MarktImpulse 3/23

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Exotisches Deutschland

Kaum zu glauben, dass es diese magischen Orte bei uns gibt

Der neue Hahn im Dorf

Aus alt mach neu in Ankum: gestern Dorfkneipe, heute Eventlocation

mit Samy Deluxe

Raus aus dem Schattendasein!

Licht aus, Spot an: Die Frauen sind dran! Sie können Handwerk und geben Vollgas, spielen aber immer noch eine Nebenrolle.

Warum sie gerade jetzt für jedes Team ein echter Erfolgsfaktor sind

School-Tour!
& Co.
Graffiti, Hip-Hop
2023 N°3 DE/AT 8,50 € CH 8,90  SFR
Creativ Sentimento 78: mehr dazu auf Seite 60

Aber bitte mit Back-up

Seit drei Jahren führt Matthias Kloz, 39, seinen Malerbetrieb erfolgreich als Solo-Selbstständiger. Doch auch wenn er die Hauptrolle spielt, ganz alleine geht es nicht: Ehefrau Sabine unterstützt ihn bei der Buchhaltung und hält ihm den Rücken frei. Mehr auf Seite 50

Cover: Guenther Schwering; Foto S. 3: Quirin Leppert

Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

INHALT Perspektive 06 Fernsehen mal anders Farbfakten 08 Ruhrgebiet Schwerpunkt 10 Frauen im Handwerk
20 Initiativen und Projekte
Vorbilder 22 Mannomann, tolle Frauen !
26 Betrieb Rinderspacher, Bretten-Neibsheim
34 Frauen können Handwerk, weil …
38 Hiergeblieben !
Serviceteil
Starke
Reportage
Umfrage
Horizonte
38 10 04 MARKT IMPULSE 2023 N°3

Deine Zukunft ist bunt

42 Motivation de luxe

Brillux Akademie

46 Wer digital lernt, hat’s leichter

Buchtipp

48 Elon Musk ? Oma kann’s besser !

Reportage

50 Betrieb Kloz, Mühlacker

Brillux Zuhause

56 Handwerk stärken – Markt aktivieren

Editorial

Frauen im Handwerk – schon lange keine Seltenheit mehr, aber auch längst noch keine Selbstverständlichkeit.

Warum eigentlich? Schließlich könnten sie die Lösung für den Fachkräftemangel sein. Höchste Zeit für eine kleine

Zwischenbilanz: Was die Statistik sagt, wo Klischees (k)eine Rolle spielen und was Malerinnen selbst sagen, lesen Sie in unserem Schwerpunkt

Branchennews

58 Qju, das blaue Wunder

Baustellenporträt

60 Onkel Otto in Ankum

Neues aus der Online-Welt

64 Tipps für mehr Reichweite

Anblick

66 Diese Dose zog Kreise

42 60 05
PBR Images 06 MARKT IMPULSE 2023 N°3 PERSPEKTIVE
Foto: Photography

Live vom Ozean

MELBOURNE, AUSTRALIEN

Abschalten statt einschalten ! Diese Pyramide aus Retro-Fernsehern an einem australischen Strand spielt ein ganz besonderes Live-Programm: Tagsüber spiegeln sich auf den Bildschirmen vorbeilaufende Joggerinnen, Spaziergänger und Verliebte, in den Abend- und Morgenstunden werden der Ozean, der weite Himmel und die Vogelwelt zum Hingucker der Installation „Revision“. „Anstatt die Fernsehnachrichten zu sehen, lädt dieses Projekt die Zuschauer ein, die Realität und Natur zu beobachten“, sagt die iranische Künstlerin Shirin Abedinirad über die ungewöhnliche Strandkunst, die wie viele ihrer Reflexionsprojekte dazu einlädt, die Realität neu wahrzunehmen. shirinabedinirad.com

07

Von wegen alles grau in grau! Heute ist es bunt im Revier, der Mix macht seine Strahlkraft aus: spektakuläre Industriekultur, lässige Lebensart, legendäre Fußballliebe, Budenzauber und nicht zu vergessen der Tatortkult. Die meisten ARD-Krimis spielen in NRW – und mit Schimmi kam der coolste Kommissar aus dem Pott!

Ruhrpott

Heißes Eisen Aus vielen Zechen und Gasometern sind nach der Stilllegung gigantische Industriedenkmäler geworden – so auch der 70 Meter hohe Hochofen 5 im Landschaftspark Duisburg. Bei 2.000 Grad Celsius wurde hier einst Erz zu Roheisen geschmolzen, heute ist er über eine Treppe begehbar und bietet einen tollen Blick über die Stadt!

Büdchen-Boom Das Herz des Ruhris schlägt für seine Bude! Alle sieben Minuten stößt man im Pott statistisch gesehen auf eine, über 8.000 gibt es. Ursprünglich sollte die „Selterbude“ die Kumpel mit Wasser versorgen –heute sind die Treffpunkte Trinkhalle und Kiosk zugleich, wo die Kleinen sich Naschtüten holen und die Großen ein Pläuschken zu einem kalten Pilsken halten.

FARBFAKTEN
Rostbraun Dunkellila RASENGRÜN
Im größten Ballungsraum Deutschlands wohnen mehr als 5 Millionen Menschen.
Fotos: Wikipedia (Hans-Jürgen Wiese, Tuxyso), Adobe Stock (nito), Shutterstock (nito, ann_ounce)
08 MARKT IMPULSE 2023 N°3

Bochum, ich häng an dir Vor 39 Jahren widmete Herbert Grönemeyer seiner Heimatstadt ein ganzes Album und machte sie damit zur Kultstadt des Potts. Inzwischen hat der 67-Jährige über 18 Mio. Tonträger verkauft und das erfolgreichste deutschsprachige Album aller Zeiten vorzuweisen: „Mensch“ wurde sage und schreibe 3,18 Mio. Mal verkauft!

Runde Sache Ein Leben ohne Fußball ist möglich, aber sinnlos – im Revier erst recht! Ob Schalke, Dortmund oder Bochum: Kaum eine Gegend hat so viele Bundesligavereine und so treue Fans. Bei Kaiser Franz Beckenbauer klingt das so: „Das Herz des deutschen Fußballs schlägt im Ruhrgebiet.“

Und jetzt Sie!

Ob lila, grün, gelb oder braun (s. o.): Mit dem Brillux Farbdesigner können Sie virtuell verschiedene Räume und Fassaden in Ihren Wunschfarben gestalten.

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Smarter Slang Wenn der Potti loslegt, schlackern dem Touri die Ohren, denn jede Ecke hat dort ihre ganz eigene Mundart. Tipp: Vor einem Trip mal bei YouTube vorbeischauen. Dort gibt es Übersetzungshilfen.

Brillux Scala 03.18.15 Brillux Scala 84.15.21 Brillux Scala 48.09.21 Brillux Scala 15.12.24 Kupferbraun Neongrün SONNENGELB BRATWURSTBRAUN
Farbtonabweichungen vom Original sind drucktechnisch bedingt.
Hömma! Kabüffken 09
Pinneken

Typsache? Von wegen!

Denn Frauen können Handwerk. Leider sieht die Realität auf dem Arbeitsmarkt, zumindest noch, ganz anders aus. Dabei sind Frauen ein bedeutender Faktor im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Wieso sieht man sie dann so selten auf dem Bau? Tatjana Lanvermann, Bundesvorsitzende des Bundesverbandes UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH), über Gründe, Klischees und gute Teams

10 MARKT IMPULSE 2023
Foto: Guenther Schwering
N°3
„Starke Mädchen, starke Frauen, starkes Handwerk“
11 Schwerpunkt: Frauen
Handwerk
Tatjana Lanvermann, Geschäftsführerin
im

Gleichberechtigung, Feminismus, Gendern, Pay-Gap –zugegeben, diese Themen hängen uns manchmal zum Halse raus. Nicht, weil sie unwichtig sind. Einfach, weil sie so omnipräsent sind. Doch was die meisten von Ihnen längst als Selbstverständlichkeit betrachten, ist immer noch nicht so ganz in unserer Gesellschaft angekommen. Gerade im Handwerk lohne sich der Blick auf die Frauen, erklärt Tatjana Lanvermann, Bundesvorsitzende des Bundesverbandes UnternehmerFrauen im Handwerk (U F H). Denn es gebe einen triftigen Grund, das Handwerk gleichberechtigter, ergo weiblicher, zu machen: Der Fachkräftemangel spitzt sich immer weiter zu ! Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Ende 2022 erreichte der Personalbedarf insgesamt in Deutschland mit rund zwei Millionen offenen Stellen ein neues Hoch, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (I A B) kürzlich ermittelte. Und die Wirtschaft, vor allem das Handwerk, leidet zunehmend.

16,6 %

Tatjana Lanvermann

Die 54-Jährige ist Betriebswirtin des Handwerks, führt mit ihrem Mann die Ludwig Lanvermann GmbH & Co. KG , einen Sanitärbetrieb mit 50 Mitarbeiter/-innen, und ist seit 2021 Bundesvorsitzende der UnternehmerFrauen im Handwerk (U F H). Die Westfälin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen fürs Handwerk zu begeistern und sie zu unterstützen. ufh-bv.de

Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH ) haben mittlerweile 83 Prozent der Unternehmen Probleme, Stellen zu besetzen. Das ist eine Menge. Zum deutschen Handwerk gehören insgesamt eine Million Betriebe mit fast 5,6 Millionen Selbstständigen und Beschäftigten sowie 360.000 Auszubildenden. Und schon heute fehlen 250.000 Handwerker/-innen, 19.000 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. Viele davon im Ausbaugewerbe. Spätestens bei der Betrachtung dieser Zahlen werde offensichtlich, so die Expertin, dass Frauen im Handwerk zukünftig eine größere Rolle spielen werden, ja, sogar müssen.

Ade Klischees – hallo Nachwuchs

So hoch war 2022 der Frauenanteil unter den Auszubildenden im Handwerk

Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)

Das Handwerk gilt bis dato als typischer Männerberuf. Und dieser Stempel ist ein nicht unerheblicher Grund für fehlende Auszubildende – neben den vielen jungen Leuten, die heutzutage eine akademische Laufbahn wählen. Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH ), findet klare

Fotos: Uwe Weber (links), Mirko Lehnen (rechts)
12 MARKT IMPULSE 2023 N°3

„In meinem ersten Betrieb hat mich ein Kollege mit anzüglichen Sprüchen belästigt – den Chef hat das nicht interessiert. Jetzt bin ich wieder die einzige Frau auf der Baustelle. In diesem Team gehen wir sehr respektvoll miteinander um und lernen voneinander.“

Aliyah Killibas, 18, Auszubildende, Malergeschäft Rinderspacher GmbH

13
Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

„Gerade junge Frauen haben es manchmal noch schwer in der Branche. Sie müssen sich ganz schön beweisen. Das hat aber auch etwas Gutes: Es weckt offenbar den Ehrgeiz der angehenden Malerinnen und fordert ihre Kreativität heraus. Mit dem Resultat, dass sie sehr häufig mit Bestnoten abschneiden.“

SCHWERPUNKT
14 MARKT IMPULSE 2023 N°3
Monika Schaumburg, 65, Geschäftsführerin, Malerbetrieb Schaumburg GmbH

Worte: „Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sind immer noch geschlechterspezifisch aufgeteilt. Das ist leider so, gerade auch im Handwerk.“ Fachkräftemangel kommt nämlich besonders häufig in Branchen vor, die mit Geschlechterklischees behaftet sind. Vor allem in denen, die als typisch männlich gelten – dazu zählt das Malerhandwerk.

„Dabei sind Frauen ein beträchtlicher Teil der Lösung für den herrschenden Fachkräftemangel“, ist sich Tatjana Lanvermann sicher. Denn es gibt sie längst, die zupackenden, qualifizierten Handwerkerinnen.

Ihre Anzahl steigt kontinuierlich, wenn auch nur langsam. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt zumindest eine positive Tendenz: Zwischen 2005 und 2019 wuchs laut ZDH die Zahl der weiblichen Auszu-

86,6 %

bildenden im Malerberuf um acht Prozent. Immerhin, könnte man meinen. Aber realistisch betrachtet ist das noch ein Tropfen auf den heißen Stein – nur ein Sechstel der Auszubildenden im Malerhandwerk ist derzeit weiblich. Trotzdem sieht Tatjana Lanvermann die Zukunft positiv: „Das Handwerk ist vorbereitet auf die Frauen. Wichtig ist, dass wir endlich von diesem Exotenstatus runterkommen. Ich hoffe, dass es in nicht allzu ferner Zukunft nichts Besonderes mehr sein wird, wenn eine Frau in einem Handwerksberuf arbeitet.“

Veraltete Vorurteile

Das wird ein wenig dauern. Egal wie man es dreht und wendet, Vorurteile gehören noch immer zu den größten Problemen in puncto Personalgewinnung. „Frauen können nicht schwer tragen; Frauen sind zu weich; Frauen haben im Handwerk nichts zu suchen“, zählt Tatjana Lanvermann auf. „Aber seit einigen Jahren ist im Hinblick auf die Rolle der Frau im Handwerk tatsächlich einiges im Wandel. Das liegt vor allem an den Frauen selbst, die sich nicht mehr von Klischees abschrecken lassen.“ Diejenigen, die es erfolgreich in eine Ausbildung geschafft haben, seien, schon allein, um sich zu behaupten, besonders engagiert und zielstrebig, betont sie. „Die Frauen sind so gut ! Viele sind in ihrem Beruf die Ersten und die Besten.“ Sind sie also erst mal da, bleiben sie und werden akzeptiert.

Wer suchet, der findet – oder nicht?

…  der befragten Frauen gibt der Handwerksberuf ein gutes Gefühl Studie „Handwerkerstolz“, Universität Göttingen

„Viele Handwerksmeister stellen inzwischen gerne Frauen ein. Das war vor 15 Jahren anders. Doch es reicht noch lange nicht“, resümiert die U F H-Bundesvorsitzende. Aber wie kommen Arbeitgeber/-innen nun an die Malerin ? In der Theorie wäre folgerichtig: Suchen Betriebe Frauen und suchen Frauen Betriebe, tun sie sich einfach zusammen. In der Realität gestaltet sich das

Foto: Daniel Elke
„Handwerkerinnen kämpfen gegen veraltete Klischees, dabei gehört ihnen als Chefinnen im Handwerk die Zukunft.“
Holger Schwannecke, ZDH -Generalsekretär
15 Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

schwierig. Das liegt an mehreren Faktoren. Erstens: Es gibt zu wenige weibliche Auszubildende. Einige Mädchen trauen sich nicht, eine Ausbildungsstelle ihrem Talent und Wunsch entsprechend zu suchen. Andere ahnen vielleicht noch nicht einmal, dass ihr Traumjob warten könnte, weil es in ihrem Alltag und auf Social Media noch zu wenige weibliche Identifikationsfiguren im Handwerk gibt. Um hier gegenzusteuern, existieren immer mehr aufklärende Initiativen, Projekte, Auszeichnungen und Förderungen (siehe S. 20). Zweitens: Betriebe suchen über Bekannte, Söhne von Kollegen und mit Stellenanzeigen, die mit ihrer maskulinen Ansprache und Bildsprache eher Männer ansprechen.

Um Mädchen zu akquirieren, müssen Unternehmen andere Wege gehen. Sie können offensiv um sie werben, indem sie an der Basis, in Kitas und Schulen, die Werbe-

trommel rühren und Nachwuchsinitiativen wie etwa „Deine Zukunft ist bunt“ nutzen. Drittens: Wichtig sei, so die Expertin, bei Aktionen mit Außenwirkung die eigene Vorbildfunktion zu nutzen. Habe ein Betrieb ein gemischtes Team, solle das sichtbar sein, findet auch Lena Rauch, 30. Die Malermeisterin ist Geschäftsführerin im Familienbetrieb und sehr präsent auf der Baustelle. „Vor allem die Kundschaft weiß weibliches Einfühlungsvermögen zu schätzen“, sagt sie. Ganz einfach sei ihr Aufstieg auch nicht gewesen, so als Tochter des Chefs, junge Meisterin und ambitionierte Chefin. „Die meisten Mitarbeiter kennen mich noch in Windeln. Aber bei uns gabs immer Gleichberechtigung. Mein Opa stellte schon in den 1980er-Jahren eine Azubine ein. Sein Motto war: Ob Männlein oder Weiblein – Hauptsache, der Mensch kann arbeiten.“ Probleme, Nachwuchs zu finden, hat Lena Rauch nicht – Toleranz ist die beste Werbung, gute Nachrichten sprechen sich rum.

Vorbildlich statt frauenfeindlich Negative Nachrichten allerdings auch. Manches Vorurteil von Frauen über Handwerker auf dem Bau begründet sich auf persönlichen Erfahrungen von Handwerkerinnen. Solche Berichte schrecken nicht nur junge Frauen in der Berufsfindungsphase ab, sie können für einen Betrieb auch einen beträchtlichen Imageschaden bedeuten. Entscheidet sich ein Mädchen für das Handwerk und landet in einem Unternehmen, in dem sich Klischees als Tatsache herausstellen – und damit sind nicht der rauere Ton und die teambildenden Frotzeleien auf der Baustelle gemeint –, benötigt es schon einiges an mentaler Kraft und Durchsetzungsvermögen.

Das Malerhandwerk rangiert bei Frauen auf Platz 8 der beliebtesten Ausbildungsberufe – Tendenz steigend

Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)

Beides brauchte auch Aliyah Killibas. Als sie mit 16 Jahren einen Ausbildungsplatz suchte, erlebte sie bereits Diskriminierung, bevor sie überhaupt einen Vertrag in Händen hielt. Zu ihrem ersten Bewerbungsgespräch lud man sie nur ein, um ihr feixend mitzuteilen, der Chef stelle nur starke Jungs ein. Im nächsten Betrieb wurde sie auf unangenehme Weise von einem Kollegen angebaggert. Und als Killibas mutig den

Foto: Quirin Leppert 8
„Wir müssen von dem Exotenstatus runterkommen.“
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Tatjana Lanvermann, Geschäftsführerin

„Diskriminierung? Nicht bei uns. Ich bin eine Frau, ich bin jung, ich bin Chefin – und gerade Mutter geworden. Keiner der Kollegen ändert deswegen sein Verhalten oder seine Einstellung.

Zudem erleichtern heutzutage technische Hilfsmittel und digitale Lösungen die Arbeit enorm. Und davon profitieren auch die Männer.“

Lena Rauch, 30, Malermeisterin, Geschäftsführerin und Teilhaberin in der Maler Rauch Firmengruppe

17
Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

„Ich vermutete anfangs, so als erste Azubine nur unter Männern, auf mich würde besonders gut geachtet, weil ich das Mädel war. Später habe ich gesehen, dass die Kollegen meine männlichen Nachfolger ähnlich unterstützt haben. Das fand ich schön.“

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Jennifer Banzhaf, 33, Niederlassungsleiterin, KRAFT GmbH in Singen

Chef um Unterstützung bat, zuckte der nur hilflos mit den Schultern. So weiterzuarbeiten, ohne Wertschätzung und Respekt, sei keine Option gewesen, erinnert sie sich. Killibas verließ den Betrieb und ging zu Lara Droll (siehe S. 26), die den Ruf genoss, eine engagierte Führungskraft und Ausbilderin zu sein. Auch in Drolls Betrieb ist die 18-Jährige die einzige Frau auf der Baustelle. „Aber hier herrscht ein tolles Klima“, sagt sie, „meine Chefin lebt Gleichberechtigung vor“.

Lara Droll bildet eine Ausnahme – nur jeder fünfte Betrieb in Deutschland liegt in weiblichen Führungshänden und nur jede fünfte Meisterprüfung wird laut Z D H von einer Frau abgelegt.

Meisterin ist auch Jennifer Banzhaf. Sie führte viele Jahre ihren eigenen Malerbetrieb und arbeitet heute als Niederlassungsleiterin in einem großen Unternehmen. „Wenn ich Anrufe von Kunden bekomme, verlangen die gern mal nach dem Chef“, erzählt sie. „Dabei haben sie den – oder besser die – ja längst am Hörer.“ Dass die 33-Jährige oft für die Assistentin gehalten wird, stört sie nicht mehr. Sie betreut mittlerweile parallel Handwerkerteams auf mehreren Baustellen. Keine einzige Frau ist darunter. „Schade“, findet Banzhaf, „gemischte Teams tun jedem Betrieb gut.“ Dass Frauen ins Handwerk gehören, ist offenbar auf allen Seiten klar. Unsere Protagonistinnen wollten in den Gesprächen dann auch gar nicht nur über Frauen und Emanzipation sprechen, ihnen war ein anderer Punkt wichtig. Sie finden

Wie zufrieden sind Handwerkerinnen?

Entscheiden sie sich bewusst für einen Handwerksberuf, haben Frauen nicht nur exzellente Zukunftsaussichten, sie fühlen sich auch glücklich und erfüllt mit ihrer Berufswahl. Das zeigte die Studie „Handwerkerstolz“ von Forscherin Dr. Ann-Kathrin Blankenberg von der GeorgAugust-Universität Göttingen, die 2.000 Handwerker/ -innen befragte. Für immerhin 86,6 Prozent der Handwerkerinnen ist ihr Beruf auch ihre Leidenschaft.

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nämlich: Das Handwerk solle nicht männlich oder weiblich sein – es solle menschlich sein. Schließlich sei am Ende des Arbeitstages doch nur wichtig, ob der Malerberuf zur eigenen Persönlichkeit passe. Und das ist dann eben doch eine reine Typsache.

Hat auch Ihr Umfeld Vorurteile?

Mit diesen Argumenten, u.  a. vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), kontern Sie gekonnt Klischees:

• Die Arbeit auf der Baustelle ist für Frauen zu schwer. „Arbeitsleistung und -qualität hängen vom Geschlecht ab? Das ist mir neu. Frauen beweisen in Pflegeberufen eindrucksvoll, dass sie der körperlichen Belastung gewachsen sind – ein Mensch wiegt wohl mehr als ein Farbeimer.“

• Frauen fallen durch Elternzeiten länger aus. „Aber Männer kriegen doch auch Kinder? Übrigens: Familienfreundliche Arbeitgeber/-innen sind sehr viel attraktiver auf dem Arbeitsmarkt.“

• Die männliche Belegschaft bleibt lieber unter sich. „Das sehen meine Mitarbeiter anders. Unsere Kolleginnen beeinflussen das Betriebsklima positiv, sind kreativ und kommunikativ. Frauen tragen also direkt zu meinem wirtschaftlichen Erfolg bei.“

• Männer sind die besseren Handwerker. „Meint wer? Frauen erzielen im Durchschnitt die besseren Ausbildungsabschlüsse und gewinnen mehr Wettbewerbe, sind kritikfähig, haben oft eine höhere Leistungsbereitschaft und sind empathisch im Kontakt mit der Kundschaft. Da wäre ich ja blöd, würde ich das nicht nutzen.“

Foto: Mirko Lehnen
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Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

Die Zeichen ...

... stehen eindeutig auf Gleichberechtigung im Handwerk. Die Rolle der Frauen hat sich gewandelt, es ist aber noch Luft nach oben. Zertifikate, Projekte, Initiativen und Preise bringen das Thema in die Öffentlichkeit – und in Ihre Betriebe. Eine Übersicht

Abgestempelt –aber gern!

Mit seinen rund 5.000 Mitgliedern unterstützt der Bundesverband UnternehmerFrauen im Handwerk e. V. (UFH ) Frauen im Handwerk. Die Mitglieder der UFH sind Unternehmerinnen und kennen die Probleme und Vorurteile aus eigener Erfahrung. Zu den jüngsten Projekten gehört die 2021 ins Leben gerufene bundesweite Aktion „Handwerk ist hier auch Frauensache“. Dahinter steckt ein Siegel, das die UFH an Firmen vergibt, die für dieselben Werte einstehen und sie auch nach außen vermitteln.

Nun machen Sie sich bitte frei!

Der künftige Beruf sollte zu den Stärken und zur Lebensplanung eines jeden passen – frei von Klischees. Die Initiative „Klischeefrei“ unterstützt Jungen und Mädchen dabei und verfolgt das Ziel, bundesweit eine geschlechtergerechte Berufs- und Studienwahl zu etablieren. Setzen sich Betriebe ebenfalls aktiv dafür ein, dass der Nachwuchs sich unabhängig vom Geschlecht beruflich frei entfalten kann und sich für Engpassberufe interessiert, dann können sie Partnerunternehmen werden.

Perspektive für Talente

Die Nachfrage junger Menschen nach einem Ausbildungsplatz lässt seit einigen Jahren nach. Insbesondere im Handwerk bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Auffällig ist der geringe Anteil von Frauen im gewerblichtechnischen Ausbildungsbereich, und das, obwohl unzählige Gesellinnen, Meisterinnen und Unternehmerinnen in der Praxis fehlen. Damit zukünftig mehr Frauen ins Handwerk finden, wurde ein alternatives Berufsorientierungsangebot entwickelt und erprobt: die „Talentscouts“.

bx.de/mi233d
INITIATIVE PROJEKT Foto: Guenther Schwering 20 MARKT IMPULSE 2023 N°3
bx.de/mi233c bx.de/mi233b
ZERTIFIKAT

Ganz ohne Rollenzwang

Das Handwerkerinnenhaus ist ein Lern- und Bildungsort, an dem Handwerkerinnen Fähigkeiten und Stärken an sich entdecken und ihre Berufschancen und -perspektiven erweitern. Das Projekt stärkt Mädchen auf ihrem Berufsweg und zeigt auf, dass Frauen alle Berufsfelder offenstehen und sie sich diese frei von Rollenzwängen gestalten können. In der Werkstatt erleben Mädchen und Frauen ganz praktisch, was in ihnen steckt.

Preiswürdige Handwerkerin

Seit mittlerweile 25 Jahren zeichnet das „handwerk magazin“ die Leistungen und Verdienste von Frauen im Handwerk aus. Alle zwei Jahre verleiht die Redaktion den Preis „Unternehmerfrau im Handwerk“. Unter dem Motto und Hashtag #powerfrauimhandwerk wird der Wettbewerb für das Jahr 2024 bereits zum 29. Mal ausgeschrieben – in den zwei Kategorien „Selbstständige Unternehmerin“ und „Mitarbeitende Unternehmerfrau“.

Mit Familie –geht doch!

Das Qualitätssiegel „Attraktiver Arbeitgeber“ wurde im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft, u. a. mit dem Land NordrheinWestfalen, erarbeitet. Es beinhaltet eine Bewertung und Auszeichnung mitarbeiterorientierter und familienfreundlicher Personalpolitik. Herzstück ist eine Befragung des Teams, bei der gleichzeitig Entwicklungs- und Verbesserungsmöglichkeiten gemeinsam erarbeitet werden. Das Siegel gilt drei Jahre.

ZERTIFIKAT
PROJEKT PREIS
bx.de/mi233e bx.de/mi233f bx.de/mi233g
21
Je mehr Frauen ins Handwerk gehen, desto schneller verschwinden die Vorurteile.
Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

Mannomann, tolle Frauen!

Mit Wagemut, Willenskraft und Wehrhaftigkeit haben diese sieben Ladys die Welt verändert. Sie bewiesen den Männern ihrer Zeit: Frauen sind zu allem fähig, wenn sie es wollen – und man(n) sie lässt!

1888

Die Tour ihres Lebens

Ohne seine Frau Bertha (1849 – 1944) wäre Carl Benz nie so erfolgreich geworden: Da sein dreirädriger Benz-Patent-Motorwagen Nummer 3 kein Verkaufsschlager war, unternahm die damals 39-jährige Bertha damit 1888 spontan eine 106 km lange Fahrt von Mannheim nach Pforzheim und zurück – ohne Wissen ihres Mannes. Nach ihrer Tour verkaufte sich das Auto plötzlich.

Der Weg zur Gleichberechtigung in Deutschland

1893

Frauen dürfen Abitur machen, 1896 werden sie dann als Gasthörerinnen an Universitäten zugelassen.

1918

Am 30. November tritt nach langen Kämpfen das aktive und passive Wahlrecht für Frauen in Kraft.

1919

Triumph der Frauen nach der Wahl zur Nationalversammlung: Es gibt 41 weibliche Abgeordnete!

Bertha Benz
J J
Foto: Wikipedia (BY 4.0; Jaan Künnap), Adobe Stock (kodochigov,
Osuna Caballero)
22 MARKT IMPULSE 2023 N°3 SCHWERPUNKT

Beste der Besten

Mit vier konnte Marie Curie (1867 – 1934) lesen und schreiben, mit 15 bestand sie als Klassenbeste das Abitur. Ihr Ziel: Forscherin! Weil sie in Polen nicht studieren durfte, zog sie nach Paris. Zwölf Jahre später erhielt sie für die Entdeckung der Radioaktivität (Foto: Anordnung zur Messung) den Physik-Nobelpreis, 1911 folgte der für Chemie. Zwei Nobelpreise in zwei Disziplinen – einzigartig!

Marie Curie

1958

Top, die Wette gilt

Schnell, schneller, Maria: Die Italienerin Maria Teresa de Filippis (1926 – 2016) war 1958 die erste Frau in der Formel 1. Dass „Pilotino“ (ihr Spitzname) Rennfahrerin wurde, führte sie selbst auf eine Wette mit ihren Brüdern zurück. Die wollten nicht glauben, dass ihre Schwester schnell Auto fahren könne, und triezten sie … Maria ließ sich auf den Wettkampf ein, trat in einem improvisierten Rennen gegen sie an und, klar, gewann.

Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen wird ins Grundgesetz aufgenommen.

Für verheiratete Frauen gilt im öffentlichen Dienst kein Beschäftigungsverbot mehr.

Lehrerinnen dürfen heiraten –das Bundesarbeitsgericht hebt die Zölibatsklausel auf.

1954 1957 1949 1903
23
Maria Teresa de Filippis
Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

1963

First Lady im All

Näherin, Fallschirmspringerin, Technikerin, Kosmonautin – Walentina Tereschkowa, 86, hatte ihr Ziel bei allem fest im Blick: „Ich habe schon als Kind von einer Reise zu den Sternen geträumt. Zur Not wäre ich auf einem Besen hingeflogen.“ Nur zwei Jahre nach dem ersten Mann im All durfte die damals 26-jährige Russin als erste Frau hoch hinaus: Am 16. Juni 1963 flog sie in den Weltraum und umrundete 49 Mal die Erde. Danach wurde sie Politikerin.

1932 Königin der Lüfte

Mädchenkram? Ohne Amelia Earhart (1897–1937): Sie kletterte als Kind auf Bäume, schoss mit dem Gewehr auf Ratten und sammelte Zeitungsartikel über Frauen in Männerberufen. Sie wollte anders sein –und wurde so zur Legende: 1932, nur fünf Jahre nach Charles Lindbergh, überquerte sie als erste Frau den Atlantik im Alleinflug. Ihren Erfolg kommentierte die Überfliegerin so: „Ich habe bei der Landung keine Kuh getötet – es sei denn, eine wäre vor Angst gestorben.“

Walentina Tereschkowa

1958

Frauen dürfen ein Konto eröffnen, über ihr eigenes Geld verfügen und ihr Vermögen selbst verwalten.

1970

Das Fußballverbot für Frauen kippt. Die Regeln sind aber noch andere: Ein Spiel etwa dauert 70 Minuten.

1977

Die „Hausfrauenehe“ ist passé: Die Aufgabenverteilung ist nicht mehr gesetzlich festgeschrieben.

Amelia Earhart
24 MARKT IMPULSE 2023 N°3
Fotos: Wikimedia (Los Angeles Daily News); The Soviet Union 1963 CPA 2890 stamp; Bundesarchiv Bild Berlin, 10. Weltfestspiel, Demonstration, Angela Davis; Jaan Künnap; Fantastic; Marathona

Junko Tabei

1975

Dünne Luft, dickes Fell

14 Frauen, neun Sherpas und der Berg der Berge: Die Japanerin Junko Tabei (1939 – 2016) hatte ihre Mount-Everest-Expedition 1975 drei Jahre lang vorbereitet. Dann, kurz vor dem Gipfel, überraschte sie und ihr Team im Schlaf eine Eislawine. Drei Tage verharrte sie in ihrem Schlafsack, rappelte sich schließlich mit größter Willenskraft wieder auf und erreichte am 16. Mai als erste Frau den Gipfel. Über den Moment ihres Triumphes sagte sie später: „Ich wollte keinen Schritt mehr gehen.“

1967 Lauf, Kathrine, lauf!

Ein Foto machte Kathrine Switzer, 76, zur berühmtesten Langstreckenläuferin ihrer Zeit: Die Amerikanerin lief am 19. April 1967 beim Boston Marathon mit – obwohl Frauen nicht zugelassen waren. Nach einigen Kilometern entlarvte sie der Rennleiter und versuchte, sie am Schlafittchen, sprich: Sweatshirt, zu packen. Er erwischte aber nur einen Fetzen ihrer Startnummer. Das Bild ging um die Welt. Fünf Jahre später wurden Frauen zugelassen. Switzer sorgte später dafür, dass der Frauenmarathon zur olympischen Disziplin wurde.

Es gilt der Grundsatz: gleiches Gehalt für gleiche Arbeit. Verbote enthält das Gesetz aber nicht.

Stellenausschreibungen müssen sich explizit an Männer und Frauen richten.

Der „Girls Day“ (einmal jährlich) gibt Mädchen einen Einblick in typische Männerberufe.

Schwerpunkt: Frauen im Handwerk 8.848 m
Kathrine Switzer
1994 2001 1980
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Frau am Bau!

Manchmal muss man erst weggehen, um zu seinen Ursprüngen zurückzufinden. So war es auch bei Lara Droll. Das Malergeschäft ihres Vaters zu übernehmen, kam für sie lange nicht in Frage. Kurz vor dem Verkauf des Familienbetriebes entschied sie sich dann um

26 MARKT IMPULSE 2023 N°3
Fotos: Mirko Lehnen, Klaus Kerth (Bild rechts)
REPORTAGE

01 Alles fest im Blick: Unternehmerin Lara Droll (mit hellem Shirt) ist gerne auf ihren Baustellen unterwegs

02 Pünktlich zum 50. Firmenjubiläum von Rinderspacher wurde 2021 der neue, sehr moderne Anbau fertiggestellt

Auf Baustellen ist sie in ihrem Element: Chefin Lara Droll, 41, schaut gerne nach dem Rechten. Ihre Mitarbeiter/ -innen schätzen sie sehr. Alles easy ? Von wegen ! „Die Chefin“, wie sie von ihren Mitarbeiter/-innen genannt wird, musste sich erst beweisen. Selbst Vater Lothar Rinderspacher, 76, war erstmal skeptisch, ob seine Tochter das Zeug zu seiner Nachfolge hatte. Doch der Reihe nach … Das große, aufregende Berlin war lange Lara Drolls Traumstadt – auch weil sie genau das Gegenteil von Bretten-Neibsheim ist mit seinen gerade mal 1.800 Einwohnern, 25 Kilometer von Karlsruhe in den grünen Hügeln von Baden-Württemberg gelegen. Hier wuchs sie mit Schwester Katja als Tochter des örtlichen MalermeisterEhepaars auf. Kaum das Abitur in der Tasche zog es die unternehmungslustige Lara in die Metropole, wo sie bei einer schicken Eventagentur arbeitete und das Leben in vollen Zügen genoss.

Malergeschäft Rinderspacher GmbH

Das Malerfachgeschäft Rinderspacher wurde 1971 von Lothar Rinderspacher gegründet. Heute sind neben ihm Tochter Lara Droll sowie Schwiegersohn Dr. Mathias Droll Geschäftsführer der GmbH. Das mehrfach ausgezeichnete Traditionsunternehmen hat seinen Sitz in Bretten-Neibsheim (Baden-Württemberg), beschäftigt 30 Angestellte und ist auf Vollwärmeschutz, innovative Renovierungs- und Sanierungsarbeiten, ganzheitliche Gestaltungskonzepte und umfassende Kundenberatung spezialisiert.

maler-rinderspacher.de

Schwerpunkt: Frauen im Handwerk
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Zurück in die Provinz gehen und den Betrieb des Vaters übernehmen ? Nichts

Abwegigeres hätte sie sich damals vorstellen können.

Die Eltern als Vorbild

Doch dann kam der 11. September 2001, und plötzlich stand alles still. „Dadurch ist mir erstmals bewusst geworden, dass mir

in der Event- und Werbebranche doch ein bisschen die Nachhaltigkeit fehlt. Ich wollte mir etwas Solideres aufbauen und entschied mich daher, in Mannheim BWL zu studieren.“ Es folgte ein Praktikum bei Bosch, ein Job beim Software-Riesen SAP – und wieder die Erkenntnis: Das ist es nicht ! „Bei großen Konzernen sind die Wege einfach zu weit und die Prozesse zu langwierig. Man muss unendlich viele Stufen durchlaufen, bis mal etwas in Gang kommt. Das entspricht so gar nicht meinem Naturell. Ich will machen und schnelle Resultate sehen – so wie ich es schon in meiner frühesten Kindheit von meinen Eltern mitbekommen habe.“ Dass sie viel mehr mit dem Familienunternehmen verband, als sie selbst dachte, fiel Lara Droll wie Schuppen von den Augen, als ihr Vater Lothar Rinderspacher ihr eines

„Meine Tochter hatte als Jugendliche immer mal wieder im Geschäft ausgeholfen.“
Lothar Rinderspacher, 76, Firmengründer
01 28 MARKT IMPULSE 2023 N°3

01 Tolle Tafel: Lara und Mathias Droll (Brille) haben vor elf Jahren das patente Planungssystem „Kübel“ eingeführt

02 Antonia Martin, Auszubildende im Büro, stellt mit ihrem Chef Mathias Droll neue Farbkonzepte zusammen

Tages erzählte, dass er aus Altersgründen den Verkauf des Geschäfts plane und auch schon kurz vor dem Vertragsabschluss mit einer Firma aus Stuttgart stehe. „Ich weiß noch, wie mich meine Tochter mit riesigen Augen anschaute und ganz empört ausrief: ‚Was ? Da hättest du ja auch erst mal mich fragen können !‘“, erinnert sich der Senior schmunzelnd. Auf die Idee, dass seine Jüngste Interesse an seiner Nachfolge haben könnte, wäre er nie gekommen. „Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn ich einen Sohn gehabt hätte“, sagt der 76-Jährige. „Lara hatte, wie auch ihre Schwester, als Jugendliche zwar immer mal

im Geschäft ausgeholfen, auch handwerklich gearbeitet. Aber ich war nicht so sicher, ob sie auch wirklich das Zeug zum Malerberuf haben würde.“

Neustart zu dritt

Sie hatte und sie stellte es unter Beweis ! Das Stuttgarter Unternehmen legte sein Angebot für die Übernahme kulanterweise für ein Jahr auf Eis und gab Rinderspachers Tochter sogar die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen und sich auszutesten. „Anfangs gab es noch die Überlegung, ob wir den Betrieb doch verkaufen und ich nur die Geschäftsführung übernehme. Aber nach sorgfältigem Abwägen entschied ich mich dagegen. Ich wollte selbstständig sein, mit allem Drum und Dran“, erinnert sich

Lara Droll an die Anfänge. 2007 stieg sie dann in den Familienbetrieb ein, zwei Jahre später übernahm sie ganz, wieder ein Jahr darauf stieß auch noch ihr Mann Dr. Mathias

Droll zum Team. Die Diplom-Kauffrau und der Vorstandsassistent eines europäischen Pharmaunternehmens hatten sich an der Universität in Mannheim kennengelernt.

Schwerpunkt: Frauen im Handwerk
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„Für uns war schnell klar: Wir machen das beide und steigen ins Geschäft ein.“
01 30 MARKT IMPULSE 2023 N°3
Dr. Mathias Droll, 44, Geschäftsführer

„Mein damaliger Job eröffnete mir zwar große Karriere-Chancen, er hätte aber auch bedeutet, dass ich ständig unterwegs gewesen wäre. Lara hätte entweder mitkommen müssen oder wir hätten uns kaum noch gesehen“, sagt der 44-Jährige. So war es dann schnell beschlossene Sache, dass sie das gemeinsam machten, die Ausbildung zum Maler und Lackierer und den Einstieg ins Geschäft.

Aller Anfang ist schwer

Was in der Theorie so einfach klingt, lief in der Praxis allerdings zunächst etwas holprig an. Die drei mussten sich erst einmal zusammenraufen und jeder für sich seinen Platz finden. Lothar Rinderspacher fiel es zunächst schwer, nicht mehr alles alleine zu entscheiden: „Ich hatte schließlich 30 Jahre lang überhaupt niemanden gefragt, wie ich mein Geschäft führe.“ Mathias Droll musste die Mitarbeiter/-innen, die den Schwiegersohn des Meisters noch als den Herrn Doktor im Businessanzug kennengelernt hatten, überzeugen, dass er auch wirklich anpacken und sich schmutzig machen konnte. Und Lara Droll sorgte mit neuen Ideen, Strukturen und Ansprüchen bei den Angestellten, von denen sie einige bereits als Kleinkind kannten, mitunter für ungläubiges Kopfschütteln. „Ich erinnere mich gut, dass ich einem unserer Maler einmal vorschlug, eine Wand oben heller und nach unten hin dunkler zu streichen. Um es vorsichtig zu formulieren: Er war davon nicht besonders begeistert und meinte außerdem, er beherrsche die Technik nicht. Aber dann haben wir es gemeinsam probiert und er fand, dass so

ein Farbverlauf nicht nur ohne allzu großen Aufwand machbar ist, sondern auch noch super aussieht.“

Arbeitsplanung mit System

Unruhe in die 30-köpfige Belegschaft brachte das neue Führungsteam anfangs auch von anderer Seite. Als Marketingprofis schafften Lara Droll und ihr Mann zwar jede Menge neue Aufträge ran. Doch wenn es an die Umsetzung ging, dachte jeder der drei Chefs, er allein könne über die Mitarbeiter verfügen, was bedeutet hätte, dass manche Maler auf drei verschiedenen Baustellen auf einmal hätten sein müssen. Für mehr Kommunikation und bessere Absprachen untereinander führte das Trio zwar einen Jour fixe ein, doch die Lösung des Problems eröffnete sich erst auf einem Seminar des Malerinstituts.

01 Raphael Dziwok, 41, ist schon lange dabei: Er hat 1999 bei Rinderspacher als Lehrling angefangen

02 So alt das Wappen (hier in einem Fahrzeug), so zeitlos die Botschaft: Wir sind stolz auf unsere Zunft!

03 Maßarbeit: Maler Timo Rastätter, 28, legt beim Innenausbau höchsten Wert auf Präzision

Schwerpunkt: Frauen im Handwerk
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01 Aliyah Killibas, Auszubildende im zweiten Jahr, kann sich keinen schöneren Job als Malerin vorstellen

02 Selbst die FirmenToilette bei Rinderspacher ist ein Showroom: mit cooler Beton-Optik und fetziger Designer-Tapete

03 Mit Rat und Tat an der Seite ihrer Mitarbeiter/ -innen. Lara Droll (l.) ist regelmäßig auf ihren Baustellen unterwegs

„Dort“, so Lara Droll, „hörten wir von ‚SBAA ‘, einem Kalendersystem, das der BadenWürttemberger Unternehmer Peter Kübel speziell fürs Bauhandwerk entwickelt hat. Mithilfe dieser Stecktafel und verschiedenfarbigen Karten lässt sich die Ablauf- und Auslastungsplanung für bis zu ein Jahr im Voraus erstellen.“ Seit rund zehn Jahren ist das System mittlerweile bei Rinderspacher im Einsatz – und ein großer Erfolg: „Jetzt weiß jeder auf einen Blick, wer wann wo und wie lange für welches Projekt im Einsatz ist, wer auf der Baustelle den Hut aufhat und welcher der drei Chefs in der Verantwortung steht.“

Untereinander sind die Rollen in der Geschäftsleitung ebenfalls längst klar verteilt. Lothar Rinderspacher ist noch jeden Tag für ein paar Stunden im Büro und pflegt sein großes Netzwerk, darüber hinaus aber zieht er sich mehr und mehr zurück und genießt seine ausgedehnten Radtouren durch die Natur. Sein Lebenswerk, das er einst mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau aus dem Nichts heraus aufgebaut hat, sieht er in besten Händen und fit für die Zukunft.

Tapeten mit Köpfchen Rinderspacher bietet ein umfassendes, extrem kundenorientiertes Leistungsspektrum an, das von Fassadenarbeiten über Sanierungskonzepte bis hin zu innovativen Innenraumgestaltungen reicht. Dr. Mathias Droll hat sich als Experte für Wärmedämmung einen Namen gemacht, seine Frau Lara ist der kreative Kopf der Firma und designt auf Anfrage eigene Tapeten im XXLFormat, die auf hochwertiges Zellulosevlies gedruckt werden und komplett ohne Stoßnaht auskommen. Eine weitere ihrer Stärken sieht die 41-Jährige in der Kundenberatung.

„Ich denke, dass Frauen in der Malerbranche oft den Vorteil haben, dass ihnen mehr Stilgefühl zugetraut wird. Und bei vielen Paaren

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finden die Männer, dass Einrichtung sowieso Frauensache ist. Das kommt mir zugute.“ Gerade das Kreative mache den Beruf so attraktiv, meint Lara Droll und wünscht sich, dass mehr Mädchen sich zutrauen würden, Malerin und Lackiererin zu werden. Sie selbst hat mit Aliyah Killibas eine Auszubildende im Team: „Aliyah ist ein Glücksgriff. Motiviert, engagiert und verlässlich.“ Die 18-Jährige

wiederum kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen: Wie ihre Chefin ist auch sie eine Macherin und liebt es, zu sehen, was ihre Hände geschaffen haben. „Außerdem finde ich toll, dass es in meinem Job nie langweilig wird“, sagt sie. Mit diesem Satz spricht sie Lara Droll aus der Seele. Das Familienunternehmen weiterzuführen, war, wie sie sagt, die beste Entscheidung ihres Lebens –„außer natürlich, meinen Mann zu heiraten und mit ihm unsere beiden wundervollen Söhne Leo und Justus zu bekommen.“ Sie hat ihr großes Glück im kleinen, beschaulichen Bretten-Neibsheim gefunden. Berlin, das war einmal.

03 Schwerpunkt: Frauen im Handwerk
„Das Unternehmen weiterzuführen – die beste Entscheidung meines Lebens!“
Lara Droll, 41, Geschäftsführerin
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Frauen können Handwerk, weil …

Sechs Mitarbeitende des Malerbetriebs Rinderspacher in Bretten-Neibsheim haben uns Rede und Antwort gestanden. Die einhellige Meinung: Bitte mehr Frauen in der Malerbranche – ran an die Rolle!

34 MARKT IMPULSE 2023 N°3 UMFRAGE
Fotos: Mirko Lehnen

Ein Gewinn fürs Betriebsklima

Ich finde, jeder sollte das machen, was seinem Talent entspricht und für das er Leidenschaft mitbringt. Ich habe immer gerne Frauen beschäftigt und weibliche Lehrlinge ausgebildet und das als Gewinn fürs Geschäft und fürs Betriebsklima empfunden. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Kundinnen, vor allem alleinstehende, lieber eine Handwerkerin im Haus haben.

Lothar Rinderspacher, 76 Jahre Geschäftsführer, seit 52 Jahren

Liebt Gravelbike-Touren in der Natur

Wir können alles, was wir wollen!

Die Zeiten, in denen sich die Berufswahl danach richtete, ob man ein Mann oder eine Frau ist, sind ja hoffentlich vorbei. Ich finde, jeder sollte sich verwirklichen und das machen dürfen, wonach ihm der Sinn steht. Ich persönlich bin nicht besonders handwerklich begabt, weswegen ich lieber im Büro arbeite. Aber ich finde die Handwerksbranche dennoch sehr spannend, vor allem, weil man mit den verschiedensten Menschen in Kontakt kommt.

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Spielt beim F C Neibsheim
Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

Sie haben einen

Blick fürs Detail

Es wird endlich mal Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen. Ich denke, es haben mittlerweile genug Frauen bewiesen, dass sie im Handwerk ihren Mann stehen können. Gerade in unserem Gewerbe können sich Frauen sehr gut verwirklichen, denn da ist nicht nur handwerkliches Geschick gefragt, sondern auch Kreativität. Wenn es um gestalterische Details geht, haben Frauen häufig eine große Begabung. Ich sehe gemischte Teams als Bereicherung an.

Liebt kreatives Design, auch bei Tattoos

Mehr Neugier und Wissbegier

Frauen haben ganz genauso das Zeug zum Malerberuf wie Männer, ganz einfach. Ich habe nie verstanden, warum sich Frauen und Handwerk ausschließen sollten. Sicherlich gibt es Arbeiten, die sie von der körperlichen Konstitution her nicht machen können, aber das gleichen sie dafür an anderer Stelle aus. Ich arbeite seit 20 Jahren als Maler und habe immer wieder festgestellt, dass Frauen motivierter, lernbereiter und wissbegieriger waren als viele Kollegen.

Fotografiert für sein Leben gern

Marco Licata, 34 Jahre Geselle, seit sieben Jahren im Betrieb Florian Krieg, 41 Jahre Geselle, seit über 26 Jahren im Betrieb
36 MARKT IMPULSE 2023 N°3

Ihre Lösungen sind clever

Meiner Meinung nach haben Frauen andere Denkmuster als Männer und auch eine andere Herangehensweise an bestimmte Probleme. Wenn es zum Beispiel um Arbeiten geht, die körperlich sehr herausfordernd sind, finden Frauen oftmals äußerst clevere Lösungsansätze, wie sie sich die Aufgabe leichter machen können. Und erreichen so das gleich gute Resultat. Das finde ich immer wieder faszinierend.

Dario Domes, 24 Jahre

Dualer Student, seit drei Jahren im Betrieb

Hat schon die halbe Welt bereist

Mit Frauen ist der Ton nicht so rau

Es ist toll, dass sich viele Frauen nicht mehr davon abschrecken lassen, auch in sogenannten Männerdomänen zu arbeiten – nicht nur hinsichtlich des Fachkräftemangels eine sehr positive Entwicklung. Auch fürs Team sind Kolleginnen wichtig. Männer und Frauen profitieren gegenseitig von ihren Stärken. Und auch der Ton untereinander ist weniger rau, wenn Frauen dabei sind. Ich freue mich über jede Kollegin und fände es super, wenn es noch ein paar mehr gäbe.

Greift gern zur Gartenschere

Maurice Löser, 43 Jahre Geselle, seit einem Jahr im Betrieb
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Schwerpunkt: Frauen im Handwerk

Hiergeblieben!

Unser Land ist voller spannender Geschichten und schöner Orte. Und die ähneln fernen Sehnsuchtszielen manchmal so sehr, dass man zweimal hinschauen muss. Wieso also in die Ferne schweifen? Eine kleine Weltreise – ganz ohne Grenzüberquerung

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HAUPTBAHNHOF LEIPZIG, SACHSEN Fotos: Carmen Altrock, Adobe Stock (Neunerphotography, artepicturas); Shutterstock (Diego De Munari, Sergej Onyshko); Illustrationen: FORMBA

Weltreise mal anders

40 grandiose Landschaften, Sehenswürdigkeiten, Orte und Geschichten in Deutschland – richtig gut gegen Fernweh.

Hiergeblieben!, Ralf Johnen, Renate Nöldeke, Andrea Lammert, Moritz Schumm, Wilhelm Klemm, Gräfe & Unzer, 180 Seiten, 22 €

Glanz und Gleise

In der Grand Central Station des Big Apple bewundern Reisende seit 1913 das an die Decke gemalte Himmelszelt – und vergessen dabei die Zeit. Damit sie ihren Zug dennoch nicht verpassen, sind hier alle Uhren eine Minute vorgestellt. Wer aber den Leipziger Hauptbahnhof besucht, braucht noch mehr Zeit im Gepäck: Dort gibt es doppelt so viel zu sehen, denn der größte Kopfbahnhof Europas, erbaut 1915, besteht aus zwei symmetrischen Teilen, erbaut in prächtigem Jugendstil.

NEW YORK
6.375 KM LEIPZIG
GRAND CENTRAL TERMINAL, NEW YORK CITY, USA
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MONT-SAINT-MICHEL

HECHINGEN

Festung voller Fantasie

Genau wie der Mont-Saint-Michel krönt auch die Burg Hohenzollern bei Hechingen den Gipfel eines Berges. So ähnlich die Bauwerke auf den ersten Blick sind, so verschieden ist ihre Geschichte. Während der Mont-SaintMichel auf über 1.000 Jahre als Kloster und Gefängnis zurückschaut, ist die Burg erst 156 Jahre alt. Dass der Stammsitz des preußischen Königshauses dabei uralt anmutet, war ein politischer Kniff. Die Adligen wollten zeigen, dass auch sie sich einer jahrhundertelangen Tradition rühmen. Dabei haben sie sich architektonisch von ihrer Fantasie beflügeln lassen – die Burg ähnelt mehr einem Märchenschloss als einem wehrhaften Bollwerk. Tipp: Die Burg im Nebel sieht man am besten im Spätsommer in den Morgenstunden.

Das ist kein Vergleich? Aber sicher! Es ist wirklich verblüffend, wie exotisch manche Gegenden in Deutschland anmuten. Am bayerischen Eibsee mit seinem türkisblauen Wasser wähnt man sich in der kanadischen Wildnis. Die bunten Häuschen auf Helgoland könnte man glatt mit denen am Muizenberg Beach bei Kapstadt verwechseln. Ulm schmückt sich mit einer gläsernen Pyramide – genau wie das romantische Paris. Die steinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee ähneln den Luxushütten auf den Malediven und wer sich in die Everglades Floridas sehnt, wird im Spreewald fündig.

772 KM BURG HOHENZOLLERN, SCHWÄBISCHE ALB, BADEN-WÜRTTEMBERG
40 MARKT IMPULSE 2023 N°3
MONT-SAINT-MICHEL, NORMANDIE, FRANKREICH

Pfälzisches Felsenglühen

Fällt das Licht im richtigen Winkel ein, erstrahlen die Felsen in leuchtenden Farben. Dank dieser besonderen Stimmung brachte es der Antelope Canyon bei Page (Arizona) zu weltweitem Ruhm. Einzigartig? Vielleicht. Aber durchaus Vergleichbares befindet sich im Pfälzerwald. Der Altschlossfelsen bei Eppenbrunn beeindruckt mit bis zu 30 Meter hohen Buntsandsteinformationen, die auf ca. 1.500 Meter Länge Türme, Überhänge, Höhlen, Gänge und natürliche Kamine bilden. Vor allem in der Abenddämmerung liefern die Felsen dank der Farbschattierungen in den Gesteinsschichten eine eindrucksvolle Lichtshow.

ALTSCHLOSSFELSEN, PFÄLZERWALD, RHEINLAND-PFALZ

PAGE EPPENBRUNN
8.725 KM
41
ANTELOPE CANYON, ARIZONA, USA

Motivation de luxe

Im Rahmen ihrer School-Tour 2023 begeisterte die Nachwuchsinitiative „Deine Zukunft ist bunt“ an der Lautenbergschule Suhl (Thüringen) mit einem bunten Programm. Ob Graffiti, Rap oder Hip-Hop: 110 Schüler/-innen entdeckten bei den Workshops einen Tag lang ihr kreatives Potenzial. Mit von der Partie: Malerbetriebe aus der Region und Rapper Samy Deluxe mit seinem Verein „SalutDeluxe“

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42 MARKT IMPULSE 2023 N°3 DEINE ZUKUNFT IST BUNT
Fotos: Michael Reichel

01 „Uuund hoch!“

Dieser Schultag endet mit strahlenden Gesichtern und viel Farbe an den Händen

02 Conner Loß, Eric Heinrich und Lana Adam (v. l., alle 11) sind stolz auf ihre selbst gesprayten Kunstwerke

03 Zu jung zum Lackieren? Von wegen!

Malermeister Jan Heinemann freut sich über den motivierten Nachwuchs

School-Tour

2020 rief die Nachwuchsinitiative „Deine Zukunft ist bunt“ im Rahmen des Projekts „Betrieb trifft Schule“ als Gewinn des Projektwettbewerbs den ersten Aktionstag ins Leben. Aufgrund des großen Erfolges folgten 2023 mit der „School-Tour“ zwei weitere Tage, wieder mit dem Rapper Samy Deluxe und seinem Verein „SalutDeluxe e. V.“. Die Idee: Schüler/-innen entdecken bei Workshops ihre Kreativität und bekommen dabei praxisnahe Einblicke ins Maler- und Stuckateurhandwerk. Die Lautenbergschule Suhl ist eine der beiden Gewinnerschulen der Ausschreibung.

brillux.de/school-tour

Flüsternd stehen Eric Heinrich, Lana Adam und Conner Loß zusammen. Die Schüler und die Schülerin warten auf den passenden Moment, um Rapper Samy Deluxe anzusprechen. „Meine Mama feiert den richtig, deshalb wollte ich nach einem Autogramm fragen“, sagt Eric. In den Händen hält der 11-Jährige eine Leinwand, die er stolz in die Kamera reckt. Darauf hat er ein Nike-Logo gesprayt, seine Lieblingsmarke. Das Autogramm soll gleich darunter. Noch hat Samy Deluxe aber keine Hand frei, er sprüht mit einem XVLPGerät seinen Namen auf eine Leinwand im XXL -Format. Der Rapper meistert die Aufgabe souverän, verrät aber grinsend: „Sonst spraye ich nur mit Sprühdosen. Ich wette, wenn ich länger üben könnte, wäre das Ergebnis auch besser.“

02 Jetzt du!
43 Um das Akronym „dzib“ aufzulösen, ist es sinnvoll, dem Logo den Claim „Deine Zukunft ist bunt“ hinzuzufügen Dieser ist kein fester Bestandteil des Logos und somit optional Zusätzlich gibt es eine Logoversion mit Untertitel der das Ziel der dzib-Initiative aufgreift 10 Logo

01 Und cheese! Larissa Totzik, 12, hat Spaß dabei, sich auf dem Schulhof kreativ austoben zu können

02 Die Coaches von „SalutDeluxe“ begeistern die Kids mit Graffitis zum Selbermachen

03 Begehrtes SelfieMotiv: Rapper Samy Deluxe war für die Schüler immer ansprechbar

04 Experten unter sich: Landesinnungsmeister Jürgen Scharff (2.  v. r.) mit Brillux Mitarbeitern

05 Celine Gräbner, Auszubildende bei der HEINEMANN GmbH

Kunst ist Kultur

Samy Deluxe ist mit seinem Verein bereits zum zweiten Mal dabei: 2020 im Rahmen von „Betrieb trifft Schule“, in diesem Jahr mit der „School-Tour“. Die neun Coaches von „SalutDeluxe“ bringen an diesem Tag mit sechs Workshops, darunter Hip-Hop, Graffiti, Streetart und Rap, fast vier Stunden lang ordentlich kreative Energie nach Thüringen. Auf dem Schulhof der Lautenbergschule Suhl beschreibt Graffiti-Coach Esra Gniffke die Idee: „Das Coole ist, dass du den Kids damit ein bisschen Kultur nahebringen kannst. Wichtig ist, dass die Leute sich ausprobieren, der Erfolg kommt schon.“

Die Schüler hängen dem 26-Jährigen aus Hamburg an den Lippen, wollen alles über das Sprayen wissen. „Illegales Malen empfehle ich absolut nicht, aber es gibt legale Orte“, stellt er klar. „Für ein cooles Ergebnis reichen schon drei Farben: zwei im Hintergrund, eine im Vordergrund. Und jetzt geht’s ans Unterschreiben !“

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„Hier muss kein Schüler perfekt sein.“
44 MARKT IMPULSE 2023 N°3
Gabi Lenz, Schulleiterin

Bunt ist besser

An normalen Schultagen lernen die Schüler/-innen zwar weniger über Graffiti, bunt ist der Unterricht in Suhl dennoch. „Mir ist wichtig, diejenigen zu fördern, die in der Schule nicht nur positiv auffallen. Wenn ich ein Talent in jemandem sehe, versuche ich alles, um ihn oder sie künstlerisch voranzutreiben“, sagt Vertrauenslehrerin Nicole Hoffmann. Die Kunst- und Englischlehrerin hat das Schulprojekt „Lernen durch Engagement“ initiiert, durch das sie auf Brillux stieß. „Die Kinder müssen rauskommen und viel mehr entdecken, sonst können sie doch gar nicht wissen, was sie im Leben machen wollen. Also habe ich mit Pflegeheimen, Kitas und Industrieunternehmen Aktionstage veranstaltet. Brillux wurde unser buntester Partner“, sagt sie schmunzelnd. So erfuhr sie auch von dem Video-Wettbewerb der Nachwuchsinitiative, bei dem Schulen sich für den Aktionstag bewerben konnten: „Dann habe ich mir gleich meine Achter geschnappt, und wir haben losgelegt !“

Früh übt sich

Über den Sieg freuen sich aber nicht nur die Schüler/-innen der Thüringer Gemeinschaftsschule. Auch Malerbetriebe aus der Region freuen sich über die Möglichkeit, auf den Nachwuchs zugehen zu können. „So ein Tag ist perfekt, um Interesse zu wecken“, sagt Celine Gräbner. Die 22-Jährige macht eine Ausbildung zur Malerin und Lackiererin bei der HEINEMANN GmbH –Fachbetrieb der Malerinnung. Mit ihrer Hilfe lackieren die Kinder Platten mit dem „Deine Zukunft ist bunt“-Logo. Auch Malermeister und Geschäftsführer Jan Heinemann ist begeistert: „Die Mädels dort machen schon ihre dritte Platte. Hier sehen die Kinder, dass der Malerberuf mehr ist, als Wände weiß zu streichen.“ Inzwischen hat

Eric Samy Deluxe erwischt und grinst stolz, weil er nicht nur das Autogramm, sondern sogar noch ein Kompliment für sein Kunstwerk bekommen hat. „Das hänge ich mir zu Hause in mein Zimmer !“

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„Ich möchte unkonventionelle Wege gehen.“
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Nicole Hoffmann, Lehrerin

Wer digital lernt, hat’s leichter

1923 gründete sein Großvater die Gerhard Mohr Malerwerkstätten – am 6. Dezember feiert Christian Mohr mit dem Familienbetrieb 100-jähriges

Betriebsjubiläum. Währenddessen ist beim Thema Ausbildung viel passiert. Seine Auszubildenden profitieren von der Brillux Lernwelt und simpleclub –für den Chef zahlt sich das aus

Und wie finden Ihre Auszubildenden das?

Diejenigen, die das aktiv nutzen, finden es auch gut. Wie die meisten Jugendlichen. Ich habe selbst drei Töchter, zwei davon noch in der Schule, die regelmäßig digitale Angebote nutzen. Für die gehört das einfach zum Alltag. Auch einige unserer Auszubildenden schauen sich eine Menge der Lernvideos an. Und das sogar freiwillig. Das sind tendenziell übrigens auch diejenigen, die einen guten Abschluss machen. Viele im Team sind längst routiniert. Eine Auszubildende hatte schon studiert; eine gab ihr Wissen gern an die Neuen weiter und eine verkürzt jetzt, auch, weil das Lernen ihr digital leichter fällt.

Digitales Lernen – Neuland für Sie?

Keinesfalls. Es geht kaum mehr ohne ! Wir wissen die Möglichkeiten, auch in der Brillux Lernwelt, zu schätzen. All unsere Auszubildenden werden dort angemeldet und nutzen simpleclub. Das umfangreiche Fachwissen, z. B. in Form von Tutorials, vermittelt Theorie anschaulicher als jedes Lehrbuch – und macht dem Nachwuchs auch mehr Spaß. Meine Schwester Angelika Mohr, Malerin und Farbdesignerin, unterrichtet unsere Auszubildenden in Theoriefachkunde. Um die Inhalte der Berufsschule didaktisch aufzubereiten, nutzt sie gezielt die Brillux Lernwelt.

Studien zeigen, dass sich Jugendliche mit digitalem Lernen gut motivieren lassen –Auszubildende, bitte eintauchen!

„Ich bin mir sicher, dass alles, was animiert ist, junge Leute total motiviert.“
Christian Mohr, Geschäftsführer
46 MARKT IMPULSE 2023 N°3 Porträt: PicturePeople Bochum * Studie:  Monitor Digitale
Stiftung BRILLUX AKADEMIE
Bildung, Bertelsmann

TalentForum 2024:

Startschuss für das Azubi-TalentForum 2024: Vom 16.10. bis zum 16.12. können Sie Ihre besten Auszubildenden online anmelden. brillux.de/azubi-talentforum

Also alles Vorzeigeschüler/-innen … Na klar! Aber im Ernst, einige benötigen natürlich mehr Unterstützung, z. B. wenn Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Das ist für uns aber kein Ausschlusskriterium. Schließlich leiden auch wir unter dem Fachkräftemangel. Digitale Ausbildungsinhalte locken Bewerberinnen und Bewerber. Die sind das Lernen via Smartphone und Tablet aus der Schule gewöhnt und kennen die Jungs von simpleclub längst aus dem Matheoder Biologieunterricht. Schon allein deswegen lohnt sich für uns die Brillux Lernwelt.

Und doch zeigt eine aktuelle Studie*, dass 30 Prozent der Ausbilder/-innen dem digitalen Lernen kaum Bedeutung beimessen. Ich weiß ja nicht, wie andere Betriebe das handhaben. Aber ich bin mir sicher, dass alles, was animiert ist, junge Leute total motiviert. Zurzeit erarbeiten wir einen Fahrplan für eine noch intensivere digitale Begleitung gleich in den ersten Ausbildungswochen. Die jungen Leute sollen sich von Anfang an die Sachen auch zu Hause anschauen und anhören. Dann sind sie gut gewappnet. Außerdem erkennen wir so bereits in der Probezeit, ob die Kandidaten und Kandidatinnen eigenständig lernen können – und wo sie Unterstützung benötigen. Damit verhindern wir auch, dass, im schlimmsten Falle, kurz vor der Prüfung Panik aufkommt.

Gemeinsam mit simpleclub digitalisiert Brillux die Ausbildung im Malerhandwerk

Mit Spaß lernen

simpleclub und Brillux Lernwelt

Über die Brillux Lernwelt finden Sie alle Lernvideos für das Malerhandwerk. Wenn Ihr Betrieb Ausbildungspartner von Brillux ist, erhalten Ihre Auszubildenden einen kostenlosen Zugang zur simpleclub-Lernapp mit über 3.000 Lernvideos sowie speziell für das Malerhandwerk produzierten Lerninhalten. Die Auszubildenden können hier für sie relevante Online-Kurse auswählen, um sich anhand dieser intensiv über die unterschiedlichen Technikkategorien zu informieren. Zum Beispiel über Innen- und Fassadenfarben, Lacke und Lasuren, Werkzeuge und Maschinen sowie W D V S. Die Themen werden kreativ erklärt und mit Spaß rübergebracht: „Erklärt wird, wie man es einem Kumpel erklären würde“, so lautet die Devise von simpleclub.

brillux.de/simpleclub

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Jetzt anmelden!

Fachwissen für Führungskräfte Vorbild Elon Musk? Oma kann’s besser!

Sie haben viel zu selten Zeit, Fachliteratur zu wälzen? Kein Problem! Wir bündeln für Sie Expertenwissen. In diesem Heft verrät der schwäbische Geschäftsmann Tobias Epple, welche traditionellen Werte ihm seine Großeltern, erfolgreiche Unternehmer wie er, mitgegeben haben

FLEISS, AB E R B ITTE M I T SYSTEM!

Nichts geht über ein persönliches Gespräch.

N ETWORK I NG D ER A LTEN S CHULE

Ohne ein gutes Netzwerk geht nichts. Das war früher schon so und ist heute nicht anders. Ja, mit Instagram, TikTok & Co. kann man schnell in Kontakt zu vielen Menschen kommen. Eine echte Vernetzung, die einen unternehmerisch weiterbringt, ist das aber meistens nicht. Dafür braucht es immer eine persönliche Verbindung und den unmittelbaren Austausch. Bleiben Sie mit Leuten in Kontakt, die Lust haben, etwas zu bewegen und zu gestalten, denn darauf zielt Vernetzung ab: jemanden zu kennen, der etwas bietet, was Sie selbst brauchen.

Die neuen Führungskräfte wirken oft höchst produktiv, weil sie ständig beschäftigt sind und von einer Sache zur nächsten huschen. Doch wer viel tut, setzt nicht immer auch viel um, sondern ackert oft ins Leere. Das kann sich ein erfolgreicher Unternehmer nicht leisten. Regel Nr. 1: einen Fokus – vor allem für Fleißaufgaben, die sein müssen, aber keinen Spaß machen. Definieren Sie die fünf Tätigkeiten, die Sie da, wo sie jetzt stehen, am meisten weiterbringen, und setzen Sie sich dafür Termine. Dann Tür zu und Handy aus !

Disziplin ! Was du heute kannst besorgen …

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Kompakt & Konkret
Porträt: Horst Dömötör; Illustrationen: FORMBA
48 MARKT IMPULSE 2023 N°3 BUCHTIPP

E INER F Ü R A LLE, A LLE F Ü R E INEN

Die Kunst des Miteinanders ist auch oder gerade im digitalen Zeitalter wichtiger denn je, um Mitarbeiter bei der Stange zu halten und Kunden langfristig an sich zu binden. Elon Musk kann das nicht, Genie hin oder her. Er ist ein Einzelgänger, der vor allem öffentlichkeitswirksame Alleingänge liebt. Nachhaltiger Erfolg geht anders: Teamwork, Augenhöhe, Verlässlichkeit – das sind die Zauberworte für vertrauensvolles Miteinander. Nur so kann ein Unternehmen auf Dauer bestehen.

Holen Sie Ihr Team immer mit an Bord !

Ohne Vertrauen gibt es keine loyale Kundschaft.

E HRLICH W Ä H RT A M L Ä N GSTEN

Supermanager Musk weiß sich zu inszenieren und gilt deshalb als charismatisch. Er ist aber auch sprunghaft und unberechenbar. Ein Mann, ein Wort ? Von wegen ! Oder würden Sie ihm Ihren Betrieb anvertrauen ? Nur wer authentisch, ehrlich und klar ist, der gewinnt Vertrauen. Untermauern Sie Ihre Überzeugungen und Werte durch Taten. So zeigen Sie, dass Sie ein verlässlicher Geschäftspartner sind. Sagen Sie nicht nur, was Sie bieten können, sondern auch, was nicht. Aufrichtigkeit bedeutet, die eigene Leistung nicht zu übertreiben oder schönzureden. So weiß der Kunde, woran er bei Ihnen ist.

Wie funktioniert

Wachstum ?

Stein auf Stein !

J ETZT B LOSS

N

ICHT S KALIER E N!

Schnell mal mit enormen Mitteln eine neue Lagerhalle aus dem Boden stampfen und glauben, dass der Erfolg damit von ganz alleine kommt: Dieses mittlerweile verbreitete Superlativ-Prinzip – viel bewegt viel – nennt sich Skalierung. Doch so funktioniert das meistens nicht. Sie sollten besser keinen neuen Stein setzen, wenn der Stein darunter noch wackelt. Bauen Sie Ihren Betrieb lieber kontinuierlich und langsam auf. Diese Art Wachstum ist deutlich sicherer, langlebiger und nachhaltiger – und dabei ohne zu großes Risiko.

Das Buch zur Seite

Höher, schneller, weiter: Manager à la Elon Musk setzen auf Wachstum ohne Kompromisse. Der Ratgeber zeigt dagegen, dass das klassisch ausgerichtete Unternehmertum gerade im digitalen Zeitalter langfristig erfolgreicher ist.

Was Elon Musk von meiner Oma lernen kann –10 Tugenden, die schon immer zum Erfolg führten. Tobias Epple, metropolitan Verlag, 200 Seiten, 29,95 €

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Einer für alles

Vom Angestellten zum eigenen Chef: Matthias Kloz wagte den Sprung in die Solo-Selbstständigkeit und führt seinen Malerbetrieb im

schwäbischen
und
Engagement
01 Das individuelle Design fällt auf: Bei der Autofarbe entschied sich Matthias Kloz gegen klassisches Maler-Weiß 02 Kurze Wege erleichtern die Arbeit: Das Lager des Malermeisters befindet sich in der Garage neben seinem Haus 50 MARKT IMPULSE 2023 N°3 Fotos: Quirin Leppert REPORTAGE
Mühlacker mit viel Erfahrung, guten Ideen
großem
zum Erfolg

Matthias Kloz gewinnt Kunden und Aufträge im schwäbischen Mühlacker buchstäblich im Vorbeigehen – manchmal sogar beim Einkaufen im Supermarkt. Wenn er durch seinen Heimatort spaziert, stoppt er an vielen Ecken für einen kurzen Plausch. Der 39-Jährige ist bekannt, beliebt und bestens vernetzt. Deshalb brauchte er auch fast keine Werbung, um seinen Betrieb bekannt zu machen, den er seit 2020 als Solo-Selbstständiger führt. Matthias Kloz ist Malermeister, Kundenberater, Lagerist und Bürokraft in Personalunion –unterstützt von seiner Frau Sabine, die sich auf 520-Euro-Basis um die Buchhaltung kümmert. Dass er die restliche Arbeit im Alleingang erledigt, sieht er mit Humor. „Auf diese Weise bin ich sicher, dass alles genauso läuft, wie ich es mir vorstelle“, erklärt er gut gelaunt. „Ich kann meine Kunden

Nach 14 Jahren als Angestellter hat sich Matthias Kloz 2020 in Mühlacker bei Pforzheim selbstständig gemacht. In seinem top organisierten Einmannbetrieb bietet der Malermeister die ganze Bandbreite an Leistungen an – von Tapezier- und Lackierarbeiten über dekorative Oberflächengestaltung, Bodenbeläge und Trockenbau bis zu Altbau- und Fassadensanierung. Da die Auftragslage sehr gut ist, denkt er nun über eine Betriebsvergrößerung nach.

malereikloz.de

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„Die Planung meines eigenen Betriebs hat riesengroßen Spaß gemacht.“

ausführlich beraten und bei der Umsetzung auf Top-Qualität achten.“ Jeder Pinselstrich ist Chefsache – ein echter Glücksfall für die Kunden.

Mit Erfahrung zum Erfolg

Matthias Kloz ist ein vielseitiger Profi, der sein Handwerk liebt. Nach zwanzig Jahren in einem großen Malerbetrieb in Pforzheim, wo er auch seinen Meister machte, und vier Jahren bei einer kleineren Firma in Mühlacker ist er heute fachlich hervorragend aufgestellt, kann von der umsichtigen Auftragsplanung bis zu exklusiven Spachtelarbeiten seinen Kundinnen und Kunden alles bieten. „Irgendwann hab ich mir gedacht, ich setze meine Kenntnisse lieber für mich selbst ein, werde mein eigener Chef und mache in meinem Betrieb alles noch ein bisschen besser.“ Klüger planen, umweltschonend arbeiten und vor allem aus jedem Gebäude

01 Abfahrt zum Kunden: Viele Materialien bestellt sich der Malermeister von Brillux direkt zur Baustelle

02 Hier wird schon mal hoch gestapelt: In einer Ecke der Garage lagert Matthias Kloz seine Produkte

03 Zufriedene

Gesichter: Bei Wilhelm Bauers Haus hat Matthias Kloz die Fassade und das Treppenhaus verschönert

04 Von der Beratung bis zum Pinselauswaschen: Matthias Kloz ist für jeden Handgriff selbst zuständig

und jeder Wohnung das Beste herausholen. Wie bei seinem Kunden Wilhelm Bauer in Mühlacker: „Das Haus hat einen markanten Treppenturm, viele Ecken und Vorsprünge. Da hatte ich die Idee, sie durch eine leicht andere Farbschattierung hervorzuheben.“ Das Resultat: eine interessante Fassade und ein glücklicher Auftraggeber.

Engagierter Aufbruch

Genauso hat sich Matthias Kloz seine Arbeit bei der Betriebsgründung vor drei Jahren gewünscht. Er stellte einen Businessplan auf und bekam von der Arbeitsagentur einen Gründungszuschuss bewilligt. „Die

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52 MARKT IMPULSE 2023 N°3

Entwicklungsphase hat wahnsinnig Spaß gemacht. Ich habe mich richtig reingestürzt und mit einem Freund zusammen auch das Logo und die Homepage selbst entworfen.“

Eine große Hilfe war ihm dabei das Brillux Existenzgründer-Paket. „Ich hatte immer einen Berater zur Seite, mit dem ich meine Ideen besprechen konnte und der die Umsetzung fachkundig begleitet hat.“ Mit dem Ergebnis ist Kloz hochzufrieden: „Anstatt eines weißen Lieferwagens, wie ihn die meisten Maler fahren, entschied ich mich für ein schwarzes Modell, das mehr auffällt. Das Logo aus meinen Initialen und einem Pinsel gefällt mir besonders gut. Ich freue mich jeden Tag darüber.“

Senkrechtstart in der Pandemie

Ganz ohne Herzklopfen ging die Existenzgründung dann aber doch nicht über die Bühne. Der Startschuss für die junge Firma fiel mitten in der Coronapandemie. „Da war mir schon etwas mulmig, aber zum Glück lief es finanziell gut an“, erinnert sich Kloz. Gleich der erste Auftrag war lukrativ: Er

lackierte mehrere Lokomotiven für eine Eisenbahn-Servicegesellschaft. „Danach wusste ich, ich schaffe das. Ich werde genug verdienen.“ Die Investitionen hielten sich, trotz eines Kredits für den Lieferwagen, in Grenzen.

Sein Büro hat er in Form seines Smartphones und seines iPads stets bei sich. Neue Termine diktiert er direkt in den Kalender. Der Rest seiner Firmenzentrale – Computer und Schreibtisch – steht derzeit noch im Wohnzimmer. Als Lager dient eine Garage, was fürs Erste prima funktioniert.

Strategien für Solisten

Die Herausforderungen der Solo-Selbstständigkeit hat er mit vielen klugen Strategien gut im Griff, auch mithilfe von Brillux. Besonders häufig nutzt er den Service „Just-in-time“, mit dem er sich die benötigten Materialien direkt zur Baustelle liefern lassen kann. „Ich bestelle morgens telefonisch, was ich tagsüber brauche. Das ist superpraktisch, wenn man wie ich wenig Platz für die Lagerung hat.“ Eines seiner

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„Wenn ein Projekt zu groß wird, hole ich mir Unterstützung von Malerkollegen.“
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wichtigsten Arbeitstools ist die Software WinWorker, mit der er ein mobiles Aufmaß machen kann. „Meine Messergebnisse werden vom Laser über Bluetooth auf mein iPad übertragen. Am Bildschirm entsteht dann ein 3-D-Modell des Raumes, das ich leicht bearbeiten kann. Das spart mir pro Woche mindestens zehn Stunden.“ Auch weil WinWorker virtuell mit Brillux verbunden ist und Brillux unter anderem mit vorgefertigten Leistungstexten die Kalkulation erleichtert. Falls die Arbeit auf der Baustelle zu viel wird, holt sich Kloz Unterstützung und fragt andere Malermeister aus seinem Netzwerk, ob sie ein paar Tage mithelfen könnten. Ein Modell, das auf Gegenseitigkeit beruht.

Sein Ziel: wachsen!

Für die Zukunft plant Matthias Kloz, seinen Betrieb zu vergrößern. Die Auftragslage ist so gut, dass er bald ausbilden möchte. Nach und nach sollen weitere fünf Angestellte dazukommen. Spätestens dann hofft er, dass seine Arbeitstage etwas kürzer werden und er noch mehr Zeit für seine kleine Familie hat. Anfang vergangenen Jahres ist er zum zweiten Mal Vater geworden. In der Zwischenzeit ist er froh, dass er sich seine Arbeit zumindest selbst einteilen kann:

01 Nachbesprechung: Kunde Wilhelm Bauer findet, Matthias Kloz hat „das Optimale aus seiner Fassade herausgeholt“

02 Zwölf-Stunden-Tage sind keine Ausnahme: Nach einem BaustellenEinsatz erledigt Kloz oft noch Büroarbeiten

03 Der Computer als Helfershelfer: Raffinierte Programme erleichtern dem Selbstständigen die Arbeit, etwa beim Aufmaß

„Manchmal fange ich etwas später an, damit wir gemeinsam frühstücken können, oder ich komme zum Mittagessen nach Hause und wir kochen zusammen. Die Zeit hänge ich dann abends dran.“ Die Wochenenden hält er sich frei für Familienausflüge, die manchmal ganz in der Nähe stattfinden –gleich hinter dem Haus des Malermeisters liegt die Enz, ein romantischer, kleiner Fluss. Und da kann es durchaus passieren, dass ihm mal wieder ein Auftrag im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg läuft.

EXISTENZGRÜNDER -PAKET

Brillux entwickelt für Sie ein individuelles und professionelles Corporate Design inklusive Geschäftsausstattung und Layoutentwurf für eine Fahrzeugbeschriftung sowie eine aussagekräftige Website. Die Basisausstattung kostet 850 Euro. Ein weiterer Vorteil: Die Rechnung wird erst zwölf Monate nach Lieferung fällig.

KONTAKT existenzgruenderpaket@brillux.de brillux.de/existenzgruender

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„Ich arbeite gerne alleine. Da weiß ich, dass alles klappt.“
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Traumhaus dank Fachkompetenz

Um das Interesse von Privatkunden für Wohnkonzepte zu steigern – und gleichzeitig die Werbetrommel für das gesamte Malerhandwerk zu rühren –, wendet sich die Ansprache von Brillux Zuhause direkt an Endverbraucher/-innen. Die Botschaft ist klar: Für anspruchsvolle Objekte lohnt es sich, einen Profi wie Sie zu beauftragen

Tauschen statt suchen

„Bei Bekannten von uns standen viele kostspielige Sanierungsmaßnahmen an, wir waren auf der Suche nach etwas Größerem und scheuten uns nicht davor. Mehr zum Scherz habe ich damals gesagt: ‚Dann können wir ja tauschen !‘“, beschreibt Nadine, Architektin aus Hamburg, die Idee, aus der Ernst wurde. Die Bausubstanz ihres neuen Hauses, eine Kaffeemühle aus den 1930er-Jahren, war zwar gut, die Neugestaltung trotzdem ein Mammutprojekt. Dass sie für die Umgestaltung ihres Traumhauses einen Malerbetrieb vor Ort mit ins Boot holen würde, stand von Anfang an fest.

malerblock.de

Ein moderner Altbau

Gemeinsam mit Malermeister Fiete Damms entwickelte die Hausherrin ein Gestaltungskonzept, das den historischen Altbau trotz Modernisierung erkennen lässt: „Er meinte, dass das alles zusammen einen optischen ,Wumms‘ für den Eingangsbereich ergeben sollte, und damit hat er Recht behalten. Gerade Zierleisten und Sauberlauf haben diese Optik noch mal perfektioniert.“ Die Architektin ist sorgfältige Planung gewöhnt, aber die Sanierung der Treppe in ihrem eigenen Haus stellte auch sie vor eine Herausforderung. Die Lösung des Fachmanns: Im ersten Arbeitsgang wurde nur jede zweite Stufe, im nächsten dann der Rest lackiert. „Es war anspruchsvoll, weil das Haus sehr belebt war. Darauf mussten wir Rücksicht nehmen“, zieht der Malermeister Bilanz.

BRILLUX ZUHAUSE
Fokus Sanierung
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Foto: iShutterstock (cyimage) 56 MARKT IMPULSE 2023 N°3
brillux.de/zuhause

„Haben Sie Brillux?“

Wenden sich Kundinnen und Kunden mit dieser Frage an Sie, hat sich die Ansprache von Brillux Zuhause bereits in Ihrer Region herumgesprochen.

• Das steckt dahinter: Für lukrative Aufträge bedarf es einer Kombination von Kompetenz, hochwertigen Materialien und einer breit gefächerten Kommunikation. Brillux nimmt jetzt den Markt der Privatkundschaft mithilfe von Broschüren, Werbung auf Plakaten, LKW und Social Media verstärkt in den Fokus. Damit wird gleichzeitig das gesamte Malerhandwerk unterstützt.

• So funktioniert’s: Die Endverbraucher/-innen, also Ihre potenziellen Kunden, werden direkt angesprochen – und so an Fachbetriebe wie den Ihren verwiesen. Durch Brillux Zuhause finden Kundschaft und Profis nun noch besser zusammen. Fragen Sie Ihren Brillux Ansprechpartner!

Starke Bildmotive im öffentlichen Raum und eine informative Broschüre (kl. Foto) wecken Interesse für Wohnkonzepte, die nur von Profis umgesetzt werden können – mit Ihnen und mit Brillux als Partner

01 Nadine steckte bei der Planung ihres neuen Zuhauses viel Liebe ins Detail 02 Der dunkle Handlauf greift die Farbe der Stufen auf, das Geländer das Weiß der Wände 03 Die Eigentümerin und der Malermeister erarbeiteten die Neugestaltung gemeinsam 02 „Herr Damms war ein ausgesprochen guter Sparringspartner.“ Nadine, Eigentümerin 03
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Macht’s einfach!

Mit Qju geht Dämmen deutlich schneller und sauberer: Bei dem WDV -System werden Dämmplatten mit Klebeschaum verklebt, Fassaden durch die einzigartige Befestigungsart schnell ins Lot gestellt. Kein Anmischen mehr, geringe Rüstzeiten und weniger Reinigungsaufwand bringen bis zu 30 Prozent Zeitersparnis im  Vergleich zu herkömmlichen Dämmmethoden.

Leicht zu verarbeiten

Wolfgang Schulte, Inhaber des Malerbetriebs „1A Malerteam

Schulte GmbH & Co.“ aus Bersenbrück, über die Vorteile von Qju

Was hat Sie am Anfang am meisten von Qju überzeugt?

Die unheimlich leichte Verarbeitung, das Nut-und-Feder-System, die Schaumvariante. Nicht mit Pulverkleber zu arbeiten, sondern mit einem Schaum die Platten zu applizieren, das ist natürlich eine wahnsinnige Arbeitserleichterung.

Ist Qju eher etwas für große oder für kleine Betriebe?

Sowohl als auch. Wer damit gearbeitet hat, wird feststellen, dass es das perfekte System für den Verarbeiter ist.

Malermeisterin Simone Burczyk hat das patentierte WD V -System auf der Basis von Hartschaum überzeugt: „Einmal Qju, immer Qju. So einfach ist das für mich“

brillux.de/qju

Wie haben Ihre Mitarbeiter/-innen auf Qju reagiert?

In der Führungsrunde habe ich allen das System vorgestellt. Der Technische Berater von Brillux nahm an dem Tag teil. Anfangs waren unsere Mitarbeiter/-innen etwas skeptisch bei der ganzen Thematik, ein neues Produkt zu probieren, eventuell neue Wege zu gehen. Doch durch die Einfachheit der Ausführung ist das hervorragend bei uns angekommen.

Und was sagen sie heute?

Sie sind nach wie vor glücklich mit allen Komponenten des Systems, zum Beispiel auch der passenden Armierungsmasse. Damit hat der Maler immer die richtige Schichtstärke und dementsprechend kann gar nichts mehr schiefgehen.

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Wärmepumpe? Erst dämmen!

Pumpe drin, alles gut ? Nicht ganz: Nur wer sein Gebäude vor dem Einbau optimal dämmt, kann die Heizanlage auch effizient betreiben. Das beginnt schon bei der Anschaffung: Sinkt durch die Maßnahmen der Energiebedarf, kann eine kleinere Pumpe mit geringerem Strombedarf ausreichen. Gut zu wissen: Schon eine einzelne Dämmung bei Dach, Dachboden, Fassade oder Kellerdecke wird mit mindestens 15 Prozent staatlich gefördert. Hier können Sie sich mit der richtigen Beratung Aufträge sichern. Über unseren Werbemittelshop stellen wir Ihnen dazu gerne einen Flyer für Ihre Kunden zur Verfügung.

brillux.de/waermepumpe

Das neue Vita-Sortiment

Zu 100 Prozent konservierungsmittelfrei – das ist das neue Vita-Sortiment, erkennbar am überarbeiteten Etikettendesign und am grauen Rezyklatgebinde. Es enthält neben fünf Innendispersionen, die nun in allen Niederlassungen tönbar sind, auch Tiefgrund, Gewebekleber und Spachtelmasse. Alle Produkte enthalten zudem CO 2 - reduziertes Bindemittel durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Und das Wichtigste: Bei der Qualität gibt es keine Kompromisse.

brillux.de/vita

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Der Hahn im Dorf

Hier floss schon vor über 270 Jahren das Bier in Strömen: „Onkel Otto am Dom“ in Ankum ist uriger Dorfgasthof und stylische Eventlocation in einem. Nach seiner aufwendigen Kernsanierung ist das denkmalgeschützte Gebäude wieder ein Glanzstück der niedersächsischen Gemeinde

Jürgen Apke, Malerbetrieb Apke

Der von Alfons Apke 1957 gegründete Zweimannbetrieb wurde von Sohn Jürgen Apke, 59, und dessen Bruder Stefan, 55, zur heutigen Größe (ca. 30 Mitarbeiter) aufgebaut. Junior Matthias Apke, 34, soll den Fortbestand des Familienunternehmens in der dritten Generation sichern.

apke-maler.de

Wenn es in Ankum heißt „Auf zu Onkel Otto !“, ist allen klar, was es gleich geben wird: lecker Hähnchen, frisch vom Feuer der Hähnchenrotisserie am Dom. Mit dem Namen wollte Eigentümer Georg Dobelmann, der das denkmalgeschützte Gebäude 2016 kaufte, seinem Onkel und Taufpaten ein Denkmal setzen. Für den gebürtigen Ankumer und den von ihm beauftragten Malerbetrieb Apke aus BergeGrafeld war von Anfang an klar, dass hier eine Grundsanierung nötig war. Fest stand aber auch: Der urig-rustikale Charme der alten Schankwirtschaft sollte nicht verloren gehen. Das ehemalige „Hotel Schmidt“ weckt bei vielen Einwohner/-innen der kleinen niedersächsischen Gemeinde

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Foto Porträt: Roland Borgmann
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schließlich viele Erinnerungen an rauschende Ballnächte, gesellige Vereinssitzungen und fröhliche Familienfeiern. Kurz: Es ist für alle ein Stück Heimat, und das sollte es auch bleiben.

Heimat, ganz neu gedacht „Hopfen. Hähnchen. Heimat“ verspricht ein Schild über der Theke. Die Hähnchenbraterei lockt mit dem besten Geflügel aus der

Region und 40 verschiedenen Biersorten –die historische Kneipenkultur wird bei „Onkel Otto“ hochgehalten. Doch Heimatverbundenheit heißt noch lange nicht, dass alles bleiben muss, wie es war: Bereits beim Betreten des Restaurants flackert den Gästen eine imposante zehn Quadratmeter große Feuerwand entgegen, an der das Geflügel am offenen Feuer zubereitet wird. Spektakulär ist hier alles: Draußen begrüßt ein zwei Meter großer Hahn auf einem Sockel die Besucher/-innen, drinnen gibt es an eigens für die Location angefertigen Tischen, den sogenannten BierOttos, kühle Blonde zum Selberzapfen.

Raumwunder vom Feinsten

Dass „Onkel Otto“ zu einer beeindruckenden Eventlocation werden konnte – das

01 Die Inneneinrichtung von „Onkel Otto“ besticht mit einem spannenden Mix aus alten und neuen Stilen

02 Schmiedeeiserne Metallbeschläge an den Buffettheken erinnern an die alte Handwerkskunst

„Das alte Hotel wurde innen komplett entkernt.“
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Martin Lemper, Verkaufsberater

Restaurant mit seinen 107 Plätzen ist nur ein Teil des Gesamtkunstwerks –, erforderte allerdings einiges an handwerklichem Geschick. „Das Gebäude wurde innen komplett entkernt. Das war ein Umbau im Bestand, bei dem viel zurückgebaut wurde“, erinnert sich der Verkaufsberater Martin Lemper. Die Idee dahinter: ein variables Raumkonzept, das unterschiedlichste Veranstaltungen von der kleinen Feier bis zum aufwendigen Bankett ermöglicht. Herzstück ist der neu gestaltete und mit modernster Technik ausgestattete Eventsaal mit Platz für bis zu 250 Personen. Bei der Rundumsanierung konnte der Bauherr mit dem Malerbetrieb Apke auf einen bewährten Fachbetrieb zurückgreifen: Die Brüder Jürgen und Stefan Apke unterstützten ihn bereits beim Umbau des Ankumer

See+Sporthotels mit ihrer Expertise.

01 Übergroße hängende Schiebetüren öffnen oder begrenzen die Räume – je nach Nutzung

02 Der Eventsaal ist mit modernster Technik ausgestattet und kann auf Wunsch farbig beleuchtet werden

03 Viel Holz in der Hütt‘n: Das Restaurant bietet 107 Sitzplätze

04 Die Betonspachtelmasse Creativ Sentimento 78 zaubert ein rustikales und zugleich modernes Ambiente 02

„Wenn wir zusammenarbeiten, vertraut er mir nicht nur als Auftragnehmer, sondern auch als ,Oberaufseher‘ und Mitdenker“, sagt Jürgen Apke. Als Bauherrenvertreter sorgte er auch bei anderen Gewerken für die Einhaltung der gewünschten Standards. Auch Sohn Matthias Apke denkt gerne an das herausfordernde Projekt zurück: „Dass es ein Altbau ist, macht das Objekt so interessant. Drinnen war viel altes Gebälk, von dem der Großteil weggerissen wurde.“

Alt und modern an der Wand Auch die Zusammenarbeit mit dem Architekten sei inspirierend gewesen. „Wir haben die Techniken gemeinsam mit Thomas Korb ausgearbeitet. Er hat die Muster mitgebracht, wir haben gemeinsam überlegt, wie wir seine Ideen umsetzen können. Im Brillux Produktportfolio haben

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„Dass es ein Altbau ist, macht das Objekt so interessant.“
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Matthias Apke, Malermeister

wir dann nach den passenden Produkten geschaut“, erzählt er. Mit der Entscheidung für die mineralische Betonspachtelmasse Creativ Sentimento 78 als zentrales Produkt der Umgestaltung sowie Sensocryl 267 für diverse dunkle Farbtöne ist es den Brüdern gelungen, die gewünschte Mischung aus Tradition und Moderne auch an die Wände der Immobilie zu bringen. Und das trotz erschwerter Bedingungen in der Bauphase. Stefan Apke erinnert sich: „Der ganze Umbau fand während der Corona-Pandemie statt und wurde durch die Regeln natürlich sehr erschwert. Georg Dobelmann wollte aber nicht aufgeben und hat an seinen Zielen festgehalten. Wir haben die Sanierung dann dank unserer langjährigen Erfahrung auch erfolgreich und pünktlich gemeistert.“

Beteiligte und Services

Bauherr: Georg Dobelmann, Expo-Börse GmbH, Ankum

Ausführender Betrieb:

Malerbetrieb Apke, Berge-Grafeld

Verkaufsberater:

Martin Lemper, Brillux Osnabrück

Architekt: Thomas Korb, Büro Korb GmbH, Hamburg

Materialien: Creativ Sentimento 78, Sensocryl 267, Superlux 3000

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„Wir haben die Techniken gemeinsam ausgearbeitet.“
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Stefan Apke, Malermeister

INSTA-STECKBRIEF

Désirée Wunderlin, 41, Malermeisterin

Mein Lieblingspost

Das ist das Foto von unserem Fahrzeug vor der gelben Hausfassade (Mitte). An diesen Auftrag denke ich gerne zurück, weil die Farbgebung uns sehr gefällt und es sich um ein schönes Arbeitsumfeld handelte: Es war Sommer, schön warm, und die Kundin hat uns während der Arbeit mit Essen und Getränken verwöhnt.

Posts pro Woche

Wir veröffentlichen zweimal im Monat Beiträge – meistens von fertigen Projekten. Storys posten wir hingegen alle zwei bis drei Tage, dann direkt von der Baustelle.

Darum lohnt sich das für mich

Für mich ist Instagram eine tolle Inspiration. Ich schaue mir an, was die anderen Betriebe machen und knüpfe nebenbei Kontakte.

Besonderes Erlebnis

Instagram brachte mir eine tolle Kundin, die unendlich dankbar für unsere Arbeit ist. Sie selbst ist gar nicht auf Instagram aktiv, ihre Enkelin zeigte ihr unseren Account und brachte uns so zusammen.

Malerfachbetrieb Wunderlin, Münster, Nordrhein-Westfalen wunderlin-maler.de

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24 Follower 64 MARKT IMPULSE 2023 N°3 NEUES AUS DER ONLINE WELT

Stand 08/23, aktiv seit 01/22

Fotos: Instagram @wunderlin_malerfachbetrieb; Porträt:
Fakurian)
@WUNDERLIN_ MALERFACH BETRIEB
Marc Schormann, Unsplash (Milad
Beiträge

TIPPS FÜR REICH WEITE

Wenn ihre Auftraggeber/ -innen mit ihrer Arbeit zufrieden sind, verweist Désirée Wunderlin sie auf ihren Instagram-Account. Und auch wenn sie sich über jede Reaktion freut –persönliche Kommentare sind ihr am liebsten. Besonders dann, wenn sie so kreativ formuliert sind wie die Reaktion auf eine Star-Wars-Tapete: „Gut tapezieren du kannst, junger Jedi !“ Solche Kommentare sind nicht nur eine tolle Bestätigung, sie bringen der Malermeisterin auch mehr Reichweite.

4,9 % Um

… erhöhen Kommentare und Interaktionen die Reichweite auf Instagram.

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Und Sie?

Sind Sie mit Ihrem Betrieb auch auf Instagram aktiv? Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Social-Media-Präsenz vorstellen! Sprechen Sie Ihre Verkaufsberaterin oder Ihren Verkaufsberater an oder melden Sie sich direkt: marketingunterstuetzung@brillux.de

02 WENIGER

IST OFT MEHR

Das A und O ist die Reichweite, die Sie selbst beeinflussen können. Instagrams Algorithmus steuert, was die Nutzer/-innen zu sehen bekommen. Beiträge mit vielen Reaktionen stuft er als besonders interessant ein. Das bedeutet für Sie: Je fleißiger Ihre Leser/-innen kommentieren und liken, desto mehr bekommen Ihren Beitrag gezeigt. Tipp: Mit kreativen Bildbeschreibungen oder Fragen motivieren Sie Ihre Follower dazu, selbst einen Satz zu schreiben. Wie wäre es z. B. mit einem kreativen Zitat passend zur Fototapete ?

REAKTIONEN LOHNEN SICH 03 SELBST AKTIV WERDEN

Sie sollten sich zweimal in der Woche mindestens 15 Minuten Zeit nehmen, um selbst zu interagieren. Besuchen Sie neue Accounts, lassen Sie einen Kommentar oder wenigstens ein Like da. Sie können z. B. einen anderen Betrieb nach der Technik fragen, mit dem ein Wandprojekt umgesetzt wurde, oder auf dem Account einer potenziellen Kundin ein Kompliment für die geschmackvolle Einrichtung hinterlassen. Wichtig: Andere Nutzer/-innen mögen es nicht, wenn Sie ihnen nach kurzer Zeit wieder entfolgen.

Bitte keine Follower kaufen ! Sie folgen Ihnen dann zwar, ignorieren Sie ansonsten aber. Das bedeutet: Ihr Account sieht damit zwar nach „mehr“ aus, aber ohne Interaktionen gewinnen Sie keine echte Reichweite. Eine inaktive Community wirkt sich sogar eher negativ aus: Denn wenn niemand auf Ihre Beiträge reagiert, geht Instagram davon aus, dass die Inhalte nicht relevant sind und „empfiehlt“ sie nicht weiter. Bitten Sie stattdessen lieber Familie und Bekannte um etwas Unterstützung beim Aufbau Ihres Accounts.

04 IMMER MAL NACHFRAGEN

Ob offline oder online: Kundenempfehlungen zählen immer noch zu den besten Marketingtools. Bitten Sie zufriedene Kundinnen und Kunden, Ihnen einen kurzen Kommentar zu hinterlassen. Wenn Sie ein Bild von einem besonders gelungenen Auftrag posten, inspiriert das andere, Ihnen für Ihre Arbeit ein Kompliment zu machen. Eine tolle Werbung für Sie ! Tipp: Reagieren Sie darauf. Es zeigt Ihr Interesse, hält den Austausch lebendig und inspiriert wiederum andere, zu interagieren. Ein freundliches Dankeschön reicht schon aus.

Quelle: Hootsuite 65

Impressum

Herausgeber

Brillux GmbH & Co. KG Weseler Straße 401 48163 Münster

Tel. +49 251 7188-759

Fax +49 251 7188-53395 brillux.de

Kontaktadresse

Brillux Marketingservice brillux.de/service marketingunterstuetzung@ brillux.de

Redaktion und Gestaltung

formba – Editorial und Design, Billrothstraße 77, 22767 Hamburg, formba.de

Autoren: Wiebe Bökemeier, Barbara Stummer, Fabian Grimm, Kristina Völker, Gaby Ullmann, Jutta Vey

Erscheinungsweise

4x jährlich, ISSN 1610-6822 Nachdrucke, auch auszugsweise, oder andere Formen der Vervielfältigung bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung von Brillux.

Diese Dose zog Kreise

Der österreichische Graffiti-Künstler Hannes Puchner alias ZORES entdeckte das zylinderförmige Objekt zufällig bei einem Hafenspaziergang im österreichischen Linz – und verwandelte es kurzerhand in eine XXL -Spraydose mit Kult-Charakter, die berühmte KrylonLacksprühdose. Bereits Anfang der 1960er-Jahre verwendeten Künstler die Dose mit dem charakteristischen Design für die allerersten Graffitis. ZORES , der hauptberuflich als Artdirector arbeitet, wollte mit seiner ungewöhnlichen Idee an diese Pionierzeiten erinnern.

Instagram @mural_harbor

66 ANBLICK MARKT IMPULSE 2023 N°3

DER GUTE HANDWERKER HAT DIE WASSERWAAGE IM AUGE.

Thema in der nächsten Ausgabe: ERROR! Fehler machen erlaubt
Wortwitz für die Baustelle
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