colore 28 - ROYALBLAU

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Quartiersentwicklung Pionierquartiere in Städten in Dänemark, Spanien und Deutschland

blue wave – new behave

Eine stadtraumprägende Kunsthochschule, die nicht nur ihren Schüler/-innen Design vermittelt

Farbpsychologie für Architekt/-innen – Eine neue Perspektive auf die Farbgestaltung

Farbbetrachtungen

N OO K VT

2023

colore FARBRÄUME



colore FARBRÄUME


Brillux Scala 57.21.30


EDITORIAL

Blue has no dimensions, it is beyond dimensions. Yves Klein

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Yves Klein hat es schön auf den Punkt gebracht – es scheint, als habe Blau keine Dimensionen, als existiere die Farbe in gewisser Weise jenseits aller Dimensionen. Vielleicht liegt es daran, dass die Farbe den Menschen in der Form des nicht fassbaren Himmels beständig umgibt, aber dabei paradoxerweise gar nicht existiert. Denn nur aufgrund der kurzen Wellenlänge des blauen Lichtanteils und der starken Streuung in der Atmosphäre erscheint uns Menschen der Himmel blau. Wie unterschiedlich die Farbwahrnehmung dabei sein kann und wie sie den Menschen und sein Verständnis von Architektur prägt, erläutert Prof. Dr. Axel Buether in seinem Auftaktbeitrag der Reihe „Farbpsychologie“ innerhalb unserer Rubrik „Farbbetrachtungen“. Diese Aspekte bestimmen auch unsere Mehrwertthemen. Sie zeigen, wie die Farbe Sinne anregen und untermalen kann. Wie die Bedeutung, gerade der Farbe Blau, sich im Laufe der Zeit gewandelt, aber sie selbst nichts von ihrer Königlichkeit eingebüßt hat. Nach wie vor gilt Blau als die beliebteste Farbe. Sie steht für Eleganz und Brillanz, was auch in ihrer royalen Vergangenheit versteckt liegt. Dass die Ästhetik von Vergangenem überdauern kann und durch moderne Ansätze ein neues Strahlen erfährt, zeigen unsere Referenzen, die mit zukunftsfähigen Ansätzen hoch hinaus wollen und historischen Charme mit Innovationen verbinden. Design in neuen Dimensionen zu denken, lehrt auch unsere Titelarchitektur. Und zwar buchstäblich: Die Kunsthochschule in China zeigt, wie Interaktion von Stadt und Raum, von Design und Mensch funktionieren kann. Wie ein Möbelstück zur Architektur und zugleich Inspiration für Neues werden kann. Wir wünschen Ihnen, dass auch Sie in unserer Ausgabe Inspirationen finden und die majestätische Anmutung von strahlenden Farben und guter Architektur mit allen Sinnen genießen.

Ihr colore Team

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I N H A LT

R O YA L

08

BLAU

blue wave – new behave Eine stadtraumprägende Kunsthochschule, die nicht nur ihren Studierenden Design vermittelt

16

Königliche Töne „Royal“ als Inbegriff des Königlichen und der beliebtesten Farbe

24

Temporär und überdauernd Blau wird Markenzeichen und Sinnbild für Brillanz, Luxus und Eleganz

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New Delft Blue Historisches Porzellan trifft architektonisches Potenzial keramischer Ornamentik

62

Ausgezeichnete Geschmackssache Eine markante Leinwand als Begleiter für kulinarische Erlebnisse

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Aufgestöbert Aufgetischt – eine Installation, die Beziehung schafft und nachdenklich stimmt

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royalblau Brillux Scala Farbtonfamilie 57

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MEHR ALS FARBE

FOKUS

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Farbbetrachtung und Farbräume

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Back to school Oldschool, Winterswijk, NL

Farbpsychologie für Architekt/-innen Eine neue Perspektive auf die Farbgestaltung

34

Prof. Dr. Axel Buether

Extra-PORTion Hafengeschichte Port Pavilion, Rotterdam, NL

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Quartiersentwicklung Pionierquartiere in Städten in

42

Zeitgenössischer Ausdruck Sparkasse, Horn-Bad Meinberg

Dänemark, Spanien und Deutschland

56

Ausblick mit Farbe Hochhaus, Hamburg

66

Entwicklungen, die nachhaltig beeindrucken Digitales Architektenforum in Oslo

70

Dialog in Farbe Architektenfragen an das Beraterteam von Brillux

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R O YA L B L A U

blue wave – new behave

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Bis heute haben Ästhetik und Design in China eine große Bedeutung. Shenzhen wird auch als Hauptstadt des Designs bezeichnet: Man spricht der Kunst eine eigene erzieherische Kraft zu. Diese Intentionen hat das Architektur- und Designstudio Various Associates nun in einer kreativen Architektur zusammengeführt und in Shenzhen eine stadtraumprägende Kunsthochschule errichtet. Auf dem brachliegenden Industrieareal musste das Team dabei selbst den ein oder anderen Kunstgriff verwenden. Das Ergebnis: ausdrucksstark.

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Visuelle Identität

Die Kraft hinter der Farbe

Eine Bewegung nach innen

Die Ausgangslage und die Rahmenbedin-

Die Farbwahl unterstreicht auf sehr komple-

Die innovativen Polycarbonatplatten werden

gungen waren alles andere als einfach.

xe und vielseitige Art und Weise die Intention

an der Fassade zum Hauptmaterial. Durch

Es galt, auf einem 9.000 m großen Areal

der Typologie. So wird mit der Farbe Blau in

ihre Vorfertigung in der Fabrik ließen sich

mit ehemaligen Gewerbebauten ein neues

China Sorgfalt, neues Wachstum, Hoffnung,

zum einen Kosten sparen und zum anderen

Architekturkonzept für einen innovativen

anregende Energie sowie eine beruhigende

bot ihre Materialleichtigkeit eine gute Mög-

Campus zu entwickeln. Dabei waren so-

und harmonische Wirkung verbunden – eine

lichkeit, die bestehenden Gebäude in ihren

wohl das Budget als auch die Planungs-

optimale Basis für eine gute Lernatmosphä-

unterschiedlichen Höhen zu einem einheit-

und Bauzeit stark begrenzt. Bereits mit

re und das Umfeld heranwachsender Kinder.

lichen Ensemble zu verbinden. Auf diese

dem anstehenden Herbstsemester sollte

Zudem reagieren die Architekt/-innen mit

Weise entsteht ein beinahe einhüllender,

die Schule eröffnet werden. Darüber hin-

der Farbkomposition auf den prägnanten

fließender Effekt. Zugleich bilden die Plat-

aus war es den Architekt/-innen von Va-

Standort, denn dabei findet der nahe gele-

ten einen Kontrast zu den blauen Wand-

rious Associates ein Anliegen, nicht nur

gene Wasserlauf als metaphorische Überset-

verkleidungen und betonen die klare, helle

der Schule, sondern auch der umliegenden

zung an vielen Stellen seinen Einsatz: in der

Silhouette der Kunstschule. Ein Aspekt, der

Nachbarschaft mit diesem Bauprojekt eine

Fassade als blaue Farbthematik und in sei-

sich auch im Inneren wiederfindet und als

kraftvolle Identität zu verleihen. So fiel die

ner Eigenschaft als Fließgewässer in hellen,

blau-weißes Duo zur visuellen Identität wird.

Entscheidung für einen farblich gepräg-

lichtdurchlässigen Polycarbonatplatten. „Auf

Helle Korridore verbinden die unterschiedli-

ten Leitfaden: Kräftiges Blau in Kombi-

diese Weise treten die renovierten Gebäude

chen Funktionsbereiche miteinander, wäh-

nation mit weißen Elementen soll künftig

mit einem ganz neuen Image in Dialog mit

rend die gesamten inneren Strukturen der

die freie, kreative Atmosphäre der neuen

ihrer Umgebung und integrieren sich in das

verschiedenen Areale von Blau geprägt sind.

Kunstschule ausdrücken.

städtische Gefüge sowie in die lokale Kultur

Lediglich die vertikale Erschließung setzt mit

und das Leben“, erklärt Yang Dongzi, Mitbe-

einer rötlich-braunen Färbung kontrastrei-

gründer von Various Associates.

che Akzente.

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Auf dem von den Gebäuden neu umschlossenen, zentralen Innenhof wurde ein geschützter Sportplatz gestaltet. Darunter befindet sich ein neues Auditorium.

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„ Da das Projekt an der Biegung eines Wasserlaufs liegt, haben wir den bestehenden Gebäuden neue Fassadensprachen hinzugefügt, indem wir neue Farben und ein einfaches, lichtdurchlässiges Material verwendet haben.“ YANG DONGZI

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Erst Pavillon, dann Campus – die „Waves“ wurden nach der Messe demontiert, in ihre Einzelteile zerlegt und in der Kunstschule dann für unterschiedliche Szenen wieder zusammengesetzt.

Große Wellen schlagen

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Viel Tageslicht kombiniert mit der reduzierten Farb- und

DESIGN IN BAY AREA 2020 und konstruierten dort mit den

Formauswahl lassen das Innere übersichtlich und aufge-

modularen Designobjekten einen schnell und leicht auf-

räumt wirken und bieten viel Raum für Kreativität und

und abbaubaren Pavillon. Nach der Ausstellung wurden sie

Individualität. Dabei werden die „Waves“ zum vorherr-

wieder abgebaut und anschließend in der Kunstschule zu

schenden raumbildenden Element. In ihrer satten blau-

verschiedenen Szenen zusammengesetzt. Aus recycelten

en Farbe – ebenfalls als ein Symbol für den nahe gelege-

Materialien hergestellt und mit einer originellen Steckver-

nen Fluss und die Farbsymbolik zu sehen – entspringt

bindung, die der traditionellen Zapfenverbindung ähnelt,

ihr Einsatz vor allem auch aus der Motivation des Ar-

können sie hier als Tisch und Sitzmöbel oder als Sicht- und

chitekturbüros, Design nachhaltig und ressourcenscho-

Sonnenschutz eingesetzt werden. Sie sollen die Aktivität

nend zu denken. So entwickelten Various Associates den

und Flexibilität auf dem Campus unterstützen und die Stu-

Prototypen dieser „Waves“ bereits für die Ausstellung

dierenden zu neuen Ideen inspirieren.


„ Jedes Projekt hat seinen eigenen, einzigartigen Hintergrund. Wie man den Ort, die Persönlichkeit, die funktionalen Anforderungen und die Geschichte des Projekts analysiert und erforscht, um ein eigenes, unabhängiges Bild zu schaffen, ist der Schlüssel zur Schaffung eines Werkes.“ LIN QIANYI

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Kreative Substanz

Co-Founder: Qianyi Lin (links) Dongzi Yang (rechts)

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Mit diesem ressourcenorientierten Design­

Das entspricht auch dem chinesischen Ver-

ansatz folgt Various Associates der Intention

ständnis von Kunst, das unter anderem den

der Auftraggeberin. Anstatt für die Kunstaka-

Glauben an die moralische und erzieherische

demie einen Neubau in Auftrag zu geben,

Kraft der Kunst, die Bewunderung für die Ein-

entschied sich die AIP-Kunstschule (Art In-

fachheit sowie das Interesse, ein Thema aus

ternational Programme), die an die Guangz-

verschiedenen Perspektiven zu betrachten,

hou Academy of Fine Arts (GAFA) angeglie-

beinhaltet. Auf dieser Basis hat das Team um

dert ist, für das Upcycling der vorhandenen

Yang D ­ ongzi, seinerzeit selbst AIP-Absolvent,

Bausubstanz. Mit dem Konzept „Kunst ist auf

eine inspirierende Atmosphäre geschaffen,

dem Boden, zugänglich für die Welt“ soll sie

die über die Schule hinaus auch dem Viertel

Studierenden Platz bieten, um ihre Werke und

neue Energie verleiht. Und vielleicht sogar in-

Persönlichkeiten zu entwickeln und zu zeigen.

ternational noch blau-weiße Wellen schlägt.


OBJEKT | STANDORT

„ Wir glauben fest daran, dass Design das Leben verändert.“

AIP Art School Shenzhen, Provinz Guandong, VR China ARCHITEKT

Various Associates, Shenzhen YANG DONGZI

FOTOGRAFIE

Architektur: ZC Architectural Photography Studio Installation: Yongmao Li

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R O YA L B L A U

Königliche Töne Fürstlich, hoheitsvoll, majestätisch – royal ist buchstäblich ein königlicher Ausdruck, der über seine reine Übersetzung hinaus bedeutungsschwer ist. Länder-, sprachen- und sogar epochenübergreifend gilt royal als Inbegriff des Königlichen. Heute vor allen Dingen ein Synonym für die Königlichen Familien, ist royal darüber hinaus untrennbar mit der Geschichte der Farbe Blau verbunden.

Ein Hoch auf den König

gebietende Dimensionen, für das Uner-

Großbritannien kreiert. Zu dem dunk-

Sowohl im Englischen als auch im Fran-

reichbare, zu dem man aufblickt – die

leren Farbton lässt sich dabei auch

zösischen lautet die Übersetzung für

Liste ließe sich mühelos fortführen und

ein heller Farbton auf entsprechender

königlich royal. Mit „real“ bzw. „reale“

stets lassen sich neue (Quer-)Verweise

Blaubasis finden. Das zeigt sich bis

als einer leichten Abwandlung im Spa-

finden. Das eine Mal ganz trivial und

heute in dem Spektrum zwischen ei-

nischen und Italienischen stellt selbst

ein anderes Mal doppeldeutig um die

nem traditionellen, tiefen Königsblau

in diesen Sprachen royal eine alterna-

Ecke gedacht. So wurde beispielsweise

und einer etwas helleren Nuance. Dass

tive Übersetzung für das Majestätische,

Adolf von Bayer für seine Verdienste um

Königin Charlotte darüber hinaus das

Prächtige und Erhabene dar. Das liegt an

die chemische Herstellung blauer Far-

Kartenspiel liebte und ein Royal Flush

der sich sehr ähnelnden etymologischen

be in den Adelsstand erhoben; bei kö-

beim Poker als höchste Hand gilt,

Bezeichnung für einen König. Ob „Re“,

niglichen Hochzeiten wird der Brauch,

schließt auf amüsante Art und Weise

„Rey“, „Res“, „Rei“, „Rex“ oder „Roi“

neben etwas Neuem, Geliehenem und

diesen royalen Kreis.

– in vielen Ländern ist die Ursprungs-

Gebrauchtem etwas Blaues zu tragen,

bedeutung vergleichbar, mit „Raina“,

nach wie vor streng eingehalten, und in

Der blaue Faden

„Reine“, „Regina“ und „Rainha“ auch in

der Malerei genießt Blau bis heute die

Die wohl geläufigste Herleitung, dass das

ihrem jeweils weiblichen Pendant der

höchste Verehrung.

Tragen einer intensiven, leuch­tenden

Königin. Eine Ausnahme stellt dabei

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blauen Farbe aufgrund ihrer Seltenheit

ausgerechnet Großbritannien mit den

Unter der Flagge des Vereinigten

dem Adel und Königinnen und Königen

wohl bekanntesten „Royals“ dar: Gerade

Königreichs

vorbehalten war, wirkt nach all diesen

hier verkörpern zwei unterschiedliche

Ganz konkret zeigt sich die farbliche

royalen Brückenschlägen beinahe schon

Begriffe – King und Queen – die Ober-

Verbindung zum Royalen zudem in der

profan. Bis in die heutige Zeit sind es

häupter des britischen Königshauses.

Union Flag – der Nationalflagge des

gerade die britischen Royals, die mit der

Vereinigten Königreichs. Rot, Weiß

Farbe Blau verwoben sind. Schmuckstü-

Allumfassender Einfluss

und Blau prägen bis heute das Design

cke wie die beliebte Brosche der jüngst

Die feine Verästelung der Verbindungen

der Flagge. Und auch in der offiziel-

verstorbenen Queen Elisabeth II. oder

des Königlichen gerade mit der Farbe

len „Royal Standard“, der königlichen

der blaue Verlobungsring der einstigen

Blau zeigt sich auf so vielfältige Art und

Stan­darte des jeweiligen amtierenden

Kronprinzessin Diana Spencer, der an

Weise, dass sich sagen lässt, sie gehö-

britischen Monarchen, ist genau die-

die aktuelle Princess of Wales Catherine

ren untrennbar zusammen – metapho-

se Farbe zu finden. Wenig verwunder-

Middleton weitergegeben wurde, run-

risch, historisch, etymologisch, symbo-

lich also, dass auch der heutige Farb-

den diesen königlichen Farbexkurs ab.

lisch und selbst naturwissenschaftlich.

ton „Royal­ blau“ seinen Ursprung in

Allerdings handelt es sich bei dem Edel-

Als Farbe des Königs, als König unter

ebendieser royalen Gesellschaft hat.

stein ebenjenes prestigeträchtigen Ver-

den Farbstoffen, als das blaue Blut des

So wurde eigens für Sophie Charlot-

lobungsrings um einen blauen Saphir –

Adels, als ein exklusives, prachtvolles

te, Herzogin zu Mecklenburg, später

saphirblau, – eine Farbe, die vielleicht

Alleinstellungsmerkmal innerhalb der

Königin Charlotte von Großbritannien

zu einem anderen Zeitpunkt intensivere

Natur, als Farbsymbolik für Ehrfurcht

und Irland, der Farbton „Royal blue“ in

Betrachtung erfährt.


oben: Sich in einem satten Blau zu kleiden war lange Zeit dem Adel vorbehalten. adobestock.com unten v. l. n. r.: Historische Farbstoffsammlung der TU Dresden, wikipedia.org | Strumpfband mit blauer Schleife für die Hochzeit, adobestock.com. | Der Hope-Diamant, einer der größten blauen Diamanten, 45,52 Karat, ausgestellt im National Museum of Natural History, wikipedia.org

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MEHR ALS FARBE

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„Dank unserer hervorragenden Teamarbeit konnten wir ein großartiges Endergebnis erzielen.“ ROBERTINO LEUSINK

Back to school

In Winterswijk, einer knapp 30.000 Einwohner großen Gemeinde, kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze, wird wieder die Schulbank gedrückt. Aber viel mehr um zu lernen, wie man richtig Urlaub macht und zur Ruhe kommt. Das neue Oldschool Hotel vereint Hotel und Appartementhaus. Schulnoten gibt es hier nur noch für den besten Kaffeegenuss, den entspanntesten Schlaf oder das verwöhnendste Wellnessprogramm. Und das Klassenbuch wird wohl zum Gästebuch …

„Rijks Hoogere Burgerschool“ – der Schriftzug aus Großbuchstaben ist geblieben und der letzte Verweis auf die frühere Funktion des imposanten Gebäudes aus dem Jahr 1870 im Zentrum von Winterswijk. Geraume Zeit stand die ehemalige höhere Bürgerschule – ein Sekundarschultyp in den Niederlanden – leer. Bis Jeroen Schreurs, seiner­zeit selbst Schüler an der Sekundarschule, 2017 mit einigen Partnern die Schule kaufte und sie gemeinsam mit dem Architektur- und Beratungsbüro BouwKunst Winters­ wijk in ein eindrucksvolles Hotel verwandelte. Der monumenta­ le Charme der Architektur ist dabei geblieben. Kombiniert mit schlichten Elementen im Außen und überraschenden Ansätzen im Inneren, wird die ortsprägende Baukultur so auf faszinierende Weise in die Zukunft geführt.

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Einzigartige Kombination

Das Highlight stellt dabei das 150 m2 große „Loft des Direktors“ dar, das sich mit einem offenen Raumkonzept über zwei Etagen

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Die Oldschool ist in vielerlei Hinsicht besonders. Aus den ehe-

erstreckt und Platz für bis zu vier Personen bietet. Darüber hinaus

maligen Klassenzimmern wurden elf Hotelzimmer mit einer

beherbergt der Gebäudekomplex 30 Appartements für junge

Größe von 40 bis 65 m2. Ob Chemie, Geschichte, Dramatur-

Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren. Daraus resultierte, dass

gie oder Mathematik – jede Zimmergestaltung folgt dabei der

nicht nur logistisch gesehen sehr unterschiedliche Funktionen

einstigen Lehrthematik und hat so eine eigene Identität, an-

und Abläufe vereint werden mussten. Zudem galt es, einzelne

gefangen bei geometrischen Mustern über historische Gemälde

Elemente wie die bestehenden großen Treppen zu erhalten und

bis zur Kombination unterschiedlicher Stoffe und Materialien.

mit verschiedenen Formen und Materialien zu kombinieren, ohne


dass die Räume überladen wirken. Zugleich sollte der rote Faden des Konzepts erkennbar bleiben. Dies war auch eine der größten Herausforderungen für Robertino Leusink: „Hotel und Wohnappartements im selben Gebäude war schon eine sehr einzigartige Kombination. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir das ursprüngliche Aussehen des ehemaligen Schulgebäudes bewahren konnten“, erklärt der ausführende Malermeister aus dem niederländischen Epe. „Das Projekt symbolisierte wirklich eine Konvergenz verschiedener Welten, sowohl in Bezug auf den Stil als auch auf die Funktionalität.“

Eine Sache des Gleichgewichts Neben der Innenraumgestaltung bedurfte es insbesondere hinsichtlich der Fassadengestaltung und der Verbindung zwischen Innen und Außen einer feinen Abstimmung. Da das Vorderhaus, das sich parallel zur Straße orientiert, unter Denkmalschutz steht, musste hier mit ähnlichen Farbabstufungen gearbeitet und einzelne Fassadenelemente bewahrt werden. Im Inneren sollte jedoch ein sehr aufgeweckter und zeitgemäßer Eindruck entstehen. Auch für das verantwortliche Malerunternehmen keine alltägliche Aufgabe: „Wir mussten ein Gleichgewicht finden zwischen unserer gesetzlichen Verpflichtung, den traditionellen Stil des Äußeren zu bewahren, und dem Wunsch unseres Kunden nach einem

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modernen Inneren“, so Robertino Leusink. „Indem wir ähnliche

greift die Thematik der Stirnseite sowie die ehemalige Funktion des

Farbtöne des alten Stils mit starken Farbkontrasten kombinier-

Gebäudes auf und transportiert sie auf sehr harmonische Art und

ten, konnten wir schrittweise vom historischen Äußeren zum

Weise in den neuen, umgenutzten Zustand der Bestandsarchitektur.

moderneren Aussehen im Inneren übergehen. Auf diese Weise

Ein gelungener Übergang vom Alten zum Neuen, findet auch Maler-

konnten wir das Beste aus beiden Welten vereinen.“

meister Robertino Leusink: „Die Gegenüberstellung von Alt und Neu

Nachsitzen als nachhaltiger Gewinn

hebt die ikonischsten Merkmale beider Stile hervor. Die im Innenraum verwendeten Farben werden durch die historischen Elemente an der Außenseite besonders schön akzentuiert, ohne dass die bei-

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Der hinter dem vorderen Gebäudeteil zurückversetzte, lang ge-

den Stile auf grelle Art und Weise aufeinanderprallen.“ Nicht ohne

streckte Baukörper wird von einer Backsteinarchitektur geprägt. In

Grund wurde das Oldschool-Hotel als ein sehr nachhaltiges und er-

Kombination aus einer großen Fenster- und hellen Fassadenfläche

folgreiches Projekt ausgezeichnet, das sogar den „Monumentenprijs

auf der gegenüberliegenden Gebäudefront entsteht ein Bezug zum

Winterswijk 2021“ verliehen bekam und als städtisches Denkmal im

Vorderhaus sowie ein in sich stimmiger Gebäudekomplex. Auch der

Rahmen des nationalen Tages des Denkmals der Niederlande zu-

sehr geradlinige Gebäudeschriftzug „Oldschool“ auf der Rückseite

dem den zweiten Platz machte.


OBJEKT | STANDORT

Appartementkomplex / Hotel Oldschool, Winterswijk, NL BAUHERR | NUTZER

Sant-Stone BV / De Plannenmakerij BV, Epe, NL ARCHITEKT

Bouwkunst Winterswijk TECHNISCHER BERATER

Bas Prenger, Brillux Enschede VERKAUFSBERATER

Jan Brands, Brillux Apeldoorn AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Leusink Aannemersbedrijf, Epe, NL BRILLUX PRODUKTE

Impredur Grund 835 Impredur Ventilack 822 Impredur Hochglanzlack 840 Topp Elf 948 Hydro-PU-Tec Vorlack 2020 2K-Aqua Epoxi Primer 2373 2K-Aqua Mattlack 2390 2K-Aqua Seidenmattlack 2388 Evocryl 200 Superlux 3000 Vetrolux 3100 Creativ Metallico 76 BRILLUX SCALA-FARBTON

Scala 90.09.27 Scala 99.00.48 Scala 87.03.21 Scala 57.06.21 Scala 57.09.36 Scala 93.03.06 Creativ 03.cm.10 Creativ 09.cm.12 Creativ 39.cm.03

„Die hohe Qualität der Produkte in Verbindung mit der umsichtigen Beratung und dem umfassenden Kundendienst des Unternehmens machen Brillux zu einer der besten Marken auf dem Markt.“ ROBERTINO LEUSINK

FOTOS

Imre Csany, Apeldoorn

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R O YA L B L A U

Temporär und überdauernd

Es ist nicht nur das amerikanische Rotkehlchen, das blaue Eier legt. Viele Vogeleier changieren zwischen pastelligen und intensiven Blautönen. Auch wenn vermutet wird, dass die Blaufärbung dafür sorgt, den Embryo vor dem schädlichen UV- und Infrarot-Anteil des Sonnenlichts zu schützen, ist die natürliche Farbgebung nicht zweifelsfrei geklärt. Ähnliches lässt sich von Charles Lewis Tiffany sagen. So gibt es bis heute keine dokumentierte Begründung, warum der Visionär und Gründer gerade dieses Rotkehlchen-Blaus als Markenzeichen und prägnante Farbe für alle Verpackungen seines weltberühmten Unternehmens Tiffany & Co. wählte. Man nimmt jedoch an, dass für ihn die Verbindung mit der Beliebtheit und Seltenheit dieser Farbe in Schmuckstücken des 19. Jahrhunderts ausschlaggebend war. Heute ist die Markenfarbe legendär und ein Sinnbild für Luxus, Eleganz und Exklusivität.

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Zeit für Verbindung Eine mit dunkelblauem Samtboden ausgelegte und mit glänzend blauen Wandelementen ausgestattete Rotunde stellt den Auftakt dar. Das intensive Blau bietet dabei den perfekten Hintergrund für das hier ausgestellte Schmuckarchiv – einer Schmuckschatulle gleich. Vitrinen in Pyramidenform verhalten sich dabei in gleichem Maße als

Brillant bis ins Detail

Gegensatz zur kreisförmigen Raumumfas-

Drei – drei – drei Bereits seit 25 Jahren ist der Farbton als Marke geschützt und wurde von ­Pantone® – angelehnt an das Gründungsjahr von Tiffanys – exklusiv als „1837 Blue“ kreiert. Damit erhält die Farbe einen gewissen Standard und liegt zugleich außerhalb des Gewöhnli-

sung, wie es zwischen den digital gezeigten

Der hintere Teil des Ladens erlangt eben-

Ausstellungsstücken und ihren historischen

falls durch ein Spiel von Gegensätzen eine

Pendants der Fall ist. Durch diese Gegen-

gewisse Erhabenheit. Dieser letzte Raum

sätzlichkeit wird eine Vollkommenheit sug-

ist kleiner und wirkt in seiner rechtecki-

geriert, die Besucher in ihren Bann zieht. In

gen Form mit seinem hellen Boden auf den

dem angrenzenden achteckigen Raum wird

ersten Blick etwas schlichter. Doch durch

hingegen die aktuelle Tiffany-Schmuckkol-

die unterschiedlich gebürsteten goldenen

lektion gezeigt. Die golden schimmernde

Wandflächen erhält der Raum den Cha-

Wandvertäfelung nimmt dem blauen Bo-

rakter eines geschliffenen Diamanten – die perfekte Ausgangslage, um exklusive

chen. Wenig verwunderlich also, dass dieser

Schmuckstücke zu kaufen und zugleich den

Farbton in unterschiedlichen Nuancen spe-

Katalog der französischen Kronjuwelen aus

ziell in die Fassade und in das Raumkonzept

dem Jahr 1887 zu bestaunen. „Tiffany & Co.

des temporären Stores von Tiffany & Co.

hat eine reiche Geschichte sowohl in der

im Herzen des 8. Arrondissements in Pa-

Schmuckherstellung als auch im Produkt-

ris eingeflossen ist. Neben der legendären

design. Für uns war es wichtig, diese Ge-

Marke und der weltberühmten Farbe kom-

schichte zu präsentieren“, erklärt Ellen van

plettiert dabei das verantwortliche Archi-

Loon, die das Projekt gemeinsam mit dem

tekturbüro OMA ein Trio aus Bekanntheit.

italienischen Architekten Giulio Margheri

Dem in Rotterdam ansässigen Architek-

bei OMA geleitet hat.

turbüro des niederländischen Architekten und Pritzker-Preisträgers Rem Koolhaas

Ein Mehr aus Blau

war es ein Anliegen, den Besucherinnen und Besuchern dieses Tiffany-Ladens neben einem hohen Wiedererkennungswert

Die Präsentation der Geschichte ist ihnen

ein ganz besonderes Erlebnis zu bieten. So

dabei zweifelsfrei gelungen – ebenso die

werden die drei Elemente Schmuckarchiv,

Repräsentation der Vision, die hinter dieser

Ausstellungs- und Verkaufsraum von einer

Marke steht. Bis zum Frühjahr 2023 hatten

Verbindung aus historischem und moder-

Besucher ein Jahr lang die Gelegenheit, sich

nem Design, antiken und maßangefertigten

im Zentrum von Paris von einem „Meer“ aus Blau der Marke einhüllen zu lassen und

Möbeln sowie von digitalen und königlichen Elementen bestimmt – eingehüllt in den

den an dieser Stelle etwas von seiner vor-

zugleich das „Mehr“ dahinter zu entdecken.

185 Jahre andauernden, ausdrucksstarken

herigen Stärke und lässt so nicht nur die

Für alle, die es nicht in den temporären

blauen Charakter der Marke. Im Inneren

Räume, sondern auch die Zeiten der Unter-

Store geschafft haben: OMA hat nun auch

haben die Architekt/-innen dabei jedoch

nehmensgeschichte sehr elegant ineinan-

das Wahrzeichen von Tiffanys in der Fifth

den Fokus auf einen dunkleren Blauton

derfließen. Die Komposition aus Schmuck-

Avenue 727 in New York umgestaltet. Seit

gelegt, der an das Innere eines Schmuck-

und Möbelstücken hier im Herzstück des

Juni 2023 verteilen sich hier, hinter der le-

kästchens von Tiffany erinnert und damit

Ladens verdeutlicht gleichsam die Verbin-

gendären Kalksandsteinfassade, auf zehn

die Besonderheit und Exklusivität unter-

dung von Charles Lewis und seinem Sohn

Stockwerken zeitgemäß arrangierte Aus-

streicht. „Ein Besuch im Geschäft ist nicht

Louis Comfort, der mit außergewöhnlichen

stellungs-, Veranstaltungs- und Kunden­

nur eine Gelegenheit, die neueste Kollekti-

Designstücken zu Beginn des 20. Jahrhun-

ebenen. Und das unter einem neuen gläser-

on von Tiffany zu entdecken, sondern wird

derts eine neue Ära bei Tiffany & Co. ein-

nen Baukörper, dessen Fassade an weichen

auch zu einer Zeitreise“, so Ellen van Loon,

läutete. Durch seine Vision von Ästhetik

Stoff erinnert und der in der Dunkelheit

Partnerin von OMA. Die eigentliche Raum-

im Bereich der Kunst und des Designs sind

blau beleuchtet einem Schmuckkästchen

abfolge wird hierbei ebenfalls von der Zahl

Glasmosaike, Buntglasfenster und -lampen

von Tiffanys gleicht – erneut eine exklusive

Drei bestimmt. So bilden drei unterschiedli-

bis heute ebenso prägend für das Haus Tif-

und faszinierende Umsetzung dieser stil-

che Geometrien die drei hintereinander ge-

fany, wie es die Schmuckstücke sind.

prägenden Marke.

schalteten Räume des Pariser Stores.

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Kreis, Achteck und Rechteck – drei geometrische Formen bilden das architektonische Konzept und begleiten mit einem Farbverlauf das wechselnde Raumgefühl.

links: Ellen van Loon, Projektleiterin OMA oben: Die Kombination aus Buntglas-Charakter im typischen Blau der Marke mit einer geradlinigen Fassadenstruktur repräsentiert bereits von außen die Intention des Stores: Modernes Design trifft Historie.

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FOKUS

Prof. Dr. Axel Buether ist Professor für „Visuelle Kommunikation“ und Leiter des Instituts für Farbpsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Mit seinem Beitrag „Farbpsychologie für Architekt/-innen“ liefert er interessantes Hintergrundwissen und zugleich den Auftakt seiner spannenden neuen Reihe „Farbpsychologie“ innerhalb dieser Rubrik „Farbbetrachtungen“.

Farbpsychologie für Architekt/-innen Eine neue Perspektive auf die Farbgestaltung

Unsere gesamte Welt ist voller Farben: rote, blaue, gelbe, grüne, graue,

Die Farbe bestimmt unser Sein

weiße, schwarze, atmosphärische, stoffliche, bunte, unbunte, helle,

Wir Menschen erleben die Farbigkeit un-

düstere, satte, pastellige, schöne, hässliche, beruhigende, aktivierende,

mittelbar, dass wir sie für wirklich halten.

laute, stille, leckere … Wir gebrauchen zahlreiche Eigenschaftswörter

Farben sind die Erscheinungsform der Le-

serer Lebenswelt so umfassend und unUnser Leitsinn ist das Sehen. Das bedeutet,

im Alltag, um die Erscheinungsformen und Wirkungen von Farben zu

benswirklichkeit des Menschen. Doch ein

beschreiben. Doch welche Bedeutung hat die Farbe für unser Leben?

andere Weise. Manche Arten können weit

Großteil aller Lebewesen erlebt die Welt auf mehr Farben sehen als der Mensch und nehmen erstaunliche Dinge und Ereignisse wahr, die uns komplett verborgen bleiben.

Dr. Axel Buether ist Forscher, Praktiker, Autor und Professor. Er erforscht anwendungsorientiert und empirisch die Wirkungen der Farben auf das menschliche Erleben und Verhalten. Farbforschung erfolgt bei ihm häufig an praktischen Projekten in Handwerk, Design und Architektur, von denen er innerhalb dieser Reihe einige spannende Arbeiten vorstellen wird. Damit will er nicht nur Lust auf Farbe machen, sondern Interesse an den Erkenntnissen der modernen Farbpsychologie wecken.

Andere Lebewesen sehen hingegen weniger als der Mensch, aber hören oder riechen dafür besser. Für Hunde beispielsweise, die ihre Welt in gelblich-blauen Schattierungen sehen, dafür aber stereoskopisch (räumlich) riechen können, wird der Geruch zur räumlichen Struktur und damit jedem Bestandteil ihrer Welt eine olfaktorische Identität zugeordnet. Fledermäuse sehen hingegen im ultravioletten Spektrum. Sie leben in einem akustischen Raum, in dem jedes Ding und jedes Ereignis eine spezifische Klangform hat.

Intensive Zusammenhänge Unsere gesamte sichtbare Welt besteht aus einem farblich codierten Kommunikationssystem. In Bruchteilen jeder Sekunde werden Informationen von bis zu 240 Megabit zwischen Augen und Gehirn ausgetauscht.

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Farbe und Leben Farbe ist nicht nur ein Symbol des Lebens, sondern eine Grundbedingung für die Entstehung und den Erhalt des Lebens auf der Erde. Kein anderer bekannter Himmelskörper hat ein vergleichbares Farbspektrum entwickelt. Die Farbsehzellen unserer Netzhaut spiegeln die Bedeutungen, die für uns lebensnotwendig sind. Jeder Mensch verfügt über drei Sehzellentypen: blausensible Zellen für die Wahrnehmung der Atmosphäre aus Luft und Wasser, grünsensible Sehzellen für die Wahrnehmung unseres pflanzenbewachsenen Lebensraums und rotsensible Sehzellen für die Wahrnehmung von Nahrung, Wärme und Emotion. Außerhalb von uns gibt es nur Materie und Energie. Farben existieren nur in unserem Kopf.

Das sind Datenmengen, die einen moder-

rausch, der wohlig sanft und warm, aber

nen Breitbandanschluss komplett auslas-

auch schmerzhaft kalt und grell sein kann.

ten würden. Die Verarbeitung der Farbin-

Je deutlicher Kinder herausfinden, wie sich

formationen beansprucht dabei über 60 %

Farben anfühlen und bewegen, wie sie rie-

der Gehirnkapazität. Die Inhalte hingegen,

chen, schmecken oder klingen, umso mehr

die gesehen werden – Menschen, Dinge,

nimmt die Welt vor ihren Augen konkrete

Räume –, sind dabei ein Konstrukt des Ge-

Formen an. Und umso mehr Bedeutung wird

hirns. Ist der Zusammenhang von Farbe und

auch den Farben zugeschrieben. Ganz all-

Stofflichkeit eines Gegenstands oder Raums

mählich wird der Sehsinn so zur primären

Farbe und Sinne

einmal gelernt, braucht man ihn nicht mehr

Quelle der Erkenntnis und löst das Riechen

anzufassen, um Form und Materialität zu

und Tasten ab – doch das Farbensehen

„sehen“. Grenzen von Farbflächen werden

bleibt ein multisensuelles Erlebnis.

Im Mutterleib und nach der Geburt nehmen wir unsere Umwelt mit allen Sinnen wahr, wobei der Tastsinn und Geruchssinn dominieren. Mit zunehmendem Alter tasten wir die Räumlichkeit unserer Lebenswelt fast nur noch mit dem Blick.

hierbei mit dem Blick erfasst, und wo es keinen Kontrast gibt, existieren weder Kör-

Die Komplexität in der Farbe

per noch Grund, weder Form noch Materi-

Für den Entwurf von Architektur ist dieser

alität – ein unstrukturierter diffuser Raum

Zusammenhang von großer Bedeutung,

wird wahrgenommen. Dann verbinden sich

denn die Nutzer nehmen die Eigenschaften

Gebäude zu endlosen Straßenfluchten, Fas-

von Räumen, wie ihre Form und Materiali-

saden wirken ungegliedert und monoton,

tät, nur an wenigen Berührungspunkten mit

und auch im Innenraum fehlt es ohne Farb-

dem Tastsinn wahr. Auch das Hören, Rie-

kontraste an Orientierung und Identität.

chen und Schmecken, so wichtig es auch ist,

Sinneswahrnehmung von Farbe

hilft hier nicht viel. Befragungen mit blinden und stark sehbehinderten Menschen

Bereits im Mutterleib nimmt der Mensch

zu ihrem Raumerleben zeigen, dass Räume

die ersten Farben wahr. Diese werden je-

für diese Bevölkerungsgruppe völlig anders

doch nicht räumlich erlebt, sondern nur

gestaltet sein müssten. Doch für Menschen

als sinnliches Phänomen. Etwa das warme

mit normaler Sehfähigkeit ist Farbe das

rotviolette Spektrum des Sonnenlichts, die

primäre Gestaltungsmedium. Sie nehmen

helle, aktive Atmosphäre des Tages oder

den größten Teil aller räumlichen Informa-

die dunkle, passive der Nacht. Nach der

tionen über die Farbigkeit der Architektur

Geburt erwartet den Menschen ein Farb­

wahr. Die visuelle Haptik von Oberflächen

Wir bewegen unsere Augen, um die Welt zu sehen, und wählen mit den Augen aus, was uns schmeckt. Auch Menschen, Dinge und Räume erkennen wir hauptsächlich mit dem Blick. Wer das nicht wahrhaben will, braucht sich nur einmal mit geschlossenen Augen durch seine Umgebung zu bewegen. Farbe ist das Sinnesmedium, das uns Menschen mit unserer Umwelt verbindet, das die Wahrnehmung, Vorstellung und Gestaltung unserer Lebenswirklichkeit prägt.

29


bildet sich dabei nicht nur durch ihre farb-

Grün und Blau

liche Musterung, die Textur und den Farb-

Die Vielfalt der Farben korreliert also mit

kontrast, sondern auch durch den Farbton

der Biodiversität. Das bedeutet, ohne Far-

selbst. Steingrau wirkt deutlich kühler als

ben gäbe es die Blütenpflanzen und ihre

Neonorange, härter als Altrosa, schwerer

Bestäuber nicht mehr. Das gilt gleicherma-

als Himmelblau und weniger lebendig als

ßen für die angestammte Farbheimat des

Moosgrün. Dabei ist auch die Farbnuance

Menschen – den Grünraum. Vor Beginn der

von Bedeutung. Salbeigrün wirkt sanft und

Sesshaftigkeit des Menschen nahmen grü-

Farbe und Emotion

beruhigend, während Froschgrün grell und

ne Wälder rund 60 % der Landfläche ein,

In meinem Institut für Farbpsychologie führen wir häufig Befragungen von Nutzern durch, die sich an ihrem Arbeitsplatz nicht wohlfühlen, die darunter leiden, häufiger krank sind und ihren Arbeitsplatz wechseln. Die häufigsten Eigenschaften, mit denen Nutzer ihre Räume beschreiben, sind „lieblos, kalt und steril“. Solche Situationen sind in unserer Lebenswelt heute der Normalfall, da in Deutschland etwa 80 % der Architektur nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist und nach Angaben des Maler- und Lackiererhandwerks etwa 95 % aller Objekte weiß gestrichen werden.

aktivierend wirkt. Daher sollte Farbe nie

etwa doppelt so viel, wie es heute der Fall

auf ihren Farbwert reduziert werden, denn

ist. Durch den Rückgang dieses Grünraums

Bunt­heit, Helligkeit und Sättigung sind nur

sinkt auch die Biodiversität und Luftqua-

ein Teil von dem, was die Wirkung im Raum

lität, während gleichzeitig Umwelttempe-

bestimmt. Ebenso wichtig sind Eigen-

ratur, Wasserknappheit und Überschwem-

schaften wie Tiefe, Brillanz, Transparenz,

mungshäufigkeit ansteigen. Ähnlich verhält

Fluoreszenz, Spiegelung, Glanz, Mattheit,

es sich mit dem Blau. Vor dem bedrohlichen

Struktur und Kontrast.

Schwarz des Universums wirkt das lebendi-

Farben als Triebkraft der Evolution

Die Kommunikation über das polychromatische Spektrum des Lichts begann mit den Urformen des Lebens, den Cyanobakterien, die den allerersten Farbstoff Chlorophyll für die Fotosynthese und ihre Fortbewegung zum Licht brauchen, diversifiziert sich mit der Evolution der Tier- und Pflanzenwelt im Kambrium, in der die Farbenvielfalt der Natur entstanden ist, und setzt sich fort bis in unsere moderne Farbkultur.

bar und verletzlich. Und allein das tiefe Blau

Warum hat die Evolution so etwas Erstaun-

der Meere nimmt mehr als zwei Drittel der

liches wie unsere Farbwahrnehmung her-

Erdoberfläche ein. Doch es verändert sich.

vorgebracht? Für das Graustufensehen wür-

Farbe und Kommunikation

ge Blau der Erdatmosphäre unendlich kost-

de ein Organismus nur einen Bruchteil der

Farbe als Phänomen

Energie und des Aufwands benötigen. Tiere

Der Mensch nimmt seine Lebenswirklich-

wie der Höhlenfisch oder der Höhlenskor-

keit also zum großen Teil über Farben wahr.

pion, die in lichtlosen Umgebungen leben,

Farben selbst erscheinen dabei als etwas

besitzen gar keine Augen und sparen damit

Äußerliches, da sie in der Umwelt meist als

den gesamten Aufwand für das Sehen ein.

Atmosphäre oder Oberfläche wahrgenom-

Das Farbensehen ist demnach an die Art des

men werden. Tatsächlich sind sie aber ein

Lebens und die Umwelt gekoppelt. Die Ent-

psychisches Phänomen, da der Betrachter

wicklung des Farbensehens ist daher eine

sie erst dann sieht, wenn Geist und Körper

Triebkraft der Evolution – verbunden mit

längst darauf reagiert haben. Daher lassen

der Entstehung der Lebensform des Men-

sich verschiedene Farben auch niemals von

schen und Millionen von Lebensformen im

ihren Bedeutungen und Wirkungen trennen.

Pflanzen- und Tierreich auf der Erde. Wo die

Denn sobald der Mensch eine Farbe bewusst

Buntheit am größten ist, wie in den Koral-

wahrgenommen hat, hat das Gehirn sie be-

lenriffen, tropischen Regenwäldern oder

reits interpretiert und eine entsprechen-

auch den Großstadtmetropolen, leben die

de Reaktion veranlasst. Umso weiter die-

meisten Arten bzw. kulturellen Milieus auf

ser Weg der Farbe von den Augen über die

engstem Raum. Auf der Erde gibt es al-

emotionalen und gedanklichen Verknüp-

lein über 300.000 Blütenpflanzen, an de-

fungen des Gehirns bis zu den hormonellen

ren Farbcodes von Blüten und Früchten sich

Veränderungen des vegetativen Nerven-

unzählige Insekten und Tiere orientieren,

systems verfolgt wird, umso erstaunlicher

die sich wiederum auch untereinander über

erscheinen Umweltphänome. Denn Farben

Farbcodes verständigen.

sind hier Umweltmerkmale, man könnte auch sagen: Botschafter der Natur. Sie wollen etwas mitteilen, damit der Mensch sein Verhalten anpasst.

30


Emotionalisierung und Spontanreaktion Der Thalamus gilt als Tor zum Bewusstsein. Die Farbsignale werden mit anderen Sinnesinformationen verglichen und bewertet, was erste spontane Verhaltensreaktionen auslöst. Noch bevor wir Farben wahrnehmen, bekommen wir ihre Wirkungen aufnoitkaernatnopS dnu gnureisilanoitomE Transportmedium Licht -tssuweB muz roT sla tlig sumalahT reD unseren Hormonhaushalt und BeweDas Energiespektrum des Sonnenlichts neredna tim nedrew elangisbraF eiD .nies gungsapparat wie unsere Emotionen und wird von Materieteilchen wie den Was-reweb dnu nehcilgrev nenoitamrofnisenniS Stoffwechselfunktionen zu spüren. sertropfen des Regenbogens gebrochen -oitkaersnetlahreV enatnops etsre saw ,tet und zum Auge des Betrachters reflekEmotionalisierung und Spontanreaktion -rhaw nebraF riw roveb hcoN .tsölsua nen tiert. Farben wie das RegenbogenspekDer Thalamus gilt als Tor zum Bewusstfua negnukriW erhi riw nemmokeb ,nemhen FARBWAHRNEHMUNG trum nehmen wir erst wahr, wenn der -eweB dnu tlahsuahnomroH neresnu sein. Die Farbsignale werden mit anderen Energiefluss die bewusstseinsfähigen dnu nenoitSuchmaschinenfunktion omE eresnu eiw tarappasgnug Sinnesinformationen verglichen und bewerGedächtnisareale unseres Gehirns aktiviert. .neDer rüpsgewaltige uz nenoitknStrom ufleshcder ewffFarb otS tet, was erste spontane Verhaltensreaktiozum visuellen Cortex, der alle nen auslöst. Noch bevor wir Farben wahrEmotionalisierung und Spontanreaktion Gehirns für den Aufbau eine Transportmedium Licht Derauf Thalamus gilt als Tor zum BewusstFARBWAHRNEHMUNG nehmen, bekommen wir ihre Wirkungen Landkarte des Sehfeldes bean unseren Hormonhaushalt und BeweDas Energiespektrum des Sonnenlichts sein. Die Farbsignale werden mit anderen ähneln der Vor Auge als Energiedetektor noitBewusstsein. knufnenihund csam hcDie uS Farbsignale Filterfunktionen Das Energiespektrum Sonnenlichts wie wird von Materieteilchengungsapparat wie Thalamus gilt als Tor zum werden wieDer unsere Emotionen und Sinnesinformationen verglichen bewerwirddes von Materieteilchen den Waseines Suchmaschinenprogramm Die Optik des Auges funktioniert wie ein t rhtet, üf ewas langerste isbraFspontane red morVerhaltensreaktiotS egitlaweg reD Stoffwechselfunktionen zu spüren. sertropfen des Regenbogens gebrochen den Wassertropfen des Regenbogens gebrochen und zum Auge des mit anderen Sinnesinformationen verglichen und bewertet, was ersteMustern sucht. bekannten Energiedetektor, der die Strahlungsenergie sednen %auslöst. 51 niellaNoch red bevor ,xet rowir C nFarben elleusivwahrmuz und zum Auge des Betrachters refleknelnehmen, anoruen bekommen renie uabfwir uauslöst. A ihre nedWirkungen rüf Noch snriheauf Gbevor wir Farben wahrempfängt und im wie Zentrum unserer Betrachters reflektiert. Farben das Regenbogenspektrum nehmen spontane Verhaltensreaktionen Transportmedium Licht tiert. Farben wie das centralis. 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Die Farbsignale Der werden mit anderen und zum Auge des Betrachters reflektionen, zu spüren. vollfarbiges und kontrastreiches WahrnehSinnesinformationen verglichen und bewerzumWas-Strom visuellen Cortex, der allein 15% des tiert. Farben wie das RegenbogenspekEmotionalisierung und Spontanreaktion tet, was erste spontane Verhaltensreaktiomungsbild generiert. Gehirns für den Aufbau einer neuronalen trum nehmen wir erst wahr, wenn derThalamus gilt Der Tor zum FARBWAHRNEHMUNG nenals auslöst. NochBewusstbevor wir Farbendes wahrEnergiefluss die bewusstseinsfähigen Landkarte Sehfeldes beansprucht. Die Suchmaschinenfunktion sein. Die Farbsignale werden mit anderen nehmen, bekommen wir ihre Wirkungen auf Transportmedium Licht Gehirns aktiviert. Gedächtnisareale unseres Filterfunktionen ?/oW und Bewe-ähneln der Vorgehensweise Der gewaltige Strom der Farbsignale füh edetektor Sinnesinformationen verglichen und bewerunseren Hormonhaushalt m o r t S e i W Das Energiespektrum des Energiewandler Sonnenlichts Farbsehzellen als zumdas visuellen einesEmotionen Suchmaschinenprogramms, nach Cortex, der allein 15% de tet, was erste spontane VerhaltensreaktioAuges funktioniert wie ein gungsapparat wie unsere und wird von Materieteilchen wie den WasmortS-saW Etwa 6 Millionen Farbsehzellen (Zapfen) Gehirns für den Aufbau einer neuronale nen auslöst. Noch bevor wir Farben wahrbekannten Stoffwechselfunktionen zu spüren.Mustern sucht. der die Strahlungsenergie sertropfen des Regenbogens gebrochen wandeln die elektromagnetische StrahLandkarte beansprucht. noitkdes aernSehfeldes atnopS dnu gnureisilanoD i nehmen, bekommen wir ihre Wirkungen auf und zum Auge des Betrachters reflekTransportmedium Licht im Zentrum unserer lung des Lichts in jedem Auge überHormonhaushalt und BeweFilterfunktionen -tssuweB mähneln uz roTder sla Vorgehensweis tlig sumalah unseren Auge als Energiedetektor wie das RegenbogenspekDas Energiespektrumtiert. desFarben Sonnenlichts lt, der Fovea centralis. Hier ? einen photochemischen Prozess in wie unsere Emotionen und einesneSuchmaschinenprogramms, redna tim nedrew elangisbrdas aF enac iD gungsapparat trum wie nehmen wir erst wahr, wenn der Die Optik des Auges funktioniertwird wievon einMaterieteilchen den Wasch auf jedem Quadratmillielektrische Impulse, die unser Gehirn bekannten -rewebMustern dnu nehsucht. cilgrev nenoitamrofnis Energiefluss die bewusstseinsfähigen Stoffwechselfunktionen zu spüren. Energiedetektor, der die Strahlungsenergie Suchmaschinenfunktion sertropfen des Regenbogens gebrochen Farbgedächtnis 0 000 Farbsehzellen, aus weiterverarbeiten kann. In den Rot-, unseres Gehirns aktiviert. itkaersder netFarbsignale lahreV enatführt nops etsre sa empfängt und im Zentrum und unserer Der gewaltige-oStrom zum Auge des Gedächtnisareale Betrachters reflekZwei starke Datenströme führen zu unterschiedlichen Gedächtnisarealen. tenzial unser Gehirn ein Wo/Wie-Strom Grün- und Blau-Zapfen befinden sich rhaw neder braFallein riw r15% oveb des hcoNDer .tsöWa lsu Netzhaut bündelt, der Fovea centralis. zum visuellen -Cortex, tiert. Hier Farben wie das Regenbogenspekzum semantischen und episodischen Gedächtnis, wo er mit dem Farbereignis assoz kontrastreiches WahrnehSehfarbstoffe (Iodopsine), die bei Lichtf u a n e g n u k r i W e r h i r i w n e m m o k eb ,ne Gehirns für den Aufbau einer neuronalen Was-Strom konzentrieren sich auf jedem Quadratmillitrum nehmen wir erst wahr, wenn der tungen aktiviert. Der Wo-/Wie-Strom führt zum Verhaltensgedächtnis, wo räuml kontakt zerfallen. Emotionalisierung undVeränderungen Spontanreaktion des riert. Landkarte des-eSehfeldes beansprucht. weB dnu tlahsuahnDie omroH ne meter etwa 150 000 Farbsehzellen, aus Energiefluss die bewusstseinsfähigen Suchmaschinenfunktion und gelernte Handlungsweisen aktiviert werden. Der Thalamus gilt als Tor zum BewusstFARBWAHRNEHMUNG Filterfunktionen Vorgehensweise cätdaerg bp raaFs Membranpotenzials werden von speziadnähneln u nenoder itom EWo/Wie-Strom eresnsuineth iw ap AugeSignalpotenzial als Energiedetektor deren unser Gehirn ein Gedächtnisareale unseres Gehirns aktiviert. Der gewaltige Strom der Farbsignale führt sein. Die Farbsignale werden mit anderen eines Suchmaschinenprogramms, das nach t rhüf mortS-saW reD .nelaerasinthcädeG nehcildeihcsretnu uz ner.n he ürfüepm tssh iecw Die Optikund des kontrastreiches Auges funktioniert wie ein lisierten Nervenzellen ausgewertet. s öurztsnneentaoD itkenkurfale eZ vollfarbiges Wahrneh? Sinnesinformationen verglichen undDer bewer-gewaltige Strom derWas-Strom zum visuellen Cortex, der allein 15% des Die Optik des Auges funktioniert wie ein Energiedetektor, der die Farbsignale führt zum visuellen Cortex, der bekannten Mustern sucht. Energiedetektor, der dieals Strahlungsenergie -uedeB et reiizossa singierebraF med tim re ow ,sinthcädeG nehcsidosipe dnu nehcsitnames muz Farbsehzellen Energiewandler mungsbild generiert. tet, was erste spontane VerhaltensreaktioGehirns für den Aufbau einer neuronalen empfängt und im Zentrum unserer n e t r a s e L e h c i l m u ä r o w , s i n t h c ä d e g s n e t l a h r e V m u z t r h ü f m o r t S e i W / o W r e D . t r e i v i t k a n e g n ut nen auslöst. Noch bevor wir Farbenallein wahr- 15 % des Gehirns für den Aufbau einer neuronalen Landkarte des 6 Millionen (Zapfen) Strahlungsenergie Etwa empfängt undFarbsehzellen im Zentrum unserer Netzhaut bündelt, Landkarte des .nSehfeldes Netzhaut bündelt, der Fovea centralis. Hier edrew t reibeansprucht. vitka nesiewsgDie nuldnaH etnreleg dnu nehmen, bekommen wir ihre Wirkungen auf Transportmedium Licht wandeln die elektromagnetische StrahBewusstseinserlebnis ? Filterfunktionen ähneln Vorgehensweise konzentrieren sich auf jedem QuadratmilliAuge der als Energiedetektor Fovea centralis. Hier konzentrieren sich auf jedem Quadratmillimebeansprucht. Die Filterfunktionen ähneln der der Vorgehensweise unseren Hormonhaushalt und Sehfelds Beweals Energiewandler Das Energiespektrum Sonnenlichts Zuletzt gelangen der Farbinformation des Lichts in des jedem Auge über Farbsehzellen eines das nach meter lung etwa 150 000 Farbsehzellen, aus noidie tknImpulse ufneniSuchmaschinenprogramms, hcin sadas mhcArbeitsuS wie unsere Emotionen und Die Optik des Auges Komprimierung funktioniert wie ein wird von Materieteilchen wie den WasEtwagungsapparat 6 Millionen Farbsehzellen (Zapfen) ter etwa 150.000 Farbsehzellen, aus deren Signalpotenzial unser Gehirn eines Suchmaschinenprogramms, das nach bekannten Mustern sucht. L gedächtnis im präfrontalen Cortex, das Die Funktionsweise der Nervenzellen einen photochemischen Prozess in deren Signalpotenzial unser Gehirn ein Stoffwechselfunktionen zu spüren. bekannten Mustern sucht. Wo/Wie-Strom t rhüf elangisbraF red mortS egitlaweg reD Energiedetektor, der die Strahlungsenergie sertropfen des Regenbogens gebrochen wandeln die elektromagnetische Strahvollfarbiges und kontrastreiches Wahrnehaufgrund seiner geringen Kapazitäten nur erinnert an binäre Codes bei der digitalen und zum Auge des Betrachters reflekelektrische unser Gehirn lung generiert. sedWas-Strom %51 niella red ,xet roC nelleusiv muz empfängt und im Zentrum unserer Impulse, die ein vollfarbiges und kontrastreiches Wahrnehmungsbild des Lichts in jedem Auge über sinbelresniestssuwe mungsbild generiert. tiert. Farben RegenbogenspekFarbgedächtnis Informationsverarbeitung imkann. Computer, bei Rot-, einen photochemischen nelanein oruBruchteil en renie aller uabfInformationen uA ned rüf snverarbeiten riheG weiterverarbeiten In den Netzhaut bündelt, der Fovea centralis. Hier wie das Prozess in -stiebrA sführt ad ni eslupmI eid negnaleg tztelu trum nehmen wir erst wahr, wenn der Zwei starke Datenströme führen zu unterschiedlichen was nur 0 und und 1 bzw. »ein« und »aus« eiD .kann. thcurpBevorzugt snaebGedächtnisarealen. sedlwird efheSimmer sed etdas, raDer kdn aWas-Strom L uns konzentrieren sich auf dem jedemwir QuadratmilliGrünBlau-Zapfen befinden sich elektrische Impulse, die unser Gehirn Energiefluss die bewusstseinsfähigen sad ,xet roC nelatnorfärp mi sinthcäde M Suchmaschinenfunktion emotional erregt inhaltlich Auf diese wird diedie Farbines?iew snehewo groV rmit ed ndem lund enhäFarbereignis nenoitknuinteressiert. f reassoziierte tliF semantischen und episodischen Gedächtnis, er Bedeumeter etwa 150 000 benötigen. Farbsehzellen, aus Weise Farbgedächtnis Sehfarbstoffe (Iodopsine), bei Licht- Farbsehzellen weiterverarbeiten kann. In den Rot-, Gedächtnisareale unseres Gehirns aktiviert. alszum Energiewandler Der gewaltige Strom der Farbsignale führt run netätizapaK negnireg renies dnurgfu h caCortex, nEtwa szum ad der ,99% sVerhaltensgedächtnis, mallein maaller rg15% orpFarbinformationen nführen edes nihcsazu mh cuwo S seräumliche nbleiben ie Wo/Wie-Strom beträchtlich und über 3 des Etwa deren Signalpotenzial formation unser kontakt Gehirn ein reduziert Zwei starke Datenströme unterschiedlichen Gedächtnisarealen. Der Was-Strom füh tungen aktiviert. Der führt Lesarten Grünund Blau-Zapfen befinden sichWo-/Wie-Strom 6 Millionen Farbsehzellen (Zapfen) zerfallen. Veränderungen zum visuellen netiebrarev nenoitamrofnI rella liethcurB ni .thepisodischen cus Steuerungssignale nretsuM nGedächtnis, etnnakeb zum vollfarbiges und kontrastreiches Wahrnehzum semantischen wo er mit dem Farbereignis assoziierte Bede daher Sehbahnen (Schwarz/Weiß, Blau/Gelb, die elektromagnetische Gehirns für den Aufbau unbewusst. einer und neuronalen und gelernte Handlungsweisen aktiviert werden. Was-Strom Sehfarbstoffe (Iodopsine), die Strahbei LichtMembranpotenzials werden von spezia- wandeln snu saw ,sad remmi driw tguzroveB .nna mungsbild generiert. Rot/Grün) zum Thalamus im Zwischenhirn aktiviert. DerCortex Wo-/Wie-Strom führt wo räumliche Lesarte Landkartetungen des Sehfeldes beansprucht. Die Klung des zerfallen. Lichts in jedem Auge über des motorischen bestimmen, auf zum was Verhaltensgedächtnis, wir kontakt Veränderungen lisierten Nervenzellen ausgewertet. .t reisseretni hciltlahni dnu tgerre lanoitom Filterfunktionen ähneln der Vorgehensweise einen photochemischen Prozess in Auge als Energiedetektor und gelernte Handlungsweisen aktiviert werden. unseren Blick fokussieren. transportiert. Membranpotenzials werden von spezian e b i e l b n e n o i t a m r o f n i b raF rella %99 awt eines Suchmaschinenprogramms, das nach Die Optik des Auges funktioniert wie ein elektrische Impulse, die ausgewertet. unser Gehirn lisierten Nervenzellen ? bekannten muz elangissgnureuetS .tssuwebnu reha Mustern sucht. Farbgedächtnis Energiedetektor, der die Strahlungsenergie Farbsehzellen als Energiewandler weiterverarbeiten kann. In den Rot-, riw saw fua ,neDer mmWas-Strom itseb xet roC nehcsiroto empfängt und im Zentrum unserer Zwei starke Datenströme führen zu unterschiedlichen Gedächtnisarealen. führt Grün- und (Zapfen) Blau-Zapfen befinden sich Etwa 6 Millionen Farbsehzellen Bewusstseinserlebnis ortSepisodischen -eiW /oW Gedächtnis, wo er mit dem Farbereignis assoziierte Netzhaut bündelt, der Fovea centralis. Hier zum semantischenmund .nereissukBedeuof kcilB neresn SehfarbstoffeStrah(Iodopsine), die bei Lichtwandeln die elektromagnetische Zuletzt gelangen die Impulse in das Arbeitsder Farbinformation konzentrieren sich auf jedem QuadratmilliBewusstseinserlebnis mortS-saW tungen aktiviert. Der Wo-/Wie-Strom führt zum Verhaltensgedächtnis, wo räumliche Lesarten zerfallen. Veränderungen des lung des Lichts in kontakt jedem Auge über meter etwa 000 Farbsehzellen, Komprimierung ausL gedächtnis im präfrontalen Cortex, dasgelangen weise der150Nervenzellen Zuletzt die Impulse in das Arbeitsder Farbinformation und gelernte Handlungsweisen aktiviert werden. Membranpotenzials einen photochemischen Prozess inwerden von speziaderen Signalpotenzial unser Gehirn ein Wo/Wie-Strom aufgrund seiner geringen Kapazitäten nur äre Codes bei der digitalen L gedächtnis im präfrontalen Cortex, das Die Funktionsweise der Nervenzellen Nervenzellen ausgewertet. vollfarbiges und kontrastreiches Wahrnehelektrische Impulse, lisierten die unser Gehirn Was-Strom aufgrund seiner geringen Kapazitäten nur erinnert an binäre Codes bei der digitalen ein Bruchteil aller Farbgedächtnis Informationen verarbeiten arbeitung im Computer, bei ? mungsbild generiert. weiterverarbeiten kann. In den Rot-, ein Bruchteil aller Informationen verarbeiten Informationsverarbeitung im Computer, bei kann. 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Veränderungen des Etwa 6 Millionen Farbsehzellen (Zapfen) L gedächtnis im präfrontalen Cortex, das bleiben Die Funktionsweise der Nervenzellen Etwa 99% aller Farbinformationen formation beträchtlich reduziert und über 3 und gelernte Handlungsweisen aktiviert werden. wandeln die elektromagnetische Strahdaher unbewusst. Steuerungssignale zum chwarz/Weiß, tische Blau/Gelb, Membranpotenzials werden von speziaStrahlung desanLichts in jedem Auge über einen fotochemischen arealen. 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Auf diese Weise wird die Farbint r h ü f m o r t S s a W r e D . n e l a e r a s i n t hcädeG nehcildeihcsretnu uzwo nerhüf emörtsnetaD ekrats weiterverarbeiten kann. In den Rot-, kann. In den Rot-, Grün- und Blau-Zapfen befinden sich Sehfarbstoffe aktiviert. Der Wo / Wie-Strom führt zum Verhaltensgedächtnis, Zwei starke Datenströme führen zuBewusstseinserlebnis unterschiedlichen Etwa Gedächtnisarealen. 99% formation beträchtlich reduziert und über 3sich Grün- und Blau-Zapfen befinden -uedaller eB eFarbinformationen tDer reiiWas-Strom zossa singführt ierebleiben braF med tim re ow ,sinthcädeG nehcsidosipe dnu nehcsitname zum des semantischen und episodischenräumliche Gedächtnis, wo Lesarten erdaher mit dem assoziierte BedeuSehfarbstoffe (Iodopsine), die bei Licht(lodopsine), die bei Lichtkontakt zerfallen. Veränderungen MemHandlungsweisen werden. unbewusst. Sehbahnen (Schwarz/Weiß, Blau/Gelb, Zuletzt gelangen die Impulse ArbeitsKomprimierung der Farbinformation nFarbereignis et rund ain sedas L egelernte hSteuerungssignale cilmuär ow ,sinthzum cädegsnetlahreVaktiviert muz t rhüf m ortS-eiW /-oW reD .t reivitka n tungen aktiviert. Der Wo-/Wie-Strom führt zum Verhaltensgedächtnis, wo räumliche Lesarten kontakt zerfallen.im Veränderungen des K motorischen Cortex bestimmen, auf was wir Rot/Grün) zum Thalamus Zwischenhirn L werden von speziagedächtnis Die branpotenzials Funktionsweise derwerden Nervenzellen .nedrew t reivitka nesiewsgnuldnaH etnrele gelernte Handlungsweisen aktiviert werden. im präfrontalen Cortex, das von spezialisierten Nervenzellen und ausgewertet. Membranpotenzials unseren Blick fokussieren. transportiert. aufgrund seiner geringen Kapazitäten nur erinnert an binäre Codes bei der lisierten digitalen Nervenzellen ausgewertet. ein Bruchteil aller Informationen verarbeiten Informationsverarbeitung im Computer, bei kann. Bevorzugt wird immer das, was uns dem wir nur 0 und 1 bzw. »ein« und »aus« M Bewusstseinserlebnis emotional erregt und inhaltlich interessiert. benötigen. Auf diese Weise wird die Farbinsinbelresniestss Zuletzt gelangen die Impulse in dasEtwa ArbeitsKomprimierung der Farbinformation 99% aller Farbinformationen bleiben formation beträchtlich reduziert und über 3 -stiebrA sad ni eslupmI eid negnaleg t gedächtnis im präfrontalen Cortex, dasunbewusst. Steuerungssignale zum Die Funktionsweise der Nervenzellen daher Sehbahnen (Schwarz/Weiß,L Blau/Gelb, sad ,xet roC nelatnorfärp mi sinth aufgrund seiner geringen Kapazitäten nur erinnert an binäre Codes bei der digitalen K motorischen Cortex bestimmen, auf was wir Rot/Grün)imzum Thalamus ein Bruchteil aller Informationen verarbeiten Informationsverarbeitung Computer, bei im Zwischenhirn run netätizapaK negnireg renies dn unseren Blick fokussieren. transportiert. kann. Bevorzugt wird immer das, was uns dem wir nur 0 und 1 bzw. »ein« und »aus« netiebrarev nenoitamrofnI rella liethcu M emotional erregt und inhaltlich interessiert. benötigen. Auf diese Weise wird die Farbinsnu saw ,sad remmi driw tguzroveB Etwa 99% aller Farbinformationen bleiben formation beträchtlich reduziert und über 3 .t reisseretni hciltlahni dnu tgerre lano daher unbewusst. Steuerungssignale zum Sehbahnen (Schwarz/Weiß, Blau/Gelb, nebielb nenoitamrofnibraF rella %99 K motorischen Cortex bestimmen, auf was wir Rot/Grün) zum Thalamus im Zwischenhirn unseren Blick fokussieren. transportiert. muz elangissgnureuetS .tssuwebnu riw saw fua ,nemmitseb xet roC nehcsi .nereissukof kcilB n

Farbwahrnehmung

FARBWAHRNEHMUNG

Transportmedium Licht

Emotionalisierung und Spontanreaktion

Auge als Energiedetektor

Suchmaschinenfunktion

Farbsehzellen als Energiewandler

Farbgedächtnis

Komprimierung der Farbinformation

Bewusstseinserlebnis

Die Funktionsweise der Nervenzellen erinnert an binäre Codes bei der digitalen Informationsverarbeitung im Computer, bei dem wir nur 0 und 1 bzw. „ein“ und „aus“ benötigen. Auf diese Weise wird die Farbinformation beträchtlich reduziert und über drei Sehbahnen (Schwarz / Weiß, Blau / Gelb, Rot / Grün) zum Thalamus im Zwischenhirn transportiert.

Zuletzt gelangen die Impulse in das Arbeitsgedächtnis im präfrontalen Cortex, das aufgrund seiner geringen Kapazitäten nur einen Bruchteil aller Informationen verarbeiten kann. Bevorzugt wird immer das, was uns emotional erregt und inhaltlich interessiert. Etwa 99 % aller Farbinformationen bleiben daher unbewusst. Steuerungssignale zum motorischen Cortex bestimmen, auf was wir unseren Blick fokussieren.

Illustrationen aus: Die geheimnisvolle Macht der Farben. Wie sie unser Verhalten und Empfinden beeinflussen. Droemer 2020 (copyright buether)

31


Intuition und Bauchgefühl

Farben sind der wichtigste Indikator für das

Die psychischen und physischen Folgen auf

menschliche Wohlbefinden und die Gesund-

die Farbwahrnehmung der Umwelt ereignen

heit. Innerhalb des Entwurfs von Räumen

sich zu über 99 % unwillkürlich und unbe-

sollte daher überlegt werden, mit welchen

wusst. Das heißt, der Mensch reagiert auf die

Farben sich die Menschen bei der jeweili-

Farben seiner Umgebung, meist ohne etwas

gen Nutzung des Raums wohlfühlen. Essen,

davon mitzubekommen. Aus diesem Grund

Schlafen, Waschen, Ausruhen, Arbeiten, Ler-

funktionieren auch menschliche Intuition

nen, Spielen – alles gelingt besser, wenn die

bzw. das Bauchgefühl, wenn es um Farb­

Atmosphäre die Tätigkeit unterstützt.

entscheidungen geht. Jeder Mensch trifft

Farbe Licht Raum in der Imagination Steinmetz bei der handwerklichen Bearbeitung von Material: Die atmosphärische Wirkung der monochromen Werksteine an ihrem Einsatzort ist bei der Bearbeitung noch unsichtbar.

unzählige Farbentscheidungen im Alltag, sei

Atmosphäre als Raum

es beim Essen, bei der Kleidungswahl, beim

Die Atmosphäre des gebauten Raumes kann

Einkaufen oder auch bei der Beurteilung von

die menschliche Seele berühren – den Men-

Menschen, Objekten und Räumen. Intuitive

schen ergreifen, beglücken und sich eins

Farbentscheidungen hängen von der Dauer

fühlen lassen mit der Welt und dem Dasein.

und Intensität der Auseinandersetzung mit

Andererseits kann Atmosphäre ängstigen

dem Phänomen Farbe ab. Daraus resultie-

und hinunterziehen. Jeder kennt dieses star-

ren auch die großen Unterschiede hinsicht-

ke Gefühl von Naturerlebnissen, wenn das

lich der Wahrnehmung und Empfindung

Licht, die Farben von Meeren, Flüssen, Ge-

eines jeden Einzelnen. Menschen, die viel

birgen, Wäldern und Wüsten sich auf ein-

und gerne etwas mit Farben gestalten, sind

dringliche Weise verdüstert oder erhellt. Der

in ihrer Farbauswahl meist sehr treffsicher,

Begriff der Atmosphäre bezieht sich dabei

ohne dass sie sagen könnten, warum. Das

ursprünglich auf die Lufthülle der Erde, wel-

einzige Problem mit dem Bauchgefühl ist

che die Entstehung von Leben auf der Erde

jedoch, dass es längst nicht mehr so gut

erst ermöglicht hat und den Menschen am

funktioniert, wenn man Farbentscheidun-

Leben hält. Die Angst um das Klima macht

gen für andere Menschen treffen soll. Doch

heute vielen Menschen deutlich, wie wichtig

ist dies in der Regel der Normalfall, wenn

eine gute Atmosphäre für die menschliche

Architekt/-innen und Designer/-innen für

Lebensqualität ist. In der Architektur bezieht

Auftraggebende entwerfen und gestalten.

sich der Begriff „Atmosphäre“ auf die sinn-

Ästhetik bestimmt das Wohlgefühl

liche Wahrnehmung, emotionale Stimmung und erlebbare Qualität des architektonischen

Die Bedeutung lebenswichtiger Naturele-

Raumes. Man spricht daher auch von einer

mente wie Sonne, Feuer, Erde, Pflanzen, Luft

gewissen Gestimmtheit des Raumes.

und Wasser spiegelt sich in ihrem sichtbaren Farbspektrum, in der Physiologie unseres visuellen Wahrnehmungssystems sowie in der Schöpfung unserer Farbkulturen. Das ästhetische Empfinden des Menschen für

Farbe Licht Raum in der Realität die sakrale Wirkung des gebauten Raums auf die Psyche des wahrnehmenden Menschen entfaltet sich erst durch die Erscheinungsformen des farbigen Lichts – Material, Form und Tektonik sind lediglich Mittel für diesen Zweck.

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die Schönheit der Farben entspringt daher nicht etwa einem „interesselosen Wohlgefallen“, wie es der Philosoph Immanuel Kant in seiner weltbekannten „Kritik der Urteilskraft“ einst formulierte, sondern hat eine überlebenswichtige biologische Funktion.

Ausblick FARBBETRACHTUNGEN colore 29:

Farbe als Entwurfs­ werkzeug


Farbe Licht Raum in der Kunst Interaktive Medienkunstinstallation Sinneslandschaften, Grassimuseum Leipzig, Rundgang für angewandte Kunst Künstlerische Konzeption: Axel Buether mit SBB Berlin und intolight Dresden

Farbe Licht Raum in der Architektur Kindertherapiezentrum Lübeck, Architektur-Entwurf und Farbkonzept: Axel Buether mit Heike Krauss

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34


MEHR ALS FARBE

IMO-Zahlen (International Marine Organization) sind in der Schifffahrt die einmalige Kennzeichnung von Schiffen, die gewerblich mit einer Bruttoraumzahl von mehr als 100 unterwegs sind. Und davon gibt es im Rotterdamer Hafen viele. Mit einer Fläche von 100 km² gilt er als der größte Tiefwasserhafen Europas und einer der größten und bedeutsamsten Seehäfen der Welt. Einzigartig ist auch der neue „Leuve-Pavilion“, den MoederscheimMoonen Architects hier errichtet haben. Auch dabei spielte die Zahl 100 eine wichtige Rolle.

Extra-PORTion Hafengeschichte Aus drei wird eins – das lässt sich bei diesem Projekt zweifelsfrei sagen. Denn an die Stelle von drei bestehenden Pavillons ist ein neuer getreten, der seinen Vorgängern in Größe und Ausmaß in nichts nachsteht. Auf einer beachtlichen Fläche von 1.400 m2 haben die selbst aus Rotterdam stammenden Architekt/-innen von MoederscheimMoonen Architects, die mit ihrer Arbeit das große Ganze zeichnen möchten, den „Leuve-Pavilion“ errichtet. Namentlich angelehnt an den Hafennamen „Leuvehaven“ – als ein Teil des beeindruckenden Rotterdamer Hafens, in dem sich der neue Pavillon befindet. Mit einer Breite von 8 m und einer Länge von bemerkenswerten 100 m haben die Architekt/-innen hier einen vielfältigen und zugleich kompakten Raum für das Hafenbesucherzentrum, die Werkstätten des Schifffahrtsmuseums sowie für ein Restaurant und eine Eisdiele geschaffen.

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Offenheit für mehr Transparenz

rischen Hafen deutlicher und offener wird,

zug auf die Historie zu nehmen. So wur-

mehr Sichtbarkeit erfährt und nicht von

den bereits für die Stahlkonstruktion als

Die sehr geringe Breite und extreme Ge-

veralteten Gebäuden abgeschnitten wird“,

primäre Tragstruktur Profile der ehema-

bäudelänge sind den strengen städtebau-

erklärt Anneloes Dekker von Moeder­

ligen Gebäude verwendet, um Materiali-

lichen Auflagen geschuldet. Doch Moeder-

scheimMoonen Architects. „Dafür soll in

en nachhaltig zu nutzen und zugleich ein

scheimMoonen Architects haben daraus

den kommenden Jahren auch noch der Kai

Stück Geschichte im neuen Gebäude wei-

eine Tugend gemacht. Parallel zur bekann-

begrünt und die angrenzende Umgebung

terleben zu lassen. Kombiniert mit ALU-

ten Straße Schiedamsedijk und entlang des

umgestaltet werden, um die Attraktivität

COBOND®-Verbundplatten werden diese

Kais verliert das Gebäude aufgrund seiner

zusätzlich zu erhöhen.“

Aspekte der Nachhaltigkeit und des Trans-

kreativ durchdachten Fassadengestaltung an Massivität und gewinnt sogar an

Nachhaltig in die Zukunft

lich aufgegriffen. Dank ihrer FCKW-freien Werkstoffe und ihrer besonderen Langle-

Leichtigkeit. Wellenförmig zieht sich dabei

36

ports von Historie in die Moderne zusätz-

ein Fensterband über die knapp 8 m hohe

Die gesamten nautischen Wurzeln von

bigkeit und Wartungsfreiheit verhelfen die

Fassadenfläche. Auf diese Weise entste-

Rotterdam liegen in diesem Hafenviertel.

Verbundplatten dem Pavillon neben einer

hen bis auf eine Höhe von 6 m immer

Lange Zeit von Aktivität geprägt, beher-

innovativen Fassade zu einer hohen Wert-

wieder transparente Bereiche, die Einbli-

bergt der „Leuvehaven“ heute das älteste

beständigkeit und einem langen Lebenszy-

cke sowohl von der Straße als auch von

Schifffahrtsmuseum der Niederlande und

klus. Erfolgsversprechende Aussichten für

der Wasserseite ins Innere erlauben. Dies

damit einen bedeutsamen Teil der hiesigen

die geschichtsgeprägte Architektur, auch

vermittelt einen fließenden Eindruck so-

Geschichte. Damit war es für die verant-

zukünftig nichts von ihrem maritimen

wie eine gewisse Offenheit des Gebäudes,

wortlichen Architekt/-innen, die das Ge-

Glanz zu verlieren und Besucher/-innen

das sich so perfekt in seine Umgebung in-

bäude vom Vorentwurf bis zur technischen

auch in ferner Zukunft mit beeindrucken

tegriert. „Das war auch der Stadtverwal-

Ausführung geplant und begleitet haben,

Geschichten aus der Schifffahrt und mo-

tung wichtig, dass der Bezug zum histo-

selbstverständlich, mit ihrem Gebäude Be-

dernem Design begeistern zu können.


„ Die Straße neben dem Pavillon war schon immer ein etwas chaotischer Teil des Stadtzentrums – der neue Pavillon sorgt für mehr Kontakt mit der alten Flotte und dem Wasser.“ ERIK MOEDERSCHEIM

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„ Das Leben eines Gebäudes beginnt erst nach der Fertigstellung. Es wird besucht, es wird gearbeitet, ausgeübt und gelebt. Das Gebäude wird in das Leben der Nutzer und in die Umwelt eingebunden. Das Gebäude ist das Ende und der Anfang.“ ANNELOES DEKKER

Der Glanz der Industrie

Reflexion und Absorption

Historie und Gegenwart

Darüber hinaus greift die Fassadengestal-

Im Inneren wurde die schwarze Farbge-

Vom Informationszentrum können interes-

tung weitere geschichtliche Aspekte des

staltung weitergeführt, mit modernen

sierte Gäste direkt in die Werkstätten des

Standorts auf. So bilden dreieckige Paneele

Elementen und erneut mit einem starken

Museums gehen und so vor Ort die Schwei-

an der Fassade – hier in ALUCOBOND

®

Bezug zum Wasser umgesetzt. „Es stimmt

ßer-, Schmiede-, Tischler- und Instand-

PLUS ausgeführt – ein dynamisches Spiel

zwar, dass Schwarz streng genommen kei-

haltungsarbeiten an historischen Flotten

aus Licht und Schatten. Ihre Form bezieht

ne Farbe im traditionellen Sinne ist, da sie

bestaunen. An den beiden Gebäudeenden

sich dabei auf die Stahlkonstruktion der

alle Farben des Lichts absorbiert, aber sie

bieten das Restaurant und die Eisdiele den

Lastenkräne, die lange Zeit das Hafenbild an

spielt eine wichtige Rolle in der architekto-

Besucher/-innen zusätzlich Raum für Ak-

dieser Stelle geprägt haben. „An manchen

nischen Gestaltung. Sie kann das Ambiente

tivität und Entspannung mit regionalem

Stellen haben wir einige Dreiecke wegge-

und die Stimmung eines Raums erheblich

Ambiente. Unter den auskragenden Vor-

lassen, um zusätzlich Tiefe zu generieren.

beeinflussen, Schwerpunkte setzen und das

dächern, die dem Pavillon eine besondere

Darüber hinaus haben wir uns dazu ent-

Raumerlebnis verbessern“, erklärt Anneloes

Sichtbarkeit verleihen, entsteht dabei eine

schlossen, die einzelnen Paneele mit Coil-­

Dekker. „Im Leuve-Pavilion haben wir uns

hohe Aufenthaltsqualität mit spannenden

Coating-Lack in Schwarz- und Anthrazit-

dabei für einen Ton-in-Ton-Ansatz ent-

Lichtspielen. In der Gebäudemitte befindet

farbtönen beschichten zu lassen, um das

schieden, um durch die Verwendung ver-

sich zudem eine große Treppe, die auch als

industrielle Aussehen zu unterstreichen“, so

schiedener Schattierungen und Glanzgrade

Tribüne fungieren kann und die Straßen-

Anneloes Dekker. Die dreieckigen Elemente

auch hier einen Bezug zur Reflexion des

seite mit dem Kanal verbindet. Sie kom-

wurden dabei in verschiedenen Glanzgra-

Wassers herzustellen.“ Ergänzt werden die

plettiert die vielfältigen Ansätze, die dafür

den verbaut, was bei wechselnder Sonnen­

Innenräume durch kräftige Farbakzente in

sorgen, das historische mit dem aktuellen

einstrahlung unterschiedliche Lichtreflexe

Gelb, die der architektonischen Komposi-

Hafenleben zu verbinden. „Ich denke, es ist

hervorruft. Auf diese Weise entsteht ein

tion Charakter und Identität verleihen und

ein großartiger Hotspot geworden, zwischen

schimmernder Effekt, der neben dem his-

zugleich als Orientierung dienen, da alle

der Coolsingel – der Hauptstraße im Zen­

torischen Bezug gleichzeitig auf das vor-

Innenfunktionen fließend miteinander ver-

trum von Rotterdam – und der berühm-

herrschende Bild des Wassers innerhalb des

bunden sind.

ten Erasmusbrücke“, sagt Architekt Erik

Hafens eingeht.

Moederscheim. Zweifelsfrei ist der „Leuve-­ Pavilion“ – als neuer Port im Rotterdamer Hafen – ein Blickfang, der Glanz ausstrahlt.

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OBJEKT | STANDORT

Leuve-Pavilion, Rotterdam, NL BAUHERR | NUTZER

Gemeinde Rotterdam ARCHITEKT

MoederscheimMoonen Architects, Rotterdam VERARBEITER

Allpro BV, Waalwijk MATERIAL

ALUCOBOND® PLUS von 3A Composites GmbH FARBTÖNE

Urban Jet Black Black (326) Anthracite grey (105) Anodized Look (C34) BRILLUX PRODUKTE

Brillux Coil HDP Premium-Lack 5582

FOTOS

Bart van Hoek

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R O YA L B L A U

Kaum ein Ort hat eine so tiefe Bindung zur Farbe Blau wie die niederländische Universitätsstadt Delft. Mit bedeutenden Personen wie dem Maler Jan Vermeer van der Delft und ihren blau-weißen Keramiken hat die Stadt Kulturgeschichte geschrieben. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts ahmte man in Delft mit den in Blau bemalten Fayencen (franz. Bezeichnung für kunsthandwerkliche Keramik) das exklusive chinesische Porzellan nach und schuf damit eine eigene Kunst. Zahlreiche Vasen, Leuchter und Wandfliesen aus Delft waren mit landschaftlichen und figürlichen Dekoren und Ornamenten in Blau bemalt und prägten so als Delfter Keramik die niederländische ­Lebens- und Alltagskultur bis in das 18. Jahrhundert.

New Delft Blue

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PoortMeesters: eindrucksvoll in Größe, Nachhaltigkeit und Vielfalt – und dabei so landestypisch

Renaissance des Delfter Blau Nun feiert das Blau der Delfter Keramik als „New Delft Blue“ eine Art Renaissance und kommt auch in dem neuen Bauprojekt „PoortMeesters“ der amerikanischen Architekt/-innen VY Architects an prominenter Stelle zum Einsatz. Im Rahmen der Entwicklung des neuen Viertels „Nieuw Delft“ bietet die Stadt Delft nahe dem historischen Zentrum, auf etwa 24 ha Fläche mit mehr als 1.200 Wohnungen, vielfältigen Wohnraum und fokussiert hier Themen wie Nachhaltigkeit, Mobilität und Klimawandel. Die Wohnanlage „PoortMeesters“ ist mit 59 Stadthäusern und 55 Wohnungen ebenfalls Teil dieser städtischen Entwicklung. Erschlossen wird die Anlage dabei durch zwei beachtliche, 4 m breite und 8 m hohe Eingangstore, die eine Tiefe von 12 m aufweisen. Sie sollen an die einstigen Portale der mittelalterlichen Stadtmauer erinnern. Innerhalb des Architekturkonzepts von ­„PoortMeesters“ werden sie zum Bindeglied zwischen dem lebendigen Stadtraum Delfts und den privateren, gemeinschaftlich nutzbaren Flächen im innenliegenden Hof der Wohnanlage.

Vom Stadtraum in die Idylle Ausgekleidet werden diese beiden Portale nun mit „New Delft Blue“ – in Delfter Blau glasierten Keramiken. Als ein Pionierprojekt des interdisziplinären Architekturbüros Studio RAP verbinden die aus Rotterdam stammenden Architekten und Designer mit „New Delft Blue“ computergestütztes Design mit der weltberühmten handwerklichen Glasur und erschaffen so ein neues architektonisches Potenzial keramischer Ornamentik. Der auf Algorithmen basierende 3D-Druck erzeugt hochwertige Kacheln, die besonders wartungsarm und haltbar sind und zugleich mit sehr fließenden Formen überzeugen. Durch ihre anschließende flüssige Glasur entstehen auf den konvexen Fliesenteilen helle Farbnuancen, während sich in den konkaven Bereichen dunkelblaue Glasurlachen bilden. Dies ermöglicht Übergänge zwischen blauen und weißen Farbtönen, die auf andere Weise nicht zu erreichen wären. Rund 4.000 dieser Fliesen formen schlussendlich ein sehr lebendig wirkendes Relief. Die dabei an das Delfter Porzellan angelehnte tiefblaue Farbe wirkt als angenehmer Kontrast zum erdfarbenen Mauerwerk der Fassade. Das Ornamentmuster selbst leitet den Blick des Betrachters an den geraden Linien der Treppe und des Tores in Richtung Hof und bildet so einen eindrucksvollen dreidimensionalen und zugleich malerisch wirkenden Rahmen innerhalb des neuen Stadtraums.

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MEHR ALS FARBE

Zeitgenössischer Ausdruck

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Zeit spielt bei diesem Bauprojekt in vielerlei Hinsicht eine entscheidende Rolle. Und das über seine Bauzeit von zweieinhalb Jahren hinaus. So beruht die Gestaltung der hier entstandenen 13 neuen Wohnungen vor allem auf dem zeitlichen Wandel. Und auch die Einbettung eines überzeugenden Er­ scheinungsbilds in den historischen Stadtkern galt es von Architekt Jan Krahmer aus dem verantwortlichen Büro 4 zeitgemäß umzusetzen.

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Kosten-Nutzen für alle

Die Statik des Bestands

Horn-Bad Meinberg ist eine sehr naturver-

Neben einer ansprechenden Oberflächen-

bundene Stadt am Rande des Teutobur-

und Fassadengestaltung war es eine Her-

ger Waldes. Doch in der im Nordosten von

ausforderung, aus der bestehenden Ge-

Nordrhein-Westfalen gelegenen Stadt ist

werbefläche attraktiven Wohnraum zu

keinesfalls die Zeit stehen geblieben. Selbst

gestalten und zugleich unterschiedlichen

hier beeinflusst die fortschreitende Digita-

Funktionen gerecht zu werden. Zwar war

lisierung alle Sektoren – auch das Bank-

die Bausubstanz des Gebäudes aus den

wesen. Größere Bankfilialen werden nicht

1970er-Jahren in einem guten Zustand,

mehr in ihrem bisherigen Maße benötigt,

doch die Statik der Stahlbetonskelettkons-

werden zusammengelegt, verkleinert oder

truktion war nicht veränderbar. So mussten

ganz geschlossen. Im Zentrum von Horn

die neuen Wohnungsgrundrisse, die darü-

ist dem Detmolder Architekturbüro Büro 4

ber hinaus barrierefrei sein sollten, an die

gemeinsam mit der WBG Wohnungsbaugenossenschaft Horn-Bad Meinberg in diesem

Akzentuiert integriert

Zusammenhang ein Konzept gelungen, das

bestehende Stützenaufteilung angepasst werden. Auch hinsichtlich der Belichtung der innenliegenden Wohnbereiche galt es,

für alle Parteien mehr als attraktiv ist: für

Neue Gebäudeelemente authentisch und

kreative Lösungsansätze zu finden. „Ver-

die Stadt, ihre Anwohner und das Gewer-

harmonisch in einen geschichtsträchtigen

spiegelte auf dem Dach befindliche Licht-

be. In dem ehemaligen Gebäude einer Spar-

Bestand zu integrieren, bedarf eines gewis-

leitsysteme bringen uns hierbei das not-

kasse sind nun 13 barrierefreie Wohnungen

sen Fingerspitzengefühls. Als verantwortli-

wendige Licht und zusätzliche Helligkeit in

entstanden, während auf etwa zwei Drittel

cher Architekt setzte Jan Krahmer dafür auf

die Räume“, so Jan Krahmer.

der Grundfläche des Erdgeschosses nach

eine unterschiedliche Körnung der Baukör-

wie vor die Bankfiliale einen Platz findet. So

per und verschiedene Oberflächenstruk-

kann die persönliche Kundenberatung auf-

turen. Ein Aufbrechen der Fassade dieser

rechterhalten und zugleich Wohnen mitten

Art war für ihn aufgrund der Bausituation

Einer Bausubstanz eine neue Nutzung zu

in der Stadt ermöglicht werden.

naheliegend. „Unterstützt wird dies durch

verleihen und sich dabei an dem vorherr-

kleinteilige Elemente wie Erker und Balkone

schenden Bedarf sowie an unterschiedli-

sowie durch eingearbeitete Putzprofile zur

chen Bedürfnissen zu orientieren, spiegelt

farblichen Abgrenzung verschiedener Berei-

bereits einen ressourcenschonenden und

che“, erklärt der Architekt. „Die Ocker-Be-

verantwortungsbewussten Umgang wi-

reiche der Erker und des Penthouse-Ku-

der, wie er in aktuellen Baudebatten noch

bus erhielten zum Beispiel einen Glattputz.

stärker in den Fokus rücken sollte. Char-

Im Kontrast zu den Blaugrau-Tönen der

mant wird es zudem, wenn notwendige

Hauptfassade werden sie zu wichtigen Ak-

Ergänzungen mit nachhaltigen Baustoffen

zenten innerhalb der Architektur.“

umgesetzt werden. Im Fall dieses Umbaus

Nachhaltig saniert

wurde die komplette Decke zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss als neue Holzdecke konstruiert. Auch das zusätzliche auskragende Staffelgeschoss, die Erker und die Fassade wurden in Holz bzw. in Holzrahmenbauweise umgesetzt. Für den Architekten war dies ein entscheidender Aspekt, auf den er viel Wert gelegt hat. „Es war mir aus ökologischen Aspekten und aus Gründen der Nachhaltigkeit wichtig“, erklärt er. „Daher wurde auch das neue WärmedämmVerbund­systems mit Mineralwolle ausgeführt.“ Abgerundet wird das Baukonzept schluss­endlich durch ein neu angelegtes Gründach sowie ein eigenes Blockheizkraftwerk für die Wärmeversorgung. Eine neue Perspektive von Bauen und Sparen.

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„ Durch die vorgehängten Balkone und Erker in Stahl- bzw. Holzskelettbauweise wird die neue Fassade architektonisch gegliedert, Licht in Wohnräume geleitet und außerdem hoher Wohnkomfort realisiert.“ JAN KRAHMER

OBJEKT | STANDORT

Sparkasse, Horn-Bad Meinberg BAUHERRIN | NUTZERIN

WBG Wohnungsbaugenossen­schaft Horn-Bad Meinberg eG ARCHITEKT

Büro 4, Detmold TECHNISCHER BERATER

Frank Förster, Brillux Paderborn VERKAUFSBERATER

Gabriel Wewior, Brillux Paderborn AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Malerbetriebe Markus Kraft GmbH & Co. KG, Altenbeken BRILLUX PRODUKTE

Extrasil 1911 Fondosil 1903 MW Top Lamelle 3611 Mineral-Leichtputz KR K2 3664 BRILLUX SCALA-FARBTON

12.09.18 99.00.39 63.06.12 63.06.15

FOTOS

Christian Eblenkamp, Rietberg

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FOKUS

FOTOS

Superblocks Barcelona Fotos mit freundlicher Genehmigung des Stadtrats von Barcelona Sneglehusene, Aarhus Rasmus Hjortshøj Gomila, Palma de Mallorca Daria Scagliola Jannes Linders MVRDV WoodHood, Kreuzfeld Vivid Vision

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QUAR TIERS ENT WICK LUNG


Zeit der Nachbarschaften Vielerorts ist der urbane Raum stets für den Automobilverkehr vorgesehen. Im Fokus der neuen Stadtplanung stehen jedoch längst andere Aspekte: Die Städte und Quartiere der Zukunft werden grün, durchmischt, klimaneutral, sozial und vor allem für Menschen gemacht sein. Wie das gelingt, zeigen Pionierquartiere in Städten in Dänemark, Spanien und Deutschland.

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Die Zukunft von Quartieren und Städten Die Carrer dels Almogàvers in Barcelona-Poblenou ist für die Kinder Pedro, Lucia und Maria wie ein zweites Wohnzimmer. Vor allem in den warmen Sommermonaten treffen sie sich am liebsten draußen auf ihrer Straße und spielen zusammen unter dem Schatten der Bäume. Auf den neu aufgestellten Bänken sitzt eine Gruppe von Nachbarn neben ihren Eltern, dazwischen picknicken vier Freundinnen, Studierende haben ihre Bücher aufgeschlagen und diskutieren. Radfahrende rollen langsam vorbei, Kinder lachen und die Vögel zwitschern in den Baumkronen. Nur der Rhythmus des Basketballs unterbricht diese Idylle, wenn er beim Dribbeln auf den bunten Asphalt prallt. Stop. Wurf. Korb! Davon unbeirrt bleiben zwei ältere Herren in ihre Schachpartie vertieft. „Superilla“ steht in großen, weißen Lettern auf dem knallgrün markierten Straßenabschnitt, der auf diese besondere Zone hinweist. Dass in dem Viertel rund um die Carrer dels Almogàvers keine Autos mehr parken und ein Teil der Straße sogar komplett für den Autoverkehr gesperrt werden konnte, verdankt die Nachbarschaft der Initiative der „Superilles“ für innerstädtische Verkehrs- und Quartiersplanung. Superilles heißt dabei übersetzt so viel wie „Superblocks“ oder „Superinseln“. Die Idee dahinter: weniger Verkehr in den einzelnen Wohnblocks, dafür mehr Ruhe, mehr Grün, mehr Spielraum und mehr Lebensqualität für die Bewohnerschaft.

Vom Superblock zum Supergrätzel Emissionsbelastete Metropolen wie Barcelona leiden unter einer hohen Luftverschmutzung. Um diese zu mindern, hat sich im Jahr 2000 unter Leitung der Stadtverwaltung die Initiative der Superilles gegründet. Indem sich vier bis neun Häuserblöcke zu einer großen Einheit zusammenschließen und für den Durchgangsverkehr gesperrt werden, verbessern sich Luft- und Lebensqualität in diesen Wohnvierteln. Der öffentliche Raum wird an Fußgänger und Fahrradfahrende zurückgegeben und Verbrennungsmotoren aus den Superblocks verbannt. Zusätzliche Grünräume bilden erholsame Oasen, und eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung versucht, das städtische Mikroklima zu verbessern. Der Straßenraum wird zu einem gemeinsamen Ort und Treffpunkt der Nachbarschaft, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. 2003 wurde ein erster Test-Superblock im Stadtteil Gràcia errichtet, 2016 folgten weitere Superblocks in Barcelona-Poblenou. Insgesamt sollen über 500 solcher „Superblocks“ in Barcelona entstehen. „Befürchtungen, dass aufgrund der Verkehrsberuhigung der Einzelhandel leiden könnte, haben sich nicht bewahrheitet. In den bisher gestalteten Superblocks, die im gesamten Stadtgebiet entstanden sind, ist das befürchtete Geschäftssterben ausgeblieben. Im Gegenteil: Die Anzahl lokaler Läden stieg sogar um 30 %“, berichtet die Initiative. Die Anzahl der Wege, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unternommen werden, ist gestiegen, und die Luftqualität hat sich verbessert. Kein FOTOS

Wunder also, dass „Superblocks“ als erfolgreiches Modell für bestehende Quartiere

längst auch in anderen Städten getestet werden. In Leipzig zum Beispiel, in Hamburg, Superblocks Barcelona Fotos mit freundlicher Genehmigung in Berlin und in Darmstadt. Auch in Wien – hier werden diese neuen Nachbarschafdes Stadtrats von Barcelona ten „Supergrätzel“ genannt. Im 10. Bezirk der österreichischen Hauptstadt wurde das Sneglehusene, Aarhus Rasmus Hjortshøj

Konzept 2022 erprobt – mit einem Straßenlabor, um neue Nutzungen im öffentlichen Raum mit der Bewohnerschaft zu verhandeln.

Gomila, Palma de Mallorca Daria Scagliola Jannes Linders MVRDV WoodHood, Kreuzfeld Vivid Vision

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Die „Superblocks“ in Barcelona-Poblenou bilden kleine Oasen und gelten bereits jetzt als Vorbilder für weitere Quartiere.

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Städte für Menschen Wenn es um die Zukunft von Stadt- und Quartiersplanungen geht, schauen Medien und die Fachwelt gerne auf Städte wie Barcelona, Paris (bekannt für die 15-Minuten-Stadt und den ambitionierten Stadtumbau der Pariser Bürgermeisterin Anne H ­ idalgo) und Kopenhagen. Nicht ohne Grund. Vor allem Kopenhagen gilt als Blaupause für lebenswerte Stadt- und Quartiersplanung. Einer der wichtigsten Protagonisten ist Jan Gehl von Gehl Architects. „Zuerst gestalten wir die Stadt, dann prägt diese uns“, weiß der dänische Architekt und Stadtplaner, der sich seit über 60 Jahren intensiv mit den Entwicklungen von Städten auseinandersetzt. In seinem Buch „Städte für Menschen“ betont Jan Gehl die „planerische Für- und Vorsorge für die Einwohner“ und fordert analog zur autogerechten Stadtplanung der Moderne die „menschengerechte Stadt“ der Zukunft. Der heute 86-jährige Jan Gehl hat nicht nur die Stadt- und Quartiersplanung nachhaltig verändert und geprägt, sondern auch die nächste Generation von Architektinnen und Architekten, Planerinnen und Planern. Auch für den Dänen Bjarke Ingels (*1974) vom Studio Bjarke Ingels Group (kurz: BIG) steht der Mensch im Fokus eines Entwurfs. Der auch außerhalb von Fachkreisen bekannte Architekt möchte mit seinen ambitionierten Projekten einem „Etwas“ eine Form geben, das noch keine besitzt: „Man kann die Zukunft nicht herstellen, aber man kann ihr ein Zuhause geben“, sagt Ingels. „Immer wenn die Welt sich ändert, passt das Alte nicht mehr. Es ergeben sich Brüche. Und an diesen Bruchstellen entsteht Raum für etwas Neues.“ Bjarke Ingels hat schon mehrmals bewiesen, wie ein Quartier auf der grünen Wiese als ein nachhaltiger und gemeinschaftlicher Lebensraum wachsen kann. Formal bewegen sich die künstlichen Wohntopografien von BIG in einem Katalog geometrischer Körper und bekannter Muster. Ingels arbeitet gerne mit vertrauten Figuren wie der Zahl Acht und dem Kreis oder gebauten Metaphern wie einem Berg, einer Schlange oder Schnecke, die sich aus vielen Varianten eines Moduls zusammensetzen.

Spiel mit Formen Einem Schneckenhaus gleicht auch das kürzlich bezogene „Sneglehusene“ von BIG im Norden von Aarhus. Das 2021 fertiggestellte Gebäude-Ensemble bildet als nachhaltiges Wohnquartier mit großzügigen Außenflächen einen Startpunkt für das neue Stadtentwicklungsgebiet Nye. Hier soll sich in einer Kooperation, bestehend aus der Kommune Aarhus und dem dänischen Entwickler Taekker Group, ein neues Stadtviertel mit einem visionären Wasser- und Klimamanagement für langfristig 14.000 Personen entwickeln. Der mehrphasige Masterplan für Nye formt zunächst Wohnraum, während später weitere Nutzungen wie Büro und Bildungsbauten entstehen sollen. In der ersFOTOS

ten Phase wird das Wasser aufbereitet und ohne zusätzliche Kosten für die ersten 600

Haushalte zur Toilettenspülung und zum Wäschewaschen verwendet. Das GebäudeSuperblocks Barcelona Fotos mit freundlicher Genehmigung konzept der Bjarke Ingels Group basiert auf einer Holzmodulbauweise, was niedrige des Stadtrats von Barcelona Sneglehusene, Aarhus Rasmus Hjortshøj

Baukosten und eine Bauzeit von nur zwei Jahren ermöglichte. Im Plan zeichnen die

Gebäudesegmente die spiralartige Form eines Schneckenhauses nach. Die insgesamt 93 Einheiten gruppieren sich dabei um den künstlich angelegten Teich, der das Regen-

Gomila, Palma de Mallorca wasser sammelt und an ein System für Sekundärwasser angeschlossen ist. Daria Scagliola Jannes Linders MVRDV WoodHood, Kreuzfeld Vivid Vision

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Hier zieht sich niemand in sein Schneckenhaus zurück! Die Gebäuderiegel sind als durchlässiges Volumen konzipiert, das sich sanft um einen Teich in einer natürlichen Senke und eine grüne Promenade im Herzen der Siedlung windet und Raum für Begegnung schafft.

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„Sneglehusene“ ist ein Folgeauftrag, der das Konzept der „Dortheavej Residences / Homes for All“ von BIG für eine einkommensschwache Bevölkerung im Nordwesten von Kopenhagen weiterdenkt. Es ist ein lebendiges Quartier – Tristesse hat hier keinen Platz. Die ein- bis viergeschossigen Bauvolumen variieren in den Wohntypologien und vereinen innerhalb eines Blocks eine Vielfalt aus kompakten Studioapartments, Wohnungen und großen Townhouses für Familien. Aufgrund der „sinnlichen und erlebbaren Wohnqualitäten, die in Neubausiedlungen selten zu finden sind“, und „als ­robustes Beispiel für schöne, nachhaltige Wohnarchitektur“ wurde das „ ­ Sneglehusene“ vom Kopenhagener Büro BIG sogar als bestes Projekt mit dem Architekturpreis 2022 der Kommune Aarhus ausgezeichnet. Es ist ein Vorzeigeprojekt für eine gelungene Quartiersplanung, die Mensch und Umwelt gleichermaßen in den Fokus stellt.

Farben, die knallen Nicht nur Formen, sondern auch Farben können unterstützen, um Stadtviertel mit einem Plus an lebenswerten Qualitäten anzureichern. Im Hafenviertel El Terreno von Palma de Mallorca hat das Rotterdamer Architekturstudio MVRDV zusammen mit dem spanischen Büro GRAS - Reynés Arquitectos aus Palma für das Quartiersentwicklungsprojekt „Gomila“ eine wahre Farbexplosion geschaffen. Jedes Gebäude rund um die bekannte Plaza Gomila kleidet sich in einer anderen Fassade mit seiner eigenen Farbe: Himmelblaue Keramikfliesen zieren das Eckgebäude „Las Fabri-Casas“ mit den markanten Sheddächern. Schneeweiße Wände türmen sich daneben zu dem sanierten „Gomila Centers“, das das Herzstück des Viertels bildet. Korallenrot leuchten monochrome Wände und Dachflächen des Nachbargebäudes „Las Casitas“, die von einer Dachterrassenlandschaft als Treffpunkt für die Nachbarschaft gekrönt werden. Und in Forstgrün kleidet sich der Umbau „La Plaza“. So bekommt jeder Baukörper seinen eigenen Charakter und das Quartier sein ganz eigenes Gesicht. „Das Gomila-Projekt schafft einen neuen Mittelpunkt in Palma, einen neuen Treffpunkt und Bezugspunkt – nicht nur für die Bewohner des Viertels, sondern für alle Bürger“, betont Architekt Guillermo Reynés. Die ersten Planungen für die Sanierung und Aufwertung des vernachlässigten „Ausgeh-Viertels“ entstanden 2017 im Auftrag der Fluxà-Familie, Eigentümerin der mallorquinischen Schuhmarke Camper. Insgesamt sieben Grundstücke erwarb die Unternehmensfamilie. Der erste Teilabschnitt konnte Ende 2022 fertiggestellt werden. In einem nächsten Schritt soll das Ensemble um zwei weitere Gebäude ergänzt werden: das gelbe „Casa Virginia“ und eine kleine Villa neben dem „Gomila Center“, beides Renovierungen von Bestandsbauten. „Städtebaulich dreht sich das Konzept um die Vielfalt der Gebäude“, erklärt Architekt Winy Maas von MVRDV. „Einige der Entwürfe eignen sich eher für Familienhäuser, andere eher als Wohnungen für Singles oder Paare; einige Gebäude sind reine Wohngebäude, andere bringen komFOTOS

merzielle Funktionen in den Mix ein. Diese Vielfalt an Menschen und Räumen wird dazu

beitragen, die verlorene Lebendigkeit von El Terreno wiederherzustellen.“ Superblocks Barcelona Fotos mit freundlicher Genehmigung des Stadtrats von Barcelona Sneglehusene, Aarhus Rasmus Hjortshøj Gomila, Palma de Mallorca Daria Scagliola Jannes Linders MVRDV WoodHood, Kreuzfeld Vivid Vision

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Eine wahre Farbexplosion: das Rotterdamer Architekturstudio MVRDV überzeugt gemeinsam mit dem spanischen Büro GRAS Reynés Arquitectos aus Palma mit einer farbenfrohen Quartiersentwicklung.

Outdoor Care Retreat des Universitätsklinikums Oslo

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WoodHood oder die Gartenstadt 2.0 Von Formen und Farben zu Visionen. Denn diese stehen am Anfang eines jeden Pionierquartiers und prägen seine Entwicklung und die Umsetzung. So fordert das dänische Studio ADEPT: „Die Zukunft des Städtebaus ist grün, nachhaltig und kollektiv.“ Zusammen mit dem niederländischen Landschaftsarchitekturbüro Karres en Brands sowie den Büros Argus und Metabolic hat ADEPT im Dezember 2021 die Planung für ein neues 80 ha großes Stadtentwicklungsprojekt in Köln gewonnen. „WoodHood“ heißt der innovative Entwurf für den neuen Stadtteil Kreuzfeld, der einen alternativen Ansatz für die Zukunft der Entwicklung von Städten mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und Landschaft bieten will. „Es ist eine Vision für eine neue Art von Stadt, die einen anderen Planungsansatz erfordert“, sagen die Architektinnen und Architekten von ADEPT, die die Verbindung zwischen Stadt und Landschaft ganz neu denken wollen. Wie das funktioniert? Anstatt durch Straßen oder Gebäudetypologien eine städtische Struktur zu definieren, wird „WoodHood“ von der Landschaft, ihren historischen Spuren und der lokalen Siedlungsgeschichte bestimmt. Dies entspricht viel mehr einem gewachsenen Organismus als einer Planstadt vom Reißbrett. Auch Wiesen, Äcker und Wälder des Umlands fließen in den neuen Stadtteil hinein. Jede der fünf „Hoods“ ist eine organisch geformte Quartiersinsel mit grünem Zellkern, die jeweils einen ganz eigenen Charakter erhält. Und das Spannendste: Die „Hoods“ bleiben dabei auto­frei. Straßen, Fuß- und Radwege verbinden als umlaufende Ringstraße – „Woodloop“ genannt – die Nachbarschaften miteinander. Auch die Bestandsquartiere im benachbarten Blumenberg werden so erschlossen. Notwendige Parkplätze werden hingegen in dezen­tralen Mobilitätshubs untergebracht. Ein spannender Ansatz, der „WoodHood“ zu einem Pilot­projekt für eine neue Form der nachhaltigen Quartiersentwicklung macht. Die Liste der Möglichkeiten, wie sich nachhaltiger Lebensraum in bestehenden und neuen Quartieren entwickeln kann, ist lang – die Ansätze vielfältig und vielversprechend. Dabei können und müssen sich urbane Räume immer wieder erneuern und den aufkommenden Anforderungen anpassen, um ein „super“ Ort für alle zu bleiben.

FOTOS

Superblocks Barcelona Fotos mit freundlicher Genehmigung des Stadtrats von Barcelona Sneglehusene, Aarhus Rasmus Hjortshøj Gomila, Palma de Mallorca Daria Scagliola Jannes Linders MVRDV WoodHood, Kreuzfeld Vivid Vision

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Ein gewachsener Organismus – die Verbindung zwischen Stadt und Landschaft erfährt durch innovative (Planungs-)Ansätze eine völlig neue (Quartiers-)Qualität.

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MEHR ALS FARBE

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Ausblick mit Farbe

Nordöstlich von Hamburg, zwischen Meiendorf und Farmsen-Berne, setzt dieses modernisierte Wohnhaus ein klares Statement: Auch Hoch­ häuser können Farbe bekennen. Gemeinsam mit dem Architek­ turbüro Sawallich Planungs­ gesellschaft hat die Wohnungsbaugenossenschaft Gartenstadt Wandsbek eG für ihre Mitglieder hier die bestehenden 140 Wohnungen in ein KfW-Effizienzhaus umgewandelt. Entstanden ist ein zeitloses Gebäude mit selbstbewusstem Charakter.

Das Image eines Hochhauses ist mitunter nicht immer das beste – gerade, wenn es sich dabei um eine Architektur aus den 1960er-Jahren handelt. Doch die neusten Entwicklungen zeigen, dass Hochhäuser eine gute Option sein können, um Synergien zu bündeln und sowohl dem Klimawandel als auch der Wohnungsknappheit zu begegnen. So werden große Wohnkomplexe – teilweise aus Holz – auf der ganzen Welt zunehmend beliebter. Doch es muss nicht zwangsläufig Holz verwendet werden, um klimafreundlich zu bauen. Genauso nachhaltig kann es sein, anstatt auf Abriss und Neubau eher auf Instandhaltung und Modernisierung zu setzen. So lassen sich bestehende Strukturen nutzen, wie es auch bei diesem Hamburger Projekt der Fall war. Dies bedarf jedoch einer intensiven Planung und eines geschlossenen Miteinanders – beides Aspekte, die an der Saseler Straße intensiv zum Tragen kamen und von allen Beteiligten als sehr gemeinschaftlich wahrgenommen wurden. „Hier war es wirklich die Komplexität, die dieses Gebäude und die Umsetzungen besonders gemacht hat“, so André Sawallich. „Und das alles in einem bewohnten Zustand. Eine solche Aufgabe kann nur als Team gelingen“, verdeutlicht der verantwortliche FOTOS

Architekt des Hamburger Architekturbü-

Markus Nilling, Dortmund

nachhaltigen Ansätzen liegt.

ros, dessen Fokus auf ganzheit­lichen und

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Umfassende Bauaufgabe Was es alles umzusetzen galt, war wirklich eine Herausforderung – besonders aufgrund des engen Zeitrahmens. Denn die Bauweise war weder technisch noch ästhetisch auf einem aktuellen Stand. Trotz einer bereits vorangegangenen Sanierung in den 1980er-Jahren wurden Brandschutzprobleme festgestellt, die schnellstmöglich beseitigt werden mussten und zu einer sehr kurzen Vorlaufzeit führten. Neben einer neuen, brandschutzgerechten Dämmung wurden auch die Balkone, Versorgungsstränge und Bäder modernisiert und unter anderem durch einen neu errichteten Aufzug bauliche Barrieren weiter reduziert. Zusätzlich sollte eine solarthermische Anlage integriert werden. „Hier galt es ein Konzept zu entwickeln, das schnellstens für Sicherheit sorgt und gleichzeitig das Gebäude mit all seinen Besonderheiten zukunftsfähig macht“, erklärt Christine Stehr von der WGW. „Da braucht es einfach ein schlagkräftiges Team, das schnell zu guten Entscheidungen kommen und diese auch umsetzen kann“, führt die Vorsitzende der Wohnungsbaugenossenschaft weiter aus.

Große Chance Laut Christine Stehr war es auch genau diese Komplexität, in der die Chance lag, einen in die Jahre gekommenen „Plattenbau“ von Grund auf umzugestalten und seinem vielleicht negativ behafteten Image etwas entgegenzusetzen. Dabei war für alle Beteiligten schnell klar, dass mit kräftigen Farben gearbeitet werden sollte. „Kräftige Farben können tolle Akzente setzen“, erklärt André Sawallich. „Bei einem hohen Gebäude wie diesem ist es durchaus sinnvoll, kräftige Farben als Akzentgeber zu verwenden und so zugleich bestehende Gebäudestrukturen elegant hervorzuheben.“ Für die Wohnungsbaugenossenschaft war auch wichtig, das Gebäude innerhalb des städtebaulichen Kontextes selbstbewusst zu positionieren. „Ein Wohngebäude dieser Größenordnung gestalterisch zu verniedlichen war für uns keine Option“, erklärt die Vorsitzende. „Das Braunrot ist ein Farbton, den wir häufiger verwenden und der in den Eingangsbereichen unserer Gebäude zu einem wiederkehrenden Element geworden ist. In Zusammenarbeit mit dem Brillux Farbstudio Hamburg entstand dann die Idee, mit diesem Farbton auch die Vertikale des Gebäudes zu betonen.“ Die Fassade selbst erhält durch die fein abgestimmten Farbelemente eine elegante und zeitlose Gliederung, während die warme Farbkombination in den innen liegenden Fluren einen frischen und offenen Eindruck erweckt. Darüber hinaus dienen die Farbelemente in den Treppenhäusern – in Kombination mit einer plakativen Stockwerksbezeichnung – einer guten Orientierung.

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„Im vorliegenden Fall ist das umgesetzte Farbkonzept das Ergebnis eines intensiven und sehr partnerschaftlichen Austauschs mit dem Bauherrn und der Firma Brillux. So konnte aus der Expertise von drei Parteien das Beste in die Gestaltung einfließen.“ ANDRÉ SAWALLICH

Brillux unterstützt auch Wohnimmobilienverwaltende mit einem umfangreichen Seminarangebot: von Grundlagen in der Immobilienwirtschaft bis hin zur Gestaltung von Treppenhäusern – live und online. Dabei orientieren sich alle Weiterbildungsformate der Brillux Akademie an den Inhalten der MaBV. Erfahren Sie mehr in unserer aktuellen Broschüre.

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„ Begeistert haben uns auch Details wie die Besenstrichstruktur auf den angrenzenden Putzflächen – ein vermeintlich einfaches Element, das echte Handwerkskunst erfordert, wenn es in der Häufigkeit hochwertig ausgeführt werden soll.“ CHRISTINE STEHR

Eindrucksvolle Leistung Die energetische Modernisierung eines Wohngebäudes dieser Größenordnung ist keine alltägliche Aufgabe und Die in das WDV-System integrierten Nistkästen für Fledermäuse sind aus nachhaltigem Material konzipiert und entsprechen den Bedürfnissen der Tiere. So schützen sie zugleich die Artenvielfalt und die Fassade.

in vielerlei Hinsicht anspruchsvoll – von der Idee über die Visualisierung bis zur Ausführung. Gerade bei Bestandsbauten können zudem unvorhersehbare Überraschungen auftreten. Die Beeinträchtigungen für die vor Ort lebenden Menschen sind erheblich, und auch die zukünftige Bezahlbarkeit der Wohnungen für die Mitglieder der Genossenschaft ist ein entscheidender Faktor. Christine Stehr ist der Meinung, dass inklusive der Genossenschaftsmitglieder hier wirklich alle Beteiligten ihr Bestes gegeben haben. „Angefangen beim Brillux Farbstudio Hamburg, das uns in kürzester Zeit die Entwürfe für die Fassadenund Treppenhausgestaltung lieferte, über das Architekturbüro, das uns von der Bauantragstellung bis zur Fertigstellung begleitete, bis hin zu den Handwerksbetrieben, die letztlich mit ihrer Kompetenz und Zuverlässigkeit den Ausschlag für das Gelingen eines solchen Projekts geben, hat hier alles gepasst.“

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OBJEKT | STANDORT

Hochhaus, Hamburg BAUHERRIN | NUTZERIN

Wohnungsbaugenossenschaft Gartenstadt Wandsbek eG, Hamburg ARCHITEKT

Architekturbüro Sawallich Planungsgesellschaft mbH, Hamburg TECHNISCHER BERATER

Andreas Weißling, Brillux Hamburg / Billbrook VERKAUFSBERATER

für STRABAG: Daniel Kühl, Brillux Hamburg / Billbrook für John Lewien Malereibetrieb GmhH, Hamburg (Innenarbeiten): Thomas Melchien BAUDIENSTLEISTER

STRABAG AG Direktion Hamburg Schleswig-Holstein Bereich Sonderbau AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

John Lewien Malereibetrieb GmbH, Hamburg (Innenarbeiten) BRILLUX PRODUKTE

MW Top Dämmplatte 3857 WDVS Pulverkleber 3550 Silikat-Putz KR K2 3631 Silikat-Putz HP KR K2 3633 Extrasil 1911 Extrasil 1911 TSR-Formel Ultrasil HP 1901 Evocryl 200 Schlämmfuge KB 3716 BRILLUX SCALA-FARBTON

72.06.24 21.18.24 24.24.24 24.06.30 99.00.27 99.00.09 09.06.15 FARB- UND MATERIALKONZEPT

Brillux Farbstudio Hamburg, Dirk Prilipp

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R O YA L B L A U

Ausgezeichnete Geschmackssache Was ein Aperitif oder eine Vorspeise für eine Menüabfolge ist, das ist der neue Loungebereich für das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete italienische Restaurant „Agli Amici 1887“. Dabei lässt sich von einem Raum sprechen, der buchstäblich einen Vorgeschmack auf das gibt, was Gäste hier erwarten können.

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Innovation trifft Tradition Mit ihrem neuen Innenarchitekturprojekt hat das Kreativbüro Visual Display nordöstlich der italienischen Gemeinde Udine in Godia einen Raum geschaffen, der alle Sinne berührt. An präsenter Stelle, im Zentrum des kleinen Vororts und mit Blick auf den angrenzenden Platz des lokalen Postamts sowie der historischen Kirche St. Johannes der Täufer, bietet Chefkoch Emanuele Scarello bereits in der fünften Generation eine gehobene Küche, die ihresgleichen sucht. Im Jahr 2013 zum besten Koch Italiens gekürt und im gleichen Jahr mit dem zweiten Michelin-Stern ausgezeichnet, möchte er in seinem Restaurant „Agli Amici 1887“ seinen Gästen mit Leidenschaft, innovativer Küche und einem Gefühl von Zuhause ein unvergessliches Erlebnis bieten. Diese Intention haben die verantwortlichen Architekt/-innen aus Udine für die Gestaltung des neuen Loungebereichs aufgegriffen und beinahe multisensorisch umgesetzt. Haptisch, visuell und auditiv regt der Raum die Sinne seiner Gäste an und komplettiert so das hiesige kulinarische Erlebnis.

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Eine Bühne für den Auftakt Sowohl der große Tresenbereich, der mit einer speziellen, von Hand aufgetragenen Metallbeschichtung versehen wurde, als auch eine kleine fahrbare Theke, die dem Raum mit ihrer ausgefallenen Geometrie je nach Bedarf noch einmal eine originelle Unterteilung verleihen kann, werden hierbei zur Bühne eindrucksvoller Handwerkskunst. Sehr klar und reduziert, aber dennoch qualitativ sehr hochwertig und besonders gestaltet, bieten sie den Köchen und dem Bartender eine ideale Leinwand. So können sie hier, mit einem Amuse-Gueule oder einem Cocktail vor den Augen der Gäste perfekt inszeniert, den Auftakt für das anschließende Degustationsmenü geben.

Stimmungsvolle Essenz Der sehr geradlinige, weiß getünchte Baukörper in traditioneller Bauweise lässt dabei von außen nicht vermuten, was einen im Inneren erwartet. Doch hat man einmal den Raum durch einen Eingangsvorhang passiert, wird man von warmen Blau­tönen umgeben, die die gesamte Innenarchitektur inklusive Einrichtung bestimmen. Wände, Decke, Boden, Möbel, Accessoires – Blau ist das vorherrschende Farbthema. Diese Art der „Reduzierung“ entspricht der Intention des Restaurants, eine Küche anzubieten, die das Überflüssige verwirft und die wahre Essenz sucht. Die unterschiedlichen Nuancen des Farbtons auf verschiedenen Texturen – weich, glatt, glänzend, matt – verleihen dem Raum dabei zugleich eine überraschende Vielfalt. Das spiegelt ebenfalls die Philosophie von Emanuele Scarello wider, einen Ort zu schaffen, der die Zeit einen Moment stillstehen lässt, das Außen ausblendet, aber auch überrascht. „Blau ist eine Farbe, die dem Geist Entspannung und Ruhe bringt“, erklärt Giulia Minozzi als verantwortliche Innenarchitektin und Partnerin bei Visual Display. „Sie hat in gewissem Sinne eine spirituelle Dimension, und das Ziel dieses Projekts bestand eben genau darin, einen Ort zu schaffen, der in der Zeit schwebt.“

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Unter der Sonne Italiens Eine große Lichtinstallation komplettiert schlussend-

auf die Unendlichkeit des Himmels interpretiert werden“,

lich das durchdachte Raumkonzept. Von zeitgenössischer

so Giulia Minozzi. Darüber hinaus agiert die Lichtinstalla-

Kunst inspiriert, kann sie ihr farbiges Licht und damit die

tion auch als eine Art Scheinwerfer auf die Geschichte, die

Atmosphäre des gesamten Loungebereichs verändern. Mit

hier erzählt werden soll. Denn Chefkoch Emanuele Scarello

einem feinen Blau fügt sie sich harmonisch in das räumli-

ist der Meinung: „Durch das Gericht erzählt man immer

che Farbthema. In einem kontrastreichen Gelb gleicht sie

etwas: die Geschichte, Kultur und Tradition eines Volkes,

hingegen der untergehenden Sonne und verkörpert so eine

man erinnert sich an persönliche Anekdoten, Erinnerungen

Verbindung zur Natur. Eine Verbindung, die dem Chefkoch

an Rezepte, die seit Generationen weitergegeben werden.“

wichtig war und daher von den Architekt/-innen neben

Mehr Ausdruck und Sinnlichkeit hätten die Architekt/-in-

dem Sinnbild der Sonne bereits durch die blaue Farbwahl

nen von Visual Display diesem Sternerestaurant kaum ge-

verkörpert wird. „Blau ist ein starkes Symbol für die Natur.

ben können – und dies sogar über die Magie der „blauen

Die Farbe kann als Hinweis auf die Tiefe des Meeres oder

Stunde“ hinaus.

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STELLDICHEIN

Entwicklungen, die nachhaltig beeindrucken Digitales Architekturforum in Oslo am 16. November 2023

FOTO

Barbara Hasenmüller

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Barbara Hasenmüller Als selbstständige Architektin bietet sie seit 2017 professionelle Architekturführungen in Oslo und Norwegen an und wird die Teilnehmenden im Rahmen der Digitalen Nachmittagsarchitektur von Brillux durch Oslo führen.

Kultur – wichtiger denn je Da die norwegische Stadt bekannt ist ihre nachhaltigen Denkansätze und zugleich für ihren grünen Gürtel aus Waldflächen, ist sie die perfekte Ausgangslage, um im Rahmen des Digitalen Architekturforums von Brillux Entwicklungsmöglichkeiten nachhaltiger Stadtstrukturen zu beleuchten. Die bereits zehnte Ausgabe dieser Veranstaltung führt die Besucher/-innen in die Stadt zahlreicher berühmter Museen und architektonisch bedeutender Bauten auf der Halbinsel Skandinaviens. Eindrückliche Projekte Wie in den vergangenen Ausgaben aus dieser Reihe wird auch die Veranstaltung im November von Architektin Claudia Neeser von guiding architects munich moderiert. Die digitale Führung wird in diesem Fall von Barbara Hasenmüller von guiding architects oslo übernommen. Sie wird den Teilnehmenden mit ihrem Schwerpunkt in den Bereichen Nachhaltigkeit und Umwelt bei Bau- und Gebietsprojekten sowie umweltfreundlicher Verwendung von Materialien einen spannenden Einblick in die Museumslandschaft der Stadt und des Landes geben können – ob bei dem weltberühmten Opernhaus von Snøhetta oder innerhalb der neuen Pilotprojekte von FutureBuilt.

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Vorsprung durch Wissen Neben interessanten Architekturthemen bietet die Brillux Akademie ein vielfältiges Weiterbildungsangebot für Architekt/-innen, Planer/-innen und Bauingenieur/-innen, das speziell auf die Bedürfnisse der Berufsgruppe zugeschnitten und von zahlreichen Architektenkammern zertifiziert und als Fortbildung anerkannt ist. Das Live-Onlineprogramm mit 90-minütigen Webinaren eröffnet dabei im Bereich Weiterbildung zusätzliche Flexibilität. Gleich QR-Code scannen und unsere Seminare in den Bereichen Recht und Management sowie Gestaltung und Technik entdecken!

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Stadtrundgang mit Tiefgang Bereits als eine Art Institution innerhalb des Digitalen Architekturforums erwartet die Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung eine Präsentation der Stadtentwicklung mit geschichtlichen Meilensteinen und entscheidenden Aspekten. Dieser von den Besucher/-innen bereits beliebte Überblick stellt für alle Beteiligten in der Veranstaltung eine gute Basis dar – nicht nur für die eigentliche digitale Führung, sondern auch für die anschließende offene Diskussionsrunde im Chat mit allen Zuschauenden, Teilnehmenden und den Referent/-innen. Nachhaltiger Schwerpunkt: Museen Den Fokus wird Barbara Hasenmüller während der digitalen Tour vor allen Dingen auf den Aspekt der Nachhaltigkeit der Projekte legen. Denn dies haben alle neueren Kulturbauten Oslos gemeinsam: Sie sind Vorbildprojekte in Sachen nachhaltiges Bauen. Von der Deich­ manske Bibliothek – entworfen von den verantwortlichen Architekten Lund Hagem mit dem Atelier Oslo – über das Neue Nationalmuseum der Kleihues + Schuwerk Gesellschaft von Architekten bis hin zum neuen Munchmuseum aus der Hand der Architekt/-innen von estudio Herreros mit Jens Richter erwartet die Teilnehmenden ein inspirierendes Potpourri an architektonischen Meisterleistungen. Barbara Hasenmüller wird zeigen, dass in diesem Zusammenhang auch gerade Ingenieur/-innen aus Deutschland einen entscheidenden Beitrag leisten. Dieser Aspekt generiert auch für die architektonische Entwicklung im europäischen Raum neue Denkansätze und bietet großes Potenzial für die Baukultur über die norwegischen Grenzen hinaus bis nach Deutschland. Auf diese Weise können Innovationen zu einer buchstäblich neuen, sehr bedeutenden und vor allen Dingen sehr wichtigen Art von Kultur werden. Zu viel wollen wir an dieser Stelle jedoch nicht verraten. Seien Sie gespannt und sichern Sie sich gleich einen der letzten Plätze in dem anstehenden Digitalen Architektur­forum in Oslo.

Mehr erfahren! Lassen Sie sich von dem vielfältigen Veranstaltungsangebot von Brillux inspirieren: live und online!

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DIALOG IN FARBE

Architekten fragen …

»Kann eine Fassade aus Aluminium nachhaltig sein?“

Schon lange geht es beim Thema Nachhaltiges Bauen nicht mehr nur um den Einsatz ressourcenschonender Materialien. Neben der Verwendung ökologischer Produkte spielt auch ihre Herstellung, ihre Lebensdauer und ihre Recyclingfähigkeit eine entscheidende Rolle. Als leichter und stabiler Werkstoff ist Aluminium mit seiner edlen Optik gerade im Fassadenbereich sehr beliebt. Doch kann der wertvolle Rohstoff dabei auch nachhaltig sein?

OBJEKT | STANDORT

Colina Dos Cedros Residence, Odivelas, Portugal ARCHITEKT

Olavo Dias FOTOS

Jorge Pena Fotografia

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… das Brillux Beraterteam antwortet:

»Ja,

dank Aluminium-Verbundplatten sogar designorientiert.

Aluminium zeichnet sich durch überzeugende Produktei-

… harter Kern

genschaften wie exakte Planheit, gute Verarbeitbarkeit und

Bestehend aus zwei Aluminium-Deckblechen und einem mi-

Beständigkeit aus. In Form von Aluminium-Verbundplat-

neralisch gefüllten Polymerkern, können die ALUCOBOND®-

ten wie von ALUCOBOND® kommt außerdem eine hohe

Verbundplatten mit einfachen Verarbeitungstechniken ge-

Funktionalität sowie eine unkomplizierte Montage hinzu.

formt werden. In der A2-Variante erfüllt der mineralische

Der Aspekt, dass die Aluminium-Verbundplatten dabei im

Kern sogar sehr hohe Anforderungen hinsichtlich der Brand-

Coil-Coating-Beschichtungsverfahren vorab lackiert wer-

schutzrichtlinien und eröffnet dadurch eine zusätzliche Viel-

den, unterstreicht den Aspekt der Nachhaltigkeit zusätzlich.

falt an gestalterischen Möglichkeiten. Das Kernmaterial und

Denn die gleichmäßige Beschichtung erlaubt eine geringere

die Aluminium-Deckplatten sind recycelbar und können

Schichtdicke und damit zugleich einen geringeren Material-

auch nach jahrelangem Gebrauch materialgerecht getrennt

einsatz und nahezu keinen Materialverlust. Auch der Trock-

und einer Wiederverwendung zurückgeführt werden.

nungs- und Aushärtungsprozess kann so viel kontrollierter und gleichmäßiger erfolgen, was wiederum VOC-Emissionen

Höchste architektonische Qualität

reduziert. Diese Konstanz überzeugt auch über das Herstel-

In Kombination mit den extrem witterungsbeständigen

lungsverfahren hinaus. Denn neben einer tadellosen Ober-

Coil-Coating-Beschichtungen von Brillux Industrielack

fläche bedingt eine geringere Schichtdicke auch eine längere

können so ausdrucksstarke Fassaden für jeden Gebäudetyp

Lebensdauer. Damit sind Aluminium-Verbundplatten sowohl

und jede Bauaufgabe umgesetzt werden, egal ob an Neu-

wirtschaftlich als auch optisch effizient und nachhaltig.

oder Umbauten. Selbstverständlich erreichen die vorge-

Weiche Schale …

hängten, hinterlüfteten Fassaden dabei die aktuellen Energie-Richtlinien. Die ALUCOBOND®-Verbundplatten über-

ALUCOBOND -Verbundplatten sind besonders witterungs-

zeugen somit innovativ und ganzheitlich und rücken damit

beständig und setzen über ihren gesamten Lebenszyklus

eine zukunftsorientierte Fassadengestaltung aus hoch-

keinerlei umweltgefährdende Stoffe frei. Dank ihrer Langle-

wertigem Aluminium in den Fokus von Architekt/-innen

bigkeit und Wartungsfreiheit ermöglichen sie die energie-

und Planer/-innen.

®

effiziente Gestaltung vorgehängter, hinterlüfteter Fassaden – sogar mit geprüfter Ökobilanz und einer Umweltproduktdeklaration (EPD) entsprechend internationalen ISO-Standards. Durch vielfältige Oberflächenstrukturen und ein breites Farbspektrum lassen sich so individuelle Fassadenkonzepte und einzigartige Bauwerke umsetzen, deren gestalterische Qualität über Jahrzehnte erhalten bleibt.

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Zusätzliche Informationen zu Coil-Coating von Brillux finden Sie hier:


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AUFGESTÖBERT

Aufgetischt JERUSALEM

Die Mitbegründer von „Piknik“, Oğul Öztunç und Atıl Aggündüz, füllten den Tisch und seine Umgebung in sieben Tagen spontan und intuitiv mit Geschichten, Fragen und Zeichnungen.

Vor einem leeren Teller zu sitzen ist nicht wirk-

zu Beginn des Festivals ganz in Weiß aufbau-

lich erfüllend. Im Rahmen der Jerusalem Design

te. Während der siebentägigen Design Week

Week 2022 war es aber in jeder Hinsicht inspi-

bemalte das Team dann alle Gegenstände in-

rierend – sowohl für die Gäste als auch für den

klusive des Bodens mit Geschichten aus dem

Gastgeber.

Alltag – inspiriert von Gesprächen mit den

Für das aus Istanbul stammende Designstudio

Besucher/-innen und den Beiträgen anderer

„Piknik“ ist die Installation „Piknik Salon“ be-

Künstler/-innen. Der Inhalt der Installation –

reits die vierte aus ihrer 2019 initiierten Reihe

das alltägliche Geschichtenerzählen gerade

„Performative Drawing“. Begonnen in Istanbul,

während des Essens – greift zudem die Thema-

führte die künstlerische Serie über Stockholm

tik „Now“ der Design Week 2022 auf.

nach Jerusalem. Ob Kapelle oder Esszimmer, die Art der Performance bleibt dabei gleich: ein vi-

Für das Team von „Piknik“ ist es eine ironische

suelles Geschichtenerzählen. In ihrem büroty-

Inszenierung: Preiswerte Materialien treffen

pischen „electric Blue“ möchte „Piknik“ stets

auf die Schnelllebigkeit der sozialen Medien.

eine Beziehung aufbauen zwischen dem Raum

Doch genau diese Art ist ihrer Meinung nach

und den Geschichten, die in ebendiesem erzählt

der beste Weg, um über zeitgenössische Kultur

werden. Angelehnt an die Wertigkeit der eins-

nachzudenken. „Nicht ewig, sondern vergäng-

tigen Höhlenmalerei, soll so die ursprüngliche

lich, nicht geplant, sondern spontan, vielleicht

Beziehung zwischen Mensch, Kunst und Archi-

nicht heilig, aber mit der Energie des Gewöhn-

tektur Gestalt annehmen und ihre Grenzen zu-

lichen“, so die Designer. Nach den sieben Tagen

gleich wieder verwischt werden.

wurde die Installation in Tel Aviv ausgestellt,

Als fortlaufendes Projekt experimentiert die

weil sie nach Meinung des Designer-Duos in

vierte Installation „Piknik Salon“ speziell mit

diesem Land ihren Ursprung hat und daher

einer Esszimmereinrichtung, die das Team

auch vor Ort bleiben soll. FOTOS

Piknik Works

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Abweichungen vom Originalfarbton sind drucktechnisch bedingt.

BRILLUX SCALA-FARBTONFAMILIE 57

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Brillux Musterservice

Farbtöne und mehr als Original Farbtöne kann man im großflächigen Original und in höchster Farbtongenauigkeit am besten beurteilen. Brillux stellt 1.514 Originalmuster in verschiedenen Varianten als Farbfächer, in DIN A4 und DIN lang zur Verfügung. Bestellen Sie Ihre Muster per Fax (+49 251 7188-8788) oder per E-Mail bei uns. Erfahren Sie mehr unter www.brillux.de/farbtoene-muster/musterservice/


IMPRESSUM

Brillux GmbH & Co. KG Weseler Straße 401 48163 Münster Telefon: +49 251 7188-8799 E-Mail: kontakt@brillux.de www.brillux.de Idee, Konzeption, Realisation: gambit marketing & communication GmbH colore Ausgabe 28, November 2023

52162/482/33,6/1123 8826.9651.0028

Weitere Inhalte finden Sie im Brillux Blog: www.brillux.de/blog

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colore 28 Quartiersentwicklung COLORE 28

ISSN 2625-7297 DE/AT 12,80 EUR CH 14.80 CHF

# ROYALBLAU

Oldschool | Winterswijk, NL Port Pavilion | Rotterdam, NL Sparkasse | Horn-Bad Meinberg Hochhaus | Hamburg


Quartiersentwicklung Pionierquartiere in Städten in Dänemark, Spanien und Deutschland

blue wave – new behave

Eine stadtraumprägende Kunsthochschule, die nicht nur ihren Schüler/-innen Design vermittelt

Farbpsychologie für Architekt/-innen – Eine neue Perspektive auf die Farbgestaltung

Farbbetrachtungen

NOV

2023

colore FARBRÄUME


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