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Magazin des Fachbereichs Architektur Alanus Hochschule Ausgabe: 03 / September 2010

Ver채nderung ist das einzig Best채ndige. 30 Jahre Interview: Evelin Rottke | Semesterthema: Umnutzung | 30 Jahre Fachbereich Verwandten Projekte | Mittwochsforum | Pieter van der Ree | Frank Lloyd Wright



Erst mag 03, und schon ein Jubiläum: 30 Jahre Architektur an der Alanus

Den Menschen erkennen und für ihn bauen lernen – das war der Slogan, mit dem sich 1980 die ersten Interessenten ansprechen ließen, die nach Alfter kamen, um als Studenten Mitbegründer des Studienganges für Architektur an der Alanus Hochschule zu werden, die damals schon ins achte Arbeitsjahr ging. In den 90er Jahren wendete sich mit dem ökologischen Fokus die Blickrichtung: Die Umwelt erkennen und in ihr bauen lernen. Nach 2000 formulierte sich aus der Komplexität ganzheitlicher Fragestellungen die Beziehungsrelevanz: Die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Welt erkennen und mit ihr bauen lernen. Inzwischen hat das Kollegium den ersten Generationenwechsel vollzogen, sich erweitert und den bewährten Diplomstudiengang gewandelt in ein vierjähriges Bachelorstudium. Auf der Schwelle zu einer neuen Dekade startet nun der Masterstudiengang für Prozessarchitektur. Damit ist wieder Pionieren Gelegenheit gegeben, als Studierende Mitbegründer eines neuen Ausbildungsweges zu sein. Gleichzeitig lassen uns Ehemalige, in der Praxis gereift, an ihren Erfahrungen teilhaben. Das Symposium zur 30-Jahrfeier nutzt die Gelegenheit dazu. Sie tragen damit zur Aktualisierung unseres Lehransatzes bei. Umbau, Anbau und Erweiterung waren auch Thema des Frühjahrssemesters, das mit diesem Heft dokumentiert wird. Dabei haben wir entdeckt: Bauen ist eigentlich immer Umbauen eines Vorhandenen, das Erneuerung sucht, Erweiterung oder

Reduktion auf das Wesentliche. Die Orientierung dabei – das ist ganz alt und doch immer wieder Avantgarde – die suchen wir am Menschen, den wir als Inhaltsverzeichnis aller Entwicklungswege sehen und den mit Kunst und Wissenschaft neugierig zu befragen wir nicht müde werden. Ganz Alanus eben. Bis dann, Prof. Nikolaus v. Kaisenberg Fb-Leitung


Heft im Heft: Rückblick, Stories und Bilder aus 30 Jahren Architektur

Inhalt

Editorial Das Foto

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Das erste Jahr / plant mehr als nur ein Lagerhaus

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Das zweite Jahr / am Konrad-Adenauer-Platz in Bonn-Beuel

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Das dritte Jahr / macht Ütterlingsen 2.0-fähig

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Kleines Projekt / Bamboo Building Workshop Heftmitte / 30 Jahre Architektur an der Alanus / Eine Vorschau in die Vergangenheit Rubrik / Mittwochsforum Portrait / Prof. Dr.-Ing. Evelin Rottke im Interview

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Das Hauptstudium / legt Aachen auf Eis

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Diplom / Hardi Toennessen Drumherum / realisierte Projekte von Freunden, Studenten und Co. Diplom / Ole Küpers Die Organische Architektur / aus Frank Lloyd Wrights Perspektive Impressum

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M端nchen, Olympiapark, 22.April 2010, 12:58 Uhr 05


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Erstes Jahr

Das Böderhaus / Ein Lagerhaus, das mehr kann... Der neue Campus ist fertig. Die Häuser werden immer mehr belebt, Räume werden angepasst, hier und da wird nachgebessert. Nicht alles, was erforderlich war kann man im Voraus bedenken und manchmal ist es ja vielleicht auch gar nicht so schlecht, erst einmal zu sehen, wie es sich so lebt, am neuen Ort. So haben wir zum Beispiel im Laufe der letzten Monate festgestellt, dass für die Hausmeister ein Lagerraum im Freien für Gartengerät und sonstige Materialien gebraucht wird und darüber nachgedacht, ob es sich nicht lohnt, diesen „Schuppen“ so auszubilden, dass er gleich mehreren Nutzungen zugute kommen könnte. Ein überdachter Vorplatz als Treffpunkt, für kleine Feste. Eine „Verlängerung“ des Hauses für eine erste „Alanus-Galerie“ in der man ausgewählte Objekte zeigen kann. Ein Häuschen, dass nicht einfach irgendwo auf dem Gelände abgestellt ist, sondern dass integriert wird, durch dessen Volumen neue, spannende Freiräume entstehen könnten. Das Bauwerk soll sehr einfach und preiswert sein. Es bietet sich an, den südlichen Betonsockel des Regenauffangbeckens als Fundament zu nutzen und darauf aufzubauen. Vielleicht gelingt es uns ja, ein ausgewähltes Projekt umzusetzen und einen neuen Alanus-Treffpunkt zu schaffen.

Die fertigen Entwürfe unterscheiden sich sehr voneinander. Jedes Konzept folgt einer individuell entwickelten Idee. In dieser Anfangsphase des Studiums geht es vor allem darum, die Erfindungen überzeugend und schlüssig nachvollziehbar darzustellen und die wesentlichen Aspekte der Gestaltung, der Nutzung und der Baubarkeit zu präsentieren. Die hier abgebildeten Zeichnungen zeigen exemplarisch einen Teil aller Studentenarbeiten. Prof. Benedikt Stahl

Prof. Benedikt Stahl / Lehrgebiet Entwerfen in Architektur und Stadtraum / Einführen in das Entwerfen: 2. Semester


Raum für Mehr Studentin: Betreuung: Semester:

Ina Willemsen Prof. Benedikt Stahl 2

In meinem Entwurf gestalte ich einen Ort, der gerne und häufig von allen Studierenden genutzt wird. Ein Ort, an dem man gemütlich beisammen sitzen kann. Ebenso, wie sich das Campusleben wandelt, soll auch mein Entwurf ein wandelbares Bauwerk bleiben, ausgenommen weniger Elemente. In der Mauer befinden sich drei große Öffnungen, welche durch Studenten belebt werden sollen.


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Shelter Student: Betreuung: Semester:

Raphael FuĂ&#x; / Eliot Livingston Wilson Prof. Benedikt Stahl 2

Legende / Oben: Längsschnitt Unten: Grundriss


/ Shelter ist nicht nur Geräteraum. Es ist Treffpunkt für Studenten, Unterstand, Schutz und Aussage. Für uns ist es ein Ort, der demokratische Wirklichkeit schafft, der Studenten mit dieser Hochschule noch stärker verbindet.“

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Box-Dorf Student: Betreuung: Semester:

Dominique Buchmaier Prof. Benedikt Stahl 2

Legende / Diese Seite: schematischer Grundriss ‚Box-Dorf‘, Ansichten, Konstruktionsskizzen Rechte Seite: Lageplan mit Bepflanzung


“Herr Stahl, ich hätte da noch was“ sagt Herr Böder und meint ein kleines Lagerhaus, nämlich sein Böderhaus, das im Freien an Campus II für unsere Hausmeisterriege errichtet werden soll. Mein Entwurf steht unter dem Titel „Box-Dorf“ und integriert in den vier Boxen einen Hausmeisterraum, einen Ausstellungsraum, einen Ruhe- oder Chillraum für Studenten, sowie eine

mögliche Fahrradwerkstatt. Diese Raumverteilung ist ein Vorschlag und kann nach Belieben umstrukturiert und verändert werden. Mein Entwurf ist auf einem 3m x 3m Raster aufgebaut, wobei die 3m x 3m x 3m Boxen durch 50 cm breite und 3 m hohe Gabionenwände begrenzt und durch jeweils eine dazwischen liegende Terrasse mit einer Größe von 3 m x 3m mit der nächsten Box ver-

bunden sind. Vorerst sind in meinem Projekt vier Boxen mit jeweils einer dazwischen liegenden und insgesamt drei Terrassen vorhergesehen. Nach Bedarf ist das „Box-Dorf“ durch weitere Räume einfach zu erweitern.


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Zweites Jahr

Neugestaltung Konrad Adenauer Platz / Bonn - Beuel Semesterentwurf / Prof. N. von Kaisenberg / Lehrgebiet Architektur und Gesellschaft Wiss.MA.: W.-J. Beeren

Die Gebäudelehre eröffnet bei der Entwurfsarbeit mit Bestandsgebäuden methodische Wege, die vorhandene Baukonstruktion analytisch zu verstehen und ein neues Gebäudekonzept damit synthetisch in Einklang zu bringen. Gerade die Nachnutzung hoher Gebäude stellt künstlerische und ingenieurtechnische Anforderungen an die Wechselwirkung von Gebäudeanatomie und Stadtorganismus. Bauen heißt umbauen: Umbau vorgefundener Natur oder verändeter Kultur- und StadtLandschaft, Umformung gebauter Gesellschaft und ihres Mobiliars. Manchmal geschieht dies durch Ausbau, durch Rückbau, manchmal durch Neudeutung, Umwidmung und Nachnutzung. Schlachthöfe wandeln sich in Ärztehäuser, Gasometer zu Wohnpalästen, Güterbahnhöfe zu Bildungsplattformen. Auch Kirchenbauten finden neue Funktion, Wassertürme suchen neuen Inhalt. Im Semesterthema ‚Umnutzung‘ begegnet der Fachbereich Vorgängen, die sich mit der Veränderbarkeit bestehender

Strukturen befassen. Gleichzeitig wird unsere eigenen Arbeit als Planer später wieder Grundlage für neuerliche Umwandlung sein und kann auch heute schon nachhaltig darauf abgestellt werden. Die Gebäudelehre baut darauf auf, in dem es analytische Instrumente und planerische Werkzeuge bestehender Strukturen befassen. Dies spielt sich sowohl innerhalb des städtischen Kontextes als auch im (innen-) architektonischen Maßstab ab und spiegelt die menschlichen Lebens- und Arbeitsfelder im Gebauten wieder. Als Gundlage dient uns die städtbauliche Neuordnung des Konrad-AdenauerPlatzes in Bonn - Beuel mit entsprechenden Bestands- und Neubauten. Die Studenten des 2. Jahres werden sich mit der Analyse von infrastruktur,

Bestand und Potentialen auseinandersetzen. Das Ziel ist es ein aussagekräftiges Nutzungskonzept und dessen Ausarbeitung bis zu einem Entwurf zu entwickeln. Prof. N. von Kaisenberg


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Beuel MITTE Student: Betreuung: Semester:

Legende / Lageplan Perspektive Schematischer Grundriss Isometrische Skizze

Sรถhnke Schrรถder / Thomas Postma Prof. Nikolaus v. Kaisenberg / Dipl.-Ing. Willem-Jan Beeren 2


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Beuel Mitte Student: Betreuung: Semester:

Bettina Schumacher / Max Ullrich Prof. Nikolaus v. Kaisenberg / Dipl.-Ing. Willem-Jan Beeren 4


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Legende / Links: Umgebungsplan Unten Links: Aufteilungsskizzen Mitte: Situationspiktogramme Rechts: Lageplan Unten: Grundrisse der Anlage

Unser Entwurf versucht den Ort für die Menschen lebenswerter zu machen und den derzeit dominanten Verkehr an der Nordseite außen vor lassen. Die Bebauung soll mit zwei innenliegenden Plätzen den Bürgern ein Zentrum zum Verweilen geben - mit Cafes, Restaurants und Bars, aber

ohne Auto- und Straßenbahnlärm. Durch eine hochwertige Architektur wollen wir mit unserem Entwurf Beuel vom Kern heraus aufwerten und so einen positiven Effekt auf die Nachbarschaft ausüben. Sodass sich Beuel von innen nach außen erneuert.


Neues Leben für Beuel Student: Betreuung: Semester:

Borja Frey / Anna Kasperczyk / Thomas Schauff Prof. Nikolaus v. Kaisenberg / Dipl.-Ing. Willem-Jan Beeren 4


Wohnen in Beuel

Wohnungstyp I 40qm

Wohnungstyp II 80qm

Erstellt mit einer Studentenversion von Allplan

Grundriss 1:200 Erstellt mit einer Studentenversion von Allplan

Legende / Linke Seite/ Oben: Lage am Konrad-Adenauer-Platz Linke Seite Unten: Grundriss Wohnen Diese Seite / Oben rechts: Skizze der Eingangssituation Oben links: Blockrandbebauung entlang der Bonner Strasse Links: Grundriss Ă„rztehaus Unten: Querschnitt

Erstellt mit einer Studentenversion von Allplan

Schnitte 1:200

Erstellt mit einer Studentenversion von Allplan

Thomas Schauff, 2. J


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Drittes Jahr

Perspektiven in Werdohl / Uetterlingsen 2.0

Credo Demografischer Wandel und Klimaschutz sind zentrale Themen in der aktuellen, politisch motivierten Stadt[um]bau Diskussion. Viel zu selten werden die damit verbundenen Handlungsfelder als Arbeitsfelder der [Umwelt-]Gestaltung begriffen und genutzt. Wir wollen dies ändern!

Kreis] im Jahr 2008 ein Städtebauliches Entwicklungskonzept erarbeitet und darin drei Kernbereiche des Stadtumbaus definiert: 1 - Untere Innenstadt 2 - Bahnhofsumfeld, Nordheller Weg & Altenaer Straße 3 - Ütterlingsen, Schlacht & Kalkofen Der Betrachtungsbereich des Semesterprojekts in den Modulen Stadtplanung und Technischer Ausbau & Energieeffizientes Bauen konzentrierte sich auf den Betrachtungsbereich Ütterlingsen. Dieser westlich der Innenstadt

geplant. Trotzdem zeigt der Stadtteil verschiedenste Defizite. U. a. ist die Zukunft von ca. 100 [überalterten] Wohneinheiten, einem katholischen Gemeindezentrum und einer städtischen Grundschule in oberer Hanglage weitgehend unklar. Aufbauend auf der Kopplung der beiden Lehreinheiten Städtebau und TA/Energieeffizientes Bauen wurden im Rahmen der Bearbeitung die Fragen des demografischen Wandels und des Klimaschutzes sowohl im Maßstab des Stadtquartiers wie auf Gebäudeebene unter dem Semesteroberthema Umbau/Umnutzung thematisiert. Hierdurch ergabt sich die Chance die Interdependenz zwischen Städtebau und Gebäudeplanung an Hand der folgenden Fragen beispielhaft zu erörtern. Prof. Swen Geiss

Dabei versteht sich Gestaltung als analytischer Prozess des Aufzeigens von spezifischen Herausforderungen und Fragestellungen, des Ergründens der diesen Fragen innewohnenden Logik und der Entwicklung einer dieser Logik entsprechenden, adäquaten und authentischen Ästhetik. Planungsaufgabe Im Kontext des Stadtumbaus NRW hat die Stadt Werdohl [Märkischer

gelegene, topographisch bewegte Stadtteil mit Wohnlagen im Tal und am Hang der Lenne ist vorwiegend in der Nachkriegszeit entstanden. Große Teile sind im Besitz der halb-städtischen, halb-privaten Wohnungsbaugesellschaft WoGeWerdohl. In den letzten Jahren wurden von dieser bereits verschieden Maßnahmen zur Erneuerung und zum Umbau des Stadtteils in Angriff genommen. Ergänzend hierzu sind Erneuerungen städtischer Gebäude

Semesterentwurf / Prof. Swen Geiss / Lehrgebiet Architektur und Ressourcen Wiss. MA.: Dipl.-Ing. LA Ulrike Platz


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Legende / Links: Situation in Ütterlingsen Oben: Prof. Swen Geiss während der Präsentationen Unten: Maren Brixius und Benjamin Bauske mit Ütterlingsen 2.0


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Research & Development Student: Entwurfskonzept: Betreuung: Semester:

Filip Voß Architektonische Feldexperimente Prof. Swen Geiss, Dipl.-Ing. LA Ulrike Platz 6

A /Lageplan: Rot = Neu B / Entwurfstext C / Lichteinfall D / Sonnenstand 24.Dez. D / Längsschnitt Tal

Ob neue Farbe frischen Wind bringt? Meiner Ansicht nach muss das Herz erreicht werden, will man Menschen die Lage schmackhaft machen. Doch noch prägen hohe Arbeitslosigkeit und fehlendes Engagement das Bild. Mülltüten und Mülltonnen stehen und liegen am Strassenrand und zieren teilweise die Grünflächen, wie Weihnachtsschmuck den Nadelbaum. Vielleicht ist Ütterlingsen ja bereit für einige architektonische Feldexperimente; warum an diesem Ort nicht neue Wohnstrukturen erfinden und ausprobieren? Neues Denken ist gleich neues Wohnen. Neues Wohnen interessiert und macht auf sich aufmerksam, ein Schritt hin zu einem Imagewechsel.


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Beziehungsweisen Student: Betreuung: Semester:

Annalena H채nel Prof. Swen Geiss Dipl.-Ing. LA Ulrike Platz 6

Legende / Links Oben: Abriss Schema Links Mitte: Wohnungsverteilung Links Unten: Neue Beziehunngen Oben:Beplantes Areal


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Ütterlingsen neu denken Student: Entwurfskonzept: Betreuung: Semester:

Maren Brixius / Benjamin Bauske Altengerechtes Wohnen in energieeffizienten Häusern mit Naherholungsqualität Prof. Swen Geiss, Dipl.-Ing. LA Ulrike Platz, Prof. Benedikt Stahl 6

Legende / Oben: Situationsbeschreibungen / Naturflächen, Wegesystem, Grünflächen, Wohnbebauung Links: Saniertes Solar High Rise: Altengerechtes Wohnen / Skizze Unten: Solar High Rise Gebäudekomplex / Ansichtsskizze Rechts Oben: Text zum Entwurf Rechts: Auszug aus den Analysen zur Umgestaltung existierender Wohngebäude


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Auffällig im Stadtteil Ütterlingsen ist für uns, dass sich das Quartier in verschiedene Wohnzonen einteilt, die sich entweder in der Nationalität, dem gesellschaftlichen Stand, der Lebensform oder im Alter der Bewohner unterscheiden. Den vielfältigen Gruppierungen fehlt es momentan an Möglichkeiten sich auszutauschen, wie etwa Plätze, Jugenzentren, gemeinsame Lokale o.ä.. Tatsächlich ist Ütterlingsen ein ‚MultiKulti‘-Viertel, nur bisher ohne die üblichen Gemeinschaftsszenarien.

Im Bereich der energetischen Sanierung der Bestandsgebäude geht es zum einen auf städtebaulicher Ebene darum, zu untersuchen in wie fern die Elemente Sonne, Erde (Wald), Wasser und Wind zu einem erneuerbaren Energiekonzept beitragen können. Hierzu werden das Klärwerk, die Forstflächen, die Sonneneinstrahlung und das Geothermiepotenzial sowie vorhandene Windkraftanlagen untersucht um sich am Ende für die bestmögliche Wärme bzw. Strom-

versorgung zu entscheiden. In Bezug auf die Gebäude gilt es, einige Szenarien durchzuspielen um verschiedene enerergetische Stufen zu erreichen, die wiederum den Fördermöglichkeiten gegenüber gestellt werden. Dies wird am Ende mit dem Bauherrn ausdifferenziert, um so viel wie möglich zu sanieren mit so geringem Aufwand wie nötig.

Varianten: Die Grundrisse stellen in ihrer Abfolge verschiedene Szenarien dar, die wir für die Wohnungen in dem ‚Solar highrise‘ getauften altengerechten Wohnen analysiert haben. Links: Mögliche Personenanzahl und damit verbundene Grundrissgestaltung. Unten links: Anordnung der Küchenräume Unten 2 v. links: Die Anordnung der Nasszellen kann an anderer Stelle als im jetzigen Zustand (Rot umrandet) sein, um modernen Wohnverhältnissen Rechnung zu tragen. Unten Mitte: Für heutige Verhältnisse werden die Schlafräume für 2-Personen Haushalte (in diesem Beispiel) angepasst. U. Rechts: Der bisherige Aussenraum wird über Balkone erweitert und wertet so die Wohnsituation deutlich auf. U. Ganz Rechts: Die neue Erschließung der Wohnquartiere in dem Hochhaus

A / Parallelprojektion Vogelperspektive B / Perspektive


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Bamboo Building Workshop Kleines Projekt im Hauptstudium / Prof. Dr.-Ing. Evelin Rottke / Lehrgebiet konstruktives Entwerfen

Ziel des Projektes ist es, Studenten mit Bambus als Baumaterial bekannt zu machen, dessen Möglichkeiten kennenzulernen und in einer kurzen Protoypenentwicklung Konstruktionen mit Bambus zu entwerfen.

Entwurf von Julian Fischer / Paraboloidkonstruktion über einer vorhandenen Plattform im Außernbereich der Cafeteria aus Campus II

Entwurf von Yohanna Vogt / Bambus eignet sich auf Grund seines guten Gewicht- zu Steifigkeitsverhältnisses für tensegrity Konstruktionen sehr gut.

Entwurf von Clemens Schmitz-Michels


30 Jahre Fachbereich: „Wege zur einer zeitgemäßen Baukunst“ ...lautete der programmatische Titel eines einjährigen Studienaufenthaltes einer Gruppe Architekturstudenten der TU Delft, die im Herbst 1978 an der Alanus Hochschule Anregungen aus dem organischen Bauen für ihr Studium und ihre Berufsbiografie suchten.

zu sein, nachdem der Schwung der ersten Jahrgänge heraus war und die Nachfrage einbrach. Personelle Wechsel brachten konzeptionelle Wechsel mit sich, der Studiengang öffnete sich sozialen Themen, wie moderierte Entwurfs- und Prozessbeteiligung.

Zwei Jahre später startete im Herbst 1980 der 6-jährige Studiengang Architektur.

Nach dem Jahr 2000 verdichteten sich die Anstrengungen, die staatliche Anerkennung erneut zu beantragen; schließlich wurde sie 2003 verliehen.

Wenn wir nun im Herbst 2010 zurückblicken auf die hinter uns liegende 30-jährige Entwicklung, fallen zwei Aspekte deutlich auf: 1. Das kontinuierliche Ringen um die Frage, was eine zeitgemäße Baukunst ist, 2. Die ständige Suche nach einer adäquaten Studienform, z.T. unter schwierigsten finanziellen und personellen Bedingungen. Die Entwicklung war stark abhängig vom persönlichen Einsatz der Studierenden und Dozenten; regelmäßige Krisenpunkte riefen zur erneuten Überprüfung und Umformung gerade erst eingerichteter Strukturen auf. Immer wieder durch die sehr schwankende Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt herausgefordert, stand der Fachbereich regelmäßig vor großen Umwälzungen. Es wurden bereits im ersten Studienzyklus 19801986 Anstrengungen aufgenommen, die staatliche Anerkennung des Abschlusses zu erwirken, allerdings zunächst ohne Erfolg. Das Jahr 1990 scheint ein Krisenjahr

Ist nun alles gut? Ein abschließendes Urteil über den Erfolg der Geschichte wird hier nicht gewagt - wir lassen auf den folgenden Seiten Bilder (aus) der Zeit für sich sprechen. Darüber hinaus wollen wir gerne in den kommenden Ausgaben unter verschiedenen Gesichtspunkten zurück- und gleichzeitig vorausblicken. Wir freuen uns dabei auf jede Zusendung von Ehemaligen, Freunden und Förderern des Fachbereiches!

Mit den 2007 (Bachelor) und 2010 (Master) neu eingerichteten Studiengängen, einem neuen Standort und einem erweiterten Kollegium (zur Zeit 9 hauptamtliche Professuren) steht der Fachbereich organisatorisch und fachlich so gut da wie noch nie.

Den Auftakt in dieser Ausgabe macht Prof. Pieter v.d. Ree mit seiner phänomenologischen Studie über ein sprichwörtlich begreif-bares Detail der Alanus Hochschule im Wandel der Zeit...

Aber auch inhaltlich ergeben sich in den neuen Studienkonzepten zahlreiche Anknüpfungen an die Gründungsimpulse. So bildet der Bachelor-Studiengang eine Plattform für die Integration sowohl künstlerischer als auch (geistes-)wissenschaftlicher Themen in den Entwurfs- und Gestaltungsprozess. Der Masterstudiengang fokkussiert auf die Entwicklung von Architektur in gemeinschaftsorientierten und ressourcenoptimierten Projekten. In der Zusammenschau bilden diese beiden Angebote die Komplexität und Vielschichtigkeit von zeitgemäßer Architektur ab in objektbezogener Werkgestaltung und prozessgebundener Entwicklung.

Dipl.-Ing. Willem-Jan Beeren


Gestalt


30 Jahre


30 Jahre


Gestaltungen


Die Zeit im Griff. Betrachtungen von Prof. Pieter van der Ree Die Evolution der Türgriffe an der Alanus Hochschule in den letzten 30 Jahren / Und was diese Evolution über das Bewusstsein für Prozesse bedeuten könnte

Wer öfters die Alanus Hochschule besucht und dort die verschiedenen Räume des Johannishofes, Werkhauses, Gästehauses, der Ateliers oder des Campus 2 betritt, wird wohl irgendwann bemerken, wie erstaunlich unterschiedlich die Türgriffe dieser Gebäuden sind. Es gibt Griffe aus Holz, Metall und Kunststoff, kleine, mittlere und große Griffe, industriell angefertigte und handgeschnitzte. Die Unterschiedlichkeit dieser Griffe würde wohl nie darauf schließen lassen, dass sie alle zu einer Institution mit einer noch relativ kurzen Geschichte gehören. Wären sie nicht räumlich vor dem Benutzer ausgebreitet, sondern befänden sie sich übereinander gestapelt im Erdreich, so würde man wohl meinen, dass es sich um archäologische Überreste ganz unterschiedlicher Kulturen und Zeiten handelte. Und obwohl dies buchstäblich nicht der Fall ist, spiegeln sie doch wechselnde Kulturen und Zielsetzungen; und sei es die einer einzigen Hochschule. Was für Griffe gibt es denn an den verschiedenen Türen, aus welche Entwicklungsphase der Hochschule stammen sie und was sagen sie aus über die Intentionen, woraus sie damals entstanden sind? Lässt sich etwas von der Entwicklung der Alanus Hochschule, ihren Zielen und Gestaltungsimpulsen an Hand ihre Griffe greifen und begreifen? 01

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Ein Guckloch in einer verschlossenen Tür Eine der wenigen Türen, die noch übrig ist aus der Zeit, bevor die Hochschule 1973 in den Johannishof einzog, ist die Pforte an der Südseite des Hofes. Diese Pforte besteht aus zwei Türflügel aus dunklen, vertikalen Holzbrettern. (1) Der Überlieferung nach spielt sie eine wichtige Rolle in der Geschichte der Hochschule: Als die Gründer der Hochschule zum ersten Mal zum Johannishof kamen, um zu schauen, ob dies ein geeigneter Ort wäre, fanden sie diese Pforte geschlossen. Glücklicherweise gab es aber ein Guckloch in einem der Türflügel, durch das der Bauer früher hinausschauen konnte, wer an der Pforte war und wodurch die Gründer jetzt hineinschauen konnten in den Hof. (2) Der Einblick war natürlich beschränkt, reichte aber aus, um die Einsicht zu gewinnen, dass dies der richtige Ort war. Ein plastisch-lebendiger Gestaltungsimpuls Mit der Kunsthochschule zog auch ein neuer Gestaltungsimpuls in den ehemaligen Bauernhof ein. Die Schweineställe, Dachboden und Scheunen sollten nicht nur in zweckmäßige Unterrichtsräume, Übungsräume und Ateliers um-

gewandelt werden, sondern auch, so weit wie möglich, das künstlerische Ideal der Hochschule widerspiegeln. Durch plastische Gestaltung sollte ein künstlerisches Empfinden und ein Sinn für das Lebendige geweckt werden. Zwei frühe Zeugen dieses Bestrebens sind die Zugangstüren zur Mensa und zum darüber gelegenen Übungsraum für Eurythmie. Diese Holztüren wurden durch Heinz Häußler, einer der Gründer der Schule und ersten Leiter der Bildhauerabteilung, geschnitzt. Charakteristisch sind die rundlichen, keimartigen Griffe, die aus den ebenfalls lebendig geschnitzten Türflächen hervortreten. (3) Ein solcher Griff lässt sich natürlich nicht so leicht kombinieren mit einem gängigen Verschluss, sodass dafür eine eigenständige Lösung gefunden werden musste. Dieses recht einfache System besteht aus einem Seil mit Kontragewicht, welche der Mensatür auch heute noch seinen unverwechselbaren Schliessklang gibt. Was dazu noch auffällt an beiden Türen ist der Kontrast zwischen ihrer Innen- und Außenseite. Die Vorderseiten sind liebevoll plastischlebendig gestaltet, die Rückseiten bestehen dahingegen aus unbearbeitete, rohen Bretter, als ob sie nie fertiggestellt sind. Vielleicht spiegelt sich darin unbeabsichtigt die Rückseite dieses hohen Ge03 / 04


30 Jahre

staltungsideals, welches bestrebt war die ganze Lebensumgebung künstlerisch zu gestalten, was die Kräfte im Alltäglichen aber etwas überforderte. Das Plastische voll im Griff Bei den beiden Doppeltüren, die zum großen Saal des Johannishofes führen, sind die Innen- und Außenseite schon voll im Einklang miteinander. Beide Seiten sind gleich sorgfältig bearbeitet und die Türrahmen und Griffe bilden eine harmonische Einheit. Die plastisch gestalteten Griffe treten in der Mitte aus der Fläche hervor und kommen der greifenden Hand der Besucher entgegen. (4) Das Besondere dabei ist, dass die Griffe nicht genau symmetrisch sind, sondern leicht unterschiedlich. Der rechte Griff weicht etwas konkav nach hinten wobei der Linke leicht konvex nach Vorne kommt. (5) Dies hat nicht, wie man leicht vermuten könnte, mit den unterschiedliche Kraftwirkungen von ziehen und drucken zu tun, denn beide Türen drehen nach außen, sondern ist eher als eine Anspielung auf die unterschiedlichen Qualitäten der rechten und linken Hand zu verstehen. Dabei wird die rechte Seite meist mehr als aktiv, nach außen gerichtet und die Linke mehr als empfangend empfunden. Über ihre Funktion und ästhetische Gestaltung hinaus nehmen sie so ganz subtil Bezug auf den Menschen und machen aufmerksam auf dessen unsichtbare Qualitäten. Damit könnte man sagen dass hier die plastische Sensibilität und das fachmännische Können voll ‘im Griff‘ sind. 05

Ein kleiner Kunstgriff Nach der Vollendung der Umbauten am Johannishof wurde längere Zeit nicht mehr gebaut und konnte sich die Hochschule ihrer eigentlichen Aufgabe, das Unterrichten, widmen. Am Anfang des neuen Millenniums entstand aber die Gelegenheit auf dem Gelände des Johannishofes neue Ateliers, ein Werkhaus und ein Gästehaus zu realisieren. Hierfür machte Frank Rüdiger Hildebrand, Architekt und vielen Jahre einer der tragenden Dozenten der Architekturabteilung, eine Gesamtplanung und die architektonischen Entwürfe. Mit einfachen Mitteln versuchte er den Gebäuden einen eigenständigen, leicht beweglichen Charakter zu verleihen. Dies zeigen auch die Türgriffe des Gästehauses welche aus einem rohen Rundholz bestehen, das durch zwei Metall-Fertigteile an der Tür befestigt ist. Dadurch aber dass die Fertigteile nicht symmetrisch sondern versetzt angebracht sind, entsteht eine schräge Linie, welche der Hand entgegenkommt und der Tür eine leicht Dynamik gibt. (6) Obwohl es offenbar nicht mehr die Mittel oder das Anliegen gab, die Griffe, geschweige denn die ganzen Türen, plastisch zu gestalten, bekamen sie durch diesen ‘Kunstgriff‘ doch ein eigenen und eigenständigen Charakter. Digitale Verschlossenheit An der Gestaltung und Realisierung des Campus 2 hatten die Dozenten der Architekturabteilung keinen direkten Anteil mehr. Dieser wurde im Auftrag der Software-AG Stiftung durch ein Stuttgar06 / 07

ter Büro entworfen. Entsprechend wenig eigener Alanus-Gestaltungswille zeigt sich dann auch in den Gebäuden. Sie sind zweckgemäß, nachhaltig und sehr zurückhaltend in ihrer Gestaltung. Auch die Eingangstüren zu den verschiedenen Abteilungen sind reine Industrieprodukte ohne einen eigene Ausdruck. Es lässt sich Außen nichts davon erahnen was für eine Einrichtung mit welchen Zielen hinter diesen Türen arbeitet. (7) Besonders fortschrittlich ist das Schliessystem, das auf digitale Schließkarten basiert. Diese müssen vor einen Sensor an der Wand gehalten werden, bevor die Tür geöffnet werden kann. Dadurch ist es jetzt, wenigstens theoretisch, möglich zu registrieren welche Dozenten und Studenten wann welches Gebäude betreten. Statt ein künstlerisches Empfinden beim Berühren eines Türgriffs tritt jetzt das etwas unbehagliche Gefühl, durch eine unsichtbare Macht überwacht werden zu können. Mit etwas anfänglichem Ärger ging das System auch einher. Denn hat man seine Karte vergessen, noch nicht bekommen oder Innen liegen lassen, so steht man hilflos vor der Tür. Glücklicherweise gibt es bis jetzt aber noch kein System das so fortschrittlich ist, dass man es nicht umgehen kann. So wurde mir gezeigt wie die Studenten der Architekturabteilung mit einer einfachen Steinzeitlösung das ganze digitale System außer Kraft setzen. (8) Der ungreifbare Griff So avanciert das Schließsystem der verschiedenen Abteilungen der 08

/ Für Fortsetzung bitte umblättern


Campus 2 schon ist, am Erstaunlichsten ist doch wohl die Eingangstür zum Verwaltungsgebäude. Aus der Ferne sieht sie ganz harmlos aus; eine schlichte, industriell gefertigte Tür mit einem runden Metallgriff. Durch dieses einfache Aussehen ist man völlig unvorbereitet auf das reine Wunder das sich beim Herankommen ereignet. Noch bevor man seine Hand ausgestreckt hat, um den Griff zu greifen, öffnet die Tür sich wie von selbst, um einem Zugang zu gewähren. (9, 10, 11) Es ist, als ob der Geist der Alanus Hochschule die Intentionen des Herankommenden schon ahnt und einem höflich entgegenkommt. Hat man seine Sachen erledigt, dann wiederholt sich das gleiche Ereignis nochmal beim Herausgehen. Keine Anstrengung braucht mehr gemacht zu werden, keine Kräfte aufgebracht, keine Berührung mit dem Gebäude findet mehr statt, keine Materialemp-

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findung oder plastische Erfahrung tritt mehr auf. Es gibt nur noch einen ungreifbaren Griff, der, weil man ihn gar nicht mehr greifen kann, als Griff völlig unbegreiflich geworden ist. Denn wozu dient denn noch ein Griff, den man gar nicht greifen kann? Eine Revolution der (Be)griffe Schauen wir zum Schluss auf diese ganze Entwicklung der Türgriffe zurück, so könnte bei einer nur äußerlichen Betrachtung leicht die Frage entstehen ob man jetzt die Zeit noch im Griff hat oder nicht eher in den Griff der Zeit geraten ist. Ein Phänomenologe darf aber nie bei einer nur äußerlichen Betrachtung stehen bleiben, sondern soll versuchen, ins Innere der Dinge hervorzudringen. Was spricht sich dann im Innern aus? Türgriffe sind letztendlich auch nicht da um sie anzuschauen sondern um sie zu begreifen und durch ihre Türe ins Innere hervorzudringen!

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Tut man dies buchstäblich, so kommt man im Falle des letzten Griffes ins Foyer des Verwaltungsgebäude, ins eigentliche Herz der Hochschule. Und tatsächlich, sobald wir in dieses Innere hervorgedrungen sind, stellt sich uns eine Frage! Er hängt in Form eines weißen Banners vom Geländer herunter und fördert uns auf zu ‘eine(r) Revolution der Begriffe‘. Aber was ist denn das? Steht da wirklich ‘eine Revolution der Begriffe‘? Durch eine Falte im Tuch ist es etwas schwierig zu lesen. Ist es nicht gut befestigt und hängt leicht herunter oder ist es eine geheime Botschaft des Geistes der Hochschule? Was sagt diese Falte wirklich aus? Schauen wir noch mal genau zu und bleiben bei der Wahrnehmung! Da wird gar nicht zu ‘einer ‘Revolution der Begriffe‘, sondern zu ‘einer Revolution der Griffe‘ aufgefordert! (12)


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Mittwochsforum / Bauen im Bestand

Verantwortlich: Prof. Nikolaus v. Kaisenberg / Lehrgebiet Architektur und Gesellschaft

In diesem Frühjahrssemester hat der Fachbereich Architektur das Mittwochsforum unter das Thema Bauen im Bestand, Denkmalpflege sowie Umnutzung gestellt. Unter diesen großen Oberbegriff ließ sich eine Vielzahl von unterschiedlichen Referenten mit unterschiedlichen Schwerpunkten einladen. Dementsprechend reichte die Palette von Themen von Kirchenumbauten, Bunkerumbauten, Palaisumbauten, Fabrikumbauten bis hin zur baulichen Gewaltprävention in bestehenden Umgebungen. Für das Thema Kirchenumbauten haben wir Link Architekten besucht, die ihr Büro und einige Wohnräume in einer ehemaligen Kirche haben. Weiterhin konnten wir den Umbau einer Klosterkirche durch Kaiser Schweitzer Architekten in Büroräume für eine Energieagentur in Aachen sehen. Weiterhin zeigte er uns ein innovatives Umbauprojekt in Aachen. Hierbei ging es um die Umnutzung einer alten Fabrik in Wohnungen und Wohngruppen für Menschen mit Demenz. Bei diesem Projekt konnten Wohnen und Betreutes Wohnen

auf engen Raum zusammengebracht werden. Über dies hinaus konnte der Hinterhofcharakter, den die Fabrik verbreitete, beseitigt werden und so eine Aufwertung des gesamten Blocks erfolgen. Eine weitere Bereicherung der Vortragsreihe war die Möglichkeit, Projekte der RWTH Aachen zu sehen, die von der Studentin Olga Zukovskaya eingebracht wurden. Über dies hinaus konnten wir den Umbau eines Bunkers in ein Wohnhaus durch Mick Amort sehen. Weitere Hinweise auf die praktische Arbeit erhielten wir durch Prof. Georg Giebeler; dieser machte insbesondere darauf aufmerksam, dass auch Altbauten bestimmten Systematiken folgen, die in alten Lehrbüchern durchaus zu finden sind. Weiterhin hat uns Stefan Wirth von RHWArchitekten aus Hamburg über Nachnutzungen von Schulen, Kasernen und dem Palais Oppenheim in Köln informiert. Weitere Referenten im Mittwochsforum bzw. Veranstaltungen waren: Lars Wittstock, Detlev Schürmann und.... Söhnke Schröder (2. Jahr)

Oben und links: Prof. Benedikt Stahl im Gespräch mit Dipl. Ing. Link / Außenraum der ehemaligen Kirche / Prof. Rink im MiFo // Ganz oben: Umbau eines ehemaligen Bunkers durch Amort Architekten / Text: S. Schröder für MiFo


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Im Interview mit Prof. Dr.-Ing. Evelin Rottke mag im Interview mit Prof. Dr.-Ing. Evelin Rottke / Prof. Rottke ist seit Februar 2010 am Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule. Davor war Sie langjährige Dozentin für konstruktives Entwerfen an der RWTH Aachen.

Einen schönen guten Tag Frau Rottke! Seit dem Frühjahrsemester dieses Jahres lehren Sie als Professorin für Ingenieurwissenschaften die Tragwerkslehre am Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule. Ich nehme an, dass der Weg zu diesem Ergebnis nicht unbedingt klassisch vorgegeben gewesen sein konnte. Oder täusche ich mich da? E.R.: Nein, mein Werdegang als Architektin, und besonders als Architektin mit Schwerpunkt auf Tragkonstruktionen und Computerunterstützung, ist definitiv alles andere als klassisch. Zur Architektur fand ich über mein Interesse an der Mathematik und der Logik. Ich suchte nach einer Möglichkeit, Technik im Kontext mit sozialen Fragestellungen anwenden zu

können. Nach einem Orientierungsjahr in Frankreich entschied ich mich zum Studium der Architektur an der RWTH Aachen. Konnten Sie ihre Leidenschaft für Mathematik damals schon einsetzen? E.R.: Ich spezialisierte mich im Laufe des Studiums zunehmend auf die Informatik im architektonischen Kontext, was damals - Anfang der 80er Jahre - absolut Basic und ungewöhnlich war. Es existierten nur rudimentäre Werkzeuge zur technischen Zeichnnug auf PC. Ich begann, eigenständige Programme zu schreiben und beteiligte mich als HiWi an Forschungsprojekten des Lehrstuhls für Tragkonstruktionen in Aachen.

Ich empfand die Präzision und Eindeutigkeit der Informatik dabei als willkommenen Ausgleich zu der vermittelten Lehre in Gestaltung und soziologischen Aspekten. Machten Sie Ihren Diplomabschluss bereits auf CAD-Basis? E.R.: Tatsächlich war es damals eine absolute Rarität und eher revolutionär, eine Diplomarbeit mit CAD gezeichneten Plänen - alles noch in 2D abzugeben. Nach meinem Abschluss konnte ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der RWTH Aachen meine Forschung in diesem Bereich weiterentwickeln. Die Atmosphäre damals war eine


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sehr innovative - ein Team aus etwa 6 Architekten und Bauingenieuren , die sich für die Computerunterstützung in der Architektur begeisterten. Wir fühlten uns wie Pioniere, deren Arbeit erst einige Zeit später auf Akzeptanz stieß. Dabei konnte ich mit der Arbeit am Lehrstuhl wiederum beide Aspekte vereinen – Einerseits mein Wunsch, für den Menschen tätig zu sein durch meine Lehrtätigkeit .. Und auf der anderen Seite forschte ich zu dem Thema der Computerunterstüt zung des Tragwerkentwurfes, woraus auch meine Dissertation hervorging.

bare Grösse des Fachbereichs. Die Atmosphäre ist sehr gut, ich habe das Gefühl, dass hier viel Potential vorhanden ist. Das Verhältnis zwischen den Kollegen ist sehr entspannt und der direkte Kontakt zu den Studenten ist natürlich auch von besonderem Vorteil. Was mir auch gut gefällt - und das ist auf seine Weise sehr innovativ, auch von Seiten der Hochschule - ist, dass ich an einer Hochschule für Kunst und Gesellschaft als Professorin für Ingenieurwissenschaften arbeiten darf.

Die konstruktive Logik abseits des Selbstzwecks?

Das klingt sehr vielversprechend. Gibt es aus ihrer Erfahrung heraus - Sie haben ja den Vergleich zu international angesehenen Universitäten - konkrete Möglichkeiten, wie Sie ihr Wissen hier einbringen werden?

E.R.: Genau. Es geht mir sehr darum, innerhalb meiner Arbeit, auch in der Lehre und Entwurfsbetreuung, die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und funktionalen Aspekten in Einklang zu bringen mit etwaigen konstruktiven Herausforderungen, da diese selbst in hohem Maße Einfluß auf die Umwelt nehmen können. Im Vordergrund steht der Entwurf des Tragwerks – nicht dessen Berechnung. Das Tragwerk als integraler Bestandteil des Gesamtentwurfs sollte möglichst früh in den Entwurfsprozeß eingebunden werden. Diese Denkweise und Methodik habe ich in den letzten Jahren stark miterleben und verfeinern können und konnte besonders in der Lehre die Verbindung zwischen gesellschaftlich-gestalterischem und konstruktivlogischem Entwerfen umsetzen. Sie sind seit Anfang dieses Jahres als Professorin hier an die Alanus Hochschule berufen worden. Was ist für Sie der spürbar grösste Unterschied in Ihrer Tätigkeit? E.R.: Meine bisherigen Arbeitsumgebungen – Aachen und zwei Jahre als Vertretungsprofessorin die TU Graz waren sehr große Hochschulen. Was mir an der Alanus Hochschule von Anfang an sehr gut gefallen hat, ist die vergleichsweise überschau-

E.R.: Ich hoffe unter anderem eines meiner Anliegen hier weiter fortführen zu können: Vor zehn Jahren habe ich begonnen, mich mit Bambus als Baumaterial für Tragkonstruktionen zu beschäftigen. In diesem Bereich hoffe ich auf die Teilnahme und Begeisterung der Studenten an unserem Fachbereich. Aus meiner Erfahrung hat sich da gezeigt, dass Studenten besonders durch ein hohes Maß an Selbstbeteiligung Motivation und Freude für ein Thema entwickeln und dann voll bei der Sache sind. Zusätzlich pflege ich natürlich den fachlichen Austausch mit Kollegen und Freunden verschiedenster Universitäten und möchte aktiv dieses Wissen durch meine Professur an die Studenten an der Alanus Hochschule weitergeben. Wie sehen Sie die Kombination der künstlerischen Herangehensweise und einer CAD-gestützten Ausarbeitung von Entwurfskonzepten? E.R.: Das grosse Thema für mich ist momentan eine Synthese, die sich auch in der Entwicklung neuer Architekturprogramme abzeichnet, das sogenannte Building Information

Modelling (BIM). Die Zeichnung ist in dieser Form ein Teil einer viel umfassenderen Datenbank aller Informationen, die man über einen Entwurf zusammentragen kann. Den grossen Vorteil darin sehe ich, dass alle Informationen logisch verknüpft sind, so dass durch Änderungen eine Konsistenz des Gesamtentwurfs gewahrt wird. Zudem kann der Entwerfer mit Hintergrundwissen und Zusatzanalysen unterstützt werden – das ist natürlich wieder interessant für den Tragwerkentwurf. Wie stehen Sie zu den im Vergleich knapperen Ressourcen, die Ihnen an der Alanus, neben der Freiheit die eigene Lehre vertreten zu können, geboten werden? E.R.: Da bin ich ganz zuversichtlich, meine Erfahrungen als Pionierin sinnvoll einsetzen zu können. Natürlich gibt es hier Herausforderungen, die einem Kreativität und Offenheit abverlangen, aber zum einen ist es ja auch das, was hier die Atmosphäre ausmacht, andererseits entspricht es aber auch meiner Einstellung, sich die Wege neu und selbst erschließen zu können. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, wie wir es als Fachbereich schaffen werden, gemeinsam Wege und Möglichkeiten der Architektur abseits ausgetretener Pfade zu erobern. Frau Rottke, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Interview!


Tivoli ist Aachen

Das Sportgelände Soers in Aachen ist in den letzten Jahren komplett umgestaltet worden -- das CHIO-Reitsportstadion ist modernisiert worden -- das neue Fußballstadion Neuer Tivoli wurde 2009 eingeweiht. In diesem Zuge wurden auch neue Konzepte für die Stadtentwicklung erarbeitet. Die bestehende Eisporthalle und ihr Umfeld wirken in diesem Zusammenhang nicht zeitgemäß. Aufgabe der Studenten ist die städtebauliche Neustrukturierung des bestehenden Eisportgeländes, die Bezug auf die aktuellen Planungen des Umfeldes nehmen soll. Ziel ist die Entwicklung eines Konzeptes für einen modernen Veranstaltungsbereich mit multifunktioneller Nutzung, die der zentralen Adresse an einer der Hauptzufahrten Aachens gerecht wird. Semesterentwurf / Prof. Marek Nowak / Lehrgebiet konstruktives Entwerfen Prof. Dr.-Ing. Evelin Rottke / Lehrgebiet Ingenieurwissenschaften


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Exkursion nach Aachen / Die Tivoli-Eissporthalle und ihr Umfeld. Gemischte Gefühle aus historischen Gebäuden, Brachflächen und vorstädtischer Industrie. Die Präsentationen der 7 Arbeiten zeigten Perspektive, frisches Denken und weitgehend durchdachte Konstrukionskonzepte als Basis der Entwürfe. Fotografien / Julian Fischer, Yohanna Vogt, Max Ullrich


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Die Konsequente Student: Entwurfskonzept: Betreuung: Semester:

Clemens Schmitz-Michels Konstruktive Ästhetik Prof. Marek Nowak / Prof. Dr.-Ing.Evelin Rottke 11

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Ansicht Tragseilknoten Maßstab 1:20 1 2 3 4 5 6 7 8

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Stütze Durchmesser 600-1000/20-45 mm Tragseil Durchmesser 99 mm Tragseil (diagonale Aussteifung) Durchmesser 89 mm Knotenpunkt Gussteil 1800/2000/30-90 mm mit 4 Seilanschlüssen Membran Glasfibergewebe beschichtet Gewebegurt Lasche zur Aufnahme der Tangentialkraft Stützenkappe mit 4 Haupt- und 12 Neben-Seilanschlüssen für das Seilnetz der Anschlusshaube Anschlusshaube Seilnetz mit ETFE-Folie bespannt

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Ansicht Dachnarbe unten Maßstab 1:50

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Legende v.l.n.r. A / Lageplan B / Colloseum C / Detail Aufh채ngung D / Detail Kreisanker E / Grundriss F / Schnitt

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Der Bogen 체ber dem Eis Student: Entwurfskonzept: Betreuung: Semester:

Julian Fischer Weitgefasste Bez체ge und grosse Radien Prof. Marek Nowak / Prof. Dr.-Ing.Evelin Rottke 10

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Legende v.l.n.r. / A / Lageplan B / Beispiel Sidney Opera C / Skizze Raum Modellierung D / Skizze Geb채udekanten E / Tragwerkskonstruktion Halle F / Grundriss G / L채ngsschnitt


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Tivoli XO Aachen Studenten: Entwurfskonzept: Betreuung: Semester:

Yohanna Vogt Bedingte Zusammenh채nge lyrisch umgesetzt Prof. Marek Nowak / Prof. Dr.-Ing.Evelin Rottke 8

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Legende v.l.n.r. / Lageplan Die Cassinische Kurve im Modell Detail - Schnitt Querschnitt Grundriss Ost-Ansicht


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Grundlage des Entwurfes ist die Cassinische Kurve. In ihrer Sonderform, der Lemniskate durchwebt sie das gesamte Grundstück und umspannt auf der einen Seite den Park, sowie das historische Bestandsgebäude, auf der anderen die Halle. Zur Krefelder Strasse hin ist der Park introvertiert, durch eine Präsentationsgalerie weitestgehend eingerahmt. Sie läuft zur Halle hin aus und bietet auf der Parkseite durch Sitzstufen Verweilmöglichkeiten. Mittelpunkt des Parks ist eine Wasserfläche, die auf die zwei anderen Aggregatzustände des Wassers, Eis und Dampf im inneren der Gebäude hinweist und ergänzt. Das Bestandsgebäude wird dem Sportpark als Restaurant dienen und in den Park integriert. Die Halle wird von einem Spabereich, sowie einem Verwaltungs- und Seminargebäude ergänzt. Das Tivoli XO ist eine Multifunktionshalle auf der Basis eines Eishockeyfeldes. Bei regulären Veranstaltungen fasst sie eine Besucherzahl von 6500 Menschen. Ein großzügiges Foyer empfängt den Besucher und führt ihn in einen offenen Bereich mit Icebar und Sitzmöglichkeiten. Das Tragwerk der Halle besteht in seiner Primärkonstruktion aus zwei ineinander verschränkten Druckringen, über die ein antiklastisches (gegensinnig gekrümmtes) Seiltragwerk in Form einer PTFE- beschichteten Glasfasermembran gespannt ist. Yohanna Vogt


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Diplom

Ensemble am Schliersee Student: Entwurfskonzept: Betreuung: Semester:

Hardi Toenessen Umbau und Erweiterung eines bestehenden Hauses am Schliersee Prof. Benedikt Stahl / Prof. Swen Geiss Diplom

Hardi Tönnesen entwickelt in seiner Diplomarbeit ein umfangreiches Nutzungs- und Gestaltungskonzeptes für das kürzlich von ihm und seiner Lebensgefährtin erworbene Haus in den Bergen. Der ortsprägende Typus des Bauern- oder Wohnhofes steht als Pate der Entwurfsidee früh fest. Viele Studien und alternative Szenarien zur Frage zukünftiger Nutzungsmöglichkeiten der neuen Häuser verdichten sich zu einem Entwurf von drei Gebäuden die einen gemeinsamen Hof bilden. Das vorhandene

Haus wird behutsam umgebaut und sowohl konstruktiv wie energetisch den aktuellen Bedürfnissen angepasst. In einem weiteren Haus – eine Art Wohnturm – könnte ein Freund wohnen und eine dritte Einheit beherbergt entweder das gemeinsame Atelier oder wird vorübergehend für kleine Ferienappartements genutzt.

Das Ergebnis der Arbeit überzeugt durch die Vielfalt an Ideen die mit großer Präzision ausformuliert und ansprechend dargestellt werden. Das alles bleibt kein Traum: die Sanierung des Altbaus hat bereits begonnen, der Anfang ist gemacht. Ob es wohl eines Tages rosa rausgeputzt im mag erscheint?


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Legende v.l.n.r. / Einf체hrung: Prof. Benedikt Stahl Ausstellungsansicht Lageplan / Bepflanzung Visualisierung Umbau Bestand Visualisierung Ateliergeb채ude Einfahrtssituation Innenraum G채stehaus


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Drumherum Auf diesen Seiten zeigen wir, was aus Ideen und Entwürfen, die in den Köpfen der Architekten hier entstehen werden kann, werden wird oder schon entstanden ist.

beispielhaft.com Links: im Brunnenhof der Residenz / Bonner Wissenschaftsnacht Zum zweiten Mal beteiligt sich die Künstlergruppe an der Bonner Wissenschaftsnacht mit einer raumgreifenden Performance. Raumwirkung und Abbildung des Prozesses standen auch dieses Jahr im Vordergrund der Installation, die immer nur 12 Stunden existieren kann. Unten: Aktion am Johannishof / ‚Blickfeld‘-Tage Alanus Hochschule Jedes Jahr im Frühling können Besucher die verschiedenen Ausbildungen an der Hochschule und die innerhalb eines Jahres entstandenen Werke erleben. Die Künstlergruppe um Willem-Jan Beeren, Paul Jonas Petry und Ludger Krause-Sparmann nimmt sich dabei den Innenhof des Campus I vor, und wandelt mit bestechender Einfachheit und Konsequenz das Bewusstsein der Besucher für Raum- und Spannungsverhältnisse. www.beispielhaft.com


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Söhnke Schröder mit Max Ullrich Unten: Farbrythmus im Verwaltungstrakt der Hochschule / Realisation des Innenraumentwurfs Die beiden Studenten aus dem 2. Bachelorjahrgang konnten im Gang der Verwaltung der Hochschule den eigenen Entwurf einer Farbgestaltung umsetzen. Der Entwurf geht auf Söhnke Schröder zurück, bei der Ausführung war Max Ullrich, der für den Gang auch Sitznischen entwarf, tatkräftig unterstützend dabei. Das Projekt wurde im Fach ‚Vertiefung Innenraum‘ in Zusammenarbeit mit Prof. Benedikt Stahl entwickelt und konnte mit großzügiger Unterstützung der Firma Brillux umgesetzt werden.


Diplom

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Umbau in Malmö Ole Küpers Umnutzung und Umbau einer Busgarage in Malmö / Schweden Prof. Swen Geiss Diplom

Student: Entwurfskonzept: Betreuung: Semester:

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Growth I

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Legende von oben nach unten Conversion

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Rendering Bürokomplex / Lageplan o.M. / Rendering Gesamtsituation / Skizze der Nutzungsszenarien / Grundriss o.M. / Konstruktion Bürokomplex o.M. / Entwurfserklärung Ole Küpers I

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Urban design approach

General approach and concept

The main approach of the urban design concept is to develop the existing ´Busgarage´ as a centre of the block Spårvägen by integrating new buildings into existing axis given by the school and the ´Busgarage´.

The city has to get transferred into the empty building! There are 12.000 m² of empty space! Life has to come back and take it over. Through this process, the building will get rooted in the urban fabric of the city. By linking it to the surrounding site and creating a new ´interactive´ program to integrate people and give them space to participate, the place will develop its very own charm and character which can not be planned or designed beforehand.

The new design picks up the concept of existing building structures with their enclosed yards providing wind shelter. A certain size of the blocks ensures plenty of daylight within the inner courtyards and offers usage of passive solar potentials. A grid of new paths and squares is connecting school and `Busgarage´, the two public, cultural and educational institutions within the block. The new squares offer a setting of diverse new meeting points and ´spaces to be´. All squares towards the block edges are supposed to connect Spårvägen with the surrounding sites and to attract people to ´walk in´. The central square is to be the new hart of the block together with the ´Busgarage´. It offers a sheltered space with a high habitation quality.

The main idea is, to offer space and the right circumstances for people to develop their own active interest depending on their own needs. That will create a healthy identification of people with the building and the whole project. To allow the recycling and reuse of the whole space, there has to be a wide range and diversity of different new functions and users. The ´Busgarage´ is intended to become an open building, which invites active involvement by people from all aspects of the society, a place where integration is happening

by encouraging participation and own initiative. To make the whole project financially viable there has to be a combination of commercial activities that generate higher incomes, and others that are less lucrative but attractive for other reasons. This design is the approach to show different options for a re-develeopment of the ´Busgarage´ in a status X scenario. Because of its size the it will take a while to convert the whole building an fill it with life. The status X scenario consists out of many small and a few big changes and interventions into the existing building structure. Most of them can be done step by step. This project can not be seen as a final design! It is the concept for a possible transformation that lives from participation and therefore has to become an ongoing process of development.

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Organische Architektur „In der organischen Architektur ist es völlig unmöglich, das Gebäude als eine Sache zu betrachten, die Einrichtung als eine andere und Standort und Umgebung als wieder eine andere. Der Geist, in dem diese Bauten konzipiert sind, sieht all dies gemeinsam als ein Ding. Alle müssen sorgsam vorgeplant und der Natur des Gebäudes entsprechend beschafft werden. All diese Dinge sollten lediglich zu Einzelheiten des Charakters und der Vollständigkeit des Gebäudes werden. Eingebaut (oder weggelassen) werden Beleuchtung, Heizung und Ventilation. Selbst die Stühle und Tische, Schränke und sogar die Musikinstrumente - wo es sich durchführen lässt - gehören zu dem Gebäude selber, sie sind niemals nur Einrichtungsstücke, die bloß hineingestellt werden. (...) So einen menschlichen Wohnplatz zu einem vollendeten Kunstwerk zu machen, in sich selber ausdrucksvoll und schön, innig auf das moderne Leben bezogen und geeignet, bewohnt zu werden, zu einem Kunstwerk, das sich freier und angemessener den individuellen Bedürfnissen der darin Lebenden hingibt und selbst eine harmonische Wesenheit ist, das in Farbe, Bild und Natur mit den notwendigen Forderungen übereinstimmt und seinem Charakter nach wirklich ihr Ausdruck ist - das ist eine grosse, moderne amerikanische Chance in der Architektur. Echte Grundlage einer echten Kultur (...) Das moderne Gebäude ist im Gegensatz zu früheren unvernünftige Anhäufungen von Teilen ein organisches Wesen. Bestimmt haben wir hier das höhere Ideal der Einheitlichkeit als innigere Verwirklichung des Ausdrucks des eigenen Lebens in der eigenen Umgebung. Eine einzige große Sache statt einer widersprüchlichen Kollektion so vieler kleiner Dinge.“

Text: Frank Lloyd Wright Auszug aus der Einleitung zu seiner ersten Werkschau-Publikation / 1910 Foto: Prof. Pieter v.d. Ree / House Fallingwater


„Die Kunst bildet nicht das Sichtbare ab, sie macht sichtbar“- Paul Klee „Je mehr Liebe man gibt, desto mehr besitzt man davon“ - R.M. Rilke „Es gibt Städte, die sind stumm und es gibt solche, die klingen“ - Aristoteles „Form folgt Funktion - das ist oft missverstanden worden. Form und Funktion sollten Eins sein, verbunden in einer spirituellen Einheit“ - Frank L. Wright „Weniger ist mehr“ - L.M. van der Rohe „It is your mind that creates this world“ - Siddharta Buddha

ISSN: 2190 - 3565 | Im September 2010 Herausgeber: Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft gGmbH | Fachbereich Architektur Prof. Nikolaus v. Kaisenberg | Villestr. 3, 53347 Alfter | www.alanus.edu | architektur@alanus.edu Redaktion: Dipl. Ing. W.-J. Beeren, S. v. Heereman | Konzept: S. v. Heereman Lektorat: Prof. Nikolaus v. Kaisenberg, Prof. Benedikt Stahl | Gestaltung: S. Heereman | Druck: Köllen Druck Herzlichen Dank allen teilnehmenden Studenten und Dozenten für die tolle Unterstützung!


ISSN: 2190 - 3565 | September 2010


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