzimprägnierung Lignodur Contrabol 550 und die Holzöle Lignodur Hydro­ dol 240 (wasserbasiert) und Lignodur Xylodol 540 ­(lösemittelbasiert) ergänzen das hochwertige Komplett­ sortiment für Holzbeschichtungen.

brillux.de/lignodur

Ob Gartenmöbel, Balkon­ geländer oder Holzterrasse: mit den Lignodur Holzölen ­lassen sich in acht verschiedenen Farbtönen natürlich schöne Oberflächen erzielen


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Die Armierungsmasse ­besteht aus zwei Kom­ ponenten und benötigt keinen Wasseranschluss mehr. Direktes Anmischen und Verarbeiten werden damit garantiert

Hält jedem Wetter stand Bei Wind und Wetter auf der Baustelle? Für Qjusion Hybrid ist das kein Problem. ­ Das Besondere: Qjusion Hybrid kombiniert die besten Eigenschaften der mineralischen Armierungsmassen (gewisse Härte und zügige Durchtrocknung) und der organischen Armierungsmassen (leichte Verarbeitung, Elastizität und Widerstandsfähigkeit) in nur einem Produkt. Schnell, einfach und sicher lässt sich es sich somit bei widrigen Wetterbedingun­ gen einsetzen und verschafft Ihnen beim Thema Wärmedämmung einen echten Wett­ bewerbsvorteil. brillux.de/qju

Wassertropfen: Shutterstock (kolopach)

MELDUNGEN


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Wetter­ unabhängiges Verarbeiten Qjusion Hybrid bietet bei jeder Jahreszeit die höchste Verarbeitungssicherheit. Weder bei nasskalten Temperaturen noch bei Sonnen­schein müssen Sie auf das Thermo­ meter schauen, um eventuell das Material zu wechseln. Qjusion Hybrid ist von +1° C bis max. +30° C Luft- und Objekttempera­ tur verarbeitbar.

Besonders lange ­Verarbeitungszeit

Schnellere Abwicklung und höchster Schutz Da Qjusion Hybrid bereits nach zwei bis vier Tagen überarbeitbar ist, können Baustellen deutlich schneller übergeben werden. Zudem sorgt die Qjusion-Bindemittel-Technologie für noch mehr Sicherheit und verleiht den Fassaden Ihrer Kunden höchste Riss- und Stoßsicherheit.

Mit bis zu zwei Stunden ist das Material besonders lange verarbeitbar. Ein häu­ figes Unterbrechen der Arbeit – um z. B. Material anzurühren – entfällt somit. Dies reduziert nicht nur die Arbeits­ wege auf der Baustelle, es spart auch Zeit und Geld.

Stets das perfekte Mischungsverhältnis Qjusion Hybrid ist in wenigen Minuten einsatzfähig, denn mit der Komponente B wird alles angeliefert, was für das Anrühren erforderlich ist. Die speziell ausrezeptierte Flüssigkomponente Qjusion Hybrid 3719 sorgt zudem für eine gleichmäßige Konsistenz bei der Verarbeitung – selbst bei widrigen Temperaturen ist kein Nachjustieren erforderlich. Mit Qjusion Hybrid haben Sie unter allen Bedingungen das perfekte Mischungsverhältnis und können somit noch effizienter arbeiten.


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Betrieb im

Fokus

Kompakt & konkret

Fachkräftemangel – nicht bei mir Sie haben zu selten Zeit, Fachliteratur zu wälzen? Kein Problem! Wir bündeln für Sie das Expertenwissen. In dieser Ausgabe gibt Businesscoach und Buchautor Stefan Dietz Impulse, wie Sie nicht nur wettbewerbs­fähig, sondern auch als Arbeitgeber/-in gefragt bleiben

Heben Sie sich ab

VISION DEFINIEREN Was macht Ihren Betrieb aus? Was wollen Sie erreichen? Wer sind Ihre Vorbilder – und wie wollen Sie auf gar keinen Fall arbeiten? Klären Sie das und erarbeiten Sie daraus eine Vision für Ihr Unternehmen. Zum Beispiel: „Als kreativer Kleinbetrieb mit großer Expertise in Kreativtechniken wollen wir unseren Kunden persönliche Beratung und Umsetzung ihrer Projekte bieten.“ Das lockt Fachkräfte an. Denn: Kennen Sie sich, erkennen auch andere, wer Sie s­ ind – und ob sie zu Ihnen passen.

Sich mit dem ganzen Betrieb neu aufzustellen, dauert. Einzelprojekte können schneller umgesetzt werden – das motiviert und stärkt die Außenwirkung. Wie wäre es mit einem Karrierebereich auf Ihrer Firmenwebsite oder neuen Kreativideen? Wenn Sie Projekte nicht nur in Dauerschleife planen, sondern auch zügig umsetzen, sehen nicht nur Mitarbeitende und Kunden, dass sich bei Ihnen etwas tut. Es erreicht auch eher potenzielle Bewerber/-innen.

Fangen Sie im Kleinen an, um Großes zu schaffen

Porträt: Sabrina Haas; Illustrationen: Merle Rosen (FORMBA)

PILOTPROJEKTE STARTEN


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Holen Sie alle ins Boot

MITARBEITENDE EINBEZIEHEN Niemand kennt Ihren Betrieb so gut wie die Menschen, die bereits bei Ihnen arbeiten. Verknüpfen Sie etwa spontane Kaffeepausen mit persönlichen Gesprächen, um in entspannter Atmosphäre herauszufinden, was aus Sicht des Teams gut läuft und was verbessert werden kann. Nicht vergessen: Auch Handwerker/-innen, die Ihren Betrieb vor Kurzem verlassen haben, können noch wertvolle Impulse liefern.

Nutzen Sie internes Wissen

NOCH MEHR MITARBEITENDE EINBEZIEHEN Wer Fachkräfte halten oder akquirieren möchte, muss sich neu aufstellen. Tun Sie das aber nicht nur mit dem Baustellen­ team, sondern mit allen. Veranstalten Sie ­einen Impulstag, an dem Sie Ihre Ideen vorstellen und diskutieren und auch die Vorstellungen der anderen kennenlernen und einbeziehen. Laden Sie dazu die Kolleg/innen aus allen Arbeitsbereichen ein. Große Veränderungen erreichen Sie nur in einem klug zusammengesetzten Team. Generell gilt: Je breiter Sie aufgestellt sind, desto besser.

Bleiben Sie flexibel

HERAUSFORDERUNGEN NUTZEN Corona hat sich für jeden anders ausgewirkt: Der eine hat Aufträge verloren, der andere konnte sich vor Arbeit kaum retten. Was für alle gilt: Wer spontan um­organisieren und „um die Ecke denken“ kann, kommt besser durch. Reflektieren Sie gemeinsam mit Ihrem Team, was Ihren Betrieb gut durch die Krise gebracht hat – und wo Sie für die Zukunft nachbessern können.

Das Buch zur Seite

Hier erfahren Sie ganz genau, wie Sie Ihren Betrieb so gestalten können, dass der Fachkräftemangel vom Schreck­gespenst zum Glücksfall wird. Glücksfall Fachkräftemangel, Stefan Dietz, ­Campus Verlag, 268 Seiten, 34,95 €, inklusive Downloads und Arbeitsmaterialien


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Schnell und farbtongenau gemixt: ­ Harald Hüttner an der Farbmischanlage

Harald Hüttner ist mit seinem Unternehmergeist an vielen Fronten aktiv: Malerbetrieb, Fachhandel, Künstlerbedarf. Aus Zeitgründen greift er deshalb beim Thema Marketing seit Jahren auf Brillux zurück. Herr Hüttner, welche Marketingmaßnahme steht als Nächstes an? Wir starten jetzt eine Mailing-Frühlings­ aktion. Frei in den Frühling, alles wird frisch.

Wir möchten den Leuten ein wenig Farbe in ihr Haus bringen und finden, der direkte Weg, also über einen Flyer und somit persönlich in die Hand, ist dafür der schönste. Das spricht alle Kunden, also sowohl die Selbermacher als auch die Machenlasser, an. Aus der Region – für die Region. Wie kam es zu dieser Idee? Durch den Austausch mit unserem Verkaufsberater Jürgen Igl, der uns immer hervorragend informiert. Bei unseren Treffen besprechen und planen wir die Aktionen für die kommenden Monate. Zum Beispiel Sonderaktionen oder Weihnachtskarten, mit denen wir schon im fünften Jahr sind.

Fotos: privat, shutterstock (JACKREZNOR)

Zeit fürs Wesentliche


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01 Mailing

„Der Farbhandel ist aus meinem Hobby, der künstlerischen Malerei, heraus entstanden.“ Harald Hüttner, Malermeister

02 Wegbeschreibung

03 Anhänger

01 Die persönliche Ansprache funktioniert doch noch am Besten: die aktuelle Mailing-Aktion für den Frühling 02 Für Privatkunden überaus hilfreich: die Wegbeschreibung samt Übersichtskarte zum Fachhandel von Harald Hüttner 03 Mobil und plakativ: Die ­fahrbare Werbefläche wird vor allem auf Baustellen eingesetzt


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01 Transport

01 Pünktliche Lieferung: Die B-Green-Lastenfahr­ räder sind auch in Erlangen unterwegs und umgehen jeden Verkehrsstau 02 Die Beachflags vor dem Eingang zeigen potenziellen Kunden den Weg in den Fachhandel 03 Leere Fläche nutzen: Baugerüste bieten optimale Werbemöglichkeiten

02 Beachflag

„Lasst das Marketing von Spezialisten machen.“ 03 Baustelle

Foto Baustelle: privat

Harald Hüttner, Malermeister


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Hüttner – Kreative Raumgestaltung GmbH & Co. KG Malermeister Harald Hüttner leitet das Erlanger Unternehmen, das es seit 1865 gibt, bereits in fünfter Generation. Mit seinen beiden ­Söhnen (16 und 26 Jahre alt) steht schon die nächste Generation in den Start­löchern. Der 56-Jährige betreibt gleichzeitig einen Fachhandel für Maler- und Künstlerbedarf. harald-huettner.de

Im Alltagsstress vergessen wir manchmal, wie wichtig Marketing für den Betrieb ist. Zum Glück erinnert Jürgen Igl uns regel­ mäßig daran. Sie arbeiten seit 2016 mit Brillux, wie kam es dazu? Daran war Herr Igl ebenfalls beteiligt. Neben dem Fachwissen schaffte er es mit seiner freundlichen Art, uns für die Marke Brillux zu gewinnen. Also gingen wir eine Partnerschaft ein. Der erste Schritt, um unseren frisch mit Brillux Farben ausgestatteten Fachhandel zu bewerben, war eine FlyerAktion, die 22.000 Haushalte erreichte. Der zweite Schritt war eine neue Außendarstellung mit Beachflags sowie Anhänger- und Autobeschriftungen, später kam die Brillux Ausbildungspartnerschaft hinzu. Gab es hierzu Rückmeldungen von potenziellen Kunden? Der Flyer kam gut an und einige Kunden sind auch deswegen gekommen. Aber die Steigerung des Bekanntheitsgrades ist viel größer und das ist für die Zukunft auch der noch wichtigere Aspekt. Greifen Sie im Maleralltag auch auf den Service von Brillux zurück? Ja klar. Auch die vermeintlich kleinen Dinge sind wichtig. Unseren Verkauf begleiten wir beispielsweise mit gedruckten Wegbeschreibungen. Und wenn ich neue Kundenblöcke benötige, ist das Thema in zwei Minuten erledigt: Die bestelle ich ganz einfach online auf der Homepage, wo mein

Logo und das Design meiner Werbemittel hinterlegt sind. Zudem ist ein schöner Service von Brillux in Erlangen die Warenaus­lieferung mit einem hochmodernen E-Lastenfahrrad. Das hat nun nur bedingt etwas mit Marketing zu tun, aber ­dieses Angebot nutzen wir gerne für uns. Ihr Betrieb existiert seit 1865. Waren schon Ihre Vorgänger Vorreiter beim Thema Marketing? Die kannten ja noch nicht einmal diesen Begriff! Im Ernst: Doch, könnte man schon sagen. Der Betrieb setzte schon früh auf Außenwirkung und beschriftete seine Fahrwerke und später auch Fahrzeuge. Die Klassiker waren da natürlich die Darstellung des Namens und das Malerwappen. Heute verbinden wir unseren Namen auf Fahrzeugen, auf Anhängern und an Gerüsten zusätzlich werbewirksam mit dem Namen Brillux. Was würden Sie heutigen Existenzgründern raten? Lasst das Marketing von Spezialisten machen! Ein Unternehmen benötigt einen guten Auftritt und eine starke Marke. Und das geht nur mit einem durchdachten Plan ­und viel Zeit, die ein Handwerker in der Regel nicht hat. Wenn ich das Design als Laie mit etwas Schulwissen selbst übernehme, verliere ich Zeit für etwas, das ich deutlich besser kann. Und das ist meine handwerkliche Leistung und die Beratung meiner Kunden. Das bedeutet nicht, dass man sich nicht persönlich einbringen soll. Auch mir gefällt die kreative Gestaltung. Bei Brillux habe ich die Möglichkeit, meine Ideen einfließen zu lassen, die die Fachleute anschließend professionell umsetzen.

Kontakt Tel. +49 251 7188-759 marketingunterstuetzung@brillux.de


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ANBLICK Nacht

Impressum Herausgeber Brillux GmbH & Co. KG Weseler Straße 401 48163 Münster Tel. +49 251 7188-759 Fax +49 251 7188-53395 brillux.de

Kontaktadresse Brillux Marketingservice brillux.de/service marketingunterstuetzung@ brillux.de

Redaktion und Gestaltung formba – Editorial und Design, Billrothstraße 77, 22767 Hamburg, formba.de

Autoren: Wiebe ­Bökemeier,

Tag

Denis de Haas, Fabian Grimm, Andrea Guthaus, Myrta ­Köhler, Ralf ­Krämer, Charlotte ­Reuscher, Thomas Soltau, ­Kristina Völker

Erscheinungsweise 4x jährlich, ISSN 1610-6822 Reskate Arts & Crafts Webshop bit.ly/3fQCBhN

Nachdrucke, auch auszugsweise, oder andere Formen der Verviel­fältigung bedürfen der ausdrück­lichen Genehmigung von Brillux.

Dieser Wal offenbart erst bei Einbruch der Dunkelheit, was in ihm steckt. Das Abbild eines vom Aussterben bedrohten Atlantischen Nordkapers, zu sehen in Baiona (franz. ­Baskenland), ist Teil eines Projekts namens Harreman – ein Wortspiel aus den baskischen Begriffen „hartu“ (nehmen) und „eman“ (geben). Die Kunstwerke des Kollektivs Reskate Arts & Crafts nehmen tagsüber – dank ­photolumineszierender Farbe – Licht auf, um nachts den Blick auf ihr Inneres freizugeben und die Betrachter zum Nachdenken anzuregen. Das Bild mit den historischen Seefahrern im Bauch des Wals trägt den baskischen Namen „Hizjuntza“, was auf Deutsch „Sprache“ bedeutet. Und das ist bei Tag und bei Nacht beeindruckend – auch ganz ohne Worte. Instagram @reskatestudio

Fotos: Reskate Studio

Unterschied bei Tag und Nacht


„Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“

Galileo Galilei (1564–1641), Universalgelehrter

Thema in der nächsten Ausgabe: „Azubis, wir brauchen Euch!“


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Schneller, sauberer und sicherer. Armieren wird dann zum Vorteil, wenn es einfach keinen Nachteil gibt. Ob mit Qjusion Hybrid, Organic oder Mineral – der Erfolg ist auf Ihrer Seite. Genau das ist Qjusion. www.brillux.de/qju


Articles inside

Lignodur: Leidenschaft und Kompetenz für Holz

2min
pages 56-59

Zeit fürs Wesentliche

4min
pages 62-65

Fachkräftemangel – nicht bei mir

2min
pages 60-61

Drei Männer und ein Betrieb

8min
pages 48-55

Einer für alle, alle für einen

2min
pages 46-47

Stadion mit Signalwirkung

5min
pages 42-45

Wer will, der macht

6min
pages 24-31

Jahrmarkt

1min
pages 8-9

And the winner is

2min
pages 38-39

Das Beste aus zwei Welten

2min
pages 10-11

Wie im Sport, so im Leben

1min
pages 22-23

Wann sind Sie im Job über sich hinausgewachsen?

2min
pages 32-35

Kurz und lustig – das bringt Klicks

2min
pages 36-37

Spielend zum Meistertitel

2min
pages 40-41
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