colore 26 – Korallenrot

Page 1

Farbbetrachtungen Projektionsflächen, Materialechtheit und Oberflächenauthentizität –wie die sinnliche Wahrnehmung von Oberflächen das Raumgefühl beeinflusst

Feuerwehrbauten Funktionsbauten mit Charakter: Feuerwachen aus Luxemburg, Südtirol und Belgien

Farbenspiel mit Licht und Schatten Ein ausdrucksstarkes Büro bietet dem Licht als Gestaltungsmittel eine optimale Projektionsfläche

colore

FARBRÄUME

OKT 2022

colore

FARBRÄUME

Brillux Scala 24.24.24

„Die Wirkung dieser Farbe ist so einzig wie ihre Natur. Sie gibt einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde, als von Huld und Anmuth. Jenes leistet sie in ihrem dunklen verdichteten, dieses in ihrem hellen verdünnten Zustande.“

Rot hat seit jeher eine besondere Anziehungskraft auf den Menschen. Nach Goethe enthält Rot – speziell Purpur – in sich auch alle anderen Farben. Die Farbe wird mit Leidenschaft, Liebe und Energie, aber auch mit Gefahr und Zorn verbunden.

Also eine Farbe mit breitem Spektrum an Emotionalität, die auf der anderen Seite aber auch viel Platz und Raum braucht, um sich und ihren Charakter entfalten zu können.

Das Büroprojekt Shibori von tHE gRID Architects in Indien zeigt genau dies. Mit einem ausdrucksstarken Rotton an Außen- und Innenwänden sowie einem spektakulären Lichtspiel entsteht in der Gesamtheit ein wirkungsvoller Auftritt mit belebender Kraft.

Vom Meer bis in die Wälder, vom Erdboden bis in die Lüfte – mit weiteren spannenden Architekturprojekten und Mehrwertthemen zeigen wir in dieser Ausgabe die Vielfalt der Ursprungsfarbe – ihr Vorkommen sowie ihre faszinierenden Einsatzmöglichkeiten.

Dabei spielen auch Materialität und Form stets eine entscheidende Rolle. Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit sind hierbei die Leitsätze unserer Projekte. Als facettenreicher, lebender Organismus wird die Koralle in diesem Zusammenhang zum Ausgangspunkt und Namensgeber.

Auch unsere Referenzen fokussieren den Einsatz nachhaltiger Materialien und naturnaher Farbgebungen, um für die Nutzerinnen und Nutzer ein Höchstmaß an Wohlbefinden zu erzeugen.

Den Bestand neu zu interpretieren, ihm buchstäblich eine neue Farbe zu verleihen oder einfach mal die Perspektive zu ändern – das alles lässt völlig neue, bemerkenswerte Möglichkeiten entstehen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen und beim Eintauchen in einen komplexen, eindrucksvollen Mikrokosmos.

Ihr colore Team

EDITORIAL
5

Ein Farbenspiel mit Licht und Schatten

Ein ausdrucksstarkes Büro bietet dem Licht als Gestaltungsmittel eine optimale Projektionsfläche

Ein Meer an Korallen

Eine Vielfalt, die sich in facettenreichen Formen und komplexen Strukturen zeigt Mehr als ein gesunder Mittelweg 600 Hektar schaffen mehr Bewusstsein für die Natur – ein eindrucksvoller Waldund Sportpark „I was born“

Wie inspirierend ein Perspektivwechsel sein kann, zeigt ein bemerkenswerter Kunstraum in Japan

Waste or vase

Ganzheitliche Ressourcennutzung: Jedes Material hat ein Gegenstück

Aufgestöbert

Ein Kunstwerk, das buchstäblich zum Briefeschreiben animiert

korallenrot

Brillux Scala-Farbtonfamilie 24

INHALT
08 16 24 38 58 74 75 6

ALS FARBE

FOKUS

Farbbetrachtung und Farbräume

Projektionsflächen, Materialechtheit und Oberflächenauthentizität –wie die sinnliche Wahrnehmung von Oberflächen das Raumgefühl beeinflusst Eva Filter

Feuerwehrbauten Funktionsbauten mit Charakter: Feuerwachen aus Luxemburg, Südtirol und Belgien

Willkommen bei AMRAI Amrai Suites, Schruns

Farbenlehre Gotthard-Müller-Schule, Filderstadt

Kulturelle Akzente Appartement, Danzig

Grau in Grau –aber keinesfalls farblos! Universität, Erfurt

Charakterstarke Strukturen Cityloft, Haarlem

Neuer Blick auf Raumnutzungen Digitales Architektenforum in Rotterdam

Weiterbilden –weiterdenken Die Brillux Akademie

Dialog in Farbe Architektenfragen an das Beraterteam von Brillux

MEHR
28 44 18 34 40 54 62 66 68 70
7

Ein Farbenspiel mit Licht und Schatten

KORALLENROT
8

Die Farbe Rot steht in Indien sowohl für die Liebe und alles Schöne, wird aber zugleich auch konträr mit Angst assoziiert. Eine Gegensätzlichkeit, die alle Strukturen und Naturgesetze bestimmt – das eine kann nicht ohne das andere existieren.

Diese Philosophie greift auch das indische Architekturbüro tHE gRID Architects in seinen Projekten auf. So auch in den Büroräumen eines Immobilienmaklers in der indischen Stadt Gandhinagar. Diese überzeugen vor allem mit einem faszinierenden Spiel aus Licht und Schatten.

9

Eine natürliche Dynamik

Das Fest der Farben ist in Indien eines der ältesten Feste. Basierend auf Traditionen ist die Bedeutung des „Holi“-Festes dabei sehr vielschichtig. Was alle einzelnen Auffassun gen jedoch verbindet, ist eine ausgelasse ne Freude über das Leben mit einer großen Farbvielfalt und intensiven Emotionen. Ein Grundgedanke, der nach Meinung des Ar chitekten-Duos Snehal und Bhadri Suthar auch durch eine gute Architektur übertra gen werden sollte. So spricht Snehal Suthar von „einer emotionalen Reise, die er zusam

men mit den Kunden unternimmt“, wenn er von überzeugendem Design spricht, das für ihn einem gemeinschaftlichen und in terdisziplinären Prozess entspringt. Gerade dieser Ansatz zeigt sich auch in dem Büro projekt Shibori von tHE gRID Architects in der Hauptstadt des indischen Bundesstaa tes Gujarat. So basiert das architektonische Konzept hier auf dem biophilen Design und damit auf der engen emotionalen Verbun denheit zwischen dem Menschen und ande ren lebenden Organismen. Auf diese Weise

sollen innerhalb der Architektur die Gesund heit und das Wohlergehen der Nutzer/-in nen gefördert werden. „Unsere Vision von der Zukunft der Büroräume wird in diesem Projekt verkörpert, in dem die Lebensquali tät und der natürliche Komfort der Nutzer im Vordergrund stehen und nicht nur die Tech nologie fokussiert wird“, so Bhadri Suthar. „Unsere Gebäude erschaffen auf diese Weise einen direkten Einfluss auf das psychologi sche, biologische und soziologische Wohlbe finden.“

10

„ Die Geschichte, die sich entfaltet, ist eine Geschichte der Liebe zwischen dem Sonnenlicht und der perforierten Fassade und den Schwingungen, die sie im Raum erzeugen.“

Verbindende Räume

Wie die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Architektur prägt auch die Verbindung der Räume untereinander das übersicht liche, klare Raumkonzept. Der L-förmige Gebäudekomplex aus 175 m2 zoniert sich in drei kleinere Besprechungskuben mit dazu gehörigen Sanitärbereichen auf der langen Schmalseite und einem größeren Bespre chungsraum auf der kurzen Gebäudeseite. Auf der Ecke, und damit beide Gebäude flügel verbindend, befindet sich die Emp fangszone. Alle Bereiche werden durch klei ne, bepflanzte Lichthöfe sowie über einen rückseitigen, lang gestreckten Gang mitei nander verbunden. Durch dessen Orientie rung hin zum geschützten und nordöstlich gelegenen Innenhof haben die Architek ten diese Fassadenseite komplett verglast. Dies führt zu einer großen Offenheit sowie zu einer indirekten Beleuchtung aller Räum lichkeiten mit Tageslicht und einer warmen, schmeichelnden Lichtsituation während des Sonnenuntergangs. Darüber hinaus wird auf diese Weise das Ineinanderfließen von Innenund Außenraum unterstrichen. Gleichzeitig findet die Natur mitsamt ihren Vorzügen, wie die Verbesserung der Luftqualität, einen Weg in den Innenraum.

BHADRI SUTHAR
11

Der Grundriss und die Ansichten zeigen die Verbindung aus geradlinigem Raumkonzept und vielfältiger Fassadengestaltung.

12

Das Runde im Eckigen

Für die Verschattung der vorderen Fassade und zum Schutz vor den landestypischen extremen Temperaturen innerhalb des Tagesverlaufs haben sich tHE gRID Architects von der 1.000 Jahre alten japanischen Färbetechnik Shibori inspirie ren lassen. Diese prägt neben der Fassadengestaltung das gesamte architektonische Konzept. Während bei Textilien Muster – häufig kreisförmige – durch Faltungen und das Abbinden mit Schnüren vor dem Färben entstehen, haben die Architekten den Eindruck eines perforierten Gewebes auf den durchgefärbten Beton übertragen. Die einzelnen Ele mente der Brise soleil – hier als feststehender Sonnenschutz – folgen dabei einer strategischen Abstufung. Die größe ren Kreisausschnitte befinden sich unten, um einen leicht gefilterten Lichteinfall zu generieren, während die kleine ren Öffnungen im oberen Bereich das Sonnenlicht auf kon trollierte und reduzierte Weise ins Innere führen. Über die Fassade hinaus wurden auch im Inneren die kreisförmigen Elemente aufgegriffen und integriert, um spannende Durch blicke und ein harmonisches Ganzes zu generieren. In An lehnung an das Vorbild aus der Färbetechnik sind die Kreise tatsächlich allgegenwärtig und eine „perforierte Grundlage“, um das Sonnenlicht willkommen zu heißen und im Laufe des Tages in allen Räumen kunstvolle Muster hervorzubringen. Durch diese starke Charakteristik wurde Shibori auch zum Namensgeber des Projekts.

„Licht als Aneignung des Raums. Licht als belebende Kraft. Licht als Medium des Wohlbefindens. Licht als Gestaltungsmittel.“
BHADRI SUTHAR
13

Die architektonische Hülle wurde nicht für sich selbst entworfen, sondern als aussagekräftige Leinwand, die es uns ermöglicht, das Kernkonzept zu artikulieren.“

14

Schlicht und doch so prachtvoll

Die Kubatur aus Beton erhält durch den um einen halben Meter angehobenen So ckel einen schwebenden Effekt. Neben der Perforation bricht dies die Massivität des Materials auf und verleiht der Architek tur eine gewisse Art von Leichtigkeit. Die leuchtend terrakottarote Betonhülle erlangt mithilfe der Sonneneinstrahlung hingegen eine noch intensivere Farbkraft. Durch die Brechung des Lichts an den massiven Be tonelementen entsteht eine konträre, feine Auffächerung der Sonnenstrahlen: ein Spiel von Gegensätzlichkeit, das im Inneren eine spektakuläre Schattenmalerei hervorbringt. Diese erhält dort eine weitere Untermalung durch kunstvolle, schwarz-weiß gemusterte Keramikfliesen. Als Bodenbelag mit orna mentaler Anmutung sind sie damit jedoch das einzige zusätzliche Gestaltungselement. Denn um dem faszinierenden Licht- und Schattenspiel genügend Raum zu geben und die Büroräume nicht überladen wirken zu lassen, hat das Architekturbüro die Innen räume darüber hinaus schlicht und funk tional gehalten. Holz, Metall und Glas sind dabei die vorherrschenden Materialien, die sich auch in den dezenten und geradlinigen Möbeln wiederfinden. Der ausdrucksstarke Terrakotta-Farbton ziert, wie bereits an der Außenhülle, auch die Innenwände. Seine Intensität auf den Wandflächen, mit einer über vier Meter hohen Raumhöhe, bietet dem Licht als Gestaltungsmittel eine opti male Projektionsfläche für einen wirkungs vollen Auftritt. Auf diese Weise entsteht aus reduzierten Elementen eine außergewöhn lich vielschichtige Kreation. „Die Reinheit der Struktur im Zusammenspiel mit dem Sonnenlicht unterstreicht das Ethos unserer Designphilosophie“, so Bhadri Suthar.

OBJEKT | STANDORT

Shibori Office, Gandhinagar, Indien ARCHITEKT

tHE gRID Architects, Ahmedabad, Indien

FOTOGRAFIE

Vinay Panjwani, Ahmedabad, Indien

15

Ein Meer an Korallen

Lange Zeit war man sich nicht einig, ob Korallen den Pflanzen oder Tieren zuzuordnen sind. Als Organismus waren sie daher besonders für Na turwissenschaftler/-innen von Interesse. Das hat sich bis heute nicht gewandelt, wenngleich Ko rallen seit dem 18. Jahrhundert als Tiere dekla riert werden. Sie gehören zur großen Familie der Nesseltiere (Cnidaria), leben allein oder in Kolo nien. Man unterscheidet zwischen Weichkorallen, die kein Skelett besitzen, und Hartkorallen wie die berühmte rote Koralle, aus deren Skelett auch Schmuck hergestellt wird.

Klein, aber so bedeutsam Gegenwärtig sind die sogenannten Polypen, die als Kolonien ein Skelett ausbilden, besonders bedeut sam, weil sie in der Form von Korallenriffen wich tige Ökosysteme für den Planeten darstellen. Sie beherbergen 30 % der marinen Artenvielfalt und bieten mehr als 4.000 Fischarten sowie Tausenden von Algen und anderen Tieren eine Heimat. Sie fil tern Nährstoffe aus dem Meer, schützen Küsten vor Tsunamis und ermöglichen Millionen Menschen den Fischfang. Darüber hinaus stellen sie als Tou ristenattraktion eine wichtige Einnahmequelle für viele Länder dar. Umso erstaunlicher, dass Koral lenriffe nur knapp 0,2 % der Ozeanfläche bedecken.

Klein, aber so bedeutsam Gegenwärtig sind die sogenannten Polypen, die als Kolonien ein Skelett ausbilden, besonders bedeut sam, weil sie in der Form von Korallenriffen wich tige Ökosysteme für den Planeten darstellen. Sie beherbergen 30 % der marinen Artenvielfalt und bieten mehr als 4.000 Fischarten sowie Tausenden von Algen und anderen Tieren eine Heimat. Sie fil tern Nährstoffe aus dem Meer, schützen Küsten vor Tsunamis und ermöglichen Millionen Menschen den Fischfang. Darüber hinaus stellen sie als Tou ristenattraktion eine wichtige Einnahmequelle für viele Länder dar. Umso erstaunlicher, dass Koral lenriffe nur knapp 0,2 % der Ozeanfläche bedecken.

Viele Zeichen stehen auf Rot Der Anstieg der Wassertemperatur aufgrund des Klimawandels sowie die Zunahme von Schadstof fen in den Meeren begünstigen jedoch Krankheiten wie die Korallenbleiche. Auch andere Eingriffe des Menschen, wie die Einschleppung des eigentlich im Pazifik heimischen Rotfeuerfisches in die Karibik, führen zu einem großflächigen Absterben von Ko rallenriffen.

Viele Zeichen stehen auf Rot

Weiß wie Kalk Hartkorallen scheiden Kalk aus und faszinieren mit facettenreichen Formen. Auch in der Architek tur dienen sie als Vorbilder. Für korallenähnliche Strukturen sind insbesondere Werke des berühm ten Baumeisters Antoni Gaudí, wie seine Sagrada Família und das Casa Batlló, bekannt.

Der Anstieg der Wassertemperatur aufgrund des Klimawandels sowie die Zunahme von Schadstof fen in den Meeren begünstigen jedoch Krankheiten wie die Korallenbleiche. Auch andere Eingriffe des Menschen, wie die Einschleppung des eigentlich im Pazifik heimischen Rotfeuerfisches in die Karibik, führen zu einem großflächigen Absterben von Ko rallenriffen.

Komplexe Strukturen

Weiß wie Kalk

Hartkorallen scheiden Kalk aus und faszinieren mit facettenreichen Formen. Auch in der Architek tur dienen sie als Vorbilder. Für korallenähnliche Strukturen sind insbesondere Werke des berühm ten Baumeisters Antoni Gaudí, wie seine Sagrada Família und das Casa Batlló, bekannt. Auch in der heutigen Zeit finden sich organische Formen die ser Art. So lässt sich Architekt Marc Fornes in sei nen Arbeiten ebenfalls von Korallen inspirieren: sei es als Treppenskulptur, als parametrischer Pavillon oder als Installation, wie die „Non-Lin/Lin“ in ei ner Zisterzienserabtei aus dem 17. Jahrhundert.

Komplexe Strukturen

Auch in der heutigen Zeit finden sich organische Formen dieser Art. So lassen sich viele Archi tekt/-innen von Korallen inspirieren und integrie ren dies anschließend in parametrisch konstruier te Strukturen. 3D-Druckverfahren und innovative Technologien vereinfachen dabei die Umsetzun gen in die Realität zunehmend. Viele Arbeiten des Architekten Marc Fornes sind ebenfalls von sol chen Strukturen geprägt. Sei es als Treppenskulp tur, als parametrischer Pavillon oder als begeh bare Installation. Durch diese Art der Komplexität haben Besucher/-innen den Eindruck, immer neue Strukturen zu entdecken und erhalten dabei ein Raumerlebnis, das die Grenzen von Form, Struktur und Umgebung ausreizt – faszinierend auch au ßerhalb der Unterwasserwelt.

Diese vier Meter hohe Struktur in der Grootseminarie in Brügge – bestehend aus 570 Komponenten in glänzend weißem Aluminium – kann sogar betre ten werden, wobei Öffnungen das Licht filtern und ins Innere leiten. Durch die Komplexität hat der Be sucher/-innen den Eindruck, immer neue Strukturen zu entdecken. Die verschlungenen Formen werden über eine durchgehende Oberfläche vereint und ver mitteln das Gefühl, durch eine korallenartige Struk tur zu schweben. Wie viele seiner Kunstwerke bietet es den Besucher/-innen ein Raumerlebnis, das die Grenzen von Form, Struktur und Umgebung ausreizt – faszinierend auch außerhalb der Unterwasserwelt.

KORALLENROT
FOTOS links: Betty/ adobestockimages rechts: NAARO
KORALLEN | KORALLENBANK | KORALLENBEERE KORALLENBLEICHE | KORALLENFISCH KORALLENSCHUTZ | KORALLENSCHWAMM KORALLENSKELETT | RIFFKORALLE FEUERKORALLE …
16
17

Willkommen bei AMRAI

MEHR ALS FARBE
„Das Ornament stärkt den individuellen und identitätsstiftenden Charakter des Hauses, ohne die gängigen alpen ländischen Klischees zu bedienen.“
18

Gast zu sein sollte heißen, sich eingeladen und willkommen zu fühlen. Die persönliche Beziehung zwischen Gastgeber/-in und Gast steht dabei im Fokus. In größeren Hotelketten kommt diese Mentalität leider häufig zu kurz. Im traditionsgeprägten Montafon im öster reichischen Vorarlberg haben die Architekten von Alpstein nun jedoch ein Hotel geschaffen, das auf ganz bezaubernde Art und Weise den Charakter der Montafoner Bergwelt mit dem Charme einer familiären Almhütte und einem exklusiven Wellnessresort kombiniert.

19

Hoher Anspruch an Persönlichkeit

AMRAI – dies ist für die AMRAI Suites nicht bloß ein Name. AMRAI verkörpert als fiktive Person das gesamte Hotelkonzept. Sie ist Inspirationsquelle und Gastgeberin in einem. Als traditionelles, aber fesches Mädel empfängt sie im übertragenen Sinn liebevoll ihre Gäste und bringt ihnen ihre Heimat näher, sodass sie eine unvergessliche, entspannte Zeit haben. Es soll ein Gefühl von Gebor genheit und Behaglichkeit entstehen – von Heimat und Zuhause. Nicht ganz einfach für die Architekten Lukas Schädler und Florian Häusler von Alpstein, denn unter Zu hause und Ankommen versteht in der Regel jeder Mensch etwas anderes. „Unser Anspruch war es, ein Hotel zu einer Persönlichkeit zu formen – authentisch, einzigartig, ein echter Charakter eben“, so Architekt Florian Häusler. „Nur mit einer ganzheitlichen Betrachtung und wenn alle Ma terialien selbstverständlich miteinander harmonieren und aufeinander abgestimmt sind, kann ein solches authen tisches Ergebnis erzielt werden.“ Diese Harmonie ist dem Architektenduo großartig gelungen – spürbar, aber un aufdringlich. Da sie bei diesem Projekt alle Leistungspha sen sowie darüber hinaus das Storytelling samt Marketing umsetzen konnten, ist eine einheitliche und einzigartige Formensprache entstanden. Sie spiegelt sich in allen Be reichen bis zum Produktdesign liebevoller Accessoires wie Stickereien und Trachtenschuhe wider.

Das Montafon in puristischer Architektur

Natürliche, unbehandelte Materialien definieren das ge samte Hotel, das sich stimmig in die umliegende Berg landschaft integriert. Heimische Hölzer sind dabei vor herrschend. Gerade in den einzelnen Zimmern, die je nach Kategorie mit privater Sauna, Kamin und Whirlpool ausgestattet sind, spüren die Gäste auf unbehandel ten Lärchen- und Eschenholzböden sowie durch massiv gestaltete helle Einbaumöbel buchstäblich von Kopf bis Fuß Natürlichkeit. Großzügige Fensterflächen schaffen dabei lichtdurchflutete Räume, die in Kombination mit schwarzen Polstermöbeln sowie hochwertigen Armaturen und Leuchten aus Kupfer Geradlinigkeit und Exklusivität vermitteln. Im Stólla, dem angrenzenden Wellnessbe reich, tritt das Kupfer mit seinem schimmernden Rot ton in Kombination mit imposanten Steinelementen auf. Nicht nur der Name des Spa-Bereiches, sondern auch die Materialkombination selbst sind dabei eine Hommage an den Montafoner Bergbau.

20

Tradition: Schafe und Ornamente

AMRAI liebt als gedachtes „Montafoner Mädel“ ihre tra ditionelle Tracht und ihre Montafoner Schafe. Deshalb spielen diese eine zentrale Rolle innerhalb des Gestal tungskonzepts der Suites. So werden die Trachten in der Region in der Regel mit Blumenranken bestickt, die je nach Familie unterschiedlich gestaltet sind und von Ge neration zu Generation weitergegeben werden. Im Falle von AMRAI handelt es sich dabei um ein Ornament aus Edelweiß, das von den Architekten vielfältig interpretiert wurde. Neben feinen rankenverzierten Polstermöbeln prägt das abstrahierte Blumenornament hölzerne Wände und Trennelemente aus Glas und Stein im Inneren sowie die CNC-gefräste Holzfassade im Äußeren. „In der Mon tafoner Baukultur finden sich an verschiedensten Stellen Ornamente und Schnitzereien. Dies haben wir versucht zeitgemäß zu interpretieren“, so Florian Häusler. „Für die Verarbeitung haben wir in Musterreihen verschiedens te Techniken angewendet, um die für uns passendsten Bearbeitungsmethoden herauszufinden.“ Neben dem traditionellen Handwerk stellt die Integration des Mon tafoner Steinschafes, das vor 30 Jahren noch drohte aus zusterben, hier ebenfalls einen weiteren roten Faden dar.

„Eine Story über alle Bereiche des Hauses hinweg derart konsequent gestalten zu können ist außergewöhnlich.“
FLORIAN HÄUSLER
21

Zum einen wurde dafür die glänzende Mischwolle aus feiner Unterwolle und gröberer Deckwolle in unterschiedlichen Farbtönen versponnen und in Form von Schafwollteppi chen, gepolsterten Wandaccessoires, Tischuntersetzern und Sitzauflagen eingesetzt. Zum anderen runden hu morvolle Namen die konsequent durchdachte Hotelkom position ab. „Schafgemache“ sowie Unterschlupf für „Un schuldslämmer“ und „Schwarze Schafe“ sind beispielsweise die Bezeichnungen der Zimmer, die von ihren Kategorien von reduzierten Ausstattungen auf knapp 30 m 2 bis zu Deluxe- und Family-Suiten mit 140 m 2 variieren. Darü ber hinaus haben „Wilde Widder“ und „Scharfe Schafe“ die Möglichkeit, an der Bar zusammenzukommen.

Gastfreundschaft, die überzeugt

Den Architekten von Alpstein ist mit den AMRAI Suites ein besonderes Refugium gelungen, das den Gast durch und durch in AMRAIs Welt eintauchen lässt und Auszei ten auf höchstem Niveau ermöglicht. Elemente wie ein Frontcooking-Bereich und ein Trinkbrunnen werden da bei zu kleinen Events mit hochalpinem Gebirgs-Charme, während in drei Stobas – den Restaurants – klassische Gerichte von AMRAIs Oma für die Gäste neu interpretiert werden. Wer sich nach einem Aufenthalt in diesem raffi niert durchdachten Hotelkonzept nicht als willkommener Gast bei AMRAI gefühlt hat, dem müsste man eigentlich die Hammelbeine langziehen.

22

OBJEKT | STANDORT

Amrai Suites, Schruns, Österreich

BAUHERR | NUTZER

Alpstein Chesa Schirun Bau GmbH, Schruns, Österreich

ARCHITEKT

Alpstein Architekten, Immenstadt

TECHNISCHER BERATER Johannes Keller, Brillux Kempten

AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB Malerwerkstätten Fischer, Sonthofen

BRILLUX PRODUKTE Superlux ELF 3000 Creativ Viviato 72 Creativ Tenero 84 Sensocryl ELF 268 2K-Aqua Mattlack 2390

BRILLUX SCALA-FARBTON 72.06.30 (RAL 7016)

Weitere Farben nach individuellem Kundenrezept

„Gerade beim Einsatz von natürlichen und unbehandelten Materialien ist uns ein stimmiges Farbkonzept sehr wichtig. Dadurch wird die notwendige Wärme und Behaglichkeit unterstrichen.“
FLORIAN HÄUSLER
23

Mehr als ein gesunder Mittelweg

„Shinrin Yoku“ kommt zwar aus dem Japanischen, doch die gebräuchliche Übersetzung „in die Atmosphäre eines Waldes eintauchen“ trifft auch auf dieses Projekt in Shenzhen, der südöstlichen Metropole Chinas, zu. Gemeinsam haben hier drei interdisziplinäre Büros, bestehend aus Architekten, Designern und Landschaftsarchitekten mit Sitz in Amsterdam, Rotterdam und Shenzhen, einen Wald- und Sportpark konzipiert. Auf über 600 ha soll dieser das Bewusstsein für die Natur und ihren positiven Einfluss auf die Gesundheit des Menschen – im Speziellen in sehr städtisch geprägten Strukturen – stärken.

KORALLENROT
LCC 24
25

Für Körper und Sinne

Beim eigentlichen ‚Waldbaden‘ geht es weniger um ein Ziel als vielmehr um den Weg selbst – die bewusste Wahrneh mung der natürlichen Umgebung. Diesen Aspekt haben die drei Büros LOLA Landscape Architects, TALLER Architects und Land+Civilization Compositions (L+CC) verinnerlicht, als sie gemeinsam an dem internationalen Wettbewerb teilgenommen und ihn auch erfolgreich für sich entschie den haben. Durch den außergewöhnlich großen Umfang wird der „Forest Sports Park“ dabei in mehreren Phasen re alisiert. Im Mittelpunkt steht hier eine vier Kilometer lange rote Brücke inklusive Aussichtsplattformen mit Restaurants und Sanitäranlagen. Damit ist diese nicht nur innerhalb des gesamten Projekts der buchstäbliche rote Faden, sondern verbindet auch alle einzelnen Bereiche miteinander: den imposanten Eingangsbereich, einen großräumig und viel seitig gestalteten Bereich um den Biyan-Stausee und das beachtliche Waldgebiet, das sich von Westen nach Osten erstreckt. Neben dem Naturerlebnis soll den Besuchern da bei die Möglichkeit gegeben werden, ganz unterschiedli che Sportarten auszuprobieren und zu praktizieren – von diversen Ballsportarten über Klettern, Fahrradfahren und Reiten bis hin zu traditionellen landestypischen Disziplinen wie Tai-Chi, Qigong, Meditation und Kung Fu.

Mit Farbe überzeugend und kontrastreich

Aufgrund der Ausrichtung der chinesischen Metropole auf Innovation und Fortschritt sollen während der zweiten Bauphase zusätzlich – neben Sport-Multifeldern und einer Baumschule – zwei Forschungs- und Entwicklungszen tren für Sport und Botanik in den Park integriert werden. Doch allein die ersten realisierten Elemente bieten bereits zum jetzigen Zeitpunkt großes Potenzial. Die Brücke und ihre anmutigen Pavillons als Eingang sowie Aussichts- und Knotenpunkte vermitteln eindrucksvoll das Konzept der Weiterentwicklung von biologischer Vielfalt und aktiver Freizeitgestaltung. Zwar nicht ganz so monumental wie die landestypische Chinesische Mauer, aber ähnlich markant, besticht hier insbesondere die rote Stahlkonstruktion der fulminanten Brücke mit Stärke und Leichtigkeit zugleich. Während die begehbare Fläche massiv ausgebildet wurde,

überzeugt das Geländer mit einer luftigen, vertikalen La mellenstruktur. Sein intensives Rot harmoniert wirkungs voll mit dem breiten Spektrum an unterschiedlichen Grün tönen. Die angrenzende Natur kommt auf diese Weise kontrastreich und somit hervorragend zur Geltung. Das Spiel aus Gegensätzlichkeiten zeigt sich über die Farbe hi naus auch in der Wahl an geschwungenen und geradlinigen Formen, weichen und harten Materialien, offenen und ge schlossenen Elementen sowie in abwechslungsreichen Be reichen für gemeinschaftliche Zusammentreffen und Räu men für reflektierende Alleingänge – eine Verbindung von Stadt und Natur, exklusiv und doch alltäglich.

Außergewöhnlich und visionär

Um für die Gestaltung eines so ausgedehnten Landschafts programms so wenig wie möglich in die natürliche Umge bung eingreifen zu müssen, wurden alle architektonischen Elemente modular vorgefertigt und vor Ort installiert. Die Wahl dieser Art der Aufständerung generiert nicht nur eindrucksvolle Aussichten für das Publikum, sondern mi nimiert auch die notwendigen Flächen eines direkten Bo denkontakts. Zudem erzeugt die Konstruktion dadurch wertvolle Schattenflächen für Flora, Fauna und die Besu cher. Ein ganzheitlich überzeugendes Konzept, das bereits beim „World Architecture Festival China 2020“ mit dem Preis für das beste Landschaftsdesign ausgezeichnet wur de. So ist es wenig überraschend, dass drei Tage nach der Eröffnung des ersten Realisierungsabschnitts der Park be reits über 200.000 Besuchende verzeichnen konnte. Da die Architekturbüros den Weg barrierefrei konzipiert haben, ist es dabei allen Menschen uneingeschränkt möglich, die ge samte Strecke vom Stadtgebiet Guangming bis in den Wald zu erkunden. Die zweite Bauphase befindet sich aktuell in der Realisierung und wird zweifelsfrei verstärken, dass der „Rote Weg“ oder „Red Bridge Park“, wie er auch genannt wird, zu einem beliebten und bekannten Wahrzeichen über die Grenzen von Shenzhen hinaus wird.

26
27

Prof. Eva Filter, ehemals Dozentin an der Detmolder Schule für Innenarchitektur, widmet sich innerhalb der Rubrik „Farbbetrachtungen“ dieses Mal Projektionsflächen, der Authentizität von Oberflächen und der Materialechtheit. Dabei spielen Sinnestäuschungen und die sinnliche Wahrnehmung von Oberflächen, welche wiederum Oberflächentiefen und Raumtiefen beeinflussen, eine entscheidende Rolle.

Die Tiefe der Oberfläche, die Haut der Dinge Material und Raumgefühl

Geschmack, Kultur und Zivilisation

Wir bezeichnen Räume als schön oder hässlich, bequem oder steif, behaglich oder nüchtern. Dies sind alles Relati vismen, die unser Geschmack festlegt. Oder lässt sich hier von einem Ausdruck für Wohnkultur sprechen? Ellen Bir kelbach, Innenarchitektin, bemerkte dazu: „Geschmack ist Geschmackssache, wenn man ihn hat!“

Entspannungsmöbel für die Muße und kurzzeitiges Relaxen: Das Material, das den Körper berührt, sowie die Position im Raum (und damit das Blickfeld) haben Einfluss auf das Wohlbefinden. Entwurf Stud. IA Julia Fehrl

Der Soziologe Alfons Silbermann erwähnt in seinen Aus führungen über Wohnkultur, dass durch die Einbeziehung des Wortes Kultur deutsche Gemüter einen Appell an etwas Hohes, Exklusives, an eine Verinnerlichung und eine Durch geistigung erfahren. Geschmack scheint hingegen mit dem Makel geistiger Trägheit und zivilisatorischen Unwillens be lastet zu sein. Geschmack ist sozial bedingt. Er entsteht und stirbt innerhalb des sozial geprägten Lebens. Daher kann er weder persönlich noch privat noch subjektiv sein! Kul tur ist in diesem Sinn die Gesamtheit des sozialen Erbes einer Gesellschaft und des Geschmacks – ein sich daraus entwickelndes ästhetisches Urteilsvermögen. Und das ist in Wirklichkeit Verhalten – erlernt durch kulturelle Einflüs se und erfahrene Haltungen und Praktiken. So verstehe ich das Studium der Innenarchitektur als eine Art von Konditi onierung, um Urteilsvermögen zu bilden. Kultur ist immer selektiv. Bestimmte Aspekte werden weitergetragen, ande re ausgesondert.

Ähnliches veranlasst Bazon Brock zu folgender These: „Kul tur trennt – Zivilisation verbindet.“ Kultur separiert dem nach die Eigenheiten einer bestimmten Gesellschaft und grenzt sich dadurch von anderen ab, während Zivilisation urgesellschaftliche Zustände überwindet. Dadurch eröffnen sich Fragen nach der Wirklichkeit: Was ist eigentlich au thentisch? Gibt es das Echte und wie ist es erfahrbar? Was zählt heute? Haben die Häuser vielleicht ihre Seele verloren und damit auch das, was wir Heimat nennen? Denn Eigen tum wechselt heute schneller den Besitzer bzw. die Besitze rin und es gibt immer mehr Mietwohnungen. Arbeitsort und Wohnort liegen oft weit auseinander, sodass Wohnorte zu reinen Schlafstätten werden, während Arbeitsplätze mög lichst mit allen Annehmlichkeiten des Zuhauses verknüpft sein sollen. Wie reagieren wir auf die Geschwindigkeiten

FOKUS
28

des Alltags, das Multitasking, den innovativen Erfindungs wahn? Man muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass die Probleme, denen wir im Sozialen und Ökologischen begegnen, sich durch Neuerungen und Erweiterungen lösen lassen. „Schneller, höher, weiter“ ist keine Lösungsstrategie mehr. Doch wie reagieren wir als Planende auf Menschen, die trotz aller äußeren Schnelllebigkeit im Inneren langsa me Entscheidungen treffen, die mit der Persönlichkeitsent wicklung konform gehen? Beispielsweise Bauherr/-innen, die in Wohnkonzepten aus den 1960er- und 1970er-Jah ren leben und deren Sicht auf gestalterische Entwicklungen nicht vorhanden ist? Es ist eine Zeit der emotionalen Ab kehr vom Persönlichen hin zum Massenprodukt oder zum Statussymbol. Unser Leben wird abstrakter und digitaler. Die zentrale Frage für uns Planende ist: Wie entsteht die Resonanz mit der Wirklichkeit und wie übersetzt man sie in Materialien? Wagen wir als Planende hierbei das Experi ment, die Oberflächen von unbestimmten Bedeutungen zu befreien? Wie verleihen wir einer oberflächlichen Vorder gründigkeit neue Tiefe? Was finden wir vor und wie können wir es wertschätzend und innovativ in neue Handlungen transformieren? Ich suche in den nachfolgenden Sehweisen nach Antworten, wie sich vorhandenes Material aus seinen immer gleichen Anwendungen befreien lässt und neues Material ungewöhnlich zu gebrauchen ist.

Wohnräume sind Projektionsflächen!

Ich gehe davon aus, dass uns umgebende, vertraute Räume Projektionsflächen unserer inneren Prozesse sind. Sie sind die schützende Hülle, aus der heraus die Außenwelt wahr genommen wird. Die Suche nach authentischer Sinnlichkeit, nach einer langfristig gedachten Wohnkultur mit echtem Material, ist wünschenswert. Beobachten wir dazu die Be wegung der Finger beim Fühlen oder Ertasten: Der Daumen reibt leicht am Zeige- oder Mittelfinger. Das zu Erkunden de wird demnach zwischen zwei Fühl-Glieder genommen. Der Philosoph und Pädagoge Hugo Kükelhaus beschreibt das, worauf es in diesem Zusammenhang ankommt: das Empfundene als ein Dazwischen. Mit einer Begrifflichkeit ist eine solche Empfindung „ganz da“. Vorher war sie nur schemenhaft verschwommen. Das Fühlen und Tasten gibt etwas Eindeutiges und greifbar Konkretes hinzu. Begreiflich ist nur das Greifbare, gültig das Besondere, wirklich schön vielleicht nur das, was sich mit der Zeit wandelt.

Das Schlüsselinstrument für das Materialempfinden in ei nem Innenraum ist der menschliche Körper. Dieser, als drei dimensionales „Ding“ mit seinem Gewicht, seiner Gestalt, seiner Wärme, seinen Sinnesorganen, seiner speziellen Art, sich zu bewegen und zu denken, ist immer anwesend, wenn ein Raum genutzt wird. Damit einher gehen auch seine Vorlieben, Gewohnheiten sowie seine geistige und seelische Empfindsamkeit. Die Beziehung zum Material entwickelt sich bereits im frühkindlichen Alter, doch erst später wird

Stillgelegter Bahnhof bei Düsseldorf: Schwenktür und Schiebetür aus Eiche zum Arbeitszimmer. Die Schiebetür aus bürstengeschliffenem Stahl – mit Schutzschicht aus Bienen- und Carnaubawachs als Abgrenzung – bildet eine ruhige Ecke, die der Raum mit seinen Fenstern und Materialien benötigt. Entwurf + Foto: D. Filter

sie reflektiert und distanzierter wahrgenommen. Berührun gen sind Arten der Materialerfahrung. Wir spüren Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, Trockenheit an der Außenfläche unseres Körpers. In diesem Sinn ist es auch ein Sich-Spüren, eine Art Selbsterfahrung, weil wir den Unterschied zum ange fassten Material verstehen.

Kindheitserfahrungen werden zu Erinnerungen. Im Wecken dieser Erinnerungen, durch die atmosphärischen Wirkun gen des Materials, machen wir neue, aber auch vertraute Erfahrungen. Ein Zauber, dem wir mit zunehmendem Alter immer wieder verfallen. Können wir als Planende solchen vergessenen Dimensionen nachspüren? Der Faszination ei nes Geruchs folgen, um zu erleben, wie er Räume unter schwellig in Besitz nimmt? Wie er unsere Bildwelt durch setzt und Orte prägt, ohne dass es uns sofort bewusst wird? Als Innenarchitektin betrachte ich die Außenflächen des Innenraums – die sichtbare Haut des Raums. Das „In nen“ ist wieder ein „Außen“ und ich betrachte den Raum aus meiner Augenhöhe. So nehme ich den Blickwinkel auf eine Oberfläche ein oder ich führe den Blick waagerecht auf eine Wand oder ich schaue von unten zur Decke hoch.

29

Oberflächentiefe und Raumtiefe

Die Tiefe einer waagerechten Oberfläche nehme ich in der Richtung nach unten wahr – es ist die Entfernung in der Senkrechten. Raumtiefe entfaltet sich hingegen in der Waagerechten. Diese Bewegung geschieht parallel zur senkrechten Körperachse des Menschen und wird stehend und gehend wahrgenommen. Jede Oberfläche ist auch drei dimensional, selbst die Oberfläche unseres Körpers – unse re Haut hat Tiefe, aufgeteilt in mehrere Schichten.

Der Mensch liebt die Veränderung, die Verwandlung seiner Haut durch Tattoos, Bemalungen, Schminke ... und er liebt es, sich mit besonders gestalteten Oberflächen zu umge ben. Die Tiefe einer Raumoberfläche ist leicht mit Farbe herstellbar. Gut gestaltete Oberflächen bereichern die Äs thetik der Flächen. Es gibt angenehme Täuschungseffekte: die künstlerische Konzeption einer Wandmalerei beispiels weise mit räumlichen Darstellungen oder Farbkompositio

nen. Der Raum soll sich in ferne Tiefen erstrecken, obwohl die Wand jegliches Eindringen verhindert. Tiefenwirkung im Material entsteht zum einen durch sich überlagernde Strukturen, von denen manche vorn, andere hinten er scheinen. Zum anderen kann durch Farbflächen Tiefe er zeugt werden: Blau liegt immer weiter hinten, erst recht, wenn Rot oder Gelb – Farben der Nähe – danebenstehen. Zu viel Bildhaftigkeit kann Identitätsstiftung überdecken, die wiederum notwendig ist, um den Nutzenden den Zu gang zum Raum zu ermöglichen. Vorgetäuschte Marmor flächen, bedrucktes Kunststoff-Parkett und verwirrende Wandmalerei lassen Gefühle der Unlust entstehen, wenn sie nicht im Kontext des Gebäudes stehen. Wandmalerei in einer Jugendstilvilla, das Kunststoff-Parkett mit Unter wasseroptik auf einer Bootsmesse oder die Illusionsmale rei in einem Palazzo sind wiederum glaubwürdig.

Raumwahrnehmung ist geprägt durch das Richtungssys tem des Körpers. Der Physiker und Mediziner Prof. Dr. Rentschler erläuterte in einem Vortrag zu einer BDIATagung (nachzulesen in AIT 1/2000) die Abstraktionen körperlicher Raumwahrnehmung. Das Gehirn unternimmt mit dem Netzhautbild zwei räumliche Transformationen: Die erste übersetzt das augenzentrierte Bezugssystem in ein körperzentriertes, beispielsweise das Fangen eines Tennisballs – eine Übertragung von augenfesten in kör perfeste Raumkoordinaten. Die zweite übersetzt das kör perzentrierte durch ein objektzentriertes Bezugssystem, sodass wir zum Beispiel vom rechten und linken Arm des Menschen sprechen können und auch Orte außerhalb un

Stillgelegter Bahnhof bei Düsseldorf: Die grau bemalte Wand (farbloser Binder mit Pigmenten) korrespondiert mit den ähn lichen Farben am Boden und bildet gleichzeitig einen kühlen Kontrast zu den warmen Holztönen. Für die Planenden gilt es Metaphern zu finden, die besondere Empfindungen auslösen. Die wolkig grau bemalten Wandflächen beziehen die Eibentür mit in den Ort des Sitzens ein und weißer Kalkputz umrahmt, verbindet sich mit der Decke. Die Bilder durchbrechen die ein grenzenden grauen Flächen und fließen wie die Wand in die Fensterlaibung. Die Farbflächen und der Teppich werden zu einer eigenständigen Komposition. Fot0: Eva Filter

Burgmuseum Horn: Neue Fenster in Eiche mit hölzernen Klappläden, schlichte Heizungsverkleidung, anlehnender Fenstersitz – ein Wandmöbel und eine in den Raum kragende Sitzfläche. Die dicke Burgmauer wird erlebbar. Entwurf + Foto: Stud. IA Christina Hagenhoff
30

serer selbst in das objektive Bezugssystem einordnen kön nen (rechtsrheinisch oder linksrheinisch). In seinen Expe rimenten erkannte Dr. Rentschler, dass wir im wörtlichen Sinn die Gegenstände im Raum in ihrem Zusammenhang begreifen müssen, um zu einer vollen Wahrnehmung des Raums gelangen und ihn adaptieren zu können. Die Pla nenden müssen also die Konzeption für eine ganzheitliche Raumwahrnehmung für die Nutzenden transparent ables bar und erfassbar machen, sodass die enge Verknüpfung der unmittelbaren Wahrnehmung mit dem aktiven Begrei fen einerseits und der imaginativen Vorstellung des Raums andererseits verschmilzt.

1. Struktur und Farbe

Lernt man Oberflächen zu lesen, geben sie Auskunft über den Inhalt. Wie in einem stillgelegten Bahnhof in Düsseldorf. In dem Industriegebäude gibt es Buchenparkett, Wandputz, eine einfache, mit den Händen aufgetragene Malerei und zwei Sitzmöbel. Diese stehen auf einem Wollteppich, des sen kleinteiliges Muster durch die Farbanordnung großzü gig durchlaufende Streifen bildet. So erschließen sich für die Nutzenden in der Raumerfahrung neue Denkräume mit anderen Bedeutungen. Raumgestalter/-innen behandeln und vermitteln also Inhalte von Erscheinungs- und Empfin dungswelten. Nicht die Oberfläche, wie sie ist, ist wichtig, sondern wie wir sie wahrnehmen. Oberflächen stehen an oberster Stelle. Oben ist richtungsweisend – wie unten, in nen, außen, hinten, vorne –, sie entsprechen so vertrauten Richtungen unseres Körpersystems. Oberflächen sind über geordnet, liegen über etwas darüber. Nahezu gleichlautend ist der Begriff: oberflächlich – am Äußerlichen haften blei bend und flächig, nicht tief eindringend. Die tiefste Ober fläche ist vielleicht die Projektion auf der Leinwand. Tief ist hier nicht flach, sondern weit nach unten weisend, im über tragenen Sinn: gehaltvoll und intensiv – nachhaltig! Es gibt etwas zu entdecken für den zweiten und dritten Blick: „Das Auge hat etwas zu tun.“ Tiefe Oberflächen können demnach physikalisch und symbolisch sein. Oder anders gesprochen: Auf der Passivseite sind Erfahrungen und Prägungen ein Indiz für die Interpretation. Auf der Aktivseite stehen hin gegen die Erwartung, das Wissen, die Empfindung und der Geschmack.

Ganzheitliche Raumwahrnehmung beinhaltet mehrere Be wusstseinsebenen, die erst bei mehrmaligem Hinsehen und Erleben erfasst werden. Der Prozess des Raumerlebnisses wird wichtiger als ein oberflächliches Ästhetisieren. Die Fra gestellung lautet: Was lässt Oberfläche zu, was verhindert sie? Der experimentierfreudige englische Architekt John Soane verwandelt so einen ganzen Raum in seinem Londo ner Wohnhaus in ein zauberhaft geschichtetes Wunschka binett mit unerwarteter Komplexität und Raumerweiterun gen. Die Wände sind mit Piranesi-Bildern behängt, die sich als Ganzes aufklappen und dahinter Turner-Aquarelle zum Vorschein kommen lassen.

2. Raumveränderungen durch Farbfelder

Was für die einen Begrenzung oder eine unüberwindliche Barriere darstellt, bedeutet für die anderen ein Eintauchen in ein anderes Medium. Oberfläche kann eine Grenze set zen. Sie kann aber auch durchlässig erscheinen, offenporig sein oder durchstoßen werden. Das Durchdringen der Haut oberfläche ist als osmotischer Prozess (Stoßen bzw. Schie ben durch eine Membran) ein natürlicher Austausch. Wel che Schlüsse lassen sich aus der Figur der unterschiedlich durchlässigen Haut ziehen? Als Erstes steht die Idee, einen Raum, den ich optisch erweitern, verkleinern oder zonie ren will, durch Materialentscheidungen der Oberflächen zu prägen oder zu manipulieren. Oft spielen hierbei Polaritäten eine wichtige Rolle: körnig – faserig, punkthaft – linienhaft, fest – locker, rau – glatt, trocken – feucht, kalt – warm ...

Wie nimmt der Mensch einen Raum auf? Die Reaktionen können vielfältig sein. Seine Rezeption, seine Aufnahme ist abhängig von seinem Gemütszustand, der unter Umständen (optimalerweise) im Raum entsteht. Es gibt eine Oberflä chenwirkung und eine Oberflächenwirklichkeit. Dieses Spiel mit Sein und Schein ist eine künstlerische Aufgabe mit dem Ziel, faszinierend aufzuladen.

Das Süße kann bitter sein, das Runde kann sich als eckig he rausstellen, was sich kalt anfühlt, kann eigentlich heiß sein. Immer nimmt die Wahrnehmung das, was sie als das Wahre angenommen hat, und tauscht es wieder gegen ein ande res, nicht minderes Wahres ein. Oberfläche ist damit mani pulierbar. Auch wenn Raumgrenzen klar definiert sind, hat die Welt der Materialien, Formen und Farben unbestimmte Relationen mit unbestimmten Wirkungen. Licht und Schat ten, Farbe und Struktur treten auf Oberflächen in Erschei nung. Raumorientierung geschieht in erster Linie optisch, aber Raumerleben ist durch haptische Aneignungsreize und durch akustische Hintergründe bestimmt.

31

Rote Räume im Modell 1:33 1/3-Farbfelder bilden einen eigenen Raum, fassen Zonen zusam men oder trennen Bereiche. Ein Farbfeld kann durch quer verlau fende Linien oder ein Hineinfließen in eine Öffnung eine eigene Dynamik erzeugen. Auch die Farbe selbst erzeugt Lebendigkeit!

3. Echtheit von Material

Mit der Echtheit von Materialien erhält der Raum eine neue Deutung. Im Raum werden Mauern von Putz befreit, sodass die Schicht hinter der Oberfläche sichtbar wird. Alte Tapeten werden entfernt, die darunterliegenden Farbschichten frei gelegt und mit frischen weißen Flächen neu umfasst. Auf die se Weise wird die Geschichte eines Hauses sichtbar gemacht und in das soziale Gefüge des Raumerlebens eingewoben. Der Innenraum beansprucht Individualität. Er ist ein Mittel, be stimmten Vorstellungen sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Oberflächen sind Kulturträger und Bedeutungsträger unse rer Anschauungen.

4. Natürlichkeit und Einfachheit = Echtheit?

Vorbildlich für die „einfachen“ Gestaltungsentscheidungen sind die Häuser der Shaker. Einfachheit ist ein hohes Gut und sie ist selten. Einfaches ist zuerst und ausschließ lich Eindeutigkeit. Gerade dadurch ist es offen für das weite Feld komplexer Beziehungen und Deutungen. Da mit ist Einfaches vieldeutig, ohne ungenau zu sein. Es ist für eine Sache gemacht, ohne andere Bezüge und Nutzungen auszuschließen. In den Gemeinschaftsräumen der Shaker hat jeder/jede „seinen/ihren“ Stuhl, der erkenn bar am verschiedenartigen, individuellen Geflecht ist. Wir bewundern diese simplen Lösungen, aber diese Raumkon zeptionen sind eng mit den Menschen verbunden, die sie haben entstehen lassen. Die so bewunderten Wohnformen entstanden aus der engen Verknüpfung der Menschen mit ihrer Kultur. Die Shaker gibt es nicht mehr. Sobald man den Menschen aus dem Konzept herausnimmt, die gleichen Lö sungen an andere Orte transportiert, werden die Räume be liebig und austauschbar.

Multifunktionale Räume erlauben keine langfristigen Bezie hungen zum Nutzenden. Weglassen kann als übersteigerte Formgebung bedeutungslos werden. Puristisches und Spar tanisches wird arm, wenn ihm keine Seele mehr innewohnt. Zudem wird mein Tun als Planer/-in, wenn ich nur die ei gene Wahrnehmung akzeptiere und die der Bauherr/-in nen unwichtig bzw. nicht die gesamte Informationsmenge Grundlage meiner Planung wird, oberflächlich!

Der Geschichtsschreiber Diderot reflektiert die Malerei von Chardin: „Sie ist nicht nur ein gutes Abbild der Natur, son dern die Natur selbst. Das Bild ist gefertigt aus der eigent lichen Substanz der Gegenstände.“ Der Gegensatz zwischen

Kavaliershaus:

Lehmputz mit Strohanteil und freigelegtem Mauer werk, Bildern aus weißem Kalk und Eselsmist

Foto: Eva Filter

32

Natur und Bild scheint aufgehoben. Die Gegenstände haben eine Wahrheit, die die Augen „täuscht“. „Um die Gemäl de anderer Maler zu betrachten“, sagt Diderot, „muss ich mir, so scheint es, andere Augen anschaffen. Um die Ge mälde Chardins zu betrachten, brauche ich nur die Augen zu behalten, die die Natur mir gegeben hat. Das Porzel langefäß ist wirklich aus Porzellan, die dargestellten Oliven sind vom Auge wirklich durch die Flüssigkeit getrennt, in der sie schwimmen. Dieser Mann versteht die Harmonie der Farben und der Reflexe. Chardin, das ist nicht weiße, rote oder schwarze Farbe, die du auf deiner Palette zerreibst, das ist die eigentliche Substanz der Gegenstände, das ist die Luft und das Licht, die du mit der Spitze deines Pinsels aufnimmst und auf die Leinwand überträgst.“ In der Malerei ist das Wesentliche nicht auf den Bildern, sondern in ihnen.

Die notwendige Voraussetzung für das Erinnern an einen bestimmten Gegenstand oder den Raum ist paradoxer weise das Vergessen. Erinnern kann ich mich nur an et was, was ich zuvor vergessen habe. Die Räume der Kind heit haben mich geprägt. Oberflächen können so etwas wie ein Speicher sein, ein Aufbewahrungsort für Infor mationen. Sie rühren Geheimnisse an, erscheinen dop peldeutig und sind wie ein Schlüssel, ein Code zur Wahr nehmung von Wirklichkeit. Sie wecken Erinnerungen und lassen Gewohntes aus neuen Blickwinkeln betrachten.

Das Ziel gestalterischen Tuns ist nicht der schnelle Überra schungserfolg, sondern ein kontinuierlicher Ausdruck, der auch dem zweiten und dritten Blick noch etwas zu bieten hat. Doch was entzieht sich den Blicken? Was wird verbor gen in der Geborgenheit der Farben, Strukturen und ihrer flächigen Erscheinung? Hintergründigkeit spricht unsere Psyche an. So sollten auch Oberflächen sein. Sie sind eine Verhüllung, Verpuppung, eine Verschachtelung. Ein unbe kleideter Körper hat keine Geheimnisse. Dabei geht es nicht nur um die Oberfläche. Laut Gottfried Semper sagt der Vor gang des Bekleidens auch etwas über den Bekleideten selbst aus. Die Oberfläche bedenkt die Struktur des Bekleideten und entlockt ihm Informationen, die in Beziehung zu an deren Oberflächeninformationen stehen. Oberfläche macht eine wesenhafte Aussage über die Beziehung von Architek tur und Nutzer, die sonst auf sich selbst bezogen bliebe. Als Christo den Reichstag verhüllte, wurde gerade dieser Vorgang des Verhüllens prägend für eine neue Sicht auf den Reichstag. Die Hülle ist Bedeutungsschaffer. Im Bil de sein bedeutet gleichwohl, dass das Wesentliche in der Oberfläche liegt, weil diese das Einzige ist, was der/die Be trachter/-in zu sehen bekommt. Nicht nur die Frage, wie ich etwas mache, ist wesentlich, sondern auch, warum ich es tue. Wir behandeln und vermitteln Inhalte mit Oberflä chen. Oberflächen sind Transformationen und Projektionen. Das Wesen des Raums besteht nicht aus seinen Grenzen, sondern aus seinen Handlungsorten. Die Bedeutungsebene

Die Möbel der Shaker: Beispielsweise. hat der Ort für ein Bett eine textile Wandbekleidung. Sie zoniert den Raum, definiert die Position des Bettes im Raum und schützt die Wand gegen Schmutz. Zudem kann sie auf der raumumfassenden Shaker leiste versetzt werden. Skizze: Eva Filter

(das, was man damit verbindet, oder das, was mitschwingt) ist so viel wichtiger als die Makulatur. So entstehen Inhalte sowie den/die Nutzer/-in und das Gebäude charakterisie rende Konzeptionen, die weit entfernt von jeder Beliebigkeit und Austauschbarkeit sind. Innenräumliche Gestaltkonzep tionen verwirklichen neue Beziehungen zwischen geistigen und stofflichen Gegenständen. Das ist der Weg zu Formbil dung und Gestaltsprache. In menschlichen Gesichtern se hen wir auch Oberflächen und wir mutmaßen, was dahin terliegt. Wir interpretieren eine Mimik, verbinden mit ihr Gefühle und Erfahrungen. Was wir nicht kennen, ordnen wir über Projektionen ein. Oberfläche begrenzt dabei, was wir sehen, und stellt sich in das Blickfeld. Immer steht das, was wir empfinden, wenn wir eine Situation sehen, für eine ge wisse Auswahl. Sie wird hervorgerufen, sobald unsere Sinne sie wahrnehmen. Mit dieser Kenntnis sozialer und emoti onaler Vokabeln und ihrer sinnlichen Materialübersetzung kann eine Wechselbeziehung zwischen Raum und Nutzen den hergestellt werden. So können Raumgestalter/-innen Empfindungen in Kunstformen übertragen. Alle Raumbe standteile wirken dann aufeinander ein – wie in einem Or ganismus!

33

Farbenlehre

Als zweizügige Grund- und Gemeinschafts schule überzeugt das Schulgebäude in Filderstadt-Bernhausen mit einer intensiven Interaktion von Innen- und Außenraum.

Von den Materialien über die Farbmenta lität bis hin zu den Räumlichkeiten spielt Natürlichkeit eine tragende Rolle innerhalb der Konzeption. Auf diese Weise ist aus dem Entwurf von Behnisch Architekten nicht nur buchstäblich ein sehr lebendiger Schulcampus entstanden.

Unter Farbenlehre versteht man zum einen den syste matischen Aspekt, der mit der Verwendung von Farben einhergeht. Dieser umfasst unter anderem die Wahrneh mung von Farben, ihre Wellenlängen und ihre Mischver hältnisse zu- und untereinander. Zum anderen umfasst die Farbenlehre aber auch die Kunst, Farben ästhetisch und kompositorisch einzusetzen. Beide Aspekte finden bei der Gotthard-Müller-Schule südlich von Stuttgart eine ausdrucksstarke Anwendung. Dass es sich bei der Ar chitektur zudem um ein Gebäude für das Lernen handelt, vervollständigt dabei den ganzheitlichen Ansatz.

Verbindungen auf allen Ebenen

Von Vervollständigung lässt sich ebenfalls bei dem Kon zept der Schulerweiterung durch das Büro von Behnisch Architekten sprechen. So haben die international tätigen Architekten an dieser Stelle nicht nur eine neue Grundund Gemeinschaftsschule errichtet, sondern mithilfe der organisch anmutenden Kubatur und der Mitgestaltung des angrenzenden Geländes einen zusammenhängenden, attraktiven Campus entwickelt. Dabei steht im Außenbe reich eine Agora im Fokus – hier als ein leicht abgesenk ter Hof mit Sitzstufen, die als soziale Anlaufstelle für die Gotthard-Müller-Schule, die benachbarte weiterführende Schule und die angegliederte Sporthalle dient. „Eine be sondere Herausforderung“, so Stefan Rappold, Architekt und Partner bei Behnisch Architekten, „denn es galt, die

MEHR ALS FARBE
FOTOS David Matthiessen, Stuttgart
34
„Farbigkeit bedarf einer Herleitung und damit einer Begründung, wie Farben Nutzungen anregen können und wie Farben zusätzlich zur Materialität eines Hauses Akzente setzen können.“
STEFAN RAPPOLD
35

„Betrachtet man die ‚weichen‘ Faktoren, wie Raumempfinden, Materialität, Atmosphäre, Haptik und Maßstäblichkeit, ist es wichtig zu verstehen, welche Bedürfnisse und Anforderungen vorhanden sind, wenn man ein Haus für Kinder plant und baut.“

neue Schule über die Agora an die be stehende Realschule anzubinden und die Gestaltung der öffentlich zugänglichen Freibereiche so in die Gesamtkonzepti on einzubeziehen, dass die Umgebung der Schule auch nach den Schulstunden und den Öffnungszeiten genutzt werden kann. Hier war uns die Harmonie von In nen- und Außenraum, das spielerische Einbetten des Hauses in die doch sehr he terogene Umgebung und die sehr beengte bauliche Situation wichtig.“ Als Pendant

zur Agora außen verbindet im Inneren ein offenes, lichtdurchflutetes Atrium alle unterschiedlichen Bereiche. Auf vier bzw. fünf Geschossen werden so Cafete ria, Schülerbibliothek, Fach- und Lernbe reiche inklusive Klassen-, Gruppen- und Mehrzweckräume sowie Räume für Lehrer und Schulsozialarbeiter zentral erschlos sen. Zwei Eingänge erzeugen dabei ein Gefühl der Durchlässigkeit und entzerren die Ströme der Kinder und Jugendlichen in Pausenzeiten mit hohen Frequenzen.

Von Grün bis zum grünen Klassenraum

Das Konzept selbst zeichnet sich durch sehr vielfältige Lernlandschaften und offe ne Raumstrukturen aus. Hier sollen Kom munikation und Kooperation gefördert werden und im Fokus stehen. Der Einsatz von Farbe unterstreicht dabei die räumli che Aufteilung sowie die Struktur des Hau ses und fördert die Orientierung. So haben sich die verantwortlichen Architekten für farbig gestaltete Zonierungen entschieden. Gelbe und orangene Farbnuancen bestim men die Ebenen der Grundschule im nord westlichen Gebäudeflügel, während grün geprägte Farbtöne die Bereiche der wei terführenden Gemeinschaftsschule gestal ten. Im vertikalen Erschließungskern wird hingegen die gesamte Farbpalette sichtbar, was den Aspekt des gemeinschaftlichen Lernens unterstreicht. Darüber hinaus do minieren Holz und natürliche, unbehan delte Materialien die Innenräume. Auf die se Weise soll der Bezug zur Natur und zum Außenraum anvisiert und Letzterer auch

36

bewusst in den Lernalltag einbezogen wer den. So bieten umlaufende Terrassen und direkte Zugänge ins Freie den Lehrenden die Möglichkeit, ihre Unterrichtseinhei ten in Freilicht- bzw. grünen Klassenräu men abzuhalten. An dieser Stelle war für die Architekten auch der Vorbildcharakter von großer Bedeutung. „Eine Schule, in der Kinder tagtäglich Zeit verbringen, ist natürlich auch ein Haus, eine Architektur, die prägend wirkt. Mit einer nachhaltigen Konzeption, die bestenfalls erlebbar ist, kann man Kinder auf diese Weise schon in jungen Jahren für das Thema Nachhaltig keit sensibilisieren“, sagt Stefan Rappold als verantwortlicher Partner.

Innen (nicht) ganz wie außen

Während innen die vertikale Offenheit do miniert, zeigt sich die Fassade mit einer starken horizontalen Ausrichtung. Dank der organisch fließenden Gestaltung fügt sich das Gebäude so beinahe amorph in die Umgebung. Die Kombination aus hori zontaler Zonierung, vertikaler Holzlattung

und farbigen Elementen verleiht dem Bau körper einen individuellen und spielerisch anmutenden Charakter. Das unterstreicht die Intention eines lebendigen Schulcam pus, der sowohl die Lehrenden als auch die Kinder und Jugendlichen zu interdiszipli närer Zusammenarbeit anregen soll. „Die Rückmeldung, ob letztendlich alles passt und den Wünschen der Kinder entspricht, erfahren wir bei einem solchen Haus erst, wenn alle eingezogen sind, alles genutzt wird und man sieht, wie alles funktio niert“, so Stefan Rappold, der als Partner am Stuttgarter Bürostandort bereits meh rere Bildungsbauten dieser Art betreut hat. „Architektur für Kinder zu entwerfen ist somit noch einmal etwas Besonderes, da oftmals Entscheidungen nicht mit den Kin dern besprochen werden können, sondern Ideen und konzeptionelle Überlegungen in der Welt der Erwachsenen entwickelt und meist auch hier zur Entscheidung gebracht werden. Gerade wenn wir in so einem Fall eine positive Rückmeldung dieser jungen Nutzer und Nutzerinnen erhalten, macht das sehr zufrieden.“

OBJEKT | STANDORT Gotthard-Müller-Schule, Filderstadt-Bernhausen

BAUHERR | NUTZER Stadt Filderstadt

ARCHITEKT

Behnisch Architekten

TECHNISCHE BERATERIN Sabine Reith, Brillux Stuttgart

AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB MW Form und Farbdesign GmbH & Co. KG, Hechingen

BRILLUX PRODUKTE

Latexfarbe ELF 992 Impredur Seidenmattlack 880 Superlux ELF 3000 Glemalux ELF 1000

BRILLUX SCALA-FARBTON nach individuellem Kundenrezept

37

I WAS BORN

Inspirierender Ein- und Ausblick

Innen und außen, oben und unten, Nähe und Dis tanz – die Welt besteht bekanntlich aus Gegensätzen. Doch häufig liegt der Fokus mehr auf den einzelnen Antagonisten als auf der Verbindung zwischen bei den Positionen. Da das eine jedoch zwangsläufig das jeweilig andere beeinflusst, kann es einen erkennt nisreichen Mehrwert darstellen, auch der Beziehung an sich Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei kann die Änderung der eigenen Perspektive einen völlig neu en Blickwinkel generieren. Das zeigen auch Architekt Hajime Yoshida und Produktdesigner Yoshihiro Mika mi mit ihrer subtilen und gleichzeitig sehr komplexen Installation „I was born“. Ausgewählt vom japanischen Kunstfestival „Rokko meets art 2019“, hatten sie die Möglichkeit, an der Ausstellung für moderne Kunst verschiedener Genres auf dem Gipfel des Berges Rok ko der japanischen Großstadt Kobe teilzunehmen.

Eine Frage der Perspektive

Das Künstler-Duo hat diese Art der künstlerischen Plattform genutzt, um mit seiner Installation die Be sucher dazu anzuregen, die menschliche Wahrneh mung der Welt zu hinterfragen. Dafür haben sie mit der Form eines schmalen Parallelogramms gearbeitet, das aus einer gewissen Entfernung kaum zu sehen ist. Beim Herantreten offenbaren sich jedoch Stufen, die etwa zwei Meter tief in einen rot ausgekleideten In nenraum führen und damit erlauben, die Installati on zu betreten. So können die Besucher eine andere Perspektive in Bezug auf den Boden, die Erde an sich sowie auf die unmittelbare Umgebung einnehmen. Gleichzeitig werden Besucher durch das Betreten selbst Teil des Kunstwerks und offenbaren umstehen den Beobachtern, wie sich ein Mensch aus der Erde „erheben“ kann.

KORALLENROT
38

Eindrucksvoll individuell

Ein bemerkenswerter Kunstraum, der in vielerlei Hinsicht die Bezie hung zwischen der Erde und dem Menschen verkörpert und damit jeden Besucher auf eine allgemeingültige und zugleich sehr per sönliche und individuelle Art und Weise anspricht. Die wirkungs vollen Interpretationsansätze, die Hajime Yoshida und Yoshihiro Mikami dabei an die Hand geben, sind nicht nur vielfältig, sondern buchstäblich auch tiefgründig und hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Wir haben mit einem der Künstler gesprochen.

Herr Hajime Yoshida, in welchem Verhältnis steht die Form Ihres Kunstwerks zum Titel „I was born“? Denn gerade aufgrund der Rot färbung des Innenraums könnte auch der Eindruck einer „Wunde“ entstehen.

Hajime Yoshida: Wir sehen in der Form eher einen „Schlitz“ in der Erde als eine Wunde. In Japan gibt es eine Kultur, in der wir den Boden respektieren und ihn gleichsam als Mutter betrachten, weil alles Leben aus dem Boden geboren wird. Unsere Arbeit ist damit durch das Symbol der Frau beeinflusst. Wenn jemand in unsere Kunst eintritt, wird er von anderen Betrachtern als „aus der Erde – und damit von der Mutter – geboren“ angesehen. Aus diesem Grund haben wir unser Werk auch „I was born“ genannt.

Hat der Ort der Installation dabei eine besondere Bedeutung für Sie? H.Y.: Der Ort im Speziellen nicht. Wir wurden für unseren Vorschlag vom japanischen Kunstfestival „Rokko meets art 2019“ ausgewählt und im Anschluss wurde uns ein bestimmter Ort für unsere Arbeit zugewiesen. Grundsätzlich respektieren wir den Boden überall, an jedem Ort. Genau das soll auch das Kunstwerk vermitteln.

Warum haben Sie sich beim Auskleiden des Inneren für die Farbe Rot entschieden?

H.Y.: Wir hatten bei der Farbwahl zwei Gründe. Zum einen wollten wir einen außergewöhnlichen Raum schaffen. Dazu bedurfte es ei ner sehr kräftigen und auffälligen Farbe. Zum anderen wollen wir ja mit dem Kunstwerk den Ursprung des Lebens ausdrücken: Geboren werden aus bzw. von Mutter Erde. Damit wird der Innenraum das Innere des Körpers, der hier durch die rote Farbe symbolisiert wird.

IM HOCHGEBIRGE DIE MENSCHEN KLEIN, DEN MENSCHEN GROSS VOM FELSEN HOCH ZU SEHN, SO LIEB‘ ICH’S MIR: DAS SPRIESST UND WIMMELT AUS DER ERDE SCHOSS UND MÄCHTIG RINGT DAS ICH SICH AUS DEM WIR. Christian Morgenstern 1871 – 1914
FOTOS Hajime Yoshida , Japan
39
MEHR ALS FARBE
Natürliche Materialien altern edel und können nach vielen Jahren problemlos in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.“
ŁUKASZ MROCZEK
40

Im Norden von Danzig, einer der bedeutsamsten Hafenstädte Polens, zeigt sich in einem renovierten Appartement ein fein abgestimmter Zusammen schluss stilbewusster Kulturen. In attraktiver Lage direkt am Oliwski Park haben die Archi tekten von Artemia Design eine exquisite Wohnung über zwei Etagen im französischen Stil renoviert.

Kulturelle Akzente

„Warum sich das Fernweh nicht zu Hause erfüllen?“, haben sich die privaten Bauherren dieser MaisonetteWohnung in Danzig gedacht. Von Reisen nach Frank reich inspiriert, beauftragten sie das Innenarchitek turbüro Artemia mit dem Ausbau dieser Wohnung im klassisch-eleganten Stil mit französischen Akzen ten. Entstanden ist ein neuer funktionaler Grund

riss inklusive eines ausgebauten Dachgeschosses, das ein Gästezimmer mit Bad und Büro mit kleiner integrierter Bibliothek beinhaltet. Das Erdgeschoss wird hingegen von einem offenen Wohnbereich be stimmt. Ein Schlafzimmer mit Ankleide- und Bade zimmer umfasst dabei den privateren, aber nicht weniger markant gestalteten Bereich.

41

Ein kunstvolles Meisterstück

An vielen Stellen prägen heute farbenfro he Häuser die Gassen der goldenen Stadt an der Ostseeküste Polens. Die Kombina tion aus historischen und rekonstruierten Fassaden unterstreicht den inspirierenden Charme der für das Kunsthandwerk be kannten Region. Den Fokus auf kunstfertig gestaltete Komponenten und bemerkens werte Materialzusammenstellungen haben auch Łukasz Mroczek und sein Team inner halb des Entwurfs und der Inneneinrichtung aufgegriffen. So haben sie für die Küchen schränke Fronten aus handbemalter Eiche verwendet und mit einem Hängeschrank sowie Lampen aus Messing kombiniert. Die raumhohe Schrankwand im Küchenbereich besteht hingegen aus Nussbaumfurnier. „Die Aufteilung der Fronten bezieht sich dabei auf die im Treppenbereich verwen dete Verkleidung“, erklärt Łukasz Mroczek. Hinter der individuell entworfenen Fräsung der Schrankwand befinden sich so schluss endlich ein Einbaumöbel sowie die Türen zur Garderobe und der Toilette. Auf diese Weise entsteht eine Aufgeräumtheit, die die Räume trotz vielfältiger Farb- und Ma terialzusammenstellung fließend ineinan der übergehen lässt.

Auf jeder Stufe überzeugend

Die Offenheit der Räume überzeugt umso mehr, wenn man bedenkt, dass alle Räume an sich eine relativ kleine Grundfläche auf weisen. So war es für das Team von Artemia Design eine besondere Herausforderung, eine filigrane Treppe zu konstruieren, die das Wohnzimmer nicht zu sehr dominiert.

„Eine weitere Schwierigkeit war dabei das Fehlen einer tragenden Wand, an der die Treppe befestigt werden konnte“, so Łu kasz Mroczek. „Daher entwarfen wir Stahl stützen, die hinter einer Verkleidung aus pulverbeschichteten Aluminiumblechen versteckt werden konnten.“ Die vier Milli meter dicken Aluminiumbleche in der Farbe des Treppenlaufs wurden so zugeschnitten, dass sie wiederum mit der Nussbaumver täfelung übereinstimmen. Auf diese Wei se fügt sich ein maßgebliches Bauelement sehr dezent – nahezu unsichtbar – in das Raumgefüge und vervollständigt so den feinen, geradlinigen Charakter.

42

Natürliche Langlebigkeit

„Im Erdgeschoss wollten wir, dass die Ein bau- und Polstermöbel sowie die Kunst werke eine zentrale Rolle spielen. Deshalb sind die Wände in einem gebrochenen Weißton gestrichen.“ Für den Architekten war es zudem wichtig, bei der gesamten Gestaltung auf natürliche Materialien zu setzen. So wurde für Böden und Arbeits platten auf Marmor und Naturstein aus Italien zurückgegriffen, die mit naturge ölter Eiche kombiniert. Auch die restliche Möblierung und die Holzarbeiten beste hen vorrangig aus naturbelassener, mas siver und schichtverleimter Eiche, die je nach Bedarf von Hand gestrichen wurde. Hier setzen gerade die aus Frankreich im portierten Möbel exklusive Akzente. „Im ersten Stock haben wir uns hingegen für einen stärkeren Kontrast entschieden. Hier ist die gesamte Wand, einschließlich der Badezimmertür und des Bücherregals, in einem dunklen, leicht gedämpften Blau gehalten“, so Mroczek. Ein kleines blaues, frankophiles Wunder fernab der Heimat.

OBJEKT | STANDORT

Appartement, Danzig, Polen

BAUHERR | NUTZER Privat

ARCHITEKT

Artemia Design, Malbork, Polen

TECHNISCHER BERATER

Nicolas Mielewczyk, Brillux Gdansk/Danzig

AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Artemia Design, Malbork, Polen

BRILLUX PRODUKTE

Briplast Airless-Spachtel ELF 1890

Lacryl Tiefgrund ELF 595

Superlux ELF 3000

Sensocryl ELF 267

Vetrolux ELF 3100

Isoprimer 243

Lacryl-PU Seidenmattlack 270

BRILLUX SCALA-FARBTON 93.03.06 (RAL 9010)

Weitere Farbtöne nach individuellem Kundenrezept

„Die Treppe war eine ziemliche Herausforderung.“
ŁUKASZ MROCZEK
43

FEUER WEHR BAU TEN

FOTOS

Feuerwehrzentrum in Gelsenkirchen

Klaus Frahm, Hamburg

Centre National d’Incendie et de Secours in Luxemburg

Lukas Roth, Köln

Freiwillige Feuerwehr in Vierschach Gustav Willeit

Feuerwehrprojekt in Sand in Taufers Gustav Willeit

Brandweer Antwerpen Karin Borghouts

Fire Station von Zaha Hadid, Vitra Campus, 1993 - © Vitra, Foto von Thomas Dix

FOKUS
44

Nur nicht rot sehen!

Drei Feuerwachen aus Luxemburg, Südtirol und Belgien überzeugen als Funktionsbauten mit jeder Menge Charakter, auffälliger Ästhetik und feuerroten Fassaden aus Aluminium, Beton und Ziegeln.

Brandhaus für Feuerwehrübungen in Gelsenkirchen von BLK2 Böge Lindner K2 Architekten

53

„Architektur muss brennen ...“

... das hatte die Grazer Gruppe Coop Himmelb(l)au einst gefordert – aber was, wenn es wirklich brennt? Wie entwerfen Architektinnen und Ar chitekten in dem strengen Netz aus Anforderun gen, Vorgaben und Einschränkungen individuelle Gebäude für Feuerwachen? Eine anspruchsvol le Bauaufgabe für Rettung und Schutz erfordert eine besondere Architektur.

30.60. 90. Wenn die Feuerwehr gerufen wird, geht es um Zeit. Die Ausrückzeit einer Berufsfeu erwehr liegt bei 60 bis 90 Sekunden. Die festge setzte Einsatzgrundzeit beträgt in Deutschland acht Minuten – dann muss die Feuerwehr zur Stelle sein, um wirksame Hilfe einzuleiten, und das zu jeder Tageszeit an jedem Ort im jeweiligen Zuständigkeitsbereich 1 . Nicht länger als 180 Se kunden darf eine Flughafenfeuerwehr benöti gen, um an Start- und Landebahn mindestens die Hälfte des Löschmittels zur Feuerbekämp fung eines brennenden Flugzeugs zu positionie ren 2 . Die hierzu erforderliche Ausrückzeit liegt bei 30 Sekunden. 30 Sekunden – das sind gerade mal sechs Atemzüge. Oder die durchschnittliche Dauer eines Werbespots.

Luxemburg: Aluminiumfassade mit Sonnenschutz

Für den Hamburger Architekten Jürgen Böge macht es das gerade interessant: Wie lässt sich trotz der vielen strikten Vorgaben architektonisch gestalten? Mit seinem Büro BLK2 Böge Lindner K2 Architekten hat Böge in den letzten 20 Jahren gleich mehrere große Feuerwachen gebaut: da runter 2003 das Feuerwehrzentrum in Frankfurt am Main, 2005 das Feuerwehrzentrum in Gelsen kirchen und 2022 in Luxemburg das Centre Na tional d’Incendie et de Secours, kurz: CNIS. Auch wenn es kein Schwerpunktthema des Hamburger Büros ist: „Die Feuerwache zählt zu den weni gen Gebäudetypologien, in denen sich anders als in einer Schule, einem Wohnhaus, einem Muse um 24 Stunden am Tag, also ständig, Menschen aufhalten“, führt Böge als weiteres Merkmal des Sonderbaus Feuerwache an. „Feuerwehrleute sind geborene Helfer, die ihren Beruf aus Über zeugung ausüben. Für sie ein Umfeld zu schaffen, in dem auch ein Gemeinschaftsgefühl zum Tragen kommt, ist die Herausforderung bei Feuerwa chen.“

Feuerwehrzentrum in Gelsenkirchen Klaus Frahm, Hamburg Centre National d’Incendie et de Secours in Luxemburg

Kein Wunder also, dass die Planung von Ret tungs- und Feuerwachen neben vielen techni schen Anforderungen auch diesem enormen Zeit druck an einen Löschzug gerecht werden muss. Rettung und Hilfe, Schutz und Signal, das sind die vier Aufgaben einer Feuerwache, wobei die se neben der Leitstelle, der Fahrzeughalle für die Löschfahrzeuge und der Wegeführung weitere unterschiedliche Funktionen bedienen muss. Auf enthalts- und Ruheräume, Umkleiden und sani täre Anlagen, Küche, Bereiche für die Verwaltung, Werkstätten sowie Übungs- und Sporträume sind ebenfalls wichtige Elemente innerhalb einer Feu erwache. Der Katalog an Anforderungen für Neu bauten von Feuerwehrhäusern ist in Deutschland in der DIN 14092 geregelt.

Das CNIS in Luxemburg bündelt als gemeinsames neues Rettungszentrum vier zuvor in der Stadt verteilte Institutionen und bildet gleichzeitig das Entree zum neuen Stadtteil Luxembourg-Gas perich. Das CNIS wird somit zur Landmarke, die Identität stiftet. Bemerkenswert ist, dass, ob wohl BLK2 Böge Lindner K2 Architekten bereits 2004 mit ihrem Entwurf den Wettbewerb für das Großprojekt für sich entschieden hatten, erst 2016 mit dem Bau begonnen wurde, der Entwurf dabei aber dann nahezu unverändert realisiert werden konnte.

Selten täuscht Architekturfotografie so gut wie im Fall dieser Feuerwache CINS. Die Fassade aus Aluminium erscheint nämlich nur hin und wie

Lukas Roth, Köln

Freiwillige Feuerwehr in Vierschach Gustav Willeit

Feuerwehrprojekt in Sand in Taufers Gustav Willeit

Brandweer Antwerpen Karin Borghouts

Fire Station von Zaha Hadid, Vitra Campus, 1993 - © Vitra, Foto von Thomas Dix

44
53
Mit rot changierender Fassade und über 23.000 m2 Fläche wird das Rettungszentrum CNIS in Luxemburg zu einer Landmarke.

der so rot wie auf den Fotos. Mit den Klappläden wechseln die eloxierten Aluminiumelemente von Minute zu Minute ihre Anmutung und changieren je nach Winkel und Sonnenstand zwischen Au bergine, dunklem Rot und Knallrot. Somit sieht das Rettungszentrum nie gleich aus. „Rot ist für Feuerwachen eine gefährliche Farbe“, meint der Hamburger Architekt. Der Grund: „Mit den Feu erwehrfahrzeugen ist das Rot schon besetzt. Aber das Rettungszentrum in Luxemburg ist im Ver gleich zu den Nachbarbauten eher niedrig, sodass der Neubau durch seine Farbigkeit an Kraft ge winnt.“ Böge und sein Team hätten sich aber auch gut vorstellen können, keine rote Feuerwache zu bauen. Die erste Rettungswache, die sie in Frank furt am Main geplant haben, hatte zum Beispiel eine schwarze Betonfassade. Schwarz, Grau und Rot – eine harmonische und interessante Kombi nation für Jürgen Böge.

In Gelsenkirchen hatten BLK2 Böge Lindner K2 Architekten zudem die einmalige Gelegenheit, neben der Rettungswache auch das Brandhaus für die Feuerübungen zu entwerfen. Die Architekten wollten keine simple Box planen, sondern haben hier 2005 eine Einfamilienhauskubatur aus röt lich gefärbtem Sichtbeton gebaut, womit sie mit einem Augenzwinkern die Schweizer Betonarchi tektur kommentieren wollten, die zu dieser Zeit aufkam. Im Inneren dominiert eine Brandmöblie rung aus Edelstahl.

Südtirol: Porphyrroter Dämmbeton

gilt schon jetzt als Standardwerk und zeigt 30 ausgewählte Praxisbeispiele für Feuerwachen, die jeweils mit ganz verschiedenen Fassadenmateri alien und Farbigkeiten überzeugen. Gleichzeitig beweisen sie aber auch, wie viel Spielraum in der Gestaltung dieser Art von Zweckbau trotz begren zenden Anforderungen, Vorgaben und Einschrän kungen möglich ist.

So auch die 2016 fertiggestellte Freiwillige Feu erwehr in Vierschach, Südtirol, von Pedevilla Architekten . Die Brüder Armin und Alexander Pedevilla sind dafür bekannt, dass sie mit lokalen Materialien und Handwerkern sowie „den Cha rakteren der Menschen“ bauen. „Jedes unserer Gebäude reagiert genau auf die Umgebung, auf den Bauherrn und auf die lokalen Gegebenheiten. In Vierschach, einem Tor zu den Sextner Dolomi ten, wollten wir den lokalen und vor allem roten Sextnerstein nutzen, ein Konglomerat, welches die Menschen dort seit Jahrhunderten kennen“, erzählt Armin Pedevilla. Das ist auch der Grund, weshalb Pedevilla Architekten die Dämmbeton hülle des Feuerwehrhauses porphyrrot einfärben ließen. „Dadurch spiegelt die Oberfläche das Ge stein unserer Berge wider, sie setzt aber auch die Tradition des Bauens mit Stein fort. Diese Tradi tion lehrt uns, dass Steinhäuser ein wunderbares Raumklima haben, wenn auch mit Abstrichen bei der Energieeffizienz“, so der Südtiroler Architekt.

Feuerwehrzentrum in Gelsenkirchen Klaus Frahm, Hamburg Centre National d’Incendie et de Secours in Luxemburg

Also Rot oder besser kein Rot? Welche Erschei nung steht für Identität, Schutz und Sicherheit? „Die Feuerwehren sind heute als tragende Säulen der Gefahrenabwehr etabliert“, betonen Architekt Stefan Meidl und Ingenieur Sebastian Loher, Pro jektleiter für Bauvorhaben bei der Branddirektion München. Ihr gerade erst erschienenes Handbuch zu Feuerwehrbauten markiert mit 500 Seiten die Komplexität von Feuerwachen. Es ist die erste umfassende Planungshilfe für diese Typologie,

Dass Feuerwehrbauten zuallererst anspruchsvol le Funktionsbauten sind, wissen die Architekten brüder auch aus ihrem zweiten Feuerwehrprojekt in Sand in Taufers, das sie von 2007 bis 2016 ge plant und realisiert haben. Als goldgelbes Wahr zeichen der Gemeinde im Tauferer Tal hüllt sich hier der kompakte Zweckbau in einen goldgelb gefärbten rauen Spritzputz. „Die Abläufe sind bei Feuerwachen eine planerische Herausforderung und erfordern grundlegende typologische Überle gungen, die in Sand in Taufers und in Vierschach aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten auch unterschiedlich ausfielen“, sagen die Architekten. Die groben Verputze stehen in Verbindung mit der

Lukas Roth, Köln

Freiwillige Feuerwehr in Vierschach Gustav Willeit

Feuerwehrprojekt in Sand in Taufers Gustav Willeit

Brandweer Antwerpen Karin Borghouts

Fire Station von Zaha Hadid, Vitra Campus, 1993 - © Vitra, Foto von Thomas Dix

44
53
Porphyrrot gefärbter Beton spiegelt beim Feuerwehrhauses in Vierschach die regionale Bautradition mit rotem Sextnerstein wider.

lokalen, vernakulären Architektur. „Was wir am Bauplatz vorgefunden haben, war ein Stoppelfeld, hinter dem sich die Berge mit ihren Nadelmisch wäldern erheben“, erinnert sich Alexander Pede villa. „Im Winter färben sich die Wälder aufgrund der Lärchenbestände zum Teil gelb. So kam uns in den Sinn, das gelb geprägte Bildmotiv mit dem Feuerwehrhaus zu erweitern. Das Feuer selbst –gelb flackernde Flammen – war eine weitere As soziation, die dem Kommandanten gut gefiel.“

Pedevilla Architekten suchen nach dem Elementa ren – und manchmal auch nach dem Archaischen –in der Materialität, der Form und der Funktion. „Wenn man in dieser Hinsicht die Feuerwehr in Vierschach anschaut, war der Niveauunterschied auf dem Grundstück eine Herausforderung, aber auch eine Chance“, kommentiert Armin Pedevilla. „Über das Funktionale hinaus dient ein dörfliches Feuerwehrhaus oft auch als wichtiger Treffpunkt für die Gemeinschaft. Wir haben den Geländever lauf genutzt und oben einen Bürgersaal – eine Stube – eingerichtet, dem sogar ein kleiner Platz vorgelagert ist. Unten befindet sich dadurch kom plett unabhängig die eigentliche Feuerwehr, die ebenerdig und kreuzungsfrei – und dabei sogar stützenfrei – agieren kann.“

Das Architekten-Duo entscheidet sich für eine Farbe oder ein Material, das es dann präzise for muliert. „Das verleiht den Gebäuden eine bo denständige Ausstrahlung und eine skulpturale Komponente – eine sinnliche Präsenz. Uns ist es wichtig, dass sich sowohl die Nutzenden als auch die Bevölkerung mit ihrem Feuerwehrhaus iden tifizieren können. Es sind gerade die Menschen vor Ort, die das Bauen prägen, aber für uns als Architekturbüro sind auch sie es, die ein Bild von vertrauten Räumen, Materialien, Oberflächen, Motiven oder Ausdrücken haben. Unsere Aufgabe ist es, diese tiefen Bilder und oft unbewussten Er innerungen zum Leben zu erwecken.“

Feuerwehrzentrum in Gelsenkirchen Klaus Frahm, Hamburg

Centre National d’Incendie et de Secours in Luxemburg

Lukas Roth, Köln

Freiwillige Feuerwehr in Vierschach Gustav Willeit

Feuerwehrprojekt in Sand in Taufers Gustav Willeit

Brandweer Antwerpen Karin Borghouts

Fire Station von Zaha Hadid, Vitra Campus, 1993 - © Vitra, Foto von Thomas Dix

Antwerpen: Architecture parlante mit Ziegelfassade

Im Portfolio des Rotterdamer Studio Happel Cornelisse Verhoeven Architecten (HCVA) befand sich bis 2014 noch keine Rettungswache. Sonst entwerfen HCVA nämlich keine markanten, mo nochromen Solitäre, sondern eher leise und be scheidene Gebäude. Die Architektin Ninke Happel und ihre beiden Partner Floris Cornelisse und Paul Verhoeven fokussieren sich auf keine spezifische Bauaufgabe, sondern lassen sich immer wie der auf neue Typologien ein. Mal planen sie eine Schule, mal ein Stadthaus, mal ein Museum. Als 2019 in Antwerpen ihre Brandweerpost fertig gestellt wird, mischen sie das Genre Feuerwache farblich und konzeptionell auf. Und setzen damit ein starkes Zeichen.

Der rote Faden im Werk von HCVA basiert auf der gemeinsamen Grundauffassung: Architek tur sehen die niederländischen Architekten als Erzählung. Die Brandweer in Antwerpen gilt als zeitgemäße Übersetzung einer sogenannten „ar chitecture parlante“: eine sprechende Architektur, bei der Form und Erscheinung die Funktion eines Gebäudes offensichtlich lesbar machen – womit Happel, Cornelisse und Verhoeven den Architek ten Claude-Nicolas Ledoux (1736–1806) zitieren.

„Wir konzeptualisieren das Material, wir materi alisieren nicht das Konzept“, erklärt dazu Floris Cornelisse. Die kirschrote Ziegelfassade ist weit mehr als ein markantes Signalzeichen, sie wird zum Display: Je nach Wetterlage reflektieren die glasierten Ziegel die jeweilige Stimmung. Sobald ein paar Wolken vorbeiziehen, verändert sich der Neubau – strahlten die Steine gerade noch rot in der Sonne, funkeln sie jetzt düster. Weil die Nach barschaft nicht besonders ansehnlich ist, planten HCVA, hier einen starken Akzent zu setzen, der sich selbstbewusst in sein Umfeld integriert. „Eine Feuerwache ist ein sehr funktionales Gebäude, aber dabei darf man nicht die emotionalen und

44

Für Pedevilla ist letztlich der Charakter von Bau und Ort entscheidend, wie der goldgelbe Feuerwehrbau in Taufers zeigt (oben). Glasierte Ziegel verändern die Erscheinung des Baus von HCVA nach Wetterlage, doch der starke Akzent bleibt gegenwärtig (unten).

53

gesellschaftlichen Aspekte vergessen“, sagt Cor nelisse. Das Innere bricht mit der äußeren Gestal tung in Rot. Helle Holzoberflächen sollen für die Mitarbeitenden der Feuerwehr eine wohnliche Atmosphäre bieten. Mit der strikten Trennung von Innen und Außen beziehen sich Happel, Cornelis se und Verhoeven auf die Bekleidungstheorie von Gottfried Semper. Nur an den roten Spinden neh men die Architekten die Farbe ihrer expressiven Hülle noch einmal auf.

Die Materialwahl für die Fassade ergab sich aus dem Kontext: Backsteinarchitektur ist schließlich typisch für Belgien und findet sich auch in den Bauten der direkten Nachbarschaft wieder. Für die Ziegel der Feuerwache haben sich die Rotter damer Architekten allerdings auch in London ins pirieren lassen. Als sie dort eine jahrhunderte alte Mauer entdeckten, die dunkelrot glänzte, prüften sie, ob und wie sich solche Ziegel noch heute her stellen lassen. Das Resultat dieser Recherche ist eine Sonderanfertigung, die von dem niederlän dischen Familienunternehmen St. Joris produziert wird. Die kirschroten Ziegel bestehen aus einer besonderen Tonerde und werden zusammen mit der Glasur gebrannt. Mit dieser besonderen Zie gelfassade war die Brandweer 2020 für den Fritz Höger-Preis nominiert. Und auc h sonst wurde die Antwerpener Feuerwehr vielfach publiziert.

Ob es ein Folgeprojekt geben könnte, auch wenn sich HCVA nicht spezialisieren wollen? Floris Cornelisse überlegt. „Aber dann darf die näc hste Brandwache nicht rot sein“, schmunzelt der Ar chitekt. Rot bleibt eben in erster Linie die Farbe der Feuerwehr selbst.

Ohne eine rote Hülle konnte auch die wohl be rühmteste Feuerwache der jüngsten Architektur geschichte überzeugen. Entworfen wurde diese von Zaha Hadid, die 1997 mit der Betriebsfeuer wache in Weil am Rhein für das Möbelunterneh men Vitra diese Art von Zweckbau als gebaute Skulptur etabliert hatte – ganz im Sinne des De konstruktivismus. „Architektur muss brennen“, hatten eben auch Wolf D. Prix und Coop Him melb(l)au 1980 gefordert. „Wir wollen Architek tur, die mehr hat. (…) Architektur, die leuchtet, die sticht, die fetzt und unter Dehnung reißt.“3 In diesem Sinne leuchtet, sticht und fetzt Hadids spitzwinklige, dekonstruierte Feuerwache aus Sichtbeton noch heute. Sie war jedoch nur wenige Jahre in Benutzung, denn Vitras eigene Werks feuerwehr wurde bald zugunsten der städtischen Feuerwehr aufgegeben. Doch Jürgen Böge von BLKS Böge Lindner K2 Architekten ist sich sicher: Als Betriebsfeuerwehr würde sie bestimmt noch heute funktionieren.

Feuerwehrzentrum in Gelsenkirchen Klaus Frahm, Hamburg Centre National d’Incendie et de Secours in Luxemburg

Lukas Roth, Köln

Freiwillige Feuerwehr in Vierschach Gustav Willeit

Feuerwehrprojekt in Sand in Taufers Gustav Willeit

Brandweer Antwerpen Karin Borghouts

Fire Station von Zaha Hadid, Vitra Campus, 1993 - © Vitra, Foto von Thomas Dix

Quellen:

1 § 1 FwVO – Feuerwehrverordnung 1991.

2 Stefan Meidl, Sebastian Loher: Handbuch und Planungshilfe Feuerwehrbauten, DOM Publishers, Berlin 2022.

3 Coop Himmelb(l)au: Architektur muss brennen, Hrsg. Institut für Gebäudelehre und Entwerfen, TU Graz, Graz 1980.

44
53
Sichtbeton und helle Holzoberflächen im Inneren der Brandweer in Antwerpen brechen mit der äußeren Gestaltung in Rot.
MEHR ALS FARBE
„Da waren Putzwände, auf denen noch Glasgewebe verklebt war.“
NICKY BOXBERGER, MALERMEISTER
54

Wenn eine Universität von sich sagen kann, dass sie eine der ältesten und zugleich zweitjüngste aller staatlichen Universitäten Deutschlands ist, lässt dies bereits ein spannendes Wechselspiel aus Historie und Moderne anklingen. 1379 gegründet, 1816 geschlossen und 1994 wiedergegründet, kann die Universität Erfurt nun mit einem eleganten, zeitgemäßen Erscheinungsbild aufwarten. Dabei hat das Erfurter Büro „Südseite Architektur“ dem Herzstück der Universität, dem 1962 errichteten Auditorium Maximum, einen stilvollen Anstrich verliehen.

Grau in Grau aber keinesfalls farblos!

Neoklassizistische Architektur zu sanieren ist nicht ganz unproblematisch. Das liegt jedoch weniger an der eigent lichen Formensprache. Entsprechende Architekturen wer den häufig von strengen Symmetrien, wenig Schmuck elementen und kompakten Strukturen definiert, was Restaurierungen grundsätzlich entgegenkommt. Kompli zierter gestaltet sich vielmehr der Umgang mit der in härenten Ausdrucksstärke – der expressiven Haltung von Kolossalität, Macht und Härte. Doch es existieren auch Gebäude, die in ihrer Monumentalität Würde und Ansehen ausstrahlen, die es zu erhalten gilt. So auch bei der kul tur- und gesellschaftswissenschaftlich orientierten Uni versität in Erfurt.

Neues Hören und Sehen

Der von 1956 bis 1961 errichtete denkmalgeschützte Ge bäudekomplex, der das zentrale Audimax beherbergt, be steht aus einem rechteckigen, verputzten Bau, der unter einem flachen Walmdach fassadenseitig von schmalen, hohen Fenstern und Pilastern gegliedert wird. Auch im Inneren werden die Räume durch klare Linien und beacht liche Säulen strukturiert. Für die Architekten von Südseite Architektur galt es, das reduzierte, aber charakterstarke Konzept aufzugreifen und auf behutsame Weise mit den aktuellen Anforderungen, wie Brandschutz und techni sche Gebäudeausstattung, in Einklang zu bringen. Auch Aspekte wie (visuelle) Barrierefreiheit mussten umgesetzt werden. Optisch wird diese häufig mit auffälligen Farben

55

akzentuiert, was im Fall der Universität Erfurt weder mit dem Denkmalschutz noch mit dem architektonischen Er scheinungsbild harmoniert hätte. „Deswegen haben wir bei der Farbgestaltung der Wände und Decken auf Grautö ne mit deutlichen Hell-Dunkel-Kontrasten gesetzt“, so der verantwortliche Architekt Karsten Rost. „Diese heben sich klar von dem vorhandenen Eichenparkett ab und er leichtern zugleich die Orientierung innerhalb des Gebäu des.“ Oberstes Ziel war es dabei, gleichwohl der origina len Gestaltung möglichst nahe zu kommen.

„Schmuck“ aus vergangenen Zeiten

Die neue Farbgestaltung des Architekturbüros zeigt sich im Rahmen der Instandsetzung des Hörsaals und von zwei angrenzenden Foyers ganzheitlich und detailreich bis hin zur Möblierung. So wurden selbst die Heizkörper abdeckungen und Sitzmöbel in den Foyerbereichen mit kontrastreichen Grautönen umgesetzt. In den Foyers prä sentiert sich das neue Farbkonzept besonders deutlich: Die Wandflächen wurden in einem warmen Mittelgrau –welches das menschliche Farbempfinden besonders gut widerspiegelt – gestrichen. Die Säulen und Kassettenum randungen sowie die einfassenden Stuckelemente an den Türen heben sich hingegen mithilfe hellerer Grautöne ab. Diese Umsetzung zeigt, dass ein Farbkonzept gleicher maßen dezent und ausdrucksstark sein kann – aber auch eine „besondere Herausforderung“ darstellt, wie Karsten Rost erklärt. Denn in diesem Fall war die Ausgangslage

kompliziert, da unter anderem die Fenstereinfassungen aus Muschelkalkstein bräunlich-gelb lackiert waren. Für ein authentisches und überzeugendes Sanierungsergeb nis mussten daher „im Hörsaal vorsichtig mehrere Farb schichten entfernt werden, bis wir die Grundschicht frei gelegt hatten“, schildert Karsten Rost als bauleitender Architekt. Die abschließenden Malerarbeiten führte der Erfurter Malerbetrieb von Nicky Boxberger aus, für den das prestigeträchtige Projekt in seiner Heimatstadt eine Herzensangelegenheit darstellte.

Das Curriculum: Herausforderungen

Gerade an denkmalgeschützten Gebäuden ist es stets ein schmaler Grat vom Erhalt der vorhandenen Baustruktur bis hin zur Umsetzung aktueller Anforderungen. Neben der Freilegung der Grundschicht mussten beispielsweise bei der Universität in Erfurt die Wände mehrfach voll flächig gespachtelt und so gröbere Unebenheiten und Ausbrüche geglättet werden. Denn unterschiedliche Ma terialien, Wasserschäden sowie Temperaturunterschiede hatten im Laufe der Zeit zu Spannungen in den Putz- und Farbschichten und damit zu Rissen geführt. Die Verwen dung der speziellen Vliestapete aus Zellstoff- und Textil fasern Lightvlies Pro von Brillux verhindert nun künftige Rissbildungen. Auch die Fenster- und Türeinfassungen aus Muschelkalkstein mussten aufwendig, aber scho nend abgebeizt, gereinigt und neu verfugt werden. Nur so konnten sie, ihrer einstigen Anmutung entsprechend,

„Im Hörsaal mussten wir vorsichtig mehrere Farbschichten entfernen, bis wir die Grundschicht freigelegt hatten.“
KARSTEN ROST, ARCHITEKT
FOTOS Matthias Frank Schmidt, Erfurt
56

OBJEKT | STANDORT Universität, Erfurt

BAUHERR | NUTZER Universität Erfurt – Dezernat 4

ARCHITEKT

Architekturbüro Südseite, Erfurt

TECHNISCHER BERATER Marc-Hinrich Müller, Brillux Erfurt

AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB Malermeister Nicky Boxberger, Erfurt

BRILLUX PRODUKTE Sensocryl ELF 267 Dolomit ELF 900

BRILLUX SCALA-FARBTON 99.00.18

mit den neuen mittelgrauen Wandoberflächen fein, aber kontrastreich harmonieren. Das Endergebnis ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass es sich bei dem Projekt um teilweise über acht Meter hohe und dabei lichtdurchflutete Räumlichkeiten handelt, die es streifenund ansatzfrei zu beschichten galt. „Das Gesamtkonzept finde ich sehr gelungen“, so Nicky Boxberger – eine Aus sage, der bei einem Projekt mit so einer überzeugenden Farb- und Raumgestaltung eigentlich nichts mehr hin zuzufügen ist.

81.03.03 99.00.12
57

waste or vase

Jedes Material hat ein Gegenstück

Was silbrig glänzendes Aluminium mit der Farbe Rot zu tun hat, ist auf den ersten Blick nicht unmittelbar ersichtlich. Doch der Ursprung des Metalls, das zunehmend unseren Alltag und neueste Technologien bestimmt, liegt in dem abbaubaren Gestein Bauxit. Aus diesem roten Erz wird Aluminiumoxid zur weiteren Verhüt tung des Leichtmetalls gewonnen. Zurück bleibt der sogenannte Rotschlamm, der durch die eingeschlossenen Metalloxide seine charakteristische Färbung erhält.

Mit den Inszenierungen seiner Kol lektionen stellt Studio ThusThat der Menge des hergestellten Aluminiums den dabei entstehenden Rotschlamm als „Abfallprodukt“ eindrucksvoll im Verhältnis gegenüber.

KORALLENROT
58

Aus der Ferne beinahe ästhetisch, doch die Satellitenbilder verdeutlichen das Ausmaß der mehreren Hundert Hektar großen Abfalldeponien.

Durch die steigende Nachfrage nach dem beliebten und vielfältig einsetzbaren Metall nimmt auch die Menge des Rotschlammes als Nebenprodukt mit mehreren Hundert Millionen Tonnen pro Jahr zu. Die darin enthaltene Nat ronlauge, die zur Gewinnung des Aluminiumoxids für das gängige Bayer-Verfahren hinzugefügt werden muss, ist nicht nur ätzend, sondern im Nachgang auch schwierig von den Rückständen der restlichen Ausgangsmaterialien zu trennen. Aus diesem Grund muss der Rotschlamm in der Regel in Sondermülldeponien gelagert werden. Was sich allerdings aus diesem „Abfall“ gestalten lässt, wenn junge Designer nicht akzeptieren wollen, dass eine solche Vielzahl an wertvollen Rohstoffen ungenutzt zurückgelassen wird, zeigen die künstlerisch gestalteten Kollektionen der „Red Mud“-Keramiken.

Raum für Perspektiven

„Rotschlamm hat keine andere Geschichte als die des Ab falls. Wie können wir eine andere Seite dieses stigmatisier ten Materials zeigen? Kann das Material sogar als raffiniert, zart und schön angesehen werden?“ Diese Fragen stellen den Ausgangspunkt des Projekts „Red Mud“ von Guillermo Whittembury, Joris Olde Rikkert, Paco Böckelmann und Ke vin Rouff dar. Ihre Intention war es, eine Produktkollektion zu gestalten, die es schafft, durch eine Herausforderung und Schärfung der unterschiedlichen menschlichen Sinne die Wahrnehmung eines vermeintlichen Abfallprodukts zu hin terfragen. Was im Rahmen ihres Studiums am Royal College of Art in London 2019 mit einer originellen und limitier ten „Red Mud“-Kollektion begann, entwickelt das Duo um Paco Böckelmann und Kevin Rouff als Amsterdamer Studio ThusThat seitdem mit der fortwährenden Erforschung des Materials stetig weiter.

Der Glanz der Erde So kreieren die Designer jedes Jahr eine neue Designkol lektion aus Keramikgeschirr, Vasen und Fliesen, die einer speziellen Formensprache folgt. Die Kollektion von 2021 beschäftigt sich beispielsweise mit größeren Keramikgefä ßen, die an die archetypischen Formen der Tonerde-Raffi nerien, in denen der Rückstand anfällt, erinnert. Selbst die Glasuren, die den ästhetischen Wert der Keramiken zusätz lich unterstreichen, können unter Ausnutzung des hohen Oxidanteils aus dem Material hergestellt werden. „Wir wollen auf diese Weise das schmutzi gere, wenngleich ebenso schö ne Gegenstück zu Aluminium zeigen – ein Material, das wir in der Regel als makellos anse hen“, so Kevin Rouff. „Das er

59

Oben: Tonerderaffinerie in Westaustralien mit umliegenden Abfalldeponien

Mitte: Der Prozess – mit relativ einfachen Methoden können neue, völlig unbedenkliche Gegenstände aus Rotschlamm hergestellt werden.

Unten: Sets aus der ersten, limitierten Kollektion von 2019

FOTOS Studio ThusThat 60

innert uns daran, dass selbst der sterile und saubere Glanz von Aluminium ursprünglich aus der Erde stammt und dass dessen Gewinnung Konsequenzen mit sich bringt.“ Die se Konsequenzen sind nach Meinung der Designer jedoch nicht zwangsläufig ausweglos. Vielmehr gehe es darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, woher Materialien kom men und welche Abfälle ihre Produktion mit sich bringt.

Wenn diese Aspekte erkannt und klar ersichtlich sind, lässt sich die Betrachtung der einzelnen Elemente ändern bzw. in der Gesamtheit neu einsortieren. So können in diesem Fall „die Brachflächen auch als ein Raum mit reichlich vor handenen Ressourcen gesehen werden“, sagt Rouff.

Neuer Blickwinkel für Ressourcen

Bereits seit vielen Jahrzehnten untersucht die wissen schaftliche Forschung Möglichkeiten um Bauxitrückstän de in Baumaterialien (wie Ziegel) zu verwandeln. Doch die hohen Kosten für die Aufbereitung, gesetzliche Hürden, sein schlechter Ruf aufgrund unsachgemäßer Behandlung sowie der energie- und kostenintensive Transport machen es schwierig, Rotschlamm in großen Mengen wirtschaftlich sinnvoll zu nutzen. Indem die jungen Designer nun die Ver wendung für Keramiken untersuchen, wollen sie eine neue Ästhetik und damit ein neues Narrativ für die bisher eher unerwünschte Ressource schaffen. „Wir wollten die Leute überraschen, offenbaren, was das Material leisten kann, und es auf unerwartete Weise zeigen“, erklärt Paco Böckel

mann. Und Kevin Rouff führt weiter aus: „Wir möchten in unserer materiell orientierten Welt graben, Hintergründe aufdecken und Alternativen vorschlagen, um ein zurück gelassenes Material auf eine ganz neue Weise zu sehen.“

Die Zerbrechlichkeit, die Feinheit und die natürliche Anmu tung der Keramik stehen dabei in direktem Gegensatz zur brachialen, prozessorientierten Industrie der Materialher stellung. In ihren Inszenierungen der Keramik-Kollektio nen ist es den Designern darüber hinaus wichtig zu zeigen, in welchem Verhältnis die Masse des gewonnenen Metalls zur Menge des jeweiligen „Abfalls“ steht – ästhetisch und eindrücklich!

Maßstäbe für Veränderung

Mit neuen Kollektionen, Kooperationen mit Architektinnen und Architekten, weiterführenden Ansätzen mit Wissen schaftler/-innen und Bergbauunternehmen demonstriert Studio ThusThat die Möglichkeiten, das Material in einem noch größeren Maßstab zu denken. Auf diese Weise ver bindet das Projekt „Red Mud“ traditionelle Handwerkskunst mit wissenschaftlicher Forschung. „Aber Materialkultur braucht auch Zeit, um sich zu verändern“, so Böckelmann. Daher erforscht das Team auch noch andere ungewöhnli che Materialströme aus dem Bergbau und der Metallurgie, mit Abfällen aus der Kupfer- und Stahlproduktion, Asche aus der industriellen Energieerzeugung und vieles mehr in einem kontinuierlichen interdisziplinären Ansatz aus Wis senschaft, Handwerk und industriellen Verfahren.

61

Schmal, lückenlos an Grachten gereiht und mit Ziegelsteinfassaden versehen – diese Beschreibung ruft unmittelbar Bilder nie derländischer Architektur hervor. Auch bei dem Cityloft in Haarlem treffen einige dieser Merkmale zu, wenngleich die Wohnung des Innenarchitekten Matthijs van Diepen darüber hinaus mit untypischen, charakter starken Ansätzen überrascht.

Charakterstarke Strukturen

MEHR ALS FARBE
62

Auf halbem Weg zwischen Amsterdam und der Nordsee lassen sich in der Stadt Haarlem noch viele historische Stadtstrukturen erkennen. Neben der Innenstadt mit ih ren weitläufigen Marktplätzen, unterschiedlich gepflas terten kleinen Gassen und regionaltypisch verzierten Giebelhäusern überzeugt die Stadt im Nordwesten der Niederlande vor allem mit Authentizität sowie mit ver steckten, liebevoll bepflanzten Innenhöfen. Das macht sie nicht nur bei Einheimischen als Immobilienstandort sehr

beliebt. Für den Innenarchitekt Matthijs van Diepen war es daher eine großartige Gelegenheit, als Bauherr eine Erdgeschosswohnung in der westlichen Innenstadt neu zu gestalten. Gemeinsam mit Woonwinkel ’t Kooster, dem Unternehmen seines Vaters für Inneneinrichtungen, öff nete er die kleinteilige und dadurch dunkle Raumstruktur zu einer weitläufigen Wohnfläche. Zudem schenkte er der Wohnung durch die Wiederherstellung der ehemaligen Raumhöhe viel Licht und einen einzigartigen Loftcharakter.

„Wir suchen immer nach Lösungen, die vorhandene Traditionen und Nutzungen der Zukunft einbeziehen.“
MATTHIJS VAN DIEPEN
63
„Der dunkel lackierte Küchenblock ist sowohl Arbeitsplatte als auch Bar und damit Highlight der Küche – das Herz der Wohnung.“
MATTHIJS VAN DIEPEN
64

Aus einem Guss

Außen vor allem mit präsenter, typisch roter Ziegelsteinfassade, greift das neue Raumkonzept die hier ebenfalls markan ten cremefarbenen Fassadenbänder sowie die feingliedrigen, schwarzen Fensterrah men auf und holt sie ins Innere. Auf diese Weise entsteht ein fließender Übergang zwischen Innen- und Außenraum, aber auch von traditionellen Architekturele menten und zeitgemäßen Wohnräumen. Darüber hinaus erschafft der elegante Schwarz-Weiß-Kontrast einen stringen ten, aber doch zurückhaltenden Rahmen für die übrige Innenraumgestaltung, die sich vor allem durch ihre Vielfältigkeit auszeichnet. So scheint hier keine Wand der anderen zu gleichen. Oberflächen in venezianischer Spachteltechnik und aus reliefartigen Strukturen sowie sei denglänzende und seidenmatte Wandflä chen lassen sich ebenso finden wie eine besonders glatte Wandfläche, deren grau grüner Farbton sich einheitlich bis über das Türblatt und die Zarge zieht. Das da bei gewünschte stimmige Gesamtbild war auch eine große Herausforderung an die zahlreichen Produkte aus dem Lack- und Farbenbereich. Das einheitliche Farb- und Produktsystem von Brillux ermöglichte dabei, dass innerhalb des Spiels aus fein abgestimmten Gegensätzlichkeiten nicht nur die aufsehenerregende graugrüne Wand wie aus einem Guss wirkt, sondern alle Räume ein ausgewogenes, harmoni sches Ganzes ergeben.

Ein Highlight folgt dem nächsten

Für den Innenarchitekten selbst befindet sich der persönliche Lieblingsplatz inner halb der Wohnung eindeutig in der Küche. Der herausragende Küchenblock mit den dunkel lackierten Seitenfronten und der massiven Platte aus exklusivem weißem Marmor dient dabei nicht nur als Arbeits fläche, sondern wird auch zum geselligen und ausgesprochen repräsentativen Bar bereich im Herzen der Wohnung. Diesen hochwertigen Charakter lässt Matthijs van Diepen auch an weiteren Stellen hervor stechen, indem er glänzende keramische Bodenbeläge im Eingangsbereich verwen det und mit Wänden kombiniert, die dank der Dekospachtelmasse Creativ Algantico 70 von Brillux mit einem marmorähnli chen Charakter beeindrucken. Kunstvolle Highlights dieser Art ziehen sich durch die gesamte Wohnung bis in den luxuriös ge stalteten Badbereich mit exquisiten Ele menten aus Naturstein. So lässt sich hier ohne Weiteres von einem kleinen Kunst werk der Extraklasse sprechen – nicht verwunderlich im Herzen einer Stadt, die auch für ihre vielfältige Kunst bekannt ist.

OBJEKT STANDORT

Cityloft, Haarlem

BAUHERR | NUTZER

Mathijs van Diepen, Haarlem

INNENARCHITEKT

Mathijs van Diepen, Haarlem

AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Woonwinkel ’t Kooster, Bovenkarspel

BRILLUX PRODUKTE

Impredur Hochglanzlack 840

Hydro-PU-Tec Hochglanzlack 2084

Hydro-PU-Tec Seidenmattlack 2088

Glemalux ELF 1000

Latexfarbe ELF 992

Lacryl-PU Parkettversiegelung 344

BRILLUX SCALA-FARBTON

nach individuellem Kundenrezept

65

auf

Neuer Blick
Raumnutzungen Digitales Architektenforum Rotterdam, 17. November 2022 MEHR ALS FARBE 66

Das Thema Nachhaltigkeit ist der um fassende Rahmen dieses Digitalen Archi tektenforums in Rotterdam. Häufig als große Herausforderung betrachtet, sehen die hiesige Stadtverwaltung sowie ihre Architektenschaft und die Bewohner/-innen von Rotterdam die Problematiken des Klimawandels vor allem als Chancen, um Tatkraft und Experimentierfreude zu wecken.

Claudia Neeser von guiding architects mu nich wird auch dieses Digitale Architekten forum wie die vorherigen Veranstaltungen dieser Art von Brillux moderieren. Mit einer spannenden Einführung in die zweitgrößte Stadt der Niederlande von Anneke Bokern –ebenfalls von guiding architects – verspricht der Abend für alle Teilnehmenden abwechs lungsreich und inspirierend zu werden.

Inspirierende Herangehensweisen

Als freie Architektur- und Designjourna listin kennt Anneke Bokern die Stadt mit dem größten Hafen Europas auch fernab der glänzenden Prestigeprojekte. „Die Stadt ist bekannt für die vorbildliche Adaption der Problematik des Klimawandels, aber sie hat aufgrund ihrer Lage und Struktur auch ei nen großen Bedarf an der Erschließung neuer Räume“, so Frau Bokern. Sie wird zeigen, wie Rotterdam städtebaulich auf „meervoudig ruimtegebruik“, also auf mehrfache Raum nutzungen, zurückgreift. Dazu gehört zum Beispiel auch ein Sportplatz, der als Wasser rückhaltebecken fungiert, ein Park auf einem ehemaligen Eisenbahnviadukt und ein Kom binationsbau aus Einkaufszentrum, Parkga rage, Deich und Dachpark. Frau Bokern ist der Ansicht: „Rotterdam ist in dieser Hinsicht sehr aktiv und offen – und das von den Ar chitektinnen und Architekten bis zu den Be wohnenden.“

Zwei beispiellose Prototypen Neben einer Vielzahl an innovativen Pro jektansätzen wird im Rahmen des Digitalen Architektenforums der Schwerpunkt zudem auf dem Schaudepot des Museums Boijmans Van Beuningen des Rotterdamer Architek turbüros MVRDV sowie auf dem Floating Office der international tätigen Powerhouse Company liegen. Bei beiden Projekten han delt es sich um Prototypen, die auf origi nelle Art und Weise den öffentlichen Raum erweitern und neue Flächen erschließen. Während Jan Knikker, Partner von MVRDV, Konzeptdetails über den Dachgarten des Depots und des temporären 600 m langen Rooftop-Walks in 30 m Höhe erläutern wird, veranschaulicht Sander Apperlo – Partner von Powerhouse Company – die Highlights des schwimmenden Bürobaus im Rijnhaven. Mit 3.500 m2 und seiner Holzskelettbauweise zeigt sich dieses Plusenergiehaus selbst für die Niederlande als bisher beispiellos.

Spannende Denkanstöße, innovative Strate gien und die Erschließung von Räumen aus völlig neuen Perspektiven – diese Ausgabe des Digitalen Architektenforums wird bei al len Teilnehmenden nachhaltig Eindruck hin terlassen und vielleicht Inspirationsquelle für eigene Konzepte bieten.

Mehr erfahren!

Floating Office Rotterdam: das Plusenergiehaus der Powerhouse Company

Lassen sich von dem vielfältigen Veranstaltungsangebot von Brillux inspirieren: live und online! Das Schaudepot des Museums Boijmans Van Beuningen von MVRDV FOTO LINKS Michael Fouser, unsplash.com
67

Weiterbilden –weiterdenken

Dazulernen festigt Fundamente und erweitert zugleich Horizonte. Aus diesem Grund bietet Brillux seit Jahren aus tiefer Überzeugung umfassende Weiterbildungsangebote. So lädt die Brillux Akademie ein, Know-how und Kreativkompetenzen mit Qualitäts weiterbildungen auszubauen. Das Spektrum für die kommende Saison überzeugt dabei mit einem ganzheitlichen Programm für Architektur, Planung und Bauingenieurs wesen. Hier werden ganz unterschiedliche Bereiche abgedeckt: von Präsentations- und Beratungskompetenzen über Einblicke in Farbwirkungen und in den Denkmalschutz bis hin zu Neuerungen in Vertrags- und Vergaberechten.

MEHR ALS FARBE
FOTOS Roland Borgmann, Münster
68

Wir freuen uns darauf, Sie am Brillux Campus in Münster, bei Weiterbildungen in den Brillux Niederlassungen oder online begrüßen zu dürfen! Das aktuelle Weiterbildungsportfolio finden Sie hier: www.brillux.de/ architektenseminare

Vielfältige Angebote

Entwurfs- und Planungsverantwortliche gestalten Lebensräume, die Men schen begleiten und prägen. Auf diese Weise tragen sie Verantwortung, sorgen für Sicherheit und beeinflussen die Wahrnehmung sowie das Wohl befinden der zukünftigen Nutzenden. Daher ist ein präziser, inspirieren der und praxisrelevanter Wissenszugewinn besonders sinn- und wertvoll. Die einzelnen Weiterbildungsangebote von Brillux lassen sich dabei indi viduell zusammenstellen. Zudem werden die Veranstaltungen bundes weit von zahlreichen Architekten- und Ingenieurkammern als Fort- und Weiterbildung anerkannt und zertifiziert. Egal ob als Präsenzveranstaltung, Webinar oder als Online-Workshop – neben den diesjährigen neun Seminaren rund um die Themen Recht und Management sowie Farbe und Gestaltung an verschiedenen Standorten können entscheidende Stärken und Wissensvorsprünge auch online zusätzlich ausgebaut und vertieft werden. Technisch, persönlich und in kreativer Hinsicht ein echter Mehrwert, denn mit angesehenen Expert/-innen, hochkarätigen Lehrgängen und frischen Ideen innerhalb der Gruppe eröffnen sich dynamisch neue Perspektiven.

Exklusive Seminare

Ein Seminarthema soll mehreren Mitarbeitenden oder dem gesamten Unternehmen effizient zugänglich gemacht werden? Auch kein Problem. Alle Seminarkonzepte lassen sich exklusiv auf die Räumlichkeiten des buchenden Unternehmens sowie auf weitere unternehmensspezifische Belange zuschneiden. Somit können zusätzlich Zeit, Wege und Kosten gespart werden.

Rundum-Service vor Ort

Neben vielen Seminarstandorten bundesweit ist der Hauptweiterbildungs standort der Brillux Akademie in Münster. Auf dem Campus befinden sich zahlreiche Praxisflächen und Seminarräume sowie das unternehmenseigene Gästehaus „B-Wohnen“. Mit 60 Zimmern sowie verschiedenen Gemein schafts-, Erlebnis- und Konferenzbereichen bietet es allen Teilnehmenden von Veranstaltungen vor Ort beste Rahmenbedingungen. Lernen, Gleichge sinnte treffen, neue Kontakte knüpfen, Fallbeispiele aus der Praxis erfahren und an Ort und Stelle Erholung finden – hier ist einfach alles möglich.

69

Architekten fragen …

»Lassen sich Dächer mit Farbe sanieren?

Fassaden einen neuen Look zu verleihen ist bereits gängige Praxis. Nicht nur das optische Erscheinungsbild, sondern auch der Schutz der Bausubstanz kann auf diese Weise verbessert werden. Doch wie ver hält es sich mit Dächern? Sollte ein Dach, wenn man ihm seine Jahre ansieht, gleich komplett neu eingedeckt werden? Eine Dachfarbe mit technischen Vorteilen wie lang anhaltende Wetter- und Farbtonbe ständigkeit inklusive wäre hier doch eigentlich die optimale Lösung für intakte Dachflächen.

FOTOS BRILLUX DIALOG IN FARBE 70
71

das Brillux Beraterteam antwortet:

»Sicher! Inklusive großer Farbtonauswahl!

Die innovative, seidenglänzende Reinacrylat-Dachfarbe Tec-Up 22 von Brillux verleiht dem Dach nicht nur ein neues ästhetisches Erscheinungsbild, sondern überzeugt auch mit technischen und wirtschaftlichen Vorteilen. Komfortabel und effizient kann die gesamte Ausführung je nach Größe der Dachfläche bereits innerhalb eines Tages erfolgen. Nach der Reinigung der Dachflächen wird Tec-Up 22 im Airless-Verfahren in zwei Arbeitsgän gen aufgetragen. Die frühe Regenfestigkeit und schnelle Überarbeitungsmöglichkeit bietet hierbei ein Höchstmaß an Sicherheit.

Langlebig und wirkungsvoll Tec-Up 22 erzeugt robuste Oberflächen. Dabei verfügt die Farbe sowohl über ein hohes Standvermögen als auch über eine sehr gute Kantenabdeckung. Die geringe Schmutzan haftung sowie die hohe Wetter- und Farbtonbeständigkeit schützen Dachoberflächen so mit über einen langen Zeitraum. Durch ihre spezielle Zusammensetzung kann sie sogar die Aufheizung des Daches reduzieren und damit für ein verbessertes Raumklima im Innen bereich sorgen.

Vielfältig in Einsatz und Gestaltung

Die neue Dachfarbe eignet sich für die Beschichtung geneigter Dachflächen und Abdeckun gen auf zahlreichen intakten Untergründen. Dazu zählen unter anderem Betondachsteine, asbestfreie Faserzementplatten, verzinkte Bleche und glasierte/engobierte Tonziegel. TecUp 22 lässt sich rein anorganisch mit höchster Farbtonstabiltät in einer Vielzahl an Farbtö nen in jeder Brillux Niederlassung tönen. Wählen Sie mit Ihrem Kunden aus den klassischen Farbtönen – oder beispielsweise aus den Brillux Farbtonfächern „Scala Fassadenfarben“ oder „Scala Silikat- und Siliconfarben“ aus.

• Reinacrylat-Dachfarbe

• höchst wetterbeständig

regendicht

• frühregenfest

• widerstandsfähig gegen Witterungs- und Umwelteinflüsse

• geringe Schmutzanhaftung

geruchsarm

blockfest

• unverseifbar

• geringes Quellverhalten

• hohes Standvermögen

• gute Kantenabdeckung hohe Farbtonbeständigkeit

• ausgezeichnete Hafteigenschaften

• reduzierte Aufheizung durch spezielle Pigmentierung

• wasserdampfdiffusionsfähig

leicht verarbeitbar

• optional in Protect-Qualität erhältlich (Filmschutz gegen Algen- und Pilzbefall der Beschichtung)

72
Ziegelrot Scala 21.12.21 Klassikrot Scala 24.18.27 Braunrot Scala 21.12.30 Braun Scala 15.09.30 Hellgrau Scala 99.00.39 Anthrazit Scala 72.06.30 Schwarz Scala 99.00.63 Dunkelgrün Scala 78.03.30 73

alphabetti spaghetti

Knoten im Kopf?

Mitnichten, denn die Briefkästen des Künstlers Alex Chinneck sind viel mehr ein Geistesblitz –inspirierend, außerge wöhnlich und dabei voll funktionstüchtig!

Ob Doppeldeckerbus, Telefonzelle oder Brief kästen – England ist bekannt für seine roten Designklassiker. Jeder kennt sie und verbindet mit ihnen das Vereinigte Königreich. Waren die „telephone-“ und „pillar-boxes“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als sie erstmalig aufge stellt wurden, noch cremefarben und grün, um sich dezent in den Stadtraum zu integrieren, leuchten sie heute in einem markanten Feuerbis Tomatenrot, um ins Auge zu fallen. Dank des hohen Wiedererkennungswerts gelten die gusseisernen Boxen dieser Tage sogar als Na tionalsymbol und Touristenattraktion.

Aufmerksamkeit generieren und gleichzeitig Traditionen verbinden – das will nicht nur die Royal Mail, sondern auch der weltberühmte britische Künstler und Bildhauer Alex Chinneck mit seinen faszinierenden Kunstwerken. Dabei kennzeichnet Chinnecks Werke vor allem das Alltägliche. Erst durch seine Interpretation aus subtiler Manipulation werden aus konventio nellen Häusern, Laternen, Spiegeln oder aus einem herkömmlichen Straßenbesen außerge wöhnliche optische Täuschungen, die entdeckt werden und überraschen wollen. Chinneck be absichtigt auf diese Weise, zum Nachdenken anzuregen, ohne aufdringlich zu sein.

Mit seinem Kunstwerk „alphabetti spaghetti“ hat Alex Chinneck die typischen roten Postkäs ten als Vorbild für seine Skulpturen verwendet und verknüpft so Geschichte und Vermächtnis mit Kultur und neuzeitlicher Kunst. Scheinbar verknotet, aber nicht weniger nutzbar, hat der Künstler seine „alphabetti spaghetti“ in drei Städten innerhalb des gesamten Königreichs errichtet – von East London bis in den Nordos ten von Sheffield wurden sie jeweils über Nacht aufgestellt. Dabei hatten alle Standorte eine wichtige Bedeutung für Chinneck und seinen künstlerischen Werdegang, wie beispielsweise die Veröffentlichung seines ersten Kunstwerks. Auf diese Weise verkörpern die Installationen, dass viele Wege häufig verschlungen und nicht immer geradlinig verlaufen.

Auch wenn es sich bei einigen Versionen der Briefkästen nur um temporäre Aufstellungen handelte, blieb die Installation im Herzen von Westminster – und damit am Startpunkt sei ner öffentlichen Künstlerkarriere – dauerhaft bestehen. Von der Royal Mail regelmäßig an gefahren und geleert wurden jedoch alle Brief kästen – egal wie lange sie Bestand hatten. Wer nun also, von den Kunstwerken inspiriert, Appetit hat, mehr als einen Buchstabensalat zu verfassen, kann sich darauf verlassen, dass dieser nach wie vor ankommt – und dies nicht nur in Bella Italia!

AUFGESTÖBERT
74

24.06.03 24.06.06 24.06.09 24.06.12 24.06.15 24.06.18 24.06.19

24.06.22 24.06.24 24.06.27 24.06.30 24.09.09 24.09.12 24.09.15 24.09.16 24.09.18 24.09.21 24.09.24 24.09.27 24.09.30 24.12.03 24.12.06 24.12.09 24.12.12 24.12.15 24.12.16 24.12.18 24.12.21 24.13.18 24.13.21 24.13.24 24.15.12 24.15.15 24.15.18 24.15.21 24.15.24 24.15.27 24.15.30 24.18.15 24.18.18 24.18.21 24.18.23

24.18.24 24.18.27 24.18.30 24.21.15 24.21.18 24.21.21 24.21.24

24.24.21 24.24.24

BRILLUX SCALA-FARBTONFAMILIE 24

Farbtöne und mehr als Original

Farbtöne kann man im großflächigen Original und in höchster Farbtongenauigkeit am besten beurteilen.

Brillux stellt 1.514 Originalmuster in verschiedenen Varianten als Farbfächer, in DIN A4 und DIN lang zur Verfügung.

Bestellen Sie Ihre Muster per E-Mail (scala@brillux.de) oder per Fax (+49 251 7188-8788) bei uns. Erfahren Sie mehr unter www.brillux.de/farbtoene-muster/musterservice/

Brillux Musterservice

Alle in diesem

dürfen

mit vorheriger

sind

geschützt

GmbH

Co. KG bzw.

jeweiligen Rechteinhabers nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

Die Darstellungen der Farbtöne in diesem Magazin sind aus drucktechnischen Gründen nicht verbindlich. Für die genaue Farbabstimmung benutzen Sie bitte unseren ScalaMusterservice (www.brillux.de/musterservice).

IMPRESSUM Brillux GmbH & Co. KG Weseler Straße 401 48163 Münster Telefon: +49 251 7188-8799 E-Mail: kontakt@brillux.de www.brillux.de Idee, Konzeption, Realisation: gambit marketing & communication GmbH colore Ausgabe 26, Oktober 2022 Weitere Inhalte finden Sie im Brillux Blog: www.brillux.de/blog 44208/189/33,3/1222 8826.9651.0026
Magazin veröffentlichten Bilder und Texte
urheberrechtlich
und
nur
schriftlicher Einwilligung der Brillux
&
des
COLORE 26 ISSN 2625-7297 DE/AT 12,80 EUR CH 14.80 CHF Feuerwehrbauten KORALLENROT Amrai Suites | Schruns Gotthard-Müller-Schule | Filderstadt Appartement | Danzig Universität | Erfurt Cityloft | Haarlem colore 26 #
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.